Bienvenue - heller & partner
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Do you know<br />
Mona Lisa’s number?<br />
Gut, wenn man Berühmtheiten auf die Schliche kommt. Mit „Malen nach Zahlen“<br />
von SCHIPPER Arts & Crafts zaubert jeder kinderleicht ein kleines Meisterwerk auf<br />
die Leinwand. Jetzt neu: die „Mona Lisa“ nach Leonardo da Vinci.<br />
www.malennachzahlen-schipper.de<br />
yo-yo<br />
Das Magazin der Simba · Dickie · Group<br />
Ausgabe Nr. 2/Juni 2010<br />
Mit Schirm, Charme<br />
und Spielzeug<br />
Das Spezialisten-Trio in Leeds<br />
erobert den englischen Markt<br />
<strong>Bienvenue</strong><br />
Majorette!<br />
Simba Dickie Group übernimmt<br />
französische Modellautofirma
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist Opfer von Gewalt. Kinder werden<br />
vernachlässigt, geschlagen, missbraucht. Damit muss Schluss sein. Zeigen Sie<br />
wie Jörg Pilawa Flagge und engagieren Sie sich mit uns für eine gewaltfreie<br />
Zukunft in einer kinderfreundlichen Gesellschaft. Weitere Informationen erhalten<br />
Sie unter www.buendnis-fuer-kinder.de<br />
Spendenkonto: Bündnis für Kinder. Gegen Gewalt. Bayerische Landesbank Konto-Nr. 88 000 • BLZ 700 500 00<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
EDITORIAL<br />
es ist wieder viel passiert im ersten<br />
Halbjahr dieses Jahres. Unsere Wachstums-<br />
strategie trägt weiter Früchte. Wir haben<br />
den renommierten Münchener Spieleverlag<br />
Zoch übernommen, um unseren klassischen<br />
Brettspielbereich auszubauen. Vor allem<br />
aber gehört uns seit Februar die französische<br />
Marke Majorette, die faszinierende<br />
Spielwelten wie diese hier kreiert. Wir<br />
haben den früher sehr erfolgreichen<br />
Spielwarenhersteller vor der Schließung<br />
bewahrt und freuen uns über die gewonnene<br />
Kompetenz der Experten für Spielzeugautos.<br />
Nun besitzen wir auch eine Produktionsstätte<br />
in Thailand. Mehr dazu können Sie auf<br />
Seite 16 lesen.<br />
In dieser YO-YO-Ausgabe möchte ich Ihnen<br />
unsere neue Tochtergesellschaft Simba<br />
Smoby Toys UK Ltd in Großbritannien<br />
vorstellen. Mit unserem Team<br />
in Leeds wollen wir diesen<br />
wichtigen europäischen<br />
Markt erobern. Mehr dazu<br />
erfahren Sie ab Seite 10.<br />
Sehr am Herzen liegt mir<br />
unsere neue Produktlinie<br />
„Eichhorn – The Collection“, die<br />
in Kürze auf dem Markt erscheint.<br />
Sie wurde exklusiv für den Fachhandel<br />
entwickelt, den wir weiter unterstützen<br />
wollen. Mit diesem Qualitätsspielzeug<br />
schließt sich für mich ein Kreis. Denn die<br />
Firmengeschichte der Simba Dickie Group<br />
hat einst mit Holzprodukten begonnen.<br />
Blättern Sie gleich einmal auf Seite 32.<br />
Eine sehr persönliche Geschichte erwartet<br />
Sie auf Seite 24. Sie lernen meinen Nachwuchs<br />
kennen. Ich bin stolz und froh, dass<br />
sich schon jetzt zwei meiner Familienmitglieder<br />
in meinem Unternehmen engagieren.<br />
Eine anregende Lektüre, Ihr<br />
Michael Sieber<br />
CEO Simba Dickie Group<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
3
s s<br />
INhALT<br />
NEWS<br />
Schöne bunte Spielzeugwelt 8<br />
UP-TO-DATE<br />
Mit Schirm, Charme und Spielzeug 10<br />
Ein Spezialisten-Trio in Leeds<br />
mit ambitionierter Mission<br />
Diese Holzklasse ist der reinste Luxus 32<br />
Exklusiv für den Fachhandel –<br />
„Eichhorn – The Collection“<br />
REPORT<br />
Zahlen, bitte! 18<br />
Die Geschichte eines Malsystems<br />
ist die Jürgen Schippers – ein Porträt<br />
Immer höher, schneller, weiter … 26<br />
Der neue Smoby-Messestand als<br />
Symbol für die Firmenstrategie<br />
INSIDE<br />
<strong>Bienvenue</strong> Majorette! 16<br />
Die Fürther begrüßen ihr neues<br />
französisches Firmenmitglied<br />
Die Zukunft ist schon da! 24<br />
Tochter und Neffe des CEO<br />
Michael Sieber im Gespräch<br />
Vom alten Hasen und jungen Fuchs 28<br />
Personalwechsel in Hongkong – Andreas<br />
Melchhart und Tom Gerigk im Interview<br />
NICE-TO-KNOW<br />
Kann denn Liebe Sünde sein? 23<br />
Müssen sich Erwachsene um die<br />
Spielzeug-Vorlieben der Kinder sorgen?<br />
Jenseits von Südafrika 31<br />
Stilregeln im Land der Fußball-WM<br />
4<br />
Ihr Kontakt zu uns<br />
haben Sie Fragen oder Anregungen?<br />
Sie erreichen uns unter:<br />
Telefon +49 (0) 89.4 57 10.165<br />
Fax +49 (0) 89.4 57 10.205<br />
E-Mail yoyo@<strong>heller</strong>-<strong>partner</strong>.de<br />
www.simba-dickie-group.de<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
s<br />
Titelthemen sind im Inhaltsverzeichnis mit rotem Pfeil gekennzeichnet.<br />
Zur Simba Dickie Group gehören diese Marken:<br />
Impressum YO-YO<br />
16<br />
24<br />
Herausgeber: SIMBA-DICKIE-GROUP Gmbh, Werkstraße 1, 90765 Fürth/Bayern, Tel.: +49 (0) 911.97 65.01<br />
Fax.: +49 (0) 911.97 65.120 Internet: www.simba-dickie-group.de<br />
Verlag: <strong>heller</strong> & <strong>partner</strong> communication Gmbh, Possartstraße 14, 81679 München Internet: www.<strong>heller</strong>-<strong>partner</strong>.de<br />
18<br />
10<br />
Simba (Spielzeug aller Art wie Puppen, Freizeitartikel, Sammelthemen), Nicotoy (Plüschtiere), Eichhorn (holzspielzeug), BIG<br />
(Bobby-Car & Co.), Dickie (Boys Toys), Majorette (Automodelle), Schuco (Modellautos), Tamiya (Modellbau), Carson (Modellsport),<br />
Noris (Lern- und Autoren-Brettspiele), Schipper Arts & Crafts (Malen nach Zahlen), Smoby (Outdoorspielzeug, Werkbänke, Miniküchen<br />
und vieles mehr), Zoch (Autorenspiele).<br />
Man ist nie zu alt<br />
zum Kuscheln<br />
hand aufs herz, haben Sie ein Kuscheltier? Viele<br />
Menschen können sich einfach nicht von ihrem kleinen<br />
Freund aus der Kindheit trennen. Oder freuen sich wie<br />
die Kinder, wenn sie zu einem bestimmten Anlass noch<br />
einmal einen Schmusehund, ein Bärchen oder einen<br />
Plüschhasen bekommen. Der sitzt dann am Bettrand oder<br />
im Regal und man schämt sich ein bisschen, wenn ihn<br />
jemand entdeckt. Aber Trennung käme niemals infrage.<br />
So verwundert es nicht, dass gerade die unwiderstehlich<br />
kuscheligen Plüschtiere der belgischen Marke Nicotoy,<br />
die seit 2006 zur Simba Dickie Group gehört, oft auch<br />
für Erwachsene gekauft werden. Die neuen Kreationen –<br />
wie die knuddelige Linie „Zoo“ auf unserem Foto – überzeugen<br />
durch liebevolle Designs, neue Produktideen und<br />
die spürbar hohe Plüschqualität – ohne Altersgrenze.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
5
Verkehrte Welt: vom Original zum Modellauto und zurück<br />
Die japanische Marke Tamiya baut seit über drei Jahrzehnten<br />
die schnellsten und beliebtesten Autos als Modelle nach. So wurde<br />
vor 30 Jahren dem Volkswagen Käfer der legendäre Tamiya<br />
