05.01.2014 Aufrufe

Hessen-Homburgisches Hausarchiv - Hessisches Archiv ...

Hessen-Homburgisches Hausarchiv - Hessisches Archiv ...

Hessen-Homburgisches Hausarchiv - Hessisches Archiv ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

REPERTORIEN<br />

DES HESSISCHEN STAATSARCHIVS DARMSTADT<br />

39<br />

Abteilung D 11<br />

<strong>Hessen</strong>-<strong>Homburgisches</strong><br />

<strong>Hausarchiv</strong><br />

Urkunden und Akten mit Hinweisen auf einschlägige <strong>Archiv</strong>alien in<br />

anderen Abteilungen des Staatsarchivs Darmstadt, im Hessischen<br />

Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, im Landeshauptarchiv Sachsen-<br />

Anhalt in Magdeburg, im Landeshauptarchiv Rheinland-Pfalz in Koblenz,<br />

im Stadtarchiv und im Schloss Bad Homburg vor der Höhe<br />

(Ende 16. Jahrhundert -) 1611 - 1866<br />

bearbeitet von Jürgen Rainer Wolf<br />

Darmstadt 1997


Vorbemerkung<br />

a. Zur Geschichte der Landgrafschaft <strong>Hessen</strong>-Homburg<br />

Die Landgrafschaft <strong>Hessen</strong>-Homburg umfasste anfangs lediglich das Amt Homburg<br />

vor der Höhe, das ein Teil der Landgrafschaft <strong>Hessen</strong>-Darmstadt war. 1504 hatte Landgraf<br />

Wilhelm II. von <strong>Hessen</strong> dieses kurpfälzische Lehen der Grafen v. Hanau-<br />

Münzenberg an sich gebracht. Landgraf Georg I., der jüngste Sohn Philipps des Großmütigen,<br />

teilte seinerseits die 1567 ererbte Obergrafschaft Katzenelnbogen mit den<br />

durch den Tod seines Bruders Philipp II. von <strong>Hessen</strong>-Rheinfels hinzuerworbenen Gebieten<br />

unter seine Söhne auf. In einem Primogeniturvertrag gelang es 1602 dem ältesten,<br />

Landgraf Ludwig V. von <strong>Hessen</strong>-Darmstadt, seine jüngeren Brüder mit Deputatzahlungen<br />

abzufinden. Diese 1606 nach der Volljährigkeit Landgraf Friedrichs bestätigte<br />

Regelung war wegen der Belastungen im Streit um das Erbe Landgraf Ludwigs IV. von<br />

<strong>Hessen</strong>-Marburg mit der Linie <strong>Hessen</strong>-Kassel nicht durchzuhalten. In Zusammenhang<br />

mit der bevorstehenden Heirat Friedrichs mit Margarete Elisabeth v. Leiningen-<br />

Westerburg kam es daher 1622 zur Übergabe des Amtes Homburg samt allen Rechten<br />

und Pflichten, aber ohne landesherrliche Gewalt, an den jüngeren Bruder, der nun mit<br />

der gleichnamigen Stadt und den Dörfern Seulberg, Köppern, Gonzenheim und Oberstedten<br />

etwa 2.500 Einwohner und Einkünfte von 5.000 Gulden erhielt, die durch eine<br />

jährliche Barzahlung von 15.000 Gulden aufgestockt werden sollten. Wie es sich zeigen<br />

sollte, war dieser durch zusätzliche Erbforderungen noch erhöhte Betrag kaum aufzubringen.<br />

Landgraf Wilhelm Christoph wurde deshalb 1648 von <strong>Hessen</strong>-Darmstadt zusätzlich<br />

das Amt Bingenheim übertragen; die Existenz dieser Nebenlinie endet 1681.<br />

Erst Landgraf Friedrich II., der als jüngster Sohn Friedrichs I. eigentlich kaum Aussichten<br />

auf die Nachfolge gehabt hatte und durch die Ehe mit der zweimal verwitweten<br />

Margarete Brahe in die Lage versetzt wurde, Landbesitz im brandenburg-preußischen<br />

Herzogtum Magdeburg zu erwerben, konnte nach dem Tod der älteren Brüder Homburg<br />

