Ausgabe 4/2013 - Ghorfa

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31.12.2013 Aufrufe

SOUQ Interview Prozent), Ägypten (24 Prozent), Libanon (23 Prozent), gefolgt von Saudi-Arabien (18 Prozent), Jordanien (16 Prozent) und Algerien (15 Prozent). Schlusslichter, nicht zuletzt auch infolge der politischen Situation, sind die Palästinensischen Autonomiegebiete (15 Prozent), der Irak (15 Prozent) und Syrien (13 Prozent). Dr. Gabi Kratochwil auf dem Arab-German Women Leaders Forum Die neuen arabischen Frauen. Arabische Unternehmerinnen spielen eine immer größere Rolle in der Geschäftswelt Es gibt sie, die erfolgreichen Geschäftsfrauen in der arabischen Welt. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen, haben verschiedene Blickwinkel und sind diverser sozialer Herkunft. Sie haben sich einen Namen gemacht, leiten große Unternehmen, besetzen Schlüsselpositionen in der Politik, gestalten Gesellschaft. Ob als Unternehmerin, CEO oder Kfz-Mechanikerin. Ihr Boom ist stetig und fördert nicht nur eine dynamische Wirtschaftsentwicklung, sondern ist auch Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels in der arabischen Welt. So unterschiedlich die Geschäftsfelder und Biographien auch sind, sie alle eint der Mut, die Entschlossenheit und Durchsetzungskraft, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und eine aktive Rolle in der arabischen Gesellschaft einzunehmen. Es hat immer schon erfolgreiche Frauen in der arabischen Welt gegeben, Schriftstellerinnen, Ärztinnen oder Anwältinnen. Aber in der Wirtschaftswelt waren Frauen früher deutlich seltener vertreten. Das also ist neu. Eine neue Facette. Bereits im Jahre 2004 veröffentlichte die arabische Ausgabe von Forbes (Forbes Arabia) eine Liste der 50 einflussreichsten arabischen Geschäftsfrauen. 2006 auf Platz 1 Lubna Olayan, Prinzipalin aus Saudi-Arabien, auf Platz 2 Maha Al-Ghunaim, erfolgreiche Investmentbankerin aus Kuwait. Die vierfache Mutter und mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnete Gründerin von Global Investment House hat sich in der internationalen Finanzwelt einen Namen gemacht und die Folgen der weltweiten Finanzkrise mit Mut zur Selbstkritik, Innovation und Weitblick gemeistert. Bereits 2005 hob der Arab Human Development Report (ADHR) die wachsende Bedeutung von Geschäftsfrauen im arabischen Raum hervor. Im weltweiten Vergleich lagen die arabischen Staaten mit durchschnittlich 33,3 Prozent zwar noch deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 55,6 Prozent (AHDR 2005: 88,308). Aber die Entwicklung zeigt in die richtige Richtung, wenngleich mit deutlichen Unterschieden in den jeweiligen Ländern. Das belegen auch die aktuellen Zahlen der World Bank Gender Data Base. Der Anteil berufstätiger Frauen über 15 Jahre betrug 2011 an der Spitze in Qatar 52 Prozent, gefolgt von den VAE (44 Prozent), Kuwait (43 Prozent), und Bahrain (39 Prozent). Im Mittelfeld liegen Libyen (30 Prozent), Oman (28 Prozent), Marokko und Tunesien (26 Prozent), Jemen (25 So unterschiedlich die jeweiligen Rahmenbedingungen sind, immer wieder schaffen es auch Frauen aus strukturschwachen Regionen und traditionellen Kontexten sogar in sogenannten Männerdomänen an die Spitze. So etwa die Kfz-Mechanikerin Maryam Darwish aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie wurde als ältestes von 16 Kindern in Al Ain geboren. Ihre Eltern, Analphabeten, verheiraten sie mit zwölf Jahren. Mit 13 Jahren bekommt Maryam das erste von vier Kindern. Sie zieht mit ihrem Mann, einem Polizisten, nach Dubai, ist Hausfrau und Mutter – aber mit einem Traum. Dem Traum, eines Tages Kfz-Mechanikerin zu werden. Und sie schafft es. Ich treffe den „Autofreak in Abaya“, wie sie sich augenzwinkernd selbst nennt, 2011 in Dubai, wo sie mir, über eine Motorhaube gebeugt, ihre atemberaubende Geschichte erzählt. Inzwischen ist sie Customer Relationship Managerin von Al-Futtaim, einem der größten Autohäuser in Dubai. So wie Maryam verwirklichen immer mehr Frauen ihren Traum, viele auch als mittelständische Unternehmerinnen, so wie Dr. Azza Mahfouz aus Alexandria, die mithilfe ihrer Familie und eines Mikrokredits eine Apothekenkette in Ägypten aufgezogen hat. Oder aber die „Generation Tochter“: sie übernimmt traditionelle Familienunternehmen. So etwa Raja Al Gurg, Managing Director von Easa Saleh Al Gurg Group in Dubai oder Mona Almoayyed aus Bahrain, Managing Director von Y.K. Almoayyed & Sons. Beides jeweils Großkonzerne mit einem hoch diversifizierten Portfolio. Allesamt Global Player. An der Spitze mehrfach national und international ausgezeichnete Managerinnen. Viele dieser Unternehmerinnen fungieren als Vorbilder. Nicht nur ihre internationalen Auszeichnungen sondern ihr großes Engagement haben eine enorme Signalwirkung in die Gesellschaften hinein. Sie verändern Haltungen und Einstellungen, ermutigen zur Nachahmung. Denn Wandel beginnt auch in den Köpfen. Was früher undenkbar war, sich „nicht gehörte“, ist heute möglich, für viele erstrebenswert. Die Studie „Women Entrepreneurs in the Middle East“, 2007 von der International Fi- SOUQ / 4/2013 38

