Daniela Rastetter - Rainer Hampp Verlag

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Rastetter: Männerbund Management (ZfP 2/98) 167 Daniela Rastetter * Männerbund Management. Ist Gleichstellung von Frauen und Männern trotz wirksamer archaischer Gegenkräfte möglich? ** Weder veränderte Ausgangsbedingungen (angeglichene Bildung, Verfall normativer Lebensbiographien, individualisierte Lebensläufe, geringe Kinderzahl etc.) noch neue Managementkonzepte oder gezielte Fördermaßnahmen konnten viel daran ändern, daß die Zahl der Frauen in Führungspositionen nach wie vor gering ist. Im Beitrag wird argumentiert, daß dafür ein vormodernes, gar archaisches Prinzip verantwortlich ist: der Männerbund. Es wird nicht nur gezeigt, daß Männerbünde in unserer modernen Gesellschaft nach wie vor existieren und wie sie wirken, sondern auch, daß sie konstitutives Merkmal von Managements sind und sich sogar gegen explizite Organisationspolitik stellen. Da aber auch am Männerbund gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Entwicklungen nicht vorbeigehen, muß er sich mit der Integration von Frauen auseinandersetzen. Es wird deshalb der Frage nachgegangen, wie neue Kooperationsstrukturen etabliert, Abwehrstrategien des Männerbundes verhindert und vorprogrammierte Konflikte zwischen den Geschlechtern verringert werden können. The number of women in leadership positions has remained small, in spite of a change in underlying conditions (e.g. access to equal education, freedom of opportunities, more liberal lifestyles, having fewer children), new management concepts, and special opportunity programs for women. In this paper I argue that an old, even archaic factor is responsible for this: the male network. I shall demonstrate that these male networks continue to exist and analyze how they work in our modern day society. I shall also show that male networks are a basic element of management, which resists even explicit organizational policy. However, since the male network is also subject to societal and labor market developments it has been forced to deal with the integration of women into the workplace. The paper explores how new structures of cooperation are established, how defense strategies of male networks can be avoided and how preprogrammed gender conflicts can be diminished. ______________________________________________________________________ * Dr. Daniela Rastetter, Dipl.Psych., wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Psychologie I der WiSo-Fakultät, Universität Augsburg. Arbeitsschwerpunkte: geschlechtervergleichende Organisationsforschung, Personalauswahl, Emotionsarbeit im Dienstleistungsbereich. Wichtige Veröffentlichungen Sexualität und Herrschaft in Organisationen. Opladen1994; Personalmarketing, Bewerberauswahl und Arbeitsplatzsuche. Stuttgart1996. ** Artikel eingegangen und akzeptiert: Februar 1998. 167

<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 167<br />

<strong>Daniela</strong> <strong>Rastetter</strong> *<br />

Männerbund Management.<br />

Ist Gleichstellung von Frauen und Männern trotz wirksamer<br />

archaischer Gegenkräfte möglich? **<br />

Weder veränderte Ausgangsbedingungen (angeglichene Bildung, Verfall normativer<br />

Lebensbiographien, individualisierte Lebensläufe, geringe Kinderzahl etc.) noch<br />

neue Managementkonzepte oder gezielte Fördermaßnahmen konnten viel daran ändern,<br />

daß die Zahl der Frauen in Führungspositionen nach wie vor gering ist. Im Beitrag<br />

wird argumentiert, daß dafür ein vormodernes, gar archaisches Prinzip verantwortlich<br />

ist: der Männerbund. Es wird nicht nur gezeigt, daß Männerbünde in unserer modernen<br />

Gesellschaft nach wie vor existieren und wie sie wirken, sondern auch, daß sie konstitutives<br />

Merkmal von Managements sind und sich sogar gegen explizite Organisationspolitik<br />

stellen. Da aber auch am Männerbund gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische<br />

Entwicklungen nicht vorbeigehen, muß er sich mit der Integration von Frauen auseinandersetzen.<br />

Es wird deshalb der Frage nachgegangen, wie neue Kooperationsstrukturen<br />

etabliert, Abwehrstrategien des Männerbundes verhindert und vorprogrammierte<br />

Konflikte zwischen den Geschlechtern verringert werden können.<br />

The number of women in leadership positions has remained small, in spite of a<br />

change in underlying conditions (e.g. access to equal education, freedom of opportunities,<br />

more liberal lifestyles, having fewer children), new management concepts, and<br />

special opportunity programs for women. In this paper I argue that an old, even<br />

archaic factor is responsible for this: the male network. I shall demonstrate that these<br />

male networks continue to exist and analyze how they work in our modern day society.<br />

I shall also show that male networks are a basic element of management, which resists<br />

even explicit organizational policy. However, since the male network is also subject to<br />

societal and labor market developments it has been forced to deal with the integration<br />

of women into the workplace. The paper explores how new structures of cooperation<br />

are established, how defense strategies of male networks can be avoided and how<br />

preprogrammed gender conflicts can be diminished.<br />

______________________________________________________________________<br />

* Dr. <strong>Daniela</strong> <strong>Rastetter</strong>, Dipl.Psych., wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Psychologie<br />

I der WiSo-Fakultät, Universität Augsburg.<br />

Arbeitsschwerpunkte: geschlechtervergleichende Organisationsforschung, Personalauswahl,<br />

Emotionsarbeit im Dienstleistungsbereich. Wichtige Veröffentlichungen Sexualität und<br />

Herrschaft in Organisationen. Opladen1994; Personalmarketing, Bewerberauswahl und Arbeitsplatzsuche.<br />

Stuttgart1996.<br />

** Artikel eingegangen und akzeptiert: Februar 1998.<br />

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168 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

1. Einleitung<br />

In der Managementforschung wird in den letzten zwei Jahrzehnten die Frage untersucht,<br />

warum trotz Ansteigens der Zahl weiblicher Beschäftigter in mittleren Positionen<br />

von Unternehmen sehr wenige Frauen in höheren und höchsten Hierarchiestufen zu finden<br />

sind (z.B. Ostner 1992, Engelbrech 1994, Hadler 1997). Betriebswirtschaftliche<br />

Überlegungen sprechen eigentlich für die vermehrte Beschäftigung von Frauen, da die<br />

Ablehnung vorhandener „Humanressourcen“ zu einer Verringerung des möglichen Profits<br />

beiträgt, hochqualifiziertes Personal suboptimal alloziert wird und „Return-on-<br />

Investments“ mangelhaft erfüllt werden (Hadler 1997). Zudem hat eine Reihe von Management-Ansätzen<br />

den Gewinn aus der Beschäftigung möglichst unterschiedlicher Arbeitnehmergruppen<br />

erarbeitet, nicht zuletzt im Hinblick auf die ebenso vielfältigen<br />

(künftigen) Konsumentengruppen; insbesondere das sog „Managing Diversity“-<br />

Konzept“ (z.B. Emmerich/Krell 1997) macht auf diesen Aspekt aufmerksam; aber auch<br />

andere human resource – Ansätze zielen darauf ab, potentielle Personalressourcen besser<br />

einzusetzen und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.<br />

Noch unverständlicher wird die asymmetrische Geschlechterverteilung in Führungspositionen,<br />

wenn man die offizielle Unternehmenspolitik betrachtet: Es sind oftmals<br />

keine diskriminierenden Mechanismen zu erkennen; im Gegenteil gibt es zahlreiche<br />

Frauenfördermaßnahmen sowie ernstgemeinte Bestrebungen, qualifizierte Frauen<br />

im Unternehmen zu halten, mit dem Ziel, Kenntnisse und Fähigkeiten aller Beschäftigten<br />

voll zu nutzen (Ihlefeld-Bolesch 1995, Osse/Dick 1995).<br />

All dies hat jedoch nicht zu der erhofften Erhöhung der Zahl von Frauen in Führungspositionen<br />

geführt. Resignativ wird konstatiert, daß Führungspositionen offensichtlich<br />

Männerdomänen sind, die – warum auch immer – äußerst stabil und veränderungsresistent<br />

zu sein scheinen. Der Begriff der Männerdomäne hat jedoch keine Erklärungskraft,<br />

sondern beschreibt nur den Zustand. Ein anderes Konzept kann dagegen<br />

besser erklären, warum Männer in Führungspositionen unter sich bleiben: der Männerbund.<br />

Während die Männerdomäne rein quantitativ definiert ist, zeichnet sich der Männerbund<br />

durch bestimmte Funktionen und Ziele aus, die auf dem Prinzip der Vergemeinschaftung<br />

beruhen. Der Männerbund ist daher ein konstitutives Element des Managements<br />

einer Organisation. Es soll deshalb zunächst untersucht werden, wie Männerbünde<br />

entstehen und inwiefern sich die Mechanismen klassischer Männerbünde in modernen<br />

Männerdomänen wiederfinden.<br />

Eine Folge des Männerbundes besteht darin, daß die aufgrund gesellschaftlicher<br />

Veränderungen und betriebspolitischer Maßnahmen forcierte Aufnahme von Frauen ins<br />

Management zu Verunsicherung und Konflikten zwischen den Geschlechtern führt und<br />

die Integration weiterer Frauen erschwert – und in vielen typischen Männerdomänen ist<br />

die Anzahl der Frauen sogar wieder rückläufig! Immer neue Fördermaßnahmen durchzusetzen,<br />

wird an der Barriere des Männerbundes so lange scheitern, wie dieser seine<br />

Privilegien zu sichern versucht. Eine weitere zu klärende Frage ist deshalb, wie in Zukunft<br />

