INSEK Bericht - Guben
INSEK Bericht - Guben
INSEK Bericht - Guben
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Stadt <strong>Guben</strong><br />
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept<br />
inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
mit Unterstützung von
I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Anlass, Anforderungen, Methodik und Beteiligung ......................................1<br />
1.1 Anlass ............................................................................................1<br />
1.2 Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (<strong>INSEK</strong>) .................................2<br />
1.3 Grundlage Nachhaltige Stadtentwicklung EFRE 2007-2013<br />
Städtische Dimension ......................................................................3<br />
1.4 Methodik und Ausrichtung..............................................................5<br />
1.5 Beteiligung .....................................................................................7<br />
1.6 Bearbeitungsstand ..........................................................................8<br />
2 Stadt im Raum –Standortbestimmung und Perspektiven...............................9<br />
2.1 Euroregion Spree-Neiße-Bober.........................................................9<br />
2.2 Perspektive Doppelstadt <strong>Guben</strong>-Gubin ...........................................13<br />
2.3 Lage und Funktion als Regionales Zentrum .....................................14<br />
2.4 Stadtstruktur und stadträumliche Gliederung..................................17<br />
3 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose................................21<br />
3.1 Bevölkerungsentwicklung der letzten fünf Jahre .............................21<br />
3.1.1 Gesamtstadt ..................................................................21<br />
3.1.2 Stadtregion....................................................................22<br />
3.1.3 Stadtteile .......................................................................24<br />
3.2 Bevölkerungsprognose ..................................................................30<br />
3.2.1 Gesamtstadt und Stadtregion..........................................30<br />
3.2.2 Stadtteilprognosen .........................................................34<br />
3.3 Haushaltsentwicklung und -prognose.............................................36<br />
4 Handlungsfelder – SWOT-Analyse und Handlungsbedarf............................40<br />
4.1 Evaluation der bisherigen Stadtentwicklung....................................41<br />
4.1.1 Kurzabriss Stadt- und Siedlungsentwicklung ....................41<br />
4.1.2 Leitlinien und Strategien der Stadtentwicklung seit 1990..42<br />
4.1.3 Übersicht stadtentwicklungsrelevanter Kulissen und<br />
Programme....................................................................44<br />
4.2 Evaluation der Innenstadtentwicklung ............................................46<br />
4.3 Evaluation Entwicklung der Wohnkomplexe ...................................56<br />
4.4 Wohnen und Stadtumbau .............................................................58<br />
4.4.1 Wohnungsbestand und -leerstand...................................59<br />
4.4.2 Wohnqualitäten und -nachfragen....................................60<br />
4.4.3 Wohnbaupotenziale und Wohnungsmarktprognose.........61<br />
4.5 Einzelhandel .................................................................................63<br />
4.6 Wirtschaft und Beschäftigung........................................................65<br />
4.7 Mobilität und technische Infrastruktur............................................70<br />
4.7.1 Mobilität........................................................................70<br />
4.7.2 Technische Infrastruktur..................................................74<br />
4.7.3 Wasserver- und Abwasserbeseitigung..............................75<br />
4.8 Bildung und lebenslanges Lernen ...................................................77<br />
4.9 Soziales und Gesundheit................................................................82<br />
4.10 Kultur und Freizeit, Tourismus........................................................90
II<br />
4.10.1 Kultur und Freizeit..........................................................90<br />
4.10.2 Tourismus ......................................................................91<br />
4.11 Umwelt und Natur ........................................................................94<br />
4.12 Zivilgesellschaftliches Engagement und Partizipation .......................97<br />
4.13 Stadtmarketing ...........................................................................100<br />
4.14 Netzwerke und interkommunale Kooperation...............................102<br />
4.15 Kommunalfinanzen.....................................................................103<br />
4.16 Zusammenfassende SWOT-Analyse..............................................105<br />
4.16.1 Stärken und Schwächen ...............................................106<br />
4.16.2 Chancen und Risiken ....................................................107<br />
4.17 Zusammenfassung Handlungsbedarfe und -ansätze .....................109<br />
5 Leitbild und Entwicklungsziele ................................................................111<br />
5.1 Leitbildevaluation ........................................................................111<br />
5.2 »<strong>Guben</strong> – Stadt im Aufbruch« – Leitbild-Motto ............................113<br />
5.3 Entwicklungsgrundsätze..............................................................114<br />
5.4 Strategische Entwicklungsziele.....................................................117<br />
5.4.1 Wirtschaftliches Zentrum im deutsch-polnischen<br />
Grenzraum...................................................................117<br />
5.4.2 Ein städtisches Zentrum in der Region............................118<br />
5.4.3 Lebendiges Stadtzentrum mit Tradition..........................119<br />
5.4.4 Wohnstadt mit Ausstrahlung ........................................120<br />
5.4.5 Wichtiger Bildungsstandort der Region ..........................120<br />
5.4.6 Sicherung der infrastrukturellen Versorgung ..................121<br />
5.4.7 Neue kulturelle und touristische Qualitäten....................122<br />
5.4.8 Zusammenwachsen: Menschen – Kulturen – Naturen ....123<br />
5.4.9 Starke Stadt <strong>Guben</strong> – aktives Gemeinwesen ..................123<br />
6 Räumliche Ziele......................................................................................125<br />
6.1 Stadt-/ Ortsteilprofile und -perspektiven .......................................125<br />
6.2 Räumliches Leitbild......................................................................126<br />
6.3 Schwerpunktgebiete – räumliche Prioritäten.................................127<br />
6.3.1 Sanierungsgebiete........................................................127<br />
6.3.2 Stadtumbaugebiete......................................................128<br />
6.3.3 Vorranggebiete Wohnen ..............................................137<br />
7 Schlüsselmaßnahmen und Projekte .........................................................142<br />
7.1 Schlüsselmaßnahmen-/Projektübersicht ........................................142<br />
7.1.1 Systematik der Schlüsselmaßnahmen.............................142<br />
7.1.2 Ableitung der Schlüsselmaßnahmen bzw. Projekte aus<br />
den strategischen Entwicklungszielen der Stadt..............143<br />
7.1.3 Bezüge der Schlüsselmaßnahmen zu den EU-<br />
Querschnittszielen und den EU-Schwerpunktthemen......145<br />
7.1.4 Wirtschaftsbezüge der Schlüsselmaßnahmen sowie der<br />
Einzelprojekte ..............................................................151<br />
7.1.5 Aktionsräume ..............................................................152<br />
7.2 Kurzbeschreibung der Schlüsselmaßnahmen.................................153<br />
7.2.1 Von der Industrievorstadt zum Stadtzentrum .................153<br />
7.2.2 Aus Tradition wird Zukunft – Branchenkompetenz<br />
ausbauen.....................................................................156
III<br />
7.2.3 Regionaler Anker <strong>Guben</strong> – Bildung, Gesundheit und<br />
Versorgung..................................................................158<br />
7.2.4 Mobilität und Vernetzung.............................................159<br />
7.2.5 Nachfragegerechte Anpassung und Profilierung der<br />
Wohngebiete ...............................................................161<br />
7.2.6 Soziale Partnerschaften entwickeln................................162<br />
7.2.7 Perspektive <strong>Guben</strong> Gubin – eine Zweiheit......................162<br />
7.2.8 Kultur und Tourismus erleben .......................................165<br />
8 Umsetzungsstrategie – Finanzierung, Partizipation und Management .......167<br />
8.1 Strategie und Prioritäten..............................................................167<br />
8.2 Potenzielle EFRE-Projekte (Nachhaltige Stadtentwicklung)..............169<br />
8.3 Förderübersicht, städtischer Finanzbedarf und private<br />
Beteiligungen (PPP)......................................................................171<br />
8.4 Partizipation und Management....................................................172<br />
8.5 Programm- und Partizipationsmanagement „Städtische<br />
Dimension“ ................................................................................174<br />
8.6 Monitoring und Evaluation ..........................................................175<br />
8.6.1 Stadtentwicklungs-/umbaumonitoring ...........................175<br />
8.6.2 Förderbezogene Evaluierung Nachhaltige<br />
Stadtentwicklung .........................................................176<br />
9 „Fahrplan“ integrierte Stadtentwicklung – <strong>Guben</strong>-Strategie/<strong>INSEK</strong> als<br />
Prozess..................................................................................................177<br />
Anhang<br />
A1 Tabellarischer Überblick Schlüsselmaßnahmen und Einzelprojekte<br />
A2 Gesamtdarstellung der Schlüsselmaßnahmen<br />
A3 Finanzierungsübersicht<br />
A4 Erklärung der Stadt zur Kofinanzierung<br />
Anmerkung:<br />
Aus sprachlich-stilistischen Gründen wird in den folgenden Darstellungen bei Personenbezeichnungen<br />
weitestgehend auf die Ergänzung der weiblichen Form verzichtet.<br />
An dieser Stelle sei ausdrücklich betont, dass i. d. R. dennoch beide Geschlechter<br />
gemeint sind.<br />
Herausgeber und Bearbeitung:<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
Gasstraße 4 03172 <strong>Guben</strong><br />
Telefon 03561 / 6871-0 Fax 03561 / 6871-4000<br />
E-Mail: info@guben.de<br />
Internet www.guben.de<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
mit Unterstützung von:<br />
Ernst Basler + Partner GmbH<br />
Tuchmacherstraße 47 14482 Potsdam<br />
Telefon 0331 74 75 90 Fax 0331 74 75 9 90<br />
E-Mail info@ebp.de Internet www.ebp.de<br />
SK / CB / DAN<br />
Projekt: 206285.70
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 1<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
1 Anlass, Anforderungen, Methodik<br />
und Beteiligung<br />
<strong>INSEK</strong> als fortlaufender Prozess<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat frühzeitig nachhaltige Entwicklungsstrategien entwickelt und<br />
diese regelmäßig bewertet und fortgeschrieben. Sie hatten einerseits selbstbindende<br />
Wirkung und dienten andererseits als strategische Grundlage für die Inanspruchnahme<br />
von Fördermitteln. Die Stadt <strong>Guben</strong> schreibt 2007 seine strategische<br />
Stadtentwicklungsstrategie mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (IN-<br />
SEK) erneut fort. Dafür gibt es folgende externe wie interne Anlässe:<br />
• Fortschreibungsbedarf des derzeitigen ganzheitlichen Stadtumbaukonzeptes<br />
• Etablierung der <strong>INSEK</strong> seitens des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung<br />
als Grundlage für Nationale und Europäische Förderprogramme<br />
• Qualifizierung und Weiterentwicklung der grenzübergreifenden strategischen<br />
Planung der Städte <strong>Guben</strong> – Gubin, auf der Basis des operationellen Programms<br />
zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Brandenburg – Polen<br />
(Wojewodschaft Lubuskie) 2007 – 2013.<br />
Redaktionsstand<br />
21. Dezember 2007<br />
Bearbeitungsstand ist der 21. Dezember 2007. Dieser berücksichtigt gegenüber<br />
dem Redaktionsstand vom 27. Juli 2007 explizit ergänzende Elemente aus dem<br />
Operationellen Programm (EFRE) vom 15. August 2007 bzgl. der Förderung der<br />
Nachhaltigen Stadtentwicklung im Interventionsraum 2007 bis 2013.<br />
1.1 Anlass<br />
Neuausrichtung der Brandenburgischen Struktur- und Förderpolitik<br />
Durch die brandenburgische Landesregierung wurde im Jahr 2005 eine Neuausrichtung<br />
der Struktur- und Förderpolitik beschlossen. Nach dem Motto »Stärken<br />
stärken« sollen künftig die Städte und Wirtschaftsbranchen besonders gestärkt<br />
werden, die über die größten Entwicklungspotenziale verfügen.<br />
Mit Blick auf die derzeitigen und zukünftigen Potenziale als Wirtschaftsstandort<br />
wurde die Stadt <strong>Guben</strong> zwar nicht als Regionaler Wachstumskern, aber als Branchenkompetenzzentrum<br />
mit den Branchen–Schwerpunkten Kunststoffe, Metallerzeugung,<br />
-bearbeitung und -verarbeitung, sowie Ernährung ausgewiesen.<br />
Mit Blick auf die Stadt- und Infrastrukturentwicklung wurde durch das Kabinett<br />
Anfang 2006 ein »Masterplan Stadtumbau« verabschiedet, mit dem die strategischen<br />
Ziele angesichts der demografischen Entwicklungstrends neu gesteckt werden.<br />
Die künftige Stadtentwicklungs- und Infrastrukturpolitik wird insbesondere<br />
auf folgende Aspekte ausgerichtet sein:<br />
• Primäre Konzentration auf die ganzheitliche Entwicklung der Innenstädte<br />
• Konzentration auf Schwerpunktstädte (Stadtumbau und RWK) + Ankerstädte<br />
• Konzentration auf die systemische Verzahnung von Stadtentwicklung und<br />
Wirtschaft
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 2<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Auch die 2007 beginnende neue EU-Strukturfondsperiode 1 setzt in verstärktem<br />
Masse auf eine Stärkung der Städte als Kristallisationspunkte der Wirtschafts- und<br />
Regionalentwicklung. Mit dem Ansatz der »Städtischen Dimension« werden vor<br />
allem folgende Ziele verfolgt:<br />
• Stärkung und Stabilisierung der Städte, Quartiere und Innenstädte als Wirtschafts-,<br />
Handels- und Infrastrukturstandorte (Maßnahmen der lokalen Wirtschaftsförderung)<br />
• Beseitigung städtebaulicher und ökologischer Missstände<br />
• Verbesserung der städtischen Verkehrsverhältnisse<br />
• Umbau, Ertüchtigung und Anpassung der sozialen und freizeitbezogenen<br />
Infrastrukturen<br />
• Umbau, Ertüchtigung und Anpassung der bildungsbezogenen Infrastrukturversorgung<br />
im Hinblick auf die demografische Entwicklung<br />
• Stadtteilmanagement und -marketing<br />
• »Urban Culture«: Modernisierung, Profilierung und Anpassung der kulturellen<br />
Infrastrukturen im Hinblick auf die demografische Entwicklung; Erhaltung und<br />
Inwertsetzung des historischen und kulturellen Erbes<br />
Die Städte sind auch vor diesem Hintergrund angehalten, ihre bisherigen Stadtentwicklungsstrategien<br />
auf den Prüfstand zu stellen und ggf. neu auszurichten<br />
bzw. eine entsprechende Zielkorrektur durchzuführen.<br />
1.2 Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (<strong>INSEK</strong>)<br />
Im Juni 2006 wurden insgesamt 42 Städte (RWK und „Stadtumbaustädte“) vom<br />
Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung aufgefordert, Integrierte Stadtentwicklungskonzepte<br />
(<strong>INSEK</strong>) zu erarbeiten. Auf der Basis einer auf alle Handlungsfelder<br />
der Stadtentwicklung zu beziehenden SWOT-Analyse 2 soll durch die<br />
Städte eine auf den Zeithorizont 2020 bezogene Stadtentwicklungsstrategie erstellt<br />
werden, die in Ergänzung und im Abgleich mit einem evtl. vorliegenden<br />
Standortentwicklungskonzept (SteK) u. a. auch weitere Schlüsselmaßnahmen der<br />
Stadt- und Wirtschaftsentwicklung ausweist. Die Anforderungen an die <strong>INSEK</strong>´s<br />
wurden in einer »Arbeitshilfe« zusammengefasst, die vom Ministerium für Infrastruktur<br />
und Raumordnung im Februar 2007 herausgegeben wurde.<br />
Die Landesregierung beabsichtigt, die <strong>INSEK</strong>´s als Basis für eine weitere Bündelung<br />
und ressortübergreifende Abstimmung von Förderprogrammen und -verfahren der<br />
Nationalen und Europäischen Programme zu nutzen.<br />
Nachhaltige und integrierte<br />
Stadtentwicklung von hoher<br />
Bedeutung und mit Tradition<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat sich bereits frühzeitig einer nachhaltigen Stadtentwicklung<br />
verschrieben (festgehalten u. a. im bisherigen Leitbild der Stadt, auf konzeptioneller<br />
und maßnahmenbezogener Ebene). Mit der »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« wird ein<br />
langjähriger Prozess integrierter Planungsverfahren fortgeführt, der u. a. Ausdruck<br />
in verschiedenen gesamtstädtischen und teilräumlichen integrierten Konzepten<br />
1 EU-Förderperiode 2007-2013: voraussichtlich letzte Ziel-1-Förderperiode (Ziel 1 heißt ab 2007:<br />
Konvergenzregion) für das Land Brandenburg, der Süden Brandenburgs gehört zur phasing-out<br />
Region<br />
2 SWOT: Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 3<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
(z. B. ZiS-Handlungskonzept für die Altstadt Ost) findet und diese bestehenden<br />
Ansätze hier integriert bzw. weiter bündelt und fortführt. Die wirtschaftlichen,<br />
sozialen und ökologischen Elemente nachhaltiger Stadtentwicklung werden dabei<br />
miteinander verzahnt.<br />
Prozesshafter, integrierter und<br />
partizipativer Ansatz<br />
In der »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« werden Handlungsansätze und Schlüsselmaßnahmen<br />
gebündelt, die hinsichtlich ihrer Umsetzung an verschiedene Adressaten gerichtet<br />
sind und auf verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten beruhen. In diesem<br />
Sinne sind neben Schlüsselvorhaben der Regelförderung insbesondere auch Projekte<br />
enthalten, die für die EFRE-Förderung Städtische Dimension in Betracht kommen.<br />
Die »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« ist dabei als Prozess zu verstehen, in dem Maßnahmen<br />
inhaltlich laufend vertieft und unter Einbeziehung bzw. in Zusammenarbeit<br />
mit verschiedenen Akteuren weiterentwickelt werden (entsprechend dem<br />
Kriterium eines integrierten, prozesshaften und partizipativen Ansatzes).<br />
1.3 Grundlage Nachhaltige Stadtentwicklung EFRE<br />
2007-2013 Städtische Dimension<br />
<strong>INSEK</strong> = Handlungskonzept<br />
nachhaltige Entwicklung<br />
Konzeptionelle Grundlagen:<br />
Arbeitshilfe, OP EFRE<br />
Berücksichtigung grundsätzlicher<br />
Prüfkriterien<br />
Die »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« übernimmt in diesem Sinne auch die Funktion eines<br />
grundlegenden Handlungskonzepts für den vom Land Brandenburg vorgesehenen<br />
Maßnahmenbereich in der Förderperiode 2007 bis 2013 zur kleinräumigen Förderung<br />
der nachhaltigen Stadtentwicklung. Teil des Auswahlwettbewerbs der Programmstädte<br />
im Rahmen der städtischen Dimension ist die Vorlage der Integrierten<br />
Stadtentwicklungskonzepte, die als zentrales konzeptionelles und inhaltliches<br />
Steuerungsinstrument zur Umsetzung der städtischen Dimension fungieren und<br />
die verschiedenen Förderbausteine des Maßnahmenbereichs kleinräumig und lokalspezifisch<br />
konkretisieren (siehe OP EFRE Land Brandenburg, S. 150ff).<br />
Die für die „Spitzenförderung“ der Nachhaltigen Stadtentwicklung durch EFRE-<br />
Mittel notwendige Förderrichtlinie liegt zum Redaktionsstand 21. Dezember 2007<br />
noch nicht vor. Die konzeptionellen Anforderungen beruhen auf der Arbeitshilfe<br />
zur Erarbeitung Integrierter Stadtentwicklungskonzepte (Dezember 2006) sowie<br />
auf der <strong>INSEK</strong>-Beratung der Stadt <strong>Guben</strong> mit dem Ministerium für Infrastruktur<br />
und Raumordnung sowie dem Landesbetrieb für Bauen und Verkehr des Landes<br />
Brandenburg am 09. November 2007, die auf Basis des zum 27. Juli 2007 vorgelegten<br />
Entwurfs der »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« geführt wurde.<br />
Als grundlegende Prüfkriterien hinsichtlich der Qualität der <strong>INSEK</strong> werden im OP<br />
EFRE des Landes Brandenburg folgende benannt (siehe S. 152f):<br />
• Plausibilität des <strong>INSEK</strong>,<br />
• integrierter, prozesshafter und partizipativer Ansatz,<br />
• Beachtung der Ziele des EFRE-OP,<br />
• Additionalität,<br />
• Beachtung der EU-Querschnittsziele Nachhaltige Entwicklung/Umwelt und<br />
Chancengleichheit,<br />
• Umsetzbarkeit im Interventionszeitraum und bzgl. der Kofinanzierung sowie<br />
• Messbarkeit des Fördereffekts.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 4<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bezüge zu EU-Querschnittszielen<br />
und -Schwerpunktthemen<br />
hergestellt<br />
Aspekte der nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung,<br />
Chancengleichheit und<br />
Partizipation integriert und …<br />
… auf verschiedenen Ebenen<br />
abgebildet<br />
Schlüsselmaßnahmen decken<br />
Förderspektrum ab<br />
Grundlegend für die konzeptionelle und strategische Ausrichtung, aber auch die<br />
inhaltlichen Schwerpunkte eines solchen Handlungskonzepts sind die EU-Querschnittsziele<br />
sowie die Bezüge zu den strategischen EU-Schwerpunkten, die auch<br />
in der kleinräumigen Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung reflektiert<br />
werden müssen.<br />
Demzufolge weist die hier vorliegende »Strategie <strong>Guben</strong>2020« nicht nur Bezüge<br />
zur nachhaltigen Stadtentwicklung in ihrer ökonomischen, ökologischen und sozialen<br />
Dimension auf konzeptioneller und umsetzungsbezogener Ebene auf. Das<br />
hierin enthaltene Leitbild, die Strategien und Schlüsselmaßnahmen sind ebenso auf<br />
Aspekte wie soziale Teilhabe und Chancengleichheit sowie Governance und Partizipation<br />
bzw. zivilgesellschaftliches Engagement ausgerichtet.<br />
Im Sinne einer (geforderten) plausiblen und integrierten Vorgehensweise finden<br />
sich o. g. Bezüge sowohl auf analytischer, konzeptioneller als auch maßnahmeund<br />
umsetzungsbezogener Ebene in „integrierter“ Form in den nachfolgenden<br />
Darstellungen. An einigen Stellen (z. B. im Kapitel 7 sowie in den Projektbeschreibungsblättern<br />
im Anhang) wird explizit auf Bezüge hingewiesen.<br />
Die Schlüsselmaßnahmen decken in ihrer Gesamtheit auch das vorgesehene Förderspektrum<br />
der nachhaltigen Stadtentwicklung ab (integriertes bzw. sektoral<br />
übergreifendes Projektportfolio). Hierbei ist die lokalspezifische Herangehensweise<br />
(wie auch im OP EFRE gefordert) zu berücksichtigen. Die Handlungsfelder sind im<br />
Einzelnen:<br />
• Maßnahmen der kleinräumigen Wirtschaftsförderung: Stärkung und Stabilisierung<br />
der Städte, Quartiere und Innenstädte als Wirtschafts-, Handels- und Infrastrukturstandorte<br />
• Beseitigung städtebaulicher und ökologischer Missstände, Reaktivierung und<br />
Renaturierung von Brachflächen, Attraktivitäts- und Funktionssteigerung der<br />
öffentlichen Räume, Entflechtung von Nutzungskonflikten, Verbesserung des<br />
Stadtbildes, Verbesserung der Aufenthaltsqualität städtischer Räume für alle<br />
Bevölkerungsgruppen<br />
• Verbesserung der städtischen Verkehrsverhältnisse im Zusammenhang mit der<br />
angestrebten Standortaufwertung und Umweltverbesserung<br />
• Umbau, Ertüchtigung und Anpassung der sozialen Infrastrukturen im Zusammenhang<br />
mit dem Wandel der Stadt- und Nutzerstruktur<br />
• Umbau, Sanierung und Anpassung der bildungsbezogenen Infrastrukturversorgung<br />
an die demografische Entwicklung<br />
• Stadtteilmanagement und -marketing: Stabilisierung und Aktivierung der Bewohner-<br />
und Nutzerstrukturen in den Innenstädten und Stadtquartieren,<br />
Netzwerkarbeit, Schaffung selbsttragender Bewohnerorganisationen, Unterstützung<br />
der Familien und Senioren im Quartier<br />
• „Urban Culture“: Modernisierung, Profilierung und demographische Anpassung<br />
der kulturellen Infrastrukturen und Einrichtungen in den Städten sowie<br />
Erhaltung und Inwertsetzung des historischen und kulturellen Erbes<br />
Verweise bzw. Bezüge zu vorab dargestellten Handlungsfeldern finden sich insb. in<br />
Kapitel 7 sowie in den Schlüsselmaßnahmenbeschreibungen im Anhang.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 5<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
1.4 Methodik und Ausrichtung<br />
regionale Ausrichtung<br />
Die Neuausrichtung der <strong>Guben</strong>er Entwicklungsstrategie ist durch eine wesentlich<br />
stärkere regionale, d. h. auch grenzübergreifende Ausrichtung geprägt. Die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> will in ihrer Funktion als regionales Wirtschafts- und Branchenkompetenzzentrum<br />
für ihren regionalen Wirkungsbereich stärkere Wachstumseffekte erzielen.<br />
Sowohl auf strategischer als auch auf umsetzungsbezogener Ebene werden<br />
mit der »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« wichtige Grundlagen und Handlungsansätze für<br />
eine nachhaltige regionalwirtschaftliche Entwicklung geschaffen. Da dies nur über<br />
interkommunale Abstimmung und Zusammenarbeit möglich ist, verstärkt die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> entsprechende Kooperationen mit Nachbarkommunen im Landkreis Spree-<br />
Neiße wie auch im Landkreis Oder-Spree, um sich als Motor für die regionale Entwicklung<br />
zu etablieren.<br />
Eine räumliche Abgrenzung ist weder vorgegeben noch analytisch eindeutig identifizierbar.<br />
Über den formalen (Mittel-)Einzugsbereich hinaus sind auch regionale<br />
Entwicklungsbezüge wie z.B. zu Neuzelle und Forst zu berücksichtigen.<br />
Auf Basis bisheriger Kooperationen und gemeindeübergreifender Abstimmungsprozesse<br />
intensiviert die Stadt <strong>Guben</strong> mit dem <strong>INSEK</strong> insbesondere auch die stärkere<br />
regionale Abstimmung und Kooperation mit der polnischen Nachbarstadt Gubin.<br />
Projektbezogene Kooperationen entstehen derzeit z. B. im Rahmen der gemeinsamen<br />
Projektentwicklung im Zuge von INTERREG IV für die anstehende Interventionsperiode<br />
bis 2013.<br />
besondere Demographische<br />
Herausforderung<br />
Integration verschiedener, sich<br />
z. T. überschneidender<br />
Anforderungen in einem<br />
integrierten Konzept<br />
Für den Südost-Raum des Landes Brandenburg und auch <strong>Guben</strong> als ehemaliger<br />
„DDR-Entwicklungsstadt“ ist die demographische Entwicklung von noch stärkerer<br />
Bedeutung als in anderen Stadtumbaustädten. Die sich immer stärker auswirkende<br />
Überalterung der Bevölkerung und fehlende Zuzüge erfordern eine aktive Gegenstrategie,<br />
um die Stadt und regionale Funktion <strong>Guben</strong>es zu sichern. Die im Kapitel<br />
3 umfassend analysierten und prognostizierten Bevölkerungsentwicklungen sind<br />
Grundlage für die Gesamt- und sektoralen Strategien.<br />
Mit der »<strong>Guben</strong> -Strategie 2020« sollen grundsätzlich alle genannten Planungsanforderungen<br />
in einem ganzheitlichen Konzept abgedeckt werden. Dies ist schon<br />
aufgrund der Überschneidungen der konzeptionellen Anforderungen der verschiedenen<br />
Landesressort und des propagierten ressortübergreifenden Ansatzes notwendig.<br />
Auf der städtischen bzw. kommunalen Ebene, d. h. in der Öffentlichkeit, der<br />
Stadtverordnetenversammlung und der Stadtverwaltung, wäre die parallele Erarbeitung<br />
mehrerer Konzepte nicht vermittelbar und entspräche nicht der Zielstellung<br />
der Stadt <strong>Guben</strong>. Dessen ungeachtet werden ressortspezifische Detaillierungen<br />
einzelner Planungsanforderungen – z. B. für spezifische Förderprogramme –<br />
notwendig sein.<br />
Bündelungsrolle der<br />
»<strong>Guben</strong>-Strategie«<br />
Die »<strong>Guben</strong>-Strategie 2020« baut auf den vorliegenden Planungen, operativen<br />
Analysen und Auswertungen auf, integriert und evaluiert die Aussagen auf strategischer<br />
Ebene. Dies betrifft insbesondere folgende Stadtentwicklungsplanungen:
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 6<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
»Strategie <strong>Guben</strong> 2020<br />
als Prozess«<br />
regional:<br />
• „Stadt 2030“ 2002<br />
• TRANSLOKAL 2006 – Grenzen der Kooperation – Perspektiven im Grenzraum<br />
gesamtstädtisch:<br />
• Integriertes Stadtumbaukonzept 2002 bzw. Fortschreibung 2004<br />
• Flächennutzungsplan bzw. Änderungen<br />
• Mittel- und langfristige Strategien und Unternehmensplanungen der kommunalen<br />
Unternehmen<br />
• Konzept Beteiligungsmanagement im kommunalen Unternehmensverbund<br />
teilräumlich:<br />
• Sanierungsgebiet „Stadtzentrum“ (u. a. Blockkonzepte, Maßnahmen-/ Durchführungskonzepte)<br />
• Wohnkomplexe I–IV (u. a. Teilräumliche Konzepte, Handlungskonzepte, Maßnahmen-/Durchführungskonzepte)<br />
Die Umsetzung der »Strategie <strong>Guben</strong> 2020« ist als strategischer Stadtentwicklungsprozess<br />
angelegt. In diesem Sinne finden laufende Vertiefungen - insbesondere<br />
auf strategischer bzw. organisatorischer sowie auf maßnahmebezogener<br />
Ebene - statt. Dies entspricht dem integrierten, prozesshaften und partizipativen<br />
Ansatz, dem die nachhaltige Stadtentwicklung in der Stadt <strong>Guben</strong> gerecht werden<br />
will. Zeitlich orientiert sich der konzeptionelle Ansatz am Horizont 2020. Die im<br />
derzeitigen Konzept enthaltenen Strategien, Handlungsansätze und Maßnahmen<br />
werden kontinuierlich weiterentwickelt, evaluiert und ggf. ergänzt.<br />
kein neues Leitbild, aber ein<br />
evaluiertes/fortentwickeltes<br />
Pilotprojekt erstes<br />
grenzübergreifendes <strong>INSEK</strong><br />
Leitbild / übergeordnete Strategie<br />
Eine explizite Neuerstellung des Leitbilds für die Stadt <strong>Guben</strong> erfolgte nicht. Es<br />
wurde auf bestehende bzw. fortzuschreibende Ziele Bezug genommen. Diese erfüllten<br />
stets den Anspruch an eine nachhaltige Stadtentwicklung und vermittelten<br />
stets die richtigen Antworten auf die jeweils anstehenden Herausforderungen. Im<br />
Rahmen der Erarbeitung der »<strong>Guben</strong>-Strategie 2020« erfolgte eine Evaluation des<br />
Leitbildes <strong>Guben</strong> 2015. Auch die regionale Kooperation mit der Nachbarkommune<br />
Gubin zu strategischen Zielen wurde berücksichtigt. In Kapitel 5 erfolgt eine auf<br />
dem entsprechenden Arbeitsstand basierende komprimierte Fassung der aktuellen<br />
strategischen Ausrichtung.<br />
Grenzübergreifendes <strong>INSEK</strong> <strong>Guben</strong> – Gubin<br />
Im Ergebnis von Abstimmungen beider Bürgermeister im Frühjahr und Herbst 2007<br />
wurde grundsätzliches Einvernehmen über die Erstellung einer fortgeschriebenen<br />
grenzübergreifenden Stadtentwicklungsstrategie und eines parallel zu etablierenden<br />
Stadtentwicklungsmanagements erzielt.<br />
Vorgesehen ist die Aufweitung des <strong>Guben</strong>er <strong>INSEK</strong>-Prozesses im 1. Halbjahr 2008<br />
mit dem Ziel eines gemeinsamen <strong>INSEK</strong> bis Ende 2008.<br />
Externe Unterstützung<br />
Seit November 2006 unterstützt die Ernst Basler + Partner GmbH Potsdam die<br />
Stadt <strong>Guben</strong> bei der konzeptionellen Erarbeitung und Moderation des Prozesses<br />
der »<strong>Guben</strong>-Strategie 2020«.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 7<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
1.5 Beteiligung<br />
umfassende prozessuale<br />
Beteiligung und Qualifizierung<br />
der Partizipation<br />
Aufgrund des ressortübergreifenden Ansatzes und der strategischen Bedeutung<br />
wurde der Erstellungsprozess von einer umfassenden Beteiligung begleitet. Dabei<br />
werden sowohl bestehende Partizipationsstrukturen genutzt wie sie im Rahmen<br />
des Stadtumbauprozesses und der Erarbeitung des Handlungskonzepts „Zukunft<br />
im Stadtteil“ etabliert worden sind. Um weitere gesellschaftliche Gruppen in den<br />
anstehenden Prozess zu integrieren, werden neue Partizipationsverfahren ausprobiert<br />
und eingerichtet.<br />
Über vielfältige Abstimmungen und Beteiligungen mit und von einzelnen Betroffenen<br />
bzw. Akteuren erfolgte eine Beteiligung auf folgenden Ebenen:<br />
Regionale Akteure<br />
• Arbeitsgespräch zur grenzübergreifenden Kooperation mit Gubin am 20. März<br />
und 10. Mai 2007<br />
• Einbeziehung diverser regionaler bzw. kreislicher Aspekte und Notwendigkeiten<br />
im Rahmen der Analyse der Handlungsfelder<br />
Wirtschafts- und Planungsakteure<br />
Es wurden <strong>INSEK</strong>-begleitende Arbeitsgruppen etabliert:<br />
• Wirtschaft am 14. Februar und 03. Mai 2007<br />
• Wohnen am 12. Juni 2007<br />
• Technische Infrastruktur am 20. Februar, 27. März, 03. Mai und 07. Juni 2007<br />
• Tourismus am 08. Mai 2007<br />
• Bildung am 03. Mai, 16. Mai und 07. Juni 2007<br />
• Soziales am 08. Mai, 10. Mai, 14. Juni und 19. Juni 2007<br />
• Kommunale Unternehmen am 14. Juni 2007<br />
Weiterhin wurden bestehende Gremien, wie die Projektgemeinschaft Stadtumbau,<br />
in die <strong>INSEK</strong>-Erarbeitung komplex miteinbezogen.<br />
Bürger und gesellschaftliche Akteure<br />
• Vorstellung und Diskussion am 2. April 2007<br />
Abbildung 1:<br />
Teilnehmer einer Arbeitsgruppe<br />
der Öffentlichen Veranstaltung<br />
zur Vorstellung und Diskussion<br />
des <strong>INSEK</strong>-Prozesses
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 8<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stadtverordnete und Ausschussmitglieder<br />
• Vorstellung und Diskussion am 17. Februar, 12. April und 07. Juni 2007<br />
Stadtverwaltung<br />
• Verwaltungsrunden am 7. Februar, 27. März, 24. April, 07. Mai, 27. Juni 2007<br />
1.6 Bearbeitungsstand<br />
Weitgehend abgestimmter<br />
Redaktionsstand<br />
Erfolgte Erörterung<br />
mit MIR/LBV<br />
Ergänzungen und<br />
Detaillierungen vorgenommen<br />
Förderbezogene Vertiefungen in<br />
den Förderverfahren<br />
Zum Bearbeitungsstand 21. Dezember 2007 (Vorlage MIR und LBV) liegt das vollständige<br />
Gesamtkonzept im weitgehend abgestimmten Redaktionsstand vor. Eine<br />
Beschlussfassung durch die Stadtverordnetenversammlung der Stadt <strong>Guben</strong> ist im<br />
1. Quartal 2008 beabsichtigt.<br />
Die Entwurfsfassung des Gesamtkonzepts vom 27. Juli 2007 wurde vom Ministerium<br />
für Infrastruktur und Raumordnung sowie dem Landesamt für Bauen und Verkehr<br />
des Landes Brandenburg geprüft. In einem Abstimmungstermin am 09. November<br />
2007 zwischen Vertretern der Stadt <strong>Guben</strong> sowie dem MIR und LBV sind<br />
Ergänzungsbedarfe hinsichtlich der Erfüllung der Kriterien an Handlungskonzepte<br />
in Bezug auf das vorgesehene Förderprogramm Nachhaltige Stadtentwicklung<br />
bzw. Städtische Dimension benannt worden.<br />
In der nun vorliegenden Fassung des Gesamtkonzepts der »Strategie <strong>Guben</strong><br />
2020« sind die Diskussionsergebnisse der Beratung mit dem MIR/LBV berücksichtigt.<br />
Gegenüber der Erstfassung des Gesamtkonzepts vom 27. Juli 2007 wurden<br />
zudem insbesondere Detaillierungen in Bezug auf die Beschreibung der Schlüsselmaßnahmen,<br />
Prioritäten, Finanzierung sowie zum Programm- und Partizipationsmanagement<br />
vorgenommen.<br />
Weitergehende förderbezogene Detaillierungen erfolgen in den jeweiligen Förderverfahren,<br />
dies gilt auch für vorgesehene Förderungen der EFRE-Spitzenförderung<br />
der Nachhaltigen Stadtentwicklung.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 9<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
2 Stadt im Raum –<br />
Standortbestimmung und Perspektiven<br />
Für <strong>Guben</strong> als Mittelzentrum im strukturschwachen und von anhaltendem Bevölkerungsrückgang<br />
betroffenen regionalen Raum spielt die stärkere Profilierung in<br />
der Region und gemeinsam mit Gubin im Grenzraum eine zentrale Rolle.<br />
<strong>Guben</strong>s Entwicklung ist aber auch entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Region,<br />
die über den formalen mittelzentralen Bereich auch die nördlich angrenzenden<br />
Nachbarn wie insbesondere auch die polnische Grenzregion um Gubin umfasst.<br />
2.1 Euroregion Spree-Neiße-Bober<br />
Abbildung 2:<br />
Euroregion Spree-Neiße-Bober<br />
[Quelle: Homepage der<br />
Euroregion Spree-Neiße-Bober]<br />
Der Landkreis Spree-Neiße ist Bestandteil der Euroregion Spree-Neiße-Bober.<br />
Die Euroregion Spree-Neiße-Bober hat in Vorbereitung der Interventionsperiode<br />
2007-2013 ein grenzüberschreitendes Entwicklungs- und Handlungskonzept erarbeitet,<br />
dass konkrete Schwerpunkte für die kommende Förderperiode benennt.<br />
Die folgenden sechs Handlungsfelder wurden identifiziert:
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 10<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
I. Profilierung Wissenschaft / Ausbau Technologietransfer<br />
II. Sicherung der Humanressourcen<br />
III. Ausbau Wirtschaftsverflechtungen und Netzwerke<br />
IV. Verbesserung der infrastrukturellen Standortbedingungen<br />
V. Bewahrung Naturreichtum / Verbesserung Umweltschutz<br />
VI. Unterstützung der Begegnungsmöglichkeiten und Ehrenamt<br />
Den sechs Handlungsfeldern sind jeweils unterschiedliche Handlungsansätze und<br />
Maßnahmenvorschläge zugeordnet. In der folgenden Tabelle sind die Handlungsfelder,<br />
die Handlungsansätze und die Maßnahmenvorschläge dargestellt. Sie sind<br />
für die Stadt <strong>Guben</strong> in der kommenden Interventionsperiode grundsätzlich alle von<br />
Relevanz und weisen Bezüge zu den entwickelten Schlüsselmaßnahmen auf.<br />
Tabelle 1: Relevante Projekte des Entwicklungs- und Handlungskonzepts Euroregion Spree-Neiße-Bober 2007-2013<br />
HANDLUNGSFELD HANDLUNGSANSATZ MAßNAHMENVORSCHLÄGE<br />
I<br />
Profilierung Wissenschaft<br />
/ Ausbau Technologietransfer<br />
I-1 Förderung der grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit zwischen Forschungsund<br />
Technologietransfereinrichtungen<br />
sowie Unternehmen zur Anbahnung von<br />
gemeinsamen Forschungsprojekten<br />
I-2 Anbahnung von grenzüberschreitenden<br />
Kooperationen in den Bereichen Wissenschaft,<br />
Forschung und Innovation – so<br />
etwa durch die Unterstützung der Zusammenarbeit<br />
der Universitäten / Fachhochschulen<br />
und Unternehmen beiderseits<br />
der Grenze in der wirtschaftsnahen<br />
Forschung<br />
• Ausbau der Zusammenarbeit der bestehenden<br />
Universitäten / Fachhochschulen (mögliche Fachrichtungen:<br />
u. a. Architektur, Bergbaufolgelandschaft,<br />
Konversion; insbesondere Angebot von Stipendien<br />
und Sommerkursen)<br />
• Anbahnung von grenzüberschreitenden Kooperationen<br />
und Netzwerken von Forschungs- und Technologietransfereinrichtungen<br />
(u. a. Ausbau der<br />
Technologietransferleistungen der BTU Cottbus)<br />
• Realisierung der verstärkten Nutzung der Technologietransfer-Angebote<br />
durch Unternehmen der gesamten<br />
Region<br />
• Aufbau von Forschungs- und Wissenschaftszentren<br />
auf der polnischen Seite<br />
• Maßnahmen zur Medien- und IT-Netzwerkbildung<br />
• Aufbau und Weiterentwicklung grenzübergreifender<br />
Kooperationen im Ausbildungsbereich (u. a. ü-<br />
ber die Handwerkskammern Cottbus und Zielona<br />
Gora)<br />
• Förderung der wirtschaftsnahen Erstausbildung in<br />
Kooperation mit deutschen bzw. polnischen Institutionen<br />
in den Bereichen Tourismus und Dienstleistungssektor,<br />
u. a. Gesundheitsbranche, Umwelt, innovative<br />
Technologien<br />
• Bedarfsgerechte Qualifizierung von Geschäftsführer/innen<br />
und Beschäftigten kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen im Hinblick auf zusätzliche wirtschaftliche<br />
Aktivitäten im Partnerland<br />
• Ausbau der Fremdsprachenausbildung Deutsch /<br />
Polnisch (z. B. Wahlpflichtfach Polnisch an Grundschule,<br />
Einrichtung deutsch-polnischer Kindergärten)<br />
• Entwicklung von Modulen zur Qualifizierung im<br />
Bereich der interkulturellen Kompetenz<br />
• Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen im<br />
Bereich Umwelt- und Naturschutz<br />
• Förderung lokaler Beschäftigungsinitiativen<br />
• Förderung von eLearning<br />
II<br />
Sicherung der Humanressourcen<br />
II-1 Grenzübergreifender Austausch (z. B.<br />
durch Praktika) von Bildungsteilnehmenden,<br />
Auszubildenden, Beschäftigten und<br />
Führungskräften<br />
II-2<br />
Coaching- bzw. Qualifizierungsangebote<br />
für Führungskräfte und Beschäftigte in<br />
KMU zu Themen mit grenzüberschreitender<br />
Relevanz (z. B. Wirtschaftssprache, interkulturelle<br />
Kompetenz)<br />
II-3 Entwicklung neuer, innovativer Inhalte<br />
und Methoden der beruflichen Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
II-4<br />
II-5<br />
II-6<br />
stärkere Zusammenarbeit und Vernetzung<br />
der Universitäten und Fachhochschulen<br />
berufliche Aus- und Weiterbildungssowie<br />
Beschäftigungsangebote für Jugendliche<br />
und andere besonders förderungsbedürftige<br />
Personengruppen, wie z.<br />
B. Schwerbehinderte, ältere Erwerbspersonen<br />
und Langzeitarbeitslose<br />
Förderung von lokalen Arbeitsmarkt- und<br />
Beschäftigungsinitiativen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 11<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
HANDLUNGSFELD HANDLUNGSANSATZ MAßNAHMENVORSCHLÄGE<br />
III<br />
Ausbau Wirtschaftsverflechtungen<br />
und Netzwerke<br />
III-1 Entwicklung und Unterstützung von<br />
grenzüberschreitenden deutschpolnischen<br />
Unternehmenskooperationen<br />
sowie Unternehmensnetzwerken – so etwa<br />
durch die Förderung grenzübergreifender<br />
Wertschöpfungsketten (z. B. durch<br />
Branchenkonferenzen) unter besonderer<br />
Nutzung der jeweiligen Standortvorteile<br />
und Kernkompetenzen<br />
III-2 Unterstützung von KMU bei der Erschließung<br />
von Märkten im jeweils anderen<br />
Partnerland – so etwa durch die Förderung<br />
von Markterschließungs- und Außenhandelsaktivitäten<br />
(z. B. Messebeteiligungen<br />
und Kooperationsbörsen), durch<br />
Hilfen zum Abbau von Marktzugangsbarrieren<br />
(beispielsweise mittels Vermittlung<br />
von Marktkenntnissen, Sprachen und interkultureller<br />
Kompetenz) oder auch von<br />
gemeinsamen Unternehmensgründungen<br />
III-3 Förderung des grenzübergreifenden<br />
Standort-, Gewerbeflächen- und Tourismusmarketings,<br />
u. a. durch Betreuungsangebote<br />
für Investoren oder durch Unterstützung<br />
bei der Entwicklung grenzüberschreitender<br />
touristischer Angebote<br />
(z. B. im Marketing und im Aufbau grenzübergreifender<br />
Tourismusinformationssysteme)<br />
III-4 Angebote für einen grenzübergreifenden<br />
Tourismus<br />
• Vernetzung der bestehenden Wirtschaftsfördereinrichtungen<br />
• Qualifizierung der polnischen Partner (Projektmanagement<br />
und –entwicklung)<br />
• Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten und<br />
Unternehmensnetzwerken (z.B. in den Branchen<br />
Fahrzeugbau, Elektrotechnik), ggf. gemeinsame<br />
Produktionsentwicklung<br />
• Durchführung von Kooperationsbörsen und Branchenkonferenzen,<br />
insbesondere im Rahmen regionaler<br />
und branchenspezifischer Clusterbildungen<br />
• Netzwerk alternative Energien<br />
• Aufbau einer grenzüberschreitenden Wirtschaftsdatenbank<br />
• Unterstützung von Existenzgründungen (Qualifizierung,<br />
Beratung, Coaching, Kontaktvermittlung)<br />
• Unterstützung der KMU bei der Erschließung von<br />
neuen Märkten im Partnerland sowie deutschpolnischer<br />
Unternehmenskooperationen bei der<br />
gemeinsamen Erschließung von Märkten in Drittländern<br />
(z. B. Messebeteiligung, Coaching, Dolmetscher-/<br />
Übersetzungsleistungen)<br />
• Grenzübergreifende Vermarktung von Gewerbegebieten<br />
in der deutsch-polnischen Grenzregion<br />
• Förderung von gemeinsamen Projekten im Bereich<br />
Gesundheitswirtschaft (u. a. Durchführung von Informations-<br />
und Erfahrungsaustauschen, Ausbau<br />
Deutsch-Polnische Gesundheitsakademie in Forst<br />
und Zielona Gora (Strukturen, Netzwerkaufbau))<br />
• Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit im Tourismusberich<br />
(Pressedienst)<br />
• Stärkere Vernetzung der touristischen Angebote<br />
• Durchführung von Workshops zur Entwicklung<br />
gemeinsamer grenzüberschreitender Tourismusprodukte<br />
(Einbindung der Privatwirtschaft, z. B. Reiseagenturen<br />
auf polnischer Seite, touristische Anbieter)<br />
• Durchführung eines von der Euroregion organisierten<br />
Tourismustreffens (1mal jährlich)<br />
• Erarbeitung von Informationsmaterialien (z.B. Produktbroschüre<br />
mit grenzüberschreitenden Pauschalangeboten,<br />
grenzüberschreitender Übersichtsplan,<br />
grenzüberschreitender, zweisprachiger Veranstaltungskalender<br />
etc.)<br />
• Erarbeitung einer gemeinsamen Internetpräsentation<br />
bzw. Einbindung grenzüberschreitender Tourismusinformationen<br />
in bestehende Internetportale<br />
• Verstärkte Einbindung der Kulturveranstaltungen<br />
der gesamten Euroregion in die touristische Angebotsgestaltung<br />
• Schaffung attraktiver grenzüberschreitender Angebote<br />
im Aktiv- und Naturtourismus, u.a. grenzüberschreitende<br />
naturkundliche Exkursionen<br />
• Verbesserung der grenzüberschreitenden regionalen<br />
Kenntnisse der touristischen Akteure (u. a. Durchführung<br />
von Weiterbildung und Seminaren=
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 12<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
HANDLUNGSFELD HANDLUNGSANSATZ MAßNAHMENVORSCHLÄGE<br />
IV Verbesserung der infrastrukturellen<br />
Standortbedingungen<br />
V<br />
Bewahrung Naturreichtum<br />
/ Verbesserung<br />
Umweltschutz<br />
IV-1 Fertigstellung der Oder-Lausitz-Trasse bis<br />
2015 sowie in Polen Fertigstellung der<br />
Schnellstraße Nr. 3 von Stettin in Richtung<br />
Süden<br />
IV-2 Verbesserung der Schienenverbindung<br />
Berlin – Cottbus – Forst – Zary – Breslau<br />
sowie (Wieder-)Einrichtung einer Direktverbindung<br />
zwischen den wichtigsten<br />
Zentren der Euroregion, Cottbus und Zielona<br />
Gora<br />
IV-3 Förderung von Infrastrukturmaßnahmen,<br />
die sich aus der unmittelbaren Grenzlage<br />
ergeben bzw. die tatsächlich grenzüberschreitenden<br />
Charakter tragen, z. B. die<br />
Wiederherstellung von Grenzbrücken und<br />
die Verknüpfung der touristischen Freizeitwege-Infrastruktur<br />
(Rad- und Wanderwege)<br />
IV-4 Entwicklung neuer formen der Mobilität<br />
in dünn besiedelten Räumen, gerade auch<br />
für die ältere Bevölkerung<br />
IV-5 Förderung gemeinsamer, grenzübergreifender<br />
Nutzung von bereits bestehenden<br />
Infrastrukturen – in Bereichen der technischen<br />
(Wasserver- sowie Abwasser- und<br />
Abfallentsorgung, Energiesysteme, Brandund<br />
Katastrophenschutz, Telekommunikation<br />
etc.)<br />
V-1 Verbesserung der grenzübergreifenden<br />
naturräumlichen Potenziale und Zuführung<br />
einer intensiveren touristischen Nutzung<br />
• Erarbeitung Verkehrskonzept bis 30.06.2008<br />
• Erarbeitung eines Zielkonzeptes Straße (Anbindung<br />
der Verkehrsinfrastruktur zur Grenze / Verbindungen<br />
zu polnischen Trassen, z. B. E3)<br />
• Förderung von Umschlagstellen für den grenzüberschreitenden<br />
Güterverkehr (Güterverkehrs- und Logistikzentren<br />
etc. ) / Erarbeitung eines Logistikkonzeptes<br />
• Neueinrichtung kriegszerstörter Grenzbrücken (v. a.<br />
Fußgängerbrücke <strong>Guben</strong> – Gubin (Theaterinsel)<br />
etc.)<br />
• Modernisierung von Bahnverbindungen / Verbesserung<br />
der Verbindungsqualitäten (v. a. Bahnstrecke<br />
Berlin – Cottbus – Forst – Zary – Breslau)<br />
• Wiedereinrichtung von Bahnverbindungen (v. a.<br />
Cottbus – Zielona Gora)<br />
• Einrichtung eines grenzübergreifenden ÖPNV (von<br />
Cottbus über <strong>Guben</strong> – Gubin nach Zielona Gora)<br />
• Vernetzung und Harmonisierung der ÖPNV / SPNV-<br />
Angebote<br />
• Entwicklung nachfrageorientierter Angebote (z. B.<br />
Nutzung von Kleinbussen )<br />
• Erarbeitung einer Entwicklungsstrategie für den<br />
Verkehrslandeplatz Drewitz<br />
• Infrastrukturentwicklung im Grenzbereich (z. B.<br />
Theaterinsel Gubin, Neißeterrassen <strong>Guben</strong>, etc.)<br />
• Entwicklung eines einheitlichen, aufeinander abgestimmten<br />
grenzüberschreitenden Wander-, Radwander-<br />
und Wasserwanderwegesystems mit zweisprachiger<br />
Beschilderung im grenznahen Bereich<br />
• Ausbau und umfassende Ausschilderung des Fahrradwegenetzes<br />
auf der polnischen Seite der Euroregion<br />
• Ausbau des Reitwegenetzes auf der deutschen Seite<br />
der Euroregion<br />
• Zusammenarbeit der Versorgungs- und Entsorgungseinrichtungen<br />
(Trinkwasser, Abwasser, Abfallwirtschaft,<br />
Energiesysteme)<br />
• Förderung von Energienetzverbindungen in den<br />
Bereichen Strom, Gas und Fernwärme auf unterer<br />
Ebene („kleiner Grenzverkehr“)<br />
• Integration der erneuerbaren Energien in die Energiesysteme<br />
• Fortführung des grenzübergreifenden Brand- und<br />
Katastrophenschutzes (u. a. Aufbau von Zuführungs-<br />
und Ergänzungseinheiten für den überregionalen<br />
Einsatz)<br />
• Abstimmung Abfallentsorgung (z. B. Abstimmung<br />
zukünftiger Investitionen, Erarbeitung gemeinsamer<br />
Richtlinien)<br />
• Umsetzung gemeinsamer Naturschutzprojekte<br />
• Einführung eines gemeinsamen Umweltmonitorings<br />
• Aufbau einer grenzüberschreitenden Geodatenstruktur<br />
• Erarbeitung und Umsetzung gemeinsamer Leitlinien<br />
und Programme für die Raumplanung und nachhaltige<br />
Flächen-/Landnutzung (u. a. Land-<br />
/Forstwirtschaft, Naturräume, integrierte Entwicklung<br />
von Schutzgebieten i. S. Natura 2000)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 13<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
HANDLUNGSFELD HANDLUNGSANSATZ MAßNAHMENVORSCHLÄGE<br />
VI Unterstützung von<br />
Begegnungsmöglichkeiten<br />
und Ehrenamt<br />
VI-1 Intensivierung grenzüberschreitender<br />
Beziehungen sowie Aufbau arbeitsteiliger<br />
Verflechtungen u. a. in den Bereichen<br />
Kultur, Sport, Gesundheit, Soziales und<br />
Wohnen<br />
VI-2 Förderung von Kontakten zwischen Nicht-<br />
Regierungsorganisationen (NGOs), von<br />
Bürgerinitiativen oder auch von Bildungsund<br />
Kultureinrichtungen<br />
VI-3 Vermittlung von Kenntnissen über Verwaltungsstrukturen<br />
und deren Aufgabenund<br />
Verantwortungsbereiche<br />
• Umsetzung gemeinsamer kultureller, soziokultureller,<br />
sportlicher und schulischer Projekte sowie Veranstaltungen<br />
für Schüler und Jugendliche (z. B.<br />
Schulpartnerschaften, Jugendaustausche, Identitätswerkstätten)<br />
• Förderung der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit<br />
der Gebietskörperschaften sowie öffentlichen und<br />
privaten Kulturträger, Vereine und Institutionen zur<br />
Weiterentwicklung der grenzübergreifenden Beziehungen<br />
• Umsetzung von Maßnahmen der grenzübergreifenden<br />
Entwicklung der Doppelstadt <strong>Guben</strong> – Gubin<br />
als Modellvorhaben für eine grenzüberschreitenden<br />
Stadtentwicklung (z. B. gemeinsame Marketingaktivitäten,<br />
gemeinsamer Internetauftritt)<br />
• Maßnahmen im Bereich der grenzübergreifenden<br />
öffentlichen Infrastruktur, z. B. in den Bereichen Erholung,<br />
Kultur, Sport und soziale Infrastruktur<br />
Im Rahmen des weiteren <strong>INSEK</strong>-Verfahrens erfolgen Vertiefungen zu den Maßnahmenvorschlägen<br />
des Entwicklungs- und Handlungskonzeptes.<br />
2.2 Perspektive Doppelstadt <strong>Guben</strong>-Gubin<br />
Kaum Änderung der<br />
Rahmenbedingungen durch EU-<br />
Beitritt der Republik Polen<br />
Polnische Nachbarregion liegt im<br />
strukturschwachen Raum und<br />
verzeichnet Bevölkerungsverluste<br />
Bis 2004 befand sich die Stadt <strong>Guben</strong> in peripherer Randlage des strukturschwachen<br />
äußeren Entwicklungsraumes des Landes Brandenburg wie auch an einer<br />
Außengrenze der Europäischen Union. Mit dem Betritt der Republik Polen zur<br />
Europäischen Union haben sich zwar grundsätzlich die Rahmenbedingungen geändert,<br />
gravierende Neuerungen haben sie noch nicht mit sich gebracht. Für die<br />
Stadt <strong>Guben</strong> waren und sind als Reaktion auf den demographischen und wirtschaftlichen<br />
Umbruch der Stadtumbau, die Entwicklung einer wirtschaftlichen und<br />
infrastrukturellen Basis im Industriegebiet Süd sowie die Qualifizierung und Entwicklung<br />
eines Bildungsprofils am Standort <strong>Guben</strong> die bestimmenden Aufgabenschwerpunkte<br />
der Stadtentwicklung.<br />
Aber auch die Nachbarregion, die Wojewodschaft Lubuskie, ist in einer schwierigen<br />
Situation. Gemessen an ihrem Flächenanteil verfügt sie nur über einen stark<br />
unterrepräsentierten Bevölkerungsanteil und eine schwache wirtschaftliche Basis.<br />
Prägend waren die Holzindustrie, das Bauwesen und die Textilindustrie. Im Durchschnitt<br />
hatten die Betriebe nur sechs Beschäftige. Durch den Krieg wurden viele<br />
der kleineren und mittleren Städte der Region zu 50% bis 90% zerstört und nur<br />
noch 40% bis 45% des Wohnungsbestands war verfügbar. Heute dominieren hier<br />
hohe Arbeitslosigkeit, ein Mangel an kapitalstarken Unternehmen und eine im<br />
Verhältnis schlechte Infrastrukturausstattung. Ein Blick auf die aktuelle Bevölkerungsentwicklung<br />
zeigt auch für diesen Raum eine rückläufige Tendenz. Seit<br />
1999/2000 sinkt in einer Vielzahl der Städte im Grenzraum die Einwohnerzahl. 3<br />
3 Quelle: Grenzen der Kooperation – Perspektiven im Grenzraum; Hrsg.: Projekt Translokal, Stadt<br />
<strong>Guben</strong>, September 2006
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 14<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bündelung der Kräfte von <strong>Guben</strong><br />
und Gubin, um Gewicht und<br />
Profil zwischen den regionale<br />
Zentren zu entwickeln<br />
Aufgrund der peripheren Lage beider Städte im strukturschwachen Raum ist die<br />
künftige Entwicklung der Doppelstadt <strong>Guben</strong> – Gubin nur schwierig zu prognostizieren.<br />
Um ihre Entwicklungsperspektiven als Wirtschaftsstandort zu verbessern,<br />
wollen beide Kommunen miteinander kooperieren, um endogene Potenziale freizusetzen<br />
und zu nutzen. Dazu bedarf es leistungsfähiger und selbst tragender<br />
Kooperationsstrukturen sowie verbesserte Rahmenbedingungen für eine konkrete<br />
Zusammenarbeit zur:<br />
• Verknüpfung der verkehrlichen und technischen Infrastruktur sowie tragfähiger<br />
Netzwerke und belastbarer Kommunikations- und Umsetzungsstrukturen,<br />
• Weiterentwicklung der Kommunikationsfähigkeit über die Durchführung von<br />
konkreten Planungen, Projekten und Maßnahmen, sowie<br />
• Anpassung / Änderung der politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen, um<br />
eine direkte und vertraglich gesicherte Zusammenarbeit zu ermöglichen.<br />
2.3 Lage und Funktion als Regionales Zentrum<br />
<strong>Guben</strong> gehört dem Landkreis Spree-Neiße an und liegt an der Grenze zu Polen, ca.<br />
150 km südöstlich von Berlin. Die größten Städte in der strukturschwachen Region<br />
sind die kreisfreien Städte Cottbus im Südwesten, Frankfurt (Oder) im Norden und<br />
Zielona Gora im Osten als Oberzentren. Bedeutende (Wirtschafts-)Zentren wie<br />
Berlin, Dresden, Leipzig, Wroclaw und Poznan sind relativ weit entfernt, sodass<br />
kaum Impulse aus den Wirtschaftsmetropolen auf die Region ausstrahlen.<br />
Mittelzentrum im<br />
strukturschwachen Raum<br />
Landesplanerischer Entwurf:<br />
Mittelzentrum<br />
Die Entwicklung der Stadt <strong>Guben</strong> ist somit von großer Bedeutung für die ländlich<br />
strukturierte Region. Als Mittelzentrum und Wirtschaftsstandort übernimmt die<br />
Stadt vielfältige Funktionen und stellt zentrale Einrichtungen für einen größeren<br />
Verflechtungsraum zur Verfügung. Ein wichtiger Beitrag sind dabei die vor Ort<br />
ansässigen Verwaltungs- und Dienstleistungsfunktionen wie Amtsgericht, Agentur<br />
für Arbeit, Eigenbetrieb für Grundsicherung, Naemi-Wilke-Stift etc.)<br />
Der aktuelle Entwurf des Landesentwicklungsplans Berlin-Brandenburg (LEP B-B)<br />
vom 21. August 2007 sieht vor, dass <strong>Guben</strong> im Zuge der Neugliederung des Zentrale-Orte-Systems<br />
(ZOS) die Funktion eines Mittelzentrums erhalten bleibt. Als<br />
Mittelbereich werden neben <strong>Guben</strong> die Gemeinde Schenkendöbern und das Amt<br />
Peitz mit einer Gesamtbevölkerung von rd. 37.500 Personen (Stand: 31.12.2006)<br />
benannt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 15<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 3:<br />
Auszug aus dem Entwurf<br />
Landesentwicklungsplan Berlin-<br />
Brandenburg (LEP B-B) –<br />
Metropole, Ober- und<br />
Mittelzentren mit<br />
Mittelbereichen<br />
(21. August 2007)<br />
Stadtumbaustadt und<br />
Branchenschwerpunktort<br />
Im Zuge der Neuausrichtung der Struktur- und Förderpolitik des Landes Brandenburg<br />
wurde <strong>Guben</strong> die Funktionen Stadtumbaustadt und Branchenschwerpunktort<br />
zugewiesen. Zu den Branchenkompetenzen der Stadt gehören Kunststoff / Chemie,<br />
Metallerzeugung, -be- und -verarbeitung/Mechatronik und Ernährungswirtschaft.<br />
Dies unterstreicht die Bedeutung der Stadt als Wirtschaftsstandort und<br />
erfordert eine gezielte Aktivierung ihrer Potenziale, die zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />
des gesamten Raumes beitragen.<br />
Abbildung 4:<br />
Branchenschwerpunktorte in der<br />
Planungsregion Lausitz-<br />
Spreewald<br />
[Quelle: MW des Landes<br />
Brandenburg]<br />
Dabei steht <strong>Guben</strong> als Wirtschaftsstandort in unmittelbarer Konkurrenz zu den<br />
Regionalen Wachstumskernen Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt sowie Cottbus
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 16<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
und Spremberg. In ihrer Funktion als Dienstleistungs- - und Verwaltungsstandort<br />
steht sie in direktem Wettbewerb zur Kreisstadt Forst.<br />
Abbildung 5:<br />
Übersicht Regionaler<br />
Wachstumskerne und<br />
Stadtumbaustädte im Land<br />
Brandenburg<br />
[Quelle: MIR des Landes<br />
Brandenburg]<br />
Anbindung an das überregionale<br />
Verkehrsnetz<br />
Über die B 112 ist <strong>Guben</strong> an das nationale Autobahnnetz, die A 15 und die A 12,<br />
angebunden. Um die verkehrstechnische Erschließung des Grenzraumes zu verbessern,<br />
wird die B 112 als Oder-Lausitz-Trasse bis 2012 ausgebaut, sodass dann eine<br />
schnellere Verbindung nach Norden in Richtung Frankfurt (Oder) und der Bundesautobahn<br />
A 12 besteht. Im Bereich <strong>Guben</strong> ist die Ortsumfahrung zwischen dem<br />
Grenzübergang Gubinek im Süden und Neuzelle im Norden im Sommer 2006<br />
fertig gestellt worden. In Richtung Westen wird das überörtliche Verkehrsnetz<br />
durch die B 97 (Richtung Peitz und Cottbus) und die B 320 (Richtung Lieberose)<br />
ergänzt.<br />
Innerhalb des Erreichbarkeitshorizontes von 30 bis 45 Minuten liegen Kommunen<br />
wie Cottbus, Eisenhüttenstadt, Neuzelle, Lieberose, Peitz und Forst. Auf polnischer<br />
Seite liegen neben Gubin, Brody, Lubsko und Krosno Ordzanskie innerhalb dieses<br />
Radius.<br />
<strong>Guben</strong> im kulturlandschaftlichen<br />
Handlungsraum<br />
Gegenstand des LEP BB sind auch Anregungen für Kulturlandschaften, die als<br />
Handlungsräume für eine kooperative und qualitativ ausgerichtete Regionalentwicklung<br />
ausgerichtet sind. <strong>Guben</strong> ist vom Handlungsraum Schlaubetal und den<br />
sich südlich anschließenden landschaftlich geprägten Strukturen erfasst.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 17<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken-Schwächen-Analyse „Funktion im Raum“<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Gute Ausstattung mit zentralörtlichen Einrichtungen<br />
• Regionale Bedeutung als Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandort<br />
• Zentrum der Gesundheitsversorgung<br />
• Wichtiger Schulstandort mit Angeboten in allen Schulformen<br />
sowie Weiterbildung<br />
• Gute Ausstattung mit Sport- und Freizeiteinrichtungen<br />
• zu wenig etablierte Stadt-Umland-Kooperation<br />
• z. T. unzureichende Anbindung des Umlandes per ÖPNV, insbesondere<br />
am Wochenende<br />
• Innenstadt im Hinblick auf Einzelhandel (Branchenmix) und<br />
Dienstleistungsstandort noch nicht attraktiv genug für Funktion<br />
„Mittelzentrum“<br />
• Zentralörtliche bzw. regionale Konkurrenzen zur Stadt Forst<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Weitere Qualifizierung als Verwaltungs- und Dienstleistungsstandort, weitere<br />
Qualifizierung der Verwaltung als Dienstleister für Bürger und Wirtschaft (Erreichbarkeit<br />
von Standorten, Barrierefreiheit) im Sinne des „new-public-management“<br />
• Weitere Stärkung der Funktion als regionaler Wirtschaftsstandort<br />
• Weitere Stärkung der Funktion „Wohnstandort“ durch Gewinnung von Zuzüglern,<br />
Schaffung und Vermarktung von attraktiven Wohnangeboten, Gewinnung<br />
von Einpendlern als neue Bürger und Unterbreitung von vielfältigen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
• Erhalt des guten Bildungsangebotes – trotz demographischem Wandel<br />
• Ausbau der Kooperationsbeziehungen mit den Umlandgemeinden<br />
2.4 Stadtstruktur und stadträumliche Gliederung<br />
Stadtstruktur<br />
Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von insgesamt 4.376 ha. Davon sind ca. 35 %<br />
Siedlungsfläche, ca. 25 % Waldflächen und ca. 40 % Landwirtschaftsfläche.<br />
Bipolare Siedlungsstruktur<br />
in <strong>Guben</strong> ...<br />
Die Stadtstruktur wird hauptsächlich von zwei unabhängigen Siedlungsbereichen,<br />
der Altstadt an der Neiße (Unterstadt) und der „Neustadt“ (Oberstadt) auf der<br />
Obersprucke, dem Reichenbacher Berg gekennzeichnet. Beide Siedlungsbereiche<br />
sind durch den Stadtpark, der in einen Grünzug eingebunden ist, von einander<br />
getrennt. Weitere Siedlungsbereiche sind ehemals eigenständige Gemeinden wie<br />
Groß Breesen und Bresinchen im Norden der Stadt, Deulowitz und Kaltenborn im<br />
Westen und Schlagsdorf im Süden, die im Umkreis von 5 km liegen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 18<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 6:<br />
Kernstadt mit Stadtteilen<br />
[Karte: Google Earth, eigene<br />
Darstellung]<br />
Stadträumliche Gliederung als Monitoringgrundlage<br />
Die Altstadt Ost als das Zentrum der Stadt liegt bezogen auf das gesamte Stadtgebiet<br />
und aus historischen Gründen peripher an der östlichen Stadtgrenze bzw. am<br />
Ufer der Neiße und wird im Westen durch die in Nord-Süd-Richtung verlaufende<br />
Bahnstrecke vom übrigen Stadtgebiet getrennt. Hier befinden sich das Rathaus, die<br />
gesamte kundenbezogene kommunale Infrastruktur, die Haupteinkaufsstraße und<br />
der Bahnhof sowie zahlreiche Objekte aus ihrer Vergangenheit als Industrievorstadt<br />
im 19. und 20. Jahrhundert. Westlich der Altstadt Ost schließt die Altstadt<br />
West an.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 19<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
1993 wurden die Orte Bresinchen, Deulowitz, Kaltenborn und Schlagsdorf eingemeindet.<br />
Sie weisen noch einen dörflichen Ortskern auf, der teilweise von Ein- und<br />
Zweifamilienhausbebauung überformt wird.<br />
Abbildung 7:<br />
Übersicht der Stadtteile (gemäß<br />
Stadtentwicklungsmonitoring)<br />
[Ausschnitt; Karte: Google Earth,<br />
eigene Darstellung]<br />
Eindeutige (adressscharfe) und<br />
flächendeckende<br />
Stadtgebietsaufteilung für<br />
Monitoring<br />
Gliederung für teilräumliche<br />
Betrachtungsebenen<br />
Auf Grundlage der siedlungsstrukturellen, funktionellen und städtebaulichen Rahmenbedingungen<br />
ist das Stadtgebiet für ein Stadtentwicklungsmonitoring, das im<br />
Rahmen des Stadtumbauprozesses aufgebaut worden ist, adressscharf und flächendeckend<br />
aufgeteilt worden. Grundsätzlich erfolgt hierbei eine Unterteilung in<br />
die Schwerpunktgebiete des Stadtumbaus und die konsolidierten Gebiete. Über<br />
die fünf definierten Stadtteile wird die Beobachtung kleinteiliger Entwicklungsprozesse<br />
ermöglicht.<br />
Bei den in diesem <strong>Bericht</strong> vorgenommenen Darstellungen werden folgende Stadtteilbetrachtungen<br />
vorgenommen:<br />
• Schwerpunkträume des Stadtumbaus:<br />
− Altstadt Ost<br />
− Altstadt West<br />
− WK I<br />
− WK II
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 20<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
− WK IV – Reichenbacher Berg<br />
• Konsolidierte Gebiete:<br />
− Altsprucke<br />
− Bresinchen<br />
− Deulowitz<br />
− Groß Breesen<br />
− Kaltenborn<br />
− Reichenbach<br />
− Schlagsdorf<br />
Diese Aufteilung ermöglicht die Betrachtung der Schwerpunkträume (siehe Kapitel<br />
zur Bevölkerungsentwicklung und -prognose sowie zu den räumlichen Zielen). Eine<br />
differenzierte Betrachtung der unter der Kategorie „Sonstiges Kernstadtgebiet“<br />
zusammengefassten Monitoringstadtteile oder der Dörfer erfolgt an dieser Stelle<br />
nicht.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 21<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
3 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose<br />
Die Entwicklung der Stadt <strong>Guben</strong> war in der Vergangenheit von hohen Bevölkerungsverlusten<br />
geprägt. Diese Entwicklung wird sich wegen der heute bestehenden<br />
Altersstruktur der Bevölkerung und der geringen Fertilität auch in Zukunft<br />
fortsetzen.<br />
Der Abschätzung der künftigen Bevölkerungsentwicklung für die Gesamtstadt und<br />
die Stadtteile ist daher zentrale Grundlage für den weiteren Stadtentwicklungsprozess<br />
und die ressortbezogene Planungen. Um den Prozess steuernd zu begleiten<br />
und eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung zu gewährleisten, gilt es<br />
Einflussmöglichkeiten zu identifizieren. Eine wesentliche Grundlage dafür sind die<br />
Gesamtstadt-, Stadtteil- und Altersprognosen.<br />
3.1 Bevölkerungsentwicklung der letzten fünf<br />
Jahre<br />
3.1.1 Gesamtstadt<br />
Mehr als ein Drittel der<br />
Einwohner seit 1990 verloren<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat seit 1990 über ein Drittel ihrer Bevölkerung verloren. Lebten<br />
1990 noch 33.200 Personen in <strong>Guben</strong>, zählte die Stadt Ende 2006 noch 20.568 4<br />
Personen mit Hauptwohnsitz in der Stadt. 5 Im Vergleich mit anderen Mittelzentren<br />
des Landes Brandenburg weist <strong>Guben</strong> sehr hohe Einwohnerverluste auf.<br />
