Ausgabe 4/2013 - Ghorfa
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ägypten | Länderreport<br />
SOUQ<br />
anzuschließen. Damit können die Subventionskosten<br />
für Butangasflaschen, die in vielen<br />
Haushalten zum Kochen genutzt werden,<br />
sinken.<br />
Die Regierung will nicht nur eine expansive<br />
Fiskalpolitik betreiben, um Wirtschaft und<br />
Wachstum anzukurbeln. Gleichzeitig soll das<br />
Budgetdefizit deutlich sinken, ohne dass die<br />
Steuern erhöht werden. Gelingen kann dies<br />
nur, weil die arabischen Golfstaaten erhebliche<br />
Finanzmittel beisteuern.<br />
Allein Saudi-Arabien und die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate (VAE) haben laut GTAI<br />
Hilfsgelder in Höhe von zwölf Mrd. US-Dollar<br />
zugesagt, wovon bereits fünf Mrd. US-<br />
Dollar ausgezahlt wurden. Die Hälfte der<br />
Gesamtsumme – also sechs Mrd. US-Dollar<br />
– ist als Zentralbankeinlage eingeplant, um<br />
die Devisenposition des Landes zu stärken.<br />
Im Übrigen steht das Ergebnis der Verhandlungen<br />
des IWF-Beistandskredits in Höhe<br />
von 4,8 Mrd. US-Dollar noch aus.<br />
Ägypten muss auf seine<br />
Standortvorteile setzen<br />
Ägypten muss auf seine Standortvorteile<br />
setzen, um langfristig unabhängig von Auslandshilfen<br />
zu sein: eine dynamische junge<br />
Gesellschaft, einen mit 84 Mio. Einwohnern<br />
großen Binnenmarkt, eine strategisch gute<br />
Lage zu attraktiven Märkten der Region,<br />
kostengünstige Arbeitskräfte sowie eine relativ<br />
gute Infrastruktur.<br />
All dies sind im Standortwettbewerb<br />
Trümpfe, die auch künftig stechen sollten.<br />
Es ist daher davon auszugehen, dass das<br />
Land bei stabilen Verhältnissen auch künftig<br />
Auslandsinvestoren anziehen und beispielsweise<br />
seine starke Position als Outsourcing-Standort<br />
für IT-Dienstleistungen<br />
ausbauen wird.<br />
Auf der Habenseite ist zudem zu verbuchen,<br />
dass bereits unter dem alten Mubarak-Regime<br />
wichtige Wirtschaftsreformen eingeleitet<br />
wurden. Zahlreiche Staatsunternehmen<br />
wurden privatisiert, die Steuersätze auf<br />
Unternehmensgewinne und private Einkommen<br />
deutlich gesenkt, allgemein der Privatsektor<br />
gestärkt und ausländische Direktinvestitionen<br />
gezielt erleichtert und gefördert.<br />
Zum Teil ist die exzellente wirtschaftliche<br />
Performance früherer Jahre auf diese Reformen<br />
zurückzuführen.<br />
Was die sektorale Struktur der ägyptischen<br />
Volkswirtschaft anbelangt, so hatte der<br />
Dienstleistungssektor laut des Statistischen<br />
Bundesamtes im Jahr 2012 mit einem BIP-<br />
Anteil von 50,3 Prozent das größte Gewicht.<br />
Es folgten die Industrie (35,9) und<br />
die Landwirtschaft, die 2012 noch immer<br />
einen beachtlichen BIP-Anteil von 13,8<br />
Prozent hatte.<br />
Innerhalb des Dienstleistungssektors stach<br />
bislang der Tourismus hervor. 2010, also<br />
im Jahr vor der „Lotusblütenrevolution“,<br />
kamen 14,7 Mio. ausländische Gäste in das<br />
Land, was ein neuer Rekord war. Der Anteil<br />
am BIP lag bei über elf Prozent, und jeder<br />
siebte Ägypter lebte direkt oder indirekt<br />
vom Fremdenverkehr. Zudem war der Tourismus<br />
eine der wichtigsten Devisenquellen<br />
des Landes.<br />
Die Rückschläge, die der Sektor seitdem<br />
hinnehmen musste, sind bekannt. Doch gilt<br />
auch hier: Beruhigen sich die politischen<br />
Verhältnisse in dem Land nachhaltig, steht<br />
einem fortgesetztem Aufschwung des Tourismus<br />
nichts im Weg. An Attraktivität hat<br />
das bislang beliebteste arabische Urlaubsland<br />
nicht eingebüßt. Die massiven Investitionen<br />
der jüngeren Vergangenheit in Hotels und<br />
Baderesorts am Roten Meer und Mittelmeer<br />
haben die Anziehungskraft im Gegenteil<br />
weiter erhöht.<br />
Mit Flugzeiten von etwa vier Stunden ist<br />
Ägypten insbesondere für Strand- und<br />
Tauchtouristen aus Europa interessant.<br />
Sie können am Roten Meer ganzjährig auf<br />
warmes und trockenes Klima und Wassertemperaturen<br />
von konstant über 20 Grad<br />
vertrauen. Doch üben auch die ägyptischen<br />
Altertümer Anziehungskraft auf ausländische<br />
Besucher aus. Niemand sollte daher den<br />
Tourismusstandort Ägypten abschreiben.<br />
Die Branche und die zahlreichen Beschäftigten,<br />
deren Existenz vom Fremdenverkehr<br />
abhängt, warten bereits ungeduldig darauf,<br />
dass das Geschäft wieder spürbar anspringt.<br />
An neuen Projekten, die dann realisiert würden,<br />
besteht im Übrigen kein Mangel.<br />
Der Hatschepsut-Tempel gehört zu den attraktivisten Sehenswürdigkeiten Ägyptens<br />
Foto: Anja Smasal<br />
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SOUQ / 4/<strong>2013</strong>