Was ist guter Grundschulunterricht ? Qualitätsstandards für den ...

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Soziale Kompetenz ist eine der wichtigsten Unterrichtsvoraussetzungen und muss im Anfangsunterricht erarbeitet werden. Hausübungen und häuslicher Lernaufwand Heute ist es üblich, den Kindern ein bestimmtes Aufgabenpensum als Hausaufgabe zu geben. Dabei ist der Zeitaufwand für Hausaufgaben innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Bremen ist bezüglich des Hausaufgabenaufwands sehr zurückhaltend. Was mich aber vor allem an den Hausaufgaben stört ist, dass die Kinder z. B. Aufgabe 5 und 7 aufbekommen. Das eine Kind hat das in zwei Minuten fertig, andere brauchen vielleicht Stunden. Und vor allem entwickeln Kinder das Gefühl: „Wenn ich mit diesen Aufgaben fertig bin, habe ich genug gelernt.“ Es gibt keinerlei Ansporn, weiter zu lernen oder zu forschen, häufig wird das den Kindern sogar ausdrücklich untersagt, um die Einheit der Klasse zu gewährleisten. Immer häufiger müssen Eltern ihren Kinder helfen, die Hausaufgaben zu machen, da die Schule es offensichtlich nicht leistet, das nötige Wissen zu vermitteln. (In einer dritten Klasse in München wurde die Mutter von der Schwimmlehrerin aufgefordert, mit ihrem Kind privat den Freischwimmer zu machen, da es eins von 4 Kindern dieser Klasse ist, das noch nicht schwimmen kann. Wozu haben die Kinder dann überhaupt Schwimmunterricht, wenn nicht dort den Kindern das Schwimmen beigebracht wird?) Jedes dritte deutsche Kind braucht und bekommt zudem noch Nachhilfe, um das nötige Schulwissen zu erarbeiten (Spiegel special, 2002, S.56). Hierdurch werden natürlich wieder ärmere Bevölkerungsschichten benachteiligt, denn guter Nachhilfeunterricht ist teuer. Ein mir bekannter Lehrer aus Kleve hat statt einer bestimmten zu lösenden Aufgabe für seine Grundschulklassen eingeführt, dass jedes Kind zu Hause z. B. eine Stunde Mathematik machen soll. Was das Kind dabei rechnet, ist nicht vorgegeben, aber es muss seine Arbeiten und Überlegungen in sein Heft schreiben, das der Lehrer dann kontrolliert. Auf diese Weise erfährt der Lehrer viel mehr über die tatsächlichen Fähigkeiten des Kindes, als er über „normale“ Hausaufgaben je erfahren würde. Und die Kinder haben die Möglichkeit, Aufgaben auf ihrem Leistungsniveau zu üben die ihnen auch noch Spaß machen, Erfolgserlebnisse zu bekommen und eigenständige Lernfortschritte zu machen. Disziplin Vielfach geht mit der Vorstellung von offenem Unterricht die Vorstellung von Regellosigkeit einher. Das ist aber keineswegs der Fall. Im Gegenteil: Bei offenem Unterricht muss es klare Regeln geben, sonst geht alles drunter und drüber. Doch ist es sinnvoll, diese Regeln mit den Kindern zusammen aufzustellen. Auch Kinder haben ein Bedürfnis nach Ordnung (wenn es sich auch nicht unbedingt mit unserer Vorstellung von Ordnung deckt). Eine Ordnungsvorgabe, die mit den Kindern entwickelt wird, hat für die Kinder eine viel größere Bedeutung. Die Kinder selbst werden sehr viel mehr mit daran arbeiten, dass die von ihnen aufgestellte Ordnung auch eingehalten wird. Wichtig ist auch, dass schwerere Regelverstöße sofort mit der ganzen Klasse besprochen werden (Nicolas, 1997). Nur wenn man solche Vorkommnisse (z. B. gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Kindern) sofort bespricht, haben die betroffenen Kinder noch den richtigen Bezug zum Geschehen. Später ist die Dringlichkeit dieses Geschehens bei den Kindern vielleicht schon wieder durch andere Geschehnisse ver- 15
drängt worden. Auch ist es so, dass die betroffenen Kinder meist direkt nach einer solchen Auseinandersetzung innerlich noch so aufgewühlt sind, dass an konzentriertes Arbeiten sowieso nicht gedacht werden kann. Daher: Störungen haben Vorrang! Erst muss die Störung besprochen werden. Natürlich finden nicht alle Konflikte sofort eine Lösung; zerstrittene Kinder können sich nicht immer direkt wieder vertragen. Aber die Diskussion mit der Klasse und die Kritik oder die Einschätzung der Situation durch die anderen Kinder beeindrucken die Kinder meist mehr, als jede Standpauke der Lehrperson es vermag. Regeln, die die Kinder unnötig in ihrem Bewegungsdrang einengen oder die es den Kindern verwehren, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen (essen, trinken, auf Toilette gehen ...) sind dem Lernen nicht förderlich. Im offenen Unterricht gelten statt dessen Regeln, die für den Lernprozess aller wichtig sind. Bei Zehnpfennig (2002) finden sich folgende Beispiele für Regeln: • Andere nicht bei der Arbeit stören • Anderen zuhören und sich in sie hineinversetzen • Nicht in Arbeitsgruppen Trittbrett fahren • Erst selbst versuchen, dann andere fragen • Jeder ist anders, auch du. Akzeptiere also andere oder andersartige Kinder. • Konkurriere nicht mit den anderen Kindern. Freue dich über deine und ihre Leistungen • Gib dein Wissen weiter. Hilf Kindern, die noch nicht so weit sind. Diese Regeln sind allmählich aus dem Miteinander der Klasse entstanden, weil sie den Kindern sinnvoll und notwendig erschienen. So ist die Akzeptanz natürlich sehr viel höher als bei von der Lehrkraft verordneten, nicht immer nachvollziehbaren Regeln. Bedeutsamkeit der Lehr- und Lerninhalte Was sind „bedeutsame“ Lehr- und Lerninhalte? Sicherlich ist es von Kind zu Kind verschieden, was für bedeutsam gehalten wird. Und dieses unterscheidet sich sicher wieder von der Einschätzung der Lehrperson. Trotzdem müssen die Kinder natürlich dem Lehrplan entsprechend Lernstoff erarbeiten. Interessanterweise führt aber die intensive Auseinandersetzung mit einem Problem, wie es im offenen Unterricht ja vorgesehen ist, durch die fast immer themenübergreifende Dimension eines solchen Problems fast automatisch zu einer fächerübergreifenden Vorgehensweise, wie sie von Klafki (1995) gefordert wird. In der Klasse von Frau Zehnpfennig (2002) kommt z. B. durch Zufall Interesse für das Thema „Hexen“ auf. Dieses Thema wird genutzt • „als Schreibanlass für unterschiedliche Textsorten • als Anlass zum Weiterlesen, da es zum Film (den ein Kind mitgebracht hat) ein Buch gibt • als Grundlage für Diskussionen über Vorurteile und Diskriminierung von Minderheiten • als Aufforderung zum szenischen Spiel • als Anregung für künstlerische Betätigung (Hexenlieder, Hexenmasken, Hexenbuch) • als Auseinandersetzung mit der Geschichte der Hexenverfolgung“ 16
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