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Stefan Koch, Jürgen Kaschube - Rainer Hampp Verlag

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<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 5<br />

<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong> *<br />

Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen<br />

Konzeptualisierung des Phänomens und Exploration am Beispiel<br />

von Führungskräften **<br />

Organisationen der Wirtschaft verändern sich derzeit dahingehend, dass Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ein höheres Maß an individueller Verantwortung übernehmen.<br />

Das in diesem Beitrag vorgestellte Konzept von Eigenverantwortlichem Handeln (EVH)<br />

beschreibt Verhaltensweisen in Organisationen, die einerseits aus eigenem Antrieb ausgeführt<br />

werden und die sich andererseits durch die Übernahme von Verantwortung für<br />

Ziele und Zwecke der Organisation auszeichnen. Zentrales Merkmal dieses Handelns<br />

ist, dass die Akteure unter Abwägung formeller Vorgaben der Organisation die Verantwortung<br />

für ihr Handeln weitgehend selbstbestimmt definieren. Eine explorative Interviewstudie<br />

mit 21 Führungskräften konnte bestätigen, dass das Konzept EVH relevante<br />

Verhaltensweisen von Führungskräften thematisiert und zur Klassifikation verschiedener<br />

Formen von EVH im Feld geeignet ist. Ferner zeigte sich, dass EVH in der Organisation<br />

zwar auf Widerstände stößt, jedoch auch positive Auswirkungen auf den Organisationserfolg<br />

haben kann. Abschließend wird auf Perspektiven für die weitere Forschung<br />

und die organisationale Praxis eingegangen.<br />

Business organisations need members who show behaviour which exceeds explicit<br />

organisational demands on them. ‘Self–responsible behaviour’ describes a sort of organisational<br />

behaviour, characterised firstly by employees working of their own accord<br />

and, secondly, by their taking responsibility for organisational objectives and effectiveness.<br />

The theoretical concept of self-responsible behaviour is analysed with respect to<br />

recent approaches in organisational psychology. Additionally, an explorative<br />

interview study was conducted with 21 managers. Results show that the concept of self–<br />

responsible behaviour is congruent to real behaviour of managers and distinguishes between<br />

different types of self–responsible behaviour. Although conflicts with the<br />

organisation occur, self–responsible behaviour may have positive consequences for<br />

organisational success. Finally, perspectives for further research and for<br />

organisational practice are discussed.<br />

______________________________________________________________________<br />

* <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong> M.A., Jahrgang 1968, Doktorand am Institut für Psychologie der Ludwig–<br />

Maximilians–Universität München, Organisations– und Wirtschaftspsychologie, Leopoldstr.<br />

13, D–80802 München, Telefon: 089/2180–5206, email: koch@psy.uni–muenchen.de.<br />

Arbeitsgebiete: Personal– und Organisationsentwicklung, Wissensmanagement.<br />

Dr. <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong> M.A., Jahrgang 1960, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für<br />

Organisations– und Wirtschaftspsychologie der Universität München, Leopoldstr. 13, D–<br />

80802 München, email: kaschube@psy.uni–muenchen.de.<br />

Arbeitsgebiete: Personalauswahl und Personalentwicklung, Gründungsforschung.<br />

** Artikel eingegangen: 6.3.1999 / revidierte Fassung eingegangen und akzeptiert: 17.11.1999.


6 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

Ausgangspunkt<br />

In der gesellschaftlichen und politischen Diskussion der letzten Jahre spielt das<br />

Thema „Verantwortung“ eine Hauptrolle. Grundtenor vieler Äußerungen – unter anderem<br />

des ehemaligen Deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog – ist die Aufforderung<br />

an den Einzelnen, mehr Verantwortung zu übernehmen. „Eigenverantwortlich leben<br />

und handeln“ gehört heute zu den am höchsten geschätzten Werten der Deutschen<br />

(Gensicke 1998).<br />

Diese generelle Tendenz lässt sich auch in der Wirtschafts– und Arbeitswelt feststellen.<br />

Vielfach wird konstatiert (Parks/Kidder 1994, Rousseau 1997), dass globaler<br />

Wettbewerb und neue Informations– und Kommunikationstechnologien Wirtschaftsunternehmen<br />

in Richtung flexibler und dynamischer Organisationen verändern, und dass<br />

in Folge dessen die Arbeitstätigkeit immer weniger durch formelle Regeln, Strukturen<br />

und Hierarchien bestimmt wird. Dieser Verlust an Handlungssicherheit muss kompensiert<br />

werden, wodurch die Anforderungen an die Menschen steigen, die in Organisationen<br />

arbeiten – besonders an die nachwachsende Generation von Führungskräften (Nerdinger/von<br />

Rosenstiel 1996). Zugleich verändern sich die psychologischen Verträge, die<br />

zwischen der Organisation und ihren Angestellten bestehen (vgl. Nerdinger 1997). Was<br />

Einzelne zur Erfüllung des Organisationszwecks beitragen, wird immer weniger durch<br />

traditionelle äußere Vorgaben reguliert. Vielmehr müssen die Mitarbeiter aus eigenem<br />

Antrieb dafür sorgen, dass ihr persönlicher Beitrag zur Wertschöpfung stimmt (Hiltrop<br />

1995, Nerdinger 1997). Die Verantwortung geht von der Organisation als System auf<br />

ihre einzelnen Mitglieder über.<br />

Die Organisationspsychologie hat folgerichtig die früher eher vernachlässigten individuellen<br />

Beiträge von Personen zum Erfolg der Organisation zum Gegenstand ihrer<br />

Forschung gemacht. Besonderes Augenmerk gilt den Verhaltensweisen, die einzelne<br />

Mitglieder aus eigenem Antrieb und über ihre formellen Pflichten hinaus zeigen und die<br />

einen wichtigen, aber häufig übersehenen und schwer dokumentierbaren Aspekt der individuellen<br />

Leistung ausmachen (Motowidlo/van Scotter 1994; Organ/Paine 1999).<br />

Vor diesem Hintergrund verknüpft der vorliegende Beitrag psychologische Ansätze<br />

zu Verhaltensweisen, die Organisationsmitglieder aus eigenem Antrieb zeigen, mit<br />

der Verantwortungsthematik. Aus einem vorliegenden Modell persönlicher Verantwortung<br />

(Schlenker 1997) wird das Konzept des Eigenverantwortlichen Handelns (EVH) in<br />

Organisationen entwickelt. Der zweite Teil des Beitrags stellt eine explorative Studie<br />

vor, die das Auftreten Eigenverantwortlichen Handelns im Feld und die Eignung des<br />

vorliegenden Konzepts zu seiner Klassifikation am Beispiel von Führungskräften untersucht.<br />

Mit den Führungskräften wurde eine kritische Gruppe von Angestellten ausgewählt,<br />

die einem hohen Druck zur Übernahme von Verantwortung ausgesetzt ist. Nach<br />

einer Diskussion der bisherigen Erkenntnisse folgt ein Ausblick darauf, welche Richtung<br />

die weitere Erforschung von EVH einschlagen könnte und unter welchen Aspekten<br />

das Konzept für die Praxis relevant ist.


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 7<br />

1. Theoretische Grundlagen<br />

1.1 Extrarollenverhalten in Organisationen<br />

Verhalten, das Organisationsmitglieder aus eigenem Antrieb zeigen, wird in der<br />

Forschung dadurch charakterisiert, dass es über explizite Rollenerwartungen hinausgeht,<br />

die in der Organisation an ihre Mitglieder gerichtet werden. In jüngster Zeit wurden<br />

Versuche unternommen, verschiedene Ansätze in dieser Richtung zusammenfassend als<br />

ein Konstrukt Extrarollenverhalten zu redefinieren (Nerdinger 1998, van Dyne et al.<br />

1995). Extrarollenverhalten ist ein Oberbegriff für Verhaltensweisen in der Organisation,<br />

die<br />

nicht explizit vorgeschrieben, sondern freiwillig und intentional sind;<br />

nicht unmittelbar vergütet oder belohnt werden;<br />

für die Organisation relevant sind und ihr potenziell nützen (vgl. Nerdinger 1998).<br />

Diese theoretische Annäherung nimmt Bezug auf die ältere systemtheoretische Betrachtungsweise<br />

der Organisation von Katz und Kahn (1978). Die Autoren betonen die<br />

Notwendigkeit von Verhalten jenseits der Rollenvorschriften zur Erhaltung des Systems<br />

Organisation, da ohne zusätzlichen Einsatz – d.h. durch reinen „Dienst nach Vorschrift“<br />

– das Überleben eines Unternehmens gefährdet sei. Dieses innovative und spontane<br />

Verhalten stellen sie dem verlässlichen Rollenverhalten gegenüber, das systemkonform<br />

und durch Stellenbeschreibungen und Anweisungen weitgehend festgelegt ist<br />

(Katz/Kahn 1978). Spontanes und innovatives Verhalten ist notwendig, da sich Organisationen<br />

immer wieder unter Umständen bewähren müssen, die noch nicht in ihren formellen<br />

Vorgaben und Strukturen berücksichtigt sind.<br />

Im Anschluss an diese Überlegungen wurde über formelle Vorgaben hinausgehendes<br />

Verhalten als freiwillige Erfüllung von „Bürgerpflichten“ interpretiert, denen zufolge<br />

sich das Handeln des Einzelnen – auch jenseits der Buchstaben des Gesetzes – stets<br />

am allgemeinen Wohl des „Staates“ bzw. der Organisation zu orientieren habe. Zum<br />

entsprechenden Konstrukt des Organizational Citizenship Behavior (OCB; Bateman/Organ<br />

1983; Organ 1988; Organ/Paine 1999) liegt eine Vielzahl von Studien vor.<br />

Die beiden wichtigsten, empirisch bestätigten Dimensionen des Konstruktes sind Altruismus<br />

und Compliance, wobei unter der ersten Hilfsbereitschaft gegenüber Kollegen<br />

und anderen Personen in der Organisation, unter der zweiten besondere Willigkeit, Gewissenhaftigkeit<br />

und Umsichtigkeit bei der Ausführung der Arbeitsaufgaben zu verstehen<br />

ist. Weitere Dimensionen haben sich empirisch nicht bewährt (Organ 1997). OCB<br />

umfasst also Verhaltensweisen, die die positive Grundhaltung einer Person gegenüber<br />

der Organisation, den zu ihr gehörenden Personen und der eigenen Tätigkeit ausdrücken<br />

und die eine Vielzahl von kleinen Beiträgen zur meist indirekten Unterstützung des Arbeitsprozesses<br />

liefern (Organ 1988). Eben diese Art von Beiträgen bezeichnen Borman<br />

und Motowidlo (1993) treffend als contextual performance, die sie bezüglich des Tätigkeitsinhalts<br />

von task performance unterscheiden, die unmittelbar mit dem Wertschöpfungsprozess<br />

der Organisation zu tun hat. Während Letztere in der Regel durch formelle<br />

Vorschriften geregelt ist, erfolgt contextual performance häufig aus eigenem Antrieb einer<br />

Person (Borman/Motowidlo 1993).