4 Stand am 30.09.2007: 20.227 Einwohner<br />
5 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt <strong>Guben</strong>
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 22<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 8: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung der Stadt <strong>Guben</strong> seit 2002 [Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene Darstellung]<br />
KOMPONENTEN DER BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG<br />
Gesamtstadt 2002-2006<br />
2001-2005<br />
2002 2003 2004 2005 2006<br />
Lebendgebore natürlicher Saldo Fortzüge Gesamtsaldo<br />
3.000<br />
natürlicher Saldo Wanderungssaldo<br />
2002 2003 2004 2005 2006<br />
-148<br />
-155<br />
-156<br />
-139<br />
-122<br />
-<br />
-100<br />
2.000<br />
-200<br />
1.000<br />
-324<br />
112<br />
110<br />
108<br />
100<br />
120<br />
-399<br />
-300<br />
557<br />
534<br />
573<br />
567<br />
462<br />
-478<br />
-400<br />
0<br />
-1.000<br />
-260<br />
-265<br />
-264<br />
-239<br />
-242<br />
-148<br />
-155<br />
-156<br />
-139<br />
-122<br />
-1326<br />
-1247<br />
-1051<br />
-891<br />
-861<br />
-769<br />
-713<br />
-478<br />
-324<br />
-399<br />
-917<br />
-868<br />
-634<br />
-463<br />
-521<br />
-769<br />
-713<br />
-500<br />
-600<br />
-700<br />
-800<br />
-2.000<br />
-900<br />
-3.000<br />
-1.000<br />
Stetig rückläufige<br />
Einwohnerverluste<br />
Bevölkerungsverluste zu 4/5<br />
wanderungsbedingt<br />
Seit Ende 2001 hat die Stadt insgesamt rd. 3.400 Einwohner verloren – dies entspricht<br />
einem Minus von 14 % (städtische Angaben). Die jährlichen Verluste haben<br />
sich seit Ende 2001 stetig verringert. Dieser Trend bestätigt sich auch für das Jahr<br />
2006, wenn man die Einwohnerverluste durch die Schließung des Asylbewerberheims<br />
in <strong>Guben</strong> herausrechnet.<br />
Die Bevölkerungsverluste sind zu 80 % auf negative Wanderungssalden zurückzuführen.<br />
Bei nahezu konstanten Zuzügen ist die Zahl der Fortzüge in den letzten<br />
Jahren deutlich zurückgegangen. Erfreulich ist, dass trotz einer sinkenden Gesamtbevölkerungszahl<br />
die Zahl der Geburten über den Zeitraum der letzten fünf<br />
Jahre vergleichsweise stabil geblieben ist.<br />
3.1.2 Stadtregion<br />
Abbildung 9:<br />
Bevölkerungsentwicklung der<br />
Stadtregion <strong>Guben</strong> der letzten<br />
5 Jahre (2002-2006)<br />
[Quelle: LDS, eigene Darstellung]<br />
Das Amt Peitz und die Gemeinde<br />
Bevölkerungsentwicklung der Stadtregion <strong>Guben</strong><br />
Schenkendöbern, die<br />
beiden an <strong>Guben</strong> angrenzen,<br />
<strong>Guben</strong> Peitz Schenkendöbern<br />
0%<br />
hatten in den letzten fünf<br />
-1,8% -1,8%<br />
-2,9%<br />
-2%<br />
Jahren geringere Einwohnerverluste<br />
-4%<br />
-5,1%<br />
zu verzeichnen als die<br />
-6%<br />
-8%<br />
-11,4%<br />
-10%<br />
-7,2%<br />
Stadt <strong>Guben</strong>. Ende 2006 lebten<br />
in der umliegenden Region<br />
insg. rd. 16.600 Menschen.<br />
-12%<br />
-14%<br />
-16%<br />
Wanderungssaldo<br />
natürlicher Saldo Als regionaler Einzugs-<br />
bereich für <strong>Guben</strong> können<br />
zudem die Stadt Gubin sowie<br />
die Landgemeinde Gubin<br />
hinzugezogen werden, die zusammen eine Bevölkerungszahl von rd. 24.000 Ein-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 23<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
wohnern aufweisen. Somit umfasst die Stadtregion <strong>Guben</strong> rd. 61.500 Einwohner<br />
Ende 2006.<br />
Trendumkehr Stadt-Umland-<br />
Wanderung<br />
Die Analyse der regionalen Wanderungen zeigt, dass sich im Bereich der Suburbanisierung<br />
eine Trendumkehr abzeichnet. Waren bis 2003 die Wanderungssalden in<br />
Bezug auf die Gemeinde Schenkendöbern negativ, so sind sie seit 2004 positiv, mit<br />
steigender Tendenz. Auch gegenüber konkurrierenden Mittelzentren wie Eisenhüttenstadt<br />
und Forst weist <strong>Guben</strong> seit 2001 einen positiven Wanderungssaldo auf.<br />
Abbildung 10:<br />
Entwicklung der regionalen<br />
Wanderungssalden seit 2001<br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene<br />
Darstellung]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
regionale Wanderungssalden 2001 - 2005<br />
Personen<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
-80<br />
-100<br />
LK SPN<br />
Schenkendöbern<br />
Jänschwalde<br />
Forst<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Cottbus<br />
2001 2002 2003 2004 2005
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 24<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
3.1.3 Stadtteile<br />
Die Analyse der teilräumlichen Bevölkerungsentwicklung zeigt, dass die Stadtteile<br />
sehr unterschiedlich vom Rückgang der Gesamtbevölkerung betroffen sind.<br />
Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen seit 2002 [Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene Darstellung]<br />
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG (RELATIV)<br />
Gesamtstadt und nach Stadtteilen 2002-2006<br />
10%<br />
5%<br />
5,1%<br />
6,6%<br />
2,1%<br />
0%<br />
GESAMTSTADT<br />
-5%<br />
-10%<br />
-10,7%<br />
-8,1%<br />
-8,8%<br />
-4,7%<br />
-3,7%<br />
-8,8%<br />
-6,1%<br />
-7,0%<br />
Altstadt Ost<br />
Altstadt West<br />
WK I<br />
WK II<br />
-15%<br />
WK IV<br />
-20%<br />
-17,2%<br />
Altsprucke<br />
Kaltenborn<br />
Reichenbach<br />
-25%<br />
-30%<br />
-23,5%<br />
Bresinchen<br />
Deulowitz<br />
Groß Breesen<br />
Schlagsdorf<br />
Bevölkerungsverluste stehen<br />
-gewinnen gegenüber<br />
Überdurchschnittlich hoch sind die Verluste in den Wohnkomplexen WK IV - Reichechenbacher<br />
Berg und WK I, die 24 % bzw. 17 % ihrer Einwohner innerhalb<br />
der letzten fünf Jahre verloren haben. Diese sind z. T aber deutlich stadtumbaubedingt.<br />
Im WK IV - Reichenbacher Berg sind die Bevölkerungsverluste in den letzten<br />
zwei Jahren deutlich zurückgegangen. Demgegenüber haben Deulowitz ca. 7 %<br />
und die Altstadt Ost ca. 5 % an Einwohnern gewonnen. Die Wanderungsgewinne<br />
im Stadtzentrum sind dabei einerseits Ausdruck einer erfolgreichen Stadtsanierung<br />
sowie eines förderlichen Stadtumbauprozesses, andererseits aber auch auf die<br />
Eröffnung eines Seniorenheims zurückzuführen. Zu beachten ist allerdings, dass<br />
sich die absoluten Zahlen mit 46 bzw. 36 Einwohnern Bevölkerungszunahme auf<br />
einem niedrigen Niveau bewegen.<br />
Altstadt Ost erst mit<br />
Bevölkerungsanteil von ca. 8 %<br />
Bevölkerungsverteilung<br />
Der Großteil der <strong>Guben</strong>er Bevölkerung, ca. 92 % (ca. 18.720 Einwohner, Stand:<br />
30.6.2007) lebt in der Kernstadt, und ca. 8 % (ca. 1.640 Einwohner) in den umliegenden<br />
Ortsteilen. Die Bevölkerung der Kernstadt verteilt sich überwiegend auf die<br />
beiden Siedlungsbereiche, mit leichtem Übergewicht der Obersprucke – der Oberstadt.<br />
Auf die Altstadt Ost, die weiter als Stadtzentrum entwickelt werden soll,<br />
entfallen bislang nur 8 % der Bevölkerung.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 25<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 12<br />
Bevölkerungsverteilung innerhalb<br />
des Stadtgebiets 2007<br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene<br />
Darstellung]<br />
Altsprucke<br />
9%<br />
WK IV<br />
17%<br />
Kaltenborn<br />
2%<br />
Reichenbach<br />
4%<br />
Bresinchen<br />
1%<br />
Deulowitz<br />
1%<br />
Groß Breesen<br />
5%<br />
Schlagsdorf<br />
1%<br />
Altstadt Ost<br />
8%<br />
WK II<br />
18%<br />
Altstadt West<br />
25%<br />
WK I<br />
9%<br />
Altstadt Ost mit positivem<br />
Wanderungssaldo<br />
Altstadt West und Wohngebiet<br />
Reichenbacher Berg mit<br />
höchsten<br />
Wanderungsbewegungen<br />
Hohe Stadtteilverbundenheit im<br />
Wohngebiet Reichenbacher Berg<br />
bei stadtinternen Umzügen<br />
Altstadt Ost mit steigender<br />
Stadtteilverbundenheit<br />
Wanderungsverhalten<br />
Die Altstadt Ost weist unter<br />
den Schwerpunktstadtteilen als<br />
Anteil der Zuzüge und Fortzüge an<br />
Einwohnerzahlen (Durchschnitt<br />
stadtexterne Zu-/Fortzüge<br />
stadtinterne Zu-/Fortzüge<br />
einziger Stadtteil einen positiven<br />
2002-2006)<br />
Fortzüge Zuzüge<br />
Wanderungssaldo im<br />
WK IV<br />
Durchschnitt der letzten fünf<br />
Jahre auf. Der Anteil der Wanderungen<br />
an der Einwohnerzahl<br />
ist im Stadtteilvergleich<br />
jedoch gering. Im WK I finden<br />
WK II<br />
WK I<br />
Altstadt West<br />
Altstadt Ost<br />
-40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40%<br />
die geringsten Wanderungsbewegungen<br />
Datenquelle: Stadt <strong>Guben</strong><br />
statt. Lediglich 7 % der Bevölkerung sind im Durchschnitt der letzten<br />
5 Jahre zu-, 14 % fortgezogen.<br />
In der Altstadt West und im Wohngebiet Reichenbacher Berg (WK IV - Reichenbacher<br />
Berg) sind die höchsten Wanderungsbewegungen festzustellen. Rd. ein Drittel<br />
der Einwohner ist weggezogen. Dabei liegen die externen Fortzüge in der Altstadt<br />
West noch über denen des Wohngebiets Reichenbacher Berg. Nur durch gleichzeitig<br />
hohe Zuzüge, die zu 60 % aus anderen Stadtteilen und somit stadtintern generiert<br />
werden, fällt der Wanderungssaldo der Altstadt West im Durchschnitt der<br />
letzen fünf Jahre nicht so negativ aus wie im WK IV - Reichenbacher Berg.<br />
Das Wohngebiet WK IV - Reichenbacher Berg weist bei stadtinternen Umzügen die<br />
höchste Stadtteilverbundenheit auf, d. h. der Anteil der im Stadtteil verbleibenden<br />
Umzüge ist mit durchschnittlich 56 % (2002 bis 2006) besonders hoch. Vor dem<br />
Hintergrund der hier in den letzten Jahren notwendigen stadtumbaubedingten<br />
Umzüge ist dies sehr positiv einzuschätzen. Das Wohngebiet ist bei seinen Bewohnern<br />
beliebt.<br />
Die Altstadt Ost hatte als Wohnstandort entwicklungsbedingt in der Vergangenheit<br />
eine geringere Bedeutung. Der in den letzten Jahren steigende Anteil der im<br />
Stadtteil verbleibenden Umzüge verdeutlicht, dass auch in der Altstadt Ost inzwischen<br />
vielfältige Angebote für Umziehende bereitstehen, die es ermöglichen im<br />
Stadtteil zu bleiben.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 26<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Sehr hohe<br />
Wanderungsverflechtungen<br />
zwischen Altstadt West und<br />
Altstadt Ost<br />
Die größten Wanderungsbewegungen zwischen<br />
den Stadtteilen (2002-2006)<br />
0 100 200 300 400<br />
von<br />
WK IV<br />
WK IV<br />
Altstadt West<br />
Altstadt Ost<br />
WK II<br />
Zwischen den Stadtteilen<br />
lassen sich unterschiedlich<br />
starke Wanderungsverflechtungen<br />
feststellen. Von den<br />
mengenmäßig stärksten<br />
Wanderungsbewegungen<br />
zwischen 2002 und 2006<br />
sind insbesondere die Altstadt<br />
West und das Wohngebiet<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Berg betroffen. Abgesehen von stadtumbaubedingten Fortzügen aus dem<br />
WK IV - Reichenbacher Berg in den WK II und die Altstadt West, sind insbesondere<br />
zwischen Altstadt West und Altstadt Ost sehr hohe Wanderungsbewegungen zu<br />
beobachten.<br />
Im Wanderungssaldo der letzten fünf Jahre können für die einzelnen Schwerpunktstadtteile<br />
folgende Aussagen getroffen werden:<br />
• Altstadt Ost: positiver Wanderungssaldo gegenüber allen anderen Schwerpunktstadtteilen,<br />
Großteil der Zuzüge aus den Wohnkomplexen gewonnen<br />
• Altstadt West: bis auf Altstadt Ost Wanderungsgewinne aus den Wohnkomplexen,<br />
insbesondere aus dem Wohngebiet WK IV - Reichenbacher Berg<br />
• WK I: verliert gegenüber allen anderen Stadtteilen, am meisten an die Altstadt<br />
Ost<br />
• WK II: stadtumbaubedingt hohe Zuzüge aus dem Wohngebiet WK IV - Reichenbacher<br />
Berg; Verluste in ähnlicher Höhe gegenüber Altstadt Ost und West<br />
sowie Altsprucke<br />
• Wohngebiet WK IV - Reichenbacher Berg: stadtumbaubedingt die mengenmäßig<br />
höchsten Wanderungsverluste an andere Stadtteile bis auf den WK I,<br />
von dem im Saldo Zuzüge gewonnen wurden<br />
Alle Schwerpunktstadtteile weisen gegenüber den sonstigen Stadtteilen, die durch<br />
Einfamilienhäuser geprägt sind, einen negativen Wanderungssaldo auf. Dabei sind<br />
deutliche Konkurrenzen zum Stadtteil Altsprucke festzustellen. Die Wohnkomplexe,<br />
aber auch die Altstadt West weisen hier vergleichsweise hohe Verluste auf. Die<br />
Altsprucke präsentiert sich in Auswertung der Wanderungsbewegungen als attraktiver<br />
Wohnstandort.<br />
nach<br />
WK II<br />
Altstadt West<br />
Altstadt Ost<br />
Altstadt West<br />
Altstadt West<br />
Datenquelle: Stadt <strong>Guben</strong>
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 27<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 13:<br />
Wanderungsbewegungen der<br />
letzten fünf Jahre zwischen den<br />
Stadtteilen – ausgedrückt über<br />
den Wanderungssaldo<br />
Zuziehende ins Wohngebiet<br />
Reichenbacher Berg im<br />
Stadtteilvergleich am jüngsten<br />
Altstadt Ost und WK II gewinnen<br />
Haushaltsgründer und junge<br />
Familien als Einwohner<br />
Die in den vergangenen fünf Jahren Zugezogenen weisen in der Altstadt Ost, bedingt<br />
durch die Verortung von<br />
Altersdurchschnitt der Zuziehenden<br />
attraktiven Seniorenwohnanlagen,<br />
(2002-2006)<br />
einen deutlich höheren Altersdurchschnitt<br />
auf. Demgegenüber<br />
WK IV<br />
WK II<br />
sind die Zuziehenden in das<br />
WK I<br />
Wohngebiet WK IV - Reichenbacher<br />
Berg im Durchschnitt am Altstadt Ost<br />
Altstadt West<br />
jüngsten. Bei den Zuzügen, die von<br />
30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42<br />
außerhalb <strong>Guben</strong>s erfolgten, weist<br />
Datenquelle: Stadt <strong>Guben</strong><br />
der Wohnkomplex I mit 29 Jahren<br />
den jüngsten Altersdurchschnitt auf.<br />
Die Zuzüge der 0- bis 5-Jährigen als Indikator für das Wohnortwahlverhalten junger<br />
Familien verteilten sich in der Summe der letzten fünf Jahre zu je einem Fünftel<br />
auf die Stadtteile Altstadt West und WK IV - Reichenbacher Berg, wobei der WK IV<br />
- Reichenbacher Berg bei Zuziehenden von außerhalb <strong>Guben</strong>s attraktiver ist und<br />
die Altstadt West bei stadtinternen Umzügen. Gemessen an den jeweiligen Einwohnerzahlen<br />
dieser Altersgruppe im Stadtteil weisen jedoch der WK II sowie die<br />
Altstadt Ost sehr hohe Zuzugszahlen auf. Für den WK II, der heute bereits einen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 28<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
vergleichsweise hohen Altersdurchschnitt aufweist, ist dies von großer Bedeutung.<br />
Auch der Ansatz, die Altstadt Ost für junge Familien interessant zu machen,<br />
scheint aufzugehen. Die Altstadt West kann in Relation zur Einwohnerzahl die mit<br />
Abstand geringsten Zuzüge gewinnen. Diese Aussagen können weitgehend auch<br />
auf die Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen als Indikator für Haushaltsgründer<br />
übertragen werden. Auch hier schneiden WK II und Altstadt Ost in Relation zu den<br />
Einwohnerzahlen dieser Altersgruppe am besten ab. Absolut nimmt die Altstadt<br />
West insbesondere bei den externen Zuzügen den Spitzenplatz ein. Fast ein Drittel<br />
der Zuziehenden nach <strong>Guben</strong> im Alter zwischen 16 und 25 Jahren wählt die Altstadt<br />
West als Wohnstandort.<br />
Migrationsentwicklung:<br />
Tendenzen – Einflussfaktoren<br />
Trendumkehr – insbesondere<br />
ältere Menschen ziehen aus der<br />
Region in die Stadt<br />
Altersstruktur Gesamtstadt<br />
Altersstruktur Stadtteile:<br />
WK II mit 51 Jahre<br />
überdurchschnittlich hoher<br />
Altersdurchschnitt<br />
Die Migrationsentwicklung wird von einem negativen, aber konstant rückläufigen<br />
Wanderungsdefizit gekennzeichnet, das insbesondere durch den Verlust der mobilsten<br />
Altersgruppen, den 16- bis 30-Jährigen, bestimmt wird. Effekte der Suburbanisierung<br />
sind bis 2003 nachweisbar, seitdem kehrt sich der Wanderungstrend<br />
um und <strong>Guben</strong> gewinnt im Vergleich zur Nachbargemeinde Schenkendöbern wieder<br />
an Einwohnern.<br />
Dabei ist festzustellen, dass insbesondere über 66-Jährige wieder in die Stadt ziehen.<br />
Eine abschließende Tendenz der künftigen Migrationsentwicklung kann aus<br />
den bisher vorliegenden Daten nicht abgeleitet werden. Einerseits reduzieren sich<br />
die Wanderungsverluste kontinuierlich, andererseits ist zu berücksichtigen, dass<br />
auch ältere Bürger aufgrund der ggf. rückläufig entwickelnden Versorgungs- und<br />
Lebensqualität, z. B. im Bereich des Gesundheitswesens, abwandern könnten.<br />
Demgegenüber können über eine Qualifizierung des Wirtschaftsstandorts <strong>Guben</strong><br />
und die Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze neue Bürger für die Stadt<br />
gewonnen werden.<br />
Der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung ist in den letzten fünf Jahren von<br />
44 auf 47 Jahre angestiegen. Ca. 23 % der Bevölkerung sind 65 Jahre oder älter.<br />
Das Erwerbspersonenpotenzial wird durch die Gruppe der 15- bis unter 65-<br />
Jährigen repräsentiert. Sie stellt ca. zwei Drittel der Bevölkerung. Im Vergleich zu<br />
2002 hat sich der Anteil der Senioren (65 Jahre oder älter) um ca. 4,5 %-Pkt. erhöht,<br />
während sich der Anteil der Kinder und Jugendlichen (0 bis unter 16 Jahre)<br />
um ca. 3 %-Pkt. auf 9,1 % reduziert hat. Der Anteil der Erwerbspersonen hat sich<br />
im gleichen Zeitraum von 69,3 % um 3,7 %-Pkt. reduziert.<br />
Die einzelnen Stadtteile weisen sehr große Unterschiede hinsichtlich ihrer Altersstruktur<br />
auf. Im Wohnkomplex II ist der Altersdurchschnitt der Bevölkerung mit 51<br />
Jahren deutlich höher als in der Gesamtstadt und den anderen Stadtteilen, sodass<br />
hier in den kommenden Jahren mit einem erheblichen Einwohnerrückgang zu<br />
rechnen ist.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 29<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 14: Altersstruktur und Altersdurchschnitt in Gesamtstadt und Stadtteilen im Jahr 2006 [Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene Darstellung]<br />
ALTERSSTRUKTUR<br />
2006<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
47<br />
GESAMTSTADT<br />
43<br />
Altstadt Ost<br />
48<br />
Altstadt West<br />
48<br />
WK I<br />
51<br />
WK II<br />
43<br />
WK IV<br />
47<br />
Altsprucke<br />
44<br />
Kaltenborn<br />
47<br />
Reichenbach<br />
44<br />
Bresinchen<br />
48<br />
Deulowitz<br />
46<br />
Groß Breesen<br />
44<br />
Schlagsdorf<br />
0 bis 5 6 bis 15 16 bis 24 25 bis 44 45 bis 64 65 bis 74 75 bis 84 85 bis 100 > 100<br />
In den Stadtteilen Altstadt Ost und WK IV - Reichenbacher Berg ist die Bevölkerung<br />
vergleichsweise jung. In beiden Stadtteilen liegt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung<br />
aktuell bei 43 Jahren. Kaltenborn, Bresinchen und Schlagsdorf folgen mit<br />
einem Altersdurchschnitt von 44 Jahren.<br />
Altersentwicklung:<br />
Tendenzen – Einflussfaktoren<br />
Die Altersentwicklung verläuft in der Gesamtstadt wie auch in den Stadtteilen wie<br />
prognostiziert. Trotz der teilweise erheblichen Migrationsverluste wirken sich diese<br />
kaum auf die Entwicklung der Altersstruktur aus. Somit ist in Zukunft von einer<br />
anhaltenden Überalterung der Stadt und ihrer Stadtteile auszugehen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 30<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
3.2 Bevölkerungsprognose<br />
3.2.1 Gesamtstadt und Stadtregion<br />
Bevölkerungsprognose im<br />
Rahmen des STUK 2002 liegt<br />
Verschärfung der Annahmen<br />
des LDS zugrunde<br />
Anpassung der<br />
Bevölkerungsprognose 2004 im<br />
Zuge der Evaluierung der<br />
Bevölkerungsprognose 2002<br />
Noch keine Trendumkehr bei der<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
feststellbar<br />
Vorliegende Bevölkerungsprognosen<br />
Im Rahmen der Erarbeitung des Stadtumbaukonzeptes 2002 wurde erstmalig eine<br />
gesamtstädtische Bevölkerungsprognose für <strong>Guben</strong> bis zum Jahr 2015 erstellt.<br />
Eine wesentliche Grundlage bildete die vierte Bevölkerungsprognose für das Land<br />
Brandenburg 6 und die Annahmen des LDS zur Migrationsentwicklung in <strong>Guben</strong>.<br />
Im Ergebnis der Bevölkerungsprognose wurde angenommen, dass sich die Bevölkerungszahl<br />
um 4.500 Einwohner bis 2015 reduziert und dies zu 2/3 auf Migrationsverluste<br />
zurückzuführen sein würde, die hauptsächlich bis 2005 zu beobachten<br />
wären.<br />
Im Jahr 2004 schrieb die Stadt <strong>Guben</strong> das Stadtumbaukonzept fort. Die Evaluierung<br />
der Bevölkerungsprognose ergab größere Bevölkerungsverluste als prognostiziert,<br />
sodass die Bevölkerungsprognose fortgeschrieben und den geänderten Rahmenbedingungen<br />
angepasst wurde. Der Fortschreibung wurde ein Szenarienfächer<br />
zugrunde gelegt. Das Leitbildszenario entsprach dabei den Annahmen der ebenfalls<br />
fortgeschriebenen Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg 7 , wobei<br />
die Basiszahl durch aktuelle Bevölkerungsdaten der Stadt ersetzt worden ist. Einem<br />
zweiten Szenario lagen die Annahmen zugrunde, dass die Migrationsverluste nicht<br />
in dem Maße abnehmen wie sie das LDS prognostiziert und dass über das Jahr<br />
2008 hinaus mit Wanderungsverlusten zu rechnen sein wird. Allen Prognosevarianten<br />
lag dabei die Annahme zugrunde, dass die Bevölkerungsverluste ab 2009<br />
maßgeblich durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung bestimmt werden.<br />
Im Ergebnis des Stadtentwicklungsmonitorings wird deutlich, dass sich die Bevölkerungszahl<br />
der Stadt <strong>Guben</strong> bis Ende 2006 knapp innerhalb des in 2004 angenommenen<br />
Szenarienfächers entwickelt hat, allerdings eher das Stagnationsszenario<br />
zum tragen kommt.<br />
6 Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg 2000 – 2015; Hrsg.: Landesamt für Datenverarbeitung<br />
und Statistik des Landes Brandenburg, Mai 2001<br />
7 Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik des Landes Brandenburg, 2004
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 31<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 15: Bevölkerungsprognosen im Vergleich [Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene Darstellung]<br />
Bevölkerungsprognosen im Vergleich<br />
27.500<br />
25.000<br />
25.310<br />
Einwohner<br />
22.500<br />
20.000<br />
22.600<br />
21.400<br />
21.000<br />
21.600<br />
20.200<br />
20.800<br />
19.200<br />
17.500<br />
18.400<br />
18.100<br />
17.100<br />
15.000<br />
2000 2005 2010 2015 2020<br />
Stuk 2002 Stuk 2004L Stuk 2004S reale Entwicklung<br />
L: Leitbildszenario S: Stagnationsszenario<br />
Szenarien für die gesamtstädtische Bevölkerungsprognose<br />
Die aktuelle Fortschreibung der Bevölkerungsprognose 2007 der Stadt <strong>Guben</strong><br />
basiert auch wieder auf der ebenfalls aktualisierten Bevölkerungsprognose für das<br />
Land Brandenburg 8 . Sie sieht weiterhin einen Entwicklungskorridor vor, der ein<br />
„Stagnations-“ und ein „Leitbild-Szenario“ darstellt und die Annahmen zur Migrationsentwicklung<br />
variiert. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist für beide<br />
Szenarien identisch und wird als nicht beeinflussbar betrachtet.<br />
Mit Hilfe dieser Szenarien lassen sich grundsätzliche Entwicklungstendenzen aufzeigen,<br />
die unter den angenommenen Rahmenbedingungen eintreten können.<br />
Stagnationsszenario<br />
Leitbildszenario<br />
Das Stagnationsszenario geht von folgenden migrationsbeeinflussenden Faktoren<br />
aus:<br />
• Die Verluste an Arbeitsplätzen – hierbei insbesondere an sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätzen – setzen sich fort bzw. können nicht durch entsprechende<br />
Neuansiedlungen gedämpft werden. Weiterhin werden signifikante<br />
arbeitsmarktbedingte Abwanderungen eintreten.<br />
• Die Stadt verliert wanderungsbedingt bis 2020 kontinuierlich an Bevölkerung.<br />
Die Wanderungsverluste sind nicht nur arbeitsmarktbedingt und betreffen<br />
überwiegend junge Leute, auch Senioren wandern ab und verlassen auf Dauer<br />
die Stadt.<br />
• Zuzüge können keine oder nur wenige generiert werden.<br />
• Die Hypothesen zu den Wanderungsverlusten werden gegenüber den Annahmen<br />
des LDS verschärft. Die jährlichen Verluste sind nicht nur höher, sondern<br />
dauern bis 2020 an.<br />
Im Unterschied zum Stagnationsszenario liegen dem Leitbildszenario folgende<br />
Annahmen zugrunde:<br />
• Durch den weitgehenden Erhalt der bestehenden Arbeitsplätze und zusätzliche<br />
Neuansiedlungen von Unternehmen stabilisiert sich der Arbeitsmarkt und<br />
8 Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik des Landes Brandenburg, März 2006
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 32<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
gewinnt zunehmend an Attraktivität. Dadurch reduzieren sich die arbeitsplatzbedingten<br />
Abwanderungen. Gleichzeitig nehmen durch den steigenden<br />
Fachkräftebedarf arbeitsplatzbedingte Einwohnergewinne zu.<br />
• <strong>Guben</strong> verzeichnet aufgrund attraktiver Wohnungsangebote und der sehr<br />
guten und breit gefächerten Infrastrukturausstattung Wanderungsgewinne.<br />
• Durch die nachhaltige Sicherung eines hohen Standards an medizinischer Versorgung<br />
und die Etablierung neuer Serviceangebote wird die Stadt insbesondere<br />
für Zuzügler aus den umliegenden ländlich geprägten Gemeinden mit<br />
zunehmenden Versorgungsdefiziten attraktiv.<br />
• Die Stadt bietet eine hohe Lebensqualität durch ein attraktives, lebendiges<br />
Stadtzentrum, das sich bis nach Gubin erstreckt, sowie interessante und<br />
hochwertige Wohngebiete. Die Einwohnerzahl kann deutlich erhöht und<br />
Brachflächen umgenutzt werden.<br />
Abbildung 16: Szenarienfächer zur Bevölkerungsentwicklung in <strong>Guben</strong> bis 2020 [Quelle: LDS, Stadt <strong>Guben</strong>, eigene Darstellung]<br />
Bevölkerungsprognose <strong>Guben</strong> 2005 - 2020<br />
22.000<br />
20.570<br />
20.000<br />
19.740<br />
19.470<br />
18.880<br />
18.000<br />
19.170<br />
18.480<br />
17.990<br />
17.930<br />
17.320<br />
16.000<br />
16.640<br />
14.000<br />
12.000<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
Prognose LDS, 2006 Szenario »Stagnation« Szenario »Leitbild«<br />
Anhaltende Bevölkerungs--<br />
verluste bis 2020<br />
Entsprechend der aktuellen Bevölkerungsprognose des Landesbetriebes für Datenverarbeitung<br />
und Statistik (LDS) aus dem Jahr 2006 leben im Jahr 2020 voraussichtlich<br />
17.320 Einwohner in <strong>Guben</strong>, wenn die Annahmen des LDS zur natürlichen<br />
Bevölkerungsentwicklung und Migrationsentwicklung auf den Bevölkerungsstand<br />
Ende des Jahres 2006 bezogen werden. Der Prognose des LDS liegt dabei<br />
die Annahme zugrunde, dass die Bevölkerungsverluste bis 2010 andauern und die<br />
Verluste zwischen 2006 und 2010 mit -400 Einwohnern höher als bisher veranschlagt<br />
ausfallen. Im Stagnationsszenario werden Annahmen zu den Wanderungsverlusten<br />
verschärft. Sie werden um ca. 50 % höher angesetzt als vom LDS. Darüber<br />
hinaus wird angenommen, dass die Wanderungsverluste mit fallender Tendenz<br />
bis 2020 anhalten. Im „Leitbild-Szenario“ wird unterstellt, dass 2009 die
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 33<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bis 2020 gehen der Stadt<br />
2.800 EW aufgrund der<br />
natürlichen Bevölkerungsentwicklung<br />
verloren<br />
Wanderungsverluste enden und ab 2010 sogar Wanderungsgewinne festzustellen<br />
sind.<br />
Die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist für alle drei Berechnungen konstant<br />
und beläuft sich auf -1.700 Personen bis 2015 und -2.800 Personen bis 2020. Die<br />
Wanderungsverluste bis 2015 belaufen sich im Stagnationsszenario auf 950 Personen<br />
bis 2015 und 1.100 Personen bis 2020. Im Leitbildszenario gleichen sich bis<br />
2015 die Wanderungsverluste aufgrund der angenommenen Bevölkerungsgewinne<br />
ab 2010 aus, bis 2020 wird daraus ein Wanderungsgewinn von ca. 270 Personen.<br />
Altersstrukturprognose<br />
Im Hinblick auf die Alterstruktur liefert die LDS-Bevölkerungsprognose 2006 für die<br />
Jahre 2005 bis 2020 folgende Angaben zur Entwicklung des Jugend- bzw. des<br />
Altenquotienten 9 :<br />
Abbildung 17:<br />
Entwicklung Jugend- und<br />
Altenquotient<br />
[Quelle: LDS]<br />
in <strong>Guben</strong> zeichnet sich eine<br />
stärkere Überalterung ab, als in<br />
vergleichbaren Städten<br />
Der Anteil der Personen im<br />
70%<br />
60%<br />
60%<br />
Rentenalter wird bis zum<br />
Jahr 2020 deutlich zunehmen.<br />
Im Jahr 2020 steht ein<br />
50%<br />
49%<br />
45%<br />
Rentner fast nur noch 1,6<br />
Personen im erwerbsfähigen<br />
40%<br />
Alter gegenüber. Zum Vergleich:<br />
Heute stehen einem<br />
31%<br />
30%<br />
Rentner noch knapp fünf<br />
20%<br />
Personen im erwerbsfähigen<br />
13% 13% 13% 14%<br />
Alter gegenüber. Der Jugendquotient<br />
10%<br />
0%<br />
wird sich bis<br />
zum Jahr 2020 von derzeit<br />
2004 2010<br />
Jugendquotient<br />
2015<br />
Altenquotient<br />
2020 13 % auf rd. 14 % erhöhen<br />
– bei insgesamt zurückgehender<br />
Bevölkerung.<br />
Der steigende Altersdurchschnitt (2006: 47 Jahre, 2020: 52 Jahre) wird zu spürbaren<br />
Veränderungen von Nachfragestrukturen führen. Ältere Menschen werden als<br />
Konsumentengruppe zunehmend auch wirtschaftlich eine größere Rolle spielen.<br />
Wirtschaftliche Gewinner können dabei z. B. Bereiche wie Kultur, Fortbildung,<br />
Gesundheit und Wellness sowie Dienstleistungen zur Erhaltung der Wohn- und<br />
Lebensqualität sein. Parallel hierzu werden sich aber auch die Problemlagen hinsichtlich<br />
der Einkommensstrukturen der älteren Bevölkerung verändern (Altersarmut)<br />
und Auswirkungen auf die Sozialsysteme haben.<br />
Im Vergleich zu anderen Kommunen ähnlicher Einwohnerstärke im Landkreis bzw.<br />
im benachbarten Landkreis wird die Überalterung in <strong>Guben</strong> sehr viel stärker zu<br />
spüren sein. Zum einen wird in der Stadt <strong>Guben</strong> im Jahr 2020 ein deutlicher Verlust<br />
an Jugendlichen unter 15 Jahren zu verzeichnen sein (- 27 % im Vergleich zu<br />
2004), zum anderen wird die Zahl der Einwohner über 65 Jahre überdurchschnittlich<br />
zunehmen (+ 30 % im Vergleich zu 2004). In den beiden folgenden Graphiken<br />
9 Jugendquotient: Bevölkerung bis 15 Jahre im Verhältnis zum Erwerbspersonenpotenzial (Bevölkerung<br />
im Alter von 15 bis 64 Jahre)<br />
Altenquotient: Bevölkerung ab 65 Jahre im Verhältnis zum Erwerbspersonenpotenzial (s. o.)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 34<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
ist die Entwicklung der Jugend- und Altenquotienten im Vergleich zu anderen<br />
Städten und zum Landkreis Spree-Neiße dargestellt.<br />
Abbildungen 18 und 19:<br />
Entwicklung Jugend- und<br />
Altenquotient für ausgewählte<br />
Städte und den Landkreis Spree-<br />
Neiße 2004-2020<br />
[Quelle: LBV<br />
Bevölkerungsvorausschätzung ,<br />
April 2006]<br />
Jugendquotient<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Entwicklung JUGENDquotient<br />
für ausgewählte Städte und den Landkreis Spree-Neiße<br />
2004-2020<br />
2004 2010 2020<br />
Altenquotient<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Entwicklung ALTENquotient<br />
für ausgewählte Städte und den Landkreis Spree-Neiße<br />
2004-2020<br />
2004 2010 2020<br />
<strong>Guben</strong> Eisenhüttenstadt Forst Spremberg Landkreis Spree-Neiße<br />
<strong>Guben</strong> Eisenhüttenstadt Forst Spremberg Landkreis Spree-Neiße<br />
Bereits im Jahr 2010 ist diese Entwicklung in <strong>Guben</strong> schon deutlicher ausgeprägt,<br />
als in den anderen dargestellten Städten bzw. im Landkreis Spree-Neiße.<br />
Bevölkerungsprognose für die Stadtregion<br />
Die Bevölkerungsprognose des LDS prognostiziert einen Bevölkerungsrückgang<br />
von rd. 4.800 Einwohnern für die Stadtregion <strong>Guben</strong> (Kernstadt + Gemeinde<br />
Schenkendöbern und Amt Peitz) bis 2020. Rd. 70 % der Bevölkerungsverluste<br />
werden der Stadt <strong>Guben</strong> zugeschrieben.<br />
Tabelle 2:<br />
Bevölkerungsprognose für die<br />
Stadtregion<br />
[Quelle: LDS]<br />
2006 2020 Veränderung auf<br />
<strong>Guben</strong> 20.885 EW 17.533 EW 84,0 %<br />
Amt Peitz 12.404 EW 11.368 EW 91,6 %<br />
Schenkendöbern 4.198 EW 3.820 EW 91,0 %<br />
Summe Region 16.602 EW 15.188 EW 91,5 %<br />
<strong>Guben</strong>+Region 37.487 EW 32.721 EW 87,3 %<br />
3.2.2 Stadtteilprognosen<br />
Die gesamtstädtischen Bevölkerungsrückgänge werden sich nicht gleichmäßig auf<br />
die Stadtteile verteilen. Einige Stadtteile werden deutliche Bevölkerungsrückgänge<br />
hinnehmen müssen, während andere eine positivere Entwicklung nehmen werden.<br />
Die Prognose der möglichen Entwicklungen in den Stadtteilen basiert auf der Analyse<br />
und Fortschreibung der bisherigen Bevölkerungsentwicklung sowie auf der<br />
Prognose der autonomen (Alters-)Entwicklung der Stadtteilbevölkerung. Zusätzlich<br />
wurden anhand einer groben Abschätzung der künftigen Stadtteilattraktivitäten<br />
(Lagegunst, Infrastruktur- und Wohnungsangebot, Baupotenziale etc.) Annahmen<br />
bezüglich der Einwohnergewinne und -verluste getroffen.<br />
Ein wesentlicher Faktor sind die Aktivierungen der Sanierungs- und Neubaupotenziale<br />
insbesondere in der Altstadt, die dem Leitbildszenario unterstellt wird. Dabei<br />
können drei grundsätzliche Kategorien unterschieden werden:<br />
• „Zunehmerstadtteile“, d. h. Stadtteile, die sich voraussichtlich besser als der<br />
durchschnittliche Trend entwickeln<br />
• „Abnehmerstadtteile“, d. h. Stadtteile, die sich voraussichtlich schlechter als<br />
der durchschnittliche Trend entwickeln<br />
• Stadtteile, die zwar Wanderungsgewinne verzeichnen werden, aufgrund der<br />
natürlichen Bevölkerungsentwicklung in der Summe jedoch auch Verluste hinnehmen<br />
werden müssen, die im Vergleich mit den „Abnehmerstadtteilen“ jedoch<br />
geringer ausfallen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 35<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
„Zunehmerstadtteile“<br />
Dazu gehört zum einen die Altstadt Ost, hier wird sich der auch strategisch erwünschte<br />
weitere Bevölkerungszuwachs insbesondere an der weiteren Sanierung<br />
bzw. Baulückenschließung orientieren. Die Altstadt Ost und z. T. die Altstadt West<br />
werden von den im Leitbildszenario unterstellten Bevölkerungsgewinnen insbesondere<br />
durch den Zuzug von neuen Bürgern/Familien profitieren. Die Höhe dieses<br />
Bevölkerungsgewinnes wird maßgeblich von der Aktivierung und Vermarktung<br />
von Wohnungs-(neubau)potenzialen in diesen Gebieten abhängen.<br />
„Abnehmerstadtteile“<br />
Zu den Stadtteilen mit überproportionalen Verlusten werden insbesondere WK I<br />
und WK IV - Reichenbacher Berg zählen. Beim Erreichen des Leitbildszenarios sind<br />
diese Verluste jedoch im Vergleich zu den Verlusten aus der natürlichen Bevölkerungsentwicklung<br />
relativ gering. Der WK II steht - aufgrund seines hohen Altersdurchschnitts,<br />
der im Jahr 2020 mit ca. 56 Jahren 6 Jahre höher liegen wird als der<br />
Altersdurchschnitt der Gesamtstadt - vor dem Generationenwechsel und wird am<br />
deutlichsten von der natürlichen Entwicklung betroffen sein.<br />
Stadtteilprognose Leitbildszenario<br />
Im Folgenden sind die prognostizierten Einwohnerentwicklungen der Stadtteile im<br />
Gesamten sowie hinsichtlich des natürlichen und migrationsbedingten Bevölkerungssaldos<br />
für das Leitbildszenario dargestellt.<br />
Unter der Voraussetzung, dass die Stadt Einwohner durch Zuwanderung gewinnt,<br />
wird angenommen, dass die Wanderungsgewinne im Wesentlichen in Richtung<br />
Stadtzentrum ziehen. Dies hätte zur Folge, dass die Altstadt Ost etwa 20 % (ca.<br />
300 EW) gewinnt und die Altstadt West Verluste aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung<br />
etwas ausgleichen kann und somit nur ca. 5 % der Bevölkerung<br />
bis 2020 verliert. Am größten sind die Verluste im WK IV – Reichenbacher<br />
Berg (-26%) und im WK I bzw. WK II, die bei ca. 20 % liegen. Auch die Ortsteile<br />
und Dörfer verlieren kontinuierlich an Bevölkerung – Ursache ist die natürliche<br />
Bevölkerungsentwicklung.<br />
Abbildung 20:<br />
Prognostizierte<br />
Einwohnerentwicklung Stadtteile<br />
<strong>Guben</strong> – Leitbildszenario<br />
ZUSAMMENSTELLUNG LEITBILDSZENARIO<br />
Stadtteil Einwohner Entwicklung<br />
2006 2010 2015 2020 2006 - 2020<br />
Altstadt Ost 1.558 1.612 1.765 1.868 19,9%<br />
Altstadt West 5.239 5.194 5.119 4.995 -4,7%<br />
WK I 1.852 1.757 1.622 1.472 -20,5%<br />
WK II 3.753 3.562 3.304 2.999 -20,1%<br />
WK IV 3.523 3.133 2.789 2.589 -26,5%<br />
Altsprucke 1.790 1.714 1.621 1.526 -14,8%<br />
Kaltenborn 471 457 439 418 -11,2%<br />
Legende<br />
positive Entwicklung<br />
moderate Entwickung<br />
negative Entwicklung<br />
Reichenbach 732 715 685 641 -12,4%<br />
Bresinchen 145 142 137 132 -9,1%<br />
Deulowitz 309 294 280 266 -13,8%<br />
Groß Breesen 951 924 885 838 -11,8%<br />
Schlagsdorf 239 233 225 214 -10,3%<br />
GESAMTSTADT 20.562 19.744 18.877 17.966 -12,6%
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 36<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Altstadt Ost kann zwar<br />
überproportional an Einwohnern<br />
gewinnen, bleibt aber kleiner<br />
Wohnstandort<br />
Trotz der dem Leitbildszenario zugrunde liegenden hohen Zuwanderung in die<br />
Altstadt Ost, wird sich der Einwohneranteil der Altstadt Ost an der Gesamtstadt im<br />
Jahr 2020 nur geringfügig um 2 %-Punkte auf 10% erhöhen.<br />
Abbildung 21: Stadtteilprognose - Leitbildszenario [Quelle: eigene Berechnungen]<br />
»Leitbildszenario« - Bevölkerungsveränderung 2006 bis 2020<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
30%<br />
10%<br />
10%<br />
5%<br />
1%<br />
0%<br />
-5%<br />
-10%<br />
-14%<br />
-10%<br />
-15%<br />
-17%<br />
-20%<br />
-8%<br />
-16%<br />
-12% -13%<br />
-9%<br />
-16%<br />
-12%<br />
-11%<br />
nat. Saldo<br />
Zunahme<br />
-15%<br />
-20%<br />
-4%<br />
-18%<br />
Abnahme<br />
-25%<br />
Migration<br />
Zuwanderung<br />
Abwanderung<br />
Gesamtstadt<br />
Altstadt Ost<br />
Altstadt West<br />
WK I<br />
WK II<br />
WK IV<br />
Altsprucke<br />
Kaltenborn<br />
Reichenbach<br />
Bresinchen<br />
Deulowitz<br />
Groß Breesen<br />
Schlagsdorf<br />
Wanderungen<br />
natürliche Entwicklung<br />
3.3 Haushaltsentwicklung und -prognose<br />
Zur Ermittlung des künftigen Wohnungsbedarfs ist nicht nur die Bevölkerungsentwicklung,<br />
sondern insbesondere die erwartete Zahl der Haushalte vorauszuschätzen,<br />
da die Haushalte auf dem Wohnungsmarkt in Erscheinung treten. Generelle<br />
Trends waren und sind eine kontinuierliche Verkleinerung und Diversifizierung der<br />
Haushalte. Der Prozess der Haushaltsverkleinerung manifestiert sich in steigenden<br />
Anteilen der Ein- und Zweipersonenhaushalte und sinkenden Anteilen der Haushalte<br />
mit drei und mehr Personen. Dies gilt insbesondere für eine zunehmend älter<br />
werdende Bevölkerung wie es in <strong>Guben</strong> der Fall ist. Gleichzeitig ist eine zunehmende<br />
Diversifizierung der Haushalte festzustellen. Der Anteil der klassischen Einfamilienhaushalte<br />
nimmt ab, während „neue Haushaltstypen“ wie Alleinerziehende,<br />
nicht eheliche Lebensgemeinschaften und Wohngemeinschaften etc. zunehmen.<br />
Haushaltsentwicklung in <strong>Guben</strong><br />
Die durchschnittliche Haushaltsgröße ist auch in <strong>Guben</strong> kontinuierlich kleiner geworden.<br />
Im Jahr 2002 waren es durchschnittlich noch 2,198 Personen / Haushalt<br />
und im Jahr 2006 2,108 Personen / Haushalt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 37<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Tabelle 3:<br />
Entwicklung der Haushaltszahlen<br />
und der durchschnittlichen<br />
Haushaltsgröße in <strong>Guben</strong><br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene<br />
Darstellung]<br />
Jahr<br />
Bevölkerung<br />
[EW]<br />
Gesamtstadt<br />
Wohnungsbestand<br />
[WE]<br />
Wohnungsleerstand<br />
[WE]<br />
Haushalte<br />
[WE]<br />
Haushaltsgröße<br />
[EW/WE]<br />
2002 23.054 13.529 3.041 10.488 2,198<br />
2003 22.186 12.442 2.199 10.243 2,165<br />
2004 21.552 11.809 1.838 9.971 2,161<br />
2005 21.089 11.621 1.752 9.869 2,136<br />
2006 20.568 11.520 1.765 9.755 2,108<br />
Haushaltsprognose<br />
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) hat ein Haushaltsgenerierungsmodell<br />
entwickelt, das Orientierungswerte liefert zur Ermittlung der Personenzahlen<br />
je Haushalt. Die Personenzahl je Haushalt wird dabei aus den Werten<br />
ermittelt, die das BBR 10 für altersstrukturell und hinsichtlich der Raumordnungskategorien<br />
ähnliche Regionen berechnet hat. 2006 berechnete das BBR für ländlich<br />
strukturierte Bereiche in den neuen Bundesländern eine abnehmende durchschnittliche<br />
Haushaltsgröße von 2,05 Personen / Haushalt im Jahr 2002 auf 1,97<br />
Personen / Haushalt im Jahr 2020.<br />
Da die Annahmen des BBR für das Jahr 2006 deutlich unter der berechneten<br />
durchschnittlichen Haushaltsgröße für <strong>Guben</strong> liegen, wird im Integrierten Stadtentwicklungskonzept<br />
rechnerisch zwar eine weitere Verkleinerung der durchschnittlichen<br />
Haushaltsgröße um 0,09 Personen / Haushalt bis 2020 angesetzt.<br />
Bezugsbasis ist dabei die für <strong>Guben</strong> ermittelte Haushaltsgröße für das Jahr 2006,<br />
sodass im Jahr 2020 ca. 2,02 Personen in jedem <strong>Guben</strong>er Haushalt leben.<br />
Tabelle 4:<br />
Synopse der prognostizierten<br />
Haushaltsgröße des BBR und<br />
Annahmen für die Stadt <strong>Guben</strong><br />
[Quelle: BBR,<br />
Raumordnungsprognose<br />
2020/2050, <strong>Bericht</strong>e, Heft<br />
23/2006; Stadt <strong>Guben</strong>]<br />
Synopse der prognostizierten Haushaltsgröße<br />
Jahr BBR 2006 Stuk 2002 Stuk 2004 <strong>INSEK</strong> 2007<br />
2000 2,21<br />
2005 2,15 2,11<br />
2006 2,06 2,10<br />
2010 2,02 2,12 2,08 2,07<br />
2015 1,99 2,09 2,06 2,04<br />
2020 1,97 k. A. 2,04 2,02<br />
Auf Grundlage der Bevölkerungsprognose und unter der Annahme, dass die Zahl<br />
der Zweitwohnsitzer anteilig weiterhin 6,6 % (IST-Wert im Jahr 2006) der Einwohner<br />
mit Hauptwohnsitz betragen, ist für die beiden Szenarien festzustellen, dass:<br />
• sich nach dem Leitbildszenario die Anzahl der Haushalte aufgrund des Bevölkerungsrückganges<br />
ebenfalls rückläufig ist. Durch die angenommene Verringerung<br />
der Haushaltgrößen ist jedoch keine Kompensation des Bevölkerungsrückganges<br />
prognostizierbar.<br />
10 Raumordnungsprognose 2020/2050; Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR); <strong>Bericht</strong>e,<br />
Bd. 23, Bonn 2006
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 38<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Nach dem Stagnationsszenario wird sich die Anzahl der Haushalte bis zum<br />
Jahr 2020 um rd. 1.500 Haushalte reduzieren.<br />
Auf Basis dieses Szenarienfächers wird die Anzahl der Haushalte im Jahr 2020<br />
zwischen 8.200 und 8.900 liegen.<br />
Abbildung 22. Bevölkerungs- und Haushaltsprognose Gesamtstadt <strong>Guben</strong> [Quelle: eigene Berechnungen]<br />
Haushaltsprognose <strong>Guben</strong><br />
LEITBILDSZENARIO Annahme 2006 2010 2015 2020<br />
EINWOHNER<br />
Einwohner (Hauptwohnsitz) EW 20.568 19.744 18.877 17.966<br />
Anzahl Zweitwohnsitzer 6,6% EW 1.359 1.305 1.247 1.187<br />
davon wohnraumnachfragend 50,0% EW 680 652 624 594<br />
wohnraumnachfragende EINWOHNER EW 21.248 20.396 19.501 18.559<br />
HAUSHALTE<br />
Anzahl Haushalte (bewohnte Wohnungen) HH 9.755 9.545 9.261 8.901<br />
Haushaltsgröße EW/HH 2,11 2,07 2,04 2,02<br />
STAGNATIONSSZENARIO<br />
EINWOHNER<br />
Einwohner (Hauptwohnsitz) EW 20.568 19.169 17.927 16.641<br />
Anzahl Zweitwohnsitzer 6,6% EW 1.359 1.267 1.185 1.100<br />
davon wohnraumnachfragend 50,0% EW 680 633 592 550<br />
wohnraumnachfragende EINWOHNER EW 21.248 19.802 18.519 17.190<br />
HAUSHALTE<br />
Anzahl Haushalte (bewohnte Wohnungen) HH 9.755 9.267 8.794 8.244<br />
Haushaltsgröße EW/HH 2,11 2,07 2,04 2,02<br />
Stärken-Schwächen-Analyse „Bevölkerungsentwicklung und<br />
-prognose“<br />
Folgende Stärken und Schwächen können für das Handlungsfeld „Bevölkerungsentwicklung<br />
und –prognose“ in <strong>Guben</strong> festgestellt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Leichte Stabilisierung der Einwohnerentwicklung in den letzten<br />
fünf Jahren in den Wohnkomplexen durch Reduzierung<br />
der Wanderungsverluste<br />
• Trendumkehr: ältere Bürger ziehen in die Stadt<br />
• die Einwohnerzahlen der Stadtmitte stabilisieren sich ebenfalls,<br />
hier konnte in den letzten fünf Jahren - entgegen dem<br />
gesamtstädtischen Trend - ein leichtes Plus erzielt werden<br />
• jährlicher Bevölkerungsverlust von rd. 500 Einwohnern<br />
• der Einfluss der natürlichen Bevölkerungsentwicklung auf die<br />
Gesamtentwicklung nimmt deutlich zu<br />
• ein vollständiger Ausgleich der natürlichen Bevölkerungsverluste<br />
durch Migrationsgewinne wird nicht zu erwarten sein<br />
• die Bevölkerungszahl wird auch künftig abnehmen<br />
• nach wie vor zu geringer Anteil an Einwohnern in der Altstadt<br />
Ost – trotzt eines hohen Zuzugpotenzials<br />
• der Altersdurchschnitt wird bis zum Jahr 2020 von derzeit 47<br />
Jahre auf knapp 52 Jahre ansteigen - die Altersstruktur wird<br />
sich deutlich in Richtung Überalterung verändern<br />
• überdurchschnittlich hoher Altersquotient
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 39<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• weiterhin hoher Demographischer Anpassungsbedarf<br />
• weiter abnehmende Bevölkerung wird zunehmenden Wohnungsleerstand zur<br />
Folge haben - Wohnungsmarkt durch Monitoring „im Auge behalten“<br />
• quantitative Veränderungen der Bevölkerungsentwicklung sowie der Altersstruktur<br />
erfordern kontinuierliche Überprüfung des Infrastrukturbestands<br />
• die älter werdende Gesellschaft hat differenzierte Anforderungen an ihre Lebensumwelt,<br />
hier müssen vorausschauende Maßnahmen hinsichtlich Barrierefreiheit,<br />
Erreichbarkeiten (ÖPNV), Wohnraumangeboten, Angeboten im sozialen<br />
Bereich (Pflege), Angebote im präventiven Bereich (Gesundheitserhalt und<br />
Gesundheitsvorsorge) und sowie im unternehmerischen Bereich (Nutzung des<br />
Know-Hows von Wissensträgern etc.) getroffen werden<br />
• Entwicklung von generationenübergreifenden Projekten (Wohnen, Arbeiten,<br />
Kinderbetreuung, Altenpflege etc.)<br />
• Zuzugsstrategie <strong>Guben</strong>: Gewinnung von Einpendlern und Bewohnern im ländlichen<br />
Raum als neue Bürgerinnen und Bürger
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 40<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
4 Handlungsfelder – SWOT-Analyse<br />
und Handlungsbedarf<br />
Die komprimierte Analyse der Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses),<br />
Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) dient vorrangig dem Aufzeigen der<br />
Handlungserfordernisse und -ansätze auf Ziel- und Maßnahmenebene. Entwicklungen<br />
und Handlungserfordernisse in einzelnen Handlungsfeldern beeinflussen<br />
sich gegenseitig, was insbesondere das Handlungsfeld Stadtentwicklung kennzeichnet.<br />
Die SWOT-Analyse wird zweistufig durchgeführt. In der ersten Stufe<br />
werden für die einzelnen Handlungsfelder die wesentlichen Stärken und Schwächen<br />
sowie Chancen und Risken dargestellt und Handlungsbedarfe bzw. -ansätze<br />
abgeleitet.<br />
In der zweiten Stufe erfolgt eine – handlungsfeldübergreifende – zusammenfassende<br />
Darstellung und Bewertung der Ausgangssituation, die darüber hinaus auch<br />
Chancen und Risiken umfasst.<br />
Planungs- und Datengrundlagen<br />
Auch die SWOT-Analyse berücksichtigt neben den vorliegenden Planungen und<br />
Konzepten den gegenwärtigen Entwicklungsstand der Stadt sowie Tendenzen und<br />
Prognosen.<br />
Folgende Planungsgrundlagen sind in die Grundlagenanalyse eingegangen:<br />
Tabelle 5:<br />
Übersicht Arbeitsgrundlagen<br />
Bezeichnung Verfasser Stand<br />
Teilräumliches Konzept Altstadt Ost EBP 31.07.2002<br />
Teilräumliches Konzept „WK IV - Reichenbacher EBP 31.07.2002<br />
Berg“<br />
Wohnungswirtschaftliches/-politisches Konzept<br />
Domus Consult Wirtschaftsberatungsgesellschaft,<br />
mbH,<br />
Potsdam<br />
23.08.2002<br />
Gesamtstädtische Stadtumbaukonzept 2002 EBP 16.09.2002<br />
Beschleunigungs- und Aufwertungskonzept 2003 EBP 15.08.2003<br />
„Stadt 2030“ BMBF - Forschungsvorhaben September 2003<br />
Blockkonzept Alte Poststraße Nord contextplan, Berlin 08.12.2004<br />
Fortschreibung des Stadtumbaukonzeptes inkl.<br />
Teilräumliches Konzept WK I<br />
EBP 01.12.2004<br />
Investitionsplanung der Stadt <strong>Guben</strong> Stadt <strong>Guben</strong> 2005<br />
Stadtumbauplan 2005<br />
Fortschreibung 2007<br />
EBP 30.06.2005<br />
28.02.2007<br />
Sanierungsplan „Stadtzentrum“ 2005 BauGrund GmbH Januar 2006<br />
Grenzen der Kooperation, Perspektiven im Grenzraum,<br />
Handbuch<br />
Projekt Translokal September 2006<br />
Blockkonzept Alte Poststraße Süd contextplan, Berlin 28.03.2007<br />
Aufwertungscontrolling der Stadt <strong>Guben</strong> Stadt <strong>Guben</strong> wöchentliche Fortschreibung<br />
Rückbaucontrolling der Stadt <strong>Guben</strong> Stadt <strong>Guben</strong> wöchentliche Fortschreibung
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 41<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bezeichnung Verfasser Stand<br />
Stadtentwicklungsmonitoring der Stadt <strong>Guben</strong> Stadt <strong>Guben</strong> 31.12.2006<br />
Vierteljährliche<br />
Auswertung<br />
differenzierte Daten- und damit<br />
Evaluationsgrundlage<br />
Aufgrund des erreichten Standes beim Stadtumbau- bzw. Stadtentwicklungsmonitoring<br />
liegen zur zentralen Datenbereichen wie der Bevölkerungs- und Wohnungsmarktentwicklung<br />
aktuelle und auch kleinräumige Daten vor. Für andere<br />
<strong>INSEK</strong>-relevante Bereiche wie z. B. den Bereich Beschäftigung und Soziales, liegen<br />
demgegenüber keine, keine aktuellen und/oder keine kleinräumigen Daten vor.<br />
Hier können Situationen bzw. kritische Entwicklungen nur qualitativ beschrieben<br />
werden. Dies bedeutet auch, dass somit sind nicht alle signifikanten Problemlagen<br />
quantitativ nachweis- und damit evaluierbar sind.<br />
4.1 Evaluation der bisherigen Stadtentwicklung<br />
4.1.1 Kurzabriss Stadt- und Siedlungsentwicklung<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> weist eine wechselhafte, im Land Brandenburg einmalige Stadtgeschichte<br />
auf. 1945 war die Stadt zu 80 % zerstört und verlor infolge des Potsdamer<br />
Abkommens ihr historisches Stadtzentrum, das sich östlich der Neiße befand,<br />
sowie 2/3 des gesamten Stadtgebiets. Aus dem verbliebenen Stadtfragment,<br />
der ehemaligen Industrievorstadt und einer Arbeitersiedlung, erwuchs das neue<br />
<strong>Guben</strong>.<br />
Basis des neuen Aufschwungs war die Ansiedlung eines Chemiefaserwerks zu<br />
Beginn der 1960er Jahre im Industriegebiet und der Bau mehrerer Wohnkomplexe.<br />
Das führte dazu, dass sich auf der Obersprucke ein zweiter Siedlungsbereich entwickelte,<br />
in dem mehr Menschen lebten als in der Altstadt. Planungen sahen vor,<br />
zwischen der Altstadt und der Obersprucke, die durch einen Grünzug voneinander<br />
getrennt sind, ein neues Stadtzentrum aufzubauen. Diese Pläne wurden nie realisiert.<br />
Die ältesten Wohnkomplexe, WK I und WK II, sind in den 1960er Jahren erbaut<br />
worden. Sie verfügten über eigene Quartierszentren und die notwendige Infrastruktur.<br />
Beiden werden überwiegend durch eine offene, viergeschossige Zeilenbebauung<br />
und dem Gebäudetyp Lübbenau geprägt. Während im WK II der landschaftsbezogene<br />
Charakter wegen der engen Verzahnung mit dem angrenzenden<br />
Landschaftsraum überwiegt, wird der WK I nach Süden vom Industriegebiet und<br />
nach Norden von einem ausgedehnten fünfgeschossigen P2-Gebäude abgegrenzt.<br />
Die letzte Stadterweiterung erfolgte in den 1970er und 1980er Jahren mit dem<br />
Wohnkomplex IV – Reichenbacher Berg. Hier waren im Gegensatz zu den anderen<br />
Wohngebieten offene und geschlossene Blockstrukturen mit hoch verdichteten<br />
Blockinnenbereichen charakteristisch und es dominierten lang gestreckte, fünfgeschossige<br />
Gebäude des P2-Typs. Es zeichnete sich durch ein eigenes Nahversorgungszentrum<br />
und eine sehr gute Ausstattung an Bildungs-, Freizeit- und sozialer<br />
Infrastruktur aus.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 42<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Seit 1990 wurden mehrere Neubaugebiete für Ein- und Zweifamilienhäuser, überwiegend<br />
in Stadtrandlage, ausgewiesen und entwickelt. 1993 wurden die Ortsteile<br />
Bresinchen, Deulowitz und Schlagsdorf eingemeindet, die noch über einen dörflichen<br />
Ortskern verfügen, zunehmend aber von Ein- und Zweifamilienhäusern überformt<br />
werden.<br />
4.1.2 Leitlinien und Strategien der Stadtentwicklung seit 1990<br />
Stadt 2030<br />
Räumliches Strukturkonzept der<br />
Eurostadt <strong>Guben</strong>-Gubin<br />
entwickelte Initialprojekte, die<br />
Eingang in die IBA Fürst Pückler<br />
Land finden<br />
Grenzübergreifende Leitlinien und Strategien<br />
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Stadt 2030" wurde unter dem Motto "Eine<br />
Zweiheit" eine Charta für die Zukunft der Doppelstadt <strong>Guben</strong>-Gubin erarbeitet,<br />
die 6 Leitlinien für die künftige Stadtentwicklung formuliert:<br />
• Ein städtisches Zentrum in der Region: <strong>Guben</strong> und Gubin wollen in Zukunft als<br />
Doppelstadt ihre Bedeutung im ländlichen Raum behaupten.<br />
• <strong>Guben</strong> und Gubin orientieren sich stadträumlich neu: als Stadt im Neißetal<br />
richten sie ihre gemeinsame Entwicklung aufeinander aus.<br />
• Vielfalt und Unterschiedlichkeit sind ein Potenzial: dies will die Doppelstadt<br />
aktiv für eine gemeinsame Entwicklung einsetzen<br />
• Ausnutzung von Synergieeffekten: das Zusammenlegen geeigneter kommunaler<br />
Aufgaben und öffentlicher Einrichtungen ist ein wesentlicher Beitrag, um<br />
die beiden kommunalen Haushalte für die Zukunft zu sichern.<br />
• Der Standort für Qualifikation und Berufsbildung der Euroregion Spree-Neiße-<br />
Bober: die Doppelstadt nutzt dabei offensiv die Chancen der räumlich unabhängigen<br />
Telekommunikation<br />
• Kooperation und Unterstützung unternehmerischer Initiativen: das ist neben<br />
einer integrierten Standortentwicklung die strategische Wirtschaftspolitik in<br />
der Doppelstadt.<br />
1998 entstand als Grundlage einer gemeinsamen Planung und Entwicklung der<br />
Städte <strong>Guben</strong> und Gubin das "räumliche Strukturkonzept der Eurostadt <strong>Guben</strong>-<br />
Gubin". Das Leitbild zielt darauf ab, ein räumlich und funktional zusammenhängendes<br />
Stadtgefüge zu schaffen. Beide Städte sollen durch ein gemeinsames<br />
Stadtzentrum und eine grenzübergreifende städtebauliche Achse miteinander<br />
verbunden wird. Die Umsetzung dieses Leitbilds wird mit der Beteiligung der Städte<br />
<strong>Guben</strong> und Gubin an der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst Pückler<br />
Land mit folgenden Projekten bekräftigt:<br />
• Geschäftsstraße Frankfurter Straße / Westerplatte<br />
• Promenade am Dreieck<br />
• Grünzug Neiße – Egelneiße / <strong>Guben</strong> – Lubst / Gubin<br />
• Theaterinsel mit Anbindung des Geländes ehemalige <strong>Guben</strong>er Wolle<br />
• Hauptkirche Gubin<br />
• Standort ehemalige Villa Wolf, Gubin<br />
Stadtumbau<br />
Im Jahr 2002 wurde das Stadtumbaukonzept erstmalig erarbeitet. Ziel war es einerseits<br />
die Altstadt Ost als integriertes, kommunikatives Stadtzentrum zu entwi-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 43<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
ckeln und andererseits den Wohnungsmarkt der Stadt zu konsolidieren. Nach Abstimmung<br />
des gesamtstädtischen Rückbauvolumens von 2.300 Wohnungen bis<br />
2015 wurden mehrere Gebietskategorien mit unterschiedlicher Handlungspriorität<br />
definiert, wobei der Altstadt Ost als Umstrukturierungsgebiet und dem WK IV -<br />
Reichenbacher Berg als Schrumpfungsgebiet die höchste Priorität zugewiesen<br />
worden ist. Innerhalb der Altstadt Ost wurde darüber hinaus ein Teilbereich als<br />
Vorranggebiet definiert, auf den sich die öffentlichen Investitionen zunächst konzentrieren<br />
sollten. Strategisch wurde festgelegt, den Wohnungsrückbau nicht nur<br />
zügig durchzuführen, sondern auch die frei gewordenen Flächen zügig zu gestalten.<br />
Im Ergebnis dessen haben sich das Image der Altstadt Ost und des Wohngebiets<br />
Reichenbacher Berg erheblich gewandelt und verbessert.<br />
Ausweisung der Altstadt<br />
Ausweisung eines<br />
Wohnkomplexes<br />
Stadtsanierung<br />
Zu Beginn der 1990er Jahre konzentrierte sich die Stadterneuerung auf die Untersuchung<br />
städtebaulicher und funktionaler Missstände im Kernbereich der Altstadt<br />
Ost. Mit der förmlichen Festlegung des Sanierungsgebiets "Stadtzentrum" im Jahr<br />
1994 verschaffte sich die Stadt ein Grundgerüst für die "geordnete städtebauliche<br />
Entwicklung unter Berücksichtigung der sozialen, wirtschaftlichen und strukturellen<br />
Erfordernisse". Vorrangig für die städtebauliche Erneuerung waren zunächst<br />
die Verbesserung der Wohnverhältnisse, der Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden<br />
Gebäude und die Aufwertung des öffentlichen Raumes, wobei der<br />
Schwerpunkt zunächst auf der Frankfurter Straße als Verbindungs- und Entwicklungsachse<br />
zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin lag.<br />
1998 weis die Stadt <strong>Guben</strong> den Wohnkomplex WK IV – Reichenbacher Berg vor<br />
dem Hintergrund steigender Wohnungsleerstände ebenfalls als Sanierungsgebiet<br />
aus. Ziel war in erster Linie die Umsetzung von Ordnungsmaßnahmen. Mit Aufnahme<br />
der Stadt <strong>Guben</strong> in das Förderprogramm Stadtumbau Ost im Jahr 2001<br />
ging das Sanierungsgebiet WK IV – Reichenbacher Berg in der Stadtumbaukulisse<br />
auf.<br />
Interessen- und<br />
Ressortübergreifender Ansatz im<br />
Stadtentwicklungsprozess<br />
Intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Bürgerbeteiligung<br />
Stadtentwicklungs- Stadtumbaumanagement und Beteiligung<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat bereits im Zuge der Erstellung des ersten Stadtumbaukonzeptes<br />
in 2002 die Projektgemeinschaft Stadtumbau etabliert, in der Stadt und Wohnungswirtschaft<br />
gemeinsame Lösungen erarbeiten und umsetzen. Dieses Gremium<br />
steuert unter Vorsitz des Bürgermeisters den Stadtentwicklungsprozess im Rahmen<br />
regelmäßiger Abstimmungsrunden. Grundsatz der Projektgemeinschaft ist die<br />
Definition von Entwicklungszielen, die Setzung von Prioritäten, die Entwicklung<br />
einer stringenten Umsetzungsstrategie und eine abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Gleichzeitig wird ein kontinuierlicher Austausch mit den Akteuren der Wirtschaftsförderung<br />
und des Innenstadtmanagements gepflegt. Zusätzlich wurden klassische,<br />
verwaltungsbezogene Organisationsstrukturen durch eine ressortübergreifende<br />
Projektverantwortung mit unmittelbarer Anbindung an den Bürgermeister<br />
erfolgreich eingeführt.<br />
Gleichzeitig werden über einen offenen und transparenten Kommunikationsprozess<br />
weitere Akteure aus Politik und Verwaltung, Verbänden und Vereinen, soziale<br />
Träger und Bürger etc. in den Stadtentwicklungsprozess eingebunden. Die Stadt<br />
greift auf eine komplexe Kommunikationsstrategie und „Beteiligungsinfrastruktur“<br />
zurück, zu der verschiedene Instrumente wie z.B. Fach-Workshops, Stadtteilbüros,
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 44<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
das Service-Center der Stadt, Einwohner- und Bürgerversammlungen sowie Broschüren,<br />
Newsletter, Ausstellungen und Umfragen zählen.<br />
4.1.3 Übersicht stadtentwicklungsrelevanter Kulissen und Programme<br />
Zur Umsetzung der strategischen Entwicklungsziele sind in den vergangenen Jahren<br />
mehrere Förderprogramme in Anspruch genommen worden. In der nachstehenden<br />
Tabelle sind die wichtigsten öffentlich finanzierten Programme und Gebietskulissen<br />
mit Angaben zu Durchführungszeitraum und Finanzierung dargestellt.<br />
BEZEICHNUNG<br />
RÄUMLICHER<br />
BEZUG<br />
(Lage im Stadtgebiet<br />
und<br />
Größe*)<br />
DURCH-<br />
FÜHRUNGS-<br />
ZEITRAUM<br />
Finanziert / abgeschlossen<br />
(Ende 2006)<br />
FÖRDERUNG IN EUR<br />
Planung (2007ff.)<br />
Gesamtbedarf davon bewilligt weiterer Bedarf<br />
Förmlich festgelegte Sanierungsgebiete<br />
Sanierungsgebiet<br />
„Stadtzentrum“<br />
Sanierungsgebiet<br />
Reichenbacher<br />
Berg<br />
(VVN - Mittel)<br />
Altstadt Ost<br />
41,1 ha<br />
Obersprucke<br />
48,5 ha<br />
1993 - 2012 11.998.582 8.000.000 2.000.000 6.000.000<br />
1998 - 2006 Ausweisung des WK IV – Reichenbacher Berg als Sanierungsgebiet erfolgte<br />
vor Verabschiedung des Förderprogramms „Stadtumbau Ost“, um Ordnungsmaßnahmen<br />
durchführen zu können<br />
Stadtumbaukulissen<br />
Altstadt Ost<br />
Altstadt Ost<br />
rd. 108 ha<br />
2002 – 2013 3.073.756 AUF<br />
771.063 RB<br />
8.432.000 AUF<br />
0 RB<br />
0,00 RSI<br />
4.225.900 RSI 0 4.225.900<br />
Altstadt West<br />
Altstadt West<br />
rd. 86 ha<br />
2002 – 2013 52.053 AUF 1.020.000 AUF<br />
65.530 RB<br />
WK I<br />
WK I<br />
rd. 27 ha<br />
2002 – 2013 393.073 AUF<br />
1.129.400 RB<br />
0<br />
141.200 RB<br />
WK II<br />
WK II<br />
rd. 56 ha<br />
2002 – 2013 253.703 AUF<br />
0,00 RB<br />
510.000 AUF<br />
333.500 RB<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Berg<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Berg<br />
rd. 55 ha<br />
2002 – 2013 2.573.612 AUF<br />
3.002.480 RB<br />
0,00 RSI<br />
150.000 AUF<br />
238.800 RB<br />
367.800 RSI 0,00 367.800<br />
Summe Stadtumbaukulisse<br />
AUF<br />
RB<br />
10.112.000 AUF<br />
779.030 RB<br />
2.925.000<br />
482.000<br />
7.187.000<br />
297.030<br />
RSI<br />
4.593.700 RSI<br />
0<br />
4.593.700<br />
Weitere<br />
Zukunft im Stadtteil<br />
– ZiS 2000<br />
VVN Neubaugebiete<br />
Altstadt Ost<br />
rd. 80 ha<br />
WK I, II, IV<br />
131,5 ha<br />
2002 – 2006 9.076.384 0 0 0<br />
1998 - 2006 8.848.835 20.972 20.972<br />
INTERREG Altstadt Ost 2002 - 2006 4.719.091 Projekte vorbereitet; in Abhängigkeit von der Bestätigung<br />
des operationellen Programms - EU
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 45<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
BEZEICHNUNG<br />
RÄUMLICHER<br />
BEZUG<br />
(Lage im Stadtgebiet<br />
und<br />
Größe*)<br />
DURCH-<br />
FÜHRUNGS-<br />
ZEITRAUM<br />
Finanziert / abgeschlossen<br />
(Ende 2006)<br />
FÖRDERUNG IN EUR<br />
Planung (2007ff.)<br />
Gesamtbedarf davon bewilligt weiterer Bedarf<br />
Altstadt West 2002 - 2006 379.927 0 0 0<br />
WK IV 2002 - 2006 2.276.066 0 0 0<br />
Reaktivierung<br />
städtebaulich<br />
relevanter Brachflächen<br />
Altstadt Ost 2004 - 2006 1.214.976 500.000 0 500.000<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld „Stadtentwicklung“<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Regionale Ankerstadt im Schrumpfungsraum<br />
• Klar gegliederte Stadtstruktur<br />
• Neisse- und vielfältige Landschaftsbezüge sowie Grünzüge in<br />
der Stadt<br />
• Erhalt prägender baukultureller Elemente als Industriekulturelles<br />
Erbe in der Altstadt<br />
• etabliertes Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum in der<br />
Altstadt als Kristallisationspunkt für das weiterzuentwickelnde<br />
Stadtzentrum<br />
• Restrukturiertes Industriegebiet weiterhin Grundlage für Anwerbung<br />
neuer Unternehmen und als wirtschaftliche Basis für<br />
eine nachhaltige Stadtentwicklung<br />
• leistungsfähige Stadtentwicklungs- und –<br />
managementstrukturen<br />
• qualifiziertes Stadtentwicklungsmonitoring als Grundlage für<br />
eine nachhaltige Stadtentwicklung<br />
• Historisch bedingter Verlust des Stadtzentrums und weite Teile<br />
des historischen Stadtgebietes, das im Krieg weitgehend zerstört<br />
worden ist<br />
• Stadtzentrum mit zu geringen Bevölkerungs- und Funktionsanteilen<br />
• zwei gleichgewichtige Siedlungsbereiche mit der Unter- und<br />
der Oberstadt; bipolare Siedlungsstruktur mit hoher Trennwirkung<br />
• Fehlende dauerhaft ausgerichtete grenzübergreifende Kooperationsstrukturen<br />
im Themenfeld Stadtentwicklung, Stadterneuerung,<br />
Wohnen<br />
• Zwiespältiges Stadtimage – zwischen „Problemstadt“ und<br />
„dynamischer Stadt“<br />
Handlungsbedarf und –ansätze<br />
• Erhalt der bipolaren Stadtstruktur und bessere Verknüpfung der Innenstadt<br />
mit der Obersprucke<br />
• Weitere Aktivierung der Innenstadt durch Erhöhung von Bevölkerungsanteilen<br />
und weitere Verlagerung von Funktionen<br />
• Erhöhung der Innenstadtprosperität und Attraktivität durch Wiedergewinnung<br />
des Neissebezuges, Zunahme wirtschaftlicher und urbaner Aktivitäten<br />
• Erweiterung des <strong>Guben</strong>er <strong>INSEK</strong> zu einem 1. grenzübergreifenden Stadtentwicklungskonzept<br />
• Etablierung eines dauerhaft ausgerichteten grenzübergreifenden Stadtentwicklungsmanagements
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 46<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
4.2 Evaluation der Innenstadtentwicklung<br />
Ausgangssituation: Fehlende<br />
Innenstadt<br />
Strategischer Ansatz: Durch eine<br />
integrierte Vorgehensweise<br />
Erfolge erzielen<br />
Entwicklung vielfältiger<br />
Strategiebausteine<br />
Instrumentenmix<br />
zur Belebung der Altstadt<br />
Die Altstadt Ost bildete als Industrievorstadt die Keimzelle, aber nicht den Schwerpunkt<br />
der Stadtentwicklung nach 1945, da sich das weitgehend zerstörte historische<br />
Stadtzentrum der Doppelstadt auf polnischer Seite befand. Sie zeichnete sich<br />
bis 2001 durch ein Nicht-Vorhandensein eines eindeutigen Zentrums mit entsprechenden<br />
Funktionen aus. Zentrumsrelevante Nutzungen waren über das gesamte<br />
Stadtgebiet verteilt. Städtebaulich war die Altstadt Ost gemäß ihrer wirtschaftlich<br />
dominanten Rolle als Industriestandort durch zahlreiche großflächige, nunmehr<br />
überwiegend leerstehende Industriebauten der Textilindustrie und einen vergleichsweise<br />
geringen Einzelhandelsbesatz gekennzeichnet. Lediglich 8 % der<br />
Bevölkerung lebten zum Jahrtausendwechsel in der Altstadt Ost, sodass sie insgesamt<br />
vernachlässigt und entleert wirkte.<br />
Die Vielfältigkeit und Besonderheit der Probleme, die in der Altstadt Ost anzutreffen<br />
waren, erforderten eine integrierte Herangehensweise, um das Ziel, ein lebendiges<br />
