Nº 76 - Bundesverband Geothermie
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Nº 76 - Bundesverband Geothermie
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Abwärme:<br />
Saisonale Speicherung<br />
im Erdreich<br />
// Partizipation:<br />
Einbindung von Bürgern<br />
bei Großprojekten<br />
// Kühlung:<br />
Bereitstellung von<br />
geothermischer Kälte<br />
// Energiewende:<br />
Peak Oil und Erneuerbare<br />
Energien<br />
GtV-<strong>Bundesverband</strong> <strong>Geothermie</strong> e.V. // 22. Jahrgang // Heft <strong>76</strong><br />
<strong>Nº</strong> <strong>76</strong><br />
Juni 2013<br />
GtV<br />
<strong>Bundesverband</strong><br />
<strong>Geothermie</strong>
Europas größte<br />
Fachmesse mit Kongress<br />
20. + 21. Feb. 2014<br />
Messe Offenburg<br />
www.geotherm - offenburg.de
1<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Mitglieder des GtV-<strong>Bundesverband</strong> <strong>Geothermie</strong>,<br />
der Sommer naht, die Temperaturen steigen und der Heizbedarf sinkt. <strong>Geothermie</strong><br />
kann aber auch in der warmen Jahreszeit sinnvoll genutzt werden.<br />
David Kuntz und Kollegen erläutern wie überschüssige Wärme im Sommer<br />
in saisonale Speicher eingespeist werden kann. Im Erdreich gespeichert<br />
kann diese Wärme im Winter zum Heizen eingesetzt werden (Seite 16).<br />
<strong>Geothermie</strong> kann aber nicht nur Wärme, sondern auch Kälte bereitstellen.<br />
Franziska Bockelmann untersucht in einem Forschungsprojekt, wie passive Kühlung<br />
über Erwärmesonden und die Klimatisierung durch reversible Wärmepumpen möglichst<br />
effizient kombiniert werden können (Seite 26). Ronald Lau zeigt anhand der Volksbank-<br />
Raiffeisenbank in Nürnberg wie Kühlung durch <strong>Geothermie</strong> in der Praxis funktioniert<br />
(Seite 20).<br />
In Unterföhring versorgt eine <strong>Geothermie</strong>anlage bereits 2000 Bürger zuverlässig mit<br />
erneuerbarer Wärme. Das Interesse ist ungebrochen. Daher will die kommunale Betreibergesellschaft<br />
nun die Kapazitäten um weitere 10 Megawatt ausbauen (Seite 14).<br />
In Unterföhring war der Zuspruch seit Projektbeginn groß. Um diesen auch in Fällen zu<br />
erreichen, wo Widerstände zu erwarten sind, ist die Beteiligung der Bürger von großer<br />
Bedeutung. Wie Partizipationsprozesse erfolgreich gestaltet werden können, erfahren<br />
Sie ab Seite 6.<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong> beschreibt die Nutzung von Erdwärme bis zu einer<br />
Tiefe von 400 Metern. Klassische Projekte der Tiefen <strong>Geothermie</strong> erschließen die<br />
Wärme des Erdreichs jenseits der 1000-Meter-Marke. Prof. Dr. Dieter Michalzik erläutert,<br />
warum der Bereich von 400-1000 Meter Tiefe als »Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong>«<br />
einer Unterscheidung und eigenen Definition bedarf (Seite 30). Die Grundlage für die<br />
im Erdreich vorhandene Wärme ist natürliche Radioaktivität. Die physikalischen Hintergründe<br />
und die Gründe dafür, dass dies für Mensch und Umwelt in der Umgebung<br />
unbedenklich ist, erfahren Sie ab Seite 10.<br />
Der Energiesektor ist ein Weltmarkt. Bodenschätze an fossilen und nuklearen Brennstoffen<br />
sind auf wenige Länder verteilt. Diese werden aber schon sehr bald erschöpft<br />
sein. Dr. Zittel hat für die Energy Watch Group federführend errechnet, bis wann die<br />
Vorräte noch reichen werden. Ab Seite 4 stellt er die ernüchternden Ergebnisse der<br />
Studie vor und erläutert, warum daher der Ausbau der erneuerbaren Energienutzung<br />
unumkehrbar ist. Auch das Projekt GeoPower trägt einen grenzüberschreitenden Gedanken<br />
in sich. Darin will der geologische Dienst von Schleswig-Holstein gemeinsam<br />
mit den dänischen Kollegen das geothermische Potenzial erkunden (Seite 32).<br />
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre der Zeitschrift!<br />
Mit vielen Grüßen aus Berlin,<br />
Ihre Geschäftsstelle des GtV-<strong>Bundesverband</strong>es <strong>Geothermie</strong>
2<br />
Service<br />
Inhalt // Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
10 Radon – Grundlagen und Bezug zur <strong>Geothermie</strong><br />
TEXT: Dr. Joachim Kemski, Dr. Heiko Woith, Sebastian Feige, Prof. Dr. Horst Rüter<br />
14 GEOVOL verdoppelt geothermische Leistung - Zweite Dublette ist geplant<br />
TEXT: Peter Lohr, Dr. Franz Böhm<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
16 Saisonale geothermische Wärmespeicher zur Direktheizung – ein Praxisbeispiel –<br />
TEXT: Dr. David Kuntz, Dr. Markus Kübert, Prof. Dr. Simone Walker-Hertkorn, Otto Andreas Reisig<br />
20 VR-Bank Nürnberg mit klarem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit<br />
TEXT: Ronald Lau, Holger Süss<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Service<br />
22 Kühlsystem für Messeinrichtungen in tiefen Bohrlöchern<br />
TEXT: Benedict Holbein<br />
26 geo:build – Systemoptimierung des Kühlfalls von erdgekoppelter Wärme- und<br />
Kälteversorgung<br />
TEXT: Franziska Bockelmann<br />
01 Editorial<br />
03 Panorama<br />
04 Der Strukturwandel weg von fossilen Energieträgern wird deutlich zunehmen!<br />
TEXT: Dr. Werner Zittel<br />
06 Bürgerbeteiligung konkret: Kommunikation und Recht bei Tiefengeothermie Projekten<br />
TEXT: Prof. Dr. Thorsten Hofmann, Prof. Dr. Ralf Leinemann<br />
30 Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong> – was ist das?<br />
TEXT: Prof. Dr. Dieter Michalzik<br />
32 Grenzüberschreitende Erkundung des geothermischen Potenzials im Norden – das<br />
Projekt GeoPower<br />
TEXT: Dr. Reinhard Kirsch, Dr. Fabian Hese, Dr. Niels Balling, Prof. Dr. Lars Ole Boldreel, Prof. Dr. Wolfgang Rabbel<br />
34 Junge <strong>Geothermie</strong> // Wissenschaftliche Qualifizierung am Deutschen GeoForschungs-<br />
Zentrum in Potsdam<br />
TEXT: Dr.-Ing. Thomas Reinsch<br />
35 Termine & Veranstaltungen<br />
36 Interview // Die Fünfer-Staffel des GtV-<strong>Bundesverband</strong>es <strong>Geothermie</strong><br />
37 Aus dem Verband // Impressum<br />
Titelbild<br />
Die Hauptverwaltung GELSENWASSER in Gelsenkirchen ist eines der Bürogebäude, die im Rahmen des<br />
Projektes geo:build untersucht wurden.
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
3<br />
Osnabrück:<br />
<strong>Geothermie</strong> sorgt<br />
für Badespaß<br />
Panorama<br />
Tomaten aus Bayern:<br />
<strong>Geothermie</strong> macht ‘s<br />
möglich!<br />
Die Gemeinde Kirchweidach und die<br />
GEOenergie Kirchweidach (GEK) haben<br />
eine deutschlandweit einmalige<br />
Vereinbarung für den Aufbau einer<br />
eigenständigen Wärmeversorgung<br />
aus Tiefengeothermie unterzeichnet.<br />
Die Gemeinde Kirchweidach<br />
liegt über dem geothermisch geeigneten<br />
Molassebecken und will mit<br />
ca. 127 Grad heißem Thermalwasser<br />
elektrischen Strom und Wärme<br />
gewinnen.<br />
Über ein Fernwärmenetz, welches<br />
ebenfalls gebaut wird, soll die Erdwärme<br />
nicht nur zahlreiche Haushalte<br />
versorgen, sondern auch die<br />
Tomatenproduktion in einer örtlichen<br />
Gewächshausanlage ermöglichen.<br />
Dies ist nur möglich, da die günstige<br />
und preisstabile Wärme aus Tiefengeothermie<br />
genutzt werden kann.<br />
Bei der Tomatenproduktion werden<br />
bis zu 25.000 t CO 2<br />
pro Jahr gespart.<br />
Für eingesparte Transporte, z.B. aus<br />
den Niederlanden oder Spanien,<br />
werden weitere bis zu 1.500 t CO 2<br />
pro Jahr vermieden.<br />
Der erzeugte Strom soll in das Netz<br />
eingespeist und über das EEG vergütet<br />
werden. Die Inbetriebnahme<br />
der Stromproduktion ist für Frühjahr<br />
2015 geplant. Bernhard Gubo,<br />
Geschäftsführer der GEK: »Die zusätzlichen<br />
Einnahmen des Wärmeverkaufs<br />
verbessern die Wirtschaftlichkeit<br />
unseres Projektes<br />
und erhöhen das positive Image der<br />
Tiefengeothermie.«<br />
Seit Ende April wird das Osnabrücker<br />
Spaßbad durch eine <strong>Geothermie</strong>anlagen<br />
beheizt. Über zwei<br />
Brunnen mit einer Tiefe von ca. 360<br />
Metern wird Thermalwasser aus<br />
der Muschelkalkschicht gefördert.<br />
Zunächst war nur eine Bohrung von<br />
800 Metern für eine geschlossene<br />
Sonde geplant. Als man bei den<br />
Bohrarbeiten auf Thermalwasser<br />
stieß, wurden die Pläne kurzerhand<br />
geändert. Über eine Förderbohrung<br />
wird das Thermalwasser nun<br />
erschlossen. Eine Wärmepumpe<br />
erhöht die Temperatur des Grundwassers<br />
von 20 °C auf 55 °C. Das<br />
abgekühlte Grundwasser wird danach<br />
über eine zweite Bohrung wieder<br />
ins Erdreich zurückgeführt. Die<br />
Anlage produziert mit einer Leistung<br />
von 600 Kilowatt jährlich vier<br />
Millionen Kilowattstunden Wärme.<br />
Insgesamt soll so 60 % des Wärmebedarfs<br />
durch Erdwärme gedeckt<br />
werden. Die Stadtwerke Osnabrück<br />
gehen davon aus, dass sich<br />
die Investitionskosten von einer<br />
Million Euro schnell amortisieren.<br />
Die Nutzung Erneuerbarer Energien<br />
hat in Osnabrück System. Im<br />
»Energiepark« Nettebad wird das<br />
Badewasser bisher bereits durch<br />
Solarenergie erwärmt. Ein Windrad<br />
liefert Strom. Durch den Modellcharakter<br />
zieht das Nettebad nicht<br />
nur Schwimmbegeisterte, sondern<br />
auch Energieexperten an. Die<br />
Stadtwerke planen auch weitere<br />
Energieprojekte.<br />
St. Gallen:<br />
Förderbohrung in<br />
vollem Gange<br />
Das <strong>Geothermie</strong>projekt in St. Gallen<br />
tritt in die entscheidende Bohrphase<br />
ein. Seit Anfang März treibt der<br />
Bohrturm die Erschließung der<br />
Erdwärme voran. Bereits ein Monat<br />
nach Beginn der Bohrarbeiten<br />
für das <strong>Geothermie</strong>-Kraftwerk<br />
St. Gallen wurde eine Tiefe von 1900<br />
Metern erreicht. Die 2.500-Meter-<br />
Marke soll Anfang Mai erreicht<br />
werden. Die Bohrungen werden voraussichtlich<br />
im Juni abgeschlossen<br />
sein. Geologen erwarten in 4.000<br />
bis 4.500 Metern Tiefe auf 140<br />
Grad heißes Thermalwasser zu stoßen.<br />
Eine zweite Bohrung, welche<br />
nur wenige Meter von der Förderbohrung<br />
niedergebracht wird, dient<br />
der Rückführung des abgekühlten<br />
Thermalwassers. In der Tiefe sollen<br />
zwischen Förder- und Injektionsbohrung<br />
1,2 Kilometer liegen.<br />
Langfristig ist geplant, die Hälfte<br />
aller Einwohner zuverlässig mit<br />
umweltfreundlicher Erdwärme aus<br />
dem Sitterobel zu versorgen. Mit<br />
dem Bau des <strong>Geothermie</strong>kraftwerks<br />
ist auch eine Erweiterung des Fernwärmenetzes<br />
angedacht. Bis 2017<br />
soll sich die Zahl der angeschlossenen<br />
Wohnungen mehr als verdreifachen.<br />
Großen Wert legt die Stadt<br />
daher auch auf die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Auf der Internetseite liefern<br />
unter anderem eine Webcam und<br />
ein interaktiver dreidimensionaler<br />
Bohrplatzplan einen guten Einblick<br />
in die Arbeiten.
4<br />
Service<br />
Der Strukturwandel weg von fossilen<br />
Energieträgern wird deutlich zunehmen!<br />
TEXT: Dr. Werner Zittel<br />
Die im März veröffentlichte Studie der Energy Watch Group widerspricht<br />
Berichten, dass es kein Verfügbarkeitsproblem von Erdöl und Gas gäbe. Die<br />
Analyse von regionalen Förderstatistiken und weiteren Indikatoren zeigt,<br />
dass die Versorgung der Welt mit Erdöl an ihre Grenzen stößt. Aber auch<br />
Erdgas und Kohle sind nicht so reichlich verfügbar wie oft unterstellt wird.<br />
Das Fördermaximum aller fossilen Energieträger ist laut der Analyse der<br />
Energy Watch Group noch in diesem Jahrzehnt zu erwarten.<br />
Angestoßen durch den World Energy Outlook<br />
(WEO) der IEA vom November 2012 wird in den<br />
Medien verbreitet, dass die Welt vor einer Ölund<br />
Gasschwemme stehe.<br />
Neue Methoden würden die Erschließung unkonventioneller<br />
Vorkommen ermöglichen, die<br />
USA würden schon bald von Energieimporten<br />
unabhängig. Auch Europa könne davon profitieren.<br />
Zudem werde Energie dadurch billig.<br />
Wer sich diesem Trend verschließe, müsse die<br />
Verantwortung tragen, wenn die Industrie in<br />
Staaten mit billigerer Energieversorgung abwandere.<br />
Diese verkürzte und in Teilen falsche<br />
Interpretation des WEO sorgte für große Verunsicherung.<br />
Die Energy Watch Group beauftragte<br />
die Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, die<br />
Belastbarkeit dieser Aussagen zu untersuchen.<br />
Ende März wurde deren Studie in Berlin vorgestellt.<br />
Außer für Erdgas handelt es sich dabei um<br />
Aktualisierungen vergangener Arbeiten.<br />
Kritik am World Energy Outlook der<br />
Internationalen Energieagentur<br />
In der internationalen Presse wurden die Aussagen<br />
des WEO 2012 verkürzt und teilweise<br />
falsch dargestellt. So ist eine wesentliche Voraussetzung<br />
für die Importunabhängigkeit der<br />
USA, dass der Energieverbrauch drastisch zurückgehen<br />
muss.<br />
Es muss kritisiert werden, wenn die IEA ihre<br />
Szenarien der Öl- und Gasförderung bis 2035<br />
regional nicht auf Reserven, sondern vor allem<br />
auf spekulativen Ressourcenabschätzungen<br />
aufbaut. So wird gemäß WEO 2012 die Erdgasförderung<br />
der USA zwischen 2013-2035 etwa<br />
16 Billionen m³ betragen, mehr als das Doppelte<br />
der Erdgasreserven der USA. Und so finden<br />
sich in dem Bericht viele Aspekte, die bei kritischer<br />
Analyse eher als Spekulation zu werten<br />
sind. Die verfügbaren Statistiken sind in sich widersprüchlich.<br />
So zeigen die Monatsstatistiken<br />
der texanischen Behörde seit gut einem Jahr einen<br />
deutlichen Gasförderrückgang, die Statistik<br />
der amerikanischen Energiebehörde weist für<br />
dieselben Förderdaten einen Förderanstieg aus.<br />
Ähnliche Unterschiede zeigen sich in den Daten<br />
zur Ölförderung. Hier zeigt die Analyse zudem,<br />
dass der seit einigen Jahren erfolgende Anstieg<br />
der Erdölförderung in den USA nur auf die zwei<br />
Bundesstaaten Texas und Norddakota begrenzt<br />
ist. In Norddakota sind es nur 4 Landkreise, die<br />
mit 3 EW/km² auch zu den am dünnsten besiedelten<br />
Regionen der USA zählen. Der neue Bericht<br />
der Energy Watch Group analysiert diese<br />
Details und zeigt Trends auf, die auf deutlich zunehmende<br />
Versorgungsprobleme mit fossilen<br />
Energieträgern hinweisen.<br />
Erdöl<br />
Seit dem Jahr 2000 ist der Ölpreis fast um den<br />
Faktor 10 gestiegen. Galt damals ein Preis von<br />
30 $/Barrel als teuer, so werden 100 $/Barrel<br />
heute als billig empfunden. Die mit dem „Peak<br />
Oil“ verbundene Verknappung und Verteuerung<br />
des Rohstoffes hat längst begonnen. Trotz gesunkenem<br />
Verbrauch der OECD Staaten blieb<br />
der Ölpreis hoch. In Europa hat sich die Ölförderung<br />
seit 2000 halbiert. Auch die großen Ölfirmen<br />
fördern heute trotz gestiegener Investitionen<br />
20 Prozent weniger Erdöl als 2004.<br />
Mit jedem Monat wird es schwieriger den Öldurst<br />
der Welt zu stillen. Die Analysen der Energy<br />
Watch Group deuten darauf hin, dass die<br />
weltweite Ölverfügbarkeit bis zum Jahr 2030<br />
deutlich abnehmen wird – vermutlich wird die<br />
Förderung um 40 Prozent zurückgehen.
