Was ist guter Grundschulunterricht ? Qualitätsstandards für den ...
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Das Allgemeinbildungskonzept nach Klafki<br />
Immer wieder liest man in <strong>den</strong> Medien, die Ausbildung an <strong>den</strong> Schulen sei in der Krise<br />
(z. B. „Abitur: Der stete Niedergang der deutschen Reifeprüfung“, in: Spiegel special,<br />
2002). Doch was müssen heutige und zukünftige SchulabsolventInnen <strong>den</strong>n eigentlich<br />
wissen? <strong>Was</strong> soll Schule sie lehren? Dazu hat sich auch Klafki (1995) Gedanken gemacht<br />
und ein Konzept entwickelt (12 Thesen Klafkis (1995) zusammengefasst in Abb.<br />
1 1 ), welches in der Ausbildung berücksichtigt wer<strong>den</strong> muss, damit die SchülerInnen am<br />
Ende ihrer Schulzeit erkenntnisfähig und sensibel (d. h. mitempfindungs-, handlungsund<br />
urteilsfähig) sind. Erkenntnisfähig und sensibel zu sein bedeutet, dass jede/r SchülerIn<br />
ihr/sein individuelles Interessen- und Tätigkeitsprofil entwickeln kann und soll und<br />
jede/r SchülerIn ein Bewusstsein <strong>für</strong> die epochaltypischen Schlüsselprobleme (s.u.)<br />
entwickelt.<br />
Um diese bei<strong>den</strong> <strong>für</strong> Klafki wichtigsten Fähigkeiten zu erlangen, muss sich die Ausbildung<br />
ändern. Es muss ein ganz neues Konzept <strong>für</strong> die zu erwerbende Allgemeinbildung<br />
entwickelt wer<strong>den</strong>. Dazu muss auf der einen Seite die Bildungstheorie, aber auch die<br />
Bildungspraxis die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse und die in ihr ablaufen<strong>den</strong><br />
Prozesse beobachten und beurteilen. Danach wird entschie<strong>den</strong>, welche Verhältnisse<br />
bzw. Prozesse relevant <strong>für</strong> <strong>den</strong> Unterricht, also epochaltypische Schlüsselprobleme<br />
sind, und welche Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse durch die Ausbildung der<br />
SchülerInnen ermöglicht wer<strong>den</strong> soll.<br />
Dieses neue Allgemeinbildungskonzept erfordert vier Neuerungen im Unterrichten:<br />
Zum einen muss es eine Bildung <strong>für</strong> alle sein. Damit darf keine Selektion der Schulstruktur<br />
oder der Lerninhalte und –formen (also keine äußere Differenzierung) mehr<br />
auftreten. Zum zweiten müssen diese Lerninhalte durch ein breites Angebot an Lernmöglichkeiten<br />
angeboten wer<strong>den</strong>, so dass die SchülerInnen die Möglichkeit haben zu<br />
wählen, wie sie lernen und damit nach ihren individuellen Fähigkeiten gefördert wer<strong>den</strong><br />
können (innere Differenzierung). Weiterhin müssen sie die Fähigkeit erwerben, ihren<br />
Lernprozess selbstbestimmt zu gestalten (Metho<strong>den</strong>- Ziel- und Handlungskompetenz).<br />
Sie müssen Mitbestimmungsrecht haben und lernen, solidarisch mit ihrer Lerngruppe /<br />
Klasse zu sein (Sozialkompetenz). Die vierte Forderung Klafkis <strong>für</strong> sein Allgemeinbildungskonzept<br />
<strong>ist</strong> die Auseinandersetzung der Schüler mit epochaltypischen Schlüsselproblemen.<br />
Dabei nennt er 8 Schlüsselprobleme: Frie<strong>den</strong>sproblem, Nationalität / Internationalität,<br />
Umweltprobleme, Bevölkerungsexplosion, Heterogenität, Gegensatz<br />
Entwicklungsland – Industrieland, Neue Medien (Arbeitsplatzveränderungen durch<br />
Computer, Internet ...) und geändertes (freieres) Sexualverhalten. Diese L<strong>ist</strong>e muss a-<br />
ber immer wieder der aktuellen Gesellschaft angepasst wer<strong>den</strong>. Heute kämen sicher<br />
die Probleme mit Rechtsextremismus und Terrorismus / religiösem Fanatismus hinzu.<br />
Diese Auseinandersetzung mit epochaltypischen Schlüsselproblemen lässt aber einen<br />
Unterricht, wie er bis jetzt überwiegend durchgeführt wird, nicht mehr zu. Ein solches<br />
Schlüsselproblem kann man nicht mehr in einem bestimmten Unterrichtsfach behandeln,<br />
man muss es fächerübergreifend unterrichten.<br />
1 Begriffe aus Abbildung 1 wer<strong>den</strong> in diesem Abschnitt kursiv gedruckt, da sie direkt von Klafki (1995)<br />
übernommen wor<strong>den</strong> sind.<br />
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