PDF-Version herunterladen - Greenpeace
PDF-Version herunterladen - Greenpeace
PDF-Version herunterladen - Greenpeace
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Herwig Schuster bearbeitet im Büro in<br />
Wien die von <strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten<br />
wie Waltraud Holzfeind und Bernd<br />
Schaudinnus vor Ort gesammelten<br />
Proben des Giftschlamms.<br />
Was <strong>Greenpeace</strong>-Aktivistinnen<br />
und -Aktivisten vor Ort<br />
registrieren, wird im Wiener<br />
<strong>Greenpeace</strong>-Büro sofort<br />
ausgewertet und in Notfallstrategien<br />
umgesetzt.<br />
wird sie noch lange beschäftigen. Die Giftschlammlawine<br />
hat ein Bild der Zerstörung hinterlassen.<br />
Es herrscht Chaos. „Wenn solche Katastrophen<br />
passieren, wird normalerweise das Gelände großräumig<br />
abgesperrt.“ Schaudinnus ist fassungslos. „Wo<br />
sind Polizei, Sicherheitskräfte oder Rettung? Nichts<br />
abgesperrt, alles in Kolontar ist offen!“ Niemand gibt<br />
den verzweifelten Menschen vor Ort Information über<br />
den Schlamm, der in ihre Häuser eingedrungen ist.<br />
Niemand warnt sie vor seinen Gefahren.<br />
Die <strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten nehmen Proben des roten<br />
Schlamms und informieren Herwig Schuster. Er koordiniert<br />
in Wien das weitere Vorgehen: „Wir lassen beim<br />
Umweltbundesamt in Wien eine 24-Stunden-Analyse<br />
machen – für relativ viel Geld.“ Die Schnell-Analyse<br />
zahlt sich aus: Lange vor den ungarischen Behörden<br />
informiert <strong>Greenpeace</strong> die Bevölkerung über die Gefahren<br />
des Rotschlamms. „Nach etwa einer Woche<br />
schickt die EU-Kommission ein internationales Team.<br />
Ein Mitglied daraus hat mir später gesagt, wie froh<br />
sie damals über die <strong>Greenpeace</strong>-Analyse waren – die<br />
einzige Information über den Inhalt des Rotschlamms.<br />
Von den ungarischen Behörden war nichts zu bekommen.<br />
Entweder waren sie nicht imstande, Proben zu<br />
analysieren, oder versuchten die Katastrophe herunterzuspielen.<br />
Die Toten konnten sie zwar nicht abstreiten,<br />
das Gift aber schon.“<br />
<strong>Greenpeace</strong> informiert die Welt<br />
Während die ungarischen Behörden schweigen, wird<br />
das österreichische <strong>Greenpeace</strong>-Team zum Mittelpunkt<br />
einer globalen Informationskampagne. Waltraud<br />
Holzfeinds Fotos vom ersten Tag nach dem Bruch des<br />
Damms gehen um die Welt.<br />
Fotos: René Huemer/GP; Georg Mayer/GP; Waltraud Holzfeind/GP<br />
Fotos: Kurt Prinz/GP (2); Georg Mayer/GP<br />
Bernd Schaudinnus erklärt vor internationalen Kamerateams<br />
und bei nächtlichen Diskussionssendungen die<br />
schaurige Entwicklung in Kolontar.<br />
In Wien geben Herwig Schuster und Pressesprecherin<br />
Melanie Beran Radiointerviews im Zehn-Minuten-<br />
Takt. CNN, Al Jazeera oder Radio India, alle informieren<br />
sich bei <strong>Greenpeace</strong>. „Die ungarischen Regierungsstellen<br />
haben gemerkt, dass jemand zuschaut.<br />
Wir waren als <strong>Greenpeace</strong> immer sichtbar. Das ist eine<br />
unserer wesentlichen Aufgaben. Wir sind das Auge der<br />
Weltöffentlichkeit“, erklärt Schaudinnus unsere Rolle.<br />
Giftiger Feinstaub — und wieder <strong>Greenpeace</strong><br />
Der Rotschlamm trocknet langsam. Und schon entsteht<br />
die nächste Gefahrenquelle: Feinstaub. Wieder<br />
wird zunächst nur <strong>Greenpeace</strong> aktiv. Jurrien Westerhof<br />
hat von früheren Kampagnen bereits Erfahrung mit<br />
Feinstaub-Messungen. Er packt das Messgerät zusammen<br />
und macht sich auf den Weg nach Ungarn.<br />
Der gebürtige Niederländer wirkt, als könnte ihn<br />
nichts so leicht schockieren. Doch die Giftschlamm-<br />
Katastrophe ist auch für ihn eine neue Erfahrung:<br />
„Normalerweise bin ich nicht der Erste, der Arbeitshandschuhe<br />
oder Staubmaske trägt. Dort habe ich das<br />
sehr schnell gelernt.“<br />
Der giftige Staub reizt seine Schleimhäute binnen Sekunden.<br />
Tagelang danach hat er noch Halsschmerzen.<br />
Westerhof gibt die Ergebnisse seiner Messungen per<br />
Telefon an das Team in Wien durch. Seine Kolleginnen<br />
und Kollegen analysieren und beraten das weitere<br />
Vorgehen.<br />
Wird der toxische Staub mit dem Wind über halb Mitteleuropa<br />
kommen? Ein Wetterumschwung mit Regen<br />
verhindert dieses Schreckensszenario.<br />
<strong>Greenpeace</strong> gibt nicht nach<br />
Zweieinhalb Jahre später ist das Medieninteresse<br />
abgeebbt. Andere Katastrophen dominieren die<br />
Nachrichten. Doch mit den Kamerateams verschwindet<br />
<strong>Greenpeace</strong> noch lange nicht: „Die letzten Messungen<br />
haben wir erst im vergangenen Februar gemacht,“<br />
sagt Schaudinnus. „Der Arsen- und Aluminiumanteil<br />
im Bachwasser ist immer noch extrem hoch. Dieses<br />
Gift fließt über Umwege in die Donau. Bis jetzt hat<br />
die Verursacherin des Unfalls, die Firma MAL, keine<br />
wirklichen Entschädigungszahlungen geleistet. Um<br />
das aufzudecken, ist unser Einsatz gefragt.“ ●<br />
In Ungarn erfasst <strong>Greenpeace</strong>-<br />
Aktivist Jurrien Westerhof die<br />
nächste große Gefahr aus dem<br />
Rotschlammskandal: giftigen<br />
Feinstaub. In Wien informieren<br />
Herwig Schuster und Melanie<br />
Beran die Weltpresse.<br />
10 11