Stadtzentrum zu entwickeln, erreichen zu können. Dabei muss <strong>Guben</strong> einen<br />
alternativen Weg zur klassischen Innenstadtmodernisierung gehen. Prioritäten und<br />
öffentliche Impulse setzen war der grundlegende Baustein in dieser als Prozess zu<br />
verstehenden Entwicklungsstrategie. Hierdurch lässt sich die Frequentierung in der<br />
Innenstadt erhöhen. Die Rahmenbedingungen für lokales bürgerschaftliches Engagement<br />
und Aktivitäten sowie die Investitionsbedingungen für private Projekte<br />
wurden verbessert. Die Hinterlassenschaften der Industriekultur, welche die <strong>Guben</strong>er<br />
Innenstadt von anderen unterscheidet, werden für die künftige Entwicklung als<br />
Potenzial angesehen.<br />
Verschiedene sektoral ausgerichtete Projekte und Maßnahmen ordnen sich dem<br />
grundsätzlichen Ziel unter und zeichnen sich durch einen untereinander vernetzenden<br />
Charakter und eine sich potenzierende Wirkung aus. Die Strategiebausteine<br />
sind im Wesentlichen auf die Beseitigung städtebaulicher Missstände, die Stärkung<br />
der zentralörtlichen Funktion der Altstadt, die Verbesserung der Infrastrukturausstattung<br />
– insbesondere der bildungstechnischen Infrastruktur, die nutzerund<br />
leistungsbezogene Attraktivierung und Gestaltung des Wohnumfeldes und<br />
der öffentlichen Räume, die Instandsetzung des Gebäudebestandes sowie die produktbezogene<br />
und nachfrageorientierte Verbesserung des Wohnraumangebots<br />
ausgerichtet.<br />
Konzeptionelle Grundlagen, die zugleich entsprechende finanzielle Handlungsspielräume<br />
eröffnen, stellen der Sanierungsplan für die Altstadt Ost sowie seine<br />
Fortschreibung (2006), das Stadtumbaukonzept (2002) und seine Fortschreibung<br />
(2004), das Beschleunigungs- und Aufwertungskonzept mit besonderer Berücksichtigung<br />
der Altstadt Ost (2003), der Stadtumbauplan (2005) und seine Fortschreibung<br />
2007 sowie das integrative Handlungskonzept zur Handlungsinitiative<br />
„Zukunft im Stadtteil – ZiS 2000“ (2001) dar. Darüber hinaus unterstützen die<br />
Internationale Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“ und das EU-Projekt „Translokal“<br />
den Austausch zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin. Jedes Konzept enthält gemäß der<br />
jeweiligen inhaltlichen Ausrichtung verschiedene strategische Ansätze, untersetzt<br />
mit entsprechenden Maßnahmen, die den o. g. Strategiebausteinen zugeordnet<br />
werden können.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 47<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Strategie der Prioritätensetzung<br />
ist fortzusetzen<br />
Vor diesem Hintergrund ist zur systematischen Fortführung des bislang erfolgreichen<br />
Vitalisierungsprozesses weiterhin eine qualitative und wirtschaftliche Prioritätensetzung<br />
unter den künftig notwendigen Maßnahmen erforderlich.<br />
Definition „Innenstadt“ – räumliche Betrachtungsebenen<br />
Um eine integrierte Innenstadtstrategie zu definieren, ist es erforderlich, einen<br />
plausiblen räumlichen und funktionalen Zusammenhang der Innenstadt zu definieren.<br />
Diese Abgrenzung ersetzt weder rechtliche noch förderbezogene innenstadtrelevante<br />
Abgrenzungen wie z. B. die der Vorranggebiete und ist daher auch nicht<br />
grundstücksscharf bindend.<br />
Die folgende dargestellte Verräumlichung zeigt die Bezüge von „City“, Sanierungsgebiet<br />
und umfassender Innenstadtkulisse.<br />
Abbildung 23:<br />
Definition Innenstadt<br />
Bisheriger räumlicher<br />
Handlungsschwerpunkt:<br />
Frankfurter Straße mit<br />
Promenade am Dreieck<br />
Räumliche Handlungsschwerpunkte<br />
Um dem integrativen Charakter auch räumlich gerecht werden zu können, d. h.<br />
sich gegenseitig verstärkende Effekte und schneller Wirkungen zu erzielen zu können,<br />
wurde innerhalb der Altstadt Ost ein Vorranggebiet festgelegt, das von der<br />
Gubiner Straße im Süden, der Berliner Straße im Westen, der Schulstraße im Norden<br />
und der Alten Poststraße begrenzt wird. Handlungsschwerpunkt war zunächst<br />
die Frankfurter Straße in Verbindung mit ihrem Endpunkt, der Promenade am<br />
Dreieck. Mit der Instandsetzung von öffentlichen Straßen und der Instandsetzung<br />
und Umnutzung der Promenade am Dreieck wurden Sanierungsmaßnahmen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 48<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
durch private Investoren im Gebäudebestand angeschoben, sodass die Entwicklungsachse<br />
zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin auf der westlichen Seite weitgehend realisiert<br />
ist. Mit der Umgestaltung und Umnutzung des Areals <strong>Guben</strong>er Wolle / Neißeterrasse<br />
wird in Verbindung mit dem Bau einer Fußgängerbrücke ein weiterer Baustein<br />
zur Vernetzung der Doppelstadt verwirklicht, die allerdings nur eine geringe<br />
räumliche Ausdehnung aufweist.<br />
Künftige räumliche<br />
Handlungsschwerpunkte:<br />
Tuchmacherviertel hat Vorrang<br />
Entwicklungsschwerpunkte<br />
Bahnhofsbereich<br />
Innenstadt = Altstadt Ost UND<br />
West<br />
Räumliche Handlungsschwerpunkte hinsichtlich der integrierten ganzheitlichen<br />
Aufwertung des öffentlichen Raums sowie die damit einhergehender Erneuerung<br />
der Gebäude, der technischen, sozialen und kulturellen Infrastruktur gibt es in den<br />
nächsten Jahren in mehreren Bereichen der Altstadt Ost. Vorrang hat zunächst der<br />
Bereich Alte Poststraße, insbesondere zwischen Egelneiße und Neiße im sogenannten<br />
Tuchmacherviertel. Im zentralen Bereich sollen stadtbildprägende Gebäude wie<br />
die <strong>Guben</strong>er Wolle, ehemalige Fabrikantenvillen und Wohngebäude nicht nur<br />
erhalten, sondern auch mit neuen Funktionen belegt werden, um die Innenstadt<br />
stärker zu beleben und mehr Menschen an die Altstadt und die Neiße zu binden.<br />
Durch die Öffnung der Stadt zur Neiße entstehen in diesem Bereiche weitere Potenziale<br />
im Bereich Tourismus. Diese sind über eine entsprechende Weiterentwicklung<br />
der Wegenetze und des Freiraumsystems aufzugreifen und zu erschließen.<br />
Neben dem Tuchmacherviertel ist mittelfristig auch der Bahnhofsbereich – als<br />
wichtiger Mobilitäts-Bausteine - von besonderer Bedeutung für die Stadt. Darüber<br />
hinaus stellt auch der Bereich Mittelstraße einen künftigen Handlungsschwerpunkt<br />
dar. Dabei ist zum einen die lokale und regionale Mobilitätsfunktion des Bahnhofsbereichs<br />
zu verbessern als auch die Verbindungsachsen vom Bahnhof zur Neiße<br />
bzw. zum Stadtzentrum zu entwickeln.<br />
Trotz erheblicher Trennwirkung der Bahnlinie zwischen Altstadt Ost und West ist<br />
die Innenstadt zusammen zu betrachten. Sowohl aufgrund der Bauhistorie und<br />
Funktionsbeziehungen muss die Innenstadtentwicklung künftig stärker gemeinsam<br />
betrachtet werden. Die notwendigen Einwohnerzuwächse in der „Unter“-/Innenstadt<br />
werden auch in der Altstadt West generiert werden müssen.<br />
Funktionale Aufwertung der<br />
Promenade am Dreieck zu einem<br />
städtischen Funktionsbereich mit<br />
hoher Nutzerqualität<br />
Infrastrukturelle Ausstattung<br />
Im Zuge der Neugestaltung der Promenade am Dreieck als ehemaliger Industriestandort<br />
wurde die komplexe infrastrukturelle Ausstattung der Altstadt Ost erheblich<br />
verbessert. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude wurden das Rathaus,<br />
das Stadt- und Industriemuseum, die Stadtbibliothek und die Musikschule<br />
integriert. Darüber hinaus stehen der Stadt ein Multifunktionssaal „Alte Färberei“<br />
sowie weitere Räume zur Verfügung, die für eine Vielzahl von Veranstaltungen,<br />
Veranstaltungsthemen und Ausstellungen genutzt werden. Dieser Komplex ist ein<br />
Beispiel einer zielgerichteten Umnutzung einer ehemaligen Industriebrache zu<br />
einem modernen serviceorientierten kommunalintegrierten Dienstleistungszentrum.<br />
Weitere bedeutende Bausteine zur Entwicklung der Altstadt Ost zum Stadtzentrum<br />
stellen<br />
• das Jugend- und Begegnungszentrum in der Mittelstraße,<br />
• die Kita Poetensteig mit der Spielanlage „Arche Noah“,<br />
• die ökologische Erneuerung der Egelneiße und<br />
• die Umgestaltung der Frankfurter Straße und der Berliner Straße zu einer Bummel-<br />
und Flaniermeile mit hoher Aufenthaltsqualtität dar.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 49<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Entwicklung des Wohnungsbestands und des Wohnungsleerstandes<br />
Im Jahr 2002 entfielen 943 Wohnungen, das sind ca. 7 % des gesamtstädtischen<br />
Wohnungsbestands, auf die Altstadt Ost. Bis 2006 hat sich der Wohnungsbestand<br />
um ca. 80 WE auf 863 WE reduziert und ist in erster Linie auf Rückbaumaßnahmen<br />
der <strong>Guben</strong>er Wohnungsgesellschaft mbH zurück zu führen, die 2002 über ca.<br />
40 % des Wohnungsbestands in der Altstadt Ost verfügte und die in einem ersten<br />
Schritt, nicht mehr marktfähige Wohnungen in Neben- und Hintergebäuden vom<br />
Markt genommen hat. Durch diese Maßnahmen hat sich der Wohnungsleerstand<br />
in der Altstadt Ost von 346 WE auf ca. 275 WE reduziert. Die Leerstandsquote<br />
verringerte sich um 4,5 %-Pkt. auf 32,2 %, die im Vergleich zur gesamtstädtischen<br />
Leerstandsquote von 15,3 % nach wie vor überdurchschnittlich hoch ist.<br />
Tabelle 6:<br />
Gegenüberstellung der<br />
Wohnungsbestands- und der<br />
Wohnungsleerstandsentwicklung<br />
in der Altstadt Ost und der<br />
Gesamtstadt in den Jahren 2002<br />
und 2006<br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene<br />
Darstellung]<br />
Altstadt Ost<br />
Wohnungsleerstand<br />
Wohnungsbestand<br />
Wohnungsbestand<br />
Gesamtstadt<br />
Wohnungsleerstand<br />
Abs. Abs. % Abs. Abs. %<br />
2002 943 346 36,7 13.529 3.041 22,5<br />
2006 863 281 32,7 11.520 1.765 15,3<br />
09/2007 853 275 32,2 11.480 1.753 15,3<br />
Differenz -90 -71 -4,5 %-Pkt. -2.049 -1-288 -7,2 %-Pkt.<br />
Sanierung des Gebäudebestands<br />
Bislang kaum Nachfrage<br />
nach Wohnraum in der<br />
Alten Poststraße<br />
Weitere Aufgaben zur<br />
Attraktivierung der Altstadt als<br />
Wohnstandort zu bewältigen<br />
Im Laufe des seit 1993 dauernden Sanierungsprozesses konnten 54 Gebäude saniert<br />
werden. Mittlerweile ist in der Frankfurter Straße als Entwicklungs- und Verbindungsstraße<br />
zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin und in der Berliner Straße ein hoher<br />
Sanierungsstand erreicht.<br />
2003 wurde vom Sanierungsträger die Broschüre „Zuhausein der Altstadt“ aufgelegt,<br />
in der über die Förderung zum Eigentumserwerb in der Innenstadt im Rahmen<br />
des Stadtumbaus sowie verschiedenen Berechnungsbeispielen zur Finanzierung<br />
informiert worden ist. Unterstützt wurde diese Initiative von der <strong>Guben</strong>er<br />
Wohnungsgesellschaft mbH, die konkret das Modellprojekt Alte Poststraße 36<br />
vorbereitete und weitere Objekte zum Verkauf stellte. Die Broschüre blieb weitgehend<br />
ohne Resonanz. Ursächlich ist der zu diesem Zeitpunkt unzureichende Entwicklungsfortschritt<br />
in der Altstadt. Bedeutende Meilensteine zur Ausbildung des<br />
Stadtzentrums wie die Promenade am Dreieck befanden sich noch in der Planungsphase.<br />
Um die Leerstandsobjekte zu aktivieren stellen sich folgende Aufgaben:<br />
• Fortsetzung des Sanierungsprozesses mit Schwerpunkt Alte Poststraße,<br />
• Sicherung stadtbildprägender Gebäude, die aufgrund ihrer Größe und nicht<br />
mehr zeitgemäßen Grundrissen nicht oder nur schwierig zu vermarkten sind,<br />
und Herstellung von Nutzerqualitäten im Produkt Wohnung / Gewerbe,<br />
• Beräumung von Brachflächen und Entwicklung von Infrastruktur und Wohnungsneubau,<br />
• Erhöhung Freiflächenanteil in der Altstadt.<br />
Darüber hinaus besteht bei den kulturhistorisch wertvollen und stadtbildprägenden<br />
Gebäuden die Herausforderung diese zu sichern und zu verwerten sowie die
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 50<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
denkmalpflegerische Anforderungen in Einklang zu bringen mit heutigen bzw.<br />
künftigen Nutzungsanforderungen.<br />
Tabelle 7:<br />
Gesicherte stadtbildprägende<br />
Gebäude und<br />
kulturelle Anziehungspunkte<br />
Gebäude Durchgeführte Maßnahme Nutzung(soptionen)<br />
Klosterkirche<br />
Hüllensanierung<br />
Alte Poststraße 67 Hüllensanierung Pfarrhaus<br />
Kirche zum guten<br />
Hirten<br />
Hüllensanierung<br />
Alte Poststraße 66 Hüllensanierung Amtsgericht<br />
Berlin-<strong>Guben</strong>er Hüte Komplettsanierung Rathaus, ServiceCenter, Standesamt,<br />
Industrie- und Stadtmuseum<br />
ehem. Färberei Komplettsanierung Multifunktionssaal „Alte Färberei<br />
<strong>Guben</strong>er Hüte, Gebäude<br />
C<br />
Berliner Hutfabrik;<br />
Uferstraße 22 - 26<br />
<strong>Guben</strong>er Wolle,<br />
Werk IV<br />
Uferstraße<br />
Berliner Torhaus; Berliner<br />
Straße 49<br />
Villa, Alte Poststraße 33<br />
Alte Poststraße 59/60<br />
Komplettsanierung<br />
Teilsanierung,<br />
Teilmodernisierung<br />
Teilsanierung,<br />
Teilmodernisierung<br />
Hüllensanierung<br />
Hüllensanierung<br />
Geplante Modernisierung und<br />
Instandsetzung<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten<br />
Musikschule, Stadtbibliothek<br />
Geschäftshaus<br />
Geschäftshaus<br />
Nutzung als Gartenrestaurant mit<br />
Verbindung zum umgebenden<br />
Freiraum<br />
Pension<br />
Hotel<br />
Gastronomie<br />
Wohnen<br />
Zollhaus Hüllensanierung Nachnutzung durch Bundespolizei<br />
Tabelle 8:<br />
Ungesicherte stadtbildprägende<br />
Gebäude und kulturelle<br />
Anziehungspunkte<br />
Gebäude Notwendige Maßnahme Nutzung(soptionen)<br />
<strong>Guben</strong>er Wolle,<br />
Gebäude D<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Gemischte Nutzung, Loftwohnungen,<br />
Gaststätte und Dienstleistungen<br />
<strong>Guben</strong>er Wolle;<br />
Gebäude A<br />
Villa, Alte Poststraße 5<br />
Villa, Alte Poststraße 32<br />
Villa, Alte Poststraße 52<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Manufaktur mit Ausstellung,<br />
kulturelle Veranstaltungen<br />
Wohnen<br />
Wohnen<br />
Wohnen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 51<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Gebäude Notwendige Maßnahme Nutzung(soptionen)<br />
Villa, Alte Poststraße 61<br />
Villa, Alte Poststraße 63<br />
Berliner Straße 5A, 5B -<br />
Wohnhaus<br />
Ehemaliges Gefängnis<br />
Bahnhof<br />
Reichsbahnvilla;<br />
Berliner Straße 24<br />
Grundschule 3<br />
Kino<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Hüllensanierung<br />
Umfassende Innensanierung<br />
und Umbauten notwendig<br />
Bürgerschaftshaus, Kleinkunst<br />
Wohnen – Eigentum<br />
Wohnen<br />
Zurzeit Totalleerstand<br />
Touristik - und Erlebnis-Hotel<br />
Evtl. Mobilitätszentrale -<br />
Abhängig von Angeboten der<br />
DB zum Erwerb<br />
Gewerbe / Institutionen<br />
Angebot zur Nutzung als Bildungseinrichtung<br />
Angebot zur Nutzung als Medien-Center<br />
Gestaltung öffentlicher Räume<br />
Die Erneuerung von öffentlichen Räumen ist von hoher Bedeutung für die Altstadt.<br />
In den letzten Jahren konnte und wird durch den Einsatz von GVFG- und INTER-<br />
REG-Mitteln ein Teil der Straßen erneuert werden.<br />
Ausbau der Frankfurter Straße<br />
als Bummel- und Flaniermeile<br />
Ausbau und Umgestaltung der<br />
Berliner Straße zur Erhöhung der<br />
Aufenthaltsqualität<br />
Die Frankfurter Straße als Entwicklungsachse zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin wurde<br />
2003 als Bummel- und Flaniermeile ausgebaut. Durch die Neuordnung des fahrenden<br />
und ruhenden Verkehrs und die Umgestaltung der Straße wurden die Aufenthaltflächen<br />
erheblich erweitert, sodass Freisitze durch die Gastronomie angeboten<br />
werden können. Im Ergebnis der Straßenumgestaltung wurde 2007 ein leer stehendes<br />
Gebäude modernisiert und zu einem kleinen hochwertigen Hotel mit Bar<br />
umgenutzt.<br />
Zurzeit wird die zweite Entwicklungsachse, die Berliner Straße, zwischen der Promenade<br />
am Dreieck und der Cottbuser Straße umgestaltet. Die überdimensionierte<br />
Fahrbahn wird für den in ihrer Breite deutlich reduziert und die Eingangssituation<br />
zur Altstadt durch Anlage eines Kreisverkehrs städtebaulich betont. Dies hat auch<br />
zur Folge, dass sich der Verkehr verlangsamt. Insgesamt wird durch diese Maßnahmen<br />
der Aufenthaltscharakter der Haupterschließungsstraße in den Vordergrund<br />
gerückt. Dies wiederum wirkt sich nicht nur positiv auf Fußgänger und Radfahrer<br />
aus, sondern verbessert auch die Wohnqualität entlang dieser Straße. Darüber<br />
hinaus steigert sich die Aufenthaltsqualität der Freisitzangebote ansässiger
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 52<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
gastronomischer und Einzelhandelseinrichtungen. Beleg für die Attraktivitätssteigerung<br />
als Wohnstandort sind zum einen die erfolgten Sanierungsmaßnahmen im<br />
Bereich Berliner Straße 18, der als Seniorenwohnheim ausgebaut worden ist. Das<br />
benachbarte Grundstück, eine ehemalige Wäscherei, wurde von privaten Investoren<br />
Ziel beräumt. Diese Qualitäten gilt es bis zum Bahnhof weiter zu entwickeln,<br />
um auch im nördlichen Bereich der Altstadt Ost entsprechende Entwicklungsimpulse<br />
zu setzen und das Stadtbild prägende Gebäude wie die Reichsbahnvilla zu<br />
sichern.<br />
Alte Poststraße bedarf<br />
Aufwertung in ihrem<br />
Erscheinungsbild<br />
Gestaltung öffentlicher Plätze ist<br />
von hoher Bedeutung<br />
Gestaltung der Wilkeschen Höfe<br />
als innerstädtische Grünfläche<br />
Für die <strong>Guben</strong>er und Gubiner Bürger ist darüber hinaus die Alte Poststraße als<br />
direkte Verbindung zwischen Grenzübergang, Neißeterrasse, Friedensschule und<br />
Bahnhof von besonderer Bedeutung. Hier sind ebenfalls Räume mit hoher Aufenthaltsqualität<br />
zu schaffen. Gleichzeitig stellt die Alte Poststraße ein wichtiges Verbindungsstück<br />
des Oder-Neiße-Radweges dar, der außerhalb der Stadt auf der<br />
Deichkrone als asphaltierter Fahrradweg geführt wird.<br />
Neben den Straßen und Wegen kommt auch der Gestaltung öffentlicher Plätze<br />
eine hohe Bedeutung zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu. Dazu zählen<br />
• die Promenade am Dreieck, die unterstützende freiraumbezogene Einzelfunktionen<br />
im Rahmen der Umgestaltung der Industriebrache zum Dienstleistungskomplex<br />
bietet, die als Festplatz genutzt wird,<br />
• die Fläche Wilkeschen Höfe, die als landschafts-parkbezogenes Gestaltungselement<br />
die innerstädtischen Funktionen unterstützen, verbinden und Aufenthaltsqualitäten<br />
sichern soll und<br />
• der Kirchplatz, dessen Verkehrsfunktion dem Bedarf entsprechend eingeschränkt<br />
wird, um ihn als verbindendes und begleitendes Element zwischen<br />
Neißeterrasse und Wilkesche Höfe in Form einer Grünfläche umzugestalten<br />
und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. In Verbindung mit der Sanierung<br />
und Nachnutzung des ehemaligen Gefängnisses und dem Abbruch der Nebengebäude,<br />
erhält der Standort eine neue integrierte städtebauliche Qualität.<br />
Im Ergebnis des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs „Neues Zentrum Promenade<br />
am Dreieck“ war geplant, das Areal der Wilkeschen Höfe zur Gasstraße<br />
hin baulich zu fassen. Das Gebäude sollte im Erdgeschoss Läden und im Obergeschoss<br />
Wohnungen beherbergen. Dem Gebäude gegenüber waren Pavillionbauten<br />
geplant, in denen Frischwaren feilgeboten werden sollten. Gleichzeitig sollte die<br />
Möglichkeit geschaffen werden, im Außenbereich bei Bedarf Marktstände zu errichten.<br />
Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Vermarktung der Fläche nicht möglich<br />
ist, strebt die Stadt für die Wilkeschen Höfe eine Zwischennutzung als Grünflächen<br />
an, um die Aufenthaltsfunktion im Schnittpunkt der innerstädtischen Haupterschließungsstraßen<br />
zu erhöhen. Gegenüber dem bisherigen Stand, der eine einfache<br />
Rasenansaat darstellt, bedarf dieser zentrale Bereich einer Aufwertung, um<br />
die Aufenthaltsqualität zu verbessern.<br />
Attraktive Renaturierung und<br />
Umgestaltung der Egelneiße<br />
Gestaltung von Grün- und Freiflächen<br />
Die Altstadt Ost wies zu Beginn des Stadtumbauprozesses so gut wie keine Grünund<br />
Freiflächen auf. Aufgrund des hohen Brachflächenanteils im Stadtteil ist es Ziel<br />
der Aktivierungsstrategie, hochwertige Grün- und Freiflächen zu entwickeln, die<br />
mit den umgebenden Landschaftsräumen u.a. über die Oberflächengewässer vernetzt<br />
werden. Die Egelneiße, ein Umfluter und ehemaliger Abwasserkanal, wurde<br />
als eines der ersten Elemente im Jahr 2004 als grüne Ader ökologisch umgestaltet.<br />
Unter Einbeziehung der angrenzenden Nutzungen wurden vielfältige Aufenthalts-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 53<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
flächen, wie z.B. das ökologische Klassenzimmer, entlang des Gewässerlaufs realisiert.<br />
Allerdings zeichnen sich die Flächen durch räumliche Enge aus und bieten<br />
vergleichsweise wenig Raum zum Spielen, Toben, Buddeln, und dgl.<br />
Gestaltung des Neißegrünzugs<br />
Dem gegenüber weist das Neißeufer bislang kaum Aufenthaltsqualitäten auf, stellt<br />
aber ein erhebliches Freiflächenpotenzial dar, das als Gegenstück zu den urbanen<br />
Räumen entlang der Frankfurter Straße und der Berliner Straße entwickelt werden<br />
kann. Mit der qualitativen Gestaltung der Neißeterrassen, mit den Elementen<br />
Wohnen, Dienstleistungen und Touristik – Brücke zur Theaterinsel (Polen), im Bereich<br />
der <strong>Guben</strong>er Wolle wird ein erster Baustein im Jahr 2007 realisiert, um die<br />
Neiße, als Landschaftsraum, bewusst als Element der städtischen Entwicklungsmaßnahmen<br />
qualitativ zu nutzen, die Lagequalitäten effizient zu verbessern und<br />
die Entwicklungsmaßnahmen im angrenzenden Bereich der Alten Poststraße komplex<br />
zu initiieren.<br />
Unzureichende touristische<br />
Angebote<br />
Erhöhtes touristisches Potenzial<br />
Wegeleitsystem in der Altstadt<br />
Ausbau des<br />
Übernachtungsangebotes<br />
in der Altstadt erfolgt<br />
schrittweise<br />
Touristische Infrastruktur<br />
Die touristischen Potenziale der Stadt <strong>Guben</strong> beschränkten sich lange Zeit darauf,<br />
Haltepunkt entlang des Oder-Neiße-Fernwander-Radwegs zu sein. In der Innenstadt<br />
gab es keine touristischen Anziehungspunkte und die touristische Infrastruktur<br />
beschränkte sich auf die Geschäftsstelle des ehemaligen Fremdenverkehrsvereins<br />
Neißeland e.V., einige wenige Pensionen und eine geringe Anzahl an gastronomischen<br />
Angeboten mit überwiegend einfachem Standard.<br />
Die Ansiedlung des Plastinariums im November 2006 eröffnet der Stadt <strong>Guben</strong> in<br />
Verbindung mit ihrer Lage an der Neiße und am Oder-Neiße-Fernwander-Radweg<br />
sowie der dargestellten Stadtentwicklung für bisherige Verhältnisse ein enormes<br />
touristisches Potenzial.<br />
Vor diesem Hintergrund realisierte die Stadt <strong>Guben</strong> bis Ende 2007 ein mehrsprachiges<br />
touristisch-informatives Wegeleitsystem für <strong>Guben</strong> und Gubin. Es besteht<br />
aus 3 großen Infopunkten an den Ortseingängen Schlagsdorf, Deulowitz und Bresinchen.<br />
Sie enthalten neben einer Stadtkarte, Angaben zu Kultur und Gastronomie,<br />
Sehenswürdigkeiten, Stadtgeschichte und saisonbedingten Veranstaltungen.<br />
Innerhalb der Altstadt Ost ist ein kleiner, informativer Rundgang von ca. 1 h eingerichtet<br />
worden, der von der Frankfurter Straße über die Alte Poststraße, die Uferstraße<br />
und die Berliner Straße wieder zum Ausgangspunkt führt. Entlang dieser<br />
Route sind 3 Bildschirmsäulen und 3 sprechende Säulen installiert, die touristische<br />
und sonstige Informationen zur Stadt vermitteln. Zwischen den Ortseingängen und<br />
den Informationssäulen im Stadtzentrum ist die City-Route beschildert, die auf<br />
Parkplätze und touristische Sehenswürdigkeiten hinweist.<br />
Anfang 2007 wurde in der Frankfurter Straße in zentraler Lage ein kleines Hotel<br />
Garni gehobener Kategorie mit insgesamt 16 Betten eröffnet. Das Gebäude beherbergt<br />
auch eine Bar als innovatives gastronomisches Angebot in <strong>Guben</strong>. Das<br />
Haus zieht durch seine halböffentliche Nutzung Menschen an, die dazu beitragen,<br />
den Platz wie den gesamten Straßenzug zu beleben und aufzuwerten. Die Umnutzung<br />
eines ehemaligen Industriegebäudes für Hotel, Einzelhandel und Wohnen auf<br />
dem Areal der Alten Poststraße 59/60 wird zurzeit geprüft. Darüber hinaus ist ein<br />
weiterer Ausbau des Übernachtungsangebotes durch Nutzung des ehemaligen<br />
Gefängnisses als Hotel für Fahrradtouristen vorgesehen, das eine weitere Attraktion<br />
im Innenstadtbereich darstellen würde. Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen<br />
würde die Angebotspalette zentraler Übernachtungsmöglichkeiten nicht nur deut-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 54<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
lich erweitert werden, sondern gleichzeitig auch stadtbildprägende Gebäude erhalten<br />
und revitalisiert werden.<br />
Differenzierung des<br />
gastronomischen Angebots<br />
notwendig<br />
Gründungsdynamik in der<br />
Innenstadt zu schwach<br />
ausgeprägt<br />
Vernetzung der sektoralen<br />
Angebote durch gezieltes<br />
Management und Aufbau eines<br />
Netzwerks<br />
Neben der Differenzierung der Übernachtungsangebote bedarf es auch des weiteren<br />
Ausbaus des gastronomischen Angebots, um die neu gewonnenen Potenziale<br />
als Touristenstadt effektiv zu nutzen.<br />
Lokale – „urbane“ Ökonomie<br />
Die wirtschaftliche Dynamik in der Innenstadt ist relativ schwach ausgeprägt. Dies<br />
resultiert zum einen aus der – weiterhin – industrieorientierten Wirtschaftsstruktur<br />
der Stadt <strong>Guben</strong>, aber auch aus der noch zu geringen Prosperität der Innenstadt.<br />
Trotz erfolgter Neuansiedlungen von Beherbergungsbetrieben, Gaststätten etc.<br />
fehlen die innenstadtstadttypische Dichte urbaner Wirtschaft und Dienstleistungen.<br />
Die Wirtschaftsförderung ist weit stärker auf industriell-gewerbliche Ansiedlungen<br />
ausgerichtet, Instrumente und Angebote für innenstadtaffine Existenzgründungen<br />
sind ausbaufähig.<br />
Innenstadtmanagement und Stadtmarketing<br />
Die Innenstadtentwicklung wird in Bezug auf die bauliche Entwicklung bislang<br />
maßgeblich vom Sanierungsträger gestaltet. Für die Pressearbeit, die Konzipierung<br />
und Durchführung von Veranstaltungen zeichnet die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Marketing, Kultur und Tourismus der Stadtverwaltung verantwortlich. Als<br />
dritter Akteur engagiert sich der Fremdenverkehrsverein Neißeland e.V., der sich<br />
nicht nur um die touristischen Belange kümmert. Für das Stadtmarketing zeichnete<br />
ein Verein.<br />
Für die künftige Innenstadtentwicklung und -belebung wird es von großer Bedeutung<br />
sein, dass die verschiedenen sektoralen Ansätze, von der Wohneigentumsbildung<br />
über die Gestaltung öffentlicher Räume, die Qualifizierung des<br />
Dienstleistungs- und Einzelhandelsbereiches, die Weiterentwicklung des kulturellen<br />
und touristischen Profils bis hin zur Entwicklung und Umsetzung von Veranstaltungen<br />
bzw. Kultur-/Freizeitangeboten stärker vernetzt werden und auf die unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse bzw. Ansprüche verschiedener Adressaten (Wohnraumsuchende,<br />
Touristen, Investoren, etc.) ausgerichtet sind. Das bedarf eines gezielten<br />
Managements, welches auch den Aufbau und die Etablierung eines marketingbezogenen<br />
Netzwerks umfasst, in welchem die verschiedenen Schlüsselakteure zusammenarbeiten<br />
und die jeweiligen Aufgaben klar voneinander abgegrenzt sind.<br />
Es müssen geeignete Strukturen und Kapazitäten geschaffen werden, die bestehenden<br />
Ansätze aufgreifen und aktiv einbeziehen. Dieser Ansatz ist auch auf ein<br />
gemeinsames bzw. stärker vernetztes Vermarkten der Qualitäten und Entwicklungspotenziale<br />
zu übertragen.<br />
Vernetzung <strong>Guben</strong> – Gubin<br />
Mit der Erarbeitung des Räumlichen Strukturkonzeptes <strong>Guben</strong> – Gubin 1998 besteht<br />
ein informelles Planwerk zur Umsetzung einzelner städtebaulicher Projekte,<br />
die der Vernetzung beider Städte dienen und auf <strong>Guben</strong>er Seite weitgehend realisiert<br />
worden sind. Insgesamt handelt es aber noch nicht um ein Instrument zur<br />
Steuerung der gemeinsamen Entwicklung.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 55<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Förderung der territorialen<br />
Zusammenarbeit durch die EU<br />
Fehlende Kooperationsstrukturen<br />
in den Themenfeldern<br />
Stadtentwicklung, Wohnen<br />
Das auf die Stärkung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit durch gemeinsame<br />
lokale und regionale Identitäten ausgerichtete Ziel 3 „Europäische territoriale<br />
Zusammenarbeit“ der EU erfordert eine Planung und Raumentwicklung in der<br />
Grenzregion, um damit räumliche Ungleichgewichte zu beheben und wachstumsfördernde<br />
Raumstrukturen zu entwickeln. Um sich den Herausforderungen der<br />
neuen und ersten gemeinsamen Förderperiode der EU 2007 – 2013 zu stellen<br />
bedarf es teilräumlich und lokal verankerter Kooperationsstrukturen sowie Handlungskonzepte,<br />
die auf die realen Entwicklungen im Raum reagieren und aus denen<br />
sinnvolle Projekte für Synergien und Kooperationen im Grenzraum abgeleitet<br />
werden.<br />
Während im Zuge des Projektes TRANSLOKAL in einzelnen Bereichen bereits Kooperationsstrukturen<br />
zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin existieren, bestehen diese im<br />
Bereich der Stadtentwicklung und Stadterneuerung sowie dem Themenfeld Wohnen<br />
und Stadtumbau noch nicht.<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld „Innenstadtentwicklung“<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Überlagerung verschiedener Gebietskulissen zur Entwicklung<br />
der Altstadt Ost<br />
• Ausweisung eines Vorranggebietes um Schlüsselmaßnahmen<br />
auf einen Teilraum zu konzentrieren.<br />
• Funktionsstärkung der Altstadt Ost durch begonnene Umwandlung<br />
der ehemaligen Industrievorstadt zum Stadtzentrum,<br />
deutliche Belebung durch eine Vielzahl an kulturellen<br />
Einrichtungen<br />
• Wasserlage<br />
• Hohe Kommunikationsdichte / Öffentlichkeitsarbeit im<br />
Rahmen des Förderprogramms „Zukunft im Stadtteil“<br />
• Veränderungen bei Einzelhandel – Wanderung in Richtung<br />
Innenstadt, d.h. in Altstadt West (bis 700 qm),<br />
• Geringer Anteil an Wohnbevölkerung in der Altstadt Ost<br />
• Geringer Bestand an kleinteiligem Gewerbe, Dienstleistern etc.<br />
• Einzelhandel mit geringem Branchenmix<br />
• Altstadt Ost mit relativ hohem Leerstand im historischen Gebäudebestand<br />
• Verbleibender hoher Sanierungsbedarf in der Altstadt, insbesondere<br />
im Bereich der Alten Poststraße<br />
• Großflächige Brachflächen im Stadtzentrum<br />
• Unzureichende Integration der Neiße in das Stadtbild<br />
• Geringer Anteil an hochwertigen Freiflächen<br />
• Fehlende Einbindung des Bahnhofs in die Innenstadt<br />
• Leerstehendes Bahnhofsgebäude<br />
• Unzureichende Vermarktung der vorhandenen Potenziale als<br />
Wohnstandort<br />
• Teilung durch Bahnlinie in Altstadt Ost und Altstadt West<br />
• Geringer Anteil touristischer Einrichtungen (Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
Freizeitangebote etc)<br />
• Lokale – „urbane“ Ökonomie zu schwach ausgeprägt<br />
• Zu geringe Gründungsdynamik<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Konzentration der Entwicklungsmaßnahmen auf die Altstadt zur Stärkung der<br />
integrierten systemischen Innenentwicklung<br />
• Weitere Funktionsstärkung der Altstadt als Stadtzentrum durch Fortsetzung<br />
des Sanierungsprozesses, Fortsetzung der Brachflächenentwicklung, Schaffung<br />
vielfältiger Wohnungsangebote<br />
• Nutzung der besonderen Potenziale und Standortvorteile der Altstadt für die<br />
Gesamtstadtentwicklung<br />
• Vermarktung der Standortvorteile der Stadt und der Altstadt über ein integriertes<br />
Stadtmarketing
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 56<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
4.3 Evaluation Entwicklung der Wohnkomplexe<br />
Im Rahmen des Stadtumbaukonzeptes 2002 sind insgesamt 6 Gebietskategorien<br />
definiert worden. Neben einem Schrumpfungsgebiet, dem WK IV – Reichenbacher<br />
Berg – sind mehrere Umstrukturierungsgebiete mit unterschiedlichen Handlungsprioritäten<br />
festgelegt worden, um private und öffentliche Investitionen strategisch<br />
zu bündeln und die Stadtteile zu stabilisieren. Die Wohnkomplexe I und II sind mit<br />
mittel- bzw. langfristigem Handlungsbedarf eingestuft worden.<br />
Zügiger Rückbau im WK IV<br />
Verbliebener Leerstand<br />
konzentriert sich auf die<br />
Obergeschosse<br />
Imagegewinn durch hochwertige<br />
Aufwertungsmaßnahmen<br />
Steigender Leerstand im<br />
Nahversorgungszentrum<br />
Hohe Bevölkerungsverluste seit<br />
2002<br />
Wohngebiet hat neues Image<br />
erhalten, weitere Aufwertung<br />
der Wohnungen notwendig<br />
Ab- und Aufbruch im WK IV – Reichenbacher Berg<br />
Im Fokus des Stadtumbaus stand von Beginn an der Wohnkomplex WK IV - Reichenbacher<br />
Berg, da er sich wegen der hohen Leerstände und einem hohen Anteil<br />
an unsanierten Wohnungen sowie zunehmenden Akzeptanzverlusten für einen<br />
flächenhaften Rückbau anbot. Von dem in 2002 gesamtstädtisch ermittelten<br />
Rückbauvolumen in Höhe von 2.300 WE wurden ca. 1.600 WE adressscharf im<br />
WK IV - Reichenbacher Berg verortet, die bis Mitte 2007 auch abgerissen waren.<br />
Trotzdem im WK IV - Reichenbacher Berg der Großteil der Wohnungen und Häuser<br />
vom Markt genommen worden ist, standen per September 2007 in diesem<br />
Wohngebiet noch 582 Wohnungen leer, die sich hauptsächlich auf das 4. Obergeschoss<br />
(149 WE) und das 3. Obergeschoss (92 WE) konzentrieren. Insgesamt hat<br />
sich die Leerstandsquote von ehemals 43,9 % auf 24,5 % reduziert. Der verbliebene<br />
Wohnungsbestand ist vollständig saniert oder teilsaniert.<br />
Wegen seiner zentralen Lage und des umfangreichen Angebots an Infrastruktureinrichtungen,<br />
die für die angrenzenden Wohngebiete in Reichenbach und der<br />
Altsprucke von Bedeutung sind, ist das Wohngebiet auch ein Schwerpunktgebiet<br />
für Aufwertungsmaßnahmen gewesen. Dazu wurden die Rückbauflächen zügig<br />
gestaltet und das Wohnumfeld attraktiviert. Die Bildungs- und soziale Infrastruktur<br />
wurde bedarfsgerecht angepasst, d.h. ein Teil der Einrichtungen ist abgerissen<br />
worden. Die verbleibenden Einrichtungen wie die Corona-Schröter-Schule, die<br />
Europaschule, die Kita Musikspielhaus, das Ärztehaus und das Sportzentrum<br />
Obersprucke sind alle umfassend modernisiert und instand gesetzt worden und<br />
erfüllen hinsichtlich ihrer Ausstattung einen hohen Standard. Zusätzlich wurde das<br />
Wohnungsangebot weiter differenziert.<br />
Das Nahversorgungszentrum verliert durch die Schließung eines Supermarkts, des<br />
Discounters, der Postfiliale, der Stadtbibliothek zunehmend seine Funktion. Eine<br />
Nachnutzung der Ladenflächen steht aus.<br />
Da der WK IV - Reichenbacher Berg die jüngste Stadterweiterung der Stadt <strong>Guben</strong><br />
ist, wird der Stadtteil von vergleichsweise jungen Menschen bewohnt, die sich in<br />
der Regel durch eine hohe Mobilität auszeichnen. Der Wohnkomplex hat zwischen<br />
2002 und 09/2007 ca. 1.500 Bewohner (ca. 27 %) verloren und weist damit die<br />
höchsten Verluste im Vergleich aller Stadtteile auf.<br />
Die im Stadtumbaukonzept 2002 formulierten Ziele wurden alle innerhalb von nur<br />
4,5 Jahren umgesetzt. Im Ergebnis des bisherigen Stadtumbauprozesses hat sich<br />
das Image des Wohngebietes zum positiven gewandelt, sodass es sich zu einem<br />
beliebten Wohnstandort entwickelt hat. Um das Wohngebiet weiter zu stabilisieren,<br />
in seiner Attraktivität weiter aufzuwerten und den Leerstand weiter zu mini-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 57<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
mieren, ist die Kubatur der verbliebenen großvolumigen Baukörper sukzessive zu<br />
verkleinern.<br />
Relativ geringes<br />
Rückbaupotenzial aufgrund<br />
hoher Verbundenheit der Mieter<br />
mit dem Wohngebiet<br />
WK I<br />
Im WK I sind zwischen Ende 2004 und Mitte 2007 insgesamt „nur“ 240 WE, d.h.<br />
5 Gebäude und 2 Segmente komplett zurückgebaut worden. Zwei weitere Gebäude<br />
wurden in ihrer Geschossigkeit von 5 auf 3 reduziert. Somit wurde das<br />
Wohngebiet punktuell entdichtet, die städtebauliche Struktur weitgehend erhalten<br />
und die Kaltenborner Straße durch die kleinteiligere Bebauung erheblich aufgewertet.<br />
Weitere Rückbaupotenziale, die sich nachhaltig auf den Wohnkomplex<br />
und die angrenzende Einfamilienhausbebauung auswirken, werden in der weiteren<br />
Auflockerung der straßenbegleitenden Bebauung entlang der Kaltenborner<br />
Straße und der weiteren Reduzierung der Geschossigkeit gesehen.<br />
Der Wohnungsleerstand hat sich im Zuge der Rückbaumaßnahmen von 17,9 %<br />
auf 8,3 % reduziert. Die relativ niedrige Leerstandsquote ist Ausdruck der hohen<br />
Verbundenheit der langjährigen Mieter mit ihrem Wohngebiet. Der Leerstand konzentriert<br />
sich überwiegend auf das 3. (54 %) und 2. Obergeschoss (23 %), wobei<br />
insbesondere die fünfgeschossigen Gebäude entlang der Kaltenborner Straße davon<br />
betroffen sind.<br />
Kostengünstige Gestaltung der<br />
Abbruchflächen als Rasenflächen<br />
Die Abbruchflächen sind vergleichsweise klein und mit geringerem Aufwand als<br />
attraktive Grünflächen gestaltet worden sind. Gleichzeitig hat sich die infrastrukturelle<br />
Ausstattung des Wohngebietes durch den weitgehenden Rückbau der Bildungs-<br />
und sozialen Infrastruktur erheblich verschlechtert. Es gibt nur noch eine<br />
Kindertagesstätte im Wohnkomplex, sonstige Angebote bestehen nicht.<br />
Die Läden im Nahversorgungszentrum sind vollständig vermietet. Allerdings fehlen<br />
in dem Gebiet attraktive Aufenthaltsflächen. Zwischen 2002 und September 2007<br />
haben 723 Menschen das Wohngebiet verlassen.<br />
Wohngebiet weitgehend stabil,<br />
langfristig weiteres<br />
Rückbaupotenzial<br />
Die Ziele des Stadtumbaukonzeptes 2002 sind weitgehend umgesetzt worden.<br />
Aufgrund seiner peripheren Lage im Stadtgebiet, der Nachbarschaft zum Industriegebiet<br />
Süd und der vergleichsweise schlechten infrastrukturellen Ausstattung,<br />
stellt das Wohngebiet langfristig einen weiteren Rückbaupuffer dar.<br />
Stabiler Stadtteil<br />
Leichter Anstieg des<br />
Wohnungsleerstands<br />
Wandel der sozialen Infrastruktur<br />
WK II<br />
Der WK II weist wegen seiner attraktiven Lage, der städtebaulichen Struktur und<br />
der intensiven Durchgrünung insgesamt eine sehr geringe Problemlage auf. Das<br />
Wohngebiet ist bislang weitgehend stabil, sodass noch keine Rückbaumaßnahmen<br />
in dem Gebiet durchgeführt worden sind und die städtebauliche Struktur erhalten<br />
geblieben ist.<br />
Der Leerstand ist allerdings von 10,6% (269 WE) im Jahr 2002 auf 15 % (330 WE)<br />
Ende September 2007 gestiegen und konzentriert sich ebenso wie in den anderen<br />
WK auf das oberste Geschoss (42 % bzw. 157 WE). Gebäuderückbau wird im WK<br />
II nur in Einzelfällen stattfinden. Um dem Leerstand in den Obergeschossen zu<br />
begegnen, sollen diese bei Bedarf umgenutzt oder stillgelegt werden.<br />
Im Unterschied zu den Wohnungsbeständen macht sich der demographische<br />
Wandel im Bereich der infrastrukturellen Ausstattung bemerkbar. Die Schulen<br />
werden bzw. sind geschlossen. Während ein Gebäude abgerissen werden soll,<br />
werden für das 2. Schulgebäude und die dazu gehörige Turnhalle zurzeit Nachfol-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 58<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
genutzungen für Senioren als Alternative zum Abriss diskutiert. Das Nahversorgungszentrum<br />
am Schillerplatz ist Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen,<br />
indem leer stehende Einzelhandelsflächen zu neuen Einrichtungen für Senioren<br />
umgenutzt worden sind. Die Seniorenbegegnungsstätten bieten nicht nur kulturelle<br />
Veranstaltungen, sondern sind darüber hinaus Service- und Beratungsstelle der<br />
Vermieter für die Bewohner.<br />
Wohngebiet weitgehend stabil,<br />
aber steigender Leerstand in den<br />
Obergeschossen<br />
Die im Rahmen des Stadtumbaukonzeptes erwartete Entwicklung, dass sich mit<br />
steigendem Durchschnittsalter der Bevölkerung der Wohnungsleerstand erhöht,<br />
macht sich langsam bemerkbar, indem vor allem im 4. Obergeschoss Wohnungen<br />
leer fallen. Die kleinen 1-Raum-Wohnungen, die zu Beginn des Stadtumbauprozesses<br />
zu einem großen Teil leer standen und als Rückbaupuffer eingestuft worden<br />
waren, haben sich aufgrund zeitweilig geltender Hartz VI-Regelungen der Bundesagentur<br />
für Arbeit zwischenzeitlich reger Nachfrage erfreut, sodass sich der Leerstand<br />
etwas reduziert hat.<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Wohnkomplexe«<br />
Aus vorausgegangenen Darstellungen lassen sich folgende Stärken und Schwächen<br />
hinsichtlich der <strong>Guben</strong>er Stadtentwicklung benennen:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Zielorientierte , wirtschaftlich ausgerichtete und terminorientierte,<br />
zügige Umsetzung der Stadtumbaustrategie<br />
• Nutzung von prozessbezogenen Organisationsinstrumenten<br />
– Projektstruktur<br />
• Qualitativ und quantitativ orientiertes Projektmanagement<br />
• Hohe Kommunikationsdichte / Öffentlichkeitsarbeit im Prozess<br />
der Umgestaltung<br />
• Wohnkomplexe mit attraktivem Wohnumfeld und hoher<br />
Qualität bei infrastruktureller Ausstattung<br />
• Anpassung der sozialen Infrastruktur weitgehend vollzogen<br />
• Hoher Sanierungsstand der Wohnungen<br />
• derzeit relativ hohe Stabilität in den Stadtteilen<br />
• Hoher Anteil gleichartiger Wohngebäude und Wohnungen<br />
• Fehlende Wohnungsangebote im hochwertigen bzw. Nischenbereich<br />
• fehlende innovative Wohnmodelle<br />
• Sehr hohe Nebenkosten in Wohngebieten mit Fernwärmeheizung<br />
im Vergleich zu Gasheizung<br />
• Gebäude verfügen in der Regel nicht über einen Aufzug<br />
• seniorengerechte Wohnungen verteilen sich ungleichmäßig<br />
über das Stadtgebiet<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Vernetzung der Altstadt mit den anderen Stadtteilen<br />
• Erweiterung des <strong>Guben</strong>er <strong>INSEK</strong> zu einem 1. grenzübergreifenden Stadtentwicklungskonzept<br />
• Etablierung eines grenzübergreifenden Stadtentwicklungsmanagements<br />
4.4 Wohnen und Stadtumbau<br />
Grundlagen der Wohnungsmarktanalyse<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat 2005 mit dem Aufbau eines kommunalen Monitoringsystems<br />
begonnen. Dieses umfasst u. a.<br />
• Bestands- und Leerstandserhebung der Stadt <strong>Guben</strong> im privaten Wohnungsbestand<br />
in den Jahren 2001 und 2004
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 59<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Quartalsweise Datenerhebung der Wohnungsunternehmen seit 2005.<br />
• Quartalsweise Datenerhebung der Bevölkerungsentwicklung seit 2005<br />
Seit Herbst 2005 werden die Bevölkerungszahlen und die Wohnungsmarktdaten<br />
quartalsweise ausgewertet und in einem Newsletter veröffentlicht.<br />
4.4.1 Wohnungsbestand und -leerstand<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> weist zurzeit einen Wohnungsbestand von 11.480 WE auf (Stichtag:<br />
30.9.2007). Der Wohnungsbestand wurde damit zur Konsolidierung des<br />
Wohnungsmarktes gegenüber 2002 um ca. 2.000 WE reduziert. Davon entfallen<br />
81 % auf das Wohngebiet Reichenbacher Berg, 14 % auf den WK I und 4 % auf<br />
die Altstadt Ost.<br />
Wohnungsmarkt wird<br />
Geschosswohnungsbau geprägt,<br />
der weitgehend saniert ist<br />
Reduzierung der<br />
Leerstandsquote durch zügige<br />
Umsetzung der Rückbaustrategie<br />
Wohnungsleerstand konzentriert<br />
sich zunehmend auf<br />
Obergeschosse<br />
Der Wohnungsbestand wird in <strong>Guben</strong> zu ca. 70 % durch die Bestände zweier<br />
örtlicher Wohnungsunternehmen (<strong>Guben</strong>er Wohnungsgesellschaft mbH und <strong>Guben</strong>er<br />
Wohnungsbaugenossenschaft eG) geprägt. Im Zuge des Stadtumbaus wurden<br />
in erster Linie die unsanierten Wohnungen vom Markt genommen, sodass der<br />
derzeitige Bestand zu fast 100 % saniert bzw. teilsaniert ist. Unsanierte Wohnungen<br />
finden sich nur noch im Bereich der Altstadt.<br />
Durch den Rückbau von 2.015 WE bis September 2007 hat sich der gesamtstädtische<br />
Leerstand von 3.000 WE (bzw. 22 %) zu Beginn des Stadtumbauprozesses,<br />
trotz höherer Bevölkerungsverluste als prognostiziert 11 , auf ca. 1.753 WE bzw.<br />
15 % (September 2007) reduziert. Auch die Wohnungsunternehmen, die den<br />
Stadtumbauprozess bislang tragen, konnten ihren Leerstand deutlich reduzieren.<br />
Die <strong>Guben</strong>er Wohnungsgesellschaft mbH (GuWo) konnte ihren Leerstand von<br />
29,1 % (2002) auf 20,9 % (September 2007) verringern. Die <strong>Guben</strong>er Wohnungsbaugenossenschaft<br />
e.G. (GWG) weist mittlerweile nur noch einen Leerstand<br />
von 9,8 % (September 2007) gegenüber 21,0 % (2002) auf.<br />
Gleichzeitig ist festzustellen, dass sich der Wohnungsleerstand auf die obersten<br />
Geschosse konzentriert. Ca. 45 % der leer stehenden Wohnungen befinden sich<br />
im 2 bis 4. Obergeschoss, jeweils 13 % bzw. 17 % im Erdgeschoss und dem 1.<br />
OG.<br />
11 Entgegen der Bevölkerungsprognose aus dem Jahr 2002 haben bis Ende 2006 ca. 1.800 Personen<br />
mehr als angenommen die Stadt <strong>Guben</strong> verlassen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 60<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 24:<br />
Wohnungsleerstand Ende 2006<br />
und seine prozentuale Verteilung<br />
auf die Stadtteile<br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, eigene<br />
Darstellung]<br />
Anhaltender Handlungsbedarf<br />
bei der Konsolidierung des<br />
Wohnungsmarktes ...<br />
Absicherung der<br />
Stadtumbaustrategie durch<br />
begleitendes<br />
Stadtentwicklungsmonitoring<br />
Wohnungsleerstand im Stadtteilvergleich 2006<br />
2.000<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1.765<br />
-7,2%Pkt<br />
15,3%<br />
-4,1%Pkt<br />
281<br />
32,6%<br />
Gesamtstadt Altstadt Ost<br />
+1,0%Pkt<br />
-5,5%Pkt<br />
13,0%<br />
386<br />
Altstadt<br />
West<br />
12,1%<br />
139<br />
2,4%Pkt<br />
13,1%<br />
330<br />
Datenquelle: Stadt <strong>Guben</strong><br />
-18,9%Pkt<br />
606<br />
24,9%<br />
-1,6%Pkt<br />
23<br />
1,5%<br />
WK I WK II WK IV Sonstige<br />
Wohnungsleerstand Anteil an Wohnungsbestand -0,1%Pkt Veränderung 2002-2006<br />
in Prozentpunkten<br />
Vor dem Hintergrund der weiterhin und auch künftig rückläufigen Einwohnerzahlen<br />
in der Stadt besteht weiterhin Handlungsbedarf. Wie die Entwicklungen der<br />
letzten zwei Jahre zeigen, ist in den Stadtteilen, wo keine umfangreichen Wohnungsbestandsreduzierungen<br />
mehr durchgeführt wurden, ein erneuter Anstieg der<br />
Wohnungsleerstände festzustellen. Dabei werden die Maßnahmen immer kleinteiliger<br />
und vielfältiger (z. B. Rückbau, Umnutzung, Stilllegung von oberen Geschossen).<br />
Masseneffekte wie zu Beginn des Stadtumbauprozesses können derzeit kaum<br />
erzielt werden, da der Leerstand sich im Stadtgebiet und innerhalb von Wohngebäuden<br />
dispers verteilt.<br />
Dieser Herausforderung begegnen die Stadt <strong>Guben</strong> sowie die zwei am Stadtumbau<br />
beteiligten Wohnungsunternehmen, die sich bereits früh in der »Projektgemeinschaft<br />
Stadtumbau« zusammengeschlossen haben, konsequent. Mit Hilfe des<br />
kleinräumigen Stadtentwicklungsmonitorings, welches für die notwendige Feinsteuerung<br />
an Bedeutung gewinnt, werden mögliche Entwicklungstendenzen frühzeitig<br />
erkannt. Auf dieser Basis werden gemeinsam Handlungsoptionen zur Wohnungsbestandsreduzierung<br />
(u. a. Zusammenlegung von Wohnungen, Veränderung<br />
von Wohnungsgrundrissen) erarbeitet.<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
4.4.2 Wohnqualitäten und -nachfragen<br />
Dominanz von zwei<br />
Gebäudetypen und einheitlichen<br />
Wohnungsgrundrissen<br />
Punktuelle Maßnahmen zur<br />
Differenzierung des<br />
Wohnungsangebotes<br />
Der <strong>Guben</strong>er Wohnungsmarkt wird zu 2/3 von zwei Wohnungsunternehmen geprägt,<br />
es dominiert somit Geschosswohnungsbau. Aufgrund der gleichzeitig damit<br />
verbundenen Dominanz von zwei Gebäudetypen, dem Typ Lübbenau und dem P2-<br />
Typ, sind die Grundrisse einander sehr ähnlich. Gleichzeitig prägen 3-Raum-<br />
Wohnungen den Wohnungsbestand. Aktuell sind 51 % der Wohnungen von Gu-<br />
Wo und GWG 3-Raum-Wohnungen, bezogen auf den WK IV – Reichenbacher<br />
Berg, sind es sogar 58 %.<br />
Im Zuge des Stadtumbaus sind vereinzelt Differenzierungen am Wohnungsbestand<br />
in Bezug auf Grundriss und Fassadengestaltung vorgenommen worden. Diese<br />
Maßnahmen beschränken sich auf den WK IV – Reichenbacher Berg. Zusätzlich
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 61<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
wurden einzelne P2-Typen in ihrer Geschossigkeit reduziert. Dies beinhaltet einerseits<br />
die Umnutzung und/oder Stilllegung von Obergeschossen, mit begleitenden<br />
Maßnahmen zur Gestaltung der Fassaden. Andererseits wurden bei einzelnen<br />
Gebäuden die beiden oberen Geschosse abgetragen. In Verbindung mit Segmentrückbauten<br />
haben diese Maßnahmen eine erhebliche städtebauliche Aufwertung<br />
zur Folge.<br />
Geringer Bestand an<br />
seniorengerechten Wohnungen<br />
vorhanden<br />
Parallel haben die Wohnungsunternehmen ihren Bestand an seniorengerechten<br />
Wohnungen sukzessive erweitert. Er beläuft sich zurzeit auf ca. 330 WE und konzentriert<br />
sich überwiegend auf den WK IV – Reichenbacher Berg. Darüber hinaus<br />
werden individuelle Wohnungsanpassungen auf Anfrage von Mietern durchgeführt<br />
oder der Wohnwert wird durch Anbau von Balkonen verbessert. Eine breite<br />
Streuung des Wohnungsangebotes liegt damit aber noch nicht vor.<br />
Allgemein lassen sich bei der Entwicklung der Wohnungsnachfrage folgende Tendenzen<br />
ablesen:<br />
• Zunahme des Überhangs an 3- und 4-Raum-Wohnungn in den Wohnkomplexen,<br />
insbesondere in den oberen Geschossen;<br />
• Aufgrund des hohen Sanierungsaufwandes und des geringen Mietpotenzials<br />
wird der Leerstand in der Altstadt nur langsam abnehmen; Nutzung der Potenziale<br />
zur Eigentumsbildung<br />
• Es besteht kleinteiliger nutzerbezogener Ergänzungsbedarf beim Wohnungsangebot<br />
in verschiedenen Segmenten;<br />
• Mittel- bis langfristig wird der Bedarf an erreichbaren und altersgerechtem<br />
Wohnraum zunehmen. Die bisherige Stabilität des überalterten WK II resultiert<br />
aus der noch relativ gutsituierten Rentnergeneration, die relativ geringe Arbeitslosenzeiten<br />
aufweisen.<br />
4.4.3 Wohnbaupotenziale und Wohnungsmarktprognose<br />
In <strong>Guben</strong> stehen derzeit Neubaupotenziale von ca. 250 WE zur Verfügung. Diese<br />
bestehen sowohl aus<br />
• größeren Neubauflächen,<br />
• kleineren, überwiegend integrierten Baugebieten ,<br />
• Baulücken und Arrondierungen im Innenstadtbereich.<br />
Die Neubautätigkeit hat sich in der Stadt <strong>Guben</strong> erheblich reduziert, von ehemals<br />
ca. 44 WE/a auf nunmehr ca. 15 WE/a. Bei einer anhaltenden Neubaurate von<br />
15 WE/a ist das Neubaupotenzial bis 2020 noch ausreichend.<br />
Wohnungsmarktprognose<br />
Im Ergebnis der Bevölkerungsprognose und der anhaltenden Verkleinerung der<br />
Haushalte ist damit zu rechnen, dass sich die Anzahl der Wohnraum nachfragenden<br />
Haushalte weiter reduziert. Unter Berücksichtigung einer sehr geringen Neubaurate<br />
von ca. 15 WE/Jahr hat dies einen städtebaulich relevanten Überhang von<br />
ca.1.800 WE bis ca.2.500 WE bis 2020 zur Folge, sodass eine Fortsetzung des<br />
Stadtumbaus über 2009 hinaus geboten ist.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 62<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Leitbildszenario<br />
Abbildung 25:<br />
Wohnungsmarktprognose<br />
Gesamtstadt <strong>Guben</strong> -<br />
Leitbildszenario<br />
Wohnungsmarktprognose <strong>Guben</strong> - Leitbildszenario<br />
Bearbeitungsstand: 12. Juni 2007<br />
BASIS<br />
Annahme 2006 2010 2015 2020<br />
EINWOHNER<br />
Einwohner (Hauptwohnsitz) EW 20.568 19.744 18.877 17.966<br />
Anzahl Zweitwohnsitzer 6,6% EW 1.359 1.305 1.247 1.187<br />
davon wohnraumnachfragend 50,0% EW 680 652 624 594<br />
Anzahl Haushalte (Zweitwohnsitze, 1,8 EW/HH) 378 362 346 330<br />
wohnraumnachfragende EINWOHNER EW 21.248 20.396 19.501 18.559<br />
HAUSHALTE<br />
Anzahl Haushalte (bewohnte Wohnungen) HH 9.755 9.545 9.261 8.901<br />
Haushaltsgröße EW/HH 2,11 2,07 2,04 2,02<br />
WOHNUNGSMARKT [OHNE STADTUMBAU]<br />
Anzahl Wohneinheiten Bestand HH 11.520<br />
WOHNUNGSABGÄNGE<br />
natürliche Abgänge -0,10% HH -11 -11 -11<br />
Umnutzungen (Anteil vom Bestand) -0,10% WE -11 -11 -11<br />
Zusammenlegungen (Anteil vom Bestand) -0,10% WE -11 -11 -11<br />
WOHNUNGSZUGÄNGE<br />
Umnutzungen 0,10% WE 11 11 11<br />
Neubaupotenzial WE 250 205 130 55<br />
Aktivierung Neubaupotenzial WE 15 15 15<br />
WOHNUNGSSALDO<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.520 11.488 11.448 11.409<br />
WOHNUNGSÜBERHANG<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.765 1.943 2.188 2.508<br />
Leerstandsquote % 15,3% 16,9% 19,1% 22,0%<br />
Fluktuationsreseve (Anteil vom Bestand) 3,0% WE 346 345 343 342<br />
Zweitwohnsitze 378 362 346 330<br />
struktureller Wohnungsüberhang WE 1.042 1.236 1.498 1.836<br />
Stagnationsszenario<br />
Abbildung 26:<br />
Wohnungsmarktprognose<br />
Gesamtstadt <strong>Guben</strong><br />
Stagnationsszenario<br />
Wohnungsmarktprognose <strong>Guben</strong> - Stagnationsszenario<br />
BASIS<br />
Annahme 2006 2010 2015 2020<br />
EINWOHNER<br />
Einwohner (Hauptwohnsitz) EW 20.568 19.169 17.927 16.641<br />
Anzahl Zweitwohnsitzer 7% EW 1.359 1.267 1.185 1.100<br />
davon wohnraumnachfragend 50,0% EW 680 633 592 550<br />
Anzahl Haushalte (Zweitwohnsitze, 1,8 EW/HH) 378 352 329 305<br />
wohnraumnachfragende EINWOHNER EW 21.248 19.802 18.519 17.190<br />
HAUSHALTE<br />
Anzahl Haushalte (bewohnte Wohnungen) HH 9.755 9.267 8.794 8.244<br />
Haushaltsgröße EW/HH 2,11 2,07 2,04 2,02<br />
WOHNUNGSMARKT [OHNE STADTUMBAU]<br />
Anzahl Wohneinheiten Bestand HH 11.520<br />
WOHNUNGSABGÄNGE<br />
natürliche Abgänge -0,10% HH -11 -11 -11<br />
Umnutzungen (Anteil vom Bestand) -0,10% WE -11 -11 -11<br />
Zusammenlegungen (Anteil vom Bestand) -0,10% WE -11 -11 -11<br />
WOHNUNGSZUGÄNGE<br />
Umnutzungen 0,10% WE 11 11 11<br />
Neubaupotenzial WE 250 205 130 55<br />
Aktivierung Neubaupotenzial WE 15 15 15<br />
WOHNUNGSSALDO<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.520 11.488 11.448 11.409<br />
WOHNUNGSÜBERHANG<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.765 2.221 2.654 3.165<br />
Leerstandsquote % 15,3% 19,3% 23,2% 27,7%<br />
Fluktuationsreseve (Anteil vom Bestand) 3,0% WE 346 345 343 342<br />
Zweitwohnsitze 378 352 329 305<br />
struktureller Wohnungsüberhang WE 1.042 1.524 1.981 2.517
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 63<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Wohnen und<br />
Stadtumbau«<br />
Folgende Stärken und Schwächen können für das Handlungsfeld Wohnen und<br />
Stadtumbau in <strong>Guben</strong> festgestellt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Konsolidierung des Wohnungsmarktes<br />
• Attraktive Wohnlagen mit positivem Image in der gesamten<br />
Stadt<br />
• Hoher Modernisierungsstand der Bestände der Wohnungsunternehmen<br />
in der Altstadt West und den WK`s<br />
• Niedrige Leerstandsquoten in Stadtrandlagen<br />
• Nutzerspezifische Serviceangebote in geringem Umfang für<br />
ältere Mieter vorhanden<br />
• Hoher Leerstand in der Altstadt Ost<br />
• Weitere Konsolidierungsmaßnahmen wegen des demographischen<br />
Umbruchs erforderlich<br />
• Eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten zur Fortsetzung des<br />
Stadtumbauprozesses wegen der Konzentration des Leerstandes<br />
auf die Obergeschosse<br />
• Dominanz von einzelnen Gebäude- und Wohnungstypen in<br />
den Wohnkomplexen<br />
• Geringe Differenzierung des Wohnungsangebotes für unterschiedliche<br />
Nutzergruppen<br />
• Unzureichende Vermarktung der vorhandenen Potenziale im<br />
Zusammenhang mit der weiteren Profilierung der Wohngebiete<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Qualitative Fortsetzung des Stadtumbauprozesses und kontinuierliche Reduzierung<br />
des Wohnungsleerstandes<br />
• Differenzierung des Wohnungsangebotes (Mehrgenerationenwohnen, familienfreundliche<br />
Wohnungen, Wohnen für junge Leute, Wohnungsangebote für<br />
Auszubildende und Einpendler etc.)<br />
• Entwicklung von Ideen zur Eigentumsbildung im Altbaubestand<br />
• Entwicklung von Strategien zur Entwicklung der Neubauflächen in der Altstadt<br />
Ost<br />
• Klare Prioritätensetzung unter den Stadtteilen<br />
• Keine neuen Wohnbauflächenausweisungen in Stadtrandlage<br />
4.5 Einzelhandel<br />
Die Struktur des <strong>Guben</strong>er Einzelhandels wird durch folgende Faktoren bestimmt:<br />
• Die Struktur der Einzelhandelseinrichtungen und die Verteilung im Stadtgebiet<br />
der entspricht nicht der Funktion der Stadt als Mittelzentrum.<br />
• In der Altstadt ist eine Reihe von kleinteiligen Einzelhandelseinrichtungen vorhanden,<br />
die jedoch nicht alle Branchen repräsentieren. Es fehlen höherwertige<br />
Sortimente ebenso wie Finanzdienstleister.<br />
• Verschiedene mittelgroße verkehrsgünstig gelegene Discounter sind am Rand<br />
der Altstadt vorhanden, jedoch nicht im Stadtzentrum.<br />
• Das gastronomische Angebot als auch das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten<br />
befinden sich in Bezug auf Qualität und Quantität auf einem geringen<br />
Niveau und müssen vor dem Hintergrund der angestrebten touristischen<br />
Entwicklung verbessert werden.<br />
• Gewerbliche Leerstände sind insbesondere in der Frankfurter Straße, der zentralen<br />
Entwicklungsachse zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin, zu verzeichnen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 64<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Eine Kooperation der Einzelhändler ist bislang nicht vorhanden und muss vor<br />
dem Hintergrund der angestrebten Attraktivierung der Innenstadt etabliert<br />
werden.<br />
• Die Einzelhandelsverflechtungen zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin haben sich mit<br />
dem Beitritt Polens zur EU intensiv entwickelt.<br />
Regionaler Einzugsbereich<br />
Angebot im periodischen Bedarf<br />
ausreichend und auf<br />
Supermärkte konzentriert<br />
Große Einzelhandels-<br />
Verkaufsflächen über 700 m² -<br />
leicht rückläufige Kaufkraft<br />
Hohe Attraktivität als<br />
Einkaufszentrum auch durch<br />
Grenzlage begründet<br />
Einzelhandel befindet sich im<br />
Umbruch<br />
Als Mittelzentrum im Landkreis Spree-Neiße verfügt <strong>Guben</strong> über einen Einzugsbereich,<br />
der über das unmittelbare Gemeindegebiet hinausgeht. Im Bereich der Waren<br />
und Dienstleistungen für den periodischen Bedarf gehören dazu eine Vielzahl<br />
von kleineren Umlandgemeinden und Ortsteilen, im Bereich des übergeordneten<br />
bzw. aperiodischen Bedarfs umfasst der Einzugsbereich dagegen neben dem<br />
Stadtgebiet auch das weitere Umland inkl. weiterer Kleinstädte.<br />
Das Angebot an Waren und Dienstleistungen des periodischen Bedarfs ist quantitativ<br />
insgesamt ausreichend (dominierende Branchen: Nahrungs- und Genussmittel,<br />
Hausrat, Heimwerker, Kfz), wird jedoch weitgehend über Discounter abgedeckt,<br />
die etwa nur ein Drittel der Produkte eines vollwertigen SB-Marktes bieten.<br />
Da die Standortwahl eher straßenbezogen entlang der Hauptverkehrsstraßen außerhalb<br />
der Kernstadt anstatt gebietsbezogen erfolgt, ist die wohnungsnahe Ausstattung<br />
mit Einzelhandelsangeboten in einigen Wohngebieten der Randlagen<br />
sowie in den Dörfern/Ortsteilen unzureichend. In den Ortsteilen und vielen Umlandgemeinden<br />
besteht keine eigenständige Einzelhandelsversorgung, da die Einwohnerzahl<br />
eine Grundauslastung nicht gewährleistet.<br />
Mit einer Einzelhandel-Verkaufsfläche (großflächig, ab 700 m²) von 2,0 m² je Einwohner<br />
12 kann <strong>Guben</strong> mit dem Oberzentrum Cottbus konkurrieren (dort: 1,8 m² je<br />
Einwohner). Die Stadt verfügte 2006 über 41.925 m² großflächige Einzelhandels-<br />
Verkaufsflächen und liegt damit auch im Vergleich zum Landkreis (0,7 m² je Einwohner)<br />
weit oberhalb der einwohnerbezogenen Verkaufsflächen. In gegenläufiger<br />
Entwicklung hierzu hat sich die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in den letzten<br />
Jahren von 4.453 EUR/Einwohner (2001) auf 4.364 EUR/Einwohner (2006) verringert<br />
(- 2,0 %). Im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt des Kaufkraftniveaus<br />
liegt der <strong>Guben</strong>er Kaufkraftniveau bei 74,6 (Bundesrepublik = 100). Bezogen<br />
auf das Land Brandenburg beträgt das Kaufkraftniveau 88,3 % und liegt<br />
damit noch unterhalb des durchschnittlichen Niveaus im Land Brandenburg. Dieses<br />
Kaufkraftgefälle setzt sich in Richtung der Umlandgemeinden fort.<br />
Die Einzelhandelszentralität liegt in <strong>Guben</strong> deutlich über dem Brandenburger<br />
Durchschnitt: 141,9 (Brandenburg: 100). Diese Zentralitätskennziffer beschreibt<br />
das Verhältnis des am Ort getätigten Einzelhandelsumsatzes zu der am Ort vorhandenen<br />
Nachfrage. Dieser hohe Wert für <strong>Guben</strong> deutet auf eine hohen Attraktivität<br />
des Ortes für das Umland - und hier insbesondere für Gubin und sein Umland<br />
- hin. Der großflächige Einzelhandel ist allerdings im Stadtzentrum deutlich unterrepräsentiert.<br />
Er konzentriert sich im Wesentlichen auf die ehemaligen innerörtlichen<br />
Bundesstraßen B112 und B97.<br />
Aktuell sind in <strong>Guben</strong> Trends zu erkennen, dass sich Großmärkte (über 700 m²<br />
Verkaufsflächen) langsam aus der Stadt zurückziehen (z. B. Real-Markt) bzw. Discounter<br />
ihre Standorte an Hauptverkehrsstraße verlagern. Im Gegenzug siedeln<br />
sich kleinere Einzelhandelseinrichtungen vermehrt an Hauptverkehrsstraßen bzw.<br />
frequentierten Kreuzungsbereichen bevorzugt in eigenen Objekten an.<br />
12 Quelle: Industrie- und Handelskammer Cottbus, Handelsatlas 2002
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 65<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Städtebauliche Strukturprobleme<br />
sowie großzügige öffentliche<br />
Räume als Herausforderung<br />
Handlungsbedarf hinsichtlich<br />
Zusammenarbeit der<br />
Gewerbetreibenden<br />
Einkaufsstandort Altstadt<br />
Eine Herausforderung für die Ansiedlung heutigen Standards gerecht werdender<br />
Einzelhandelsangebote stellen oftmals die historische Bau- und Parzellenstrukturen<br />
dar. Die bezieht sich zum einen auf die Gebäudesubstanz bzw. städtebauliche<br />
Strukturen. Eine Vielzahl der Gebäude ist nur über Treppen zu betreten. Dies hat<br />
psychologische und bauliche Barrieren zur Folge. Die Schaufenster sind vergleichsweise<br />
klein. Eine Anlieferung ist zu einem großen Teil nur über den zentralen vorderen<br />
Eingang möglich, d. h. eine technische Erschließung bzw. Anlieferung von<br />
der Gebäuderückseite ist nicht möglich. Firmenfahrzeuge sind oft auf die Straßenstellplätze<br />
angewiesen.<br />
Auch im gemeinsamen Auftreten der Gewerbetreibenden bestehen in der <strong>Guben</strong>er<br />
Altstadt Defizite. Es gibt keine Werbegemeinschaft, die Ladenöffnungszeiten<br />
sind unterschiedlich und nicht wochenendbezogen und die Schaufenstergestaltung<br />
ist ebenso nicht optimal.<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Einzelhandel«<br />
Im Bereich der Einzelhandelsstruktur können für <strong>Guben</strong> folgende Stärken und<br />
Schwächen benannt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• gesamtstädtisch quantitativ ausreichende Versorgung mit<br />
Lebensmittelmärkten sowie sonstigen Markteinrichtungen<br />
• hohes regionales und grenzüberschreitendes Einzugspotenzial<br />
für den Einzelhandel, hohe Einzelhandelszentralität<br />
• Hoher Anteil großflächiger Einzelhandel, außerhalb des Altstadtkerns<br />
• Schwächung der Leistungskraft der Altstadt<br />
• Einzelhandelsstandort Altstadt: Angebotsqualität und -<br />
sortiment, Zusammenarbeit der Gewerbetreibenden, Vermarktung<br />
des innerstädtischen Einzelhandelsstandortes<br />
• Schwache Kaufkraftbindung<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Stärkung der Altstadt als attraktiver Einkaufsort, z. B. durch Management<br />
(Verbesserung Branchenmix, Marketing, gemeinsame Innenstadtaktionen) und<br />
Vermarktung (Zusammenarbeit der Gewerbetreibenden, Werbegemeinschaften,<br />
etc.)<br />
4.6 Wirtschaft und Beschäftigung<br />
Branchenschwerpunktort<br />
Die regionale Bedeutung der Stadt wird durch die Ausweisung als Branchenschwerpunktort<br />
für drei von 16 definierten Branchenkompetenzfeldern durch das<br />
Ministerium für Wirtschaft bestätigt. Im Landkreis Spree-Neiße wurden im Zuge<br />
der Neuausrichtung der Förderpolitik des Landes Brandenburg ein Regionaler<br />
Wachstumskern und drei Branchenschwerpunktorte identifiziert. <strong>Guben</strong> ist Branchenschwerpunktort<br />
für die Kompetenzfelder Ernährung, Kunststoff, Metallerzeugung/-bearbeitung<br />
und -verarbeitung sowie Mechatronik.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 66<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Wirtschaftsstandort<br />
Der Wirtschaftsstandort <strong>Guben</strong> wird im Wesentlichen durch die im Industriegebiet<br />
Süd ansässigen Unternehmen geprägt, die überwiegend zum „Verarbeitenden<br />
Gewerbe“ zählen.<br />
Im Industriegebiet sind über 40 Unternehmen ansässig, die insgesamt 1.681 Arbeitsplätze<br />
zur Verfügung stellen. Dort sind überwiegend Unternehmen aus Chemiefaserindustrie,<br />
Textilindustrie und Metallverarbeitende Industrie ansässig. Der<br />
Großteil der Unternehmen zählt zu den Klein- und Kleinstunternehmen. Der größte<br />
Arbeitgeber ist Trevira mit zurzeit ca. 800 Mitarbeitern.<br />
Tabelle 9:<br />
Überblick über die wichtigsten<br />
Arbeitgeber in <strong>Guben</strong><br />
Branche Anzahl Betriebe Beschäftigte<br />
Chemieindustrie 6 Unternehmen Ca. 250<br />
Textilindustrie 3 Unternehmen Ca. 970<br />
Metallverarbeitung 4 Unternehmen Ca. 70<br />
Bauwirtschaft 4 Unternehmen Ca. 25<br />