Frauen und Männer kooperieren können, ohne in den Teufelskreis von Fremdund<br />

Selbstausgrenzung zu geraten.<br />

168


<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 169<br />

2. Die Männerdomäne<br />

Im allgemeinen werden all jene Organisationen, Organisationssegmente, hierarchischen<br />

Ebenen oder auch Branchen Männerdomänen genannt, in denen rein quantitativ<br />

überwiegend Männer tätig sind. Es existiert zwar kein allgemein verbindliches Abgrenzungskriterium,<br />

ab welchem Prozentsatz von einer Männerdomäne gesprochen werden<br />

kann, aber nach Kanter (1993) erscheint ein Richtwert von bis zu 15% Frauen sinnvoll.<br />

Männerdomänen lassen sich sowohl in horizontaler Segmentierung (verschiedene<br />

Branchen sind überwiegend männlich oder weiblich besetzt), als auch in vertikaler<br />

Schichtung festmachen. Vertikal ist Hierarchie einer der wichtigsten geschlechtertrennenden<br />

Faktoren, und da die meisten Organisationen hierarchisch aufgebaut sind, ist die<br />

asymmetrische Geschlechterverteilung über Hierarchien praktisch überall vorzufinden.<br />

In der Männerdomäne Management sind die Zahlenangaben über den Anteil von<br />

Frauen in Führungspositionen je nach Abgrenzungskriterien unterschiedlich. Für die<br />

vorliegende Themenstellung ist dies allerdings weniger gravierend, weil – egal wie Management<br />

und Führungsebenen definiert und eingeteilt werden – der Anteil der Frauen<br />

lediglich im mittleren Management von mittelständischen Unternehmen die 15%-Marke<br />

leicht übersteigt, während er im Top-Management von Großunternehmen nur 3,2% beträgt<br />

(Hadler 1997, S.312). Aber Frauen sind nicht nur quantitativ in Führungspositionen<br />

benachteiligt, sondern verdienen, wenn sie in Führungspositionen sind, im Vergleich<br />

zu ihren männlichen Kollegen weniger Geld, empfinden mehr Streß und Überlastung<br />

durch familiäre und sonstige private Verpflichtungen, bekommen weniger nach<br />

außen repräsentative Aufgaben sowie weniger attraktive Angebote für ihre weitere berufliche<br />

Entwicklung (Collinson/Hearn 1996, S.2; Hadler 1997, S.313).<br />

3. Von der Männerdomäne zum Männerbund<br />

In einigen organisationstheoretischen Ansätzen taucht der Begriff der Vergemeinschaftung<br />

als Element einer Organisationsstruktur auf (vgl. Türk 1995). Im Ansatz von<br />

Türk beruht Vergemeinschaftung auf Mitgliedschaft und Grenzziehung nach außen. Die<br />

staatlich zugelassene Vereinigungsfreiheit läßt eine Fülle von Organisationen entstehen,<br />

die durch Vergemeinschaftung personelle Aus- und Eingrenzungen vornehmen und somit<br />

soziale Ungleichheit reproduzieren. Interne Gesamt- oder Subkulturen bilden eine<br />

spezifische Solidarität und Loyalität aus, die auf kollektive Interessenwahrung gegenüber<br />

Nicht-Mitgliedern abzielen. D.h., Organisationen können nur entstehen, wenn klar<br />

ist, wer Mitglied ist und wer nicht, so daß Interessen und Ressourcen gegenüber Nichtmitgliedern<br />

gewahrt werden können. Dadurch werden die ausgeschlossenen gesellschaftlichen<br />

Gruppen marginalisiert, und zwar nicht nur durch Nicht-Teilhabe an den<br />

Vorteilen, die eine solidarische Gemeinschaft verspricht, sondern auch mangels alternativer<br />

Artikulationsmöglichkeiten ihrer Interessen innerhalb einer Organisationsgesellschaft.<br />

Vergemeinschaftung wird in diesen Ansätzen jedoch nicht konkretisiert, die Kriterien<br />

der Mitgliedschaft bleiben offen. Eines der wichtigsten Kriterien personeller Einund<br />

Ausgrenzung ist aber, wie zu zeigen sein wird, das Geschlecht. Es stabilisiert und<br />

reproduziert Männerbünde, und zwar sowohl klassische und explizite Bünde (z.B. Bur-<br />

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170 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

schenschaften, Männerorden, Freimaurer) als auch die im Management von Organisationen<br />

versteckten Bünde.<br />

Zunächst soll der Begriff des Männerbundes genauer dargestellt werden. Männerbünde<br />

sind<br />

„(...) Zusammenschlüsse von Männern, die freiwillig und bewußt geschlossen<br />

wurden.(...) Mit der Mitgliedschaft in einem Männerbund ist die Anerkennung von<br />

Werten und geistigen Zielen verbunden, die häufig eine Überhöhung des in der jeweiligen<br />

Gesellschaft geltenden Wertesystems darstellen. Wesentliche Charakteristika sind<br />

zudem eine gewisse Esoterik mit der Aura des Geheimnisvollen, ein Aufnahmeritus<br />

(Initiation) und eine hierarchische Struktur. (...) Prestige und Einfluß sind (fast) immer<br />

eng mit der Mitgliedschaft in einem Männerbund verknüpft.“ (Völger/von Welck 1990,<br />

S.XXI).<br />

Als gemeinsame Merkmale von Männerbünden gelten:<br />

der schwierige Zugang: die Aufnahme ist an Bedingungen und besondere Initiationsgepflogenheiten<br />

gebunden, die Zugehörigkeit zum Männerbund ist ein Privileg;<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ein selbst verordnetes strenges Reglement;<br />

Prinzipien und Werte, die oft Brüderlichkeit und Gleichheit heißen und durch<br />

(meist) latente Homosexualität, Frauenfeindlichkeit, Kameradschaft angesichts des<br />

Todes, Bereitschaft zu Verschwörung, Außenseitertum und Opfer gekennzeichnet<br />

sind;<br />

strenge Hierarchien trotz der Huldigung der Brüderlichkeit;<br />

Ausschluß von Frauen.<br />

Der Begriff „Männerbund“ ist ein originär deutscher, 1 der 1902 von dem Ethnologen<br />

Heinrich Schurtz in seinem Werk „Altersklassen und Männerbünde – Eine Darstellung<br />

der Grundformen der Gesellschaft“ geprägt wurde. Er vertrat darin die These, daß<br />

der Frau ein Familientrieb und dem Mann ein Geselligkeitstrieb zu eigen seien, was dazu<br />

führe, daß die Frau für Ehe und Familie zuständig, „der Mann dagegen der Vertreter<br />

aller Arten des rein geselligen Zusammenschlusses und damit der höheren sozialen<br />

Verbände“ sei (1902, S.IV). Es lassen sich demnach Bindungen aufgrund der Blutsverwandtschaft,<br />

die auf geschlechtliche Fortpflanzung zurückgehen (hier steht die Frau im<br />

Zentrum), und Bindungen aufgrund des rein geselligen Zusammenschlusses, die der<br />

Mann vertritt, unterscheiden. Männerbünde sind nach Schurtz die Träger höherer sozialer<br />

Entwicklung und relativ autonom gegenüber gesellschaftlichen Autoritäten. Sie traten<br />

zu Schurtz’ Zeit in den verschiedensten Formen auf – angefangen von formlosen<br />

Freundschaftsgruppen geringen Umfangs bis hin zu kleinen und großen Bünden innerhalb<br />

von Politik und Militär mit beträchtlichem Einfluß (König 1990). Die Idee des<br />

Männerbundes floß zunächst in die Wandervogel-Ideologie ein – eine männlich dominierte<br />

Jugend-Bewegung vor und nach dem Ersten Weltkrieg –, und später in präfaschistische<br />

soldatische Freikorps-Verbände und Nazi-Gruppen wie Hitlerjugend, SS und<br />

SA. Archaischer Initiationskult und Germanenkult, gepaart mit der Rebellion gegen<br />

1<br />

Im Englischen wird das Wort „Männerbund“ als Fremdwort verwendet.<br />

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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 171<br />

konservative Autoritäten, paßten zur NS-Ideologie, die eine extrem geschlechterpolarisierende<br />

und Frauen abwertende Politik betrieb. Hans Blüher (1919) nahm in seinem<br />

Werk „Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“ die Gedanken von Schurtz<br />

auf, sah aber anders als jener eine im Freudschen Sinne zur Homoerotik sublimierte Sexualität<br />

als eigentliche Triebkraft des Männerbundes, an dessen Spitze ein charismatischer<br />

Führer zu stehen hatte. Erst der Männerbund, so Blüher, befreie den Mann zu voller<br />

schöpferischer Tätigkeit, während hingegen die Familie destruktiv wirke.<br />

Die Indienstnahme der Ideen von Schurtz und Blüher durch die Faschisten führte<br />

dazu, daß der Begriff Männerbund und die Diskussion darum nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

aus Deutschland verschwanden. Dabei ist mit dem Diskurs um den Männerbund<br />

keineswegs der Männerbund selbst gestorben; vielmehr kann in Foucaultschem Sinn<br />

von einem Verschwinden der Diskurse gesprochen werden, die wegen ihrer Verstrickung<br />

in die NS-Ideologie Ablehnung oder Mißtrauen erzeugt hätten. Völger und von<br />

