Handlungsempfehlung 1: Wie gelingt eine Spaziergangsgruppe?
Handlungsempfehlung 1: Wie gelingt eine Spaziergangsgruppe?
Handlungsempfehlung 1: Wie gelingt eine Spaziergangsgruppe?
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Bewegungsförderung<br />
im Alltag älterer Menschen<br />
<strong>Handlungsempfehlung</strong> 1<br />
<strong>Wie</strong> <strong>gelingt</strong> <strong>eine</strong> <strong>Spaziergangsgruppe</strong>?<br />
Zentrum für Bewegungsförderung<br />
Baden-Württemberg
Impressum<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart<br />
Nordbahnhofstaße 135 · 70191 Stuttgart<br />
Telefon 0711 904-35000 · Fax 0711 904-35010<br />
abteilung9@rps.bwl.de<br />
www.rp-stuttgart.de · www.gesundheitsamt-bw.de<br />
Ansprechpartnerin<br />
Zentrum für Bewegungsförderung Baden-Württemberg<br />
Bettina Huesmann<br />
Telefon 0711 904 39403<br />
bettina.huesmann@rps.bwl.de<br />
Redaktion<br />
Bettina Huesmann, Ricarda Heckel<br />
Mai 2013<br />
Bildnachweis<br />
Umschlagvorderseite: © WEEBER + PARTNER; S. 6 © Simone van den Berg - Fotolia.com
Die vorliegende <strong>Handlungsempfehlung</strong> “<strong>Wie</strong> <strong>gelingt</strong><br />
<strong>eine</strong> <strong>Spaziergangsgruppe</strong>?“ soll Akteurinnen und<br />
Akteuren aus Städten und Gemeinden bei der Planung<br />
und Durchführung <strong>eine</strong>r <strong>Spaziergangsgruppe</strong><br />
behilflich sein. Insbesondere kommen folgende<br />
Einrichtungen, die sich als Koordinationsstelle aber<br />
auch als Kooperationspartner eignen, in Frage:<br />
Stadt-, Gemeindeverwaltung (Bürgerbüro, Amt<br />
für Soziales, Altenhilfeplanung), Gesundheitsamt<br />
(Sachgebiet Gesundheitsförderung), Pflegestützpunkte,<br />
Schulen (Altenpflege, Physiotherapie),<br />
Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände (DRK,<br />
Caritas, Diakonie, AWO, Paritätischer, Israelitische<br />
Religionsgemeinschaft), örtliche Sportver<strong>eine</strong>, Baugenossenschaften,<br />
Agenda 21 Arbeitsgruppen (über<br />
das Rathaus zu erfahren), Seniorenbüros, Seniorenzentren,<br />
Stadt-Senioren-Rat, Ärzte/innen, Therapeuten/innen.<br />
Engagierte Ehrenamtliche können diese<br />
<strong>Handlungsempfehlung</strong> als Basis zum Aufbau <strong>eine</strong>r<br />
Gruppe verwenden. Sie enthält Erfahrungen von<br />
<strong>Spaziergangsgruppe</strong>n aus Bad Dürrheim, Berlin (im<br />
Rahmen des Zentrums für Bewegungsförderung,<br />
u.a. Neukölln. Publikation: Schritt für Schritt zu mehr<br />
Bewegung. Ein Leitfaden zum Aufbau von begleitenden<br />
<strong>Spaziergangsgruppe</strong>n und zur Initiierung von<br />
Trainingsgruppen zur Sturzprävention im Stadtteil),<br />
Donaueschingen, Freiburg (Rieselfeld), Heidelberg,<br />
Ludwigsburg und Villingen-Schwenningen. Unser<br />
Dank gilt allen, die zum Gelingen der Handlungshilfe<br />
beigetragen haben.<br />
Die Teilnahme an <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n sind <strong>eine</strong><br />
Möglichkeit, sich im Alltag mehr zu bewegen. Vor<br />
allem für Menschen, die sich nicht mehr so fit fühlen<br />
und/oder sich nicht mehr trauen all<strong>eine</strong> spazieren zu<br />
gehen. Auch für weniger Aktive sind begleitete Spaziergänge<br />
ein Anfang, wieder mehr in Bewegung<br />
zu kommen. Sie dienen als Motivator, sich mehr im<br />
Freien zu bewegen und fördern zugleich die soziale<br />
Teilhabe.<br />
Was leisten <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n?<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Stärkung der sozialen Kontakte im Alter und<br />
