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DAS MAGAZIN VON<br />

ÖSTERREICH<br />

0 2 | J u n i — A u g u s t 2 0 1 3<br />

30 Jahre <strong>Greenpeace</strong><br />

in Österreich


INHALT<br />

4 30 Jahre <strong>Greenpeace</strong> in Österreich<br />

6 Meere in Seenot<br />

8 <strong>Greenpeace</strong>-Team in Aktion<br />

12 Alexander Egit, Geschäftsführer von<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE, im Interview<br />

15 Die Herausforderungen im Osten<br />

16 Unser Waldproblem ist global<br />

18 Erneuerbare Energien für unsere Zukunft<br />

19 Schutz für die Bienen auch in Österreich<br />

20 Kampf um die Arktis ohne Kompromisse<br />

21 Die „Arctic Sunrise“ unterwegs zum Schutz<br />

der Weltmeere<br />

22 Danke für Ihre Spende<br />

24 30 Jahre – gemeinsam für <strong>Greenpeace</strong><br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

30 Jahre <strong>Greenpeace</strong> Österreich. Das sind 30 Jahre<br />

Kampf für den Umweltschutz. 30 Jahre Aktionen,<br />

Undercover-Recherchen und Einsatz auf höchster<br />

Ebene. Und die Wandlung von einem kleinen Team<br />

zum Hauptbüro von <strong>Greenpeace</strong> in Zentral- und Osteuropa.<br />

Diese drei Jahrzehnte haben vor allem eines<br />

gezeigt: Dank Ihrer Unterstützung erzielen wir viele<br />

Erfolge für Menschen, Tiere und Umwelt. In dieser<br />

besonderen Ausgabe blicken wir zurück auf unsere<br />

gemeinsame Geschichte. Wir nehmen unser Jubiläum<br />

aber auch zum Anlass, um Ihnen unsere zukünftigen<br />

Herausforderungen näherzubringen. Denn am Ziel<br />

sind wir noch lange nicht. Gemeinsam mit Ihnen<br />

bilden wir eine Stimme für den Umweltschutz – und<br />

diese Stimme wird noch lauter werden.<br />

Mit Ihrer<br />

Spende ermöglichen<br />

Sie<br />

<strong>Greenpeace</strong>,<br />

unsere Weltmeere<br />

zu<br />

bewahren.<br />

Seit Jahrzehnten kämpft<br />

<strong>Greenpeace</strong> zu Wasser, zu<br />

Lande und – wenn es sein<br />

muss – auch in der Luft gegen<br />

die Vergiftung, Ausbeutung<br />

und Verschmutzung unseres<br />

Planeten.<br />

Fotos: Cover: Laurence Dutton/Getty Images; S.2—3: Georg Mayer/GP; Oliver Tjaden/GP<br />

Sonja Hödl und Lukas Meus<br />

Chefredaktion ACT<br />

2 3


<strong>Greenpeace</strong> Österreich<br />

unterschreibt den Lizenzvertrag<br />

mit <strong>Greenpeace</strong> International.<br />

Erste große Aktion:<br />

Blockade einer Dioxinschleuder<br />

der Chemie Linz.<br />

Aktionen<br />

aus den letzten<br />

30 Jahren<br />

Ein kleiner<br />

Überblick über<br />

die wichtigsten<br />

Einsätze von<br />

<strong>Greenpeace</strong><br />

Österreich.<br />

1986 – Mit einer Abwasserrohrblockade<br />

beim Zellstoffwerk<br />

in Kematen/NÖ fordert<br />

<strong>Greenpeace</strong> den Ausstieg aus<br />

der Chlor-Zellstoffbleiche.<br />

Im Laufe der folgenden<br />

Jahre steigt fast die gesamte<br />

österreichische Zellstoffindustrie<br />

aus der Chlor-<br />

Bleiche aus; schwarze Flüsse<br />

werden in Österreich bald der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

1986 1987<br />

1983 1990<br />

—Lukas Meus<br />

1987 – Zum Jahrestag der<br />

Tschernobyl-Katastrophe<br />

verteilen österreichische<br />

<strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten<br />

Flugblätter in Budapest,<br />

Bratislava und Prag. Am<br />

Prager Wenzelsplatz wird<br />

sogar ein Banner aufgehängt<br />

– unter enormem<br />

Risiko angesichts des<br />

kommunistischen Regimes.<br />

Am Wiener Ballhausplatz<br />

stellen Aktivisten ein<br />

großes Glashaus mit einer<br />

Computergrafik auf, die die<br />

durch Menschen verursachten<br />

CO 2<br />

-Emissionen weltweit<br />

anzeigt. Wirtschaftsminister<br />

Schüssel bestreitet den<br />

Klimawandel vehement. Mit<br />

dieser Meinung wird er in<br />

Österreich bald nicht mehr<br />

viele Meinungsgenossen<br />

finden.<br />

1994<br />

Österreich wird auf Druck<br />

von <strong>Greenpeace</strong> voll<br />

stimmberechtigtes Mitglied<br />

der Internationalen<br />

Walfangkommission und<br />

hilft gleich mit, dass die IWC<br />

ein Walschutzgebiet in der<br />

Antarktis einrichtet.<br />

Anlässlich der ersten<br />

bevorstehenden Importe von<br />

gentechnisch verändertem<br />

Soja aus den USA startet<br />

<strong>Greenpeace</strong> die Gentechnik-<br />

Kampagne. Als Folge dieser<br />

Kampagne ist Österreich<br />

heute Gentechnik-frei – mit<br />

Ausnahme von Gentech-Soja-<br />

Importen, überwiegend für<br />

Schweinefutter.<br />

<strong>Greenpeace</strong> Österreich wurde 1983 gegründet. Doch<br />

die Geschichte der globalen Organisation reicht bis ins<br />

Jahr 1971 zurück. Damals kamen Umweltaktivisten in<br />

Kanada zur Überzeugung, dass unser Planet eine Stimme<br />

braucht. In den kommenden zehn Jahren konnte<br />

sich <strong>Greenpeace</strong> weltweit einen Namen machen: Es<br />

war der Hort der Regenbogenkrieger, die sich mutig<br />

für Wale einsetzten und bei waghalsigen Aktionen gegen<br />

Atomtests demonstrierten. Dieses Bild vor Augen,<br />

entstanden bis Anfang der Achtzigerjahre <strong>Greenpeace</strong>-<br />

Gruppen in den USA, England, Frankreich, Holland,<br />

Deutschland, Dänemark, Australien und Neuseeland.<br />

1982 gründeten Umweltschützer in Österreich<br />

die „Freunde von <strong>Greenpeace</strong>“. Einige von ihnen erreichten<br />

1983 den lang ersehnten Lizenzvertrag mit<br />

<strong>Greenpeace</strong> International. <strong>Greenpeace</strong> Österreich war<br />