8 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

Den bisher betrachteten Formen des Extrarollenverhaltens ist gemeinsam, dass ihnen<br />

eine positive und unterstützende Wirkung in der Organisation zuerkannt wird, obwohl<br />

ein positiver Effekt für die Organisation nur vereinzelt nachgewiesen wurde (Organ/Paine<br />

1999). Jedoch wurde auch Verhalten in Organisationen thematisiert, bei dem<br />

negative Folgen oder Konflikte zu erwarten sind. Unter Intrapreneurship (Hisrich 1990;<br />

Pinchot 1988) sind Verhaltensweisen von Angestellten in Unternehmen zu verstehen,<br />

die sich am Schumpeterschen Konzept des selbständigen Unternehmers orientieren,<br />

dem traditionell die Fähigkeit zur Innovation und der nötige Mut zum unternehmerischen<br />

Risiko zugeschrieben wird. Zeigen abhängig Beschäftigte unternehmerisches<br />

Handeln, suchen sie auch gegen vorhandene Widerstände aus eigener Initiative Erfolgschancen<br />

für ihr Unternehmen, übernehmen die Verantwortung für potenzielle Innovationen<br />

und tragen das mit deren Scheitern verbundene persönliche Risiko. Risikobereitschaft<br />

ist ein Kennzeichen des Intrapreneurs, weil er die Unsicherheit darüber in Kauf<br />

nimmt, welche Reaktion die Organisation auf sein Handeln zeigen wird (Yates 1992).<br />

Die Reaktion kann von Anerkennung und Karrierefortschritt bis zu einer Abmahnung<br />

oder dem Verlust der Position reichen. Der Aspekt möglicher negativer Konsequenzen<br />

und des potenziellen Konfliktes zwischen Akteur und Organisation wird beim Konzept<br />

des Mitunternehmertums (Wunderer 1999) eher ausgeklammert, das eine abgeschwächte<br />

Form unternehmerischen Handelns im vollen Einvernehmen mit der Unternehmensführung<br />

beschreibt. In weiteren Ansätzen, z.B. dem des „whistleblowing“ (Near/Miceli<br />

1995), stehen negative Aspekte sogar im Mittelpunkt. Das Handlungsspektrum reicht<br />

von der Missachtung einzelner Vorgaben der Organisation bis hin zu ihrer grundsätzlichen<br />

Ablehnung durch ein Mitglied (Graham 1986, Parks/Kidder 1994, Staw/Boettger<br />

1990).<br />

Die Konstrukte im Umfeld von Extrarollenverhalten und Intrapreneurship thematisieren<br />

höchst heterogene Verhaltensweisen, die Personen in Organisationen aus eigenem<br />

Antrieb zeigen. Das Konzept von Eigenverantwortlichem Handeln verfolgt das<br />

Ziel, diese heterogenen Verhaltensweisen in ein einheitliches Schema einzuordnen. Dies<br />

soll unter dem Aspekt der Übernahme von Verantwortung geschehen.<br />

1.2 Verantwortung<br />

Jenseits rein ethischer Fragestellungen (Blickle 1998) wird der Aspekt der Verantwortung<br />

bei der Untersuchung des Handelns in Organisationen eher selten berücksichtigt.<br />

Eine Ausnahme bildet die Arbeit von Barry S. Schlenker. Vor dem Hintergrund der<br />

Forschung zum Impression Management geht er der Frage nach, welche Rolle Verantwortung<br />

im Selbst– und Fremdbild einer Person spielt. In diesem Beitrag dient das<br />

Konzept der persönlichen Verantwortung von Schlenker (1997; Schlenker et al. 1994)<br />

als Ausgangspunkt, um verschiedene Konstellationen von Verantwortungsübernahme in<br />

Organisationen zu analysieren. In einem sozialpsychologischen Kontext beschreibt das<br />

Modell Bedingungen, auf deren Grundlage einer Person von anderen Personen die Verantwortung<br />

für ein Ereignis, eine Handlung oder einen Sachverhalt zugeschrieben wird,<br />

bzw. eine Person in Hinblick auf ihre Rechtfertigung gegenüber anderen ihre eigene<br />

Verantwortlichkeit antizipiert (Schlenker 1997). Damit steht das vorliegende Konzept<br />

teilweise konträr zum bisher beschriebenen Extrarollenverhalten. Sein Anwendungsbe-


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 9<br />

reich umfasst primär Verhaltensweisen im Bereich der Organisation, die unter die reguläre<br />

Aufgabenerfüllung fallen, also Konstellationen, in denen einer Person Verantwortung<br />

eindeutig und übereinstimmend zugeschrieben werden kann. Auf Extrarollenverhalten,<br />

das per definitionem freiwillig und nicht vorgeschrieben ist (Nerdinger 1998),<br />

kann diese Voraussetzung nicht zutreffen. Innerhalb der Organisation besteht offensichtlich<br />

keine Übereinstimmung darüber, dass solches Verhalten in die Verantwortung<br />

der betreffenden Person fällt.<br />

Im Sinne Schlenkers (1997) liegt Verantwortung dann vor, wenn eine Person von<br />

sich selbst oder von anderen in einem vorliegenden Fall für Ereignisse oder Handlungen<br />

verantwortlich gemacht wird, die sie beeinflussen kann, und wenn eine bestimmte Vorgabe<br />

besteht, die die Person in Hinblick auf den Fall berücksichtigen muss. Als Personen<br />

kommen alle Mitglieder einer Organisation in Frage. Der Fall stellt ein bestimmtes<br />

Ereignis bzw. eine bestimmte Handlung unter den gegebenen situativen Umständen dar.<br />

Fälle sind verschiedenste Vorgänge im Rahmen der Arbeitstätigkeit: die Bedienung einer<br />

Maschine, das Führen eines Kundengespräches, das Treffen einer Entscheidung. Die<br />

Vorgabe umfasst innerhalb der Organisation verbindliche Handlungsvorschriften, deren<br />

Ausführung einer Person potenziell obliegt und die möglicherweise geeignet sind, bei<br />

der Bewältigung eines Falles angewendet zu werden. Bei den Vorgaben kann es sich um<br />

Sicherheitsvorschriften, Aufgabenbeschreibungen und gesetzliche bzw. vertragliche<br />

Regelungen handeln, aber auch um ungeschriebene Gesetze der Organisation. Verantwortung<br />

insgesamt wird durch die Summe der Beziehungen oder Bindungen zwischen<br />

den drei Elementen Person, Fall und Vorgabe konstituiert (Schlenker 1997). Aus den<br />

folgenden drei Bindungen setzt sich das Dreiecksmodell der Verantwortung zusammen,<br />

das in Abbildung 1 dargestellt ist.<br />

Die Person–Fall–Bindung ist gegeben, wenn die Person in Hinblick auf den Fall<br />

über eine hoch ausgeprägte Handlungskontrolle verfügt und aktiv werden bzw. das<br />

Ereignis intentional herbeiführen kann. Ausgeschlossen werden durch diese Bindung<br />

Konstellationen, in denen der Urheber eines Vorfalls nicht identifiziert oder<br />

einer Person keine Absicht unterstellt werden kann.<br />

Die Person–Vorgabe–Bindung liegt vor, wenn eine in der Organisation existierende<br />

Handlungsvorschrift einer bestimmten Person zugeordnet und für sie verbindlich<br />

ist. Eine formelle Vorgabe ist den Beteiligten bewusst und in der Organisation eindeutig<br />

nachvollziehbar. Sie kann auf implizite, aber allgemein bekannte Erwartungen,<br />

auf Stellenbeschreibungen oder direkte Anweisungen zurückgehen.<br />

Die Vorgabe–Fall–Bindung kommt zustande, wenn die Handlungsvorschriften der<br />

Vorgabe auf einen bestimmten Fall eindeutig anwendbar und zu seiner Bewältigung<br />

relevant sind. In der Vorgabe ist eine für den jeweiligen Fall anzuwendende<br />

Strategie oder Vorgehensweise verankert, die unabhängig von einer bestimmten<br />

Person allgemeine Geltung in der Organisation hat.


10 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

Abb. 1: Das Dreiecksmodell der Verantwortung nach Schlenker (1997).<br />

Vorgabe<br />

Obliegt der Person<br />

die Ausführung<br />

der Vorgabe?<br />

Muss die Vorgabe auf<br />

den Fall angewendet<br />

werden?<br />

Person<br />

Kann und will<br />

die Person im Fall<br />

aktiv eingreifen?<br />

Fall<br />

Ein Höchstmaß an Verantwortung ist nach Schlenker (1997) dann gegeben, wenn<br />

alle drei Bindungen eindeutig und stark ausgeprägt sind. Dies ist etwa dann der Fall,<br />

wenn eine Person ein mit ihr vereinbartes Ziel durch ihren persönlichen Einsatz erreicht<br />

und dabei die vorgesehenen Ressourcen verwendet sowie die Rahmenbedingungen beachtet.<br />

Die Bedingungen für Verantwortung sind jedoch auch erfüllt, wenn eine Person<br />

innerhalb einer streng hierarchischen Struktur einer befehlsartigen Vorgabe folgt, zu deren<br />

Ausführung sie über alle Mittel verfügt und die das Handeln minutiös vorschreibt.<br />

Insbesondere aus letzterem Beispiel wird deutlich, dass im Dreiecksmodell in seiner<br />

formalen Starrheit persönliche Verantwortung auf die Erfüllung zugewiesener Pflichten<br />

reduziert werden kann. Aufgrund seiner externen Perspektive erklärt es recht gut, unter<br />

welchen Bedingungen eine Person für etwas verantwortlich zu machen ist, jedoch nicht,<br />

was aktive Verantwortungsübernahme durch eine Person über externale Verpflichtung<br />

hinaus bedeutet.<br />

1.3 Extrarollenverhalten unter dem Aspekt der Verantwortung<br />

Die beschriebenen Formen von Extrarollenverhalten entsprechen offensichtlich<br />

nicht dem Schema von Verantwortung, das das Dreiecksmodell von Schlenker (1997)<br />

vorgibt. Trotzdem bietet dieses Schema eine Grundlage dafür, Extrarollenverhalten auf<br />

seinen Gehalt an Verantwortung zu analysieren. Zu diesem Zwecke müssen sie mit den<br />

drei Grundelementen des Modells zur Deckung gebracht werden. Nachdem sich die<br />

meisten Konzepte des Extrarollenverhaltens auf konkrete Verhaltensweisen beziehen<br />