Vermeidung von Isolation (Gruppenerlebnis)<br />
Erhalt der Mobilität und der geistigen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Stärkere Integration von Bewegung in den Alltag<br />
Beitrag zur Unfall- und Sturzprophylaxe<br />
Bewusste Wahrnehmung der Natur<br />
Positiver Beitrag zur psychischen<br />
Gesundheit<br />
Regelmäßige körperliche Aktivität hat positive Auswirkungen<br />
auf das körperliche und seelische Wohlbefinden.<br />
Besonders die Alltagsbewegung ist in jedem<br />
Alter für die Gesunderhaltung wichtig und kann<br />
durch kl<strong>eine</strong> Veränderungen im Alltag gefördert werden.<br />
Jeder Tag bietet <strong>eine</strong> Menge Gelegenheiten<br />
sich körperlich zu betätigen.<br />
Bewegungsempfehlungen<br />
•<br />
•<br />
•<br />
2,5 Stunden pro Woche Bewegung mit mittlerer<br />
Intensität (zügiges Gehen, Gartenarbeit, Wandern,<br />
Nordic Walking, Wassergymnastik, Tanzen)<br />
oder 1 ¼ Stunden pro Woche Bewegung mit höherer<br />
Intensität (Jogging, Skilanglauf, Radfahren,<br />
Bergwandern)<br />
oder <strong>eine</strong> Kombination aus mittlerer und höherer<br />
Intensität<br />
• mindestens 10 Minuten am Stück<br />
•<br />
zudem sollten muskelkräftigende und gleichgewichtsfördernde<br />
Übungen an zwei oder mehr<br />
Tagen in der Woche durchgeführt werden<br />
Was gibt`s, was braucht`s?<br />
Quelle: U.S. Department of Health and Human Services (2008)<br />
Die Ermittlung der bereits vorhandenen Angebote<br />
in der Gemeinde oder Stadt vor der Planung <strong>eine</strong>r<br />
<strong>Spaziergangsgruppe</strong> ist von Vorteil, da das Andocken<br />
an bestehende Strukturen oft Zeit und Geld<br />
spart.<br />
Zu Beginn eignet sich deshalb <strong>eine</strong> Bedarfs- und<br />
Bestandsanalyse. Mit diesem Vorgehen wird u.a.<br />
analysiert, ob bereits <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n mit geeigneten<br />
Wegstrecken existieren. Für die Analyse<br />
der Angebotslandschaft ist die Befragung der Bürger/innen<br />
oder Experten/innen mittels Fragebogen<br />
ein wertvolles Instrument.<br />
Nicht jede Koordinationsstelle hat aber die Zeit<br />
oder die Möglichkeit <strong>eine</strong> repräsentative Befragung<br />
durchzuführen. Um den Bestand oder Bedarf zu ermitteln,<br />
eignet sich auch die Durchführung <strong>eine</strong>s<br />
Worldcafés oder <strong>eine</strong>r Ideen- oder Denkwerkstatt<br />
mit örtlichen Akteur/innen und/oder Bürger/innen.<br />
Die letztgenannten Methoden bieten zudem die<br />
Möglichkeit, vorrangige Zielgruppen zu identifizieren<br />
und Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, die<br />
3
ehrenamtlich tätig sein und <strong>eine</strong> <strong>Spaziergangsgruppe</strong><br />
leiten wollen.<br />
Informationen zur Durchführung der verschiedenen<br />
Methoden erhalten Sie über das Zentrum für Bewegungsförderung<br />
Baden-Württemberg.<br />
Los geht`s – Was ist bei der Planung zu beachten?<br />
Wichtig! Die Beteiligung der älteren Menschen sowie<br />
der Kooperationspartner von Anfang an ist für<br />
das Gelingen unerlässlich. In der bereits oben erwähnten<br />
Ideen- oder Denkwerkstatt können erste<br />
Gedanken zusammengetragen und Wünsche sowie<br />
Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt werden.<br />
Folgende Aspekte sind bei der Planung zu beachten:<br />
Gewinnung von Kooperationspartnern bzw. Projektträgern<br />
Begleitete Spaziergänge können auch zu <strong>eine</strong>m<br />
Kooperationsvorhaben werden, indem sich bspw.<br />