Sand Scorcher im Maßstab 1:10 gewidmet. Jetzt gibt es die<br />
Wiederauflage als Bausatz. Die technische Basis entspricht dem<br />
Urmodell, jedoch flossen Innovationen wie neue Querlenker, Rad-<br />
träger und elektronischer Fahrregler ein. Viele Bauteile wurden<br />
verstärkt, um zeitgemäße Stabilität des 40 Zentimeter langen<br />
Modells zu garantieren. Zur Serienausstattung gehören die starke<br />
Fiberglas-Chassisplatte, der Kugellagersatz, ein robuster Elektro-<br />
motor und Öldruckstoßdämpfer.<br />
Hingegen unverkäuflich ist das Modell des großen Tamiya-<br />
Fans Walter Jelinek, das ein Highlight auf der diesjährigen<br />
Spielwarenmesse in Nürnberg war. Der Tüftler baute in seiner<br />
Werkstatt „Bug Box“ im bayerischen Weiden das kleine Modell<br />
zum Original im Maßstab 1:1 nach. Als Kind hatte er nämlich<br />
den ferngesteuerten Sand Scorcher Baujahr 1980. Schon damals<br />
träumte er davon, einmal solch einen VW Buggy zu fahren. Im<br />
Unterschied zur Tamiya-Version hat sein Wüstenfahrzeug einen<br />
Benzin-Motor im Heck und natürlich keine Fernbedienung.<br />
Knapp vier Monate lang bastelte Walter Jelinek an der VW-<br />
Käfer-Karosserie anno 1968 mit Schiebedach. Chassis, Vorder-<br />
und Hinterachse lieferte ein Kübel-Nachfolger VW 181. Der<br />
Autoschrauber, deutschlandweit für die Restaurierung von<br />
Volkswagen-Oldtimern bekannt, achtete auf jedes Detail, um<br />
dem Tamiya-Mini zu gleichen. Verkehrte Modellbau-Welt.<br />
Der Traumwagen für hellwache Kids<br />
Aus der Psychologie wissen wir, dass es<br />
wichtig ist, Träume zu haben und sich Ziele<br />
zu setzen. Zum Beispiel das Lebensziel,<br />
sich seine Träume zu erfüllen. Deshalb<br />
schadet es keineswegs, kleinen Jungs ihr<br />
Traumauto zu schenken. Eines wie den<br />
Mercedes SLS in der Miniaturversion von<br />
Dickie Toys. Das brandheiße Modell Dickie<br />
RC SLS AMG misst satte 38 Zentimeter und<br />
ist umweltfreundlich, nämlich mit Elektromotor<br />
ausgestattet. Man kann nicht früh genug<br />
anfangen, ein ökologisches Bewusstsein zu<br />
entwickeln. Dem Vorurteil zum Trotz, ein<br />
elektrischer Antrieb könne mit keinem Verbrennungsmotor<br />
mithalten, bringt es dieser<br />
Sportwagen auf die stattliche höchstgeschwindigkeit<br />
von mehr als 25 Stunden-<br />
kilometern. Ehe er eine neue Stromladung<br />
benötigt, fährt er locker mit maximaler<br />
Steuerreichweite von über 30 Metern 20<br />
Minuten lang nonstop.<br />
Wie das luxuriöse Original, das der TV-<br />
Werbung zufolge auch dem siebenfachen<br />
Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher<br />
gefällt, ist der schnittige RC-Renner aus<br />
Fürth mit spektakulären Flügeltüren ausgestattet.<br />
In puncto Leichtbau allerdings<br />
schlägt der Flitzer sein Vorbild: Die über<br />
den dritten Kanal der Funkfernsteuerung<br />
zu öffnenden Türen wiegen nur wenige<br />
Gramm im Vergleich zu den 18 Kilo<br />
schweren Türen des Originals. Geöffnet<br />
geben sie einen Blick auf den exakten<br />
Nachbau des noblen Interieurs frei. Must-<br />
have für coole Kids.<br />
6 YO-YO JUNI 2010 JUNI 2010 YO-YO<br />
7
WäChST UND WäChST UND WäChST<br />
Aus der Vogelperspektive lässt sich die<br />
immense Größe des Logistikzentrums im<br />
thüringischen Sonneberg ermessen. Das<br />
91.000 Quadratmeter große Lagerhallengelände<br />
mit dreizehn Hallen ist die Drehscheibe<br />
des Vertriebs der Simba Dickie<br />
Group. Hier kommen die Container mit<br />
den in Hongkong produzierten Spielwaren<br />
an, werden zwischengelagert, um sich<br />
dann auf den Weg in aller Herren Läden<br />
zu machen. Da das Fürther Unternehmen<br />
weiter wächst, muss auch das Lager<br />
wachsen. Im Mai erfolgte der erste Spaten-<br />
stich: Im Norden des Areals entsteht ein<br />
neues Lagerhaus mit neuer Gesamtfläche<br />
von 6.750 Quadratmetern. Das ist eine<br />
gute Nachricht. Die noch bessere Nachricht:<br />
Es entstehen voraussichtlich 15<br />
Der große Preis<br />
Helle Freude: Simba Toys Polska wurde<br />
mit dem begehrten Preis „Superprodukt<br />
2009” in der Kategorie Spielzeug geehrt.<br />
Der Cotoons Baby-Badesitz von Smoby<br />
überzeugte die Experten mit Schönheit,<br />
hohem Spielwert und Einfallsreichtum.<br />
Superprodukt ist die hohe Auszeichnung<br />
des Elternmagazins „Mam Dziecko“ des<br />
dort ansässigen deutschen Verlages Bauer<br />
Publishing House. Jährlich wählt eine<br />
Fachjury die besten Produkte in 16 Kategorien<br />
von Haushalts- und Pflegeartikeln,<br />
Essen und Trinken bis zu Technik und<br />
Medizin für Babys und Kleinkinder. Die<br />
Gewinner dürfen das prestigeträchtige<br />
Logo auf ihren Produkten anbringen.<br />
Marketing Manager Agnieszka Dzik und<br />
Managing Director Anna Guczalska von<br />
Simba Toys Polska freuten sich riesig.<br />
8<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
Das Logistikzentrum Sonneberg:<br />
Jetzt kommen 6.750 Quadratmeter hinzu.<br />
neue Arbeitsplätze. „Für uns ist das<br />
jetzt die Phase, in der wir die Weichen<br />
stellen für unser Wachstum 2011/2012“,<br />
sagt Manfred Duschl, CFO der Simba<br />
Dickie Group.<br />
SChöNE BUNTE SPIELZEUGWELT<br />
Neugierig geworden? Einen<br />
spannenden Film über das Logistik-<br />
zentrum Sonneberg sehen Sie<br />
unter www.simba-dickie-group.de<br />
17.000.000<br />
Starke Zahl: Im Januar 2010 lief<br />
das 17-millionste BIG Bobby-Car<br />
in der BIG-Spielwarenfabrik vom<br />
Band, die seit 2004 der Simba<br />
Dickie Group gehört.<br />
Dauer(b)renner: Das BIG<br />
Bobby-Car rollt und rollt.<br />
Nun auch in einer „Hello<br />
Kitty“-Variante.<br />
Ausgezeichnet: In einer feierlichen Preisverleihung übernimmt<br />
Managing Director Anna Guczalska (r.) von Simba Toys Polska den wertvollen Award.<br />
YOTEC –<br />
EIN KLASSIKER ALS<br />
hIGhTECh-VERSION<br />
Es wurde aber auch Zeit, dass die<br />
Firma, deren Magazin YO-YO<br />
heißt, ein neues Yo-Yo<br />
auf den Markt bringt.<br />
Hier kommt Yotec,<br />
die Hightech-Variante<br />
des Klassikers. Seit<br />
Generationen zählen<br />
Yo-Yos zu<br />
den beliebtesten<br />
Spielen. Das erste<br />
Patent wurde vor<br />
fast 150 Jahren in<br />
den USA beantragt.<br />
Damals war es ein<br />
Holzrad am Faden. Die<br />
Marke Yotec von Simba<br />
Toys bietet ausgetüftelte Konstruktionen<br />
mit Kugellagern für irrwitzige<br />
Tricks. Highlight der Linie ist Yotec Triple<br />
Switch, bei dem zwischen Standard,<br />
Freilauf mit Auto-Return und Freilauf mit<br />
Manual-Return gewählt werden kann.<br />
„Flashlight“ bringt im Dunkeln tolle<br />
Effekte. Die Yo-Yos werden mit DVD<br />
zum Trainieren geliefert.<br />
Stärken stärken: CEO Michael<br />
Sieber (r.) mit Albrecht Werstein<br />