(z.B. Hilfeleistung gegenüber Kollegen, Abwenden von materiellen Schäden von der


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 11<br />

Organisation), können diese leicht als die in Frage stehenden Fälle identifiziert werden,<br />

in denen eine der Organisation angehörige Person agiert. Als Vorgabe sind ganz allgemein<br />

diejenigen formellen, d.h. den Organisationsmitgliedern bekannten Vorschriften<br />

der Organisation zu betrachten, die für den jeweiligen Fall relevant sind. Nachdem Extrarollenverhalten<br />

per definitionem intentional ist (Nerdinger 1998), wird vorausgesetzt,<br />

dass die Person dieses Verhalten nicht nur ausführen kann, sondern auch ausführen will.<br />

Zwischen Person und Fall besteht eine eindeutige und starke Beziehung, die über die<br />

von Schlenker (1997) thematisierte Handlungskontrolle noch hinausgeht. Die Beschaffenheit<br />

der anderen Verbindungen ist von einer differenzierten Betrachtung der in Frage<br />

stehenden Vorgaben abhängig, die an drei konkreten Verhaltensweisen durchgespielt<br />

werden soll.<br />

Eine derart differenzierte Betrachtung der Kriterien für Verantwortung ist notwendig,<br />

um einer Unschärfe in der Definition von Extrarollenverhalten zu begegnen. Das<br />

genannte Hauptkriterium für Extrarollenverhalten – Freiwilligkeit und Abwesenheit<br />

formeller Vorschriften – beinhaltet die Schwierigkeit, keine eindeutige und empirisch<br />

haltbare Abgrenzung von verlässlichem Rollenverhalten und Extrarollenverhalten zu erlauben<br />

(Organ/Paine 1999; Van Dyne et al. 1995). Das Problem illustriert eine Studie<br />

von Pond et al. (1997) zu OCB von Führungskräften. Entgegen der Definition sahen die<br />

befragten Führungskräfte OCB–Verhaltensweisen überwiegend als Gegenstand einer<br />

Bewertung durch ihre Vorgesetzten an, die sich auch in einer formellen Leistungsbeurteilung<br />

niederschlägt. Lediglich bei sechs von 16 in einer typischen OCB–Skala enthaltenen<br />

Verhaltensweisen gaben die befragten Führungskräfte mehrheitlich an, dass diese<br />

nicht zumindest implizit erwartet und bewertet würden (Pond et al. 1997). Auch Morrison<br />

(1994) kommt zu dem Ergebnis, dass Beschäftigte OCB nicht nur häufig ihrer Rolle<br />

zurechnen, sondern auch in Abhängigkeit von dieser Überzeugung ausführen – von<br />

Freiwilligkeit kann somit kaum die Rede sein. Verantwortung im Sinne von Schlenker<br />

(1997) entspricht weitgehend dem systemkonformen und verlässlichen Rollenverhalten<br />

(Katz/Kahn 1978), das den Normalfall in der Organisation darstellt. Bei diesem Verhalten<br />

sind die Bindungen des Dreiecksmodells deutlich ausgeprägt. Extrarollenverhalten<br />

als Gegensatz dazu wird demnach durch die Unvollständigkeit dieser Bedingung definiert.<br />

In das Dreiecksmodell übersetzt heißt das, dass mindestens eine Bindung nicht<br />

eindeutig gegeben ist. Nachdem formelle Vorschriften im Modell einer Vorgabe entsprechen,<br />

wird deutlich, dass hier zwei Bindungen betroffen sein können. Einerseits<br />

können Person und Vorgabe unverbunden sein – die fehlende Verpflichtung der Person<br />

kommt im Kriterium fehlender formeller Vorschriften zum Ausdruck. Andererseits jedoch<br />

besteht auch die bisher gänzlich unberücksichtigte Möglichkeit, dass die Vorgabe–<br />

Fall–Bindung fehlt, oder beides zugleich auftritt.<br />

Ein häufig genanntes Beispiel für Extrarollenverhalten ist die besondere Gewissenhaftigkeit<br />

und Sorgfalt einer Person bei der Erfüllung ihrer Aufgaben (vgl. Compliance,<br />

Organ 1988; job dedication, Motowidlo/Van Scotter 1994). Ein Buchhalter ist<br />

damit betraut, regelmäßig Daten als Bericht zusammenzustellen und Statistiken zu berechnen.<br />

Aus eigenem Antrieb prüft er in Stichproben die Richtigkeit der Grunddaten.<br />

Zudem verwendet er ein Präsentationsprogramm, um seine Statistiken neben dem Standardbericht<br />

grafisch ansprechend darzustellen. Nachdem sich die Person im Beispiel


12 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

prinzipiell der Erfüllung einer Aufgabe widmet, ist ein Satz von Handlungsvorschriften<br />

seitens der Organisation gegeben, d.h. eine Vorgabe, die sich eindeutig der Person zuordnen<br />

lässt. Eine deutliche Person–Vorgabe–Bindung besteht. Allerdings führt der<br />

Buchhalter seine Tätigkeit mit besonderer Gewissenhaftigkeit aus. Aus diesem Grund<br />

entspricht die Tätigkeit in Hinblick auf Qualität und Umfang der Ausführung nicht mehr<br />

der oben beschriebenen Vorgabe. Andere Beispiele dieser Art sind geringere Fehlertoleranzen,<br />

die Hinzunahme weiterführender Arbeitsschritte oder die hartnäckige Überwindung<br />

ungewöhnlicher Schwierigkeiten. Möglicherweise orientieren sich Mitarbeiter dabei<br />

an einer alternativen persönlichen Vorgabe, die höhere Ansprüche stellt. Diese sind<br />

jedoch nicht Gegenstand der Betrachtung, der zufolge ein außergewöhnlich sorgfältiges<br />

Handeln in Bezug auf die bestehende Vorgabe vorliegt. In diesem Beispiel ist also die<br />

eindeutige Vorgabe–Fall–Bindung aufgelöst.<br />

Im zweiten Beispiel sehen sich Vertriebsmitarbeiter einem ungewöhnlichen Andrang<br />

von Kunden gegenüber, die eine ausführliche Beratung wünschen. Angesichts der<br />

langen Schlange kommt der für die Lagerhaltung zuständige Kollege hinzu und bedient<br />

spontan diejenigen Kunden, denen er mit seinen Kenntnissen weiterhelfen kann. Eine<br />

solche Hilfeleistung gegenüber Kollegen wird in mehreren Ansätzen als Extrarollenverhalten<br />

thematisiert (z.B. als Altruismus, Organ 1988; vgl. Borman/Motowidlo 1993;<br />

George/Brief 1992). Die helfende Person führt eine Tätigkeit aus, die nicht zu ihren eigenen<br />

Aufgaben gehört, sondern zu denen der überlasteten Kollegen. Für die Führung<br />

von Verkaufsgesprächen gibt es innerhalb der Organisation klare Anweisungen. Somit<br />

besteht eine Vorgabe, die sich eindeutig der Tätigkeit zuordnen lässt – eine starke Vorgaben–Fall–Bindung<br />

ist gegeben. Anders verhält es sich mit der Person–Vorgaben–<br />

Bindung. Eine solche ergibt sich offensichtlich für die Verkäufer aus ihrer Stellenbeschreibung.<br />

Der helfende Lagerist jedoch lässt sich nicht dieser Vorgabe zuordnen, da er<br />

formell nicht zuständig ist und die betreffende Vorgabe für ihn persönlich keine Geltung<br />

hat. Ihre Anwendung könnte sogar ausschließlich in die Kompetenz der Kollegen fallen,<br />

da beispielsweise die Anweisung besteht, dass nur speziell ausgebildete Mitarbeiter im<br />

Kundenkontakt tätig sein dürfen. Festzuhalten ist, dass keine eindeutige Person–<br />

Vorgabe–Bindung und folglich auch keine Verantwortung im Sinne von Schlenker<br />

(1997) besteht.<br />

Das letzte Beispiel gilt einer F&E–Mitarbeiterin, die eine innovative Produktidee<br />

entwickelt, von deren Erfolg sie überzeugt ist. Da sie auf einer neuen Technologie basiert,<br />

die von der Unternehmensleitung skeptisch beurteilt wird und eine Ablehnung des<br />

Projektes abzusehen ist, treibt sie das Projekt ohne Wissen der zuständigen Entscheidungsträger<br />

voran. Sie investiert einen großen Teil ihrer persönlichen Arbeitskraft in<br />

das Projekt und sucht inoffiziell Unterstützung bei Kollegen, ohne formell damit beauftragt<br />

zu sein. Welche Vorgaben der Organisation können mit diesem typischen Fall von<br />

Intrapreneurship (Pinchot 1988) in Verbindung gebracht werden? In Hinblick auf die<br />

innovative Idee besteht eine Vorgabe darin, dass der Urheber eine schriftliche Vorlage<br />

ausarbeitet und den zuständigen Entscheidungsträgern vorlegt. Eine Vorgabe–Fall–<br />

Bindung dieser Art kommt jedoch nicht zum Tragen – die Idee wird umgehend weiterentwickelt.<br />

Für die Person lautet die Vorgabe, dass sie Entwicklungsaufträge ausführt,<br />

die ihr erteilt wurden. Nachdem kein Auftrag erteilt wurde, besteht auch keine Person–


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 13<br />

Vorgabe–Bindung. Weitergehend könnte das Beispiel folgendermaßen analysiert werden:<br />

Indem die Person eigenständig die Entwicklung der innovativen Idee in die Hand<br />

nimmt, setzt sie durch ihr Handeln eine neue Person–Vorgabe–Bindung. Die Person definiert<br />

selbst die Bindung zu einer Vorgabe, die aus einem allgemeinen Ziel der Organisation<br />

(Innovativität) abgeleitet wird. Und da keine Vorlage verfasst, sondern selbständig<br />

die Entwicklungsarbeit aufgenommen wird, tritt an die Stelle der vorgesehenen<br />

