01.01.2014 Aufrufe

Adivasi. Hoffnung und Kampf der indischen - Gossner Mission

Adivasi. Hoffnung und Kampf der indischen - Gossner Mission

Adivasi. Hoffnung und Kampf der indischen - Gossner Mission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Johar – Manifest <strong>der</strong> Jharkhandis‘ Organisation<br />

for Human Rights<br />

In dem Manifest blicken die <strong>Adivasi</strong> auf das Eindringen <strong>der</strong> Fremden in ihr Land zurück. Die fre<strong>und</strong>liche<br />

Aufnahme <strong>und</strong> den Gruß »Johar« haben die Fremden nicht angenommen, son<strong>der</strong>n alles zerstört<br />

o<strong>der</strong> weggenommen, was für die <strong>Adivasi</strong> wichtig ist: Natur, Land, Gemeinschaft, kulturelle Identität ...<br />

»Johar« ist für uns Jharkhandis mehr als nur<br />

ein Wort. Dahinter steht eine lange Geschichte,<br />

<strong>und</strong> die hat es erfüllt mit dem Besten,<br />

was wir zu bieten haben.<br />

»Johar« ist eine Geisteshaltung,<br />

eine Lebenshaltung,<br />

ein Gefühl <strong>und</strong> ein Ausdruck<br />

des Annehmens, <strong>der</strong><br />

Dankbarkeit, <strong>der</strong> Verehrung,<br />

des Zusammenseins,<br />

ein Gruß. »Johar« ist eine<br />

Huldigung ... ein Segenswort.<br />

Auch wenn wir unterschiedliche<br />

Sprachen sprechen,<br />

so hat es sicher seinen<br />

guten Gr<strong>und</strong>, wenn<br />

»Johar« eines <strong>der</strong> gebräuchlichsten<br />

Worte ist, das unsere<br />

verschiedenen <strong>Adivasi</strong>-Völker<br />

benutzen. Unsere<br />

Santhal, unsere M<strong>und</strong>a, unsere<br />

Ho, unsere Oraon, unsere<br />

Kharia <strong>und</strong> alle an<strong>der</strong>n<br />

<strong>Adivasi</strong>-Nachbarn grüßen<br />

einan<strong>der</strong> mit dem Ausdruck<br />

»Johar«. Es ist unser<br />

erstes Wort, wenn wir uns<br />

zum ersten Mal begegnen.<br />

»Johar« war auch unser<br />

erstes Wort, um die dikus<br />

in Jharkhand am Anfang<br />

zu grüßen. Aber heute sehen<br />

wir, dass unser »Johar«<br />

von den Fremden nicht nur<br />

missverstanden worden ist,<br />

son<strong>der</strong>n es wurde gar mit<br />

Füßen getreten <strong>und</strong> beleidigt.<br />

So kommt es, dass unser<br />

Land <strong>und</strong> unsere Gemeinschaft<br />

heute in Unruhe<br />

versetzt sind. Denn dieses<br />

Land, diese Luft, dieses<br />

Wasser, die uns gegeben<br />

worden sind, um uns zu<br />

schützen <strong>und</strong> von uns beschützt<br />

zu werden, sie sind<br />

beleidigt worden.<br />

Während Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

haben wir die dichten<br />

Wäl<strong>der</strong> durchstreift <strong>und</strong><br />

darin gelebt, <strong>und</strong> jeden Tag haben wir viel<br />

von <strong>der</strong> Natur gelernt. Die Natur hat uns genährt<br />

wie eine Mutter, <strong>und</strong> wir haben sie dafür<br />

geachtet <strong>und</strong> verehrt. Genauso wie kein<br />

Mensch leben kann, ohne dass er frei Luft<br />

holen kann, so können auch wir nicht leben,<br />

ohne dass wir den Wald frei benutzen können.<br />

Aber heute werden unsere Wäl<strong>der</strong> gnadenlos<br />

vernichtet, so als würde man einem<br />

Huhn die Fe<strong>der</strong>n ausreißen noch bevor es<br />

getötet wird; unsere Wäl<strong>der</strong> werden abrasiert.<br />

Wenn unser Wald nicht von Bergbaustätten<br />

<strong>und</strong> Sprengungen blutet, dann erzittert<br />

er vor den grauenvollen Zähnen jener Tausen<strong>der</strong><br />

von Sägewerken, die<br />

die Baumstämme kleinsägen<br />

– so als ob Bäume<br />

über Nacht nachwachsen<br />

würden.<br />

Im Unterschied dazu<br />

haben wir eine bestimmte<br />

Jahreszeit für den Holzeinschlag,<br />

<strong>und</strong> nur dann können<br />

wir Bäume fällen. Wir<br />

dürfen nur soviel Holz nehmen,<br />

wie wir gerade benötigen,<br />

<strong>und</strong> nicht mehr. Etwas<br />

anzuhäufen betrachten wir<br />

als Schande.<br />

Wir haben auch eine<br />

bestimmte Zeit für die<br />

Jagd, <strong>und</strong> wir wählen ganz<br />

bestimmte Tage, an denen<br />

wir die Blüten <strong>und</strong> Beeren<br />

<strong>der</strong> Bäume essen, so dass<br />

die Bäume Zeit haben, <strong>und</strong><br />

ihre Blüten bestäubt <strong>und</strong><br />

befruchtet werden können,<br />

dass die Vögel Zeit haben,<br />

ihren Anteil zu bekommen<br />

<strong>und</strong> die Bienen, ihren Honig<br />

zu sammeln, das Eichhörnchen,<br />

um genug für<br />

die trockene Sommerzeit<br />

zu sammeln. Und von dem,<br />

was bleibt, nehmen wir<br />

<strong>und</strong> essen, <strong>und</strong> wir singen<br />

<strong>und</strong> tanzen. Die Bäume<br />

wiegten sich im Wind <strong>und</strong><br />

waren glücklich. Und zu<br />

Zeiten des Vollmonds warfen<br />

die Bäume ihre Schatten<br />

über unsere tanzenden<br />

Kin<strong>der</strong> in den Nächten,<br />

wenn wir die Feste von<br />

Maghe, Karam, Sohrai feierten<br />

<strong>und</strong> die Blumenfeste<br />

Baa <strong>und</strong> Sarhul. Und die<br />

Bäume wuchsen hoch <strong>und</strong><br />

breit <strong>und</strong> stark <strong>und</strong> grün<br />

<strong>und</strong> waren beladen mit Blüten<br />

<strong>und</strong> Früchten <strong>und</strong> Samen,<br />

<strong>und</strong> auch wir wurden stark <strong>und</strong> ges<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> waren voller Glück, <strong>und</strong> unsere Ziegen<br />

gingen in die Wäl<strong>der</strong>, um zu grasen <strong>und</strong><br />

mischten sich unter die Rehe, <strong>und</strong> oft riss<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!