1679 endgültig an sich bringen. Wie schon zuvor in den so genannten „niederen Ämtern"<br />

bei Magdeburg suchte Friedrich II. durch merkantilistische Projekte, Hugenottenansiedlung,<br />

Schlossbau und Alchemie seine Besitzungen zu vermehren. Schon 1694<br />

musste aber das Amt Neustadt an der Dosse verkauft werden. Der Kindersegen - aus<br />

den drei Ehen sechs Töchter und fünf Söhne - belastete das Erbe, das Friedrich III. Jakob<br />

1708 antrat. Das Fehlen einer Primogeniturregelung führte zur faktischen Teilung<br />

des Besitzes, der nach seinem Tod 1746 an den minderjährigen Neffen Friedrich IV.<br />

Karl fiel. Er war unter der Vormundschaft seiner Mutter Christine Charlotte v. Solms-<br />

Braunfels in Hötensleben, Oebisfelde und Winningen aufgewachsen. In seine nur fünfjährige<br />

Regierungszeit fallen die Primogeniturregelung der Nebenlinie und weitere Reformversuche<br />

unter dem Geheimen Rat Johann Jakob Moser. Seine Gemahlin Louise<br />

Ulrike übernahm 1751 die Vormundschaft über den gerade dreijährigen Friedrich V.<br />

Ludwig, der mit der Übernahme der Regierung 1767 mit Landgraf Ludwig VIII. von<br />

<strong>Hessen</strong>-Darmstadt die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen durch einen Vergleich<br />

beendete und schon im folgenden Jahr durch die Heirat mit Prinzessin Karoline, der<br />

Tochter der Darmstädter „Großen Landgräfin" Karoline Henriette, die Voraussetzungen<br />

für die enge Verbindung der Homburger Hofgesellschaft zum Kreis der Empfindsamen<br />

schuf. Das große Projekt der „Societé patriotique" schlug trotz des weiten geistigen Ho-


D 11 <strong>Hessen</strong>-<strong>Homburgisches</strong> <strong>Hausarchiv</strong> III<br />

____________________________________________________________________________________<br />

rizontes des Landgrafenpaares fehl; aus allen Wünschen nach territorialer Vergrößerung<br />

erreichte man 1802 nur die Abtretung des ehemals kurmainzischen Ortes Kirdorf. In der<br />

kurzen Phase der Selbständigkeit bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches datiert<br />

der Aufenthalt Hölderlins in Homburg bei Isaak von Sinclair und als Bibliothekar des<br />

Landgrafen.<br />

1806 erreichte der Darmstädter Schwager als Großherzog Ludewig I. von <strong>Hessen</strong> den<br />

Besitz des Amtes von Napoleon. Obwohl es auch Versuche der Homburger Linie zum<br />

Ausgleich mit Napoleon gab, haben letztlich für die Restitution auf dem Wiener Kongress<br />

der persönliche militärische Einsatz der Landgrafen-Söhne und die resolute Fürsprache<br />

der nach Berlin verheirateten Tochter Marianne die entscheidende Rolle gespielt.<br />

Die Landgrafschaft wurde nun zum Dank für das Engagement der Herrscherfamilie<br />

um das linksrheinische Amt Meisenheim vergrößert. Die finanziellen Probleme waren<br />

damit aber nicht gelöst. Eine Anleihe bei Rothschild, die Heirat des Landgrafen mit<br />

der reichen englischen Prinzessin Elisabeth und die Spielbank-Gründung waren Symptome<br />

für die Versuche, das kleine Ländchen vor dem Bankrott zu bewahren und gleichzeitig<br />

den standesgemäßen Aufwand einer Hofhaltung zu tragen. Die Militärdienste der<br />

noch nicht regierenden Landgrafen-Brüder der letzten Generation sind ebenso der Versuch,<br />

dem Rang entsprechend Verdienst zu erwerben. Der Tod des letzten Homburger<br />

Landgrafen Ferdinand ließ im Frühjahr 1866 den Besitz an die ältere Darmstädter Linie<br />

zurückfallen, die nach ihrer Teilnahme am Krieg des Deutschen Bundes gegen Preußen<br />

im Herbst auf diese Erbschaft zusammen mit dem oberhessischen Hinterland verzichten<br />

musste.<br />

b. <strong>Archiv</strong>geschichte<br />

Über die Geschichte des <strong>Archiv</strong>s im Homburger Schloss gibt es nicht allzuviele Quellen,<br />

so dass eine <strong>Archiv</strong>geschichte sehr bruchstückhaft bleiben muss. Der seit 1680<br />

durchgeführte Neubau des Schlosses Friedrichsburg enthielt in der Achse hinter dem<br />