haupt- und ehrenamtliche Kräfte zusammenschließen.<br />
Kooperationspartner/innen können bei der<br />
Gewinnung von Teilnehmer/innen nützlich sein. Des<br />
Weiteren eignet sich <strong>eine</strong> Kooperation mit <strong>eine</strong>m<br />
Café oder Restaurant (vergünstigte Preise, Toilettennutzung).<br />
Einrichtung <strong>eine</strong>r Koordinationsstelle<br />
Erfahrungen aus bestehenden <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n<br />
haben gezeigt, dass für die strukturelle Verankerung<br />
des Angebotes <strong>eine</strong> Koordinationsstelle<br />
hilfreich ist. Diese könnte bei <strong>eine</strong>m der bereits<br />
genannten Kooperationspartnern angesiedelt sein.<br />
Eine dauerhafte Koordination durch <strong>eine</strong> hauptamtliche<br />
Kraft sichert die Nachhaltigkeit. Engagierte<br />
Ehrenamtliche können ebenfalls die Koordinationstätigkeit<br />
übernehmen.<br />
Zielgruppenansprache und -erreichbarkeit<br />
Persönliche Ansprache schafft bei älteren Menschen<br />
Vertrauen. Kooperationspartner, z.B. ambulante<br />
Dienste, sind hier sehr hilfreich. Aber auch nachbarschaftliche<br />
Kontakte können ältere Menschen motivieren,<br />
an <strong>eine</strong>m Angebot teilzunehmen.<br />
Im Rahmen von Vortragsreihen oder Informationsveranstaltungen<br />
für ältere Menschen kann das Angebot<br />
des gemeinsamen Spaziergangs vorgestellt<br />
werden.<br />
4<br />
Auswahl des Treffpunkts und der Wegstrecke:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Wo wohnen viele ältere Menschen?<br />
Die Strecke sollte so kurz wie möglich vom<br />
Wohnsitz entfernt liegen, damit die Laufenergie<br />
nicht schon verbraucht ist.<br />
Wo gibt es <strong>eine</strong>n prägnanten Treffpunkt?<br />
Z.B. Seniorenzentrum, Seniorentreff, Gemeindehaus,<br />
Spielplatz, Begegnungsstätte, Apotheke<br />
<strong>Wie</strong> gut ist die Erreichbarkeit des Treffpunkts?<br />
Barrierefreier Zugang? Zu Fuß erreichbar, mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln, gibt es Parkmöglichkeiten?<br />
<strong>Wie</strong> ist die Beschaffenheit der Wege?<br />
Unterschiedliche Bodenbeschaffenheit kann <strong>eine</strong>rseits<br />
den Gleichgewichtssinn schulen, andererseits<br />
<strong>eine</strong> mögliche „Stolperfalle“ darstellen.<br />
• Gibt es unterwegs Sitzmöglichkeiten?<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Gibt es in der Nähe Toiletten?<br />
(Café, Restaurant)<br />
Gibt es in der Nähe <strong>eine</strong>n Bewegungsparcours<br />
oder Bouleplatz?<br />
Die Mitbenutzung schon vorhandener Angebote<br />
kann die Motivation bei den älteren Menschen<br />
steigern.<br />
Werden mehrere <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n und<br />
Routen angeboten?<br />
Der Vorteil von verschiedenen Routen ist, dass<br />
k<strong>eine</strong> Langeweile aufgrund gleicher Wegstrecken<br />
aufkommt. Andererseits bevorzugen ältere<br />
Menschen oft gleiche Wegstrecken, weil sie<br />
die Route kennen und sie einschätzen können<br />
wie lange sie durchhalten.<br />
• Gibt es unterwegs Schattenplätze?<br />
Tipps!<br />
• Die Wegstrecke sollte vor dem ersten Spaziergang<br />
auf Eignung geprüft werden.<br />
• Ein Übersichtsplan, welcher den Spaziergängern<br />
zur Verfügung gestellt wird, zeigt die Länge der<br />
Strecke, Sitzmöglichkeiten und vorhandene Toiletten<br />
auf. Er dient dazu, Ängste vor Überforderung<br />
abzubauen.<br />
• Das Abstellen <strong>eine</strong>s „Notfallautos“ auf halber<br />
Strecke ist hilfreich.
