Ausgabe 4/2013 - Ghorfa

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SOUQ Branchen | Infrastruktur zu Verzögerungen kommt und dass gerade im irakischen Wohnungsbausektor ausländische Firmen gefragt sind, weil es kaum lokale Entwickler gibt, die große Vorhaben verwirklichen können. Dabei sind Immobilienprojekte im Irak mit großen Herausforderungen verbunden. Der Bau der Häuser ist nur ein Aspekt. Darüber hinaus benötigen die Wohngebiete neue Infrastrukturen und neue Versorgungseinrichtungen. Dazu gehören Strom, Wasser, Abwasser und anderes mehr. Und bevor überhaupt mit dem Bau begonnen werden kann, müssen häufig erst einmal Straßen angelegt werden. Auch verlangen die Immobilienentwickler nach Sicherheiten, bevor sie investieren. Welche Dimensionen Immobilienprojekte im Irak haben, verdeutlicht ein Vorhaben, das die Firmen Bloom Properties (Abu Dhabi) und Al-Handal International Group (Dubai) verwirklichen werden. Hierüber unterzeichneten die beiden emiratischen Unternehmen im vergangenen September einen Vertrag mit der National Investment Commission (NIC), die der wohl wichtigste Akteur im irakischen Wohnungsbau ist. Das Projekt namens Madinat Al-Mustaqbal („Stadt der Zukunft“) wird 14,5 Kilometer entfernt von der Innenstadt Bagdads entstehen und insgesamt 30.000 Wohnungen haben, in denen etwa 150.000 Menschen wohnen können. Laut Planung sollen zudem fünf Einkaufszentren und 18 Schulen gebaut werden. Verwirklicht wird das Vorhaben in mehreren Abschnitten. Insgesamt veranschlagen die Immobilienentwickler die Bauzeit auf sieben Jahre. Der Wert des Auftrages beläuft sich auf 6,5 Mrd. US-Dollar und ist auf die beiden Unternehmen zu gleichen Teilen aufgeteilt. Bereits im vergangenen März hatte Bloom Properties mit der NIC einen Kontrakt für ein noch größeres Vorhaben in Kerbela geschlossen. Das Projekt beinhaltet den Bau von 40.000 Wohnungen für 200.000 bis 250.000 Menschen. In engem Zusammenhang mit dem Wohnungsbau stehen große Infrastrukturprojekte. So gab Adil Mhoder, Minister für „Municipalities and Public Works“, Agenturberichten zufolge jetzt bekannt, dass in dem Land 50 Wasser- und Abwasserprojekte im Wert von 4,5 Mrd. US-Dollar realisiert werden sollen. Die Planungsphase soll Ende 2013 abgeschlossen sein. Im kommenden Jahr sollen die Vorhaben dann ausgeschrieben werden. Um die Projekte zu beschleunigen, habe die Regierung die bürokratischen Prozeduren reduziert, sagte Mhoder. Auch kämen die Projektentwickler in den Genuss von Garantien. Gegenwärtig steuert das Ministerium Mhoders etwa 50 Infrastrukturprojekte. Die meisten davon werden von Unternehmen aus Asien und dem Mittleren Osten verwirklicht. Diese seien risikobereiter als westliche Firmen. Vor allem stammen die Auftragnehmer aus China, der Türkei, Indien, Malaysia und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Investitionen in Straßen und Brücken Auch in den Neubau und in die Erhaltung von Straßen und Brücken wird investiert. So sind derzeit neue Autobahnen auf einer Länge von 800 km in der Planung oder Umsetzung (siehe Tabelle). Die Kosten hierfür belaufen sich auf 3,8 Mrd. US-Dollar. Zudem werden in beträchtlichem Umfang neue Straßen (4.510 km) und 97 neue Brücken geplant oder sind bereits gebaut. Den tatsächlichen Bedarf im Bereich der Straßenverkehrsinfrastruktur spiegeln die Angaben in der Tabelle jedoch nur unzureichend wider. Nach Angaben von Mohammed Al-Daraji, Minister für Construction and Housing, müssen in dem Zweistromland insgesamt 500 neue Brücken errichtet werden. Zugleich schätzt er die Länge der benötigten