Prunkportal des Zacharias Juncker den flachen Anbau des <strong>Archiv</strong>lokals, so dass die<br />

über seiner Tür aufgestellte Schlüter-Büste Friedrichs II. dem Besucher direkt vor Augen<br />

stand. Im Zuge der Reformen während der kurzen Regierungszeit Friedrichs IV.<br />

Karl wurde 1749 Leopold Friedrich Lorch zum Geheimen <strong>Archiv</strong>ar bestallt. 1 Von einem<br />

Anbau erfährt man 1818 2 , von einer durch den Darmstädter Hofarchitekten Georg<br />

Moller durchgeführten Reparatur 1834. 3<br />

Nachdem durch den Friedensvertrag vom 3. September 1866 die Landgrafschaft <strong>Hessen</strong>-Homburg<br />

an Preußen abgetreten wurde, verblieben die Ämter Hötensleben und Oebisfelde<br />

dem Großherzog als Privateigentum; die Akten darüber wurden an das großherzogliche<br />

<strong>Hausarchiv</strong> in Darmstadt abgegeben. Ein kleiner Bestand, hauptsächlich<br />

mit Betreffen zu Weferlingen und Winningen, wurde 1868 dem Landeshauptarchiv<br />

Magdeburg überlassen und dort später als Repositur A 23 d I aufgestellt. Weitere kleine<br />

Ablieferungen des Staatsarchivs Wiesbaden aus den dort seit dem Friedensvertrag angefallenen<br />

staatlichen Akten <strong>Hessen</strong>-Homburgs wurden hier eingefügt. Als Teil des Pri-<br />

1 StadtA Bad Homburg C 1 Nr. 14/1.<br />

2 StadtA Bad Homburg C 1 Nr. 113/5.<br />

3 StadtA Bad Homburg C 1 Nr. 112/3.


D 11 <strong>Hessen</strong>-<strong>Homburgisches</strong> <strong>Hausarchiv</strong> IV<br />

____________________________________________________________________________________<br />

vaterbes wurden auch <strong>Archiv</strong>alien zur Familiengeschichte nach Darmstadt abgegeben,<br />

dies aber keineswegs konsequent und umfassend.<br />

Mit Schreiben vom 23. August und 2. September 1873 an das <strong>Archiv</strong> in Idstein hat<br />

<strong>Archiv</strong>direktor Dr. Baur nicht nur von einem Gespräch mit dem Großherzog über zum<br />

Homburger <strong>Archiv</strong> gehörende "Risse" (vier Risse, die zu den 1867 aus dem <strong>Archiv</strong> zu<br />

Homburg nach Darmstadt abgegebenen <strong>Archiv</strong>alien gehörten), die nach Wiesbaden<br />

gelangt waren, berichtet, sondern auch mitgeteilt, dass die Akten über die Güter Hötensleben<br />

und Oebisfelde nicht mehr im Haus- und Staatsarchiv, sondern in der Kabinetts-<br />

Güter-Direktion aufbewahrt wurden. 1879 sollten zwei Aktenstücke über den Ankauf<br />

von Hötensleben, Neustadt etc. 1662-1665 direkt an das Geheime Staatsarchiv in Berlin<br />

abgegeben werden, kehrten aber wieder nach Wiesbaden zurück und gerieten in die<br />

große Abgabe von 1880. Sie beinhaltete vier Karten und Pläne von Grundstücken zu<br />

Hötensleben und Oebisfelde, die oben genannte Akte sowie vier Bände Pachtberechnungen<br />

