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Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag

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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 177<br />

7. Strategien des Männerbundes<br />

Derzeit ist zu beobachten, daß es seit der Verschlechterung der wirtschaftlichen<br />

Lage in Deutschland um das Thema der Frau in Führungsposition still geworden ist,<br />

und daß die Euphorie der siebziger und achtziger Jahre über steigende Zahlen mächtiger<br />

Frauen gedämpft ist. Konkurrenz, Karrierismus und Egoismus scheinen in Zeiten größerer<br />

Arbeitsplatzunsicherheit mehr Bedeutung zu gewinnen und das Management von<br />

Unternehmen noch kalkulierter, menschenfeindlicher und profitorientierter handeln zu<br />

lassen als je zuvor. Da aber auch Manager nicht vor ihrer eigenen Wegrationalisierung<br />

gefeit sind, ist diese härtere Gangart, die ein rigides Bild traditioneller Männlichkeit<br />

präsentiert, auch als Versuch zu werten, das eigene Selbstbild als erfolgreichen Mann<br />

aufrechtzuerhalten und gleichzeitig unerwünschte Konkurrenz von Seiten der Frauen<br />

abzuwehren, die ausgerechnet in einer Krisenzeit mit den Männern um rare Arbeitsplätze<br />

kämpfen wollen.<br />

Der Männerbund lebt aber nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum, sondern muß<br />

sich den historischen und sozialen Entwicklungen stellen. Er hat nicht nur den Skandal<br />

der Diskriminierung einer gut ausgebildeten Arbeitnehmergruppe zu legitimieren, sondern<br />

auch die ökonomische Verschwendung an Humanressourcen. Beide Argumente<br />

bedrohen den archaischen Männerbund und zwingen ihn, vormals unakzeptable Mitglieder<br />

aufzunehmen. Fatalerweise reagiert er darauf mit verstärktem Zusammenhalt<br />

statt steigender Offenheit, eine Tendenz, die er ohne die neuen Bedrohungen womöglich<br />

nicht (mehr) nötig hätte. In dieser Konstellation wird die durch vermehrte Zusammenarbeit<br />

erhoffte Erweiterung der Geschlechterrollen einer verstärkten Polarisierung weichen.<br />

Männerbünde sind verzweifelt darum bemüht, ihre Reviere zu behaupten, obwohl<br />

oder gerade weil nicht selten die Unternehmenspolitik dagegen spricht. Zuweilen müssen<br />

sie es hinnehmen, daß ihnen Frauen als Kolleginnen zur Seite gestellt werden. Für<br />

diese Fälle haben sie andere Maßnahmen entwickelt, denn zu ausschließenden Mechanismen<br />

des Männerbundes zählt nicht nur der Ausschluß von Personen aus der Organisation<br />

oder von bestimmten Arbeitsplätzen, sondern auch der Ausschluß anwesender<br />

Personen aus informellen oder internen Treffen bzw. Gruppierungen, der sog. interne<br />

Ausschluß. Dieser wird immer wichtiger, je weniger legitim es ist, Frauen von vornherein<br />

aus einem Bereich auszusondern. 2 Mit dem internen Ausschluß werden Information<br />

und Kenntniserweiterung der Ausgeschlossenen verhindert, womit er zum typischen<br />

Mechanismus heutiger Männerbünde gegen die Integration der Frau wird (Friedel-<br />

Howe 1990, Kanter 1993). Dabei schließen sich Männer noch enger als Gruppe zusammen,<br />

um die Distanz zur Frau zu vergrößern. Frauen mit Aufstiegswillen sprechen<br />

demzufolge immer wieder das Problem der informellen Netzwerke der Männer und des<br />

Nicht-Eingeweiht-Werdens in wichtige Informationen an, das zu ihrem Ausschluß trotz<br />

Mitgliedschaft führt (Sheppard 1989; <strong>Rastetter</strong> 1994, S.261). Nicht die Arbeit an sich<br />

bereitet diesen Frauen deshalb das meiste Kopfzerbrechen, sondern Interaktionsstile,<br />

2<br />

Gisler und Emmenegger (in diesem Band) zeigen interne Ausschlußprozesse am Beispiel<br />

der Institution Universität, indem sie auf das Konzept der sozialen Schließung zurückgreifen.<br />

177

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