Paris-Sorbonne Bonn Florenz - Gründungsmythen Europas in ...
Paris-Sorbonne Bonn Florenz - Gründungsmythen Europas in ...
Paris-Sorbonne Bonn Florenz - Gründungsmythen Europas in ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Michael Bernsen (<strong>Bonn</strong>)<br />
3. Europa als Zivilisation<br />
Die mittelalterliche Liebesdichtung und die europäische Zivilisation<br />
Die mittelalterliche M<strong>in</strong>nedichtung ersche<strong>in</strong>t vom 11. bis zum 13. Jahrhundert <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er von großen Teilen der europäischen höfischen Gesellschaft verstandenen<br />
und benutzten Geme<strong>in</strong>sprache (der altokzitanischen ko<strong>in</strong>é). Über diese<br />
geme<strong>in</strong>same Sprache h<strong>in</strong>aus hat sich e<strong>in</strong> gesamteuropäischer Anschauungs- und<br />
Verhaltenskodex etabliert, den man als Kern der europäischen Zivilisation<br />
ansehen kann. Es ist bisher nicht zufriedenstellend geklärt, <strong>in</strong>wieweit sich dieser<br />
Kanon reflektierter Verhaltensweisen komplementär oder konträr zu christlichen<br />
Wertvorstellungen der Epoche verhält.<br />
Nähere Auskünfte erteilt der Betreuer: michael.bernsen@uni-bonn.de<br />
Elke Brüggen (<strong>Bonn</strong>)<br />
Umgangsformen. Zur Formulierung zivilisatorischer Standards <strong>in</strong> der mittelalterlichen<br />
Literatur<br />
Neben der politischen Rangordnung bildet sich im europäischen Hochmittelalter<br />
e<strong>in</strong>e ‹höfische Sozialität› aus. Diese wird <strong>in</strong> Konzepten von ‹Courtoisie› entworfen<br />
und reflektiert, welche <strong>in</strong> langer Ausstrahlung bis zum ‹galant homme› des 17.<br />
und 18. Jahrhunderts reicht. Die Geme<strong>in</strong>schaftsstiftung und Differenzbildung im<br />
Rahmen der höfischen Sozialität wird von e<strong>in</strong>er zunehmenden Ritualisierung des<br />
Umgangs und e<strong>in</strong>er signifikanten Häufung von Verhaltensvorschriften begleitet.<br />
Dieser Prozess der Formierung der europäischen Elitegesellschaft kann anhand<br />
der modellhaften Präsentationen von artifiziell konfigurierten Zeremonialformen<br />
geme<strong>in</strong>schaftlichen Handelns <strong>in</strong> den epischen Texten sowie anhand des<br />
mittelalterlichen Erziehungsschrifttums nachvollzogen werden. Die Herausbildung<br />
mittelalterlicher (höfischer) Sozialität über Formen des Umgangs wurde aus<br />
mediävistisch-literaturwissenschaftlicher Perspektive bisher kaum untersucht.<br />
Nähere Auskünfte erteilt die Betreuer<strong>in</strong>: elke.brueggen@uni-bonn.de<br />
Irmgard Gephart (<strong>Bonn</strong>)<br />
Der Artushof. E<strong>in</strong> leitmotivisches Vergeme<strong>in</strong>schaftungsmodell der höfischen<br />
Literatur<br />
Die mittelhochdeutschen Epen des 12./13. Jahrhunderts adaptieren das anglofranzösische<br />
Modell von König Artus und dessen Hof als e<strong>in</strong>e politische<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsform, <strong>in</strong> der produktive Rivalität und höfische Anerkennung zu<br />
e<strong>in</strong>er vorbildlichen Idealität verschmelzen. Insbesondere <strong>in</strong> den deutschen Epen<br />
(Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg) aber<br />
bricht entlang den divergierenden L<strong>in</strong>ien von hierarchischer Unterordnung und<br />
emanzipatorischen Individuierungsprozessen e<strong>in</strong> Konfliktpotential auf, welches