1811-1814. Mit Akzession 1911/247 scheint nur eine Notifikation in den Bestand<br />

gelangt zu sein. 4 Nach 1918 wurden die Akten des Kommissariats in Oebisfelde<br />

und der Ämter an das Landeshauptarchiv Magdeburg abgetreten.<br />

Der am 6. Mai 1930 geschlossene Vertrag zwischen dem Volksstaat <strong>Hessen</strong> und dem<br />

Großherzoglichen Haus bestätigt die Festlegungen vom 16. Juli/1. September 1919 zwischen<br />

dem Direktor des Hessischen Haus- und Staatsarchivs, Dieterich, und dem Chef<br />

der Hessischen Kabinettsdirektion, v. Römheld, die Großherzog Ernst Ludwig genehmigt<br />

hatte. Nach Paragraph l wurde damit das <strong>Hessen</strong>-Homburgische <strong>Hausarchiv</strong> ebenso<br />

wie das <strong>Hausarchiv</strong> und das Kabinettsarchiv "gemeinsames, unveränderliches und<br />

unveräußerliches Eigentum des hessischen Staates und der hessen-darmstädtischen jüngeren<br />

Linie des Hauses Brabant. Sie führen künftig die Bezeichnung "<strong>Hessisches</strong> <strong>Hausarchiv</strong>"<br />

/H.A./". Nach Paragraph 2 zählten die "Registraturen von Hötensleben, Oebisfelde<br />

und Winningen ... nach Ausscheiden aller offensichtlich ins <strong>Hausarchiv</strong> gehörenden<br />

Teile" aber zum Eigentum des großherzoglichen Hauses, das - "unkündbar" im<br />

Staatsarchiv hinterlegt - die Bezeichnung "Familien-<strong>Archiv</strong> der <strong>Hessen</strong>-Darmstädtischen<br />

jüngeren Linie des Hauses Brabant" tragen sollte. Wie bisher sollte das<br />

<strong>Hausarchiv</strong> mit den Haus- und Familienurkunden im unteren Saal des Südpavillons des<br />

Residenzschlosses untergebracht bleiben. Der Übergang der einzelnen Abteilungen des<br />

Hessischen <strong>Hausarchiv</strong>s in das Miteigentum des Staates wurde ausdrücklich an die von<br />

der Direktion vorzunehmende Neuordnung gebunden, bei der die zu versiegelnden Teile<br />

gleichzeitig ausgeschieden werden sollten. Für den Bereich des <strong>Hessen</strong>-<br />

Homburgischen <strong>Hausarchiv</strong>s ist es zu solchen Versiegelungen aber nie gekommen.<br />

Der Verlust der Registratur des <strong>Archiv</strong>s 1944 erschwert alle Aussagen, welche Überlegungen<br />

es bei den zu konstatierenden <strong>Archiv</strong>alienherausgaben aus den Bereichen von<br />

Haus- und Familienarchiv gegeben hat. Drei Konvolute von Akten über Margarete Brahe<br />

wurden unter Vermittlung Sven Hedins am 3. Januar 1923 im Austausch dem Königlichen<br />

Staatsarchiv in Stockholm überlassen. Das Staatsarchiv Darmstadt regte 1933<br />

den Tausch von 27 Urkunden mit Homburger Ortsbetreffen nach Wiesbaden an (zusammen<br />

mit 42 Urkunden aus dem <strong>Archiv</strong> des Klosters Ilbenstadt, die 1921 mit dem<br />

Kloster von den Grafen v. Leiningen-Westerburg an den Volksstaat <strong>Hessen</strong> verkauft<br />

worden waren). 1936 bot Darmstadt die Auslieferung von 564 Konvoluten oder 75<br />

lfd. m <strong>Archiv</strong>alien über die Ämter Oebisfelde, Hötensleben und Winningen aus dem<br />

Familienarchiv an, legte aber auf entsprechende Gegenleistungen für das <strong>Hausarchiv</strong><br />

Wert. Der Versuch, bei dieser Gelegenheit Marburger Extradenden zu erhalten, schlug<br />

