Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, da in unseren Medien ja ...

Bezirksklinik Hochstadt Hauptstraße 13 96272 Hochstadt a. Main
An alle Lehrerinnen und Lehrer
Informationen für Lehrkräfte mit Links zum Thema Sucht und Suchtmittel
Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
da in unseren Medien ja relativ viel über illegale Drogen berichtet wird, erhalten Schülerinnen und Schüler
immer wieder von den Lehrkräften Aufträge über spezifische Substanzen Referate vor der Klasse zu halten.
Dies geschieht mit dem Ziel, mit fundiertem Wissen eventuell angebotene Substanzen ablehnen zu können.
Deshalb sind Sie vermutlich auch auf unsere Seite und dieses Schreiben gestoßen. Eventuell hat aber diese
Seite ein mit einem Referat zu Crystal betrauter Schülerin oder Schüler gelesen und Sie auf diesen Beitrag
hingewiesen ...
Die Betrachtung einzelner illegaler Substanzen ist ein durchaus sinnvolles Lernziel, unserer Erfahrung nach
wird jedoch häufig vergessen, dass die Hauptsubstanz in der Bundesrepublik der Alkohol ist! Ebenfalls
vergessen wird hierbei, dass das Konsumverhalten der Erwachsenen als Vorbildfunktion für die
Heranwachsenden dient, und in aller Regel bei unseren später manifest drogenabhängigen Patienten die
erste Rauscherfahrung (und zwar nicht nur Konsumerfahrung) ein Alkoholrausch war.
Die Bedeutung des Nikotins nicht für die Suchtentwicklung wird ja auch der breiten Öffentlichkeit immer
deutlicher, so dass wir dringend darum bitten, dass die Anteile der Referate in einer Klasse auch im
Verhältnis der Probleme vergeben werden. Auf ein Drogenreferat müssten 10 Referate zum Thema
Alkohol eingeplant werden!
Dies soll keineswegs das Drogenproblem verharmlosen, d. h. die Gefahr, die durch die einzelne Droge
ausgeht, besonders Crystal-Speed gehört zu den gefährlichsten Substanzen! Sondern wir wollen darauf
hinweisen, dass durch die ubiquitäre Verfügbarkeit sowie die Normalität auch eines Rauschkonsums des
Alkohols in unserer Gesellschaft, eine viel höhere akute Gefährdung für ihre Schülerinnen und Schüler
ausgeht. Und dies eben bereits vor einer sich entwickelnden Abhängigkeit
Je nach Jahrgangsstufe und Fachgebiet, aus dem Sie heraus als Lehrer die Referate verteilen, aber auch
nach den Interessensschwerpunkten Ihrer Schüler sei auf einige in der öffentlichen Diskussion in
Deutschland weniger beachtete Punkte zu Alkohol und Nikotin mit Linkbeispielen eingegangen:
Viele gravierende und schwere Folgen des Alkoholproblems betreffen nicht die manifest Süchtigen, d.h. vom
Alkoholkonsum abhängige Menschen, sondern die „Gelegenheitstrinker“!
Vorstand
Bruno Harmuth
Gerichtsstand
Bayreuth
Suchtfachklinik – Therapiezentrum
für Alkohol-, Medikamenten- und
Drogenabhängige
Hauptstraße 13 96272 Hochstadt a. Main
www.bezirksklinik-hochstadt.de
Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. med. Dr. h. c. M. Wolfersdorf
Leitender Arzt
Dr. med. R. Härtel-Petri
Tel (09574) 6337-0
Fax (09574) 3658
E-Mail info@
bezirksklinik-hochstadt.de
Ihr Zeichen:
Unser Zeichen: Dr.Hä./Pe./gl
Hochstadt, den 06.06.2011
Bankkonto Bezirksklinik Hochstadt
Sparkasse Coburg-Lichtenfels
Kto.: 140 228
BLZ: 78350000

Die Gewalttätigkeiten im berauschten Zustand, besonders nachts von massiv intoxikierten erwachsenen und
jugendlichen Männern (bei verkürzten Sperrstunden), sowie die Alkoholfahrten mit Unfällen gehen zu einem
hohen Prozentsatz nicht von abhängig Süchtigen aus, sondern von solchen Gelegenheitsintoxikierten! Wenn
Eltern mit den Kindern zu einem guten Essen gehen und hierbei auf 1-2 Gläser guten Wein nicht verzichten
mögen und hiernach mit den Sprösslingen im Auto nach Hause fahren, brauchen sich diese Eltern nicht
wundern, wenn ihre pubertierenden mit 17 alkoholisiert von der Diskothek wegfahren und zu fünft mit
überhöhter Geschwindigkeit in den Gegenverkehr kommen ... Da bedarf es keiner Suchtentwicklung für
Todesfälle ...!
