Matthias Kräkel - Rainer Hampp Verlag

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Kräkel: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________419 Matthias Kräkel* Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren** 1. Einleitung 2. Empirische Befunde zu Frühstarteffekten 3. Traditionelle Erklärungsansätze zu Frühstarteffekten 3.1 Der Tournament-Ansatz von Rosenbaum 3.2 Der Signaling-Ansatz von Spence 4. Kritische Diskussion der traditionellen Erklärungsansätze 4.1 Empirische Kritik 4.2 Konzeptionelle Kritik 5. Alternative Erklärung über Superstars in Matching-Prozessen 5.1 Beschreibung des alternativen Erklärungsansatzes 5.2 Diskussion des alternativen Erklärungsansatzes 6. Offene Fragen Empirische Studien über Karriereverläufe von Arbeitnehmern belegen für unterschiedlichste Unternehmen einen deutlichen Zusammenhang zwischen raschen ersten Beförderungen und überdurchschnittlich hohen Karriereerfolgen der entsprechenden Arbeitnehmer in späteren Perioden. Der vorliegende Beitrag kritisiert zunächst zwei traditionelle Erklärungsansätze für derartige Frühstarteffekte, die von Rosenbaum vorgeschlagen wurden: eine Variante des Tournament-Ansatzes sowie den Signaling- Ansatz. Beide Ansätze können nicht diejenigen Befunde erklären, bei denen Frühstarteffekte nur relativ schwach ausgeprägt sind und spätere Karriereerfolge hauptsächlich durch ganz andere Faktoren bestimmt werden. Auch auf konzeptioneller Ebene sind die beiden älteren Erklärungsansätze nicht unproblematisch, da sie u.a. von irrationalen Entscheidungen auf Arbeitgeberseite ausgehen. Als alternativer Erklärungsansatz wird anschließend eine Kombination aus Superstar- und Matching-Theorie vorgeschlagen. Dieser Ansatz weist die Schwächen der älteren Ansätze nicht auf und kann zudem einer weitergehenden Diskussion der Gestaltung betrieblicher Karrieren durch eine strategische Personalpolitik dienen. ______________________________________________________________________ * Dr. Matthias Kräkel, geb. 1965,Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für BWL, Personal und Organisation der Universität Würzburg. Arbeitsschwerpunkte: Personalwirtschaftslehre, Organisationstheorie, Unternehmenstheorie. Für hilfreiche Kritik danke ich Professor Dr. B. Schauenberg, Dr. S. Föhr sowie zwei Gutachtern. ** Artikel eingegangen: 18.2.1994, revidierte Fassung eingegangen: 8.8.1994, akzeptiert: 15.9.1994

<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________419<br />

<strong>Matthias</strong> <strong>Kräkel</strong>*<br />

Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren**<br />

1. Einleitung<br />

2. Empirische Befunde zu Frühstarteffekten<br />

3. Traditionelle Erklärungsansätze zu Frühstarteffekten<br />

3.1 Der Tournament-Ansatz von Rosenbaum<br />

3.2 Der Signaling-Ansatz von Spence<br />

4. Kritische Diskussion der traditionellen Erklärungsansätze<br />

4.1 Empirische Kritik<br />

4.2 Konzeptionelle Kritik<br />

5. Alternative Erklärung über Superstars in Matching-Prozessen<br />

5.1 Beschreibung des alternativen Erklärungsansatzes<br />

5.2 Diskussion des alternativen Erklärungsansatzes<br />

6. Offene Fragen<br />

Empirische Studien über Karriereverläufe von Arbeitnehmern belegen für unterschiedlichste<br />

Unternehmen einen deutlichen Zusammenhang zwischen raschen ersten<br />

Beförderungen und überdurchschnittlich hohen Karriereerfolgen der entsprechenden<br />

Arbeitnehmer in späteren Perioden. Der vorliegende Beitrag kritisiert zunächst zwei<br />

traditionelle Erklärungsansätze für derartige Frühstarteffekte, die von Rosenbaum vorgeschlagen<br />

wurden: eine Variante des Tournament-Ansatzes sowie den Signaling-<br />

Ansatz. Beide Ansätze können nicht diejenigen Befunde erklären, bei denen Frühstarteffekte<br />

nur relativ schwach ausgeprägt sind und spätere Karriereerfolge hauptsächlich<br />

durch ganz andere Faktoren bestimmt werden. Auch auf konzeptioneller Ebene sind die<br />

beiden älteren Erklärungsansätze nicht unproblematisch, da sie u.a. von irrationalen<br />

Entscheidungen auf Arbeitgeberseite ausgehen. Als alternativer Erklärungsansatz wird<br />

anschließend eine Kombination aus Superstar- und Matching-Theorie vorgeschlagen.<br />

Dieser Ansatz weist die Schwächen der älteren Ansätze nicht auf und kann<br />

zudem einer weitergehenden Diskussion der Gestaltung betrieblicher Karrieren durch<br />

eine strategische Personalpolitik dienen.<br />

______________________________________________________________________<br />

* Dr. <strong>Matthias</strong> <strong>Kräkel</strong>, geb. 1965,Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für BWL, Personal<br />

und Organisation der Universität Würzburg. Arbeitsschwerpunkte: Personalwirtschaftslehre,<br />

Organisationstheorie, Unternehmenstheorie.<br />

Für hilfreiche Kritik danke ich Professor Dr. B. Schauenberg, Dr. S. Föhr sowie zwei Gutachtern.<br />

** Artikel eingegangen: 18.2.1994, revidierte Fassung eingegangen: 8.8.1994, akzeptiert: 15.9.1994


420____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

1. Einleitung<br />

In der Personalwirtschaftslehre und der Theorie interner Arbeitsmärkte wird der<br />

Karriereplanung eine hohe Bedeutung beigemessen. Karrieren beschreiben allgemein<br />

den beruflichen Weg eines Arbeitnehmers im Zeitablauf. Da die Karriereverläufe von<br />

Arbeitnehmern auch von Arbeitgeberentscheidungen abhängen, läßt sich die zielgerichtete<br />

Gestaltung von Karrieren als Instrument einer strategischen Personalpolitik einsetzen.<br />

1 Unter der strategischen Komponente einer solchen Personalpolitik ist hierbei<br />

zweierlei zu verstehen: Zum einen kann "strategisch" im Sinne von "langfristig" verstanden<br />

werden, da sich die Gestaltung von Karrieren prinzipiell auf mehrere Perioden<br />

bezieht. Zum anderen soll mit dem Attribut "strategisch" aber auch der Tatsache Rechnung<br />

getragen werden, daß innerhalb einer bestimmten Arbeitnehmer-Arbeitgeber-<br />

Beziehung Karriereentscheidungen eines Arbeitgebers immer im Kontext mit Arbeitnehmerreaktionen<br />

(bzw. -entscheidungen) zu sehen sind. 2 Eine Personalpolitik über die<br />

gezielte Beeinflussung von Karrieredeterminanten erfordert aufgrund der Interdependenz<br />

von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberentscheidungen daher auch grundsätzlich<br />

eine spieltheoretische Strategienanalyse. Die Relevanz der strategischen Gestaltung<br />

von Karrieren ergibt sich nicht zuletzt aus dem großen Spielraum, der einem Arbeitgeber<br />

in diesem Bereich der Personalpolitik vom Gesetzgeber und den Tarifparteien gelassen<br />

wird.<br />

Vor diesem Hintergrund des Verständnisses einer Karrieregestaltung als strategisches<br />

Instrument der Personalpolitik soll im folgenden ein Phänomen diskutiert werden,<br />

das insbesondere in der empirischen Forschung nachhaltige Beachtung gefunden hat:<br />

das Auftreten von Frühstarteffekten in betrieblichen Karrieren. Unter Frühstarteffekten<br />

ist dabei zu verstehen, daß relativ frühe Beförderungen Berufsanfängern zu einem langfristigen<br />

Vorteil in ihrer späteren Karriereentwicklung verhelfen. 3 Rasche erste Beförderungen<br />

sind mit überdurchschnittlich hohen Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Beförderungen<br />

sowie mit Spitzenpositionen und -gehältern am Ende einer betrieblichen<br />

Karriere verbunden. Derartige Frühstarteffekte werden durch zahlreiche empirische Befunde<br />

belegt, 4 die interessanterweise aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen<br />

stammen. Sie lassen sich u.a. in US-amerikanischen Unternehmen, in deutschen Unternehmen<br />

und selbst in japanischen Unternehmen nachweisen, in denen im inter-<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Ziele sind u.a. die Bildung und langfristige Sicherung von Humankapital, eine langfristige<br />

Anreizgestaltung, eine Selektion von Arbeitnehmern und die effiziente Allokation von Arbeitnehmern<br />

auf Stellen. Zum instrumentellen Charakter von Karrieren vgl. bereits Beckmann<br />

(1978).<br />

Z.B. entscheidet ein Arbeitnehmer oftmals aufgrund des ihm angebotenen Karriereprofils,<br />

ob er zu einem bestimmten Zeitpunkt mutmaßlich die Unternehmung verlassen wird oder<br />

nicht.<br />

Vgl. u.a. Rosenbaum (1979); Brüderl (1991), S. 117-131.<br />

Vgl. Rosenbaum (1979; 1984, S. 38-65); Stewman/Konda (1983); Forbes (1987); Brüderl/<br />

Diekmann/Preisendörfer (1989); Hanada (1989); Pucik (1991); Brüderl (1991), S. 117-130.


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________421<br />

nationalen Vergleich eher geringe Beförderungsgeschwindigkeiten vorherrschen. 5 Aufgrund<br />

der vorliegenden Befunde läßt sich vermuten, daß Frühstarteffekte nicht über<br />

spezifische sozio-kulturelle Einflußfaktoren, die lediglich in bestimmten Volkswirtschaften<br />

zu finden sind, allein erklärt werden können. Die Tatsache, daß die Befunde<br />

aus ganz unterschiedlichen Ländern stammen, läßt vielmehr den Schluß zu, daß es neben<br />

möglichen gesellschaftsspezifischen Faktoren auch einen allgemeinen ökonomischen<br />

Erklärungsansatz für Frühstarteffekte gibt. In dem vorliegenden Beitrag soll daher<br />

der Frage nachgegangen werden, welche ökonomische Theorie zur Erklärung von<br />

Frühstarteffekten in betrieblichen Karrieren geeignet ist. Psychologische und soziologische<br />

Ansätze sollen dagegen ausgeklammert werden.<br />

Der folgende Abschnitt faßt zunächst einmal die wichtigsten empirischen Befunde<br />

zu Frühstarteffekten zusammen. In Abschnitt 3 werden die zwei ökonomischen Theorien<br />

beschrieben, die bisher als Erklärungsansätze für das Frühstartphänomen diskutiert<br />

wurden: 6 der Tournament-Ansatz, nach dem auf jeder Stufe eines Karrieresystems eine<br />

Art Beförderungsturnier zwischen den Arbeitnehmern der jeweiligen Stufe stattfindet,<br />

sowie der Signaling-Ansatz, wonach das aktuelle Verhalten von Arbeitnehmern langfristigen<br />

Signalcharakter hat. In Abschnitt 4 soll gezeigt werden, warum keine der beiden<br />

traditionellen Theorien das Frühstart-Phänomen letztlich zufriedenstellend zu erklären<br />

vermag. Anschließend wird in Abschnitt 5 auf der Kritik an den beiden älteren Ansätzen<br />

aufbauend ein neuer Erklärungsansatz vorgeschlagen. Es soll gezeigt werden,<br />

daß mit einem kombinierten Ansatz aus Superstar- und Matching-Theorie Frühstarteffekte<br />

besser erklärt werden können als mit einem reinen Tournament- oder Signaling-<br />

Ansatz. Die Superstar-Theorie, 7 die ursprünglich zur Erklärung überaus großer Einkommen<br />

und Marktanteile von Künstlern im weiteren Sinne (z.B. Musiker, Schriftsteller,<br />

Sportler) entwickelt worden ist, sowie die Matching-Theorie, 8 die sich mit der Neubesetzung<br />

freier Stellen und der effizienten Allokation von Arbeitskräften in und zwischen<br />

Unternehmen beschäftigt, betrachten grundsätzlich Angebots- und Nachfrageseite<br />

eines Marktes. Real beobachtbare Phänomene können dadurch in einem geschlossenen<br />

Modell im Marktzusammenhang diskutiert werden. 9 Der Tournament- und der<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Nicht unüblich sind "Wartezeiten" von 10-15 Jahren, bevor ein Berufsanfänger zum ersten<br />

Mal (vertikal) im Unternehmen aufsteigt. Vgl. Ouchi/Jaeger (1978); Hanada (1989), S. 10-<br />

13; Itoh (1991), S. 350.<br />

Vgl. Rosenbaum (1979; 1984, S. 38-65, 175-200); Forbes (1987). Rosenbaum beteuert zwar<br />

mehrfach, daß seine Ausführungen rein deskriptiven Charakter haben. Da er sich jedoch neben<br />

einer Beschreibung der von ihm erhobenen Befunde auch der Frage widmet, warum es<br />

Frühstarteffekte gibt, soll seine Argumentation im folgenden als Erklärungsansatz bezeichnet<br />

werden.<br />

Vgl. zur Superstar-Theorie u.a. Rosen (1981); Adler (1985); MacDonald (1988a).<br />

Zur Matching-Theorie vgl. u.a. Jovanovic (1979); Harris/Weiss (1984); Miller (1984); Mc-<br />

Call (1990).<br />

Zur Idee der Diskussion von Karrieren in einem geschlossenen Marktmodell vgl. Cooter/Restrepo<br />

(1979).