Welck behaupten in ihrer Untersuchung sogar, daß „offenbar die Zahl und Machtfülle<br />

von Männerbünden mit der Komplexität von Gesellschaften steigt: Nirgends gibt es<br />

mehr Männerbünde als in der ‘westlichen Welt’ mit ihrer durch und durch organisierten,<br />

aufgefächerten Verteilung der Macht“ (1990, S.XXII).<br />

Industrialisierung und die seit Mitte des 19. Jahrhunderts staatlich zugelassene<br />

Vereinigungsfreiheit in Deutschland ermöglichten es Männerbünden, nicht nur in privaten<br />

Gemeinschaften, in Militär, Kirche oder Politik tätig zu werden, sondern auch in kapitalistischen<br />

Organisationen, deren Herrschaftsstruktur sich dafür anbietet, bündisch<br />

abgesichert zu werden. Der Männerbund paßt sich dabei den neuen Ordnungsschemata<br />

an – Rationalität, Zweckgerichtetheit, Kooperation und Vernetzung mit anderen Bünden<br />

– ohne die alten aufgeben zu müssen, die gerade die Organisation als Vergemeinschaftung<br />

reproduzieren: personelle Ausgrenzung verbunden mit Prüfungs- und Aufnahmeprozeduren,<br />

Sicherung der Herrschaft durch Geheimnispflege und Monopolisierung<br />

von Wissen, und Verstärken der Polarisierung zwischen Mitgliedern und Nicht-<br />

Mitgliedern. Neben den mystisch (Kirche, Geheimgesellschaften) und an alten „männlichen“<br />

Tugenden orientierten (Militär, Sportmannschaften) Männerbünden traten somit<br />

zahlreiche moderne Männerbünde mit neuen Inhalten und Zielen in Erscheinung, die<br />

dazu führen, daß es in der westlichen Industriegesellschaft eine besonders hohe Anzahl<br />

von Männerbünden gibt.<br />

Was moderne Männerbünde der westlichen Industriegesellschaften jedoch von früheren<br />

unterscheidet, ist der Umstand, daß sie an einem Wendepunkt angekommen sind,<br />

der sie dazu veranlaßt, freiwillig oder gezwungenermaßen Frauen in ihre Reihen aufzunehmen<br />

bzw. neue Legitimationen für deren Ausschluß zu finden. Denn aufgrund gesellschaftlichen<br />

Wandels hin zu mehr Gleichheit zwischen Männern und Frauen und<br />

verstärkter Beteiligung von Frauen an allen gesellschaftlichen Positionen tun sich Männerbünde<br />

immer schwerer, ihre Prinzipien zu verteidigen.<br />

4. Funktionen von Männerbünden<br />

In der Analyse archaischer Männerbünde wurde die zentrale Funktion von Fruchtbarkeitsriten<br />

entdeckt und daraus gefolgert, daß die Verbrüderung der Männer mit Gebärneid<br />

auf die Frauen zu tun hat (vgl. Ptak-Wiesauer 1989). Während die Funktion der<br />

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172 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

Frau als Gebärende und Nährende immer klar ersichtlich war, war der Beitrag der Männer<br />

hierzu lang unbekannt oder unbewußt und darüber hinaus marginal, so daß sie für<br />

den Aufbau emergenter soziokultureller Ordnung eine zunächst untergeordnete Rolle<br />

spielten (Lipp 1990, S.33). Das männliche Geschlechtswesen bedurfte einer Hervorhebung,<br />

die das weibliche nicht brauchte. Nach dieser ethnopsychoanalytischen These ist<br />

der Männerbund zum Zweck exklusiver Sinnstiftung etabliert worden. Seine institutionelle<br />

Befestigung hatte eine Marginalisierung und einen Machtverlust von Frauen und<br />

deren Ansprüchen zur Folge.<br />

Sinnstiftung beginnt jedoch schon früher, nämlich beim Aufbau einer männlichen<br />

Identität, die durch die Identifikation mit anderen Männern und spezifischen „Männlichkeiten“<br />

stabilisiert wird. Die Analyse unterschiedlicher Männlichkeiten wurde von<br />

der sog. Männerforschung geleistet (z.B. Seidler 1994), die zeigt, daß ein bestimmtes<br />

Männlichkeitsbild dominant in der Gesellschaft wurde, während andere unterdrückt und<br />

verleugnet werden. Dieses Bild sog. hegemonialer Männlichkeit (vgl. Connell 1987,<br />

Bilden 1991) ist durch Stereotypen wie Initiative, Stärke, Rationalität oder Autonomie<br />

charakterisiert und schließt andere Bilder und Entwürfe von Männlichkeit aus<br />

(Hearn/Collinson 1994). Die Beiträge von David Knights/Darren McCabe und Jeff<br />

Hearn/David Collinson in diesem Heft liefern Beispiele für den Niederschlag hegemonialer<br />

Männlichkeit in betrieblichen Arbeitsprozessen, während die Analyse von Jörg<br />

Maas (ebenfalls in diesem Heft) die Diskriminierung jener Männer zeigt, die nicht dem<br />

herrschenden Männlichkeitsbild entsprechen. Indem sie eine sexuelle Orientierung haben,<br />

die mit Verweiblichung, Passivität und Schwäche assoziiert wird, bedrohen sie die<br />

Identitätsbildung der anderen Männer, die sich über Verbündung in ihrer Männlichkeit<br />

stark und handlungsmächtig fühlen wollen. Je stärker „hegemonial männliche“ Männer<br />

„weibliche“ Anteile von Schwäche, Angst und Zweifel verleugnen, desto rigider müssen<br />

sie andere mit „falschen“ Männlichkeiten sowie Frauen ausgrenzen und ablehnen.<br />

Die sinnstiftende Funktion des Männerbundes benötigt ein Wertsystem, auf Grund<br />

dessen männliche Tätigkeiten höher bewertet werden als weibliche, und daran knüpft<br />

sich nach Erdheim/Hug (1990, S.56) die Aufspaltung von Arbeit und Sinngebung bzw.<br />

von alltäglicher lebenserhaltender Arbeit und höheren rituellen, Werte erhaltenden Tätigkeiten,<br />

die weniger mit materiellen Erzeugnissen als mit Trophäen, Beuten, Ehrenabzeichen,<br />

Rängen, Titeln und ähnlichem sichtbar werden.<br />

Der Männerbund bietet die exklusive Chance, ohne Frauen tätig zu werden und<br />

ohne Frauen Ergebnisse herzustellen. Dies führte dazu, daß in den auf Dauer gestellten<br />

Bünden Wissen, Macht und Geld akkumuliert und den Nichtmitgliedern vorenthalten<br />

werden konnten. Neben der Sinnstiftung hat der Männerbund deshalb noch eine weitere,<br />

weniger psychologische als materielle Funktion: die der Herrschaftssicherung durch<br />

Ressourcenakkumulation und -wahrung. Das Männerbund-Konzept argumentiert im<br />

Gegensatz zum Konzept der Vergemeinschaftung jedoch nicht nur herrschaftstheoretisch,<br />

sondern auch identitätstheoretisch.<br />

Aus beiden Punkten folgt das in allen Männerbünden ausgeprägte Abgrenzungsbedürfnis<br />

gegenüber Frauen, das nicht selten zu kuriosen Begründungen führt, weshalb im<br />

betreffenden Verband, im Team oder in der Organisationseinheit keine Frauen anzutreffen<br />

sind: Frauen stören die Gruppenharmonie, verderben die Geselligkeit, das Mitein-<br />

172


<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 173<br />

ander gerät aus den Fugen, die Charakterbildung kann nicht funktionieren usw. (zit. in<br />

<strong>Rastetter</strong> 1994, S.253). Ein auf männlicher Seite starkes Differenzbedürfnis zwischen<br />

den Geschlechtern wurde im übrigen bereits für die Phase der Sozialisation festgestellt<br />

(z.B. Tyrell 1986).<br />

5. Männerbund Management<br />

In Arbeitsorganisationen läßt sich die Aufspaltung zwischen Arbeit und Sinngebung<br />

wiederfinden: Bei Führungseliten vermitteln Statussymbole (Dienstwagen, Büroausstattung,<br />

Kleidung, Auszeichnungen...) nach außen die Wichtigkeit der Existenz von<br />

Führungskräften, deren Tätigkeiten häufig nicht dingfest zu machen sind. Damit einher<br />

gehen rituelle Handlungen: lange Sitzungen in repräsentativen Räumen unter Ausschluß<br />

der Öffentlichkeit; aufwendige Nachwuchsrekrutierung durch Assessment Center in<br />

teuren Hotels, mit einer Inszenierung von vielfältigen Prüfungsprozeduren; Geheimnistuerei<br />

in Form von internen Papieren, bewußter Informationszurückhaltung und Bildung<br />

von Seilschaften... All diese symbolischen, sinngebenden Mechanismen („symbolic management“)<br />

sind in der einschlägigen Literatur ausführlich analysiert worden (z.B. Neuberger<br />

