Februar 2011 - Gossner Mission
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INDIEN<br />
Ein weißer Fleck<br />
Kooperation zwischen Emden und Ranchi<br />
verbindet Selbsthilfe mit „High Tech“<br />
Von MICHAEL SCHAPER<br />
Begrüßung in<br />
Lohajimi.<br />
12<br />
<strong>Gossner</strong> Info 1/<strong>2011</strong><br />
Miteinander kooperieren wollen die<br />
Hochschule Emden-Leer und das<br />
<strong>Gossner</strong> College in Ranchi. Bereits in<br />
diesem Jahr soll ein internationales<br />
Studienprojekt zu Forschung, Entwicklung<br />
und Anwendung erneuerbarer<br />
Energien beginnen. Vereinbart wurde<br />
dies während einer Studienreise des<br />
Ostfriesischen Freundeskreises der<br />
<strong>Gossner</strong> <strong>Mission</strong>.<br />
Lohajimi ist auf keiner Karte zu finden.<br />
Der Ort ist zu klein und zu unbedeutend.<br />
Gleiches gilt für die über 250 anderen<br />
Dörfer in der Koel-Karo-Region.<br />
Dieser weiße Fleck auf der Landkarte<br />
sollte nach dem Willen indischer Entwicklungsplaner<br />
zu einem gigantischen<br />
Stausee für die Stromerzeugung umgestaltet<br />
werden. Das moderne Indien ist<br />
energiehungrig, spätestens seit es mit<br />
China um die asiatische „Pole Position“<br />
im globalen Wettbewerb streitet.<br />
Auch die mehr als 150.000 Adivasi<br />
in ihren Dörfern zwischen den Flüssen<br />
Koel und Karo wünschen sich Entwicklungschancen.<br />
Sie suchen Anschluss<br />
an das moderne Indien. Sie brauchen<br />
Strom, etwa um Pumpen für die regelmäßige<br />
Wasserversorgung der Felder<br />
betreiben zu können. Oder für die Beleuchtung<br />
von Versammlungsräumen,<br />
damit Bildung vor Ort und auch nach<br />
Sonnenuntergang stattfinden kann. Bisher<br />
ist die Region vom entwickelten Indien<br />
und der Welt abgehängt. Ein weißer<br />
Fleck auf der Landkarte eben.<br />
„Wir sind nicht gegen Modernisierung“,<br />
sagt Soma Munda, Ehrenvorsitzender<br />
des „Koel Karo Jan Vikas Sangatan“<br />
(KKJVS), der Bürgervereinigung<br />
für Entwicklung. „Aber Modernisierung<br />
muss mit uns gemeinsam stattfinden.<br />
Sie darf nicht gegen die Menschen gerichtet<br />
sein.“<br />
Für das Staudammprojekt sollten<br />
ursprünglich alle 150.000 Bewohner der<br />
Koel-Karo-Region umgesiedelt werden.<br />
Niemand konnte oder wollte damals so<br />
genau sagen, wohin. Es entwickelte sich<br />
Jahrzehnte langer Widerstand. Erfolgreich,<br />
wenn auch mit großen Opfern. Es<br />
gab Tote, und die Region ist bis heute<br />
von staatlichen Infrastruktur-Maßnahmen<br />
ausgeschlossen.<br />
Was heißt nun „Modernisierung mit<br />
den und für die Menschen“ konkret?<br />
Der „Koel Karo Jan Vikas Sangatan“ hat<br />
verschiedene Vorschläge gemacht und<br />
mit Unterstützung der <strong>Gossner</strong> Kirche<br />
und der <strong>Gossner</strong> <strong>Mission</strong> auch schon auf<br />
den Weg gebracht: Projekte zur Selbstvermarktung<br />
von Agrarerzeugnissen<br />
und Waldfrüchten zum Beispiel. Eine<br />
Modell-Farm ist entstanden, auf der unter<br />
anderem mit Hilfe einer speziellen<br />
Pflanze „Lac“ produziert werden soll,<br />
ein wichtiger Grundstoff für die Pharma-Industrie,<br />
der aus Indien auch nach<br />
Deutschland geliefert wird. Der indische<br />
Bundesstaat Jharkhand ist der weltgrößte<br />
Produzent dieses Naturharzes.<br />
Besonders wichtig ist es auch, sich<br />
selbst zu organisieren und die Interessen<br />
nach außen zu vertreten. Aber das alles<br />
kann nur ein Anfang sein. „Die Adivasi<br />
haben das Jahrtausende alte Wissen,<br />
wie Menschen im Einklang mit der Natur<br />
leben können“, sagt Bischof Anand Sebeyan<br />
Hemrom, Direktor der <strong>Mission</strong>sabteilung<br />
der <strong>Gossner</strong> Kirche (HRDC) in<br />
Ranchi. „Jetzt brauchen wir Unterstüt-