Allgemeine gute Links gibt es bei der DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.) http://www.dhs.de/,
http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/dhs_stellungsnahmen/aktionsplan_alkohol_der_dhs_2008final_
din.pdf sowie bei der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) http://www.kenn-dein-limit.de/.
Verschiedene Suchtfolgeschäden der Alltagsdrogen sind in Klassenverbänden unzureichend referiert:
Das fetale Alkoholsyndrom: http://www.fasworld.de/ http://de.wikipedia.org/wiki/Fetales_Alkoholsyndrom
Die Auswirkung des Nikotinkonsums in der Schwangerschaft
http://www.netdoktor.at/schwangerschaft/nikotin_schwangerschaft.shtml
http://www.stop-simply.de/rauchen-schwangerschaft.htm
Bei Präventionsbemühungen geht es auch immer um gesetzliche Regelung und ihre Durchsetzung, nicht
nur um Erziehung und Aufklärung. Genau dieses Spannungsfeld bildet geeignete Referatthemen für
interessierte Schülerinnen und Schüler höherer Jahrgangsstufen. Für die „Präventionseffizienz“ gibt es
verschiedene Studien, diese sind im Internet zugänglich, z. B. ANOC2 von Barbor et al. (http://www.basmuenchen.de/fileadmin/Praesentationen/Praesentation_Rehm_Einfuehrung_Praevention_8.Suchtforum_MU
C_100428.ppt.pdf) Darin wird in einem Ländervergleich der Weltgesundheitsorganisation dargestellt, welche
Präventionsmethoden wirksam sind, seien es Primärprävention- oder Sekundärprävention- beziehungsweise
Verhältnispräventionsmaßnahmen. Z.B.: http://www.suchtmagazin.ch/text1-10.pdf
So hatte sich z.B. gezeigt, dass eine für Jugendliche sehr unpopuläre Maßnahme, die Erhöhung der
Alkoholsteuern eine sehr wirksame Intervention darstellt. (z.B.: http://www.wissenschaftaktuell.de/artikel/Angehobene_Alkoholsteuer_zeigt_schnell_und_anhaltend_Wirkung1771015585519.html).
Und auch seitens der Krankenkassen finden sich spannende Links die das Thema Alkohol weiter vertiefen
lassen ... (http://www.nichttrinker.com/content/dak-fordert-hoehere-alkoholsteuern ).
Die Reduktion der Verfügbarkeit wurde wissenschaftlich untersucht, das Verkaufsverbot zu bestimmten
Zeiten sowie die Durchsetzung eines Kaufverbotes für bestimmte Altersgruppen sind wissenschaftlich
erforscht und auch im Ländervergleich wirksam. Link hierzu zum Beispiel: http://2010.nuechternbetrachtet.de/2010Doc/Alkohol_Aktionsplan.pdf.
Dies sind naturgemäß kontroverse Themen.
Verschiedene Strategien und Interventionen gegen Autofahren im alkoholisierten Zustand sind
wissenschaftlich erforscht, aber in Deutschland kaum propagiert: Nüchternheitstests, die für Restaurant- und
Diskobesucher zur Verfügung stehen. Oder Wegfahrsperren ... http://de.engadget.com/2009/09/01/toyotamacht-ernst-alkohol-wegfahrsperre-ab-heute-im-test/.
Betrachten ältere Schüler die Begriffe der WHO von DALYs und dem Global burden of Disease (nicht ganz
leicht zu googeln / wiki) findet man bei der Weltgesundheitsorganisation (engl. World Health Organization,
WHO) http://www.who.int/healthinfo/global_burden_disease/global_health_risks/en/index.html unter „key
figures and graphs“ spannende Tabellen und Grafiken. Weltweit sind der Tabakkonsum und Alkoholkonsum
auf Platz 2 beziehungsweise 3 anzutreffen!
Bei den illegalen Drogen ist Cannabis mit einer Jahresprävalenz von bis zu 30 % bei den Jugendlichen
das Hauptproblem. Besonders die neuen synthetischen Cannabinoide führen in Kliniken zu heftigen
Psychosen. Adäquate Daten zu den neueren Räuchermischungen, die in Referaten genutzt werden
konnten, gibt es allerdings hierzu bisher kaum.