422____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

Signaling-Ansatz hingegen beschränken sich weitgehend auf eine Darstellung der Arbeitnehmerseite.<br />

Als Alternative zum Tournament- und Signaling-Ansatz soll daher hier<br />

argumentiert werden, daß gerade durch das Zusammenwirken von Arbeitnehmerinteressen<br />

(u.a. Einkommensmaximierung) und Arbeitgeberinteressen (u.a. Selektion von<br />

Arbeitnehmern hoher Qualität, 10 effiziente Stellenbesetzungen) im Matching-Prozeß 11<br />

außerordentliche Talente, die späteren Superstars, frühzeitig entdeckt und im Verlaufe<br />

ihrer betrieblichen Karriere vergleichsweise zügig befördert werden. 12 Arbeitnehmer,<br />

die dagegen bereits in frühen Phasen des Matching-Prozesses Zweifel an ihrem Erfolgspotential<br />

erkennen lassen, werden dementsprechend ihren Arbeitsplatz, gegebenenfalls<br />

auch die Unternehmung wechseln. Der Abschnitt 5 schließt mit einer kurzen<br />

Diskussion des neu vorgeschlagenen Erklärungsansatzes, in der u.a. die Vorzüge gegenüber<br />

den beiden traditionellen Ansätzen zusammengefaßt werden. Im letzten Abschnitt<br />

schließlich soll neben einer kurzen Darstellung der wichtigsten Ergebnisse auf<br />

noch offene Fragen verwiesen werden, die sich im Zusammenhang mit einem Karrieresystem<br />

als Instrument strategischer Personalpolitik ergeben.<br />

2. Empirische Befunde zu Frühstarteffekten<br />

Nicht nur Ökonomen, sondern auch Soziologen und Wissenschaftler anderer Fachrichtungen<br />

haben sich in den zurückliegenden Jahren intensiv mit empirischer Karriereforschung<br />

beschäftigt, so daß mittlerweile eine kaum überschaubare Anzahl empirischer<br />

Befunde zu betrieblichen Karrieren existiert. In diesem Abschnitt soll nur auf einen<br />

Bruchteil der empirischen Befunde eingegangen werden. Es sollen lediglich die wichtigsten<br />

Befunde erläutert werden, die sich speziell mit dem Problem der Frühstarteffekte<br />

auseinandersetzen. Hierbei wird eine Dreiteilung in Befunde zu US-amerikanischen<br />

Unternehmen, Befunde zu deutschen Unternehmen und Befunde zu japanischen Unternehmen<br />

gewählt. Die stilisierten Fakten lassen sich insgesamt anhand von 15 Einzelergebnissen<br />

darstellen.<br />

Die wohl bekannteste Längsschnittanalyse zu Frühstarteffekten bildet die Studie<br />

von Rosenbaum (1979), in der für einen Zeitraum von 13 Jahren (von 1962 bis 1975)<br />

individuelle Karrieredaten aus der Personaldatei eines US-amerikanischen Großunternehmens<br />

ausgewertet werden. Das von Rosenbaum untersuchte Unternehmen weist<br />

acht Hierarchieränge (von nonmanagement bis president) auf, wobei nur die untersten<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Unter den Qualitätsbegriff fallen Arbeitsproduktivität, Kooperationsbereitschaft, langfristiges<br />

Bindungsinteresse an einen Arbeitgeber usw.<br />

Der Matching-Prozeß umfaßt die Suche des Arbeitgebers (Arbeitnehmers) nach einem geeigneten<br />

Arbeitnehmer (einer geeigneten Stelle) sowie die Wechselwirkungen, die sich für<br />

die Laufzeit eines Arbeitsvertrages zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ergeben.<br />

Zur Vermutung, daß letztlich nicht ein Frühstart die späteren Karriereerfolge von Arbeitnehmern<br />

bewirkt, sondern Arbeitnehmer heterogen sind und sehr fähige Arbeitnehmer sowohl<br />

in der Frühphase ihrer Karriere als auch in späteren Perioden aufgrund ihres Potentials<br />

überdurchschnittliche Leistungen erbringen, vgl. bereits Brüderl/Diekmann/Preisendörfer<br />

(1989), S. 142.


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________423<br />

fünf Ränge (von nonmanagement als Rang 1 bis upper middle management als Rang 5)<br />

in die Untersuchung miteinbezogen werden. Die betrachtete Eintrittskohorte umfaßt<br />

671 Personen, die zwischen 1960 und 1962 ihr Beschäftigungsverhältnis in der Unternehmung<br />

begannen und bis mindestens 1975 in der Unternehmung verblieben. Für seine<br />

Analyse teilt Rosenbaum den Zeitraum von 1962 bis 1975 in vier Perioden ein: Periode<br />

1 von 1962 bis 1965, Periode 2 von 1965 bis 1969, Periode 3 von 1969 bis 1972<br />

sowie Periode 4 von 1972 bis 1975. Bezogen auf die Frühstartproblematik lassen sich<br />

in Rosenbaum (1979) vier Einzelergebnisse unterscheiden: Arbeitnehmer, die in Periode<br />

1 befördert wurden, haben für die zweite Periode bessere Beförderungschancen<br />

als jene Arbeitnehmer, die in Periode 1 nicht befördert wurden; ganz allgemein existiert<br />

ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen einer Beförderung in der Anfangsperiode<br />

1 und einer Beförderung in den Perioden 2 bis 4 (Ergebnis 1). Durch eine<br />

Beförderung in Periode 1 steigen für einen Arbeitnehmer deutlich die Chancen, innerhalb<br />

der vier Perioden einen der Managementränge (Rang 3 oder höher) zu erreichen<br />

(Ergebnis 2). Am Ende des Betrachtungszeitraums befinden sich ausschließlich Arbeitnehmer<br />

im mittleren Managementbereich (Rang 4 oder 5), die in Periode 1 befördert<br />

wurden (Ergebnis 3). Arbeitnehmer, die in Periode 1 befördert wurden, wurden bis zum<br />

Ende des Betrachtungszeitraums nicht mehr auf den untersten Rang zurückgestuft; dagegen<br />

wurden von denjenigen Arbeitnehmern, die erst später auf Rang 2 befördert wurden,<br />

insgesamt 4 wieder auf den ersten Rang zurückgestuft (Ergebnis 4). Faßt man die<br />

Rosenbaum-Befunde zusammen, so lassen sich in dem Sinne deutliche Frühstarteffekte<br />

feststellen, daß diejenigen Arbeitnehmer (Frühstarter), die in der Anfangsperiode befördert<br />

wurden, signifikant bessere Beförderungschancen in den Folgeperioden (Ergebnisse<br />

1 und 2), eine höhere Karrieredecke (Ergebnis 3) sowie einen höheren Karriereboden<br />

(Ergebnis 4) als die Nicht-Frühstarter haben, die in Periode 1 nicht befördert wurden. 13<br />

In Stewman/Konda (1983) werden u.a. die Karriereverläufe von Polizisten eines<br />

US-amerikanischen Bundesstaats untersucht. Anhand der Daten läßt sich zeigen, daß<br />

diejenigen Personen, die in ihrer Karriere vergleichsweise hohe Ränge erreichen, auf<br />

sämtlichen unteren Rängen schneller befördert werden als jene, die nur relativ niedrige<br />

Ränge erreichen (Ergebnis 5). Auch bei Stewman/Konda (1983, S. 665) ergibt sich somit<br />

ein deutlicher positiver Zusammenhang zwischen der Beförderungsgeschwindigkeit<br />

auf unteren Rängen und der Karrieredecke eines Arbeitnehmers. Zudem kann von<br />

Stewman/Konda (1983, S. 669-670), die insgesamt fünf Hierarchieränge unterscheiden,<br />

aber auch festgestellt werden, daß für eine Beförderung von Rang 3 auf Rang 4 vor allem<br />

eine frühe Beförderung von Rang 2 auf Rang 3 entscheidend ist (Ergebnis 6).<br />

Forbes (1987) betrachtet die Karriereverläufe einer Eintrittskohorte von 180 Arbeitnehmern<br />

in ein Ölunternehmen für einen Zeitraum von 11 Jahren. Seine Daten belegen,<br />

daß frühe erste Beförderungen keine Grundvoraussetzung für spätere Karriereerfolge<br />

sind (Ergebnis 7) und daß spätere Karrierepositionen besser als frühe Positionen<br />

den letztendlichen Karriereerfolg eines Arbeitnehmers vorhersagen (Ergebnis 8). Insge-<br />

13<br />

Als Karrieredecke (Karriereboden) wird die maximal (minimal) in einem Karrieresystem erreichbare<br />

Position beschrieben. Vgl. Rosenbaum (1979), S. 226-227.


424____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

samt läßt sich jedoch ein positiver Zusammenhang zwischen frühen Beförderungen und<br />

späteren Karriereerfolgen feststellen.<br />

Befunde zu Frühstarteffekten in deutschen Unternehmen finden sich vor allem in<br />

den Studien von Brüderl/Diekmann/Preisendörfer (1989) und Brüderl (1991), die sich<br />

auf einen Personaldatensatz über sämtliche Arbeiter eines großen Maschinenbauunternehmens<br />

("Südwerk") im Zeitraum von 1976 bis 1984 beziehen. Die Autoren kommen<br />

zu dem Ergebnis, daß Arbeitnehmer, die in der ersten Beförderungsrunde auf einen höheren<br />

Rang i aufgestiegen sind, in der zweiten Beförderungsrunde bessere Chancen auf<br />

einen weiteren Aufstieg haben als Arbeitnehmer, die erst in der zweiten Beförderungsrunde<br />

nach i aufgestiegen sind, Chancen auf einen erneuten Aufstieg in der dritten Runde<br />

(Ergebnis 9). Im Gegensatz zu Rosenbaum (1979) werden hier die Beförderungschancen<br />

von Arbeitnehmern unterschiedlicher Vorgeschichte für die gleiche Hierarchiestufe<br />

betrachtet. Dies hat den Vorteil, daß mögliche Verzerrungen aufgrund prinzipiell<br />

unterschiedlicher Beförderungsmöglichkeiten auf verschiedenen Stufen vermieden<br />

werden können. Während damit Frühstarteffekte auch für ein deutsches Unternehmen<br />

recht deutlich belegt werden können, läßt sich Rosenbaums allgemeine Pfadabhängigkeitsthese,<br />

wonach sich die Beförderungschancen von Arbeitnehmern der gleichen<br />

Hierarchiestufe jedoch mit verschiedenen bisherigen Karriereverläufen signifikant<br />

unterscheiden, nicht mit den Südwerk-Daten stützen (Ergebnis 10).<br />

Zu den empirischen Befunden für Frühstarteffekte in japanischen Unternehmen<br />

zählen insbesondere die Studien von Hanada (1989) und Pucik (1991). In Hanada<br />

(1989) werden die Karriereverläufe männlicher College-Absolventen in fünf verschiedenen<br />

Unternehmen untersucht. Aus den Daten wird ersichtlich, daß in den ersten vier<br />

Unternehmen eine frühe erste Beförderung einen der wichtigsten Faktoren für zukünftige<br />

Karriereerfolge darstellt und daß i.d.R. nur Arbeitnehmer in höhere (Manager-) Positionen<br />

aufsteigen können, die bereits in der ersten Beförderungsrunde einen Erfolg verzeichnen<br />

konnten (Ergebnis 11). Das letzte Teilergebnis läßt sich wiederum als Beleg<br />

für einen positiven Zusammenhang zwischen frühen ersten Beförderungen und der Karrieredecke<br />

eines Arbeitnehmers werten. Im fünften Unternehmen dagegen können<br />

durchaus auch jene Arbeitnehmer in Spitzenpositionen aufsteigen, die zu Beginn ihrer<br />

Karriere erst vergleichsweise spät befördert wurden (Ergebnis 12).<br />

Pucik (1991) analysiert Karriereverläufe in einem großen traditionellen Handelsunternehmen<br />

mit mehreren Tausend Beschäftigten für den Zeitraum von 1970 bis 1982.<br />

Die Daten zeigen auch hier einen positiven Zusammenhang zwischen früher erster Beförderung<br />

und Karrieredecke (Ergebnis 13). Zudem wird deutlich, daß die frühe Einteilung<br />

in Stab- und Linienmanager von entscheidender Bedeutung für den zukünftigen<br />

Karriereverlauf des entsprechenden Arbeitnehmers ist: Arbeitnehmer, die zu Beginn ihrer<br />

Karriere mit den Aufgaben eines Linien-Managers betraut werden, erreichen mit<br />

fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit den obersten Hierarchierang als jene, die zu Beginn<br />

mit Stab-Aufgaben beschäftigt sind (Ergebnis 14) (Pucik 1991, S. 44). Anhand der<br />

Daten wird aber auch ersichtlich, daß die Verweildauern auf den einzelnen Hierarchierängen<br />

hinsichtlich ihrer Bedeutung für den zukünftigen Karriereverlauf unterschiedlich<br />

zu gewichten sind (Ergebnis 15).