4 StAD D 11 Nr. 168/6.


D 11 <strong>Hessen</strong>-<strong>Homburgisches</strong> <strong>Hausarchiv</strong> V<br />

____________________________________________________________________________________<br />

zunächst fehl. Zu konstatieren ist anhand der Zugangsbuchnummern in den <strong>Archiv</strong>alien 5<br />

jedenfalls ein umfangreicher Zugang militärischer Bücher sowie von Ausbildungsbüchern<br />

Friedrichs V. Ludwig und von Bibliothekskatalogen.<br />

Ende 1937 wurden zwischen den drei <strong>Archiv</strong>en, letztlich durch Generaldirektor Zipfel<br />

in Berlin durchgesetzt, ein Ringtausch durchgeführt. Aus Marburg kamen neben<br />

Urkunden der Sammlung Häberlin und kurpfälzischer Provenienz vor allem 26 Gefach<br />

Akten über Babenhausen (wohl der heutige Bestand F 16), aus Wiesbaden 372 Urkunden<br />

(darunter acht Papsturkunden und ca. 80 Urkunden der Sammlung Bodmann-<br />

Habel), drei Gefache Akten des Amtes Jugenheim/Rheinhessen und sieben Gefache<br />

Adels- und Lehnssachen; aus Darmstadt wurden neben den 564 Konvoluten aus dem<br />

Familienarchiv vor allem 119 Urkunden des Klosters Haina sowie Urkunden und Akten<br />

der Pertinenz Kreis Biedenkopf und Herzogtum Nassau abgegeben. Wiesbaden gab<br />

seinerseits aus der Darmstädter Abgabe Teile an das Staatsarchiv Koblenz weiter. Das<br />

Großherzogliche <strong>Hausarchiv</strong> in Darmstadt lieferte den größten Teil der dort befindlichen<br />

Zentralakten über die Ämter, vermischt mit lokalen Akten, an das Staatsarchiv,<br />

heute Landeshauptarchiv Magdeburg ab, wo sie als Repositur Di aufgestellt wurden.<br />

Der Austausch wurde 1938 abgeschlossen. Im Nachgang gab Wiesbaden 1941 <strong>Archiv</strong>alien<br />

der Landgrafen von <strong>Hessen</strong>-Butzbach sowie des Hochstifts Worms ab.<br />

Nach einem Bericht des Staatsarchivdirektors Clemm vom 9. Oktober 1944 an die<br />

Großherzogliche Haus- und Vermögensverwaltung in Kranichstein waren beim<br />

Schlossbrand am 11. September keine Verluste im Bestand <strong>Hessen</strong>-Homburg aufgetreten.<br />

Tatsächlich zählt aber der ganze Bestand der hessen-homburgischen Familienurkunden<br />

zu den Kriegsverlusten. 6 Wenig später konnte Clemm am 13. Juli 1946 der<br />

Vermögensverwaltung über ein Angebot der Witwe Johanna des Baurats und Saalburgmuseumsdirektors<br />

Dr. Jacobi berichten, 16 Konvolute hessen-homburgische Familienpapiere<br />

für DM 2.500.- zu überlassen. Außer einigen Akten des 17 Jh. sollte dies<br />

vor allem die Korrespondenz Landgraf Friedrich Ludwigs und seiner Söhne 1760-1840<br />

sein. Nach Meinung Clemms konnten die <strong>Archiv</strong>alien 1866 "auf der Straße herumgeflogen"<br />

sein; ihm war zumindest ein weiterer Fall von <strong>Archiv</strong>alien in Privatbesitz bekannt.<br />

Gemeinsam von Land und Vermögensverwaltung gekauft, wurden die <strong>Archiv</strong>alien<br />

mit Hilfe des Regierungspräsidenten Prof. Dr. Bergsträßer am 26.1.1948 nach<br />

Darmstadt gebracht.<br />

Nach dem am 22. Februar 1968 abgeschlossenen Vertrag über das Hessische <strong>Hausarchiv</strong>,<br />

der "an Stelle des abhanden gekommenen früheren Vertrags von 1930 über das<br />

Hessische <strong>Hausarchiv</strong> und das Großherzogliche Familienarchiv" treten sollte, ist das<br />