interview SOUQ nance Corporation im Auftrag der Weltbank erstellt, zeigt einen deutlichen Zuwachs von Unternehmerinnen in der arabischen Welt. Die Studie basiert auf Erhebungen in fünf Ländern der Region: Bahrain, Jordanien, Libanon, Tunesien und die Vereinigten Arabischen Emirate in dem Zeitraum von Mai bis Oktober 2006. Zu den am häufigsten genannten Gründen, die zur Selbständigkeit geführt haben, wurde angegeben: Unzufriedenheit über die Möglichkeiten auf dem bestehenden Arbeitsmarkt („Wir können mehr“), die eigene Chefin sein, eine Führungsposition einnehmen („breaking the glass ceiling“) oder das Familienunternehmen übernehmen. Die Studie zeigt zudem, dass die von Frauen geführten Unternehmen vornehmlich zu den mittelständischen und Großunternehmen zählen, überwiegend ihnen alleine gehören (Bahrain 59 Prozent, Tunesien 55 Prozent, Jordanien und die VAE 48 Prozent, Libanon 41 Prozent), und Arbeitsplätze schaffen (Tunesien 19,3 Prozent, die VAE 13,9 Prozent, Bahrain 13,3 Prozent und Jordanien 6 Prozent). Über die Hälfte der Unternehmerinnen sind verheiratet (von 72 Prozent in Tunesien bis 56 Prozent im Libanon) und führen ihr Unternehmen zwischen 10,6 (Libanon) und 5,9 (VAE) Jahren. Sie sind überwiegend optimistisch, was das Wachstum ihrer Firma betrifft (von 88 Prozent VAE bis 61 Prozent in Tunesien) und planen eine Expansion (von 81 Prozent VAE bis 49 Prozent Libanon). Interessanterweise gaben die Frauen überwiegend an, dass die Tatsache, dass sie Frauen sind, keine negativen Auswirkungen auf ihr Business habe. Einige betrachteten dies sogar als Vorteil (Jordanien 50 Prozent, Libanon 46 Prozent), andere als schlichtweg egal (Bahrain 79 Prozent, Tunesien 58 Prozent, VAE 56 Prozent). Und immer wieder fungieren diese erfolgreichen arabischen Geschäftsfrauen als „Agenten des Wandels“. So auch die Jungunternehmerin Deena Al Faris aus Saudi-Arabien. Sie ist CEO der Unternehmensgruppe Al Faris Group of Industries, ein Familienunternehmen in Dammam, zu der die Kaviarfirma Caviar Court gehört. Deena steht in Jeans, Abaya und Kopftuch mit einem Köcher vor einem großen Wasserbecken, darin schwimmen kräftige Störe. Sie erklärt ihren Mitarbeitern, was es bei der Aufzucht der Fische zu beachten gilt. Inzwischen werden hier rund fünf Tonnen Kaviar pro Jahr produziert. Deena kandidiert 2009 für die lokale Handelskammer in Dammam, engagiert sich gemeinsam mit anderen saudischen Jungunternehmerinnen im Council of Young Businesswomen und verfasst 2010 gemeinsam mit anderen Frauen eine offizielle Petition zur Abschaffung der Resolution 120, welche bis dato die Geschäftstätigkeit von Frauen enorm einschränkte. So brauchten Geschäftsfrauen beispielsweise einen männlichen General Manager, eine Art Vormund, der das Unternehmen nach außen hin vertrat und Unterschriften tätigte. Deena und ihre Mitstreiterinnen haben Erfolg. Im März 2011 wird die Resolution 120 abgeschafft. Vieles ist im Wandel. Ein wesentlicher Faktor dieser positiven Entwicklung liegt vor allem in den deutlich verbesserten