Vorgabe–Fall–Bindung eine alternative, nicht vorgesehene. Wenn also in diesem Beispiel<br />

ein vollständiges Dreieck von Verantwortungsbeziehungen zustandekommt, handelt<br />

es sich nicht um eindeutig gegebene, sondern um von der Person selbst definierte<br />

Bindungen.<br />

1.4 Das Konzept der Eigenverantwortung<br />

Aus den bisherigen Überlegungen lassen sich folgende Schlüsse ziehen. Verhaltensweisen<br />

in Organisationen, die als Extrarollenverhalten und Intrapreneurship beschrieben<br />

werden, sind durch eine fehlende eindeutige Person–Vorgabe– oder Vorgabe–<br />

Fall–Bindung gekennzeichnet. Nach dem Modell von Schlenker (1997) fallen sie nicht<br />

in den Bereich persönlicher Verantwortung. Dieses Modell schränkt Verantwortung auf<br />

die persönliche Verpflichtung ein, eine bestehende eindeutige Vorgabe zu befolgen. Sofern<br />

mit den in Frage stehenden Verhaltensweisen eine für den Organisationszweck relevante<br />

Übernahme von Verantwortung verbunden ist, liegt ihnen offensichtlich eine<br />

andere Form von Verantwortung zugrunde, als sie das ursprüngliche Dreiecksmodell<br />

beschreibt. Diese Form besteht darin, dass eine Person nicht in Übernahme einer schematisch<br />

von der Organisation vorgegebenen, sondern auf eigene Verantwortung handelt.<br />

Anders ausgedrückt orientieren sich Personen bei ihrem Eigenverantwortlichen<br />

Handeln an Vorgaben bzw. Zielen, die ihnen nicht direkt durch das Unternehmen gesetzt<br />

wurden, sondern die sie selbst gewählt oder – wenn sie ursprünglich von der Organisation<br />

stammen – sich „zu eigen gemacht“ haben. Das gilt für den Mitarbeiter, der aus<br />

Gewissenhaftigkeit seine Aufgabe so redefiniert, dass sie neben der Berechnung von<br />

Statistiken auch die Prüfung der Quellen umfasst, ebenso wie für denjenigen, der selbstlos<br />

einem Kollegen bei der Erledigung seiner Aufgaben unter die Arme greift. Auch die<br />

Intrapreneurin, die ihre Vorgesetzten über die Ideen im Dunkeln lässt, an denen sie gerade<br />

arbeitet, damit diese nicht im Unternehmen zerredet werden, bevor sie überhaupt<br />

Gestalt angenommen haben, handelt geleitet von Zielen und persönlichen Vorgaben, die<br />

sie selbst bestimmt. Freilich handelt es sich um Ziele und Vorgaben, die potenziell der<br />

Effektivität der Organisation zugutekommen und mit dem Organisationszweck in Einklang<br />

stehen – auch wenn sie keine formellen Vorgaben sind. Nachdem die resultierenden<br />

Handlungen trotzdem relevant und nicht beliebig sind, markieren sie den Bereich<br />

der Eigenverantwortung, die eine Person innerhalb der Organisation übernimmt.<br />

Die Bezeichnung Eigenverantwortliches Handeln (EVH) wurde gewählt, um zwei<br />

Merkmale zum Ausdruck zu bringen: (1) EVH erfolgt aus eigenem Antrieb, geht mit einer<br />

starken persönlichen Intention einher und ist weitgehend selbstbestimmt (Deci/Ryan<br />

1987). Dies entspricht der schon beim Extrarollenverhalten festgestellten eindeutigen<br />

Person–Fall–Bindung und stellt das Element des Eigen– dar. Um den proaktiven Charakter<br />

des Konzeptes zu kennzeichnen, ist zudem von eigenverantwortlichem Handeln


14 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

die Rede. (2) EVH ist in Verantwortungszusammenhänge eingebunden und Restriktionen<br />

unterworfen, die mit den situativen Bedingungen der Organisation, ihrem Zweck,<br />

ihren Strukturen und ihren anderen Mitgliedern zu tun haben. Restriktionen manifestieren<br />

sich beispielsweise in formellen Vorgaben, die für das Handeln in Betracht gezogen<br />

werden müssen – das Element der Verantwortung. Das letzte Merkmal grenzt EVH von<br />

einem gänzlich freien und selbstbestimmten Handeln ab, das innerhalb einer Organisation<br />

für die meisten Mitglieder utopisch sein dürfte. Lediglich dem selbständigen Unternehmer<br />

an der Spitze der Organisation kommt Handlungsfreiheit zu, die ihn im Sinne<br />

Schumpeters zu einem in hohem Maße risikobereiten und innovativen Handeln befähigt.<br />

EVH kann so interpretiert werden, dass sich Mitglieder der Organisation die Möglichkeiten<br />

des unternehmerischen Handelns in Teilen zu eigen machen. Greift eine Person<br />

zu einer ganz neuen Vorgehensweise (Setzung der Vorgabe–Fall–Bindung) oder<br />

zieht eine bestimmte Kompetenz an sich (Setzung der Person–Vorgabe–Bindung), handelt<br />

sie in der Situation so, als ob sie ein selbständiger Unternehmer wäre.<br />

Welche Veränderungen ergeben sich aus einer Integration des Konzeptes der Eigenverantwortung<br />

für das Dreiecksmodell der Verantwortung (Schlenker 1997)? Das<br />

statische Modell einer retrospektiven Zuschreibung von Verantwortung muss in ein prozessuales<br />

Modell der Konstitution von Verantwortungsbeziehungen überführt werden.<br />

Auf dem Weg von der Intentionsbildung zur Handlungsausführung wird auf der Basis<br />

einer gegebenen Person–Fall–Bindung das zunächst unvollständige Dreieck durch die<br />

beiden anderen Bindungen ergänzt und geschlossen. Dabei werden in der Regel relevante<br />

bestehende Vorgaben in Betracht gezogen. Je nachdem, welche der fehlenden Bindungen<br />

unter welchen Voraussetzungen ergänzt wird, sind verschiedene Formen von<br />

EVH zu unterscheiden (Abbildung 2). In den zunächst aufgeführten Formen (obere Zeile<br />

in Abb. 2) ist eine Person–Vorgabe–Bindung prinzipiell gegeben, es steht also außer<br />

Zweifel, dass eine Vorgabe der betreffenden Person zugeordnet ist und ihr die Ausführung<br />

obliegt.<br />

Abb. 2: Übersicht der Formen von Eigenverantwortlichem Handeln<br />

Vorgabe–Fall–<br />

Bindung<br />

besteht<br />

eindeutig<br />

Bindung<br />

Person–Vorgabe<br />

besteht eindeutig (0)<br />

Pflichterfüllung<br />

(kein EVH)<br />

besteht nicht,<br />

wird definiert<br />

besteht nicht,<br />

wird definiert<br />

(1)<br />

role innovation<br />

besteht mehrfach,<br />

wird gewählt<br />

(4)<br />

Kompetenzüberschreitung<br />

(5)<br />

Mitunternehmertum<br />

(2)<br />

Redefinition der<br />

Vorgabe<br />

(6)<br />

Intrapreneurship<br />

besteht eindeutig,<br />

wird ersetzt<br />

(3)<br />

task revision


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 15<br />

(0) Neben der Person–Vorgabe–Bindung ist auch die Vorgabe–Fall–Bindung eindeutig<br />

gegeben. Diese Konstellation entspricht dem Begriff von Verantwortung nach<br />

Schlenker (1997) und stellt eine Pflichterfüllung dar, nicht jedoch EVH.<br />

(1) Die Person–Vorgabe–Bindung ist gegeben, eine Vorgabe–Fall–Bindung wird jedoch<br />

durch die Person definiert. Demnach kann keine bestehende Vorgabe auf den<br />

Fall angewendet werden. Der vorliegende Fall ist neuartig oder singulär und daher<br />

noch nicht Gegenstand von Vorgaben seitens der Organisation – es fehlt ein Präzedenzfall.<br />

Wenn z.B. ein Vertriebsmitarbeiter erstmals eine Videokonferenz zur<br />

Aushandlung eines Geschäftsabschlusses einsetzt, „erfindet“ er eine in diesem Unternehmen<br />

bis dahin unbekannte Vorgabe–Fall–Bindung. Eine weitere Variante<br />

dieser EVH–Form wurde im Beispiel des Buchhalters unter dem Stichwort Gewissenhaftigkeit<br />

geschildert – die Person wendet eine erweiterte Vorgabe an. Jedoch<br />

handelt es sich in beiden Fällen nur um EVH, solange die Videokonferenz bzw.<br />

die Prüfung von Daten nicht zum implizit erwarteten Standard und somit zur formellen<br />

Vorgabe des Unternehmens geworden sind.<br />

Diese Form von EVH entspricht dem Konzept der role innovation von Farr und<br />

Ford (1990), das ebenfalls beschreibt, wie eine Person neue Ideen, Handlungsweisen<br />

und Regeln in ihre eigene Arbeitstätigkeit integriert. Durch ihr nicht routinemäßiges<br />

und eigenverantwortliches Handeln in einem vorliegenden Fall leistet die<br />

Person einen individuellen Beitrag zu innovativen Veränderungen in einer Organisation.<br />

(2) Bei gegebener Person–Vorgabe–Bindung bestehen mehrere und daher uneindeutige<br />

Vorgabe–Fall–Bindungen, von denen die Person eine auswählt. Verschiedene,<br />

einander widersprechende Vorgaben sind auf den Fall anwendbar. Beispiel: Ein<br />

Bankangestellter bearbeitet einen Kreditantrag und muss Angaben zu einer Immobilie<br />

überprüfen. Die zuständige Behörde ist überlastet und benötigt für eine Auskunft<br />

mehrere Wochen. Zugleich besteht die Vorgabe der Kundenorientierung, jeden<br />

Antrag innerhalb von zwei Wochen zu bearbeiten. Eine eindeutige Hierarchie<br />

der konkurrierenden Vorgaben besteht nicht. Will die Person in diesem Fall handeln,<br />

muss sie sich für eine Vorgabe–Fall–Bindung entscheiden. Sie nimmt eine<br />

gravierende Redefinition ihrer Vorgaben vor und setzt eigenverantwortlich Prioritäten,<br />

indem sie eine Vorgabe zurückweist.<br />

(3) Schließlich können Person–Vorgabe– und Vorgabe–Fall–Bindung eindeutig gegeben<br />

sein, Letztere wird jedoch von einer Person zurückgewiesen, indem sie abweichende<br />

