Was ist guter Grundschulunterricht ? Qualitätsstandards für den ...

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Ausblick Bei den ganzen Diskussionen um Qualitätsverbesserung der Ausbildung an deutschen Schulen wird meist geäußert, dass sich die Qualität durch Veränderung der äußeren Gegebenheiten steigern lässt. Da ist die Forderung nach Ganztagsschulen, nach weniger „faulen“ LehrerInnen, nach kleineren Klassen, nach weniger AusländerInnen oder aber deren Sprachförderung vor Schuleintritt usw.. Selten jedoch ertönt der Ruf nach einer Änderung des Unterrichts selbst. Das liegt zum einen sicher daran, dass die meisten Entscheidungsträger noch in keinem heutigen Unterricht über längere Zeit dabei waren. Oder daran, dass man Unterricht früher selber so erlebt hat und ja auch etwas geworden ist. Doch die Kindheit gestaltet sich für die SchülerInnen heute anders als noch vor 20 Jahren. Die Lerngruppen sind heterogener, und es ist dringend nötig, dass Unterricht sich endlich ändert, um optimal auf die Vielfalt und Einzigartigkeit der Kinder einzugehen und jedes seinen Lernvoraussetzungen entsprechend zu fördern. Das geht meiner Meinung nach nur mit offenem, von den Kindern mitbestimmtem Unterricht, in dem die Kinder sozialen Umgang lernen, viel sprechen müssen / dürfen, viele eigene Gestaltungsmöglichkeiten haben und Eigenverantwortung für ihr Tun, vor allem aber für ihren Lernprozess lernen. Man kann für 20 unterschiedliche Kinder nicht 20 Lernangebote machen. Wobei noch nicht einmal sichergestellt ist, dass das von der Lehrperson für ein Kind entworfene Lernangebot tatsächlich dem Lernniveau dieses Kindes entspricht. Ist es da nicht viel sinnvoller, die Kinder selber entscheiden zu lassen, was ihrem Lernniveau entspricht? Dann haben sie sicherlich sehr viel mehr Ehrgeiz, die selbst ausgesuchte Aufgabe auch zu lösen. Offener Unterricht fordert aber von vielen LehrerInnen einen großen Umdenkprozess und viel Mut. Dazu muss ihnen Hilfestellung gegeben werden. Das ganze Konzept des offenen Unterrichts erfordert sehr viel Kommunikation und Offenheit gegenüber anderen Menschen, seien es SchülerInnen, LehrerInnen, Schulleitung, nicht-lehrendes Personal, Eltern, Schulbehörde oder andere in Beziehung zur Schule stehende Institutionen und Personen. Doch wie steht es nun mit der inhaltlichen Änderung von Unterricht? Das Konzept des offenen Unterrichts ist schon länger bekannt und in der Diskussion, doch bis jetzt hat sich kaum etwas an der Unterrichtssituation geändert. Wer also kümmert sich darum, dass tatsächlich mehr Öffnung an den Schulen in allen Bereichen stattfindet? Anfangen müssen wahrscheinlich die Universitäten, indem sie den StudentInnen praktische Erfahrungen mit offenem Unterricht an der Universität und an Schulen ermöglichen. Darüber hinaus sollten sich Universitäten aber auch als Ausbildungsinstitution für LehrerInnen verstehen, und diesen gezielt Angebote zur Weiterbildung und zu Umdenkprozessen geben. Vor allem könnten die Universitäten ein Forum schaffen, in dem LehrerInnen mit Interesse an offenem Unterricht eine Möglichkeit des Austausches haben und Hilfestellung bekommen. Qualitätsvergleiche zwischen Schulen mit offenem und herkömmlichem Unterricht zeigen schon jetzt die Vorteile dieses offenen Unterrichts. Diese werden aber in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen. Hier ist mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig, um offenen Unterricht mehr in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Wenn Eltern mehr Kenntnisse über offenen Unterricht haben, wird auch von ihrer Seite verstärkt der Wunsch nach solcher Öffnung des Unterrichts an die Schulen herangetragen. 33
Es bleibt sehr zu hoffen, dass der Anteil an geöffnetem Unterricht stetig zunimmt um so der heutigen Lernausgangslage der Kinder besser Rechnung zu tragen und die Bildungsmisere in Deutschland der Vergangenheit angehören zu lassen. Ein Traum von Schule wäre allerdings das von Kahl (2002) in Schweden beobachtete neue Schulmodell „Futurum“: • Fast dreiviertel aller 1 – 6-jährigen gehen in die von akademisch ausgebildeten Pädagogen geführte Vorschule. • Alle SchülerInnen werden bis zur neunten Klasse zusammen unterrichtet. • Neudefinierung von Raum und Zeit für den Unterricht: Die Schule bietet viele offene Räumlichkeiten, wo die SchülerInnen alleine oder in Gruppen lernen können. In der Schule befinden sich Ateliers und Labors und ein professionelles Musikstudio. Im Lehrerzimmer hat jeder Pädagoge seinen Schreibtisch und seinen Computer. In der Mitte zwischen diesen Räumlichkeiten ist ein großer Versammlungsort. Der Vormittag ist nicht zeitlich von außen strukturiert • Lehrpläne und Methoden des Unterrichts werden reformiert. • Je älter die SchülerInnen, desto stärker sind die Altersgruppen gemischt. Es gibt zwei „Stämme“: die Klassen von der ersten bis zur Vierten und die Klassen von der Fünften bis zur Neunten. • Keine Trennung der Lerngruppen nach Leistung und Intelligenz. • Ein Logbuch dokumentiert die Lernfortschritte oder die angestrebten Lernziele jedes Schülers / jeder Schülerin, ist also sein / ihr individueller Lehrplan. • Es finden verabredungsgemäß Besprechungen mit den LehrerInnen über die Arbeit der SchülerInnen statt. • Noten gibt es erst ab der achten Klasse. • Drei Pädagogen: Das Kind selbst, die Lehrperson und der Raum mit seinem Interieur. • Auf rund tausend SchülerInnen kommen 180 LehrerInnen, z. T. Teilzeitkräfte (also 6 –8 SchülerInnen pro LehrerIn). • Den Abschlusstest müssen alle schwedischen SchülerInnen am Ende ihrer Schulzeit machen. Er ermöglicht einen landesweiten Vergleich und die Ergebnisse werden im Internet veröffentlicht. 34
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