Tipps!<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Eine zielgruppengerechte Ansprache ist für den<br />
Erfolg <strong>eine</strong>s Angebots mit entscheidend.<br />
Nicht zu vernachlässigen ist die unterschiedliche<br />
Ansprache von Frauen und Männern.<br />
Männer erreicht man am besten über Mund-zu-<br />
Mund Propaganda. Mit den Titeln wie „<strong>Spaziergangsgruppe</strong>“<br />
oder „gemeinsames Spazieren<br />
gehen“ fühlen sich insbesondere Männer oft<br />
nicht angesprochen. Ein ansprechender Titel wie<br />
„Die ge(h)meinsame Runde“ (s.S.6) oder <strong>eine</strong><br />
Kombination aus Spaziergang und anderen Aktivitäten<br />
(s. Alternativen bzw. Mischangebote) sind<br />
als Ansprachestrategie sinnvoll.<br />
• Nicht gleich aufgeben! Evtl. müssen Aspekte wie<br />
die Ansprachestrategie, der Treffpunkt oder die<br />
Wegstrecke geändert werden.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Zeitungsartikel eignen sich hervorragend für die<br />
Bekanntmachung des Angebots.<br />
Besonders wertvoll ist hierbei der Einbezug von<br />
Kommunalpolitiker/innen beim ersten Spaziergang.<br />
Das Auslegen von Flyern und das Aufhängen von<br />
Postern eignet sich an Orten, die von älteren Menschen<br />
oft aufgesucht werden. Hierzu zählen Gebäude<br />
wie Rathaus, Ortsverwaltung, Post, Banken,<br />
Apotheken, Arztpraxen, Kirchengemeinden, Seniorenzentren<br />
und Einrichtungen des betreuten Wohnens.<br />
Ambulante Dienste können die Flyer zu den<br />
älteren Menschen nach Hause bringen.<br />
Eine weitere Möglichkeit, auf das Angebot des begleiteten<br />
Spaziergangs aufmerksam zu machen, ist<br />
das Einstellen von Terminen im Internet, im monatlichen<br />
Veranstaltungskalender, im örtlichen Wegweiser<br />
oder in Form von kl<strong>eine</strong>n Hinweisen in der<br />
Presse.<br />
Gestaltung von Flyern und Postern<br />
Um möglichst viele ältere Menschen zu erreichen,<br />
sollte der Flyer ansprechend gestaltet sein.<br />
Auf <strong>eine</strong>m Flyer oder Poster könnte stehen:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Name des Angebots<br />
Zielgruppe<br />
Treffpunkt<br />
Uhrzeit (von wann bis wann)<br />
Kostenloses Angebot<br />
Länge der Wegstrecke (zumindest auf dem initialen<br />
Flyer)<br />
Barrierefrei, z.B. auch für Rollatoren geeignete<br />
Wegstrecke<br />
K<strong>eine</strong> Anmeldung erforderlich/k<strong>eine</strong> Verpflichtung/Schnupperangebot<br />
Hinweis zur Mitnahme der Eigenmedikation<br />
Hinweis, dass Toiletten und Sitzmöglichkeiten<br />
vorhanden sind und dass k<strong>eine</strong> Haftung übernommen<br />
wird<br />
Hinweis, dass auf halber Strecke ein „Notfallauto“<br />
abgestellt ist<br />
Alternativprogramm bei schlechtem Wetter<br />
(Telefonnummer)<br />
5
Tipps!<br />
Bei der Gestaltung ist auf <strong>eine</strong> große Schriftgröße<br />
sowie auf die Auswahl der Farben zu achten. Hintergrundfarben<br />
sollten immer hell und die Textfarben<br />
dunkel sein.<br />
Assoziationen der verschiedenen Farben:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Rot: Vitalität, Aktivität, Dynamik<br />
Orange: Freude, Lebhaftigkeit, Spaß, Ausdauer<br />
Gelb: Optimismus, Kraft, Erfolg<br />