und Oswald Hertlein (l.).<br />
Faszination Yo-Yo:<br />
Die neue Generation<br />
ermöglicht coole Tricks.<br />
Neuzugang bei Noris-Spiele<br />
Die Simba Dickie Group baut den klassischen Spielebereich weiter aus.<br />
Seit Anfang des Jahres gehört der für hochwertige Brettspiele bekannte<br />
und x-fach ausgezeichnete Spieleverlag Zoch GmbH zur Fürther Firma<br />
Noris-Spiele. Albrecht Werstein, Geschäftsführer des Zoch Verlags,<br />
bleibt an Bord. Gemeinsam mit Oswald Hertlein, dem Geschäftsführer<br />
von Noris-Spiele, will er innovative Konzepte für Freizeit und Bewegung<br />
entwickeln. Die Zoch-Betriebsstätte in München wird Ideenschmiede,<br />
Kreativwerkstatt und Standort des Marketings bleiben, während<br />
Warenbeschaffung, Logistik und Vertrieb des Zoch-Sortiments nun in<br />
den Händen Hertleins liegen. „Wir bringen unsere Vertriebspower mit<br />
der Kreativität von Zoch zusammen“, freut sich CEO Michael Sieber.<br />
Aus dem Gästebuch<br />
NEWS<br />
FRAUENPOWER: Christine haderthauer, Bayerische<br />
Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />
und Frauen, will den öffentlichen Blick auf weibliche<br />
Lebensentwürfe und Leistungen lenken. Daher startete<br />
sie die Gesprächsreihe „SIE“, was für „stark, inspirierend<br />
und erfolgreich“ steht. Christine haderthauer,<br />
zudem Frauenbeauftragte der Bayerischen Staats-<br />
regierung, liegt der persönliche Austausch mit Frauen<br />
aus den Bereichen Familie, Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Kultur und Gesellschaft am herzen. So traf sie sich<br />
jüngst mit Gisela Sieber, der Frau des Firmen-<br />
inhabers der Simba Dickie Group, und 50 Gästen<br />
aus der Region zum Gedankenaustausch in Fürth.<br />
DIE ENGE BINDUNG besteht seit fast 30 Jahren.<br />
Seit 2006 ist Monika Ribar CEO der Schweizer<br />
Transport- und Logistikgruppe Panalpina mit rund<br />
500 Geschäftsstellen in 80 Ländern und 14.000<br />
Mitarbeitern. Sie nutzte die Eröffnung der 18. deutschen<br />
Niederlassung in Nürnberg, um ihren Stammkunden<br />
Simba Dickie Group persönlich kennenzulernen. Unser<br />
Foto zeigt Monika Ribar mit (v.l.) Ralf-Dirk Gensch,<br />
Anibal da Silva (Niederlassungsleiter Panalpina<br />
Nürnberg), Volker Böhringer (Geschäftsführer Central<br />
Europe), Michael Sieber, Sotirios Galanakis (Vice<br />
President Panalpina Nürnberg) und Manfred Duschl.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
9
Sightseeing: Richard (l.) und<br />
Tony Belford zeigen ihrem deutschen<br />
Kollegen Joe Weber (M.) ihre Stadt –<br />
wie das Rathaus von Leeds (Leeds Town<br />
Hall), erbaut zwischen 1853 und 1858<br />
während der industriellen Blütezeit.<br />
10<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
MIT SChIRM, ChARME<br />
UND SPIELZEUG<br />
Engländer trinken nicht ununterbrochen<br />
Tee, stattdessen versteht man sich auf<br />
die Cappuccino-Zubereitung, dass jeder<br />
Italiener erblassen muss. Und nein, es<br />
kommen nicht nur Wassererbsen auf den<br />
Tisch, die verbreitete Fusion-Küche des<br />
United Kingdom ist köstlich.<br />
UP-TO-DATE<br />
Der englische Spielzeugmarkt ist der größte in Europa, wichtig, aber schwierig, jedenfalls<br />
einzigartig. Die Simba Dickie Group hat seit Ende 2009 ein Spezialisten-Trio in Leeds im<br />
Einsatz. Die ambitionierte Mission: Eroberung des Vereinigten Königreichs.<br />
M<br />
anchmal sind Vorurteile<br />
gut. Nämlich dann, wenn<br />
sie entkräftet werden. Die<br />
Fotos auf diesen Seiten<br />
sind ein Beispiel dafür. Nein, in England<br />
regnet es nicht ständig, der Himmel ist<br />
schon im März strahlend blau. Nein, die<br />
Ansonsten freut sich der Klischeefan,<br />
dass es auch in Leeds, der mehr als 700.000-<br />
Einwohner-Stadt in Nordengland, am<br />
Fluss Aire im Metropolitan County West<br />
Yorkshire, „very British“ zugeht: Pubs<br />
mit ihrem Starkbier Ale, ein geliebtes Fußballstadion,<br />
Doppeldeckerbusse und<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
11
die Warteschlangen an deren Haltestellen,<br />
letzte rote Telefonzellen, die leckersten<br />
Kekse der Welt, extravagante Designermode,<br />
alles da.<br />
Leeds ist heute nach London das größte<br />
Finanzzentrum des Landes, die Universität<br />
anno 1904 mit rund 30.000 Studenten,<br />
weltberühmt für Studiengänge zur Textil-<br />
industrie. Die jungen Leute prägen das<br />
Stadtbild, das von einer faszinierenden<br />
Mischung aus uralter und ultraneuer<br />
Architektur geprägt ist. Atmosphärisch<br />
erinnert die 1207 gegründete Stadt an<br />
das historische Amsterdam oder die<br />
restaurierte Speicherstadt Hamburg.<br />
Tradition und Moderne verschmelzen<br />
auf einer Fläche von rund 552 Quadratkilometern.<br />
Die englische Tochter<br />
Aber nicht das besondere Flair dieser<br />
Stadt bewog die Simba Dickie Group,<br />
in Bradford – die beiden Städte bilden<br />
eine Doppelstadt und teilen sich den<br />
Flughafen „Leeds Bradford International<br />
Airport“ – im Herbst 2009 ihre Firma<br />
12<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
Simba Smoby Toys UK Ltd zu gründen.<br />
Leeds, das eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten<br />
britischer Städte hat, ist<br />
Nordirland<br />
Irland<br />
Schottland<br />
Liverpool<br />
Wales<br />
England<br />
Nordsee<br />
Leeds<br />
Manchester<br />
Birmingham<br />
London<br />
Frankreich<br />
Geburtsort und Lebensmittelpunkt des<br />
langjährigen Agenten und Partners Tony<br />
Belford, mit dem ein Joint Venture<br />
geschlossen wurde. Gemeinsam mit<br />
seinem Sohn Richard Belford und dem<br />
anglophilen Nürnberger Joe Weber soll<br />
durch diese neue Vertriebsgesellschaft<br />
der englische Markt erobert werden. Joe<br />
Weber arbeitete zuvor bei der Smoby<br />
Tochtergesellschaft in Bristol, die dann<br />
aufgelöst wurde.<br />
Mehr als 20 Jahre lang pflügte der neue<br />
Geschäftsführer Tony Belford das König-<br />
reich für die Simba Dickie Group. Der<br />
Fußballfan und Golfspieler ist mit der<br />
Spielwarenindustrie aufgewachsen. Denn<br />
sein Schwiegervater gehörte vor 45 Jahren<br />
zu den ersten Briten, die Spielzeug aus<br />
Hongkong importierten. Das Kaufmann-<br />
Gen in den Adern, war er Trainee bei<br />
Harrods in London, arbeitete in der<br />
Bekleidungsindustrie und in Südafrika im<br />
Antiquitätenhandel, überzog jahrelang halb<br />
England mit 40 Filialen „Super Pound“<br />
für Ein-Pfund-Waren und hatte zur<br />
Jahrtausendwende 800 Mitarbeiter. Sein<br />
9.000 Quadratmeter großes Lagerhaus<br />
birgt heute vor allem die Produkte der<br />
Simba Dickie Group.<br />
2 3<br />
Imagewandel läuft<br />
„Die Zeiten für reine Vermittlungs-<br />
geschäfte sind vorbei“, erklärt Uwe Weiler,<br />