Handelseinrichtungen etc. 28 Unternehmen Ca. 190<br />
Andere Ca. 170<br />
Summe Ca. 1.680<br />
Im Gewerbegebiet <strong>Guben</strong>/Deulowitz sind ca. 10 Unternehmen aus den Bereichen<br />
Ernährungsindustrie, Bauwirtschaft, Logistik sowie Handel ansässig, die zurzeit ca.<br />
415 Mitarbeiter beschäftigen. Auch im Gewerbegebiet überwiegen Klein- und<br />
Kleinstunternehmen. Das größte Unternehmen ist die Bäckerei Dreißig mit derzeit<br />
250 Arbeitsplätzen am Standort; von insgesamt ca. 470 Standorten des Unternehmens<br />
ist <strong>Guben</strong> die Zentrale.<br />
Rückläufige Zahl der<br />
sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten, aber steigende<br />
Zahl der Einpendler<br />
Beschäftigtenentwicklung<br />
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort ist seit Jahren<br />
rückläufig und lag zum 30.06.2005 bei ca. 6.170 Personen. Ähnlich gestaltet sich<br />
die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort. Hier<br />
gab es erstmalig von 2004 zu 2005 einen Anstieg der Beschäftigtenzahl. Sie stieg<br />
um 129 Personen auf 5.712. Beleg für die regionale Bedeutung des Wirtschaftsstandortes<br />
ist die seit 2001 grundsätzlich ansteigende Entwicklung der Einpendler<br />
auf aktuell 2.206 (Stand: 30.06.2005) 13 . Dem gegenüber entwickelt sich die Zahl<br />
der Auspendler kontinuierlich rückläufig.<br />
13 Aktuelle Daten zu Ein- und Auspendlern im Jahr 2006 liegen noch nicht vor.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 67<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Tabelle 10:<br />
Rahmendaten Beschäftigung<br />
[Quelle: Landesbetrieb für<br />
Datenverarbeitung und Statistik]<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
am Wohnort am Arbeitsort Einpendler Auspendler<br />
2001 7.907 6.652 2.122 3.377<br />
2002 7.323 6.323 2.152 3.107<br />
2003 6.858 6.090 2.175 2.943<br />
2004 6.374 5.583 1.950 2.741<br />
2005 6.096 5.712 2.206 2.590<br />
2006 6.101 k.A. k.A. k.A.<br />
Veränderung<br />
2001 - 2006 abs.<br />
-1.806 k. A. k. A. k. A.<br />
Veränderung<br />
2001 - 2005 in %<br />
-23% -14% 4% -23%<br />
Veränderung<br />
2001 - 2006 in %<br />
-23 % k. A. k. A. k. A.<br />
Unzureichende Datengrundlage<br />
für die Stadt <strong>Guben</strong><br />
Hoher Anteil der Langzeit-<br />
Arbeitslosen hat keinen<br />
Schulabschluss oder keine<br />
Berufsausbildung<br />
Hoher Anteil junger Menschen<br />
Strategie zur Qualifizierung<br />
junger Langzeitarbeitsloser<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> erhebt im Rahmen ihres Stadtentwicklungsmonitorings seit 2003<br />
kontinuierlich Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung sowie Entwicklung der Arbeitslosenzahlen<br />
auf Stadtteilebene. Die Arbeitslosenzahlen werden quartalsweise von<br />
der Bundesagentur für Arbeit geliefert. Infolge der Arbeitsmarktreformen und der<br />
Neuorganisation im Landkreis Spree-Neiße liegen der Stadt seit 2005 keine verlässlichen<br />
Zahlen zur Arbeitslosigkeit in der Stadt vor, sodass sie an dieser Stelle nicht<br />
aufgeführt werden.<br />
Eine Teilauswertung für 1.203 Teilnehmer des Projektes „Arbeitsgelegenheit mit<br />
Mehraufwandsentschädigung (MAE)“, die an 50 Stellen zum Einsatz gekommen<br />
sind, liegt zwischenzeitlich vor. Die Teilnehmer waren zwischen 17 und 65 Jahre<br />
alt. Von den Teilnehmern verfügten 10,5 % (126 Personen, davon 40 weiblich)<br />
über keinen Schulabschluss, 14,46 % (174 Personen, davon 71 weiblich) über<br />
keine abgeschlossene Berufsausbildung und knapp 73 % über eine Ausbildung als<br />
Facharbeiter. Nur 1,5 % der Teilnehmer (18 Personen, davon 7 weiblich) verfügten<br />
über einen Fachhochschulabschluss und 0,8 % über einen Meisterbrief (10 Personen,<br />
davon 4 weiblich).<br />
Eine detaillierte Analyse der Teilnehme von Mehraufwandsentschädigung nach<br />
Altersgruppen ergab folgendes Bild: Je zwei Drittel der männlichen und weiblichen<br />
Teilnehmer ohne Berufsausbildung ist unter 26 Jahre alt (bzw. 84 % sind unter 31<br />
Jahre alt). Bei den Teilnehmern ohne Schulabschluss sind fast zwei Drittel der<br />
Männer unter 31 Jahre alt. Bei den Frauen sind 55 % der Teilnehmer über<br />
46 Jahre alt, aber nur etwa ein Drittel unter 31 Jahre.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse hat die Stadt <strong>Guben</strong> eine Strategie entwickelt,<br />
um über gezielte Förderung und Forderung personenkonkrete Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zu realisieren. Sie umfasst:<br />
• Intensivmaßnahmen für Klientel mit deutlicher Lese- und Schreibschwäche<br />
• Enge Zusammenarbeit zwischen Volkshochschule, Eigenbetrieb für Grundsicherung<br />
und anderen Partnern, um den Arbeitssuchenden einen Schulabschluss<br />
zu ermöglichen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 68<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Enge Kooperation zwischen Eigenbetrieb für Grundsicherung und Agentur für<br />
Arbeit, um insbesondere Jugendliche bis 25 Jahre in eine berufliche Ausbildung<br />
zu vermitteln.<br />
• Gegenoffensive zum mangelnden Informationsbedürfnisses von Jugendlichen<br />
zu beruflichen Perspektiven in <strong>Guben</strong><br />
• Bereitstellung von ausreichenden Ausbildungs- und Praktikumsplätzen<br />
• Bereitstellung von ausreichenden Beschäftigungsprojekten für den 2. Arbeitsmarkt,<br />
um durch Vermittlung von Fertigkeiten die Vermittlungschancen zu<br />
verbessern.<br />
Fachkräftemangel<br />
Um dem drohenden Fachkräftemangel gemeinsam zu begegnen, haben die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> und die Wirtschaftförderungs- Stadtentwicklungsgesellschaft mbH das<br />
Netzwerk „Schule – Wirtschaft“ im Sommer 2005<br />
Bedarfserhebung und<br />
perspektivisches Monitoring<br />
erforderlich<br />
Um weitere flankierende Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und zur Deckung<br />
des spezifischen Ausbildungs- und Qualifizierungsbedarfs ergreifen zu können, ist<br />
es zunächst jedoch wichtig, eine entsprechende Bedarfserhebung als dauerhaftes<br />
Instrument zu implementieren. Hierzu bedarf es einer engen Zusammenarbeit<br />
zwischen Wirtschaft, der Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft,<br />
dem Eigenbetrieb für Grundsicherung und ggf. der Bundesagentur für<br />
Arbeit.<br />
Industrie- und Gewerbeflächenangebote<br />
<strong>Guben</strong> verfügt über das Industriegebiet Süd an der Forster Straße und das Gewerbegebiet<br />
Deulowitz im Westen der Stadt, an der Cottbuser Straße.<br />
Hohe Nachfrage nach<br />
Gewerbeflächen im<br />
Industriegebiet bei derzeit<br />
geringer Flächenverfügbarkeit<br />
Verbesserung der<br />
Vermarktungspotenziale durch<br />
Flächenmanagement<br />
zielorientierte und Ansiedlung<br />
von Unternehmen<br />
Das Industriegebiet Süd umfasst eine Fläche von ca. 120 ha. Es verfügt über einen<br />
Gleisanschluss. Darüber hinaus wurde mit Unterstützung des Landes die gesamte<br />
Infrastruktur bis Sommer 2006 umfassend erneuert und instand gesetzt und entspricht<br />
höchsten Standards. Das Industriegebiet ist zu ca. 70 % ausgelastet Die frei<br />
verfügbaren Flächen verteilen sich über das gesamte Industriegebiet und weisen<br />
Größen von ca. 0,5 ha bis 12 ha auf. Anfragen potenzieller Investoren beziehen<br />
sich auf große zusammenhängende Flächen, die im Industriegebiet künftig nicht<br />
zur Verfügung gestellt werden können. Eine Erweiterung des Industriegebietes ist<br />
dringend geboten. Wegen eines benachbarten Landschaftsschutzgebietes ist dies<br />
nur begrenzt möglich, sodass weitere Alternativen zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />
des Standortes erarbeitet werden. In Kooperation mit der Nachbarstadt Gubin<br />
soll deshalb ein neues Industriegebiet jenseits der Neiße, in unmittelbarer Nähe<br />
zum Industriegebiet Süd entstehen.<br />
Das Gewerbegebiet Deulowitz weist eine Größe von ca. 38 ha und soll in 2 Bauabschnitten<br />
entwickelt werden. Der 1. Bauabschnitt umfasst ca. 15 ha und ist zu ca.<br />
54 % ausgelastet. Nachteilig für das Gewerbegebiet wirkt sich dessen kleinteilige<br />
Flächenstruktur aus. Zur Verbesserung der Vermarktungspotenziale empfiehlt sich<br />
auch für das Gewerbegebiet der Einsatz eines Flächenmanagements. Die Entwicklung<br />
des 2. Bauabschnitts soll nach Möglichkeit zielgruppenbezogen erfolgen.<br />
Angestrebt wird die Ansiedlung einer Solaranlage, die durch den vergleichsweise<br />
hohen Flächenbedarf von 6 ha weitere Erschließungsmaßnahmen für diesen Bereich<br />
entbehrlich macht und gleichzeitig Energie, mit einer Gesamtleistung von
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 69<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
1,5MkW/Jahr, zur Verfügung stellt. Die benötigte Grundstücksfläche befindet sich<br />
je zur Hälfte im Eigentum der Städtischen Werke und der Bodenverwertungsgesellschaft.<br />
Regionale Profilierung und Kooperation<br />
Durch die grenzübergreifende Nutzung von materiellen und immateriellen Ressourcen<br />
und Potenzialen soll die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes gesteigert<br />
und Entwicklungspotentiale für die wirtschaftliche Entwicklung der Grenzregion<br />
insgesamt genutzt werden. Dazu müssen endogene grenzregionale Potenziale<br />
zielgerichtet ausgebaut werden und die Akteure kooperieren. Um diese Perspektive<br />
zu entwickeln und grenzraumbezogene Förderungen dafür zu nutzen, haben<br />
sich <strong>Guben</strong> und Gubin zusammen mit anderen Kommunen und Kreisen im Grenzraum<br />
zur Euroregion Spree-Neiße-Bober zusammengeschlossen. Besondere Kooperationsbeziehungen<br />
bestehen grundsätzlich zwischen den beiden Grenzstädten,<br />
allerdings sind die Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Wirtschaftsentwicklung<br />
beschränkt, da die Stadt Gubin ihre Gewerbeflächen der Sonderwirtschaftszone<br />
Kystrin übertragen hat.<br />
Ziele der Wirtschaftsförderung<br />
Die zukünftige Entwicklung des Standortes <strong>Guben</strong> hat die Wandlung des jetzigen<br />
Industriegebietes zu einem Technologiepark mit ca. 2.350 Arbeitsplätzen und des<br />
heutigen Gewerbegebietes mit ca. 350 Arbeitsplätzen zum Ziel. Im Rahmen dieses<br />
Entwicklungsprozesses, der sich über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren<br />
erstreckt, sollen ca. 850 zusätzliche neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zurzeit<br />
sind in den Branchen Kunststoff, Chemie und Dienstleistung Investitionen in Höhe<br />
von insgesamt 600 Mio. Euro geplant.<br />
Höchste Priorität hat der Ausbau bzw. die Ansiedlung weiterer Unternehmen aus<br />
den Branchenschwerpunkten Kunststoffe, Metallerzeugung, Metallbe- und<br />
–verarbeitung sowie der Ernährungsindustrie. Die erweiterte Nutzung nachwachsender<br />
Rohstoffe als Alternative zu den heutigen fossilen Rohstoffen bildet einen<br />
wesentlichen Schwerpunkt in der weiteren Entwicklung des Standorts.<br />
Grenzlage ist Standortfaktor<br />
Unzureichende Erschließung der<br />
Gewerbeflächen in Gubin<br />
Fehlende Umsetzung des<br />
grenzübergreifenden<br />
Flächenmanagements<br />
Grenzübergreifende Wirtschaftsentwicklung<br />
Die besondere Situation eines Wirtschaftsstandortes in zwei Ländern legt nahe,<br />
eine regionale grenzübergreifende Politik der wirtschaftlichen Entwicklung zu<br />
betreiben. Von Vorteil könnte sich dabei grundsätzlich die Sonderwirtschaftszone<br />
in Gubin auswirken.<br />
Nachteilig ist bislang, dass die in Gubin vorhandenen Gewerbestandorte in der<br />
Regel unzureichend erschlossen und in Bezug auf das Industriegebiet <strong>Guben</strong> ungünstig<br />
gelegen sind.<br />
Über das Projekt Translokal wurde in einem ersten Schritt der Aufbau eines gemeinsamen<br />
deutsch-polnischen Standortinformationssystems als Marketinginstrument<br />
untersucht, das im weiteren Verlauf zu einem grenzüberschreitenden Flächenmanagement<br />
entwickelt werden soll.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 70<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken und Schwächen Handlungsfeld »Wirtschaft und Beschäftigung«<br />
Folgende Stärken und Schwächen weist der Wirtschaftsstandort <strong>Guben</strong> auf:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Ausweisung als Branchenkompetenzzentrum für die Bereiche<br />
Ernährung, Mechatronik, Metallerzeugung, -bearbeitung<br />
und -verarbeitung, Kunststoff<br />
• Wirtschaftsförderung mit hoher Fachkompetenz<br />
• intensive Betreuung der Investoren, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
• Konstante Investitionstätigkeit<br />
• Erfahrung in grenzübergreifender Unternehmenskooperation<br />
• Attraktives Industrie- und Gewerbeflächenangebot<br />
• sehr hoher Ausbau- und Ausstattungsstandard der Industrieflächen<br />
• sehr günstige Ansiedlungskonditionen<br />
• Nähe zur Sonderwirtschaftszone Gubin<br />
• Verkehrstechnisch günstig erschlossen<br />
• Netzwerk Schule – Wirtschaft initiiert<br />
• Einbindung in Euroregion Spree-Neiße-Bober<br />
• Aufbau eines regionalen Netzwerkes der Wirtschaftsförderung<br />
• Berufliches Qualifizierungs- und Arbeitsförderungsangebot<br />
lokaler Anbieter<br />
• Wenig differenziertes Branchenspekrum<br />
• Geringer Anteil kleiner und mittelständischer Unternehmen<br />
• Anhaltender Rückgang an Erwerbstätigen / sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten durch den demographischen<br />
Umbruch<br />
• geringe Verfügbarkeit qualifizierter und geeigneter Fachkräfte<br />
(nicht nur Branchenkompetenzfelder)<br />
• Keine kurzfristige Verfügbarkeit großflächiger zusammenhängender<br />
GI-Flächen<br />
• Unzureichende Erschließung der Industrie- und Gewerbeflächen<br />
in Gubin<br />
• Kein unmittelbarer Zugang zu wissenschaftlichen bzw. FuE-<br />
Einrichtungen<br />
• Einschränkung der Vermarktungsmöglichkeiten des Industriegebiet<br />
Süd durch angrenzendes Wohngebiet (Immissionsschutz)<br />
• zu geringe Gründungs- bzw. Existenzgründungsdynamik<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Einführung eines effizienten Flächenmanagementsystems zur wirtschaftlichen<br />
und leistungsfähigen Nutzung der Gewerbeflächen<br />
• Weiterentwicklung der regionalen wirtschaftlichen Kooperation<br />
• Erweiterung des Angebots von GE / GI-Flächen<br />
• Ausbau der grenzübergreifenden Kooperation mit der Sonderwirtschaftszone<br />
• Praxisnahe/-gerechte Ausbildung an Schulen („In der Region - für die Region“)<br />
• Entwicklung von neuen Konzepten/Projekten gegen den Fachkräftemangel<br />
• Qualifizierter Aufbau von Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />
4.7 Mobilität und technische Infrastruktur<br />
4.7.1 Mobilität<br />
Verkehrslandeplatz in<br />
unmittelbarer Nähe<br />
Flugverkehr<br />
Ca. 30 km südwestlich von <strong>Guben</strong> befindet sich der Verkehrslandeplatz Drewitz. Er<br />
ist für den Instrumentenflugbetrieb zugelassen und kann von Jets und Propellerflugzeugen<br />
mit einer zugelassenen Abflugmasse von 20 t bzw. 30 t angeflogen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 71<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
werden. Der Flugplatz diente bislang überwiegend dem Geschäftsreiseverkehr und<br />
der gewerblichen Luftfahrt. Im März 2007 startete erstmalig ein Ferienflieger vom<br />
Verkehrslandeplatz Drewitz. 14<br />
Privatisierung und Ausbau als<br />
Frachtflughafen geplant<br />
Kein Ausbau zum<br />
Regionalflugplatz<br />
Nachdem langjährige Verhandlungen mit amerikanischen Investoren nicht zur<br />
Privatisierung des Flugplatzes geführt haben, soll des Flugplatzes mit dem Ziel der<br />
Privatisierung und Entwicklung zum Frachtflughafen mit Logistikbasis zum 1. August<br />
2007 weltweit ausgeschrieben werden. 15<br />
Die in der Luftverkehrskonzeption dargelegte Absicht, den Verkehrslandeplatz zu<br />
einem Regionalflugplatz bzw. Regionalflughafen für die Lausitz und die Niederlausitz<br />
16 weiter auszubauen, wurde wegen zu geringer wirtschaftlicher Bedeutung als<br />
unrealistisch bewertet. 17<br />
Schienennetz<br />
<strong>Guben</strong> ist Haltepunkt an der Regionalbahnlinie zwischen den Oberzentren Cottbus<br />
und Frankfurt (Oder), der in beiden Fahrtrichtungen stündlich bedient wird. Eine<br />
Anbindung an den überregionalen Fernverkehr besteht nur in Frankfurt (Oder) und<br />
von dort weiter zur Metropole Berlin.<br />
Bahnhof <strong>Guben</strong> ist von hoher<br />
Bedeutung für Gubiner Bürger<br />
Ungenutzter Bahnhof<br />
Bezogen auf die Doppelstadt <strong>Guben</strong> / Gubin stellte das Eisenbahnnetz ursprünglich<br />
eine Einheit dar, die infolge der Grenzziehung 1945 unterbrochen worden ist.<br />
Dies hatte zur Folge, dass in Gubin der Bahnhof im Norden der Stadt nicht mehr<br />
mit dem im Süden gelegenen Haltepunkt verbunden ist, da die Gleise über deutsches<br />
Territorium führen. Die Einstellung des Personenverkehrs nach Gubin bzw.<br />
Polen hat zur Folge, dass der <strong>Guben</strong>er Bahnhof von polnischen Bürgern für Fahrten<br />
zu westlichen Reisezielen genutzt wird. Im Zuge zunehmender internationaler<br />
Verflechtung ist zu erwarten, dass der <strong>Guben</strong>er Bahnhof bei steigender Reisetätigkeit<br />
der Gubiner Bevölkerung in Richtung Westen an Bedeutung gewinnt. Eine<br />
Verknüpfung des schienengebundenen Personennahverkehrs (SPNV) mit dem<br />
ÖPNV besteht zurzeit nicht.<br />
Das Bahnhofsgebäude, ein repräsentatives Gebäude, das sich in einem guten baulichen<br />
Zustand befindet, wird nicht mehr genutzt. Der Bahnhof ist fußläufig über<br />
einen Tunnel direkt an die Altstadt Ost – Nord angebunden, die nicht sehr attraktiv<br />
ist.<br />
Überarbeitung des<br />
ÖPNV-angebotes<br />
zur Gewinnung<br />
neuer Fahrgäste<br />
Öffentlicher Personennahverkehr<br />
Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch die Neißeverkehr GmbH sichergestellt,<br />
die seit Januar 2007 privatisiert worden ist. Im Zuge der Erfüllung des Verkehrsvertrages<br />
mit dem Landkreis Spree-Neiße wird das Verkehrsnetz bis zum Beginn<br />
des Schuljahres 2007/2008 mit dem Ziel überarbeitet, die Verkehre durch<br />
Regelmäßigkeit bzw. Einführung eines Taktverkehrs der Allgemeinheit zugänglich<br />
zu machen. Dies gilt insbesondere für den Regionalverkehr, der zurzeit sehr stark<br />
auf bestimmte Nutzergruppen wie Schüler und Berufspendler abgestellt ist. Im<br />
14 Quelle: Lausitzer Rundschau vom 16. März 2007<br />
15 Quelle: Neiße-Echo, Jahrgang 17, Nummer 13 vom 6. Juli 2007<br />
16 Quelle: Luftverkehrskonzeption für das Land Brandenburg, 1. Fortschreibung; Hg.: Ministerium für<br />
Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr, Potsdam 2000, S. 53 f<br />
17 Quelle: Flugplatz als Wirtschaftsfaktor; Möglichkeiten und Formen der Wirkung der Landeplätze<br />
als Wirtschaftsfaktor, Analyse der im Land vorhandenen Situation; Gutachterliche Stellungnahme<br />
im Auftrag des Ministeriums für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr; Cottbus 2003, S. 63ff
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 72<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Zuge der Überarbeitung wird das Liniennetz nicht grundsätzlich in Frage gestellt,<br />
sondern nur geringfügig in Bezug auf die Linienführung und die Taktfrequenz<br />
angepasst.<br />
Gutes ÖPNV-Angebot auf den<br />
regionalen Linien und den<br />
Stadtbuslinien<br />
Sicherung des Regionalverkehrs<br />
durch Einsatz von Bedarfsverkehr<br />
Das derzeitige Liniennetz setzt sich aus 2 Stadtbuslinien, die im Ringverkehr mit<br />
Niederflurbussen bedient werden, sowie 9 Regionalbuslinien zusammen, die auch<br />
die <strong>Guben</strong>er Ortsteile erschließen, die außerhalb der Kernstadt liegen. Von den<br />
Regionalbuslinien werden die beiden Linien nach Forst und Cottbus sowohl an<br />
Werktagen als auch am Wochenende bedient. Darüber hinaus wird bei beiden<br />
Linien zurzeit täglich eine Nachtfahrt angeboten. Die übrigen Regionalbuslinien<br />
verkehren in der Regel nur an Schultagen, sodass innerhalb der Stadt <strong>Guben</strong> die<br />
Ortsteile Groß Breesen und Bresinchen am Wochenende nicht mit dem Öffentlichen<br />
Personennahverkehr erreichbar sind. Überdies werden diese Linien nur bis<br />
zum Nachmittag bedient.<br />
Kennzeichnend ist darüber hinaus für den Regionalverkehr, dass es drei verschiedene<br />
Angebote an Bedarfsverkehren gibt:<br />
• Der Bedarfsverkehr ist für spezielle Fahrplanlagen eingerichtet worden, bei dem<br />
kein regelmäßiger, aber wiederkehrender Bedarf besteht. Im Bedarfsfall muss<br />
der Bedarf bis zum Vortag angemeldet werden.<br />
• Die beiden Flexlinien „Pinnowflex“ und „Granoflex“ sind seit einem Jahr ein<br />
Angebot an das Umland. Für das Routenband wurde ein Bedienkorridor definiert.<br />
Bewohner von Gemeinden innerhalb dieses Bedienkorridors können bis<br />
30 Minuten vor Fahrplanzeit ihren Bedarf anmelden, damit ihre Gemeinde angefahren<br />
wird.<br />
• An Stellen mit relativ geringer Nachfrage und/oder Stichfahrt sind so genannte<br />
Rufbushaltestellen eingerichtet worden. Über einen Terminal an der Haltestelle<br />
kann ca. 8 Minuten vor Fahrplanzeit der Bedarf über die Zentrale angemeldet<br />
werden.<br />
Vergleichsweise geringe ÖPNV-<br />
Nachfrage<br />
Beschränktes ÖPNV-<br />
Angebot in Gubin<br />
Aufgrund der höheren individuellen Mobilität der Senioren, sind durch die Überalterung<br />
der Bevölkerung bislang keine Gewinne bei den Fahrgastzahlen zu verzeichnen.<br />
In Gubin gibt es einen Busbahnhof für den überregionalen Busverkehr. In der Stadt<br />
selbst gibt es keinen öffentlichen Personennahverkehr. Eine Verbindung zwischen<br />
<strong>Guben</strong> und Gubin gibt es bislang ebenfalls nicht<br />
Kommunales Verkehrsstraßennetz<br />
Das Stadtgebiet <strong>Guben</strong>s wird von den Bundesstraßen B 112 und B 320 durchquert,<br />
die aufgrund des Neubaus der B 112 entwidmet werden, wobei sich die<br />
Netzhierarchie dadurch nicht geändert hat. Der überörtliche Verkehr als auch der<br />
innerstädtische Ziel- und Quellverkehr werden über die Cottbuser Straße und die<br />
Berliner Straße bzw. die Gubiner Straße, die Pestalozzistraße und die Sprucker<br />
Straße in Ost-West-Richtung geführt. In Nord-Süd-Richtung erfolgt dies über die<br />
Groß Breesener Straße, die Kupferhammerstraße, die Karl-Marx-Straße und die<br />
Forster Straße.<br />
Überprüfung des<br />
Verkehrsnetzes erforderlich<br />
Der Netzzusammenhang und die Netzverknüpfung sowie der bauliche Zustand des<br />
Straßennetzes sind grundsätzlich als gut zu bewerten. Dennoch besteht ab-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 73<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
schnittsweise Instandsetzungsbedarf (z. B. Karl-Marx-Straße, Kaltenborner Straße<br />
etc.), wobei vor dem Hintergrund veränderter Verkehrsbelastungen und Verkehrsströme<br />
eine Überprüfung des Verkehrsnetzes bzgl. notwendiger Straßenbreiten<br />
erforderlich ist.<br />
Ruhender Verkehr<br />
Die Bewältigung des ruhenden Verkehrs gestaltet sich grundsätzlich unproblematisch.<br />
Stellplätze sind in ausreichender Form vorhanden. Eine Parkraumbewirtschaftung<br />
erfolgt nur punktuell, z. B. vor dem Rathaus oder auf dem Kirchplatz.<br />
Erhebliche Entlastung der Stadt<br />
durch Neubau von<br />
Ortsumgehung und<br />
Grenzübergangsstelle Gubinek<br />
Innerstädtischer Grenzübergang<br />
für Fußgänger, Radfahrer und<br />
PKW<br />
Verkehrsbedingte Umweltbelastungen<br />
Die ehemals hohe Belastung der Stadt und insbesondere der Altstadt durch den<br />
grenzüberschreitenden (Schwerlast-)verkehr wurde durch eine Vielzahl an Maßnahmen<br />
sukzessive reduziert. Zunächst wurde der grenzüberschreitende Verkehr<br />
auf die neue Gubiner Straße verlagert, die das Altstadtzentrum nur tangiert. Mit<br />
dem Neubau der Grenzübergangsstelle (GÜST) Gubinek, dem Ausbau der B 112<br />
als Ortsumgehung und dem Beitritt Polens zur Europäischen Union am 1. Mai<br />
2004 reduzierte sich die Belastung der Stadt durch Schwerlastverkehr erheblich,<br />
sodass die EU-Grenzwerte zur Luftreinhaltung nicht erreicht werden, es somit keine<br />
Meßnetz und in der Stadt insgesamt nur geringe verkehrsbedingten Umweltbelastungen<br />
gibt.<br />
Grenzübergangsstellen (GÜST)<br />
<strong>Guben</strong> verfügt über einen innerstädtischen Grenzübergang für Fußgänger, Radfahrer<br />
und Personenkraftwagen. Für den Schwerlastverkehr wurde südlich von<br />
<strong>Guben</strong> der Grenzübergang <strong>Guben</strong>-Gubinek errichtet, der direkt an die ausgebaute<br />
B 112 angebunden ist.<br />
Weitere Brücken zur Verknüpfung von <strong>Guben</strong> und Gubin gibt es darüber hinaus<br />
nicht.<br />
Grundsätzlich gut ausgebautes<br />
innerstädtisches Radwegenetz<br />
Weiterentwicklung Fußwegenetz<br />
Nichtmotorisierter Verkehr<br />
<strong>Guben</strong> verfügt über ein gut ausgebautes straßenbegleitendes Radverkehrsnetz.<br />
Das Netz besteht überwiegend aus separaten Radwegen. Der Radverkehr soll in<br />
Straßen mit geringer Verkehrsbelastung im Mischverkehr auf der Straße geführt<br />
werden, um zusätzliche Ausbaukosten zu sparen. Das Radverkehrsnetz weist stellenweise<br />
Lücken auf, die sich überwiegend außerhalb von <strong>Guben</strong> befinden. Vor<br />
dem Hintergrund, dass der Oder-Neiße-Radfernwanderweg an <strong>Guben</strong> vorbeiführt,<br />
sollten alle Sehenswürdigkeiten in der Stadt und der Region mit dem Radverkehr<br />
erschlossen sein.<br />
Für den Fußgängerverkehr stehen insbesondere in innerstädtischen, sanierte Lagen<br />
komfortable Angebote zur Verfügung. Abseits der Innenstadt besteht teilweise<br />
deutlicher Instandsetzungsbedarf, der überwiegend die Wohnstraßen betrifft.<br />
Hierbei ist vor dem Hintergrund einer zunehmenden Überalterung auf eine barrierefreie<br />
Ausführung zu achten. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund einer<br />
intensiveren Verknüpfung der Stadtteile untereinander, aber insbesondere auch<br />
mit dem Stadtzentrum zu beachten. Gleichzeitig ist der Bereich der Neiße fußläufig<br />
zu erschließen, um den Landschaftsraum besser und intensiver erleben zu können.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 74<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Hinsichtlich der angestrebten sind im gesamten Stadtgebiet noch größere Anstrengungen<br />
erforderlich.<br />
Fußgängerbrücke zwischen<br />
<strong>Guben</strong>er Wolle und Theaterinsel<br />
Seit 2005 hat das Land Brandenburg mit Polen eine Vereinbarung unterzeichnet,<br />
dass kriegszerstörte Grenzbrücken wieder hergestellt bzw. weitere deutschpolnische<br />
Verbindungen auf kommunaler Ebene errichtet werden. Die abgestimmten<br />
Maßnahmen wurden den Kategorien „vorrangig zu befördernde Verbindungen“<br />
bzw. „derzeit nicht weiter zu befördernde Verbindungen“ zugeordnet. Der<br />
Realisierung der geplanten Fußgängerbrücke zur Anbindung der Stadt <strong>Guben</strong> an<br />
die Theaterinsel ist dabei höchste Priorität zugewiesen worden. Sie wurde im November<br />
2007 fertig gestellt und wird am 21.12.2007 im Rahmen eines Festaktes<br />
anlässlich des Beitritts der Republik Polen zum Schengener Abkommen feierlich<br />
übergeben.<br />
Regionales Mobilitätspotenzial Bahnhof<br />
Die stärkere funktionale und gestalterische Inwertsetzung des Bahnhofsbereiches<br />
ist dringend notwendig. Auch aufgrund der noch bestehenden Insellage des<br />
Bahnhofsgebäudes zwischen den Gleiskörpern ist die Anbindung für den Fuß- und<br />
Radverkehr sehr unattraktiv. Mit dem nach 2010 vorgesehenen Rückbau der Gleisanlagen<br />
zwischen Bahnhofsgebäude und Altstadt Ost besteht die Chance der Öffnung<br />
des Bahn-Entrees zur Stadt – gleichzeitig werden Funktionsflächen für die<br />
bessere Verkehrsverknüpfung frei.<br />
4.7.2 Technische Infrastruktur<br />
Energieversorgung<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> ist funktionell in unabhängige Versorgungsbereiche gegliedert.<br />
Charakteristisch für WK I, WK II, WK III und WK IV - Reichenbacher Berg ist die 3-<br />
schienige Energieversorgung mit Gas, Fernwärme und Elektroenergie. Im Altstadtbereich<br />
ist fast ausschließlich die 2-schienige Versorgung mit Gas und Elektroenergie<br />
anzutreffen. Ziel ist, die Versorgung mit Gas und Fern- bzw. Nahwärme als<br />
eine Einheit zu betrachten. Sollte eine Versorgung durch diese Energieträger nicht<br />
möglich sein, werden alternativ auch andere Energieträger zum Einsatz kommen.<br />
Fernwärmenetz saniert<br />
Hohe Verluste im<br />
Fernwärmenetz durch<br />
demographischen Umbruch<br />
Gasnetz ist saniert...<br />
Die Sanierung des Netzes im Rahmen des Fernwärmesanierungsprogramms wurde<br />
1997 abgeschlossen. Somit entspricht das Netz konzeptionell als auch technisch<br />
dem Stand der Technik.<br />
Die Wärmeerzeugung für die Wohngebiete WK I und WK IV - Reichenbacher Berg<br />
erfolgt zentral. Das Netz mit einer Trassenlänge von 25 km ist strahlenförmig aufgebaut.<br />
Während 1994 eine Wärmemenge von 124 GWh an die Fernwärmekunden<br />
abgegeben wurde, betrug die abgesetzte Wärmemenge 2005 nur noch<br />
36 GWh. Folglich erhöhten sich die Verluste trotz umfangreicher Sanierungsmaßnahmen<br />
(Einsatz von Kunststoffmantelrohr) im Jahr 2003 auf 18,6 % und aktuell<br />
auf 23 %, was einer wirtschaftlichen Fahrweise des Netzes entgegensteht..<br />
Im Gegensatz zum Fernwärmenetz ist das Gasnetz, welches sich über das Stadtgebiet<br />
erstreckt, ringförmig und damit funktionell unabhängig aufgebaut. Die Länge<br />
des Gasnetzes beträgt 117 km, wovon 36 km auf das Mitteldrucknetz entfallen.<br />
Das Gasnetz ist saniert und entspricht dem Stand der Technik. Es besteht überwie-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 75<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
gend aus PE- und Stahlrohr. Die 2001 durchgeführte Rohrnetzanalyse ergab für<br />
den Spitzenlastfall bei -15 °C eine Auslastung von 51 %.<br />
... Gasabsatz ist kontinuierlich<br />
gestiegen<br />
Elektroenergienetz ist<br />
bedarfsgerecht ausgebaut<br />
Erfassung des Energieeinsatzes in<br />
öffentlichen Gebäuden<br />
Während der Gasabsatz 1995 bei 61,5 GWh lag, ist er seit 2001 mit annähernd<br />
100 GWh konstant. Diese konstante Absatzmenge bedeutet unter Berücksichtigung<br />
der demografischen Entwicklung eine spezifische Steigerung, zurückzuführen<br />
auf einen Energieträgerwechsel, beispielsweise von festen Brennstoffen auf<br />
Erdgas.<br />
Im Bereich der Stadt <strong>Guben</strong> sind in der Vergangenheit eine Vielzahl an Erneuerungen<br />
und Erweiterungen an den Elektroenergieversorgungsanlagen vorgenommen<br />
worden. Bereits 1997 wurde das 110/30/20-kV-Umspannwerk durch einen Neubau<br />
ersetzt und das 15-kV-Netz auf 20-kV umgestellt, wobei der überwiegende<br />
Teil des 20-kV-Netzes neu gebaut worden ist. Die Auslastung des Mittelspannungsnetzes<br />
als auch der Stationen liegt in den Schwerpunktgebieten des Stadtumbaus<br />
bei durchschnittlich 50 %, sodass mit den bislang durchgeführten Maßnahmen<br />
die Voraussetzungen geschaffen worden sind, um den in den nächsten<br />
Jahren zu erwartenden Leistungsbedarf der Stadt <strong>Guben</strong> und des Umlandes abzudecken.<br />
Seit 2001 wird durch die Stadt <strong>Guben</strong> eine objektbezogene Erfassung der<br />
Verbrauchswerte für Energie und Wasser vorgenommen. 2005 wurde erstmalig<br />
ein Energiebericht veröffentlicht. Im Ergebnis der Auswertung wurde ohne Berücksichtigung<br />
der stillgelegten und zurückgebauten Objekte eine Reduzierung der<br />
CO 2 -Emissionen von 5.488,8 t auf 4.599,8 t (-16,2 %) erzielt.<br />
Anpassung der<br />
Trinkwasserversorgung ...<br />
... erfolgt kontinuierlich<br />
4.7.3 Wasserver- und Abwasserbeseitigung<br />
Der <strong>Guben</strong>er Wasser- und Abwasserzweckverband hat das vorhandene Wasserwerk<br />
in <strong>Guben</strong> stillgelegt und durch ein neues Verbandswasserwerk in Schenkendöbern<br />
ersetzt. Dieses Verbandswasserwerk wird im 1. Abschnitt hauptsächlich die<br />
Stadt <strong>Guben</strong> und den Atterwascher Ring versorgen. Mit Rückgang der Einwohnerzahlen<br />
erfolgt dann die Stilllegung des Wasserwerkes Groß Drewitz im Jahr 2008<br />
und die Anbindung dieses Netzes an die Atterwascher Ringleitung. In einem weiteren<br />
Schritt erfolgt dann im Rahmen des Fortschritts des Tagebaues Jänschwalde<br />
die Stilllegung des Wasserwerkes Taubendorf und die Anbindung der Netze Großund<br />
Klein Gastrose, Taubendorf und Grießen an das Wasserwerk Schenkendöbern<br />
bis 2015.<br />
Das Leitungsnetz reicht weit über das Versorgungsgebiet der Stadt <strong>Guben</strong> hinaus,<br />
sodass keine Handlungszwänge im Leitungsnetz durch demographische Entwicklungen<br />
bzw. eine Konzentration des Siedlungskörpers bestehen. Insgesamt wird<br />
das Leitungsnetz in der Altstadt im Zuge der erforderlichen Straßenbau- und Umgestaltungsmaßnahmen<br />
sukzessive angepasst und in den Wohnkomplexen die<br />
Asbestzementrohre durch PE-Rohre ersetzt.<br />
Rekonstruktion und Ausbau<br />
des Kanalnetzes<br />
Das Abwassernetz wird von Misch- auf Trennkanalisation umgebaut. Diese Maßnahmen<br />
sind im Bereich der Altstadt im Zuge von Straßenbaumaßnahmen abzuschließen.<br />
Insgesamt ist das Netz überwiegend in den unteren Nennweiten bis DN<br />
300 dimensioniert, sodass im Zuge des Stadtumbaus nur partiell ein Leitungsrückbau<br />
erforderlich ist bzw. an Einbindepunkten getrennt werden. Im Zuge des Aus-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 76<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
baus des Kanalnetzes werden Groß Breesen, Bomsdorf und Breslack-Steinsdorf an<br />
die Kanalisation angebunden.<br />
Umnutzung von Betriebsteilen<br />
für Fischzucht<br />
Gravierende Auswirkungen hat der Bevölkerungsrückgang auf die Kapazität der<br />
Kläranlage in Gubin. Bislang wurden ein Belebungsbecken und ein Nachklärbecken<br />
außer Betrieb genommen und für die Zucht von Forellen und Karpfen umgenutzt,<br />
um die Auswirkungen auf die Kalkulation durch damit erzielte Erträge zu kompensieren.<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Mobilität und technische<br />
Infrastruktur«<br />
Im Handlungsfeld Verkehr und technische Infrastruktur können folgende Stärken<br />
und Schwächen benannt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Gute Verkehrsanbindung an Bundesautobahnen A 12 und A<br />
15<br />
• Innerstädtische Verkehrsentlastung durch Verlagerung der<br />
GÜST und Neubau der Ortsumgehung B 112<br />
• Entlastung des Stadtzentrums durch Verlegung des grenzüberschreitenden<br />
Verkehrs auf die Gubiner Straße<br />
• keine verkehrsbedingten Umweltbelastungen<br />
• gute innerstädtische ÖPNV-Erschließung<br />
• verkehrsgünstige Lage von Industrie- und Gewerbegebiet,<br />
über Ortsumfahrung auf kurzem Weg erreichbar<br />
• attraktive Gestaltung der Haupteinkaufsstraßen im Stadtzentrum<br />
• Verkehrsberuhigtes Stadtzentrum<br />
• Ver- und Entsorgungsnetze entsprechen technischem Standard<br />
und weisen hohen Anschlussgrad auf<br />
• Umbau der Mischkanalisation zur Trennkanalisation<br />
• Erwirtschaftung von Erträgen durch Umnutzung von Anlageteile<br />
der Kläranlage<br />
• Reduzierung von CO 2 -Emissionen<br />
• Schlechte Erreichbarkeit der Stadt <strong>Guben</strong> mit ÖPNV am A-<br />
bend und in der schulfreien Zeit<br />
• Fehlende grenzübergreifende Verbindungen im öffentlichen<br />
Personennahverkehr<br />
• Vergleichsweise geringe Nachfrage im Bereich des ÖPNV<br />
• Instandhaltungsrückstau in einzelnen Straßen<br />
• Fehlende Anbindung der Uferbereiche der Neiße an das Fußund<br />
Radwegenetz im Bereich des Stadtgebietes<br />
• geringe Auslastung des Fernwärmenetzes<br />
• Abwasserreinigungsanlage nicht ausgelastet<br />
• Hohe Energiekosten mindern Wettbewerbsfähigkeit<br />
• Bahnhofsbereich funktional und gestalterisch aufwertungsbedürftig<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Sicherung der Erreichbarkeit des Mittelzentrums durch ein attraktives ÖPNV-<br />
System (evt. weitergehende Flexibilisierung notwendig )<br />
• Verknüpfung <strong>Guben</strong> / Gubin mit ÖPNV<br />
• Einrichtung von Sonderverkehren, z. B. Zubringer für weiterführende Schulen<br />
• Verbesserung der Attraktivität der Stadt <strong>Guben</strong> für den Fahrradtourismus und<br />
Ausbau bzw. Weiterentwicklung des Radwegenetzes<br />
• Umgestaltung des Bereichs Bahnhof zu einer regionalen Mobilitätszentrale<br />
• Anlage Uferwege<br />
• Erarbeitung eines gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes<br />
• Erhebung der Bestandsituation zur Barrierefreiheit der Stadt – mit finanzieller<br />
Untersetzung der Umbaumaßnahmen, Abstimmung der finanziellen Realisierungsmöglichkeiten<br />
• Entwicklung alternativer Versorgungskonzepte unter Prüfung des Einsatzes<br />
regenerativer Energien<br />
• Absicherung einer bezahlbaren Versorgungsinfrastruktur
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 77<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Rückbau und Umstrukturierung des Fernwärmenetzes<br />
4.8 Bildung und lebenslanges Lernen<br />
Kontinuierliche Anpassung der<br />
Bildungsinfrastruktur im Zuge<br />
des Stadtumbaus<br />
Hoher baulicher Standard aller<br />
Bildungseinrichtungen<br />
Schulische Bildung<br />
Der schulische Bereich ist seit Jahren von den demografischen Veränderungen<br />
betroffen. Während sich im Bereich der Grundschulen die Schülerzahlen auf dem<br />
Niveau von ca. 670 Schülern stabilisieren, besteht nunmehr auch bei den Sekundarstufen<br />
und weiterführenden Schulen die Notwendigkeit der Kapazitätsanpassung.<br />
Lernen im Schuljahr 2006/07 in den Klassenstufen 7 bis 13 zurzeit insgesamt<br />
1.325 Schüler, wird sich die Schülerzahlen der Sekundarstufe II bis zum Jahr 2012<br />
nahezu halbieren und auf ca. 260 reduzieren. Auf diese Entwicklung stellt der<br />
aktuelle Schulentwicklungsplan 2007-2012 der Stadt ab. Zur Absicherung des<br />
Bildungsangebots, d.h. Erhalt der gymnasialen Oberstufen (GOST) am Gymnasium<br />
wurde die Europaschule von einer Gesamtschule in eine Oberschule geändert.<br />
Künftig wird der Bedarf an Schulplätzen durch 2 Grundschulen, 1 Oberschule und<br />
ein Gymnasium gedeckt. Das bedeutet gleichzeitig, dass für die Industrie ca.<br />
2011/2012 deutlich weniger Nachwuchskräfte an Schulabgängern zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Alle langfristig zu erhaltenden Schulgebäude weisen einen hohen baulichen Standard<br />
sowie ein attraktives Schulumfeld auf.<br />
Tabelle 11: Zusammenstellung der allgemein bildenden Schulen in <strong>Guben</strong> [Quelle: Schulentwicklungsplanung der<br />
Stadt <strong>Guben</strong>, Zeitraum: 2007-2012, http://www.guben.de]<br />
Schulform Bezeichnung Stadtteil Träger Perspektive 18<br />
1 Gymnasium Pestalozzi-Gymnasium Altstadt Ost (Sek. II)<br />
Altstadt West (Sek. I)<br />
2 Gesamtschule mit<br />
GOST<br />
Europaschule „M.& P.<br />
Curie“<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Berg<br />
Landkreis Spree-Neiße<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
sicher<br />
Änderung in Oberschule<br />
ab 2007/2008 (nur Sek. I)<br />
3 Grundschule Friedensschule Altstadt Ost Stadt <strong>Guben</strong> sicher<br />
4 Grundschule Corona-Schröter-<br />
Grundschule<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Berg<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
5 Grundschule Diesterweg-Schule WK II Stadt <strong>Guben</strong> Schließung 2008<br />
6 Förderschule Förderschule für geistig<br />
Behinderte Kinder und<br />
Jugendliche<br />
Altstadt West<br />
mittelfristig sicher<br />
sicher<br />
Abwanderung von<br />
Gymnasiasten an freie<br />
Schulen ....<br />
und unbefriedigende<br />
Abschlussleistungen<br />
Trotz des hohen baulichen Standards der <strong>Guben</strong>er Schulen ist insbesondere bei<br />
den weiterführenden Schulen festzustellen, dass sie zunehmend Konkurrenz von<br />
freien Schulträgern erhalten und Schüler an diese Einrichtungen verlieren. Gleichzeitig<br />
beklagen Unternehmen unbefriedigende Abschlussleistungen sowie mangelnde<br />
Motivation und Einsatzbereitschaft der Schüler, die sie als geeignete Arbeitskräfte<br />
disqualifizieren.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 78<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Steigender Anteil von Schülern<br />
ohne Schulabschluss am<br />
Gymnasium<br />
Ein Indiz dafür ist die stark angestiegene Anzahl von Schulabgängern ohne Schulabschluss<br />
nach der 10. Klasse, insbesondere am Gymnasium. Im Schuljahr<br />
2004/2005 lag der Anteil der Schüler ohne Schulabschluss bei 0,81 %, im Jahr<br />
2006/2007 bei 5,33 %der Schüler.<br />
Im Schuljahr 2006/2007 haben insgesamt 285 Schüler die 10. Jahrgangsstufe beendet.<br />
Davon haben über 90 % der Gymnasiasten die Berechtigung zur gymnasialen<br />
Oberstufe erlangt, während es an der Oberschule mit gymnasialer Oberstufe<br />
weniger als die Hälfte dieses Ziel erreichte. In der nachfolgenden Graphik sind die<br />
erreichten Schulabschlüsse an Gesamtschule und Gymnasium im Vergleich zum<br />
Landesdurchschnitt dargestellt.<br />
Abbildung 27:<br />
Darstellung der erreichten<br />
Schulabschlüsse an<br />
Gesamtschule und Gymnasium<br />
im Vergleich zum<br />
Landesdurchschnitt<br />
100%<br />
80%<br />
Schulabschlüsse Gesamtschule und Gymnasium<br />
96%<br />
95%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
23%<br />
21%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
8%<br />
4%<br />
2%<br />
3%<br />
1%<br />
32%<br />
29%<br />
37%<br />
45%<br />
0,4%<br />
2%<br />
4%<br />
Abschluss offen BBR EBR FOR Berechtig. GOST<br />
Gesamtschule mit GOST, Landesdurchschnitt<br />
Gymnasium, Landesdurchschnitt<br />
Gesamtschule mit GOST, <strong>Guben</strong> (Durchschnitt)<br />
Gymnasium, <strong>Guben</strong> (Durchschnitt)<br />
Modellvorhaben zur Stärkung<br />
der kindlichen Persönlichkeit<br />
Vielfältige grenzübergreifende<br />
schulische Kooperationen und<br />
Schulprojekte 20<br />
Vor diesem Hintergrund startet die Corona-Schröter-Grundschule mehrere Modellprojekte.<br />
Sie hat zum einen eine Rahmenvereinbarung mit dem <strong>Guben</strong>er Wasser-<br />
und Abwasserzweckverband über die künftige Zusammenarbeit unterzeichnet<br />
und zum anderen ein Bildungsprojekt „PONTE“ sowie ein künstlerisches Programm<br />
19 in ihr Ganztagesangebot aufgenommen, in dem über die kontinuierliche<br />
Zusammenarbeit mit Künstlern die Persönlichkeit der Kinder gestärkt sowie ihre<br />
Kreativität und Ausdrucksfähigkeit entfaltet werden sollen.<br />
Zu den weiteren Bildungseinrichtungen in <strong>Guben</strong> zählen die Förderschule für geistig<br />
Behinderte, der Gemeinnützige Bildungsverein, die Gesellschaft für Berufliche<br />
Bildung mbH, <strong>Guben</strong> und die Volkshochschule des Landkreises Spree-Neiße, mit<br />
ihrer Regionalstelle <strong>Guben</strong>.<br />
Deutsch –polnische Bildungskooperation<br />
Kontakte und gemeinsame Projekte zwischen Schulen, Bildungsträgern in <strong>Guben</strong><br />
und Gubin gibt es auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlicher Intensität.<br />
Die Aktivitäten umfassen gemeinsame temporäre Aktionen wie Exkursionen und<br />
Ausflüge, gegenseitige Besuche und gemeinsame Projekte sowie Sprachunterricht.<br />
19 MUSE-E Projekt in Begleitung der Yehudi-Menuhin-Stiftung<br />
20 TRANSLOKAL (2006), GRENZEN DER KOOPERATION. Perspektiven im Grenzraum, Stadt<strong>Guben</strong>,<br />
S.22 ff.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 79<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Eines der ersten deutsch-polnischen Schulprojekte, bei dem ca. 100 polnische Jugendliche<br />
in <strong>Guben</strong> die Schule besuchen, wurde mit Einrichtung der Europaschule<br />
Mitte der 1990er Jahre eröffnet. Dieses Projekt wird mit Umwandlung der Europaschule<br />
in eine Oberschule am Standort auslaufen und am Pestalozzi-Gymnasium<br />
jahrgangsweise aufgebaut. Es ermöglicht 25 polnischen Schülern den Besuch der<br />
Klassen 10 bis 13 bzw. gem. Schulgesetzänderung künftig den Besuch der Klassen<br />
10-12 zum Erwerb des Abiturs<br />
Fehlender Stundenpool um<br />
Polnisch als 1. Fremdsprache zu<br />
unterrichten<br />
Einführung bilingualen<br />
Unterrichts<br />
Aufbau grenzübergreifender<br />
Kooperationsstrukturen initiiert<br />
Seit dem Schuljahr 2006/2007 wird Polnisch in den <strong>Guben</strong>er Grundschulen in den<br />
Jahrgangsstufen 1 und 2 neben Englisch als Begegnungssprache angeboten. Allerdings<br />
steht bislang kein Stundenpool zur Verfügung, um Polnisch auch als erste<br />
Fremdsprache in der Grundschule anbieten zu können.<br />
Trotz der guten Erfahrungen, die mit diesen Projekten gemacht werden, ist eine<br />
Neuausrichtung der deutsch-polnischen Kooperationen erforderlich. Dies erfolgt<br />
über die Latarnia Projekte. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Unterricht in<br />
den beteiligten Klassen abwechselnd sowohl an der Heimatschule als auch an der<br />
jeweiligen Partnerschule stattfindet. Die Umsetzung des Latarnia-Projekts in <strong>Guben</strong><br />
wird im Jahr 2010 an der Europaschule „Marie & Pierre Curie“ gestartet. Es wird<br />
beginnend mit der Klassenstufe 7 eingeführt und bis zur Klassenstufe 9 in Kooperation<br />
mit dem Gymnasium Gubin durchgeführt. Für die Klasse 10 erfolgt die Kooperation<br />
mit dem Gubiner Lyceum. Es wird angestrebt eine paritätische Lerngruppe<br />
von 20 deutschen und polnischen Schülerinnen und Schülern zusammenzusetzen.<br />
Dafür werden die deutschen Schüler ausgewählt, die in der Grundschule<br />
bereits polnisch erlernt haben und dann an der Europaschule am bilingualen Unterricht<br />
teilnehmen können. Einmal in der Woche findet der Unterricht in der Partnerschule<br />
in der jeweiligen Landessprache statt. Der bilinguale Unterricht bietet<br />
den Klassenstufen 9 und 10 die Möglichkeit, das Interesse am Sachfach - vor allem<br />
im Kunstunterricht - mit dem Interesse an der Fremdsprache zu verbinden. Das<br />
Konzept zum bilingualen Projekt Polnisch/Kunst strebt damit vorrangig eine erhöhte<br />
Sprachkompetenz bei den Schülern an. Dieses Anliegen entspricht dem Bildungsprinzips<br />
des „interkulturellen Lernens“ und trägt der gesellschaftlichen Entwicklung<br />
im vereinten Europa und besonders dem Leben in der Grenzregion zu<br />
Polen Rechnung. Zur Sicherung der personellen Vorraussetzungen, ist die Einstellung<br />
eines polnischen Kunstlehrers mit sicheren deutschen Sprachkenntnissen<br />
vorgesehen.<br />
Im Rahmen des EU-Projektes Translokal wurde im Jahr 2004 die erste gemeinsame<br />
Bildungswerkstatt mit ca. 80 Teilnehmern durchgeführt. Im Jahr 2005 folgte die<br />
Projektbörse “Bildung ohne Grenzen“. Im Rahmen dieser und künftiger Veranstaltungen<br />
wurden Partnerschaften geknüpft und aufgefrischt sowie Informationen<br />
und Erfahrungen zu Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten von Kooperationsprojekten<br />
zu den Themen Bildung und Qualifizierung ausgetauscht.<br />
Berufliche Schulen<br />
Neben den allgemein bildenden Schulen verfügt die Stadt <strong>Guben</strong> über berufsbildende<br />
Einrichtungen wie dem Oberstufenzentrum Forst/ Abteilung 6, der Berufsschule<br />
des „Gemeinnützigen Berufsbildungsvereins <strong>Guben</strong> e.V.“ für sozial benachteiligte<br />
Schüler und der Schule für Krankenpflegehilfe im Krankenhaus des Naemi-<br />
Wilke-Stiftes. Von diesen drei beruflichen Schulen befinden sich zwei in freier Trägerschaft.<br />
Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen wurde der Standort des Oberstufenzentrums<br />
Forst/Abteilung 6 zu Beginn des Schuljahres 2006/07 aufgegeben
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 80<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
und an den Standort des Gymnasiums Haus II an der Deulowitzer Straße verlagert.<br />
Bisher ist noch nicht geklärt, ob die Schule ab dem Schuljahr 2007/08 jahrgangsweise<br />
ausläuft oder eine Ersatz-Berufsschule gegründet wird, in der das Ausbildungsprofil<br />
des OSZ anteilig aufgenommen und fortgeführt werden kann.<br />
Ein polytechnisches Zentrum soll den Anspruch des Praxislernens für Schule realisieren<br />
helfen, d. h. der Unterricht insbesondere fächerverbindender Unterricht<br />
kann zeitweise in Einrichtungen außerhalb der Schule durchgeführt werden. Damit<br />
wrid eine Verbindung von Schule und Wirtschaft erreicht, die zum Ziel hat, schulisches<br />
Wissen unter wirtschaftsrelevanten Bedingungen anzuwenden, zu vertiefen<br />
und Rückwirkungen auf das schulische Lernen selbst hat. In diesem Sinne erfolgt<br />
eine frühzeitige Berufsorientierung.<br />
Tabelle 12: Überblick Berufsschulen in <strong>Guben</strong><br />
Schulform Bezeichnung Stadtteil Träger Perspektive 21<br />
1 Berufliche Schule Oberstufenzentrum Forst/ Abteilung 6 Altstadt West Landkreis Spree-<br />
Neiße<br />
2 Berufliche Schule Berufsschule des „Gemeinnützigen Berufsbildungsvereins<br />
<strong>Guben</strong> e.V.“<br />
Altstadt West,<br />
Altstadt Ost<br />
Berufsbildungsverein<br />
<strong>Guben</strong> e.V.<br />
3 Berufliche Schule Schule für Krankenpflegehilfe Altstadt Ost Krankenhaus des<br />
Naemi-Wilke-Stiftes<br />
4 Sonstige Bildungseinrichtungen<br />
5 Sonstige Bildungseinrichtungen<br />
Gesellschaft für Berufliche Bildung mbH, <strong>Guben</strong> Altstadt Ost Gesellschaft für<br />
Berufliche Bildung<br />
mbH<br />
Kreisvolkshochschule, Regionalstelle <strong>Guben</strong> Altstadt West Landkreis Spree-<br />
Neiße<br />
ungewiss<br />
Mangel an qualifizierten<br />
Arbeitskräften zeichnet<br />
sich heute schon ab<br />
Stadt initiiert 2005 das Netzwerk<br />
„Schule-Wirtschaft“<br />
Projektgruppe „Schule-Wirtschaft“<br />
Trotz hoher Arbeitslosigkeit ist bereits teilweise ein Mangel an geeigneten Arbeitskräften<br />
feststellbar, der aufgrund drastisch gesunkener Schülerzahlen sich ab ca.<br />
2010 weiter verschärfen wird. Darüber hinaus sind eine rückläufige Nachfrage<br />
nach Ausbildungsplätzen und schwindendes Interesse an technischen Ausbildungsund<br />
Studienrichtungen erkennbar. Gespräche mit Schülern haben deutlich gemacht,<br />
dass diese kaum über Vorstellungen über die beruflichen Perspektiven in<br />
<strong>Guben</strong> verfügen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat die Stadt <strong>Guben</strong> in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungs-<br />
und Stadtentwicklungsgesellschaft das Projekt „Schule-<br />
Wirtschaft“ im Sommer 2005 zu initiieren. Grundlage des Projektes ist die Erstellung<br />
eines Netzwerks zwischen Schulen, Eltern, Schülern und Unternehmen der<br />
Stadt <strong>Guben</strong>. Ziel ist es eine innovative Berufsorientierung und Lernbegleitung in<br />
der Region zu etablieren, die sich aus mehreren Bausteinen zusammensetzt. Es<br />
wird die Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Wirtschaft durch Schulpraktika<br />
und Ferientätigkeiten ebenso gefördert wie durch das Bereitstellen eines<br />
Experimentierkoffers (Kunos coole Kunststoffkiste) für den Unterricht, der auch<br />
Fortbildungsveranstaltungen für die Lehrkräfte umfasst. Dazu stehen Kontaktlehrer<br />
an jeder Schule bereit, die selbst Mitglied in der Projektgruppe Schule Wirtschaft<br />
sind. Zusätzlich werden vielfältige Serviceleistungen im Bereich der Berufsorientierung<br />
angeboten wie z. B. die Erfassung des Ausbildungsangebotes und Ermittlung<br />
des perspektivischen Ausbildungsbedarfs, Durchführung von Ausbildungsbörsen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 81<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Die Projektgruppe ist Ansprechpartner und Vermittler für Schüler, die aus eigenen<br />
Bemühungen keinen Ausbildungsplatz finden, und Eltern sowie Initiator von vielfältigen<br />
berufsorientierenden Informationsveranstaltungen wie Kunststoffin, Woche<br />
der Bildung und Ausbildung, etc.<br />
Intensivierung der bisherigen<br />
Aktivitäten erforderlich<br />
Diese besondere Form der Netzwerkarbeit beginnt bereits zu greifen. Informationslinien<br />
sind aufgebaut, die analytische Arbeit sorgt für transparente und vergleichbare<br />
Ergebnisse und Aufmerksamkeit, das Interesse ist geweckt. Um die bestehenden<br />
Kontakte weiter zu stabilisieren, ist eine Intensivierung der bisherigen Aktivitäten<br />
ebenso erforderlich wie ein weiterer, regionaler Ausbau des Netzwerks mit den<br />
Wirtschaftsfördergesellschaften benachbarter Kommunen wie Peitz, Forst und<br />
Cottbus, die ihr Interesse gezeigt haben. Diese Aufgaben können allerdings über<br />
die vorhandenen Ressourcen zurzeit nicht gedeckt werden.<br />
Lebenslanges Lernen<br />
Freizeitbezogene Bildungsangebote gewinnen vor dem Hintergrund der demografischen<br />
Entwicklungen (z. B. spezielle Bildungsangebote für Senioren), aber auch<br />
den Anforderungen des Arbeitsmarkts in Bezug auf lebenslanges Lernen bzw.<br />
berufsbegleitende Fortbildung zunehmend an Bedeutung. Für die Persönlichkeitsentwicklung<br />
jedes Einzelnen sind den individuellen Anforderungen entsprechende<br />
und eine selbstbestimmende Weiterbildung ermöglichende Angebote neben den<br />
oben erwähnten Bildungsinstitutionen wichtig. Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt über ein<br />
dichtes Netz an Infrastrukturen im Bildungs- und Kulturbereich (zahlreiche Vereine,<br />
Volkshochschule etc.) die diese Funktion wahrnehmen. Künftig wird eine verstärkte<br />
Zusammenarbeit der verschiedenen Anbieter von Bildungs- und Kulturdienstleistungen<br />
an Bedeutung gewinnen.<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Bildung«<br />
Auf Grundlage o. g. Darstellungen lassen sich folgende Stärken und Schwächen im<br />
Handlungsfeld Bildung feststellen:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Breites und bedarfgerechtes Schulangebot (von der<br />
Grundschule bis zum Gymnasium)<br />
• Schulbedarfsplanung liegt vor<br />
• Keine weitere Anpassung der Kapazitäten bis 2012<br />
erforderlich<br />
• Verteilung der Einrichtungen auf zwei Standorte (Ober-<br />
und Unterstadt)<br />
• Sehr guter Ausbaustandard der Schulen bzw. der<br />
Schulgebäude<br />
• Vielfältiges bilinguales Angebot<br />
• Deutsch-polnische Bildungskooperation auf allen Ebe<br />
nen, von den Kindertagesstätten bis zu den Berufsbildenden<br />
Schulen, inkl. Bildungseinrichtungen für behinderte<br />
Menschen<br />
• Integration von Modellprojekten an Grundschulen<br />
• Fehlende Profilbildung insbesondere der weiterführenden<br />
Schulen<br />
• Abwanderung von <strong>Guben</strong>er Schülern von staatlichen<br />
Schulen an freie Träger<br />
• fehlende Motivation von Schülern (Eigenverantwortung)<br />
und Lehrern (fehlende Planungssicherheit durch<br />
anstehende Versetzungen)<br />
• fehlender Stundenpool zur Absicherung von Polnisch<br />
als 1. Fremdsprache ab Klasse 3<br />
• Rückbau/Nachnutzung leer stehender Schulgebäude
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 82<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Intensivierung und weitere Qualifizierung der Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen<br />
und Wirtschaft, evtl. auch wissenschaftliche Einrichtungen<br />
• Profilierung der weiterführenden Schulen, d.h. Schaffung spezialisierte Bildungsangebote<br />
mit Blick auf das von der Wirtschaft nachgefragte Know-how<br />
• wirtschaftsnahe und zielgerichtete Schulausbildung<br />
• Einführung eines modernen Schulmanagements<br />
• Förderung von Lehrerleistungen<br />
• Einführung eines Qualitätssicherungssystems<br />
• Ausbau der Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen und Wirtschaftsuntenrehmen<br />
• Umsetzung von praxisorientiertem Lernen in den Betrieben<br />
• Vermittlung von unternehmerischen Denken und Handeln in den Schulen<br />
• Rückbau oder Nachnutzung leer stehender Gebäude, z.B. Grundschule 3 (Altstadt<br />
West), Copernicus-Oberschule, Diesterwegschule (WK II)<br />
4.9 Soziales und Gesundheit<br />
Gute Ausstattung an<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
Kinderbetreuung<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt über 8 Kindertagesstätten und 3 Horteinrichtungen, mit<br />
Betreuungskapazität von 578 Plätzen in den Vorschuleinrichtungen und 414 Plätzen<br />
in den Horteinrichtungen. Aufgrund der seit 1991 kontinuierlich sinkenden<br />
Kinderzahlen in der Stadt ist das Betreuungsangebot stetig dem Bedarf durch<br />
Schließung, Zusammenlegung bzw. Verkleinerung einzelner Einrichtungen angepasst<br />
worden. Gleichzeitig hat die Stadt <strong>Guben</strong> alle Einrichtungen an freie Träger<br />
übergeben. 2007 hat die Kita „Musikspielhaus“ ein neues Domizil erhalten und<br />
das Gebäude der ehemaligen Förderschule an der Ahornstraße im WK Reichenbacher<br />
Berg bezogen. Dieses Gebäude weist einen höheren baulichen Standard auf<br />
als das Kita-Gebäude am Märkischen Ring, das abgerissen worden ist. wird. Ergänzt<br />
wird das Angebot an Kindertagesbetreuung durch die Kindertagespflege.<br />
Für die Inanspruchnahme von Angeboten zur Förderung von Kindern in Kindertagespflegestellen<br />
ist der Landkreis Spree-Neiße verantwortlich und hat diese Verantwortung<br />
per öffentlich rechtlichem Vertrag an die Stadt <strong>Guben</strong> delegiert.<br />
Die Kindertagespflege hat in der Stadt <strong>Guben</strong> steigendes Interesse bei den Eltern<br />
gefunden. Wurden zurückliegend 3 bis 5 Plätze in Anspruch genommen, so sind<br />
es zum Zeitpunkt 13 Plätze. Eine Expansion zu Lasten von Kindertageseinrichtungen<br />
ist nicht vorgesehen.<br />
Mit dem Projekt „PONTE“ an der Corona-Schröter-Grundschule werden innovative<br />
Wege in der frühkindlichen Bildung beschritten. Das „PONTE“-Projekt ist ein Kindergarten-<br />
und Schulentwicklungsprojekt der Akademie für innovative Pädagogik<br />
an der FU Berlin, MBJS mit dem Ziel, Unterstützung der Kindergärten und Grundschulen<br />
in Lernsituationen zu gestalten, die anspruchsvoll und kindgerecht<br />
zugleich sind, Projektpartner ist die Kita „Musikspielhaus“.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 83<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Tabelle 13:<br />
Übersicht über<br />
Kindertagesstätten in <strong>Guben</strong>,<br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, 2006,<br />
eigene Berechnungen]<br />
Bezeichnung<br />
Kindergärten<br />
1 Kita »Musikspielhaus«<br />
Bezirk<br />
WK IV -<br />
Reichenbacher<br />
Berg<br />
Kapazität<br />
[Plätze]<br />
95<br />
Träger<br />
Haus der Familie<br />
e.V<br />
2 Kita »Regenbogen« WK II 120 Lebenshilfe e.V.<br />
3 Evangelische Kindergarten<br />
Altstadt<br />
Evangelische<br />
24<br />
West<br />
Kirche<br />
4 Kita »Waldhaus« WK II 85<br />
Haus der Familie<br />
e.V.<br />
5 Kita »Kinderträume« Altstadt Ost 82<br />
Kinderträume<br />
e.V.<br />
6 Kita Naemi-Wilke-Stift Altstadt Ost 83<br />
Naemi-Wilke-<br />
Stift<br />
7 Montessori-Kinderhaus WK I 80<br />
Montessori-<br />
Kinderhaus e.V.<br />
8 Brummkreisel<br />
Groß Breesen<br />
29 Carpe diem<br />
Summe 598<br />
Horteinrichtungen<br />
9 Hort Diesterwegschule WK II 190<br />
10<br />
Hort Corona-Schröter-<br />
Grundschule<br />
WK IV -<br />
Reichenbacher<br />
Berg<br />
150<br />
Haus der Familie<br />
e.V.<br />
Haus der Familie<br />
e.V.<br />
11<br />
Hort Friedensschule, Poetensteig<br />
Altstadt Ost 85 Stadt <strong>Guben</strong><br />
12 Hort Friedensschule Altstadt Ost 45 Stadt <strong>Guben</strong><br />
Summe 370<br />
Partizipation spielt bereits<br />
frühzeitig eine wichtige Rolle<br />
Verbesserung der Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf notwendig<br />
Zahlreiche Kooperationen<br />
zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin<br />
Neben den materiellen Bedingungen zur Umsetzung der Grundsätze elementarer<br />
Bildung spielt der direkte Umgang der Erzieher/innen mit den Kindern sowie der<br />
Umfang aktiver Partizipationsmöglichkeiten von Kindern im Alltag eine große Rolle.<br />
Perspektivisch wird die Beibehaltung des qualitativ hochwertigen Betreuungsangebotes<br />
wesentlich sein. Zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
ist es erforderlich, Gemeinwesenorientierte Eltern-Kind-Zentren zu entwickeln. Mit<br />
zusätzlichen familienunterstützenden Angeboten, die über den gesetzlich geregelten<br />
Betreuungsauftrag von Kindertagesstätten hinaus gehen, sollen schnellere und<br />
bessere Hilfsangebote für Familien mit jüngeren Kindern gewährleistet werden.<br />
Hierbei ist insbesondere zu erwähnen, dass die Betreuungsangebote auf die Ansprüche<br />
einer flexiblen Arbeitswelt zugeschnitten werden (flexible Öffnungszeiten -<br />
ohne das Wohl des Kindes zu gefährden). Das Haus der Familie e. V. <strong>Guben</strong> ist<br />
eines der anerkannten Eltern-Kind-Zentren im Landkreis Spree-Neiße.<br />
Im Rahmen des EU-Projektes Translokal wurden unter dem Titel „Deutsch-polnisches<br />
Bildungshaus <strong>Guben</strong> – Gubin“ ein Netzwerk an vorhandenen und geplanten<br />
Bildungsangeboten entwickelt. Faktisch sind der Kooperation von vorschulischen<br />
Einrichtungen keine Grenzen gesetzt. Informelle Kooperationsvereinbarungen, wie<br />
im Rahmen des Projektes Translokal zwischen <strong>Guben</strong>er und Gubiner Kindereinrichtungen<br />
hergestellt, können verschiedene Festlegungen und Aktivitäten umfassen.<br />
Hier werden generelle Ziele der Kooperation festgelegt und durch konkrete Aktionspläne<br />
für die periodischen gemeinsamen Aktivitäten ergänzt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 84<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Kinder – und Jugendfreizeiteinrichten<br />
In <strong>Guben</strong> bestehen 9 Jugendvereine und 23 Sozialvereine, 4 Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
sowie mehrere kleine Treffs und diverse Jugendräume. Die Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
sind alle seit 2004 saniert. Und befinden sich zurzeit mit Ausnahme<br />
des Kinder- und Jugendfreizeittreffs in der Hand freier Träger. Die Ausstattung der<br />
Stadt <strong>Guben</strong> an Kinder- und Jugendeinrichtungen wird als ausreichend eingeschätzt.<br />
Tabelle 14:<br />
Übersicht über<br />
Jugendfreizeiteinrichtungen in<br />
<strong>Guben</strong><br />
[Quelle: Stadt <strong>Guben</strong>, 2006,<br />
eigene Berechnungen]<br />
Nr. Bezeichnung Stadtteil Träger<br />
1<br />
Jugendclub »Fabrik e.V im<br />
Jugend- und Begegnungszentrum<br />
Altstadt Ost<br />
Fabrik e.V<br />
Mittelstraße<br />
2 Jugendclub »Komet« WK I<br />
Förderverein für alternative Jugendarbeit<br />
und Jugendkultur e.V.<br />
3<br />
Kinder- und Jugendfreizeitzentrum<br />
(KJFZ)<br />
Berg<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
4 Jugendclub Groß Breesen Groß Breesen Von den Jugendlichen<br />
5 »Haus der Familie e.V.« WK II »Haus der Familie e.V.«<br />
Im Rahmen einer Studienarbeit 22 wurde eine Sozialraum- und Lebensweltanalyse<br />
für <strong>Guben</strong> durchgeführt. Im Ergebnis dieser Studie wird die These vertreten, dass<br />
neben den umfangreichen räumlichen Angeboten der Stadt, vor allem pädagogische<br />
Konzepte vorliegen müssten, die auf der Basis einer konkreten Bedarfsplanung<br />
auf regionale Gegebenheiten, aktuelle Probleme, Zielgruppen und sozialräumliche<br />
Differenzierungen eingehen.<br />
Förderung der politischen<br />
Teilhabe von Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Darüber hinaus werden folgende Aspekte benannt:<br />
• durch den Wegzug leistungsstarker Jugendlicher sind Jugendliche mit sozialen<br />
und bildungspolitischen Problemen überproportional in der Stadt vertreten;<br />
• die Jugendlichen haben den Eindruck, keine Perspektive in <strong>Guben</strong> zu haben;<br />
dies wiederum hat mangelhaften Eigenantrieb der Jugendlichen zur Folge;<br />
• die Jugendlichen konsumieren vermehrt Alkohol und Drogen;<br />
• die Jugendlichen lehnen zum Teil institutionelle Einrichtungen ab und treffen<br />
sich vermehrt im öffentlichen Raum, die wiederum partiell zu Konflikten mit<br />
Anwohnern führen<br />
• Einsatz von Streetworker<br />
Mit dem Projekt „Vernetzung Schule Wirtschaft“ sollen den Jugendlichen Perspektiven<br />
am Arbeitsmarkt eröffnet werden. Durch umfassende Informationsangebote<br />
über die Arbeitswelt und Berufsbilder sowie ergänzende Angebote (Beratungsangebote,<br />
Vermittlung von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen, Bildungsangebote<br />
etc.) wird insbesondere vor dem Hintergrund des hohen Anteils arbeitsloser Eltern<br />
bzw. Erziehungsberechtigter ein wesentlicher Beitrag zur Integration der Jugend in<br />
die Arbeitswelt geleistet.<br />
Um die politische Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu fordern und zu fördern,<br />
etabliert die Stadt in einem ersten Schritt ein Kinder- und Jugendforum, um<br />
Kinder und Jugendliche in den Entwicklungsprozess der Stadt zu integrieren, das in<br />
einem zweiten Schritt in der Berufung eines Kinder- und Jugendparlaments münden<br />
kann.<br />
22 Quelle: Projekt „Sozialraum-/ Lebensweltanalyse in <strong>Guben</strong>“ (29.01.2006)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 85<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Aktivierung der älteren und alten<br />
Menschen befördern - und<br />
entsprechende<br />
Rahmenbedingungen schaffen<br />
Einrichtungen und Angebote für Senioren<br />
Die Gruppe der „Senioren“ ist nicht homogen, sondern muss differenziert betrachtet<br />
werde. Ein Teil dieser Altersgruppe hat sich mehr oder weniger stark mit gesundheitlichen<br />
Problemen und auch Mobilitätseinschränkungen unterschiedlicher<br />
Stärke auseinanderzusetzen, möchte sich aber aktiv, selbstbestimmt und ungehindert<br />
in das gesellschaftliche Leben einbringen und so lange wie möglich in der<br />
eigenen Wohnung leben. In Anbetracht der demografischen Entwicklung ist es<br />
dringend erforderlich, dass eine Aktivierung der älteren und alten Menschen in<br />
diesem Sinne gefördert wird. Derzeit fehlt es noch in größerem Maße an der erforderlichen<br />
Infrastruktur.<br />
Um diese herzustellen, ist Folgendes dringend notwendig:<br />
• bezahlbarer barrierefreier, z. T. rollstuhlgerechter Wohnraum (Aufzüge) mit<br />
ergänzenden Dienstleistungs- und Betreuungsangeboten,<br />
• gute, zuverlässige, barrierefreie ÖPNV-Anbindung,<br />
• barrierefreie Straßen, v. a. Fußwege, zur Vermeidung von Unfällen (sonst: Verletzungen<br />
→ Pflegefall) und zur Erhöhung individuellen Sicherheitsgefühls,<br />
• auch für SeniorInnen geeignete, bezahlbare, barrierefreie Kultur-, Freizeit- und<br />
Sportangebote,<br />
• niedrigschwellige, barrierefreie, generationenverbindende Begegnungsstätten,<br />
• Angebote von seniorengerechten Produkten und Dienstleistungen durch Unternehmen<br />
(Einzelhandel, Handwerk),<br />
• größere Bereitschaft seitens eines Großteils der Senioren selbst zu regelmäßigem,<br />
