Wohnen statt Weben Umnutzung einer tuchfabrik in ... - Bauverlag
Wohnen statt Weben Umnutzung einer tuchfabrik in ... - Bauverlag
Wohnen statt Weben Umnutzung einer tuchfabrik in ... - Bauverlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
O b j e k t e<br />
24<br />
<strong>Wohnen</strong> <strong>statt</strong> <strong>Weben</strong><br />
<strong>Umnutzung</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>tuchfabrik</strong> <strong>in</strong> euskirchen zu Loftwohnungen<br />
kaum zu glauben, dass die unmittelbar am Stadtpark von euskirchen gelegene <strong>tuchfabrik</strong> über jahrzehnte<br />
leer stand bis erich kuhns sie kaufte und sich mutig dazu entschloss, aus den alten Industriebauten<br />
Loftwohnungen zu machen. Deren Atmosphäre strahlt nach Abschluss der Umbau- und Sanierungsarbeiten<br />
im Sommer dieses jahres gleichermaßen räumliche Großzügigkeit wie auch angemessene<br />
Intimität aus. erreicht wird dies durch je Loft e<strong>in</strong>e als Raum im Raum frei <strong>in</strong> die Fabriketagen<br />
e<strong>in</strong>gestellte, vom Münchner Architekten Prof. bernd Meyerspeer entworfene trockenbaubox.<br />
Das Fabrikationsgebäude der<br />
Schiffmannschen Tuchfabrik<br />
<strong>in</strong> Euskirchen vor der <strong>Umnutzung</strong><br />
zu Loftwohnungen<br />
L o f t<br />
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst,<br />
Bielefeld<br />
Die Textil<strong>in</strong>dustrie blickt hierzulande<br />
auf e<strong>in</strong>e bewegte<br />
Vergangenheit zurück: Der<br />
Beg<strong>in</strong>n der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Tuchherstellung g<strong>in</strong>g Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts durch<br />
die Weberaufstände mit sozialen<br />
Unruhen e<strong>in</strong>her. Das<br />
bedeutendste Theaterstück<br />
des deutschen Dramatikers<br />
Gerhard Hauptmann – „Die<br />
Weber“ – legt hiervon e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
Zeugnis ab. Der<br />
„Stoff“ war damals so brisant,<br />
dass Kaiser Wilhelm II. 1894<br />
nach der Uraufführung des<br />
Stückes am Deutschen Theater<br />
erklärte, dass er dieses<br />
Theater nicht wieder betreten<br />
werde. In diese Zeit fällt auch<br />
die Gründung der 1883 von<br />
Josef Schiffmann <strong>in</strong> Euskirchen<br />
am Mitbach eröffneten<br />
Voll<strong>tuchfabrik</strong>, die noch bis<br />
1960 den gesamten Produktionsprozess<br />
von der Rohwolle<br />
bis h<strong>in</strong> zum fertigen Tuch<br />
durchführte. In der zweiten<br />
Fotos (2): Erich Kuhns<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
deutete sich aber schon e<strong>in</strong>e<br />
weitere gravierende Veränderung<br />
<strong>in</strong> der Geschichte der<br />
Textil<strong>in</strong>dustrie an: die Verlagerung<br />
der <strong>in</strong>dustriellen Tuchherstellung<br />
<strong>in</strong>s ferne Ausland.<br />
Die Textil<strong>in</strong>dustrie verschwand<br />
nach und nach aber<br />
nicht nur aus Deutschland,<br />
auch <strong>in</strong> den Niederlanden, <strong>in</strong><br />
Frankreich und England sah<br />