Grün: Entspannung, Hoffnung, Beharrlichkeit<br />
Blau: Harmonie, Ruhe, Heiterkeit<br />
Um möglichst viele ältere Menschen zu erreichen,<br />
sind folgende Begriffe zu vermeiden:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Senioren/Seniorinnen<br />
Alte Menschen<br />
Sport<br />
Fitness<br />
Demenzbegriff<br />
Spaziergang (Umschreibung des Wortes <strong>Spaziergangsgruppe</strong>,<br />
z.B. wie in Freiburg im Stadtteil<br />
Rieselfeld „Die ge(h)meinsame Runde“)<br />
http://www.farbenundleben.de/farbwirkung/farbwirkung_allgemein.htm<br />
http://www.ixmedien.de/infopool/artikel/download/ebook-fl yergestaltung.PDF<br />
6
Gewinnung und Bindung von Begleiter/innen<br />
Ehrenamtliche können durch persönliche Ansprache<br />
bei Bürgerforen, im Bekanntenkreis oder über „Stellenbörsen<br />
für Ehrenamtliche“ gewonnen werden.<br />
Begleiter/innen benötigen k<strong>eine</strong> besonderen Qualifikationen.<br />
Um auch den Begleiter/innen die<br />
Angst vor der Verantwortung zu nehmen kann es<br />
sowohl für die Begleitenden als auch für die Teilnehmenden<br />
hilfreich sein, wenn bei den ersten Runden<br />
Vertrauenspersonen wie Ärzte/innen, Physiotherapeuten/innen<br />
mitgehen.<br />
Regelmäßige Feedbacktreffen zwischen Begleiter/<br />
innen und Kooperationspartnern sowie <strong>eine</strong> kontinuierliche<br />
Zusammenarbeit mit Partnern sind nützlich.<br />
Auch dienen Workshops dazu, Begleiter/innen zum<br />
Weitermachen zu motivieren. Das Vermitteln des<br />
Gefühls des „Gebrauchtwerdens“ von Ehrenamtlichen<br />
ist enorm wichtig. Durch die Mithilfe von engagierten<br />
Bürger/innen kann etwas bewegt werden.<br />
Eine „Dankeschön-Veranstaltung“ einmal pro Jahr<br />
zeigt die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements<br />
auf.<br />
Schulung<br />
Sofern die Ressourcen für <strong>eine</strong> Schulung vorhanden<br />
sind ist es sinnvoll, die Begleiter/innen fortzubilden.<br />
Nicht nur die Teilnehmenden sondern auch die Begleiter/innen<br />
profitieren von <strong>eine</strong>r Qualifizierung, um<br />
u.a. in Gefahrensituationen richtig handeln zu können.<br />
Basisschulungen für ehrenamtliche Begleiter/innen<br />
könnten z.B. über Kooperationspartner angeboten<br />
werden. Hierbei bieten sich u.a. Wohlfahrtsverbände,<br />
Universitäten, Altenpflegeschulen sowie Gesundheitsämter<br />
an.<br />
Folgende Schulungsinhalte sind möglich:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Grundlagen zu Gesundheit im Alter<br />
Aufgaben als Begleiter/in<br />
Erste-Hilfe-Kurs<br />
Fragen zur Ehrenamtlichkeit (Kostenerstattung,<br />
Versicherungen)<br />
Planung und Aufbau von <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n<br />
Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Erstellen <strong>eine</strong>s Flyers)<br />
Weitere Qualifizierungsmaßnahmen sind beispielsweise<br />
Brainwalking-Kurse, die von verschiedenen<br />
Institutionen angeboten werden. Nähere Informationen<br />
erhalten sie über das Zentrum für Bewegungsförderung<br />
Baden-Württemberg.<br />
Was gibt es noch zu beachten<br />
• Fahrdienste für Personen mit Rollatoren organisieren<br />
• Notfallausrüstung für die Begleiter/innen (Traubenzucker,<br />