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________425<br />

Die 15 Einzelergebnisse lassen sich in Form zweier Gesamtergebnisse zusammenfassen:<br />

Ein Teil der Befunde zeigt, daß gerade ein Aufstieg in den ersten Beförderungsrunden<br />

den weiteren Karriereverlauf eines Arbeitnehmers signifikant beeinflußt (Gesamtergebnis<br />

1). 14 Andere Ergebnisse hingegen belegen, daß nicht ein rascher Karriereerfolg<br />

auf unteren Hierarchierängen, sondern ganz andere Faktoren - insbesondere Karriereergebnisse<br />

aus späteren Perioden - einen dominanten Einfluß darauf haben können,<br />

welche hierarchische Endposition ein Arbeitnehmer im Laufe seiner Karriere erreicht<br />

(Gesamtergebnis 2). 15 Bevor nun im weiteren Verlauf verschiedene Erklärungsansätze<br />

zu Frühstarteffekten mit den beiden Gesamtergebnissen konfrontiert werden, sollen im<br />

folgenden Abschnitt zunächst die zwei traditionellen Erklärungsansätze, der Tournament-Ansatz<br />

von Rosenbaum sowie der Signaling-Ansatz von Spence, kurz skizziert<br />

werden.<br />

3. Traditionelle Erklärungsansätze zu Frühstarteffekten<br />

3.1 Der Tournament-Ansatz von Rosenbaum<br />

Der allgemeine Tournament-Ansatz besitzt sehr unterschiedliche Ausprägungen. 16<br />

In einem Teil der Literatur wird der Frage nachgegangen, auf welche Weise relative<br />

Leistungswettbewerbe für Beförderungsentscheidungen eingesetzt werden können. Dabei<br />

findet ein ordinaler Leistungsvergleich zwischen den Arbeitnehmern (einer Hierarchiestufe)<br />

statt, wobei der Gewinnerpreis nicht einer einfachen Entlohnung entspricht,<br />

sondern einer Beförderung des Gewinners auf die nächsthöhere Hierarchiestufe, verbunden<br />

mit einer Einkommenssteigerung, einer Zunahme von Verantwortung und Prestige<br />

sowie der Möglichkeit, künftig noch weiter in der betrieblichen Hierarchie aufzusteigen.<br />

Die Intention des Veranstalters solcher Beförderungsturniere besteht darin,<br />

durch den Wettbewerb wirkungsvolle Anreize für die Arbeitnehmer zu schaffen. Zudem<br />

wird im Falle unterschiedlich befähigter (heterogener) Arbeitnehmer versucht, die<br />

selektierende Wirkung des Wettbewerbs zu nutzen, um fähige und weniger fähige Arbeitnehmer<br />

zu unterscheiden, was vor allem für eine langfristige Karriereplanung von<br />

Bedeutung ist. In diesem Unterabschnitt soll nun eine Variante des allgemeinen Tournament-Ansatzes<br />

- der Ansatz von Rosenbaum 17 - wiedergegeben werden, die speziell<br />

für die Erklärung von Frühstarteffekten entwickelt worden ist.<br />

Auch der Rosenbaum-Ansatz enthält als Grundgedanken die Tournament-Idee,<br />

wonach ein Karrieresystem als eine Abfolge von Beförderungsturnieren auf den verschiedenen<br />

Stufen einer betrieblichen Hierarchie interpretiert wird. Auf jeder einzelnen<br />

Hierarchiestufe wird dabei eine scharfe Trennung von Turniergewinnern und -<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

Vgl. dazu die Ergebnisse 1 bis 5, 9, 11 und 13.<br />

Vgl. die Ergebnisse 6 bis 8, 12, 14 und 15.<br />

Vgl. u.a. Lazear/Rosen (1981); Malcomson (1984); Rosen (1986); Bhattacharya/Guasch<br />

(1988).<br />

Vgl. Rosenbaum (1979; 1984, S. 38-65, 175-200); Forbes (1987), S. 110-113.


426____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

verlierern vorgenommen. Gewinner eines Beförderungsturniers werden unmittelbar auf<br />

die nächsthöhere Hierarchiestufe befördert und erhalten zudem die Möglichkeit, an höheren<br />

Beförderungsturnieren teilzunehmen, die einen weiteren Aufstieg in der Hierarchie<br />

erlauben. Verbindliche Karrierezusagen für zukünftige Beförderungen werden<br />

Turniergewinnern jedoch nicht gegeben. Turnierverlierern hingegen wird der weitere<br />

betriebliche Aufstieg (vertikale Beförderung) weitgehend verwehrt. Sie erhalten lediglich<br />

die Möglichkeit, sich gegebenenfalls auf untergeordneten Turnieren zu profilieren,<br />

um eventuell eine Versetzung auf eine höher entlohnte Stelle auf der gleichen Hierarchiestufe<br />

(horizontale Beförderung) oder doch noch eine spätere Beförderung auf die<br />

nächste Hierarchiestufe zu erreichen.<br />

Rosenbaum versucht in seinem Tournament-Ansatz, letztlich zwei ältere Beförderungskonzepte,<br />

das contest mobility- und das sponsored mobility-Konzept, miteinander<br />

zu verbinden, die in Turner (1960) vorgeschlagen werden. Nach dem contest mobility-<br />

Konzept haben sämtliche Arbeitnehmer, die sich auf derselben Hierarchiestufe befinden,<br />

auch die gleiche Beförderungschance, unabhängig von ihren jeweiligen früheren<br />

Turnierergebnissen. Das sponsored mobility-Konzept sieht hingegen vor, daß Arbeitnehmer<br />

schon frühzeitig in fähige und weniger befähigte Mitarbeiter eingeteilt werden,<br />

wobei nur die Fähigen anschließend in ihrer Karriere gezielt unterstützt und kontinuierlich<br />

befördert werden. Der Rosenbaum-Ansatz besagt nun - quasi als Kompromiß zwischen<br />

den beiden Konzepten -, daß einmaligen Turniergewinnern wie beim contest mobility-Konzept<br />

zwar einerseits kein weiterer kontinuierlicher Aufstieg in der betrieblichen<br />

Hierarchie verbindlich zugesichert wird, daß andererseits aber wie beim sponsored<br />

mobility-Konzept Turniergewinner weitaus bessere Beförderungschancen haben als<br />

Turnierverlierer.<br />

Für eine Erklärung der von ihm beobachteten Frühstarteffekte modifiziert Rosenbaum<br />

die ursprüngliche Tournament-Idee eines reinen Leistungsturniers. Er geht davon<br />

aus, daß der Weg, über den ein Arbeitnehmer seine aktuelle Stellung in der Hierarchie<br />

erreicht hat, die zukünftigen Aufstiegschancen des Arbeitnehmers mitbestimmt (Pfadabhängigkeitsthese).<br />

Nach Rosenbaum weisen Arbeitnehmer, die auf einer bestimmten<br />

Hierarchiestufe in einem Beförderungsturnier aufeinandertreffen, in der Regel unterschiedliche<br />

bisherige Karriereverläufe (sog. Karrierepfade) auf. Rosenbaum argumentiert<br />

nun, daß bisherige Karriereverläufe, die aktuelle hierarchische Position und das aktuelle<br />

Einkommen eines Arbeitnehmers entscheidende Indizien auf seine Befähigung<br />

darstellen. 18 Arbeitnehmer mit relativ kurzen Verweilzeiten auf den einzelnen Hierarchiestufen<br />

und damit einhergehenden zügigen Beförderungen können - so Rosenbaum -<br />

als sehr fähige Mitarbeiter angesehen werden, die auch weiter befördert werden sollten.<br />

Auch hohe Einkommen und eine hohe aktuelle hierarchische Position sind als Indizien<br />

für entsprechend hohe Qualität zu werten. Auf die Frühstarteffekte bezogen bedeutet<br />

18<br />

Vgl. Rosenbaum (1979, S. 225-226; 1984, S. 46-47, 174-200). Rosenbaum verweist auf die<br />

Signaling-Theorie von Spence (1973), wobei er jedoch im Gegensatz zu Spence über eine<br />

Art passive Signale (oder Indizien) argumentiert, die nicht von Arbeitnehmern bewußt ausgesendet<br />

werden.


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________427<br />

dieses, daß rasch beförderte Berufsanfänger mit ihrem schnellen Karriereerfolg einen<br />

ersten Hinweis auf ein hohes zukünftiges Erfolgspotential geben und daher bei weiteren<br />

Beförderungen bevorzugt werden: Ist bei einer anstehenden Beförderung eine Auswahl<br />

zwischen einem derartigen Frühstarter und einem anderen Arbeitnehmer, der auf der<br />

betrachteten Hierarchiestufe schon länger verweilt, zu treffen, so wird der Frühstarter<br />

befördert. Hat ein Frühstarter erst einmal mehrere Hierarchiestufen überwunden, so<br />

wird er auch bei späteren paarweisen Vergleichen auf höheren Hierarchiestufen aufgrund<br />

seines bisherigen Karriereverlaufs bessere Beförderungschancen als seine Konkurrenten<br />

haben. Letztlich werden Frühstarter auf diese Weise auch zügig in Spitzenpositionen<br />

aufsteigen, die den meisten anderen Arbeitnehmern verwehrt bleiben.<br />

Rasche Anfangserfolge bei Beförderungen werden nach Rosenbaum unmittelbar in<br />

die Zukunft fortgeschrieben. Rosenbaum erklärt aber nicht, wie es zu der anfänglichen<br />

Beförderung kommt, die dann die Kettenreaktion aus sämtlichen zukünftigen Beförderungen<br />

auslöst. Man kann sich jedoch vorstellen, daß die Beförderung von der ersten<br />

Hierarchiestufe auf die zweite durch ein Leistungsturnier entschieden wird. Erst anschließend<br />

gewinnen bisherige Karriereverläufe und aktueller Status zentrale Bedeutung<br />

als Indizien für hohe Qualität. Sie bilden passive Signale, die nicht von Arbeitnehmern<br />

gezielt gesendet werden, sondern dem entsprechenden Arbeitnehmer als eine<br />

Art Stigma langfristig anhaften (Brüderl/Diekmann/Preisendörfer 1989, S. 121). Rosenbaum<br />

begründet auch, warum eine derartige Stigmatisierung aus Sicht des Arbeitgebers<br />

durchaus rational sein kann. Nach Rosenbaum sind Informationen, die die Geeignetheit<br />

eines Arbeitnehmers für die Besetzung einer höheren Stelle und damit seine Beförderung<br />

betreffen, sehr schwer oder nur unter sehr hohem Aufwand zu ermitteln. Daher<br />

bietet sich eine Beförderungsentscheidung nach bisherigem Karriereverlauf, Einkommen<br />

und aktuellem Status gerade aus Kostengesichtspunkten an, zumal diese auch<br />

noch "objective indicators" (Rosenbaum 1984, S. 178) darstellen. Zusammenfassend<br />

läßt sich feststellen, daß Rosenbaum in seinem Erklärungsansatz vor allem die Bedeutung<br />

rascher erster Karriereerfolge betont. Spätere Karriereergebnisse dagegen lassen<br />

sich unmittelbar aus den Anfangserfolgen ableiten und können dadurch strenggenommen<br />

keinen zusätzlichen Erklärungsgehalt für das Erreichen hierarchischer Endpositionen<br />

in einer Karriere haben.<br />

3.2 Der Signaling-Ansatz von Spence<br />

Ganz anders als die Stigmatisierung bzw. das passive Signalisieren durch Qualitätsindizes,<br />

die einem Arbeitnehmer anhaften, beschreibt der Signaling-Ansatz von<br />

Spence (1973) einen aktiven und bewußt gesteuerten Vorgang der Informationspreisgabe<br />

durch den Arbeitnehmer. Ausgegangen wird bei Spence davon, daß Arbeitnehmer<br />

heterogen (im Sinne von unterschiedlich fähig) sind und daß ein Arbeitnehmer jeweils<br />

