Schwarzfahrer - Gymnasium-Wanne

Alter Mann:
Der alte Mann, welcher anscheinend aus der gleichen Generation wie die ältere Dame
stammt,
stimmt ihr an der Stelle zu, als die ältere Dame sich eine Namensänderung der ausländischen
Mitbürger wünscht. Daraus lässt sich schließen, dass er zwar dieselben Ansichten
wie die ältere Dame teilt, jedoch sie nicht offen preisgibt, da es ihm im Prinzip gleichgültig
und zu anstrengend ist.
Kontrolleur:
Der Kontrolleur ist der unmittelbare Auslöser für den Wendepunkt des Kurzfilms. Durch sein
Auftreten gibt er dem Farbigen die Gelegenheit sich an der älteren Dame zu rächen.
Weiterhin führt er die Bestrafung „der Schwarzfahrerin“ aus.
Der politische Hintergrund:
Der Film kann als Reaktion auf die Ereignisse, die sich in den Jahren vor dem Filmdreh
ereignet haben, verstanden werden. In den Jahren 1992-1993 wurde im Bundestag ein
Gesetz verabschiedet, das eine schnellere Abschiebung von Ausländern ermöglicht, deren
Asylantrag als unbegründet zurückgewiesen wurde. (Vgl. Asylverfahren soll beschleunigt
werden, Seite 62)
Bis Ende Oktober 1992 registrierte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden bereits 435
Brandanschläge und rechtsextremistische Übergriffe gegenüber Ausländern und 76 rechtsextremistische
Organisationen und Vereinigungen. Dies ist vor allem auf die hohe Arbeitslosigkeit,
Spannungen in der Familie, Unzufriedenheit und Orientierungs- und Perspektivlosigkeit
der jüngeren Bundesbürger zurückzuführen. In den neuen Bundesländern ist die
Population der so genannten „Skinheads“ viel größer (mit 3000 von bundesweit 4000) als im
Rest Deutschland (Vgl. Frust wird zu Gewalt, Seite 78).
Folgende Beispiele für die zunehmende Gewaltbereitschaft belegen dies:
Im März überfielen 40 Rechtsextremisten ein Asylbewerberheim bei Rostock.
Im Mai stürmten 60 Neonazis ein Lokal in Magdeburg, in dem eine Gruppe Punks Geburtstag
feierte.
Im August werden in Brandenburg mehrere Asylbewerberheime sowie Zeltplätze von Roma
und Sinti von Rechtsradikalen angegriffen. (Vgl. Frust wird zu Gewalt, Seite 78)
Im selben Monat griffen rund 1000 Randalierer erneut ein Asylbewerberheim an. 1600
Beamte des Bundesgrenzschutzes und Polizisten führten mit mehr als 1000 Gewalttätern
Straßenschlachten. (Vgl. Rechtradikale bringen Ansehen Deutschlands in Verruf, Seite 77)
Im November eskalierten die Gewalttaten mit über 19 Angriffen von Rechtsradikalen. (Vgl.
Gewaltserie reißt nicht ab, Seite 111)
1992 gibt es nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes 41400 Mitglieder rechtsextremistischer
Gruppen. In diesem Jahr sind mindestens 14 Menschen bei rechtsradikalen Angriffen
ums Leben gekommen. (Vgl. Staat gegen Extremismus, Seite 121)
Quelle: Bodo Harenberg (HG), Chronik 1992
Chronik Verlag in der Harenberg Kommunikation Verlags- und
Mediengesellschaft Dortmund 1992