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
5<br />
Erdgas<br />
Die konventionelle Erdgasförderung hat in den<br />
USA deutlich abgenommen. Das entstehende<br />
Defizit konnte in den vergangenen Jahren durch<br />
die schnelle – und durch die Lockerung von Umweltauflagen<br />
2005 ermöglichte – Ausweitung<br />
der Schiefergasförderung aufgefangen werden.<br />
Doch das stößt an Grenzen. Abbildung 1 zeigt,<br />
wie schnell die Gasförderung in den USA wieder<br />
zurückgehen kann, sobald die Erschließung der<br />
Schiefergasvorkommen ins Stocken gerät.<br />
In Europa geht die Erdgasförderung seit der<br />
Jahrtausendwende zurück. Die Schiefergasförderung<br />
wird hier keinen bedeutenden Beitrag<br />
liefern können. Zu groß sind die Unterschiede zu<br />
den USA. Zu gering sind Potenzial und Fördermöglichkeiten.<br />
Zudem sind die Umweltrestriktionen<br />
höher. Die europäische Erdgasförderung<br />
wird daher bis 2030 deutlich zurückgehen. Nur<br />
ein stark steigender Gasimport könnte den Verbrauch<br />
auf heutigem Niveau ermöglichen. Doch<br />
aus Russland wird dieses Erdgas nicht kommen.<br />
Es kämpft trotz großer Reserven selbst gegen<br />
den Förderrückgang der alten Gasfelder. Die Erschließung<br />
neuer Felder wird immer teurer. Zudem<br />
steigen heimischer Verbrauch und Exportmöglichkeiten<br />
nach Asien. Die Berechnungen<br />
der Energy Watch Group lassen das weltweite<br />
Gasfördermaximum um 2020 erwarten.<br />
Kohle<br />
Die Verfügbarkeit von Kohle wird oft als für<br />
Jahrhunderte garantiert gesehen.<br />
Doch es hilft nicht, auf große Ressourcen zu verweisen,<br />
deren Nachweis nie jemand antreten<br />
muss. Die besser belastbaren Reservestatistiken<br />
wurden in den vergangenen 25 Jahren weltweit<br />
um mehr als die Hälfte reduziert.<br />
Bei weltweit steigendem Verbrauch sank die<br />
statische Reichweite von über 450 Jahren<br />
im Jahr 1987 auf unter 120 Jahre. Dabei sind<br />
diese Statistiken bereits großzügig. So werden<br />
die indischen Kohlereserven mit fast 60 Mrd.<br />
Tonnen ausgewiesen. Doch diese Kohle hat einen<br />
Ascheanteil zwischen 30 – 70 Prozent. In<br />
China steigt der Bedarf schneller als die Förderung.<br />
Der Export von Kohle beschränkt sich<br />
auf wenige Staaten, allen voran Indonesien und<br />
Australien. Dass die USA Kohle nach Europa<br />
zu günstigen Preisen exportieren können, kann<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch dort<br />
das Fördermaximum der Steinkohle vor über 25<br />
Jahren überschritten wurde.<br />
Zusammenfassung<br />
Abbildung 2 fasst die Ergebnisse der Analyse<br />
zusammen. Zunehmende Indizien weisen darauf<br />
hin, dass die Welt auf den Höhepunkt der fossilen<br />
Energieförderung zusteuert. Die weltweit<br />
zunehmenden wirtschaftlichen Probleme haben<br />
auch in steigenden Energiebeschaffungskosten<br />
ihre Ursache – und diese sind wiederum mit Verknappungen<br />
verbunden. Die bereits begonnenen<br />
und noch bevorstehenden Probleme müssen wir<br />
als Chance für Klimaschutz und nachhaltigen Lebensstil<br />
begreifen. Erst wenn wir dies zulassen,<br />
werden wir nicht von kommenden Problemen<br />
erdrückt werden, sondern können mit guten Antworten<br />
agieren.
6<br />
Service<br />
Großbauvorhaben können trotz wirksamer Baugenehmigung am Protest<br />
der Bürger scheitern. Die viel zitierte Behauptung, Deutschland sei mittlerweile<br />
eine »Dagegen-Republik«, wird der Frage nach Bürgerbeteiligung<br />
bei Infrastrukturprojekten jedoch nicht gerecht. Kommunikatives und<br />
juristisches Fingerspitzengefühl der Projektverantwortlichen sind mehr<br />
denn je gefragt. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Partizipation? Eine<br />
Analyse am Beispiel »Tiefengeothermie«.<br />
Bürgerbeteiligung konkret: Kommunikation<br />
und Recht bei Tiefengeothermie Projekten.<br />
TEXT: Prof. Dr. Thorsten Hofmann, Prof. Dr. Ralf Leinemann<br />
Komplexe und teure Bauprojekte berühren eine<br />
Vielzahl von Interessen, die zwangsläufig miteinander<br />
in Konflikt geraten. Daher ist die Skepsis<br />
der Bürger gegenüber großen Bauvorhaben<br />
kein wirklich neues Phänomen. Zuletzt fiel das<br />
Misstrauen innerhalb der Bevölkerung jedoch<br />
besonders hoch aus: Eine Allensbach-Studie ergab,<br />
dass die Mehrheit der Befragten schon bei<br />
dem Begriff »große Bauprojekte« spontan negativ<br />
reagiert. Der Grund hierfür liegt auch an der<br />
verbesserungswürdigen Steuerung der letzten<br />
Mammutprojekte. Ob bei Stuttgart 21 oder<br />
jüngst beim Bau des Berliner Großflughafens:<br />
Für die Öffentlichkeit wirken Planungen undurchsichtig,<br />
»top-down«-Entscheidungsprozesse veraltet<br />
und elitär und nicht zuletzt erregen explodierende<br />
Kostenkalkulationen die Gemüter der<br />
Steuerzahler.<br />
Erfahrungen aus der Praxis<br />
Sogar bei den positiv besetzten Erneuerbaren<br />
Energien reagieren Anwohner auf konkrete Projekte<br />
mit Skepsis. Neue Technologien beinhalten<br />
ein Sorgenpotential, da die Bürger bislang wenig<br />
Erfahrung mit diesen haben. Als es im Sommer<br />
2009 in Landau in der Nähe einer Tiefengeothermieanlage<br />
zu leichten seismischen Beben<br />
bis zu einer Stärke von 2,7 auf der Richterskala<br />
kommt, wird nicht nur die Erde erschüttert, sondern<br />
auch die gesellschaftliche Akzeptanz der<br />
<strong>Geothermie</strong>. Mehrere Bürgerinitiativen formieren<br />
sich, thematisieren den Konflikt mit breitem<br />
Medienecho und transportieren ihre Ängste in<br />
die Öffentlichkeit. Die Konsequenz: Ein breiter<br />
Fortschrittspessimismus vertreibt die Euphorie<br />
für die <strong>Geothermie</strong>. Um Vertrauen in die<br />
Projekte wieder herzustellen, bedurfte es einer<br />
systematischen Beteiligung aller Betroffenen in<br />
Form eines Mediationsverfahrens. Ziel war die<br />
Versachlichung des Konflikts, um weitere gerichtliche<br />
Auseinandersetzungen zu vermeiden.<br />
Ein Mediationsverfahren besteht grundsätzlich<br />
aus einer Vermittlungs- und einer Umsetzungsphase.<br />
In der Vermittlungsphase soll, unter<br />
Federführung eines neutralen Mediators,<br />
ein Konsens zwischen den verschiedenen Interessengruppen<br />
erzielt werden, der in einem<br />
Abschlusspapier dokumentiert wird. Im Fall<br />
Landau wurden konkrete Vorschläge für mehr<br />
Bürgerbeteiligung beim Bau weiterer Anlagen<br />
erarbeitet, ein Ombudsmann berufen und ein<br />
Schadens-Fonds eingerichtet. Die anschließende<br />
Umsetzungsphase wurde durch regelmäßige<br />
Sitzungen aller Beteiligten konstruktiv begleitet.<br />
Das Beispiel zeigt vor allem eines: Die Zuspitzung<br />
des Konflikts konnte mittels konkreter Beteiligungsverfahren<br />
gelöst werden. Je früher solche<br />
Instrumente genutzt werden, desto weniger<br />
Konfliktpotential entsteht. Mögliche Risikopotentiale<br />
und deren Auswirkung auf das Umfeld,<br />
wie beispielsweise seismische Erschütterungen,<br />
sollten im Vorfeld in die Planung und Kommunikation<br />
mit einfließen, um negative Überraschungen<br />
seitens der Anwohner zu vermeiden.<br />
Sicherheitsvorkehrungen, technische Verfahren<br />
und tatsächliche Auswirkungen müssen der<br />
Öffentlichkeit offen kommuniziert werden. Was<br />
in Landau gelang, funktioniert jedoch nicht immer:<br />
Sobald sich ein einzelner Betroffener nicht<br />
an dem Mediationsverfahren beteiligt, steht die<br />
außergerichtliche Gesamtlösung des Konflikts<br />
auf dem Spiel.<br />
Aus diesen Erfahrungen kann beim Bau anderer<br />
Kraftwerke gelernt werden: Ein ausgewiesener<br />
Ansprechpartner des Betreibers, der für<br />
den Dialog mit Bürgern und Politik, für Fragen,
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
7<br />
Anregungen und einen aktiven Austausch zur<br />
Verfügung steht, ist empfehlenswert. Institutionen<br />
wie der Gemeinderat sollten intensiv in<br />
alle wesentlichen Planungen und Fragen involviert<br />
werden. Eine direkte Bürgernähe wiederum<br />
kann durch Kraftwerksbesichtigungen<br />
schon während der Bauarbeiten hergestellt<br />
werden. Eine konsequente Informationspolitik,<br />
verknüpft mit Entscheidungsprozessen, sorgt<br />
für Transparenz. Durch eine langfristige und<br />
strategisch ausgerichtete Kommunikation und<br />
die darauf abgeleiteten Maßnahmen gelingt es,<br />
Risikopotentiale für das Projekt im Vorfeld zu<br />
erkennen und diesen entgegenzuwirken.<br />
Die zwei Säulen der Kommunikation von<br />
Bauprojekten<br />
Eine konstruktive und dialogorientierte Kommunikation<br />
beruht auf zwei Säulen: Auf einer<br />
sachlichen Ebene müssen ausführliche und<br />
verständliche Informationen zur Klärung der<br />
Lage bereit stehen und es muss dafür gesorgt<br />
werden, dass diese auch wahrgenommen werden.<br />
Zur sachlichen Ebene zählt außerdem eine<br />
juristische Begleitung und Kommunikation des<br />
Vorhabens. Die zweite Säule zielt auf die emotionale<br />
Wahrnehmung des Adressaten. Bedürfnisse<br />
und Ängste müssen antizipiert, anstatt<br />
tabuisiert werden. Dazu muss sowohl offen<br />
und glaubwürdig interagiert als auch eine positive<br />
Zukunftsstory, die einen gesellschaftlichen<br />
Zweck vermittelt, dargestellt werden. Nur wer<br />
seine Botschaften von Beginn an auf diesen beiden<br />
Säulen aufbaut, wird als vertrauensvoller<br />
Dialogpartner wahrgenommen und schützt sich<br />
vor einer Defensiv-Position.<br />
Bürgerbeteiligung konkret:<br />
Analyse, Strategie und Umsetzung<br />
Für viele Bürger sind die geplanten Bauvorhaben<br />
und die zu Grunde liegenden Entscheidungen<br />
nicht durchsichtig, sondern stellen eine<br />
sogenannte »Black-Box« dar. Um diese bereits<br />
im Vorfeld transparent zu machen, Angst und<br />
Misstrauen entgegen zu wirken und den gesamten<br />
Bauprozess wieder in die eigenen Hände<br />
zu nehmen, ist eine umfangreiche Analyse der<br />
Ausgangslage des Projekts notwendig.<br />
Ein Bestandteil dieser Analyse ist das Erfassen<br />
der Bedürfnisse und Ängste der verschiedenen<br />
Stakeholdergruppen, Meinungsführer und<br />
der soziodemographischen Struktur im Umfeld<br />
eines Projektes. Dazu gehört es auch, die Medienlandschaft<br />
inklusive Social Media sowie die<br />
politische Lage im Blick zu behalten. Auf diese<br />
Weise erhalten Planer ein Bild über die Risikofaktoren<br />
vor Ort, partielle Bedürfnisse und Befindlichkeiten<br />
lassen sich antizipieren und damit<br />
in die Gesamtstrategie integrieren. Mit den<br />
relevanten Zielgruppen kann gezielt ein Vertrauenszyklus<br />
aufgebaut werden. Dieser hat<br />
zum Ziel, die eine, wichtige Botschaft zu vermitteln:<br />
»Wir nehmen die Ängste und Bedürfnisse<br />
der Gegner sehr ernst und bieten Lösungen.«<br />
Die Diskussion wird versachlicht, Vertrauen<br />
und Akzeptanz werden aufgebaut, gemeinsame<br />
Lösungen können entwickelt werden. Dies<br />
alles erhöht die Planungssicherheit für das Gesamtprojekt.<br />
In einer Bestandsaufnahme gilt<br />
es herauszuarbeiten, welche Punkte überhaupt<br />
verhandelbar sind, welche Entscheidungsspielräume<br />
existieren, welche Ressourcen zur<br />
aufklärend<br />
umfassend<br />
sachbezogen<br />
rational<br />
Sachebene<br />
vertrauensbildende<br />
Information<br />
offen<br />
ehrlich<br />
persönlich<br />
sympathisch<br />
Gefühlsebene<br />
wirkungsvolle Kommunikation<br />
auf zwei Säulen<br />
Verfügung stehen und ob die denkbare Beteiligung<br />
in den Zeitrahmen des Projektes passt.<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse werden zuletzt<br />
in konkrete Maßnahmen umgewandelt und in<br />
einen Projektplan überführt. In diesem sollten<br />
vor allem Zuständigkeiten sowie die weitere Organisation<br />
festgehalten werden. Die Bürgerbeteiligung<br />
muss insgesamt zu einer festen Größe<br />
des Vorhabens werden. Auf diese Weise ist der<br />
gezielte Dialog mit den Betroffenen vorbereitet<br />
und kann nun in Form von zielgruppengerechten<br />
Formaten umgesetzt werden. Von klassischen<br />
PR-Werkzeugen über die Einbindung des Web<br />
2.0 bis hin zu Partizipations-, Verhandlungsund<br />
Mediationsverfahren kann dann eine Vielzahl<br />
von Dialog- und Kommunikationswerkzeugen<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Rechtsrahmen und Klärung von Sachverhalten<br />
Infrastrukturprojekte dürfen nur realisiert werden,<br />
wenn sie von staatlichen Stellen genehmigt<br />
wurden – etwa durch einen Planfeststellungsbe-
8<br />
Service<br />
Transparenz<br />
schaffen<br />
Planungssicherheit<br />
erzielen<br />
Großprojekt<br />
Diskussion<br />
versachlichen<br />
gemeinsame<br />
Lösungen<br />
entwickeln<br />
Vertrauen und<br />
Akzeptanz<br />
aufbauen<br />
schluss oder aufgrund einer Baugenehmigung.<br />
Diese staatlichen Entscheidungen stellen den<br />
zentralen juristischen Angriffspunkt der Projektgegner<br />
dar. Eine gründliche Vorbereitung des<br />
Genehmigungsverfahrens ist daher besonders<br />
wichtig, auch um hier keine Angriffsfläche zu<br />
liefern. Der maßgebliche Sachverhalt muss juristisch<br />
aufgearbeitet, der geltende Rechtsrahmen<br />
sachgemäß angewandt und eine »gerichtsfeste«<br />
Entscheidung durch die zuständige Behörde getroffen<br />
werden.<br />
Anhörungen sollen nicht nur zur Abwehr, sondern<br />
auch zum Kennenlernen und Verstehen<br />
von Strategien und Argumenten gegen ein Projekt<br />
verstanden werden. Darauf ist im Genehmigungsverfahren<br />
einzugehen. Zudem müssen<br />
die Rechtsschutzmöglichkeiten der Betroffenen<br />
umfassend eruiert, bewertet und vom Vorhabenträger<br />
bei der Konzeption des Projekts und<br />
im Genehmigungslauf berücksichtigt werden.<br />
Klagerechte von Umweltvereinigungen, die<br />
durch die jüngste Rechtsprechung erhebliche<br />
Erweiterungen erfahren haben, dürfen dabei keinesfalls<br />
unterschätzt werden. Wenn möglich,<br />
sollte im rechtlich zulässigen Rahmen versucht<br />
werden, Textvorschläge der Gegner durch Modifizierungen<br />
»mitzunehmen«. Einige aktuelle Bauprojekte<br />
haben gezeigt, dass das Vorliegen aller<br />
Genehmigungen und sonstigen rechtlichen Voraussetzungen<br />
keine Gewähr für eine konfliktfreie<br />
Projektrealisierung bietet. Die reine Herstellung<br />
von Legalität reicht nicht mehr aus. Wesentlich<br />
im juristischen Prozess ist daher auch die enge<br />
Einbindung der Kommunikation.<br />
Wenn berücksichtigt wird, dass Kommunikation<br />
und juristische Begleitung bei infrastrukturellen<br />
Großvorhaben keine Nebensache ist, können<br />
Ängste und Bedürfnisse frühzeitig erkannt, Diskussionen<br />
versachlicht und Projekte erfolgreich<br />
realisiert werden.