geboren. Finanzielle Unterstützung gab es kaum, die<br />

ersten Aktionen fanden wenig Widerhall. Erst der Protest<br />

gegen die Trichlorphenolanlage der Chemie Linz<br />

und die Stilllegung der Anlage führten zum Erfolg.<br />

Die ersten Umweltaktivisten in Vancouver glaubten<br />

daran, dass engagierte Menschen etwas zum Besseren<br />

der Welt verändern können. Bis heute ist dieses Leitbild<br />

in der Vision von <strong>Greenpeace</strong> verankert. ●<br />

2002 – <strong>Greenpeace</strong> CEE<br />

unternimmt in Zentral- und<br />

Osteuropa mit dem neuen<br />

Aktionsbus das erste große<br />

Projekt: die „Clean Water<br />

Tour 2002“ in Ungarn, in der<br />

Slowakei und in Rumänien.<br />

Zahlreiche Industriebetriebe<br />

in allen Ländern reduzieren<br />

im Laufe der folgenden Jahre<br />

die Verschmutzung ihrer<br />

Abwässer.<br />

1996 2002 2010<br />

2006 – Start einer Kampagne<br />

für nachhaltigere<br />

Fisch produkte im Handel:<br />

Supermarktketten in Österreich<br />

beschließen daraufhin<br />

Umweltkriterien bei ihrem<br />

Fischeinkauf und listen<br />

gefährdete Fischarten wie<br />

Hai und Schwertfisch aus.<br />

2010 – Die Aluminiumoxidfabrik<br />

MAL im westungarischen<br />

Ajka verursacht eine der<br />

größten Umweltkatastrophen<br />

in Zentraleuropa. Nach einem<br />

Dammbruch entweichen rund<br />

700.000 Kubikmeter giftigen<br />

2004 2006<br />

2011<br />

<strong>Greenpeace</strong> startet den<br />

Online-Einkaufsratgeber<br />

marktcheck.at. Konsumenten<br />

bietet die Website eine<br />

Vielfalt an Fakten und Orientierungshilfen<br />

über Produkte,<br />

die sie täglich kaufen. Dank<br />

dieses Instruments konnten<br />

zahlreiche Produktverbesserungen<br />

erzielt werden: etwa<br />

der Verzicht auf bedenkliche<br />

Ostereierfarben, der Umstieg<br />

auf Fair-Trade-Schokolade<br />

und der Verzicht auf Palmöl.<br />

Rotschlamms. <strong>Greenpeace</strong><br />

CEE ist als Erster vor Ort,<br />

um Proben zu ziehen, diese<br />

analysieren zu lassen und die<br />

Öffentlichkeit umfassend und<br />

ehrlich zu informieren.<br />

—Hintergrundbericht auf Seite 8<br />

2011 – Im März havariert das<br />

japanische Atomkraftwerk<br />

Fukushima und verursacht<br />

den größten nuklearen Unfall<br />

seit Tschernobyl. <strong>Greenpeace</strong><br />

nimmt Proben, dokumentiert<br />

die Ereignisse und sorgt für<br />

einen möglichst lückenlosen<br />

Informationsfluss. Weltweit<br />

setzt sich <strong>Greenpeace</strong> für<br />

den Atomausstieg ein. In Österreich<br />

kämpft <strong>Greenpeace</strong><br />

erfolgreich für einen Stopp<br />

von Atomstromimporten.<br />

Fotos: GP (3); Kate Davison/GP; Gabor Sioreti/GP; René Huemer/GP; Gavin Newman/GP; Martin Storz/GP<br />

4 5


Meere in Seenot<br />

—Melanie Aldrian<br />

Sie sind der Ursprung und in vieler<br />

Hinsicht die Grundlage unseres<br />

Lebens. Warum lassen wir die Ozeane<br />

dennoch so verkommen?<br />

Der Sauerstoff für jeden zweiten unserer Atemzüge<br />

stammt aus den Ozeanen. Sie sind eine unserer wichtigsten<br />

Nahrungsquellen. Über eine Million Tier- und<br />

Pflanzenarten kennen wir in den Tiefen der Weltmeere<br />

und täglich werden viele neue entdeckt. Millionen<br />

Menschen leben direkt von den Ozeanen und Millionen<br />

mehr erfreuen sich an ihrer Schönheit. Sie, die<br />

Verbindung zwischen den Kontinenten, sind der Ursprung<br />

allen Lebens.<br />

Wenn die Ozeane Sauerstoff- und Nahrungsspender<br />

sind, wenn wir sie zur Erholung und Gesundung nutzen,<br />

warum lassen wir dann zu, dass dieser einzigartige<br />

Lebens- und Erholungsraum zerstört wird?<br />

86 Prozent der Ozeane gelten als überfischt – allein<br />

die weit überdimensionierte europäische Fangflotte<br />

holt jährlich fast 5,1 Millionen Tonnen Lebewesen<br />

aus dem Meer. Plastikmüll mit der Fläche des europäischen<br />

Kontinents treibt auf hoher See. Ölteppiche<br />

überziehen ganze Meeresabschnitte, Ölkatastrophen<br />

haben verheerende Spuren an den Küsten hinterlassen.<br />

Fässer voll Atommüll und anderer giftiger Substanzen<br />

lagern am Grund. Der pH-Wert des Meerwassers sinkt<br />

aufgrund des Klimawandels, Korallenriffe sterben ab.<br />

Kurz, das artenreichste Ökosystem der Erde droht zu<br />

einer Wasserwüste und Müllhalde zu verkommen.<br />

<strong>Greenpeace</strong>, auch mit seinen Organisationen in Binnenländern<br />

wie Österreich, arbeitet mit seinen Mitstreitern<br />

und dank Ihrer Spenden und Unterstützung<br />

seit über 30 Jahren zum Schutz der Meere. Gemeinsam<br />

konnten wir bereits wichtige Erfolge erzielen, dennoch<br />

sind unsere Weltmeere in Seenot. Das Wort „Seenot“<br />

hat eine neue Bedeutung bekommen, die letztlich auch<br />

uns Menschen betrifft: Wenn die Meere nicht gerettet<br />

werden, geraten auch wir am Trockenen in „Seenot“. ●<br />

<strong>Greenpeace</strong> ist mit<br />

drei Schiffen auf<br />

allen Weltmeeren<br />

unterwegs, um unser<br />

größtes Ökosystem<br />

zu schützen.<br />

Foto: Alex Hofford/GP<br />

6 7


Wenn der<br />

Damm bricht<br />

—Sonja Hödl<br />

Foto: René Huemer/GP<br />

Giftiger Rotschlamm überschwemmt<br />

die Dörfer Kolontar und Devecser.<br />

Ungarns Behörden schweigen. Doch<br />

<strong>Greenpeace</strong> informiert die Welt.<br />

Ein Blick hinter die Kulissen eines<br />

Einsatzes, der unter die Haut ging.<br />

„Als würde die Erde bluten!“ Waltraud Holzfeind<br />

ist schockiert. Die <strong>Greenpeace</strong>-Mitarbeiterin kommt<br />

am 5. Oktober 2010 im ungarischen Kolontar an. Der<br />

ganze Ort ist in roten Schlamm getaucht. Mit bloßen<br />

Händen versuchen die Menschen, ihr Hab und Gut<br />

aus dem Gift zu retten und es davon zu reinigen – mit<br />

verätzten Händen und verzweifeltem Blick.<br />

Die Hintergründe:<br />

ein Bericht über<br />

die Aktivitäten von<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE im<br />

Wiener Büro und vor<br />

Ort, als in Ungarn<br />

giftiger Bauxitschlamm<br />

mehrere<br />

Ortschaften<br />

verwüstete.<br />

„Rapid Response“ in der Katastrophe<br />

Vor zwölf Stunden war der Damm des Schlammbeckens<br />

der Aluminiumoxidfabrik MAL gebrochen.<br />

Rund 700.000 Kubikmeter Bauxitschlamm wälzten<br />

sich durch mehrere Ortschaften. Zehn Menschen starben<br />

in der giftigen Flut.<br />

Im Wiener <strong>Greenpeace</strong>-Büro saß Herwig Schuster vor<br />

dem Computer. Plötzlich ein E-Mail eines ungarischen<br />

Kollegen: Er berichtet von der Katastrophe in Ungarn.<br />

Noch ehe die österreichischen Medien davon erfahren,<br />

bereitet das <strong>Greenpeace</strong>-Team einen der größten<br />

Einsätze der letzten Jahre vor. Fieberhaft recherchieren<br />

die Expertinnen und Experten die Gefahren des<br />

Rotschlamms, koordinieren sich mit den Teams in Ungarn<br />

und der Slowakei und packen Schutzkleidung ein.<br />

„Rapid Response“ heißt diese schnelle Reaktion auf<br />

akute Umweltbedrohungen im Fachjargon.<br />

Nur <strong>Greenpeace</strong> hat einen Plan<br />

Am nächsten Tag stehen die erfahrenen <strong>Greenpeace</strong>-<br />

Mitarbeiter Waltraud Holzfeind und Bernd Schaudinnus<br />

in Kolontar. Was sie hier erleben,<br />

8 9


Herwig Schuster bearbeitet im Büro in<br />

Wien die von <strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten<br />

wie Waltraud Holzfeind und Bernd<br />

Schaudinnus vor Ort gesammelten<br />

Proben des Giftschlamms.<br />

Was <strong>Greenpeace</strong>-Aktivistinnen<br />

und -Aktivisten vor Ort<br />

registrieren, wird im Wiener<br />

<strong>Greenpeace</strong>-Büro sofort<br />

ausgewertet und in Notfallstrategien<br />

umgesetzt.<br />

wird sie noch lange beschäftigen. Die Giftschlammlawine<br />

hat ein Bild der Zerstörung hinterlassen.<br />

Es herrscht Chaos. „Wenn solche Katastrophen<br />

passieren, wird normalerweise das Gelände großräumig<br />

abgesperrt.“ Schaudinnus ist fassungslos. „Wo<br />

sind Polizei, Sicherheitskräfte oder Rettung? Nichts<br />

abgesperrt, alles in Kolontar ist offen!“ Niemand gibt<br />

den verzweifelten Menschen vor Ort Information über<br />

den Schlamm, der in ihre Häuser eingedrungen ist.<br />

Niemand warnt sie vor seinen Gefahren.<br />

Die <strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten nehmen Proben des roten<br />

