Paris-Sorbonne Bonn Florenz - Gründungsmythen Europas in ...
Paris-Sorbonne Bonn Florenz - Gründungsmythen Europas in ...
Paris-Sorbonne Bonn Florenz - Gründungsmythen Europas in ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. Institutionen, Formen und kulturelle Praktiken<br />
Helmut J. Schneider (<strong>Bonn</strong>)<br />
Das Theater als Institution e<strong>in</strong>er imag<strong>in</strong>ären Kollektivbildung<br />
Im 18. Jahrhundert bildete sich gleichzeitig und weitgehend unabhängig<br />
vone<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Deutschland und Frankreich zusammen mit dem genre sérieux<br />
e<strong>in</strong>e neue Konzeption der Bühne und des Theaters heraus. Sie war geprägt<br />
durch e<strong>in</strong>e neue Organisation der Zuschauer, durch die sich diese durch den Akt<br />
geme<strong>in</strong>samer Versetzung <strong>in</strong> die szenische Illusion als „imag<strong>in</strong>äres Kollektiv“<br />
organisieren sollten. Trotz der umfassenden theaterwissenschaftlichen Literatur<br />
über die Dramaturgie der sogenannten vierten Wand blieb der soziale Aspekt<br />
bisher weitgehend unberücksichtigt. Durch e<strong>in</strong>en Vergleich der deutschen mit den<br />
französischen theatertheoretischen Schriften kann er deutlicher herausgearbeitet<br />
werden.<br />
Nähere Auskünfte erteilt der Betreuer: buero.schneider@uni-bonn.de<br />
Eva Geulen (<strong>Bonn</strong>)<br />
Wilde Frauen im Drama: Gründung, Exzentrik und Geschlecht<br />
In vielen Mythen kommt die Gründerfigur von auswärts und steht zur Gründung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em exzentrischen Verhältnis. An dieser Tradition partizipieren auch die<br />
zahlreichen Gründer<strong>in</strong>nen, denen sich <strong>in</strong>sbesondere die dramatische<br />
E<strong>in</strong>bildungskraft seit der Antike immer wieder zugewandt hat. Von Aischylos bis<br />
zu Elfriede Jel<strong>in</strong>ek reicht die Reihe solcher Frauenfiguren, die bei der Gründung<br />
oder der Zerstörung e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>wesens e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielen. Wie<br />
kommt das historische Geschlechterverhältnis dramaturgisch zur Anschauung?<br />
Wie werden Öffentlichkeit und Privatsphäre jeweils verhandelt? Warum tauchen<br />
die Iphigenien, Phädras, Penthesileas und Libussas besonders im Drama auf?<br />
Nähere Auskünfte erteilt die Betreuer<strong>in</strong>: egeulen@uni-bonn.de<br />
Pierre Frantz (<strong>Paris</strong>)<br />
Klassizismus und nationales Theater<br />
In Deutschland, <strong>in</strong> Frankreich und <strong>in</strong> Italien haben die Literatur und das Theater<br />
e<strong>in</strong>e essentielle Rolle bei der Konstitution nationaler Identitäten gespielt. Diese<br />
Herausbildung führt zu ganz unterschiedlichen Def<strong>in</strong>itionen des Klassizismus. In<br />
Frankreich wird der Konflikt zwischen ‚Anciens’ und ‚Modernes’ durch den Streit<br />
zwischen Klassizisten und Romantikern neu entfacht: Die Rückkehr zur Antike<br />
verh<strong>in</strong>dert die Aufnahme nationaler Sujets <strong>in</strong> die Tragödie. In Deutschland und <strong>in</strong><br />
Italien hat die Bes<strong>in</strong>nung auf die Antike bei Metastasio, Alfieri, Goethe und<br />
Schiller zur Konstitution e<strong>in</strong>es Klassizismus geführt, der e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Geme<strong>in</strong>samkeiten mit und Unterschieden zu dem Frankreichs erkennen lässt,