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
9<br />
Der<br />
<strong>Geothermie</strong><br />
Kongress<br />
2013<br />
DGK 2013: Call for Papers noch<br />
bis zum 30. Juni<br />
Der <strong>Geothermie</strong>kongress DGK 2013 findet dieses Jahr vom<br />
12.-14. November in Essen statt. Die Fachveranstaltung<br />
der Branche bietet die Möglichkeit, Entwicklungen und<br />
Technologien zu diskutieren und neue Lösungsansätze<br />
zu finden. Der <strong>Bundesverband</strong> <strong>Geothermie</strong> ruft dazu auf,<br />
sich aktiv am Programm zu beteiligen und Beiträge für die<br />
Foren anzumelden.<br />
Die Schirmherrschaft des <strong>Geothermie</strong>kongresses<br />
hat erneut Bundesumweltminister Peter<br />
Altmaier übernommen. Das Programm der Veranstaltung<br />
wird in Fachforen (12./13.11.) und<br />
Workshops (14.11.) gegliedert sein. Beiträge zu<br />
den Foren können noch bis zum 30.06. zu allen<br />
geothermisch relevanten Themen eingereicht<br />
werden, jedoch insbesondere zu den folgenden<br />
Schwerpunktthemen:<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
<br />
Monitoring von Stimulationsmaßnahmen<br />
<br />
Seismizität<br />
<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanz<br />
<br />
Finanzierung von <strong>Geothermie</strong>projekten<br />
<br />
Schutz tiefer Grundwässer<br />
<br />
Radionukleide<br />
<br />
Kaskadennutzung<br />
<br />
Fündigkeitsrisiko<br />
<br />
Internationale Best-Practice-Beispiele<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
<br />
Entwicklungen im Wärmepumpenbereich<br />
<br />
Entwicklungen auf dem Wärmemarkt<br />
<br />
Zertifizierung<br />
<br />
Vorgaben, Richtlinien, Verordnungen –<br />
Novellierungen aus Politik und Verbänden<br />
<br />
Saisonale Speicher<br />
<br />
Qualitätssicherung<br />
Übergreifende Themen<br />
<br />
Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong><br />
<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen für<br />
<strong>Geothermie</strong>projekte<br />
<br />
<strong>Geothermie</strong> als Teil kommunaler Energiekonzepte<br />
& Fernwärmesysteme<br />
Die Einreichung eines Beitrags ist<br />
online unter:<br />
www.der-geothermiekongress.de<br />
möglich. Zusätzlich zu den Foren<br />
sind Workshops zu vielfältigen<br />
Themen geplant wie zum Beispiel<br />
»Kommunale Energieversorgung«,<br />
»Öffentlichkeitsarbeit für <strong>Geothermie</strong>projekte«<br />
und »Qualitätssicherung<br />
in der Oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong>«. Ein internationales<br />
Forum unter der Leitung des<br />
Internationalen Koordinators des<br />
<strong>Bundesverband</strong>es <strong>Geothermie</strong> Dr. Eckehard<br />
Büscher wird Best-Practice-Beispiele vorstellen<br />
und internationale Kooperationsmöglichkeiten<br />
diskutieren.<br />
Einen internationalen Fokus hat auch die parallel<br />
stattfindende Industriemesse Geo-T Expo. Aussteller<br />
aus allen Bereichen der <strong>Geothermie</strong> präsentieren<br />
in Essen ihre Technologien, Produkte<br />
und Dienstleistungen. Der GtV-BV organisiert<br />
und präsentiert eine eigene Wissenschaftsausstellung<br />
im Rahmen der Messe. Auf dieser Sonderfläche<br />
befinden sich die etablierte Science Bar,<br />
eine Posterausstellung und ein Ausstellungsbereich<br />
nur für wissenschaftliche Einrichtungen.<br />
Die »Science Bar« richtet sich besonders an junge<br />
Wissenschaftler. Sie haben die Möglichkeit, Ihre<br />
Arbeiten in Form eines Posters und Kurzvortrags<br />
einem breiten Fachpublikum vorzustellen.<br />
Unter den Teilnehmern wird ein Förderpreis ausgelobt,<br />
der im Rahmen des Kongresses verliehen<br />
wird. Teilnahmebedingungen sowie alle weiteren<br />
Informationen zur Veranstaltung sind unter<br />
www.der-geothermiekongress.de bereitgestellt.
10 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Zur Zeit ist nicht davon auszugehen, dass bei den gängigen geothermalen<br />
Installationen in Deutschland mit einer direkten Radonausgasung aus der<br />
Lagerstätte zu rechnen ist. Die Radonemissionen aus den übertägigen<br />
Anlagen sind im Normalbetrieb zu vernachlässigen. Bei Betriebsstörungen<br />
kann Radon kurzzeitig in die Atmosphäre gelangen, wobei außerhalb des<br />
Betriebsgeländes nur sehr geringe Erhöhungen der Radonkonzentration im<br />
Vergleich zur natürlichen Untergrundstrahlung erwartet werden.<br />
Radon – Grundlagen und Bezug zur <strong>Geothermie</strong><br />
TEXT: Dr. Joachim Kemski, Dr. Heiko Woith, Sebastian Feige, Prof. Dr. Horst Rüter<br />
Im Umfeld einiger geothermischer Projekte ist<br />
eine Diskussion um das radioaktive Edelgas<br />
Radon aufgekommen. Insbesondere wird diskutiert,<br />
ob die Errichtung oder der Betrieb einer<br />
<strong>Geothermie</strong>-Anlage in Deutschland das Ausmaß<br />
der natürlichen Freisetzung und den nachfolgenden<br />
Transport von Radon aus dem Untergrund<br />
verändern kann und somit auch die Gefahr einer<br />
gesundheitlich bedenklichen Anreicherung von<br />
Radon in Gebäuden besteht.<br />
Physikalische Grundlagen<br />
Radon ist ein natürlich vorkommendes, farb-,<br />
geruch- und geschmackloses radioaktives Edelgas,<br />
das überall in Gesteinen und Böden, Wasser<br />
und Luft zu finden ist. Es entsteht in den<br />
natürlichen Zerfallsreihen der langlebigen und<br />
seit Anbeginn der Erde existierenden Elemente<br />
Uran (U) und Thorium (Th). Durch Alphazerfall<br />
von Radium bilden sich verschiedene Radonisotope:<br />
in der 238 U-Zerfallsreihe 222 Rn (»Radon«,<br />
Halbwertszeit: ca. 3,8 Tage; Abb. 1), in der<br />
232<br />
Th-Zerfallsreihe 220 Rn (»Thoron«, Halbwertszeit:<br />
ca. 55 Sekunden) und in der 235 U-Zerfallsreihe<br />
219 Rn (»Actinon«, Halbwertszeit: ca. 3,9<br />
Sekunden). Als einziges gasförmiges Element<br />
innerhalb der Zerfallsreihen kann sich Radon<br />
besonders leicht von seinem Entstehungsort<br />
entfernen. Auf dieser Migrationsfähigkeit<br />
beruht auch seine Bedeutung in der geochemischen<br />
Exploration oder bei der Kartierung<br />
verdeckter Kluft- oder Schwächezonen an der<br />
Erdoberfläche. Hierfür ist fast ausschließlich<br />
das Isotop 222 Rn von Interesse, weil nur dessen<br />
Halbwertszeit ausreichend lang ist, um eine<br />
weiträumige Wanderung im Untergrund zu erlauben.<br />
Ein Problem stellt es nur dann dar, wenn<br />
es aus dem Baugrund über Undichtigkeiten ins<br />
Gebäude eindringt und sich in der Raumluft anreichert.<br />
Über die Atmung nimmt der Mensch<br />
Radon und seine Folgeprodukte auf. Diese Inhalation<br />
führt zu einer internen Strahlenexposition<br />
des Bronchial- und Lungengewebes. In umfangreichen<br />
epidemiologischen Studien wurde<br />
nachgewiesen, dass sich dadurch das Risiko<br />
erhöhen kann, an Lungenkrebs zu erkranken.<br />
Radon in der Umwelt<br />
Die Radonaktivitätskonzentrationen in Gesteinen,<br />
Böden und Wässern sowie Raum- und<br />
Außenluft überdecken einen weiten Bereich<br />
von wenigen Bq/m 3 (Becquerel pro m 3 ) bis zu<br />
einigen Millionen Bq/m 3 (Abb. 2). In der Außenluft<br />
bedingt die rasche Verdünnung beim<br />
Übertritt aus dem Boden niedrige Radonaktivitätskonzentrationen,<br />
in der freien Atmosphäre<br />
überschreiten diese selten 50 Bq/m 3 . Auffallend<br />
sind die um den Faktor 1.000 bis 100.000<br />
höheren Aktivitätskonzentrationen in der Bodenluft.<br />
Das im Untergrund zur Verfügung stehende<br />
Radon kann in Gebäude übertreten und<br />
Raumluftkonzentrationen von einigen hundert<br />
bis tausend Bq/m 3 bewirken. Mitunter spiegeln<br />
sich die Uran- und Radiumgehalte geologischer<br />
Einheiten in den Radonaktivitätskonzentrationen<br />
der Bodenluft und der Luft in den Gebäuden<br />
wider. In Grund- und Quellwässern werden lokal<br />
Radonaktivitätskonzentrationen gemessen,<br />
die bis zu einigen Millionen Bq/m 3 reichen. Die<br />
Radongehalte in fließenden Oberflächenwässern<br />
sind dagegen in aller Regel gering (< 5.000<br />
Bq/m 3 ), da turbulente Strömungen eine rasche<br />
Entgasung begünstigen.<br />
Radonkonzentrationen in der Umwelt sind nicht<br />
zufällig verteilt, sondern stehen in der Regel in<br />
Beziehung zum Auftreten und Verhalten der natürlichen<br />
Radionuklide Uran und Radium. Alle<br />
Gesteine und Böden enthalten diese Elemente in<br />
unterschiedlichen Konzentrationen und sind daher<br />
immer auch Radonquellen. Hier erfolgt eine
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
11<br />
Abb. 1: Uran-Radium-Zerfallsreihe<br />
ständige Radonneubildung durch den Alphazerfall<br />
von Radium. Die Radonatome durchlaufen<br />
bei ihrem Weg vom Bildungsort in die freie<br />
Atmosphäre nach ihrer Entstehung mehrere<br />
aufeinander folgende Prozesse. Die Emanation<br />
führt zu einer Freisetzung der Radonatome<br />
aus der festen Phase der Mineralkörner oder<br />
Bodenpartikel in den Porenraum des Gesteins<br />
oder Bodens. Sie wird beispielsweise durch<br />
Korngrößenverteilung oder die Bodenfeuchte<br />
beeinflusst. Die Freisetzungsraten von Gesteinen<br />
und Böden können daher in einem weiten<br />
Bereich schwanken. Einmal im Porenraum angelangt,<br />
kann Radon hier wandern (Migration).<br />
Der Hauptmigrationsmechanismus ist Diffusion,<br />
die durch Konzentrationsunterschiede angetrieben<br />
wird und maximal über wenige Meter<br />
reicht. Mit hohen Radonaktivitätskonzentrationen<br />
in der Bodenluft ist daher generell in Böden<br />
über Gesteinen mit erhöhten Radionuklidgehalten<br />
(z.B.: Granite, Rhyolithe, bestimmte Sandsteine<br />
und dunkle Schiefer) zu rechnen. Zudem<br />
kann eine sogenannte advektive Komponente<br />
hinzutreten, bei der ein passiver Radontransport<br />
mittels Grundwasser oder Bodengasen<br />
wie beispielsweise CO 2<br />
oder CH 4<br />
durch Klüfte<br />
im Gestein erfolgt. Die Migrationsweite wird<br />
durch die Halbwertszeit von Radon und die<br />
Strömungsgeschwindigkeit von Grundwasser<br />
und Bodenluft auf Meter bis Zehnermeter beschränkt.<br />
Solche Prozesse sind beispielsweise<br />
aus Regionen mit Verkarstungserscheinungen
12 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
(u.a. Höhlen), dem Auftreten tektonisch stark<br />
zerrütteter Gesteine oder postvulkanischen<br />
Aktivitäten (z.B. Ausgasungen) bekannt. Durch<br />
Exhalation gelangt Radon schließlich in die<br />
Atmosphäre, wo es in aller Regel schnell verdünnt<br />
wird. Radonaktivitätskonzentrationen<br />
in der oberflächennahen Bodenluft und die<br />
Radonexhalation können durch bodenphysikalische<br />
(Bodentemperatur, -feuchte) und meteorologische<br />
Parameter (Luftdruck, -temperatur,<br />
Niederschlag) beeinflusst werden und somit<br />
einen saisonalen Gang aufweisen. Die Tiefenwirkung<br />
dieser Einflüsse reicht in Abhängigkeit<br />
von der Permeabilität des Bodens von nur wenigen<br />
Dezimetern (dichte Böden wie Lehme) bis<br />
hin zu mehreren Metern (sehr gut durchlässige<br />
Böden wie reine Sande und Kiese).<br />
Lokal können eine Reihe anthropogener Faktoren<br />
die Radonkonzentrationen in der Bodenluft<br />
verändern. Unterschiede im Bodenaufbau<br />
(z.B. Wechsel in Korngröße, Wassergehalt<br />
oder Verdichtungsgrad) oder das Auftreten undurchlässiger<br />
Schichten (z.B. Versiegelung des<br />
Untergrundes durch Gebäude oder asphaltierte<br />
Verkehrswege im städtischen Raum) können<br />
Einfluss auf die Höhe der Radongehalte<br />
haben. In Bergbaugebieten kommt es oftmals<br />
zu einer tiefgreifenden Zerrüttung der Gesteine<br />
und im Zuge von Bergsenkungen zu gravierenden<br />
Schäden an Gebäuden. Dies kann dazu<br />
führen, dass Radon aus einigen Zehnermetern<br />
Tiefe bis in den Fundamentbereich der Häuser<br />
aufsteigt, in diese eindringt und dort zu erhöhten<br />
Raumluftkonzentrationen führen kann.<br />
Radon in Gebäuden<br />
Die Radonbelastung in der Raumluft von Gebäuden<br />
ist das Ergebnis einer Reihe unterschiedlicher<br />
Prozesse. Die lokalen Verhältnisse in den<br />
natürlich gewachsenen Böden und in dem vom<br />
Menschen beeinflussten Baugrund spielen<br />
hierbei eine wichtige Rolle. Gleiches gilt für das<br />
Vorhandensein von Eintrittspfaden, die der radonhaltigen<br />
Bodenluft schließlich den Übertritt<br />
ins Haus hinein erlauben. Die im Untergrund<br />
zum Eintritt in Häuser zur Verfügung stehende<br />
Radonmenge, das sogenannte geogene Radonpotenzial,<br />
variiert in Abhängigkeit von den<br />
örtlichen Gegebenheiten zeitlich und vor allem<br />
räumlich. Wissenschaftlich ist belegt, dass der<br />
geogene Untergrund die wichtigste<br />
Quelle für die Raumluftkonzentrationen<br />
darstellt. Die<br />
Radonfreisetzung aus Baumaterialien<br />
oder Brauch- und Trinkwasser<br />
sowie der Eintrag aus<br />
der Atmosphärenluft spielen in<br />
Deutschland in aller Regel nur<br />
eine untergeordnete Rolle für die<br />
Höhe der Radonkonzentration in<br />
der Raumluft. Die letztendlich im<br />
einzelnen Gebäude vorkommende<br />
Radonkonzentration hängt<br />
von der Bauweise, vor allem von<br />
der Dichtheit des Hauses gegenüber<br />
dem Baugrund, der inneren<br />
Struktur des Gebäudes und<br />
dem technisch vorgegebenen<br />
sowie individuell bestimmten<br />
Heizungs- bzw. Lüftungsregime<br />
ab. Aus diesem Grund sind auch<br />
keine Prognosen für einzelne<br />
Gebäude möglich. Die jeweilige<br />
Radonbelastung eines Hauses<br />
kann nur durch eine Messung ermittelt<br />
werden.<br />
Radon und <strong>Geothermie</strong><br />
Der natürliche radioaktive Zerfall trägt zu über<br />
50 % zur Bereitstellung von Wärme im Erdinneren<br />
bei. Er ist damit auch eine wesentliche<br />
Grundlage für die Nutzung geothermaler<br />
Energie. Systematische Untersuchungen über<br />
mögliche Zusammenhänge mit Radonkonzentrationen<br />
in der Boden- und Raumluft existieren<br />
nur wenige und fast ausnahmslos aus Ländern<br />
mit langjähriger Erfahrung im Bereich der<br />
<strong>Geothermie</strong>.<br />
In vulkanisch geprägten Gebieten in Neuseeland,<br />
Japan, Taiwan, Italien, den USA, Mexiko<br />
oder auf Island werden bei der Erkundung solcher<br />
geothermischer Felder sowie während deren<br />
wirtschaftlicher Nutzung Radonmessungen<br />
eingesetzt, um Aufstiegswege geothermaler<br />
Flüssigkeiten zu lokalisieren, die sich durch anomal<br />
hohe Gasgehalte in der oberflächennahen
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
13<br />
Bodenluft auszeichnen, und damit Standorte von<br />
Erkundungs- und Förderbohrungen zu planen.<br />
Zeitliche Variationen der Radonaktivitätskonzentration<br />
geben Auskunft über Änderungen der<br />
Porositäts- und Permeabilitätsverhältnisse während<br />
der langzeitlichen Fluidentnahme aus dem<br />
Reservoir. Durch die starke Verdünnung in der<br />
Atmosphäre liegen die Radonkonzentrationen in<br />
der Umgebung entsprechender geothermischer<br />
Anlagen oft nur wenig über den natürlichen Untergrundwerten.<br />
Bei modernen <strong>Geothermie</strong>kraftwerken<br />
(Binärkreislauf) wird das geothermale<br />
Fluid nach Durchlaufen eines Wärmetauschers<br />
wieder in das Reservoir reinjiziert, so dass im<br />
Normalbetrieb kein Radon in die Atmosphäre<br />
emittiert wird.<br />
In Deutschland konzentriert sich die Nutzung<br />
geothermischer Energie auf nicht-vulkanische<br />
Gebiete. Hier sind bislang keine Probleme mit<br />
Radon bekannt. Zukünftige Untersuchungen<br />
werden aber zeigen, inwiefern Radonmessungen<br />
Veränderungen in der Lagerstätte (Beiträge<br />
und Entfernung verschiedener Liefergebiete,<br />
Änderung von Porendrücken) nachweisen und<br />
so zur Optimierung des Anlagenbetriebes beitragen<br />
können. Wegen geringer Reichweiten der<br />
Radonmigration von allenfalls wenigen Zehnermetern<br />
kann kein Radon direkt aus dem genutzten<br />
Aquifer zur Erdoberfläche gelangen. Denkbar<br />
wäre ein erhöhter advektiver Transport von Radionukliden<br />
auf verbesserten Wasserwegsamkeiten<br />
in oberflächennahe Schichten des Untergrunds,<br />
die langfristig im Zuge von Setzungen<br />
nach einer Flüssigkeitsentnahme im Untergrund<br />
entstehen können. Da bei modernen geothermischen<br />
Anlagen jedoch gezielt das geförderte Fluid<br />
wieder in das Reservoir reinjiziert wird, fallen<br />
die hydraulischen Auswirkungen des Anlagenbetriebes<br />
schwächer aus als bei ausschließlicher<br />
Fluidförderung zu erwarten wäre.<br />
In bestimmten Betriebszuständen einer geothermalen<br />
Anlage (z.B. Wartung des Generators,<br />
Reinigung der Wärmetauscher) kann es<br />
aufgrund der kontinuierlichen Thermalwasserförderung<br />
kurzzeitig zu einer Freisetzung darin<br />
gelöster Gase (z.B. CO 2<br />
, CH 4<br />
, N 2<br />
, H 2<br />
S, Radon) zusammen<br />
mit Wasserdampf in die Atmosphäre<br />
kommen. Beispielhafte Messungen unter diesen<br />
Bedingungen haben gezeigt, dass die Radonkonzentration<br />