Schlamms und informieren Herwig Schuster. Er koordiniert<br />

in Wien das weitere Vorgehen: „Wir lassen beim<br />

Umweltbundesamt in Wien eine 24-Stunden-Analyse<br />

machen – für relativ viel Geld.“ Die Schnell-Analyse<br />

zahlt sich aus: Lange vor den ungarischen Behörden<br />

informiert <strong>Greenpeace</strong> die Bevölkerung über die Gefahren<br />

des Rotschlamms. „Nach etwa einer Woche<br />

schickt die EU-Kommission ein internationales Team.<br />

Ein Mitglied daraus hat mir später gesagt, wie froh<br />

sie damals über die <strong>Greenpeace</strong>-Analyse waren – die<br />

einzige Information über den Inhalt des Rotschlamms.<br />

Von den ungarischen Behörden war nichts zu bekommen.<br />

Entweder waren sie nicht imstande, Proben zu<br />

analysieren, oder versuchten die Katastrophe herunterzuspielen.<br />

Die Toten konnten sie zwar nicht abstreiten,<br />

das Gift aber schon.“<br />

<strong>Greenpeace</strong> informiert die Welt<br />

Während die ungarischen Behörden schweigen, wird<br />

das österreichische <strong>Greenpeace</strong>-Team zum Mittelpunkt<br />

einer globalen Informationskampagne. Waltraud<br />

Holzfeinds Fotos vom ersten Tag nach dem Bruch des<br />

Damms gehen um die Welt.<br />

Fotos: René Huemer/GP; Georg Mayer/GP; Waltraud Holzfeind/GP<br />

Fotos: Kurt Prinz/GP (2); Georg Mayer/GP<br />

Bernd Schaudinnus erklärt vor internationalen Kamerateams<br />

und bei nächtlichen Diskussionssendungen die<br />

schaurige Entwicklung in Kolontar.<br />

In Wien geben Herwig Schuster und Pressesprecherin<br />

Melanie Beran Radiointerviews im Zehn-Minuten-<br />

Takt. CNN, Al Jazeera oder Radio India, alle informieren<br />

sich bei <strong>Greenpeace</strong>. „Die ungarischen Regierungsstellen<br />

haben gemerkt, dass jemand zuschaut.<br />

Wir waren als <strong>Greenpeace</strong> immer sichtbar. Das ist eine<br />

unserer wesentlichen Aufgaben. Wir sind das Auge der<br />

Weltöffentlichkeit“, erklärt Schaudinnus unsere Rolle.<br />

Giftiger Feinstaub — und wieder <strong>Greenpeace</strong><br />

Der Rotschlamm trocknet langsam. Und schon entsteht<br />

die nächste Gefahrenquelle: Feinstaub. Wieder<br />

wird zunächst nur <strong>Greenpeace</strong> aktiv. Jurrien Westerhof<br />

hat von früheren Kampagnen bereits Erfahrung mit<br />

Feinstaub-Messungen. Er packt das Messgerät zusammen<br />

und macht sich auf den Weg nach Ungarn.<br />

Der gebürtige Niederländer wirkt, als könnte ihn<br />

nichts so leicht schockieren. Doch die Giftschlamm-<br />

Katastrophe ist auch für ihn eine neue Erfahrung:<br />

„Normalerweise bin ich nicht der Erste, der Arbeitshandschuhe<br />

oder Staubmaske trägt. Dort habe ich das<br />

sehr schnell gelernt.“<br />

Der giftige Staub reizt seine Schleimhäute binnen Sekunden.<br />

Tagelang danach hat er noch Halsschmerzen.<br />

Westerhof gibt die Ergebnisse seiner Messungen per<br />

Telefon an das Team in Wien durch. Seine Kolleginnen<br />

und Kollegen analysieren und beraten das weitere<br />

Vorgehen.<br />

Wird der toxische Staub mit dem Wind über halb Mitteleuropa<br />

kommen? Ein Wetterumschwung mit Regen<br />

verhindert dieses Schreckensszenario.<br />

<strong>Greenpeace</strong> gibt nicht nach<br />

Zweieinhalb Jahre später ist das Medieninteresse<br />

abgeebbt. Andere Katastrophen dominieren die<br />

Nachrichten. Doch mit den Kamerateams verschwindet<br />

<strong>Greenpeace</strong> noch lange nicht: „Die letzten Messungen<br />

haben wir erst im vergangenen Februar gemacht,“<br />

sagt Schaudinnus. „Der Arsen- und Aluminiumanteil<br />

im Bachwasser ist immer noch extrem hoch. Dieses<br />

Gift fließt über Umwege in die Donau. Bis jetzt hat<br />

die Verursacherin des Unfalls, die Firma MAL, keine<br />

wirklichen Entschädigungszahlungen geleistet. Um<br />

das aufzudecken, ist unser Einsatz gefragt.“ ●<br />

In Ungarn erfasst <strong>Greenpeace</strong>-<br />

Aktivist Jurrien Westerhof die<br />

nächste große Gefahr aus dem<br />

Rotschlammskandal: giftigen<br />

Feinstaub. In Wien informieren<br />

Herwig Schuster und Melanie<br />

Beran die Weltpresse.<br />

10 11


» Wir geben nicht auf,<br />

bis ein Ziel erreicht ist «<br />

—Interview: Christian Zillner<br />

Alexander Egit,<br />

Geschäftsführer<br />

von <strong>Greenpeace</strong><br />

in Zentral- und<br />

Osteuropa, über<br />

die Entwicklung<br />

der Organisation<br />

in den letzten<br />

dreißig Jahren<br />

und kommende<br />

Herausforderungen.<br />

Herr Egit, was würden Sie als Stärke der Arbeit von<br />

<strong>Greenpeace</strong> bezeichnen?<br />

Alexander Egit: Wir verfolgen ein einmal gefasstes<br />

Ziel weltweit oder regional konsequent und<br />

erreichen es in der Regel auch. Das macht uns erfolgreich.<br />

Unsere Aktivistinnen und Aktivisten bilden das<br />

Rückgrat dieses Erfolgs – und die Tatsache, dass wir<br />

weder von Staaten noch von Unternehmen Geld annehmen,<br />

sondern uns allein aus freiwilligen Spenden<br />

engagierter Bürgerinnen und Bürger finanzieren. In<br />

Österreich sind es immerhin über 120.000 Menschen.<br />

Ihre Spenden machen uns unabhängig.<br />

Wodurch unterscheidet sich <strong>Greenpeace</strong> von<br />

anderen Umweltorganisationen?<br />

Egit: Wir gehen als einzige bis an die Grenzen des<br />

Möglichen. So sind wir etwa die einzige Umweltschutzorganisation<br />

mit eigenen Schiffen in der Arktis<br />

und im Pazifik. Dort stellen wir uns Walfängern<br />

entgegen, eine gefährliche Angelegenheit. Wir sind<br />

als einzige in Neuguinea, als einzige im „Herz der<br />

Finsternis“, wie Joseph Conrad den Dschungel des<br />

Kongo genannt hat. Und wir sind in China eine der<br />

wenigen Umweltorganisationen. Also, wir gehen an<br />

Grenzen und an Orte, die andere meiden, weil sie so<br />

gefährlich sind.<br />

Wie gehen Sie mit diesen Gefahren um?<br />

Egit: Wir haben dafür eigene Sicherheitsprotokolle<br />

und -standards entwickelt, an die wir uns streng<br />

halten und an denen wir unsere Aktivisten schulen.<br />

Neben dem Kongo ist momentan auch Amazonien<br />

in Brasilien sehr gefährlich. Unser führender<br />

Kampaigner vor Ort musste sogar von Leibwächtern<br />

geschützt werden. Wir setzen für unsere Aktivisten<br />

alles ein, was notwendig ist, um ihr Risiko so gering<br />

wie möglich zu halten.<br />

Welche Menschen kommen zu <strong>Greenpeace</strong>, um<br />

aktiv die Organisation zu unterstützen, und was<br />

müssen sie dazu mitbringen?<br />

Egit: Überwiegend junge Menschen mit höherem<br />

Bildungsgrad. Sie sind einsatzbereit und vom Sinn<br />

des Umweltschutzes überzeugt. Wir erfahren einen<br />

Massenzuspruch. Das führt die Behauptung von<br />

der Politikverdrossenheit der jungen Menschen ad<br />

absurdum. Die sind höchstens parteienverdrossen,<br />

wollen sich aber für etwas engagieren, das ihnen<br />

vernünftig erscheint, und zeigen keinen Mangel an<br />

Einsatzbereitschaft für gesellschaftliche Ziele.<br />

Wie viele Menschen sind für <strong>Greenpeace</strong> aktiv?<br />

Egit: Wir haben weltweit rund 4.000 Mitarbeite-<br />

rinnen und Mitarbeiter. Dazu kommen drei Schiffe,<br />

Hubschrauber, ein ganzes Sortiment an Einsatzgeräten.<br />