1990; 1995). Das Gros der produktiven Arbeiten, das Herstellen von Erzeugnissen<br />

an sich, verrichtet das Fußvolk, d.h. die Arbeiter und Arbeiterinnen, die ihrerseits<br />

geschlechtsspezifischen Arbeitsplätzen zugewiesen werden.<br />

Einer der wichtigsten Mechanismen bei Männerbünden sind gemäß Definition die<br />

Grenzziehung nach außen und die Regelung der Aufnahme neuer Mitglieder. Für die<br />

Aufnahmeprozeduren wird der Begriff „Initiationsriten“ gewählt, der auf den reglementierenden<br />

und rituellen Charakter der Integration neuer Mitglieder hinweist. In Initiationsriten<br />

nimmt der Kandidat eine neue Identität an, die durch äußere Zeichen wie<br />

Gewand, Haarschnitt oder Uniform unterstrichen wird. Bestimmte Eignungsprüfungen<br />

gewährleisten, daß nur die passenden Anwärter akzeptiert werden. Gleichzeitig wird der<br />

Neuling entindividualisiert und hat den Werten und Zielen des Bundes zu folgen, wofür<br />

ihm etwas Höherwertiges versprochen wird.<br />

Aufnahme- und Ausleseverfahren heutiger Organisationen können durchaus mit archaischen<br />

Initiationsriten verglichen werden: Je höher eine Position in der Hierarchie<br />

der Organisation, desto weniger abgegrenzt ist das Aufgabenfeld und desto weniger Regeln<br />

existieren, die handlungsleitend und Erfolg messend wären (Neuberger 1990, Kanter<br />

1993). Je größer aber die Unsicherheit ist, desto größer ist die Notwendigkeit, eine<br />

homogene, vertrauenswürdige Gruppe zu bilden. Wenn Macht und Privilegien an diejenigen<br />

weitergegeben werden, die dazupassend und vertraut erscheinen, können gleichzeitig<br />

Selbstwertgefühl und Prestige durch Spiegelung und Bestätigung gestärkt werden.<br />

Heute geht es für den Kandidaten, der Aufnahme begehrt, mehr denn je darum,<br />

sich den Prüfungen der bereits Etablierten willig zu unterziehen und von den auswählenden<br />

Organisationsmitgliedern als passend empfunden zu werden (<strong>Rastetter</strong> 1996,<br />

S.291). Objektive Auswahlkriterien existieren in den seltensten Fällen und werden häufig<br />

nur als Alibi für scheinbare Rationalität eingesetzt (Kompa 1995). Denn die immer<br />

komplexeren und sich immer schneller wandelnden Aufgaben können nicht mehr mit<br />

herkömmlichen Eignungstests – auch nicht mit Assessment Centers – erfaßt werden, da<br />

häufig nicht einmal feststeht, welche Anforderungen in Zukunft auf den Stelleninhaber<br />

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174 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

zukommen. Die Folge davon ist, daß die Auswählenden jemanden suchen, der ihnen so<br />

flexibel und vertrauenswürdig erscheint, daß er sich den jeweiligen Gegebenheiten anpaßt,<br />

und der das Gefühl vermittelt, Schwierigkeiten mit ihnen zu meistern. Dazu ist es<br />

nötig, ihn auf das Team einzuschwören, ihn ins Team zu „initiieren“, so daß er sich der<br />

Gruppe verpflichtet fühlt. Nicht von ungefähr sind deshalb sogenannte Loyalitätsprüfungen<br />

und Prüfungen der Werteübereinstimmung bei der Rekrutierung von Führungsnachwuchs<br />

im Kommen (Hanft 1991; <strong>Rastetter</strong> 1996, S.34).<br />

So vollzieht sich eine homosoziale Reproduktion der Führung, d.h. die Reproduktion<br />

von immer Gleichem innerhalb der „männlichen Klonanstalten“, die Schaffung<br />

neuer Führungskräfte nach dem Bilde der alten, eine Art Wiedergeburt ohne Frau, wie<br />

in kultischen Fruchtbarkeitsritualen archaischer Männerbünde, bei denen symbolische<br />

Gebärhandlungen vollzogen werden.<br />

Jedoch läßt sich Verläßlichkeit weder durch die Rekrutierung immer gleicher Typen<br />

noch durch bloße Intuition diagnostizieren, so daß die Strategie der homosozialen<br />

Auswahl nicht garantiert zum Erfolg führt. Im Gegenteil bringt es homosoziale Inzucht<br />

mit sich, daß alles nur noch aus einer, der einheitlichen und geeinigten Perspektive betrachtet<br />

wird. Dadurch können neue Probleme entstehen, die wiederum Komplexität erhöhen,<br />

Unsicherheit verstärken und die Angst vor unvorhergesehenen Ereignissen erhöhen.<br />

Der permanente Versuch, Komplexität in den Griff zu bekommen und die Kontrolle<br />

zu bewahren (ein typischer Bestandteil hegemonialer Männlichkeit, siehe auch den<br />

Beitrag von Knights/McCabe in diesem Heft), verstellt den Blick für innovative Lösungsmöglichkeiten.<br />

Eine stabile Welt ist damit nicht zu erschaffen, und Männer werden<br />

auch in Zukunft damit beschäftigt sein, mehr Sicherheit innerhalb der Unsicherheit<br />

herzustellen, womit neue Unsicherheiten entstehen.<br />

Zudem weist das Management innerhalb der Organisation und nach außen eine hohe<br />

Ressourcen- und Machtakkumulation auf, die durch bündisches Verhalten gesichert<br />

werden kann. Manager sind zwar nicht die Kapitaleigner, durch ihre Funktion als Stellvertreter<br />

der Unternehmenseigentümer sind sie aber darauf bedacht, sich private Profite<br />

mit Hilfe von gemeinschaftlicher Produktion anzueignen. Dies gelingt um so besser, je<br />

gefestigter sie in ihrer Position sind und je bessere Aussichten sie auf noch lukrativere<br />

Angebote haben – was wiederum unter anderem von geeigneten Netzwerken und Seilschaften<br />

abhängt. Da Vertrauen in einer auf kapitalistischen Prinzipien ausgerichteten<br />

Organisation aber stets prekär und brüchig ist, kann sich niemand auf eine lebenslange<br />

sichere Position verlassen; Unsicherheit und Angst spielen also auch bei der Sicherung<br />

der Ressourcen eine große Rolle.<br />

6. Begehren und Distanz im Männerbund<br />

Im Männerbund-Konzept läßt sich ein offensichtlicher Widerspruch erkennen: Das<br />

Management ist durch Hierarchien, Machtungleichgewichte, Konkurrenz, strategisches<br />

Handeln und profitorientierte Zielsetzung geprägt; ausgerechnet in diesem Milieu sollen<br />

sich Solidarität, Brüderlichkeit und gemeinschaftliches Handeln entwickeln? Der Widerspruch<br />

läßt sich auflösen: Lebensfeindliche, bedrohliche Prinzipien lassen Angst<br />

aufkommen, die durch Zusammenschluß und gegenseitige Hilfe verringert werden<br />

kann. Die beschriebenen Organisationsprinzipien sind männlich typisiert, Männer müs-<br />

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<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 175<br />

sen sich diesen Anforderungen stellen und darin ihre Geschlechtsidentität aufbauen. Da<br />

dies nie vollständig gelingen kann, brauchen sie die Hilfe der anderen Männer um sie<br />

herum. Diese Hilfesuche ist keineswegs nur instrumenteller Natur, sondern zentraler<br />

Bestandteil der Stabilisierung des eigenen Selbst. Und sie ist nicht nur homosozial, sondern<br />

homoerotisch im Sinne eines gegenseitigen Begehrens (Roper 1996): Indem der<br />

Mann andere Männer begehrt, wird er auch selbst in seiner Männlichkeit begehrt und<br />

bestätigt. Erst dadurch wird er seiner Aufgabe gerecht, das Management als Fiktion einer<br />

rationalen, asexuellen, entkörperlichten Arbeitskraft zu reproduzieren, die für die<br />

männliche Manageridentität notwendig ist. Prinzipien der Brüderlichkeit und strenge<br />

Hierarchien schließen sich deshalb keineswegs aus, im Gegenteil sind sie in allen Männerbünden<br />

vorzufinden, und nicht zufällig wird der Wert der Kameraderie gerade in der<br />

hierarchisch strengen Organisation des Militärs hochgehalten.<br />

Die älteren Männer ziehen sich Nachfolger heran, von denen sie im Gegenzug Gehorsam<br />

und Unterordnung erwarten (Roper 1996). Fratriarchale (Herrschaft der Brüder)<br />

und patriarchale (Herrschaft der Männer) Strukturen gehen Hand in Hand, und gerade<br />

die im Männerbund geforderte partielle Entindividualisierung der Mitglieder macht die<br />