außerhalb des Betriebsgeländes nur<br />
um wenige Bq/m 3 anstieg (bei einem natürlichen<br />
Hintergrundwert von ca. 10 Bq/m 3 ). <br />
Intelligent Cooperation<br />
Das Ergebnis zählt! Kompetente Projekt beratung<br />
und individuelle Lösungen. Wellheads, Ausrüstungen<br />
und Ersatzteile für Bohranlagen und<br />
für tiefe <strong>Geothermie</strong>-Bohrungen.<br />
The result is the key! Competent project<br />
consulting and individual solutions. Wellheads,<br />
equipment and spare parts for drilling rigs and<br />
deep geothermal drilling.<br />
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14 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
GEOVOL verdoppelt geothermische Leistung -<br />
Zweite Dublette ist geplant<br />
TEXT: Peter Lohr, Dr. Franz Böhm<br />
Zwei Jahre nachdem der Unterföhringer Gemeinderat die Weichen für<br />
das <strong>Geothermie</strong>projekt durch die Claimsicherung sowie eine seismische<br />
Untersuchung gestellt hatte, wurde die GEOVOL Unterföhring GmbH als<br />
100-prozentige Tochter der Gemeinde gegründet. Kurz darauf wurden<br />
Kunden akquiriert, der Leitungsbau gestartet und mit der ersten Bohrung<br />
begonnen. Der zeitgleiche Baubeginn der Energiezentrale ermöglichte<br />
nach nur 378 Tagen ab Bohrbeginn die Wärmeversorgung mit <strong>Geothermie</strong>.<br />
Die Startphase der GEOVOL war turbulent und<br />
überaus erfolgreich. Es wurde gleichzeitig gebohrt,<br />
das Fernwärmenetz gebaut und mit dem<br />
Bau der Energiezentrale begonnen. Insgesamt<br />
wurden bis heute rund 40 Millionen Euro investiert.<br />
Und die Investition hat sich gelohnt. Nicht<br />
nur die Fündigkeit mit über 87 °C heißem Thermalwasser<br />
– statt der vermuteten 81 °C – und<br />
85 Litern pro Sekunden Schüttung – statt 35<br />
bis 65 Liter/sec. – waren phänomenal. Auch der<br />
Kundenzuspruch lag weit über den Erwartungen.<br />
Mehr als jedes zweite Gebäude im Versorgungsgebiet<br />
konnte sofort unter Vertrag gebracht werden.<br />
In Bezug auf die Anschlussleistung lag das<br />
Erstakquiseergebnis sogar bei 70 %. Zwischenzeitlich<br />
können knapp 2.000 Haushalte, zahlreiche<br />
gewerbliche Kunden u.a. Swiss Re und Sky<br />
sowie fast alle Gemeindeobjekte mit Fernwärme<br />
aus <strong>Geothermie</strong> beliefert werden. Der Zuspruch<br />
der Unterföhringer Bürger und Betriebe war und<br />
ist einfach großartig. Die Absicht, Wärme aus<br />
der tiefen bayerischen Erde nutzbar zu machen,<br />
konnte in den letzten vier Heizperioden durchaus<br />
überzeugend vermittelt werden.<br />
Der hierbei in seinen Entscheidungen einstimmig<br />
auftretende Unterföhringer Gemeinderat hat den<br />
Weg für diesen Erfolg bereitet. Von Anfang an<br />
stand das Gremium geschlossen hinter der Idee,<br />
die Wärmeversorgung mit einheimischer, regenerativer<br />
Energie zu realisieren und sich weitgehend<br />
von fossilen Brennstoffen unabhängig<br />
zu machen. Unterstützt wird das gemeindliche<br />
Vorhaben auch durch die KfW, im Bereich des<br />
Fernwärmenetzes außerdem durch die LfA Förderbank<br />
Bayern. Es wäre erfreulich, wenn noch<br />
viele <strong>Geothermie</strong>projekte an den Start gehen<br />
könnten. Nicht alle Gemeinden verfügen über die<br />
anfänglich benötigten erheblichen Finanzmittel,<br />
um eigene <strong>Geothermie</strong>projekte zum Laufen zu<br />
bringen, obwohl etliche dies gerne möchten. Wir<br />
haben hier unter unseren Füßen einen einmaligen<br />
Schatz, der geborgen werden sollte.<br />
<strong>Geothermie</strong>bohrungen Unterföhring Th3 und Th4<br />
Und was gut ist, soll noch besser werden: Hier<br />
in Unterföhring wird erstmalig in Deutschland<br />
ein Wärmeprojekt durch eine zweite Dublette<br />
erweitert. Diese Steigerung ist möglich, da das<br />
Erlaubnisfeld »feringeo« laut einer Studie ausreichend<br />
Kapazitäten für mindestens eine weitere<br />
Dublette aufweist. Die Vorbereitungen laufen<br />
auf Hochtouren. Im Juni 2012 wurden seismische<br />
Untersuchungen durchgeführt. Die Auswertung<br />
der Daten war sehr erfreulich. Mit der<br />
neuen Dublette (eine Förderbohrung und eine<br />
Injektionsbohrung) im 32 km² großem Claim soll<br />
eine zunehmende geothermische Nutzung des<br />
Malm-Tiefengrundwassers ermöglicht werden.<br />
Geplant ist es, die Bohrungen im östlichen Gemeindegebiet<br />
von einem gemeinsamen Sammelbohrplatz<br />
aus in südliche bzw. östliche Richtung<br />
abzuteufen. Der möglichst große Abstand<br />
der Bohrungen an Top Malm verhindert einen<br />
thermischen Durchbruch innerhalb einer simulierten<br />
Betriebszeit von bis zu 100 Jahren und<br />
verringert die hydraulischen Wechselwirkungen<br />
der Bohrungen Th 1 – Th 4 untereinander sowie<br />
zu den Feldesnachbarn. Die beiden neuen abgelenkten<br />
Bohrungen sind mit horizontalen Abweichungen<br />
vom jeweiligen Bohransatzpunkt von<br />
ca. 3.000 m vorgesehen. Um die maximale Ergiebigkeit<br />
des Thermalwasserhorizontes nutzen<br />
zu können, soll eine möglichst lange Bohrstrecke<br />
im Reservoir erschlossen werden. Die Gesamtbohrstrecken<br />
sind mit je über 4.000 m geplant.
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
15<br />
Die Bohrung Th 4 als potentielle Förderbohrung<br />
zielt, vergleichbar der Bohrung Th 2, auf einen<br />
ausgeprägten Riffkörper. Die stark geneigten<br />
Bohrungen mit langem Reservoiraufschluss erhöhen<br />
die Produktivität.<br />
Nach derzeitigem Kenntnisstand auf Basis der<br />
bestehenden Bohrungen sowie der 2D-seismischen<br />
Untersuchungen ist die Oberkante Malm /<br />
Purbeck am geplanten Standort in vertikalen<br />
Teufen von ca. 2.000 m Tiefe zu erwarten.<br />
Wie bei der bestehenden Förderbohrung wird mit<br />
einer Temperatur des Thermalwassers von über<br />
87 Grad Celsius gerechnet. Die Schüttung dürfte<br />
ebenfalls rund 85 Liter pro Sekunde betragen.<br />
Grund für die Erweiterung der geothermischen<br />
Leistung um weitere 10 MW ist die anhaltende<br />
Kundennachfrage. Während die Nachverdichtung<br />
im Bestandsgebiet kontinuierlich läuft<br />
und zusätzlich Gewerbekunden aus dem Unterföhringer<br />
Unternehmenspark mit Geovol-Fernwärme<br />
versorgt werden wollen, gibt es ein wichtiges<br />
Datum im Hinblick auf die Erhöhung der<br />
benötigten Versorgungsleistung: Im Jahr 2020<br />
läuft der Konzessionsvertrag der Kommune über<br />
Fernwärme mit einem anderen Versorger im<br />
südlichen Gemeindegebiet aus. Die Geovol muss<br />
bereitstehen, wenn quasi »über Nacht« mehr als<br />
20 MW Anschlussleistung gefordert sind. Das<br />
Ausbaukonzept hierzu und der notwendige Planungshorizont<br />
umfassen 10 Jahre.<br />
Gleichzeitig mit den Bohrungen beginnt der Aufbau<br />
eines zweiten – eigenständigen – Fernwärmestrangs<br />
in Richtung Süden. Eine Verbindung<br />
mit dem Bestandnetz im Unternehmenspark<br />
schafft Entlastung für das derzeitige Verteilnetz<br />
und erlaubt sogar eine redundante Versorgung<br />
von Großkunden im Falle der Beschädigung eines<br />
Hauptstrangs.<br />
Nach Abschluss der Bohrungen wird eine zweite<br />
Energiezentrale errichtet. Durch diese wird<br />
die Verbindung zwischen der zweiten Dublette<br />
und dem neuen Fernwärmenetz geschaffen. Im<br />
Prinzip existieren dann zwei völlig autarke <strong>Geothermie</strong>anlagen.<br />
Allerdings werden im Hinblick<br />
auf höchstmögliche Versorgungssicherheit und<br />
wirtschaftliche Fahrweise intelligente Schnittstellen<br />
zwischen den beiden Projekten geschaffen.<br />
Zusätzlich sorgen zwei gasbetriebene Blockheizkraftwerke<br />
für hohe Wirtschaftlichkeit der<br />
benötigten Primärenergie. Darüber hinaus sollen<br />
dann beide Energiezentralen mit Sorptionsmaschinen<br />
durch Erdwärme gekühlt werden, die<br />
Kälteerzeugung wird dann als Referenzobjekt<br />
für die Unterföhringer Gewerbegebäude fungieren;<br />
eine Auslastung der <strong>Geothermie</strong> auch in den<br />
warmen Monaten sieht die Geovol als eine wesentliche<br />
strategische Aufgabe.
16 Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Beim Neubau der Firma Wipotec GmbH in Kaiserslautern wird die aus<br />
dem Kühlkonzept anfallende Abwärme unterirdisch in einem flachen<br />
Erdwärmesondenfeld gespeichert. Der unterirdische Speicher soll in<br />
wenigen Jahren soweit aufgeladen werden, dass die direkte Beheizung<br />
des Gebäudes im Winter möglich ist. Um Optimierungsspielraum zu<br />
gewinnen, wird der Speicher in zwei hydraulisch getrennte Zonen aufgeteilt.<br />
Eine innere heiße Zone und eine äußere etwas kühlere Zone.<br />
Saisonale geothermische Wärmespeicher<br />
zur Direktheizung – ein Praxisbeispiel –<br />
TEXT: Dr. David Kuntz, Dr. Markus Kübert, Prof. Dr. Simone Walker-Hertkorn, Otto Andreas Reisig<br />
Saisonale geothermische Wärmespeicher ermöglichen<br />
grundsätzlich die effizienteste Auslastung<br />
eines Erdwärmesondenfeldes als Erdwärmetauscher.<br />
Die Wirtschaftlichkeit solcher<br />
Speicher hängt wesentlich von der tatsächlichen<br />
Temperaturentwicklung im Untergrund<br />
sowie der Regelstrategie zur Auf- & Entladung<br />
des Speichers ab. Im vorliegenden Artikel wird<br />
anhand eines anspruchsvollen Praxisbeispiels<br />
demonstriert, wie mit Hilfe numerischer und<br />
seminumerischer Simulationen der spätere<br />
Speicherbetrieb prognostiziert werden kann, um<br />
bereits frühe Planungsphasen auf belastbare<br />
Entscheidungsgrundlagen zu stützen.<br />
Am Standort der Fa. Wipotec Wiege- und Positioniersysteme<br />
GmbH in Kaiserslautern (Pfalz)<br />
ist die Erweiterung des Produktionsstandortes<br />
um ein neues Produktions- und Bürogebäude<br />
geplant. Vorgabe für das anspruchsvolle<br />
Versorgungskonzept ist die komplette Wärme-<br />
und insbesondere Kälteversorgung ohne<br />
Primärenergieaufwand. Lediglich die für die<br />
Verteilung der Wärme (bzw. Kälte) erforderliche<br />
Pumpenleistung benötigt elektrischen<br />
Strom. Für die Bereitstellung der nicht unerheblichen<br />
Kühlanforderungen (bis zu 120 kW) im<br />
Sommer hat die Fa. INNAX Energie & Umwelt<br />
AG eine Lösung über Adsorptionskältemaschinen<br />
(Invensor LTC 10 plus) entwickelt, deren<br />
Hochtemperaturseite über eine entsprechend<br />
groß dimensionierte solarthermische Kollektoranlage<br />
gespeist wird. Hierüber sind die Anforderungen<br />
an die Bereitstellung der Kühlenergie<br />
ohne Primärenergieeinsatz abdeckbar. Gleichzeitig<br />
fällt ein vergleichsweise hoher Anteil an<br />
Überschusswärme aus verschiedenen Wärmequellen<br />
an. Der innovative Ansatz sieht vor,<br />
diese Überschusswärme in einem saisonalen<br />
geothermischen Speicher einzuspeisen, um sie<br />
im Winter zur Gebäudeheizung nutzbar zu machen.<br />
Ziel ist dabei die Beladung des Speichers<br />
bis auf Temperaturen, die eine direkte Beheizung<br />
des Gebäudes über Niedertemperatursysteme<br />
ermöglichen. Damit wäre auch im Heizfall<br />
die Anforderung der Bereitstellung ohne Primärenergieeinsatz<br />
erfüllt.<br />
Anforderungen des Versorgungskonzeptes<br />
Ziel für den geothermischen Wärmespeicher ist<br />
die Bereitstellung der erforderlichen Heizwärme<br />
(nach Abzug der direkt nutzbaren Abwärme aus<br />
der Serverraumkühlung) ohne Wärmepumpe<br />
bei einer Vorlauftemperatur von etwa 28 °C. Die<br />
Aufladung des Speichers erfolgt über Abwärme<br />
aus verschiedenen Kühlprozessen. Grundlage<br />
der geothermischen Planung sind stundenweise<br />
Jahreslastprofile der verschiedenen Wärmequellen<br />
und ‐senken aus einer dynamischen Gebäudesimulation.<br />
Tabelle 1 fasst die jährlichen<br />
Energiemengen (in Klammern die maximalen<br />
Leistungen), die der saisonale Wärmespeicher<br />
bereitstellen soll bzw. die für dessen Aufladung<br />
zur Verfügung stehen, zusammen:<br />
Wärmequelle<br />
/<br />
-senke<br />
Gebäude<br />
beheizung<br />
(netto)<br />
Temperaturgrenze<br />
Serverraumkühlung<br />
Rückkühlung<br />
Adsorptionskälte<br />
Überschuss<br />
Solarkollektor<br />
54 MWh/a<br />
(86 kW)<br />
157 MWh/a<br />
(30 kW)<br />
105 MWh/a<br />
(180 kW)<br />
116 MWh/a<br />
(260 kW)<br />
Wärmebedarf<br />
Wärmedargebot<br />
T min<br />
= 28 °C<br />
T max<br />
= 35 °C<br />
T max<br />
= 40 °C<br />
T max<br />
= 70 °C<br />
Tabelle 1: Wärmequellen & -senken mit Energiemengen &<br />
max. Leistung bezogen auf den Speicher
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
17<br />
Abbildung 1: Schematische Darstellung der im Modell abgebildeten Regelstrategie (Zonierung, HT=Hochtemperatur,<br />
NT=Niedertemperatur)<br />
Untergrundkenntnisse & geplante Speichererschließung<br />
Am Standort stehen oberflächennah massive<br />
Sandsteine des Buntsandsteins an. Aus bestehenden<br />
Bohrungen ist Grundwassereinfluss ab<br />
Tiefen von ca. 30 m bekannt, so dass in Kaiserslautern<br />
die geothermische Erschließung nur bis<br />
zu diesen Tiefen geplant ist. Aus der Geometrie<br />
des Bauplatzes ergibt sich bei einem mittleren<br />
Sondenabstand von 5 m eine maximale<br />
Belegung mit 198 Sonden. Dies entspricht bei<br />
einer Sondenlänge von 30 m einer Gesamtbohrmeterzahl<br />
von 5.940 m. Die ersten Simulationsläufe<br />
zeigten bereits ein zentrales Optimierungsproblem:<br />
Der geothermische Speicher soll<br />
möglichst schnell so weit aufgeheizt sein, um<br />
Heizanforderungen direkt (T min<br />
> 28 °C) befriedigen<br />
zu können. Gleichzeitig dürfen die Speichertemperaturen<br />
im Sommer die oberen Grenzwerte<br />
nicht überschreiten, um die wirtschaftliche<br />
Einspeisung von Wärme zu gewährleisten. Hieraus<br />
wurden zwei Ansätze zur Optimierung der<br />
Speichernutztemperaturen abgeleitet:<br />
1. Umkehr der Strömungsrichtung beim Beladen<br />
/ Entladen des Speichers<br />
2. Zonierung des Speichers in zwei hydraulische<br />
Gruppen<br />
Abwärme aus Kühlprozessen mit niedrigeren<br />
Rückkühltemperaturen dient. Abbildung 1 zeigt<br />
die daraus abgeleitete (theoretische und optimale)<br />
im Modell abgebildete Regelstrategie.<br />
Simulationsmodell<br />
Zur Prognose der Temperaturverteilung im<br />
Untergrund sowie des zeitlichen Verlaufs der<br />
Vorlauftemperaturen in den beiden hydraulischen<br />
Zonen des Erdwärmespeichers wird<br />
ein numerisches Transportmodell eingesetzt,<br />
welches die tatsächliche Sondengeometrie abbilden<br />
kann und konduktiven Wärmetransport<br />
berücksichtigt.<br />
Abbildung 2 zeigt schematisch die im Referenzszenario<br />
berücksichtigte Geometrie des Sondenfeldes<br />
sowie die Aufteilung der Sonden in zwei<br />
hydraulische Zonen (Innenzone & Außenzone).<br />
Durch die Umkehr der Strömungsrichtung bei<br />
bis zu sieben in Serie geschalteten Sonden ist<br />
gewährleistet, dass die Einspeisung von Wärme<br />
von der wärmsten zur kältesten Sonde der Serie<br />
erfolgt, und bei Entnahme von der kältesten zur<br />
wärmsten Sonde. Dies ist vergleichbar mit dem<br />
Prinzip der Gegenstrom-Wärmetauscher, jedoch<br />
zeitlich entkoppelt. Die Zonierung des Speichers<br />
in eine innere (heiße) und eine äußere (kältere)<br />
Zone ermöglicht größere Flexibilität bei der Entwicklung<br />
von Regelalgorithmen. Die innere Zone<br />
soll für die direkte Heizanwendung auf möglichst<br />
hohe Temperaturen beladen werden, wobei die<br />
äußere Zone als Puffer für die Aufnahme von
18 Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Prognoseergebnisse<br />
Abbildung 3 zeigt die prognostizierte Entwicklung<br />
der Vorlauftemperaturen der Zonen für die<br />
10-jährige Simulation der Anlage in der Basisaufteilung<br />
mit 100 Sonden in der äußeren Zone<br />
und 98 Sonden in der inneren Zone.<br />
Die Abszisse zeigt die Modelllaufzeit, auf der Ordinate<br />
sind die Vorlauftemperaturen in °C abgebildet.<br />
In den ersten Betriebsjahren kann erwartungsgemäß<br />
der größte Anteil der Abwärme in<br />
die Innenzone eingespeist werden, die dadurch<br />
schnell hohe Temperaturen erreicht. Ab dem<br />
dritten und vierten Betriebsjahr wird zunehmend<br />
auch die äußere Zone zur Abfuhr der Wärme im<br />
Sommer genutzt. Die äußere Zone bleibt dabei<br />
langfristig deutlich unterhalb von 35 °C, so dass<br />
sämtliche Kühlanforderungen gedeckt werden<br />
können. Etwa 66 % der (Gesamt-)Heizanforderungen<br />
werden direkt aus Abwärme der Kühlung<br />
gedeckt, den Rest deckt der saisonale Wärmespeicher.<br />
Insgesamt prognostiziert das Modell<br />
einen maximalen Deckungsanteil von ca. 85 %<br />
(66 % direkt aus Kühlung, 19 % über Wärmespeicher).<br />
Bei höchsten Lastanforderungen im<br />
Winter bricht die Vorlauftemperatur des Wärmespeichers<br />
auch langfristig auf knapp über<br />
25 °C ein, das derzeitige Konzept genügt der<br />
Mindesttemperatur von 28 °C also noch nicht.<br />
Weitere Modellläufe mit geringerem Verhältnis<br />
der Sondenzahl der inneren zur äußeren Zone<br />
(120/78 und 138/60, vgl. Abbildung 2) lassen<br />
zwar geringfügig höhere Temperaturen in der<br />