In Österreich stehen etwa 200 bis 250 Menschen<br />

für Aktionen bereit. Außerdem werden wir von<br />

60.000 Cyber-Aktivisten im Internet unterstützt.<br />

30 Jahre <strong>Greenpeace</strong> in Österreich – was hat sich in<br />

den Jahren an der Organisation selbst verändert?<br />

Egit: Beinah alles. Die ersten Jahre waren völlig<br />

anders. Damals gab es gravierende Umweltprobleme<br />

wie das Waldsterben oder vergiftete Flüsse und ein<br />

paar idealistische <strong>Greenpeace</strong>-Mitarbeiter konnten<br />

mit verhältnismäßig geringen Mitteln viel erreichen.<br />

Denn jeder konnte ja die kranken Bäume sehen und<br />

die stinkenden Flüsse riechen. In diesen Fällen ist<br />

viel erreicht worden. Wald und Flüsse sind einigermaßen<br />

in Ordnung, zumindest in Österreich.<br />

Doch die ungelösten Umweltprobleme sind sehr viel<br />

komplexer geworden. Der Klimawandel ist nicht<br />

nur global, er lässt sich auch extrem schwer vermitteln.<br />

Außerdem behauptet heute fast jeder Politiker<br />

und jedes Unternehmen, Umweltschützer zu sein.<br />

Obwohl das oft nichts anderes ist, als sich ein grünes<br />

Mäntelchen anzuziehen und in Wahrheit untätig<br />

zu bleiben. In diesem Spannungsfeld ist für echten<br />

Umweltschutz hohe Professionalität nötig. Mit den<br />

Mitteln wie vor 30 Jahren könnten wir heute gar<br />

nichts mehr erreichen.<br />

Hat <strong>Greenpeace</strong> Österreich ein eigenes Profil?<br />

Egit: Ohne vermessen klingen zu wollen, in zwei<br />

Bereichen sind wir europa-, ja weltweit Vorreiter:<br />

beim Atomausstieg und bei der Verhinderung von<br />

Gentechnik. Und mittlerweile ist von Wien aus<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE entstanden. Wir haben schon vor<br />

dem Fall des Eisernen Vorhangs die Umweltgefahren<br />

im Osten wie Atomkraftwerke oder die Kohlekraftwerke<br />

vor allem in Polen erkannt und sind noch unter<br />

kommunistischer Herrschaft dagegen aufgetreten.<br />

Mit einer Kampagne konnten wir die Stilllegung der<br />

drei gefährlichsten Atomanlagen im Osten – einige<br />

Kategorien schlimmer als Tschernobyl – erreichen.<br />

Mittlerweile unterhält <strong>Greenpeace</strong> CEE in allen osteuropäischen<br />

Ländern eigene Büros, die von Wien aus<br />

geleitet werden. Sie sind recht aktiv und erfolgreich.<br />

Unsere Arbeit gegen Atomkraftwerke in Osteuropa ist<br />

auch eine Art Lebensversicherung für Österreich.<br />

Was hat Sie an den Aktionen von <strong>Greenpeace</strong><br />

persönlich am meisten gefreut?<br />

Egit: Wenn wir durch konkretes Handeln<br />

etwas Großes erreichen. Abgesehen von den<br />

»Unsere<br />

Arbeit gegen<br />

Atomkraftwerke<br />

in<br />

Osteuropa<br />

ist auch<br />

eine Art<br />

Lebensversicherung<br />

für<br />

Österreich.«<br />

Foto: Georg Mayer/GP<br />

12 13


„Artenschutz ist ein Kernthema<br />

von <strong>Greenpeace</strong>: Wir<br />

stellen uns zwischen die Tiere<br />

und jene, die ihnen etwas<br />

antun wollen.“<br />

»<strong>Greenpeace</strong><br />

ist die einzige<br />

völlig<br />

unabhängige<br />

Instanz in<br />

Fragen der<br />

Umwelt und<br />

Nahrungsmittelsicherheit.«<br />

heimischen Errungenschaften wie dem<br />

Ausstieg aus Atomenergie und Gentechnik gilt das<br />

besonders für den Kampf gegen japanische Walfangflotten.<br />

Da konnten wir mehrmals Fangsaisonen<br />

unterbinden. Und in letzter Zeit verzeichnen wir Erfolge<br />

in der Arktis gegen Ölbohrungen. Shell hat sich<br />

für 2013 von Bohrungen in der Arktis verabschiedet.<br />

Was ist Ihr Ziel beim Walfang?<br />

Egit: Unsere Strategie ist hier dieselbe wie beim<br />

Atomstrom: Walfang muss so teuer werden, dass er<br />

sich ökonomisch nicht mehr rentiert. Ohne Förderungen<br />

durch die japanische Regierung wäre das<br />

bereits der Fall. Unsere Strategie ist also, dass diese<br />

Förderungen aufhören, dann erledigt sich der Walfang<br />

von selbst. Wie der Atomstrom, der ohne Förderungen<br />

einfach nicht wettbewerbsfähig ist. Streich<br />

ihnen die Förderungen und sie sind am Ende …<br />

Wo sehen Sie die Verbündeten Ihrer Organisation?<br />

Egit: Mittlerweile überall. Wir arbeiten eng mit<br />

anderen Umweltschutzorganisationen zusammen.<br />

Wir finden aber auch in allen Gesellschaftsschichten,<br />

in Politik und Unternehmen, sogar in Supermarktketten<br />

Verbündete, die uns in unserer Arbeit unterstützen.<br />

Und natürlich auch bei den Medien.<br />

Was würden Sie einer Unterstützerin auf die<br />

Frage, wozu ihre Spende gut ist, sagen?<br />

Egit: <strong>Greenpeace</strong> ist eine internationale Umweltorganisation<br />

mit Niederlassungen in mehr als 40<br />

Ländern. Jede einzelne Spende hilft, Umweltzerstörung<br />

zu verhindern, Verhaltensweisen zu ändern und<br />

Lösungen durchzusetzen. Wir reden nicht bloß, wir<br />

erkämpfen Lösungen für die Menschen, die Tiere<br />

und die Umwelt.<br />

Welche Rolle spielt der Tierschutz?<br />

Egit: Ziel ist, das Aussterben von Arten zu stoppen.<br />

Tiere können sich selbst ja nicht wehren, so<br />

stellen wir uns zwischen die Tiere und jene, die<br />

ihnen etwas antun wollen.<br />

Welche Gebiete werden für die Arbeit von <strong>Greenpeace</strong><br />

in Zukunft im Zentrum stehen?<br />

Egit: Klimaschutz, Meeresschutz, Schutz bedrohter<br />

Tiere wie zum Beispiel der Wale, Delfine, Eisbären<br />

und Tiger. Und der Schutz der Arktis … Sie ist ja ein<br />

Symbol für den Klimawandel. Ein wichtiger Lebensraum<br />

und ökologisch extrem sensibel – nur ein<br />

Beispiel: Wir hören von schrecklichen Ölunfällen in<br />

südlichen Meeren und man tröstet uns damit, dass<br />

die Wärme des Wassers die Ölteppiche mit der Zeit<br />

auflöst. Nur, in der Arktis ist das wegen der herrschenden<br />

Kälte ganz und gar nicht der Fall. Deshalb<br />

darf dort keinesfalls Öl gefördert werden.<br />

Und in Österreich?<br />

Egit: Das Bienensterben zeigt, dass unser landwirtschaftliches<br />

System, in dem großflächig Chemikalien<br />

eingesetzt werden, scheitert. In China werden<br />

Pflanzen handbestäubt, das wollen wir uns hier<br />

ersparen, daher unsere Kampagne für die Rettung der<br />

Bienen. Wir werden auch dafür sorgen, dass in den<br />

österreichischen Stromnetzen kein Atomstrom mehr<br />

fließt. Außerdem kämpfen wir für die Sicherheit der<br />

Konsumentinnen und Konsumenten. Menschen in<br />

Österreich sollen Gewissheit haben, was in ihren<br />

Nahrungsmitteln drinnen ist, sie sollen Sicherheit<br />

haben, dass sie für sich und ihre Kinder keine<br />

giftigen Lebensmittel oder Kleidungsstücke kaufen.<br />

In Österreich haben die Menschen mit <strong>Greenpeace</strong><br />

die einzige völlig unabhängige Instanz in all diesen<br />

Fragen. ●<br />

Fotos: Markus Mauthe/GP; Harshad Barve/GP<br />

Foto: Tomas Halasz/GP<br />

Ohne<br />

Osten<br />

geht<br />

nichts<br />

mehr<br />

—Herwig Schuster<br />

Der CEE-Raum<br />

kann die Umweltpolitik<br />

der EU<br />

aus den Fugen<br />

bringen. Dagegen<br />

kämpfen wir von<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE.<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE ist<br />