zuverlässigem ehrenamtlichen Engagement, um sozialer Vereinsamung<br />
entgegenzuwirken.<br />
Schaffung einer<br />
seniorengerechten sozialen<br />
Infrastruktur - eine wichtige<br />
Zukunftsaufgabe<br />
Die Schaffung einer seniorengerechten sozialen Infrastruktur kann und muss der<br />
Erhöhung des Pflegebedarfs in Anbetracht der demografischen Entwicklung in den<br />
nächsten Jahren deutlich entgegenwirken. Auch die örtlichen Wohnungsunternehmen<br />
sind bestrebt, ihren Mietern ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben<br />
in ihrer Wohnung zu ermöglichen und bieten verstärkt Beratungs- und Serviceleistungen<br />
an.<br />
Zurzeit erarbeitet die Stadt <strong>Guben</strong> ihre „Leitlinien der Seniorenpolitik“ um sich auf<br />
die Anforderungen und Belange der älter werdenden Gesellschaft einzustellen. Sie<br />
betreffen<br />
• den Erhalt der Mobilität und Eigenständigkeit im Alter,<br />
• das lebenslange Lernen, die Integration der Senioren in ein familien- und generationsübergreifendes<br />
soziales Netzwerk einerseits und<br />
• die Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens und Zusammenlebens durch<br />
Nutzung ihrer individuellen Kompetenzen,<br />
• die Sicherung der Gesundheitsinfrastruktur und<br />
• die Unterstützung der Angehörigen und Betroffenen bei Pflege und Betreuung.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 86<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bestand von Alten- und<br />
Pflegeheimen zukunftsgerecht<br />
ausgerichtet<br />
Aktuell besteht ausreichendes<br />
Angebot an Pflegeeinrichtungen<br />
Entwicklung alternativer<br />
Pflegemodell<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt zurzeit über ein vielfältiges Angebot für Senioren:<br />
• 2 Seniorenbegegnungsstätten in der Altstadt Ost und im WK II<br />
• 4 Altenpflegeeinrichtungen mit insgesamt 293 Plätzen<br />
• Betreutes Wohnen<br />
• Mehrere Sozialstationen vor Ort<br />
• Ambulante Dienste / Hauskrankenpflege<br />
Die Altenpflegeeinrichtungen in der Stadt <strong>Guben</strong> sind zu 72 % (Stand: 2005) ausgelastet,<br />
wobei sich der Pflegebedarf für die Altersgruppe der über 65-jährigen<br />
deutlich erhöhen wird. Befragungen der <strong>Guben</strong>er Sozialwerke einerseits wie des<br />
Seniorenrates der Stadt <strong>Guben</strong> andererseits zeigen, dass die Senioren so lange wie<br />
möglich, ein eigenständiges und selbst bestimmtes Leben führen möchten und es<br />
in der Regel ablehnen, in die Nähe ihrer Kinder zu ziehen.<br />
Um diesen Wünschen der Mieter so weit wie möglich zu entsprechen, kooperieren<br />
die örtlichen Wohnungsunternehmen mit Pflegediensten und bieten zusätzlich ein<br />
umfassendes Betreuungs- und Dienstleistungsangebot an, das es ihren Mietern<br />
ermöglicht so lange wie möglich, die eigene Wohnung zu bewohnen. Darüber<br />
hinaus sind die Wohnungsunternehmen dabei, in Zusammenarbeit mit Pflegediensten<br />
alternative Pflegemodelle zu entwickeln, z. B. Wohngemeinschaft für<br />
Demenzkranke. Ein erstes Konzept für ein Mehrgenerationenwohnprojekt wird<br />
zurzeit von der <strong>Guben</strong>er Wohnungsgesellschaft mbH entwickelt, um die Solidarität<br />
unter den Generationen zu stärken und ein neues Wohnangebot zu schaffen.<br />
Eine Ergänzung durch Sozialstationen sowie ambulante Dienste und Hauskrankenpflege<br />
ist dabei notwendig und zweckmäßig. Darüber hinaus werden zunehmend<br />
Angebote zum vorbeugenden Erhalt der Gesundheit sowie zur Rehabilitation<br />
nachgefragt.<br />
Der Verein „Haus der Familie e. V.“ hat sich im Jahr 2007 erfolgreich an der Bewerbung<br />
des Aktionsprogramms des Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend um die Entwicklung eines Mehrgenerationenhauses beworben.<br />
Der Zuschlag wurde erteilt und damit kann das Konzept unter dem Thema „Generationen<br />
wachsen zusammen“ realisiert werden.<br />
Frauen<br />
Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern hat mit der Ergänzung des Artikels<br />
3 Absatz 3 des Grundgesetztes im Jahr 1994 eine neue Wertigkeit erhalten.<br />
„Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen<br />
und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“.<br />
Auf der Grundlage der Brandenburger Kommunalverfassung und der Hauptsatzung<br />
der Stadt <strong>Guben</strong> ist in der Kommune eine kommunale Gleichstellungsbeauftragte<br />
tätig.<br />
Gleichstellungsarbeit wird in der heutigen Zeit immer mehr mit Chancengleichheit<br />
und Geschlechtergerechtigkeit verbunden, weil diese Begrifflichkeiten den Ansatz<br />
der gleichstellungs- und frauenpolitischen Arbeit umfassender und besser verständlich<br />
definieren. Die Anerkennung der Gleichwertigkeit in ihrer Verschiedenheit<br />
ist deshalb ein wichtiger Aspekt und Ansatzpunkt. Die Umsetzung des Prinzips<br />
Gender Mainstreaming und das Gender Budgeting sind Arbeitsrichtungen, die in<br />
die Arbeit der Kommune einfließen sollten.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 87<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Einziges Frauenhaus im Landkreis<br />
Spree-Neiße<br />
Seit 1992 gibt es in der Stadt <strong>Guben</strong> ein Frauenhaus. Finanziell wird die Einrichtung<br />
auch von der Stadt <strong>Guben</strong> unterstützt. Das <strong>Guben</strong>er Frauenhaus ist das einzige<br />
Frauenhaus im Landkreis Spree-Neiße. Das Aufgabenspektrum hat sich in den<br />
zurückliegenden Jahren gewandelt. Neben der direkten Betreuung von Frauen und<br />
Kindern in der Einrichtung nehmen sowohl die präventive als auch nachgehende<br />
Beratung und Betreuung einen immer mehr wachsenden Zeitumfang ein. Der<br />
Erhalt von Beratungs- und Betreuungsleistungen für von Gewalt betroffene Frauen<br />
und ihre Kinder in der Stadt ist Ausdruck der Verantwortung der Kommune<br />
und der politischen Ebene.<br />
Barrierefreiheit - Voraussetzung<br />
für die gleichberechtigte<br />
Teilhabe ALLER am<br />
gesellschaftlichen Leben<br />
Menschen mit Behinderungen bzw. Mobilitätseinschränkungen<br />
Mit Stand 31.12.2006 verfügen 4.193 Einwohner, das entspricht einem Anteil von<br />
20 % der Bevölkerung, über einen Grad der Behinderung von 30 % und mehr. Sie<br />
sind zum Teil ständig oder zeitweise mobilitätseingeschränkt. Hierzu zählen nicht<br />
nur Menschen mit Körper- oder Sinnesbehinderungen, sondern auch ältere/alte<br />
Menschen, Kinder, Schwangere, Menschen mit Kinderwagen sowie Groß- und<br />
Kleinwüchsige. 1999 wurde durch die Behindetenbeauftragte eine Arbeitsgruppe<br />
„Behindertenfreundliches <strong>Guben</strong>“ gegründet, um sich der Thematik Barrierefreiheit<br />
in <strong>Guben</strong> anzunehmen. Wenn auch Barrierefreiheit nicht in einem Zug herzustellen<br />
ist, sondern ein Prozess über Jahre hinaus ist, muss jede Sanierung von<br />
Straßen und Plätzen und jeder Neubau bzw. jede wesentliche Änderung von Gebäuden,<br />
die ganz oder teilweise öffentlich zugänglich sind, die Herstellung von<br />
Barrierefreiheit berücksichtigen. Bei Bauvorhaben der Stadt bzw. in der Stadt gibt<br />
es bereits gute Beispiele, bei denen Barrierefreiheit erreicht wurde, allerdings noch<br />
viel zu wenige und auch teilweise nur unter Beachtung von Körperbehinderungen<br />
nicht aber von Sinnesbehinderungen. Hinweise der Arbeitsgruppe werden immer<br />
besser umgesetzt. Es ist aber auch festzustellen, dass bestehende DIN-Normen<br />
nicht immer wahrgenommen werden. Ziel muss es sein, die Arbeitsgruppe „Behindertenfreundliches<br />
<strong>Guben</strong>“ in die Planungsprozesse der Stadt einzubeziehen.<br />
Angesichts der Zunahme der älter werdenden Bevölkerung und der damit zu erwartenden<br />
Zunahme von Beeinträchtigungen des Körpers bzw. der Sinne und<br />
angesichts der knapper werdenden kommunalen Haushaltsmittel, die wirklich<br />
nachhaltig eingesetzt werden müssen, ist in der Stadt <strong>Guben</strong> strikt auf die notwendige<br />
Herstellung von Barrierefreiheit zu achten. Nur so können Menschen mit<br />
Behinderungen bzw. Mobilitätseinschränkungen entsprechend ihrem Rechtsanspruch<br />
gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.<br />
gleichberechtigter Zugang zu<br />
allen Teilen und Formen des<br />
gesellschaftlichen Lebens<br />
Menschen mit Behinderungen/Mobilitätseinschränkungen ist der gleichberechtigte<br />
Zugang zu allen Teilen und Formen gesellschaftlichen Lebens zu ermöglichen, auch<br />
zu Einrichtungen von Bildung, Kultur, Freizeitgestaltung und Sport, zu Denkmalen<br />
und Denkmalbereichen, zu Gesundheits- und Reha-Einrichtungen, zum öffentlichen<br />
Verkehr (ÖPNV und Bahn), zu Behörden, Einkaufzentren, Postämtern u. a.<br />
m., aber auch zur Erwerbstätigkeit.<br />
Situation der Menschen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
Im Jahr 2006 wurde das Asylbewerberheim in <strong>Guben</strong> geschlossen und nach Forst<br />
verlagert.<br />
In der Stadt <strong>Guben</strong> leben 438 Ausländer. Das entspricht ca. 2,2 % der Bevölkerung.<br />
Die Anzahl der Bürger mit Migrationshintergrund ist nicht erfassbar. Es han-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 88<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
delt sich um Personen der 1. und 2. Generation, die einen ausländischen Hintergrund<br />
haben.<br />
Fehlende Daten zu<br />
Segregationstendenzen<br />
Im WK IV wohnen viele Menschen mit Migrationshintergrund (z. B. Spätaussiedler).<br />
Inwieweit in einzelnen Stadtteilen eine Konzentration sozioökonomisch benachteiligter<br />
Gruppen der einheimischen Bevölkerung erfolgt, die Segregationsprozesse<br />
zur Folge haben könnte und Integrationsprozesse erschwert oder behindert,<br />
kann wegen fehlenden Datengrundlagen zurzeit nicht ermittelt werden.<br />
Ausländische Kinder müssen bereits frühzeitig integriert werden. Eine besondere<br />
Sprachförderung ist eine solche Maßnahme, da die Eltern meist kein korrektes<br />
Deutsch sprechen. Der falsche Sprachgebrauch zementiert sich bereits in sehr jungen<br />
Jahren. Bereits in Kita und Schule muss die Andersartigkeit als Chance begriffen<br />
werden, um Toleranz und Verständnis auszuleben und zu gestalten.<br />
nachhaltige Integration<br />
unerlässlich für<br />
Chancengleichheit<br />
In der unterbleibenden oder nicht wirklich gelingenden Integration liegt die Gefahr,<br />
dass die Ausländer und Migranten unter sich bleiben und Parallelstrukturen<br />
bilden. Dies wirkt sich wiederum hinderlich auf chancengleiche Entwicklung der<br />
nachfolgenden Generation aus.<br />
Ausländer und Migranten müssen in alle Bereiche der Aufnahmegesellschaft eingebunden<br />
werden, ihren Platz finden und sich mit der deutschen Kultur identifizieren<br />
können, ihre Kraft, ihr Wissen, ihre kreativen Potenziale einbringen in die wirtschaftliche<br />
Entwicklung unserer Stadt, so dass diese im globalen Wettbewerb als<br />
Wirtschaftsstandort bestehen kann.<br />
Um die Vorbehalte beider, der Zugewanderten auf der einen und der Aufnahmegesellschaft<br />
auf der anderen Seite, beseitigen zu können, den Zugewanderten und<br />
ihren Kindern Chancengleichheit in Bildung, Ausbildung und Erwerbstätigkeit bzw.<br />
Existenzgründung zu gewähren, müssen alle gesellschaftlichen Kräfte aktiv und<br />
nachhaltig sowie strategisch gesteuert und ressortübergreifend wirksame Integration<br />
betreiben.<br />
Ambulante medizinische<br />
Versorgung verschlechtert sich<br />
durch Übergang<br />
niedergelassener Ärzte in den<br />
Ruhestand<br />
Integration polnischer Ärzte in<br />
laufenden Praxisbetrieb<br />
Diskussion des Modells<br />
Gemeindeschwester<br />
Gesundheitsinfrastruktur<br />
Die ambulante medizinische Versorgung ist in <strong>Guben</strong> zwar grundsätzlich gut. Aufgrund<br />
der Überalterung der Mediziner droht insbesondere im Bereich der Allgemeinmedizin<br />
eine Beeinträchtigung der flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung<br />
der Bevölkerung. Von den 38 niedergelassenen Ärzten sind bereits 12 über<br />
60 Jahre alt, sodass weitere Schließungen von Arztpraxen in den nächsten Jahren<br />
zu erwarten sind.<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> strebt deshalb in Kooperation mit der Ärztekammer und der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung an, polnischen Ärzte, deren polnische Facharztausbildung<br />
bislang in Deutschlang bislang nicht anerkannt wird, in Praxen niedergelassener<br />
Ärzte aufzunehmen, und sie berufsbegleitend zum Facharzt zu qualifizieren.<br />
Zur Entlastung der Allgemeinmediziner wird darüber diskutiert, ob das Modellprojekt<br />
der Gemeindeschwester in <strong>Guben</strong> umgesetzt werden soll. Nach gegenwärtigem<br />
Diskussionsstand ist die medizinische Versorgung der Hauspatienten durch<br />
Allgemeinmediziner, Sozialdienste und den ambulanten Pflegedienst sichergestellt.<br />
Problematisch ist dabei, dass nach gegenwärtigem Vergütungssystem, Wege zu<br />
Hauspatienten nicht angemessen honoriert werden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 89<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Naemi-Wilke-Stift bietet<br />
Grundversorgung im Bereich<br />
Chirurgie und Innere Medizin<br />
sowie Regelversorgung im<br />
Bereich Orthopädie auf qualitativ<br />
hohem Niveau<br />
Ergänzendes ambulantes<br />
Angebot durch Medizinische<br />
Einrichtungsgesellschaft<br />
Das Naemi-Wilke-Stift übernimmt für die Region die Grundversorgung in den Bereichen<br />
Chirurgie und Innere Medizin sowie die Regelversorgung für den Bereich<br />
Orthopädie und verfügt über 155 Betten. Die gynäkologische Abteilung wurd<br />
Ende der 1990er Jahre geschlossen. Darüber hinaus ist in Cottbus ein Krankenhaus<br />
für zusätzliche bzw. spezielle Behandlungserfordernisse vorhanden. Im Jahr 2000<br />
gab das Naemi-Wilke-Stift den Standort „Berliner Straße“ auf und erweiterte den<br />
historischen Krankenhausaltbau aus dem 20. Jahrhundert am Standort „Wilkestraße“<br />
um ein Funktionsgebäude und Bettenhaus. Innerhalb des zweiten Bauabschnittes<br />
erfolgte ab 2006 ein weiterer Ausbau des Krankenhauses. Insbesondere<br />
durch die Schaffung einer modernen Operationsabteilung sowie einer Station für<br />
Intensivmedizin und die Verbesserung der Bedingungen für den stationären Aufenthalt<br />
von Patienten wird der qualitativ hohe Standard der Gesundheitsversorgung<br />
auch für die Zukunft gesichert.<br />
Mit Wirkung vom 01.01.2004 ist das Naemi-Wilke-Stift alleiniger Gesellschafter für<br />
die in der ambulanten Gesundheitsfürsorge tätige Medizinische Einrichtungsgesellschaft<br />
mbH (MEG). Im Juni 2005 ist für dies Gesellschaft ein Medizinisches Gesundheitszentrum<br />
als Neubau am Naemi-Wilke-Stift in Betrieb genommen worden.<br />
In der Medizinischen Einrichtungsgesellschaft mbH sind folgende ambulante tätige<br />
Arztpraxen vereint:<br />
• Chirurgie<br />
• Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />
• Allgemeinmedizin<br />
• Kinderheilkunde<br />
• Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
• Hausärztliche Praxis<br />
• Ab 2007 wird die Wiederbesetzung der Praxis für Augenheilkunde angestrebt.<br />
Die ambulante Physiotherapie bietet den kompletten Leistungskatalog einschließlich<br />
der Hydrotherapie im Bewegungsbecken an.<br />
Das Naemi-Wilke-Stift wird als Komplexeinrichtung der Gesundheitsversorgung in<br />
Verbindung mit der Wahrnehmung sozialer Aufgaben (z. B. Kindergarten und Eheund<br />
Familienberatungsstelle) auch zukünftig ein anforderungsgerechtes Angebot<br />
für die Bevölkerung der Region in diesen Bereichen vorhalten und weiterentwickeln.<br />
Moderner Rettungsdienst und<br />
Leitstelle in <strong>Guben</strong><br />
Die Anzahl und die Standorte der Rettungswachen sind nach den Grundsätzen des<br />
Landesrettungsdienstplanes bemessen worden. Wichtige Grundlage für die Standortfestlegung<br />
und den Versorgungsradius der Rettungswachen ist die Einhaltung<br />
der Hilfsfrist, die nach Landesrettungsdienstplan in Brandenburg 15 Minuten beträgt.<br />
In den Orten Peitz, Döbern, Burg (Spreewald) und <strong>Guben</strong> unterhält der Landkreis<br />
Rettungswachen unter Mietverträgen. Die frühzeitige Mitwirkung des Landkreises<br />
bei Errichtung oder Ausbau dieser Rettungswachen trug dazu bei, dass zweckbestimmte<br />
moderne Einrichtungen entstanden sind. In Burg (Spreewald) und <strong>Guben</strong><br />
wurden Gebäudekomplexe errichtet, die wegen der gemeinsamen Nutzung durch<br />
die Feuerwehren und den Rettungsdienst wirtschaftliche Synergieeffekte erwarten<br />
lassen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 90<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Soziales und Gesundheit«<br />
Stärken / Schwächen im Handlungsfeld Soziale und Gesundheitsinfrastruktur sind:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Gutes und bedarfsgerechtes Angebot an sozialen Einrichtungen<br />
für alle Altersgruppen (Kinder, Jugendliche, Senioren)<br />
• Unterstützung sozialer Einrichtungen durch örtliche Wirtschaft<br />
und Privatpersonen<br />
• Zusammenarbeit örtlicher Wohnungsunternehmen mit sozialen<br />
Trägern<br />
• Umfangreiche Beratungs- und Serviceleistungen der Wohnungsunternehmen<br />
für Mieter<br />
• Gute medizinische Versorgung durch Krankenhaus und Ärzte<br />
• Umfangreiche Angebote im „Haus der Familie“ i. S. v. einem<br />
Mehrgenerationenhaus<br />
• Modellprojekt „Wir kümmern und selbst“, Gründung „lokales<br />
Bündnis für Familie, Ausbildung von Pflegebegleitern<br />
• Versorgungslücken bei Allgemeinmedizinern und einzelnen<br />
Fachärzten (Augenarzt), perspektivische Vergrößerung der<br />
Lücken erwartet<br />
• Hohes Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzten wird<br />
zur Schließung zahlreicher Praxen führen<br />
• Ausländischen Ärzten fehlt Anerkennung ihres Facharztes<br />
• Punktuell fehlen Aufenthaltsflächen für Kinder und Jugendliche<br />
im öffentlichen Raum<br />
• Fehlende einer Betreuung und Beratung von Jugendlichen,<br />
die weder vereinsgebunden sind noch regelmäßige Angebote<br />
der Jugendbegegnungsstätten wahrnehmen<br />
• Fehlende grenzübergreifende Kooperation im Bereich des<br />
Gesundheitswesens<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Schaffung von Angeboten und Anreizen zur Niederlassung „junger“ Ärzte in<br />
<strong>Guben</strong> in Verbindung mit Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Schaffung von Angeboten zur Integration polnischer Ärzte in <strong>Guben</strong>er Praxen<br />
• Schaffung von Angeboten zur Einrichtung eines Geburtshauses<br />
4.10 Kultur und Freizeit, Tourismus<br />
4.10.1 Kultur und Freizeit<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt mit der Umnutzung und Errichtung der Promenade am<br />
Dreieck im Jahr 2006 über ein kulturelles, regional bedeutsames Zentrum, das es<br />
der Stadt ermöglicht, das kulturelle Angebot zu erweitern:<br />
• Multifunktionssaal „Alte Färberei“<br />
Die Alte Färberei ist der Veranstaltungsort für kulturelle Aktivitäten in <strong>Guben</strong>.<br />
Auf rund 400 qm Fläche finden Empfänge, Konzerte, Konferenzen und Feste<br />
statt. Mit seiner Fertigstellung hat sich das kulturelle Angebot der Stadt erheblich<br />
verbessert. Die Stadt gründete ein Kulturmanagement, um die Veranstaltungen<br />
zu vernetzen und zu synchronisieren<br />
• Stadtbibliothek / Musikschule<br />
Die Stadtbibliothek und die Musikschule wurden Ende 2005 in das neue<br />
Stadtzentrum verlagert. Damit wurde eine deutliche Verbesserung der Bildungsangebote<br />
erzielt. Die Bündelung beider Einrichtungen am Standort stellt<br />
eine Bereicherung des kulturellen Lebens dar.<br />
Die Stadtbibliothek stellt sich heute in modernem Design als Ort des Wissens,<br />
der Bildung, der sozialen Kommunikation und der neuen Medien und Technologien<br />
dar. Das Angebot richtet sich an Schulen, Ganztagseinrichtungen, Bildungs-<br />
und Ausbildungseinrichtungen, Kinder, Senioren, Familien und weist<br />
seit der Eröffnung eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen von ca.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 91<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
37.000 im Jahr 2004 auf rund 44.000 im Jahr 2006. Darüber hinaus wurde<br />
das Angebot 2006 um eine mobile Bibliothek erweitert.<br />
Die Musikschule genießt einen hervorragenden Ruf in der Region. Sie wird von<br />
ca. 400 Schülern besucht, denen akustisch hochwertige Übungsräume, funktional<br />
ausgestattete Tanzräume und Konzerträume zur Verfügung stehen.<br />
Darüber hinaus wird neu Schauspielunterricht angeboten. Den Erfolg der Musikschule<br />
bezeugen zunehmende Anmeldungen und steigende Veranstaltungszahlen.<br />
• Stadt- und Industriemuseum<br />
Das ehemalige Hutmuseum wurde zum Stadt- und Industriemuseum umfunktioniert.<br />
Neben der Industrie- und Stadtgeschichte werden die Kultur und der<br />
sozialgeschichtliche Hintergrund sowie die Technik und die Herstellung der<br />
Hutproduktion präsentiert.<br />
• Ausstellungsräume für örtliche Kunstvereine im neuen Stadtzentrum.<br />
Weitere kulturelle Einrichtungen:<br />
• Jugend- und Begegnungszentrum<br />
• Kulturzentrum in der Obersprucke<br />
• Sprucker Mühle<br />
Die Sprucker Mühle wird als Künstlerzentrum genutzt.<br />
• Deutsch-Slawisches Kulturzentrum „Ludwig-A.-Meyer-Haus“<br />
Das Deutsch-Slawische Kulturzentrum wurde der Stadt <strong>Guben</strong> gestiftet und<br />
war bis zur Fertigstellung des neuen Multifunktionssaals der einzige repräsentative<br />
Veranstaltungsort. Aufgrund der Unterbringung in einem historischen<br />
Wohnhaus standen nur kleine Räumlichkeiten mit beschränkten Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Mit der Fertigstellung der „Alten Färberei“ wird<br />
das Deutsch-Slawische Kulturzentrum kaum noch nachgefragt, sodass zurzeit<br />
über die Veräußerung des Objektes beraten wird.<br />
4.10.2 Tourismus<br />
Touristisches Potenzial<br />
hat sich erhöht<br />
Tourismus in der Region<br />
Der Tourismus im Landkreis Spree-Neiße ist dadurch gekennzeichnet, dass es mit<br />
Burg lediglich einen touristischen Schwerpunktstandort mit hoher Eigenattraktivität<br />
gibt. Vor diesem Hintergrund wird im Tourismuskonzept des Landkreises Spree-<br />
Neiße der Ansatz verfolgt, die weiteren Schwerpunktregionen (Neißetal, Muskauer<br />
Faltenbogen, Spreetal und die Tagebau- und Tagebaufolgelandschaft) eher flächenhaft<br />
und achsenorientiert bzw. netzartig zu entwickeln, wobei sich Standortbündelungen<br />
an touristischen Kristallisationspunkten empfehlen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 92<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 28:<br />
Schwerpunktregionen und<br />
touristische Entwicklungsachsen<br />
im Landkreis Spree-Neiße<br />
(Quelle: Fortschreibung des<br />
Tourismuskonzepts für den<br />
Landkreis Spree-Neiße, ift GmbH<br />
2007)<br />
Wassertourismus bislang<br />
nicht etabliert<br />
Abbildung 29: :<br />
Kartenausschnitt:<br />
Hauptwasserwanderroute Neiße<br />
(WEP II, Land Brandenburg<br />
Tourismus in <strong>Guben</strong><br />
Tourismus ist in <strong>Guben</strong> bislang von untergeordneter Bedeutung gewesen, da die<br />
Stadt aus touristischer Sicht bisher lediglich eine Station entlang des Oder-Neiße-<br />
Fernwander-Radwegs war. Auf den zweiten Blick werden Potenziale sichtbar, die<br />
in erster Linie im Bereich des Naturtourismus liegen und die es zu erschließen gilt.<br />
Diese liegen zunächst in der Schaffung ergänzender Angebote in Bezug auf den<br />
Oder-Neiße-Fernwander-Radweg und dem Plastinarium, dessen Einrichtung die<br />
Stadt <strong>Guben</strong> bundesweit bekannt gemacht hat. Eine touristische Nutzung der<br />
Neiße ist aufgrund der Grenzlage bislang nicht möglich gewesen. Darüber hinaus<br />
sind neben dem Radwandern weitere Potenziale in den Bereichen Wandern, Kultur-<br />
und Geschichtstourismus zu entwickeln und die Stadt als Zentrum deutschpolnischer<br />
Aktivitäten für Touristen und Geschäftsreisende zu etablieren.<br />
Gemäß WEP II zählt die Neiße ab <strong>Guben</strong> in Verbindung mit der<br />
Oder zwischen Ratsdorf und Gartz zu den sieben Hauptwasserwanderrouten<br />
im Land Brandenburg. Allerdings ist die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> nicht als Wasserwanderplatz wie Ratzdorf, Neuzelle,<br />
Eisenhüttenstadt und Brieskow-Finkenheerd im Unterlauf der<br />
Neiße aufgeführt, da die Stadt bislang über keine Infrastruktur<br />
zur wassersportlichen und touristischen Nutzung verfügt.<br />
Haupthindernis einer wassersportlichen Nutzung war bislang der<br />
Umstand, dass die Neiße ein Grenzgewässer ist und die Republik<br />
Polen noch nicht dem Schengener Abkommen beigetreten ist.<br />
Dies erfolgt am 21.12.2007, sodass sich künftig die Rahmenbedingungen für den<br />
Wassersport erheblich verbessern und die Stadt <strong>Guben</strong> zusammen mit Gubin neue<br />
Entwicklungspotenziale nutzen kann.<br />
Über die Angaben des WEP II hinaus, ist für die Stadt <strong>Guben</strong> die Anbindung des<br />
Bootstourismus an den Oberlauf der Neiße und damit an den Muskauer Faltenbogen<br />
anzustreben. Gute Voraussetzungen bietet dazu die Zusammenarbeit mit<br />
Landkreis.<br />
Die Neiße ist der Gewässergüteklasse II – III zugeordnet und somit zwar kritisch<br />
belastet. Eine Eignung als Badegewässer ist damit gegeben.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 93<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Touristisches Wegeleitsystem<br />
im Aufbau<br />
Defizite im Bereich der<br />
touristischen Infrastruktur sind<br />
zu beheben<br />
In Vorbereitung befindet sich ein touristisches Wegeleitsystem, das zunächst auf<br />
den Pkw-Verkehr und den Fußgängerverkehr ausgerichtet ist und auf das Stadtgebiet<br />
<strong>Guben</strong> beschränkt. Es besteht zum einen aus Übersichtstafeln an den Ortseingängen<br />
und einer die Hauptverkehrsstraßen begleitenden Beschilderung, die auf<br />
Sehenswürdigkeiten und Parkplätze hinweist. In der Altstadt werden insgesamt<br />
sechs Informationssäulen installiert, die vielfältige Informationen zur Stadt per Bild<br />
oder Ton vermitteln.<br />
Insgesamt weist die Stadt aus touristischer Sicht noch erhebliche Defizite auf. Es<br />
fehlen attraktive touristische Infrastruktureinrichtungen und ein entsprechendes<br />
Bewusstsein in der Bevölkerung (Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit, Servicementalität<br />
etc.) Das Übernachtungsangebot weist ebenso wie die Gastronomie ein beschränktes<br />
und überwiegend niedriges Niveau auf. Darüber hinaus fehlt noch eine<br />
Vernetzung der touristischen Angebote in <strong>Guben</strong> mit denen in der Region.<br />
Stärken und Schwächen Handlungsfeld »Kultur und Freizeit, Tourismus«<br />
Unter Bezugnahme auf o. g. Darstellungen lassen sich für das Handlungsfeld Kultur,<br />
Tourismus und Freizeit folgende Stärken und Schwächen benennen:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Alleinstellungsmerkmal „Plastinarium“<br />
• Lage am Oder-Neiße-Radwanderfernweg<br />
• Vielfältige kulturelle Angebote<br />
• Vernetzung von Angeboten, z.B. Durchführung von Lesungen<br />
im Stadt- und Industriemuseum, Durchführung gemeinsamer<br />
Veranstaltung von Musikschule und Stadtbibliothek<br />
u.ä.m.<br />
• umfassendes Vereinsnetz<br />
• Attraktive Veranstaltungsorte<br />
• Einrichtung eines Kulturmanagements in der Stabsstelle<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Kultur und Tourismus<br />
• Lage in attraktivem Landschaftsraum mit Großschutzgebieten<br />
und touristisch relevanten Zielen<br />
• Touristisches Potenzial im Bereich Naturtourismus (Fahrrad,<br />
Wasser) und vorhandenem, gut ausgebauter Fernwanderradweg<br />
• Touristisches Wegeleitsystem im Aufbau<br />
• Überregional anziehende Angebote fehlen<br />
• Fehlendes Tourismuskonzept<br />
• Tourismusverein zurzeit nur eingeschränkt handlungsfähig<br />
• Unzureichendes Stadtmarketing<br />
• Regionale Vernetzung der Angebote und des Wegeleitsystems<br />
• Keine Angebote zur Nutzung der Neiße im Bereich Wassertourismus<br />
vorhanden<br />
• Begrenzte Kapazitäten im Bereich Kulturmanagement<br />
• Fehlendes Profil<br />
• Unzureichendes Übernachtungsangebot<br />
• Fehlende Angebote für Tennis und Squash<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Aktivierung von Potenzialen im Bereich des baukulturellen und kulturhistorischen<br />
Erbes der Stadt, in Kooperation mit Gubin<br />
• Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der Vereinsarbeit<br />
• Stadtmarketing etablieren und Profil ausbilden<br />
• Schaffung von innerstädtischen Sport- und Freizeitangeboten für Kinder und<br />
Jugendliche (Turnhalle Friedensschule, Jugend-Begegnungszentrum, Squash,<br />
Tennis, …)<br />
• Analyse der Nachfrage- und Angebotssituation zur Präzisierung der Anforderungen<br />
im Hinblick auf die Schaffung ergänzender Sport- und Freizeitangebote<br />
• Ausbau des Leichtathletiksportzentrums im Sportzentrum Obersprucke
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 94<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Systematische Erfassung der Gästestruktur und der Kundenbedürfnisse<br />
• Einbindung in regionale touristische Netzwerke<br />
• Verbesserung der touristischen Infrastruktur (weiterer Ausbau Radwegenetz)<br />
• Sensibilisierung der Bevölkerung, des Einzelhandels und des Gastgewerbes zur<br />
Stärkung der Gastgeber- und Dienstleistungsqualitäten<br />
• Weiterentwicklung eines attraktiven Stadtbildes<br />
• grenzübergreifendes Stadtmarketing<br />
• Entwicklung Camping am Kiessee in Bresinchen<br />
4.11 Umwelt und Natur<br />
Neiße besitzt hohen Wert für<br />
Natur- und Landschaftsschutz<br />
und ist für Freizeit und Erholung<br />
von besonderem Nutzen<br />
Hohe Vielfalt an<br />
gefährdeten Arten<br />
Neißeaue weitgehend erhalten<br />
Kritische Belastungsstufe<br />
Erhalt und Wiederherstellung des<br />
Auenverbundsystems und<br />
Ausbau des sanften Tourismus<br />
Gewässerschutz<br />
Die Neiße ist ein Gewässer der I. Ordnung. Die Bedeutung für die Schifffahrt, die<br />
Trinkwassergewinnung und die landwirtschaftliche Bewässerung ist gering. Die<br />
Belastung durch kommunale Abwässer und Bergbau liegt im mittleren Bereich,<br />
durch industrielle Abwässer ist sie gering. Einem mittleren Energiegewinnungspotenzial<br />
(Wasserkraft) sowie einer mäßigen Nutzung für Freizeit und Erholung steht<br />
ein hoher Wert für den Natur- und Landschaftsschutz gegenüber.<br />
Trotz Eindeichung und teilweisem Verbau von Uferzonen ist die Neiße auf weiten<br />
Strecken als sensibles Fließgewässer mit hohem Schutzwert anzusehen. Die Vielfalt<br />
und Repräsentanz gefährdeter Arten ist hoch. Der Fluss ist Fischwanderweg. Hier<br />
leben unter anderem einige der letzten Barben- und Flussneunaugenpopulationen<br />
Brandenburgs.<br />
Die Neißeaue ist weitgehend erhalten, vor allem im <strong>Guben</strong>-Forster Neißetal, sodass<br />
sich entsprechende natürliche Strukturen wie Inseln, Verzweigungen, Kolke entwickeln<br />
konnten. Besonders wertvoll und schützenswert sind die Gehölzflächen auf<br />
den Inseln zwischen der Neiße und den Mühlgräben. Durch die Isolation ermöglichten<br />
Sukesszionsvorgänge auf diesen Flächen die Herausbildung einer naturnahen<br />
Vegetation.<br />
Die Gewässerbeschaffenheit der Neiße liegt derzeit in einer kritischen Belastungsstufe.<br />
Der Fluss verfügt über ein gutes Selbstreinigungsvermögen, so dass auf belastungsärmeren<br />
Gewässerstrecken eine bessere Güteklasse erreicht wird.<br />
Das Auenverbundsystem zwischen Oder und Neiße soll erhalten bzw. wiederhergestellt<br />
werden und als Teil eines gemeinsamen Schutzgebietsverbundsystems mit<br />
der Republik Polen gesichert werden. Dabei sollen die Regionen links- und rechtsseitig<br />
der beiden Flüsse auch für einen grenzübergreifenden sanften Tourismus<br />
genutzt werden.<br />
Schutzgebiete<br />
Prägend für <strong>Guben</strong> – Gubin ist die Lage in der nach Norden abfallenden Talaue<br />
der Neiße zwischen zwei Hügelketten, den <strong>Guben</strong>er Neißebergen im Nordosten<br />
und Kaltenborner Bergen im Südwesten. Westlich der Stadt erstrecken sich zwei<br />
ausgedehnte Landschaftsschutzgebiete:
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 95<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Aufwertung der<br />
Landschaftsschutzgebiete zur<br />
Sicherung der ökologischen und<br />
touristischen Funktionsfähigkeit<br />
• LSG „<strong>Guben</strong>er Fließtäler“<br />
• LSG „Schlagsdorfer Waldhöhen“<br />
• FFH „Oder-Neiße Ergänzung“<br />
Im LSG „<strong>Guben</strong>er Fließtäler“ ist durch die intensive Weidewirtschaft der Bestand<br />
an Bäumen und Sträuchern stark rückläufig. Damit verbunden ist auch ein Rückgang<br />
bestimmter Tierarten, die auf diese Naturausstattung angewiesen sind (z. B.<br />
Rebhühner). Um langfristig die ökologische und touristische Funktionsfähigkeit zu<br />
sichern, sind mit der Landwirtschaft Entschädigungen für Flächenausgliederungen<br />
zu vereinbaren und auf definierten Standorten gebietstypische Neupflanzungen<br />
vorzunehmen.<br />
Insbesondere vor dem Hintergrund des aus südlicher Richtung sich nähernden<br />
Braunkohletagebaus scheint eine Aufwertung und Stabilisierung des „Grüngürtels“,<br />
d.h. der Kiefernforste im Süden, Westen und Norden, um die Stadt dringend<br />
erforderlich. Im Zusammenwirken mit den Forstbehörden und den Waldeigentümern<br />
ist der Nutzwald in Schutz- bzw. Erholungswald umzuwandeln. Dazu müssen<br />
die Kiefernforste naturnah „umgebaut“ werden.<br />
Reduzierung der<br />
Emissionsbelastung<br />
Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes<br />
Altlastenverdachtsflächen und<br />
Brachflächen in der Altstadt Ost<br />
Umwandlung von versiegelten<br />
Flächen zu Grünflächen<br />
Förderung der Stadtfauna<br />
Innerstädtische Umweltsituation<br />
Seit der Wende hat sich die Umweltsituation in <strong>Guben</strong> grundlegend geändert.<br />
Durch den Wegbruch der industriellen Produktion reduzierten sich die industriellen<br />
Emissionen. Zum anderen wurden in allen Bereichen neue technische Standards<br />
eingeführt, sodass sich die Immissionssituation erheblich verbessert. Darüber hinaus<br />
hat sich auch durch den Ausbau der B 112 als Ortsumgehung und den Beitritt<br />
Polens zur Europäischen Union die verkehrsbedingte Belastung durch den Schwerlast-<br />
und den Grenzverkehr erheblich reduziert.<br />
Darüber hinaus erstellt die Stadt <strong>Guben</strong> seit 2001 Energiebilanzen für die kommunalen<br />
Immobilien und Einrichtungen. Im Rahmen des Energieberichts 2005 wurde<br />
für das Jahr 2004 eine Reduzierung des CO 2 -Ausstosses um 16,2 % gegenüber<br />
2001, ohne Berücksichtigung leer stehender und zurück gebauter Gebäude, festgestellt.<br />
Über ein Monitoring der Verbrauchs- und Kostenentwicklung sollen zielgerichtet<br />
Energiesparpotenziale erschlossen werden, die nicht nur dem Klimaschutz<br />
zugute kommen, sondern auch einen schonenden Umgang der Ressourcen<br />
als auch eine Entlastung des kommunalen Haushalts zur Folge haben.<br />
In der Altstadt Ost befinden sich aufgrund ihrer Funktion als Industrievorstadt und<br />
Standort zahlreicher Fabriken im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Altlastenverdachtsflächen.<br />
Die heute stillgelegten Gewerbe- und Industriebrachen stellen ein<br />
enormes Entwicklungspotenzial der Innenstadt dar, erfordern allerdings aufwendige<br />
Sanierungsmaßnahmen und erschweren die Aufwertung der Innenstadt .<br />
Durch die Schrumpfung der Stadt und den Rückbau von Gebäuden boten sich<br />
weitere Möglichkeiten der umweltgerechten Entwicklung der Stadt. Die durch<br />
Gebäudeabbruch frei gewordenen Flächen sind in der Regel zu attraktiven wohnungsnahen<br />
Grün- und Freiflächen umgenutzt worden, die zu einer Vernetzung<br />
der innerstädtischen Grünflächen beitragen und eine erhebliche Aufwertung ehemals<br />
hoch verdichteter Bereiche mit sich bringen. Im Bereich der Altstadt Ost sollen<br />
diese Flächen als Neubauflächen genutzt werden.<br />
Durch die Einrichtung, Duldung bzw. den Schutz von Brutstätten von Tieren, die<br />
sich im bebauten Gebiet etabliert haben, strebt die Stadt in Zusammenarbeit mit<br />
Zoologen eine gezielte Förderung der Stadtfauna an.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 96<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Zahlreiche innerstädtische<br />
Grünflächen<br />
Innerstädtische Grünbereiche<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt über eine Vielzahl an innerstädtischen Grünflächen, die<br />
sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen, sehr unterschiedliche Vegetationsräume<br />
darstellen, unterschiedliche Freizeitmöglichkeiten bieten und deshalb von<br />
hoher Bedeutung für das Stadtklima und die Naherholung der Bürger darstellen.<br />
Dazu zählen:<br />
• Neiße-Grünzug<br />
• Grünzug Egelneiße, die 2004 renaturiert wurde<br />
• Stadtpark bzw. Grüner Ring zwischen Ober- und Unterstadt<br />
sowie<br />
• Volkshauspark<br />
• Bereich östlich der Flemmingstraße<br />
• Park am Kletterfelsen<br />
• Märkischer Ring<br />
• Sächsischer Ring<br />
• Deulowitzer See<br />
• Kiessee Bresinchen<br />
• große Anzahl an Kleingärten (ca. 1.600) und<br />
auf polnischer Seite<br />
• Grünzug entlang der Lubst.<br />
Die hochwertigen Anlagen in den Stadtteilen sind stark Identität stiftend. Sie sind<br />
mit Plastiken oder Brunnen ausgestattet oder attraktiv gestaltet. Allerdings ist die<br />
fußläufige Erreichbarkeit und Verknüpfung der zentralen Grünflächen und umgebenden<br />
Freiräume nur beschränkt möglich.<br />
Zu viele und zu große Friedhöfe<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt über eine hohe Anzahl von Friedhöfe, die sich auf das<br />
gesamte Stadtgebiet und die Ortsteile verteilen. Bedingt durch den Bevölkerungsrückgang<br />
und einem dem Zeitgeist in Deutschland geschuldeten Wandel in der<br />
Bestattungskultur, stellt der Bestand an Friedhofsflächen einen erheblichen Überhang<br />
dar, der einen hohen Unterhalts- und Pflegeaufwand erfordert. Dies erfordert<br />
einerseits eine angepasste Gebührenordnung, verstärkt aber andererseits den<br />
Trend zu kostengünstigen, anonymen Bestattungen, das einen Verlust der Identität<br />
mit der Stadt und ihrer Geschichte darstellt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 97<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Umwelt und Natur«<br />
Im Handlungsfeld Umwelt und Natur können folgende Stärken und Schwächen<br />
benannt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Großflächige Schutzgebiete im Westen der Stadt<br />
• Nur geringe Immissionsbelastungen<br />
• Spürbare Verbesserung der verkehrsbedingten Belastungen<br />
durch den Ausbau des Grenzübergangs Gubinek,<br />
den Ausbau der B112 und den Beitritt der Republik<br />
Polen in die EU<br />
• Durchgrünte Stadt<br />
• Renaturierung der Egelneiße<br />
• zeitnahe Aufwertung und flächendeckende Renaturierung<br />
nach erfolgten Rückbaumaßnahmen in den<br />
Wohngebieten<br />
• Erstellung von Energiebilanzen für kommunale Immobilien<br />
und Einrichtungen<br />
• Reduzierung des CO 2 -Ausstosses<br />
• Altstadt Ost mit Altlastenverdachtsflächen<br />
• fehlende Vernetzung innerstädtischer Freiflächen sowie<br />
zwischen Ober- und Unterstadt<br />
• unzureichende Erlebbarkeit der Neiße<br />
• fehlende Energiebilanzen für die Stadt und ihre Stadtteile<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• stärkere Vernetzung der innerstädtischen Grünflächen untereinander sowie<br />
• mit dem umgebenden Landschaftsraum<br />
• Erlebbarkeit der Neiße verbessern durch Ausbau eines Uferweges<br />
• Inhaltliche und qualitative Weiterentwicklung der Neißeterrasse und der Wilkeschen<br />
Höfe<br />
• Umgestaltung ausgliederungsfähiger Flächen in Wald und landschaftsgärtnerische<br />
Aufwertung der verbleibenden Friedhofsflächen.<br />
• Ausbau der Energiebilanzen für gesamtstädtische Raum- und Siedlungsstruktur<br />
4.12 Zivilgesellschaftliches Engagement und Partizipation<br />
Vielfältige Vereinslandschaft<br />
Vereinslandschaft<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt über eine vielfältige und ausgesprochen aktive Vereinslandschaft,<br />
die sich aus ca. 160 Vereinen zusammensetzt. Dazu gehören u. a.:<br />
• 20 Jugendvereine<br />
• 23 Sportvereine<br />
• 7 Kulturvereine<br />
• 4 Fördervereine (in der Regel für Schulen)<br />
• 20 Sozialvereine und<br />
• Ca. 15 Sonstige Vereine
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 98<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Haus der Familie als<br />
generationenübergreifendes<br />
Familienzentrum mit vielfältigen<br />
Angeboten und umfangreichen<br />
Erfahrungen<br />
Bürger engagieren sich für<br />
Energie und Umwelt<br />
Unterstützung der Vereine<br />
durch die Stadt<br />
Von besonderer Bedeutung ist die Organisation „Haus der Familie“ e.V., die aus<br />
einer Bürgerinitiative mit dem Ziel eines grenz- und generationenübergreifenden,<br />
multifunktionalen Familienzentrums hervorgegangen ist. Der Verein richtet sein<br />
Angebot strukturell auf den gesamten Familienbildungsprozess und die natürlichen<br />
Krisenzeiten im Leben einer Familie aus. Er verfügt über ein facettenreiches Netzwerk<br />
im Gemeinwesen und ist somit in der Lage, über seine professionellen Grenzen<br />
hinaus vermittelnd tätig zu werden. Darüber hinaus war und ist das „Haus der<br />
Familie“ in mehreren Modellprojekten des Landes Brandenburg 23 aktiv und nimmt<br />
im Kooperationsprojekt „Familienarbeit im Verbund“ unter Federführung des Jugendamtes<br />
des Landkreises Spree-Neiße die Funktion eines Familienbildungsstützpunktes<br />
und Multiplikators für <strong>Guben</strong> und den ländlichen Bereich wahr. Aufgrund<br />
beschränkter finanzieller Möglichkeiten fehlen dem Verein personelle wie auch<br />
wirtschaftliche Kapazitäten, die vielfältigen Angebote öffentlichkeitswirksam darzustellen.<br />
Seit 1994 besteht der Verein „Pro <strong>Guben</strong>“ – Verein für Energie und Umwelt e.V.<br />
Der Verein beschäftigt sich mit erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen,<br />
der Minderung des CO2-Ausstoßes, energiesparendem Bauen und dem<br />
Einsatz alternativer Energieträger. Der Verein will Strukturen und Perspektiven<br />
finden, Konzepte entwickeln und Möglichkeiten aufzeigen, Lösungen vorbereiten<br />
und einfordern und Umdenkanstöße geben und diese veranschaulichen, nach<br />
neuesten Technologien für <strong>Guben</strong> Ausschau halten und diese beispielhaft vorstellen.<br />
Er beteiligt sich an den jährlichen Energietagen der BTU Cottbus und arbeitet<br />
mit anderen Verbänden, Einrichtungen und Unternehmen zusammen und strebt<br />
die Vernetzung von Akteuren und Gleichgesinnten mit politischen und wirtschaftlichen<br />
Entscheidungsträgern an. Für sein Engagement wurde der Verein mit zahlreichen<br />
Auszeichnungen geehrte. 1997 wurde ihm der Umweltpreis des Landes<br />
Brandenburg verliehen, 2003 wurde Pro <strong>Guben</strong> Sieger im von EnBW ausgeschriebenen<br />
IQ Wettbewerb, 2003 folgte der Umweltpreis von Bündnis 90/Die Grünen<br />
Südbrandenburg und 2004 erhielt der Verein den Deutschen Solarpreis. Im Ergebnis<br />
ihrer vielfältigen Aktivitäten und Projekte bietet der Verein zahlreichen Menschen<br />
Beschäftigung im Rahmen von MAE-Maßnahmen.<br />
Die Stadt unterstützt grundsätzlich die Vereinsarbeit, entweder finanziell oder<br />
durch kostenfreie Überlassung von Anlagen und Equipment (z. B. Bühne etc.) und<br />
würdigt ihre Arbeit u. a. durch Auszeichnungen und Würdigungen. Die Vereine<br />
wiederum halten durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit den Betrieb von Einrichtungen<br />
und Anlagen aufrecht. Die Angebotsvielfalt ist maßgeblich von den ehrenamtlich<br />
engagierten Personen abhängig. Die Stadt muss sich daher künftig verstärkt dafür<br />
einsetzen, ehrenamtliches Engagement zu fördern bzw. zu unterstützen. Hierbei<br />
geht es vor allem darum, den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten zu unterstützen, die<br />
Freiräume schaffen für die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen. Dabei darf<br />
nicht unterschätzt werden, welchen wichtigen Beitrag die Vereinslandschaft zur<br />
23 z. B. „Ponte – Kindergärten und Grundschulen für Bildung“, Modellprojekt des Ministeriums für<br />
Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg<br />
“Netzarbeit zur Initiierung von Selbsthilfe und Selbstorganisation von Familien“, Modellprojekt des<br />
Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg<br />
“Erprobung neuer Möglichkeiten der Vernetzung von Familienbildung im Land Brandenburg“,<br />
Modellprojekt des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen<br />
“Wenn aus Paaren Eltern werden“, Modellprojekt des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit<br />
und Frauen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 99<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
nachhaltigen Integration von Menschen verschiedenster sozialer Gruppen in die<br />
Stadtgesellschaft leisten kann.<br />
Mehr Partizipation – mehr<br />
Chancengleichheit<br />
Bündelung von umfangreichem<br />
Know-how und Potenzial im<br />
„Haus der Familie“<br />
Lösung von Konflikten durch<br />
Eigenengagement<br />
Engagement der Bürger<br />
Grundvoraussetzung für ein starkes gesellschaftliches Engagement der Bürger ist<br />
die Erzeugung eines WIR-Gefühls bzw. die Vermittlung eines Gefühls der gesellschaftlichen<br />
Akzeptanz jedes Einzelnen. Neben einer aktiven Informationspolitik<br />
der Verwaltung und gesetzlich geregelten Beteiligungsverfahren spielt hier die<br />
aktive Teilhabe an kommunalen Entscheidungsprozessen eine wichtige Rolle. In<br />
vielen Städten im Land Brandenburg setzt man sich derzeit intensiv mit der Möglichkeit<br />
eines verstärkten Einbezugs der Bürgerschaft im Sinne einer aktiven Mitgestaltung<br />
kommunaler Entwicklungsprozesse auseinander. Stichworte wie Bürgerhaus,<br />
Jugendparlament, Bündnis für Sicherheit und Ordnung, Zeittauschbörse<br />
und Bürgerfonds stehen als solche Beispiele für derartige Diskussionsprozesse.<br />
Im Verein „Haus der Familie“ sind unter dem Motto „für mich – für andere- mit<br />
anderen – in der Gesellschaft“ über 100 bürgerschaftlich Engagierte, parallel und<br />
in Kooperation mit den 60 hauptamtlichen Mitarbeiten des Vereins aktiv. Sie engagieren<br />
sich in vielfältigen Aufgabenfeldern wie z. B. als freiwillige Helfer in Kitas<br />
und Horten, als ehrenamtliche Betreuer, als zertifizierte Pflegebegleiter und Freiwillige.<br />
Im Rahmen des bundesweiten Modellprojektes „Wir kümmern uns selbst“ 24 haben<br />
sich Anfang 2007 zahlreiche Akteure der Stadt zusammengefunden, um Konflikte<br />
im öffentlichen Raum zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen sowie<br />
Jugendlichen untereinander zu thematisieren. Das Programm verfolgt dabei den<br />
Grundsatz, dass Jugendliche und erwachsene Konfliktbeteiligte aktive Partner bei<br />
der Bearbeitung des Konfliktes werden und dabei durch professionelle Beratende<br />
begleitet werden. Gegenstand der Konfliktlösung ist in <strong>Guben</strong> das Wohngebiet<br />
WK IV - Reichenbacher Berg.<br />
Partizipation Stadtentwicklung<br />
<strong>Guben</strong> ist für seine breiten Informations- und Beteiligungsstrukturen bekannt.<br />
Insbesondere mit den regelmäßigen Publikationen „Bürgerinformation zur Stadtentwicklung“<br />
und dem „Newsletter Stadtentwicklung <strong>Guben</strong>“ erfolgt eine kontinuierliche<br />
Einbindung der Bürger und Akteure. Gebietsbezogen werden insbesondere<br />
zum Stadtumbau Workshops und Veranstaltungen durchgeführt. Durch<br />
Stadtteilbüros in den Schwerpunktgebieten des Stadtumbaus werden Vor-Ort-<br />
Angebote der Stadt und Wohnungsunternehmen gesichert.<br />
In der Innenstadt erfolgt im Rahmen der Sanierungsgebietsentwicklung eine kontinuierliche<br />
Information und Beteiligung. Im Zuge des Programms „Zukunft im<br />
Stadtteil“ wurden verschiedene Aktivierungs- und Beteiligungsinstrumente erfolgreich<br />
angewendet.<br />
24 Neben <strong>Guben</strong> finden weitere Modellprojekte in Berlin, Michendorf, Hannover, Kassel, Düsseldorf<br />
und Heidenheim statt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 100<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Zivilgesellschaftliches<br />
Engagement und Partizipation«<br />
Im Handlungsfeld Zivilgesellschaftliches Engagement können folgende Stärken und<br />
Schwächen benannt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Vielfältige Vereinslandschaft<br />
• Finanzielle Unterstützung des kulturellen und sportlichen<br />
Vereinslebens durch die Stadt<br />
• Finanzielle Unterstützung von Vereinen durch die örtliche<br />
Wirtschaft<br />
• Kostenfreie Überlassung von Anlagen und Equipment<br />
• Reges Vereinsleben<br />
• Stark engagierter Seniorenbeirat<br />
• Freiwilligenagentur vorhanden<br />
• Modellprojekt „Wir kümmern uns selbst“ gestartet, basiert<br />
auf zivilgesellschaftlichem Engagement<br />
• Umfangreiches Beratungs- und Dienstleistungsnetzwerk im<br />
Haus der Familie vorhanden<br />
• Hohes Engagement von unterschiedlichen Akteuren für ihre<br />
Stadt vorhanden, z. B. Verein „Pro <strong>Guben</strong>“<br />
• Kontinuierliche Information an kommunalen Planungen<br />
• Intensive Beteiligung von Bürgern im Rahmen des Programm<br />
„Zukunft im Stadtteil“<br />
• Unzureichende Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere in Bezug<br />
auf den Verein „Haus der Familie“<br />
• Defizite in der Einbindung der Bürger zum kommunalen<br />
Investitionsprogramm<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Fortsetzung der Würdigung des Ehrenamtes und<br />
• Förderung des ehrenamtlichen Engagements<br />
• Aufbau von Infrastrukturen und Strukturen, die ein kontinuierliches Engagement<br />
z.B. im Zusammenhang mit der Vertiefung in der <strong>Guben</strong>-Strategie enthaltenen<br />
Projektansätzen.<br />
• Entwicklung einer Marketingstrategie zur Verbesserung des Bekanntheitsgrads<br />
zivilgesellschaftlicher Einrichtungen wie z.B. Haus der Familie in <strong>Guben</strong>, aber<br />
auch zahlreiche andere Angebote freier Träger (Internet, Nutzung der Homepage<br />
der Stadt <strong>Guben</strong>, etc.)<br />
• Etablierung von Bürger-Foren (Kinder und Jugendliche, Senioren, etc.) als<br />
Möglichkeit zur Teilhabe und Stärkung des gesellschaftlichen Engagements<br />
4.13 Stadtmarketing<br />
Werbung für die Stadt<br />
Um die Außendarstellung der Stadt zu verbessern und den Wirtschaftsstandort<br />
<strong>Guben</strong> zu verbessern, gründeten örtliche Unternehmer den Stadtmarketing e.V. In<br />
ehrenamtlicher Tätigkeit wurde Werbung für die Stadt gemacht, indem u. a. ein<br />
Internetauftritt erarbeitet worden ist und Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt<br />
als Dienstleistungs- und Einzelhandelsstandort erarbeitet worden sind. Die<br />
Vielfalt und Komplexität der Aufgaben erfordern ein intensiveres Engagement als
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 101<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
im Rahmen ehrenamtlicher Aktivität geleistet werden kann. Vor diesem Hintergrund<br />
strebte der Verein eine Fusion mit dem ehemaligen Fremdenverkehrsverein<br />
an, um die Tätigkeit zu professionalisieren. Zurzeit befindet er sich in Auflösung,<br />
während sich der Fremdenverkehrsverein umbenannt und neu organisiert hat.<br />
Gemäß Satzung des Marketing- und Tourismus-Vereins zählt auch das Stadtmarketing<br />
zu den Aufgaben des Vereins. Allein die personelle Ausstattung mit einer<br />
Person und einem Praktikanten ist zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben viel zu<br />
gering. Wichtige Höhepunkte der Aktivitäten sind die Durchführung von Stadtfesten<br />
sowie sonstiger Aktionen.<br />
Somit verfügt die Stadt <strong>Guben</strong> über kein übergreifendes, langfristig angelegtes<br />
und auf die Gesamtstadt bezogenes Stadtmarketing im klassischen Sinne. Es wird<br />
nur einzelaufgabenbezogen von verschiedenen Akteuren mit beschränktem Zeitbudget<br />
und Know- how wahrgenommen.<br />
Stärken und Schwächen Handlungsfeld »Stadtmarketing«<br />
Als Stärken und Schwächen können im Handlungsfeld Stadtmarketing folgende<br />
benannt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Bereitschaft örtlicher Unternehmen finanzielle Unterstützung<br />
zu leisten<br />
• Bisherige Marketingansätze<br />
• Servicecenter mit hoher öffentlicher Wirksamkeit<br />
• Vorhandenes Alleinstellungsmerkmal durch Grenzlage und<br />
Nachbarschaft zu Gubin für intensivere Vermarktung<br />
• Fehlendes Stadtmarketing bedeutet fehlendes öffentlichkeitswirksames<br />
Profil der Stadt<br />
• Fehlendes Innenstadtmanagement bedeutet fehlende Unterstützung<br />
zur Aktivierung von Entwicklungspotenziale der<br />
Altstadt bzw. deren Vermarktung<br />
• konsequentes und kontinuierliches Standortmarketing sowie<br />
Tourismusmarketing fehlen<br />
• zu geringe Personal- und Finanzausstattung sowie Professionalität<br />
• fehlende Händler- und Werbegemeinschaft in der Innenstadt<br />
• zu geringe Beteiligung und Mitarbeit weiterer Berufs- und<br />
Bevölkerungsgruppen an den Marketingaktivitäten<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Verbesserung der personellen Ausstattung<br />
• Entwicklung einer Gesamtstrategie zum Marketing der Stadt mit dem Schwerpunkt<br />
Innenstadtmarketing<br />
• Zusammenarbeit aller Interessengruppen herbeiführen (Stadt, Wirtschaft,<br />
Gastronomie, Hotellerie, Handel und Dienstleistungen etc.)<br />
• Stärken- und Schwächenanalyse durchführen - Ausarbeitung eines Profils<br />
• Aufbau und Institutionalisierung eines grenzübergreifenden Stadtmarketings;<br />
Einbindung in ein regionales Marketing<br />
• Verzahnung des Marketings für verschiedene Teilbereiche (Standortmarketing,<br />
Innenstadtmarketing, Tourismusmarketing)<br />
• Gewinnung von Unternehmen für die finanzielle Unterstützung<br />
• Entwicklung eines Corporate Design
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 102<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
4.14 Netzwerke und interkommunale Kooperation<br />
Bestehende Netzwerke:<br />
• Euroregion Spree-Neiße-Bober<br />
Die Euroregion ist auf deutscher Seite als eingetragener Verein organisiert, in<br />
dem Kommunen und Unternehmen, Hochschulen, Institutionen, Vereine und<br />
Bürger auf freiwilliger Basis zusammenarbeiten.<br />
Satzungsgemäß ist es die Aufgabe der Euroregion Spree-Neiße-Bober, die<br />
Probleme der Grenzregion überwinden zu helfen, eine regionale Identität zu<br />
entwickeln, Deutsche und Polen in einer gemeinsamen Wirtschaftsregion mit<br />
verbesserten und vor allem gleichwertigen Lebensverhältnissen zusammenzuführen.<br />
Die Zusammenarbeit erfolgt in paritätisch besetzten Gremien. Darüber hinaus<br />
bestehen drei Facharbeitsgruppen zu den Bereichen „Wirtschaft, Verkehr,<br />
Tourismus“, „Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Umwelt“ und „Jugend, Sport,<br />
Bildung, Kultur“<br />
• KuBra e.V. – Das Kunststoffnetzwerk Brandenburg<br />
Im Kunststoffnetzwerk Brandenburg haben sich Vertreter aus der brandenburgischen<br />
Kunststoffbranche zusammengefunden, um durch eine engere Zusammenarbeit<br />
– besonders der kleinen und mittleren Kunststoffverarbeiter –<br />
die gesamte Brandchenkompetenz der brandenburgischen Kunststoffindustrie<br />
weiter auszubauen und ihr Image zu fördern. In der öffentlichen Wahrnehmung<br />
soll die Kunststoffindustrie als ein innovativer und für das Land Brandenburg<br />
bedeutender Industriezweig präsent sein.<br />
<strong>Guben</strong> und Schwarzheide sind die Zentren der Kunststoffindustrie in Brandenburg.<br />
Netzwerkmanager ist das Kunststoffkompetenzzentrum Schwarzheide. Ihm<br />
steht ein wissenschaftlicher Beirat zur Seite, der sich aus Kunststoffexperten<br />
aus Wissenschaft, Forschung und Industrie zusammensetzt.<br />
• Netzwerk Schule – Wirtschaft<br />
Das Netzwerk ist ein kommunales Netzwerk, das auf Initiative der Stadtverwaltung<br />
<strong>Guben</strong> und der Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />
entwickelt worden ist und in das Kontaktlehrer der Grundschulen und<br />
der weiterführenden Schulen sowie die regionalen und überregionalen Unternehmen<br />
vertreten sind. Ziel ist, durch eine intensive Vernetzung von Schule<br />
und regionaler Wirtschaft, jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu<br />
vermitteln und sie enger an die Region zu binden.<br />
Weitere Kooperationspartner sind die Brandenburgisch Technische Universität<br />
Cottbus, die Fachhochschule Lausitz, das Kunststoffkompetenzzentrum<br />
Schwarzheide.<br />
• Haus der Familie<br />
Im Haus der Familie in <strong>Guben</strong> wird eine ausgeprägte Kooperationskultur im<br />
Bereich der sozialen Belange gepflegt. Dazu gehören<br />
- Bündnis für Familie<br />
- Freiwilligenagentur<br />
- Mehrgenerationenhaus<br />
- Pflegeberater<br />
- etc.<br />
Interkommunale Kooperationen<br />
Interkommunale Kooperationen pflegt die Stadt <strong>Guben</strong> zur Nachbarstadt Gubin<br />
auf den Gebieten der Wirtschafts- und Stadtentwicklung. Regelmäßig finden gemeinsame<br />
Sitzungen der Stadtverordnetenversammlungen statt. Darüber hinaus<br />
pflegt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kontakte mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
in Peitz und Forst.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 103<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Netzwerke und interkommunale<br />
Kooperation«<br />
Folgende Stärken und Schwächen können im Bereich Netzwerke und interkommunale<br />
Kooperation für die Stadt <strong>Guben</strong> benannt werden:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• <strong>Guben</strong> ist starker und attraktiver Kooperationspartner<br />
• Gute Kontakte zur Nachbarstadt Gubin<br />
• Kooperation der Wirtschaftsförderungsgesellschaften aus<br />
<strong>Guben</strong>, Forst und Peitz<br />
• Nutzbarkeit von bestehenden Kooperationsstrukturen wie im<br />
Kunststoffnetzwerk Kubra e.V.<br />
• Lokale Bündnisse wie „lokales Bündnis für Familie“, etc.<br />
• Geringe Netzwerkausprägung im Bereich der regionalen<br />
Kooperation mit Forst, Neuzelle, Eisenhüttenstadt<br />
• Sektoral geprägte Kooperation mit Nachbarstadt Gubin<br />
• Fehlende Einbindung in das Netzwerk der „AG Innenstadtforum<br />
Brandenburg“<br />
• Bekanntheitsgrad des sozialen Netzwerks beruht auf Mundpropaganda,<br />
eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit erfolgt<br />
nicht<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft „Innenstadtforum Brandenburg“<br />
• Fortsetzung der regionalen Kooperationsbeziehungen und kontinuierlicher<br />
Ausbau mit Gubin und Aufbau eines regionalen Netzwerks mit Nachbargemeinden<br />
des Landkreises Spree-Neiße<br />
• Öffentlichkeitsarbeit – Sicherung kontinuierlicher Informations- und Kommunikationsplattformen<br />
auf regionale und überregionaler Ebene<br />
• Siehe auch zivilgesellschaftliches Engagement (4.12)<br />
4.15 Kommunalfinanzen<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> verfügt seit mehreren Jahren über keinen ausgeglichenen Haushalt.<br />
Gemäß § 74 Abs. 3 Gemeindeordnung des Landes Brandenburg (GO Bbg.) muss<br />
der Haushalt in jedem Haushaltsjahr unter Berücksichtigung von Fehlbeträgen aus<br />
Vorjahren ausgeglichen sein, andernfalls ist auf der Grundlage des Runderlasses<br />
5/2000 des Ministeriums des Innern ein Haushaltssicherungskonzept aufzustellen,<br />
in dem Maßnahmen und Zeitraum zu beschreiben sind, bis wann der Haushaltsausgleich<br />
erreicht wird.<br />
Der Haushalt 2008 weist im Verwaltungshaushalt einen kumulierten Fehlbedarf<br />
von 9.068,0 TEUR aus. Darin enthalten ist der fortgeschriebene Fehlbetrag der<br />
Vorjahre in Höhe von 9.198,7 TEUR.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 104<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Übersicht Verwaltungshaushalt<br />
Einnahmen / Ausgaben<br />
Hausha<br />
lts -<br />
Jahr<br />
Einwohner<br />
Stadt<br />
<strong>Guben</strong><br />
Stand per<br />
Einnahmen<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
VwHh<br />
Plan<br />
Einnahmen<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
VwHh<br />
RE<br />
Einnahmen<br />
Gesamt<br />
VwHh pro<br />
EW Stadt<br />
<strong>Guben</strong><br />
Ausgaben<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
VwHh<br />
Plan<br />
Ausgaben<br />
Stadt <strong>Guben</strong><br />
VwHh<br />
RE<br />
Ausgaben<br />
Gesamt<br />
VwHh pro<br />
EW Stadt<br />
<strong>Guben</strong><br />
Anzahl Jahr € €/ EW € €/ EW<br />
2000 26.931 31.12.1998 27.970.376,02 27.743.599,88 1.030,17 29.063.671,88 28.271.344,72 1.049,77<br />
2001 26.176 31.12.1999 27.694.176,04 26.954.366,20 1.029,74 30.539.055,51 29.779.378,25 1.137,66<br />
2002 25.245 31.12.2000 28.142.800,00 28.037.686,67 1.110,62 32.135.900,00 31.255.625,06 1.238,09<br />
2003 24.165 31.12.2001 25.189.800,00 25.320.434,82 1.047,81 30.667.900,00 29.874.130,52 1.236,26<br />
2004 23.249 31.12.2002 24.302.700,00 25.052.866,20 1.077,59 31.827.300,00 31.185.677,74 1.341,38<br />
2005 22.416 31.12.2003 21.238.200,00 21.290.886,63 949,81 29.324.300,00 28.311.598,53 1.263,01<br />
2006 21.804 31.12.2004 20.965.100,00 21.647.265,49 992,81 30.878.100,00 29.760.530,83 1.364,91<br />
2007 21.341 31.12.2005 22.881.100,00 1.072,17 32.079.800,00 1.503,20<br />
2008 20.885 31.12.2006 23.684.000,00 1.134,02 327.520.000,00 1.568,21<br />
Im Haushaltssicherungskonzept für die Jahre 2008 bis 2011 ist dargelegt, dass die<br />
Wiedererreichung des formalen Haushaltsausgleiches bis 2011 erfolgen soll. Die<br />
strategische Ausrichtung des Konzerns Stadt <strong>Guben</strong> verlangt die Festlegung der<br />
mit den einzelnen Beteiligungen verbundenen Zielsetzungen und ihre ständige<br />
Überprüfung und Anpassung. Die Beteiligungsziele sind aus dem Leitbild der<br />
Kommune zu entwickeln und umzusetzen. Aus den Beteiligungszielen werden die<br />
Finanz- und Leistungsvorgaben abgeleitet bzw. festgelegt.<br />
Dies soll mit folgenden Maßnahmen erzielt werden:<br />
• Einnahmen<br />
- Veränderung der Einnahmen durch eine betriebswirtschaftlich notwendige<br />
Steuerung und Anpassung bzw. Veränderung der Gebühren, z. B.<br />
Verwaltungsgebührensatzung, Friedhofsgebührensatzung, Straßenreinigungsgebühren,<br />
Nutzungsgebühren und –entgelte<br />
- Verbesserte Leistungssteuerung durch Kostentransparenz im Leistungsbereich<br />
Bewirtschaftung von unbebauten und bebauten Grundstücken<br />
- Umsetzung der übergreifenden Strategie für den Gesamtkonzern Unternehmen<br />
Stadt <strong>Guben</strong>, insbesondere in den Beteiligungsunternehmen.<br />
Zur Umsetzung der Strategie des Gesamtkonzerns sind strategische Zielvereinbarungen<br />
mit den Beteiligungsunternehmen zu erarbeiten, die das<br />
gesamtstädtische Interesse berücksichtigen und das wirtschaftliche Engagement<br />
der Kommune ganzheitlich ausrichten. Hierbei geht es insbesondere<br />
um die Steuerung der Kapitalrentabilität und die Steuerung der<br />
Gewinnverwendung<br />
- Umsetzung eines aktiven Zielkostenmanagements zu bzw. Rückstellung<br />
von wirtschaftlichen langfristig nicht tragbaren Investitionen im Rahmen<br />
der integrierten Stadtentwicklungskonzepte für die Stadt <strong>Guben</strong> mit<br />
dem Ziel, den Verlustvortrag zu minimieren.<br />
• Ausgaben<br />
− Konsequente Umsetzung und Fortsetzung der organisatorischen Prozessoptimierung<br />
der Arbeits- und Funktionsabläufe – Zielsetzung Leistungsorientierung<br />
− Effiziente Mittelverwendung durch Outsourcing von bestimmten Leistungsbereichen<br />
– ganze bzw. Teilbereiche von Leistungseinheiten
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 105<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
−<br />
−<br />
−<br />
Die Ausgliederung durch Leistungsprivatisierung, u. a. Betreiberverträge,<br />
ist für freiwillige Aufgaben mit dem Ziel einer Verbesserung der Leistungseffizienz,<br />
der Wirtschaftlichkeit, der Leistungsqualität und des Leistungsangebotes<br />
vorgesehen.<br />
Konsequente Konzentration von Leistungsangeboten durch Standortoptimierung<br />
und -verlagerung. Herstellung der Wirtschaftlichkeit in den<br />
Leistungsbereichen<br />
Analyse der Ausgaben nach betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten und<br />
Notwendigkeiten bei freiwilligen und pflichtigen Aufgaben, insbesondere<br />
unter der Maßgabe der qualitativen Betrachtung und der outputorientierten<br />
Zuweisung von Finanzmitteln für den Standort <strong>Guben</strong>.<br />
Stärken-Schwächen-Analyse im Handlungsfeld »Kommunalfinanzen«<br />
Im Handlungsfeld Kommunalfinanzen lassen sich folgende Stärken und Schwächen<br />
feststellen:<br />
+ Stärken + – Schwächen –<br />
• Gesetzliche Regelung zum Finanzausgleich zwischen<br />
Bund, Ländern und Kommunen sichern Mindestausstattung<br />
an Finanzen<br />
• Haushaltskonsolidierung bis 2011<br />
• Einsparpotenziale durch Umstrukturierung der kommunalen<br />
Beteiligungen<br />
• Zuordnung als Ziel-1-Region mit Zugang zu attraktiven<br />
EU-Fördermöglichkeiten<br />
• Geringes Steueraufkommen<br />
• Haushaltssicherungskonzept mit starker Einschränkung<br />
der Handlungsfähigkeit<br />
• Zuordnung als Phasing Out-Region mit Zugang zu<br />
reduzierten EU-Fördermitteln<br />
Handlungsbedarf und -ansätze<br />
• Mittelfristige Haushaltsplanung in Abstimmung auf die Vorgaben des Integrierten<br />
Entwicklungskonzepts bzw. Abgleich der Umsetzungsstrategien und -<br />
konzepte auf die finanziellen Möglichkeiten<br />
• Mitteilung der Folgekosten von Maßnahmen an das kommunale Finanzmanagement<br />
zur haushaltstechnischen Berücksichtigung<br />
• Einführung Doppik ab Haushaltsjahr 2008<br />
4.16 Zusammenfassende SWOT-Analyse<br />
Nachfolgend werden die zentralen Ergebnisse der handlungsfeldbezogenen Analyse<br />
zusammengefasst dargestellt. Hierbei wird sich des Instruments der SWOT-<br />
Analyse (engl. Akronym für Strengths, Weaknesses, Opportunities und Threats)<br />
bedient, um die Stärken und Schwächen, wie auch die Chancen und Risiken gegenüberzustellen.<br />
Die SWOT-Analyse ist ein im Zusammenhang mit Evaluationsprozessen<br />
inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland etabliertes Verfahren.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 106<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
4.16.1 Stärken und Schwächen<br />
Stärken<br />
• <strong>Guben</strong> ist aufgrund der relativ guten mittelzentralen Ausstattung und der<br />
Anbindung an die Oder-Lausitz-Trasse ein wichtiges Zentrum und eine<br />
„Ankerstadt“ im Südosten Brandenburgs.<br />
• Gemeinsam mit Gubin nimmt <strong>Guben</strong> eine Schlüsselfunktion im Grenzraum<br />