über seine Fähigkeiten besser informiert ist als die Arbeitgeberseite, wodurch sich eine<br />

Arbeitsmarktsituation mit asymmetrischer Informationsverteilung ergibt.<br />

Nimmt man an, daß zunächst von keiner Marktseite geeignete Maßnahmen ergriffen<br />

werden, die zu einem Abbau der Informationsasymmetrie führen, so könnte es in<br />

dieser Situation im Falle der externen Personalbeschaffung zu einer adversen Selekti-


428____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

on 19 kommen: Da ein Arbeitgeber bei der Personalbeschaffung nicht in der Lage ist, fähige<br />

von weniger fähigen Arbeitnehmern zu unterscheiden, wird er bei jedem Arbeitnehmer<br />

erst einmal von durchschnittlicher Qualität ausgehen und daher auch nur einen<br />

entsprechend niedrigen Lohn anbieten. In diesem Fall würden jedoch Arbeitnehmer<br />

überdurchschnittlicher Qualität nicht bereit sein, sich zu dem angebotenen Lohn für die<br />

ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Dadurch würde aber dann die Durchschnittsqualität<br />

auf der Arbeitsangebotsseite sinken. Antizipiert der Arbeitgeber dieses, würde er das<br />

ursprünglich geplante Lohnangebot revidieren und nur noch einen geringeren Lohn anbieten,<br />

der zu einem Arbeitnehmer der neuen geringeren Durchschnittsqualität korrespondiert,<br />

wodurch es wiederum zu einer Verringerung der Durchschnittsqualität auf<br />

der Arbeitsangebotsseite kommen würde usw. Dieser Prozeß könnte sich so weit fortsetzen,<br />

bis nur noch Arbeitnehmer der untersten Qualitätsklasse zu einer Bewerbung für<br />

die ausgeschriebene Stelle bereit wären, was jedoch nicht im Interesse des Arbeitgebers<br />

sein kann. Letztlich ergeben sich auf beiden Marktseiten Anreize, die asymmetrische<br />

Informationsverteilung abzubauen, um derartige adverse Selektionen zu vermeiden.<br />

Spence diskutiert im Rahmen des Signaling-Ansatzes mögliche Maßnahmen, die<br />

von der (besser informierten) Arbeitnehmerseite ausgehen könnten. Den Ausgangspunkt<br />

seiner Überlegungen bildet hierbei die Tatsache, daß gerade Arbeitnehmer überdurchschnittlicher<br />

Qualität ein Interesse haben, ihre hohe Qualität dem Arbeitgeber<br />

glaubhaft zu signalisieren. Damit ein aktives Signalisieren jedoch zu einer Lösung des<br />

adversen Selektions-Problems führt, muß die Bedingung erfüllt sein, daß sich die Signalisierungskosten,<br />

also die Kosten des Arbeitnehmers für das "Senden" eines Signals,<br />

genau entgegengesetzt zu der Qualität des entsprechenden Arbeitnehmers verhalten.<br />

Nur diejenigen Signale können vom Arbeitgeber als glaubhaft eingestuft werden, deren<br />

"Entsendung" bei Arbeitnehmern hoher (niedriger) Qualität niedrige (hohe) Signalisierungskosten<br />

verursachen, so daß sich Arbeitnehmer hoher Qualität für eine Signalisierung<br />

entscheiden, während Arbeitnehmer niedriger Qualität aufgrund prohibitiv hoher<br />

Signalisierungskosten hiervon absehen.<br />

Geeignete Signale werden von Spence in bestimmten Zertifikaten über Aus- und<br />

Weiterbildung gesehen (z.B. Prädikatsexamen), deren Erwerb für Arbeitnehmer mit einem<br />

gewissen (Investitions-)Aufwand verbunden ist. Aus- und Weiterbildungszertifikate<br />

sind hierbei genau dann glaubhafte Signale, wenn ihr Erwerb mit Handlungen<br />

(z.B. Prüfungen, Lehrgänge) verknüpft ist, die bei weniger fähigen Arbeitnehmern<br />

zu einem erheblichen Aufwand - z.B. in Form eines Zeitaufwandes für Prüfungsvorbereitungen,<br />

was wiederum hohe Opportunitätskosten verursacht - führen, bei Arbeitnehmern<br />

hoher Qualität aufgrund ihrer Begabung jedoch nur zu einem geringen Aufwand.<br />

In diesem Fall kann ein Arbeitgeber sicher sein, daß ein Arbeitnehmer mit einem entsprechenden<br />

Zertifikat gleichzeitig eine hohe Qualität signalisiert.<br />

Der Signaling-Ansatz von Spence ist - wie die Darstellung gezeigt hat - ursprünglich<br />

nicht für die Erklärung von Frühstarteffekten entwickelt worden. Bei genauer Betrachtung<br />

läßt sich Signaling jedoch auch auf den internen Arbeitsmarkt einer Unter-<br />

19<br />

Vgl. dazu das Beispiel vom Gebrauchtwagenmarkt in Akerlof (1970).


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________429<br />

nehmung übertragen und hier speziell auf die Problematik von Beförderungsentscheidungen.<br />

20 Man kann sich vorstellen, daß das Problem asymmetrisch verteilter Informationen<br />

hinsichtlich der Qualität von Arbeitnehmern auch nach ihrem Übertritt von dem<br />

externen in den internen Arbeitsmarkt nicht vollständig beseitigt ist. Zudem ist denkbar,<br />

daß an einen Arbeitnehmer im Laufe seiner Karriere noch weitergehende, speziellere<br />

Qualitätsanforderungen gestellt werden, deren Erfüllbarkeit durch den Arbeitnehmer<br />

zum Zeitpunkt seiner Einstellung noch gar nicht überprüfbar ist. In diesem Fall würde<br />

ex ante beidseitige Unsicherheit über die Arbeitnehmerqualität herrschen, die sich erst<br />

ex post zu einer möglichen Informationsasymmetrie entwickelt.<br />

Frühstarteffekte lassen sich nun über den Signaling-Ansatz möglicherweise dadurch<br />

erklären, daß in der frühen Karrierephase eines Arbeitnehmers eine asymmetrische<br />

Informationsverteilung über seine Geeignetheit für die Besetzung höherer Positionen<br />

in der betrieblichen Hierarchie besteht, die jedoch bereits in dieser frühen Phase<br />

durch den Arbeitnehmer über glaubhaftes Signalisieren zum Teil abbaubar ist. Hierbei<br />

kann es sich beispielsweise um grundsätzliche Qualitätsanforderungen wie Belastbarkeit,<br />

Leistungsbereitschaft oder allgemeine Führungsqualitäten handeln, über die der<br />

Arbeitnehmer zu diesem frühen Zeitpunkt bereits (erheblich) besser informiert ist als<br />

der Arbeitgeber. Vorstellbar ist nun, daß Arbeitnehmer mit entsprechend hohen Qualitätsausprägungen<br />

diese auch glaubhaft signalisieren können, indem sie sich freiwillig<br />

für Weiterbildungslehrgänge melden oder freiwillig besonders schwierige Arbeitsaufgaben<br />

übernehmen. Die Signalisierungskosten in Form von Arbeitsleid oder zeitlichen<br />

Opportunitätskosten wären hierbei für sehr befähigte Arbeitnehmer vergleichsweise gering,<br />

während die erforderlichen Signalisierungskosten für weniger befähigte Arbeitnehmer<br />

vermutlich sehr hoch wären, so daß sich letztendlich nur sehr befähigte Arbeitnehmer<br />

freiwillig melden und damit hohe Qualität signalisieren würden. Bei einer anstehenden<br />

Beförderung könnten dann diejenigen Arbeitnehmer ausgewählt werden, die<br />

über die entsprechenden Signale verfügen.<br />

Können Arbeitnehmer auf diese Weise bereits frühzeitig in ihrer Karriere ihre Eignung<br />

für höhere Positionen signalisieren und werden diese Arbeitnehmer daraufhin<br />

kontinuierlich in ihrem beruflichen Werdegang gefördert - analog zum sponsored mobility-Konzept<br />

von Turner (1960) -, so daß sie in späteren Perioden Spitzenpositionen in<br />

der Hierarchie einnehmen, so lassen sich Frühstarteffekte letztlich mit Hilfe des Signaling-Ansatzes<br />

von Spence erklären. Inwiefern dieser Erklärungsansatz zu überzeugen<br />

vermag, soll nun anschließend zusammen mit einer Diskussion des Tournament-<br />

Ansatzes von Rosenbaum entschieden werden.<br />

4. Kritische Diskussion der traditionellen Erklärungsansätze<br />

In diesem Abschnitt soll eine kritische Auseinandersetzung mit den beiden bisherigen<br />

Erklärungsansätzen erfolgen. Hierbei wird in 4.1 zunächst auf die empirischen<br />

Befunde, die in Abschnitt 2 in zwei Gesamtergebnissen zusammengefaßt wurden, näher<br />

20<br />

Vgl. hierzu die Hinweise in Spence (1973), S. 374, sowie Rosenbaum (1984), S. 177, wenngleich<br />

von Rosenbaum wiederum eine Stigmatisierung gemeint ist.


430____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

eingegangen, während in 4.2 eine kritische Diskussion auf konzeptioneller Ebene geführt<br />

werden soll.<br />

4.1 Empirische Kritik<br />

Von den in Abschnitt 2 zusammengetragenen stilisierten Fakten lassen sich insgesamt<br />

jene mit Hilfe des Tournament-Ansatzes von Rosenbaum erklären, die unter dem<br />

Gesamtergebnis 1 subsumiert wurden. Dieses gilt zunächst einmal für diejenigen Ergebnisse,<br />

die von Rosenbaum selbst ermittelt wurden. Hinzu kommen die Befunde aus<br />

anderen Studien, die ebenfalls einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen raschen<br />

ersten Karriereerfolgen und der Karrieredecke eines Arbeitnehmers sowie zwischen<br />

Frühstart und späteren Aufstiegschancen belegen.<br />

Kritisch hinsichtlich des Erklärungsgehalts des Rosenbaum-Ansatzes sind hingegen<br />

diejenigen Befunde zu werten, die im zweiten Gesamtergebnis zusammengefaßt<br />

wurden. Diese zeigen u.a., daß nicht eine Stigmatisierung als Frühstarter für spätere<br />

Karriereerfolge entscheidend ist, sondern vielmehr die Tatsache, daß sich der entsprechende<br />

Arbeitnehmer auf höheren Hierarchierängen bewährt hat. Es wird ersichtlich,<br />

daß nicht unbedingt die Verweildauer auf der ersten Hierarchiestufe spätere Karriereerfolge<br />

zu erklären vermag, sondern daß auch andere Einflußfaktoren in der Frühphase<br />

einer betrieblichen Karriere wirken wie z.B. der Aufgabenbereich, der einem Berufsanfänger<br />

zugeordnet wird. Auch die Tournamentkomponente des Rosenbaum-Ansatzes<br />

läßt sich anhand des zweiten Gesamtergebnisses kritisieren. Die Einzelergebnisse 7 und<br />

12 beispielsweise, wonach auch Nicht-Frühstarter in die höchsten Hierarchieränge aufsteigen<br />

können, stehen zumindest mit der strengen Tournamentannahme im Widerspruch,<br />

nach der Verlierer früherer Beförderungsturniere keine Chance mehr haben, an<br />

höheren Beförderungsturnieren teilzunehmen. Das Einzelergebnis 10 schließlich zeigt<br />

sogar, daß die Pfadabhängigkeitsthese, eine der Kernprämissen des Rosenbaum-<br />

Ansatzes, keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben kann. 21<br />

Eine Konfrontation der empirischen Ergebnisse mit dem Signaling-Ansatz von<br />

Spence erscheint aufgrund des ursprünglichen Erklärungsanspruchs der Signaling-<br />

Theorie zunächst einmal schwierig. Anhand des zweiten Gesamtergebnisses wird jedoch<br />

ersichtlich, daß ein frühes Signalisieren in Form einer außerordentlichen Leistung,<br />

die zu einer frühen ersten Beförderung führt, teilweise nur einen begrenzten Einfluß<br />

oder nur eine zeitlich begrenzte Wirkung auf spätere Karriereerfolge haben kann. Frühe<br />

Beförderungen mögen prinzipiell eine gewisse Signalwirkung haben, im Falle der Befunde,<br />

die unter Gesamtergebnis 2 subsumiert wurden, scheinen aber nicht frühe Signale,<br />

sondern andere Einflußfaktoren für die späteren Karriereerfolge hauptverantwortlich<br />

zu sein.<br />

Beide traditionellen Erklärungsansätze betonen hauptsächlich den Einfluß, den rasche<br />

erste Beförderungen auf spätere Karriereerfolge haben. Allgemein läßt sich feststellen,<br />

daß die beiden Ansätze daher nur wenig zur Erklärung derjenigen empirischen<br />

21<br />

Einen Hinweis auf die Gültigkeit einer gewissen Pfadabhängigkeit zumindest bei studentischen<br />

Karrieren zeigt dagegen die empirische Studie von Mayrhofer (1992).


