Jahresbericht - Gesundheitsserver - Land Steiermark

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04.01.2014 Aufrufe

Die Erhebungen ergaben, dass die Familie diverses eingelegtes Gemüse und auch Fleischaufstrich aus der Dose gegessen hatte. Alle untersuchten Lebensmittelproben waren jedoch negativ, und auch in den Patientenproben konnten weder das Toxin noch der Keim nachgewiesen werden, - dies möglicherweise aufgrund der initial durchgeführten Therapie, sodass es sich hier „nur“ um wahrscheinliche Fälle handelt. Cholerafälle: Anfang Juni reiste ein Wiener, der im Mai eine Trekking-Tour in Indien, inkl. Rafting am Ganges gemacht hatte, ins Ausseerland; in Indien hatte er leichten Durchfall gehabt, sodass er im AKH einen Stuhl zur Untersuchung abgegeben hatte. Dieser erwies sich als positiv auf Vibrio cholerae 01. Das Ergebnis der Untersuchung wurde von der MA 15 an die Steiermark weitergeleitet. Sein Reisebegleiter blieb krank in Wien. Mit dem Urlaubsgast, der beschwerdefrei war, wurde eine „gelockerte“ Hausisolierung mit erlaubtem Ausgang in die freie Natur und strikte Händehygiene ausgemacht. Mit dem Betreiber der Fremdenpension wurde ein vorläufiges Verbot, neue Gäste aufzunehmen, vereinbart. Eine weitere Stuhlkontrolluntersuchung des Betroffenen, als auch Stuhluntersuchungen der Kontaktpersonen war negativ. Das BMGF informierte auch die Austrian Airlines wegen eventueller Kontaktpersonen im Flugzeug und - vereinbarungsgemäß - auch die EU-Komission (Early Warning) und die WHO (Cholera unterliegt den International Health Regulations). Im Oktober hatte man im Bezirk Leoben mit einem fraglichen Cholerafall zu tun, der im Zusammenhang mit einem Urlaub in Ägypten stand. Die Beschwerden der Patientin - wässrige Durchfälle - begannen schon im Urlaubsort, anamnestisch hatten die meisten Hotelgäste Durchfall; im hiesigen Labor wuchsen Vibrionen. Aus Ägypten waren keinerlei Choleraausbrüche bekannt (Anm.: lt. Bericht des RKI erkrankte 2004 ein deutscher Urlauber an einer Cholera (01) nach einem Urlaub auf der Insel Phuket in Thailand, ohne dass dort Fälle gemeldet worden wären). Die genaue Identifizierung des Keims erwies sich als langwierig und schwierig. Als die Behörde informiert wurde, ging die Patientin schon länger wieder ihrer Arbeit in einem Büro nach, sodass ausgemacht wurde, besonderes Augenmerk auf Händehygiene und – desinfektion zu legen und es wurde ihr abgeraten, Gemeinschafts-Einrichtungen zu besuchen, das BMGF wurde informiert. Eine Kontaktpersonenuntersuchung war lt. Expertenmeinung (Prof. Wewalka, Prof. Feierl) nicht notwendig, solange keine Durchfälle oder eine konkrete Laborbestätigung vorlagen. Schließlich wurde Entwarnung gegeben, der Keim wurde zwar als Vibrio cholerae bestätigt, aber Non-0-1 und Non-0-139. 21

Hepatitis-A-Infektionen aus Hurghada in Ägypten: unter den Gästen eines Vier- Sterne- Hotels, betroffen waren v.a. deutsche Urlauber mit 268(!) Erkrankungsfällen, waren auch einige Steirer. Zur Abklärung waren vom BMGF Flug-Passagierlisten übermittelt worden, die teilweise nicht ganz korrekt waren, so dass einzelne Personen erst nach Wochen ausfindig gemacht worden waren. Akute Erkrankungen konnten nicht festgestellt werden. Nachträglich konnte aber eine schwere Hepatitis-A-Erkrankung einer Grazerin, die allerdings von München aus geflogen war, diesem Ausbruch zugeordnet werden; Sekundärfälle wurden nicht bekannt. Weiters wurden 6 Fälle von Legionellainfektionen gemeldet, 5 Fälle wurden von der Referenzzentrale bestätigt: in mindestens 3 Fällen gab es Assoziationen zu Hotels bzw. Thermen im Ausland; 2 Fälle verliefen relativ schwer, darunter auch eine Erkrankung eines jüngeren Mannes ohne ersichtliche Immundefizienz – hier dürfte vermehrter Alkoholkonsum eine Rolle gespielt haben; in einem Fall wurde die Diagnose post mortem gestellt (siehe dazu auch Bericht von OA. Dr. Prein). Legionellosen werden über die Referenzzentrale auch in das europäische EWGLI-Net gemeldet, daher ist es besonders wichtig für die zur Meldung verpflichteten Ärzte neben dem Meldeformular auch den speziellen Legionella-Fragebogen auszufüllen! 2004 gab es auch 8 importierte Malariafälle. In allen Fällen wurde keine oder nur eine unzureichende Prophylaxe eingenommen. Alle 5 Erkrankungen an Malaria tropica stammten typischerweise aus afrikanischen Ländern (Kongo, Nigeria, Ghana), die 3 Malaria tertiana - Fälle stammten aus Brasilien bzw. Indien. Außerdem war 2004 ein Anstieg von Leptospirosen (4 Meldungen) und von Hantavirusinfektionen zu verzeichnen (siehe Bericht von Prof. Krause). So kam es in Folge einer Hantavirusinfektion auch zu einem Todesfall durch Multiorganversagen bei einem 53-jährigen Mann. Im Fall eines erkrankten Studenten aus Graz waren dessen 7 Käfigmäuse von den Mitbewohnern getötet worden, sodass diese dann untersucht wurden, da der Patient Tage zuvor den Käfig gereinigt hatte und auch von einer Maus gebissen worden war. Alle Ergebnisse waren negativ. Die Infektion dürfte in der Freizeit beim Wandern aquiriert worden sein. Hantaviren, von denen es verschiedene Serotypen mit so klingenden Namen wie Dobrava, Puumala etc. gibt, werden durch Nager (Mäuse und Ratten) über deren Ausscheidungen auf den Menschen übertragen. Neben verschiedensten Manifestationen kommt es häufig zu einer Nierenbeteiligung, schlimmstenfalls kann auch ein hämorrhagisches Fieber entstehen. Hantavirusinfektionen sind derzeit nach dem 22