inneren Zone erwarten, jedoch sinkt die Temperatur<br />
bei Lastanforderungen aufgrund der verringerten<br />
Wärmetauscherfläche auch schneller. In<br />
Summe konnte hierdurch keine Verbesserung<br />
der Speicherleistung erzielt werden. Die Modellprognosen<br />
bestätigen somit die grundsätzliche<br />
Machbarkeit des Versorgungskonzeptes am<br />
Standort mit dem geplanten Speicher. Der prognostizierte<br />
Deckungsanteil erreicht nach der<br />
derzeitigen Simulation noch nicht die geplanten<br />
Leistungskennwerte, kann jedoch weiter optimiert<br />
werden.<br />
Zusammenfassung & Ausblick<br />
Bezüglich der Aufteilung der Sonden auf den<br />
Hochtemperatur- und Niedertemperaturkreis<br />
bei unveränderter Sondengeometrie wurden<br />
bereits einige Varianten gerechnet. Werden bis<br />
zu 35 Sonden weniger der Hochtemperaturzone<br />
– und damit 35 Sonden mehr in der Niedertemperaturzone<br />
– zugeordnet, zeigen sich zwar<br />
Verschiebungen im Deckungsprofil, die Prognose<br />
des Deckungsanteils in der Jahressumme<br />
wird jedoch nur unwesentlich beeinflusst. Weitere<br />
Optimierungen sind durch Anpassung der<br />
Sondengeometrie denkbar: So ist unter anderem<br />
bei geringeren Sondenabständen oder bei kompakterer<br />
Anordnung der Sonden, z.B. auf einer<br />
Seite des Speichers, eine höhere Aufheizung<br />
der Hochtemperaturzone zu erwarten. Ob dann<br />
der Temperaturgewinn aufgrund der dichteren<br />
Anordnung durch die höheren Wärmeverluste<br />
am Rand des Speichers kompensiert wird, bleibt<br />
noch zu bewerten. Eine direkte Optimierung<br />
des Deckungsgrades im Heizbetrieb ist vor allem<br />
durch Einspeisung von mehr Wärme in die<br />
Hochtemperaturzone zu erwarten. Zum aktuel-
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
19<br />
Technik GmbH & Co. KG<br />
Planung GmbH<br />
len Planstand bewegt sich die Innenzone vorbehaltlich<br />
der Modellunsicherheiten bei Spitzenlasten<br />
knapp unterhalb der Zieltemperatur (28 °C).<br />
Bereits eine Anhebung der mittleren Temperaturen<br />
im Winter von wenigen Kelvin führt zu deutlich<br />
höheren prognostizierten Deckungsraten.<br />
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Energiemix der Zukunft<br />
Der vorgestellte Planungsansatz zeigt, dass die<br />
modellgestützte Auslegung und Prognose geothermischer<br />
Wärmespeicher wertvolle Hinweise<br />
zum Betrieb sowie möglichen Optimierungsansätzen<br />
liefert. Die Aufheizung eines solchen<br />
Speichers bis zur direkten Nutzung der gespeicherten<br />
Wärme erfordert allerdings enorme<br />
Energiemengen, die nur bei entsprechend großer<br />
verfügbarer Abwärme aus Kühlanforderungen<br />
wirtschaftlich darstellbar sind. Der gewählte<br />
Ansatz eines zonierten Speichers erlaubt auch<br />
im Betrieb der Anlage flexible Regelungsstrategien<br />
und eine fortlaufende Optimierung, welche<br />
insbesondere in den ersten Betriebsjahren wesentliche<br />
Erkenntnisse für den Betrieb geothermischer<br />
Wärmespeicher erwarten lässt. <br />
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20 Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Schlagworte wie »nachhaltiges Handeln«<br />
assoziiert man in Zeiten von Eurokrise<br />
und Bankenrettung selten mit dem<br />
Finanzsektor. Die VR-Bank Nürnberg<br />
verwirklicht beim Neubau ihrer Geschäftsräume<br />
ein innovatives Energiekonzept<br />
und setzt damit ein wichtiges Signal für<br />
langfristiges und verantwortliches<br />
Handeln.<br />
VR-Bank Nürnberg mit klarem Bekenntnis zur<br />
Nachhaltigkeit<br />
TEXT: Ronald Lau, Holger Süss<br />
Das Konzept<br />
Seit März 2013 hat die VR-Bank den Geschäftsbetrieb<br />
in ihren neuen Räumlichkeiten am Tullnaupark<br />
Nürnberg aufgenommen. Das Gebäude<br />
besteht aus zwei Türmen mit einem Verbindungsbau<br />
im Erdgeschoss und fügt sich auf den ersten<br />
Blick eher schlicht in die Umgebung ein. Was man<br />
dem Gebäude von außen jedoch nicht ansieht: Die<br />
Umsetzung eines Niedrigenergiekonzeptes war<br />
einer der entscheidenden Punkte bei der Planung<br />
des Gebäudes. Das hört sich zunächst nicht ungewöhnlich<br />
an. Im Gegensatz zu Wohngebäuden ist<br />
das bei Bauten dieser Größenordnung jedoch kein<br />
Standard.<br />
So erfolgt das Kühlen und Heizen durch Austausch<br />
von Wärmestrahlung zwischen kalten<br />
und warmen Flächen. Über Erdsonden steht das<br />
Gebäude mit den natürlichen Ressourcen der<br />
Erdwärme in Verbindung und reduziert damit<br />
wiederum Betriebskosten. Frischluft, die in das<br />
Gebäude strömt, wird über einen Erdkanal angesaugt<br />
und so auf natürlichem Weg vortemperiert.<br />
Ein erheblicher Anteil der Stromversorgung<br />
für das Gebäude wird im nahen Wasserkraftwerk<br />
am Wöhrder See CO 2<br />
-neutral erzeugt.<br />
Die Gebäudetechnik<br />
Mit der Zielsetzung der Nutzung oberflächennaher<br />
<strong>Geothermie</strong> wurden Systemparameter<br />
definiert, um ein optimales Zusammenspiel zu<br />
gewährleisten. Grundvoraussetzung sind hier<br />
niedrige Systemtemperaturen sowohl im Heizals<br />
auch im Kühlfall. Das gesamte Gebäude wird<br />
mit Flächensystemen, bestehend aus bauteilaktivierten<br />
Decken und ergänzenden Deckensegeln,<br />
temperiert. Ein weiterer Vorteil ist hier die<br />
Nutzung der Gebäudemasse als Speicher. Auf<br />
diese Weise werden kurzfristige Lastschwankungen<br />
abgeschwächt.<br />
Ein weiterer Baustein für die Planung eines »Niedrig-Energie-Hauses«<br />
war die konsequente Reduzierung<br />
der abzuführenden Lasten. So liegen die<br />
simulierten, spezifischen Werte für die Heizlast<br />
mit 45 W/m 2 und die Kühllast mit 34 W/m 2 weit<br />
unterhalb realer Werte vergleichbarer Gebäude.<br />
Folgende Faktoren sind hierfür ausschlaggebend:<br />
<br />
<br />
<br />
konsequenter Einsatz von »Green IT« mit<br />
reduzierten Leistungen<br />
tageslicht- und präsenzabhängige<br />
Beleuchtungssteuerung<br />
mechanischer Frischluftwechsel mit<br />
Hochleistungs-Wärmerückgewinnung<br />
Zur Umwandlung der gewonnenen Erdwärme<br />
wird eine Wasser-Sole-Wärmepumpe eingesetzt.<br />
Für die optimale Wirtschaftlichkeit der<br />
Gesamtanlage ist entscheidend, dass die Leistungsauslegung<br />
nur in der Grundlast erfolgt. Als<br />
»kostengünstiges« Ergänzungssystem für die<br />
Spitzenlastdeckung steht für die VR-Bank ein
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
21<br />
Fernwärmeanschluss zur Verfügung. Eine optimierte<br />
Auslegung der Wärmeerzeugung durch<br />
die Wärmepumpe in der Grundlast bedeutet<br />
hier, dass nur 20 % der Spitzenlast durch die<br />
Wärmepumpe und 80 % durch die Fernwärmeversorgung<br />
gedeckt werden. Trotz dieses niedrigen<br />
Lastanteils, können mit der Wärmepumpe<br />
aber über 70 % des Jahres-Wärmebedarfs der<br />
VR Bank gedeckt werden. Das heißt, auch ohne<br />
den hervorragenden Primärenergiefaktor der<br />
Fernwärme hätten die gesetzlichen Anforderungen<br />
sogar mit einem konventionellen Spitzenlast-Heizkessel<br />
eingehalten werden können.<br />
Die Wärmequelle<br />
Hauptanforderung und Auslegungsgröße für die<br />
<strong>Geothermie</strong>anlage war die definierte Kühlleistung.<br />
Die Heizleistung hingegen konnte zur optimalen<br />
Auslegung variiert werden. Die Planungen selbst<br />
fanden unter erschwerten Rahmenbedingungen<br />
statt: So wurde in der ersten Planungsphase die<br />
direkte Grundwassernutzung favorisiert. Dieses<br />
Vorhaben scheiterte an der örtlichen Grundwasserqualität.<br />
Alternativ zur direkten Grundwassernutzung<br />
wurde ein Erdwärmesondenfeld mit insgesamt<br />
40 Sonden geplant. Aber auch dabei bot das<br />
Grundstück Besonderheiten: Nach den oberen,<br />
sehr wasserreichen Sandschichten erstrecken<br />
sich die Erdwärmesonden in Bodenschichten,<br />
die nur sporadisch Wasser in Klüften oder nicht<br />
durchgängig vorhandenen Sandsteinlagen führen.<br />
Damit konnte der thermische Einfluss der<br />
Grundwassers und die gegenseitige Beeinflussung<br />
der einzelnen Sonden in den oberen Sandschichten<br />
zwar gut berechnet werden, in den unteren<br />
Schichten war es jedoch nicht möglich, die<br />
genau vorbeifließende Grundwassermenge oder<br />
deren exakte Richtung zu bestimmen. Zudem<br />
musste der Grundwasserdurchfluss im Zuge<br />
der Baumaßnahme teilweise mit einer unterirdischen<br />
Dichtwand abgesperrt werden. Teile des<br />
Sondenfelds wurden dadurch vom Grundwasserfluss<br />
abgetrennt.<br />
Um die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Sonden<br />
zu ermitteln, entschied man sich für eine<br />
Probebohrung mit anschließendem Leistungstest.<br />
Mit den sehr guten Ergebnissen des Tests<br />
wurde erneut das Langzeitverhalten der Anlage<br />
simuliert.<br />
Eine weitere Anforderung an die Planung und<br />
den Bau des Erdwärmesondenfelds stellte die<br />
Schadstoffsituation dar: Das Grundstück liegt in<br />
der weiteren Nachbarschaft zu einer Altlastenfläche.<br />
Zwar ist es nicht direkt betroffen, aber<br />
aus Gründen des vorsorglichen Grundwasserschutzes<br />
wurde auf höchste Qualität der Bohrund<br />
Herstellungsarbeiten der Erdwärmesonden<br />
geachtet. Insbesondere auch vor diesem Hintergrund<br />
wurden die örtlichen Genehmigungsbehörden<br />
von Anfang an eng in das Vorhaben<br />
eingebunden.<br />
Höchste Effizienz durch integrierte Planung<br />
Der Einsatz oberflächennaher <strong>Geothermie</strong> zur<br />
Energieversorgung von Gebäuden ist ein gutes<br />
Beispiel für die Bedeutung interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit. Konkret treffen hier die Fachbereiche<br />
der Gebäudetechnik und der Geologie<br />
aufeinander. Voraussetzung für eine optimale<br />
Umsetzung ist der transparente Austausch<br />
zwischen den Disziplinen und die gemeinsame<br />
Anpassung der teilweise gegenläufigen Systemparameter.<br />
Im dargestellten Projektbeispiel hat dies hervorragend<br />
funktioniert: Durch Berücksichtigung der<br />
verschiedenen geologischen und hydrogeologischen<br />
Einflussfaktoren und die eng aufeinander<br />
abgestimmte Planung zwischen der Gebäudetechnik<br />
und der Erdwärmequelle konnten 20 %<br />
der geplanten Bohrmeter im Sondenfeld eingespart<br />
werden. So liegt die simulierte spezifische<br />
Spitzenentzugsleistung mit knapp 60 W/m bzw.<br />
die spezifische Spitzenrückspeiseleistung mit<br />
knapp 50 W/m deutlich über den Werten mancher<br />
vergleichbarer Sondenfelder, die ohne integrierte<br />
Planung dimensioniert wurden.
22 Forschung und Entwicklung<br />
Kühlsystem<br />
für Messeinrichtungen in tiefen Bohrlöchern<br />
TEXT: Benedict Holbein<br />
Für Tiefengeothermie-Projekte sind umfassende Informationen zu den Gegebenheiten<br />
in den Bohrlöchern und deren Umgebung wichtig. Das gilt für die Erschließung,<br />
aber auch für den Betrieb geothermischer Anlagen. Um direkte Daten zu gewinnen ist<br />
es notwendig, in die Bohrlöcher zu gehen und dort langzeitige Messungen durchzuführen.<br />
Damit unterschiedliche Messeinrichtungen und zugehörige Steuerungs- und<br />
Datenerfassungselektronik dort einsetzbar sind, ist ein Kühlsystem notwendig,<br />
welches in der speziellen Umgebung zuverlässig und ohne Zeitlimitationen funktioniert.<br />
Herausforderungen<br />
Für den Einsatz in tiefen Bohrlöchern<br />
müssen die Komponenten<br />
des Kühlsystems nicht nur den<br />
hohen Temperaturen und Drücken<br />
sowie korrosiven Thermalwässern<br />
standhalten, sondern<br />
dabei auch die Kühlfunktion zuverlässig<br />
gewährleisten. Für die<br />
erste Ausrichtung soll als Minimalanforderung<br />
eine Einsatzzeit<br />
von mehreren Wochen bei Umgebungsdrücken<br />
von 600 bar und 200 °C Umgebungstemperatur<br />
erreicht werden. Weil Standardelektronik einsetzbar<br />
sein soll, darf die Kühlraumtemperatur<br />
dabei 70 °C nicht überschreiten. Um in 8 ½ Zoll<br />
Bohrlöchern arbeiten zu können, darf der Außendurchmesser<br />
des Systems nicht über 170 mm<br />
liegen. Diese Bedingungen erfordern kompakte<br />
Konstruktionen mit korrosionsbeständigen Materialien<br />
und einen speziell ausgelegten thermodynamischen<br />
Kühlprozess.<br />
Abb. 1: Kühlsystem für Bohrlochsonden<br />
Das Konzept<br />
Für die dauerhafte Kühlung wird ein Gesamtkonzept<br />
aus Wärmedämmung und aktiver<br />
Kühlung durch einen thermodynamischen<br />
Kreisprozess verfolgt [Holbein, 2011]. Um den<br />
Wärmeeintrag von außen zu minimieren, werden<br />
MLI (Multi Layer Insulation) und Vakuumdämmung<br />
in der Wand des Kühlgehäuses und<br />
Teflon in axialer Richtung eingesetzt. Die eindringende<br />
Wärme und die Wärme, die durch die<br />
Elektronik selbst erzeugt wird, muss aus dem<br />
zu kühlenden Bereich gebracht werden. Dafür<br />
ist im Kühlraum ein Verdampfer installiert, der<br />
die Wärmeübertragung auf ein Kältemittel ermöglicht.<br />
Das Kältemittel verdampft und nimmt<br />
Wärme aus dem Kühlraum auf. Im gasförmigen<br />
Zustand wird es verdichtet und kondensiert<br />
anschließend im Kondensator. Bei der Kondensation,<br />
die oberhalb der Bohrloch-Temperatur<br />
stattfindet, wird die zuvor aufgenommene Wärme<br />
an die Bohrlochumgebung abgegeben. Eine<br />
Drossel entspannt das verflüssigte Kältemittel<br />
zurück auf den Ausgangszustand und schließt<br />
somit den Kühlkreislauf.<br />
Kühlprozess und Komponenten<br />
Damit der Kühlprozess funktioniert, müssen die<br />
zentralen Komponenten eigens für die besonderen<br />
Einsatzbedingungen ausgelegt werden.<br />
Als Kältemittel wird aktuell Aceton präferiert.<br />
Abbildung 2 zeigt den Kühlprozess mit Aceton.<br />
Die charakteristischen Teilprozesse sind durch<br />
Nummern gekennzeichnet.<br />
Die Verdampfung (Übergang 41) findet bei<br />
56,5 °C (~1 bar) statt. Sie verläuft isobar und<br />
isotherm. Die maximal erreichbare Kälteleistung<br />
entspricht in etwa der Enthalpie-Differenz<br />
zwischen Punkt 1 und 4. Nach einer leichten<br />
Überhitzung wird das gasförmige Aceton im<br />
Verdichter auf 40 bar komprimiert (1*-2). Bei
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
23<br />
diesem hohen Druck kondensiert es dann im<br />
Kondensator bei 220°C, wobei es Wärme an<br />
das Bohrloch abgibt (2*-3*). Das verflüssigte<br />
Aceton wird in der Drossel auf Ausgangsdruck<br />
und Temperatur entspannt (3-4). Weil dabei ein<br />
Teil des Acetons verdampft, liegt Punkt 4 im<br />
Zweiphasengebiet.<br />
Der Verdampfer liegt im Inneren des Kühlraums<br />
und muss daher besonders kompakt sein. Durch<br />
ein inneres Netzwerk aus Kältemittelleitungen<br />
in seinem Kupferkörper und Installationsflächen<br />
für Verbraucher wird eine ausreichende Wärmeübertragung<br />
und Kälteleistung erreicht.<br />
Für die Gehäuse von Verdichter und Kühlraum<br />
sowie als Material für den außen liegenden Kondensator<br />
ist eine korrosionsbeständige Nickel-<br />
Basislegierung vorgesehen. Um trotz geringer<br />
Wärmeleitfähigkeit des Werkstoffs die nötigen<br />
Wärmemengen übertragen zu können, benötigt<br />
der Kondensator eine entsprechend große Oberfläche.<br />
Weil die Verwendung von Nickelbasislegierungen<br />
Schwierigkeiten bezüglich Formbarkeit<br />
und Lieferbarkeit mit sich bringt, wird eine<br />
Rohrbündelkonstruktion mit einfachen Formen<br />
umgesetzt.<br />
Der Verdichter soll durch einen hochtemperaturfähigen<br />
Elektromotor (Maxon) angetrieben werden,<br />
was die mögliche Leistungsaufnahme stark<br />
beschränkt. Die hohen Temperaturen, die im<br />
Verdichter auftreten, und das chemisch aggressive<br />
Aceton-Gas, stellen vor allem für Dichtungen<br />
eine große Herausforderung dar. Einige Fluorkohlenwasserstoff-Polymere<br />
scheinen dafür<br />
in Frage zu kommen und sollen getestet werden.<br />
Vorgehen<br />
Für die Entwicklung des Kühlsystems wird ein<br />
kombiniertes Verfahren aus Simulationen, Experimenten<br />
und Konstruktion verfolgt. Sowohl<br />
für das Testen der Komponenten, als auch für<br />
die Auslegung und Überprüfung der thermodynamischen<br />
Prozesse sind Laborexperimente<br />
wichtig.<br />
Zunächst werden die einzelnen Teilprozesse<br />
entsprechend dem Fertigungsstatus der Komponenten-Prototypen<br />
aufgebaut und durchgeführt,<br />
um, ausgehend von den Ergebnissen,<br />
Optimierungen und Neukonstruktionen durchzuführen.<br />
Anschließend werden die Einzelprozesse<br />
Stück für Stück zusammengeführt um<br />
letztendlich den gesamten Kreisprozess im<br />
Labor zu realisieren. Die Erkenntnisse aus den<br />
Versuchen dienen auch dazu, Simulationen, wie<br />
zum Beispiel zum Wärmeübertragungsverhalten,<br />
zu entwerfen und zu deren Validierung und<br />
Verbesserung beizutragen.<br />
Abbildung 4 zeigt das Zusammenspiel von Simulation<br />
und Experimenten bei der Kühlsystem-<br />
Entwicklung exemplarisch für die Untersuchung<br />
der Verbesserung der Wärmeübertragung im<br />
Kühlraum durch Einbau eines Lüfters.