Huldigung der charismatischen Meister möglich. Entindividualisierung begegnet man<br />

im Management nicht nur in Gestalt gleichförmiger äußerer Erscheinung, sondern auch<br />

in Form mangelnder Kritik, fehlender eigenständiger Meinungen und der Tendenz, zugunsten<br />

der bevorstehenden Aufgaben und Ziele die eigene Befindlichkeit und Gesundheit<br />

oder die Bedürfnisse von Angehörigen hintan zu stellen.<br />

Homosoziales Begehren birgt allerdings eine große Gefahr: Es könnte homosexuell<br />

werden. Dies darf jedoch weder nach herrschendem Männlichkeits- und Managerstereotyp<br />

noch nach den Gesetzen des modernen Arbeitsprozesses passieren, in dem Sexualität<br />

soweit verbannt wurde, daß ungestörtes Arbeiten möglich ist (Burrell 1993). Denn<br />

erst durch die Trennung der Lebenssphären und die Zuweisung bestimmter Funktionen<br />

zu bestimmten Sphären – nämlich Erotik, Bindung und Sexualität ins Private und Arbeit,<br />

Ökonomie und Zweckgerichtetheit ins Nichtprivate – konnten Organisationen mit<br />

definierten Zielen entstehen (<strong>Rastetter</strong> 1994, S.110ff; Türk 1995, S.37ff). Die Trennung<br />

in Leben und Arbeit wurde seit der Industrialisierung in der gesamten Arbeitsorganisation<br />

durchgesetzt, erfuhr aber eine nochmalige Spaltung in Kopf und Hand: Die „Hand“<br />

waren die ArbeiterInnen, deren unüberlegtes und ungezieltes Werken vom einem<br />

„Kopf“, dem Management, geplant und überwacht werden mußte. Der Kopf sollte frei<br />

von Trieben, störenden Gefühlen und körperlichen Empfindungen arbeiten. Da der<br />

Mensch aber immer als ganzes samt Gefühlen und Körper in der Organisation präsent<br />

ist, ist die Verbannung der Sexualität eine immerwährende und nie zu lösende Aufgabe.<br />

Das heißt, die durch Ausschluß eines Geschlechts automatisch hergestellte Nähe unter<br />

den Mitgliedern muß kontrolliert werden, was durch eine streng reglementierte Binnenordnung<br />

erreicht wird, mit deren Hilfe sexuelle Impulse sublimiert und ritualisiert ausgelebt<br />

werden.<br />

Unerwünschte Sexualität wird erstens durch die Abwertung homosexueller Orientierung<br />

bzw. den Ausschluß von sich zur Homosexualität bekennenden Männern verbannt,<br />

was im Militär und in der katholischen Kirche besonders deutlich wird. Auch in<br />

Wirtschaftsorganisationen werden homosexuelle Männer immer wieder mit Diskrimi-<br />

175


176 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

nierung oder gar Ausschluß konfrontiert (vgl. Maas in diesem Heft). Homosexuelle stellen<br />

die größte Gefahr für die prekäre Mischung aus homosozialem Begehren und Homophobie<br />

dar (d.h. der irrationalen Angst vor und der Intoleranz von Homosexualität,<br />

vgl. Herek 1986), aber auch andere unerwünschte „Männlichkeiten“ (z.B. mangelnde<br />

Berufs- und Karriereorientierung, „neue Väter“) müssen durch Aufnahmeprüfungen und<br />

Regeln der Mitgliedschaft ausgesondert werden. Im Männerbund tradieren sich deshalb<br />

hegemoniale Männlichkeit und polarisierte Geschlechterbilder bis heute in besonders<br />

ausgeprägter Form.<br />

Kontrolle der Sexualität unter Männern geschieht zweitens über das Bestärken heterosexueller<br />

Normen: In Gesprächen und Witzen kann man sich als heterosexuell präsentieren<br />

und gleichzeitig Frauen abwerten (vgl. Collinson 1992, S.103ff); Sexwitze<br />

und sexistische Sprüche sind deshalb in praktisch allen Männerdomänen vorzufinden<br />

(Lach/Gwartney-Gibbs 1993; Gruber et al. 1996). Heterosexuelle Normen werden zudem<br />

bei Festivitäten mit Damenbegleitung und bei der Vorstellung der Ehefrau (oft bei<br />

Politikern, manchmal auch bei Bewerbern für Führungspositionen) mit Leben gefüllt.<br />

Frauen werden in Männerbünden zu symbolischen Vermittlerinnen männlicher Heterosexualität<br />

– entweder als periphere Figuren der Männergruppen (als Bedienungen,<br />

Empfangsdamen, Prostituierte etc.) oder als Erzählfiguren in Geschichten und Witzen.<br />

Der Homosexuelle und die Frau werden im Männerbund als die „anderen“ konstruiert<br />

(vgl. Jacques Lacans und Simone de Beauvoirs Begriff der Frau als der „anderen“), die<br />

als Gegenbild (der Homosexuelle) bzw. als Komplementärfiguren (die Frau) die hegemoniale<br />

Männlichkeit des Männerbunds widerspiegeln.<br />

Zusammenfassend kann rekapituliert werden: Im Management finden sich die allgemeinen<br />

Merkmale von Männerbünden wieder.<br />

- Der Zugang ist mit Initiationsritualen verbunden, die dem Neuling vermitteln, daß<br />

seine Zugehörigkeit zur Führungselite ein Privileg darstellt.<br />

- Es existieren gleichzeitig starre Hierarchien, die Gehorsam und Unterwürfigkeit<br />

verlangen, und auf dem Prinzip der Gleichheit basierende Netzwerke und Solidaritäten<br />

(manchmal auch Verschwörungen), die einen ausgrenzenden Schulterschlußeffekt<br />

haben.<br />

- Die so entstandene Kameraderie ist nicht nur homosozial, sondern homoerotisch<br />

im Sinne eines gegenseitigen mann-männlichen Begehrens.<br />

- Ein Reglement von Verhaltensweisen und Umgangsformen verhindert eine allzu<br />

intime Nähe unter den Mitgliedern, die den höheren Zielen des Männerbundes zuwiderlaufen<br />

würde. Diese Ziele erfordern nicht nur Opfer (Gesundheit, Freizeit,<br />

Mußestunden, Zeit für die Familie), sondern auch eine gewisse Entindividualisierung<br />

der Mitglieder (Gleichschaltung der äußeren Erscheinung, der Meinungen,<br />

der Lebensstile).<br />

- Der Ausschluß der Frauen (und unpassender Männer) ist nach wie vor Bestandteil<br />

des Männerbundes, funktioniert aber nicht mehr per Dekret, sondern durch andere,<br />

subtilere Strategien.<br />

176


<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 177<br />

7. Strategien des Männerbundes<br />

Derzeit ist zu beobachten, daß es seit der Verschlechterung der wirtschaftlichen<br />

Lage in Deutschland um das Thema der Frau in Führungsposition still geworden ist,<br />

und daß die Euphorie der siebziger und achtziger Jahre über steigende Zahlen mächtiger<br />

Frauen gedämpft ist. Konkurrenz, Karrierismus und Egoismus scheinen in Zeiten größerer<br />

Arbeitsplatzunsicherheit mehr Bedeutung zu gewinnen und das Management von<br />

Unternehmen noch kalkulierter, menschenfeindlicher und profitorientierter handeln zu<br />

lassen als je zuvor. Da aber auch Manager nicht vor ihrer eigenen Wegrationalisierung<br />

gefeit sind, ist diese härtere Gangart, die ein rigides Bild traditioneller Männlichkeit<br />

präsentiert, auch als Versuch zu werten, das eigene Selbstbild als erfolgreichen Mann<br />

aufrechtzuerhalten und gleichzeitig unerwünschte Konkurrenz von Seiten der Frauen<br />

abzuwehren, die ausgerechnet in einer Krisenzeit mit den Männern um rare Arbeitsplätze<br />

kämpfen wollen.<br />

Der Männerbund lebt aber nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum, sondern muß<br />

sich den historischen und sozialen Entwicklungen stellen. Er hat nicht nur den Skandal<br />

der Diskriminierung einer gut ausgebildeten Arbeitnehmergruppe zu legitimieren, sondern<br />

auch die ökonomische Verschwendung an Humanressourcen. Beide Argumente<br />

bedrohen den archaischen Männerbund und zwingen ihn, vormals unakzeptable Mitglieder<br />

aufzunehmen. Fatalerweise reagiert er darauf mit verstärktem Zusammenhalt<br />

statt steigender Offenheit, eine Tendenz, die er ohne die neuen Bedrohungen womöglich<br />

nicht (mehr) nötig hätte. In dieser Konstellation wird die durch vermehrte Zusammenarbeit<br />

erhoffte Erweiterung der Geschlechterrollen einer verstärkten Polarisierung weichen.<br />

Männerbünde sind verzweifelt darum bemüht, ihre Reviere zu behaupten, obwohl<br />

oder gerade weil nicht selten die Unternehmenspolitik dagegen spricht. Zuweilen müssen<br />

sie es hinnehmen, daß ihnen Frauen als Kolleginnen zur Seite gestellt werden. Für<br />

diese Fälle haben sie andere Maßnahmen entwickelt, denn zu ausschließenden Mechanismen<br />

des Männerbundes zählt nicht nur der Ausschluß von Personen aus der Organisation<br />

oder von bestimmten Arbeitsplätzen, sondern auch der Ausschluß anwesender<br />

Personen aus informellen oder internen Treffen bzw. Gruppierungen, der sog. interne<br />

Ausschluß. Dieser wird immer wichtiger, je weniger legitim es ist, Frauen von vornherein<br />

aus einem Bereich auszusondern. 2 Mit dem internen Ausschluß werden Information<br />

und Kenntniserweiterung der Ausgeschlossenen verhindert, womit er zum typischen<br />

