Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag
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178 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />
Kultur und Umgangsformen (Martin 1996). Marshall (1995) fand beispielsweise folgende<br />
Gründe für Frauen in Führungspositionen, ihre Position aufzugeben: männliche<br />
Organisationskultur (feindschaftlicher Umgang, Isolation), die Suche nach einem ausgeglichenerem<br />
Leben und das Aufgeben von demotivierenden Rollen und Aufgaben.<br />
Die befragten Frauen fühlten sich isoliert, ausgeschlossen, attackiert und permanent<br />
nach männlichen Kriterien beurteilt.<br />
Analog zum physischen Ausschluß funktioniert der interne Ausschluß über die Bestärkung<br />
der Geschlechterpolaritäten, deren wirksamste Durchsetzungsmittel in das Feld<br />
der sexuellen Belästigung fallen. In Männerdomänen wird Distanzierung durch Belästigungsverhalten<br />
betrieben, das mögliche Angleichung, Verständigung und Nähe zwischen<br />
den Geschlechtern verhindert. In der Tat finden die meisten und die gravierendsten<br />
Belästigungsfälle in Männerdomänen statt, und zwar nicht von Vorgesetzten, sondern<br />
von gleichrangigen Kollegen ausgehend (Gruber et al. 1996, Holzbecher 1996).<br />
Aber nicht nur manifeste sexuelle Belästigung, sondern die Sexualisierung der<br />
Frau schlechthin trägt dazu bei, sie auf Distanz zu halten, abzuwerten und gleichzeitig<br />
Kameraderie im Männerbund zu pflegen. Sexualisierung bedeutet, daß die Frau in erster<br />
Linie in ihrer sexuell-erotischen Rolle, weniger in ihrer Rolle als Fachfrau und Führungskraft<br />
gesehen und dementsprechend behandelt wird. Damit wird auch ihre Tätigkeit<br />
sexualisiert: Es wird von ihr erwartet, die zwischenmenschlichen Kontakte zu regeln,<br />
ein angenehmes Arbeitsklima herzustellen und die anwesenden Männer mit<br />
Charme und schönem Äußeren zu erfreuen. Hier ist im übrigen ein Grund dafür zu finden,<br />
daß Frauen eher nach innen orientierte Aufgabenbereiche haben als mit Außenkontakten,<br />
Reisen und Repräsentation verbundene Tätigkeiten.<br />
Erleichtert wird die Sexualisierung der Frau und ihrer Tätigkeit durch eine lockere,<br />
informelle Atmosphäre, wie sie in Führungskreisen gerne nach außen dargestellt wird.<br />
Obwohl es überall in Organisationen Nischen und Spielräume für Sexualität gibt (<strong>Rastetter</strong><br />
1994, S.162ff), ist sie doch leichter dort auszuleben, wo wenig Überwachung,<br />
viele informelle Treffen (Arbeitsessen, Reisen, private Besprechungen) und große<br />
Handlungsspielräume existieren. Die Definitionsmacht über die Art der Sexualität haben<br />
jene, die in der Mehrheit, in den mächtigeren Positionen oder mit mehr Legitimität<br />
ausgestattet sind. Sexualisierte Diskurse oder Handlungen bestärken Männer nicht nur<br />
in ihrer Männlichkeit, sondern fördern ihr Zusammengehörigkeitsgefühl über hierarchische<br />
Grenzen, Klassen- oder Rassenschranken hinweg. Vereinzelte Frauen in Männerdomänen<br />
haben kaum die Möglichkeit, mit Gegendiskursen zu antworten; sie können<br />
sich höchstens individuell wehren, der Erfolg hängt von persönlichen Fähigkeiten und<br />
situativen Gegebenheiten ab.<br />
8. Der Männerbund und die Frauen<br />
Die Rolle der Frauen im Männerbund wurde bis jetzt als relativ passiv beschrieben.<br />
Frauen waren lediglich symbolisch als die „anderen“ bzw. real als die in der Peripherie<br />
wirkenden Komplementärgestalten ihrer bündisch organisierten Männer in Erscheinung<br />
getreten. Ihre aktive stabilisierende Funktion für den Männerbund ist aber<br />
schon deshalb nicht zu verleugnen, weil dieser ohne ihr Zutun nicht lange existieren<br />
könnte. Es stellt sich also die Frage, inwiefern Frauen von der Existenz der Männerbün-<br />
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