es nicht viel anders aus. Übrig<br />
blieben Gebäude mit vertrauten<br />
Namen wie Weberei<br />
und Sp<strong>in</strong>nerei und solche mit<br />
so exotischen Begriffen wie<br />
Krempelei, Zwirnerei oder<br />
Hechelei – allesamt funktionslos<br />
gewordene Produktionsstufen<br />
der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Textilherstellung. Wie sehr<br />
die Abwanderung der Textil<strong>in</strong>dustrie<br />
auch <strong>in</strong> den Bestand<br />
der Gebäude, die e<strong>in</strong>st zur <strong>in</strong>dustriellen<br />
Herstellung der<br />
Tuche dienten, e<strong>in</strong>gegriffen<br />
hat, beweist die Zahl der heute<br />
noch existierenden Tuchfabriken<br />
<strong>in</strong> Euskirchen: Die<br />
am Stadtpark gelegene Schiff-<br />
mannsche Fabrik ist die letzte<br />
von ehemals 18 Tuchfabriken<br />
<strong>in</strong>mitten der Kernstadt. Da<br />
wundert es schon e<strong>in</strong> wenig,<br />
dass das Amt für Denkmalpflege<br />
diese erst 2003 unter<br />
Denkmalschutz stellte.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus sehen die <strong>in</strong><br />
Ziegelbauweise errichteten<br />
Gebäude mit ihren Zierfriesen<br />
und dem bauplastischen<br />
Schmuck jener Jahre auch<br />
noch recht ansehnlich aus.<br />
Das fand auch Erich Kuhns,<br />
Geschäftsführer der Millennium<br />
Novum GmbH & Co.<br />
KG, als er das aus Kontorhaus,<br />
Fabrikationshalle, Kesselhaus<br />
mit Schlot und den um 1900<br />
angebauten Sheddachhallen<br />
bestehende Ensemble 1999<br />
auf <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Versteigerung spontan<br />
erwarb.<br />
Lofts mit e<strong>in</strong>gestellter box<br />
Das war e<strong>in</strong> mutiger Schritt<br />
für den <strong>in</strong> Baufragen ansonsten<br />
noch unbeschlagenen<br />
Bauherrn, denn zu diesem<br />
Zeitpunkt wusste Erich Kuhns<br />
B a u h a n d w e r k 1 1 / 2 0 0 5
noch nicht, was aus den alten<br />
Gebäuden e<strong>in</strong>mal werden<br />
sollte. Gemäß dem Wunsch<br />
der Stadt wurde zunächst e<strong>in</strong><br />
geladener Architektenwettbewerb<br />
mit dem Ziel <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />
gastronomischen Nutzung<br />
ausgeschrieben. Diese erschien<br />
den Banken, die man<br />
als Geldgeber für die Umbauarbeiten<br />
gew<strong>in</strong>nen wollte,<br />
letztendlich jedoch unwirtschaftlich.<br />
Fündig wurde man<br />
schließlich mit der Idee <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />
<strong>Umnutzung</strong> der Fabrik zu<br />
Loftwohnungen. Der Entwurf<br />
des Münchner Architekten<br />
Flur<br />
Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1 : 500<br />
1 1 / 2 0 0 5 B a u h a n d w e r k<br />
Prof. Bernd Meyerspeer,<br />
dessen Wettbewerbsbeitrag<br />
für die gastronomische Nutzung<br />
sich s<strong>e<strong>in</strong>er</strong>zeit schon<br />
durch hohe Achtung vor der<br />
besonderen Qualität des historischen<br />
Fabrikensembles<br />
ausgezeichnet hatte, schob<br />
den Industrieetagen der<br />
Fabrik nun e<strong>in</strong>e schlüssige<br />
Grundrissgestaltung e<strong>in</strong>: In<br />
