Was ist guter Grundschulunterricht ? Qualitätsstandards für den ...
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ei können durchaus auch LehrerInnen der eigenen Schule Fortbildungsveranstaltungen<br />
<strong>für</strong> ihre Kollegen anbieten, wenn sie auf einem bestimmten Gebiet besondere Erfahrungen<br />
gesammelt haben oder sich selber weitergebildet haben (IHK Koblenz,<br />
2002).<br />
Ein wichtiger Punkt, <strong>für</strong> <strong>den</strong> noch Entwicklungsarbeit bei <strong>den</strong> LehrerInnen gele<strong>ist</strong>et wer<strong>den</strong><br />
müsste <strong>ist</strong> „die Diagnosefähigkeit der individuellen Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit der Schüler –<br />
ein Hauptmangel deutscher Lehrer lt. PISA-Studie“ (IHK Koblenz, 2002).<br />
Innovationsbereitschaft der LehrerInnen<br />
Dabei <strong>ist</strong> <strong>für</strong> so manche Lehrkraft die fehlende Innovationsbereitschaft ein großer<br />
Hemmschuh. Laut Bach (1996) <strong>ist</strong> die Lehrperson gefangen in einem Spektrum von<br />
Alltagstheorien, die sie oft gar nicht bewusst vor Augen hat, die aber ihr Handeln entschei<strong>den</strong>d<br />
mitbestimmen. Die Lehrperson hat in ihrer Zeit als SchülerIn oder Stu<strong>den</strong>tIn<br />
ihre LehrerIn in einer bestimmten Rolle wahrgenommen und übernimmt diese Wahrnehmung<br />
häufig unreflektiert in das eigene Handeln im Unterricht. Es <strong>ist</strong> wichtig, dass<br />
die Lehrperson erst einmal dazu gezwungen wird, ihr eigenes Handeln kritisch unter die<br />
Lupe zu nehmen. Nur so kann sie sich unbewusster Handlungen bewusst wer<strong>den</strong>. Und<br />
erst, wenn sie sich ihrer Handlungsweisen und ihrer Motivation bewusst <strong>ist</strong>, kann sie<br />
offen wer<strong>den</strong> <strong>für</strong> Änderungen. Dabei tritt zuerst eine Verunsicherung auf, da die althergebrachten<br />
Verhaltensweisen sich vielleicht doch als nicht so gut erweisen. Erst nach<br />
einer solchen Verunsicherung besteht die Möglichkeit zu tatsächlicher Veränderung.<br />
Genau wie beim Lernen <strong>ist</strong> auch das Lehren ein ständiger Prozess. Zunächst muss die<br />
Lehrperson eine Standortbestimmung durchführen: Wie sehe ich meine Rolle als LehrerIn?<br />
Die Lehrperson hat Theorien entwickelt, die auf Erfahrungen beruhen und entwickelt<br />
Theorien, die neues Wissen einschließen. Mit diesen Theorien muss sie sich ständig<br />
wieder an die tatsächlich Situation in ihrer Klasse bzw. Schule anpassen bzw. ihre<br />
Position und ihre Ziele neu aushandeln. Das geht nur zusammen mit <strong>den</strong> SchülerInnen,<br />
<strong>den</strong>n nur durch sie kann sie erfahren, wie die SchülerInnen sie sehen und wie bestimmte<br />
Verhaltensweisen der Lehrperson auf sie wirken.<br />
Da aber diese Verunsicherung nicht immer leicht auszuhalten <strong>ist</strong>, schrecken viele vor<br />
dem Neuen zurück und verbleiben lieber bei dem „Altbewährten“, auch wenn es sich<br />
vielleicht gar nicht so gut bewährt hat. Hier <strong>ist</strong> auch viel Dialog mit <strong>den</strong> LehrerInnen,<br />
sehr viel Aufklärungsarbeit über neue Konzepte und sehr viel Ermutigung und Hilfe nötig,<br />
um Unterricht inhaltlich didaktisch zu verändern. Es <strong>ist</strong> natürlich viel einfacher, wenn<br />
wie bisher nur äußere Strukturen verändert wer<strong>den</strong> müssen.<br />
Doch nötig wäre gerade heute, die Innovationsbereitschaft der LehrerInnen zu fördern,<br />
ihnen Hilfe bei Veränderungen zu geben und etwas in Bewegung zu setzen.<br />
Das muss auch schon bei der LehrerInnenausbildung anfangen. Den Stu<strong>den</strong>t/innen<br />
wird vielerorts an <strong>den</strong> Universitäten offener Unterricht oder zumindest geöffneter Unterricht<br />
als Ziel vorgestellt, aber es gibt wenig Möglichkeiten, offenen Unterricht tatsächlich<br />
mal zu erleben und damit Ängste vor dieser unbekannten Unterrichtsform zu nehmen.<br />
Es gibt nur wenige Schulen, die offenen, altersgemischten Unterricht durchführen. Aber<br />
Informationen darüber zu erhalten, welche Schulen das sind (außer vielleicht bei so bekannten<br />
wie der Laborschule Bielefeld) <strong>ist</strong> schwierig. Darüber hinaus <strong>ist</strong> der Universitätsbetrieb<br />
selber in keiner Weise offen. Im Gegenteil, manchmal hat man als Stu<strong>den</strong>t<br />
weniger Freiheiten als als OberstufenschülerIn. Braucht eine Lehrperson <strong>für</strong> offenen<br />
Unterricht viel Vertrauen in ihre SchülerInnen, so bräuchten viele UniprofessorInnen viel<br />
mehr Vertrauen in ihre Stu<strong>den</strong>tInnen.<br />
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