COO der Simba Dickie Group, die strategische<br />
Entscheidung zum Joint Venture.<br />
„Handels<strong>partner</strong> schätzen heute die<br />
direkte Beziehung mit den Lieferanten.“<br />
Die Übernahme von Smoby Toys im<br />
April 2008 war der Auslöser. „Smoby<br />
UK agierte seit Jahren erfolgreich von<br />
Bristol aus, das nützte aber unseren<br />
anderen Marken nichts“, so Uwe Weiler.<br />
Zudem wurde die Firmengruppe auf dem<br />
größten europäischen Markt nur als FOB-<br />
Lieferant wahrgenommen. „Durch unsere<br />
Marken wie BIG und Smoby gewinnen<br />
wir jetzt endlich die Anerkennung als<br />
Spielzeughersteller.“<br />
Tony Belford ist nicht mehr als Einzelkämpfer<br />
unterwegs, als „One-Man-Band“,<br />
wie er sagt. Er hat zwei junge Experten<br />
an seiner Seite. Sein Sohn Richard agiert<br />
als Sales Manager. Der 25-Jährige ließ<br />
sich zum Logistic Manager bei einem<br />
Schokoladenfabrikanten ausbilden, ehe er<br />
bei seinem Vater in die Lehre ging.<br />
2008 arbeitete er im Key-Account-<br />
Management von Dickie Toys Hongkong.<br />
Die Kollegen wollten ihn in Asien be-<br />
halten, „doch als das Angebot kam, zu<br />
4<br />
Hause für die Simba Dickie Group zu<br />
arbeiten, bin ich gern zurückgekehrt“, so<br />
Belford junior. Er liebt seine Heimatstadt,<br />
die Clubszene, die Countryside, die<br />
Nähe zu Liverpool und Manchester.<br />
Ein Nürnberger in Leeds<br />
Das gefällt auch Joe Weber, dem General<br />
Manager im Bunde. Der 29-jährige<br />
Mittelfranke gehört schon länger zur Simba-<br />
Familie. Während seines BWL-Studiums<br />
1<br />
5<br />
UP-TO-DATE<br />
verbrachte er ein Jahr als Praktikant und<br />
Werksstudent im Fürther Headquarter. Er<br />
war es, der erstmals den Hauptkatalog<br />
ins Englische übersetzte. Anschließend<br />
durfte er sein Auslandspraktikum in<br />
Bristol absolvieren. Währenddessen lernte<br />
er Tony Belford kennen und praktizierte<br />
bei ihm ab Ende 2005. Sein Auslands-<br />
studium schloss er dann 2007 an der<br />
Business School at Hull University mit<br />
einer Arbeit über den britischen<br />
1: Verehrte Legende: Die Statue vor der<br />
Fußballarena Elland Road Stadium des Leeds<br />
United A.F.C. stellt Billy Bremner (1942 – 1997)<br />
dar, der von 1959 – 1976 Mannschaftskapitän<br />
war. 2: Es duftet: Ohne English Traditional Tea<br />
geht in England gar nichts. 3: Gehört dazu:<br />
Ab und an gehen Joe Weber (M.), Tony (r.) und<br />
Richard Belford zum Ale ins traditionelle Pub.<br />
4: Shopping de luxe: Die wunderschönen Malls<br />
sind immer einen Besuch und einen Cappuccino<br />
wert. 5: Charmant: In Leeds findet man noch<br />
viele historische Straßenkreuzungen wie diese.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
13
14<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
1: Very British – die Doppeldeckerbusse<br />
gehören zum<br />
Stadtbild. 2 und 3: Erfolgreiches<br />
Konzept – bei „Argos<br />
Extra“ kauft der Engländer<br />
via Katalog. 4: Unendliche<br />
Weiten – Joe Weber checkt<br />
die Präsentation der Simba-<br />
Dickie-Group-Produkte in dem<br />
Riesenladen „Mothercare/<br />
ELC“. 5: Dickie Toys sind<br />
begehrt – Richard Belford<br />
bei „Tk Maxx“.<br />
1 2 3 4 5<br />
Das besondere Flair: Die ehemaligen<br />
Warenhäuser am Leeds-Liverpool-Kanal<br />
bergen heute Hotels, Restaurants und Cafés.<br />
Spielzeugmarkt ab. Seine erste Fest-<br />
anstellung wählte er zwar in Nürnberg.<br />
Doch sein damaliger Arbeitgeber schickte<br />
Joe Weber für ein Jahr nach Manchester.<br />
Dort ereilte ihn der Anruf des CFO<br />
Manfred Duschl, der den jungen Mann<br />
für die Simba Dickie Group anwarb. Im<br />
November 2008 startete er in Bristol und<br />
ein Jahr später also in Leeds. Unterstützt<br />
wird das Trio von drei Büro- und zwei<br />
Lagermitarbeitern.<br />
Große Schachtel – kleiner Preis<br />
Ihr Geschäft unterscheidet sich vom Rest<br />
der Welt. „Der Engländer kauft sein<br />
Spielzeug im Supermarkt“, sagt Tony<br />
Belford, „der Anteil der Fachhandels-<br />
geschäfte liegt bei rund 30 Prozent.“ Und:<br />
„Wir mögen es preiswert“, so Belford<br />
unumwunden. Große Schachtel, kleiner<br />
Preis gehe am besten. „Durchschnittlich<br />
werden für ein Spielzeug sieben Pfund<br />
ausgegeben“, weiß er. Das sind derzeit<br />
knapp acht Euro, eine Preislage, in<br />
der sich viele Simba-Dickie-Produkte<br />
wiederfinden. Nicotoy und Schuco sind<br />
noch Fremdworte im UK, aber das soll<br />
sich ändern. Seit der Wirtschaftskrise<br />
ist die Lage angespannter, schließlich<br />
war England stark im Bankgeschäft.<br />
Die Insolvenz des Warenhauskonzerns<br />
Woolworth schwächte den gesamten<br />
Markt. Dafür verzeichnen – ein echter<br />
Lichtblick – kleine Spielzeugshops, an<br />
deren Standort ein Woolworth ver-<br />
schwand, bis zu 20 Prozent Zuwachs.<br />
Spielt denn das britische Kind anders<br />
als das deutsche? „Oh ja, englische Kids<br />
sind lizenzgetrieben“, sagt Joe Weber.<br />
„Ähnlich den amerikanischen.“ Werden<br />
in good old Germany vielleicht 17 bis<br />
18 Prozent vom Gesamtumsatz mit<br />
Lizenzprodukten erzielt, sind es in Great<br />
Britain satte 30 Prozent. „Sehr gut laufen<br />
aber auch die englischen lokalen Lizenzen“,<br />
so Joe Weber weiter. Da wollen die<br />
Händler zwar ein Markenprodukt wie<br />
eine Smoby-Küche, fordern aber ihr eigenes<br />
Logo darauf. „Da sehen wir noch viel<br />
Potenzial“, blickt der junge General Manager<br />
zuversichtlich in die Zukunft.<br />
Denn England gilt als Trendmarkt.<br />
Nicht anfassen!<br />
Einzigartig ist das Verkaufskonzept<br />
„Argos“, ein Online- und Katalog-Bestell-<br />
Laden. Der fast 2.000 Seiten starke<br />
Katalog liegt in 18 Millionen Haushalten.<br />
Er beinhaltet alles, was es an Konsum-<br />
gütern gibt, von Püppchen und Pullovern<br />
über Flatscreen-TV bis zur Waschmaschine.<br />
Man geht in eine der landesweit mehr<br />
als 700 Filialen, blättert, wählt, notiert<br />
die Artikelnummer auf einen Zettel, gibt<br />
den an der Kasse ab, bezahlt, erhält<br />
eine Wartemarke wie auf dem Amt<br />
und wird dann in wenigen Minuten aufgerufen,<br />
um den Einkauf in Empfang<br />
zu nehmen. Große Produkte werden<br />
geliefert.<br />
„Das ist der größte Spielwarenhändler in<br />
UK“, sagt Joe Weber, der für diesen<br />
Kunden zuständig ist. In dem Katalog<br />
sind Simba-, Smoby- und Dickie-Spielzeuge<br />
dabei. Dass die Briten dieses<br />
emotionslose Einkaufen so lieben, bei<br />
dem sie ihr Wunschprodukt nicht einmal<br />
anfassen können, „ist eine landestypische<br />
Besonderheit.“<br />
Ein weiteres britisches Handelsphänomen<br />
ist die erfolgreiche Einzelhandelskette<br />