jede der Wohnungen <strong>in</strong> der<br />
ehemaligen Fabrikationshalle,<br />
dem heutigen Loftbau I<br />
und II, ist zentral e<strong>in</strong> Versorgungsblock<br />
<strong>in</strong> Trockenbauweise<br />
e<strong>in</strong>gestellt, der das Loft<br />
Eltern Eltern K<strong>in</strong>d<br />
K<strong>in</strong>d Eltern Eltern K<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>d Eltern<br />
Eltern K<strong>in</strong>d<br />
Loft<br />
Bad<br />
Terrasse<br />
Ankleide<br />
Bad<br />
Loft<br />
Terrasse<br />
Flur<br />
Bad<br />
Küche<br />
Loft<br />
Terrasse<br />
Flur<br />
Arbeiten<br />
Bad<br />
Loft<br />
Terrasse<br />
Ankleide<br />
Bad<br />
B<br />
Terrasse<br />
Flur<br />
B<br />
Bad<br />
Küche<br />
Loft Loft<br />
Terrasse<br />
Flur<br />
Bad<br />
Loft<br />
Ankleide<br />
Terrasse<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Nord- und Südteil<br />
trennt. Hiermit erreicht man<br />
nicht nur e<strong>in</strong>e höhere Wirtschaftlichkeit<br />
bei der haustechnischen<br />
Versorgung der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Wohne<strong>in</strong>heiten,<br />
sondern schafft auch e<strong>in</strong>en<br />
den Loftgrundriss teilenden<br />
Raum für Intimität: Bad, Gäste-WC<br />
und Hauswirtschaftsraum<br />
bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />
Box. Die Küchenzeile dockt<br />
zu dem im südlichen Teil des<br />
Lofts gelegen Wohnraum h<strong>in</strong><br />
an der Stirnseite dieses Blocks<br />
an. E<strong>in</strong>e darüber liegende Galerieebene<br />
bietet <strong>in</strong> den mei-<br />
Ankleide<br />
Bad<br />
A<br />
Loft<br />
A<br />
Flur<br />
Terrasse<br />
Flur<br />
K<strong>in</strong>d<br />
Bad<br />
Loft<br />
Eltern<br />
Terrasse<br />
Ankleide<br />
Das Fabrikationsgebäude<br />
nach den Mitte dieses Jahres<br />
abgeschlossenen Sanierungs-<br />
und Umbauarbeiten<br />
(Foto: Thomas Wieckhorst)
O b j e k t e<br />
26<br />
In die Loftwohnungen wurden<br />
Versorgungsboxen <strong>in</strong> Trockenbauweise<br />
e<strong>in</strong>gestellt<br />
Bild auf gegenüberliegender<br />
Seite: Von den aus Ziegeln<br />
gemauerten Außenwänden<br />
wurde <strong>in</strong>nen der alte Putz<br />
abgeschlagen, die Fugen ausgebessert<br />
und im Anschluss<br />
alles mit weißer M<strong>in</strong>eralfarbe<br />
gestrichen<br />
Nach Entrümpelung des Fabrikationsgebäudes<br />
mussten<br />
neben den Dächern auch<br />
e<strong>in</strong>ige Wände geschlossen<br />
werden<br />
L o f t<br />
sten der Loftwohnungen e<strong>in</strong>e<br />
zusätzliche, flexibel nutzbare<br />
Fläche und strukturiert zudem<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />
Treppe das Raumvolumen.<br />
Schlaf- und Wohn- beziehungsweise<br />
Arbeitszonen<br />
werden mit raumhohen<br />
Schiebetüren vone<strong>in</strong>ander<br />
getrennt. So kann bei Bedarf<br />
e<strong>in</strong> Raum optisch abgeschlossen<br />
werden – bei<br />
geöffneten Schiebetüren<br />
Fotos (4): Thomas Wieckhorst<br />
bleibt der offene Charakter<br />
des Lofts aber erhalten.<br />
Rückbau und<br />
neue erschließung<br />