Handy, Wasser) bereitstellen<br />
Jetzt wird´s konkret – Was muss bei der Durchführung<br />
beachtet werden?<br />
Bei der Frage nach der Anzahl der Gruppen variieren<br />
die Erfahrungen bestehender <strong>Spaziergangsgruppe</strong>n<br />
deutlich. Einige bevorzugen <strong>eine</strong> Gruppe,<br />
andere bauen mehrere Gruppen je nach Kondition<br />
der Teilnmehmer/innen auf. Letztendlich hängt es<br />
auch von der Kapazität vorhandener Begleiter/innen<br />
ab.<br />
Aufgrund <strong>eine</strong>s möglichen Ausfalls <strong>eine</strong>r Begleiterin<br />
oder <strong>eine</strong>s Begleiters sowie unterschiedlicher Gehgeschwindigkeit<br />
der Teilnehmenden sind in <strong>eine</strong>r<br />
Gruppe zwei Begleiter/innen sinnvoll. Das Alter<br />
der Begleiter/innen spielt hierbei k<strong>eine</strong> große Rolle,<br />
wobei der Kontakt auf Augenhöhe erfahrungsgemäß<br />
von Vorteil ist.<br />
Die Gruppengröße hängt davon ab, wie viele Begleiter/innen<br />
mitgehen. Um <strong>eine</strong>n guten Überblick zu<br />
bewahren sind bis zu 10 Teilnehmer/innen optimal.<br />
Je fitter die Gruppe ist, umso größer kann die Teilnehmerzahl<br />
sein.<br />
Die Dauer des Spaziergangs kann je nach Kondition<br />
der Teilnehmer/innen recht unterschiedlich ausfallen.<br />
Folgt man den Bewegungsempfehlungen ist darauf<br />
zu achten, dass mindestens 10 Minuten am Stück<br />
gegangen wird und möglichst mehrmals pro Woche.<br />
Die Erfahrungswerte bestehender Gruppen zeigen,<br />
dass ein 45 bis 60-minütiger Spaziergang sinnvoll<br />
ist, um die Teilnehmenden nicht zu überfordern.<br />
Die beste Zeit für ältere Menschen, <strong>eine</strong>n Spaziergang<br />
in ihren Tagesablauf einzubinden, ist zwischen<br />
9 Uhr und 10.30 Uhr oder nachmittags ab 15 Uhr.<br />
Ein Spaziergang um 11 Uhr mit anschließendem<br />
gemeinsamen Essen ist auch denkbar.<br />
Für die Zeit nach dem Spaziergang sollte noch die<br />
Möglichkeit des geselligen Austausches in <strong>eine</strong>m<br />
Café, Seniorenheim oder Gemeindehaus bestehen.<br />
Hierzu bietet es sich an, vorher <strong>eine</strong>n Tisch zu reservieren<br />
oder mit <strong>eine</strong>r Einrichtung zu kooperieren.<br />
7
Hürden und Stolperst<strong>eine</strong><br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Suche nach weiteren Begleiter/innen ist nicht<br />
einfach<br />
Spaziergänge können bei schlechtem Wetter<br />
oder hohen Temperaturen im Sommer nicht<br />
durchgeführt werden<br />
Motivation der älteren Menschen oft schwierig<br />
Teilnahme hängt von Ereignissen in der Gemeinde<br />
ab, z.B. Beerdigung<br />
Vorteile und Gelingensfaktoren<br />
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Alternativprogramm bei schlechtem Wetter (z.B.<br />
Bewegungsübungen, Spiel- und Gesprächsgruppen<br />
im Gemeindehaus)<br />
Geringe Kosten und Aufwand<br />
Die Motivation in Gemeinschaft spazieren zu<br />
gehen ist größer, v.a. bei schlechterem Wetter<br />
Regelmäßige Termine sorgen für Alltagsstruktur<br />
Anpassung der Zeiten an die Bedürfnisse der<br />
älteren Menschen<br />
Spazieren gehen ist <strong>eine</strong> vertraute Bewegung<br />