„Tk Maxx“. Der Slogan „big labels, small<br />
prices“ zieht die Kunden magisch an.<br />
Zum schnellen Kauf werden sie dadurch<br />
animiert, dass immer nur wenige Stücke<br />
UP-TO-DATE<br />
von allem im Regal stehen. Man muss<br />
sofort zugreifen, sonst ist es weg. Die<br />
inszenierte letzte Chance weckt den<br />
Killerinstinkt. „Insbesondere Simba- und<br />
Dickie-Spielzeug geht hier sehr gut“, so<br />
Sales Manager „Rich“ Belford, der<br />
diesen Kunden mit mehr als 350 Läden<br />
betreut.<br />
Beachtlich ist auch das überdimensionale<br />
Einkaufsparadies „Mothercare“, das sich<br />
mit dem „Early Learning Center“ (ELC)<br />
zusammengeschlossen hat. Da gibt es<br />
alles für Mutter und Kind auf Tausenden<br />
Quadratmetern, von der Erstausstattung<br />
bis zur Schulkind-Kleidung und alle<br />
Spielzeuge auf dem Weg dahin. Hier<br />
stehen jene Eigenmarken-Produkte wie<br />
exklusiv produzierte Smoby-Schub-<br />
karren im ELC-Design. Das Riesen-<br />
Kaufhaus steht in krassem Gegensatz zu<br />
den zauberhaften, typisch englischen<br />
Geschäften in den wunderschönen Malls<br />
der Innenstadt. Auf kleinem Raum bieten<br />
die Shops mal nur Krawatten oder<br />
Hemden, Schuhe oder das Parfum eines<br />
einzigen Designers und Tee.<br />
Ambitionierte Ziele<br />
Solch einen kleinen noblen Laden würde<br />
man sich auch für Spielwaren wünschen.<br />
Doch dabei denkt der Brite eben groß.<br />
Während ein deutsches Kleinkind unter<br />
drei Jahren jährlich Spielzeug für 156<br />
Euro bekommt, erhält es in England mit<br />
291 Euro fast das Doppelte. Das hat das<br />
Marktforschungsinstitut Eurotoys ermittelt.<br />
Da erscheint das Ziel des COO Uwe<br />
Weiler zwar ambitioniert, aber keineswegs<br />
unrealistisch: „In den nächsten drei<br />
Jahren soll die Simba Dickie Group unter<br />
die Top Ten im UK kommen.“ Derzeit<br />
rangiert sie laut NPD/Eurotoys-Zahlen<br />
plusminus Platz 20.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
15
<strong>Bienvenue</strong><br />
MAJORETTE!<br />
Das französische Handelsgericht<br />
in Paris machte es mal wieder<br />
spannend. Es ließ sich Zeit und<br />
gab erst zwei Tage vor Beginn<br />
der Spielwarenmesse in Nürnberg seine<br />
Entscheidung bekannt. So kam es, dass<br />
sich am 2. Februar die Simba Dickie<br />
16<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
Das deutsch-französische Beziehungsgeflecht der Simba Dickie Group<br />
wird dichter: Seit Februar dieses Jahres gehört auch die Spielautomobil-<br />
Firma Majorette zum Fürther Unternehmen.<br />
Group über ihr neues Familienmitglied<br />
Majorette freuen konnte. Eigentümer<br />
wird das Tochterunternehmen Smoby<br />
Toys SAS im französischen Haute-Jura.<br />
Der Kauf von Majorette mit Firmensitz<br />
in Lyon erfolgte als Assetdeal: Smoby<br />
Toys übernahm 28 Arbeitsplätze in<br />
Die große Welt der<br />
Kleinen: Spielteppiche sind<br />
eine Majorette-Spezialität.<br />
Frankreich und 650 in Thailand, wo<br />
die begehrten Modellautos produziert<br />
werden. „Während Smoby Toys für den<br />
Vertrieb der Automodelle in Frankreich<br />
verantwortlich sein wird, sehen wir<br />
den internationalen Vertrieb in unseren<br />
weltweiten Tochterunternehmen gut<br />
Mini-Monster: Automodelle<br />
jeder Art bereichern nun<br />
das Angebot für Jungen.<br />
positioniert. Bei der Entwicklung und<br />
Produktionsüberwachung von Majorette<br />
werden wir Synergien unserer Modellspezialisten<br />
von Dickie Toys nutzen“, so<br />
Michael Sieber, CEO der Firmengruppe.<br />
Insbesondere die Produktion im „Tigerstaat“<br />
genannten Urlaubsparadies hat ihn<br />
beim ersten Besuch begeistert. „Das ist<br />
eine großartige Fabrik mit hervorragenden<br />
Fachleuten“, schwärmt Michael<br />
Sieber. „Somit werden wir unsere<br />
Herstellerkompetenz weiter ausbauen.“<br />
Wechselspiel der Besitzer<br />
Der Neuzugang Majorette, was auf<br />
Deutsch Trommlerin bedeutet, wurde<br />
1961 von Emile Véron gegründet. Die<br />
Firma stieg schnell zum umsatzstärksten<br />
französischen Hersteller von Modell-<br />
autos auf. Die Fabrik im Industriegebiet<br />
„Nava Nakorn Industrial Promotion<br />
Zone“ in der Provinz Pathum Thani<br />
in Thailand wuchs von 1.000 (1987)<br />
auf 13.000 Quadratmeter. Doch 1992<br />
rutschte das Unternehmen erstmals in<br />
die Insolvenz, wurde 1993 von Idéal<br />
Loisirs übernommen, die wiederum ab<br />
1996 von der Triumph-Adler kontrolliert<br />
wurde. 2003 ging Majorette dann in<br />
die Smoby Gruppe über, die beide<br />
Unternehmen als „Smoby Majorette“<br />
weiterführte. Im März 2008 gab es einen<br />
neuerlichen, leider wenig erfolgreichen<br />
Inhaberwechsel durch den französischen<br />
Finanzinvestor MI 29.<br />
Zum Übernahmeportfolio von Majorette<br />
gehören auch die beiden Marken Bao<br />
und Solido. Während die Produktpalette<br />
von Bao bestens mit dem edukativen<br />
Spielbereich von Smoby Toys harmoniert,<br />
sollte Solido das Schuco-Sortiment gut<br />
ergänzen und Synergiekräfte freisetzen.<br />
Boys Toys sollen wachsen<br />
Michael Sieber freut sich auf das große<br />
Know-how der Franzosen in der Produktion<br />
sowie die Kapazitätssicherung<br />
durch deren eigene Fertigung in Thailand.<br />
„Außerdem versprechen wir uns durch<br />
den starken Marktanteil von Majorette,<br />
beispielsweise in Frankreich, Spanien<br />
INSIDE<br />
und Südamerika, maßgebliche Vertriebssynergien<br />
für Dickie Toys“, so der<br />
Firmenchef. Die Simba Dickie Group hat<br />
in der Vergangenheit oft genug bewiesen:<br />
Im Gegensatz zu anderen Branchen-<br />
größen, die Firmen kaufen und dann<br />
vom Markt verschwinden lassen, bündeln<br />
die Fürther nachhaltig Kräfte und führen<br />
jede einzelne Marke zum Erfolg. Auf<br />
neue, erste gemeinsame Produkte können<br />
sich die Kunden dann zur Spielwarenmesse<br />
2011 freuen.<br />
WILLKOMMENE GÄSTE – COO Uwe Weiler besucht mit seinen deutschen Mitarbeitern das neue Team von Majorette<br />
in Thailand. Stehend (v.l.n.r.): Mr. Chaiporn (Paint & Pad Manager), Mr. Kongsak (Factory Manager), Mr. Adisorn<br />
(Financial & Administration Department Manager), Serge Vota (Managing Director Smoby Toys HK), Oliver<br />
Naumann (Managing Director Dickie Toys), Uwe Weiler (COO Simba Dickie Group), Francis Couput (Managing<br />
Director Majorette Thailand), Maximilian Stork (Executive Assistant), Tom Gerigk (Managing Director Dickie Toys<br />
HK), Mr. Jumnong (Assembly Manager), Mr. Siripong (Mold Manager), Mrs. Pattaraporn (Human Resources<br />
Manager), Mr. Chokchai (IE Manager), Mr. Suthee (Procurement Manager). Vordere Reihe (v.l.n.r.): Mr. Somyos<br />