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________431<br />

Befunde beitragen können, in denen Frühstarteffekte nur schwach ausgeprägt sind und<br />

die Bedeutung ganz anderer Einflußfaktoren, die möglicherweise zudem erst in späteren<br />

Perioden zur Geltung kommen, in den Vordergrund treten. Beispielsweise könnten<br />

dies Einflußfaktoren in Form späterer außerordentlicher Leistungen oder später erworbener<br />

Qualifikationen sein.<br />

4.2 Konzeptionelle Kritik<br />

Im Gegensatz zu dem Signaling-Ansatz von Spence handelt es sich bei dem Tournament-Ansatz<br />

von Rosenbaum (1979) um einen Argumentationsansatz, der eigens für<br />

die Beschreibung und Erklärung von Frühstarteffekten entwickelt worden ist. Dieses<br />

spricht zunächst einmal für das Rosenbaum-"Modell". Problematisch ist jedoch, daß<br />

Rosenbaum strenggenommen über kein eigenes, konsistentes Erklärungsmodell verfügt.<br />

22 Kritisch ist beim Rosenbaum-Ansatz insbesondere der inhärente Widerspruch zwischen<br />

der strengen Tournament-Idee auf der einen und dem Stigmatisierungsargument<br />

auf der anderen Seite. Zum einen betont Rosenbaum bewußt den Turnier-Gedanken als<br />

das Basiskonzept von Karrieresystemen. Beförderungen ergeben sich danach als Ergebnisse<br />

relativer Leistungswettbewerbe, in die sämtliche Arbeitnehmer auf den jeweiligen<br />

Hierarchiestufen eingebunden sind. Auf die nächsthöhere Hierarchiestufe kann<br />

demnach nur derjenige Arbeitnehmer befördert werden, der auf der aktuellen Hierarchiestufe<br />

eine höhere Leistung als die anderen Arbeitnehmer erbracht hat, die ebenfalls<br />

für eine mögliche Beförderung vorgesehen waren. Dieses Verfahren erklärt zunächst<br />

den Übergang von einer Hierarchiestufe auf die nächsthöhere und noch keine Frühstarteffekte,<br />

die sich auf den gesamten Karriereverlauf eines Arbeitnehmers beziehen. Für<br />

eine Erklärung der beobachteten Frühstarteffekte greift Rosenbaum zum anderen dann<br />

auf ein Stigmatisierungsargument zurück, wonach frühe Erfolge eines Arbeitnehmers<br />

verbunden mit hohen Einkommen und hohem Status vom Arbeitgeber als Indiz für hohe<br />

zukünftige Erfolge gewertet werden. Rosenbaum versucht innerhalb seiner Argumentation<br />

jedoch nicht, den Widerspruch zu klären, der sich daraus ergibt, daß Beförderungsentscheidungen<br />

anhand aktueller persönlicher Leistungen (Turnier-Gedanke)<br />

und gleichzeitig aufgrund von Stigmatisierung getroffen werden. Offen bleibt zudem<br />

die Frage, auf welche Weise sich die frühen Karriereerfolge eines Arbeitnehmers ergeben,<br />

die anschließend zu der Stigmatisierung führen.<br />

Abgesehen von diesem grundsätzlichen Einwand gegen den Rosenbaum-Ansatz<br />

lassen sich jedoch noch weitere kritische Punkte nennen, die entweder nur die Tournament-<br />

oder nur die Stigmatisierungskomponente seiner Argumentation betreffen. Bezogen<br />

auf die Tournamentkomponente bleibt in Rosenbaum (1979) - und oftmals auch<br />

beim allgemeinen Tournament-Ansatz - weitgehend offen, welche zukünftigen Möglichkeiten<br />

sich für Verlierer von Leistungsturnieren, vor allem für Turnierverlierer auf<br />

22<br />

Vgl. z.B. den in Fußnote 6 bereits angedeuteten Intentionswechsel zwischen Beschreibung<br />

und Erklärung innerhalb der Argumentation.


432____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

niedrigen Hierarchiestufen ergeben. 23 Rosenbaum deutet zwar an, daß Turnierverlierer<br />

möglicherweise gar nicht mehr befördert werden. Ihre potentiellen Karrierealternativen<br />

in anderen Unternehmen, die ebenfalls als Nachfrager auf dem Arbeitsmarkt agieren,<br />

werden von Rosenbaum jedoch nicht in Betracht gezogen. Zudem ergeben sich grundsätzliche<br />

Bedenken gegen ein Tournament-Beförderungssystem als Instrument einer rationalen<br />

strategischen Personalpolitik, wenn befürchtet werden muß, daß mit den leistungsfähigsten<br />

Arbeitnehmern einer Hierarchieebene nicht unbedingt auch die Arbeitnehmer<br />

mit dem höchsten Leistungspotential für höhere Hierarchieränge befördert werden<br />

(Baker/Jensen/Murphy 1988, S. 602-604).<br />

Bezogen auf die Stigmatisierungskomponente lassen sich drei kritische Einwände<br />

vortragen. Zum einen erscheint es heikel, Beförderungsentscheidungen allein anhand<br />

von Stigmen zu treffen. Auch wenn der frühe Erfolg eines Arbeitnehmers und damit<br />

nach Rosenbaum sein Stigma eine suffiziente Statistik hinsichtlich seiner bisherigen<br />

Leistungen darstellt, so bleibt doch zu bezweifeln, daß dieses auch hinsichtlich sämtlicher<br />

zukünftigen Leistungen, also hinsichtlich seines Erfolgspotentials gilt. Werden nun<br />

neue Informationen, die sich im weiteren Karriereverlauf über das Leistungsvermögen<br />

des Arbeitnehmers ergeben, vom Arbeitgeber ignoriert und die Beförderungsentscheidung<br />

ausschließlich anhand des Stigmas getroffen, so kommt es hierdurch zu Konservatismuseffekten,<br />

24 was wiederum die Gefahr von Fehlentscheidungen impliziert. Da Arbeitgeber<br />

mutmaßlich diese Gefahr kennen, ist ein Erklärungsansatz, der sich hauptsächlich<br />

an Stigmatisierung orientiert, nicht unbedingt plausibel.<br />

Zum anderen ist bei genauerer Betrachtung das Argument nicht haltbar, daß sich<br />

Beförderungsentscheidungen anhand von Stigmen deshalb anbieten, weil andere Informationen<br />

über die Eignung der Arbeitnehmer nur äußerst schwer oder nur unter hohen<br />

Kosten erhältlich sind (Rosenbaum 1979, S. 225; 1984, S. 177-179). Dieses Argument<br />

erscheint äußerst dubios, wenn man bedenkt, daß im Zeitablauf einer betrieblichen Karriere<br />

u.a. über die Beurteilung durch einen Vorgesetzten laufend Informationen über einen<br />

Arbeitnehmer erzeugt werden und Beförderungsentscheidungen noch nicht gleich<br />

zu Beginn einer Karriere getroffen werden müssen, wo derartige Informationen noch<br />

nicht vorliegen. Die Theorie interner Arbeitsmärkte, die von Rosenbaum in diesem Zusammenhang<br />

selbst erwähnt wird, besagt, daß gerade durch die Konzentration auf Stellenbesetzungen<br />

über interne Karriereentscheidungen nur geringe Informationskosten<br />

verursacht werden, da interne Stellenbewerber aufgrund ihres bisherigen Karriereverlaufs,<br />

der auch in bestimmter Form intern dokumentiert ist, vergleichsweise gut beurteilt<br />

werden können, was auch eine Prognose ihrer Leistungspotentiale miteinschließt<br />

(Gerlach/Liepmann 1980, S. 540-541).<br />

23<br />

24<br />

Rosenbaum (1979), S. 223, stellt lediglich fest: "...losers are permitted to compete only for<br />

low levels or are denied the opportunity to compete any further at all."<br />

Konservatismuseffekte ergeben sich, wenn von Entscheidern neue Informationen ignoriert<br />

werden, die bei Beachtung zu einer Revision bisheriger Wahrscheinlichkeitsurteile geführt<br />

hätten. Vgl. z.B. Klose (1992).


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________433<br />

Schließlich ist zu erwarten, daß Arbeitnehmer mit einem entsprechenden Verhaltenswechsel<br />

reagieren, wenn bekannt wird, daß rasche erste Karriereerfolge dem Arbeitgeber<br />

zur Stigmatisierung dienen (Thompson/Kirkham/Dixon 1985, S. 23-24). Arbeitnehmer<br />

würden quasi zu Aktivitäten gezwungen werden, mit denen kurzfristig möglichst<br />

hohe Erfolge erzielt würden, die dann eine frühe erste Beförderung des Arbeitnehmers<br />

bewirken. Eine derartige Karrierepolitik, die Arbeitnehmer zu kurzsichtigem<br />

Handeln zwingt, erscheint vor allem dann zweifelhaft, wenn vermutet werden muß, daß<br />

kurzfristige Erfolge von Arbeitnehmern langfristig zu Lasten des Arbeitgebers gehen.<br />

Dieses ist z.B. auf Managementrängen einer betrieblichen Hierarchie dann der Fall,<br />

wenn Mitarbeiter Investitionsalternativen wählen, die lediglich kurzfristig zu hohen<br />

Einzahlungen führen, langfristig jedoch vergleichsweise suboptimal sind. 25 Aufgrund<br />

der drei genannten Argumente lassen sich daher auch gegen ein Beförderungssystem,<br />

das hauptsächlich auf Stigmatisierung beruht, als Instrument einer rationalen strategischen<br />

Personalpolitik erhebliche Bedenken anmelden.<br />

Gegen den Signaling-Ansatz von Spence zur Erklärung von Frühstarteffekten läßt<br />

sich einwenden, daß der Ansatz primär statischer Natur ist und daher nur begrenzt auf<br />

das Frühstartphänomen angewendet werden kann. 26 Die Signale werden von einem Arbeitnehmer<br />

zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ausgesendet und haben üblicherweise<br />

nur für einen eingeschränkten Zeitraum Relevanz - wofür sich in Unterabschnitt 4.1 bereits<br />

auch empirische Hinweise ergaben -, da sich die Qualitätseigenschaften eines Arbeitnehmers<br />

im Zeitablauf ständig ändern (z.B. aufgrund von Investitionen in Humankapital).<br />

Als weiterer Einwand läßt sich anführen, daß die Annahme asymmetrisch verteilter<br />

Informationen mit dem Arbeitnehmer als Besserinformiertem für die frühe Karrierephase<br />

eines Arbeitnehmers in der Realität möglicherweise nicht erfüllt ist. Es ist zwar<br />

durchaus vorstellbar, daß Arbeitnehmer in der Frühphase ihrer betrieblichen Laufbahn<br />

bessere Informationen über ihre grundsätzlichen Qualitätsmerkmale (wie z.B. Leistungsbereitschaft)<br />

als der Arbeitgeber haben. Dennoch ist fraglich, ob Arbeitnehmer in<br />

der Lage sind, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ihre Eignung für spezielle Positionen<br />

auf oberen Hierarchiestufen besser als der Arbeitgeber zu beurteilen. Vielmehr kann<br />

angenommen werden, daß in der frühen Karrierephase eines Arbeitnehmers relevante<br />

Informationen über persönliche Erfolgspotentiale symmetrisch verteilt sind (in Form<br />

von gleicher unsicherer Information auf beiden Seiten) oder aber eine asymmetrische<br />

Informationsverteilung herrscht, bei der ein Arbeitnehmer besser über einige seiner<br />

Grundfähigkeiten informiert ist und der Arbeitgeber dagegen besser über die Stellenanforderungen,<br />

die sich für Spitzenpositionen in der Hierarchie ergeben. In beiden Fällen<br />

25<br />

26<br />

Zu "influence activities" von Arbeitnehmern auf Beförderungsentscheidungen vgl. Milgrom<br />

(1988); Milgrom/Roberts (1988; 1992, S. 372-373). Die Gefahr von influence activities<br />

wird von Rosenbaum (1984, S. 289) erkannt, ohne daß jedoch die Rationalitätsannahmen<br />

seines Ansatzes kritisch reflektiert werden.<br />

Spence diskutiert zwar die Feedbackwirkungen von Signalen und damit einen dynamischen<br />

Zusammenhang, sein primäres Ziel ist jedoch die Herleitung stationärer Gleichgewichte.