bereits in sieben<br />

Ländern außerhalb<br />

Österreichs aktiv.<br />

Vor rund 15 Jahren beschloss das Team von <strong>Greenpeace</strong><br />

Österreich, in den „Osten“ zu gehen. Viele dachten damals<br />

an die unmittelbare Umweltverschmutzung wie<br />

stinkende Schornsteine, vergiftete Flüsse und Schrottreaktoren.<br />

„Nur wenigen war schon klar“, erinnert<br />

sich Gertrud Körbler, „dass unser Ost- Engagement<br />

eine wichtige globale politische Dimension bekommen<br />

wird.“ Sie war damals Kampagnenleiterin und ist<br />

heute für Organisations- und Personalentwicklung in<br />

Zentral- und Osteuropa (CEE) zuständig.<br />

Der Einfluss des „Ostens“ wächst<br />

Das politische Gewicht der CEE-Länder bei Entscheidungen<br />

auf EU-Ebene und die wichtige Rolle der EU<br />

bei Verhandlungen über eine weltweite Umwelt- und<br />

Klimapolitik ergeben die globale Bedeutung des CEE-<br />

Raums.<br />

Wenn die Mehrheit der CEE-Länder eine progressive<br />

Umweltpolitik der EU verhindert, kann diese nicht<br />

mehr wie ehedem bei der Bekämpfung des Ozonlochs<br />

oder der Begründung des Kyoto-Klima protokolls als<br />

internationaler Umweltvorreiter agieren. Mit Kroatien<br />

kommt ein weiteres CEE-Land hinzu: Gemeinsam haben<br />

diese dann im wichtigsten Entscheidungsgremium<br />

der EU mehr Stimmen als die drei EU-Schwergewichte<br />

Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen.<br />

Damit ist klar, dass in Europa ohne Osten nichts<br />

mehr geht. Unsere Hauptaufgabe in CEE heißt somit,<br />

neben etwa dem Verhindern von neuen Atomreaktoren<br />

und Kohleminen dafür zu sorgen, dass aus den CEE-<br />

Ländern eine positive Mitgestaltung der EU-Politik<br />

erfolgt.<br />

Erste Erfolge für <strong>Greenpeace</strong> CEE<br />

<strong>Greenpeace</strong> CEE ist bereits in sieben Ländern außerhalb<br />

Österreichs aktiv. Insgesamt arbeiten in Bulgarien,<br />

Kroatien, Polen, Rumänien, Slowenien, der Slowakei<br />

und Ungarn bereits mehr als sechzig Menschen<br />

fest angestellt in den lokalen Büros von <strong>Greenpeace</strong><br />

CEE. Hinzu kommen Hunderte Freiwillige, Tendenz<br />

steigend.<br />

Energiekampagne in Polen<br />

„Unser größtes Sorgenkind beim Klimaschutz?“, meint<br />

Programmdirektor Bernhard Obermayr, der ständig im<br />

CEE-Raum unterwegs ist: „Polen. Seine Stromerzeugung<br />

hängt zu 90 Prozent von der Kohle ab. Daher<br />

versucht das Land konsequent jede Verbesserung der<br />

EU-Klimapolitik zu blockieren. Doch immerhin ist<br />

es uns schon gelungen, Polen bei Abstimmungen zu<br />

isolieren.“ 2012 stimmte es als einziges Land gegen<br />

den EU-Energiefahrplan bis 2050. Er sieht einen massiven<br />

Rückgang der Kohle vor. Davor hatte Polen oft<br />

Verbündete im CEE-Raum für sich gewinnen können.<br />

Auch die Energiekampagne in Polen macht langsam<br />

Fortschritte. Gegen neue Kohleminen konnte bereits<br />

großer lokaler Widerstand aufgebaut werden. Auch<br />

gelang es schon mehrfach, den Weiterbetrieb von alten<br />

Kohlekraftwerken zu erschweren.<br />

Sieg gegen Gentechnik im Osten<br />

Bei einem anderen wichtigen Thema ist Polen mittlerweile<br />

sogar zum Öko-Vorreiter geworden: Anfang<br />

2013 wurde, wie viele Jahre davor bereits in Österreich<br />

oder Ungarn, der Anbau von Gentechnik-Pflanzen<br />

untersagt. Damit wird es für die bekannt gentechnikfreundliche<br />

EU-Kommission deutlich schwerer, neue<br />

Gentech-Sorten für ganz Europa zuzulassen.<br />

Noch vor wenigen Jahren hätten wohl auch die kühnsten<br />

Optimisten keinen Euro auf diesen Erfolg gewettet.<br />

Und wir sind uns sicher: Das war gewiss nicht der<br />

letzte Sieg für die Umwelt im „Osten“. ●<br />

14 15


Der größte Regenwald<br />

der Welt steht im<br />

Amazonasbecken. Er<br />

beherbergt Millionen<br />

von verschiedenen<br />

Pflanzen- und<br />

Tierarten.<br />

Das Ende der<br />

Waldzerstörung<br />

—Robert Korbei<br />

Noch gibt es Urwälder auf dieser<br />

Erde, doch sie sind akut gefährdet.<br />

Dank <strong>Greenpeace</strong> soll es mit dieser<br />

Gefahr spätestens 2020 vorbei sein.<br />

Die Wälder. Sie sehen faszinierend aus und machen<br />

weite Teile der Erde für uns Menschen erst bewohnbar.<br />

Wald ist auch das Sinnbild für Natur, Heimat, Erholung<br />

und Nahrung.<br />

Und aus biologischer Sicht der Höhepunkt des Lebens:<br />

Nirgendwo sonst leben so viele unterschiedliche Arten<br />

von Pflanzen und Tieren. Trotzdem ist der Mensch der<br />

größte Feind der Wälder.<br />

Gegen den Untergang des Waldes<br />

Als <strong>Greenpeace</strong> Österreich gegründet wurde, war die<br />

weltweite Zerstörung der Wälder in vollem Gang. Laut<br />

Schätzungen wurde von 1982 bis 1985 eine Million<br />

Quadratkilometer tropischer Regenwald vernichtet.<br />

Der größte Regenwald der Welt steht im Amazonasbecken.<br />

Er beherbergt Millionen von verschiedenen<br />

Pflanzen- und Tierarten, darunter den Mahagoni-<br />

Baum, der jahrzehntelang illegal geschlagen wurde.<br />

Doch 2002 erkämpfte <strong>Greenpeace</strong> ein Exportverbot.<br />

2009 erfolgte eine Vereinbarung mit der Soja- und<br />

Rindfleischindustrie: Sie verzichtete auf die Rodung<br />

von intakten Waldflächen – das war die Bekehrung der<br />

größten Verursacher der Urwaldzerstörung. Jahrelang<br />

gelang es <strong>Greenpeace</strong>, die Vernichtung von Regenwäldern<br />

immer weiter einzudämmen. Doch 2012 wurde<br />

ein neues Waldgesetz verabschiedet. Es gibt bisher geschützte<br />

Flächen zur Rodung frei. Mit unserer ganzen<br />

Kraft arbeiten wir heute an einer Kampagne, um dieses<br />

Gesetz rückgängig zu machen.<br />

Wälder gegen Klimawandel<br />

Wälder sind ein riesiger Speicher von Kohlenstoff und<br />

damit wichtig im Kampf gegen den Klimawandel. Die<br />

größte Waldfläche befindet sich im Norden Russlands.<br />

Hier rodet die Holzindustrie gierig intakte Urwälder,<br />

dominiert von Birken und Waldkiefern. So kann man<br />

es als ganz besonderen Erfolg bezeichnen, dass die<br />

russische Regierung 2013 den Onega-Nationalpark<br />

beschloss.<br />

Große, zusammenhängende Waldgebiete haben einen<br />

starken Einfluss auf den Wasserhaushalt der Erde.<br />

Schwer vorstellbar, wie Afrika aussehen würde, wenn<br />

