Was ist guter Grundschulunterricht ? Qualitätsstandards für den ...
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schaftliche LehrerInnen gehen nicht an die Grundschule, viele GrundschullehrerInnen<br />
wer<strong>den</strong> durch die viele Theorie und Abstraktion von Fächern wie Physik oder Chemie<br />
abgeschreckt. Gute Naturwissenschaftler sind aber schon <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Grundschulunterricht</strong><br />
wichtig. Inzwischen <strong>ist</strong> aus didaktischen Studien bekannt, wie man Naturwissenschaften<br />
<strong>für</strong> die Kinder interessant macht: sie „müssen selber experimentieren, Ideen entwickeln,<br />
diese überprüfen und immer wieder anwen<strong>den</strong>“ (Rauner, 2002).<br />
Bei einem solchen offenen Unterricht sind allerdings auch die Lernziele neu zu definieren.<br />
Es kann nicht erwartet wer<strong>den</strong>, dass alle Kinder am Ende des ersten Schuljahres<br />
alle Buchstaben schreiben, alle Rechenoperationen bis 20 durchführen können etc.. Die<br />
Lernziele müssen so zielorientiert sein, dass <strong>für</strong> jede/n SchülerIn individuell definierte<br />
Ziele formuliert wer<strong>den</strong>, deren Erreichung die/der SchülerIn und die Lehrperson überwachen<br />
muss. Dabei gibt es erst einmal die Lernzielkontrolle durch das Material selbst<br />
(integrierte und selbsttätige Lernkontrolle durch die/<strong>den</strong> SchülerIn) und durch die Lehrkraft<br />
mit Fortschrittsl<strong>ist</strong>en über jede/n SchülerIn und Kontrolle der vom Schüler / von der<br />
Schülerin geführten Hefte oder Lerntagebücher sowie Kontrollen in regelmäßigen Abstän<strong>den</strong><br />
mit Erstellung von Lernfortschrittsberichten (Struckmeyer, 1995). Diese Kontrollen<br />
sollten in Zusammenarbeit und Gespräch mit der/dem SchülerIn erfolgen.<br />
Das Einüben von Arbeitsverfahren und Handlungskompetenz (dass die SchülerInnen<br />
lernen <strong>für</strong> ihren Lernprozess Verantwortung zu tragen) <strong>ist</strong> schon im Anfangsunterricht<br />
ein Hauptlernziel.<br />
Soziale Kompetenzen<br />
Gerade in der Anfangsphase des Schulunterrichts <strong>ist</strong> ein weiteres wichtiges Lernziel<br />
das Ausbil<strong>den</strong> sozialer Kompetenzen. Meine Erfahrung aus einer 4. Grundschulklasse<br />
<strong>ist</strong>, dass in jeder Stunde viel Zeit darauf verwendet wer<strong>den</strong> muss, <strong>für</strong> die Klasse gültige,<br />
aber nicht von ihr erarbeitete Regeln des Zusammenarbeitens durchzusetzen. Soziale<br />
Kompetenzen zu erlernen <strong>ist</strong> Teil des Sachunterrichts laut Rahmenplan Grundschule<br />
des Landes Bremen (2002). Meiner Meinung nach <strong>ist</strong> es aber Grundbedingung und<br />
Lernstoff in allen Unterrichtsfächern.<br />
Der Wechsel der Kinder aus der Familie bzw. dem Kindergarten in die Schule erfordert<br />
von <strong>den</strong> SchülerInnen eine Neuorientierung in der Klasse und Schule. Dabei stoßen<br />
sehr viele unterschiedliche Charaktere aufeinander, die z. T. noch kein soziales Miteinander<br />
in einer solchen großen Kindergruppe mit nur einer erwachsenen Bezugsperson<br />
(LehrerIn) erlebt haben. Es muss eine eigene Entwicklung jeder Persönlichkeit ermöglicht<br />
wer<strong>den</strong> ohne dabei andere Persönlichkeitsentwicklungen mehr als nötig zu beschnei<strong>den</strong>.<br />
Dazu muss möglichst bald gelernt wer<strong>den</strong> (auch innere) Spannungen auszubalancieren<br />
(Brügelmann, 2001/I).<br />
Zudem müssen die Kinder lernen, ihre Aufmerksamkeit auf die Inhalte des Unterrichts<br />
zu lenken. Vielen fallen längere Konzentrationsphasen noch sehr schwer. Vor<br />
allem verschie<strong>den</strong>e Ebenen des Lernens <strong>für</strong> sich zu entdecken <strong>ist</strong> wichtig. Dazu gehört<br />
auch, dass die SchülerInnen sich gegenseitig und mit der Lehrperson über ihre Lernprobleme<br />
und –fortschritte austauschen bzw. informieren, also viel Kommunikation zwischen<br />
<strong>den</strong> SchülerInnen und zwischen LehrerInnen und SchülerInnen stattfindet.<br />
Weiterhin wichtig <strong>ist</strong>, dass die Kinder es lernen, sich nicht gegenseitig als Konkurrenten<br />
zu sehen, sondern als Team, das sich gegenseitig Hilfe und Anregungen geben kann.<br />
Auch eine Eigenverantwortung und Mitarbeit bei Aktivitäten der Klasse oder der<br />
Schule muss <strong>für</strong> die Kinder zu einer Selbstverständlichkeit wer<strong>den</strong>. Dazu muss <strong>den</strong><br />
Kindern aber auch bei Entscheidungen über diese Aktivitäten bzw. Unterrichtsinhalte<br />
und andere Geschehnisse in Klasse und Schule Mitbestimmung eingeräumt wer<strong>den</strong>.<br />
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