(Logistic Department Manager), Mr. Ruangsuk (Maintenance Manager), Mrs. Ticha (Accounting Manager), Mrs.<br />
Varaporn (Cost Controlling Assistant Manager), Mrs. Veeramol (QA Manager), Mr. Yuthana (Die Cast Manager).<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
17
18<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
Sixpack: Die kleinen<br />
Farbtöpfchen kommen<br />
immer als Sechserset<br />
à 3 Milliliter.<br />
ZAhLEN,<br />
BITTE!<br />
(Spiel-)Sachen gibt’s: Da wird ein Hobby für Kinder erfunden, das dann aber<br />
die Erwachsenen an sich reißen und nun wieder den Nachwuchs fasziniert.<br />
Diese Geschichte des „Malen nach Zahlen“ ist untrennbar verknüpft mit der<br />
Lebensgeschichte Jürgen Schippers. Das Porträt einer Marke und ihres Schöpfers.<br />
Es gibt Leute, die belächeln dieses<br />
„Malen nach Zahlen“. Das sei doch<br />
unkreativ, weil alles vorgegeben<br />
ist. Kein bisschen künstlerisch sei<br />
es und jeder könne auf hundert Meter<br />
Entfernung sehen, dass es sich um kein<br />
Original-Bild handele. Aber wer hat<br />
schon einen echten da Vinci oder van<br />
Gogh im Wohnzimmer? Meistens handelt<br />
es sich bei diesen überheblichen Zeitgenossen<br />
um jene, die weder einen Nagel<br />
in die Wand kriegen noch einen Knopf<br />
annähen können, geschweige denn einen<br />
Blumenstrauß arrangieren.<br />
Dabei betrachten sich Anhänger dieser<br />
Pinseltechnik selten selbst als Künstler.<br />
Sie genießen einfach diesen Moment der<br />
Ruhe in ihrem Alltag oder das gute<br />
Gefühl, etwas von Hand selbst gemacht<br />
zu haben. Ihnen ist in der Tat der Weg das<br />
Ziel. Schließlich dauert es bis zu 30<br />
Stunden, um ein 40 mal 50 Zentimeter<br />
großes Bild fertigzustellen. Bei einem<br />
aufwändigen Motiv wie einem Triptychon<br />
sind es gut und gerne 50 Stunden.<br />
Die Feldforschung<br />
Am Anfang sind es<br />
nur ein paar Farbfelder,<br />
die nach nichts<br />
aussehen. Doch jeder<br />
feine Pinselstrich entfacht<br />
die Neugierde,<br />
wie sich das Bild<br />
wohl entwickeln wird.<br />
Voraussetzung für ein<br />
befriedigendes Ergebnis<br />
ist natürlich<br />
eine qualitativ hochwertige<br />
Vorlage. Eine<br />
wie die von Schipper<br />
Arts & Crafts, der<br />
Firma, die seit 2008<br />
zur Simba Dickie<br />
Group gehört. Zur Erklärung<br />
für Leser, die<br />
„Malen nach Zahlen“ gar nicht kennen:<br />
Der Hobbykünstler kauft ein Set mit<br />
Leinwand, Pinseln und Farben. Auf dem<br />
weißen Malgrund ist das Bildmotiv in<br />
Umrissen vorgegeben, jede Farbfläche<br />
zum Ausmalen trägt eine Zahl. Diese<br />
Kann‘s nicht lassen: Jürgen Schipper<br />
bei der Entwicklung neuer Rahmen.<br />
REPORT<br />
bezeichnet den Farbton, mit dem das Feld<br />
ausgemalt werden muss. Je detailreicher<br />
ein Motiv ist, desto schwieriger ist es<br />
auch, in dem Gewirr aus Zahlen und<br />
Linien irgendetwas zu erkennen. Genau<br />
das macht den Reiz aus.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
19
Vor mehr als 40 Jahren entdeckte der<br />
gebürtige Fürther Jürgen Schipper in<br />
einem New Yorker Spielwarengeschäft<br />
das amerikanische Malsystem von<br />
Walt Disney. Es war die Kopie des<br />
weltberühmten Gemäldes „Das letzte<br />
Abendmahl“ von Leonardo da Vinci.<br />
„Das hat mich sofort fasziniert“, erinnert<br />
sich Jürgen Schipper, der das Meisterwerk<br />
nach wie vor im Angebot hat.<br />
Wo ein Wille ist ...<br />
Zurück aus den USA machte sich<br />
der Sohn eines Spielwarenproduzenten<br />
daran, seine ersten Motive „Die vier<br />
Jahreszeiten“ zu entwickeln, passende<br />
Zeichner zu finden, die Ölfarben<br />
zusammenzustellen, in Produktion zu<br />
gehen. Doch der deutsche Markt war<br />
wohl noch nicht reif. „Die Händler<br />
wollten das nicht“, erinnert sich Jürgen<br />
Schipper an seine ersten schleppenden<br />
Vermarktungsversuche. Das sei Kinderkram,<br />
ein Erwachsener mache so etwas<br />
nicht. Dass er dann den Kaufhausriesen<br />
Karstadt überzeugen konnte, bestätigte<br />
Jürgen Schipper in seinem Glauben an<br />
das Malsystem.<br />
Bald verkauften sich seine Kinder-Mini-<br />
Bilder bei einem Lebensmitteldiscounter<br />
wie geschnitten Brot. Und dann kam<br />
die Überraschung: „Erwachsene gingen<br />
in die Spielwarenläden und suchten das<br />
‚Malen nach Zahlen‘ für sich selbst. Das<br />
entstand wirklich aus dem Kundenwunsch<br />
heraus“, erzählt Jürgen Schipper.<br />
„Der beharrlichen Nachfrage konnten sich<br />
die Händler nicht entziehen.“ Weniger die<br />
Kinder, sondern ihre älteren Geschwister,<br />
Eltern und Großeltern wollten die Feldmalerei.<br />
Sie sollten sie haben.<br />
20<br />
Farbenfroh: Eine Mitarbeiterin<br />
befüllt die Farbtöpfchen.<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
Treffsicherer Trendsetter<br />
Im Laufe der Jahre trieb Jürgen Schipper<br />
die Maltechnik auf die Spitze. Mittlerweile<br />
hieß seine Firma „J. Schipper<br />
Hobby-Ideen“ mit Sitz in Nürnberg. Seit<br />
1997 bietet er nur noch geruchsfreie,<br />
lichtechte Acrylfarben auf Wasserbasis<br />
an. Der große Durchbruch gelang mit<br />
der Malserie „Reklame-Nostalgie“, der<br />
Adaption alter Reklameschilder von<br />
Persil, Maggi, Sarotti, Dr. Oetker, Volkswagen<br />
und Coca-Cola. Diese Blechschilder<br />
waren damals in nahezu jedem<br />
Einrichtungshaus zu finden.<br />
„Trends erkennen und schnell umsetzen“<br />
heißt bis heute die Devise. Was die<br />
Menschen gerade besonders interessiert,<br />
das funktioniert. Früher waren religiöse<br />
Motive der Renner: der gute Hirte, der<br />
Schutzengel, Wandbilder, wie man sie<br />
auch gern als Druck kaufte und ins<br />
Wohnzimmer hängte.<br />
Ein dauerhaftes Modethema ist die<br />
Faszination fürs alte Ägypten. Oder der<br />
exotische Wohnstil mit allem, was ein<br />
Ambiente „jenseits von Afrika“ schafft.<br />
Blumen und Landschaften jeglicher<br />
Couleur gehen aber immer. Übrigens vor<br />
allem in Nordeuropa. Größte Abnehmer<br />
für ‚Malen nach Zahlen‘ sind neben den<br />
Deutschen die Österreicher und Schweizer.<br />
„Es gibt ein starkes Nord-Süd-Gefälle“, so<br />
Schipper. „Die Südländer malen nicht,<br />
sie bevorzugen Handarbeiten.“<br />
Immer noch Handarbeit<br />
In den vergangenen 25 Jahren hat Schipper<br />
rund 2,5 Millionen Bilder verkauft. Heute<br />
umfasst das Portfolio 120 Motive. 85<br />
Prozent sind für Erwachsene, doch der<br />
Kids-Anteil wächst. Jährlich kommen<br />
sechs bis acht neue Gemäldevorlagen<br />
hinzu. Deren Herstellung ist nach wie<br />
vor ein sehr facettenreicher Prozess.<br />
Ob es ein Original als Vorlage gibt<br />
oder ob es sich um ein frei erfundenes<br />
Motiv handelt, zunächst skizziert Jürgen<br />
Schipper in Worten und Zeichnungen<br />
