Dudo von Eckardstein Wie Manager und Betriebsräte bei der ...

von Eckardstein: Entwicklung und Einführung betrieblicher Entlohnungssysteme (ZfP 2/97) 115
1. Einführung und Zielsetzung
In der aktuellen Struktur- und Anpassungskrise sehen sich viele Unternehmen veranlaßt,
ihre bisherigen Strategien zu überprüfen. Schlagworte wie Lean Management,
Qualitätsmanagement, Business Reengineering stehen als Kürzel für Bemühungen, die
Leistungsprozesse in Unternehmen neu zu organisieren, um dadurch wettbewerbsfähiger
zu werden. Bei dieser strategischen Umgestaltung wird von Unternehmensvertretern
und Unternehmerverbänden auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Beibehaltung
der derzeitigen Regelungen der Austauschbeziehungen mit den Beschäftigten gestellt,
die im Laufe der langanhaltenden Expansionsphase der Nachkriegswirtschaft entwickelt
wurden. Die Frage wird gleichermaßen auf gesetzliche, tarifliche und betriebliche Regelung
des Arbeitslebens bezogen. Anschauliche Beispiele für die Schwierigkeit von
Veränderungen in diesem Feld bilden in Deutschland die Auseinandersetzung um die
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und in Österreich die Debatte um die Flexibilisierung
der Arbeitszeitregelungen.
Mit dem folgenden Beitrag wird ein kleiner Ausschnitt aus diesem umfassenden
Umstrukturierungsprozeß im Bereich der Arbeitsbeziehungen herausgegriffen. Es geht
um die Frage, wie personalverantwortliche Manager und Betriebsräte bei der Anpassung
von betrieblichen Entlohnungsmodellen, die nahezu zwangsweise von betrieblichen
Modernisierungsprozessen berührt werden, miteinander umgehen. In explorativer
Absicht sollen die Beziehungen zwischen Management und Betriebsrat bei der Überprüfung
und Entwicklung betrieblicher Entlohnungsmodelle beschrieben, zu Kooperationsmustern
verdichtet und in Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit und Grenzen vor
dem Hintergrund aktueller wirtschaftlicher Entwicklungen untersucht werden. Der vorliegende
Beitrag stellt eine vorläufige Kurzfassung einer Untersuchung dar, die derzeit
abgeschlossen und in Kürze veröffentlicht wird. 1
2. Verortung der Beziehungen Management-Betriebsrat im System der
Arbeitsbeziehungen
2.1 Überblick
Verhandlungsprozesse zwischen Management und Betriebsrat sind der betrieblichen
Arena des Systems für Arbeitsbeziehungen zuzuordnen. Eine weitere Arena ist die
kollektive, in der in Österreich die Kammern und Verbände als Vertretungen der Arbeitgeber
und der Arbeitnehmer angesiedelt sind. Hier werden die Kollektivverträge (in
Deutschland: Tarifverträge) zwischen der Gewerkschaft und der Wirtschaftskammer
ausgehandelt. Die dritte Arena ist die des Staates. Bei einer vereinfachten Betrachtungsweise
kann man sagen, daß in der staatlichen Arena der Handlungsrahmen konstituiert
wird, der das politische Handeln in der kollektiven und in der betrieblichen Arena
kanalisiert. Die kollektive Arena steckt ihrerseits das Feld der politischen Prozesse in
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von Eckardstein, D., Janes, A., Prammer, K., Wildner, Th.: Muster betrieblicher Kooperation
zwischen Management und Betriebsrat. Die Entwicklung von Lohnmodellen im System
österreichischer Arbeitsbeziehungen, erscheint in Kürze.