Mechanismus heutiger Männerbünde gegen die Integration der Frau wird (Friedel-<br />

Howe 1990, Kanter 1993). Dabei schließen sich Männer noch enger als Gruppe zusammen,<br />

um die Distanz zur Frau zu vergrößern. Frauen mit Aufstiegswillen sprechen<br />

demzufolge immer wieder das Problem der informellen Netzwerke der Männer und des<br />

Nicht-Eingeweiht-Werdens in wichtige Informationen an, das zu ihrem Ausschluß trotz<br />

Mitgliedschaft führt (Sheppard 1989; <strong>Rastetter</strong> 1994, S.261). Nicht die Arbeit an sich<br />

bereitet diesen Frauen deshalb das meiste Kopfzerbrechen, sondern Interaktionsstile,<br />

2<br />

Gisler und Emmenegger (in diesem Band) zeigen interne Ausschlußprozesse am Beispiel<br />

der Institution Universität, indem sie auf das Konzept der sozialen Schließung zurückgreifen.<br />

177


178 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

Kultur und Umgangsformen (Martin 1996). Marshall (1995) fand beispielsweise folgende<br />

Gründe für Frauen in Führungspositionen, ihre Position aufzugeben: männliche<br />

Organisationskultur (feindschaftlicher Umgang, Isolation), die Suche nach einem ausgeglichenerem<br />

Leben und das Aufgeben von demotivierenden Rollen und Aufgaben.<br />

Die befragten Frauen fühlten sich isoliert, ausgeschlossen, attackiert und permanent<br />

nach männlichen Kriterien beurteilt.<br />

Analog zum physischen Ausschluß funktioniert der interne Ausschluß über die Bestärkung<br />

der Geschlechterpolaritäten, deren wirksamste Durchsetzungsmittel in das Feld<br />

der sexuellen Belästigung fallen. In Männerdomänen wird Distanzierung durch Belästigungsverhalten<br />

betrieben, das mögliche Angleichung, Verständigung und Nähe zwischen<br />

den Geschlechtern verhindert. In der Tat finden die meisten und die gravierendsten<br />

Belästigungsfälle in Männerdomänen statt, und zwar nicht von Vorgesetzten, sondern<br />

von gleichrangigen Kollegen ausgehend (Gruber et al. 1996, Holzbecher 1996).<br />

Aber nicht nur manifeste sexuelle Belästigung, sondern die Sexualisierung der<br />

Frau schlechthin trägt dazu bei, sie auf Distanz zu halten, abzuwerten und gleichzeitig<br />

Kameraderie im Männerbund zu pflegen. Sexualisierung bedeutet, daß die Frau in erster<br />

Linie in ihrer sexuell-erotischen Rolle, weniger in ihrer Rolle als Fachfrau und Führungskraft<br />

gesehen und dementsprechend behandelt wird. Damit wird auch ihre Tätigkeit<br />

sexualisiert: Es wird von ihr erwartet, die zwischenmenschlichen Kontakte zu regeln,<br />

ein angenehmes Arbeitsklima herzustellen und die anwesenden Männer mit<br />

Charme und schönem Äußeren zu erfreuen. Hier ist im übrigen ein Grund dafür zu finden,<br />

daß Frauen eher nach innen orientierte Aufgabenbereiche haben als mit Außenkontakten,<br />

Reisen und Repräsentation verbundene Tätigkeiten.<br />

Erleichtert wird die Sexualisierung der Frau und ihrer Tätigkeit durch eine lockere,<br />

informelle Atmosphäre, wie sie in Führungskreisen gerne nach außen dargestellt wird.<br />

Obwohl es überall in Organisationen Nischen und Spielräume für Sexualität gibt (<strong>Rastetter</strong><br />

1994, S.162ff), ist sie doch leichter dort auszuleben, wo wenig Überwachung,<br />

viele informelle Treffen (Arbeitsessen, Reisen, private Besprechungen) und große<br />

Handlungsspielräume existieren. Die Definitionsmacht über die Art der Sexualität haben<br />

jene, die in der Mehrheit, in den mächtigeren Positionen oder mit mehr Legitimität<br />

ausgestattet sind. Sexualisierte Diskurse oder Handlungen bestärken Männer nicht nur<br />

in ihrer Männlichkeit, sondern fördern ihr Zusammengehörigkeitsgefühl über hierarchische<br />

Grenzen, Klassen- oder Rassenschranken hinweg. Vereinzelte Frauen in Männerdomänen<br />

haben kaum die Möglichkeit, mit Gegendiskursen zu antworten; sie können<br />

sich höchstens individuell wehren, der Erfolg hängt von persönlichen Fähigkeiten und<br />

situativen Gegebenheiten ab.<br />

8. Der Männerbund und die Frauen<br />

Die Rolle der Frauen im Männerbund wurde bis jetzt als relativ passiv beschrieben.<br />

Frauen waren lediglich symbolisch als die „anderen“ bzw. real als die in der Peripherie<br />

wirkenden Komplementärgestalten ihrer bündisch organisierten Männer in Erscheinung<br />

getreten. Ihre aktive stabilisierende Funktion für den Männerbund ist aber<br />

schon deshalb nicht zu verleugnen, weil dieser ohne ihr Zutun nicht lange existieren<br />

könnte. Es stellt sich also die Frage, inwiefern Frauen von der Existenz der Männerbün-<br />

178


<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 179<br />

de profitieren. Womöglich verringern auch sie eigene Unsicherheiten mit dem anderen<br />

Geschlecht, wenn sie zu jenem auf Distanz gehen, und schaffen eigene Kompetenz- und<br />

Machtbereiche (innerhalb der Familie oder der Organisation des Haushaltes). Bis heute<br />

am wichtigsten ist aber wohl, daß sie als Partnerinnen einflußreicher Männer abgeleiteten<br />

Status und Schutz durch den Männerbund erfahren. Damit stabilisieren sie ihre<br />

weibliche Identität, die in unserer Gesellschaft nach wie vor auch davon abhängt, daß<br />

ein statushoher männlicher Lebenspartner vorgewiesen wird.<br />

Es kommt nicht von ungefähr, daß Frauen in dem Maße Interesse an bisher typisch<br />

männlichen Arbeitsplätzen entwickeln, wie präformierter Lebenssinn und normierter<br />

weiblicher Lebensentwurf im Verschwinden begriffen sind. Die zunehmende Anzahl<br />

von Frauen, die in Männerdomänen eindringen wollen, beweist, daß ihnen die direkten<br />

Privilegien (oder auch Belastungen) des Männerbunds attraktiver als die abgeleiteten<br />

erscheinen. Die Tendenz zur Individualisierung innerhalb der Gesellschaft bedeutet, daß<br />

es für Frauen immer riskanter wird, sich auf dauerhafte „verbundene Leben“ mit Männern<br />

und den daraus abgeleiteten Status und Lebensstandard zu verlassen. Frauen wollen<br />

in führende Positionen, dafür sprechen nicht nur ihre Ausbildungswege und Lebensentwürfe,<br />

sondern auch Studien wie die bereits zitierte, die belegen, daß Aufgaben und<br />

Qualifikationen in Führungspositionen für Frauen die geringsten Probleme darstellen.<br />

Es liegt auf der Hand, daß es in Zukunft nicht darum gehen kann, Schonräume für<br />

Frauen zu errichten, sondern daß Kooperation und Konkurrenz zwischen den Geschlechtern<br />

zur Normalität werden müssen. Noch gibt es jedoch keine normative Regelung<br />

von gemischtgeschlechtlicher Zusammenarbeit, denn in der neuartigen Situation<br />

der Kooperation der Geschlechter werden wieder zwei Welten vermischt, die in einem<br />

langen mühsamen Prozeß vorher getrennt worden waren – Arbeitsorganisation und Sexualität.<br />

Dadurch entstehen Konflikte und Unsicherheiten bezüglich Sexualität und Erotik,<br />

denn Männer und Frauen haben Angst, (sexuelle) Grenzen nicht einzuhalten. Innerhalb<br />

bestimmter Muster wird zwar sexuelles Verhalten in Organisationen besonders bei<br />

Männern toleriert (Beziehungen mit untergebenen Frauen, sexuelle Belästigung), aber<br />

die Grenzen werden immer unbestimmter, je neuartiger die Form der Zusammenarbeit<br />

zwischen Frauen und Männern wird. Zudem bieten sich Frau-Mann-Beziehungen geradezu<br />

als Zielobjekt für Mikropolitik an, da in ihnen das „Nicht-Organisationale“, Nicht-<br />

Rationale bereits angelegt ist (Neuberger 1993) – es drohen Gerüchte und Rufmorde.<br />

Damit im Zusammenhang steht eine Neubestimmung der Interaktion mit dem anderen<br />

Geschlecht, denn gelernte Umgangsformen werden nunmehr obsolet: Höflichkeit, Herablassung,<br />

Sich Aufspielen, Beschützen, Erobern, Aktivitäten setzen usw. von Seiten<br />

der Männer; sich helfen lassen, auf Initiative warten, sich zurückziehen, Bewunderung<br />

für den Mann usw. von Seiten der Frauen.<br />

Männlichkeit, die sich über Beruf und Erfolg definiert, wird bedroht und in Zweifel<br />

gezogen, wenn Frauen Kolleginnen und Vorgesetzte werden. Denn Frauen, die als<br />