der Euroregion Spree-Neisse ein. Es bestehen gewachsene projektbezogene<br />
Kooperationserfahrungen in der Doppelstadt.<br />
• Mit der vorhandenen und ausbaufähigen industriellen Basis ist <strong>Guben</strong> ein<br />
wichtiger regionaler Wirtschaftstandort und Brachenschwerpunkt.<br />
• Die Lage im Landschaftsraum, an der Neiße und am Oder-Neiße-<br />
Radwanderfernweg sind die Grundlage für einen ausbaufähigen Tourismus.<br />
• Mit den bisher umgesetzten Schritten im Stadtumbau konnte eine leichte<br />
Stabilisierung der Einwohnerentwicklung und des Wohnungsmarktes erreicht<br />
werden. Die Wohngebiete sind stabil, weitgehend modernisiert und infrastrukturell<br />
angepasst.<br />
• Mit der klaren Fokussierung der Stadtentwicklung auf die Altstadt Ost konnte<br />
bereits eine Trendumkehr erreicht werden; die Einwohner- und Funktionsanteile<br />
in der Gesamtstadt sind höher geworden. Das Verwaltungs- und<br />
Dienstleistungszentrum in der Altstadt ist Kristallisationspunkt für das weiterzuentwickelnde<br />
Stadtzentrum<br />
• Ein hohes Niveau gesellschaftlicher und bürgerschaftlicher Aktivitäten<br />
sichert vielfältige Angebote im sozialen, kulturellen und Freizeitbereich.<br />
• Es wurden leistungsfähige Stadtentwicklungs- und -managementstrukturen<br />
sowie ein qualifiziertes Stadtentwicklungsmonitoring als Grundlage<br />
für eine nachhaltige Stadtentwicklung etabliert.<br />
Schwächen<br />
• In Relation zum Berliner Raum und wirtschaftlichen Zentren des Landes<br />
Brandenburg weist <strong>Guben</strong> eine Randlage auf.<br />
• Eine kurzfristige Verfügbarkeit großflächiger zusammenhängender GI-<br />
Flächen ist nicht gegeben. Gleichzeitig sind die Industrie- und Gewerbeflächen<br />
in Gubin unzureichend erschlossen.<br />
• Weiterhin anhaltende Bevölkerungsverluste und insbesondere die sehr<br />
starke Überalterung erfordern weiterhin hohen Handlungsbedarf.<br />
• Trotz umfassender Arbeitsplatzangebote ist der Arbeitsmarkt weiterhin<br />
stark angespannt, der Anteil Schwervermittelbarer bzw. Langzeitarbeitsloser<br />
hoch.<br />
• Die Wahrnehmung der zentralen Funktion wird durch Schwächen in<br />
einzelnen Ausstattungsbereichen und die Konkurrenz zu Forst beeinträchtigt.<br />
• Die Altstadt Ost weist trotz erfolgter Trendumkehr und eines Imagewandels<br />
noch keine ausreichende Tragfähigkeit auf. Der Wohn- und Bevölkerungsanteil<br />
ist noch zu gering, Funktionsdichte und Angebotsvielfalt noch<br />
ausbaubedürftig. Der Neissebereich ist noch weitgehend unzugänglich<br />
und zentrums-/wassernahe Bereiche und bauliche Bestände sind noch brach-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 107<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
liegend. Die „urbane“ Ökonomie und die Gründungsdynamik sind zu<br />
schwach ausprägt.<br />
• Die bipolare Siedlungsstruktur mit Unter- und der Oberstadt erzeugt eine<br />
hohe Trennwirkung.<br />
• Der Bahnhofsbereich entspricht weder funktional noch gestalterisch der<br />
regionalen Mobilitätsbedeutung der Stadt.<br />
• Versorgungslücken bei Allgemeinmedizinern und einzelnen Fachärzten<br />
• Brachflächen bzw. Altlastenverdachtsflächen mit Schutzgütergefährdungspotenzial<br />
in der Altstadt<br />
• unzureichende Erlebbarkeit der Neiße und noch fehlende Wiederherstellung<br />
des Uferraumes<br />
• Das Marketing der Stadt und insbesondere der Innenstadt und des Tourismus<br />
sind verbesserungsbedürftig. Das Image der Stadt ist z. T. immer noch<br />
vom Lagenachteil und den Umbrüchen der Nachwendezeit geprägt.<br />
• nur sektoral geprägte Kooperation mit Nachbarstadt Gubin<br />
4.16.2 Chancen und Risiken<br />
Chancen<br />
• Wachsende regionale Bedeutung als Versorgungsschwerpunkt und<br />
attraktiver Arbeits- und Lebensort – „Zuzugsort <strong>Guben</strong>“; Fortsetzung des<br />
Reurbanisierungstrends aus der Region in die Stadt <strong>Guben</strong><br />
• Weiter prosperierender Wirtschaftsstandort durch weitere Qualifikation<br />
des Branchenschwerpunktortes, Wirtschaftsförderung mit hoher Fachkompetenz,<br />
Erfahrung in grenzübergreifender Unternehmenskooperation. Sicherung<br />
zukunftsfähiger Arbeitsplätze durch Gewinnung von Einpendlern als<br />
Bürger und lokale Bildungsoffensive.<br />
• Ausbau des Netzwerks „Schule Wirtschaft“ – Förderung des praxisorientierten<br />
und lebenslangen Lernens<br />
• Funktionale Stärkung der Stadt und Profilierung durch engere Abstimmung<br />
mit Gubin und Ausbildung eines gemeinsamen Stadtzentrums<br />
• Stärkere touristische Etablierung als Bestandteil der regionalen Handlungsräume<br />
„Kulturlandschaft Schlaubetal“ und des Neissetals.<br />
• hohes regionales und grenzüberschreitendes Einzugspotenzial für den Einzelhandel,<br />
hohe Einzelhandelszentralität<br />
• Stärkungspotenzial der Innenstadt und der Altstadt Ost durch weitere<br />
Neutarierung der Einwohner- und Funktionsanteile (Oberstadt > Unterstadt);<br />
Steigerung der Zuwanderungsrate wegen attraktiver Arbeitsplatzangebote,<br />
Bildungsangebote und Stadtqualitäten<br />
• Ausbau als regionale grenzübergreifende Mobilitätsdrehscheibe –<br />
Schlüsselfunktion Bahnhofsbereich<br />
• Stärkungspotenzial von generationenübergreifenden Angeboten in<br />
Kooperation aller Angebotsträger<br />
• Innerstädtische Brachflächen und Neissebezüge bieten vielfältige Potenziale<br />
für weitere Entwicklungsmaßnahmen wie die Entwicklung von innerstädtischen<br />
Neubauflächen oder Realisierung von innovativen Freiraumkonzepten<br />
• Kristallisationseffekte als „Eurostadt“ - Entwicklung eines gemeinsamen<br />
Stadtzentrums mit Gubin
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 108<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Vernetzung von Kulturangeboten mit touristischen Angeboten und Nutzung<br />
des historischen Gebäudebestands<br />
• Verknüpfung der bipolaren Stadtstruktur über die vorhandenen innerstädtischen<br />
Grünflächen zu einem Lehrpfad „Grüner Pfad“<br />
• Ausbau des Rad- und Wassertourismus<br />
• Verbesserung des Stadtimages und Stadtmarketings als attraktives Zentrum<br />
in der Region - stärkere Verknüpfung von Innenstadtvermarktung<br />
und Tourismus<br />
• Etablierung von innenstadtausgerichteter Partizipationsstrukturen auf<br />
Basis der ZiS-Ansätze und der gesamtstädtischen Partizipationsstrukturen.<br />
Risiken<br />
• Die Tragfähigkeit der zentralörtlichen Infrastruktur ist durch die anhaltende<br />
rückläufige Bevölkerungsentwicklung ohne stärkere Zuzüge gefährdet.<br />
• Funktionsverlust durch Schließung von zentralen Einrichtungen (z. B.<br />
Amtsgericht)<br />
• geringe Verfügbarkeit qualifizierter und geeigneter Fachkräfte<br />
• Die Tragfähigkeit der stadtbezogenen und zentralörtlichen Infrastruktur ist<br />
durch die anhaltende rückläufige Bevölkerungsentwicklung und starke<br />
Überalterung gefährdet.<br />
• Nachhaltiger Funktionsverlust auch im regionalen Masstab, wenn Bevölkerungszahl<br />
und Alterstruktur nicht durch Wanderungsgewinne verbessert<br />
werden können<br />
• weiter bestehende Entwicklungs- und Nutzungskonkurrenzen zwischen<br />
Innenstadt und anderen Siedlungsteilen - Fehlende oder unzureichende<br />
Prioritätensetzung zwischen den Stadtteilen<br />
• Stadtimage „schrumpfende“ Stadt verfestigt sich wieder<br />
• <strong>Guben</strong> und Gubin als konkurrierende Schrumpfungsstädte<br />
• Stagnierende Entwicklung in der Innenstadt durch fehlende Entwicklung<br />
im Neissebereich.<br />
• hohes Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzten wird zu Einschnitten<br />
der Versorgung führen<br />
• Die touristischen Potenziale werden unzureichend weiterentwickelt und<br />
vermarktet.<br />
• Umweltbelastungen und Gestaltungsdefizite durch stagnierende Altlastensanierung<br />
auf Gewerbe- und Industriebrachen in der Altstadt.<br />
• Baulich-räumliche Investitionsaufwändungen in der Altstadt Ost können<br />
durch ein Abbrechen des Innenstadtförderung nicht in Wert gesetzt werden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 109<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
4.17 Zusammenfassung Handlungsbedarfe und<br />
-ansätze<br />
Zusammengefasster prioritärer<br />
Handlungsbedarf und -ansätze –<br />
Fokus Förderspektrum Städtische<br />
Dimension<br />
Aus der vorausgehenden Analyse der verschiedenen Handlungsfelder und der<br />
zusammengefassten SWOT-Analyse lassen sich auf der Grundlage der benannten<br />
Stärken und Schwächen nachfolgend genannte wesentliche stadtentwicklungsrelevante<br />
Handlungserfordernisse benennen. Detaillierte Ausführungen zu Handlungsbedarfen<br />
und -ansätzen finden sich in den Beschreibungen zu den einzelnen<br />
sektoralen Handlungsfeldern sowie auf umsetzungsbezogener Ebene im Rahmen<br />
der Beschreibung der Schlüsselmaßnahmen und -projekte. Die nach verschiedenen<br />
Handlungsebenen gegliederten Handlungsbedarfe und -ansätze beziehen sich<br />
dabei im Wesentlichen auf das vorgesehene Förderspektrum der EU-<br />
Spitzenförderung der Städtischen Dimension und sind daher insb. in diesem Kontext<br />
zu betrachten.<br />
Attraktivitätssteigerung und Funktionsstärkung<br />
<strong>Guben</strong> bedarf dringend der weiteren funktionalen Stärkung der Gesamt und Innenstadt.<br />
Anders als andere Städte fehlt die Basis der gewachsenen historischen<br />
Innenstadt. Die Fortsetzung der bisherigen baulich-räumlichen Interventionen ist<br />
nunmehr im Bereich Neisseufer unabdingbar, um die räumliche Inwertsetzung bis<br />
zur Promenade am Dreieck (Rathaus) zu sichern. Die Wiedergewinnung des Wasserraumes<br />
Neisse ist der entscheidende Schlüssel für die nachhaltige Attraktivierung<br />
der Innenstadt und des gemeinsamen Zentrums <strong>Guben</strong> – Gubin. Über die<br />
Aufwertung und Nutzung der Schlüsselgebäude und Freiflächen an der Neisse, die<br />
offensive Wohnraumentwicklung und die Stärkung der Voraussetzungen für wirtschaftliche<br />
Gründungsdynamik kann der positive Entwicklungspfad der Innenstadt<br />
fortgesetzt werden.<br />
Mobilität und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum<br />
Die Verbesserung der Verbindungen und Mobilität in der bipolaren und überalterten<br />
Stadt sind unabdingbar. Dazu gehört die Aufwertung der Wegebeziehungen<br />
von der Ober- in die Unterstadt, der Ausbau des Neisseufers und die mittelfristige<br />
Entwicklung des Bahnhofsbereichs als lokale und regionale Mobilitätsdrehscheibe.<br />
Profilierung und Anpassung sozialer, kultureller und bildungsbezogener<br />
Infrastrukturen und Angebote<br />
Der Handlungsbedarf besteht einerseits in der stärkeren Vernetzung der vielfältigen<br />
Angebote. Dazu gehört ein leistungsfähiges soziales Netzwerk und die weitere<br />
Intensivierung der Kooperation Schule und Wirtschaft.<br />
Wirtschaftsförderung und Tourismus<br />
Zur Sicherung und den Ausbau des Wirtschaftsstandortes <strong>Guben</strong> bedarf es neben<br />
der Erweiterung der flächenbezogenen Angebote insbesondere der Sicherung<br />
eines qualifizierten Arbeitskräfteangebotes. Aufgrund der rückläufigen Schülerzahlen<br />
muss <strong>Guben</strong> als Einpendlerstadt attraktiver werden. Über gezielte Kampagnen<br />
sind Einpendler als Bürger und Bewohner zu gewinnen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 110<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Die wachsende Attraktivität der Innenstadt, des Neisseufers sind stärker mit den<br />
Attraktivitäten des Wasser- und Fahrradtourismus zu verknüpfen. Neben dem A-<br />
usbau der touristischen Infrastruktur muss die „integrierte“ Vermarktung der Stadt<br />
und insbesondere der Innenstadt gestärkt werden.<br />
Umweltsituation verbessern<br />
<strong>Guben</strong> kann über die Wiedergewinnung des Neisseufer und die Fortsetzung der<br />
Brachflächensanierung die lokale Umweltsituation verbessern. Mit verbesserten<br />
Wegebeziehungen zwischen den Stadtteilen und der mittelfristig zu etablierenden<br />
Mobilitätsdrehscheibe Bahnhof bestehen gute Voraussetzungen für eine klimagerechte<br />
Modal Split Veränderung.<br />
<strong>Guben</strong> – Gubin: Management / Marketing und Aktivierung<br />
Die vielfältigen positiven Erfahrungen in der grenzübergreifenden Projektarbeit<br />
sind die Basis für die nun notwendige Etablierung dauerhafter Strukturen der gemeinsamen<br />
Stadtentwicklung und –vermarktung. Über das erste grenzübergreifende<br />
<strong>INSEK</strong> und Stadtentwicklungsmanagement sind dauerhafte Strukturen zu<br />
befördern. Die stärker innenstadtbezogene und auch grenzübergreifende Aktivierung<br />
der Bürger und Akteure für die Doppelstadt bedarf einer neuen Qualität der<br />
Beteiligung im Rahmen der Nachhaltigen Stadtentwicklung.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 111<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
5 Leitbild und Entwicklungsziele<br />
Auf Grundlage der vorausgegangenen Analysen zu Stärken und Schwächen verschiedener<br />
sektoraler Handlungsfelder und des abgeleiteten Handlungsbedarfs,<br />
aber auch der Potenziale erfolgt in diesem Kapitel die Darstellung des Leitbilds und<br />
der Ziele der künftigen Stadtentwicklung. Dies beinhaltet auch eine Evaluation des<br />
bestehenden Leitbilds.<br />
5.1 Leitbildevaluation<br />
Doppelstadt <strong>Guben</strong>-Gubin als<br />
Chance für<br />
Entwicklungsperspektiven<br />
Räumliches Strukturkonzept<br />
[1998] und Stadtumbaukonzept<br />
[2002] mit Leitbilddarstellungen<br />
Deutlicher Stadtumbau-Bezug im<br />
Leitbild<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat sich aufgrund ihrer besonderen Historie als Doppelstadt, die<br />
durch die deutsch-polnische Grenzlage über einen längeren Zeitraum eine nahezu<br />
isoliert voneinander stattfindende Entwicklung umfasste, bereits häufig mit ihrem<br />
Profil, ihrer Identität und einem Leitbild für die künftige Gestaltung der Stadt auseinandersetzen<br />
müssen. Die in den 1990er Jahren vollzogenen Veränderungen der<br />
politischen Rahmenbedingungen haben die Städte <strong>Guben</strong> und Gubin als Chance<br />
verstanden, ihre Entwicklungsperspektiven auch aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit<br />
und unmittelbaren räumlichen Nähe abzuleiten.<br />
Ausdruck findet dieser Ansatz auch im gesamtstädtischen Leitbild, das im »Stadtumbaukonzept<br />
der Stadt <strong>Guben</strong>« [2002] formuliert worden ist und die Leitlinien<br />
des »Räumlichen Strukturkonzepts« [1998] aufgreift, die grundsätzlich auch vor<br />
dem Hintergrund eines anhaltenden Schrumpfungsprozesses weiterhin Bestand<br />
hatten. Beide Konzepte weisen einen deutlichen Umsetzungsbezug auf. Während<br />
im »Räumlichen Strukturkonzept« Schlüsselmaßnahmen zur Umsetzung der Leitlinien<br />
formuliert worden sind, sind im Stadtumbaukonzept 2002 räumliche Handlungsprioritäten<br />
festgelegt worden, wobei der Altstadt Ost als Stadtzentrum die<br />
höchste Priorität zugewiesen worden ist. Dies entspricht sowohl dem Ansatz der<br />
Innenstadtstärkung als auch dem Ziel, die Entwicklung beider Städte – auch räumlich<br />
– wieder stärker aufeinander auszurichten und wurde auch in der Fortschreibung<br />
des Stadtumbaukonzeptes 2004 bekräftigt.<br />
Das städtische Entwicklungsleitbild weist aufgrund des wendebedingten Strukturwandels<br />
und der damit verbundenen Bevölkerungsverluste, dem hohen Wohnungsleerstand<br />
sowie zahlreicher und zudem innerstädtischer Industriebrachen<br />
einen starken Stadtumbau-Bezug auf. Dieser ist darauf ausgerichtet, die städtischen<br />
Strukturen so zu gestalten, dass nachfragegerechte Angebote entstehen, die<br />
zugleich dazu beitragen, das Profil der Stadt zu stärken.<br />
Nachfolgend werden für die drei Themenkomplexe »Stadtökonomie«, »Stadtumbau«<br />
und »Stadtleben« die bisherigen übergeordneten Entwicklungsziele sowie<br />
der erreichte Stand und Ansätze für künftige Entwicklungsziele schlagwortartig<br />
dargestellt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 112<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stadtökonomie<br />
Bisherige Entwicklungsziele<br />
• Anwerbung neuer Investoren und Arbeitsplätze<br />
durch attraktive lokale Rahmenbedingungen<br />
• Verbesserung der Standortbedingungen für<br />
bestehende und neue Arbeitsplätze, u. a.<br />
durch Modernisierung und Neustrukturierung<br />
des Industriegebiets<br />
• Etablierung der Altstadt Ost als<br />
Dienstleistungs- und Einkaufszentrum der<br />
Region<br />
• Vielfältige Dienstleistungsfunktionen für<br />
zentrumsrelevante und zentralörtliche Funktionen<br />
• Konsolidierung des Wohnungsmarkts durch<br />
Abriss nicht mehr zukunftsfähiger Bestände,<br />
Modernisierung wirtschaftlich und städtebaulich<br />
erhaltenswerter Bestände sowie<br />
Qualifizierung und Verbreiterung des Angebots<br />
für unterschiedliche Bedarfsgruppen<br />
Erreichter Stand und<br />
Ansätze für künftige Entwicklungsziele<br />
• Komplette Infrastrukturerneuerung im Industriegebiet Süd in den<br />
Jahren 2003 und 2004 ist erfolgt – Angebot an voll erschlossenen<br />
Industrie- und Gewerbeflächen<br />
noch stärkere Profilierung als industrieller Standort<br />
• Auszeichnung als „Wirtschaftsfreundlichste Kommune des Landes<br />
Brandenburg 2006“ für die erfolgreiche Arbeit der kommunalen<br />
Wirtschaftsförderung<br />
als wirtschaftsfreundlichste Kommune stark auftreten<br />
• Erfolgreiche Ansiedlung von (ausländischen) Unternehmen<br />
weiteres Standortmarketing<br />
• Zunehmendem Fachkräftemangel wird mit Ausbildungsplatzinitiativen<br />
begegnet, bedarf jedoch weiterer Strategien – hier gewinnt<br />
auch die Sicherung und weitere Qualifizierung als regionales Bildungszentrum<br />
zunehmend an Bedeutung<br />
offensiveres Anwerben von Arbeitskräften<br />
• Deutliche Belebung und Nutzungsintensivierung der Altstadt Ost<br />
durch konzentrierte Entwicklungsmaßnahmen in den Bereichen<br />
Promenade am Dreieck, Frankfurter Str. und Berliner Str.<br />
Altstadt weiter als Erlebnisraum etablieren<br />
• Konsequente Umsetzung der Stadtumbaustrategie hat wesentlich<br />
zur Reduzierung des Wohnungsüberhangs beigetragen und wohnungswirtschaftliche<br />
Stabilisierungseffekte ermöglicht – zunehmend<br />
Feinsteuerung notwendig, die weiterhin auch zur Generierung<br />
quantitativer Effekte beiträgt<br />
Konsolidierung Wohnungsmarkt kontinuierlich weiterverfolgen<br />
• Im Rahmen des EU-Projekts „Translokal“ ermittelte Handlungsgrundlagen<br />
und konkrete Ansätze für die Zusammenarbeit der<br />
Städte <strong>Guben</strong> und Gubin, die es bei der Ausgestaltung der künftigen<br />
Stadtentwicklung <strong>Guben</strong>s zu berücksichtigen gilt<br />
Profilbildung als grenzübergreifende Doppelstadt<br />
Stadtumbau<br />
Bisherige Entwicklungsziele<br />
• Erhalt und Stärkung der gewachsenen bipolaren<br />
Stadtstruktur mit Altstadt an der Neiße<br />
und Neustadt auf dem Reichenbacher Berg<br />
• Wiedergewinnung des Neißeufers für urbane<br />
Funktionen<br />
• Entwicklung durchgrünter und funktionsfähiger<br />
Wohnquartiere<br />
• Zügige Beseitigung städtebaulicher Missstände<br />
durch Rückbau von Wohngebäuden<br />
und Attraktivierung der Abrissflächen als<br />
Grün- und Freiflächen<br />
Erreichter Stand und<br />
Ansätze für künftige Entwicklungsziele<br />
• Parallel-Strategie aus Rückbau und Aufwertung des Wohngebiets<br />
Reichenbacher Berg sowie Aufwertung und Nutzungsintensivierung<br />
der Altstadt Ost hat Wirkung erzielt: Stabilisierung und Vermeidung<br />
der Stigmatisierung des Rückbaugebiets WK IV - Reichenbacher<br />
Berg sowie Belebung des Stadtzentrums<br />
Sicherung der bipolaren Siedlungsstruktur bei unterschiedlicher<br />
gesamtstädtischer Funktionszuweisung<br />
• Bei der städtebaulichen Gestaltung des Stadtumbaus sind neben<br />
dem Rückbau ganzer Wohnblöcke und anschließenden intensiven<br />
Freiraumaufwertung und der Entdichtung durch punktuelle Rückbauten<br />
auch Ansätze mit Modellcharakter verfolgt worden (z. B.<br />
Geschossrückbau, Stilllegung oberer Geschosse).<br />
Stadtumbau weiterhin als Option zur Aufwertung des Stadtraums<br />
verstehen und einsetzen<br />
• Gestaltung und Nutzung des Neißeufers als Schnittstelle zu Gubin
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 113<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
wird vorangetrieben und bildet einen Handlungsschwerpunkt in<br />
den kommenden Jahren<br />
Neißeufer als grenzübergreifenden Begegnungsraum etablieren<br />
Stadtleben<br />
Bisherige Entwicklungsziele<br />
• Verbesserung der Lebensqualität<br />
• Etablierung eines attraktiven, multifunktionalen<br />
Zentrums – Promenade am Dreieck<br />
• Erhalt und Anpassung nachfragegerechter<br />
Versorgungsfunktionen in den Wohnstadtteilen<br />
• Profilierung der Wohngebiete mit hohem<br />
Identifikationspotenzial<br />
Erreichter Stand und<br />
Ansätze für künftige Entwicklungsziele<br />
• Attraktivierung und Funktionsstärkung der Altstadt wird honoriert:<br />
Auszeichnung (2. Preis) der Strategie zur Stärkung der Innenstadt<br />
im Landeswettbewerb »Wohnen – Arbeiten und Leben in der<br />
Stadt« im Jahr 2006<br />
Altstadt weiter als Stadtzentrum mit Nutzungsvielfalt und<br />
-dichte entwickeln<br />
• Die Sicherung der wohngebietsnahen infrastrukturellen Versorgung<br />
wird aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmend<br />
schwieriger. Die verkehrsinfrastrukturelle Anbindung der Wohnstadtteile<br />
an das Stadtzentrum gewinnt zunehmend an Bedeutung<br />
und bedarf entsprechender Strategien.<br />
bedarfsgerechte und gut angebundene Infrastrukturbereitstellung<br />
• Das vorhandene Engagement zahlreicher privater Initiativen und<br />
Vereine, unterstützt durch die Stadt <strong>Guben</strong>, wird künftig von zunehmender<br />
Bedeutung für die Ausgestaltung des kulturellen Lebens,<br />
aber auch die Vermeidung des Auftretens sozialer Probleme<br />
sein.<br />
aktives Stadtleben weiter fördern<br />
• Das touristische Profil der Stadt ist bislang zu schwach ausgeprägt.<br />
Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten und Profilbildung vorantreiben<br />
5.2 »<strong>Guben</strong> – Stadt im Aufbruch« – Leitbild-Motto<br />
Agil und zielstrebig …<br />
… auf der Suche nach dem Profil<br />
Im Zuge der seit 2002 konsequent verfolgten Stadtentwicklungsstrategie aus<br />
Stadtumbau und Innenstadtentwicklung hat sich <strong>Guben</strong> mittlerweile das Image<br />
einer agilen und zielstrebigen Stadt erworben. Mit großem Engagement arbeitet<br />
die Stadt einerseits an der Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
und ist dafür 2006 als „Wirtschaftsfreundlichste Kommune des Landes Brandenburg“<br />
ausgezeichnet worden. Ihre Teilnahme an vielfältigen Modellprojekten und<br />
die laufende Entwicklung innovativer Projektideen zur Steigerung ihrer Attraktivität<br />
sind ebenfalls Ausdruck des Gestaltungswillens und der Steuerung der eigenen<br />
Zukunft.<br />
Gleichwohl ist es der Stadt bislang nicht gelungen, ein eindeutiges Profil zu entwickeln<br />
wie sie es um die Wende zum 20. Jhd. als Blütenstadt und in den 1960er<br />
Jahren als Chemiefaserstandort erworben hatte. Die Stadt <strong>Guben</strong> ist im Jahr 2007<br />
eine Stadt mit vielen Gesichtern, die in kein klassisches Raster passt:<br />
• <strong>Guben</strong> ist eine Kleinstadt, zugleich aber auch ein wichtiger Industriestandort.<br />
• <strong>Guben</strong> ist eine Doppelstadt im deutsch-polnischen Grenzraum.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 114<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• <strong>Guben</strong> verfügt über ein Stadtzentrum, in welchem die Industriegeschichte<br />
deutlich ablesbar ist.<br />
Dynamik und Wandel<br />
als Potenzial<br />
<strong>Guben</strong> befindet sich nach wie vor in einer Phase des Wandels, an dessen Ende eine<br />
facettenreiche Stadt mit hoher Lebensqualität steht. Dieser Prozess ist noch nicht<br />
abgeschlossen. Er bedarf vielmehr der weiteren Gestaltung und Stabilisierung. Der<br />
Wandel ist zurzeit das Potenzial der Stadt. Dass die Stadt <strong>Guben</strong> dieses Potenzial<br />
nutzen kann, hat sie in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen. <strong>Guben</strong> steht für<br />
Dynamik, für Veränderung – wenn auch im kleinen Maßstab, aber es rechtfertigt<br />
das Motto »<strong>Guben</strong> – Stadt im Aufbruch«.<br />
5.3 Entwicklungsgrundsätze<br />
Die künftige Stadtentwicklung der Stadt <strong>Guben</strong> basiert auf grundlegenden Zielstellungen,<br />
die zugleich Querschnittsthemen sind und daher bei der inhaltlichen Ausgestaltung<br />
und Ableitung von strategischen Entwicklungszielen und Maßnahmen<br />
als auch den einzelnen sektoralen Handlungsfeldern Berücksichtigung finden. Dies<br />
sind im Einzelnen folgende Entwicklungsgrundsätze:<br />
Gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen<br />
Leben<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> orientiert ihre Stadtentwicklungspolitik grundsätzlich daran, allen<br />
Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben der Stadt<br />
zu ermöglichen. Dies umfasst insbesondere folgende Aspekte:<br />
• Förderung der Chancengleichheit entsprechend dem demokratischen Grundsatz<br />
der Gleichstellung von Frauen und Männer,<br />
• Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben<br />
ermöglichen,<br />
• Berücksichtigung altersbedingt unterschiedlicher Anforderungen an die Stadtraumgestaltung<br />
und an Stadtinfrastrukturen (Kinder, Jugendliche, Senioren<br />
etc.),<br />
• Förderung der sozialen Eingliederung, des sozialen Zusammenhalts und der<br />
sozialen Sicherheit,<br />
• Förderung der interkulturellen Verständigung und Toleranz<br />
Städtische Infrastrukturen sind dementsprechend so zu gestalten, dass sie auf die<br />
unterschiedlichen Bedürfnisse einzelner Bevölkerungsgruppen Rücksicht nehmen.<br />
Ansatzpunkte hierfür sind die Förderung barrierefreier sowie generationen- und<br />
kulturübergreifender Infrastrukturen.<br />
Familienfreundliche Stadtpolitik<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> richtet ihre Stadtentwicklungspolitik grundsätzlich darauf aus,<br />
familienorientierte Angebote – sei es auf dem Wohnungsmarkt oder im sozialen,<br />
Bildungs- und freizeitbezogenen Bereich – zu fördern. Mit der im Juni 2006 erfolgten<br />
Gründung des lokalen Bündnisses für Familie „Familienfreundliches <strong>Guben</strong>“<br />
sind für die Bündelung vorhandener Angebote rund um das Thema Familie sowie<br />
Entwicklung neuer Ideen und deren Umsetzung geeignete Kooperationsstrukturen<br />
geschaffen worden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 115<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Nachhaltige und langfristig ausgerichtete Stadtentwicklung<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> richtet auch weiterhin ihre Stadtentwicklungspolitik grundsätzlich<br />
nachhaltig und langfristig aus. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Elemente<br />
dieser Politik müssen in Einklang gebracht werden. Maßnahmen, die auf die Erhöhung<br />
der Lebensqualität und wirtschaftliches Wachstum ausgerichtet sind, werden<br />
so gestaltet, dass die Möglichkeiten künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse<br />
zu befriedigen, nicht gefährdet werden. Aktuelle Entscheidungen werden<br />
auch im Hinblick auf die künftigen Entwicklungsspielräume und Handlungsnotwendigkeiten<br />
getroffen. Dementsprechend sind insb. folgende Aspekte von großer<br />
Bedeutung:<br />
• Berücksichtigung der Tragfähigkeit des globalen Ökosystems<br />
• Ressourcenschonung<br />
• Umweltbewusster und Verkehr vermeidender Flächenverbrauch<br />
• Förderung alternativer regenerativer Energieversorgung sowie Techniken zur<br />
Energieeinsparung<br />
• Berücksichtigung der Anforderungen, die sich aus demografischen Entwicklungsprozessen<br />
ergeben.<br />
Prioritäten setzen und räumlich konzentrieren<br />
Die Stadtentwicklungspolitik der Stadt <strong>Guben</strong> zeichnet sich dadurch aus, dass sie<br />
Prioritäten setzt. Versorgungsstandards und Leistungsangebote können nicht in<br />
allen Teilräumen der Gesamtstadt auf dem gleichen Niveau aufrechterhalten werden.<br />
Sichergestellt wird ein angepasstes und zumutbares Niveau der Daseinsvorsorge,<br />
das den jeweiligen teilräumlichen Nachfrage- und Auslastungsverhältnissen<br />
entspricht und sich an den jeweiligen Stärken orientiert. Die Maßnahmenfinanzierung<br />
wird sich zunehmend deutlicher an den Kriterien Wirtschaftlichkeit und Effizienzsteigerung<br />
orientieren. In diesem Zusammenhang gewinnt das Leistungsprinzip<br />
stärker an Bedeutung. Folgende Ansätze unterstützen dies:<br />
• Maßnahmen, die auf die Förderung wirtschaftlicher Potenziale bzw. die Erzielung<br />
wirtschaftlicher Effekte ausgerichtet sind, haben Vorrang.<br />
• Maßnahmen mit gesamtstädtischer Bedeutung haben Vorrang.<br />
• Innenentwicklung hat Vorrang vor Außenentwicklung.<br />
• Die Stadt- und Ortsteile übernehmen unterschiedliche Funktionen für die Gesamtstadt,<br />
die entsprechend ihrer Potenziale weiterentwickelt (LEADER) werden.<br />
• Vorrang bei infrastrukturellen Entscheidungen haben Stadtteile, welche für die<br />
gesamtstädtische Entwicklung eine herausgehobene Stellung haben.<br />
• Die Altstadt übernimmt wichtige Funktionen für die Identifikation, die Zukunftsentwicklung<br />
und die kommunalen Daseinsvorsorge. Angebote mit gesamtstädtischer<br />
Ausrichtung sind hier zu konzentrieren.<br />
• Eine räumliche Konzentration ist sektoral übergreifend anzusehen, d. h. alle<br />
sektoralen Strategien müssen sich in ihrer räumlichen Umsetzung diesem Entwicklungsgrundsatz<br />
unterordnen.<br />
• Angebote sollen – sofern möglich und sinnvoll – räumlich gebündelt werden.<br />
Hierdurch lassen sich Synergiewirkungen erzielen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 116<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Lebensqualität der Stadt sichern und Potenziale weiterentwickeln<br />
<strong>Guben</strong> verfügt über Rahmenbedingungen und Potenziale, die eine hohe Lebensqualität<br />
ermöglichen. Die Stadt <strong>Guben</strong> richtet ihre Stadtentwicklungspolitik so aus,<br />
dass die bestehenden städtischen Funktionen und die damit verbundene Lebensqualität<br />
auf einem angemessenen Niveau gesichert und endogene Potenziale zur<br />
Verbesserung dieser weiterentwickelt werden. Als weicher Standortfaktor gewinnt<br />
eine hohe Lebensqualität zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist<br />
Folgendes zu berücksichtigen:<br />
• Etablierte Infrastrukturen bzw. Institutionen sind als Basis künftiger Entwicklungsansätze<br />
zu verstehen und entsprechend zu fördern. Hierzu zählt auch die<br />
Sicherung der zentralörtlichen Einrichtungen, die eine Versorgungsfunktion für<br />
die Region übernehmen.<br />
• Eine aktive Innovations- und Bildungspolitik ist Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit,<br />
nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum sowie die Sicherung<br />
bzw. den Ausbau zukunftsorientierter Arbeitsplätze<br />
• Durch eine Bündelung bzw. Verbindung verschiedener Qualitäten lassen sich<br />
zusätzliche Potenziale schaffen und Synergieeffekte erzielen.<br />
• Für alle Generationen bleibt und wird der Wohn- und Lebensort <strong>Guben</strong> attraktiv.<br />
Transparente, aktivierende und kooperative Stadtentwicklungspolitik<br />
im regionalen Kontext<br />
<strong>Guben</strong> gestaltet seine Stadtentwicklungspolitik transparent und aktivierend und<br />
übernimmt Verantwortung für die Region. Aufgrund seiner Versorgungsfunktionen<br />
für das Umland praktiziert die Stadt seit jeher einen intensiven regionalen<br />
Austausch. Nur regionale Zusammenarbeit ermöglicht es, die Stadt und die Region<br />
überregional zu positionieren. Kooperationsstrukturen in der Region und zwischen<br />
verschiedenen Akteursgruppen sind dabei von entscheidender Bedeutung – auch<br />
für die Stärkung der regionalen Identität. In diesem Zusammenhang lassen sich<br />
folgende Ansatzpunkte benennen:<br />
• transparent gestaltete Kommunikationsstrukturen<br />
• Förderung von zivilgesellschaftlichem und unternehmerischen Engagement<br />
• Bildung wettbewerbsfähiger und innovativer regionaler Netzwerke<br />
• Einbeziehung bzw. Übertragung von kommunalen Aufgaben an Dritte ohne<br />
Qualitätsverlust im Sinne des Übergangs von der kommunalen „Erfüllungsverantwortung“<br />
zur „Gewährleistungsverantwortung“<br />
Integrierte Stadtentwicklungsstrategie<br />
Insgesamt verfolgt <strong>Guben</strong> eine integrierte Stadtentwicklungsstrategie, in der sektoral<br />
übergreifende, die jeweiligen Belange berücksichtigende Konzepte erarbeitet<br />
und mittels akteursgruppenübergreifender Kooperationsformen umgesetzt werden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 117<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
5.4 Strategische Entwicklungsziele<br />
Im Ergebnis der Analyse sowie aufbauend auf den Ergebnissen der Leitbildevaluation<br />
und unter Berücksichtigung der Entwicklungsgrundsätze werden nachfolgend<br />
strategische Entwicklungsziele der Stadt <strong>Guben</strong> dargestellt. Diese nehmen Bezug<br />
auf bzw. integrieren relevante regionale Entwicklungsziele. 25<br />
Abbildung 30: Entwicklungsgrundsätze und Entwicklungsziele der Stadt <strong>Guben</strong><br />
5.4.1 Wirtschaftliches Zentrum im deutsch-polnischen Grenzraum<br />
Branchenkompetenzen<br />
ausbauen und zukunftsfähige<br />
Arbeitsplätze schaffen<br />
<strong>Guben</strong> will sich als wirtschaftliches Zentrum der Region etablieren, seine Branchenkompetenzen<br />
erweitern und auch neue – wie z. B. die Profilierung als regionales<br />
Branchenkompetenzzentrum im Bereich der Biotechnologie – aufbauen.<br />
Durch eine aktive Wirtschaftsförderung werden einerseits ansässige Unternehmen<br />
gefördert und andererseits neue Investoren aktiv angeworben, sodass zukunftsorientierte<br />
Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. Ziel ist, das Industriegebiet<br />
zu einem Technologiepark mit ca. 2.350 Arbeitsplätzen und das Gewerbegebiet<br />
in ein Geschäftszentrum mit ca. 350 Arbeitsplätzen in den nächsten acht bis<br />
zehn Jahren auszubauen. Ansiedlungen erfolgen synergieorientiert. Im Rahmen<br />
dieses Entwicklungsprozesses sollen bis zu 800 neue Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden. Das bedarf nicht nur der Sicherung notwendiger Flächenpotenziale, sondern<br />
auch potenzieller Arbeitskräfte. Vorhandene Aktivitäten, in den Schulen frühzeitig<br />
eine wirtschaftsnahe Schulausbildung zu etablieren sind fortzusetzen und zu<br />
forcieren.<br />
25 z. B. Integriertes ländliches Entwicklungskonzept der Region Spree-Neiße/Cottbus
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 118<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Leistungsstarke und<br />
wettbewerbsfähige<br />
Infrastrukturbereitstellung<br />
Förderung kleinteiliger<br />
Wirtschaftsstruktur im<br />
Stadtzentrum<br />
Basis einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik sind leistungsstarke und günstige Infrastrukturen.<br />
Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts <strong>Guben</strong> weiterzuentwickeln,<br />
erfolgt die Energiebereitstellung durch ein eigenes Versorgungsunternehmen.<br />
Angestrebt werden kostendeckende, marktrelevante Preise für Infrastruktur<br />
und Service und die Gewährleistung einer „win-win“-Situation für alle<br />
ansässigen Unternehmen.<br />
Die Wirtschaftsstruktur der Stadt <strong>Guben</strong> ist deutlich von kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen geprägt. Deren Bestandssicherung und Förderung ist eine<br />
wesentliche Aufgabe der Wirtschaftsförderung dar. Zur Belebung des Stadtzentrums<br />
soll dort eine KMU-Förderung realisiert werden.<br />
5.4.2 Ein städtisches Zentrum in der Region<br />
Aufrechterhaltung der bipolaren<br />
Siedlungsstruktur, aber mit<br />
neuer Definition<br />
Altstadt als Zentrum und<br />
räumlicher<br />
Entwicklungsschwerpunkt für die<br />
Profilierung als Doppelstadt<br />
Vernetzung von Stadt- und<br />
Naturlandschaft entlang der<br />
Neiße<br />
Verkleinerung des<br />
Siedlungskörpers durch<br />
Entdichtung<br />
Die bipolare Stadtstruktur mit zwei etwa gleichgroßen Haupt-Siedlungsbereichen<br />
ist ein Kennzeichen der Stadt. Trotz der prognostizierten Bevölkerungsrückgänge<br />
kann diese Struktur, aufgrund der Bevölkerungsverteilung, nicht zur Disposition<br />
gestellt werden, aber es wird eine Verschiebung der Gewichte kommen. Die Dominanz<br />
der Obersprucke und mit ihr der Wohnkomplexe nimmt ab.<br />
Mit der prioritären Entwicklung der Altstadt, insbesondere dem Tuchmacherviertel,<br />
setzt die Stadt <strong>Guben</strong> einen deutlichen Akzent zur Stärkung der Unterstadt an der<br />
Neiße und wird durch die Charta für die „Zukunft der Doppelstadt“ bekräftigt,<br />
indem sich <strong>Guben</strong> und Gubin stadträumlich neu orientieren und ihre gemeinsame<br />
Entwicklung auf einander ausrichten. In <strong>Guben</strong> geschieht dies durch die Bündelung<br />
und Stärkung wichtiger, insbesondere gesamtstädtisch relevanter Funktionen<br />
(Dienstleistungsangebote, Einzelhandel, Wohnen, Tourismus, Kultur etc.) im Stadtzentrum.<br />
Davon ausgehend sind stabile Achsen zu entwickeln, um eine enge Verknüpfung<br />
der Altstadt einerseits mit dem Stadtzentrum Gubin und andererseits<br />
mit der Oberstadt zu gewährleisten. Dabei spielt die Barrierefreiheit eine wesentliche<br />
Rolle.<br />
Durch die Öffnung der Stadt zur Neiße werden wertvolle Landschaftsbereiche in<br />
das städtische Leben einbezogen, die zu einer intensiven Vernetzung von Stadtlandschaft<br />
und Naturlandschaft führen. Die Landschaftsräume erfahren eine gezielte<br />
Entwicklung, die positiv auf angrenzende Bereiche ausstrahlt und den Prozess<br />
der Innenstadtentfaltung weiter stärkt.<br />
Einher mit der verstärkten Fokussierung auf die Innenstadtentwicklung geht auch<br />
die im Zusammenhang mit der Fortsetzung des Stadtumbaus angestrebte Verkleinerung<br />
des Siedlungskörpers von den Rändern. Es gilt das Motto der „Innenentwicklung<br />
vor Außenentwicklung“. Die Reduzierung des strukturellen Wohnungsüberhangs<br />
konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die Wohnkomplexe und erfolgt<br />
dort nach Möglichkeit in den Randbereichen. Da flächenhafte Rückbaupotenziale<br />
nicht vorhanden sind, werden einzelne Bereiche entdichtet bzw. in städtebaulich<br />
hochwertigen Lagen Geschosse zurück gebaut. Wegen der Häufung der<br />
Wohnungsleerstände in den Obergeschossen des Geschosswohnungsbaus, werden<br />
zusätzlich insbesondere Stilllegungspotenziale aktiviert. Gleichzeitig ist das<br />
Wohnungsangebot stärker zu differenzieren. Dabei stehen der gute Ruf und die<br />
positive Entwicklung der einzelnen Stadtteile im Interesse aller Bürger und Entscheidungsträger.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 119<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Vielfalt für Profilierung als<br />
regionales Zentrum nutzen<br />
Insgesamt will sich die Stadt <strong>Guben</strong> als städtisches und anziehendes Zentrum der<br />
Region profilieren. Hierzu tragen alle Stadt- und Ortsteile mit ihrem individuellen<br />
Profil und einer speziellen Charakteristik zu einem vielfältigen Angebot an Lebensräumen<br />
und Qualitäten bei.<br />
5.4.3 Lebendiges Stadtzentrum mit Tradition<br />
Profilbildung Altstadt unter<br />
Berücksichtigung des<br />
industriellen Erbes<br />
Funktionsbündelung und<br />
Nutzungsintensivierung<br />
Erlebnisvielfalt und -qualität<br />
erhöhen<br />
Gastronomie- und<br />
Freizeitangebote sowie<br />
touristische Infrastruktur<br />
ausbauen – Management und<br />
Stadtmarketing sind wichtig<br />
<strong>Guben</strong> zeichnet sich dadurch aus, dass sie über Jahrzehnte kein Stadtzentrum<br />
aufwies und somit das Stadtzentrum ein Kind des 21. Jahrhunderts ist, sozusagen<br />
aus den Hinterlassenschaften einer ehemals blühenden Stadt, der ehemaligen<br />
Industrievorstadt, entsteht. Damit hat sich die Stadt das Ziel gesetzt, das historische<br />
und baukulturelle Erbe zu bewahren, in Wert zu setzen und eine neue Identität<br />
für die Stadt und ihre Bürger zu entwickeln. Ein wichtiges Instrument, um dieses<br />
Ziel zu erreichen, war die Ausweisung des Sanierungsgebiets 1993. Der Sanierungsprozess<br />
hat zwar zu sichtbaren Veränderungen geführt, muss aber konsequent<br />
weiter geführt werden, um das Gebiet nachhaltig zu stabilisieren und stadtbildprägende<br />
Gebäude zu erhalten.<br />
Gleichzeitig müssen vielfältige Funktionen in der Altstadt Ost gebündelt und gestärkt<br />
werden, um ein lebendiges und vielfältiges Zentrum zu entwickeln und um<br />
Synergieeffekte zu erzielen. Es müssen Anreize geschaffen werden, die mehr Menschen<br />
in die Stadt ziehen, zum Bummeln und Flanieren, aber insbesondere auch<br />
zum Leben. Um die Altstadt als Wohnstandort in ihrer Attraktivität zu steigern,<br />
sind interessante und abwechslungsreiche Wohnraumangebote zu schaffen, die<br />
durch entsprechende Maßnahmen im Wohnumfeld ergänzt werden. Die Altstadt<br />
und insbesondere das Tuchmacherviertel verfügen dabei über vielfältige Potenziale,<br />
sodass ein breites Spektrum an Nutzern angesprochen werden kann. Dazu bedarf<br />
es einer intensiven Förderung, um das baukulturelle Erbe zu erhalten, Kultur<br />
und Tourismusangebote zu etablieren und die Eigentumsbildung in der Altstadt zu<br />
forcieren.<br />
Um viele Menschen in die Altstadt zu locken, ist sie als Erlebnisstandort weiter zu<br />
entwickeln. Dazu tragen einerseits die unterschiedlichen kulturellen Angebote bei,<br />
die in und um der Promenade am Dreieck gebündelt worden sind. Zu ergänzen ist<br />
die Attraktivität der Altstadt im Bereich des Einzelhandels, der bei ausreichendem<br />
Flächenangebot und spezifischen Nutzungsmix dazu beträgt, Kundenpotenziale<br />
und Kundenfrequenz zu erhöhen. Darüber hinaus ist der Einzelhandelsstandort<br />
über weitere Attraktionen zu stärken, z. B. Aktionen mit Künstlern u. ä. m.<br />
Dienstleistungs- und Erlebnisangebote sind ausschlaggebend für eine hohe Aufenthaltsqualität.<br />
Dazu tragen vielfältige gastronomische Angebote ebenso bei wie<br />
Freizeitangebote und der Ausbau der touristischen Infrastruktur in der Innenstadt.<br />
Insgesamt ist bei Vielzahl der Aktivitäten zur Stärkung der Altstadt der Aufbau<br />
eines Innenstadtmanagements anzustreben, um Kräfte zu bündeln und um weitere<br />
Maßnahmen von gesamtstädtischer Bedeutung in der Altstadt zu konzentrieren.<br />
Über das Innenstadtmanagement muss ein Netzwerk gebildet und Vermarktungsstrategien<br />
entwickelt werden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 120<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
5.4.4 Wohnstadt mit Ausstrahlung<br />
Wohnzufriedenheit<br />
Vielfältiges Wohnraumangebot<br />
Altstadt West als Bindeglied<br />
zwischen Stadtzentrum und<br />
Oberstadt<br />
Qualifizierung der<br />
Wohnkomplexe als<br />
Wohnstandorte<br />
<strong>Guben</strong> hat seine Stadtentwicklungspolitik seit jeher darauf ausgerichtet, sich nicht<br />
nur als attraktiver Wirtschafts- sondern auch als Wohnstandort zu etablieren, um<br />
über eine hohe Wohnzufriedenheit die <strong>Guben</strong>er an ihre Stadt zu binden, andererseits<br />
aber auch durch ein attraktives Wohnangebot und Wohnumfeld neue Bürger<br />
wie z.B. Einpendler, weggezogene <strong>Guben</strong>er Bürger, Auszubildende, etc. zu gewinnen.<br />
Ein wesentliches Kriterium, um diese Ziel zu erreichen, ist dabei ein lebendiges<br />
und vielfältiges Stadtzentrum, das urbane und landschaftliche Qualitäten<br />
aufweist.<br />
Ein weiteres Qualitätsmerkmal wird künftig ein vielfältiges Wohnraumangebot<br />
sein, das den mannigfaltigen Lebensstilen Rechnung trägt und individuellen Bedürfnissen<br />
gerecht wird. Vor diesem Hintergrund soll einerseits eine sozialverträgliche<br />
Wohnraumversorgung sichergestellt, andererseits aber auch 1A-Wohnlagen<br />
entwickelt werden. Potenzial für hochwertiges Wohnen ist in den Villen der Altstadt<br />
Ost ebenso gegeben wie in den Industriebauten, die zu Loftwohnungen<br />
umgenutzt werden können. Darüber hinaus bestehen Wohnbaupotenziale in zentraler<br />
Lage des Stadtzentrums, die offensiv zu entwickeln und zu vermarkten sind,<br />
um den vergleichsweise hohen Wohnungsleerstand in der Altstadt Ost erheblich<br />
zu reduzieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Förderung der Eigentumsbildung<br />
in der Altstadt.<br />
Die Altstadt West zeichnet sich ebenso wie die Altstadt Ost durch einen umfangreichen<br />
Bestand an historischen Wohngebäuden aus. Ein Teil dieser Bestände ist<br />
Eigentum der örtlichen Unternehmen und weitgehend instand gesetzt. Demgegenüber<br />
weist der Bereich zwischen Grünstraße und Pestalozzistraße einen hohen<br />
Anteil privater Eigentümer und städtebauliche Defizite wie Gebäudeleerstand,<br />
unsanierte Gebäude, Baulücken auf. Im Interesse einer stärkeren Verknüpfung von<br />
Oberstadt und Unterstadt ist die Altstadt West als Bindeglied und Schnittstelle als<br />
Wohnstandort zu entwickeln.<br />
Die Wohnkomplexe werden heute noch überwiegend durch zwei Merkmale gekennzeichnet:<br />
Leerstand in den 3. und 4. Obergeschossen sowie Standardwohnungen,<br />
wobei sie unterschiedliche Charakteristiken aufweisen. Die weitere Qualifizierung<br />
der Wohnkomplexe erfolgt über eine kontinuierliche Fortsetzung der<br />
Rückbaumaßnahmen, in Verbindung mit Aufwertungsmaßnahmen im Bestand.<br />
Ansatzpunkte sind die Differenzierung des Wohnungsangebotes, die Schaffung<br />
bedürfnisgerechter Wohnumfelder, Anpassungsmaßnahmen im Bereich der infrastrukturellen<br />
Angebote, der Dienstleistungsangebote und auch der Verkehrsanbindung<br />
sowie die Sicherung einer sozialen Stabilität.<br />
5.4.5 Wichtiger Bildungsstandort der Region<br />
Breit gefächertes und auf<br />
wirtschaftliche/berufliche<br />
Perspektiven ausgerichtetes<br />
Bildungsangebot<br />
Die künftige Standortattraktivität der Stadt <strong>Guben</strong> wird sich u. a. maßgeblich von<br />
seiner Bedeutung als Bildungsstandort und seiner Ausstrahlung in die Region ableiten.<br />
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung gilt es über eine aktive<br />
Bildungspolitik qualitative Standards und Kompetenzen zu entwickeln, die den<br />
heutigen wie den künftigen wirtschaftlichen Anforderungen entsprechen. Dabei ist<br />
grundsätzlich Wert auf ein breit gefächertes qualitätsvolles Bildungsangebot für<br />
„Jung und Alt“ zu legen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 121<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Ausbau der grenzübergreifenden<br />
Potenziale als<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
Bestandssicherung durch<br />
regionale Ausstrahlung und<br />
Qualität<br />
Breite Akteurskooperation<br />
Vorbildfunktion kommt hierbei den vielfältigen grenzübergreifenden Kooperationsbeziehungen<br />
zwischen <strong>Guben</strong>er und Gubiner Kindergärten und allen Schulformen.<br />
<strong>Guben</strong> verfügt hier über ein bildungspolitisches Alleinstellungsmerkmal,<br />
das weit in die Region ausstrahlt. Dies gilt es zu bewahren und auszubauen, zumal<br />
es frühzeitig die Begegnung mit einer fremden Kultur ermöglicht.<br />
Ziel ist es, durch einen hohen Bildungsstandard einerseits den Bestand der Bildungseinrichtungen<br />
durch eine hohe Nachfrage aus der Region zu sichern. Andererseits<br />
soll die Quote der Schulabbrecher reduziert und ganz allgemein die Beschäftigungsfähigkeit<br />
der Bevölkerung verbessert werden. Zu einer zukunftsgerechten<br />
Schul- und Allgemeinbildung gehört neben dem Erwerb der Fach- und<br />
Schlüsselkompetenzen insbesondere auch die Persönlichkeitsbildung. Dies sichert<br />
nicht nur den Bestand der örtlichen Unternehmen, sondern eröffnet jungen Menschen<br />
die Chance ihren Lebensmittelpunkt in <strong>Guben</strong> zu gestalten.<br />
Dazu benötigen die Schulen ein engagiertes Kollegium, Planungssicherheit und<br />
finanzielle Eigenständigkeit zur Entwicklung und Umsetzung individueller Konzepte.<br />
Zusätzlich werden die Eltern und vielfältige Akteure aus Bildungsträgern und<br />
Wirtschaft in den Bildungsprozess integriert. Durch eine frühzeitige, konsequente<br />
und langfristige Zusammenarbeit soll das Netzwerk »Schule Wirtschaft« entsprechend<br />
weiter entwickelt werden. Es soll dazu beitragen, dass einerseits über ansässige<br />
Unternehmen, nachgefragte Berufsbilder und potenzielle Ausbildungsmöglichkeiten<br />
in der Stadt informiert wird. Andererseits sollen Unternehmen Einblick in<br />
das Bildungssystem erhalten und über unterschiedliche Kooperationen mit den<br />
Schulen auf Bildungsinhalte Einfluss nehmen. Dies wiederum schafft Voraussetzungen<br />
zur frühzeitigen Förderung unternehmerischen Denkens und Handelns, zu<br />
mehr Selbständigkeit und Eigenverantwortung, aber auch Engagement und Heimatverbundenheit.<br />
Zu ergänzen ist das Bildungsnetzwerk durch Kooperationen<br />
mit Hochschulen sowie berufsbegleitende Weiterbildungseinrichtungen. Es gilt<br />
dabei frühzeitig für „lebenslanges Lernen“ zu sensibilisieren und entsprechende<br />
Angebote zu entwickeln, die einen leichten Zugang für Jedermann ermögliche.<br />
5.4.6 Sicherung der infrastrukturellen Versorgung<br />
Versorgungsfunktionen für die<br />
Stadt und Region übernehmen –<br />
Erreichbarkeit optimal gestalten<br />
Empfangssituationen gestalten<br />
<strong>Guben</strong> positioniert und profiliert sich als starkes Mittelzentrum. Dazu gehört insbesondere<br />
die Sicherung von wichtigen Versorgungsfunktionen für die Bürger der<br />
Stadt und insbesondere der Region. Um diese Versorgungsfunktionen wahrnehmen<br />
zu können, muss die Erreichbarkeit optimal gestaltet sein. Dazu sind innovative<br />
Lösungen zu entwickeln, die den Rahmenbedingungen des demografischen<br />
Wandels und der reduzierten Finanzmittel Rechnung tragen. Gleichzeitig sind die<br />
Angebote so weit wie möglich barrierefrei zu gestalten. Dies erfordert mittel- mit<br />
langfristig die Instandsetzung weiterer Straßen im Umland, um den Einsatz von<br />
Niederflurbussen zu gewährleisten. Neben dem bestehenden ÖPNV-Angebot ist<br />
eine überregionale Linie zu etablieren, die zwischen den Oberzentren Cottbus und<br />
Zielona Gora pendelt und Zubringerdienste zum Bahnhof <strong>Guben</strong> übernimmt. Die<br />
Vertaktung der Verkehrssysteme ist Voraussetzung für eine hohe Attraktivität und<br />
Nachfrage der Nutzer.<br />
Um den Stellenwert des ÖPNV und des Schienenverkehrs und damit den Umweltverbund<br />
im Allgemeinen in der öffentlichen Wahrnehmung zu verbessern, ist das<br />
Bahnhofsgebäude zu revitalisieren. Als repräsentatives Bauwerk mit guter Bausubstanz<br />
ist es als „Empfangsgebäude“ bzw. Eingangssituation in die Stadt prädesti-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 122<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
niert. Zusätzlich sind mittel- bis langfristig die östlich des Bahnhofsgebäudes gelegenen<br />
Gleise aufzulassen, um eine attraktive Anbindung des Bahnhofs zum Stadtzentrum<br />
herzustellen.<br />
Gesundheitsstützpunkt<br />
An Attraktivität gewinnt die Stadt <strong>Guben</strong> darüber hinaus als Gesundheitsstützpunkt.<br />
Um diese Qualität zu sichern, ist kurz- bis mittelfristig dafür Sorge zu tragen,<br />
dass sich ausreichend Allgemeinmediziner und Fachärzte in der Stadt niederlassen.<br />
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung gewinnt dieser<br />
Infrastrukturaspekt zunehmend an Bedeutung.<br />
5.4.7 Neue kulturelle und touristische Qualitäten<br />
Industriegeschichte und<br />
-architektur als besonderes<br />
Vermarktungspotenzial<br />
Breites kulturelles Angebot als<br />
Basis für hohe Lebensqualität<br />
Regionale Vernetzung kultureller<br />
und touristischer Potenziale<br />
Infrastruktur für<br />
Radwandertourismus ausbauen<br />
und Wassertourismus aufbauen<br />
<strong>Guben</strong> hat durch sein Engagement in der Altstadt Ost zur Entwicklung des Stadtzentrums<br />
den Grundstein gelegt, das historische Erbe, das nur zu einem vergleichsweise<br />
geringen Teil erhalten geblieben ist, wieder in Wert zu setzen. Durch<br />
den weitgehenden Erhalt der historischen Gebäude und die Umnutzung der Industriearchitektur<br />
erschließt sich der Stadt die Baukultur als Marketingthema. In<br />
Verbindung mit der Öffnung der Stadt zur Neiße und deren Integration in das<br />
Stadtbild von der Eisenbahnbrücke bis zum Krankenhaus erfolgt eine intensive<br />
Vernetzung von Stadtlandschaft und Kulturlandschaft.<br />
Diese Entwicklung schafft neue Qualitäten, die es weiter zu entwickeln gilt. Dies<br />
umfasst die Sicherung der historischen Bausubstanz ebenso wie die Naturraumpotenziale.<br />
Die Basis des Kulturangebotes sind die vielfältigen, vorhandenen kulturellen<br />
Einrichtungen, die ergänzt werden durch Angebote von Sportvereinen und<br />
Freizeiteinrichtungen für Jung und Alt. Sie sind zur Erhöhung der Lebensqualität in<br />
erster Linie für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu entwickeln und weiter<br />
auszubauen. Als weicher Standortfaktor ist sie für die Entwicklung einer attraktiven<br />
Stadt von ebenso großer Bedeutung wie das Angebot an Arbeitsplätzen oder<br />
Wohnungen.<br />
Die Ansiedlung des Plastinariums in einem ehemaligen Industriegebäude der Altstadt<br />
hat die touristische Qualität der Stadt erheblich verbessert. Reiseunternehmen<br />
nehmen die Stadt <strong>Guben</strong> gezielt in ihr Programm auf und bringen mehr Touristen<br />
in die Stadt. Ziel ist es, die Stadt in Verbindung mit der Region als touristisches<br />
Ziel – wenn auch auf niedrigerem Niveau – zu stärken. Dazu sollen die verschiedenen<br />
kulturellen und touristischen Angebote der Stadt auf kommunaler wie<br />
auch auf regionaler Ebene stärker miteinander vernetzt werden. Dies eröffnet die<br />
Möglichkeit Angebotspakete zu schnüren, die nicht nur neue Zielgruppen erschließen,<br />
sondern auch die Aufenthaltsdauer der Gäste verlängert.<br />
Ein weiteres touristisches Standbein ist die Anbindung der Stadt an den überregionalen<br />
Oder-Neiße-Fernradwanderweg. In Bezug auf den Radwandertourismus sind<br />
bestehende infrastrukturelle Defizite zu beseitigen. Dazu zählt insbesondere die<br />
Erweiterung des gastronomischen Angebotes wie auch der Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
insbesondere in oder nahe der Innenstadt. Über den Umbau der <strong>Guben</strong>er<br />
Wolle und die damit verbundene Zugänglichkeit der Neiße mitten in der Stadt<br />
eröffnen Entwicklungspotenziale im Bereich des Wassertourismus. Dafür ist die<br />
entsprechende Infrastruktur wie Anlegestellen, Bootsverleih etc. zu schaffen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 123<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
5.4.8 Zusammenwachsen: Menschen – Kulturen – Naturen<br />
Kulturellen europäischen<br />
Integrationsprozess befördern<br />
unter Bewahrung der<br />
regionalspezifischen Aspekte<br />
Verbindung Baukultur und<br />
Naturkultur<br />
Vor dem Hintergrund der EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung strebt die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> in Kooperation mit Gubin, fünf weiteren Gemeinden bzw. Ämtern und drei<br />
Euroregionen unter dem Leitthema „Zusammenwachsen – Menschen – Kulturen –<br />
Naturen“ an, den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen europäischen<br />
Integrationsprozess voranzutreiben. Dabei wird auf die Bewahrung und Entwicklung<br />
von regionalspezifischen und geistig-kulturellen Aspekten besonderer Wert<br />
gelegt. Es wird dem ganzheitlichen Ansatz dem Wandel der europäischen Naturund<br />
Kulturlandschaften ebenso entsprochen wie den Anforderungen zur nachhaltigen,<br />
ökologischen Siedlungs- und Raumentwicklung urbaner Metropolen. Der<br />
Wandel von der Agrar- und Industriegesellschaft vergangener Jahrzehnte zu einer<br />
globalen Dienstleistungsgesellschaft mit nachhaltigem demografischen Wandel<br />
führt in vielen Regionen Europas zu tief greifenden strukturellen, landschaftlichen<br />
und kulturellen Veränderungen. Dieser Wandel bedeutet große Chancen. In Zukunft<br />
gilt es neben den bisher prägenden Aufgaben Gärten, Park-, Freizeit-, Spielund<br />
Sportanlagen im Wohn- und Arbeitsumfeld der Menschen zu errichten und zu<br />
pflegen, auch am Um- und Aufbau regionaler und heimischer Kulturlandschaften<br />
prägend mitzuwirken.<br />
Durch die Initiierung von räumlich verteilten und inhaltlich unterschiedliche strukturierten<br />
Projekten in den Bereichen Naturkultur und Baukultur, sollen über die In-<br />
Wert-Setzung der regionalen Entwicklungspotenziale alle für die Wirtschaftsförderung,<br />
die Tourismusentwicklung und regionale Identitäten schaffenden Initiativen<br />
zu einem Gesamtwerk entwickelt werden. In <strong>Guben</strong> konzentrieren sich die Projekte<br />
im Wesentlichen auf das Neißetal und die Altstadt, um eine intensivere Vernetzung<br />
mit der Nachbarstadt Gubin zu erzielen.<br />
5.4.9 Starke Stadt <strong>Guben</strong> – aktives Gemeinwesen<br />
Aktive Beteiligung und<br />
vielfältiges Engagement<br />
Identifikation und<br />
Verantwortungsbereitschaft<br />
Bürgerfreundliche Kommune<br />
Ein Gemeinwesen zeichnet sich dadurch aus, das sich Bürger am Stadtleben und<br />
kommunalen Entscheidungsprozessen aktiv beteiligen und sich für die Kommune<br />
und ihre Menschen in vielfältiger Weise engagieren. Vor dem Hintergrund des<br />
demografischen Wandels und den damit verbundenen Tendenzen einer sozialen<br />
Segregation, bedarf es der gesellschaftlichen Verantwortung, den Zusammenhalt<br />
des Gemeinwesens zu sichern und den Dialog zwischen den Generationen und<br />
anderen Bevölkerungsgruppen zu bewahren. Dies kann über ein politisches Mandat<br />
und andere kooperative Formen erfolgen. Voraussetzung zur Stärkung der<br />
bürgerschaftlichen Mitgestaltung sind Transparenz und Informationen zur Stadtpolitik<br />
und vor allem Möglichkeiten zur Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt.<br />
Ein erkennbares Angebot an Identifikationsmöglichkeiten ist Voraussetzung zur<br />
Übernahme von Verantwortungsbereitschaft. Dazu bedarf es in besonderem Maße<br />
Transparenz, Information, Kommunikation, Konsens über die grundlegenden Ziele<br />
der Stadtpolitik sowie Freiräume diese auszugestalten. Am Grad der Verwirklichung<br />
dieser Ziele wie Gleichstellung, Familienorientierung, Zukunft der Kinder,<br />
Umweltschutz, Schutz der Vielfalt der Lebensweisen, Toleranz und Schutz der<br />
Minderheiten und lebenswerte Städte werden die Gebote der Bürgernähe und der<br />
Bürgerbeteiligung überprüfbar.<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> unterstützt deshalb zivilgesellschaftliches Engagements und verfügt<br />
über verschiedene Netzwerke, die es zu stärken und weiter zu entwickeln gilt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 124<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Sie sind die Grundlage für eine bürgerfreundliche Stadt. Mit dem Servicecenter<br />
bietet die Stadt als kommunaler Dienstleister alle Aktivitäten aus einer Hand an.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 125<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
6 Räumliche Ziele<br />
6.1 Stadt-/ Ortsteilprofile und -perspektiven<br />
Tabelle 15: Leitmotive und Perspektiven der Stadt- und Ortsteile<br />
Stadt-/Ortsteil Analyse Leitmotiv und Perspektiven<br />
Altstadt Ost<br />
Altstadt West<br />
WK I<br />
WK II<br />
• Konzentration der gesamtstädtisch und regional<br />
bedeutsamen Einrichtungen<br />
• Relativ hoher Leerstand<br />
• Anhaltender Sanierungsbedarf<br />
• Hoher Anteil Gewerbebrache<br />
• Relativ geringer Anteil an Einzelhandelsfläche<br />
• Geringer Anteil Wohnbevölkerung<br />
• Jüngster Stadtteil<br />
• Bevölkerungszuwachs durch Zuzug, insbesondere<br />
Senioren und Familien<br />
• Hoher Anteil historischer Bausubstanz sowie<br />
Denkmalschutzbereich<br />
• Teilweise hoher Sanierungsbedarf und hoher<br />
Anteil Baulücken<br />
• Sehr hohe Fluktuation im Erhaltungsgebiet, d.h.<br />
höchster Anteil an externen Zuzügen, Ausgleich<br />
erfolgt durch interne Zuzüge aus WK IV - Reichenbacher<br />
Berg, Altstadt Ost und WK II<br />
• Unauffälliger Stadtteil ohne besonderes Profil und<br />
hoher sozialer Stabilität<br />
• Zweitältester Stadtteil<br />
• Konzentration von Sporteinrichtungen<br />
• Relativ hohe Bevölkerungsverluste<br />
• Nachbarschaft zum Industriegebiet<br />
• Höchstes Durchschnittsalter<br />
• Potenzieller Leerstandsschwerpunkt<br />
• Attraktiver grüner und kleinteiliger Stadtteil<br />
• Weite Wege zum Stadtzentrum<br />
Kleinteiliges, lebendiges und vielfältiges Stadtzentrum<br />
für Jung und Alt<br />
• Regionale und gesamtstädtische Ausstrahlung<br />
• Konzentration von Infrastruktureinrichtung mit<br />
gesamtstädtischer bzw. regionaler Bedeutung<br />
• Hohes Entwicklungspotenzial als qualitativer-<br />
Wohn- und Dienstleistungsstandort<br />
• Hohes touristisches Potenzial, mit weiterem Ausbau<br />
der touristischen Infrastruktur<br />
• Verdichtung der infrastrukturellen Ausstattung<br />
• Sicherung und Verbesserung der Angebote der<br />
kleinteiligen serviceorientierten Gewerbestruktur<br />
Stadtteil mit hoher Lagegunst zum Stadtzentrum<br />
• Bindeglied zwischen Altstadt Ost und den übrigen<br />
Stadtteilen<br />
• Entwicklungspotenziale als Wohnstandort stärken<br />
• Ansiedlungsschwerpunkt von Einzelhandel bis<br />
700 qm Verkaufsfläche<br />
Wohngebiet in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zum Industriegebiet, der Altstadt und zum<br />
Sportzentrum Kaltenborner Straße<br />
• Entwicklung der qualitativen Freizeit- und Sportorientierten<br />
Leistungsangebote in Verbindung mit<br />
bedarfs- und nutzerbezogenen Wohnangeboten<br />
• Sicherung und Verbesserung der kleinteilige<br />
Dienstleistungsangebote<br />
Wohngebiet mit hohem Landschaftsbezug<br />
• Hoher Anteil an seniorengerechtem Wohnen und<br />
Betreuungsangeboten<br />
• Sicherung der Servicenahen Dienstleistungen und<br />
Angebote im Bereich Seniorenwohnen<br />
• Produktbezogene Entwicklung der Wohnstrukturen<br />
• Verbesserung der nutzerbezogenen Wohnqualitäten
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 126<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Stadt-/Ortsteil Analyse Leitmotiv und Perspektiven<br />
WK IV - Reichenbacher<br />
Berg<br />
• Hohe Bevölkerungsverluste<br />
• Soziale Brennpunkte<br />
• Hoher Bestand an Bildungsinfrastruktur<br />
• Bindeglied zwischen Reichenbach, WK II und<br />
Altsprucke<br />
Modernisierter Wohn- und Infrastrukturstandort<br />
• Trotz hoher Bevölkerungsverluste wichtiger<br />
Wohnstandort, der sich dem Strukturwandel stellt<br />
• stark durchgrünter Stadtteil<br />
• sehr gute infrastrukturelle Ausstattung<br />
• Angebote an neuen Wohn- und Produktqualitäten<br />
• Sicherung und qualitative Erweiterung der kommunalen<br />
sozialen Infrastruktur<br />
Altsprucke • Historisch gewachsenes Einfamilienhausgebiet Gewachsener Standort<br />
• Individuelle, dörfliche Wohnform und Einfamilienhausgebiet<br />
Dörfer<br />
• Bresinchen<br />
• Deulowitz<br />
• Groß Breesen<br />
• Schlagsdorf<br />
• Kaltenborn<br />
• Reichenbach<br />
Detaillierungen im weiteren<br />
Verfahren<br />
• Dörflicher Charakter, in attraktivem Landschaftsraum<br />
mit unterschiedlichen Strukturen<br />
• Relativ stabile Bevölkerungsentwicklung<br />
Gewachsene Standorte<br />
• Individuelle, dörfliche Wohnform<br />
• Sicherung des dörflichen Gemeinschaftslebens<br />
• Naherholungsgebiet Kiessee in Bresinchen<br />
• Touristenstützpunkt Deulowitzer See<br />
• Kaltenborner Berge<br />
• Funktionsteilung zwischen den Dörfern<br />
• Integration in das kommunale Leben<br />
• Stärkung und Sicherung der standortgebundenen<br />
Funktionen<br />
Eine detaillierte Darstellung zu den einzelnen Stadt- und Ortsteilen hinsichtlich<br />
ihrer Stärken und Schwächen, ihrer Entwicklungspotenziale sowie -schwerpunkte<br />
in Form eines komprimierten Profils erfolgt im weiteren Verfahren.<br />
6.2 Räumliches Leitbild<br />
Das räumliche Leitbild verdeutlicht die langjährigen Entwicklungsschwerpunkte der<br />
Stadt, zu denen folgende Bereiche zählen:<br />
• Altstadt<br />
• Wohnkomplexe<br />
• Industriegebiet Süd.<br />
Während sich die Entwicklungsschwerpunkte seit Beginn des Stadtumbauprozesses<br />
nicht verändert haben, so nehmen sie doch heute hinsichtlich ihrer Priorität<br />
eine andere Rangfolge ein. 2002 stand im Vordergrund des Stadtumbaus, einerseits<br />
die wirtschaftliche Basis der Stadt zu sichern, d.h. das Industriegebiet den<br />
modernen Anforderungen anzupassen, und andererseits das Image der Wohnkomplexe<br />
zu verbessern, d.h. in erster Linie den Wohnungsleerstand zu reduzieren.<br />
Anfang 2007 sind diese Ziele weitgehend erreicht und der Maßnahmenkatalog<br />
weitgehend umgesetzt. Allerdings wird die Entwicklung der Gebiete weiterhin<br />
genau beobachtet, um evtl. notwendigen Handlungsbedarf frühzeitig zu erkennen<br />
und gegenzusteuern. Höchste Priorität kommt nunmehr verstärkt allein der Altstadt<br />
und der Entwicklung des Stadtzentrums zu.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 127<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 31:<br />
Räumliches Leitbild für die Stadt<br />
<strong>Guben</strong><br />
6.3 Schwerpunktgebiete – räumliche Prioritäten<br />
Im Folgenden werden räumliche Schwerpunktgebiete dargestellt, die im Zusammenhang<br />
mit städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen, Stadtumbaumaßnahmen<br />
und der Wohnraumförderung Vorrang genießen.<br />
6.3.1 Sanierungsgebiete<br />
Zwei förmlich festgelegte<br />
Sanierungsgebiete<br />
In <strong>Guben</strong> sind förmlich zwei Gebiete als Sanierungsgebiete festgesetzt worden.<br />
Dabei handelt es sich zum einen um das „Stadtzentrum“, die Altstadt Ost, und<br />
zum anderen um den Wohnkomplex WK IV – Reichenbacher Berg. Die Ausweisung<br />
des WK IV – Reichenbacher Berg erfolgte 1998 und hatte maßgeblich die<br />
Umsetzung von Ordnungsmaßnahmen zum Ziel. Mit Aufnahme der Stadt <strong>Guben</strong><br />
in das Förderprogramm Stadtumbau Ost im Jahr 2001 ging das Sanierungsgebiet<br />
WK IV – Reichenbacher Berg in der Stadtumbaukulisse auf.<br />
Sanierungsgebiet "Stadtzentrum"<br />
Das Sanierungsgebiet „Stadtzentrum“ umfasst eine Fläche von 41,1 ha und mit<br />
den Förderprogrammen „Zukunft im Stadtteil“ (ZiS) sowie „Stadtumbau Ost“<br />
überlagert, sowie weiteren Fördermitteln wie INTERREG und GVFG ergänzt, um<br />
dem breit gefächerten Aufgabenspektrum gerecht zu werden.<br />
Erreichte Sanierungsziele<br />
