Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag
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176 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />
nierung oder gar Ausschluß konfrontiert (vgl. Maas in diesem Heft). Homosexuelle stellen<br />
die größte Gefahr für die prekäre Mischung aus homosozialem Begehren und Homophobie<br />
dar (d.h. der irrationalen Angst vor und der Intoleranz von Homosexualität,<br />
vgl. Herek 1986), aber auch andere unerwünschte „Männlichkeiten“ (z.B. mangelnde<br />
Berufs- und Karriereorientierung, „neue Väter“) müssen durch Aufnahmeprüfungen und<br />
Regeln der Mitgliedschaft ausgesondert werden. Im Männerbund tradieren sich deshalb<br />
hegemoniale Männlichkeit und polarisierte Geschlechterbilder bis heute in besonders<br />
ausgeprägter Form.<br />
Kontrolle der Sexualität unter Männern geschieht zweitens über das Bestärken heterosexueller<br />
Normen: In Gesprächen und Witzen kann man sich als heterosexuell präsentieren<br />
und gleichzeitig Frauen abwerten (vgl. Collinson 1992, S.103ff); Sexwitze<br />
und sexistische Sprüche sind deshalb in praktisch allen Männerdomänen vorzufinden<br />
(Lach/Gwartney-Gibbs 1993; Gruber et al. 1996). Heterosexuelle Normen werden zudem<br />
bei Festivitäten mit Damenbegleitung und bei der Vorstellung der Ehefrau (oft bei<br />
Politikern, manchmal auch bei Bewerbern für Führungspositionen) mit Leben gefüllt.<br />
Frauen werden in Männerbünden zu symbolischen Vermittlerinnen männlicher Heterosexualität<br />
– entweder als periphere Figuren der Männergruppen (als Bedienungen,<br />
Empfangsdamen, Prostituierte etc.) oder als Erzählfiguren in Geschichten und Witzen.<br />
Der Homosexuelle und die Frau werden im Männerbund als die „anderen“ konstruiert<br />
(vgl. Jacques Lacans und Simone de Beauvoirs Begriff der Frau als der „anderen“), die<br />
als Gegenbild (der Homosexuelle) bzw. als Komplementärfiguren (die Frau) die hegemoniale<br />
Männlichkeit des Männerbunds widerspiegeln.<br />
Zusammenfassend kann rekapituliert werden: Im Management finden sich die allgemeinen<br />
Merkmale von Männerbünden wieder.<br />
- Der Zugang ist mit Initiationsritualen verbunden, die dem Neuling vermitteln, daß<br />
seine Zugehörigkeit zur Führungselite ein Privileg darstellt.<br />
- Es existieren gleichzeitig starre Hierarchien, die Gehorsam und Unterwürfigkeit<br />
verlangen, und auf dem Prinzip der Gleichheit basierende Netzwerke und Solidaritäten<br />
(manchmal auch Verschwörungen), die einen ausgrenzenden Schulterschlußeffekt<br />
haben.<br />
- Die so entstandene Kameraderie ist nicht nur homosozial, sondern homoerotisch<br />
im Sinne eines gegenseitigen mann-männlichen Begehrens.<br />
- Ein Reglement von Verhaltensweisen und Umgangsformen verhindert eine allzu<br />
intime Nähe unter den Mitgliedern, die den höheren Zielen des Männerbundes zuwiderlaufen<br />
würde. Diese Ziele erfordern nicht nur Opfer (Gesundheit, Freizeit,<br />
Mußestunden, Zeit für die Familie), sondern auch eine gewisse Entindividualisierung<br />
der Mitglieder (Gleichschaltung der äußeren Erscheinung, der Meinungen,<br />
der Lebensstile).<br />
- Der Ausschluß der Frauen (und unpassender Männer) ist nach wie vor Bestandteil<br />
des Männerbundes, funktioniert aber nicht mehr per Dekret, sondern durch andere,<br />
subtilere Strategien.<br />
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