<strong>Hessen</strong>-Homburgische <strong>Hausarchiv</strong> als einer seiner Teile (ohne die 1944 vernichteten<br />

hessen-homburgischen Hausurkunden) gemeinsames, unveräußerliches und unveränderliches<br />

Eigentum des Landes <strong>Hessen</strong> und des Prinzen Ludwig von <strong>Hessen</strong> und bei Rhein<br />

bzw. seiner Rechtsnachfolger.<br />

5 AZB 54/1936.<br />

6 Teilweise kompensiert durch die erhaltene hessen-darmstädtische Überlieferung, vgl. Jürgen Rainer<br />

Wolf, Abteilung B 1 Urkunden des Großherzoglich Hessischen <strong>Hausarchiv</strong>s (1241), 1319-1894 (Repertorien<br />

des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 37), Darmstadt 1995.


D 11 <strong>Hessen</strong>-<strong>Homburgisches</strong> <strong>Hausarchiv</strong> VI<br />

____________________________________________________________________________________<br />

c. Verzeichnungsarbeiten und Repertoriumsfertigung<br />

Das dreibändige Findbuch mit Registerband des <strong>Hausarchiv</strong>s, das den Bestand <strong>Hessen</strong>-Homburg<br />

einbezieht, wurde von <strong>Archiv</strong>direktor D. Herrmann und seinen Mitarbeitern<br />

nach 1918 gefertigt. Als Teil des Familienarchivs waren unter den Signaturen Nr.<br />

61/1-70/11 Akten aus dem <strong>Archiv</strong> in Hötensleben im Altrepertorium gesondert verzeichnet.<br />

Die intensive Benutzernachfrage und die Integration der <strong>Archiv</strong>alien aus dem<br />

Nachlass Jacobi machte die Erstellung eines neuen Repertoriums zum Desiderat. Zunächst<br />

wurde daher versucht, eine neue Schreibmaschinen-Reinschrift des Repertoriums<br />

in der vorgegebenen Abfolge zu fertigen. Wie sich erst danach beim Korrekturlesen und<br />

weiteren Benutzungsrecherchen ergab, waren schon nach 1918 manche <strong>Archiv</strong>alien<br />

falsch zugeordnet worden. Mit der Einführung der EDV im Staatsarchiv Darmstadt eröffnete<br />

sich dann zu Ende der 80er Jahre die Möglichkeit, derartige Fehler in der Textverarbeitung<br />

durch Umstellung der Abfolge zu korrigieren. Dabei blieb die Gliederung<br />

nach Personen aber insgesamt unverändert. Die Masse der <strong>Archiv</strong>alientitel musste<br />

schon aus Zeitgründen aus dem Alt-Repertorium im wesentlichen unverändert übernommen<br />

werden. Soweit Korrespondenzen nur pauschal erfasst waren, wurden aber die<br />

Korrespondenzpartner und die Laufzeit der Schreiben nach Möglichkeit ergänzt.<br />

Die Beschäftigung des Bearbeiters mit der Geschichte <strong>Hessen</strong>-Homburgs und seiner<br />

Landgrafen wies immer wieder auf die Zersplitterung der Bestände hin. Deshalb wurden<br />

zunächst die Akten über die Beziehungen <strong>Hessen</strong>-Darmstadts zu <strong>Hessen</strong>-Homburg<br />

in Abt. E l (Auswärtige Angelegenheiten) in das neue Findbuch einbezogen. In das Repertorium<br />

aufgenommen wurden die Rechnungen der Abt. 311 des Hessischen Hauptstaatsarchivs<br />

Wiesbaden, die den Regierungsjahren der Landgrafen zugeordnet werden<br />

konnten, mit Ausnahme der Amts-, Stadt- und Kirchen-Rechnungen, der Militär- bzw.<br />

Kriegskassen-Rechnungen sowie der Forst-, Jagdkassen- und Fischerei-Rechnungen.<br />

Soweit sachlich zugehörig wurden Aktentitel der Abt. 312 Hofmarschallamt, Abt. 313<br />

Geheimer Rat, Abt. 315 Schuldentilgungs- und Rechnungskommission sowie Abt. 316<br />