24 Forschung und Entwicklung<br />
Abb. 4: Vergleich der<br />
Wärmeübertragung im<br />
Kühlraum, Experiment und<br />
Simulation<br />
Abb. 5 : Einfluss der<br />
Vakuumdämmung<br />
Stand<br />
Bisherige Versuche zur Dämmung zeigen, dass<br />
das Konzept funktioniert und der äußere Wärmeintrag<br />
stark reduziert werden kann. (Abb. 5).<br />
Mit einem ersten Verdampfer-Prototyp, der in<br />
das Kühlgehäuse (Abb. 3) eingebaut wurde,<br />
konnte der Teilprozess der Verdampfung untersucht<br />
werden. Aceton zeigte sich bislang als geeignetes<br />
Kältemittel.<br />
Um die Wärmeübertragungsvorgänge zu untersuchen,<br />
wurden bereits unterschiedliche Experimente<br />
mit inneren und äußeren Wärmequellen<br />
durchgeführt und ausgewertet. Die Ergebnisse<br />
ermöglichen es, die komplexe Wärmeübertragungssituation<br />
besser zu verstehen. Außerdem<br />
lieferten sie die Grundlage für die Konstruktion<br />
eines optimierten Verdampfers, der sich momentan<br />
noch in der Fertigung befindet. Aktuell<br />
werden weiterführende Versuche mit einem eigens<br />
für Experimente entworfenen Verdichter<br />
vorbereitet. Das nächste Ziel ist verschiedene<br />
Dichtungsmaterialien zu testen und den Verdichtungsprozess<br />
zu untersuchen.<br />
Ausblick<br />
Mittelfristiges Ziel ist es ein einsatzfähiges Gesamtsystem<br />
aufzubauen, das im Feldversuch<br />
getestet werden kann. Dafür werden Schritt für<br />
Schritt einzelne Komponenten konstruiert, getestet<br />
und in Labor-Prozesse integriert.<br />
Dieses Verfahren ist zeitaufwändig, aber unvermeidlich,<br />
denn neben der anspruchsvollen technischen<br />
Aufgabe sind finanzielle und personelle<br />
Einschränkungen sowie lange Fertigungs- und<br />
Lieferzeiten Herausforderungen für das Projekt.<br />
Geplant ist es, das Entwicklungsprojekt mithilfe<br />
struktureller und inhaltlicher Unterstützung möglichst<br />
bald auf eine breitere Basis zu stellen. <br />
Holbein, B. (2011), Entwicklung eines Kühlsystems<br />
für <strong>Geothermie</strong>-Bohrlochsonden, Bachelor<br />
Thesis, Karlsruhe Institut für Technologie KIT<br />
Holbein, B. (2013), Development of a Cooling-<br />
System for Research Probes for Geothermal<br />
Boreholes, Kongressband CD-Rom, Artikel<br />
1542, «38th Geothermal Workshop” ,Stanford<br />
Kalifornien, Februar 2013
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
25<br />
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26 Forschung und Entwicklung<br />
Bisherige Forschungsprojekte haben<br />
gezeigt, dass viele Bürogebäude mit<br />
geothermischen Anlagen nicht optimal<br />
bzw. planungsgemäß funktionieren.<br />
Es ist festzustellen, dass selbst nach<br />
Einregulierung und Optimierung, der freie<br />
Kühlbetrieb nicht oder nur sehr eingeschränkt<br />
umgesetzt werden konnte. Im<br />
Bereich der effizienten Umschaltung zwischen<br />
Heiz- und Kühlbetrieb sowie der<br />
allgemeinen Regelkonzepte liegen meist<br />
noch keine fundierten Erkenntnisse vor.<br />
Hier setzt das Projekt geo:build an.<br />
Im Rahmen des vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie (BMWi, FKZ<br />
03ET1024A) geförderten Forschungsvorhabens<br />
»geo:build - Systemoptimierung erdgekoppelter<br />
Wärme- und Kälteversorgung von Bürogebäuden<br />
– reversible Wärmepumpen und freie<br />
Kühlung« werden in Zusammenarbeit mit der<br />
Ostfalia Hochschule – Fakultät Versorgungstechnik,<br />
UBeG GbR und Zent-Frenger GmbH<br />
erdgekoppelte Systeme zur Wärme- und Kältebereitstellung<br />
in Bürogebäuden in Theorie und<br />
Praxis analysiert. Das Ziel des Forschungsvorhageo:build<br />
– Systemoptimierung des Kühlfalls von<br />
erdgekoppelter Wärme- und Kälteversorgung<br />
TEXT: Dipl.-Ing. Franziska Bockelmann<br />
Ein wesentliches Kriterium in der Planung von<br />
Bürogebäuden stellt der thermische Komfort<br />
dar. Die geforderten Temperaturniveaus im<br />
Sommer können bei den in der Regel anstehenden<br />
internen Lasten nicht alleine über eine angepasste<br />
Lüftung eingehalten werden. Dies gilt<br />
insbesondere bei der Ausstattung des Gebäudes<br />
mit großzügig verglasten Außenfassaden.<br />
Ein konventioneller Lösungsansatz ist daher die<br />
Bereitstellung der benötigten Kälteenergie über<br />
Kompressions-Kältemaschinen mit einer Rückkühlung<br />
über die Außenluft.<br />
Unter den Gesichtspunkten der Nutzung regenerativer<br />
Energien und einer energieeffizienten<br />
Bauweise kommt in modernen Bürogebäuden<br />
zum Heizen und Kühlen zunehmend die oberflächennahe<br />
<strong>Geothermie</strong> zum Einsatz. Ein technisch<br />
bekanntes Konzept zur Übergabe an den<br />
Raum ist es, erdgekoppelte Wärmepumpen mit<br />
z.B. Betonkernaktivierung zum Heizen und Kühlen<br />
zu verwenden. Damit dies jedoch auch zukünftig<br />
realisiert werden kann, besteht weiterhin<br />
Forschungsbedarf auf dem Gebiet des Zusammenwirkens<br />
von Wärmeeintrag und –entzug,<br />
der Einbindung in das Gesamtenergiekonzept<br />
der Gebäude sowie der hydraulischen und regelungstechnischen<br />
Umsetzung unter Berücksichtigung<br />
der örtlichen Randbedingungen.
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
27<br />
bens ist neben der Optimierung der Umsetzung<br />
geothermischer Wärme- und Kältespeicher, die<br />
Entwicklung und Erprobung einer effizienteren<br />
Nutzung dieser Speicher.<br />
Vorgehen und Methode im Projekt<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen Systeme<br />
zur gekoppelten Wärme- und Kältebereitstellung<br />
in Bürogebäuden in Theorie und Praxis<br />
vergleichend untersucht werden. In den untersuchten<br />
Gebäuden wird die Wärmeseite jeweils<br />
über eine erdgekoppelte Wärmepumpe abgedeckt.<br />
Die Kältebereitstellung erfolgt zum einen<br />
durch die freie Kühlung über das Sondenfeld und<br />
zum anderen über den Einsatz einer umschaltbaren<br />
Wärmepumpe/Kältemaschine (reversiblen<br />
Wärmepumpe). Die Vorteile beider Lösungen<br />
(deutlich höhere Arbeitszahlen bei der freien<br />
Kühlung und ggf. reduzierte Sondenfeldgröße bei<br />
der reversiblen Wärmepumpe) sollen herausgearbeitet,<br />
bewertet und ganzheitlich miteinander<br />
verglichen werden.<br />
Das Projekt ist in sechs Arbeitspakete geteilt<br />
(siehe Abb. 1). Dabei liegt der Fokus u.a. auf der<br />
messtechnischen Erfassung der ausgewählten<br />
Bürogebäude, der Analyse hinsichtlich ihrer Betriebsstrategien<br />
und Anlagenfunktionen sowie<br />
der Energiebilanz im Erdreich.<br />
Zu Beginn des Forschungsprojektes werden<br />
die Abstimmung und der wechselnde Betrieb<br />
zwischen freier Kühlung und Kältemaschine im<br />
Kühlbetrieb näher betrachtet. Die Systemlösungen<br />
werden durch ganzheitliche Gebäudesimulationen<br />
untersucht. Angepasste Regelungsstrategien<br />
werden über die Modellbildung entwickelt<br />
und an die jeweiligen Lastsituationen angepasst.<br />
Die erworbenen Erkenntnisse aus den Simulationen<br />
sollen dann anhand von Testläufen innerhalb<br />
eines Feldversuchs umgesetzt und erprobt<br />
werden und ggf. in die Monitoringgebäude implementiert<br />
werden. Das Ziel sind energetisch<br />
sowie wirtschaftlich sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten<br />
dieser Technologie, die auch als<br />
Standardlösungen in andere Gebäude integriert<br />
werden können.<br />
TRNSYS - Simulationsmodell<br />
Die Gebäude- und Anlagenkonfigurationen werden<br />
jeweils als TRNSYS-Modelle abgebildet. Die<br />
Räumlichkeiten der Gebäude werden entspre-
28 Forschung und Entwicklung<br />
chend ihrer thermischen Randbedingungen und<br />
Konditionierung in Zonen zusammengefasst<br />
und entsprechend ihrer bauphysikalischen Eigenschaften<br />
eingepflegt. Wichtige Randbedingungen<br />
zu Heizung, Kühlung, Lüftung und<br />
inneren Lasten, etc. werden ebenfalls je Zone<br />
hinterlegt.<br />
Die sich für jedes Gebäude unterschiedlich darstellende<br />
Anlagentechnik wird in einem entwickelten<br />
Standardmodell ergänzt und angepasst.<br />
Neben dem Vergleich der Simulationsergebnisse<br />
mit den Auslegungsdaten der Planung und<br />
den Messdaten aus dem Monitoring ist es durch<br />
die Simulation möglich, Optimierungsansätze in<br />
der Regelung im Vorfeld zu den Feldversuchen<br />
zu prüfen.<br />
Regelstrategien zum Wechsel der Betriebsmodi<br />
Die Theorie besagt, dass im Sommer vorrangig<br />
die effizientere freie Kühlung zur Kältebereitstellung<br />
in den Bürogebäuden herangezogen<br />
werden sollte. In der Praxis ist jedoch bei<br />
Systemen mit integrierter Kältemaschine oft<br />
ein Dauerbetrieb der mechanischen Kälte, also<br />
des Kompressors, festzustellen. Dies hängt<br />
zum Teil mit einer ungenügend abgestimmten<br />
Regelung von freiem Kühlbetrieb (FK) und Kältemaschinenbetrieb<br />
(KM) und zum anderen<br />
aber auch mit einem zu warmen Erdreich zusammen.<br />
Eine ausgewogene Bilanz zwischen<br />
Wärmeentzug und -eintrag kann sich so nicht<br />
einstellen und die Möglichkeit einer freien Kühlung<br />
oft nicht gewährleistet werden.<br />
Die dargestellte Problematik soll am Beispiel<br />
des Gebäudes A veranschaulicht werden:<br />
Bei Gebäude A ist in den ersten vier Betriebsjahren<br />
deutlich mehr Wärme ins Erdreich eingetragen<br />
worden, als entzogen. Die eingetragene<br />
Wärme stammt hierbei u.a. aus dem Gebäude<br />
selbst (kombinierter Betrieb) als auch durch den<br />
hohen Anteil des Kältemaschinenbetriebes. Die<br />
Folge ist eine Erwärmung des Erdreichs auf ein<br />
für den freien Kühlbetrieb ungünstiges Temperaturniveau,<br />
sodass im Kühlfall hauptsächlich<br />
die Kältemaschine in Betrieb gehen musste. Im<br />
Rahmen des vorherigen Forschungsprojektes<br />
wurden bereits Maßnahmen und Optimierungen<br />
durchgeführt, um den Wärmeeintrag insbesondere<br />
im kombinierten Heiz- und Kühlbetrieb zu<br />
minimieren sowie den hohen Anteil des Kältemaschinenbetriebes<br />
zu senken. Gemäß den Planungsunterlagen<br />
ist für das Gebäude A ein Verhältnis<br />
der bereitgestellten Kühlenergie durch<br />
freie Kühlung bzw. Kältemaschine von 68 % zu<br />
32 % vorgesehen. Bisher konnte jedoch nur ein
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
29<br />
Verhältnis von 30 % zu 70 % umgesetzt und gemäß<br />
den vorhandenen Messdaten auch 2012<br />
verhältnismäßig beibehalten werden<br />
(siehe Abb. 2).<br />
Bereits zu Beginn des Projekts konnte festgestellt<br />
werden, wie umfangreich und variabel die<br />
Umsetzung und Einbindung von FK und KM in<br />
eine geothermische Anlage sein kann. Und wie<br />
wichtig es auch zukünftig ist, diese Kombination<br />
und Abstimmung richtig umzusetzen, um<br />
effiziente und erdreichschonende Gebäude zu<br />
betreiben.<br />
Über Literaturrecherchen ist festzustellen, dass<br />
die bisherigen und gängigsten Regelungen für<br />
den Wechsel und der Kombination aus freier<br />
Kühlung und Kältemaschinenbetrieb auf einfachen<br />
Vergleichen beruhen.<br />
Im Rahmen der Recherche konnten folgende<br />
vier Haupt-Regelstrategien definiert werden:<br />
1. »Sollwert«-Regelung: Sobald eine definierte<br />
Temperatur über- bzw. unterschritten wird,<br />
wechselt der Betrieb von FK in den KM Betrieb<br />
und umgekehrt. Dabei werden Parameter<br />
wie: Vorlauf- oder Rücklauftemperaturen<br />
(Verteiler, BKT, RLT, etc.), Austritts- bzw.<br />
Eintrittstemperaturen aus dem / in das Erdreich,<br />
Raumluft- oder Außenlufttemperatur<br />
herangezogen.<br />
2. »Differenz«-Regelung: Hier erfolgt der<br />
Wechsel zwischen den beiden Modi in Abhängigkeit<br />
von einer vordefinierten Temperaturdifferenz.<br />
Zur Bildung der Differenzen<br />
werden die Parameter Vorlauf- und Rücklauftemperaturen<br />
am Verteiler, Ein- und<br />
Austrittstemperaturen Erdreich, Primär- und<br />
Sekundärseite oder Austritts- und ungestörter<br />
Erdreichtemperatur eingesetzt.<br />
Bereits anhand der im Forschungsprojekt untersuchten<br />
Gebäude wird deutlich, wie unterschiedlich<br />
die Umsetzung der Regelung von FK auf KM<br />
sein kann. Dabei ist zu erkennen, dass hier vorrangig<br />
auf die Sollwert-Regelung gesetzt wurde,<br />
jedoch in verschiedensten Varianten bezogen<br />
auf die Primär- oder Sekundärseite der Anlage.<br />
Die derzeitig festgelegten Regelstrategien und<br />
Umschaltparameter zwischen freier Kühlung<br />
(FK) und Kältemaschinenbetrieb (KM) sehen vor,<br />
dass<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
bei Gebäude A der KM-Betrieb freigegeben<br />
wird, sobald die Austrittstemperatur aus<br />
dem Erdsondenfeld 18°C übersteigt.<br />
bei Gebäude B die FK endet, sobald die Vorlauftemperaturen<br />
zu den Verbrauchern einen<br />
Sollwert überschreiten.<br />
bei Gebäude C die KM eine Freigabe bekommt,<br />
wenn die Bedingung<br />
(T AustrittEWS<br />
+ 2K) > (T SollVerteilerkreis<br />
+ 1K) erfüllt<br />
ist.<br />
und beim Gebäude D wird die FK solange<br />
betrieben, bis die Vorlauftemperatur zum<br />
Verteiler 16°C übersteigt.<br />
»Doch welche der Regelstrategien ist nun die<br />
beste / effizienteste / sinnvollste / einfachste…?«<br />
Diese Frage soll nun im Forschungsprojekt anhand<br />
von Simulationen und Monitoringdaten beantwortet<br />
werden.<br />
Die nächsten großen Schritte im Rahmen des<br />
Projektes sind die Fertigstellung und Abbildung<br />
von zwei Gebäuden inklusive aller Gebäude- und<br />
Anlagenkonfigurationen als TRNSYS-Model.<br />
Anschließend werden verschiedenste Regelstrategien<br />
analysiert und am Modell getestet. Mit<br />
ersten Ergebnissen zur Umsetzung von effizienten<br />
Regelstrategien wird im Herbst bis Ende<br />
dieses Jahres gerechnet. <br />
3. »Laufzeit«-Regelung: Diese Regelung beruht<br />
darauf, dass z.B. ein bestimmtes Zeitprogramm<br />
abgefahren werden kann, nachdem<br />
die FK oder die KM in Betrieb geht, oder es<br />
kann ein festgelegtes Intervall definiert werden,<br />
nachdem ein Wechsel stattfinden soll.<br />
Zudem werden Kombinationen aus den<br />
vorgestellten Regelstrategien umgesetzt.<br />
4. Erst seit kurzem wird die Umsetzung von<br />
Algorithmen mit der Berücksichtigung<br />
einer ganzheitlichen Gebäudebetrachtung<br />
in Betracht gezogen und erforscht. Hierbei<br />
spielen die Faktoren ausgeglichenes Erdreich,<br />
Energie- / Primärenergieverbrauch,<br />
Energiekosten, Komfort, Wetterprognosen<br />
etc. eine Rolle.<br />
Literatur<br />
BOCKELMANN, F., KIPRY, H. und FISCH, M. N.:<br />
Forschungsbericht: WKSP – Wärme- und Kältespeicherung<br />
im Gründungsbereich energieeffizienter<br />
Bürogebäude (November 2010), Fkz:<br />
BMWi 0327364A<br />
BOCKELMANN, F., KIPRY, H. und FISCH, M. N.:<br />
Erdwärme für Bürogebäude nutzen, Bine Informationsdienst,<br />
Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart,<br />
2011, ISBN 978-3-8167-8325-10
30<br />
Service<br />
Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong> –<br />
was ist das?<br />
TEXT: Prof. Dr. Dieter Michalzik<br />
Im Bereich gewerblicher Gebäude, bei<br />
Mehrfamilienhäusern, bei der innerstädtischen<br />
Altbausanierung, aber auch bei<br />