434____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

wäre eine frühe glaubhafte Signalisierung, die sich auf spätere Spitzenpositionen beziehen<br />

soll, für einen Arbeitnehmer nur zum Teil oder gar nicht möglich.<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß sowohl der Tournament-Ansatz von<br />

Rosenbaum als auch der Signaling-Ansatz von Spence für die Erklärung von Frühstarteffekten<br />

nicht überzeugen können, da beide Ansätze zum Teil von unplausiblen personalpolitischen<br />

Entscheidungen auf Arbeitgeberseite ausgehen. Gegen den Rosenbaum-<br />

Ansatz lassen sich nicht nur grundsätzliche Bedenken hinsichtlich der Konsistenz der<br />

Gesamtargumentation anmelden. Es konnte zudem anhand einzelner Punkte gezeigt<br />

werden, daß bestimmte Komponenten innerhalb der Argumentation nicht unproblematisch<br />

sind. Auch der Signaling-Ansatz vermag in dem hier diskutierten Zusammenhang<br />

nicht zu überzeugen, was zum einen an den erforderlichen Informationsannahmen, zum<br />

anderen an seinem primär statischen Charakter liegt. Der letzte Einwand ließe sich<br />

möglicherweise durch eine Art dynamische Signaling-Theorie entkräften, bei der ein<br />

Arbeitnehmer während seines gesamten Karriereverlaufes mehrfach und angepaßt an<br />

seine sich verändernden Qualitätseigenschaften signalisiert. Letztlich empfiehlt sich<br />

aufgrund der konzeptionellen Schwierigkeiten sowie der in Unterabschnitt 4.1 genannten<br />

empirischen Kritik jedoch die Suche nach einem alternativen Erklärungsansatz für<br />

Frühstarteffekte, der zudem die Beantwortung bisher noch offener Fragen (z.B.: was<br />

geschieht mit den Nicht-Frühstartern, die vermutlich die Mehrzahl der Arbeitnehmer<br />

ausmacht?) zuläßt.<br />

5. Alternative Erklärung über Superstars in Matching-Prozessen<br />

5.1 Beschreibung des alternativen Erklärungsansatzes<br />

Die Superstar-Theorie beschäftigt sich mit dem Phänomen, daß bestimmte Künstler<br />

ein weit überdurchschnittliches Einkommen und - bezogen auf ihr Produkt - einen<br />

extrem hohen Marktanteil im Vergleich zu anderen Künstlern haben. Zwei Gründe<br />

werden zur Erklärung dieses Phänomens angeführt: Zum einen sei die Qualität zwischen<br />

den Künstlern bzw. ihren Produkten unterschiedlich (Heterogenitätsannahme), 27<br />

wobei aus Sicht der Konsumenten eine bestimmte Produktmenge hoher Qualität nur<br />

äußerst schlecht durch eine höhere Menge niedriger Qualität substituiert werden kann.<br />

Der hier zugrundegelegte Qualitätsbegriff ist absoluter Natur: Von Interesse ist das Talent<br />

oder die Begabung einer Person, nicht jedoch komparative Vorteile der Person in<br />

der Ausübung eines Berufes im Vergleich zu anderen Berufen. 28 Hierdurch lassen sich<br />

27<br />

28<br />

Vgl. Rosen (1981), aber auch Adler (1986).<br />

Man kann auch hier bei einem Arbeitnehmer von komparativen Vorteilen sprechen. Diese<br />

bestehen jedoch dann innerhalb eines bestimmten Berufes im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern.


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________435<br />

die Einkommensunterschiede zwischen den unterschiedlich talentierten Künstlern erklären.<br />

Zum anderen wird angenommen, daß die Produktionskosten der Künstler nur<br />

unterproportional zur Größe des Marktanteils zunehmen (Technologieannahme), was<br />

letztlich den sehr hohen Marktanteil außerordentlich talentierter Künstler erklärt (Rosen<br />

1981).<br />

Die Matching-Theorie geht sowohl von unterschiedlichen bzw. heterogenen Arbeitnehmern<br />

als auch von heterogenen Arbeitgebern aus 29 und beschäftigt sich mit dem<br />

Problem, ob eine bestimmte Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung eine effiziente<br />

Konstellation, d.h. ein gutes Match, ergibt. Die Qualität eines Arbeitnehmers ist hierbei<br />

zunächst einmal eine ganz andere als in der Superstar-Theorie: Nach der Matching-<br />

Theorie ist ein Arbeitnehmer und damit auch das Match - aus Sicht eines bestimmten<br />

Arbeitgebers - dann von hoher Qualität, wenn der Arbeitnehmer gut zum Arbeitgeber<br />

paßt, d.h. im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern ein hohes Matchergebnis erzielt.<br />

Hier handelt es sich somit um einen relativen (weil matchbezogenen) Qualitätsbegriff.<br />

Neben der Heterogenitätsannahme beinhaltet der Matching-Ansatz als zweiten wesentlichen<br />

Baustein die Annahme beidseitiger unvollkommener Information über die Güte<br />

des Matches zu Beginn einer Arbeitsbeziehung sowie ein Kennenlernen der Matchqualität<br />

im Zeitablauf.<br />

Ein erster Hinweis über eine mögliche Kombination aus Superstar- und Matching-<br />

Theorie ergibt sich aus dem Superstaransatz von MacDonald (1988a). MacDonald entwickelt<br />

ein stochastisches dynamisches Modell, wobei die heterogenen Künstler - ähnlich<br />

wie in der Matching-Theorie - erst im Zeitablauf nähere Informationen erhalten, ob<br />

ihre Entscheidung für eine bestimmte künstlerische Branche zu einem guten Match mit<br />

dem Publikum dieser Branche führt. Es ist vorstellbar, das MacDonald-Modell für eine<br />

formale Darstellung des alternativen Erklärungsansatzes zu verwenden, wozu lediglich<br />

einzelne Variablen auf den Matching-Prozeß hin uminterpretiert werden müßten (z.B.<br />

sind die Kosten eines Künstlers/Arbeitnehmers dann als Kosten in Form physischen<br />

und psychischen Arbeitsleids zu interpretieren, die wiederum von der gewählten Arbeitsanstrengung<br />

und nicht von der Publikumsgröße abhängen; erfolglose Arbeitnehmer<br />

werden statt der Branche den Arbeitsplatz bzw. die Unternehmung wechseln usw.).<br />

Im folgenden soll jedoch eine verbale Darstellung eines kombinierten Superstar-<br />

Matching-Ansatzes gewählt und zur Erklärung des Frühstartphänomens in betrieblichen<br />

Karrieren herangezogen werden. Hierzu sollen die Heterogenitätsannahme der Superstar-Theorie<br />

mit den beiden Bausteinen der Matching-Theorie (Heterogenität; beidseitige<br />

unvollkommene Information und Lernen durch Informationsakkumulation) kombiniert<br />

werden (vgl. Abb. 1). 30 Die betrachtete Qualität eines Arbeitnehmers kann im folgenden<br />

matchbezogen und absolut sein. Frühstarter weisen als Superstars im Matching-<br />

29<br />

30<br />

Vgl. Harris/Weiss (1984); Miller (1984); Brüderl (1991), S. 183-184.<br />

Zur Grundidee von Marktgleichgewichten in Verbindung mit Informationsakkumulationsprozessen<br />

vgl. auch Jovanovic (1979) sowie MacDonald<br />

(1982,1988b). Zur Idee eines Karriereverlaufs als Lernprozeß vgl. auch Itoh (1991), S. 364-<br />

366, 369-371, sowie die dort angegebene Literatur.


436____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

Prozeß sowohl eine hohe matchbezogene als auch eine hohe absolute Qualität auf: Sie<br />

haben im Hinblick auf ihre spezifische Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung komparative<br />

Vorteile, und innerhalb der Gruppe derjenigen Arbeitnehmer, die für das gleiche<br />

spezifische Match ebenfalls komparative Vorteile besitzen, sind sie die Arbeitnehmer<br />

mit dem höchsten absoluten Erfolgs- bzw. Karrierepotential.<br />

Abb. 1: Kombination aus Superstar- und Matching-Theorie als alternativer Erklärungsansatz<br />

Im Rahmen des kombinierten Superstar-Matching-Ansatzes wird nun der gesamte<br />

Arbeitsmarkt mit einer Vielzahl von heterogenen Arbeitnehmern und heterogenen Arbeitgebern<br />

betrachtet. Arbeitnehmer weisen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten<br />

auf. Arbeitgeber hingegen sind durch unterschiedliche Produktionsprozesse und<br />

Organisationsstrukturen gekennzeichnet, was wiederum eine unterschiedliche qualitative<br />

und quantitative Nachfrage an Arbeitskräften bei den einzelnen Arbeitgebern bewirkt.<br />

Es wird angenommen, daß immer dann, wenn ein Arbeitnehmer von dem externen<br />

Arbeitsmarkt in den internen Arbeitsmarkt einer Unternehmung übertritt, also zu Beginn<br />

jedes Matching-Prozesses zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, zunächst einmal<br />

auf beiden Seiten eine gewisse Unsicherheit über den Verlauf des Matching-<br />

Prozesses herrscht: Der Arbeitnehmer kennt nicht genau den Karrierepfad, der sich ihm<br />

im Unternehmen bietet, zumal er selbst seine Erfolgspotentiale für zukünftige Positionen<br />

auf höheren Hierarchiestufen zu einem so frühen Zeitpunkt nicht genau einschätzen<br />

kann. Auf der anderen Seite ist auch vom Arbeitgeber nicht präzise vorhersagbar, für<br />

welche zukünftigen Positionen der Arbeitnehmer geeignet ist und welche Karriereaussichten<br />

der Arbeitnehmer innerhalb der Unternehmung daher hat.<br />

Im Laufe des Matching-Prozesses kommt es jedoch zu einem (teilweisen) Abbau<br />

der Unsicherheit: Der Arbeitnehmer arbeitet in der von ihm bekleideten Ausgangsposition<br />

oder zunächst allgemein als Trainee, besucht Weiterbildungslehrgänge, wird gegebenenfalls<br />

auf eine andere Position der gleichen Hierarchiestufe versetzt usw. All diese<br />

Aktivitäten erzeugen Informationen, die auf beiden Seiten eine Verringerung der ur-


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________437<br />

sprünglichen Unsicherheit bewirken. Die Generierung von Informationen im Rahmen<br />

des Matching-Prozesses läßt sich daher auch kurz als Informationsakkumulation bezeichnen.<br />

Mit zunehmender Dauer des Matching- bzw. Informationsakkumulationsprozesses<br />

und der einhergehenden Verringerung der Unsicherheit werden sowohl<br />

Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber besser beurteilen können, ob eine Fortsetzung des<br />

Matching-Prozesses effizient erscheint oder nicht. Arbeitnehmer, die verstärkt negative<br />

Zusatzinformationen über die Effizienz des bestehenden Matching-Prozesses erhalten,<br />

werden tendenziell eher aus der Unternehmung ausscheiden, um mit einem anderen Arbeitgeber<br />

einen neuen Matching-Prozeß einzuleiten, während die anderen Arbeitnehmer<br />

in der Unternehmung verbleiben.<br />

Die Annahme beidseitiger Unsicherheit zu Beginn einer Arbeitnehmer-<br />

Arbeitgeber-Beziehung sowie die Annahme des hieran anschließenden Informationsakkumulationsprozesses<br />

bilden den Kern des kombinierten Superstar-Matching-Ansatzes<br />

zur Erklärung von Frühstarteffekten. Betrachtet seien dazu die ersten Perioden eines<br />

neu eingeleiteten Matching-Prozesses. Nach jeder Periode erhält der Arbeitnehmer positive<br />

und/oder negative Zusatzinformationen hinsichtlich seines Erfolges sowie seiner<br />

Erfolgspotentiale. Solche Zusatzinformationen können aus der Beobachtung des eigenen<br />

Arbeitsergebnisses, aus einer Beurteilung durch den Vorgesetzten, aus einem (verwehrten)<br />