Prinzipien auf den Fall anwendet. So verfährt beispielsweise ein Sekretär,<br />

der in einem diktierten Brief bestimmte Formulierungen abmildert und ihn eigenmächtig<br />

in dieser Form absendet. Auch eine Verkäuferin, die für einen guten Kunden<br />

ohne Vorauszahlung eine teure Ware bestellt, obwohl dies ausdrücklich untersagt<br />

ist, handelt in diesem Sinne eigenverantwortlich. In beiden Fällen wird die bestehende<br />

Vorgabe durch eine solche ersetzt, die der Person angemessener erscheint<br />

– einen Brief höflich zu formulieren bzw. einem guten Kunden gegenüber Entgegenkommen<br />

zu zeigen.<br />

Staw und Boettger (1990) thematisieren Handlungsweisen dieser Art als task revision.<br />

Personen orientieren sich dabei nicht blind an gegebenen Anweisungen, son-


16 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

dern am optimalen Ergebnis ihres Handelns im Sinne der Organisation. Sie bringen<br />

persönliche Erfahrung und Wissen zur Anwendung, setzten sich mit der Korrektur<br />

„falsch gestellter“ Aufgaben jedoch auch beträchtlichem Druck aus –<br />

schließlich kennen Vorgesetzte und Organisation nicht immer den besten Weg zur<br />

Lösung eines Falls (Staw & Boettger, 1990).<br />

In einer zweiten Gruppe von EVH–Formen (untere Zeile in Abb. 2) ist keine Person–Vorgabe–Bindung<br />

gegeben, d.h. relevante Vorgaben sind nicht der betreffenden<br />

Person zugeordnet. Eine bestehende Vorgabe gehört nicht zu den Verpflichtungen einer<br />

Person, oder ihre Ausführung ist der Person aufgrund ihrer Position in der Organisation<br />

sogar untersagt. In jedem Fall wird die Person–Vorgabe–Bindung erst durch das EVH<br />

der Person hergestellt bzw. definiert.<br />

(4) Eine Vorgabe–Fall–Bindung ist ohne Bezug zur Person gegeben, die Person–<br />

Vorgabe–Bindung wird gesetzt. Dies passiert, wenn eine Person einem Kollegen<br />

bei der Arbeit hilft, wie im Altruismus–Beispiel mit dem Lageristen geschildert.<br />

Ein anderes Beispiel liegt vor, wenn eine Bankangestellte einem Kunden für eine<br />

hohe Einlage eigenmächtig einen günstigeren als den offiziellen Zinssatz zubilligt.<br />

Dieses Vorgehen ist zwar grundsätzlich möglich, aber Prokuristen vorbehalten –<br />

und der Angestellten nicht erlaubt. Diese Form von EVH kann durch unmittelbare<br />

situative Umstände ausgelöst werden, indem der Kunde im Beispiel andeutet, seine<br />

Bank zu wechseln. Sie kann auch auf mangelnde Erreichbarkeit oder notorische<br />

Untätigkeit des Positionsinhabers, dem die Ausführung der Vorgabe obliegt, zurückgehen.<br />

Beide Beispiele sind durch eine Kompetenzüberschreitung seitens der<br />

Person gekennzeichnet.<br />

(5) Person–Vorgabe– und Vorgabe–Fall–Bindung werden gleichermaßen durch die<br />

Person definiert. Diese Form befindet sich an der Grenze zwischen EVH und dem<br />

Handeln des selbständigen Unternehmers, weil die Bindung des Handelns an gegebene<br />

Verantwortungsbeziehungen als Merkmal von EVH weitgehend gelöst ist.<br />

Jedoch kann eine Vorgabe relevant sein, die ungeachtet fehlender Bindungen noch<br />

Verantwortung im Kontext der Organisation impliziert. Mögliches Beispiel: Ein<br />

Vertriebsmitarbeiter beginnt, den Kunden seine intensive Beratung in Rechnung<br />

zu stellen, auch wenn kein Verkauf damit verbunden ist. Mit diesem EVH könnte<br />

eine Erweiterung des Geschäftsfeldes in Richtung Beratung eingeleitet werden.<br />

Die Nutzung von Freiräumen, in denen Mitarbeiter nicht durch formelle Vorgaben<br />

angeleitet sind, zum Vorteil der Organisation ist Ausdruck des Mitunternehmertums<br />

(Wunderer 1999). Darunter ist ein selbständiges Engagement unter Ausschöpfung<br />

bestehender Handlungsmöglichkeiten, aber in voller Übereinstimmung<br />

mit Zielen und Vorgaben des Unternehmens zu verstehen.<br />

(6) Über die Definition der Person–Vorgabe–Bindung hinaus werden gegebene Vorgabe–Fall–Bindungen<br />

zurückgewiesen, durch andere ersetzt oder neu definiert.<br />

Die Person reißt nicht allein die Kompetenz an sich, bestimmte Vorgaben auszuführen,<br />

sondern bestimmt auch selbst, welche Vorgaben wie auf den Fall angewendet<br />

werden. Ein solchermaßen freier und unkonventioneller Umgang mit formellen<br />

Vorgaben der Organisation in einem Teilbereich ist ein typischer Fall von<br />

Intrapreneurship, wie bereits das entsprechende Beispiel illustriert hat.


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 17<br />

2. Explorative Studie mit Führungskräften<br />

2.1 Fragestellung<br />

Zu den theoretischen Vorüberlegungen zum Konzept des Eigenverantwortlichen<br />

Handelns wurde eine erste explorative Studie durchgeführt. Als Zielgruppe für diese<br />

Studie wurden Führungskräfte ausgewählt, weil mit ihrer Tätigkeit eine große Breite an<br />

Verhaltensweisen und Aktivitäten verbunden ist, die Verantwortungsübernahme einschließen<br />

(Schirmer 1991). Auch wenn das Konzept von EVH nicht auf Führungskräfte<br />

beschränkt ist, könnte bei dieser Gruppe EVH in besonders vielfältigen Formen auftreten.<br />

Das Ziel dieser Studie bestand in erster Linie darin, empirische Belege dafür zu liefern,<br />

dass die beschriebenen Formen von EVH im Feld anzutreffen und entsprechend<br />

klassifizierbar sind. Ferner sollte untersucht werden, ob sich Merkmale von EVH erkennen<br />

lassen, die für eine weitere Erforschung des Verhaltens interessant sind. Die<br />

Forschungsfragen lauteten:<br />

Welche subjektiven Konzepte haben Führungskräfte in der Praxis von EVH?<br />

Lassen sich von Führungskräften geschilderte Situationen den theoretisch abgeleiteten<br />

Formen von EVH zuordnen?<br />

Welche weiteren, nicht im Schema enthaltenen Merkmale zeigen Situationen, die<br />

als EVH klassifiziert werden?<br />

2.2 Durchführung der Untersuchung<br />

In der vorliegenden Studie wurden im Rahmen eines explorativen Vorgehens mit<br />

21 Führungskräften Leitfadeninterviews geführt. Alle Versuchspersonen – vier Frauen<br />

und 17 Männer – hatten verantwortungsvolle Führungspositionen in deutschen Unternehmen<br />

oder im öffentlichen Dienst inne. Bei der Zusammenstellung der Stichprobe<br />

wurde zusätzlich auf eine breite Streuung in Hinblick auf Alter der Befragten, Tätigkeitsbereich,<br />

Position, Unternehmensgröße und –form sowie Branche geachtet. Die Fragen<br />

entstammten einem eigens entwickelten Leitfaden und wurden offen beantwortet.<br />

Die Interviews am Arbeitsplatz dauerten 30–60 Minuten; die Antworten wurden stichwortartig<br />

mitgeschrieben und unmittelbar anschließend schriftlich protokolliert.<br />

In den Interviews beschrieben die Befragten zunächst ihren Tätigkeitsbereich und<br />

ihr persönliches Konzept von Eigenverantwortlichem Handeln. Anschließend wurden<br />

die Teilnehmer gebeten, jeweils zwei konkrete Situationen aus ihrer Berufserfahrung als<br />

Führungskraft zu berichten, in denen sie persönlich in besonderem Maße eigenverantwortlich<br />

gehandelt hätten. Zu jeder Situation wurden neun weitere Fragen gestellt, deren<br />

Zweck darin bestand, die Schilderung in wichtigen Punkten zu vervollständigen und zu<br />

präzisieren. Sie thematisierten die für das Handeln relevanten Regeln und Kontrollinstanzen<br />

sowie Aspekte der Konsequenzen und Bewertungen des Handelns. Durch eine<br />

Anlehnung an die Methode der „kritischen Ereignisse“ (Flanagan 1954) sollte gewährleistet<br />

werden, dass die Personen geeignete Situationen tatsächlich handlungsnah schildern.<br />

Auf diese Weise konnten 41 hinreichend konkrete Situationsschilderungen gesammelt<br />

werden. Alle Situationen wurden zunächst einer integrierenden und wertenden<br />

Einzelanalyse unterzogen, um eine konzentrierte und einheitliche Darstellung der relevanten<br />

Situationsmerkmale zu erreichen (Lamnek 1989). In einem iterativen Prozess


18 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

wurden Merkmale aus einzelnen Fällen gewonnen, auf die Analyse der anderen Fälle<br />

angewendet und dabei bestätigt oder modifiziert (Mayring 1996). In vergleichbarer<br />

Weise wurden die genannten Kennzeichen und Definitionsmerkmale Eigenverantwortlichen<br />

Handelns ausgewertet.<br />

2.3 Ergebnisse der Studie<br />

Abb. 3: Bestandteile subjektiver Definitionen, die Führungskräften von EVH gaben (in Klammern<br />

Zahl der Nennungen).<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ausschöpfen des eigenen Handlungsspielraums<br />