Die planerische und bauliche<br />
Umsetzung des Entwurfs von<br />
Prof. Bernd Meyerspeer lag <strong>in</strong><br />
den Händen der Architekten<br />
Arthur Packy und Mart<strong>in</strong> Otto<br />
von der Millennium Novum<br />
GmbH & Co. KG aus Euskirchen.<br />
Als diese geme<strong>in</strong>sam<br />
mit dem Bauherrn das Areal<br />
besichtigten, wurde schnell<br />
klar, dass hier zunächst umfangreich<br />
weggeräumt werden<br />
musste, um die neue<br />
Nutzung <strong>in</strong> den alten Fabrikgebäuden<br />
unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />
„Da standen Bäume dr<strong>in</strong>. Unsere<br />
ersten Arbeiten bestanden<br />
dar<strong>in</strong>, diese zusammen<br />
mit fünf Conta<strong>in</strong>ern voll leerer<br />
Dosen aus den Gebäuden zu<br />
schaffen“, er<strong>in</strong>nert sich Erich<br />
Kuhns. Dann begannen die<br />
Abbruch- und Sicherungsarbeiten.<br />
Mehrere Holzanbauten<br />
und die Überreste der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Nutzung mussten an<br />
und aus den Fabrikhallen entfernt<br />
werden. Maueröffnungen<br />
und vor allem die Dächer<br />
mussten geschlossen werden.<br />
Auf dem Lofthaus I fehlte das<br />
Dach ganz. Hier betonierten<br />
die Rohbauer e<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>ganker<br />
auf die Kronen der Ziegelaußenmauern,<br />
auf den die<br />
Zimmerleute den komplett<br />
neu errichteten Dachstuhl<br />
stellten. Nach Vorgaben der<br />
Denkmalpflege verlegten<br />
die Dachdecker auf dem nun<br />
wärmegedämmten Dach<br />
neue kle<strong>in</strong>formatige Falzziegel.<br />
Das auf dem Lofthaus II<br />
noch vorhandene Massivdach<br />
aus Betonplatten versahen die<br />
Handwerker ebenfalls mit<br />
Wärmedämmplatten, brachten<br />
hier als neue Dachhaut<br />
jedoch Teerpappe auf. Zusätzlich<br />
befestigten sie e<strong>in</strong>e<br />
B a u h a n d w e r k 1 1 / 2 0 0 5
Treppenhaus<br />
Aufzug<br />
Loft<br />
Loft<br />
Loft<br />
Loft<br />
Schnitt AA, Maßstab 1 : 250 Schnitt BB, Maßstab 1 : 250<br />
1 1 / 2 0 0 5 B a u h a n d w e r k<br />
Treppenhaus<br />
Aufzug<br />
Galerie<br />
Bad<br />
Galerie<br />
Bad<br />
Galerie<br />
Bad<br />
Loft<br />
Loft<br />
Loft
O b j e k t e<br />
28<br />
Die Anschlussfugen wurden<br />
abschließend mit Spachtelmaterial<br />
geschlossen<br />
Bild oben rechts: Über der<br />
Versorgungsbox ist <strong>in</strong> dieser<br />
Loftwohnung noch reichlich<br />
Platz für e<strong>in</strong> Schlafzimmer<br />
Bild unten rechts: Badezimmer<br />
<strong>in</strong> der Versorgungsbox<br />
Blick l<strong>in</strong>ks und rechts vorbei<br />
an der Versorgungbox<br />
L o f t<br />
Dämmschicht auf der Innenseite<br />
der Betonplatten.<br />
Auf der Nordseite der ehemaligen<br />
Fabrikationshalle<br />
schnitten die Rohbauer drei<br />
neue Treppenhäuser mit Aufzügen<br />
<strong>in</strong> die Geschossdecken<br />
e<strong>in</strong> und betonierten die Treppen<br />
dar<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sichtbeton. „So<br />
haben wir durch die neuen<br />
Treppenhäuser nach Norden<br />