neuen Straßen auf 7.000 km. „Das alte Regime hat die gesamten Mittel für das Militär ausgegeben. Deswegen ist die Infrastruktur heute unterentwickelt“, sagte Al-Daraji der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt verfügt der Irak derzeit über ein asphaltiertes Straßennetz mit einer Länge von schätzungsweise 59.600 km. Zum Vergleich: In Deutschland ist das Straßennetz etwa 645.000 km lang. Zudem gibt es im Irak etwa 1.200 Brücken. Die Infrastruktur Bagdads soll in den kommenden Jahren stark ausgebaut werden Foto: GAUFF Engineering SOUQ / 4/2013 24
Infrastruktur | Branchen SOUQ Foto: Dorsch Holding GmbH Modell der Al-Graia`at Bridge in Bagdad Auch im irakischen Straßen- und Brückenbau sind ausländische Unternehmen engagiert. So wurde die Offenbacher Dorsch- Gruppe, größte unabhängige Planungsfirma in Deutschland, jetzt mit der Planung der „Al-Graia`at Bridge“ beauftragt. Dieses Bauwerk mit einer anspruchsvollen und futuristischen Architektur wird in Bagdad den Tigris queren. Veranschlagt sind für das Projekt Baukosten in Höhe von 125 Mio. US- Dollar. Gemeinsame Auftraggeber sind das Ministry of Construction and Housing und die State Corporation for Roads & Bridges. Das Schienennetz im Irak soll ebenfalls deutlich ausgebaut werden. Es ist geplant, den derzeitigen Umfang (etwa 2.000 Kilometer) auf 10.000 Kilometer zu verfünffachen. Hierzu sind zahlreiche Projekte vorgesehen. Unter anderem soll für sieben Mrd. US-Dollar eine 555 Kilometer lange Strecke gebaut werden, die Bagdad, Baqubah, Kirkuk, Erbil und Mosul verbinden wird. Zudem ist eine Verbindung für gut sechs Mrd. US-Dollar zwischen Bagdad, Kut, Amara und Basra geplant. Alle neuen Linien sollen zweispurig ausgelegt sein, um Personen- und Frachtverkehr gleichermaßen zu ermöglichen. In Bagdad soll eine 3,3 Mrd. teure Metro mit zwei Linien geschaffen werden. Zur Entwicklung des irakischen Flugverkehrs hat die französische Beratungsfirma Aeroports de Paris Ingenierie (ADPI) eine Studie erstellt. Danach könnte das Land im Jahr 2020 14,7 Mio. Fluggäste verzeichnen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 wurden auf den irakischen Airports 1,7 Mio. Passagiere abgefertigt. Um den erwarteten Ansturm an Fluggästen zu bewältigen, müssten die Kapazitäten auf den internationalen Airports in Bagdad, Erbil, Nadschaf, Basra, Mosul und Sulaimaniyya erweitert werden. Aktuell ist der neue „Middle East Euphrates Airport“ in Kerbela in der Ausschreibung. Im Juli forderte das irakische Transportministerium die Unternehmen dazu auf, ihre Angebote für den Bau abzugeben. Der Flughafen soll in der ersten Ausbaustufe eine Kapazität von jährlich sechs Mio. Fluggästen haben. Viele davon werden Pilger sein, die Kerbela und Nadschaf besuchen. Größtes Projekt im Bereich Seaports ist der für sechs Mrd. US-Dollar in Al Faw am Schatt Al-Arab geplante Hafen. Dieses Projekt wird von der General Company for Ports of Iraq, die zum Transportministerium zählt, vorangetrieben. Der Hafen mit einer Wassertiefe von 17 Metern und einem sieben Kilometer langem Kai wird die weltgrößten Schiffe abfertigen können und soll an das Schienennetz des Landes angebunden werden. Straßen- und Brückenprojekte im Irak* Dimension Umfang Auftragswert (Mio. US-Dollar) Neue Autobahnen KM 800 3.800 Erhaltung von Autobahnen KM 1.200 1.065 Neue Straße KM 4.510 2.060 Erhaltung von Straßen KM 1.600 400 Neue Brücken Anzahl 97 1.100 Erhaltung von Brücken Anzahl 20 100 Quelle: MEED März 2013 *In der Planung oder Durchführung 25 SOUQ / 4/2013
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