(6)<br />

Alleinige Verantwortung für einen bestimmten<br />

Bereich (5)<br />

Bereich eigenständigen Handelns und<br />

Entscheidens (4)<br />

Engagement aus eigenem Antrieb (Übernahme<br />

zusätzlicher Aufgaben; Suche nach<br />

neuen Tätigkeitsfeldern) (4)<br />

Berücksichtigung der Folgen des eigenen<br />

Handelns (3)<br />

„Verkaufen“ der eigenen Position in der<br />

Organisation (3)<br />

Mitarbeiterführung: Position als autonomer<br />

Mittler zwischen Organisation und<br />

Untergebenen (3)<br />

Internalisierung und eigenständige Interpretation<br />

der Ziele des Unternehmens (3)<br />

Orientierung an eigenen Werten und<br />

Normen (3)<br />

Bereitschaft zum persönlichen Risiko (3)<br />

Selbstorganisierter Arbeitsstil (3)<br />

Kritische Distanz zu bestehenden Strukturen<br />

und Hierarchien der Organisation (2)<br />

Profilierung der eigenen fachlichen<br />

Position (2)<br />

Übernahme persönlicher Verantwortung<br />

für sich, für andere und die Organisation<br />

(2)<br />

Besitz von entscheidungsrelevanten<br />

Informationen (2)<br />

Eigenschaft der Person (2)<br />

Subjektive Konzepte der Führungskräfte von Eigenverantwortlichem Handeln<br />

Im ersten Teil der Interviews wurden die Führungskräfte gefragt, was sie sich ###<br />

im Kontext der beruflichen Tätigkeit ### unter Eigenverantwortlichem Handeln vorstellen.<br />

Die genannten subjektiven Definitionen von EVH wurden auf ihre Bestandteile hin<br />

analysiert und typisiert (Abbildung 3). Die drei am häufigsten genannten Definitionsbestandteile<br />

brachten ein relativ homogenes Bild dessen zu Tage, was EVH in den Augen<br />

der Führungskräfte darstellt. Dieses Handeln bewegt sich innerhalb eines bestimmten<br />

Spielraums, der durch die Organisation abgesteckt wird, in dem die Akteure die alleinige<br />

Verantwortung für ihr Tun tragen und in dem sie autonom handeln und entscheiden<br />

können. Diese Definition war insofern bemerkenswert, als sie unter Verantwortung als<br />

Pflichterfüllung im Sinne von Schlenker (1997) subsummiert werden kann. Mit dem<br />

Konzept der Eigenverantwortung steht erst der Definitionsbestandteil des „Engagements<br />

aus eigenem Antrieb“ in Beziehung. Unter den weiteren, seltener genannten Bestandteilen<br />

findet sich dann jedoch eine Reihe solcher, die die Setzung neuer Bindungen in einer<br />

Konstellation von Eigenverantwortung zum Thema haben. Dazu zählen z.B. „Mitarbeiterführung<br />

als autonome Mittlerfunktion“, „eigenständige Interpretation der Unter-


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 19<br />

nehmensziele“, „Orientierung an eigenen Werten und Normen“, „kritische Distanz zur<br />

Organisation“ und „Übernahme persönlicher Verantwortung“. Festzuhalten bleibt, dass<br />

die am häufigsten genannten Bestandteile subjektiver Definitionen eher auf Pflichterfüllung<br />

als auf das Konzept von EVH abheben.<br />

Klassifizierung und Merkmale der geschilderten Situationen<br />

Im zweiten Teil der Interviews wurden die Befragten aufgefordert, Situationen von<br />

EVH aus ihrer Erfahrung zu schildern. Die 41 konkreten Fälle wurden in den Einzelanalysen<br />

daraufhin analysiert, ob eine Form von EVH vorliegt. Als Analyseschema<br />

dienten zunächst die aus dem Dreiecksmodell der Verantwortung (Schlenker 1997) abgeleiteten<br />

Elemente und Bindungen, die in Fällen von EVH zum Tragen kommen. Dieses<br />

Schema erlaubt eine Klassifikation der Situationen nach der beschriebenen Typologie<br />

der Formen Eigenverantwortlichen Handelns. In einem zweiten Schritt wurden einige<br />

Merkmale der Situationen betrachtet und typisiert, die ein weiteres Licht auf das<br />

Phänomen EVH werfen können.<br />

Nach dem in Abbildung 2 gezeigten Klassifikationsschema konnte jede Situation<br />

eindeutig zugeordnet werden. Bei allen Situationen wurde zunächst die konkrete Handlung<br />

identifiziert, in der sich der von der Führungskraft geschilderte Fall (eigen–) verantwortlichen<br />

Handelns manifestiert. Der nächste Schritt bestand darin, in den Situationen<br />

relevante Vorgaben zu identifizieren, also kohärente Handlungsstrategien und –prinzipien<br />

zu bündeln, von denen die Befragten angaben, dass sie ihr Handeln tatsächlich geleitet<br />

haben oder dass sie zumindest dafür zur Verfügung standen. Hier konnte sich nur eine<br />

Vorgabe herauskristallisieren, aber auch mehrere alternative. In den weiteren Schritten<br />

wurden zwei Fragen untersucht: (1) Lässt sich die Ausführung der Vorgabe(n) prinzipiell<br />

der handelnden Führungskraft zuordnen? Eine Bejahung dieser Frage – seperat für<br />

jede Vorgabe – besagt, dass eine Person–Vorgabe–Bindung besteht. (2) War die Vorgabe<br />

auf den vorliegenden Fall tatsächlich sinnvoll anwendbar? Wenn ja, liegt unabhängig<br />

davon, ob die Vorgabe ausgeführt wurde, eine Vorgaben–Fall–Bindung vor. Im letzten<br />

Schritt der Analyse wurden die Situationen nach EVH–Formen klassifiziert. Ausgehend<br />

von der handlungsleitenden Vorgabe wurde untersucht, ob die Bindungen bestanden.<br />

Bestand eine der Bindungen nicht, war aber faktisch handlungsleitend, wurde sie als<br />

von der Person definiert eingestuft. Bei der Vorgabe–Fall–Bindung kamen zwei weitere<br />

Möglichkeiten in Frage: Wenn eine Bindung zwar existierte, aber nicht handlungsleitend<br />

war, weil eine andere definiert wurde, wurde die bestehende ersetzt. Wurde von<br />

zwei bestehenden Bindungen eine handlungsrelevant und die andere verworfen, wurde<br />

die erste gewählt.<br />

Obwohl die Fragestellung im Interview auf EVH gerichtet war, erwiesen sich 12<br />

von den 41 geschilderten Fällen als Pflichterfüllung. Die übrigen 29 und damit der<br />

überwiegende Teil der Fälle verteilten sich auf die verschiedenen Formen von EVH<br />

(Tabelle 1), wobei jede der sechs Formen in der Stichprobe vertreten war. Die beiden<br />

seltener genannten Formen von EVH waren role innovation und Mitunternehmertum,<br />

bei denen die Akteure eine Vorgabe–Fall–Bindung ohne bestehende Einschränkungen<br />

frei definieren können. Am meisten war mit acht Fällen die Kompetenzüberschreitung<br />

vertreten. Für jede Gruppe von Fällen folgt ein Beispiel.


20 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

Tab. 1: Häufigkeit des Auftretens von EVH–Formen in der Stichprobe (N = 41 Fälle)<br />

Vorgabe–Fall–<br />

Bindung<br />

besteht eindeutig<br />

besteht nicht,<br />

wird definiert<br />

besteht mehrfach,<br />

wird gewählt<br />

besteht eindeutig,<br />

wird ersetzt<br />

Bindung<br />

Person–Vorgabe<br />

besteht eindeutig<br />

Pflichterfüllung<br />

(kein EVH):<br />

12 Fälle<br />

role innovation:<br />

2 Fälle<br />

Redefinition der<br />

Vorgabe:<br />

5 Fälle<br />

task revision:<br />

7 Fälle<br />

besteht nicht,<br />

wird definiert<br />

Kompetenzüberschreitung:<br />

8 Fälle<br />

Mitunternehmertum:<br />

3 Fälle<br />

Intrapreneurship:<br />

4 Fälle<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

In einem Fall von role innovation wurde ein Projektleiter damit konfrontiert, dass<br />

ein Kollege aufgrund von Mobbing in seinem Projekt in eine ernste psychische Krise<br />

geriet und seine Aufgaben nicht mehr bewältigte. Der Projektleiter fand die Lösung,<br />

das Projekt des Kollegen mitzuziehen, bis er seine Arbeit in einem weniger<br />

belastenden Umfeld wieder aufnehmen konnte.<br />

Eine Redefinition der Vorgabe wurde von einem PE–Verantwortlichen geschildert.<br />

Bei der Ausrichtung einer Incentive–Veranstaltung musste er zwischen der Einhaltung<br />

des zur Verfügung stehenden Budgets und den Qualitätsanforderungen des<br />

Unternehmens abwägen und wählte eine angemessene Veranstaltungsform bei<br />

Überschreitung des Budgets.<br />

Ein Beispiel für task revision war der Fall, dass eine Führungskraft angewiesen ist,<br />

Schichtpläne in einem sicherheitsrelevanten Bereich vorab und verbindlich festzulegen.<br />

Im Gegensatz dazu erlaubt sie vertrauenswürdigen Mitarbeitern, die Dienstzeiten<br />

in einem Zeitraum selbständig miteinander abzusprechen.<br />

Zur Kompetenzüberschreitung zählten z.B. Fälle, in denen eine Führungskraft eine<br />

kurzfristig notwendige Einstellung während der urlaubsbedingten Abwesenheit des<br />

entscheidungsbefugten Vorstandes vornimmt; einen internen Wirtschaftsplan ohne<br />

Zustimmung des Vorgesetzten freigibt, da dieser die Entscheidung verschleppt;<br />

oder eine dringende Neustrukturierung des EDV–Wesens in Angriff nimmt, für die<br />

sich im Unternehmen sonst niemand zuständig fühlt.<br />

Mitunternehmertum lag in Fällen vor, in denen Führungskräfte die Erschließung<br />

neuer Geschäftsfelder für das Unternehmen eigenverantwortlich vorangetrieben haben,<br />

ohne bestehende Vorgaben zu berühren. Dazu zählten die kommerzielle Vermarktung<br />

eines zunächst nur für den internen Gebrauch entwickelten EDV–<br />

Systems und die Initiative zum Outsourcing eines Konzernbereichs, der rasanten<br />

Marktveränderungen unterworfen ist.