h<strong>in</strong> nur je e<strong>in</strong> Fenster verloren.<br />
Die Treppen s<strong>in</strong>d betonsichtig<br />
geblieben, um sie als<br />
neu h<strong>in</strong>zugefügte Bauteile zu<br />
kennzeichnen“, erzählt Erich<br />
Kuhns. Das alte Treppenhaus<br />
auf der Südseite des Loftbaus<br />
I wurde dagegen abgerissen<br />
und die hierdurch entstandenen<br />
Maueröffnungen mit<br />
großen, grau gestrichenen<br />
Holzfenstern aus Meranti für<br />
die nun dah<strong>in</strong>ter liegenden<br />
Loftwohnungen geschlossen.<br />
Die Fugen des Ziegelmauerwerks<br />
mussten außen 1,5 cm<br />
tief ausgestemmt und mit<br />
grauem Trasszement neu<br />
verfugt werden. Nachdem die<br />
Handwerker <strong>in</strong>nen den alten<br />
Putz abgeschlagen hatten,<br />
erhielt das Ziegelmauerwerk<br />
hier lediglich e<strong>in</strong>en Anstrich<br />
mit weißer M<strong>in</strong>eralfarbe. Die<br />
von den Maurern <strong>in</strong> den Fabriketagen<br />
aus Kalksandste<strong>in</strong>en<br />
hochgezogenen Treppenhaus-<br />
und Wohnungstrennwände<br />
erhielten dagegen e<strong>in</strong>en<br />
glatten Masch<strong>in</strong>enputz (MP<br />
75 von Knauf).<br />
Raum im Raum<br />
Alle anderen raumgliedernden<br />
Wände haben die Mitarbeiter<br />
der Firma Mühlste<strong>in</strong><br />
und der HL Malerwerkstätten<br />
aus Euskirchen <strong>in</strong> Trockenbau<br />
ausgeführt, wobei<br />
die Anforderungen an den<br />
Schall- und Brandschutz mit<br />
Standard-Konstruktionen der<br />
Firma Knauf erreicht werden<br />
konnten. Auch beim Bau der<br />
B a u h a n d w e r k 1 1 / 2 0 0 5<br />
Fotos (4): Thomas Wieckhorst<br />
Fotos (2): Knauf / Andi Albert
Versorgungsbox griffen die<br />
Handwerker auf Konstruktionen<br />
von Knauf zurück: das<br />
neue Raum-<strong>in</strong>-Raum System<br />
K375. Zur Montage dieses<br />
Raum-<strong>in</strong>-Raum Systems befestigten<br />
die Handwerker<br />
zunächst die Grundstützen<br />
der Tragkonstruktion an der<br />
Fußplatte mit je vier Schwerlastdübeln<br />
auf dem Fußboden<br />
und richteten diese dann mit<br />
Justierschrauben aus. Danach<br />
wurde die Höhe der Grundstützen<br />
am Teleskopkopfstück<br />
e<strong>in</strong>gestellt und mit je zwei<br />
selbstschneidenden Schrauben<br />
fixiert. Nun konnten die<br />
Handwerker e<strong>in</strong> UA-Profil<br />
umlaufend an den hierfür am<br />
Teleskopkopfstück vorgesehenen<br />
Aufnahmeelementen<br />
mit M8-Schrauben und Mutter<br />
anschrauben. Zur Befestigung<br />
der äußeren Wandbeplankung<br />
mussten nun<br />
nur noch die UW-Profie auf<br />
dem umlaufenden UA-Profil<br />
befestigt werden – fertig ist<br />
1 1 / 2 0 0 5 B a u h a n d w e r k<br />
die Tragkonstruktion für die<br />
Versorgungsbox.<br />
Für die nun folgende Montage<br />
der freitragenden Decke<br />
schraubten die Handwerker<br />
zunächst UW-Profile als Randanschluss<br />
an das umlaufende<br />
UA-Profil mit Blechschrauben<br />
(LB 3,5 x 16) an. Danach<br />
fügten sie die als Tragprofile<br />
verwendeten CW-Profile mit<br />
Blechschrauben (LB 3,5 x 9,5)<br />
zu Doppelprofilen zusammen.<br />