Wohngruppen wird häufig eine thermische<br />
Leistung in der Größenordnung von<br />
20-200 kW benötigt. Oberflächennahe<br />
Sondenfelder haben hier aufgrund des<br />
Platzbedarf und des Genehmigungsrechts<br />
Probleme. Hier setzt die »mitteltiefe<br />
<strong>Geothermie</strong>« an, für die der AK<br />
Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong> des GeoEnergy<br />
Celle e. V. den Tiefenbereich von ca. 400-<br />
1.000 m definiert hat.<br />
Vorteile und Nachteile mitteltiefer Sonden<br />
Grundsätzlich muss bei einer größeren Bohrtiefe<br />
mit höheren Bohrmeterpreisen gerechnet werden.<br />
Diese Mehrkosten müssen kompensiert<br />
werden, um eine wirtschaftliche Umsetzung<br />
mitteltiefer Sonden zu ermöglichen. Hierbei ist<br />
an erster Stelle die höhere energetische Ausbeute<br />
aufgrund höherer Gesteinstemperaturen<br />
(20 – 40 °C) zu nennen. Die Entzugsleistungen<br />
in W/m liegen deutlich über denen oberflächennaher<br />
Sonden. In Abhängigkeit von der tatsächlichen<br />
Bohrtiefe und der Fahrweise der Wärmepumpe<br />
sind COP-Werte von deutlich > 5 möglich.<br />
Ein wichtiger Vorteil mitteltiefer Sonden besteht<br />
außerdem in der Grundlastfähigkeit (> 8.000 h).<br />
Modellrechnungen haben lediglich 10 % Leistungseinbuße<br />
gegenüber einem heizungstypischen<br />
Betrieb (bis 2.400 h) nachgewiesen. Ein<br />
klarer Nachteil liegt darin, dass aufgrund des höheren<br />
Temperaturniveaus ein Kühlbetrieb nicht<br />
wirtschaftlich darstellbar ist. Für einen kombinierten<br />
Heiz- und Kühlbetrieb ist eine Kombination<br />
mit oberflächennahen Sonden möglich. Im<br />
Vergleich zu oberflächennahen Sondenfeldern<br />
ist der geringe Platzbedarf ein deutlicher Vorteil.<br />
Aktuelle Projektbeispiele haben gezeigt, dass in<br />
hydrogeologisch kritischen Bereichen Sondenfelder<br />
nicht genehmigungsfähig sind, eine oder wenige<br />
mitteltiefe Bohrungen u.U. aber akzeptiert<br />
werden, weil hierbei anspruchsvollere Bohrtechnik<br />
Anwendung findet (z.B. komplette Verrohrung<br />
des Bohrlochs). Auch in bodenmechanisch<br />
sensiblen Bereichen kann es durchaus von Vorteil<br />
sein, den Untergrund nicht mit einem dichten<br />
Raster von Bohrungen zu destabilisieren. Speziell<br />
für den Bereich des Norddeutschen Beckens<br />
bieten sich mitteltiefe Sonden zur Erschließung<br />
des großen geothermischen Potenzials von Salzstöcken<br />
an. Durch überdurchschnittliche Temperaturen<br />
können hier höhere thermische Leistungen<br />
erzielt werden [2] . Im Norddeutschen Becken,<br />
aber auch in anderen Bereichen Deutschlands,<br />
ist das Auftreten von Thermalwasserhorizonten<br />
in Tiefenlagen bis 1.000 m nicht selten. Mitteltiefe<br />
Sonden bieten somit auch häufig die Gelegenheit,<br />
wie unlängst in Osnabrück und Nienburg<br />
gezeigt, potenzielle Thermalwasserhorizonte<br />
anzutreffen und ggf. auch thermisch zu nutzen.<br />
Definition Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Der Begriff »Mitteltiefe <strong>Geothermie</strong>« soll hier für<br />
den Tiefenbereich von ca. 400 – 1.000 m stehen.<br />
Diese Begriffsklarstellung soll ausschließlich<br />
einer einheitlichen Kommunikation dienen.<br />
Die allgemein übliche Abgrenzung von oberflächennaher<br />
und tiefer <strong>Geothermie</strong> nach VDI-<br />
Richtlinie 4640 [3] soll damit nicht ausgehebelt<br />
werden. Auch der PK Tiefe <strong>Geothermie</strong> empfiehlt<br />
[4] : »Von tiefer <strong>Geothermie</strong> im eigentlichen<br />
Sinn sollte man jedoch erst bei Tiefen von über<br />
1.000 m …. sprechen«. Der PK führt ebenfalls<br />
aus [5] : »Die tiefe <strong>Geothermie</strong> umfasst Systeme,<br />
bei denen die geothermische Energie über Tiefbohrungen<br />
erschlossen wird und deren Energie<br />
direkt (d.h. ohne Niveauanhebung) genutzt werden<br />
kann«. Eine direkte Nutzung ohne Einschaltung<br />
einer Wärmepumpe ist im Tiefenbereich<br />
bis 1.000 m aber nur in Ausnahmefällen und<br />
dann nur im Niedrigtemperaturbereich möglich.<br />
Eine Begrenzung der mitteltiefen <strong>Geothermie</strong> bei<br />
400 m steht einerseits nicht im Konflikt mit der<br />
Definition der oberflächennahen <strong>Geothermie</strong>,
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
31<br />
andererseits trägt sie aber der Tatsache<br />
Rechnung, dass ab 400 m<br />
die Bohrmeterförderung nach dem<br />
Marktanreizprogramm beginnt.<br />
Der MAP-Fördersatz von 375 €/m<br />
deckt exakt den Bereich der mitteltiefen<br />
<strong>Geothermie</strong> ab. Auch die<br />
Verfügbarkeit von Bohranlagen<br />
spricht für eine Begrenzung des<br />
genannten Tiefenbereichs. Dieser<br />
kann von mobilen Bohranlagen mit<br />
max. 50 t Hakenlast erschlossen<br />
werden (Abb. 1). Für Bohrtiefen<br />
> 1.000 m steigen die Bohrmeterpreise<br />
hingegen deutlich an und es<br />
muss häufig auf überdimensionierte<br />
Bohranlagen zurückgegriffen<br />
werden. Der Umfang des notwendigen<br />
Genehmigungsverfahren für<br />
»mitteltiefe« Bohrungen wird durch<br />
die untertägigen und obertägigen<br />
Verhältnisse sowie die geplante<br />
Bohrtiefe und den Bohrlochausbau<br />
am Bohrstandort definiert. Die zuständige<br />
Bergbehörde entscheidet<br />
im Einzelfall, ob für die Bohrung ein<br />
Betriebsplan nach § 51 ff. BBergG<br />
erforderlich ist.<br />
Fazit<br />
Für einen Wärmebedarf in der Größenordnung<br />
von 20 – 200 kW können<br />
mitteltiefe Koaxialsonden als<br />
risikoarme Erschließungsvariante<br />
gewählt werden. Durch mehrere<br />
Sonden sind theoretisch auch größere<br />
Anlagen oder Netzstrukturen<br />
realisierbar. Im Idealfall lassen sich über offene<br />
mitteltiefe Dublettensysteme auch deutlich<br />
höhere Leistungsbereiche darstellen. Bei vergleichsweise<br />
moderaten Bohrkosten und unter<br />
Berücksichtigung einer Förderung durch das<br />
Marktanreizprogramm können wirtschaftliche<br />
geothermische Anlagen mit überschaubarem<br />
Planungsaufwand realisiert werden. Für eine<br />
Kältebereitstellung sind mitteltiefe Sonden<br />
nicht geeignet. Hier bietet sich eine Kombination<br />
mit oberflächennahen Sonden an. Ein großer<br />
Vorteil der mitteltiefen <strong>Geothermie</strong> liegt in<br />
der Grundlastfähigkeit. Sie ist daher besonders<br />
für Niedrigtemperatursysteme mit einer hohen<br />
Jahresstundenzahl eine attraktive Variante. <br />
[1]<br />
Fromme, K., Michalzik, D. & Wirth, W.<br />
(2010): Das geothermische Potenzial von Salzstrukturen<br />
in Norddeutschland. – Z. dt. Ges. Geowiss.,<br />
161: 323-333.<br />
[2]<br />
Bartels, J., Fritz, J., Gehrke, D. & Wirth, W.<br />
(2010): Erhöhte Entzugsleistung von Erdwärmesonden<br />
durch Salzstockhochlagen. - Z. dt.<br />
Ges. Geowiss., 161: 401-409.<br />
[3]<br />
Verein Deutscher Ingenieure (2010): Thermische<br />
Nutzung des Untergrundes – Grundlagen,<br />
Genehmigungen, Umweltaspekte, VDI-<br />
Richtlinie 4640, Blatt 1, Düsseldorf.<br />
[4]<br />
PK Tiefe <strong>Geothermie</strong> (2007): Nutzung der<br />
geothermischen Energie aus dem tiefen Untergrund<br />
(Tiefe <strong>Geothermie</strong>) – Arbeitshilfe für Geologische<br />
Dienste. – 25 S., unveröff.<br />
[5]<br />
PK Tiefe <strong>Geothermie</strong> (2008): Nutzung der<br />
geothermischen Energie aus dem tiefen Untergrund<br />
(Tiefe <strong>Geothermie</strong>) – geowissenschaftliche<br />
Parameter und Untersuchungsverfahren. –<br />
S. 38, unveröff.
32<br />
Für Projekte der Tiefengeothermie sind verlässliche Planungsgrundlagen, in denen<br />
alle verfügbaren relevanten Untergrundinformationen zusammengefasst sind, von<br />
großer Bedeutung, Sie ermöglichen eine Fündigkeitsabschätzung bereits im Vorfeld<br />
eigenständiger Untersuchungen. Im Norden werden jetzt solche Planungsgrundlagen<br />
grenzüberschreitend erstellt, im Rahmen des EU INTERREG Projektes GeoPower.<br />
Grenzüberschreitende Erkundung<br />
des geothermischen Potenzials im Norden –<br />
das Projekt GeoPower<br />
TEXT: Dr. Reinhard Kirsch, Dr. Fabian Hese, Prof. Dr. Niels Balling, Prof. Dr. Lars Ole Boldreel, Prof. Dr. Wolfgang Rabbel<br />
Regenerative Energien haben einen hohen Stellenwert<br />
in der deutsch-dänischen Grenzregion.<br />
Windkraft, Solarenergie und Biomassenutzung<br />
lassen die hundertprozentige Eigenversorgung<br />
mit elektrischer Energie in Reichweite gelangen,<br />
zusätzlich stellen sie einen bedeutsamen Wirtschaftsfaktor<br />
dar. Auf dem Wärmemarkt der<br />
Region nimmt zwar die Bedeutung der oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> zu, Projekte der Tiefengeothermie<br />
gibt es aber in Schleswig-Holstein<br />
bis jetzt noch nicht. In Dänemark wird neben den<br />
laufenden <strong>Geothermie</strong>anlagen in Kopenhagen<br />
und Thisted demnächst in Sønderborg das <strong>Geothermie</strong>heizwerk<br />
ans Wärmenetz gehen. Weitere<br />
Kommunen im Süden Dänemarks haben<br />
ein starkes Interesse an einer geothermischen<br />
Komponente für ihre Wärmeversorgung.<br />
Es liegt nahe, für die Grenzregion den gemeinsamen<br />
Untergrund auch gemeinsam zum Zweck<br />
einer geothermischen Nutzung zu erkunden. Ein<br />
Beitrag hierzu ist das Projekt GeoPower, das<br />
von der EU im Rahmen des INTERREG 4a Programms<br />
für Sønderjylland/Schleswig gefördert<br />
wird. Ziel ist es, verbesserte Planungsgrundlagen<br />
für eine geothermische Nutzung zu schaffen,<br />
in denen alle verfügbaren relevanten Untergrundinformationen<br />
eingearbeitet sind.<br />
Die Projektstruktur<br />
Das Projektgebiet (Abb. 1) umfasst den südlichen<br />
Teil der Region Syddanmark und den nördlichen<br />
Teil Schleswig-Holsteins. Der Projektgruppe gehören<br />
folgende Kolleginnen und Kollegen an:<br />
<br />
<br />
<br />
De Nationale Geologiske Undersøgelser for<br />
Danmark og Grønland, GEUS:<br />
Dr. Lars Henrik Nielsen, Prof. Dr. Lars Ole<br />
Boldreel (Universität Kopenhagen), Dr. Niels<br />
Poulsen<br />
Geologischer Dienst Schleswig-Holstein:<br />
Dipl. Geol. Claudia Thomsen,<br />
Dr. Fabian Hese, Dr. Reinhard Kirsch,<br />
Dr. Thomas Liebsch-Doerschner<br />
Aarhus Universitet, Institut for Geoscience:<br />
Prof. Dr. Niels Balling, Marie Lykke<br />
Rasmussen MSc, Dr. Søren Erbs Poulsen,<br />
Thue Bording MSc
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
33<br />
<br />
Christian-Albrechts Universität Kiel, Institut<br />
für Geowissenschaften:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Rabbel, Dipl. Geophys.<br />
Christina Klein, Dr. Martin Thorwart.<br />
Von den Geologischen Diensten werden aus<br />
Bohrergebnissen, Bohrlochlogs und seismischen<br />
Profilen die Tiefenlage und Mächtigkeit sowie lithologische<br />
und petrophysikalische Charakteristik<br />
der geothermischen Nutzhorizonte ermittelt<br />
(in Dänemark Gassum und Buntsandstein, in<br />
Schleswig-Holstein Dogger, Rhät (=Gassum) und<br />
Buntsandstein). Von besonderem Interesse sind<br />
Salzdiapire und Störungen, die zu Diskontinuitäten<br />
(z.B. Schichtausfall / Schichtenversatz) im<br />
Verlauf der Formationen führen können. Die Ergebnisse<br />
werden u. a. in einem geologischen 3D<br />
Modell zusammengefasst. Die Arbeitsgruppe der<br />
Universität Aarhus wird aus Temperaturdaten,<br />
thermischen Gesteinsparametern und dem im<br />
Projekt erstellten geologischen Modell ein Temperaturmodell<br />
entwickeln. Die Arbeitsgruppe der<br />
Universität Kiel führt geophysikalische Messungen<br />
zur Schließung von Datenlücken durch.<br />
Was ist bis jetzt passiert?<br />
Wir können uns bei unserer Arbeit auf vorliegende<br />
Ausarbeitungen stützen. Für Schleswig-Holstein<br />
ist das u. a. der Geotektonische Atlas von<br />
Nordwestdeutschland (Baldschuhn et al. 2001),<br />
für Dänemark liegen Verbreitungskarten der<br />
geothermischen Nutzhorizonte vor (z.B. Mathiesen<br />
et al. 2009). Diese Daten wurden in ein erstes<br />
geologisches 3D Modell mit dem Programm<br />
Gocad (Paradigm) überführt, so konnte bereits<br />
eine erste grenzüberschreitende Darstellung der<br />
Beckenstruktur und geothermischer Nutzhorizonte,<br />
z.B. des mittleren Buntsandsteins, erstellt<br />
werden (Abb. 2). Zur weiteren Entwicklung des<br />
Modells werden reflexionsseismische Profile, die<br />
zur Kohlenwasserstoff Exploration gewonnen<br />
wurden, ausgewertet. Zudem werden lithologische<br />
und petrophysikalische Daten aufbereitet<br />
und interpretiert. Im Herbst 2012 wurden im<br />
Raum Flensburg durch die Universität Kiel gravimetrische<br />
Messungen an Salzstrukturen durch<br />
die Arbeitsgruppe Prof. Götze (Schmidt et al.<br />
2013) sowie reflexionsseismische Messungen<br />
(Abb. 3) in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-<br />
Institut für Angewandte Geophysik (Hannover)<br />
durchgeführt (Klein et al. 2013).<br />
Abb. 3: Reflexionsseismische Feldarbeiten im Raum<br />
Flensburg, Bohrung zum Abteufen von Schusslöchern für die<br />
seismischen Sprengungen<br />
Was bleibt zu tun?<br />
Das Projekt läuft bis Ende 2014. Bis dahin wird<br />
das geologische Modell verfeinert und durch das<br />
Modell der Untergrundtemperaturen ergänzt<br />
werden. Daraus werden Planungskarten in Bezug<br />
auf Vorkommen, Tiefenlage, Mächtigkeit,<br />
Temperatur und, wenn die Datenlage es zulässt,<br />
hydraulische Eigenschaften der geothermischen<br />
Nutzhorizonte erstellt. Diese Planungsgrundlagen<br />
werden sowohl digital als auch in analoger<br />
Form öffentlich zugänglich sein. <br />
Literatur<br />
Baldschuhn, R., Frisch, U., Kockel, F. (2001):<br />
Geotektonischer Atlas von Nordwest-Deutschland<br />
und dem deutschen Nordsee-Sektor. – Geol.<br />
Jb., A 153, Hannover (BGR).<br />
Klein, C., Thorwart, M., Rabbel, W., Buness,<br />
H., Hese, F., Kirsch, R. (2013): Seismische<br />
Untersuchungen im Raum Flensburg. – Poster,<br />
73. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen<br />
Gesellschaft, Leipzig.<br />
Mathiesen, A., Kristensen, L., Bidstrup, T.,<br />
Nielsen, L. H. (2009): Vurdering af det geotermiske<br />
potentiale i Danmark. – Danmarks og<br />
Grønlands Geologiske Undersøgelse Rapport<br />
2009/59, Kopenhagen.<br />
Schmidt, S., Götze, H.-J., Mahatsente, R.,<br />
Hese, F., Kirsch, R. (2013): Gravimetrische<br />
Messungen im Projekt GEOPOWER. – Poster,<br />
73. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen<br />
Gesellschaft, Leipzig.<br />
Vejbæk, O. V., Bidstrup, T., Britze, P., Erlström,<br />
M., Rasmussen, E. S., Sivhed, U. (2007): Chalk<br />
depth structure maps, Central to Eastern North<br />
Sea, Denmark. – Geological Survey of Denmark<br />
and Greenland Bulletin 13, 9–12, Kopenhagen.<br />
Abb. 2: Verbreitung und Tiefenlage der Basis des mittleren<br />
Buntsandsteins (potenzieller geothermischer Nutzhorizont) des<br />
ersten geologischen Modells, zusammen dargestellt mit Salzdiapiren<br />
(Blau; 3fache Überhöhung). Datenbasis: Tiefbohrungen,<br />
Geotektonischer Atlas von NW-Deutschland (Baldschuhn et al.<br />
2001) und Kartensätze von lithostratigraphischen Formationen<br />
Dänemarks (Mathiesen et al. 2009, Vejbaek et al. 2007).