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 21<br />

Ein eindeutiger Fall von Intrapreneurship wurde beispielsweise geschildert, wenn<br />

ein Geschäftsführer mit seinem institutionell selbständigen Unternehmensbereich<br />

ein Projekt unter hohem Einsatz und ohne Absprachen weiterverfolgt, obwohl dieses<br />

Projekt vom Konzern nach früheren Misserfolgen offiziell eingestellt worden<br />

war.<br />

Im Anschluss an die Klassifikation der Fälle nach EVH–Formen wurden alle 29<br />

EVH-Fälle zusammengefasst und nach weiteren möglicherweise interessanten Merkmalen<br />

untersucht, insbesondere solchen, die diese Gruppe von den 12 Fällen pflichtgemäßer<br />

Verantwortungsübernahme unterscheidet. Bei den betrachteten Merkmalen handelt<br />

es sich um (1) die Art der relevanten Vorgaben, (2) die handlungsauslösenden Momente,<br />

(3) das Bewusstsein der Führungskräfte von ihrem Handeln sowie um (4) Chancen<br />

und Risiken, die aus dem Handeln folgen.<br />

(1) Die im Rahmen der Klassifikation ermittelten Vorgaben wurden jetzt inhaltlich<br />

analysiert. Von den Vorgaben, die bei den Fällen von Pflichterfüllung identifiziert<br />

wurden, konnten bis auf eine Ausnahme alle den expliziten Aufgaben der jeweiligen<br />

Führungskraft bzw. bestehenden Anweisungen zugeordnet werden. Ebenso<br />

sah es bei den alternativen zurückgewiesenen Vorgaben bei den EVH–Fällen aus,<br />

in denen mehr als eine relevante Vorgabe identifiziert wurde. Ganz anders verhielt<br />

es sich dort bei den handlungsrelevanten Vorgaben, die sich am häufigsten auf<br />

übergeordnete Organisationsinteressen bezogen, gefolgt von eigenen Prinzipien<br />

der Person – fachlichen wie ethischen. Dann folgten die Aufgaben anderer Personen,<br />

in der Regel ranghöherer Führungskräfte, denen die Vorgabe entstammte, und<br />

nur zweimal handelte es sich um die eigenen Aufgaben. Einmal lag die Vorgabe<br />

außerhalb der Organisation, da gegen eine ungerechte Verfahrensweise der Organisation<br />

geltendes Arbeitsrecht eingeklagt wurde. Für EVH kann also ein weiter<br />

Bereich von Prinzipien und Vorgaben unterschiedlicher Herkunft relevant sein.<br />

(2) Nachdem EVH offensichtlich aus breit gestreuten Gründen erfolgen kann, wurde<br />

diesen Gründen weiter nachgegangen. Die in den Fällen geschilderten, unmittelbar<br />

handlungsauslösenden Momente wurden klassifiziert und dabei in zwei Gruppen<br />

unterteilt. Den eher situativen Auslöser – Beschränkungen durch Zeit– und Ressourcenmangel,<br />

Ambiguität der Situation sowie außergewöhnliche Handlungsmöglichkeiten<br />

– standen eher strukturelle Auslöser gegenüber – Inhalte von Aufgaben<br />

und Anweisungen, Verteilung von Kompetenzen bzw. Macht sowie die<br />

Kultur der Organisation. Bei den Fällen von Pflichterfüllung entfiel eine Hälfte der<br />

Auslöser auf Aufgabeninhalte, die andere Hälfte war über alle anderen Kategorien<br />

verstreut. Bei den EVH–Fällen verteilten sich die in den Schilderungen erwähnten<br />

handlungsauslösenden Momente relativ gleichmäßig auf alle sechs Kategorien, lediglich<br />

situative Beschränkungen traten etwas häufiger auf. Die strukturellen Auslöser<br />

hatten bei den EVH–Fällen in der Regel negativen Charakter – es ging um<br />

unzureichende bzw. abgelehnte Aufgabeninhalte und Kompetenzverteilungen. Lediglich<br />

Bedingungen der Kultur konnten sowohl im positiven als auch im negativen<br />

Sinne EVH auslösen. Zusammenfassend können situative und strukturelle<br />

Momente gleichermaßen eine Person veranlassen, eigenverantwortlich zu handeln.


22 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

(3) Sowohl bei den Pflicht– als auch bei den EVH–Fällen gaben die Führungskräfte<br />

mehrheitlich an, ihnen sei in der Situation bewusst gewesen, dass sie eigenverantwortlich<br />

handeln. Bei den als EVH klassifizierten Fällen schilderte dies eine große<br />

Mehrheit zumindest retrospektiv so; teils verwiesen sie dabei auf eine emotionale<br />

Anspannung als Begleiterscheinung ihres Handelns. Bei den anderen Fällen wurde<br />

noch gut jeder zweite als eigenverantwortlich wahrgenommen. Verantwortungsübernahme<br />

erfolgt demnach in der Regel bewusst.<br />

(4) Die in den Schilderungen erwähnten Chancen und Risiken waren in zweierlei Hinsicht<br />

interessant: Einerseits in Bezug auf die Führungskräfte und das persönliche<br />

Risiko, dass sie im Zusammenhang mit EVH tragen, und andererseits in Bezug auf<br />

die Organisation und die Frage, ob diese vom EVH ihrer Mitglieder profitiert oder<br />

gar einen Nachteil befürchten muss. In den EVH–Fällen wurden als persönliches<br />

Risiko am häufigsten ein Verlust der eigenen Position oder verbale Kritik der Vorgesetzten<br />

genannt, gefolgt von einer scharfen Rüge bzw. Abmahnung. In einem<br />

Fall wurde sogar eine Existenzgefährdung bzw. Entlassung befürchtet. Die Anzahl<br />

der Fälle ohne persönliches Risiko war mit nur drei von 26 Fällen mit entsprechenden<br />

Angaben entsprechend gering. Im Gegensatz dazu war in beinahe der<br />

Hälfte der nicht EVH–klassifizierten Fälle kein Risiko zu befürchten; als ernstere<br />

Risiken wurden nur jeweils einmal eine Rüge und ein Positionsverlust genannt.<br />

Die von den Führungskräften erblickten Chancen lagen hauptsächlich im Gewinn<br />

von Anerkennung bzw. Karrierechancen, von Selbstbewusstsein und in der „Auszeichnung<br />

für Höheres“. In einem Drittel der EVH–Fälle wurden sogar keine expliziten<br />

Chancen genannt. Die Fälle von Pflichterfüllung zeigten hinsichtlich der<br />

persönlichen Chancen keine erkennbaren Unterschiede. Insgesamt zeichnen sich<br />

EVH–Fälle durch ein deutlich höheres Maß an persönlichem Risiko aus. Die mit<br />

ihnen möglicherweise verbundenen Gewinne sind eher persönlicher als materieller<br />

Natur.<br />

Eine analoge Analyse der möglichen positiven und negativen Konsequenzen auf<br />

Seiten der Organisation zeigte, dass im Falle von EVH Risiken und Chancen sowohl<br />

stärker ausgeprägt als auch breiter gefächert waren, während die Organisation in den<br />

anderen Fällen positiv wie negativ eher wenig tangiert wurde. Ein Risiko war hier nur in<br />

einem Fall zu erkennen, und die genannten Vorteile bezogen sich auf die Effizienz der<br />

Organisation und weit seltener auf die Aussicht auf Gewinn. In der Hälfte der EVH–<br />

Fälle bestand ebenfalls kein Risiko, in den übrigen wurden ein Autoritätsverlust der Unternehmensleitung,<br />

ein wirtschaftlicher Verlust oder eine Beeinträchtigung der Effizienz<br />

für möglich gehalten. Dem standen auf Seiten der Chancen bei wiederum jedem zweiten<br />

Fall ein Gewinn an Effizienz und etwas seltener ein wirtschaftlicher Gewinn gegenüber.<br />

Zusätzlich noch mehrfach genannt wurden jeweils ein Gewinn in Sachen Unternehmensklima/Mitarbeitermotivation<br />

und Innovation. Damit beziehen sich die Nennungen<br />

auch auf zwei Bereiche, die für den Erfolg einer Organisation über den wirtschaftlichen<br />

Gewinn hinaus von besonderer Bedeutung sind. Die Nachteile für die Organisation wiegen<br />

demgegenüber geringer.<br />

3. Zusammenfassung und Diskussion


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 23<br />

Das im theoretischen Teil dieses Beitrags entwickelte Konzept von Eigenverantwortlichem<br />

Handeln in Organisationen vereint zwei Aspekte miteinander: Einerseits<br />

handeln die Personen aus eigenem Antrieb und übernehmen über die Erfüllung ihrer<br />

formellen Aufgaben und Pflichten hinaus selbstbestimmt Verantwortung. Andererseits<br />

findet die Verantwortungsübernahme von Seiten der Person unter Einbeziehung von<br />

Zielen und Zwecken der Organisation statt. Eigenverantwortung impliziert eine Rechtfertigung<br />

des Handelns vor diesen Zielen und Zwecken. Ungeachtet der individuellen<br />

persönlichen Initiative zu EVH stellen sich die Personen ihrer Verantwortung gegenüber<br />

der Organisation, ihren anderen Mitgliedern und ihren funktionalen Strukturen. Um eine<br />

Abgrenzung der Eigenverantwortung von anderen Formen der Verantwortung begründen<br />

zu können – insbesondere der Pflichterfüllung – und eine Systematik verschiedener<br />

Formen von EVH zu gewinnen, wurde auf das Dreiecksmodell der Verantwortung von<br />

Schlenker (1997; Schlenker et al. 1994) zurückgegriffen. Aus diesem Modell lassen sich<br />

zwei Grundmuster von EVH ableiten. EVH kann heißen, dass (1) eine Person definiert,<br />

dass sie bestimmte Prinzipien, Regeln oder Ziele – in unserer Terminologie Vorgaben<br />

genannt –, die bisher nicht von ihr ausgeführt wurden oder für sie relevant waren, zur<br />

Grundlage ihres Handelns in der Organisation macht; oder dass (2) Prinzipien, Regeln<br />

oder Ziele zur Anwendung auf einen vorliegenden Fall in der Organisation neu definiert,<br />

durch andere ersetzt oder gegenüber konkurrierenden vorgezogen werden. Beide<br />

Grundmuster implizieren einen Bruch mit alltäglicher, routinierter Aufgabenerfüllung in<br />

der Organisation und gehen über Verantwortung im Sinne von Pflichterfüllung hinaus.<br />

Die aus der Theorie gewonnene Systematik hat sich bewährt, um die in einer ersten<br />

explorativen Studie gewonnenen Fälle von EVH zu klassifizieren. 29 von 41 gesammelten<br />