die Urwälder des Kongobeckens verschwinden, Heimat<br />

von Gorillas, Schimpansen und des Wenge-Baums.<br />

Trotzdem rodet dort Herakles Farms aus den USA,<br />

einer der weltgrößten landwirtschaftlichen Konzerne,<br />

große Flächen, um Palmöl zu produzieren. <strong>Greenpeace</strong><br />

ist vor Ort und organisiert den Widerstand, bis der<br />

Wahnsinn ein Ende hat.<br />

Wald für die Tiger<br />

Wie weit die Bedrohung von Tierarten durch den<br />

Raubbau am Wald gehen kann, sieht man auf Sumatra.<br />

Hier gibt es nur mehr 400 Tiger, auch der eigentlich<br />

geschützte Ramin-Baum ist bereits bedroht. Sieben<br />

Jahre hat <strong>Greenpeace</strong> den Konzern Sinar Mas für seine<br />

brutale Ausbeutung attackiert. Immer wieder haben<br />

wir dabei auch in verdeckten Operationen gezeigt, dass<br />

in Tiger-Gebieten illegal gerodet wurde. 2013 endlich<br />

hat sich Sinar Mas dazu bekannt, keine neuen Gebiete<br />

mehr zu roden. Damit ist ein großer Schritt getan, aber<br />

noch gibt es andere gierige Konzerne in Indonesien.<br />

Urwälder in Mitteleuropa und Kanada<br />

Rotbuchenwälder haben einst Mitteleuropa beherrscht.<br />

Die wichtigsten Reste dieses Urwaldes stehen<br />

in Deutschland und Rumänien. Unser wichtigstes<br />

Ziel ist, wirksamen Schutz für diese letzten Horte der<br />

Artenvielfalt in Europa zu erreichen.<br />

In Kanada ist <strong>Greenpeace</strong> dieser Schutz schon gelungen.<br />

Der „Große Bär Regenwald“ ist vielleicht unsere<br />

schönste Erfolgsgeschichte. Hier stehen einige der<br />

größten Baumarten der Welt, etwa die Sitka-Fichte.<br />

2009 konnten wir mit Industrie, Einwohnern und Regierung<br />

ein Schutzsystem etablieren, das einen Erhalt<br />

weiter Teile des Urwaldes garantiert. Ein Schritt auf<br />

dem Weg zum <strong>Greenpeace</strong>-Ziel, die Zerstörung der<br />

Urwälder dieser Erde bis 2020 zu beenden. ●<br />

Fotos: Markus Mauthe/GP<br />

16 17


Bessere Energie für unsere Zukunft<br />

—Julia Kerschbaumsteiner<br />

Wir schreiben das Jahr 1999. In der EU erreichen Erneuerbare<br />

Energien gerade 5,4 Prozent der Gesamtenergieversorgung.<br />

2010 hat sich diese Zahl mehr als<br />

verdoppelt: auf 12,4 Prozent. Im gleichen Zeitraum<br />

sanken die Treibhausgasemissionen um zehn Prozent.<br />

Die Umweltpolitik zeigt Wirkung, die Energiewende<br />

kommt allmählich in Schwung. So werden die europäischen<br />

20/20/20-Ziele vermutlich sogar übertroffen<br />

werden.<br />

Erste Erfolge, aber noch weit vom Ziel<br />

Gemeinsame Beschlüsse der EU-Mitgliedsstaaten<br />

lösten diese Entwicklung aus. Sie führte zu mehr Investitionen<br />

in den Ausbau Erneuerbarer Energien.<br />

Allerdings sehen wir auch, dass das derzeitige Tempo<br />

nicht reicht, um die Einhaltung des beschlossenen<br />

Zwei-Grad-Zieles zu gewährleisten. Laut einer Einschätzung<br />

der Europäischen Kommission wird mit der<br />

Fortsetzung der heutigen Politik eine Verringerung der<br />

CO 2<br />

-Emissionen von höchstens 40 Prozent bis 2050<br />

möglich. Das Tempo, mit dem die EU-Mitgliedsstaaten<br />

ihren CO 2<br />

-Ausstoß verringern, muss deutlich erhöht<br />

werden.<br />

*Zahlen bezogen auf den EU-Raum 2010<br />

87,6<br />

PROZENT FOSSILE<br />

ENERGIEN & ATOMENERGIE*<br />

Der Anteil<br />

Erneuerbarer<br />

Energien ist in<br />

Europa seit 1999<br />

um mehr als<br />

das Doppelte<br />

angestiegen.<br />

12,4<br />

PROZENT ERNEUERBARE<br />

ENERGIEN*<br />

Fragen an die Energiepolitik nach 2020<br />

Die bisherigen Entwicklungen intensivieren können<br />

nur ambitionierte mittelfristige Zielsetzungen. Für<br />

den Zeitraum nach 2020 gibt es aber noch kein gemeinsames<br />

Ziel, abgesehen vom Zwei-Grad-Ziel.<br />

Zwar schlägt die „Roadmap 2050“ einen Übergang zur<br />

„low carbon economy“ vor. Mit diesem Fahrplan will<br />

die Europäische Kommission eine 80-prozentige Reduktion<br />

der Treibhausgasemissionen erreichen. Doch<br />

diese Roadmap ist nicht verbindlich, sondern gibt nur<br />

die weitere Richtung an. Wie also soll die europäische<br />

Klima- und Energiepolitik unmittelbar nach 2020 aussehen?<br />

Welche Ziele verfolgt diese Politik? Und welche<br />

Maßnahmen müssen zur Zielerreichung beschlossen<br />

werden? Das sind die entscheidenden Fragen.<br />

Mehr, viel mehr Erneuerbare Energien<br />

Europaweit muss das Tempo des Ausbaus von Erneuerbaren<br />

Energien gesteigert werden. Nur so kann der<br />

aus Klimasicht notwendige, ambitionierte Kurs erreicht<br />

werden. Einzelne Staaten wie Deutschland oder<br />

Spanien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass<br />

eine konsistente Klima- und Energiepolitik zu einem<br />

raschen Ausbau führen kann. Eine klare EU-Zielvorgabe<br />

für 2030 mit Zielen für die einzelnen Mitgliedsstaaten<br />

würde EU-weit eine Steigerung der Ausbaudynamik<br />

auslösen.<br />

Die Umsetzung der EU-Ziele auf nationaler Ebene<br />

kann nur ein verbindlicher politischer Rahmen leisten<br />

– und dazu gehören auch Sanktionsmöglichkeiten sowie<br />

die Umgestaltung des europäischen Strommarktes.<br />

Die Zeiten, da das europäische Stromnetz den eingespeisten<br />

Strom aus Wind oder Sonne problemlos aufgenommen<br />

hat, sind vorbei. Mit einer weiteren Zunahme<br />

der Stromeinspeisung aus fluktuierenden Quellen<br />

sind neue technische Lösungen notwendig.<br />

Schau, wer sich wieder meldet!<br />

Unter dem Begriff „low carbon technologies“ versucht<br />

sich auch eine alte Bekannte wieder ins Spiel zu bringen:<br />

die Atomenergie. Sie sei eine Maßnahme zum<br />

Klimaschutz. Ihr Lobbying betreiben Staaten, die stark<br />

von Atomenergie abhängig sind. Gegen diesen Vorstoß<br />

bedarf es einer starken Gegenkraft, um die Atomenergie<br />

in Europa endgültig zu stoppen. Österreich ist hier<br />

weltweit Vorreiter – und trägt damit auch Verantwortung<br />

dafür, den Kampf gegen Atomkraft europaweit<br />

voranzutreiben. ●<br />

Illustration: Beton — Gruppe für Gestaltung<br />

Foto: John Severns<br />

Nachhaltige,<br />

biologische<br />

Landwirtschaft<br />

kann unsere<br />

Bienen schützen.<br />

Schützt die Bienen!<br />

Unterzeichnen Sie<br />

die <strong>Greenpeace</strong>-<br />

Petition zum<br />

Schutz der Bienen<br />

unter<br />