Die Erhebungen ergaben, dass die Familie diverses eingelegtes Gemüse und auch<br />

Fleischaufstrich aus der Dose gegessen hatte. Alle untersuchten Lebensmittelproben<br />

waren jedoch negativ, und auch in den Patientenproben konnten weder das Toxin noch<br />

der Keim nachgewiesen werden, - dies möglicherweise aufgrund der initial<br />

durchgeführten Therapie, sodass es sich hier „nur“ um wahrscheinliche Fälle handelt.<br />

Cholerafälle: Anfang Juni reiste ein Wiener, der im Mai eine Trekking-Tour in Indien,<br />

inkl. Rafting am Ganges gemacht hatte, ins Ausseerland; in Indien hatte er leichten<br />

Durchfall gehabt, sodass er im AKH einen Stuhl zur Untersuchung abgegeben hatte.<br />

Dieser erwies sich als positiv auf Vibrio cholerae 01. Das Ergebnis der Untersuchung<br />

wurde von der MA 15 an die <strong>Steiermark</strong> weitergeleitet. Sein Reisebegleiter blieb krank<br />

in Wien.<br />

Mit dem Urlaubsgast, der beschwerdefrei war, wurde eine „gelockerte“ Hausisolierung<br />

mit erlaubtem Ausgang in die freie Natur und strikte Händehygiene ausgemacht. Mit<br />

dem Betreiber der Fremdenpension wurde ein vorläufiges Verbot, neue Gäste<br />

aufzunehmen, vereinbart. Eine weitere Stuhlkontrolluntersuchung des Betroffenen, als<br />

auch Stuhluntersuchungen der Kontaktpersonen war negativ. Das BMGF informierte<br />

auch die Austrian Airlines wegen eventueller Kontaktpersonen im Flugzeug und -<br />

vereinbarungsgemäß - auch die EU-Komission (Early Warning) und die WHO (Cholera<br />

unterliegt den International Health Regulations).<br />

Im Oktober hatte man im Bezirk Leoben mit einem fraglichen Cholerafall zu tun, der<br />

im Zusammenhang mit einem Urlaub in Ägypten stand. Die Beschwerden der Patientin<br />

- wässrige Durchfälle - begannen schon im Urlaubsort, anamnestisch hatten die meisten<br />

Hotelgäste Durchfall; im hiesigen Labor wuchsen Vibrionen. Aus Ägypten waren<br />

keinerlei Choleraausbrüche bekannt (Anm.: lt. Bericht des RKI erkrankte 2004 ein<br />

deutscher Urlauber an einer Cholera (01) nach einem Urlaub auf der Insel Phuket in<br />

Thailand, ohne dass dort Fälle gemeldet worden wären).<br />

Die genaue Identifizierung des Keims erwies sich als langwierig und schwierig. Als die<br />

Behörde informiert wurde, ging die Patientin schon länger wieder ihrer Arbeit in einem<br />

Büro nach, sodass ausgemacht wurde, besonderes Augenmerk auf Händehygiene und –<br />

desinfektion zu legen und es wurde ihr abgeraten, Gemeinschafts-Einrichtungen zu<br />

besuchen, das BMGF wurde informiert. Eine Kontaktpersonenuntersuchung war lt.<br />

Expertenmeinung (Prof. Wewalka, Prof. Feierl) nicht notwendig, solange keine<br />

Durchfälle oder eine konkrete Laborbestätigung vorlagen. Schließlich wurde<br />

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