Rentei Homburg des Hessischen Hauptstaatsarchivs ebenfalls hier nachgewiesen. Mit<br />

weiterem Fortschreiten der Repertoriums-Fertigung erwies es sich als sinnvoll, auch die<br />

nach Magdeburg abgegebenen <strong>Archiv</strong>alien (unter denen sich zweifellos Teile befinden,<br />

die eher zu den Familien-Nachlässen gehören) wenigstens pauschal nachzuweisen. Die<br />

Unterlagen des Landeshauptarchivs Koblenz über die Hofhaltung in Meisenheim traten<br />

ergänzend hinzu. In Absprache mit dem Leiter des Stadtarchivs Bad Homburg vor der<br />

Höhe, Herrn Alfred Biallas, wurden schließlich die dortigen <strong>Archiv</strong>alien zur Familienund<br />

Landesgeschichte verzeichnet und als eigener Abschnitt angegliedert. Dabei wurde<br />

auch ein Teil des dort lagernden Jacobi-Nachlasses erfasst. Eine Absprache mit der<br />

Verwaltung der Schlösser und Gärten in Bad Homburg vor der Höhe, die dort befindlichen<br />

<strong>Archiv</strong>alien an das zuständige Hauptstaatsarchiv abzugeben, wurde leider bisher<br />

nicht realisiert, so dass es hier bei der Verzeichnung der in einer Vitrine der Schauräume<br />

gezeigten Stücke verbleiben musste. Hinzuweisen bleibt als Ergänzung außerdem<br />

auf die Sammlung der Prinzessin Marianne von Preußen zur Geschichte ihrer Familie,<br />

die in ihrem Nachlass im sogenannten Fischbacher <strong>Archiv</strong> erhalten ist.<br />

Die Fertigung des Repertoriums und des Registers mit Hilfe der EDV standen<br />

gleichwohl unter keinem günstigen Stern. Eine automatische Indexierung konnte vom<br />

Programm nicht mehr verarbeitet werden. Immer wieder musste dann der Umbruch geändert<br />

werden, so dass auch das Register mehr als einmal erarbeitet wurde. Die Fertig-


D 11 <strong>Hessen</strong>-<strong>Homburgisches</strong> <strong>Hausarchiv</strong> VII<br />

____________________________________________________________________________________<br />

stellung des Findbuches hat sich dadurch über mein Ausscheiden aus dem Dienst des<br />

Landes <strong>Hessen</strong> hinaus hingezogen.<br />

d. Literatur<br />

Umfassende Informationen zur Geschichte der Landgrafschaft bieten die beiden Reihen<br />

der „Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg<br />

vor der Höhe" und „Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte".<br />

Zusätzlich sei hier noch auf folgende Publikationen verwiesen: Abteilung 314. Landgrafschaft<br />

<strong>Hessen</strong>-Homburg. Landesregierung (Repertorien des Hessischen Hauptstaatsarchivs<br />

Wiesbaden), Wiesbaden 1988<br />

Margarete Hintereicher, Georg Christian von <strong>Hessen</strong>-Homburg (1626-1677). Offizier,<br />

Diplomat und Regent in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg (Quellen<br />

und Forschungen zur hessischen Geschichte 58), Darmstadt 1985<br />

Berent Schwineköper, Gesamtübersicht über die Bestände des Landeshauptarchivs<br />

Magdeburg, Bd. II (Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts 3), Halle 1955<br />

Jürgen Rainer Wolf, Inventar der Karten und Pläne des Schlosses Homburg vor der<br />

Höhe im Stadtarchiv Bad Homburg und in den hessischen Staatsarchiven bis 1918, in:<br />

Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg vor der<br />

Höhe, Heft 39, 1990, S. 8-72<br />

Ders., Die kurländische Erbschaft. Landgräfin Louise Elisabeth und die gescheiterten<br />

Hoffnungen des Hauses <strong>Hessen</strong>-Homburg, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte<br />

und Landeskunde zu Bad Homburg vor der Höhe 37, 1988, S. 7-45<br />

Darmstadt/Dresden Dezember 1996<br />

Jürgen Rainer Wolf

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!