Lohnzuwachs, einer (untersagten) Beförderung und im Extremfall aus einer<br />

Versetzung oder Entlassung bestehen. Je nach Ausprägung der Zusatzinformationen<br />

wird der Arbeitnehmer dann seine Wahrscheinlichkeitsurteile für zukünftige Erfolgsaussichten<br />

und Beförderungen anpassen: 31 Bei einer positiven Zusatzinformation steigt<br />

die Wahrscheinlichkeit, daß er ein hohes Erfolgspotential in der Unternehmung und<br />

damit gute Karriereaussichten besitzt. Letztlich steigt durch diese Zusatzinformation<br />

auch sein Erwartungsnutzen aus der Fortsetzung des Matching-Prozesses. Bei einer negativen<br />

Zusatzinformation dagegen sinken seine zukünftigen Erfolgsaussichten in der<br />

Unternehmung und hierdurch auch sein Erwartungsnutzen aus der Fortsetzung der aktuellen<br />

Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung.<br />

Wichtig ist nun, daß ein Arbeitnehmer nach jeder einzelnen Periode im Lichte der<br />

neuen Informationen die Grundsatzentscheidung zu treffen hat, den aktuellen Matching-Prozeß<br />

fortzusetzen oder aber einen - ebenfalls unsicheren - Karrierepfad bei einem<br />

anderen Arbeitgeber zu wählen. Hierzu vergleicht er den revidierten Erwartungsnutzen<br />

aus der Fortsetzung des Matching-Prozesses mit sämtlichen Erwartungsnutzen,<br />

die sich bei der Wahl alternativer Karrierepfade bei anderen Unternehmen für ihn ergeben.<br />

32 Anschließend wählt er dann diejenige Karrierealternative, die ihm den höchsten<br />

31<br />

32<br />

Er wird seine a priori-Wahrscheinlichkeiten gemäß des Bayes-Theorems in entsprechende a<br />

posteriori-Wahrscheinlichkeiten überführen. Die Modellierung eines Lernprozesses als laufende<br />

Revision von Wahrscheinlichkeitsurteilen im Lichte neuer Informationen gemäß des<br />

Bayes-Theorems ist zwar nicht zwingend, ermöglicht aber eine vergleichsweise einfache<br />

Darstellung und ist zudem in der Literatur weit verbreitet. Vgl. hierzu auch Milgrom (1981).<br />

Man kann sich eine Karriere vereinfacht als eine Art Lotterie vorstellen, bei der man unterschiedlich<br />

hohe Preise mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit erreichen kann. Die Preise<br />

werden hierbei durch die Barwerte zukünftiger Einkommensströme gebildet, die zu den ver-


438____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

Erwartungsnutzen verspricht, d.h. er wird entweder in der Unternehmung verbleiben<br />

oder aber bei einem anderen Arbeitgeber einen neuen Matching-Prozeß beginnen. Nach<br />

der Entscheidung beginnt die nächste Periode. Diejenigen Arbeitnehmer, die in der Unternehmung<br />

verblieben sind, werden durch ihre Tätigkeit neue Informationen über sich<br />

erzeugen, die am Ende der Periode wiederum in ihre Bewertung des bestehenden Matching-Prozesses<br />

einfließen. Ein Arbeitnehmer wird im Lichte der negativen bzw. positiven<br />

Zusatzinformation sämtliche Wahrscheinlichkeiten für den späteren Aufstieg in<br />

hierarchische Positionen revidieren und dementsprechend auch den Erwartungsnutzen<br />

aus der Fortsetzung des Matching-Prozesses. Danach steht er wiederum vor der<br />

Grundsatzentscheidung, die aktuelle Karriere fortzusetzen oder eine alternative Karriere<br />

bei einem anderen Arbeitgeber zu wählen, wozu er die Erwartungsnutzen aus den verschiedenen<br />

Karrieremöglichkeiten miteinander vergleicht usw.<br />

Mit jeder negativen Zusatzinformation steigt tendenziell die Wahrscheinlichkeit,<br />

daß der entsprechende Arbeitnehmer aus der bestehenden Arbeitsbeziehung ausscheidet.<br />

Zu beachten ist hierbei jedoch, daß für Arbeitnehmer durch solch einen Wechsel<br />

von einem Arbeitgeber zu einem anderen auch Kosten entstehen, die den Erwartungsnutzen<br />

aus einer alternativen Karriere bei einem anderen Arbeitgeber schmälern. Derartige<br />

Wechselkosten ergeben sich u.a. daraus, daß ein Arbeitnehmer oftmals betriebsoder<br />

gar arbeitsplatzspezifische Fähigkeiten erlernt hat, die ihm in der aktuellen Beschäftigung<br />

entgolten werden, in der alternativen Beschäftigung jedoch nicht. Es ist daher<br />

zu vermuten, daß Arbeitnehmer nicht sofort nach einer negativen Zusatzinformation<br />

die Unternehmung verlassen werden, sondern erst nach zahlreichen negativen Informationen<br />

im Verlaufe des Informationsakkumulationsprozesses. Andere Arbeitnehmer<br />

hingegen werden im Laufe des Matching-Prozesses sowohl negative als auch positive<br />

neue Informationen erhalten, die insgesamt noch keinen Arbeitsplatzwechsel bewirken.<br />

Ganz andere Arbeitnehmer jedoch, die - bezogen auf die aktuelle Arbeitnehmer-<br />

Arbeitgeber-Beziehung mit ihren spezifischen Karrieremöglichkeiten - außerordentliche<br />

Talente darstellen, werden gleich in den ersten Perioden des Matching-Prozesses (sehr<br />

starke) positive Zusatzinformationen erhalten. Dieses wiederum führt dazu, daß die<br />

Wahrscheinlichkeiten für das Erreichen von Spitzenpositionen in der aktuellen Arbeitsbeziehung<br />

nach jeder Matching-Periode für den Arbeitnehmer signifikant ansteigen.<br />

Frühstarteffekte lassen sich nun vollständig erklären, indem zusätzlich der Arbeitgeber<br />

betrachtet wird, der - im Rahmen der strategischen Personalpolitik - auch am<br />

Matching-Prozeß beteiligt ist. Ähnlich wie beim Arbeitnehmer existiert auch beim Arbeitgeber<br />

nach jeder Arbeitsperiode ein Entscheidungsproblem. Nach jeder Periode hat<br />

sich der Arbeitgeber im Lichte der Arbeitsergebnisse seiner Beschäftigten für bestimmschiedenen<br />

Endpositionen korrespondieren, welche ein Arbeitnehmer im Laufe seiner Karriere<br />

in einer betrieblichen Hierarchie einnehmen kann. Die Wahrscheinlichkeiten in der<br />

Lotterie entsprechen den Wahrscheinlichkeiten, mit denen der Arbeitnehmer jeweils eine<br />

bestimmte Endposition erreicht. Der Erwartungsnutzen aus einer alternativen Karriere berechnet<br />

sich demnach als Erwartungsnutzen aus der zur ihr korrespondierenden entsprechenden<br />

Lotterie. Zur Bewertung von Karrieren vgl. Beckmann (1978, 1984).


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________439<br />

te Reaktionen in Form von Belobigungen, Ermahnungen, Boni-Zahlungen usw. zu entscheiden,<br />

die dann als Zusatzinformationen die Karriereentscheidungen der Arbeitnehmer<br />

beeinflussen. Der Arbeitgeber kann mit anderen Worten den Entscheidungsprozeß<br />

jedes Arbeitnehmers aktiv mitgestalten, worüber sich der Arbeitgeber auch bewußt ist.<br />

Er wird dementsprechend Arbeitnehmer, deren Erfolgspotentiale er nur als gering einschätzt,<br />

mit negativen Zusatzinformationen versehen. Diejenigen Arbeitnehmer, die er<br />

dagegen als außerordentliche Talente ansieht, wird er in ihren derzeitigen Karriereplänen<br />

mit Hilfe starker positiver Zusatzinformationen (z.B. offene Belobigungen<br />

vor den Kollegen, Zusatzprämien, Sonderurlaub, Beförderungen) bewußt verstärken. 33<br />

Durch das Wechselspiel aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmerentscheidungen lassen<br />

sich Frühstarteffekte daher wie folgt erklären: Einige wenige Arbeitnehmer, die aufgrund<br />

ihrer Leistungen auch vom Arbeitgeber als außerordentlich fähig eingestuft werden,<br />

34 erhalten zu Beginn ihrer Karriere bereits frühzeitig positive Zusatzinformationen<br />

und werden früher als ihre Kollegen befördert. Dadurch bekommen diese Arbeitnehmer<br />

zunehmend Gewißheit darüber, daß sie den für sie am besten geeigneten Karrierepfad<br />

gewählt haben und es sich für sie nicht lohnt, den aktuellen Matching-Prozeß abzubrechen.<br />

Sie werden sich daher nach jeder Periode des Matching-Prozesses dafür entscheiden,<br />

ihre aktuelle Karriere und damit ihre herausragenden Leistungen im Arbeitsprozeß<br />

fortzusetzen. Das - bei Frühstartern sich gegenseitig verstärkende - Wechselspiel aus<br />

positiven Zusatzinformationen durch den Arbeitgeber und überdurchschnittlichen Leistungen<br />

des Arbeitnehmers (verbunden mit der Entscheidung, in der Unternehmung zu<br />

verbleiben) führen dazu, daß frühzeitig erkannte Talente vergleichsweise schnell befördert<br />

werden und am Ende ihrer betrieblichen Karriere auch entsprechend hohe Spitzenpositionen<br />

in der Unternehmung bekleiden.<br />

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß Frühstarteffekte nach dem alternativen<br />

Erklärungsansatz gerade nicht auf eine einmalige herausragende Leistung oder ein einmaliges<br />

Signalisieren eines Arbeitnehmers zu Beginn seiner Karriere zurückgeführt<br />

werden können. Frühstarteffekte lassen sich vielmehr über einen kontinuierlichen (Informationsakkumulations-)Prozeß<br />

erklären, in dessen Verlauf sowohl die heterogenen<br />

Arbeitnehmer als auch die heterogenen Arbeitgeber zusätzliche wertvolle Informationen<br />

über die Effizienz ihrer aktuellen Matching-Prozesse erhalten. Einige wenige,<br />

hoch talentierte Arbeitnehmer, die sogenannten Frühstarter, werden infolge dieses Prozesses<br />

schneller in der betrieblichen Hierarchie aufsteigen als die anderen Arbeitnehmer<br />

und entsprechend höhere Endpositionen in ihrer Karriere erreichen.<br />

5.2 Diskussion des alternativen Erklärungsansatzes<br />

33<br />

34<br />

Daß Arbeitgeber aber möglicherweise Informationen zurückhalten, die nur ihnen bekannt<br />

sind, wird u.a. in Bernhardt (1989) diskutiert.<br />

Hierbei können Fehler in den kognitiven Prozessen der Beteiligten nicht ausgeschlossen<br />

werden. Bryant (1990) analysiert derartige Fehler, die ein sogenanntes "mismatch" bewirken<br />

können, indem er das Paradigma der Erwartungsnutzentheorie verläßt und statt dessen<br />

auf die Prospekttheorie zurückgreift.


440____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

Zunächst läßt sich festhalten, daß der alternative Erklärungsansatz mit sämtlichen<br />

empirischen Ergebnissen aus Abschnitt 2 in Einklang zu bringen ist, da frühen Karriereerfolgen<br />

von Arbeitnehmern innerhalb der Argumentation keine übermäßige Gewichtung<br />

zugeordnet wird. Dies bedeutet jedoch nicht, daß mit Hilfe des Ansatzes auch<br />

sämtliche Ergebnisse unmittelbar erklärt werden können: Nach dem kombinierten Superstar-Matching-Ansatz<br />

stellt ein Frühstart eine (von vielen) positive(n) Zusatzinformation(en)<br />

dar, so daß der Ansatz u.a. zur unmittelbaren Erklärung all derjenigen Befunde<br />

beiträgt, die einen positiven Zusammenhang zwischen anfänglichen und späteren<br />

Karriereerfolgen belegen. Ganz allgemein besitzt der Ansatz immer dann unmittelbaren<br />

Erklärungsgehalt, wenn es um einen Zusammenhang zwischen Leistungsergebnissen<br />

eines Arbeitnehmers in irgendeiner Karrierephase - also nicht wie bei den traditionellen<br />

Ansätzen unbedingt in der Anfangsphase - und dem zeitlich darauffolgenden<br />

Karriereverlauf des entsprechenden Arbeitnehmers geht.<br />

Daher ist der alternative Ansatz inhaltlich weniger eng als die beiden anderen Ansätze<br />

und vermag auch diejenigen empirischen Befunde zu erklären, in denen Frühstarteffekte<br />

nur ganz schwach ausgeprägt sind. Beispielsweise läßt sich dadurch auch<br />

das zweite Gesamtergebnis aus Abschnitt 2 erklären, das mit den beiden traditionellen<br />

Ansätzen nicht erklärbar ist. Der alternative Erklärungsansatz vermag jedoch nicht jene<br />