Bildungschancen für Frauen im arabischen Raum. Bildung – das zentrale Zukunftsthema in der arabischen Welt. Der Rohstoff von Morgen heißt Wissen. Die wissensbasierte Gesellschaft gilt als Antwort auf die künftigen Herausforderungen, die gekennzeichnet sind von Globalisierung, Diversifizierung der Wirtschaft und Bevölkerungswachstum. Vor allem die Frauen profitieren von der Bildungsoffensive in der arabischen Welt – nicht überall in gleichem Maße – aber dennoch spürbar. Die Zahl der gebildeten arabischen Frauen hat sich binnen zwei Generationen vervielfacht. Laut der Studie der Weltbank von 2008 „The Road not Traveled. Education Reform in the Middle East and North Africa“ ist das Verhältnis der Einschulung von Mädchen und Jungen im Primarschulbereich mit durchschnittlich 0,95 Prozent (Gender Parity Index/GPI) nahezu ausgeglichen. Im Hochschulbereich hat es gar eine Trendwende gegeben. In Algerien, Bahrain, Jordanien, Kuwait, Libanon, Libyen, Oman, Qatar, Saudi-Arabien, Tunesien, den V.A.E. und der Westbank und Gaza studieren mehr Frauen als Männer an den örtlichen Hochschulen. Dieser Trend ist nicht nur der erhöhten Partizipation von Frauen geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass viele männliche Studenten im Ausland studieren und daher in den nationalen Statistiken nicht erscheinen. Dennoch: die Trendwende ist deutlich spürbar. Nie zuvor hatten Frauen in der arabischen Welt soviel Zugang zu formaler Bildung wie heute. Es sind diese gut ausgebildeten, hochqualifizierten und vor allem hochmotivierten Frauen, die nun auf dem Arbeitsmarkt sind und im Sinne von brain gain eine wichtige Ressource für die Wirtschaft darstellen. Anders als viele ihrer männlichen Kollegen, die ins Ausland gehen, stehen sie dem lokalen Arbeitsmarkt zur Verfügung. Dies betonte auch Dr. Ibrahim Ibrahim, Generalsekretär im Generalsekretariat für Planung und Entwicklung aus Katar anlässlich der Eröffnung des Qatar International Businesswomen Forum im Mai 2011: „Es ist nicht zuletzt auch eine strategische Notwendigkeit, die Hälfte unseres hochqualifizierten und motivierten Human Capital zum Wohle unserer Wirtschaft und Gesellschaft einzusetzen: Frauen.“ Er bekam dafür übrigens nicht nur von den anwesenden Damen viel Applaus. Auch ein schönes Bild: Nach dem fünften New Arab Woman Forum in Beirut im Februar 2012 demonstrierten Männer, ausgestattet mit dem pinkfarbenem Schal der Konferenz, gemeinsam mit den Frauen in den Straßen Beiruts für die Förderung von Frauen. Das Motto: „sawa, sawa“. „Gemeinsam, gemeinsam“. Und erklärte nicht auch Robert Zoellick, Präsident der World Bank Group: „Gender equality in business is smart economics. Enlightened private sector companies recognize that.” Aus der arabischen Welt gibt es hierzu viele positive und ermutigende Beispiele. Mehr spannende Einblicke in die Erfolgsgeschichten arabischer Frauen vermittelt das Buch: Gabi Kratochwil, Die neuen arabischen Frauen. Erfolgsgeschichten aus einer Welt im Aufbruch, orellfüssli 2012 39 SOUQ / 4/2013