Fällen wurden den verschiedenen Formen von EVH zugeordnet, lediglich 12 Fälle<br />

erwiesen sich als Pflichterfüllung. Darüber hinaus fanden sich für alle postulierten Formen<br />

von EVH Beispiele in der Stichprobe, so dass sich die Unterscheidung dieser Formen<br />

im Feld als sinnvoll und praktikabel erwies. Einige der EVH–Formen nehmen Bezug<br />

auf bereits beschriebene Konzepte wie role innovation (Farr/Ford 1990), task revision<br />

(Staw/Boettger 1990), Mitunternehmertum (Wunderer 1999) und Intrapreneurship<br />

(Pinchot 1988). Ergänzend kommen die Aufgabenredefinition und die Kompetenzüberschreitung<br />

hinzu. Allen diesen Konzepten ist gemeinsam, dass sie nicht mehr unter<br />

pflichtgemäße Verantwortungungsübernahme zu subsummieren sind. Damit werden sie<br />

im Kontext der Eigenverantwortung unter einem neuen Aspekt erhellt. In Hinblick auf<br />

die Verteilung der Fälle auf die EVH–Formen ist ein Punkt bemerkenswert. Am<br />

schwächsten vertreten sind die beiden Formen, bei denen eine Vorgabe–Fall–Bindung<br />

frei definiert wird – role innovation und Mitunternehmertum. Die Vermutung liegt nahe,<br />

dass in einer Organisation für die meisten auftretenden Fälle bereits Vorgaben existieren<br />

und Freiräume zur „Erfindung“ neuer Vorgaben eher selten sind. Diese Beobachtung<br />

unterstreicht die Wichtigkeit des Definitionsmerkmals von EVH, demzufolge Interdependenzen<br />

mit bestehenden Zielen und Zwecken der Organisation die Verantwortung<br />

des Handelns konstituieren.<br />

Die Ergebnisse liefern mehrere Hinweise darauf, dass EVH nicht immer im Einvernehmen<br />

mit der Organisation ausgeführt wird, sondern mitunter auf Widerstände<br />

stößt. So zeigte sich, dass bis auf wenige Ausnahmen die bei EVH relevanten Vorgaben


24 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

nicht direkt mit den Aufgaben der handelnden Führungskräfte zu tun hatten. Von den<br />

Aufgaben abgeleitete Vorgaben wurden im Gegenteil zurückgewiesen; nur für Fälle von<br />

Pflichterfüllung waren sie relevant. Das EVH der Führungskräfte war geleitet durch<br />

übergeordnete Organisationsinteressen, persönliche Prinzipien und die Einnahme der<br />

Perspektive einer höherrangigen Führungskraft. Offensichtlich war in diesen Fällen das<br />

Organisationsinteresse in den bestehenden Vorgaben nicht optimal repräsentiert. Die<br />

formellen Aufgaben der Führungskräfte haben sich eher als Hindernis für das bestmögliche<br />

Handeln in der Situation erwiesen, dieses Hindernis wird durch EVH allerdings<br />

überwunden. In dieselbe Richtung weisen die von den Führungskräften thematisierten<br />

Auslöser für ihr EVH. Als strukturelle Auslöser wurden widrige und unfunktionale<br />

Aufgabeninhalte, Kompetenzverteilungen und teilweise auch Kulturelemente der Organisation<br />

genannt. Zusammenfassend scheint bei EVH häufig eine mangelnde Passung<br />

zwischen bestehenden Vorgaben und Strukturen der Organisation und den Anforderungen<br />

der mit EVH bewältigten Situationen zu bestehen. Daher stößt EVH auf Widerstände<br />

und impliziert potenzielle Konflikte. Das breite Spektrum von Auslösern von EVH<br />

spricht dafür, dass diese Art des Handelns bei Gegebenheiten und unter Umstände auftritt,<br />

die durch Strukturen und Vorgaben der Organisation nicht antizipiert werden können.<br />

Solche unvorhergesehenen Fälle müssen durch spontanes und innovatives Handeln<br />

einzelner Personen bewältigt werden (Katz/Kahn 1978).<br />

Die Ergebnisse der Studie geben Hinweise darauf, dass EVH positive Auswirkungen<br />

auf den Erfolg der Organisation hat. Unterstellt man, dass Führungskräfte die Auswirkungen<br />

ihres Handelns für die Organisation realistisch einschätzen können, war mit<br />

EVH nur in der Hälfte der Fälle ein Risiko für die Organisation verbunden, falls das<br />

Handeln scheitert. Demgegenüber waren die Chancen nicht nur häufiger, sondern auch<br />

weitreichender: Neben der effektiven Verfolgung des Organisationszwecks kommt<br />

EVH auch dem Organisationsklima und der Innovativität zugute. Sehr viel weniger positiv<br />

haben die Führungskräfte die möglichen Konsequenzen von EVH für die eigene<br />

Person eingeschätzt. Mit ihrem Handeln sind in der Regel Risiken verbunden, die zum<br />

Teil gravierend sein können. Chancen dagegen wurden weniger thematisiert und fielen<br />

eher in den Bereich der Persönlichkeitsentwicklung als in den Bereich materieller Gewinne.<br />

Daraus lassen sich zwei Vermutungen ableiten: EVH wird offensichtlich nicht<br />

durch extrinsische Anreize motiviert und könnte eher mit einem Bedürfnis nach Selbstbestimmung<br />

zusammenhängen (Deci/Ryan 1987). Schließlich wägen Führungskräfte<br />

bei EVH Chancen und beträchtliche Risiken gegeneinander ab, so dass sie durchaus risikobereit<br />

handeln (Yates 1992). Dem entspricht auch die Selbstwahrnehmung der Akteure,<br />

die größtenteils angaben, ihr Handeln bewusst als eigenverantwortlich erlebt zu<br />

haben.<br />

Erklärungsbedürftig ist noch der Widerspruch zwischen dem Konzept von EVH<br />

und den subjektiven Definitionen, die die befragten Führungskräfte dafür angegeben<br />

haben. Die am häufigsten genannten Bestandteile der subjektiven Definitionen gehen<br />

von einem vorgegebenen Handlungsspielraum aus, innerhalb dessen die Führungskräfte<br />

frei entscheiden können und die alleinige Verantwortung tragen. Dem liegt offenbar die<br />

Vorstellung zugrunde, dass die Organisation diesen objektiven Spielraum durch formelle<br />

Vorgaben abgrenzt und dass dieser vom Einzelnen individuell ausgestaltet werden


<strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000) 25<br />

kann (Hacker 1986). Diese Konstellation fällt jedoch nicht unter EVH, sondern unter<br />

verantwortliche Pflichterfüllung, bei der keine Ambiguität hinsichtlich der auszuführenden<br />

oder anzuwendenden Vorgaben besteht. Die Mehrzahl der geschilderten kritischen<br />

Situationen stimmt dagegen mit der Konzeption von EVH überein. Die offensichtliche<br />

Kluft zwischen subjektiven Definitionen und tatsächlichem Handeln der Führungskräfte<br />

könnte damit erklärt werden, dass EVH aufgrund der mit ihm verbundenen Verletzungen<br />

von Vorgaben und seiner zwangsläufigen Nähe zur Eigenmächtigkeit nicht mit dem<br />

Selbstkonzept der Führungskräfte in Übereinstimmung gebracht werden kann (Rosenfeld<br />

et al. 1995). Um diese Dissonanz zu vermeiden, konstruieren sie womöglich bei der<br />

expliziten Befragung ein Bild von EVH, das von der Organisation stärker „erwünscht“<br />

ist und einen Konflikt mit ihren Erwartungen ausschließt. Relativiert wird die subjektive<br />

Definition bereits durch einige von den Befragten ebenfalls genannte und unserem Konzept<br />

entsprechende Kennzeichen von EVH, beispielsweise die kritische Distanz zur Organisation,<br />

die Orientierung an eigenen Normen und die Bereitschaft zum persönlichen<br />

Risiko. Diese und ähnliche Kennzeichen fanden sich auch in den berichteten Fällen<br />

wieder.<br />

4. Ausblick<br />

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass die konzeptionelle Aufgliederung in verschiedene<br />

Formen Eigenverantwortlichen Handelns zur Klassifizierung verantwortungsbewußten<br />

Verhaltens in Organisationen geeignet ist – zumindest für das Verhalten<br />

von Führungskräften. In wissenschaftlicher Hinsicht schließen sich an diese Ergebnisse<br />

zwei Fragen an: (1) Besteht in Organisationen eine bestimmte Reihung der EVH-<br />

Formen nach der Häufigkeit ihres Auftretens, nach ihrer Bewertung durch die Organisation<br />

oder nach ihren Konsequenzen für den Organisationserfolg? Solche Reihungen<br />

könnten Grundlage einer Operationalisierung der klassifizierten Verhaltensweisen im<br />

Feld sein. (2) Wie lässt sich EVH auf der individuellen Ebene erklären und beeinflussen?<br />

Hier wäre eine Verortung Eigenverantwortlichen Handelns in Hinblick auf motivationspsychologische<br />

Ansätze wie die Selbstbestimmungstheorie der Motivation (Deci/Ryan<br />

1987; Deci et al. 1989) und das Konzept der Lernzielorientierung im Gegensatz zur Leistungszielorientierung<br />

(Dweck 1991; Farr et al. 1993) angebracht.<br />

In Hinblick auf die Praxis sind die Ergebnisse für Personalauswahl und –<br />

entwicklung von Interesse. Ein Auswahlinstrument könnte die Frage beantworten, zu<br />

welchen Formen von EVH eine Person bereit ist und welche sie vermeidet. Ein Entwicklungsinstrument<br />

könnte insbesondere Führungskräften Handlungsspielräume für<br />

EVH verdeutlichen und das erwünschte Verhalten in Konfliktfällen trainieren. Beide<br />

Anwendungen setzen jedoch Klarheit darüber voraus, welche Formen von EVH von der<br />

Organisation einerseits gewünscht und welche andererseits zumindest noch toleriert<br />

werden. Diese Fragen gehen in Richtung eines Leitbildes bezüglich Eigenverantwortlichem<br />

Handeln, das sich in der Praxis janusköpfig zeigt. Am schmalen Grat zwischen<br />

Eigenverantwortlichkeit und Eigenmächtigkeit muss ein Gleichgewicht zwischen der<br />

Stabilität von Organisationsstrukturen und ebenso notwendigen Veränderungsprozessen<br />

gefunden werden (Katz/Kahn 1978; Neuberger 1995).


26 <strong>Stefan</strong> <strong>Koch</strong>, <strong>Jürgen</strong> <strong>Kaschube</strong>: Eigenverantwortliches Handeln in Organisationen (ZfP 1/2000)<br />

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