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» Wir geben nicht auf,<br />

bis ein Ziel erreicht ist «<br />

—Interview: Christian Zillner<br />

Alexander Egit,<br />

Geschäftsführer<br />

von <strong>Greenpeace</strong><br />

in Zentral- und<br />

Osteuropa, über<br />

die Entwicklung<br />

der Organisation<br />

in den letzten<br />

dreißig Jahren<br />

und kommende<br />

Herausforderungen.<br />

Herr Egit, was würden Sie als Stärke der Arbeit von<br />

<strong>Greenpeace</strong> bezeichnen?<br />

Alexander Egit: Wir verfolgen ein einmal gefasstes<br />

Ziel weltweit oder regional konsequent und<br />

erreichen es in der Regel auch. Das macht uns erfolgreich.<br />

Unsere Aktivistinnen und Aktivisten bilden das<br />

Rückgrat dieses Erfolgs – und die Tatsache, dass wir<br />

weder von Staaten noch von Unternehmen Geld annehmen,<br />

sondern uns allein aus freiwilligen Spenden<br />

engagierter Bürgerinnen und Bürger finanzieren. In<br />

Österreich sind es immerhin über 120.000 Menschen.<br />

Ihre Spenden machen uns unabhängig.<br />

Wodurch unterscheidet sich <strong>Greenpeace</strong> von<br />

anderen Umweltorganisationen?<br />

Egit: Wir gehen als einzige bis an die Grenzen des<br />

Möglichen. So sind wir etwa die einzige Umweltschutzorganisation<br />

mit eigenen Schiffen in der Arktis<br />

und im Pazifik. Dort stellen wir uns Walfängern<br />

entgegen, eine gefährliche Angelegenheit. Wir sind<br />

als einzige in Neuguinea, als einzige im „Herz der<br />

Finsternis“, wie Joseph Conrad den Dschungel des<br />

Kongo genannt hat. Und wir sind in China eine der<br />

wenigen Umweltorganisationen. Also, wir gehen an<br />

Grenzen und an Orte, die andere meiden, weil sie so<br />

gefährlich sind.<br />

Wie gehen Sie mit diesen Gefahren um?<br />

Egit: Wir haben dafür eigene Sicherheitsprotokolle<br />

und -standards entwickelt, an die wir uns streng<br />

halten und an denen wir unsere Aktivisten schulen.<br />

Neben dem Kongo ist momentan auch Amazonien<br />

in Brasilien sehr gefährlich. Unser führender<br />

Kampaigner vor Ort musste sogar von Leibwächtern<br />

geschützt werden. Wir setzen für unsere Aktivisten<br />

alles ein, was notwendig ist, um ihr Risiko so gering<br />

wie möglich zu halten.<br />

Welche Menschen kommen zu <strong>Greenpeace</strong>, um<br />

aktiv die Organisation zu unterstützen, und was<br />

müssen sie dazu mitbringen?<br />

Egit: Überwiegend junge Menschen mit höherem<br />

Bildungsgrad. Sie sind einsatzbereit und vom Sinn<br />

des Umweltschutzes überzeugt. Wir erfahren einen<br />

Massenzuspruch. Das führt die Behauptung von<br />

der Politikverdrossenheit der jungen Menschen ad<br />

absurdum. Die sind höchstens parteienverdrossen,<br />

wollen sich aber für etwas engagieren, das ihnen<br />

vernünftig erscheint, und zeigen keinen Mangel an<br />

Einsatzbereitschaft für gesellschaftliche Ziele.<br />

Wie viele Menschen sind für <strong>Greenpeace</strong> aktiv?<br />

Egit: Wir haben weltweit rund 4.000 Mitarbeite-<br />

rinnen und Mitarbeiter. Dazu kommen drei Schiffe,<br />

Hubschrauber, ein ganzes Sortiment an Einsatzgeräten.<br />

In Österreich stehen etwa 200 bis 250 Menschen<br />

für Aktionen bereit. Außerdem werden wir von<br />

60.000 Cyber-Aktivisten im Internet unterstützt.<br />

30 Jahre <strong>Greenpeace</strong> in Österreich – was hat sich in<br />

den Jahren an der Organisation selbst verändert?<br />

Egit: Beinah alles. Die ersten Jahre waren völlig<br />

anders. Damals gab es gravierende Umweltprobleme<br />

wie das Waldsterben oder vergiftete Flüsse und ein<br />

paar idealistische <strong>Greenpeace</strong>-Mitarbeiter konnten<br />

mit verhältnismäßig geringen Mitteln viel erreichen.<br />

Denn jeder konnte ja die kranken Bäume sehen und<br />

die stinkenden Flüsse riechen. In diesen Fällen ist<br />

viel erreicht worden. Wald und Flüsse sind einigermaßen<br />

in Ordnung, zumindest in Österreich.<br />

Doch die ungelösten Umweltprobleme sind sehr viel<br />

komplexer geworden. Der Klimawandel ist nicht<br />

nur global, er lässt sich auch extrem schwer vermitteln.<br />

Außerdem behauptet heute fast jeder Politiker<br />

und jedes Unternehmen, Umweltschützer zu sein.<br />

Obwohl das oft nichts anderes ist, als sich ein grünes<br />

Mäntelchen anzuziehen und in Wahrheit untätig<br />

zu bleiben. In diesem Spannungsfeld ist für echten<br />

Umweltschutz hohe Professionalität nötig. Mit den<br />

Mitteln wie vor 30 Jahren könnten wir heute gar<br />

nichts mehr erreichen.<br />

Hat <strong>Greenpeace</strong> Österreich ein eigenes Profil?<br />

Egit: Ohne vermessen klingen zu wollen, in zwei<br />

Bereichen sind wir europa-, ja weltweit Vorreiter:<br />

beim Atomausstieg und bei der Verhinderung von<br />

Gentechnik. Und mittlerweile ist von Wien aus<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE entstanden. Wir haben schon vor<br />

dem Fall des Eisernen Vorhangs die Umweltgefahren<br />

im Osten wie Atomkraftwerke oder die Kohlekraftwerke<br />

vor allem in Polen erkannt und sind noch unter<br />

kommunistischer Herrschaft dagegen aufgetreten.<br />

Mit einer Kampagne konnten wir die Stilllegung der<br />

drei gefährlichsten Atomanlagen im Osten – einige<br />

Kategorien schlimmer als Tschernobyl – erreichen.<br />

Mittlerweile unterhält <strong>Greenpeace</strong> CEE in allen osteuropäischen<br />

Ländern eigene Büros, die von Wien aus<br />

geleitet werden. Sie sind recht aktiv und erfolgreich.<br />

Unsere Arbeit gegen Atomkraftwerke in Osteuropa ist<br />

auch eine Art Lebensversicherung für Österreich.<br />

Was hat Sie an den Aktionen von <strong>Greenpeace</strong><br />

persönlich am meisten gefreut?<br />

Egit: Wenn wir durch konkretes Handeln<br />

etwas Großes erreichen. Abgesehen von den<br />

»Unsere<br />

Arbeit gegen<br />

Atomkraftwerke<br />

in<br />

Osteuropa<br />

ist auch<br />

eine Art<br />

Lebensversicherung<br />

für<br />

Österreich.«<br />

Foto: Georg Mayer/GP<br />

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