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Dudo von Eckardstein Wie Manager und Betriebsräte bei der ...

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124 <strong>von</strong> <strong>Eckardstein</strong>: Entwicklung <strong>und</strong> Einführung betrieblicher Entlohnungssysteme (ZfP 2/97)<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Ebene zu realisieren. Die Rollen <strong>der</strong> betrieblichen Akteure im Verhandlungssystem<br />

sind eindeutig geklärt <strong>und</strong> <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> abgegrenzt. Sie gelten unabhängig<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Besetzung mit konkreten Personen. Insofern erscheint das Zwei-<br />

Parteien-Verhandlungssystem als recht stabil gegenüber <strong>der</strong> Neubesetzung <strong>der</strong> Akteursrollen<br />

auf betrieblicher Ebene <strong>und</strong> gegenüber <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Politiken in den jeweiligen<br />

betrieblichen Kollektivorganen. Da es hier wenig auf persönliches Vertrauen<br />

zwischen den Akteuren ankommt, ist es für <strong>bei</strong>de Seiten auch möglich, <strong>bei</strong> sich bieten<strong>der</strong><br />

Gelegenheit Macht zur Realisierung <strong>der</strong> eigenen Interessen einzusetzen, ohne die<br />

Stabilität des Verhandlungssystems zu gefährden.<br />

Diese Stärken sind aber auch Schwächen: So dürften betriebsspezifische Lösungen<br />

für die Entlohnung weithin verhin<strong>der</strong>t werden. Da sich Anpassungen <strong>der</strong> Entlohnung an<br />

betriebsspezifische Situationen schwierig gestalten, werden notwendige Anpassungsprozesse<br />

eher dorthin verlagert, wo eine geringere Regelungsdichte sie zuläßt. Auch<br />

dürfte es schwerfallen, die Lohnmodelle mit <strong>der</strong> spezifischen betrieblichen Personalstrategie<br />

zu verbinden, sie folgen eher einer überbetrieblichen Logik. Die Nutzung <strong>der</strong><br />

Lösungskompetenz des Betriebsrats wird we<strong>der</strong> nachgefragt noch <strong>von</strong> diesem angeboten,<br />

so daß eine vorhandene Ressource verlorengeht. Per Saldo sehen wir das Problem<br />

vor allem darin, daß betriebliche Anfor<strong>der</strong>ungen in den Entlohnungsmodellen nur<br />

schwer aufgenommen werden können.<br />

Als Leistung für die überbetriebliche Ebene kann das Zwei-Parteien-System eine<br />

nahezu buchstabengetreue Umsetzung <strong>von</strong> Kollektivverträgen ermöglichen <strong>und</strong> die kollektive<br />

Ebene auf diese Weise vor Spannungen durch eine unübersichtliche, einen einheitlichen<br />

Kurs <strong>der</strong> Kollektivparteien in Frage stellende Lösungsvielfalt abschirmen,<br />

wie sie sich <strong>bei</strong> Verbetrieblichungtendenzen ergeben. Damit wird die Vereinheitlichung<br />

kollektiver Regelungen begünstigt, was jedoch angesichts differenzierter Bedingungen<br />

auf betrieblicher Ebene auch als Nachteil gewertet werden kann. Zu übersehen ist auch<br />

nicht die Möglichkeit einer gewissen Orthodoxie auf <strong>der</strong> kollektiven Ebene. Erfahrungslernen<br />

<strong>und</strong> kreative Fortentwicklung kollektiver Politik lassen sich unter diesen<br />

Umständen kaum erwarten.<br />

6. Fazit <strong>und</strong> weiterführende Überlegungen<br />

1. Die Ausführungen zu Leistungen <strong>und</strong> Risiken <strong>der</strong> drei Kooperationsmuster zeigen,<br />

daß eine allgemein verbindliche Bewertung angesichts unterschiedlicher Ziel- <strong>und</strong><br />

Situationskriterien unmöglich ist. Sowohl die Interviews wie die Diskussionen auf<br />

dem Rückmelde-Workshop lassen erkennen, daß es in allgemeinem Sinne gute<br />

o<strong>der</strong> schlechte Verhandlungssysteme nicht gibt. Im übrigen darf die vorgetragene<br />

Beurteilung in Hinblick auf die jeweiligen Kriterien nicht verabsolutiert werden.<br />

Vielmehr ist <strong>von</strong> Wirkungstendenzen auszugehen; ob daraus Wirkungen werden<br />

<strong>und</strong> wie diese im konkreten Fall beschaffen sind, ist jeweils eine Frage <strong>der</strong> Situation<br />

<strong>und</strong> des Verhaltens <strong>der</strong> Akteure.<br />

2. Die dargestellten Kooperationsmuster, die aufgr<strong>und</strong> einer explorativen Studie definiert<br />

wurden, haben den Charakter <strong>von</strong> Hypothesen. Eine breiter angelegte Studie<br />

könnte ein größeres Spektrum <strong>von</strong> Mustern erbringen. Wegen <strong>der</strong> Heterogeni-

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