Wenngleich in der Altstadt schon wichtige Erfolge hinsichtlich der Umsetzung der<br />
Sanierungsziele erreicht werden konnte, besteht weiterhin ein hoher Handlungsbedarf<br />
(siehe 0). Von den privaten Sanierungsmaßnahmen sind ca.<br />
50 %umgesetzt. Sie konzentrieren sich bislang auf die Frankfurter Straße, die
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 128<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Kirchstraße, die Berliner Straße und die Schulstraße. Darüber hinaus wurden Ordnungsmaßnahmen<br />
sowie mit Unterstützung weiterer Förderprogramm im öffentlichen<br />
Raum durchgeführt.<br />
Nach Abschluss der ZiS-Projekte ist die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen<br />
derzeit stark mit dem Stadtumbau verknüpft.<br />
Künftiger Handlungsbedarf<br />
Abbildung 32<br />
Sanierungsgebiet WK IV /<br />
Reichenbacher Berg und Altstadt<br />
Ost<br />
Die Fortsetzung des Sanierungsprozesses ist zur weiteren Aufwertung der Altstadt<br />
als Wohnstandort und Stadtzentrum dringend erforderlich. Zusätzlich sind attraktive<br />
und erlebnisreiche Wegeverbindung zu erstellen, um eine Verknüpfung einerseits<br />
mit Gubin und andererseits mit der angrenzenden Altstadt West und darüber<br />
hinaus mit der Obersprucke zu erzielen. Im Ergebnis unterstützt dies eine bessere<br />
Vermarktung des Stadtzentrums. (siehe 5.4 strategische Entwicklungsziele, 6<br />
Räumliche Ziele sowie abgeleitete Schlüsselmaßnahmen) Um Entwicklungsimpulse<br />
zu konzentrieren und damit nachhaltige Effekte für die Innenstadt wie für die Gesamtstadt<br />
zu erzielen, wird innerhalb des Sanierungsgebietes „Stadtzentrum“ mit<br />
dem „Tuchmacherviertel“ ein prioritärer Entwicklungsbereich definiert.<br />
Sanierung Altstadt<br />
Ost und WK IV<br />
6.3.2 Stadtumbaugebiete<br />
Schwerpunkträume des Stadtumbaus<br />
Im Rahmen des Stadtumbaukonzeptes 2002 und seiner Fortschreibung 2004 wurden<br />
insgesamt 6 Gebietskategorien festgelegt, die nach Handlungsprioritäten differenziert<br />
waren. Handlungspriorität kam insbesondere der Altstadt Ost und dem<br />
Schrumpfungsgebiet WK IV – Reichenbacher Berg zu, während die Wohngebiete<br />
WK I und WK II, als auch die Einfamilienhausgebiete aus damaliger Sicht noch von<br />
nachrangiger Bedeutung waren.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 129<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Beibehaltung der<br />
Gebietskategorien für die<br />
Altstadt Ost und die Altstadt<br />
West und Zusammenfassung der<br />
Wohnkomplexe in einer<br />
Gebietskategorie<br />
Im Ergebnis des Stadtumbauprozesses haben sich die Handlungsprioritäten bezüglich<br />
der Wohnkomplexe etwas verändert, indem sie in ihrer Priorität gleichrangig<br />
behandelt werden, da sie alle gleichermaßen von Wohnungsleerständen in den<br />
Obergeschossen betroffen sind, die Maßnahmen zur Konsolidierung des Wohnungsmarktes<br />
und Stabilisierung der Wohngebiete erforderlich machen. Die Gebietskategorien<br />
für die Altstadt Ost und die Altstadt West als Umstrukturierungsgebiet<br />
höchster Priorität bzw. Erhaltungsgebiet bleiben ebenso bestehen wie die<br />
Festlegung der konsolidierten Gebiete.<br />
Abbildung 33:<br />
Schwerpunkträume des<br />
Stadtumbaus<br />
Rückbau<br />
Die Entwicklungsabsichten im Bereich der Schwerpunkträume des Stadtumbaus<br />
konzentrieren sich gemäß Stadtumbauplan 2007 für den Bereich Rückbau auf die<br />
Umstrukturierungsgebiete, die Wohnkomplexe I, II und IV. Nach intensiver Abstimmung<br />
mit den Wohnungsmarktakteuren wurde für den Zeitraum 2007 bis<br />
2020 ist ein Rückbauvolumen von insgesamt 1.133 WE benannt. Davon entfallen<br />
345 WE auf Stillegungs- und 788 WE auf Abrissmaßnahmen.<br />
Von den Abrissmaßnahmen sind bereits 300 WE adressscharf lokalisiert, die bis<br />
2008 durchgeführt werden. Davon befinden sich 254 WE in den Wohnkomplexen<br />
I, II und IV. Sie werden zu ca. 58 % (147 WE) durch Komplettrückbau, die übrigen<br />
42 % (107 WE) durch Geschossrückbau vom Markt genommen. Die Gebäude, die<br />
für den Geschossrückbau vorgesehen sind, befinden sich an wichtigen Haupter-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 130<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
schließungsstraßen im WK IV - Reichenbacher Berg wie der Stadt. Die Bestände<br />
werden durch die Reduzierung der Geschossigkeit in ihrem Wohnwert weiter<br />
attraktiviert und tragen zu einer weiteren Stabilisierung des Wohngebietes bei.<br />
Der Rückbau weiterer 46 WE ist in der Altstadt West geplant. Davon entfallen 20<br />
WE auf kleinteilige, nicht mehr marktfähige Objekte und 26 WE auf einen Geschossbau,<br />
der am westlichen Rand des Wohngebietes, im Übergangsbereich zum<br />
Grünzug „<strong>Guben</strong>er Fließtäler“ gelegen ist.<br />
Die 488 noch nicht adressscharf benannten Abrissmaßnahmen sind alle in den<br />
Wohnkomplexen I, II und IV vorgesehen. Ca. 290 WE (ca. 60 %) entfallen auf den<br />
WK II, 23 % (ca. 110 WE) auf den WK I und 18 % (ca. 88 WE) auf den WK IV -<br />
Reichenbacher Berg. Ca. 80 % der noch nicht adressscharf benannten Abrissmaßnahmen<br />
sind für den Zeitraum 2014 bis 2020 eingeplant.<br />
Die geplanten Stilllegungsmaßnahmen von derzeit ca. 345 WE bis 2020 konzentrieren<br />
sich zu 44 % (ca. 150 WE) auf den WK IV - Reichenbacher Berg, in dem<br />
sich die Mehrzahl der fünfgeschossigen Gebäude der Stadt befindet. 27 % entfallen<br />
auf den WK II (ca. 90 WE), 21 % auf den WK I (ca. 70 WE). Nur 30 WE (ca.<br />
8 %) sollen im WK III, das als Schwerpunktraum in die Altstadt West integriert ist,<br />
stillgelegt werden. Zeitlich werden die Stilllegungsmaßnahmen zu ca. 50 % bis<br />
2013, die übrigen bis 2020 durchgeführt.<br />
Tabelle 16:<br />
Differenzierung des<br />
Rückbauvolumens nach<br />
Zeiträumen und Stadtteilen<br />
Rückbauzeitraum<br />
Altstadt<br />
Ost<br />
Altstadt<br />
West<br />
Rückbauvolumen in WE<br />
WK I WK II WK IV -<br />
Reichenbacher<br />
Berg<br />
Gesamt<br />
Bis 2006 87 27 224 0 1.592 1.930<br />
2007 – 2013 5 46 92 279 148 570<br />
- adressscharf<br />
- noch nicht<br />
adressscharf<br />
5 46 40 147 67 305<br />
0 0 0 80 0 80<br />
- Stilllegung 0 0 52 52 81 185<br />
2014 - 2020 0 30 132 249 157 568<br />
- adressscharf<br />
- noch nicht<br />
adressscharf<br />
0 0 0 0 0 0<br />
0 0 112 209 87 408<br />
- Stilllegung 0 30 20 40 70 160<br />
Summe 92 103 448 528 1.897 3.068
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 131<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 34: Geplante Rückbaumaßnahme in der Altstadt West (Quelle: Stadtumbauplan 2007)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 132<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 35: Geplante Rückbaumaßnahme im WK I (Quelle: Stadtumbauplan 2007)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 133<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 36: Geplante Rückbaumaßnahme im WKII (Quelle: Stadtumbauplan 2007)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 134<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 37: Geplante Rückbaumaßnahme im WKIV – Reichenbacher Berg (Quelle: Stadtumbauplan 2007)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 135<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 38: Wohnungsprognose – Leitbild- und Stagnationsszenario<br />
Wohnungsmarktprognose <strong>Guben</strong> - Leitbildszenario<br />
Bearbeitungsstand: 12. Juni 2007<br />
BASIS PROGNOSE<br />
Annahme 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Summe<br />
EINWOHNER<br />
Einwohner (Hauptwohnsitz) EW 20.568 20.301 20.079 19.901 19.744 19.581 19.414 19.242 19.063 18.877 18.710 18.536 18.354 18.164 17.966<br />
Anzahl Zweitwohnsitzer 6,6% EW 1.359 1.341 1.327 1.315 1.305 1.294 1.283 1.271 1.260 1.247 1.236 1.225 1.213 1.200 1.187<br />
davon wohnraumnachfragend 50,0% EW 680 671 663 657 652 647 641 636 630 624 618 612 606 600 594<br />
Anzahl Haushalte (Zweitwohnsitze, 1,8 EW/HH) 378 373 369 365 362 359 356 353 350 346 343 340 337 333 330<br />
wohnraumnachfragende EINWOHNER EW 21.248 20.972 20.742 20.559 20.396 20.228 20.056 19.877 19.692 19.501 19.328 19.148 18.960 18.764 18.559<br />
HAUSHALTE<br />
Anzahl Haushalte (bewohnte Wohnungen) HH 9.755 9.674 9.614 9.575 9.545 9.467 9.431 9.393 9.306 9.261 9.224 9.138 9.048 8.999 8.901<br />
Haushaltsgröße EW/HH 2,11 2,10 2,09 2,08 2,07 2,07 2,06 2,05 2,05 2,04 2,03 2,03 2,03 2,02 2,02<br />
WOHNUNGSMARKT [OHNE STADTUMBAU]<br />
Anzahl Wohneinheiten Bestand HH 11.520<br />
WOHNUNGSÜBERHANG<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.765 1.838 1.890 1.921 1.943 2.013 2.041 2.071 2.150 2.188 2.217 2.295 2.376 2.418 2.508<br />
Leerstandsquote % 15,3% 16,0% 16,4% 16,7% 16,9% 17,5% 17,8% 18,1% 18,8% 19,1% 19,4% 20,1% 20,8% 21,2% 22,0%<br />
WOHNUNGSMARKT [MIT STADTUMBAU]<br />
STADTUMBAU - adressscharf<br />
adressscharfer WE-Rückbau WE 90 212 3 305<br />
adressscharfer WE-Abgang<br />
WE<br />
(Stilllegungen, Umnutzungen, Zusammenlegungen)<br />
0<br />
adressscharfer WE-Abgang gesamt WE 90 212 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 305<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.422 11.202 11.191 11.183 11.175 11.167 11.159 11.151 11.143 11.135 11.127 11.120 11.112 11.104<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.748 1.588 1.616 1.638 1.708 1.736 1.766 1.845 1.883 1.912 1.990 2.071 2.113 2.203<br />
Leerstandsquote % 15,3% 14,2% 14,4% 14,6% 15,3% 15,5% 15,8% 16,5% 16,9% 17,2% 17,9% 18,6% 19,0% 19,8%<br />
Fluktuationsreseve (Anteil vom Bestand) 3,0% WE 343 336 336 335 335 335 335 335 334 334 334 334 333 333<br />
Zweitwohnsitze 373 369 365 362 359 356 353 350 346 343 340 337 333 330<br />
verbleibender struktureller Wohnungsüberhang WE 1.032 883 915 940 1.014 1.044 1.078 1.161 1.202 1.234 1.316 1.401 1.446 1.540<br />
STADTUMBAU - weiteres Rückbauvolumen<br />
weiteres Rückbauvolumen (noch nicht verortbar) WE 80 100 100 100 80 60 60 60 60 60 60 48 868<br />
weiterer WE-Abgang (Stilllegungen etc.) - noch nicht verortet WE 60 60 65 20 20 20 20 20 20 40 345<br />
weiterer (noch nicht verortbarer) WE-Abgang gesamt WE 0 0 80 100 160 160 145 80 80 80 80 80 80 88 1.213<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.422 11.202 11.111 11.003 10.835 10.667 10.514 10.426 10.338 10.250 10.162 10.075 9.987 9.891<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.748 1.588 1.536 1.458 1.368 1.236 1.121 1.120 1.078 1.027 1.025 1.026 988 990<br />
Leerstandsquote % 15,3% 14,2% 13,8% 13,2% 12,6% 11,6% 10,7% 10,7% 10,4% 10,0% 10,1% 10,2% 9,9% 10,0%<br />
Fluktuationsreseve (Anteil vom Bestand) 3,0% WE 343 336 333 330 325 320 315 313 310 308 305 302 300 297<br />
Zweitwohnsitze 373 369 365 362 359 356 353 350 346 343 340 337 333 330<br />
verbleibender struktureller Wohnungsüberhang WE 1.032 883 837 765 684 559 452 458 421 376 380 387 355 364<br />
Rückbauvolumen insgesamt WE 90 212 83 100 160 160 145 80 80 80 80 80 80 88 1.518<br />
Wohnungsmarktprognose <strong>Guben</strong> - Stagnationsszenario<br />
Bearbeitungsstand: 29. Juni 2007<br />
BASIS PROGNOSE<br />
Annahme 2006 2007 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Summe<br />
EINWOHNER<br />
Einwohner (Hauptwohnsitz) EW 20.568 20.101 19.169 18.931 18.689 18.442 18.188 17.927 17.685 17.436 17.179 16.914 16.641<br />
Anzahl Zweitwohnsitzer 7% EW 1.359 1.328 1.267 1.251 1.235 1.219 1.202 1.185 1.168 1.152 1.135 1.118 1.100<br />
davon wohnraumnachfragend 50,0% EW 680 664 633 625 617 609 601 592 584 576 568 559 550<br />
Anzahl Haushalte (Zweitwohnsitze, 1,8 EW/HH) 378 369 352 347 343 338 334 329 325 320 315 310 305<br />
wohnraumnachfragende EINWOHNER EW 21.248 20.765 19.802 19.557 19.307 19.051 18.788 18.519 18.269 18.012 17.746 17.473 17.190<br />
HAUSHALTE<br />
Anzahl Haushalte (bewohnte Wohnungen) HH 9.755 9.579 9.267 9.152 9.079 9.003 8.879 8.794 8.718 8.596 8.469 8.380 8.244<br />
Haushaltsgröße EW/HH 2,11 2,10 2,07 2,07 2,06 2,05 2,05 2,04 2,03 2,03 2,03 2,02 2,02<br />
WOHNUNGSMARKT [OHNE STADTUMBAU]<br />
WOHNUNGSSALDO<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.520 11.512 11.488 11.480 11.472 11.464 11.456 11.448 11.440 11.432 11.425 11.417 11.409<br />
WOHNUNGSÜBERHANG<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.765 1.933 2.221 2.328 2.393 2.461 2.577 2.654 2.722 2.837 2.956 3.037 3.165<br />
Leerstandsquote % 15,3% 16,8% 19,3% 20,3% 20,9% 21,5% 22,5% 23,2% 23,8% 24,8% 25,9% 26,6% 27,7%<br />
WOHNUNGSMARKT [MIT STADTUMBAU]<br />
STADTUMBAU - adressscharf<br />
adressscharfer WE-Rückbau WE 90 305<br />
adressscharfer WE-Abgang<br />
WE<br />
(Stilllegungen, Umnutzungen, Zusammenlegungen)<br />
0<br />
adressscharfer WE-Abgang gesamt WE 90 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 305<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.422 11.183 11.175 11.167 11.159 11.151 11.143 11.135 11.127 11.120 11.112 11.104<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.843 1.916 2.023 2.088 2.156 2.272 2.349 2.417 2.532 2.651 2.732 2.860<br />
Leerstandsquote % 16,1% 17,1% 18,1% 18,7% 19,3% 20,4% 21,1% 21,7% 22,8% 23,8% 24,6% 25,8%<br />
Fluktuationsreseve (Anteil vom Bestand) 3,0% WE 343 335 335 335 335 335 334 334 334 334 333 333<br />
Zweitwohnsitze 369 352 347 343 338 334 329 325 320 315 310 305<br />
verbleibender struktureller Wohnungsüberhang WE 1.131 1.228 1.340 1.410 1.483 1.604 1.685 1.758 1.878 2.002 2.088 2.221<br />
STADTUMBAU - weiteres Rückbauvolumen<br />
weiteres Rückbauvolumen (noch nicht verortbar) WE 200 200 200 200 60 60 60 60 60 60 48 1.598<br />
weiterer WE-Abgang (Stilllegungen etc.) - noch nicht verortet WE 60 60 65 20 20 20 20 20 20 40 345<br />
weiterer (noch nicht verortbarer) WE-Abgang gesamt WE 0 200 260 260 265 80 80 80 80 80 80 88 1.943<br />
WE-Bestand zum 31.12. eines Jahres WE 11.422 10.593 10.325 10.057 9.784 9.696 9.608 9.520 9.432 9.345 9.257 9.161<br />
rechnerischer Wohnungsüberhang WE 1.843 1.326 1.173 978 781 817 814 802 837 876 877 917<br />
Leerstandsquote % 16,1% 12,5% 11,4% 9,7% 8,0% 8,4% 8,5% 8,4% 8,9% 9,4% 9,5% 10,0%<br />
Fluktuationsreseve (Anteil vom Bestand) 3,0% WE 343 318 310 302 294 291 288 286 283 280 278 275<br />
Zweitwohnsitze 369 352 347 343 338 334 329 325 320 315 310 305<br />
verbleibender struktureller Wohnungsüberhang WE 1.131 656 515 333 149 193 196 192 234 280 289 336<br />
Rückbauvolumen insgesamt WE 90 200 260 260 265 80 80 80 80 80 80 88 2.248<br />
Zusätzlicher Rückbaubedarf um<br />
10% Leerstand zu erzielen<br />
Um im Jahr 2020 eine Leerstandsquote von 10,0 % zu erreichen, sind gemäß<br />
Leitbildszenario zu den bislang benannten Rückbau- und Stilllegungsmaßnahmen<br />
weitere 400 WE, beim Stagnationsszenario weitere 1.100 WE vom Markt zu nehmen<br />
Über die bislang im Stadtumbauplan 2007 adressscharf (siehe Abbildung 34 bis<br />
Abbildung 37) festgelegten Rückbau- und Stilllegungsmaßnahmen, legt die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> Bereiche in den Wohnkomplexen WK I, WK II und WK IV „Rückbaugebiete“<br />
fest, in denen die weitergehende Maßnahmen zur Konsolidierung des Woh-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 136<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
nungsmarktes in Form von Komplett-, Segment- und Geschossrückbau oder Stilllegungen<br />
und Umnutzungen durchgeführt werden (siehe Abbildung 40 und 41).<br />
Abbildung 39:<br />
Verortung der zusätzlichen<br />
Rückbaubedarfe - WK II und WK<br />
IV<br />
Abbildung 40:<br />
Verortung der zusätzlichen<br />
Rückbaubedarfe - WK I
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 137<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Aufwertung<br />
Von den bislang insgesamt 11,9 Mio Euro, die die Stadt <strong>Guben</strong> bislang aus dem<br />
Förderprogramm Stadtumbau Ost – Aufwertung erhalten hat, hat die Stadt bislang<br />
etwa 6,7 Mio Euro (ca. 56 %) zur Entwicklung und Aufwertung der Innenstadt<br />
investiert. Für weitere Maßnahmen stehen der Stadt noch etwa 1,24 Mio<br />
Euro zur Verfügung. Diese Mittel werden zur Sanierung der Fassade des Gebäude<br />
D auf dem Areal der <strong>Guben</strong>er Wolle und zum Rückbau einer Industriebrache im<br />
Tuchmacherviertel, die als Neubaufläche entwickelt werden soll, verwendet. Für<br />
ein umfassende Instandsetzung und Aufwertung des Tuchmacherviertels ist mit<br />
den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln nicht möglich.<br />
6.3.3 Vorranggebiete Wohnen<br />
Für die Inanspruchnahme einiger Förderprogrammen im Wohnungsbau ist laut den<br />
entsprechenden Richtlinien ein Selbstbindungsbeschluss der Stadt zur Ausweisung<br />
sog. „Vorranggebiete Wohnen“ erforderlich. Hierbei handelt es sich um nachfolgend<br />
benannte Förderprogramme.<br />
Förderung von selbst genutztem Wohneigentum in Innenstädten<br />
(WohneigentumInnenstadtR) 26<br />
Diese Förderung ist darauf ausgerichtet, über eine Wohneigentumsförderung für<br />
private Haushalte in Form von Zuschüssen für die Bildung von innerstädtischem<br />
Wohneigentum (Erwerb vorhandenen Gebäudebestands mit anschließender Modernisierung,<br />
Um- und Ausbau sowie Erweiterung, Baulückenschließung oder behindertengerechte<br />
Anpassung) einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Innenstädte<br />
zu leisten. Die Zuschüsse werden daher zur Unterstützung der Stadterneuerung<br />
und des Stadtumbaus ausschließlich<br />
• in innerstädtischen Sanierungs- und Entwicklungsgebieten und/oder<br />
• in „Vorranggebieten Wohnen“ in den Regionalen Wachstumskernen, Stadtumbaustädten<br />
oder Mittelzentren gemäß zentralörtlicher Gliederung des Landes<br />
Brandenburg<br />
gewährt. Die „Vorranggebiete Wohnen“ sind durch Selbstbindungsbeschluss der<br />
Stadt und in Form einer konkreten Abgrenzung dieser Bereiche festzulegen.<br />
Richtlinie zur Förderung der generationsgerechten Anpassung von<br />
Mietwohngebäuden durch Modernisierung und Instandsetzung<br />
(GenerationsgerechtModInstR) 27<br />
Die Gewährung von Darlehen für die Schaffung von generationsgerechten Mietwohnungen<br />
durch Modernisierung und Instandsetzung zu sozial verträglichen<br />
Mieten ist auf die Zielgruppe Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />
und Senioren ab 55 Jahre ausgerichtet. Förderfähig sind u. a. Maßnahmen, die zur<br />
Umsetzung neuer Konzepte für Mehrgenerationswohnen, Wohngemeinschaften<br />
im Alter oder andere innovative Formen des Zusammenlebens und der Selbsthilfe<br />
26 Runderlass des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg vom<br />
2. Februar 2007<br />
27 Runderlass des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg vom<br />
5 September 2007
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 138<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
im Alter beitragen. Die Förderung ist innerhalb der Städte der Regionalen Wachstumskerne,<br />
der vom MIR geförderten Stadtumbaugebiete oder in den Mittelzentren<br />
gemäß zentralörtlicher Gliederung des Landes Brandenburg<br />
• innerhalb der innerstädtischen Sanierungs- und Entwicklungsgebiete sowie<br />
• in den durch die jeweilige Stadt definierten innerstädtischen „Vorranggebieten<br />
Wohnen“<br />
möglich. Die „Vorranggebiete Wohnen“ sind durch Selbstbindungsbeschluss der<br />
Stadt und in Form einer konkreten Abgrenzung dieser Bereiche festzulegen.<br />
Richtlinie zur Förderung der Herstellung des barrierefreien und generationsgerechten<br />
Zugangs zu den Wohnungen in Mietwohngebäuden<br />
(AufzugsR) 28<br />
Zur dauerhaften Verbesserung der allgemeinen Wohnverhältnisse gewährt das<br />
Land Zuschüsse für den nachträglichen Ein- oder Anbau von Aufzügen mit dem<br />
Ziel der Schaffung des barrierefreien Zugangs zu Mietwohngebäuden und –<br />
wohnungen. Die Zuschüsse werden ausschließlich innerhalb der Städte der Regionalen<br />
Wachstumskerne, der vom MIR geförderten Stadtumbaugebiete oder in den<br />
Mittelzentren gemäß zentralörtlicher Gliederung des Landes Brandenburg<br />
• in innerstädtischen Sanierungs- und Entwicklungsgebietgebieten und<br />
• in innerstädtischen „Vorranggebiete Wohnen“<br />
• konsolidierte (Wohn-) Gebiete mit „nachhaltiger wohnungswirtschaftlicher<br />
und städtebaulicher Perspektive“ 29<br />
gewährt. Die „Vorranggebiete Wohnen“ sind durch Selbstbindungsbeschluss der<br />
Stadt und in Form einer konkreten Abgrenzung dieser Bereiche festzulegen.<br />
Richtlinie zur Förderung des Erwerbs von Geschäftsanteilen an<br />
Wohnungsgenossenschaften (GenossenschaftsR) 30<br />
Ziel des Programms ist es, die Bildung von Wohneigentum und Vermögen privater<br />
Haushalte durch Förderung des Erwerbs von Geschäftsanteilen an neu gegründeten<br />
bzw. bestehenden Wohnungsgenossenschaften sowie die Stärkung des genossenschaftlichen<br />
Wohnens im Land Brandenburg in Form von Zuwendungen zu<br />
fördern. Die Förderung ist nur innerhalb der innerstädtischen Sanierungs- und<br />
Entwicklungsgebiete möglich. Zudem ist in den Städten der Regionalen Wachstumskerne,<br />
den vom MIR geförderten Stadtumbaustädten sowie den Mittelzentren<br />
gemäß zentralörtlicher Gliederung des Landes Brandenburg die Förderung auch in<br />
den durch die jeweilige Stadt definierten innerstädtischen „Vorranggebieten Wohnen“<br />
möglich. Die „Vorranggebiete Wohnen“ sind durch Selbstbindungsbeschluss<br />
der Stadt und in Form einer konkreten Abgrenzung dieser Bereiche festzulegen.<br />
28 Runderlass des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg vom 15.<br />
Februar 2007<br />
29 Mit Schreiben vom 14. November 2007 hat das LBV die Einordnung von Teilbereichen des WK IV<br />
als konsolidiertes Gebiet in diesem Sinne bestätigt, sodass die Anwendung der Förderrichtlinie hier<br />
möglich ist. Für den WK II fordert das LBV eine Verortung der Abbruchmaßnahmen nach 2014, bevor<br />
eine Bestätigung erfolgen kann.<br />
30 Runderlass des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg vom<br />
5. Februar 2007
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 139<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Tabelle 17: Begünstigte Gebiete <strong>Guben</strong><br />
Abgrenzung „Vorranggebiete Wohnen“<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat auf der Grundlage des Entwurfs des <strong>INSEK</strong> 31 am 10.10.2007<br />
einen Beschluss zu den „Vorranggebieten Wohnen“ gefasst. Die Stellungnahme<br />
des Landesamts für Bauen und Verkehr Brandenburg (LBV) zum Entwurf liegt mit<br />
Schreiben vom 14. November 2007 vor. Im Zusammenhang mit der Wohneigentumsförderung<br />
bzw. Wohnraumförderung können folgende begünstigte Gebiete<br />
in der Stadt <strong>Guben</strong> benannt werden.<br />
Bezeichnung<br />
Fördergegenstand<br />
gem. Richtlinie<br />
Begründung<br />
Altstadt Ost<br />
WohneigentumInnenstadtR<br />
GenerationsgerechtModInstR<br />
AufzugsR<br />
GenossenschaftsR<br />
• Sanierungsgebiet „Stadtzentrum“ als „geborenes<br />
Vorranggebiet“ sowie angrenzende Flächen zur Aktivierung<br />
von Leerstandspotenzialen<br />
• im gesamtstädtischen Vergleich höchster Wohnungsleerstand<br />
• Einsatz Förderinstrumente insb. zur Aktivierung des<br />
Wohnungsbestands<br />
Altstadt West AufzugsR • An das Stadtzentrum angrenzende Fläche; Aktivierung<br />
von Sanierungs- /Leerstandspotenzialen und Neubaupotenzialen<br />
zur Stärkung des Stadtzentrums<br />
WK IV AufzugsR • Ausweisung im <strong>INSEK</strong> als konsolidierte Wohngebiete<br />
mit „nachhaltiger wohnungswirtschaftlicher und städtebaulicher<br />
Perspektive“ – Bestätigung durch LBV liegt<br />
mit Schreiben vom 14. November 2007 vor<br />
• wohnungswirtschaftlich und städtebaulich gesicherte<br />
Perspektiven, aber zunehmende Leerstände in oberen<br />
Geschosslagen bei steigender Überalterung der Bewohner<br />
• gesamtstädtisch hohe Bedeutung für sozialverträgliche<br />
Wohnraumversorgung<br />
Tabelle 18: Begünstigte Gebiete <strong>Guben</strong><br />
Neben den durch das LBV mit Schreiben vom 14. November 2007 bestätigten<br />
Gebieten zur Wohneigentums- und Wohnraumförderung weist die Stadt <strong>Guben</strong><br />
ein weiteres Vorranggebiet Wohnen aus sowie ein weiteres konsolidiertes Gebiet<br />
mit nachhaltiger wohnungswirtschaftlicher und städtebaulicher Perspektive. Die<br />
Stadt begründet das wie folgt:<br />
Bezeichnung<br />
Altstadt West<br />
Fördergegenstand<br />
gem. Richtlinie<br />
WohneigentumInnenstadtR<br />
GenerationsgerechtModInstR<br />
AufzugsR<br />
GenossenschaftsR<br />
Begründung<br />
• Ausweisung als „Vorranggebiet Wohnen“<br />
• lagebegünstigte Vorstadt zur Altstadt Ost mit stabiler<br />
Entwicklung<br />
• siedlungs- und baustrukturell als Innenstadt zu verstehen<br />
• Aktivierungspotenziale vor allem im Bestand<br />
• Bindeglied zwischen der Altstadt Ost und den Wohn-<br />
31 Stand: 27. Juli 2007
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 140<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bezeichnung<br />
Fördergegenstand<br />
gem. Richtlinie<br />
Begründung<br />
komplexen<br />
• An das Stadtzentrum angrenzende Fläche; Aktivierung<br />
von Sanierungs- /Leerstandspotenzialen und Neubaupotenzialen<br />
zur Stärkung des Stadtzentrums<br />
WK II AufzugsR • Ausweisung im <strong>INSEK</strong> als konsolidierte Wohngebiete<br />
mit „nachhaltiger wohnungswirtschaftlicher und städtebaulicher<br />
Perspektive“<br />
• wohnungswirtschaftlich und städtebaulich gesicherte<br />
Perspektiven, aber zunehmende Leerstände in oberen<br />
Geschosslagen bei steigender Überalterung der Bewohner<br />
• gesamtstädtisch hohe Bedeutung für sozialverträgliche<br />
Abbildung 41:<br />
Vorranggebiete Wohnen<br />
in der Altstadt
Abbildung 42:<br />
Konsolidierte Gebiete mit<br />
nachhaltiger wohnungswirtschaftlicher<br />
und<br />
städtebaulicher Perspektive<br />
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 141<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 142<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
7 Schlüsselmaßnahmen und Projekte<br />
Nachhaltige Stadtentwicklung als<br />
Prozess auch auf der<br />
Projektebene<br />
Die »<strong>Guben</strong> Strategie 2020« als Dachprozess der Stadtentwicklung beinhaltet<br />
entsprechend des integrierten Ansatzes ein breites Portfolio an Schlüsselmaßnahmen<br />
und Projekten, die jeweils einen sehr unterschiedlichen Status an Konkretheit<br />
aufweisen. Zum Redaktionsstand 21.12.2007 gilt dies insbesondere für das Portfolio<br />
der EFRE-geförderten Nachhaltigen Stadtentwicklung. Ansatz dieses Programms<br />
ist ausdrücklich auch die prozessuale Intervention, die ausdrücklich auf die Weiterentwicklung<br />
des Portfolios im Interventionszeitraum ausgerichtet ist.<br />
7.1 Schlüsselmaßnahmen-/Projektübersicht<br />
7.1.1 Systematik der Schlüsselmaßnahmen<br />
Bündel aus Projekten bilden<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
Im Rahmen der Erarbeitung des Gesamtkonzepts der »<strong>Guben</strong> Strategie 2020« sind<br />
eine Vielzahl an Projekten zusammengetragen worden, die für die künftige Stadtentwicklung<br />
eine herausgehobene Bedeutung haben. Im Abgleich mit den strategischen<br />
und räumlichen Entwicklungszielen sind diese Projekte zu thematischen<br />
Projektbündeln zusammengefasst worden. Eine Schlüsselmaßnahme setzt sich<br />
dementsprechend zumeist aus verschiedenen Projekten zusammen und kann im<br />
weiteren Verfahren ggf. um weitere Projekte ergänzt werden. Auch hiermit wird<br />
dem integrierten und prozessorientierten Ansatz Rechnung getragen.<br />
Die in diesem Kapitel nachfolgend beschriebenen Schlüsselmaßnahmen<br />
• weisen konkrete Entwicklungspotenziale auf,<br />
• haben eine Schlüsselstellung für die künftige Stadtentwicklung,<br />
• sind von gesamtstädtischer Bedeutung,<br />
• setzen sich auch verschiedenen Projekten zusammen,<br />
• können im Regelfall über einen Mix aus Förderprogrammen, kommunalen<br />
Eigenanteilen und privaten Investitionen finanziert werden und<br />
• entwickeln sich kontinuierlich weiter und sind damit auch in ihrer inhaltlichen<br />
Konzeption flexibel ausgestaltet.<br />
Priorisierung der Projekte<br />
Einigen der Projekte ist eine herausgehobene Priorität zugewiesen worden. Dies<br />
begründet sich in deren Bedeutung für die Umsetzung der definierten Entwicklungsziele<br />
und der Erzielung entsprechender Effekte. Darüber hinaus spielt der<br />
Bearbeitungsstand (konzeptionelle Tiefe) der Projekte bei der Entscheidung hinsichtlich<br />
der Einstufung als prioritäres Projekt eine Rolle. Insofern ist die Priorisierung<br />
als derzeitiger Arbeitsstand zu verstehen und kann im Sinne der prozessorientierten<br />
Vorgehensweise im weiteren Verfahren ggf. Änderungen erfahren (weitere<br />
Informationen zu Prioritäten in Kapitel 8). Die Beschreibung der Projekte (inkl.<br />
Darstellung Handlungsbedarf, Ziele, Effekte etc.) erfolgt in Form von Projektbeschreibungsblättern<br />
im Anhang A 2.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 143<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 43:<br />
Systematik der<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
(schematische Darstellung)<br />
7.1.2 Ableitung der Schlüsselmaßnahmen bzw. Projekte aus den<br />
strategischen Entwicklungszielen der Stadt<br />
Ableitung aus endogenen<br />
Potenzialen und Problemen<br />
Beiträge zur Umsetzung der<br />
Entwicklungsziele<br />
Die Schlüsselmaßnahmen und -projekte der Stadt <strong>Guben</strong> leiten sich aus den ermittelten<br />
Handlungsbedarfen und Handlungsansätzen (siehe Kapitel 4) ab. In diesem<br />
Sinne zielen sie darauf ab, den bestehenden bzw. drohenden Problemlagen – insbesondere<br />
im wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Bereich – zu begegnen<br />
und/oder ermittelte Stärken oder Potenziale zu fördern, die maßgeblich zu einer<br />
nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen. Dabei sind die Schlüsselmaßnahmen<br />
und -projekte an den <strong>Guben</strong>-spezifischen endogenen Potenzial- und Problemlagen<br />
ausgerichtet.<br />
Ebenso nehmen die Schlüsselmaßnahmen und -projekte Bezug zu den im Leitbild<br />
der künftigen Stadtentwicklung festgehaltenen Entwicklungsgrundsätzen und<br />
strategischen Entwicklungszielen. Die Definition der Schlüsselmaßnahmen ist darauf<br />
ausgerichtet, dass sie – unterstützt durch das Bilden von Projektpools für jede
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 144<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Schlüsselmaßnahme – zur Umsetzung verschiedener Entwicklungsziele einen Beitrag<br />
leisten. Dies entspricht dem Nachhaltigkeitsanspruch sowie dem integrierten<br />
Ansatz, den die »<strong>Guben</strong> Strategie 2020« verfolgt und der an alle Schlüsselmaßnahmen<br />
gestellt wird.<br />
Detailinformationen in den<br />
Projektbeschreibungsblättern<br />
Detaillierte Informationen, in welcher Form und Weise die Schlüsselprojekte zur<br />
Umsetzung der Entwicklungsziele beitragen, welche Effekte zu erwarten sind und<br />
wie die Schlüsselprojekte in die Gesamtstrategie eingebunden sind, finden sich in<br />
den Projektbeschreibungsblättern im Anhang A 2.<br />
Tabelle 20: Darstellung der Schwerpunktbezüge der Schlüsselmaßnahmen untereinander<br />
Positive Einflussnahme<br />
<br />
<br />
SM 1 Von der<br />
Industrievorstadt<br />
zum Stadtzentrum<br />
SM 2 Aus<br />
Tradition wird<br />
Zukunft -<br />
Wirtschaftsstandort<br />
entwickeln<br />
SM 3 Regionaler<br />
Anker <strong>Guben</strong><br />
Bildung, Gesundheit<br />
und<br />
Versorgung<br />
SM 4 Mobilität<br />
und Vernetzung<br />
SM 5 Profilierung<br />
Wohngebiete<br />
SM 6 Soziale<br />
Partnerschaften<br />
entwickeln<br />
SM 7 Perspektive<br />
<strong>Guben</strong> Gubin –<br />
eine Zweiheit<br />
SM 8 Kultur und<br />
Tourismus<br />
erleben<br />
SM 1 Von der<br />
Industrievorstadt<br />
zum Stadtzentrum<br />
Attraktives<br />
Stadtzentrum<br />
zieht Unternehmen<br />
und<br />
neue Bürger an<br />
Infrastrukturlandschaft<br />
beeinflusst<br />
Wohnstandortwahl<br />
Miteinander<br />
der Generationen<br />
pflegen<br />
Kooperation<br />
stärkt Prozess<br />
des Zusammenwachsens<br />
Erhöhung<br />
potenzieller<br />
Nachfrage in<br />
der Altstadt<br />
SM 2 Aus<br />
Tradition wird<br />
Zukunft -<br />
Wirtschaftsstandort<br />
entwickeln<br />
Verbesserung<br />
der Standortvoraussetzungen<br />
(maßgeschneiderte<br />
Fachkräftesicherung<br />
in der<br />
Region)<br />
Arbeitskräfte<br />
brauchen<br />
Wohnraum<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
verbessern<br />
durch gemeinsame<br />
Standortvermarktung<br />
SM 3 Regionaler<br />
Anker <strong>Guben</strong> –<br />
Bildung, Gesundheit<br />
und<br />
Versorgung<br />
Impulssetzung<br />
für Sanierungen<br />
im Gebäudebestand<br />
Etablierung<br />
regionales<br />
Bildungszentrum<br />
/ vielfältige<br />
regionale<br />
Bildungslandschaft<br />
Attraktive<br />
Anbindung<br />
Voraussetzung<br />
für Wohnstandortwahl<br />
Stärkung von<br />
Bildungseinrichtungen<br />
durch unmittelbare<br />
Wohnmöglichkeiten<br />
Soziales<br />
Netzwerk<br />
erweitern<br />
Themenfeld<br />
geeignet für<br />
regionale<br />
Kooperationen<br />
SM 4 Mobilität<br />
und Vernetzung<br />
Attraktive<br />
Anbindung der<br />
Innenstadt<br />
Verbesserung<br />
der Standortvoraussetzungen<br />
Erreichbarkeit<br />
der Einrichtungen<br />
von<br />
zentraler<br />
Bedeutung<br />
Erreichbarkeit<br />
des Stadtzentrums<br />
sicherstellen<br />
Verknüpfung<br />
der Nachbarstädte<br />
durch<br />
technische<br />
Infrastruktur<br />
Ausbau des<br />
touristischen<br />
Netzes<br />
SM 5 Profilierung<br />
Wohngebiete<br />
Attraktiver<br />
Wohnraum<br />
zieht Arbeitskräfte<br />
an<br />
Bewohnte =<br />
belebte Innenstadt<br />
Soziale Konflikte<br />
lösen<br />
Freizeit-,<br />
Versorgungsangebote<br />
beeinflussen<br />
Wohnstandortverhalten<br />
SM 6 Soziale<br />
Partnerschaften<br />
entwicklen<br />
Attraktive und<br />
sichere Straßenraumgestaltung<br />
in direktem<br />
Umfeld der<br />
Einrichtungen<br />
Soziale Netzwerke<br />
als<br />
Grundlage für<br />
gute Bildungschancen<br />
Soziale Netzwerke<br />
erhöhen<br />
soziale Sicherheit<br />
Soziale Netzwerke<br />
und<br />
Infrastrukturen<br />
als Grundlage<br />
für gute<br />
Nachbarschaft<br />
SM 7 Perspektive<br />
<strong>Guben</strong> Gubin –<br />
eine Zweiheit<br />
Stärkung<br />
Wirtschaftsstandort<br />
,<br />
Belebung<br />
Einzelhandel<br />
Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen<br />
und<br />
gesellschaftlichen<br />
Kontakte<br />
Verbesserung<br />
der Ausbildungs-<br />
und<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für alle<br />
Bürger<br />
Kennenlernen<br />
fremder Kultur<br />
SM 8 Kultur und<br />
Tourismus<br />
erleben<br />
Einflussnahme<br />
auf Belebung<br />
Stadtzentrum<br />
Schaffung und<br />
Sicherung von<br />
Arbeitsplätzen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 145<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
7.1.3 Bezüge der Schlüsselmaßnahmen zu den EU-<br />
Querschnittszielen und den EU-Schwerpunktthemen<br />
Sowohl die strategischen Entwicklungsziele der Stadt als auch die Schlüsselmaßnahmen<br />
nehmen Bezug auf die EU-Querschnittsziele bzw. strategischen Ziele (Lissabon-Strategie,<br />
Kohäsionspolitik und Städte, OP EFRE Land Brandenburg etc.).<br />
Dies sind im Einzelnen:<br />
• Attraktive Städte und nachhaltige Stadtentwicklung<br />
(Verkehr, Erreichbarkeit und Mobilität, Zugang zu Diensten und Einrichtungen,<br />
Natürliche und physische Umwelt, öffentlicher Raum, Kultur, Berücksichtigung<br />
demografischer Entwicklungstrends)<br />
• Städte als Motor für Wachstum und Beschäftigung<br />
- Unterstützung von Innovation, unternehmerischer Initiative und wissensgestützter<br />
Wirtschaft<br />
- Mehr und bessere Arbeitsplätze (Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
durch Anhebung des allgemeinen und beruflichen Bildungsstands)<br />
• Soziale Kohäsion (Förderung der sozialen Eingliederung, des sozialen Zusammenhalts,<br />
der sozialen Sicherheit) und Förderung der Chancengleichheit<br />
• Umweltschutz (Sicherung Umweltqualität, Förderung ökologischer Potenziale<br />
und Umweltinfrastrukturen)<br />
• Governance (Zusammenarbeit in der Region, integrierte Stadtentwicklung,<br />
Bürgerbeteiligung und Partizipation, Netzwerke und Erfahrungsaustausch)<br />
• Finanzierung der städtischen Erneuerung (Entwicklung innovativer Finanzierungstechniken,<br />
PPP-Modelle)<br />
Tabelle 21: Bezüge der Schlüsselmaßnahmen zu den EU-Schwerpunkt- bzw. EU-Querschnittszielen<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
dargestellt sind die Schwerpunktbezüge<br />
(darüber hinaus bestehen weitere,<br />
nicht unmittelbare Bezüge der Schlüsselmaßnahmen<br />
zu anderen Zielen)<br />
Attraktive Städte und nachhaltige<br />
Stadtentwicklung<br />
Städte als Motor für Wachstum<br />
und Beschäftigung<br />
Soziale Kohäsion und Chancengleichheit<br />
Umwelt<br />
Governance<br />
Finanzierung der städtischen<br />
Erneuerung<br />
SM 1 Von der Industrievorstadt zum<br />
Stadtzentrum<br />
<br />
SM 2 Aus Tradition wird Zukunft –<br />
Wirtschaftsstandort weiter entwickeln<br />
<br />
SM 3 Regionaler Anker <strong>Guben</strong> – Bildung,<br />
Gesundheit, Versorgung<br />
<br />
SM 4 Mobilität und Vernetzung<br />
<br />
SM 5 Profilierung Wohngebiete<br />
<br />
SM 6 Soziale Partnerschaften entwickeln<br />
<br />
SM 7 Perspektive <strong>Guben</strong> Gubin – eine<br />
Zweiheit<br />
<br />
SM 8 Kultur und Tourismus erleben
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 146<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Nachfolgend sind die Bezüge der Schlüsselmaßnahmen zu den übergeordneten<br />
EU-Schwerpunkt- bzw. EU-Querschnittszielen in ihrer strategischen Ausrichtung<br />
dargestellt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 147<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Tabelle 22: Strategische Ausrichtung der Schlüsselmaßnahmen auf die EU-Schwerpunkt- bzw. EU-Querschnittsziele<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
Attraktive Städte und<br />
nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Städte als Motor für<br />
Wachstum und Beschäftigung<br />
Soziale Kohäsion und<br />
Chancengleichheit<br />
Umwelt Governance Finanzierung der<br />
städtischen Erneuerung<br />
SM 1 Von der Industrievorstadt<br />
zum Stadtzentrum<br />
• Stärkung der Funktionsfähigkeit<br />
sowie der Versorgungsfunktion<br />
• Schaffung attraktiver Lebensräume<br />
und Verbesserung der<br />
Aufenthaltsqualität städtischer<br />
Räume für alle Bevölkerungsgruppen<br />
• Erhalt und Nutzung des historischen<br />
Erbes durch Inwertsetzung<br />
stadtbildprägender Gebäude und<br />
nachhaltige Nutzungskonzepte<br />
(urban culture)<br />
• Anpassung sozialer-, bildungsund<br />
freizeitbezogener Infrastrukturen<br />
an heutige und künftige<br />
Nutzeranforderungen und sozioökonomische<br />
Entwicklungstrends<br />
• Stärkung lokaler Ökonomien<br />
(insb. im Dienstleistungs-, Versorgungs-<br />
und touristischen<br />
Bereich)<br />
• Kleinräumige Wirtschaftsförderung<br />
und Förderung von Arbeitsplatzansiedlungen<br />
• Stärkung der Innenstadt als<br />
Wirtschafts-, Handels- und<br />
Dienstleistungszentrum<br />
• Erhöhung der Lebensqualität<br />
und damit der „weichen“<br />
Standortfaktoren<br />
• Gestaltung von Lebensräumen<br />
zur Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf<br />
• Barrierefreie Gestaltung der<br />
öffentlichen Räume<br />
• Beitrag zur Reduzierung neuer<br />
Flächeninanspruchnahme in<br />
Außenbereichen (ökologische<br />
Ressourcenschonung/-schutz)<br />
• Aufwertung des innerstädtischen<br />
Grüns durch Schaffung<br />
von vernetzenden Grünstrukturen<br />
und damit Verbesserung<br />
des Stadtklimas, Beitrag zur<br />
Verbesserung der physikalischen<br />
Umwelt<br />
• Intensivierung und Ausbau<br />
bestehender Netzwerke<br />
• Intensivierung der Abstimmung<br />
mit Eigentümern und Bewohnern<br />
der Altstadt zur Attraktivitätssteigerung<br />
des Wohnstandorts<br />
• Einbeziehung verschiedener<br />
Akteure in die Innenstadtentwicklung<br />
(Etablierung und<br />
Intensivierung Netzwerke,<br />
Durchführung Beteiligungsverfahren)<br />
• Aktivierung verschiedener<br />
Bewohnergruppen entsprechend<br />
ihrer Beteiligungsmöglichkeiten<br />
und -fähigkeiten<br />
• Infrastrukturmodernisierungen<br />
im öffentlichen Raum haben<br />
Anschubwirkung auf private<br />
Folgeinvestitionen im Gebäude-/Flächenbestand<br />
• Weiterentwicklung bzw.<br />
bedarfsgerechte Anpassung<br />
Finanzierungsmodelle der<br />
Stadterneuerung; Nutzung<br />
neuer Instrumente (z. B. zur<br />
Wohneigentumsbildung)<br />
• Akteursgruppenübergreifende<br />
Vermarktung und Standortstrategien<br />
zur Stärkung der<br />
Innenstadt (PPP-Modelle)<br />
• Beseitigung innerstädtischer<br />
Brachflächen<br />
SM 2 Aus Tradition<br />
wird Zukunft –<br />
Wirtschaftsstandort<br />
weiter entwickeln<br />
• Förderung der infrastrukturellen<br />
Rahmenbedingungen<br />
• Förderung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und des Standortmarketings<br />
• Vermeidung / Reduzierung<br />
ausbildungs- und arbeitsplatzbedingter<br />
Abwanderung, insbesondere<br />
von jungen Menschen<br />
• Anpassung des Bildungs- und<br />
Ausbildungsplatzangebotes an<br />
soziodemographische Entwicklungstrends<br />
• Stärkung Branchenkompetenzzentrum<br />
und Funktion als<br />
wirtschaftlicher Wachstumspol<br />
• Verbesserung unternehmerische<br />
Standortvoraussetzungen<br />
und Schaffung von Rahmenbedingungen<br />
für wirtschaftliche<br />
Innovation<br />
• Förderung endogener sozioökonomischer<br />
Potenziale und<br />
Ausschöpfung unternehmerischer<br />
Potenziale<br />
• Unterstützung der Ansiedlung<br />
gewerblicher Wirtschaft<br />
• Stärkung lokaler Ökonomien<br />
• Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
von Frauen<br />
und Männern<br />
• Verbesserung der Bildungsund<br />
Ausbildungsangebote<br />
sowie der Karrierechancen –<br />
auch für sozial benachteiligte<br />
junge Menschen (durch Beseitigung<br />
der individuellen Qualifikationsbarrieren)<br />
• Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten<br />
zu Wissen und<br />
Bildung für alle Menschen<br />
entsprechend ihrer besonderen<br />
Anforderungen<br />
• Nutzung regenerativer Energien<br />
unter Einbindung Abfallentsorgung<br />
• Verbesserung der Energieeffizienz<br />
• Verminderung des Flächenverbrauchs<br />
durch konsequentes<br />
Flächenmanagement<br />
• Förderung/Intensivierung der<br />
regionalen Kooperation<br />
• Intensivierung und Ausbau<br />
bestehender Netzwerke<br />
• Förderung von Umweltinvestitionen,<br />
die zur Verbesserung<br />
der Wirtschaftsleistung beitragen<br />
• Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe<br />
• Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
durch Anhebung<br />
des allgemeinen und<br />
beruflichen Bildungsstandards
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 148<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
Attraktive Städte und<br />
nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Städte als Motor für<br />
Wachstum und Beschäftigung<br />
Soziale Kohäsion und<br />
Chancengleichheit<br />
Umwelt Governance Finanzierung der<br />
städtischen Erneuerung<br />
• Nebeneinander von Ausschöpfung<br />
von unternehmerischen<br />
und individuellen Potenzialen<br />
SM 3 Regionaler Anker<br />
<strong>Guben</strong> – Bildung, Gesundheit,<br />
Versorgung<br />
• Sicherung und Qualifizierung<br />
Versorgungsfunktion für die Region<br />
bzw. das Umland<br />
• Sicherung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Sicherung<br />
Steigerung des Wohlstandsniveaus<br />
• Profilierung als Bildungs- und<br />
Gesundheitsstandort aufbauend<br />
auf der vorhandenen Infrastruktur<br />
• Anpassung städtische Infrastruktur<br />
an demographische Entwicklungstrends<br />
vor dem Hintergrund<br />
der Überalterung<br />
• Sicherung der Funktionsfähigkeit<br />
der Städte im Kooperationsraum<br />
durch Aufgaben-/Funktionsteilung<br />
• Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
durch Anhebung<br />
des allgemeinen und<br />
beruflichen Bildungsstandards<br />
• Förderung der sozialen Eingliederung<br />
und Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben<br />
• Förderung gesundheitsbewusster<br />
Lebensformen<br />
• Verbesserung der Bildungsund<br />
Ausbildungsangebote<br />
sowie der Karrierechancen –<br />
auch für sozial benachteiligte<br />
junge Menschen (durch Beseitigung<br />
der individuellen Qualifikationsbarrieren)<br />
• Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten<br />
zu Wissen und<br />
Bildung für alle Menschen<br />
entsprechend ihrer besonderen<br />
Anforderungen<br />
• Förderung der Zusammenarbeit<br />
verschiedener Leistungsträger<br />
• Einbindung privater Finanzierungsmodelle<br />
SM 4 Mobilität und<br />
Vernetzung<br />
• Verbesserung der städtischen<br />
Verkehrsverhältnisse sowie der<br />
Anbindung des Umland an die<br />
Stadt bzw. der Stadn an andere<br />
zentrale Orte<br />
• Verbesserung der infrastrukturellen<br />
Rahmenbedingungen<br />
für Teilhabe aller Menschen<br />
am gesellschaftlichen und Arbeitsleben<br />
(u. a. Voraussetzung<br />
für Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie)<br />
• Barrierefreie Gestaltung der<br />
öffentlichen Räume<br />
• Förderung/Ausbau barrierefreier<br />
Mobilitätsformen und<br />
Infrastrukturangebote<br />
• Reduzierung Flächeninanspruchnahme,<br />
Förderung umweltfreundlicher<br />
Transport-<br />
/Mobilitätsformen durch regionale<br />
Kooperation<br />
• Förderung umweltfreundlicher<br />
Mobilitätsformen<br />
• Flächenentsiegelung und<br />
Erlebbarkeit von Natur und<br />
Umwelt in innerstädtischen<br />
Altbauquartieren<br />
• Förderung regionaler Kooperation<br />
hinsichtlich Bereitstellung<br />
bedarfsgerechter Verkehrsinfrastrukturen<br />
SM 5 Profilierung<br />
Wohngebiete<br />
• Sicherung sozial verträglicher<br />
Wohnraumversorgung<br />
• Sicherung soziale Infrastruktur<br />
• Beseitigung städtebaulicher und<br />
funktioneller Missstände hat<br />
Attraktivitäts- und Funktionssteigerung<br />
zur Folge<br />
• Förderung altersgerechter und<br />
barrierefreier Wohnformen<br />
• Schaffung attraktiver Lebensräume<br />
und Verbesserung der<br />
Aufenthaltsqualität städtischer<br />
• Erhöhung der Lebensqualität<br />
und damit der „weichen“<br />
Standortfaktoren<br />
• Barrierefreie Gestaltung des<br />
öffentlichen Raums<br />
• Entgegenwirken sozialer<br />
Brennpunkte und sozialer<br />
Problemlagen; Förderung der<br />
sozialen Teilhabe, der Nichtdiskriminierung<br />
und der Chancengleichheit<br />
• Gestaltung von Lebensräumen<br />
für die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf<br />
• Qualifizierung und Vernetzung<br />
Stadtgrüns<br />
• Erhalt von Biotopen<br />
• Aktivierung verschiedener<br />
Bewohnergruppen entsprechend<br />
ihrer Beteiligungsmöglichkeiten<br />
und -fähigkeiten
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 149<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
Attraktive Städte und<br />
nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Städte als Motor für<br />
Wachstum und Beschäftigung<br />
Soziale Kohäsion und<br />
Chancengleichheit<br />
Umwelt Governance Finanzierung der<br />
städtischen Erneuerung<br />
Räume für alle Bevölkerungsgruppen<br />
• Anpassung Stadtinfrastrukturen<br />
an demographische Entwicklungstrends<br />
• Sicherung der Umweltqualität<br />
der Gesamtstadt<br />
SM 6 Soziale Partnerschaften<br />
entwickeln<br />
• Sicherung / Verbesserung<br />
eines wettbewerbsfähigen<br />
Arbeitskräftepools durch sozial-<br />
und bildungsbezogene<br />
Maßnahmen<br />
• Entgegenwirken sozialer<br />
Brennpunkte, Förderung der<br />
sozialen Teilhabe<br />
• Unterstützung solidarische<br />
Stadtgesellschaft<br />
• Aktivierung verschiedener<br />
Bewohnergruppen entsprechend<br />
ihrer Beteiligungsmöglichkeiten<br />
und –fähigkeiten<br />
SM 7 Perspektive <strong>Guben</strong><br />
Gubin – eine Zweiheit<br />
• Stärkung der Funktionsfähigkeit<br />
sowie der Versorgungsfunktion<br />
• Sicherung und Qualifizierung<br />
Versorgungsfunktion für die Region<br />
bzw. das Umland<br />
• Sicherung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Sicherung<br />
Steigerung des Wohlstandsniveaus<br />
• Profilierung als Bildungs- und<br />
Gesundheitsstandort aufbauend<br />
auf der vorhandenen Infrastruktur<br />
• Verbesserung unternehmerische<br />
Standortvoraussetzungen<br />
und Schaffung von Rahmenbedingungen<br />
für wirtschaftliche<br />
Innovation<br />
• Förderung endogener sozioökonomischer<br />
Potenziale und<br />
Ausschöpfung unternehmerischer<br />
Potenziale<br />
• Unterstützung der Ansiedlung<br />
gewerblicher Wirtschaft<br />
• Stärkung lokaler Ökonomien<br />
• Intensivierung des interkulturellen<br />
Austauschs, Förderung<br />
der Kultur des „Einander Verstehens“<br />
• Beitrag zur Schaffung von<br />
Chancengleichheit - beiderseits<br />
der Grenze<br />
• Förderung der sozialen Teilhabe<br />
• Unterstützung der solidarischen<br />
Stadtgesellschaft<br />
• Entwicklung von innerstädtischen<br />
Grünflächen<br />
• Rückbau von altindustriellen<br />
Brachen und Nachnutzung<br />
durch Grünanlagen<br />
• Beseitigung von ggf. vorhandenen<br />
Altlasten<br />
• Verminderung des Flächenverbrauchs,<br />
Optimierung des<br />
Flächenrecyclings<br />
• Intensivierung und Ausbau<br />
bestehender Netzwerke<br />
• Einbeziehung verschiedener<br />
Akteure in die (Innen-)<br />
Stadtentwicklung (Etablierung<br />
und Intensivierung Netzwerke,<br />
Durchführung Beteiligungsverfahren)<br />
• Aktivierung verschiedener<br />
Bewohnergruppen entsprechend<br />
ihrer Beteiligungsmöglichkeiten<br />
und -fähigkeiten<br />
• Anschubwirkung öffentlicher<br />
Investitionen auf private Folgeinvestitionen<br />
(z. B. Gebäudesanierung,<br />
Ansiedlung von<br />
Gewerbe/Industrie/Einzelhandel)<br />
SM 8 Kultur und Tourismus<br />
erleben<br />
• Verbesserung der freizeitbezogenen<br />
und touristischen Infrastruktur<br />
• Touristische Vermarktung der<br />
Stadt<br />
• Stärkung lokaler Ökonomie,<br />
insbesondere im Bereich Tourismus<br />
• barrierefreie Tourismus- und<br />
Kulturangebote<br />
• Verbesserung der infrastrukturellen<br />
Rahmenbedingungen<br />
für Teilhabe aller Menschen<br />
am gesellschaftlichen und Arbeitsleben<br />
• Unterstützung freizeit-, sportund<br />
tourismusbezogener Nutzungen<br />
unter Berücksichtigung<br />
des Natur- und Umweltschutzes<br />
(sanfter, naturverträglicher<br />
Tourismus)<br />
• Erlebbarkeit von Natur und<br />
Umwelt, Förderung der Umweltbildung<br />
• Regionale Kooperation zur<br />
Etablierung des Wassersports<br />
• Einbeziehung privater Finanzierungsmodelle
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 150<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Tabelle 4: Bezüge der prioritären <strong>INSEK</strong>-Schlüsselmaßnahmen zu den Förderspektren der „Nachhaltigen Stadtentwicklung“<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
SM 1 Von der Industrievorstadt<br />
zum Stadtzentrum<br />
SM 2 Aus Tradition wird<br />
Zukunft –<br />
Wirtschaftsstandort<br />
weiter entwickeln<br />
SM 3 Regionaler Anker<br />
<strong>Guben</strong> – Bildung, Gesundheit,<br />
Versorgung<br />
Maßnahmen der kleinräumigen<br />
Wirtschaftsförderung:<br />
Stärkung und Stabilisierung<br />
der Städte, Quartiere und<br />
Innenstädte als Wirtschafts-,<br />
Handels- und Infrastrukturstandort<br />
Beseitigung städtebaulicher<br />
und ökologischer Missstände,<br />
Reaktivierung und<br />
Renaturierung von Brachflächen,<br />
Attraktivitäts- und<br />
Funktionssteigerung der<br />
öffentlichen Räume, Entflechtung<br />
von Nutzungskonflikten,<br />
Verbesserung des<br />
Stadtbildes, Verbesserung<br />
der Aufenthaltsqualität<br />
städtischer Räume für alle<br />
Bevölkerungsgruppen<br />
Verbesserung der städtischen<br />
Verkehrsverhältnisse im<br />
Zusammenhang mit der<br />
angestrebten Standortaufwertung<br />
und Umweltverbesserung<br />
Umbau, Ertüchtigung und<br />
Anpassung der sozialen und<br />
freizeitbezogenen Infrastrukturen<br />
im Zusammenhang mit<br />
dem Wandel der Stadt- und<br />
Nutzerstruktur<br />
Umbau, Sanierung und<br />
Anpassung der bildungsbezogenen<br />
Infrastrukturversorgung<br />
an die demografische<br />
Entwicklung<br />
Stadtteilmanagement und<br />
-marketing: Stabilisierung<br />
und Aktivierung der Bewohner-<br />
und Nutzerstrukturen in<br />
den Innenstädten und<br />
Stadtquartieren, Netzwerkarbeit,<br />
Schaffung selbsttragender<br />
Bewohnerorganisationen,<br />
Unterstützung der<br />
Familien und Senioren im<br />
Quartier<br />
„Urban Culture“: Modernisierung,<br />
Profilierung und<br />
demografische Anpassung<br />
der kulturellen Infrastrukturen<br />
und Einrichtungen in den<br />
Städten sowie Erhaltung und<br />
Inwertsetzung des historischen<br />
und kulturellen Erbes<br />
X X X X X X<br />
X X<br />
X X X X<br />
SM 4 Mobilität und<br />
Vernetzung X X<br />
SM 5 Profilierung<br />
Wohngebiete X X X X X X<br />
SM 6 Soziale Partnerschaften<br />
entwickeln<br />
X X X<br />
SM 7 Perspektive <strong>Guben</strong><br />
Gubin – eine Zweiheit<br />
X X X X X X X<br />
SM 8 Kultur und Tourismus<br />
erleben X X X X X X
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 151<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
7.1.4 Wirtschaftsbezüge der Schlüsselmaßnahmen sowie der Einzelprojekte<br />
Die Schlüsselmaßnahmen und die darin enthaltenen Einzelprojekte weisen in unterschiedlicher<br />
inhaltlicher und räumlicher Ausprägung Bezüge zur Stärkung des<br />
Wirtschaftsstandorts <strong>Guben</strong> auf.<br />
Tabelle 23:<br />
Wirtschaftsbezüge der<br />
Schlüsselmaßnahmen<br />
Schlüsselmaßnahme<br />
SM 1 Von der Industrievorstadt zum<br />
Stadtzentrum<br />
SM 2 Aus Tradition wird Zukunft –<br />
Wirtschaftsstandort weiter entwickeln<br />
SM 3 Regionaler Anker <strong>Guben</strong> –<br />
Bildung, Gesundheit, Versorgung<br />
SM 4 Mobilität und Vernetzung<br />
SM 5 Profilierung Wohngebiete<br />
SM 6 Soziale Partnerschaften entwickeln<br />
SM 7 <strong>Guben</strong> Gubin – eine Zweiheit<br />
SM 8 Kultur und Tourismus erleben<br />
Wirtschaftsbezüge<br />
Belebung Wohnungsmarkt<br />
Impulssetzung für Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand<br />
und damit verbundener (wohnungs-)wirtschaftlicher Effekte<br />
Förderung Einzelhandel, Gewerbe und Tourismus (insb. KMU) in<br />
der Innenstadt<br />
Schaffung von Voraussetzung zur Ansiedlung von Gewerbe und<br />
Dienstleistungen<br />
Unterstützung unternehmerischer Initiativen<br />
Anhebung des allgemeinen und beruflichen Bildungsstands<br />
Mittel- und langfristige Fachkräftesicherung<br />
Unterstützung von Innovation<br />
Unterstützung wissensgestützter Wirtschaft<br />
Verbesserung der Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
Etablierung als branchenbezogener, wirtschaftlich integrierter<br />
Bildungsstandort<br />
Qualitative Verknüpfung Schule - Wirtschaft<br />
Förderung Gesundheitswirtschaft<br />
Etablierung als regionales Gesundheitszentrum<br />
Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze<br />
Unterstützung unternehmerischer Initiative<br />
Verbesserung der Voraussetzungen für Wirtschaftsverkehr und<br />
Personenverkehr<br />
Belebung Wohnungsmarkt<br />
Anhebung des allgemeinen und beruflichen Bildungsstandards<br />
durch ein aktives Schulmanagements<br />
Stabilisierung der Einkommensverhältnisse<br />
Schaffung von Voraussetzung zur Ansiedlung von Gewerbe und<br />
Dienstleistungen<br />
Unterstützung unternehmerischer Initiative<br />
Förderung Einzelhandel, Gewerbe und Tourismuswirtschaft<br />
Förderung Einzelhandel, Gewerbe, Tourismus<br />
Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 152<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
7.1.5 Aktionsräume<br />
In den folgenden Abbildungen sind die verortbaren Einzelprojekte bzw. Aktionsschwerpunkte<br />
der im Folgenden beschriebenen Schlüsselmaßnahmen dargestellt:<br />
Abbildung 44:<br />
Verortbare Einzelprojekte und<br />
Schwerpunkträume auf<br />
Gesamtstadtebene
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 153<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 45:<br />
Verortbare Einzelprojekte<br />
in der Altstadt<br />
7.2 Kurzbeschreibung der Schlüsselmaßnahmen<br />
Im Folgenden sind die Schlüsselmaßnahmen in ihrer inhaltlichen Ausrichtung kurz<br />
dargestellt. Weitergehende Informationen zu den Schlüsselmaßnahmen und den<br />
hierin enthaltenen Einzelprojekten finden sich in Anlage A1. Detaillierte Informationen<br />
werden künftig auch in Form von Formblättern, die der genauen Beschreibung<br />
der Projekte dienen, enthalten sein. Diese sind diesem Arbeitsstand noch<br />
nicht beigefügt, werden aber im weiteren <strong>INSEK</strong>-Verfahren erstellt.<br />
7.2.1 Von der Industrievorstadt zum Stadtzentrum<br />
Die Vielfältigkeit und Besonderheit der Probleme in der Altstadt zu lösen, erfordert<br />
eine integrierte Herangehensweise. Grundlegender Baustein ist dabei das Setzen<br />
von Impulsen und Prioritäten, um private Investitionen und Projekte sowie bürgerschaftliches<br />
Engagement zu fördern.<br />
Stärkung der Wohnfunktion<br />
durch vielfältige Maßnahmen<br />
Die wichtigsten Bausteine zur Belebung des Stadtzentrums sind die Erhöhung des<br />
Wohnanteils in der Altstadt, die Reduzierung der städtebaulichen Missstände, die<br />
Verbesserung der Infrastrukturausstattung, die Attraktivierung des Wohnumfeldes<br />
und der öffentlichen Räume, die Instandsetzung des historischen Gebäudebe-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 154<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
stands, die Verbesserung des Wohnraumangebotes, die Verdichtung öffentlichkeitswirksamer<br />
Nutzungen und die Erhöhung des Anteils an Dienstleistern und<br />
Einzelhandel. Um dem integrativen Charakter räumlich gerecht zu werden, verlagert<br />
sich der Handlungsschwerpunkt von der Frankfurter Straße an die Alte Poststraße<br />
und das Neißeufer, in das sogenannte Tuchmacherviertel. Wesentliche Entwicklungsimpulse<br />
werden durch die Sanierung des historischen Gebäudebestands<br />
in der Alten Poststraße gesetzt. Um diesen Prozess zu forcieren, werden durch die<br />
<strong>Guben</strong>er Wohnungsgesellschaft mbH, die Eigentümer mehrerer Gebäude in der<br />
Alten Poststraße ist, für den Verkauf an Private vorbereitet.<br />
Schlüsselmaßnahmen für ein eng<br />
begrenztes Vorranggebiet sind<br />
weitgehend realisiert<br />
Integration der Neiße in das<br />
Stadtbild<br />
Fortsetzung der Stadtsanierung<br />
Aufwertung und Vernetzung des<br />
öffentlichen Raumes und des<br />
Stadtgrüns<br />
Die Entwicklung von Schlüsselprojekten dient dem Ziel die Wohn- und Zentrumsfunktion<br />
zu stärken. In der Vergangenheit sind in einer ersten Entwicklungsstufe-<br />
Diese Schlüsselprojekte sind in dem engen Entwicklungsraum zwischen dem<br />
Grenzübergang, der Promenade am Dreieck und der Schulstraße weitgehend realisiert<br />
worden. Hier wurde der historische Gebäudebestand weitgehend modernisiert,<br />
es wurden unterschiedliche Wohnungsangebote für verschiedene Nutzergruppen,<br />
z. B. Senioren geschaffen und öffentliche Infrastruktur instandgesetzt<br />
und modernisiert sowie attraktive Aufenthaltsflächen geschaffen. Infolge der bislang<br />
umgesetzten Maßnahmen hat das Stadtzentrum deutlich an Attraktivität<br />
gewonnen. Beleg dafür sind die in den letzten Jahren stetig gestiegenen Zuwanderungszahlen,<br />
die eine Folge der fertig gestellten Senioren-Wohnprojekte sind. Der<br />
beschriebene Entwicklungsraum ist räumlich sehr eng gefasst und entspricht noch<br />
nicht den Anforderungen eines vielfältigen und lebendigen Stadtzentrums.<br />
Um den angestoßenen Entwicklungsprozess nachhaltig zu stützen, sind weitere<br />
Bereiche in den Veränderungs- und Gestaltungsprozess einzubinden, um insbesondere<br />
mehr Menschen als Bewohner, als Dienstleister, Händler, Unternehmer<br />
etc. in die Altstadt zu ziehen. Wesentliche Impulse werden dabei durch die prioritäre<br />
Entwicklung des Tuchmacherviertels rund um die Alte Poststraße gesetzt.<br />
Durch die Einbeziehung der Neiße in das Stadtbild gewinnt der Standort enorm an<br />
Attraktivtät und ermöglicht die Bündelung so unterschiedlicher Bereiche wie Erhalt<br />
historischer Gebäude, Wohnen, Kultur, Mobilität, Tourismus, Natur und Umwelt<br />
die Entwicklung vielfältiger Nutzungen. Dies setzt wichtige Impulse, um die historischen<br />
Gebäude an der Alten Poststraße weiter aufzuwerten und den Sanierungsprozess<br />
verstärkt in das Tuchmacherviertel zu lenken. Gleichzeitig ist das Wohnungsangebot<br />
weiter zu differenzieren, um vielfältige Interessenten und Wohnungssuchende<br />
an die Altstadt zu binden. Es sind ungewöhnliche Wohnprojekte in<br />
Industriebauten ebenso zu initiieren, wie die Beräumung von Brachflächen in der<br />
Altstadt, um neben dem Erwerb historischer Gebäude auch den Neubau von Einfamilienhäusern.<br />
Es bedarf dazu einerseits einer eigentümerübergreifenden Initiative,<br />
um die Eigentumsbildung im Bestand zu fördern und den Leerstand entsprechend<br />
zu reduzieren wie auch der Entwicklung eines Pilotprojektes „Mein Eigenheim<br />
in der Stadt“, um den Eigenheimbau vom Stadtrand in die Altstadt zu lenken.<br />
Unterstützend wirkt sich darauf eine weitere Verbesserung der Aufenthaltsqualität<br />
im öffentlichen Raum aus. Die öffentlichen Räume sind dabei miteinander zu vernetzen<br />
und sollen unterschiedliche Charaktere aufweisen. Diese Funktion kommt<br />
einerseits der Alten Poststraße zu, als Verbindung zwischen der Brücke nach Gubin<br />
und dem Bahnhof, andererseits sind die Landschaftsräume in die Altstadt zu ziehen,<br />
um über die Ausbildung eines Grünnetzes eine intensive Verknüpfung der
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 155<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Siedlungsbereich Oberstadt - Unterstadt – Gubin zu erzielen, das gleichzeitig fußläufig<br />
erschlossen ist.<br />
Erhalt stadtbildprägender<br />
Gebäude<br />
Nutzungsverdichtung und<br />
Angebotsqualifizierung<br />
Innenstadtmanagement und<br />
Stadtmarketing<br />
Internationales Begegnungshaus<br />
Der Erhalt stadtbildprägender Gebäude und die Beräumung von Brachfläche erhöht<br />
zusätzlich das Identifikationspotenzial mit der Altstadt im Speziellen und der<br />
Stadt <strong>Guben</strong> im Allgemeinen.<br />
Die Innenstadt ist für die gesamtstädtische Entwicklung als Wirtschafts- und Kulturstandort<br />
und als touristischer Standort von entscheidender Bedeutung. Die Vernetzung<br />
der touristischen Ziele in der Stadt sowie in der Region ist dabei ebenso<br />
erforderlich wie die Herstellung attraktiver Wege zu anderen wichtigen Zielen in<br />
der Stadt bzw. der Region ein wichtiger Ansatzpunkt zur Verbesserung der Attraktivität.<br />
Zusätzlich ist die Belebtheit der Altstadt zu verbessern. Dazu sind Nutzungsverdichtungen<br />
erforderlich und die weitere Qualifizierung von Angeboten im Bereich<br />
Kultur, Gastronomie und Tourismus und die Stärkung der wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten allgemein.<br />
Einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Innenstadtentwicklung leistet ein<br />
professionelles Innenstadtmanagement in Verbindung mit einem Stadtmarketing.<br />
Da eine ehrenamtliche Begleitung dieser Aufgaben den Anforderungen nicht gerecht<br />
ist, muss der Verein „Marketing und Tourismus“ zur Wahrung seiner Handlungsfähigkeit<br />
personell besser ausgestattet werden. Ziel der Maßnahmen ist die<br />
Kapazitätserweiterung des Vereins „Marketing und Tourismus“, um sich intensiv<br />
einerseits dem Citymanagement und dem Kulturmanagement zu widmen. Beide<br />
Aufgabenfelder sind weiter zu qualifizieren, Angebote sind zu vernetzen und zu<br />
vermarkten.<br />
Ein weiterer Baustein zur Belebung der Innenstadt und für das Zusammenwachsen<br />
von <strong>Guben</strong> und Gubin besteht in der Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten für<br />
die Bürger im grenznahen Raum. Ein verbindendes Element der gemeinsamen<br />
Geschichte ist das ehemalige Theater auf der Neißeinsel. Die Kulturgeschichte<br />
aufgreifend soll im Bereich der <strong>Guben</strong>er Wolle eine ehemalige Fabrikantenvilla<br />
durch Umnutzung zum internationalen Bürgerhaus vor dem Verfall bewahrt werden<br />
und Raum für kulturelle Angebote schaffen.<br />
Einzelprojekte<br />
• Entwicklung <strong>Guben</strong>er Wolle<br />
• Fortsetzung Sanierungsprozess – mit Prioritätenentwicklung<br />
• Eigentümerübergreifende Initiative zur Leerstandsbeseitigung und Eigentumsbildung<br />
• „Mein Eigenheim in der Stadt“, Fortschreibung Bebauungsplan Nr. 26 im Rahmen<br />
des Tuchmacherviertels / Alte Poststraße<br />
• Etablierung Innenstadtmanagement und Stadtmarketing<br />
• Förderung Tourismus, Einzelhandel und wirtschaftliche Aktivitäten<br />
• Umnutzung Gefängnis zum Tourismushotel<br />
• Erhalt stadtbildprägender Gebäude<br />
• Entwicklung Wilkesche Höfe<br />
• Beräumung der Brachflächen entlang der Mittelstraße, Weiterentwicklung<br />
Grünstrukturen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 156<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
7.2.2 Aus Tradition wird Zukunft – Branchenkompetenz ausbauen<br />
<strong>Guben</strong> will seine Funktion als bedeutender regionaler Wirtschaftsstandort ausbauen<br />
und die Branchenkompetenzfelder weiter entwickeln. Rückgrat der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung sind die langjährig gewachsenen Kernkompetenzen und Branchenschwerpunkte<br />
vor Ort. Diese sollen gezielt durch Ansiedlung neuer Unternehmen,<br />
den Ausbau von Wertschöpfungsketten und die Schaffung neuer und<br />
innovativer Arbeitsplätze ausgebaut werden.<br />
Erweiterung der<br />
Branchenkompetenz durch<br />
Ansiedlung neuer Unternehmen<br />
und Entwicklung von<br />
Wertschöpfungsketten schafft<br />
ca. 500 neue Arbeitsplätze<br />
Flächenvorsorge und Umsetzung<br />
eines Flächenmanagements zur<br />
effizienten Nutzung von<br />
Industrieflächen<br />
interkommunale<br />
Zusammenarbeit zur Etablierung<br />
von Wertschöpfungsketten auf<br />
regionaler Ebene<br />
Die aktive Wirtschaftsförderungspolitik der Stadt <strong>Guben</strong> in Verbindung mit ihrer<br />
langjährigen Akquisitionstätigkeit haben dazu geführt, dass die Stadt <strong>Guben</strong> als<br />
Wirtschaftsstandort bekannt ist und sie mit zahlreichen Unternehmen wegen potenzieller<br />
Neu- und Erweiterungsinvestitionen in Verhandlung steht. Darunter befindet<br />
sich u. a. ein Unternehmen, das Mitte der 1990er Jahre eine Technologie<br />
zur Herstellung von Polymilchsäure (PLA) entwickelt hat und in einer eigenen Pilotanlage<br />
soweit zur technischen Reife gebracht hat, dass das komplette Engineering<br />
