Februar 2011 - Gossner Mission
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NEPAL<br />
Renu Rajbhandari<br />
(rechts) bei einer<br />
Demonstration in<br />
Nepal.<br />
de im Parlament sind die alten Strukturen<br />
heute faktisch unangetastet. Wer<br />
sich also für grundlegende Veränderungen<br />
ausspricht, wird schnell als Parteigängerin<br />
der Maoisten denunziert.<br />
Allerdings sind sich auch die Maoisten<br />
untereinander nicht einig und sehen<br />
sich veranlasst, mit ihrer Reformagenda<br />
Kompromisse einzugehen, um<br />
nicht vollständig in die Ecke gedrängt zu<br />
werden. Was sollen wir als Menschenrechtsverteidiger<br />
da machen? Wir fürchten<br />
einerseits zu viel Kompromissbereitschaft,<br />
weil dies gerade für uns Frauen<br />
letztlich einen schwachen Rechtsstaat<br />
bedeutet, mit all den genannten Folgen.<br />
Wir befürchten andererseits die<br />
Rückkehr zum bewaffneten Kampf. Dieses<br />
Hickhack um die Regierungsmacht<br />
macht uns mürbe; die große Aufbruchstimmung,<br />
die wir hatten, ist weg.<br />
Was wäre denn an politischer Aktivität<br />
besonders ? dringend?<br />
Renu Rajbhandari: Wir brauchen endlich<br />
eine moderne Verfassung und die<br />
umfassende Beteiligung der Bevölkerung<br />
an ihrer Ausarbeitung. Wir benötigen<br />
den Schutz von Menschenrechtsaktivisten<br />
und effektives staatliches<br />
Handeln beim Recht auf Nahrung, Wohnen<br />
und Gesundheit.<br />
Schnelle Besserung ist kaum zu<br />
? erwarten?<br />
Renu Rajbhandari: Nein, in der Tat<br />
nicht – vor allem nicht in Krisenregionen<br />
wie dem Terai im Süden Nepals, wo<br />
indischstämmige und andere Minderheiten<br />
leben, die um Landrechte und<br />
Mitentscheidung kämpfen. Aber wir<br />
können trotzdem etwas tun. Anstatt<br />
sich in Zeiten der Krise zurückzuziehen,<br />
sollten gerade internationale Hilfsorganisationen<br />
in Nepal tätig sein oder<br />
bleiben. Wer Menschenrechte durchsetzen<br />
will, ist darauf angewiesen,<br />
dass das Ausland hinschaut und sich<br />
positioniert. Leider habe ich aber den<br />
Eindruck, dass selbst die internationale<br />
Frauenbewegung Nepal kaum Beachtung<br />
schenkt.<br />
Mit Renu Rajbhandari<br />
sprach<br />
Dr. Theodor<br />
Rathgeber, der<br />
die Frauenrechtlerin<br />
zu Gesprächen bei<br />
Parteien und im<br />
Auswärtigen Amt<br />
in Berlin sowie zur<br />
UN nach Brüssel<br />
begleitete.<br />
<strong>Gossner</strong> Info 1/<strong>2011</strong> 17