Das gleiche Prozedere<br />
erfolgte mit den UA-Profilen;<br />
hierzu verwendeten die Handwerker<br />
allerd<strong>in</strong>gs M8-Schrauben<br />
und Muttern. Dann wurden<br />
die aus den CW-Profilen<br />
zusammengefügten Doppelprofile<br />
<strong>in</strong> die UW-Randprofile<br />
e<strong>in</strong>geschoben und im oberen<br />
und unteren Flanschbereich<br />
vernietet. Bei den aus UA-<br />
Profilen zusammengefügten<br />
Doppelprofilen erfolgte der<br />
Anschluss mit Verb<strong>in</strong>dungsw<strong>in</strong>keln<br />
an das umlaufende<br />
UA-Profil.<br />
Ankleide<br />
Eltern K<strong>in</strong>d<br />
K<strong>in</strong>d<br />
Bad<br />
WC<br />
HW<br />
Loft<br />
Balkon<br />
Flur<br />
Treppenhaus<br />
Flur<br />
WC<br />
HW<br />
Grundriss Dachgeschoss, Maßstab 1 : 200<br />
Loft<br />
Bad<br />
Balkon<br />
Eltern<br />
Ankleide
O b j e k t e<br />
30<br />
An der <strong>in</strong> Trockenbauweise<br />
als Raum im Raum <strong>in</strong> die<br />
Loftwohnungen e<strong>in</strong>gestellten<br />
Versorgungbox dockt<br />
zum Wohnzimmer h<strong>in</strong> die<br />
Küchenzeile an (Bild auf gegenüberliegender<br />
Seite; Foto:<br />
Knauf / Andi Albert)<br />
L o f t<br />
Zur Beplankung der Decke<br />
verlegten die Handwerker die<br />
Gipskartonplatten quer zu den<br />
Doppelprofilen. Mit der Befestigung<br />
der Platten begannen<br />
sie von der Plattenmitte oder<br />
von <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Plattenecke aus, um<br />
Stauchungen zu vermeiden.<br />
Bei der Montage der Wände<br />
versahen die Handwerker<br />
die UW-Randprofile für den<br />
Anschluss an den Fußboden<br />
mit je zwei Wülsten Trennwandkitt<br />
und befestigten diese<br />
dann auf dem Fußboden.<br />
Die Verb<strong>in</strong>dung des oberen<br />
Randprofils mit dem UA-<br />
Profil der Tragkonstruktion<br />
stellten sie mit Blechschrauben<br />
(LB 3,5 x 16) her. Danach<br />
wurden die im Achsabstand<br />
62,5 cm auf Länge gerichteten<br />
CW-Ständerprofile <strong>in</strong> die<br />
UW-Profile e<strong>in</strong>gestellt und<br />
ausgerichtet. Die Beplankung<br />
erfolgte hier mit raumhohen<br />
Gipskartonplatten. Die unte-<br />
re Anschlussfuge wurde mit<br />
Spachtelmaterial geschlossen,<br />
der Deckenanschluss erfolgte<br />
mit Knauf Uniflott und Papierfugendeckstreifen.<br />
Besonders bei der <strong>Umnutzung</strong><br />
alter Fabriketagen zu<br />
Loftwohnungen bietet das<br />
frei im bestehenden Raum<br />
aufstellbare Trockenbausystem<br />
als wirtschaftlich optimierte<br />
Konstruktion e<strong>in</strong> hohes<br />
Maß an Flexibilität und<br />
Sicherheit.<br />
Die Heizzentrale bef<strong>in</strong>det sich<br />
<strong>in</strong> der Bodenwanne des alten<br />
Aufzugsschachtes im Erdgeschoss.<br />
Von hier aus laufen<br />
die Versorgungsleitungen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Betonschacht im Erdgeschossfußboden<br />
bis zu den<br />
Steigleitungen, welche die Bäder<br />
<strong>in</strong> den Boxen versorgen.<br />
Von hier aus erhält auch die<br />
Fußbodenheizung unter dem<br />