K<strong>eine</strong> besonderen Voraussetzungen nötig<br />
Bewegung in normaler Kleidung möglich<br />
Teilnehmer/innen können über die Teilnahme<br />
jedes Mal neu entscheiden<br />
Training der mentalen und motorischen Fähigkeiten<br />
Treffpunkt so wählen, dass er für ältere Menschen<br />
gut erreichbar ist<br />
Verbindliche Zuständigkeit <strong>eine</strong>s Trägers<br />
Ideen, die von Teilnehmenden rückgemeldet<br />
werden, sollen beachtet werden<br />
Offenheit des Trägers für die Eigendynamik der<br />
Gruppe<br />
Kl<strong>eine</strong> und unterschiedliche Gruppen (sportlicher<br />
Charakter vs. „mit dem Rollator zum nächsten<br />
Geschäft laufen“)<br />
Begleiter/innen mit ähnlicher Lebenslage<br />
Evtl. müssen Spaziergänge für Frauen und Männer<br />
separat angeboten werden, um beide Geschlechter<br />
zu erreichen<br />
Vertraute Orte wählen<br />
Alternativen bzw. Mischangebote<br />
Neben dem klassischen Spaziergang können<br />
Mischangebote dazu beitragen, die Motivation älterer<br />
Menschen zu erhöhen.<br />
Im Folgenden werden einige Beispiele aufgeführt:<br />
• Spaziergang im Wald (verschiedene Untergründe)<br />
• Stadtteilspaziergänge (Interkulturelle Stadtteilspaziergänge)<br />
• Biographische Stadtteilführungen<br />
• „Monatsspaziergänger“, z.B. Erkunden von<br />
baulichen Objekten in der Stadt<br />
• „Fotospaziergang“ inkl. Erstellung <strong>eine</strong>s individuellen<br />
Kalenders<br />
• Übungen zwischendurch einbauen, z.B.<br />
Übungen für das Gleichgewicht, Kraft oder<br />
Durchführung von Dehnungen<br />
• Spaziergang unter dem Motto: „Mitgehen am<br />
Mittwoch mit ihrer Apotheke“ in Verbindung<br />
mit <strong>eine</strong>m Besuch <strong>eine</strong>s Kräutergartens<br />
• Nordic Walking<br />
• Rollatorenlauf<br />
• Einbezug von Bewegungsparcours, Bouleplatz<br />
• Einsatz von Schrittzählern<br />
• Geocaching<br />
• Spaziergang mit Männervesper oder Stammtisch<br />
verbinden<br />
• Spaziergänge in Verbindung mit Denkaufgaben,<br />
z.B. „Brainwalking“<br />
Nähere Informationen zu den Mischangeboten erhalten<br />
Sie beim Zentrum für Bewegungsförderung<br />
Baden-Württemberg.<br />
8
Finanzierung<br />
Beispielsweise kommen folgende Finanzierungsquellen<br />
und -wege in Frage:<br />
• Haushaltsmittel der Kommunen (Fördermittel)<br />
• Lokale Stiftungen<br />
• Gesundheitszentren<br />
• Lokale Gesundheitsinitiativen<br />
• Sportver<strong>eine</strong><br />
• Spenden, z.B. von Betrieben oder Banken<br />
Projekte werden meistens über <strong>eine</strong>n bestimmten<br />
Zeitraum finanziell gefördert. Die strukturelle Verankerung<br />
nach Projektende scheitert oft an fehlenden<br />
Finanzmitteln. Um ein nachhaltiges Angebot gewährleisten<br />
zu können, sollte schon in der Planungsphase<br />
über die Finanzierungsmöglichkeiten und die<br />
Schaffung <strong>eine</strong>r dauerhaften Koordinationsstelle<br />
nach der Förderphase nachgedacht werden.<br />
Eine Aufwandsentschädigung für Ehrenamtliche<br />
(z.B. Essensgutsch<strong>eine</strong> von Kooperationspartnern,<br />
jährliches „Danke“ Fest) sollte bei der Budgetplanung<br />
beachtet werden.<br />
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