Gleichgestellte akzeptiert werden, fallen als Bewunderinnen männlicher Leistungen aus.<br />

Viele Männer fürchten, daß mit dem Eintritt einer Frau ins Management die Kollegialität<br />

unter den Männern bedroht ist und sie zu Rivalen werden.<br />

179


180 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

9. Was ist zu tun?<br />

Um an der gegenwärtigen Lage etwas zu verändern, wird der Ruf nach einer konkreten<br />

Gleichstellungspolitik immer lauter, und es fehlt nicht an elaborierten Konzepten<br />

zur Entwicklung und Implementierung von Gleichstellungsmaßnahmen (siehe dazu der<br />

von Gertraude Krell herausgegebene Band „Chancengleichheit durch Personalpolitik“<br />

1997). Verschiedene AutorInnen haben aber auch nachgewiesen, wie offizielle Maßnahmen<br />

unterlaufen oder mangelhaft umgesetzt werden (z.B. Riegraf 1996). Staatliche<br />

und politische Richtlinien sind höchstwahrscheinlich um so schwieriger durchzusetzen,<br />

je gewichtiger die Rolle von Männerbünden ist. Männerbündische Strategien werden<br />

jedoch nur zum Teil überlegt und geplant durchgeführt – den Männern ist es oftmals gar<br />

nicht bewußt, daß sie Frauen diskriminieren (im ursprünglichen Wortsinn: daß sie einen<br />

Unterschied machen, daß sie Differenzen zwischen sich und den Frauen bilden). Mit<br />

gutem Gewissen finden sie rationale Gründe für die Abwesenheit von Frauen in ihrer<br />

Abteilung oder in ihrer Arbeitsgruppe. Oftmals wird diese Tatsache ehrlich bedauert,<br />

denn Männerbünde bestehen nicht nur aus gegenseitigen Schulterklopfen und Witze<br />

reißen, aus Treffen am Golfplatz und Abendessen im örtlichen Männerclub, sondern<br />

haben auch ihre Kosten: ein ständiges Sich-Beweisen als „richtiger“ Mann, möglichst<br />

wenig Schwäche und Selbstzweifel zeigen, wenig Zeit für die Familie, Angst vor Verlust<br />

der privilegierten Position, Anpassungsdruck an die herrschende Kultur (z.B. über Zoten<br />

lachen, sich für Sport interessieren, keine Kritik üben). Es scheint so, als wären Opfer<br />

notwendig, um den Bund aufrecht erhalten zu können: Man opfert seine Gesundheit, seine<br />

Familie, seine innere Ruhe und Gelassenheit, aber auch sein Gefühl für Gerechtigkeit den<br />

Frauen gegenüber, um vermeintlich Höheres und Wichtigeres zu erringen.<br />

Man könnte zu dem resignativen Schluß kommen, daß gegen diese psychodynamischen<br />

Prozesse kein Kraut gewachsen sei. Jedoch ist Männlichkeit keine determinierte<br />

fixe Struktur, sondern veränderlich und dynamisch – das zeigen allein die unterschiedlichen<br />

Formen von Männlichkeit, die im Laufe der historischen Entwicklung vorherrschend<br />

waren. Heute muß ein rechter Mann beispielsweise keine große Körperkraft<br />

mehr vorweisen, um in die Eliten aufgenommen zu werden. Die Frage ist also, wie es<br />

Männern möglich gemacht werden kann, ihre abwehrenden und ausgrenzenden Strategien<br />

aufzugeben zugunsten offeneren, gerechteren und moderneren Handlungsweisen,<br />

ohne sich in ihrer Männlichkeit bedroht zu fühlen. Im Rahmen dieses Beitrags können<br />

nur einige Ideen dazu vorgestellt werden, die im folgenden Abschnitt in Vorschläge auf<br />

der Makroebene (staatliche und betriebliche Maßnahmen) und auf der Mikroebene (individuelles<br />

Handeln) eingeteilt sind.<br />

1) Makroebene<br />

Wenn Gleichstellungspolitik wirksam sein soll, muß sie sehr konsequent und mit<br />

verbindlichen Vorgaben durchgesetzt werden, um jenen Personen, die politische Leitlinien<br />

im Konkreten umzusetzen haben, zu helfen, ihre eigene unbewußte Abwehr zu<br />

überwinden. Denn häufig läuft folgendes Schema ab: Weibliche und männliche Kandidaten<br />

sind in der engsten Auswahl, es wird hin und her diskutiert, und zum Schluß entscheidet<br />

man sich für einen Mann, natürlich nicht ohne rationale Argumente dafür parat<br />

zu haben. Auch jene, die eigentlich nichts gegen die Einstellung einer Frau einzuwen-<br />

180


<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 181<br />

den hätten, scheuen sich, ihren Mitarbeitern eine Frau als Kollegin zuzumuten, weil sie<br />

damit das fratriarchale Prinzip und den Männerbund zerstören würden.<br />

Ein kleiner Zwang von oben würde indessen den Betroffenen (Männern wie Frauen)<br />

helfen, sich aneinander zu gewöhnen und normale (d.h. nicht unbedingt harmonische,<br />

aber auch keine ausgrenzenden) Kooperationsbeziehungen zu entwickeln. Denn<br />

typische Konflikte und Unsicherheiten, wie sie oben genannt wurden, entstehen unter<br />

anderem aufgrund fehlenden täglichen Umgangs miteinander; je höher Männer aufsteigen,<br />

desto weniger Frauen kennen sie als Kolleginnen und desto mehr in Zuarbeiterfunktion<br />

(Sekretärinnen, Assistentinnen) und in privaten Rollen (Ehefrau, Geliebte,<br />

Tochter...). Sie kommen im Lauf der Zeit zu dem Schluß, daß sie für ihre männliche<br />

Identität Frauen in diesen Rollen – und in keinen anderen – brauchen.<br />

An dieser Stelle werden viele LeserInnen einwenden, daß Zwang doch eher zu<br />

schlechtem Betriebsklima und mikropolitischen Gegenmaßnahmen führt. Ich behaupte<br />

das Gegenteil: Der Männerbund stellt sich selbst in Frage, wenn er bereitwillig Frauen<br />

aufnimmt; er gibt damit zu, doch Frauen zu brauchen und reagiert mit vermehrtem Zusammenschluß<br />

und internem Ausschluß den Frauen gegenüber, um sein Selbstbild zu<br />

wahren. Die Folgen sind Konflikte in der Zusammenarbeit, sowie Frustration, womöglich<br />

Resignation bei den Frauen. Diese Situation scheint bereits vielerorts eingetreten zu<br />

sein: Den ersten Frauen in Männerdomänen folgen nicht unbedingt neue und mehr, sondern<br />

im Gegenteil wird ihre Zahl geringer. Offensichtlich haben diese Vorreiterinnen<br />

schlechte Erfahrungen vermittelt oder keine ermutigenden Vorbilder abgegeben. Sind<br />

die Frauen jedoch aufgrund gleichstellungspolitischer Maßnahmen rekrutiert oder befördert<br />

worden, ist der Männerbund davon entlastet, diese Entscheidung vor sich selbst<br />

zu rechtfertigen.<br />

Es muß jedoch eine genügend große Anzahl von Frauen in einer Männerdomäne<br />

tätig sein. Kanter (1993) fand in ihren Untersuchungen heraus, daß ein Anteil von mehr<br />

als 30 Prozent Frauen notwendig sei, um eine negative Dynamik ihres Minderheitenstatus<br />

zu verhindern. Vereinzelte Frauen werden leicht Opfer unbewußter und bewußter<br />

männlicher Mikropolitik und können nur individuell reagieren; es wird ihnen schwerfallen,<br />

eine neue Linie im Umgang und in der Kooperation mit Männern zu entwickeln,<br />

die auf Dauer gestellt ist und nicht nur vom guten Willen der konkreten Beteiligten abhängt.<br />

Eine Gruppe von Frauen bildet zwar nicht notwendigerweise einen „Frauenbund“<br />

aus – eine solche Strategie haben Frauen nicht gelernt, es fehlt die lange Tradition und<br />

Erfahrung, auf die Männerbünde zurückblicken können. Die weibliche Identität hat es<br />

kaum nötig, sich durch Verbündung unter Frauen zu stabilisieren. So ist es bedauerlich,<br />

aber naheliegend, daß sich einzelne Frauen eher mit dem Männerbund solidarisieren als<br />

mit anderen einzelnen Frauen; schließlich ist dieser nicht nur der sicherere Partner, sondern<br />

er verspricht auch auf der zwischengeschlechtlichen Ebene eine gewisse Anerkennung.<br />

Zudem ist der Abbau geschlechtsspezifischer bzw. -hierarchischer Arbeitsteilung<br />

in allen Bereichen dringend notwendig. Die Folge solcher Arbeitsteilung ist die Vergeschlechtlichung<br />

von Tätigkeiten: Bestimmte Tätigkeiten werden mit einem Geschlecht<br />

verknüpft, so daß erst eine Denkbarriere überwunden werden muß, um sich einen<br />

Angehörigen des anderen Geschlechts bei dieser Tätigkeit vorzustellen. Solche<br />