für derartige Anlagen angeboten werden kann. Auf der Grundlage von Marktstudien<br />
wurde die Entscheidung getroffen, in diesen umweltfreundlichen Ersatzkunststoff<br />
aus heimischen Rohstoffen zu investieren. Diese Investition sieht vor, ab 2007<br />
PLA-Anlagen in drei Ausbaustufen bis 2013 zu realisieren. Dabei ist die Entscheidung<br />
zugunsten der Stadt <strong>Guben</strong> gefallen. Gleichzeitig ist damit die Ansiedlung<br />
eines Anwendungs- und Entwicklungszentrums verbunden, um die Produktion<br />
und die weitere Markterschließung zu optimieren. Der Bau weitere Produktionsteile<br />
ist ebenfalls geplant. Im Rahmen dieses Vorhabens werden insgesamt ca. 140<br />
Arbeitsplätze geschaffen. Neben der PLA-Anlage steht die Stadt <strong>Guben</strong> mit weiteren<br />
Unternehmen in Verhandlungen, die ab 2008 bzw. 2011 Investitionen tätigen<br />
wollen, mit denen insgesamt ca. 350 neue Arbeitsplätze im Industriegebiet geschaffen<br />
werden.<br />
Für die Ansiedlung von Betrieben werden durch die Wirtschaftsförderungs- und<br />
Stadtentwicklungsgesellschaft mbh sofort bebaubare und verfügbare Gewerbeflächen<br />
in städtischem Eigentum vorgehalten. Gleichzeitig soll kurz- bis mittelfristig<br />
über ein Flächenmanagement die Flächennutzung im bestehenden Industriegebiet<br />
verdichtet und das Potenzial an Flächenvorrat vergrößert werden. Eine erste Analyse<br />
der Gewerbeflächen im Industriegebiet ermittelte eine Flächenkapazität von ca.<br />
26 ha. Eine Umsetzung des Flächenmanagements hätte eine effizientere Nutzung<br />
der vorhandenen Infrastruktur zur Folge und mindert gleichzeitig den Verbrauch<br />
von Neubauflächen. Trotz Aufbau eines Flächenmanagements sind Reserveflächen<br />
zu entwickeln. Dies erfolgt durch eine schrittweise Erweiterung des Industriegebiets<br />
um insgesamt etwa 40 ha, von denen ca. die Hälfte als gewerbliche Erweiterungsfläche<br />
im Flächennutzungsplan dargestellt ist. Vor dem Hintergrund eingeschränkter<br />
Entwicklungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich des Industriegebiets<br />
soll der Spielraum über enge interkommunale Kooperationen erweitert werden.<br />
Aufgrund der umfangreichen Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten entlang<br />
der gesamten westlichen Stadtgrenze, ist die Stadt in ihrer Eigenentwicklung stark<br />
eingeschränkt. Zur Unterstützung und Weiterentwicklung des Industriegebiets<br />
sowie Schaffung von weiteren Synergieeffekten setzt die Stadt auf die enge Kooperation<br />
mit benachbarten Kommunen. Dies erfolgt durch Kooperation der Wirtschaftsförderungs-<br />
und Stadtentwicklungsgesellschaft mbh <strong>Guben</strong> mit Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
benachbarter Kommunen, wie Peitz, Forst, Cottbus und
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 157<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Gubin. Die Kooperation mit Gubin sieht vor, auf polnischer Seite in unmittelbarer<br />
Nähe zum Industriegebiet weitere Gewerbeflächen zu entwickeln, um eine enge<br />
wirtschaftliche Verflechtung zwischen <strong>Guben</strong> und Gubin zu erzielen und Werkschöpfungsketten<br />
zu etablieren. (siehe hierzu Schlüsselmaßnahme 7.2.7)<br />
Standortvorteile durch<br />
kostengünstige<br />
Energiebereitstellung ...<br />
... und weiteren Ausbau<br />
der Infrastruktur im<br />
Industriegebiet Süd<br />
Fachkräftesicherung durch<br />
Ausbau der Initiative<br />
„Vernetzung von Schule und<br />
Wirtschaft“<br />
Einführung von Bildungsclustern<br />
und Unternehmerführerschein<br />
Standortvorteile durch<br />
grenzübergreifende berufliche<br />
Qualifizierung<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der örtlichen Wettbewerbsfähigkeit<br />
ergibt sich aus der Tatsache, dass der bestehende Versorgungsvertrag mit enviaM<br />
im Jahr 2012 ausläuft und somit neue Energieversorgungskonzepte entwickelt<br />
werden können. Geplant ist die Errichtung eines neuen Kraftwerks, um eine<br />
größtmögliche Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit i. S. v. Preissicherheit<br />
für Unternehmen zu gewährleisten. Gleichzeitig eröffnet sich die Option, in Abhängigkeit<br />
von den zur Verfügung stehenden Technologien, klimatische Folgen zu<br />
diskutieren und zu minimieren.<br />
Im Zuge der geplanten Neuansiedlungen im Industriegebiet Süd sind weitere Anpassungsmaßnahmen<br />
im Bereich der Infrastruktur, insbesondere im aktiven Flächenmanagement,<br />
im Industriegebiet Süd erforderlich. Bedarfsbezogene Infrastrukturentwicklungen<br />
in weiteren Erschließungsflächen sind derzeitig vorbereitet.<br />
Um dem Bedarf der Wirtschaft nach Fachleuten Rechnung zu tragen, soll in Zusammenarbeit<br />
der Verwaltung und der Wirtschafts- und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Guben</strong> mbH über das Projekt „Vernetzung von Schule und Wirtschaft“<br />
gezielt Einfluss auf die Heranbildung von qualifizierten Fachkräften, insbesondere<br />
im ingenieur-technischen Bereich, genommen werden. Die Initiative „Schule Wirtschaft“<br />
will die Funktion eines Katalysators wahrnehmen, indem es einerseits darauf<br />
abzielt, Schüler und Schülerinnen für die örtliche und regionale Wirtschaft zu<br />
interessieren. Andererseits sollen die Unternehmen in der Region sensibilisiert werden<br />
durch frühzeitige Kontaktpflege zu den Schülern, engagierte und interessierte<br />
Nachwuchskräfte zeitig an das Unternehmen zu binden, um durch bessere Fachkräfteverfügbarkeit<br />
einen Standortvorteil zu erlangen und die Zukunft des eigenen<br />
Unternehmens zu sichern. In dieser Funktion agiert die Initiative „Schule Wirtschaft“<br />
mehr und mehr als Schnitt- und Koordinierungsstelle für berufliche Bildung.<br />
Diese Funktion ist auf regionaler Ebene weiter auszubauen und zu verstetigen.<br />
Zusätzlich sollen sich Unternehmen und Bildungseinrichtungen zusammenschließen<br />
und verpflichten, pro Jahr eine gewisse Anzahl an gemeinsamen Aktivitäten<br />
umzusetzen. An weiterführenden Schulen soll die Einführung eines Unternehmerführerscheins<br />
initiiert werden, um Schüler auf ihre Zukunft und die Anforderungen<br />
der Arbeitswelt vorzubereiten. Ziel ist, das wirtschaftliche Wissen und die soziale<br />
Kompetenz schon früh zu stärken und die Wirtschaft als Motor für Arbeitsplätze<br />
und sozialen Wohlstand eines Landes zu vermitteln.<br />
Um ein gut ausgebildetes und ausreichendes Arbeitskräftepotenzial zu sichern,<br />
sollen auch polnische Schüler und Schülerinnen in die Initiative einbezogen werden.<br />
Dies ist Voraussetzung, um einen gemeinsamen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
vorzubereiten, der durch bestehende Kooperationen in Form des „deutschpolnischen<br />
Bildungshauses“ bereits Früchte trägt. Zu erweitern ist das bestehende<br />
Netzwerk, indem einerseits der Gemeinnützige Berufsbildungsverein (GBV) mit<br />
berufsbildenden Einrichtungen in Polen und andererseits die Beschäftigungs- und<br />
Stadtentwicklungsgesellschaft mbH eng mit dem Arbeitsamt Gubin, dem Arbeitsamt<br />
<strong>Guben</strong> und dem Eigenbetrieb für Grundsicherung zusammenarbeitet.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 158<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Umstrukturierung der<br />
kommunalen Beteiligungen<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> bereitet zurzeit die Umstrukturierung der städtischen Beteiligungen<br />
und Entwicklung einer Konzernstrategie vor, um gleichgelagerte Aufgaben<br />
zusammenzufassen und so wesentlich effektiver zu gestalten sowie Kosten zu<br />
minimieren. Im Einzelnen werden folgende Ziele verfolgt:<br />
• Erleichterung der strategischen Steuerung der Unternehmen zur schnelleren<br />
Reaktion auf Marktveränderungen,<br />
• Steuerliche Optimierung,<br />
• Erleichterung der Ergebnissteuerung, z.B. durch Verrechnung der Gewinne<br />
und Verluste von beteiligten Unternehmen,<br />
• Ausnutzung von Einsparpotenzialen bzw. von Synergieeffekten im Bereich der<br />
Verwaltung und Finanzierung,<br />
• Erhöhung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit der einzelnen Unternehmen<br />
sowie Erhöhung der Kundenzufriedenheit und des Dienstleistungsangebotes<br />
sowie<br />
• Erhöhung der Kapitalbasis der beteiligten Unternehmen.<br />
Einzelprojekte<br />
• Weiterentwicklung und Qualifizierung der Initiative „Schule – Wirtschaft“<br />
• Kampagne „Neue Einwohner für <strong>Guben</strong>“<br />
• Flächengebrauch statt Flächenverbrauch<br />
• Nachfragegerechte und infrastrukturelle Erweiterung des Industriegebietes<br />
• Nachfragegerechte Entwicklung des Gewerbegebietes<br />
• Fortschreibung Energiekonzept<br />
• Neubau Kraftwerk<br />
• Qualifizierung und Entwicklung kommunales Beteiligungsmanagement<br />
7.2.3 Regionaler Anker <strong>Guben</strong> – Bildung, Gesundheit und Versorgung<br />
<strong>Guben</strong> übernimmt eine wichtige regionale Versorgungs- und Dienstleistungsfunktion.<br />
Dies betrifft insbesondere Bereiche zur Sicherung der Daseinsvorsorge und<br />
betrifft Bildung ebenso, wie die Versorgung mit Gesundheitsinfrastruktur. Ziel ist<br />
es, einerseits vorhandene Kompetenzen zu sichern, andererseits sollen diese ausgebaut<br />
und erweitert werden, wobei eine stärkere Vernetzung der Akteure und<br />
die Entwicklung eines Dienstleistungsnetzwerks angestrebt werden.<br />
Qualitätsoffensive Bildung<br />
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels einerseits und andererseits einem<br />
Bildungssystem, das nur unzureichend Grundlagen und Kenntnisse vermittelt, um<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft zu sichern, strebt die Stadt<br />
<strong>Guben</strong> zweierlei an. Erstens sollen die Kompetenzen der örtlichen Bildungseinrichtungen<br />
ausgebaut und zweitens strategisch vermarktet werden, um die Stadt als<br />
regionales Bildungszentrum zu profilieren und etablieren. Dies erfordert, dass<br />
Schulen über kurz oder lang als Wissensunternehmen geführt werden und sich<br />
dem Wettbewerb stellen. die Initiierung eines Kommunikationsprozesses, der unterschiedliche<br />
Akteure zusammenführt, und eines Mediators, der zwischen verschiedenen<br />
Interessen vermittelt.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 159<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Neues medizinisches<br />
Ausbildungsangebot zur<br />
Sicherung der<br />
Gesundheitsversorgung<br />
Entwicklung alternativer<br />
Pflegemodelle in Verbindung mit<br />
verbesserter Informationspolitik<br />
Das Naemi-Wilke-Stift bildet das Rückgrat der Gesundheitsversorgung in der Stadt<br />
und der Region. Sie wird ergänzt durch zahlreiche niedergelassene Ärzte, die zusammen<br />
die Grundversorgung sicherstellen. Nach Schließung des Krankenhauses<br />
in Gubin ist somit diese Versorgungsfunktion auch für die polnischen Nachbarn<br />
von hoher Bedeutung. Das Versorgungsnetz ist allerdings durch die Überalterung<br />
der niedergelassenen Ärzte, insbesondere der Allgemeinmedizin, gefährdet. Zur<br />
Wahrung seiner Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort unternimmt die Stadt<br />
in Kooperation mit dem Naemi-Wilke-Stift, der Kassenärztlichen Vereinigung und<br />
den Krankenkassen Anstrengungen, diese Situation nicht nur zu beheben, sondern<br />
zu verbessern. Die Aktivitäten zielen zunächst darauf ab, junge, in Ausbildung<br />
befindliche Mediziner und Medizinerinnen durch attraktive Ausbildungsangebote<br />
in die Region zu holen. Die Kasseärztliche Vereinigung erwägt, die Einrichtung von<br />
Arztpraxen finanziell zu fördern, wenn sich Mediziner im strukturschwachen Raum<br />
niederlassen. Darüber hinaus sollen im Bereich der Fachmedizin polnische Ärzte die<br />
Möglichkeit erhalten, durch Integration in bestehende Praxen ihren Facharzt zu<br />
erwerben und mittel- bis langfristig örtliche Praxen zu übernehmen. Darüber hinaus<br />
führt die Stadt Abstimmungsgespräche, um in Kooperation mit Hebammen,<br />
ein Geburtshaus mit begleitender ärztlicher Versorgung in <strong>Guben</strong> zu etablieren.<br />
Insgesamt wird mit dieser Schlüsselmaßnahme angestrebt, durch Kooperation und<br />
intensive Vernetzung der regionalen und überregionalen Akteure die Rahmenbedingungen<br />
so zu verändern, dass sich neue Ärzte in der Stadt niederlassen und<br />
sich die ärztliche Versorgung insgesamt verbessert.<br />
Darüber hinaus sollen vor dem Hintergrund einer wachsenden Anzahl älterer und<br />
hochbetagter Menschen Aktivitäten entwickelt werden, die einen gesellschaftlichen<br />
Ansatz der Pflege und Gesundheitsvorsorge nachhaltig fördern, zivilgesellschaftliche<br />
Ressourcen erschließen und vielfältige Informationen zur Verfügung<br />
stellen. Es sollen Initiativen gebündelt und Angebote im Bereich des Gesundheitswesens<br />
weiter entwickelt werden. Dies führt im Ergebnis zu einer Profilbildung als<br />
regionales Gesundheitszentrum, wobei durch gemeinsames Marketing und Abstimmung<br />
der Angebote eine stärkere Vernetzung der Akteure anzustreben, vorhandene<br />
Strukturen zu stabilisieren und die Entwicklung von Wertschöpfungsketten<br />
zu fördern ist. Eine enge Verknüpfung besteht dabei zum bürgerschaftlichen<br />
Engagement, um bestehende Netzwerke und Angebote zu verdichten und gesellschaftliche<br />
Verantwortung zu fördern.<br />
Einzelprojekte<br />
• Starke Bildung – Starker Standort (Ausbau Bildungsinitiative)<br />
• Medizinisches Ausbildungsangebot für junge Ärzte schaffen<br />
• Regionales Pflege- und Gesundheitszentrum<br />
7.2.4 Mobilität und Vernetzung<br />
attraktives Straßennetz ist<br />
Grundlage für die Entwicklung<br />
als Wirtschaftsstandort und<br />
Mittelzentrum<br />
Straßenseitig hat sich die Anbindungsqualität des Branchenkompetenzzentrums<br />
<strong>Guben</strong> durch den begonnenen Ausbau der B112 als Ortsumgehung grundsätzlich<br />
verbessert. Da die Verkehrsentwicklung weiterhin vom Straßenverkehr und dabei<br />
insbesondere vom Güterverkehr dominiert wird, ist der Ausbau der B112 dringend<br />
erforderlich ist, um als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu sein. Die Linienführung<br />
der Ortsumgehungen von Neuzelle und Eisenhüttenstadt sind bislang im
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 160<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Investitionsrahmenplan bis 2010 für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes enthalten.<br />
Daneben fördert die Stadt <strong>Guben</strong> den öffentlichen Personennahverkehr als nachhaltige<br />
Verkehrsart, um die Erreichbarkeit der Stadt aus den umliegenden Gemeinden<br />
sicher zu stellen. Allerdings bestehen hinsichtlich der Erreichbarkeit für<br />
mobilitätseingeschränkte Personen Nachteile, da aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse<br />
zurzeit keine Niederflurbusse eingesetzt werden können. Um die<br />
Rahmenbedingungen für mobilitätseingeschränkte Personen und allgemein die<br />
Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs zu verbessern, ist vor dem Hintergrund<br />
einer alternden Gesellschaft, eine Instandsetzung der Verkehrswege e-<br />
benfalls erforderlich.<br />
Attraktivierung des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs<br />
Innerhalb der Stadt <strong>Guben</strong> ist der Öffentliche Personennahverkehr Basis für eine<br />
optimale Anbindung der Stadtteile mit der Kernstadt und sichert durch den Einsatz<br />
von Niederflurbussen die Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger. Aufgrund des<br />
demografischen Wandels und reduzierter Finanzierungsmittel ist eine Umstrukturierung<br />
des bestehenden ÖPNV-Angebotes erforderlich. Ziel ist es dabei, ein ÖPNV-<br />
Netz zu entwickeln, das auch in Zukunft attraktive ÖPNV-Verbindungen insbesondere<br />
in das Umland gewährleistet. Der nutzerbezogene Fahrplan des „Neißeverkehrs“<br />
wird mit Beginn des Schuljahres 2007 / 2008 zugunsten der Allgemeinheit<br />
aufgegeben und qualitätsvoll zum Stundentakt weiterentwickelt, um neue Nutzer<br />
für den ÖPNV zu gewinnen. Somit wird mit einer kostengünstigen Lösung dem<br />
demografischen Wandel und dem damit einhergehenden Rückgang der Nachfrage<br />
nach ÖPNV-Angeboten begegnet und ein wirkungsvoller Beitrag zur Stärkung des<br />
Umweltverbundes geleistet. Insbesondere im Bereich der Schwerpunktlinien nach<br />
<strong>Guben</strong> und Forst ergibt sich für die Nutzer durch die konsequente Vertaktung der<br />
Linien eine effektive Verbesserung des Angebotes. Gleichzeitig reduzieren sich<br />
Standzeiten, sodass sind insgesamt die Kosten für den Betrieb reduzieren.<br />
Darüber hinaus soll die Attraktivität der Stadt <strong>Guben</strong> für bestimmte Nutzergruppen<br />
durch zusätzliche Angebote erhöht werden. Dies ist insbesondere im Bereich des<br />
Schülerverkehrs erforderlich, um den Einzugsbereich der weiterführenden Schulen<br />
in <strong>Guben</strong> zu vergrößern und deren Bestand zu sichern.<br />
Regionale Mobilitätszentrale<br />
Um eine grenzübergreifende Verkehrsvernetzung im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
zu erzielen, wird angestrebt ab 2009 eine regionale Buslinie von<br />
Cottbus über <strong>Guben</strong>/Gubin nach Zielona Gora einzurichten. Die Stadt <strong>Guben</strong> entwickelt<br />
im Umfeld des Bahnhofs eine regionale Mobilitätszentrale, um eine optimale<br />
Verknüpfung zwischen Bus und Schiene als auch Bus / Bus zu gewährleisten.<br />
Diese Maßnahme verbessert in Verbindung mit der Umgestaltung und Revitalisierung<br />
des Bahnhofgebäudes maßgeblich die Attraktivität der Stadt für Besucher<br />
und Fahrgästen aus dem Umland, insbesondere Gubin.<br />
Die Barrierefreiheit wird grundsätzlich auch bei den Verbindungen in das Umland<br />
angestrebt, ist aber aufgrund der Straßenverhältnisse erst mittel- bis langfristig zu<br />
erreichen.<br />
Förderung des Radverkehrs und<br />
der Fußgänger<br />
Zur Förderung umweltverträglicher als auch gesundheitsfördernder Mobilitätsformen<br />
und zur Verbesserung der Vernetzung von Stadt- und Ortsteilen, insbesondere<br />
auch für mobilitätseingeschränkte Personen, ist ein weiterer Ausbau des Radund<br />
Fußwegenetzes bzw. die Schließung von Lücken vorgesehen. Um die steigende<br />
Attraktivität der Stadt und insbesondere der Altstadt auch dafür zu nutzen,<br />
(Fahrrad-)Touristen länger als bisher in der Stadt zu halten, bedarf es eines vernetz-
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 161<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
ten, gut ausgebauten, durchgängigen und beschilderten Wegenetzes, das vor<br />
allem Verknüpfungen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Stadt und in<br />
der Region, gewährleistet. Dies soll unter besonderer Berücksichtigung von Gubin<br />
und seinem Umland erfolgen, das über ein sehr spärliches Radwegenetz verfügt.<br />
Die Euroregion Spree-Neiße-Bober, der Landkreis Spree-Neiße, die Kommunen<br />
<strong>Guben</strong> und Gubin als auch der Fremdenverkehrsverein "Neißeland <strong>Guben</strong> e.V."<br />
arbeiten vor diesem Hintergrund eng zusammen. Die Aktivitäten sind fortzusetzen<br />
und Netzlücken zu schließen.<br />
Einzelprojekte<br />
• Bedarfsanpassung des ÖPNV-Angebotes<br />
• Einrichtung Zusatzverkehr für Schüler<br />
• Ausbau der regionalen Vernetzung mit Cottbus und Zielona Gora<br />
• Regionale Mobilität <strong>Guben</strong> – Gubin (mit Bahnhof als Zentrale)<br />
• Grüner Pfad von der Oberstadt über die Unterstadt (Innenstadt) nach Gubin<br />
• Weiterentwicklung Radwegenetz in der Stadt und in der Region<br />
• Anpassung der gesamtstädtischen Infrastruktur<br />
• Barrierefreie Stadt<br />
• Uferpromenade entlang der Neiße<br />
7.2.5 Nachfragegerechte Anpassung und Profilierung der Wohngebiete<br />
In den Wohnkomplexen I, II und IV lebt ca. die Hälfte der Einwohner der Stadt<br />
<strong>Guben</strong>. Den Wohnkomplexen kommt demzufolge eine wichtige Funktion für die<br />
sozialverträgliche Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum zu. Aufgrund des<br />
demografischen Wandels waren und sind sie in unterschiedlichem Ausmaß von<br />
strukturellem Leerstand betroffen und die Wohnungsunternehmen haben verstellen.<br />
Stand zu Beginn des Stadtumbauprozesses das Erzielen von Masseneffekten<br />
im Vordergrund, um den Wohnungsmarkt zu konsolidieren, bedarf der Stadtumbau<br />
zunehmend der Feinsteuerung. Nach der Umsetzung der im Stadtumbaukonzept<br />
2002 und dem Beschleunigungskonzept 2003 vorgesehenen Abriss- und<br />
Rückbaumaßnahmen boten sich den Unternehmen kaum zusätzliche Abrisspotenziale<br />
an. Ursächlich waren und sind der hohe Sanierungsstand der Wohngebäude<br />
und eine Verteilung des vergleichsweise niedrigen Leerstands auf die Obergeschosse.<br />
Sukzessiver Rückbau des<br />
Wohnungsüberhangs unter<br />
qualitativen Prämissen<br />
Um die Attraktivität der Wohnkomplexe weiter zu entwickeln, sind in allen Wohnkomplexen<br />
kontinuierlich Maßnahmen zur Reduzierung des Wohnungsüberhangs<br />
erforderlich. Dies erfolgt zunächst nur vereinzelt durch den Rückbau kompletter<br />
Gebäuden oder, an städtebaulich prägnanten Stellen, einzelner Geschosse. Zur<br />
Reduzierung des Wohnungsüberhangs werden Wohnungen nachfragegerecht<br />
zusammengelegt und gleichzeitig wird die Stilllegung von Geschossen weiter an<br />
Bedeutung gewinnen. Künftige Rückbaumaßnahmen erfolgen dabei grundsätzlich<br />
von außen nach innen. Ansätze bieten sich dabei in allen Wohnkomplexen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 162<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Nachfragegerechte Erweiterung<br />
des Wohnungsangebotes<br />
Trotz rückläufiger Bevölkerungsentwicklung besteht weiterhin die Notwendigkeit,<br />
das Wohnungsangebot stetig den unterschiedlichen Lebensstilen und Nutzergruppen<br />
anzupassen und somit ein Spektrum von der Luxuswohnung bis zur Kleinstwohnung<br />
ebenso im Portfolio vorzuhalten wie Wohnungen, die besonders für<br />
Senioren, Familien oder mobilitätseingeschränkte Personen geeignet sind. Über die<br />
Nachrüstung von Balkonen, den Ein- oder Anbau von Aufzügen und die Verbesserung<br />
der Energieeffizienz sowie Gestaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im<br />
öffentlichen Raum wird der Wohnwert der Wohnungen verbessert. Ziel ist es dabei<br />
u.a. den Kreis der Interessenten für Wohnungsangebote in <strong>Guben</strong> zu vergrößern<br />
und z.B. Einpendler oder Auszubildende etc. als Neubürger zu gewinnen. Unterstützt<br />
wird die Streuung der Wohnungsangebote durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit<br />
bzw. den Aufbau eines Vermietungsnetzwerks (siehe SM 1).<br />
Einzelprojekte<br />
• Reduzierung des Wohnungsüberhangs unter besonderer Berücksichtigung<br />
qualitativer Aspekte<br />
• Nachfrage- und nutzergerechte Erweiterung der Wohnungsangebote<br />
• Aufbau eines Netzwerks – Vermietungs- und Servicemanagement<br />
• Anpassung der Infrastruktur<br />
• Gestaltung Wohnumfeld<br />
7.2.6 Soziale Partnerschaften entwickeln<br />
Diese Schlüsselmaßnahme zielt darauf ab, die vorhandenen Kompetenzen in der<br />
Stadt weiter auszubauen und Strukturen zu stabilisieren. Dies betrifft in Zeiten des<br />
demografischen Wandels, in denen sich Familienstrukturen ändern, die Lebenserwartung<br />
steigt, der Mobilitätsgrad wächst, insbesondere das soziale Miteinander.<br />
Ziel ist es, Solidarität innerhalb und zwischen den Generationen zu entwickeln,<br />
Verständnis für unterschiedliche Lebenssituationen zu entwickeln und insgesamt<br />
das Gemeinwesen zu stärken.<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> strebt an, ihr in verschiedenen Projekten erworbenes Know-how<br />
zu bündeln und Angebote unterschiedlicher Akteure zu koordinieren und zu vernetzen.<br />
Darüber hinaus ist gezielte Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, um nicht nur<br />
den Stellenwert von Freiwilligenarbeit in der Gesellschaft zu vermitteln und aufzuwerten,<br />
sondern auch um die Angebote der Öffentlichkeit besser zu vermitteln.<br />
Einzelprojekte<br />
• Lokales Netzwerk bilden und vorhandene Initiativen bündeln<br />
7.2.7 Perspektive <strong>Guben</strong> Gubin – eine Zweiheit<br />
Auf der Basis der deutsch-polnischen Verträge von 1990 und 1991 haben <strong>Guben</strong><br />
und Gubin 1996 eine Vereinbarung über gegenseitige Zusammenarbeit geschlossen.<br />
Darin ist das Ziel formuliert, unter Wahrung der räumlichen und kulturellen<br />
Identität der beiden Städte, ein einheitliches Stadtgefüge zu entwickeln und somit<br />
die Neiße als ehemalige Grenze als verbindendes Element zu gestalten.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 163<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
1. Europäische Garten-Kultur-Region<br />
Die Neiße als Fluss und das Neißetal als deutsch-polnischer Natur- und Landschaftsraum,<br />
an den auch die Altstadt angrenzt, eröffnet große Entwicklungspotenziale<br />
für Freizeit-, Sport und Tourismus. Sie bilden die zentrale Achse des Projekts<br />
einer Europäischen-Garten-Kultur-Region, die von <strong>Guben</strong> und Gubin gemeinsam<br />
initiiert worden ist und von Neuzelle bis Forst reicht. Als weitere Projektpartner<br />
sind auf deutscher Seite die Kommunen Forst und Schenkendöbern sowie das<br />
Amt Neuzelle, auf polnischer Seite die Kommunen Lubsko, Leknica, Brody, Klopot<br />
und Cybinka sowie die Euroregionen Pro Europa Viadrina, Spree-Neiße-Bober und<br />
Neiße-Nisa-Nysa in das Vorhaben integriert. Vermarktet wird das Projekt von der<br />
europäischen Vereinigung des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus (ELCA).<br />
Beidseitig des Flusses werden in den 3 Euroregionen naturhafte, kulturelle, wirtschaftliche<br />
und industrielle Potenziale aufgenommen. Neben gemeinschaftlichen<br />
Projekten wie z. B. der regionalen Erschließung, werden von allen beteiligten Projektpartnern<br />
teilräumliche Konzepte und Einzelmaßnahmen realisiert, die dem<br />
ganzheitlichen Projekt- und Themenanspruch zeitlich und räumlich gerecht werden.<br />
Schaffung gemeinsamer<br />
Strukturen und Entwicklung<br />
eines hohen Vernetzungsgrades<br />
Dieses Projekt bündelt Kräfte der Zusammenarbeit und fördert die Entstehung<br />
gemeinsamer Strukturen und Angebote. Der daraus resultierende Vernetzungsgrad<br />
an grenzübergreifender Zusammenarbeit ist hoch und die Einbindung unterschiedlicher<br />
Partner ist sehr intensiv, sodass über die Entwicklung der Kulturlandschaft<br />
und den Tourismus auch Impulse für die Strukturentwicklung der Region<br />
gesetzt werden können.<br />
<strong>Guben</strong> will sich über die Revitalisierung der ortstypischen Industriearchitektur und<br />
die Entwicklung des Stadtzentrums baukulturell in das Projekt einbringen.<br />
Daneben soll das Zusammenwachsen von <strong>Guben</strong> und Gubin über die Vernetzung<br />
im Landschaftsraum und der gestalterischen Einbindung der Grünzüge in das<br />
Stadtbild thematisiert werden. Bestandteile sind die Fließgewässer Neiße, Egelneiße<br />
und Lubst. Integriert werden städtisch geprägte Freiräume wie die Neißeterrasse<br />
und die Theaterinsel, die über eine Parkanlage in einen Landschaftspark übergehen,<br />
der auch den Königspark in Gubin und die Gubiner Berge umfassen soll.<br />
Neben den grünordnerischen Maßnahmen ist die regionale Erschließung zu<br />
verbessern. Dies betrifft die Wiederbelebung der Neiße als touristische Wasserstraße,<br />
die Entwicklung eines ganzheitlichen Radwanderwegenetzes und den Reittourismus.<br />
Grenzübergreifendes Stadtentwicklungsmanagement<br />
<strong>Guben</strong> und Gubin können als Beispiel gelten für die Annäherung und das schrittweise<br />
Zusammenwachsen zweier Völker, deren Menschen – mit ihren unterschiedlichen<br />
persönlichen Erfahrungen und Mentalitäten, geprägt durch verschiedenartige<br />
soziale, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen – lernen, Vorurteile<br />
abzubauen und Unterschiede zu tolerieren und sie sich als Bestandteil der Euroregion<br />
Spree-Neiße-Bober verstehen.<br />
Integration durch<br />
grenzübergreifende<br />
Zusammenarbeit<br />
Der grenzübergreifenden, raumordnerischen und städtebaulichen Zusammenarbeit<br />
kommt auf der kommunalen Ebene eine besonders integrative und entwicklungspolitische<br />
Bedeutung zu. Dabei bedarf es eines intensiven gegenseitigen Informationsaustauschs<br />
zu den raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sowie der<br />
Abstimmung der jeweiligen Planungen auf ihre gegenseitige Verträglichkeit, unter
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 164<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
besonderer Berücksichtigung der sektoralen Belange. Um die vielfältigen Akteure<br />
und unterschiedlichen Handlungsfelder miteinander zu verzahnen, notwendige<br />
Handlungsschritte zu initiieren und umzusetzen bedarf es eines kontinuierlichen<br />
Stadtentwicklungsmanagements. Gleichzeitig ist das in <strong>Guben</strong> etablierte Monitoringsystem<br />
um Gubiner Daten zu ergänzen, um Entwicklungsprozesse zu beobachten<br />
und Entwicklungsannahmen zu evaluieren.<br />
Grenzübergreifendes räumliches Strukturkonzept<br />
Um das Ziel, ein einheitliches Stadtgefüge zu entwickeln, zu erreichen, ist nicht nur<br />
grenzenloses Denken und Handeln von allen Beteiligten erforderlich, es bedarf<br />
darüber hinaus auch der Erarbeitung der notwendigen Grundlagen für eine abgestimmte<br />
komplexe flächenbezogene Planung.<br />
Erarbeitung gemeinsamer<br />
Strategien und Projekte<br />
Eine wichtige Aufgabe des Strukturkonzeptes ist es, über gemeinsame Strategien<br />
und Projekte die Zusammenarbeit der beiden Kommunen zu definieren, wobei sich<br />
die Inhalte im Wesentlichen auf die räumlich-funktionale Gestaltung der beiden<br />
Städte, die Abstimmung von Umwelt- und Infrastrukturmaßnahmen sowie die<br />
Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung konzentrieren.<br />
1998 haben sich beide Kommunen erstmalig einen konzeptionellen Planungsrahmen<br />
für das strukturelle Zusammenwachsen erarbeitet. Seitdem haben sich die<br />
Rahmenbedingungen rapide verändert, sodass es dringend der Fortschreibung des<br />
grenzübergreifenden räumlichen Strukturkonzeptes bedarf.<br />
Ausbau des grenzübergreifender Wirtschaftsstandort<br />
Als wichtiger Baustein für die wirtschaftliche Entwicklung gelten die Entwicklungspotenziale<br />
der grenzübergreifenden Infrastruktur. Um die endogenen grenzregionalen<br />
Potenziale auszubauen, muss die Grenznähe als Standortfaktor vermarktet<br />
werden. Damit soll Wettbewerbsfähigkeit der Städte verbessert werden, was<br />
gleichzeitig die Überwindung von Konkurrenzängsten und Abgrenzungsmechanismen<br />
erfordert.<br />
Etablierung eines<br />
grenzübergreifenden<br />
Standortinformationssystems<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit resultiert dabei aus dem Bestand an Betrieben, an qualifizierten<br />
Arbeitskräften und den Eigenschaften ihrer Standorte bzw. Flächen und<br />
der Vermarktung der Grenznähe als Standortfaktor. Ein grenzregionales Standortmarketing<br />
in Verbindung mit einem Gewerbeflächenmanagement bedarf einer<br />
sehr guten Informationsgrundlage und einem Monitoring, um einen Überblick<br />
über den Flächenbedarf und die Flächenangebote der Grenzregion zu erhalten. Ein<br />
grenzübergreifendes, kommunales Standortinformationssystem mit spezifischen,<br />
wirtschaftsrelevanten Informationen aus der gemeinsamen Region für standort-,<br />
flächen- oder objektsuchende Unternehmen ist bislang noch nicht verfügbar und<br />
soll in Zusammenarbeit mit Gubin entwickelt werden.<br />
Ausbau des grenzübergreifenden Bildungsstandorts<br />
Bildungskooperation trägt dazu bei, einen Mehrwert für einen Standort zu schaffen.<br />
In einem Grenzraum erschließen sich neue Absatzmärkte und neue Kooperationsmöglichkeiten.<br />
Um diese Chancen wahrnehmen zu können, müssen gemeinsame<br />
Kooperationsprojekte gefördert werden, sodass aus Bildungsinitiativen<br />
Standortinitiativen werden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 165<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Förderung der<br />
Kommunikationsfähigkeit….<br />
… durch Spracherwerb<br />
Durch das gemeinsame Lernen werden die Kommunikations- und die Kooperationsfähigkeit<br />
gefördert. Die Vermittlung von landeskundlichen und kulturellen<br />
Kenntnissen sind Voraussetzung für einen integrierten Lebens- und Arbeitsraum.<br />
Die Förderung der beruflichen Qualifikation sichert den Unternehmen ausreichend<br />
gut und bedarfsgerecht qualifizierte Fachkräfte und den Arbeitnehmern im Nachbarland<br />
erworbene Zusatzqualifikationen. Schließlich können vorhandene Einrichtungen,<br />
Angebote und Kompetenzen durch Synergien besser ausgenutzt und in<br />
der Kooperation neue Profile angeboten werden.<br />
Um dies sicherzustellen bedarf es des Erwerbs der Sprache des Nachbarlandes und<br />
des notwendigen Lehrpersonals. Anstelle des Abbaus von Stellenüberhängen in<br />
der Grenzregion, sind innovative Lösungen zu entwickeln, um den Aufbau eines<br />
entsprechenden Bildungsprofils zu gewährleisten.<br />
Einzelprojekte<br />
• Entwicklung der 1. Europäischen Garten-Kultur-Region<br />
• Erweiterung des <strong>Guben</strong>er <strong>INSEK</strong> um Gubin zu einem grenzübergreifenden<br />
Stadtentwicklungskonzept<br />
• Etablierung eines grenzübergreifenden Stadtentwicklungsmonitorings<br />
• Ausbau des grenzübergreifenden Wirtschaftsstandorts<br />
• Ausbau des grenzübergreifenden Bildungsstandorts<br />
7.2.8 Kultur und Tourismus erleben<br />
<strong>Guben</strong> verfügt über ein attraktives Kultur-, Sport- und Freizeitangebot in der Stadt.<br />
Darüber hinaus bestehen mit der Neiße, den Kaltenborner Bergen und dem Deulowitzer<br />
See sowie den Gubiner Bergen interessante Naherholungsgebiete, die<br />
Möglichkeiten für aktive Naturerlebnisse bieten. Weiter Möglichkeiten für aktives<br />
Naturerleben bieten das Schlaubetal und der Muskauer Faltenbogen. Somit stehen<br />
für die Bürger von <strong>Guben</strong> und ihre Gäste vielfältige Angebote an Kultur, Freizeit<br />
und Sport zur Verfügung. Diese sind räumlich verteilt und bedürfen einerseits der<br />
räumlichen Vernetzung, anderseits ist in <strong>Guben</strong> selbst die infrastrukturellen Ausstattung<br />
für den Radwander- und Bootstourismus weiter auszubauen.<br />
Im Zuge der Altstadtentwicklung hat sich der Tourismus als zu beachtender Wirtschaftsfaktor<br />
entwickelt. Die Besucherzahlen weisen insbesondere wegen der Ansiedlung<br />
des Plastinariums Zuwachs auf, verbringen allerdings nur kurze Zeit in<br />
<strong>Guben</strong>. Mit dem EU-Beitritt Polens und dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens<br />
öffnet sich die Grenze zwischen Polen und Deutschland mehr und mehr,<br />
sodass sich auch im Bereich des Wasser neue Potenziale eröffnen – wenn auch in<br />
bescheidenem Rahmen. Um die Potenziale weiterzuentwickeln, ist nicht nur eine<br />
Fortschreibung des Kulturkonzepts als auch des Tourismuskonzepts sowie eine<br />
enge Abstimmung der regionalen Akteure erforderlich, darüber hinaus sind die<br />
kulturellem, die gastronomischen und die Übernachtungsangebote auf regionaltypische<br />
Weise weiter zu entwickeln.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 166<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Einzelprojekte<br />
• Ausbau der lokalen und touristischen Infrastruktur<br />
• Ausbau und Sicherung des Fahrradtourismus<br />
• Aufbau Wassertourismus<br />
• Ausbau der regionalen Kooperation entlang der Neiße<br />
• Informations- und Wegeleitsystem<br />
• Fortschreibung Kulturkonzept<br />
• Ausbau kultureller Angebote<br />
• Investitions- und Serviceoffensive der Beherbergungsbetriebe<br />
• Entwicklung eines ganzheitlichen kommunalen Marketingskonzeptes
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 167<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
8 Umsetzungsstrategie – Finanzierung,<br />
Partizipation und Management<br />
„Prozess Nachhaltige<br />
Stadtentwicklung“:<br />
Kontinuierliche<br />
umsetzungsbezogene<br />
Konkretisierung der<br />
Schlüsselmaßnahmen und<br />
Projekte - Maßnahmebögen<br />
Gesamtstrategie, Beschreibung<br />
Schlüsselmaßnahmen und -<br />
projekte sowie Priorisierung<br />
vorliegend<br />
Schlüsselmaßnahmen EFRE /<br />
Nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Die Umsetzung der definierten Ziele, d. h. die weitere umsetzungsbezogene Konkretisierung<br />
der Schlüsselmaßnahmen und Projekte erfolgt kontinuierlich als permanenter<br />
Prozess. Dies bezieht sich auf den programmatischen Ansatz der EFRE-<br />
Förderung zur Nachhaltigen Stadtentwicklung, aber auch über diese Förderkulisse<br />
hinaus. Der prozessuale Charakter umfasst dabei folgende Aspekte:<br />
• Priorisierung von Schlüsselprojekten (und dabei auch förderprogrammbezogene<br />
Zuordnung – z. B. EFRE, ESF),<br />
• Konkretisierung von Projektansätzen bzw. Projektideen (von der Skizze bis hin<br />
zur Umsetzung, dabei laufende Vertiefung bzw. Konkretisierung der Projektbeschreibungsblätter<br />
inkl. Kostendarstellung),<br />
• Fortschreibung des Projektportfolios (z. B. Aufnahme neuer Schlüsselprojekte<br />
m weiteren Verfahren) sowie<br />
• Einbeziehung von Schlüsselakteuren (die für die Entwicklung von Projektideen<br />
bzw. Projekten bis hin zur Umsetzung wichtig sind).<br />
Zum Redaktionsstand 21. Dezember 2007 liegt sowohl die Gesamtstrategie und<br />
das Schlüsselmaßnahmen- und Projektportfolio vor. Alle Schlüsselmaßnahmen und<br />
Projekte sind auf dem aktuellen Stand begründet und beschrieben. Erfolgt ist auch<br />
die Erstellung von Maßnahmebögen für prioritäre Projekte, die dem MIR bzgl. der<br />
EFRE-finanzierten Nachhaltigen Stadtentwicklung vorgelegt werden. Damit liegt<br />
auch eine Priorisierung der Schlüsselprojekte und förderbezogene Zuordnung vor,<br />
die in Kapitel 8.1 näher beschrieben wird.<br />
Weitere unmittelbar förderbezogene Vorbereitungen erfolgen, sobald eine Reaktion<br />
des Landes zu den Förderaussichten des Portfolios vorliegt. Dies gilt insbesondere<br />
für potenzielle Fördermaßnahmen der Nachhaltigen Stadtentwicklung mit<br />
EFRE-Mitteln, zu der zum Redaktionstand die Förderrichtlinie noch nicht vorliegt.<br />
8.1 Strategie und Prioritäten<br />
Im Rahmen der Darstellung der Gesamtstrategie (siehe Kapitel 5 bis 7) erfolgte<br />
eine Herleitung und Darstellung der räumlichen und handlungsfeldbezogenen<br />
Prioritäten.<br />
Priorität Innenstadt -<br />
Stadtzentrum<br />
Für die potenzielle EFRE-Förderung Nachhaltige Stadtentwicklung wie auch weitere<br />
stadtentwicklungsaffine Förderprogramme sind folgende Prioritäten zu berücksichtigen:<br />
• Priorität haben alle innenstadtrelevanten Schlüsselmaßnahmen und Projekte<br />
• Von vorrangiger Bedeutung sind die Schlüsselprojekte zur Entwicklung des<br />
Tuchmacherviertels zwischen Alte Poststraße und Egelneiße. Dies umfasst die<br />
„Umnutzung und Reaktivierung der <strong>Guben</strong>er Wolle“, die Fortsetzung des Sanierungsprozesses<br />
vorrangig in der Alten Poststraße, die Erstellung von Wegenetzen,<br />
die Schaffung touristischer und kultureller Angebote und die Umsetzung<br />
einer eigentümerübergreifenden Initiative zur Leerstandsbeseitigung.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 168<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Zeitliche und finanzielle<br />
Umsetzbarkeit / stadtpolitische<br />
Schwerpunktsetzung<br />
Vorrang für innerstädtische<br />
Projekte mit gesamtstädtischen<br />
Effekten<br />
Die Priorisierung der Schlüsselmaßnahmen und Projekte erfolgt vor dem Hintergrund<br />
der zeitlichen, finanziellen und wirtschaftlichen Umsetzbarkeit sowie der<br />
stadtpolitischen Schwerpunktsetzung. Eine kontinuierliche Fortschreibung der<br />
Prioritätenliste erfolgt durch den Fachbereich VI (Stadtentwicklung, Grundstücksund<br />
Immobilienmanagement) in Kooperation mit dem Fachbereich II (Kämmerei)<br />
auf der Grundlage der regelmäßig erhobenen Monitoringergebnisse. Sie prüfen<br />
den Umsetzungsstand der Maßnahmen und erstellen auf dieser Grundlage die<br />
Investitions- und Haushaltsplanung des Vermögenshaushalts für die nachfolgenden<br />
Jahre.<br />
Grundsätzlich genießen Projekte zur Stärkung der Innenstadt mit gesamtstädtischen<br />
Effekten Vorrang vor Maßnahmen im Außenbereich. Unabhängig von dem<br />
jeweiligen Förderprogramm steht im Vermögenshaushalt der Stadt <strong>Guben</strong> jährlich<br />
ein kommunaler Mitfinanzierungsanteil (KMA) in Höhe von ca. 1,35 Mio. EUR zur<br />
Verfügung. Dieser Betrag ist über die Laufzeit der EU-Förderperiode bis 2013 gesichert<br />
(siehe Anhang A4 Erklärung der Stadt zur Kofinanzierung).<br />
Priorität 1<br />
Die Einstufung in Priorität 1 haben Projekte, die sowohl der Vitalisierung der Altstadt<br />
Ost dienen, als auch den EU-Querschnittszielen und der strategischen Ausrichtung<br />
des Operationellen Programms des Landes Brandenburg entsprechen<br />
(potenzielle EFRE-Projekte - Städtische Dimension, GA u. a.).<br />
Daneben ist aus Sicht der Stadt die Fortsetzung bereits begonnener und eine verlässliche<br />
Kontinuität der zeitlich nahen Projekte (2008 bis 2011) im Sanierungsgebiet<br />
Stadtzentrum sehr wichtig.<br />
Investitionsvorbereitende, nichtinvestive Projekte zur Qualitätsverbesserung in der<br />
Innenstadt sowie programmbegleitende Maßnahmen zur Förderung partizipativer<br />
Strukturen aller Generationen sollen die Investitionen ergänzen (z. B. Bürgerforum,<br />
Innenstadtmanagement, Kooperationen etc.) und den nachhaltigen Prozess stärken.<br />
Zu bedenken ist darüber hinaus, dass es auch Maßnahmen gibt, die als gesetzliche<br />
Pflichtaufgabe erfüllt werden müssen, ohne dass sie einer weiteren Priorisierung<br />
unterzogen werden (z. B. Feuerwehren, Schul- und Kitasanierung). Sofern solche<br />
Maßnahmen zwingend erforderlich umgesetzt werden müssen, fallen sie in die<br />
Priorität 1.<br />
Priorität 2<br />
Maßnahmen außerhalb der Altstadt Ost, die unterstützend auf die Entwicklung<br />
der Altstadt Ost als Stadtzentrum wirken, Maßnahmen im Zusammenhang mit der<br />
Stärkung des Wirtschaftsstandortes <strong>Guben</strong> stehen, Maßnahmen in den Neubaugebieten<br />
WK I bis WK IV bis 2011 sowie die Fortsetzung der Sanierung im Stadtzentrum<br />
von 2012 bis 2013.<br />
Priorität 3<br />
Projekte, die innerhalb der Altstadt Ost nach 2013 realisiert werden sollen. Ferner<br />
umfasst diese Gruppe Projekte in den Wohnkomplexen WK I bis WK IV ab 2012.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 169<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Priorität 4<br />
Bereits konkretisierte Projekte, deren Realisierung nicht im EFRE-Zusammenhang<br />
steht und die nach jetzigem Kenntnisstand zeitlich nach 2014 umgesetzt werden.<br />
Priorität 5<br />
Mittelfristige Projektideen (2014 bis 2020), die zwar bereits vorgedacht, aber noch<br />
nicht ausreichend konkretisiert sind, werden hinsichtlich ihrer prioritären Einordnung<br />
derzeit untergeordnet. Sie befinden sich zurzeit in der Initiierungsphase und<br />
werden mit zunehmender Konkretisierung einer der vorgenannten Prioriätenstufen<br />
zugeordnet.<br />
Die Programmatik der Priorisierung ist verwaltungsseitig in mehreren Abstimmungen<br />
erörtert worden, wird von der Verwaltungsspitze getragen und soll Anfang<br />
2008 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.<br />
8.2 Potenzielle EFRE-Projekte (Nachhaltige Stadtentwicklung)<br />
Nachfolgend aufgezählte und in den Anlagen näher erläuterte Schlüsselprojekte<br />
sind aus Sicht der Stadt <strong>Guben</strong> besonders geeignet, im Rahmen des vorgesehenen<br />
EU-Förderprogramms Städtischen Dimension vorbereitet, qualifiziert und realisiert<br />
zu werden.<br />
Die Auswahl bzw. der Vorschlag erfolgt vor dem Hintergrund der im Operationellen<br />
Programm für das Land Brandenburg genannten Schwerpunkt- und Querschnittsziele,<br />
abgestimmt mit den aus der Stärken-Schwächen-Analyse abgeleiteten<br />
Handlungsfeldern und Schlüsselmaßnahmen zur nachhaltigen Stadtentwicklung.<br />
Tabelle 24:<br />
Potenzielle Schlüsselprojekte für<br />
die EU-Förderung Städtische<br />
Dimension<br />
Nr. Projekttitel<br />
Investive Projekte<br />
01.01 Nutzerbezogenes Wohnen im Gebäude D der <strong>Guben</strong>er Wolle<br />
01.01 Manufaktur, Ausstellungs- und Veranstaltungscenter in Gebäude A der<br />
<strong>Guben</strong>er Wolle<br />
01.01 Villa auf der Areal der <strong>Guben</strong>er Wolle (Wohnen und Gastronomie)<br />
01.01 Internationales Bürgerschaftshaus (Villa<br />
01.08 Beräumung Brachflächen entlang Mittelstraße<br />
01.09 Touristikhotel (Fahrrad- und Wassertouristik)<br />
04.04 Regionale Mobilität - Bahnhof<br />
04.05 Grüner Pfad<br />
04.06 Weiterentwicklung innerstädtisches Radwegenetz<br />
04.09 Uferpromenade
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 170<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
08.02 Aufbau und Sicherung des Fahrradtourismus<br />
08.03 Wassertourismus<br />
08.05 Informations- und Wegeleitsystem<br />
08.10 Entwicklung eines uferbegleitenden Wanderweges entlang der Neiße<br />
Programm- und prozessorientierte Projekte<br />
01.07 Innenstadtmanagement und Stadtmarketing<br />
01.10 Stärkung Tourismus, Einzelhandel, wirtschaftliche Aktivitäten<br />
02.06 Fortschreibung Energiekonzept<br />
03.03 Regionales Pflege- und Gesundheitszentrum<br />
04.07 Anpassung gesamtstädtische Verkehrsinfrastruktur<br />
04.08 Barrierefreie Stadt<br />
06.01 Lokales Netzwerk<br />
08.01 Ausbau der lokalen und regionalen touristischen Infrastruktur<br />
08.08 Investitions- und Serviceoffensive der Beherbergungsbetriebe<br />
08.09 Entwicklung eines ganzheitlichen Marketingskonzepts
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 171<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Abbildung 46:<br />
EFRE-Schlüsselprojekte<br />
in der Altstadt<br />
Priorität 1:<br />
EFRE-Schlüsselprojekte<br />
Diese Projekte sind aus den Handlungsfeldern, Zielstellungen der Stadtentwicklung<br />
und Schlüsselmaßnahmen abgeleitet und haben enge integrative Verknüpfungen<br />
zueinander. Insofern sind sie als in sich geschlossenes Projektbündel zu verstehen,<br />
das im Zeitraum bis 2013 im Rahmen der EFRE-Spitzenförderung zeitlich wie finanziell<br />
realisierbar ist. Die Projekte haben mit ihrer Pilot- bzw. Vorbildfunktion<br />
eine hohe Strahlkraft weit über die Grenzen der Stadt <strong>Guben</strong> in die Region.<br />
Stand der Kostenschätzungen<br />
unterschiedlich<br />
MDK vorliegend für bestehende<br />
Förderprogrammkulissen<br />
8.3 Förderübersicht, städtischer Finanzbedarf und<br />
private Beteiligungen (PPP)<br />
Die Maßnahmenübersicht enthält die Gesamtkostenansätze der Schlüsselmaßnahme<br />
und Projekte auf Basis des Redaktionsstandes. Aufgrund des sehr unterschiedlichen<br />
Vorbereitungsstandes der Projekte sind Konkretisierungen bzw. Veränderungen<br />
der Kostenansätze zu erwarten. In der Tabelle enthaltene Kosten sind<br />
z. T. überschlägige Schätzwerte, die z. T. auf Erfahrungswerten beruhen.<br />
Für die bestehenden Förderprogrammkulissen, insbesondere des MIR liegen aktuelle<br />
Maßnahmen-/Durchführungs-/Finanzierungskonzepte (MDK) vor. Hier sind entsprechende<br />
Einstellungen von kommunalen Eigenanteilen in der aktuellen Haushaltssatzung<br />
bzw. der mittelfristigen Finanzplanung vorhanden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 172<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Bündelung aller<br />
programmbezogenen<br />
Förderstrategie der Stadt<br />
EFRE NS und ESF<br />
Private Investitionen<br />
Eine Bündelung der sich im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Infrastruktur<br />
und Raumordnung des Landes Brandenburg (MIR) befindenden Förderlisten<br />
inkl. der Darstellung potenzieller EFRE-Schlüsselprojekte erfolgt in tabellarischer<br />
Darstellung im Anhang A3.<br />
Für die Finanzierung der Maßnahmen greift die Stadt in erster Linie auf die Programme<br />
der nationalen Städtebauförderung zurück. Dies sind die Bund-Länder-<br />
Programme „Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“ sowie<br />
„Stadtumbau Ost“ und „Stadtumbau Plus“ zur Finanzierung einer erneuten Rückbauwelle.<br />
Projekte, die der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und Netzwerkbildung<br />
mit der polnischen Nachbarstadt Gubin dienen, werden der sogenannten<br />
„Ziel 3 Förderung / Förderung der territorialen Zusammenarbeit“ zugeordnet. Darüber<br />
hinaus besteht eine Finanzierungslücke, die über EFRE abgedeckt werden soll.<br />
Die potenziellen EFRE-Schlüsselmaßnahmen Städtische Dimension umfassen Gesamtkosten<br />
in Höhe von mindestens 8,0 Mio. EUR. Wie in der Erklärung zur Kofinanzierung<br />
im Anhang A4 festgehalten, ist die Stadt Stadt in der Lage, die Kofinanzierung<br />
dieser Projekte im Zeitraum 2008 bis 2013 bei einem angenommenen<br />
Fördersatz in Höhe von 75 % zu sichern. Die Verknüpfung der EFRE-Förderung mit<br />
einer ESF-Förderung wird im weiteren Verfahren – auch im konkreten Projektzusammenhang<br />
– geprüft.<br />
Die Einbeziehung privater bzw. institutioneller Akteure und Kapitals wird bei den<br />
investiven Projekten im Zuge der weiteren Konkretisierungen und Förderaussichten<br />
projektbezogen geprüft. Bei einigen der im Portfolio dargestellten Projekte ist eine<br />
private Beteiligung unausweichlich und im Sinne des akteursübergreifenden Ansatzes<br />
der nachhaltigen Stadtentwicklung auch konkret darauf ausgerichtet. Dabei<br />
sollen nach Möglichkeit auch innovative Finanzierungsinstrumente wie z. B. JESSI-<br />
CA (Joint European Support for Sustainable Investment in City Areas) eingesetzt<br />
werden.<br />
Kooperativer Prozess geprägt<br />
von partnerschaftlichem Handeln<br />
und breiter Begeiligung – im<br />
Wesentlichen auf bestehenden<br />
Strukturen aufbauend<br />
Partizipationsmanagement<br />
koordiniert Aktivierungs- und<br />
Beteiligungsmöglichkeiten<br />
8.4 Partizipation und Management<br />
Die Umsetzung der in der »<strong>Guben</strong> Strategie 2020« enthaltenen Ziele und Maßnahmen<br />
erfolgt im Sinne integrierter Stadtentwicklungsverfahren als kooperativer<br />
Prozess. In diesem Sinne ist partnerschaftliches Handeln über die Einbeziehung<br />
verschiedener Akteure (Bürger, gesellschaftliche Gruppen, Unternehmen etc.) ein<br />
wichtiger Bestandteil des Verfahrens, in dessen Verlauf Strategien und Maßnahmen<br />
weiterentwickelt werden bzw. neue hinzukommen. Dabei basieren die vorgesehenen<br />
Management- und Partizipationsstrukturen Im Wesentlichen auf bereits<br />
vorhandenen Strukturen, die weiter ausgebaut und vernetzt werden. Dadurch wird<br />
eine neue Qualitätsstufe im Bereich Stadtentwicklungsmanagement, -partizipation<br />
und -marketing erreicht.<br />
Zur Umsetzung der »<strong>Guben</strong> Strategie 2020« werden geeignete operative Steuerungsformen<br />
genutzt, die auch ein Partizipationsmanagement beinhalten, das<br />
darauf ausgerichtet ist, Mitgestaltungsspielräume zu schaffen sowie den dauerhaften<br />
Aufbau geeigneter Aktivierungs- und Beteiligungs(infra)strukturen zu unterstützen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 173<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
Ein weiterer konkreter Ansatzpunkt im Bereich Steuerung und Vermarktung der<br />
nachhaltigen Stadtentwicklung – ebenso beruhend auf einem breiten und zugleich<br />
institutionalisierten Beteiligungsprozess – liegt in dem geplanten Aufbau sowie der<br />
Etablierung eines Innenstadtmanagements an der Schnittstelle zwischen City- und<br />
Tourismusmanagement (nähere Beschreibungen finden sich in dem Projektbeschreibungsblatt<br />
dieses Schlüsselprojektes im Anhang). Bestehende Basis hierfür<br />
bildet der MUT e.V. (Marketing und Tourismus), der damit einen Kompetenz- und<br />
zugleich Kapazitätsausbau erfahren soll. Sich aus der Analyse ableitend und den<br />
Zielstellungen der künftigen Stadtentwicklung entsprechend nimmt die Weiterentwicklung<br />
des Stadtmarketings in den kommenden Jahren einen hohen Stellen-<br />
Verfahrenskoordination inkl.<br />
Partizipationsmanagement<br />
Kommunikationsplattform<br />
»Bürgerforum« sowie anlassbzw.<br />
projektbezogen vertiefte<br />
Beteiligungs-<br />
/Kooperationsformen<br />
Weiterführung<br />
Quartiersmanagement und<br />
Beteiligungsstrukturen<br />
Ziel: langfristig selbsttragendes<br />
Innenstadtmanagement<br />
etablieren<br />
Eine diesbezüglich notwendige Verfahrenskoordination schließt hierbei ein, dass<br />
verschiedene Kommunikations- und Beteiligungsverfahren nicht wahllos, sondern<br />
strategisch – sowohl für den jeweiligen Beteiligungszweck, als auch innerhalb des<br />
Gesamtverfahrens – eingesetzt werden. Insgesamt zielt das Partizipationsmanagement<br />
darauf ab, einen unreflektierten Einsatz von Beteiligungsinstrumenten zu<br />
vermeiden, um sowohl den Zielstellungen von Seiten der Initiatoren solcher Verfahren,<br />
als auch den Erwartungshaltungen der Teilnehmenden gerecht werden zu<br />
können. Dabei sollen auf die verschiedenen Akteursgruppen zugeschnittene, d. h.<br />
ihren jeweiligen Beteiligungsmöglichkeiten, Motivation etc. entsprechende, kooperative<br />
Verfahren etabliert werden.<br />
Wie die Beteiligungsinstrumente und -verfahren im Detail aussehen, kann und soll<br />
im Vorfeld nicht abschließend definiert werden, um eben auch deren Ausgestaltung<br />
als Teil der Aktivierung zivilgesellschaftlichen Engagements einzuschließen.<br />
Auf der Grundlage der Erfahrungen der Stadt mit den bisherigen den Beteiligungsinstrumenten<br />
und –prozessen, strebt die Stadt eine Bündelung der vielfältigen<br />
Verfahren an und plant die Einrichtung eines »Bürgerforums«, welches als Kommunikationsplattform<br />
und Netzwerk der nachhaltigen Stadtentwicklung fungieren<br />
soll. Anlassbezogen können daraus verschiedene Beteiligungsinstrumente bzw. -<br />
verfahren entwickelt und umgesetzt werden. Dies ist beispielsweise auch im Zusammenhang<br />
mit den im Anhang beschriebenen Schlüsselprojekten vorgesehen.<br />
Angaben zu Beteiligungsstrukturen innerhalb der einzelnen Schlüsselprojekte finden<br />
sich in den Projektbeschreibungsblättern im Anhang – sofern zum Redaktionszeitpunkt<br />
hierzu bereits konkrete Angaben sinnvoll waren. Auf Ebene der regionalen<br />
Zusammenarbeit wird die Stadt <strong>Guben</strong> sich als Motor der regionalen Zusammenarbeit<br />
etablieren, d. h. konkret die Intensivierung der Stadt- Umland-<br />
Gespräche betreiben.<br />
In Quartieren, wo soziale Benachteiligungen zutage treten bzw. abzusehen sind<br />
(WK IV), zielt die aktivierende Beteiligung vor allem darauf ab, die Bewohner zu<br />
motivieren, sich selbst zu organisieren und so ein funktionierendes Gemeinwesen<br />
herzustellen. Die Erfahrungen im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogramm<br />
„Stadtumbau Ost“ in Verbindung mit dem Modellprojekt „Wir kümmern uns<br />
selbst“ zeigen in <strong>Guben</strong>, dass eine Engagementförderung hier langwierig, ressourcenintensiv<br />
und auf externe Unterstützungsleistungen angewiesen ist. In diesem<br />
Sinne sollen die Ansätze des Modellprojekts „Wir kümmern uns selbst“ in <strong>Guben</strong><br />
weitergeführt werden (siehe Schlüsselmaßnahme 6 „lokales Netzwerk“). Ziel ist es<br />
dabei auch, Bewohnergruppen mit sozialen Benachteiligungen dazu zu befähigen<br />
und zu motivieren, sich wieder stärker an zivilgesellschaftlichen Prozessen und den<br />
in der »<strong>Guben</strong> Strategie 2020« enthaltenen Strategien bis hin zu Projekten zu<br />
beteiligen.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 174<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
wert ein. Die Förderung entsprechender Strukturen und Kapazitäten, die auch die<br />
Vernetzung verschiedener Akteure umfasst, ist hierfür grundlegend und ausschlaggebend<br />
für die Intensität der Vermarktung der (Innen-)Stadt- und Standortqualitäten.<br />
Fachbereich Stadtentwicklung<br />
mit strategischer und<br />
Koordinierungsfunktion<br />
Innerhalb der Stadtverwaltung der Stadt <strong>Guben</strong> übernimmt der Fachbereich VI<br />
Stadtentwicklung, Grundstücks- und Immobilienmanagement die Hauptkoordinierungsfunktion<br />
zur Steuerung der nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung.<br />
Hier laufen alle sektoralen Prozesse zusammen und werden im Gesamtkontext der<br />
nachhaltigen Stadtentwicklung diskutiert sowie strategische Entscheidungen getroffen.<br />
Dabei wird das Projektportfolio kontinuierlich fortgeschrieben.<br />
Operative und strategische<br />
Steuerung über gesondertes<br />
Management<br />
Externe<br />
Unterstützungsleistungen<br />
8.5 Programm- und Partizipationsmanagement<br />
„Städtische Dimension“<br />
Um dem Anspruch an kooperative und integrierte Stadtentwicklungsprozesse im<br />
Rahmen des vorgesehenen Förderprogramms „Städtische Dimension“ gerecht<br />
werden zu können, sieht die Stadt <strong>Guben</strong> im Fall einer Aufnahme in das vorab<br />
genannte Förderprogramm die Einrichtung eines „Programm- und Partizipationsmanagements“<br />
vor, dem die operative und strategische Steuerung des Verfahrens<br />
obliegt.<br />
Um die damit verbundenen Kooperationsprozesse möglichst neutral „steuern“ zu<br />
können und um zusätzliches – innovatives – Know how für den Gesamtprozess zu<br />
generieren, ist vorgesehen, externe Unterstützungsleistungen einzubeziehen, die<br />
eng mit dem Fachbereich Stadtentwicklung, Grundstücks- und Immobilienmanagement<br />
zusammenarbeitet.<br />
Nachfolgend sind Bausteine eines solchen Programm- und Partizipationsmanagements<br />
benannt.<br />
Bausteine Programm- und Partizipationsmanagement:<br />
• Operative Steuerung der Umsetzung des Programms im Sinne einer organisatorischen<br />
und prozessualen Schnittstelle (vertikal/horizontal)<br />
• Steuerung der Weiterentwicklung bzw. Vertiefung der Schlüsselprojekte, insbesondere<br />
bei Schlüsselprojekten, die auf die Aktivierung, Netzwerkarbeit und<br />
Vermarktung abzielen, wie z. B.:<br />
→ Unterstützung beim Aufbau des »Bürgerforum«, der Kommunikationsplattform<br />
zur nachhaltigen Stadtentwicklung (nähere Informationen siehe Schlüsselprojekt-Beschreibung)<br />
→ Unterstützung beim Aufbau des »Innenstadtmanagements« (nähere Informationen<br />
Beide Projekte sind darauf ausgerichtet, auch nach der Programmlaufzeit der<br />
„Städtischen Dimension“ fortgeführt zu werden (selbst tragende Verstetigung).<br />
• Aktivierung und Beteiligung von Bewohnern, Initiativen, Unternehmen und<br />
Organisationen am Entwicklungsprozess (darunter Verfahrenskoordination<br />
hinsichtlich des zusätzlichen Einsatzes von Beteiligungsinstrumenten bzw. Einbindung<br />
in bestehende Beteiligungsverfahren sowie zielgruppenspezifischer<br />
Ausrichtung)
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 175<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Netzwerkarbeit, darunter Kontakt- bzw. Anlaufstelle für Interessierte, Vermittlung<br />
und Aufbau von Partnerschaften (Kompetenzen aufbauen und vernetzen,<br />
Aufbau engagementfördernder Infrastrukturen)<br />
• Öffentlichkeitsarbeit (Durchführung von Informationsveranstaltungen, Erstellung<br />
von Publikationen bzw. Aktualisierung Informationen auf der städtischen<br />
Internetseite)<br />
• Programmbegleitendes Monitoring und Evaluation mit Fokus auf förderbezogene<br />
Evaluationsverfahren<br />
• Finanzmittelmanagement<br />
Kostenansatz Programm- und<br />
Partizipationsmanagement<br />
Überschlägig wird für das – zusätzlich zu den vorhandenen Kapazitäten im Fachbereich<br />
Stadtentwicklung, Grundstücks- und Immobilienmanagement - anfallende<br />
Programm- und Partizipationsmanagement ein Leistungsumfang in Höhe von rd. 3<br />
Personen-Monaten pro Jahr bzw. Gesamtkosten von rd. 50.000 EUR (inkl. Sachkostenanteil<br />
für Beteiligungsverfahren) ermittelt. Bei einer angenommenen Laufzeit<br />
von 6 Jahren (2008 bis 2013) würden somit Gesamtkosten in Höhe von rd.<br />
300.000 EUR anfallen. Konkrete Aussagen werden sich – im Fall einer Aufnahme<br />
in das Förderprogramm – erst mit Vorliegen der Förderrichtlinie und den damit<br />
vorliegenden konkreten Anforderungen an begleitende Management und Partizipationsprozesse<br />
sowie in Abhängigkeit des vom Fördermittelgeber bestätigten<br />
Projektpools ermitteln lassen.<br />
Verstetigung systematischer und<br />
prozessorientierter Evaluation<br />
8.6 Monitoring und Evaluation<br />
Analysen zur Stadtentwicklung, daraus abgeleiteter Handlungsbedarf und -ansätze<br />
sowie die Messung von Ergebnissen von Stadtentwicklungsvorhaben basieren in<br />
der Stadt <strong>Guben</strong> auch auf der Grundlage verschiedener Monitoringsysteme und -<br />
verfahren. Der Aufbau bzw. die Verstetigung einer systematischen und prozessorientierten<br />
Evaluation wird vorangetrieben. Zum Einsatz kommen hierbei sowohl<br />
interaktive als auch indikatorengestützte Evaluationsmethoden. Das Indikatorenset,<br />
welches sich aus Basis- und Kontextindikatoren zusammensetzt, wird kontinuierlich<br />
weiterentwickelt, orientiert sich hierbei aber maßgeblich auch an der Aussagekraft<br />
der Indikatoren sowie einer fortlaufenden Datenverfügbarkeit, die zudem in<br />
einem angemessenen Kosten-Nutzen-Verhältnis steht.<br />
8.6.1 Stadtentwicklungs-/umbaumonitoring<br />
Bereits seit 2004 baut die Stadt <strong>Guben</strong> ein Stadtentwicklungsmonitoring auf, das<br />
folgende Indikatorenbereiche umfasst:<br />
• Bevölkerungsstand und –entwicklung nach Gesamtstadt und Stadtteilen<br />
• natürliche Befund externe/interne Migrationsentwicklung<br />
• Sozial- und Arbeitsmarktentwicklung für die Gesamtstadt und Stadtteile sowie<br />
regionale Inhalte<br />
• Wohnungsmarktbestand und Wohnungsmarktentwicklung<br />
• Nachfragerdatenanalyse<br />
• Lokale und regionale Wanderungsbewegungen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 176<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
• Verbrauchsdaten der medienbezogenen Versorgungsträger zur Analytik des<br />
Verbrauchsverhaltens im Rahmen der Stadtumbaumaßnahmen<br />
Auf räumlicher Ebene können sowohl die Gesamtstadt wie auch alle Stadtteile (s.<br />
Kapitel 2) bzw. Zusammenfassungen von Stadtteilen ausgewertet und dargestellt<br />
werden.<br />
Die Stadtteilabgrenzungen stimmen mit den Abgrenzungen der kommunalen Bevölkerungsstatistik<br />
überein.<br />
Derzeit wird die Anschaffung bzwl die Entwicklung einer Monitoringsoftware geprüft,<br />
die dem qualitativen Anforderungsprofil der Stadt <strong>Guben</strong> entspricht.<br />
8.6.2 Förderbezogene Evaluierung Nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen EFRE-Förderung Nachhaltige Stadtentwicklung<br />
sind Evaluierungsanforderungen zu erwarten, die sich auf die Handlungsräume<br />
sowie die konkreten Förderprojekte beziehen werden. Neben Basisindikatoren<br />
ist daher die Betrachtung maßnahme- bzw. projektspezifischer Kontextindikatoren<br />
vorgesehen. Diese orientieren sich grundsätzlich an den EU-<br />
Anforderungen hinsichtlich der Evaluation von Interventionen, festgehalten z. B.<br />
im Arbeitsdokument der Europäischen Kommission „Indikative Leitlinien zu Bewertungsverfahren:<br />
Indikatoren für Begleitung und Bewertung“. Entsprechend der<br />
hierin geäußerten Empfehlungen wird sich der Fokus auf die Messung von qualitativen<br />
und quantitativen Ergebnisindikatoren richten. Kausale Relevanz, Abbildungsqualität<br />
und Nachvollziehbarkeit stehen hier im Vordergrund. Die z. T. nur<br />
begrenzt aussagekräftigen Wirkungsindikatoren (Problem Multikausalität) treten in<br />
den Hintergrund.<br />
Detailinformationen im Anhang<br />
Informationen zu vorgesehenen Indikatoren zu den Schlüsselmaßnahmen bzw.<br />
-projekten finden sich im Anhang.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong> 177<br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
9 „Fahrplan“ integrierte Stadtentwicklung<br />
– <strong>Guben</strong>-Strategie/<strong>INSEK</strong> als<br />
Prozess<br />
Die »<strong>Guben</strong>-Strategie 2020« wird als übergeordnete Stadtentwicklungsstrategie<br />
regelmäßig evaluiert und fortgeschrieben werden.<br />
Derzeit sind folgende Schritte vorgesehen, die aber auch vom weiteren Verfahren<br />
des Landes abhängen:<br />
Tabelle 25:<br />
Vorgesehene Schritte im<br />
weiteren <strong>INSEK</strong>-Verfahren<br />
Aktion Zeitpunkt Akteure<br />
Einreichung überarbeitete und<br />
ergänzte Fassung der »<strong>Guben</strong>-<br />
Strategie 2020« beim MIR<br />
21.Dezember 2007<br />
Stadt → MIR<br />
Öffentliche Vorstellung »<strong>Guben</strong>-Strategie<br />
2020«<br />
I. Quartal 2008 Stadt → Öffentlichkeit/Bürger<br />
Landesseitige Prüfung der<br />
»<strong>Guben</strong>-Strategie 2020« sowie<br />
Entscheid über die Programmaufnahme<br />
Erweiterung des <strong>INSEK</strong> mit<br />
Gubin «<br />
Voraussichtlich im Januar 2008<br />
voraussichtlich ab 1. Quartal<br />
2008<br />
MIR<br />
Stadt mit Unterstützung der<br />
Ernst Basler + Partner GmbH<br />
stadtpolitische Behandlung und<br />
Beschlussvorbereitung<br />
Fortsetzung der regionalen<br />
Abstimmung<br />
1. Quartal 2008 Stadt, Ausschüsse, SVV<br />
1. Quartal 2008 Stadt, Stadt Gubin, et al.<br />
Auftakt Bürgerforum 2. Quartal 2008 Stadt, Beteiligte<br />
Im Fall der Programmaufnahme:<br />
Einrichtung Managementstrukturen<br />
sowie Einleitung<br />
Projektumsetzung<br />
Evaluierung bzw. Fortschreibung<br />
der »<strong>Guben</strong>-Strategie<br />
2020«<br />
Voraussichtlich ab 2. Quartal<br />
2008<br />
voraussichtlich im 2-<br />
Jahresturnus<br />
Stadt, Beteiligte<br />
Stadt, Beteiligte<br />
Einbindung bzw. Umsetzung in Fachplanungen<br />
Die »<strong>Guben</strong>-Strategie 2020« wird als integrierendes und übergeordnetes Instrument<br />
handlungsleitend für die Fachplanungen sein. Dies betrifft das Leitbild, Ziele,<br />
Grundsätze und auch Schlüsselmaßnahmen, welche künftig auch in sektoralen<br />
Konzepten berücksichtigt werden.
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong><br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
A1<br />
Tabellarischer Überblick Schlüsselmaßnahmen<br />
und Einzelprojekte
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong><br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
A2<br />
Gesamtdarstellung der Schlüsselmaßnahmen
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong><br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
A3<br />
Finanzierungsübersicht
»<strong>Guben</strong> Strategie 2020 – Stadt im Aufbruch«<br />
Integriertes Stadtentwicklungskonzept inkl. Fortschreibung Stadtumbaukonzept <strong>Guben</strong><br />
Redaktionsstand: 21. Dezember 2007<br />
A4<br />
Erklärung der Stadt zur Kofinanzierung