DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl
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JETZT<br />
Was Architektur bewegt: Veranstaltungen,<br />
Wettbewerbe und ausgewählte Neuentwicklungen<br />
aus der Welt des Tageslichts.<br />
FOTO: FERNANDO CORDERO<br />
FASSADENKUNST,<br />
MUNDGEBLASEN<br />
Es behaupte noch jemand, Handarbeit<br />
spiele in der modernen Architektur<br />
keine Rolle mehr: In der<br />
Colonie Polanco in Mexico City haben<br />
Alejandro Vilareal und sein Architektur-<br />
und Designbüro Hierve Diseñería<br />
unlängst das Apartmenthaus ‚Hesiodo‘<br />
fertig gestellt, dessen schroffe<br />
Betonfassaden von insgesamt<br />
7723 mundgeblasenen Glaskugeln<br />
wie von einem überdimensionalen<br />
Perlenvorhang umspielt werden. Die<br />
Inspiration zu diesem ungewöhnlichen<br />
Fassadenschmuck erhielt Alejandro<br />
Vilareal auf den Straßen seiner<br />
Heimatstadt: „Die Idee stammt von<br />
den Märkten in Mexico City und der<br />
Art, wie das Obst und Gemüse dort<br />
gestapelt werden; vom Anblick der<br />
Kinder, die auf einem öffentlichen<br />
Platz mit Seifenblasen spielen, aus der<br />
Notwendigkeit, Magie und Unschuld<br />
in unser Alltagsleben zu bringen, und<br />
hauptsächlich aus der Erinnerung,<br />
dass Schönheit in unserem Alltag<br />
eine Rolle spielen kann, wenn wir ihr<br />
eine Chance geben.“<br />
Das Haus steht in einer kleinen<br />
Straße in einer Wohngegend von<br />
Mexico City, unweit eines belebten<br />
Einkaufsgebiets. Seine beiden Gebäudeteile<br />
– ein viergeschossiges<br />
Vorderhaus im Norden und ein fünfgeschossiges<br />
Hinterhaus im Süden –<br />
bieten Platz für 13 Wohnungen und<br />
eine Tiefgarage. Eine zentral gelegene<br />
Erschließungszone mit Lobby,<br />
Treppen und Aufzügen verbindet die<br />
beiden Gebäudeteile miteinander. Auf<br />
der nördlichen, niedrigeren Gebäudehälfte<br />
wurde eine Dachterrasse angelegt,<br />
die allen Hausbewohnern für<br />
Feste und Veranstaltungen zur Verfügung<br />
steht. Die zerbrechlichen ‚Vorhänge‘<br />
aus Glaskugeln schützen die<br />
Nord- und Südfassaden des Hauses<br />
sowie die Dachterrasse vor allzu direkten<br />
Einblicken. Von innen gesehen,<br />
legen sie sich wie ein weicher, grüner<br />
Schleier vor das mitunter chaotisch<br />
anmutende Stadtpanorama von Mexico<br />
City. Die Kugeln wurden in einer<br />
Glasbläser-Werkstatt in Guadalajara<br />
hergestellt und anschließend mit handelsüblichen<br />
Muttern und einer Zwischenlage<br />
aus EPDM-Gummi an<br />
Drahtseilen befestigt. Jedes der vor<br />
die Fassaden gespannten Seile trägt<br />
maximal 27 Kugeln. Der Witterung<br />
hat die ungewöhnliche Fassadenkonstruktion<br />
nach Aussage von Alejandro<br />
Vilareal bislang bestens standgehalten;<br />
lediglich die Reinigung gestaltet<br />
sich etwas aufwändig: Sie nimmt<br />
rund doppelt so viel Zeit in Anspruch<br />
wie bei einer ‚normalen‘ Fassade.<br />
4 D&A FRÜHJAHR 2007 AUSGABE 05