interview<br />

SOUQ<br />

nance Corporation im Auftrag der Weltbank<br />

erstellt, zeigt einen deutlichen Zuwachs von<br />

Unternehmerinnen in der arabischen Welt.<br />

Die Studie basiert auf Erhebungen in fünf<br />

Ländern der Region: Bahrain, Jordanien, Libanon,<br />

Tunesien und die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate in dem Zeitraum von Mai bis Oktober<br />

2006. Zu den am häufigsten genannten Gründen,<br />

die zur Selbständigkeit geführt haben,<br />

wurde angegeben: Unzufriedenheit über die<br />

Möglichkeiten auf dem bestehenden Arbeitsmarkt<br />

(„Wir können mehr“), die eigene Chefin<br />

sein, eine Führungsposition einnehmen<br />

(„breaking the glass ceiling“) oder das Familienunternehmen<br />

übernehmen. Die Studie zeigt<br />

zudem, dass die von Frauen geführten Unternehmen<br />

vornehmlich zu den mittelständischen<br />

und Großunternehmen zählen, überwiegend<br />

ihnen alleine gehören (Bahrain 59 Prozent, Tunesien<br />

55 Prozent, Jordanien und die VAE 48<br />

Prozent, Libanon 41 Prozent), und Arbeitsplätze<br />

schaffen (Tunesien 19,3 Prozent, die VAE<br />

13,9 Prozent, Bahrain 13,3 Prozent und Jordanien<br />

6 Prozent). Über die Hälfte der Unternehmerinnen<br />

sind verheiratet (von 72 Prozent in<br />

Tunesien bis 56 Prozent im Libanon) und führen<br />

ihr Unternehmen zwischen 10,6 (Libanon)<br />

und 5,9 (VAE) Jahren. Sie sind überwiegend<br />

optimistisch, was das Wachstum ihrer Firma<br />

betrifft (von 88 Prozent VAE bis 61 Prozent<br />

in Tunesien) und planen eine Expansion (von<br />

81 Prozent VAE bis 49 Prozent Libanon). Interessanterweise<br />

gaben die Frauen überwiegend<br />

an, dass die Tatsache, dass sie Frauen sind, keine<br />

negativen Auswirkungen auf ihr Business<br />

habe. Einige betrachteten dies sogar als Vorteil<br />

(Jordanien 50 Prozent, Libanon 46 Prozent),<br />

andere als schlichtweg egal (Bahrain 79 Prozent,<br />

Tunesien 58 Prozent, VAE 56 Prozent).<br />

Und immer wieder fungieren diese erfolgreichen<br />

arabischen Geschäftsfrauen als „Agenten des<br />

Wandels“. So auch die Jungunternehmerin Deena<br />

Al Faris aus Saudi-Arabien. Sie ist CEO der<br />

Unternehmensgruppe Al Faris Group of Industries,<br />

ein Familienunternehmen in Dammam, zu<br />

der die Kaviarfirma Caviar Court gehört. Deena<br />

steht in Jeans, Abaya und Kopftuch mit einem<br />

Köcher vor einem großen Wasserbecken, darin<br />

schwimmen kräftige Störe. Sie erklärt ihren<br />

Mitarbeitern, was es bei der Aufzucht der Fische<br />

zu beachten gilt. Inzwischen werden hier rund<br />

fünf Tonnen Kaviar pro Jahr produziert. Deena<br />

kandidiert 2009 für die lokale Handelskammer<br />

in Dammam, engagiert sich gemeinsam mit<br />

anderen saudischen Jungunternehmerinnen im<br />

Council of Young Businesswomen und verfasst<br />

2010 gemeinsam mit anderen Frauen eine offizielle<br />

Petition zur Abschaffung der Resolution<br />

120, welche bis dato die Geschäftstätigkeit von<br />

Frauen enorm einschränkte. So brauchten Geschäftsfrauen<br />

beispielsweise einen männlichen<br />

General Manager, eine Art Vormund, der das<br />

Unternehmen nach außen hin vertrat und Unterschriften<br />

tätigte. Deena und ihre Mitstreiterinnen<br />

haben Erfolg. Im März 2011 wird die Resolution<br />

120 abgeschafft. Vieles ist im Wandel.<br />

Ein wesentlicher Faktor dieser positiven Entwicklung<br />

liegt vor allem in den deutlich verbesserten<br />