Eichenparkett oder unter den<br />
Fliesen und unter den mit Ep-<br />
oxydharz beschichteten Fußböden<br />
<strong>in</strong> den Versorgungsräumen<br />
der Box ihr heißes<br />
Wasser.<br />
Fazit<br />
Das Loft – zur Zeit der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Revolution Ausdruck<br />
<strong>e<strong>in</strong>er</strong> mehrgeschossig parzellierten<br />
Fabrikationsstätte oder<br />
Lagerhalle – ist heute mehr<br />
denn je e<strong>in</strong> begehrter <strong>in</strong>nerstädtischer<br />
Ort zum <strong>Wohnen</strong><br />
und Arbeiten. Für Städte, die<br />
wie Euskirchen auf Grund<br />
ihrer Entwicklungsgeschichte<br />
gewerbliche Bauten dieser Art<br />
noch besitzen, bietet sich mit<br />
der <strong>Umnutzung</strong> der ehemaligen<br />
Fabrik- und Gewerbebauten<br />
e<strong>in</strong>e Chance, vormals<br />
brach liegendes Areal urban<br />
wiederzubeleben. In Euskirchen<br />
ist dieses jedenfalls <strong>in</strong><br />
der ehemaligen Tuchfabrik<br />
Schiffmann gelungen – und<br />
B a u h a n d w e r k 1 1 / 2 0 0 5<br />
Foto: Thomas Wieckhorst
In dieser Wohnung werten<br />
die alten Ziegelste<strong>in</strong>e und der<br />
mit Epoxidharz beschichtete<br />
Fußboden den Loftcharakter<br />
zusätzlich auf<br />
(Foto: Knauf / Andi Albert)<br />
Baubeteiligte<br />
Bauherr:<br />
Erich Kuhns, Millennium<br />
Novum GmbH & Co. KG,<br />
Euskirchen<br />
Entwurf:<br />
Prof. Dipl.-Ing. Bernd<br />
Meyerspeer, München<br />
Planung, Statik<br />
und Bauleitung:<br />
Dipl.-Ing. Arthur Packy und<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Otto,<br />
Euskirchen<br />
Rohbauarbeiten:<br />
Knoll GmbH, Münstereifel<br />
Zimmererarbeiten:<br />
Hubert Bruns, Mechernich<br />
Dachdecker-<br />
und Klempnerarbeiten:<br />
H. Vohsen GmbH, Euskirchen<br />
Trockenbauarbeiten:<br />
Firma Mühlste<strong>in</strong>,<br />
Euskirchen<br />
HL Malerwerkstätten<br />
GmbH, Euskirchen<br />
Fenster- und Türenbau:<br />
Gebr. Otto und He<strong>in</strong>rich<br />
Müller GmbH,<br />
Essen-Borbeck<br />
Estrichlegerarbeiten:<br />
He<strong>in</strong>z Recht GmbH,<br />
Brühl<br />
Schlosserarbeiten:<br />
Schlosserei Toni Schmitz,<br />
Euskirchen<br />
Gerüstbauarbeiten:<br />
Walter Schmitz, Köln<br />
das bei 1850 bis 2100 Euro je<br />
Quadratmeter Wohnfläche<br />
zu e<strong>in</strong>em sehr günstigen<br />
Kaufpreis für Loftwohnungen<br />
dieser Art. Und von den aus<br />
Doppel-T-Trägern vor die Südfassade<br />
gestellten Balkonen<br />
hat man obendre<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong>en<br />
herrlichen Ausblick <strong>in</strong><br />
den Stadtpark. Von dem dürfen<br />
die Bewohner sogar noch<br />
e<strong>in</strong>en 6 m breiten Streifen<br />
mitnutzen, der von der Stadt<br />
als Dienstbarkeit zur Verfügung<br />
gestellt wurde. Und dass<br />
ist <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem<br />
<strong>in</strong>dustriellen Charakter der<br />
großzügigen Loftwohnungen<br />
und dem herrlichen Ausblick<br />
<strong>in</strong> den Stadtpark eigentlich<br />
unbezahlbar.<br />
B a u h a n d w e r k 1 1 / 2 0 0 5