Was ist guter Grundschulunterricht ? Qualitätsstandards für den ...
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Das wiederum setzt vor allem bei <strong>den</strong> weiterführen<strong>den</strong> Schulen voraus, dass die FachlehrerInnen<br />
sich zu LehrerInnenteams zusammentun, um gemeinsame Unterrichtsplanungen<br />
auch über längere Zeiträume durchzuführen. Diesen Lehrerteams müssen „erhebliche<br />
Spielräume der inhaltlichen, unterrichtsorganisatorischen und methodischen<br />
Gestaltung“ (Klafki, 1995, S. 13) eingeräumt wer<strong>den</strong>.<br />
Auch <strong>ist</strong> mit einem Schlüsselproblem nicht nur ein Thema angesprochen, sondern es<br />
setzt themenübergreifende Fähigkeiten der SchülerInnen und eine andere Einstellung<br />
zu „Fächern“ voraus. Themenübergreifende Einstellungen und Fähigkeiten bedeuten<br />
aber, dass die SchülerInnen in der Lage sind Kritik zu üben und mit Kritik positiv umzugehen.<br />
Des weiteren müssen sie in der Lage und willens sein, ihre Standpunkte durch<br />
Argumente zu vertreten. Sie müssen auch fähig sein, sich in andere hinein zu <strong>den</strong>ken<br />
(Empathie) und alles Erlernte themenübergreifend zu vernetzen.<br />
Um diese Schlüsselprobleme zu behandeln, müssen die Unterrichtsprinzipien metho<strong>den</strong>orientiert,<br />
handlungsorientiert, exemplarisch sein und sachbezogenes soziales Lernen<br />
fördern.<br />
Wenn man <strong>den</strong> gesamten Unterricht derartigen Änderungen unterwirft funktioniert auch<br />
die jetzt übliche Le<strong>ist</strong>ungsbewertung nicht mehr. Die Le<strong>ist</strong>ungen der SchülerInnen wer<strong>den</strong><br />
dann nicht mehr punktuell überprüft, sondern wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> SchülerInnen dynamisch<br />
über Kommunikation, Kritik etc. erbracht. Le<strong>ist</strong>ungen hängen dann auch nicht<br />
mehr nur von <strong>den</strong> individuellen Fähigkeiten der Einzelnen ab, sondern davon, dass sie<br />
in Kooperation mit anderen erbracht wird. Dann kann aber eine Le<strong>ist</strong>ungsbeurteilung<br />
auch nur noch dazu dienen, dem Einzelnen zu zeigen, wie weit er in seinem Lernprozess<br />
gekommen <strong>ist</strong> und wohin sein Lernweg weiter führen kann oder soll. Noten sind<br />
dann unsinnig.<br />
Solche Konzepte gab es schon in der Zeit der Reformschulen (etwa 20er Jahre) mit<br />
didaktischen Konzepten von Gaudig (1922) mit dem „Prinzip der Selbsttätigkeit, Kerschensteiner<br />
(1912) mit seiner „Arbeitsschule“ etc.. Auch heute gibt es Schulformen<br />
bzw. Unterrichtsformen, die <strong>den</strong> Forderungen Klafkis weitestgehend entsprechen, z. B.<br />
die Laborschule Bielefeld (s.a. Goetze-Emer, Klaus, Walluks, Ziebell-Schrank, 2000).<br />
Gerade diese Schulen haben bei einem freiwilligen PISA-Test viel besser als alle „normalen“<br />
Schulen abgeschnitten, z. T. so gut wie die Spitzenreiter aus Finnland, z. B. in<br />
der Lesekompetenz 529 Punkte, also nur 17 weniger als Finnland (TAZ, 14.11.2002).<br />
Schulen, wie der Laborschule, gelingt es besonders gut, SchülerInnen sehr unterschiedlicher<br />
Lernniveaus zu fördern und unterschiedliche Voraussetzungen auszugleichen<br />
(TAZ, 20.11.2002).<br />
Klafki (1992) fordert nachdrücklich die Behandlung von epochaltypischen Schlüsselproblemen<br />
im <strong>Grundschulunterricht</strong>, da diese die Gegenwart und die Zukunft der heutigen<br />
Grundschulkinder betreffen. Vielfach sind <strong>den</strong> Kindern die Problematiken schon<br />
aus <strong>den</strong> Medien bekannt. Außerdem bezeichnet er die Grundschulbildung als <strong>den</strong> „Anfang<br />
der Allgemeinbildung“ (S. 15). Weiterhin muss im <strong>Grundschulunterricht</strong> eine „vielseitige<br />
Interessen- und Fähigkeitsförderung durch die Entwicklung von elementaren<br />
Kategorien und Formen des Wirklichkeits- und Selbstverständnisses von Grundschulkindern“<br />
(S. 24)erfolgen.<br />
Das legt <strong>den</strong> Schluss nahe, dass eine Umsetzung von Klafkis Forderungen an die Ausbildung<br />
erfordert, dass die Kinder schon gleich im Anfangsunterricht mit solchen Lernmetho<strong>den</strong><br />
(das Lernen lernen), mit Eigenverantwortlichkeit und mit sozialen Verhaltensmustern<br />
vertraut gemacht wer<strong>den</strong> müssen.<br />
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