Bildungschancen für Frauen im<br />

arabischen Raum. Bildung – das zentrale Zukunftsthema<br />

in der arabischen Welt. Der Rohstoff<br />

von Morgen heißt Wissen. Die wissensbasierte<br />

Gesellschaft gilt als Antwort auf die<br />

künftigen Herausforderungen, die gekennzeichnet<br />

sind von Globalisierung, Diversifizierung<br />

der Wirtschaft und Bevölkerungswachstum.<br />

Vor allem die Frauen profitieren von der Bildungsoffensive<br />

in der arabischen Welt – nicht<br />

überall in gleichem Maße – aber dennoch spürbar.<br />

Die Zahl der gebildeten arabischen Frauen<br />

hat sich binnen zwei Generationen vervielfacht.<br />

Laut der Studie der Weltbank von 2008 „The<br />

Road not Traveled. Education Reform in the<br />

Middle East and North Africa“ ist das Verhältnis<br />

der Einschulung von Mädchen und Jungen<br />

im Primarschulbereich mit durchschnittlich<br />

0,95 Prozent (Gender Parity Index/GPI) nahezu<br />

ausgeglichen.<br />

Im Hochschulbereich hat es gar eine Trendwende<br />

gegeben. In Algerien, Bahrain, Jordanien,<br />

Kuwait, Libanon, Libyen, Oman, Qatar,<br />

Saudi-Arabien, Tunesien, den V.A.E. und der<br />

Westbank und Gaza studieren mehr Frauen als<br />

Männer an den örtlichen Hochschulen. Dieser<br />

Trend ist nicht nur der erhöhten Partizipation<br />

von Frauen geschuldet, sondern auch der Tatsache,<br />

dass viele männliche Studenten im Ausland<br />

studieren und daher in den nationalen Statistiken<br />

nicht erscheinen. Dennoch: die Trendwende<br />

ist deutlich spürbar. Nie zuvor hatten Frauen in<br />

der arabischen Welt soviel Zugang zu formaler<br />

Bildung wie heute.<br />

Es sind diese gut ausgebildeten, hochqualifizierten<br />

und vor allem hochmotivierten Frauen,<br />

die nun auf dem Arbeitsmarkt sind und im<br />

Sinne von brain gain eine wichtige Ressource<br />

für die Wirtschaft darstellen. Anders als viele<br />

ihrer männlichen Kollegen, die ins Ausland<br />

gehen, stehen sie dem lokalen Arbeitsmarkt<br />

zur Verfügung. Dies betonte auch Dr. Ibrahim<br />

Ibrahim, Generalsekretär im Generalsekretariat<br />

für Planung und Entwicklung aus Katar anlässlich<br />

der Eröffnung des Qatar International<br />

Businesswomen Forum im Mai 2011: „Es ist<br />

nicht zuletzt auch eine strategische Notwendigkeit,<br />

die Hälfte unseres hochqualifizierten<br />

und motivierten Human Capital zum Wohle<br />

unserer Wirtschaft und Gesellschaft einzusetzen:<br />

Frauen.“ Er bekam dafür übrigens nicht<br />

nur von den anwesenden Damen viel Applaus.<br />

Auch ein schönes Bild: Nach dem fünften New<br />

Arab Woman Forum in Beirut im Februar 2012<br />

demonstrierten Männer, ausgestattet mit dem<br />

pinkfarbenem Schal der Konferenz, gemeinsam<br />

mit den Frauen in den Straßen Beiruts für<br />

die Förderung von Frauen. Das Motto: „sawa,<br />

sawa“. „Gemeinsam, gemeinsam“. Und erklärte<br />

nicht auch Robert Zoellick, Präsident der<br />

World Bank Group: „Gender equality in business<br />

is smart economics. Enlightened private<br />

sector companies recognize that.” Aus der arabischen<br />

Welt gibt es hierzu viele positive und<br />

ermutigende Beispiele.<br />

Mehr spannende Einblicke in die Erfolgsgeschichten arabischer Frauen<br />

vermittelt das Buch:<br />

Gabi Kratochwil, Die<br />

neuen arabischen Frauen.<br />

Erfolgsgeschichten<br />

aus einer Welt im Aufbruch,<br />

orellfüssli 2012<br />

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