Befunde (wie z.B. Einzelergebnis 14) unmittelbar zu erklären, in denen Zusammenhänge<br />

zwischen leistungsunabhängigen Einflußfaktoren und Karriereerfolgen aufgezeigt<br />

werden. Eine mittelbare Erklärung ergibt sich in diesen Fällen jedoch über die<br />

Wahrscheinlichkeitsurteile des Arbeitnehmers (und damit über die Arbeitnehmerentscheidungen),<br />

in die auch leistungsunabhängige Größen (z.B. Anzahl der höheren Hierarchieränge,<br />

durchschnittliche Anzahl der höherrangigen vakanten Stellen, Unterstützung<br />

durch höherrangige Unternehmensmitglieder) miteinfließen können.<br />

Im Vergleich zu den beiden traditionellen Erklärungsansätzen weist der alternative<br />

Ansatz als konsistentes, dynamisches und in sich geschlossenes Erklärungsmodell insgesamt<br />

ein weitaus höheres Maß an Plausibilität auf. Beispielsweise wird im Rahmen<br />

des Stigmatisierungsarguments von Rosenbaum indirekt angenommen, daß Arbeitgeber<br />

bewußt Konservatismuseffekte und damit die Gefahr von Fehlentscheidungen in Kauf<br />

nehmen. Plausibler erscheinen dagegen die Annahmen des kombinierten Superstar-<br />

Matching-Ansatzes, wonach Konservatismuseffekte von Arbeitgebern in ihren personalpolitischen<br />

Entscheidungen zu vermeiden versucht werden, indem sie im Laufe des<br />

Matching-Prozesses ständig neue Informationen zur Bewertung der Arbeitnehmer hinzuziehen.<br />

Auch die Grundannahmen des neuen Ansatzes - heterogene Arbeitnehmer,<br />

die ihre Qualitäten zu Beginn eines bestimmten Matching-Prozesses selbst nicht mit<br />

Gewißheit kennen; Informationsakkumulation und Karriereplanung als dynamischer<br />

Prozeß - bilden reale Gegebenheiten erheblich besser ab als die Annahmen der traditionellen<br />

Ansätze. 35 Ein weiterer Vorteil des neuen Ansatzes bildet die Tatsache, daß neben<br />

den Frühstarteffekten auch der Verbleib von Nicht-Frühstartern erklärt werden<br />

35<br />

Vgl. hierzu auch Hanada (1989), S. 18-19, sowie Brüderl/Diekmann/Preisendörfer (1989),<br />

S. 142.


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________441<br />

kann. Nach dem neuen Ansatz verbleiben diejenigen Nicht-Frühstarter, die im Matching-Prozeß<br />

positive und negative Zusatzinformationen erhalten haben, noch im Unternehmen,<br />

während Arbeitnehmer mit permanent negativen Zusatzinformationen aus<br />

der Unternehmung ausscheiden.<br />

Ein zusätzlicher Vorteil des neuen Erklärungsansatzes besteht darin, daß das Modell<br />

mit den Grundaussagen der Humankapitaltheorie harmoniert, während der Rosenbaum-Ansatz<br />

- zumindest nach Rosenbaum (1984) - im krassen Gegensatz zu den Aussagen<br />

der Humankapitaltheorie steht. In Rosenbaum (1984, S. 175-200) wird die Diskussion<br />

um Frühstarteffekte zum Anlaß genommen, um (im Zusammenhang mit dem<br />

Stigmatisierungsargument) einen Beleg gegen die Gültigkeit der Humankapitaltheorie<br />

zu erbringen. Gemäß des Stigmatisierungsarguments sind hoher Status und hohes Einkommen<br />

zu Beginn einer Karriere mit entsprechend hohen Einkommen am Ende der<br />

Karriere verbunden, während gemäß der Humankapitaltheorie relativ geringe Anfangseinkommen<br />

mit hohen Endeinkommen verbunden sind, weil sich der Arbeitnehmer<br />

an der Humankapitalinvestition durch einen anfänglichen Verzicht von Lohnbestandteilen<br />

beteiligt. Da seine empirischen Befunde die Aussagen des Stigmatisierungsarguments<br />

widerspiegeln, kommt Rosenbaum (1984, S. 199) zu dem Schluß, "the human<br />

capital theory's prediction of a trade-off is unambiguously contradicted." Neben<br />

den bereits vorgetragenen Argumenten gegen den Rosenbaum-Ansatz läßt sich an dieser<br />

Stelle einwenden, daß die Humankapitaltheorie zunächst einmal lediglich behauptet,<br />

spätere Einkommen sind (aufgrund gestiegener Produktivität) höher als die Anfangseinkommen<br />

von Arbeitnehmern. Sie behauptet nicht, daß die Arbeitnehmer mit<br />

den geringsten Einkommen zu Beginn ihrer Karriere die Arbeitnehmer mit den höchsten<br />

Endeinkommen sind, was dann tatsächlich einen Widerspruch mit den Rosenbaum-<br />

Befunden bzw. mit dem Rosenbaum-Ansatz darstellen würde. Ein Widerspruch zwischen<br />

der Humankapitaltheorie und dem Rosenbaum-Ansatz existiert jedoch insofern,<br />

als die Entlohnung eines Arbeitnehmers gemäß der Humankapitaltheorie durch seine<br />

Produktivität, gemäß des Rosenbaum-Ansatzes hingegen durch sein persönliches Stigma<br />

determiniert wird.<br />

Der kombinierte Superstar-Matching-Ansatz hingegen steht in keinem Widerspruch<br />

zur Humankapitaltheorie. Dies wird deutlich, wenn man das dynamische Superstarmodell<br />

von MacDonald (1988a) näher betrachtet, das mit den notwendigen Ergänzungen<br />

und Uminterpretationen der Variablen als formale Variante des neuen Erklärungsmodells<br />

bezeichnet werden kann. In dem Modell von MacDonald verdienen junge<br />

Künstler, unter ihnen auch die zukünftigen Superstars, lediglich sehr geringe Einkommen,<br />

die unterhalb ihres Alternativeinkommens in anderen Beschäftigungen liegen. Ein<br />

Ausgleich ergibt sich für erfolgreiche Künstler dadurch, daß sie in späteren Perioden<br />

weit mehr als ihr Alternativeinkommen erhalten. Übertragen auf den kombinierten Superstar-Matching-Ansatz<br />

kann diese Differenz zwischen Alternativ- und Anfangseinkommen<br />

eines jungen Arbeitnehmers als Lohnverzicht gedeutet werden, in dessen Höhe<br />

sich der Arbeitnehmer an der Investition in sein Humankapital beteiligt. In späteren<br />

Perioden werden die Arbeitnehmer dann mit entsprechend höheren Einkommen, die


442____________________________________<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)<br />

Superstars im Matching-Prozeß sogar mit Spitzeneinkommen und Spitzenpositionen,<br />

für den anfänglichen Lohnverzicht entschädigt.<br />

Weitere Vorzüge des neuen Erklärungsmodells könnten sich durch eine formale<br />

Ausgestaltung des Modells ergeben, mit dem dann eine Untersuchung der verschiedenen<br />

Einflußfaktoren auf den Frühstarteffekt möglich wäre. Hierbei würde auch deutlich<br />

werden, daß betriebliche Karrieren und Frühstarteffekte nicht nur durch unternehmensinterne<br />

Faktoren beeinflußt werden, sondern auch durch unternehmensexterne, da der<br />

interne Arbeitsmarkt einer Unternehmung auch auf Entwicklungen auf dem externen<br />

Arbeitsmarkt reagiert. In Analogie zum MacDonald-Modell ließe sich beispielsweise<br />

formal nachweisen, daß eine Erhöhung des Alternativeinkommens bzw. des Erwartungsnutzens<br />

aus einer externen Karrierealternative unter Wettbewerbsbedingungen zu<br />

einer Verstärkung des Frühstarteffekts in dem Sinne führen würde, daß auch die späteren<br />

Spitzengehälter der Superstars ansteigen (MacDonald 1988a, S. 164). Zudem wird<br />

in MacDonald (1988a) der Einfluß derjenigen Wahrscheinlichkeit untersucht, mit der<br />

ein Künstler/Arbeitnehmer, der in der ersten Periode ein gutes Arbeitsergebnis erbracht<br />

hat, auch in der nächsten Periode ein gutes Ergebnis vorweisen wird. Diese Wahrscheinlichkeit<br />

kann als Gütemaß für die Aussagefähigkeit der Anfangserfolge eines Arbeitnehmers<br />

hinsichtlich seines zukünftigen Erfolgspotentials angesehen werden. Mac-<br />

Donald (1988a, S. 165) kann zeigen, daß durch die Zunahme dieser Wahrscheinlichkeit,<br />

also durch eine Verbesserung der Prognosefähigkeit anhand des Anfangserfolgs<br />

eines Arbeitnehmers, die späteren Spitzeneinkommen der betrieblichen Superstars<br />

ansteigen, was wiederum eine Verstärkung des Frühstarteffekts bedeutet.<br />

6. Schlußbemerkungen<br />

Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren sind ein empirisch beobachtbares Phänomen,<br />

das sich in unterschiedlichsten Unternehmen nachweisen läßt. Im Gegensatz zu<br />

dem reichen Fundus an empirischen Belegen existieren jedoch kaum theoretische Ansätze,<br />

mit denen sich die kausalen Wirkungszusammenhänge, die für das Entstehen von<br />

Frühstarteffekten verantwortlich sind, ökonomisch erklären lassen.<br />

Mit dem vorliegenden Beitrag sollten letztlich zwei Ziele verfolgt werden. Zum einen<br />

sollte gezeigt werden, warum die zwei traditionellen Ansätze - der Tournament-<br />

Ansatz von Rosenbaum sowie der Signaling-Ansatz von Spence - für die Erklärung von<br />

Frühstarteffekten problematisch oder sogar ungeeignet erscheinen und wo ihre einzelnen<br />

Schwächen liegen. Im Gegenzug wurde dann ein neuer Erklärungsansatz - eine<br />

Kombination aus Superstar- und Matching-Theorie - vorgeschlagen. Mit Hilfe des neuen<br />

Ansatzes lassen sich nicht nur die Schwächen überwinden, die den beiden älteren<br />

Ansätzen anhaften. Der neue Ansatz weist zusätzlich den großen Vorteil auf, daß Frühstarteffekte<br />

im Kontext mit dem internen Arbeitsmarkt einer Unternehmung diskutiert<br />

werden können, der sich wiederum ohne Probleme in den allgemeinen Rahmen des externen<br />

Arbeitsmarktes integrieren läßt. Hierdurch gelingt es, Widersprüche mit bewährten<br />

ökonomischen Theorien (wie z.B. der Humankapitaltheorie) zu vermeiden, die den<br />

Erklärungsansatz ansonsten ad absurdum führen würden. Zudem ermöglicht die Einbettung<br />

in den externen Arbeitsmarkt, daß auch externe Einflußgrößen auf die Karriere ei-


<strong>Kräkel</strong>: Frühstarteffekte in betrieblichen Karrieren (ZfP 4/94)____________________________________443<br />

nes Arbeitnehmers erkannt werden können, was bei einer isolierten, rein unternehmensinternen<br />

Perspektive nicht möglich wäre.<br />

Bei der Diskussion von Karrieren als Gestaltungsinstrument ergeben sich insgesamt<br />

noch zahlreiche offene Fragen. Hierzu gehören u.a. die Fragen, welchen Einfluß<br />

die Struktur betrieblicher Hierarchien und Karrierepfade (z.B. Anzahl der Hierarchieebenen,<br />

durchschnittliche Beförderungsgeschwindigkeit, horizontale Beförderungen)<br />

auf die Karriereentscheidungen von Arbeitnehmern hat und inwiefern es Arbeitgebern<br />

möglich ist, durch die gezielte Beeinflussung einzelner Karrieredeterminanten eine strategische<br />

Personalpolitik zu betreiben, die nicht nur möglichst effiziente Matching-<br />

Ergebnisse, sondern auch eine erfolgreiche Anreizgestaltung bewirkt. Durch den hier<br />

vorgetragenen Ansatz wird die grundsätzliche Problematik einer solchen Personalpolitik<br />

jedoch bereits deutlich: Karrieresysteme sind primär dynamische Systeme, in denen<br />

sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber als interdependente Entscheidungsträger eine<br />

Rolle spielen. Ein Arbeitgeber vermag daher nur dann ein Karrieresystem als Instrument<br />

strategischer Personalpolitik erfolgreich einzusetzen, wenn es ihm gelingt,<br />

auch die langfristigen Auswirkungen seiner Karrieregestaltung auf das (Entscheidungs-<br />

)Verhalten der Arbeitnehmer möglichst genau zu antizipieren.<br />

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