bienenschutz.at<br />

Ihr Summen darf nicht verstummen!<br />

Sagen wir es geradeheraus: Unsere Bienen sterben.<br />

Und sie sterben an uns. Die Gründe für ihren weltweiten<br />

Rückgang spüren auch Imkerinnen und Imker in<br />

Österreich.<br />

Bienen weltweit in Gefahr<br />

Krankheiten und Parasiten, Monokulturen, Klimawandel<br />

und Pestizide gefährden die Bienen. Speziell<br />

Insektizide, darunter auch Neonicotinoide, haben sich<br />

für sie als extreme Bedrohung herausgestellt.<br />

Dabei könnten vernünftige Fruchtfolgen in einer bienenfreundlichen<br />

Landwirtschaft den großräumigen<br />

Einsatz von Chemiekeulen ersetzen und die Ausbreitung<br />

von Schädlingen eindämmen. Der Schutz von<br />

intakten Ökosystemen ist ebenso wichtig, denn Bienen<br />

brauchen Hecken, Buntbrachen und Pflanzenvielfalt.<br />

Außerdem muss auch in Parks und Gärten auf<br />

Pestizide verzichtet werden.<br />

Der Wandel zur nachhaltigen Landwirtschaft<br />

So ziemlich alles, was wir unseren Kindern als gesund<br />

anpreisen, wird von Bienen und anderen Insekten bestäubt.<br />

Gäbe es diese nicht mehr, müssten wir andere<br />

Wege der Bestäubung finden – mit fatalen Folgen für<br />

die Ernteerträge. Wir brauchen die Bienen. Das derzeitige<br />

landwirtschaftliche System gefährdet sie und unsere<br />

Zukunft. Nur nachhaltige, biologische Landwirtschaft<br />

kann das Gleichgewicht zwischen Menschen<br />

und Umwelt bewahren. Der Wandel zu einer Landwirtschaft,<br />

die den Schutz der Umwelt und unsere<br />

Nahrungsmittelsicherheit zum Ziel hat, ist ein riesiger<br />

—Christine Gebeneter<br />

Schritt. Und möglich, wie die biologische Landwirtschaft<br />

beweist.<br />

Das Leiden der Wildbienen und Hummeln<br />

Wir kennen das Leid der Honigbienen eigentlich nur,<br />

weil sie gegenüber anderen Tieren einen riesigen Vorteil<br />

haben: Ihren Imkerinnen und Imkern fällt es auf,<br />

wenn sie krank sind oder sterben. Was aber ist mit<br />

den Wildbienen oder Hummeln? Wer lobbyiert für<br />

Schmetterlinge? Wer outet sich als Fürsprecher von<br />

Florfliegen oder anderen Insekten, die ebenso an der<br />

für die Landwirtschaft so wichtigen Bestäubungsleistung<br />

beteiligt sind?<br />

Genau hier herrscht dringend Handlungsbedarf. Manche<br />

Wildbienenarten sind für die Bestäubung von nur<br />

einer einzigen Wildpflanzenart zuständig. Wenn es<br />

diese Wildbiene nicht mehr gibt, kann sich auch diese<br />

Pflanze nicht mehr vermehren. So verarmt unsere<br />

Wildpflanzen- und Wildkräutervielfalt zusehends.<br />

Reagieren wir erst dann, wenn es für viele dieser Arten<br />

und Tiere bereits zu spät ist?<br />

Weg mit den Giften der Konzerne<br />

Die Gifte müssen von unseren Feldern verbannt, die<br />

für Bienen und andere Bestäuber so gefährlichen Pestizide<br />

verboten werden. Nehmen wir auf die Interessen<br />

und Profite von Agrochemie-Konzernen wie Bayer,<br />

Syngenta und Co. so viel Rücksicht wie diese auf die<br />

Bienen und Hummeln – nämlich keine. Unterstützen<br />

wir die kleine Biene gegen diese mächtigen Gegner.<br />

Damit ihr Summen nicht verstummt. ●<br />

18 19


Vor 30 Jahren fällten die <strong>Greenpeace</strong>-Büros einen<br />

Beschluss mit weitreichenden Konsequenzen. Im Jahr<br />

zuvor hatten die 42 Antarktis-Staaten begonnen, hinter<br />

verschlossenen Türen zu verhandeln. 1991 sollte<br />

der Antarktis-Sperrvertrag auslaufen. Er verpflichtet<br />

die Staaten, die Antarktis nur für wissenschaftliche<br />

Zwecke zu nutzen. In den Verhandlungen ging es um<br />

die Ausbeutung der Bodenschätze, Ölförderanlagen,<br />

Atommülldeponien und Raketenstützpunkte. Daraufhin<br />

erklärte <strong>Greenpeace</strong> 1983 den Schutz der Antarktis<br />

zum vorrangigen Ziel.<br />

<strong>Greenpeace</strong> rettet die Antarktis<br />

Im Interesse der Menschheit sollte der Kontinent<br />

unter Schutz gestellt werden. 13 Jahre dauerte die<br />

ehrgeizige <strong>Greenpeace</strong>-Kampagne für den „Weltpark<br />

Antarktis“. Mittels einer eigenen Forschungsstation<br />

brachte <strong>Greenpeace</strong> die Umweltverbrechen der nationalen<br />

Stationen an die Öffentlichkeit: Müllhalden,<br />

Giftlacken, Altöldeponien und Sprengungen inmitten<br />

von Pinguinen. 1988 leitete der österreichische<br />

Extrembergsteiger Bruno Klausbruckner ein Jahr lang<br />

die <strong>Greenpeace</strong>-Basis in der Antarktis. Die Kombination<br />

aus wagemutigen Aktionen, wissenschaftlichen<br />

Grundlagen und politischem Druck hatte Erfolg: Der<br />

kälteste Kontinent ist heute der vor Ausbeutung geschützte<br />

Weltpark, den sich <strong>Greenpeace</strong> 1983 zum Ziel<br />

gesetzt hatte.<br />

Jetzt geht es um die Arktis<br />

30 Jahre später steht <strong>Greenpeace</strong> vor einer ähnlichen<br />

Der<br />

Kampf<br />

ums Eis<br />

—Antje Helms<br />

Nach der<br />

Rettung der<br />

Antarktis<br />

schützen wir<br />

jetzt mit<br />

vollem Einsatz<br />

die Arktis.<br />

Expedition im April 2013:<br />

<strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten im<br />

Kampf um die Unversehrtheit<br />

der Arktis.<br />

Herausforderung. Diesmal ist die Arktis Prüfstein der<br />

internationalen Umweltschutzpolitik: Wieder drohen<br />

Rohstoffreserven – 90 Milliarden Barrel Öl – einem<br />

sensiblen Naturparadies zum Verhängnis zu werden.<br />

Die Arktis ist kein Kontinent, sondern ein riesiger, mit<br />

Eis bedeckter Ozean. Der Klimawandel lässt immer<br />

größere Gebiete im Nordpolarmeer im Sommer eisfrei<br />

zurück – die Heimat von Eisbär, Walross und Narwal<br />

droht zu schmelzen. Ölkonzerne wollen sich das zunutze<br />

machen. Ein Wettrennen ums arktische Öl hat<br />

begonnen, mit Shell und Gazprom in der Poleposition.<br />

Im Frühjahr 2012 will Shell vor Alaska mit Offshore-<br />

Bohrungen beginnen. <strong>Greenpeace</strong> ruft daraufhin<br />

eine weltweite Kampagne zum Schutz der Arktis ins<br />

Leben.<br />

Schon nach wenigen Monaten unterstützen fast drei<br />

Millionen Menschen die <strong>Greenpeace</strong>-Forderung nach<br />

einem internationalen Schutzgebiet und einem Verbot<br />

von Ölbohrungen sowie industrieller Fischerei rund<br />

um den Nordpol. Ihre Namen sind in einer <strong>Greenpeace</strong>-Kapsel<br />