Es ist bei den Referaten über illegale Substanzen unbedingt darauf zu achten, von welchen Seiten die
Schülerinnen und Schüler ihre Quellen beziehen! Drogenverherrlichende durch Werbeeinnahmen von
cannabisshops finanzierte Portale wie http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/medizin.htm übersehen
ganz bewusst die breite Datenlage, die eine erhöhte Gefahr der Entwicklung von schizophrenen Psychosen
unter Cannabiskonsum für Beobachtungszeiträume über teilweise 25 bis 30 Jahre hinweg nachgewiesen
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haben. Diese Foren sind genauso wenig geeigneten Quellen wie der deutsche Brauereiverband oder die
Vereinigung der Tabakindustrie!
Bei Referaten zum Cannabispsychosenproblem sollten zumindest die Schweizer Kohortenstudie sowie die
Arbeiten von ARSENAULT aufgeführt sein. http://bjp.rcpsych.org/cgi/reprint/184/2/110. Auch neuere
Ergebnisse müssen zitiert werden. http://www.sueddeutsche.de/wissen/cannabis-und-psyche-vollgedroehntbis-zur-psychose-1.1067064.
Bei den Gegnern dieser wissenschaftlich gesicherten Studien (googeln!) wird
aus den Aufmachungen der Seiten die Verkaufsstrategie überdeutlich. Der Film „das weiße rauschen“ ist
und bleibt hochaktuell.
Bei den Opiaten wird das Thema der schadensminimierenden Maßnahmen, d. h. Fixerstuben und vor allem
auch die Diskussion um die opiatgestützte Behandlung, im Volksmund Substitution, zu thematisieren sein.
Bei den Stimulantien sind sie auf unserer Homepage eigentlich auf der richtigen Seite. Wir weisen aber
darauf hin, dass konsumgefährdete Jugendliche sich durch derartige Warnungen genauso wenig
abschrecken lassen wie dies beim Nikotinproblem wirksam ist! Unsere Homepage richtet sich eher an
Konsumenten und Therapeuten!
Eines der Lernziele der Schülerinnen und Schüler ist es, Informationen zu finden und diese adäquat zu
zitieren. Oben links in der Navigation unserer Homepage befindet sich unter der Rubrik „Stimulantien“
http://www.bezirkskliniken-oberfranken.de/pages/html/hochstadt/behandlungsbereiche/stimulantien.html,
http://www.bezirkskliniken-oberfranken.de/pages/html/hochstadt/behandlungsbereiche/infos_ats.html sowie
bei den „Fachinformationen“ relevantes Informationsmaterial sowie auch Vorträge. Und wir haben auch
adäquate Literaturhinweise:
http://www.bezirksklinikenoberfranken.de/pages/html/hochstadt/weitere_informationen/fachinformationen.html
Ebenfalls eher für Schülerinnen und Schüler höherer Klassen relevant, könnte die Diskussion um das
Braindoping-Thema sein. Hierzu passt ein Spiegelartikel aus dem Mai 2011 über den Einfluss der
Pharmaindustrie auf meinungsbildende Psychiater http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-78522323.html und
die in den letzten Jahren sehr bewusst scheinende Wiederaufnahme eines uralten Traumes in den Medien
zu sein: Der Glaube, man könnte mit Medikamenten die menschliche Leistungsfähigkeit steigern.
Stimulantien wie Pervitin (Crystal-Speed!) wurden bereits im 2. Weltkrieg mit allen verheerenden Folgen
eingesetzt. http://www.videogold.de/schlaflos-im-krieg-die-pharmazeutische-waffe-dokumentation/
Zu all diesen Doping-Themen finden sich exzellente Hintergrundinformationen auf der Homepage von Stefan
Schleim http://www.cognitive-enhancement.info/. Ein Vergleich der Original-DAK-Studie aus dem Jahre
2009, die immer wieder zitiert wird, mit eben diesen falschen Zitaten, ist ein Stück wissenschaftskritischer
Zeitgesichte und hier auf unserer Homepage runterzuladen. http://www.bezirksklinikenoberfranken.de/pages/html/hochstadt/weitere_informationen/fachinformationen.html.
In modellhaften Projekte z.B. der BzGA http://www.kenn-dein-limit.de/ z.B. „Klarsicht“ versuchen Schülern
auch die Rollenübernahme der Elternperspektive nahezubringen (http://www.klarsicht.bzga.de/).
Auch für die Strategien der Spielhallenbetreiber findet sich unter http://www.gluecksspielsucht.de/
http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=loka&itemid=10490&detailid=552537 exzellente Referatthemen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. R. Härtel-Petri
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Leitender Arzt
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