seine Vorstellungen für den Illustrator.<br />
Mit dem Bremer Bernd Rüdiger arbeitet<br />
er sei 20 Jahren zusammen. Der malt erst<br />
einmal fotorealistisch sein Bild. Oder<br />
eben eine erste Kopie vom Original.<br />
Rechte muss man für die Klassiker nicht<br />
erwerben. Ist ein Originalkünstler 70<br />
Jahre lang verstorben, darf man sein Gemälde<br />
für die Zahlentechnik verwenden.<br />
Die zentrale Frage ist immer: Kann man<br />
das umsetzen und wenn ja, dann wie?<br />
Nach etlichen Entwürfen und einigen<br />
Korrekturen malt der Künstler die endgültige<br />
Vorlage und legt die Farbfelder<br />
Bunte Basis: Die acht wasserlöslichen<br />
Grundfarben warten in großen<br />
Bottichen auf ihre nächste Mischung.<br />
Leuchtkraft: In der Fabrik dreht<br />
sich alles um den richtigen Ton.<br />
fest, die Malkonturen. Er entscheidet,<br />
welche Farben zum Einsatz kommen<br />
müssen, die natürlich das Original vorgibt.<br />
Je mehr Farben und Felder, desto<br />
feiner und näher kommt die Nach-<br />
Zahlen-Version an das Original heran.<br />
Ein 40 mal 50 Zentimeter großes Bild hat<br />
800 bis 1.000 Malfelder. Die einfachste<br />
Farbpalette besteht aus sechs Farben, die<br />
Profiklasse sogar aus 42. Sie festzulegen<br />
dauert allein etwa sechs Wochen.<br />
Das ist alles nach wie vor Handarbeit.<br />
Nur die Vervielfältigung des Malgrunds<br />
ist später Computersache. Für die Hobby-<br />
maler sind exakte, feine Umrisszeichnungen<br />
ebenso wichtig wie gut lesbare<br />
Zahlen. „Es ist eine sehr große Verantwortung,<br />
dass kein einziger Fehler auftreten<br />
darf“, sagt Jürgen Schipper. Ein<br />
falsches Feld, eine falsche Farbzuteilung,<br />
und der Freizeitkünstler ist so frustriert,<br />
dass er nicht das Bild, sondern sein schönes<br />
Hobby an den Nagel hängt.<br />
Hobbymalers Lieblinge: Die erste Farbabfüllmaschine<br />
entwickelte Jürgen Schippers Vater selbst.<br />
Handarbeit: Mitarbeiter Manfred Wild<br />
versieht die Schachteln millimetergenau<br />
mit dem passenden Aufkleber.<br />
Farbe bekennen<br />
Anhand der Farbentabelle des Künstlers<br />
werden die Töne gemischt. In der 2.000<br />
Quadratmeter großen Nürnberger Fabrik<br />
stehen Tausende von Flaschen mit allen<br />
Farben dieser Welt, als wandele man<br />
durch einen überdimensionalen Tusch-<br />
kasten. Insgesamt wird heute mit<br />
5.000 verschiedenen Farbtönen hantiert.<br />
Schließlich braucht man schon für eine<br />
einzige Zitrone sechs bis acht Nuancen.<br />
Das ist übrigens alles „made in Germany“.<br />
Nur der Baumwollstoff für die Lein-<br />
wände stammt aus Fernost.<br />
REPORT<br />
Vom ersten Pinselstrich<br />
Die Geschichte der Firma Schipper Arts &<br />
Crafts ist die einer Unternehmerfamilie.<br />
1948 Alwin Schipper erwirbt in Fürth<br />
eine stillgelegte Spiegelmanufaktur und<br />
produziert Taschenspiegel für die Offenbacher<br />
Lederwarenindustrie. Damals ent-<br />
hielten handtaschen stets einen Spiegel.<br />
1958 Zur herstellung von Kunststoffrahmen<br />
für die handspiegel kauft Schipper eine<br />
Kunststoffspritzgussmaschine.<br />
1964 Schipper expandiert und verlegt<br />
seine Firma „Rhön-Plastik Alwin Schipper“<br />
nach Bad Kissingen: Bau einer 500 qm<br />
großen Fabrikhalle in Thulba. Er erfindet<br />
die Kinder-Pendeluhr „Color-Clock“.<br />
1965 Rhön-Plastik stellt das erste Brettspiel<br />
namens „imuri“ her.<br />
1967 Erster Stand auf der Nürnberger<br />
Spielwarenmesse mit 25 Artikeln.<br />
1968 Nach Ausbildung zum Betriebswirt<br />
wird Jürgen Schipper kaufmännischer<br />
Leiter. Die Fabrik wächst auf 1.000 qm.<br />
1969 Schipper entdeckt in New<br />
York „Painting by number“ von Walt<br />
Disney aus den 30er-Jahren. „Frühling,<br />
Sommer, herbst und Winter“ entstehen.<br />
1971 Karstadt nimmt sie ins Sortiment,<br />
verkauft in einer Weihnachtsaktion<br />
3.000 Stück. Schipper senior baut eine<br />
Farben-Abfüllmaschine.<br />
1983 Firmen<strong>partner</strong> hans-Claudius<br />
Adloff geht in den Ruhestand. Da Schipper<br />
keinen Nachfolger findet, wird die Firma<br />
am 31. Dezember stillgelegt.<br />
1985 Schipper gründet „J. Schipper<br />
hobby-Ideen“ in einer Kerzenfabrik anno<br />
1907 in Nürnberg und stellt Bastelsets<br />
für Fenster- und hinterglasbilder her.<br />
Zwei Jahre später folgt „Malen nach<br />
Zahlen“ mit Acrylfarben.<br />
1996 – 2007 Der Durchbruch<br />
gelingt mit der Serie „Reklame-<br />
Nostalgie“.<br />
2008 Im April übernimmt Noris-Spiele<br />
das Unternehmen und nennt es „Schipper<br />
Arts & Crafts“.<br />
2009 Das Angebot umfasst 120 Motive<br />
für Kinder und Erwachsene.<br />
www.malennachzahlen-schipper.com<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
21
Mitte der 90er-Jahre kam Jürgen Schipper<br />
noch eine ganz andere Idee, die sich<br />
durchsetzte. Bei „Male deinen Liebling“<br />
können Kunden ein Schwarz-Weiß-Foto<br />
einschicken, das zur Malvorlage umgewandelt<br />
wird. Es wird auf 25 Grautöne<br />
reduziert, die sich nach feiner<br />
Pinselei zu einem Gemälde vereinen.<br />
Das hat sich Erfinder Jürgen Schipper<br />
patentieren lassen.<br />
Dass dem studierten Betriebswirt die<br />
Kreativität wirklich eine Herzensangelegenheit<br />
ist, zeigt ein weiteres Beispiel:<br />
Bei Gemälde-Adaptionen liegt jeder<br />
Schachtel ein Informationsblatt zum<br />
Original bei. Wer der Künstler war, wann<br />
er das Gemälde geschaffen hat, wo es<br />
hängt und so weiter. „Das ist ein bisschen<br />
Kunsterziehung“, schmunzelt Schipper,<br />
der auch die Malanleitungen und Katalogtexte<br />
selbst schreibt.<br />
Adoption durch Simba Dickie<br />
Der Erfolg wuchs und dennoch auch eine<br />
Sorge. Jürgen Schipper drückte sein<br />
Nachfolgerproblem. Eigentlich wollte er<br />
seine Firma irgendwann einmal verkaufen,<br />
als Altersvorsorge. Aber doch nicht<br />
irgendwem! Er kannte selbstverständlich<br />
den Fürther Unternehmer Michael Sieber<br />
und konnte sich eine Zusammenarbeit<br />
gut vorstellen. Im Mai 2008 nahm<br />
dann tatsächlich die Firma Noris-Spiele<br />
der Simba Dickie Group das kleine<br />
Unternehmen in die Familie auf und taufte<br />
es Schipper Arts & Crafts.<br />
„Ein Glückstag für uns beide“, meint<br />
Schipper heute. Seither ist der 65-Jährige<br />
angestellter Betriebsleiter und vor allem<br />
für die Produktinnovation zuständig.<br />
22<br />
24 Mitarbeiter beschäftigt die Firma, die<br />
meisten hat Schipper selbst ausgebildet.<br />
Sie kümmern sich beispielsweise um<br />
den einzigartigen Ersatzfarben-Service.<br />
Beim Malen-nach-Zahlen-Hobby kommt<br />
es immer wieder vor, dass die Farben<br />
nach einer längeren Kunstpause eingetrocknet<br />
sind oder durch ein Missgeschick<br />