eingeschlossen, die seit April am Nordpol<br />

in 4.000 Metern Tiefe liegt. Menschen sehen eben<br />

nicht nur tatenlos zu, wie kurzsichtige Politiker und<br />

Wirtschaftsbosse unsere Zukunft verjubeln. <strong>Greenpeace</strong><br />

hat die Vision, die Arktis kommenden Generationen<br />

als Naturparadies zu hinterlassen. Die Zeit<br />

dafür ist knapp. Daher zählt jetzt weltweit der Einsatz<br />

jedes Einzelnen, der sich für die Arktis einsetzt – auch<br />

in Österreich kämpft <strong>Greenpeace</strong> mit ganzer Kraft für<br />

dieses Ziel. ●<br />

www.schuetztdiearktis.at<br />

Fotos: Christian Åslund/GP (4)<br />

Foto: Daniel Beltrá/GP<br />

Flotte für<br />

den<br />

Umweltschutz<br />

—Melanie Aldrian<br />

Die „Arctic Sunrise“, eines der drei<br />

<strong>Greenpeace</strong>-Schiffe, kreuzt auf den<br />

Meeren, um vor Ort für ihren Schutz<br />

zu sorgen.<br />

Die Geschichte von <strong>Greenpeace</strong> hat auf dem Meer begonnen.<br />

Und immer noch setzen sich täglich Aktivisten<br />

in teils spektakulären Aktionen gegen Überfischung,<br />

Walfang oder Ölbohrungen auf hoher See ein. Sie<br />

schicken Bilder um die Welt, um Umweltverbrechen<br />

aufzudecken, die sonst verborgen bleiben würden.<br />

Zu Beginn von <strong>Greenpeace</strong> in den Siebzigerjahren<br />

stoppte das Gründungsteam den unterirdischen Atomtest<br />

der USA vor Amchitka. Auch den blutrünstigen<br />

Walfang dokumentierte das erste <strong>Greenpeace</strong>-Team<br />

und verbreitete die Nachrichten davon rund um die<br />

Welt – die Bilder sorgten für Empörung, der Walfang<br />

wurde zur politischen Agenda.<br />

Derzeit ist die „Arctic Sunrise“ entlang der europäischen<br />

Küsten auf Tour. Ihr Ziel: eine nachhaltige<br />

Fischerei und die Kehrtwende der „Gemeinsamen<br />

Europäischen Fischereipolitik“, die sich gerade im<br />

Reformprozess befindet. Von März bis Juni 2013 fährt<br />

das europäische <strong>Greenpeace</strong>-Team auf der „Arctic Sunrise“<br />

von Hafen zu Hafen, um kleingewerbliche Fischer<br />

zu unterstützen. Ihre Lebensgrundlage ist durch die<br />

Fischereiindustrie gefährdet. Während der Kampagne<br />

geht es auch um einen Dialog mit Politikern und der<br />

Fischereiindustrie.<br />

Es ist höchste Zeit für eine Neuordnung der Fischerei,<br />

denn die Weltmeere sind dramatisch überfischt. Einige<br />

wenige überdimensionierte europäische Fangschiffe<br />

ziehen eine Spur der Verwüstung durch die Weltmeere.<br />

So zerstören sie die Umwelt und die Lebensgrundlagen<br />

kleingewerblicher und nachhaltiger Fischer. ●<br />

Die „Arctic Sunrise“ im Gebiet der Eisbären. Derzeit tourt sie für nachhaltige Fischerei in Europa.<br />

20 21


Die Erde ist …<br />

… der schönste Ort der Welt. Aber<br />

wenn wir nicht mit aller Energie ihrer<br />

Zerstörung entgegenwirken, wird es<br />

diesen Ort so nicht mehr lange geben.<br />

Wir haben in den letzten 30 Jahren viel erreicht. Dank<br />

Ihrer Hilfe sind wir in vielen gefährdeten Regionen der<br />

Erde ein gutes Stück weitergekommen. Dafür wollen<br />

wir uns bei Ihnen bedanken.<br />

<strong>Greenpeace</strong> ist die einzige weltweit arbeitende Nichtregierungsorganisation<br />

(NGO), die sich völlig unabhängig<br />

von Regierungen und Konzernen nur aus<br />

privaten Spenden finanziert. Millionen Menschen unterstützen<br />

unsere Ziele. Nur mit dieser Unterstützung<br />

können wir den nötigen Druck ausüben.<br />

Der weltweite Kampf gegen Umweltverbrechen ist<br />

nicht billig. Einige Beispiele: 17 Euro kostet die Versorgung<br />

eines Aktivisten an Bord unserer Schiffe pro<br />

Tag. 60 Euro brauchen wir für die Erstellung von hundert<br />

Info-Foldern. 200 Euro kann die Untersuchung<br />

einer Probe ausmachen, zum Beispiel von Pollen auf<br />

tödliche Insektizide. 20.000 Euro kostet eines der<br />

Schlauchboote von <strong>Greenpeace</strong>.<br />

Bitte unterstützen Sie unsere Aktionen mit Ihrer<br />

Spende – jeder Beitrag zählt!<br />

Wir haben ein Ziel vor Augen: eine Welt ohne Umweltverbrechen.<br />

Wir kommen auf unserem Weg nur<br />

vorwärts, wenn Sie an unserer Seite bleiben und uns<br />

weiter mit Ihrer Spende unterstützen. ●<br />

Geben Sie nicht auf!<br />

Helfen Sie uns<br />

weiterhin, für die<br />

Umwelt zu kämpfen!<br />

Unser Planet braucht<br />

Ihre Spende!<br />

Foto: Sylvie Bouchard/Shutterstock<br />

Impressum<br />

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: <strong>Greenpeace</strong> in Zentralund<br />

Osteuropa, Fernkorngasse 10, 1100 Wien; Tel. 01/545 45 80,<br />

www.greenpeace.at Spendenkonto: Erste Bank: 822 212 198 00, BLZ:<br />

20111, www.greenpeace.at/spenden Chefredaktion: Sonja Hödl, Lukas<br />

Meus Redaktion: Melanie Aldrian, Christine Gebeneter, Antje Helms,<br />

Julia Kerschbaumsteiner, Robert Korbei, Herwig Schuster E-Mail: act@<br />

greenpeace.at Bildredaktion: Georg Mayer Konzept und Herstellung:<br />

Falter Verlagsgesellschaft m. b. H., Bereich Corporate Publishing, Marc-<br />

Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: 01/536 60-0, E: magazine@falter.at Grafik:<br />

Beton — Gruppe für Gestaltung. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus<br />

Offenlegung: Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter<br />

www.greenpeace.at ständig abrufbar. ZVR 961128260<br />

ACT erscheint viermal jährlich auf 100-%-Recyclingpapier. Ab einer Jahresspende<br />

von € 40 wird Ihnen ACT gratis zugesandt. Die nächste Ausgabe<br />

erscheint im September 2013.<br />

22<br />

23


Mercedes Echerer,<br />

Schauspielerin<br />

Aus einer Auflehnung<br />

gegen das Establishment<br />

wurde eine Haltung für<br />

mein weiteres Leben und<br />

<strong>Greenpeace</strong> dabei mein<br />

Wegbegleiter – seit nun<br />

schon 30 Jahren! Ihr<br />

habt bewiesen, dass man<br />

sich wirksam für die<br />

Welt einbringen kann!<br />

Monica Weinzettl<br />

& Gerold Rudle,<br />

Kabarettisten<br />

Seit 30 Jahren gibt<br />

es mit <strong>Greenpeace</strong> in<br />

Österreich eine gewichtige<br />

Stimme im Kampf<br />

um den Menschen, die<br />

Umwelt und die Zurückgewinnung<br />

von Werten,<br />

die nicht auf Geld und<br />

Macht basieren.<br />

Vera Russwurm,<br />

Moderatorin<br />

Vieles von dem, was<br />

heute über Umwelt und<br />

Eigenverantwortlichkeit<br />

präsent ist, war vor 30<br />

Jahren einer engagierten<br />

Gruppe vorbehalten.<br />

Dass sich in unser aller<br />

Denken sehr viel verändert<br />

hat, verdanken wir<br />

auch <strong>Greenpeace</strong>.<br />

Annette Grathoff,<br />

Projektleiterin<br />

<strong>Greenpeace</strong> vertraue<br />

ich meine finanzielle<br />

Unterstützung an. Weil<br />

sie jahrelange Erfahrung<br />

und Erfolge vorzuweisen<br />

haben und durch eine<br />

geschickte Mischung aus<br />

Kompetenz und Aufrütteln<br />

zu sehr vielen Menschen<br />

Zugang finden.<br />

POSTDIENST<br />

Thomas Maurer,<br />

Kabarettist<br />

Die Verantwortung für<br />

unsere Umwelt sollte<br />

man nicht allein den<br />

Konsumentinnen und<br />

Konsumenten aufbürden.<br />

Da muss die Politik<br />

handeln. Darum ist es<br />

gut, dass <strong>Greenpeace</strong> auf<br />

höchster Ebene Druck<br />

macht.<br />

Lukas Manzenreiter,<br />

Student<br />

Ich habe einfach das<br />

Gefühl, dass es mir<br />

besser geht als den<br />

meisten anderen<br />

Menschen auf diesem<br />

Planeten und dass ich<br />

somit auch eine gewisse<br />

Verantwortung habe,<br />

zu seiner Erhaltung<br />

beizutragen.<br />

Fotos: Gabriela Brandenstein; Manfred Baumann; inge prader; www.lukasbeck.com; privat (2)<br />

Das waren 30 Jahre schonungsloser<br />

Kampf für Mensch und Natur.<br />

Erfolgreich. Spenden Sie jetzt und ermöglichen<br />

Sie das auch für weitere Jahre!<br />

Erste Bank, 822 212 198 00, BLZ 20111<br />

oder unter www.greenpeace.at

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