34<br />
Junge <strong>Geothermie</strong><br />
Service<br />
In dieser Ausgabe stellt sich das Internationale<br />
<strong>Geothermie</strong> Zentrum (ICGR), angesiedelt am<br />
Deutschen GeoForschungsZentrum in Potsdam<br />
(GFZ) vor. Für Doktoranden, Diplomanden, Bachelorund<br />
Masterstudenten geo- und ingenieurswissenschaftlicher<br />
Fachrichtungen bietet sich ein breites<br />
Spektrum an grundlagen- und anwendungsorientierten<br />
Forschungsthemen.<br />
Wissenschaftliche Qualifizierung am Deutschen<br />
GeoForschungsZentrum in Potsdam<br />
TEXT: Dr.-Ing. Thomas Reinsch<br />
Das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches<br />
GeoForschungsZentrum (GFZ) ist das nationale<br />
Forschungszentrum für Geowissenschaften in<br />
Deutschland. Eingebettet in das Forschungsprogramm<br />
der Helmholtz-Gemeinschaft beschäftigt<br />
sich die <strong>Geothermie</strong>forschung am ICGR mit allen<br />
Phasen geothermischer Energiegewinnung. Von<br />
der Erkundung des Reservoirs bis zur Energiewandlung<br />
im Kraftwerk werden alle Stufen der<br />
geothermischen Prozesskette unter in situ Bedingungen<br />
wissenschaftlich begleitet. Der multidisziplinäre<br />
Forschungsansatz spiegelt sich in<br />
den vielfältigen Themen wissenschaftlicher Arbeiten<br />
wieder. Aktuell werden in Kooperation mit<br />
deutschen Universitäten und Hochschulen 32<br />
Promotionsarbeiten in den Fachbereichen Geologie,<br />
Geophysik, Physik, Seismologie, Maschinenbau,<br />
Energie- und Verfahrenstechnik sowie<br />
Biologie betreut.<br />
Moderne Labore und hochspezialisierte<br />
Versuchsapparaturen<br />
Eine wichtige Schnittstelle für die verschiedenen<br />
Fachgebiete ist das in-situ-<strong>Geothermie</strong>labor des<br />
GFZ im brandenburgischen Groß Schönebeck.<br />
Promotionsthemen beschäftigen sich in diesem<br />
Zusammenhang u.a. mit der strukturgeologischen<br />
und geophysikalischen Reservoirerkundung,<br />
der Reservoirmodellierung, der physikochemischen<br />
Charakterisierung geothermischer<br />
Fluide, der Modellierung des Fluidaufstieges entlang<br />
einer Bohrung unter Berücksichtigung von<br />
Lösungs-, Fällungs- und Entlösungsprozessen<br />
sowie dem Wärmeübergang zwischen geothermischem<br />
Fluid und obertägiger Anlage als auch<br />
mit der Kraftwerkstechnik. Modern ausgestattete<br />
Labore mit hochspezialisierten Versuchsapparaturen<br />
am GFZ ergänzen die In-situ-Experimente.<br />
So können z.B. unter Hochdruck- und<br />
Hochtemperaturbedingungen Experimente zu<br />
den Fluid-Gesteinswechselwirkungen durchgeführt<br />
werden. Auch biologische Prozesse in der<br />
tiefen Biosphäre stehen im Fokus.<br />
Einbindung in internationale<br />
Projektkooperationen<br />
Die Ausbildung findet in einem internationalen<br />
Umfeld statt. Derzeit promovieren Nachwuchswissenschaftler<br />
aus Äthiopien, Indonesien,<br />
Italien, Iran, Kroatien, Malaysia, den USA und<br />
Luxemburg am ICGR. Vielfach werden Themen<br />
im Rahmen internationaler Kooperationen und<br />
in Zusammenarbeit mit internationalen Erfahrungsträgern<br />
bearbeitet – so zum Beispiel Projekte<br />
in Indonesien, Island, Israel, Kanada und<br />
den USA. <br />
Nähere Informationen zum ICGR und zu den<br />
ICGR-Projekten finden Sie unter:<br />
www.gfz-potsdam.de/icgr
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
35<br />
Termine &<br />
Veranstaltungen<br />
Kalender<br />
24. – 26. Juni 2013<br />
// Mainz<br />
Third European Geothermal Review<br />
BESTEC GmbH<br />
+49.(0)6341.97 34 10<br />
www.bestec-for-nature.com<br />
26. – 27. Juni 2013<br />
// Reno (USA)<br />
National Geothermal Summit<br />
Geothermal Energy Association (GEA)<br />
+1.202.454-52 61<br />
www.geo-energy.org<br />
09. – 10. September 2013<br />
// Celle<br />
Celle Drilling 2013<br />
GeoEnergy Celle e.V.<br />
+49.(0)5141.20 88 18-6<br />
www.celle-drilling.com<br />
16. – 19. September 2013<br />
// Tübingen<br />
Geologiekongress<br />
Deutsche Mineralogische Gesellschaft &<br />
Geologische Vereinigung e.V.<br />
+49(0)7071.297 26 48<br />
www.dmg-gv2013.de<br />
24. – 27. September 2013<br />
// USA (Westküste)<br />
AHK-Geschäftsreise<br />
zum Thema <strong>Geothermie</strong><br />
Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi), energiewaechter GmbH<br />
+49.(0)234.32 10 -221<br />
www.exportinitiative.bmwi.de<br />
27. – 29. September 2013<br />
// Erfurt<br />
Haus Bau Energie<br />
Messe Erfurt GmbH<br />
+49.(0)361.400 17 10<br />
www.haus-bau-energie.de<br />
12. – 14. November 2013<br />
// Essen<br />
DGK 2013<br />
GtV–<strong>Bundesverband</strong> <strong>Geothermie</strong> e.V.<br />
+49.(0)30.847 12 12 80<br />
www.der-geothermiekongress.de<br />
12. – 14. November 2013<br />
// Essen<br />
Geo-T Expo<br />
Messe Essen<br />
+49.(0)201.72 44-0<br />
www.geotexpo.com
36<br />
Service<br />
Interview<br />
Die Fünfer-Staffel<br />
des GtV-<strong>Bundesverband</strong>es <strong>Geothermie</strong><br />
Wer ist im GtV-<strong>Bundesverband</strong> <strong>Geothermie</strong> eigentlich so dabei? Und was<br />
treibt diese Leute um? Damit sich die Branche besser kennenlernt, gibt es<br />
die »Fünfer-Staffel«. Das sind fünf Fragen an eine Person zu ihrer Arbeit<br />
für die <strong>Geothermie</strong>. An wen die befragte Person den Staffelstab weitergibt,<br />
bestimmt sie selbst. Dieses Mal antwortet:<br />
Dr. rer. nat. Jens M. Kuckelkorn<br />
ZAE Bayern<br />
GtV-BV: Worüber zerbrechen Sie sich in Ihrer<br />
Arbeit gerade den Kopf?<br />
Dr. Jens M. Kuckelkorn: Die Anzahl der <strong>Geothermie</strong>projekte<br />
im Süddeutschen Molassebecken,<br />
insbesondere in der Region um München,<br />
nimmt kontinuierlich zu. Ebenso die Anzahl von<br />
Anlagen, bei denen mit dem fortschreitenden<br />
Ausbau des Fernwärmenetzes die Umsetzung<br />
von Mittellastanlagen ansteht. Innovative technische<br />
Lösungen sind dabei sehr individuell auf<br />
das Projekt abzustimmen. Konzeptionell zeigt<br />
sich, dass Absorptionswärmepumpen zur Rücklaufauskühlung<br />
und eine Stromerzeugung zur<br />
Deckung des Strom-Eigenbedarfs in der Regel<br />
gute ökonomische Resultate liefern.<br />
Wie bringt Ihre Arbeit die <strong>Geothermie</strong> voran?<br />
In erster Linie versuchen wir Know-how und<br />
Innovation in die noch jungen <strong>Geothermie</strong>projekte<br />
einzubringen. Dabei geht es oft um<br />
Energie- und Kosteneffizienz, Funktionalität,<br />
Machbarkeit, aber manchmal auch darum,<br />
überhaupt eine gut funktionierende Lösung für<br />
bestimmte Fragestellungen im Rahmen eines<br />
Gesamtkonzeptes herauszuarbeiten. Viel Projekterfahrung<br />
können wir aus den Bereichen<br />
Solarthermie, Biomasse, KWK, Wärmepumpen<br />
und Speichertechnologien in die Tiefengeothermie<br />
transferieren. In der Oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> haben wir u. a. die vertikale hydraulische<br />
Dichtheit von Erdwärmesonden-Bohrungen<br />
und den Einfluss von Frost-Tau-Zyklen<br />
untersucht. Derzeit arbeiten wir an der Verbesserung<br />
der Systemdichtheit.<br />
Dr. Jens M. Kuckelkorn<br />
Gruppenleiter »Biomasse und <strong>Geothermie</strong>« am Bayerischen<br />
Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V. in Garching,<br />
begleitet wissenschaftlich seit Jahren eine Reihe von <strong>Geothermie</strong>projekten<br />
im Süddeutschen Molassebecken.<br />
Kontakt: kuckelkorn@muc.zae-bayern.de, www.zae-bayern.de<br />
Was hat sich in Ihrem Arbeitsgebiet in den letzten<br />
fünf Jahren am meisten verändert?<br />
Auf jeden Fall hat die Anzahl der Projekte deutlich<br />
zugenommen. Weiterhin gehen mit dem Fortschreiten<br />
der <strong>Geothermie</strong>projekte auch die Aufgabenstellungen<br />
immer mehr in komplexe Details,<br />
die teilweise nur durch numerische Simulationen<br />
abgearbeitet werden können. In der oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> hat die Professionalität bei<br />
Planung und Bau erheblich zugenommen.<br />
Welchen Themen wollen Sie in den nächsten<br />
fünf Jahren nachgehen?<br />
In den geothermischen Energiezentralen dürften<br />
uns die Themen Umsetzung von Mittellastanlagen<br />
und Betriebsoptimierung am meisten beschäftigen.<br />
Die Fernwärme-Rücklauftemperatur<br />
der versorgten Gebäude, eine aus ökonomischer<br />
Sicht besonders wertvolle Stellschraube, wird<br />
ebenfalls besonders im Fokus stehen, da hier<br />
noch viel Optimierungspotenzial bei den Kundenanlagen<br />
vorhanden ist. In der Oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> wird ein Schwerpunkt nach wie vor<br />
in der Qualitätssicherung liegen.<br />
An wen geben Sie den Staffelstab weiter?<br />
An Herrn Thomas Fröhlich, Geschäftsführer der<br />
AFK <strong>Geothermie</strong> GmbH, dem ersten interkommunalen<br />
<strong>Geothermie</strong>projekt.
Geothermische Energie Heft <strong>76</strong> // 2013 / 2<br />
Aus dem Verband<br />
Wir begrüßen als neue Mitglieder:<br />
Präsidium:<br />
Gerd Wolter<br />
Nienhagen<br />
Kai Zosseder<br />
München<br />
Matthias Schuck<br />
Hamburg<br />
Peter Paul Smolka<br />
Münster<br />
MD Drilling GmbH<br />
Grünwald<br />
Sirius - ES Handels GmbH<br />
Steinerkirchen an der Traun<br />
(Österreich)<br />
Stadt Beeskow<br />
Beeskow<br />
Top-Thermal GmbH<br />
Ried im Innenkreis (Österreich)<br />
Geologische Bundesanstalt<br />
Österreich<br />
Wien (Österreich)<br />
Präsident:<br />
Waldemar Müller-Ruhe // waldemar.mueller-ruhe@geothermie.de<br />
Sektion Geothermische Vereinigung:<br />
Prof. Dr. Horst Rüter // horst.rueter@geothermie.de<br />
Sektion ONG:<br />
Stefan Schiessl // stefan.schiessl@geothermie.de<br />
Sektion TG:<br />
Dr. Susanne Schmitt // susanne.schmitt@geothermie.de<br />
Schatzmeister:<br />
Michael Würtele // michael.wuertele@geothermie.de<br />
Schriftführer:<br />
Leonhard Thien // leonhard.thien@geothermie.de<br />
Der<br />
<strong>Geothermie</strong><br />
Kongress<br />
Kongress<br />
2012<br />
2013<br />
Essen<br />
12.−14. 11.<br />
Impressum<br />
Geothermische Energie<br />
Mitteilungsblatt des GtV–<strong>Bundesverband</strong><br />
<strong>Geothermie</strong> e.V. (GtV–BV)<br />
22. Jahrgang | Heft Nr. <strong>76</strong><br />
Herausgeber © 2013<br />
GtV-<strong>Bundesverband</strong> <strong>Geothermie</strong> e.V.<br />
Albrechtstraße 22 | 10117 Berlin<br />
Tel.: (030) 200 95 495 – 0 | Fax: – 9<br />
E-Mail: info@geothermie.de<br />
www.geothermie.de<br />
V. i. S. d. P.: Dr. André Deinhardt, Geschäftsführer<br />
Redaktion: Gregor Dilger & Cigdem Tolali<br />
presse@geothermie.de<br />
Anzeigen: Cigdem Tolali | GtV Service GmbH<br />
service@geothermie.de<br />
Verlag: GtV Service GmbH,<br />
Albrechtstraße 22 | 10117 Berlin<br />
E-Mail: info@gtvservice.de<br />
Auflage dieser Ausgabe: 1.500 Exemplare<br />
Gestaltung, Satz: Susann Piesnack,<br />
piesnack@hotmail.com & Vera Eizenhöfer<br />
veraeizenhoefer@gmx.de<br />
Druck:<br />
dieUmweltDruckerei GmbH<br />
klimaneutral<br />
Lohweg 1<br />
natureOffice.com | DE-275-875173<br />
30559 Hannover<br />
gedruckt<br />
www.dieumweltdruckerei.de<br />
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier,<br />
ausgezeichnet mit der Euroblume<br />
Fotonachweis: Titelbild: Gelsenwasser AG,<br />
S 1 S. Piesnack, S 3 Dagmar Zechel/pixelio.de;<br />
Stadtwerke Osnabrück AG; Stadt St.Gallen,<br />
S. 9 GtV-BV <strong>Geothermie</strong>, S. 14 JS Deutschland,<br />
S. 20 VR-Bank Nürnberg, S. 23 Benedict Holbein,<br />
S. 31 GeoDienste GmbH, S. 33 Reinhard<br />
Kirsch, S. 34 T. Becker (GFZ), S. 35 DavidQ/photocase.de,<br />
U3 cocaline/photocase.de<br />
Erscheinungstermin dieser Ausgabe:<br />
Juni 2013<br />
Bezugsbedingungen: Der Bezug der<br />
»Geothermischen Energie« ist kostenlos für<br />
• Mitglieder des GtV-<strong>Bundesverband</strong>es <strong>Geothermie</strong><br />
• Fachbehörden, Bibliotheken, Fachhochschulund<br />
Hochschulinstitute (Nachweis erbeten)<br />
Abo-Preis für vier Ausgaben: EUR 100<br />
Das Abonnement kann jederzeit schriftlich<br />
gekündigt werden und läuft nach erfolgter<br />
Kündigung mit Auslieferung des 4. Heftes aus.<br />
Ansonsten verlängert sich das Abo automatisch<br />
um weitere vier Ausgaben.<br />
ISSN 0948-6615
Der Stahlrohr-Spezialist für<br />
Tiefen-<strong>Geothermie</strong>, Wasser, Öl und Gas<br />
1 Seite ganz<br />
Kunde:<br />
192 x 70 mm<br />
Steig- und Futterrohre, Leitungsrohre und Bohrgestänge.<br />
Schnelle Lieferung aus weltweiten eigenen Lagerstätten.<br />
Abwicklung aller Zollformatitäten<br />
Für weitere Informationen<br />
Iteco Oilfield Supply Group<br />
Tel: +49 2102 99 697 - 0<br />
Fax: +49 2102 99 697 10<br />
Email: Germany@iteco-supply.com<br />
Website: www.iteco-supply.com<br />
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