181


182 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

Schemata werden zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen, wenn mangels Frauen auf<br />

bestimmten Arbeitsplätzen die damit verbundene Tätigkeit männlich wird, was dazu<br />

führt, daß für freie Stellen die Rekrutierung von Frauen nicht in Betracht gezogen wird.<br />

Der Abbau geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung ist verbunden mit einer Flexibilisierung<br />

der Geschlechtsrollen, die es Frauen und Männern erlaubt, ihre Handlungsspielräume<br />

und Denkgewohnheiten zu erweitern.<br />

2) Mikroebene<br />

Frauen haben – wie zu erwarten ist – mit allen Merkmalen des Männerbundes große<br />

Probleme: die strengen, meist ungeschriebenen Reglements im Umgang der Mitglieder,<br />

die teilweise Entindividualisierung des Einzelnen zugunsten des Bundes und der zu<br />

erwartenden Gewinne, die gleichzeitig existierende Brüderlichkeit und Konkurrenz,<br />

Kameraderie und Hierarchie, und natürlich die latent oder offen bestehende Frauenfeindlichkeit<br />

mit den damit verbundenen sexistischen Äußerungen, der Witz- und Gesprächskultur<br />

sowie der Strategie des internen Ausschlusses.<br />

Um Frauen den Umgang mit dem Männerbund zu erleichtern, sollten sie zunächst<br />

ihre eigene Rolle reflektieren. Frauen als aktive Unterstützerinnen von Männerbünden<br />

drängen Männer in typisch männliche Rollen, haben stereotype Erwartungshaltungen an<br />

Männer und bringen nichttraditionell lebenden Männern nicht immer Bewunderung<br />

entgegen. Jedoch unterliegen natürlich auch und insbesondere Frauen geschlechtsspezifischen<br />

Erwartungen, die es ihnen schwer machen, aus ihrer Rolle der zweiten Instanz<br />

hinter dem Mann und der Familienfrau auszubrechen. Diese Rolle ist seit langer Zeit<br />

einstudiert und bringt zumindest die Anerkennung als Frau. Alles Neue – sich mit Männern<br />

messen, sich neue Kompetenzen aneignen, die Kinder anderen (dem Vater?) überlassen<br />

– macht verständlicherweise Angst und verspricht nicht unbedingt Erfolg. Frauen<br />

brauchen deshalb alle Unterstützung von politischer Seite, um nichttraditionelle Wege<br />

nicht nur zu beschreiten, sondern auch konsequent durchzuhalten.<br />

Vor allem aber müssen sich Frauen der Funktionen und Strategien von Männerbünden<br />

bewußt werden. Allzu oft setzen sie auf ihre Fachkompetenz und investieren<br />

enorme Energien in die Lösung von Sachfragen und in ihren persönlichen Leistungsoutput,<br />

ohne zu erkennen, daß es darum vielleicht gar nicht geht. Männerbündische Mechanismen<br />

zu durchschauen hilft, besser auf sie zu reagieren oder sie für sich zu nutzen.<br />

Frauen könnten sich beispielsweise auf einen zu erwartenden Schulterschluß der Männer<br />

vorbereiten und eine eigene Strategie aufbauen, wofür eine weibliche Solidarität<br />

nicht schaden würde. Je mehr Frauen zusammenarbeiten, desto größer ist die Chance,<br />

daß eine Verbündung unter Frauen Vorteile bringt, desto besser können sie sich kollektiv<br />

gegen sexistisches Verhalten wehren, und vor allem: Sie bringen eine größere Bandbreite<br />

von „Weiblichkeiten“ mit. Und darum soll es in Zukunft gehen: Männer und<br />

Frauen sollen in all ihrer Verschiedenheit (die unter Frauen, unter Männern und zwischen<br />

Männern und Frauen herrscht) lernen, miteinander so umzugehen, daß Kooperation<br />

möglich ist. Eine Situation soll entstehen, in der Sexualität nicht verbannt ist (denn<br />

das ist zwischen Menschen niemals möglich), aber in der sie nicht auf Kosten einer<br />

Gruppe existiert, als Sexismus diskriminierend wirkt oder derart eingeteilt wird, daß<br />

manche mehr sexuelle Freiheiten genießen als andere.<br />

182


<strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98) 183<br />

Wenn sich Männer auf neue Kooperations- und Umgangsformen einstellen (müssen),<br />

werden alte Reglements und Gepflogenheiten in Frage gestellt, neue Arrangements<br />

ausprobiert. Auch für Männer gilt es, sich männerbündischer Tendenzen bewußt<br />

zu werden, um die eigenen oft automatisch ablaufenden Verhaltensmuster zu verändern.<br />

Damit haben auch Männer die Chance, enge und rigide Männlichkeitsvorstellungen zu<br />

verlassen und sich eine größere Vielfalt von Handlungsweisen anzueignen. Schließlich<br />

könnten sie Vorteile aus einer geschlechtergerechten Strategie ziehen: weniger zeitliche<br />

Opfer (weil Frauen eventuell die Notwendigkeit überlanger Sitzungen und Diskussionen<br />

in Frage stellen), eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (weil nicht mehr automatisch<br />

jemand für die Versorgung der Familie bereitsteht), heterogenere Vorgehensweisen<br />

bei der Lösung von Problemen (weil unterschiedlichere Personen vielfältigere<br />

Ideen produzieren), mehr Offenheit gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppierungen,<br />

mehr Gerechtigkeit und Demokratie. Und wären nicht viele Männer froh, wenn<br />

sie ohne Angst vor Nachteilen am Arbeitsplatz in Erziehungsurlaub gehen oder ihre Arbeitszeit<br />

reduzieren könnten?<br />

Idealerweise sollte diese Art von Bewußtseinsbildung durch betriebliche Maßnahmen<br />

unterstützt werden, die es Frauen und Männern erlauben, über Probleme und Konflikte<br />

zu reden und eigene Ängste bezüglich der neuen Situation abzubauen. Denkbar<br />

sind Selbsterfahrungsgruppen, Persönlichkeitstrainings bzw. Entwicklungsmaßnahmen<br />

speziell für Männer, in denen sie ihre Vorstellungen von Männlichkeit und Mannsein<br />

reflektieren. Für Frauen müßten neben ähnlichen Gruppen, in denen sie ihre Erwartungen<br />

an sich und Männer analysieren, vermehrt Schulungen („Männerbundtrainings“)<br />

angeboten werden, in denen sie Selbstdarstellung, Argumentation, strategisches Handeln<br />

und Konfliktbewältigung lernen.<br />

10. Ausblick<br />

Gemeinschaftsbildung scheint ein bereits früh entstandenes Bestreben von Männern<br />

zu sein, das darin besteht, sich von Frauen abzugrenzen und eigene Sinninhalte und<br />

Machträume zu entfalten. Deren herrschaftliche Funktion ergibt sich schon alleine daraus,<br />

daß zur Sicherung der „männlichen“ Tätigkeiten, Ordnungen und Neuentwicklungen<br />

die Nicht-Mitglieder abwertet und die neuen Wissensbestände oder Ideen diesen<br />

vorenthalten werden müssen. Die Wurzel des Männerbundes scheint jedoch eher im<br />

Aufbau und der Stabilisierung der männlichen Identität zu liegen, die für ihre anspruchsvollen<br />

und eng umgrenzten Inhalte nicht nur gleichgesinnte Andere braucht,<br />

sondern auch eine reglementierte Binnenorganisation, die das fragile Gebäude aus Begehren<br />

und Distanz nicht zusammenstürzen läßt. Der Ausschluß der Frauen muß mit deren<br />

Devaluierung und mit der Überhöhung der Männer verbunden werden. Je intensiver<br />

aber die Abgrenzungspolitik zwischen Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern betrieben<br />

wird, desto größer wird wiederum die Unsicherheit im Umgang mit der jeweils anderen<br />

Gruppe und desto tiefer wird die Kluft zwischen beiden.<br />

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist Aufgabe der staatlichen und betrieblichen<br />

Politik, der gesellschaftlichen Kräfte, die Fortschritte hin zu mehr Gerechtigkeit zwischen<br />

den Geschlechtern in Gang bringen können, sowie aller Frauen und Männer, die<br />

sich ihrer geschlechtsrollenfixierten Handlungsweisen bewußt werden wollen.<br />

183


184 <strong>Rastetter</strong>: Männerbund Management (ZfP 2/98)<br />

In diesem Beitrag konnten nur einige Reflexionen darüber angestellt werden, wie<br />

eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern vor dem Hintergrund<br />

männerbündischer Kräfte hergestellt werden kann. In der deutschsprachigen Managementforschung<br />

wird die Bedeutung von Männlichkeit kaum untersucht (weshalb in diesem<br />

Heft bewußt ein Schwerpunkt darauf gelegt wurde), der Männerbund-Gedanke jedoch<br />

praktisch ignoriert, was dazu führt, daß produktionslogische und effizienzorientierte<br />

Ansätze, zu denen auch der Managing Diversity – Ansatz zählt, einen zu großen<br />

Stellenwert erhalten. Eine Integration mit psychologischer bzw. psychoanalytischer<br />

Forschung zu Geschlechtsidentität und – spezifischer – zum Aufbau und zur Veränderung<br />

dessen, was in unserer Gesellschaft als Männlichkeit gilt, wäre vonnöten.<br />

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