verschüttet werden. Ein Anruf am<br />
Morgen genügt und nachmittags sind die<br />
Ersatztöpfchen auf dem Weg zum Kunden.<br />
Ein Lächeln – das Meisterstück<br />
Schippers Kreativität ist unermüdlich.<br />
Sein jüngster Streich sind die Unikat-<br />
rahmen, die farblich fein auf das Bild<br />
abgestimmt sind. Die gebrauchsfertig<br />
geleimten Kiefernholzrahmen liefert die<br />
Simba-Dickie-Firma Eichhorn. Der<br />
Käufer kann sie selbst gestalten: mit<br />
Abbeize oder Goldbronze streichen,<br />
mit Bohnerwachs oder Schuhcreme<br />
patinieren oder mit Goldfolie verzieren.<br />
Antik-Look und Altgold-Optik sind<br />
derzeit am beliebtesten.<br />
Um der Welt zu demonstrieren, was<br />
mittlerweile mit „Malen nach Zahlen“<br />
möglich ist, präsentierte Jürgen Schipper<br />
im Februar auf der Spielwarenmesse<br />
Nürnberg den vorläufigen Höhepunkt<br />
seines Schaffens: die „Mona Lisa“ nach<br />
Leonardo da Vinci (1452 – 1519), das<br />
berühmteste Gemälde der Welt, das im<br />
Pariser Louvre hängt. „Mein Meisterstück“,<br />
sagt Schipper und lächelt mild.<br />
„Das ist wirklich Malen nach Zahlen in<br />
Perfektion.“ Jürgen Schipper hat aber<br />
die nächsten Kreationen schon im Kopf.<br />
Dass die ein Kunststück sein werden,<br />
können Sie sich in leuchtenden Farben<br />
ausmalen.<br />
Morgenritual: Jürgen Schipper bespricht mit seinen kaufmännischen Mitarbeitern<br />
Alexander Singh, Christian Fackelmann und Sebastian Hoffmann (v.l.) die Tagesaufgaben.<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
Das Meisterstück: die Mona Lisa<br />
nach Leonardo da Vinci als<br />
40 x 50 Zentimeter großes Bild.<br />
Die beliebtesten<br />
Motive seit 2008<br />
1. Afrika – Elefantenkarawane<br />
2. hello Kitty (Malen nach Zahlen Kids)<br />
3. Taj Mahal – Denkmal ewiger Liebe<br />
4. Afrika – Am Kilimandscharo<br />
5. Mucki, der Goldhamster<br />
(Malen nach Zahlen Kids)<br />
6. Bengal-Tiger<br />
7. Pyramiden am Nil<br />
8. Afrika – Zebras<br />
9. Palazzo mit Meeresblick<br />
10. Afrika – Giraffen<br />
Zur blauen Stunde: In der Fabrik anno<br />
1907 wurden einst Kerzen hergestellt.<br />
Kann denn Liebe<br />
Sünde sein?<br />
Erwachsene können die Spielzeug-Vorlieben<br />
ihrer Kinder oft nicht verstehen. Manchmal<br />
sorgen sie sich sogar deswegen. Antworten<br />
auf häufig gestellte Fragen.<br />
Die Liebe meines Kindes zu seinem<br />
Plüschhasen ist grenzenlos. Jetzt geht es<br />
zur Schule und die anderen Kinder<br />
lachen, weil hasi immer dabei ist. Soll<br />
ich das Tier zurückhalten? Bitte nicht.<br />
Kuscheltiere sind nicht nur Einschlafbegleiter.<br />
Sie sind Tröster, Beschützer<br />
und echter Freund. Manche Kinder<br />
brauchen sie, um sich sicher zu fühlen.<br />
Insbesondere, wenn sie vom Kindergarten-<br />
zum Schulkind werden. Lassen sie ihm<br />
seinen kleinen Schutzpatron. Selbst Teen-<br />
ager wollen darauf oft nicht verzichten.<br />
Um die Lästermäuler zu stopfen, können<br />
sie ja verabreden, dass der Hase die<br />
Schulstunden im Rucksack verbringt.<br />
Unsere Tochter will immer nur Jungs-<br />
Spielzeug. Feuerwehrauto, Fußball,<br />
Werkbank. Wir befürchten, sie wird zu<br />
burschikos. Was tun? Abwarten und Tee<br />
trinken. Das ist alles ganz normal und<br />
hängt mit der Selbstfindung zusammen.<br />
In den ersten Jahren probieren die meisten<br />
Kinder beide Geschlechterwelten für<br />
sich aus. Meistens enden diese Prozesse<br />
im Schulalter, wenn die Mädchen enge<br />
Freundinnen finden. Und wenn ihr<br />
Mädchen tatsächlich eher handwerklich<br />
geschickt ist – warum nicht?<br />
Mein Fünfjähriger spielt am liebsten mit<br />
Waffen, besitzt mittlerweile holz- und<br />
Laserschwert, Plastiksäbel, Wasserpistole<br />
und wünscht sich nun auch noch eine<br />
Art Maschinengewehr. Fördert das seine<br />
Gewaltbereitschaft? Jungen lieben das<br />
Spiel mit Pistolen, Gewehren, Schwertern<br />
oft schon im Alter von drei oder vier<br />
Jahren. Das liege an der Rollenerziehung<br />
von Mädchen und Jungen, sagen Erziehungswissenschaftler.<br />
Väter raufen mit<br />
ihren Söhnen und wollen, dass sie Mut<br />
und Stärke zeigen. Eine Waffe in der<br />
Hand, und sei sie federleicht aus Plastik,<br />
verleiht den Kids Macht. Zudem ahmen<br />
sie dabei ihre unbesiegbaren Vorbilder<br />
nach, die Supermänner, Sheriffs, Kampfroboter.<br />
Genau so wollen die kleinen<br />
Kerle sein. Das gehört laut Wissenschaft<br />
zur Entwicklung eines Kindes dazu.<br />
Meistens dauern die Kampfphasen nur<br />
einige Monate, denn Heldenverehrung<br />
wechselt schnell. Bis heute gibt es keinen<br />
Beweis, dass Waffenspiele der Entwicklung<br />
schaden. Eltern sollten aber auch kreative<br />
und kommunikative Spielarten anbieten.<br />
Bei Kriegsspielzeug hört der Spaß auf.<br />
Originalgetreue Abbilder von Panzern<br />
und modernen Soldaten entsprechen<br />
realen Kriegen. Kann ich das dulden?<br />
Der Kampf zwischen Gut und Böse<br />
gehört zum Rollenspiel von Kindern.<br />
Dabei wird das Kind keinen Schaden<br />
nehmen. Vorsicht ist bei Computerspielen<br />
geboten. Steht dort offensichtlich das<br />
Töten im Vordergrund, spritzt Blut, wird<br />
Gewalt verherrlicht. Sprechen Sie ein<br />
konsequentes Verbot aus.<br />
Bei uns wird immer nur Prinzessin gespielt.<br />
Werden die Mädchen Träumerinnen?<br />
Sicher nicht. Die rosarote Traumwelt öffnet<br />
sich meist Dreijährigen und bleibt einige<br />
Jahre lang bestehen. Jahrhundertealte<br />
Mythen auf der ganzen Welt drehen sich<br />
um die zauberhaften Thronfolgerinnen.<br />
Prinzessinnen sind immer wunderhübsch<br />
und gut. Das entspricht dem kindlichen<br />
Weltbild. Stief- und Schwiegermütter<br />
sind oft böse und hässlich. Das macht<br />
die Märchenwelt so einfach und aufge-<br />
räumt, wie Kids es brauchen. Inklusive<br />
NICE-TO-KNOW<br />
Happy-End-Garantie. Nicht zuletzt ist die<br />
Prinzessinnenrolle lehrreich: Im Leben<br />
gibt es Hinder- und Ärgernisse. Aber die<br />
Mühe lohnt sich. Wenn du auf das Gute<br />
vertraust, wirst du reich belohnt.<br />
Meine Tochter will immer wieder dieselbe<br />
Gute-Nacht-Geschichte hören. Entwickelt<br />
sie sich denn gar nicht weiter?<br />
Kinder lernen durch Wiederholung.<br />
Dieser Prozess braucht seine Zeit. Kinder<br />
lieben vorhersehbare Geschichten, weil<br />
sie ihnen keine Angst machen. Sie wollen<br />
sichergehen, dass ihrem Helden oder<br />
Liebling nichts passiert, dass alles gut<br />
wird. Das hilft ihnen, sich bald auf etwas<br />
Neues einzulassen.<br />
Mein Sohn spielt am liebsten mit Puppen.<br />
Muss ich mir Sorgen machen, dass er<br />
später homosexuell wird? Obwohl<br />
klassische Rollenverteilung – Vater geht<br />
arbeiten, Mutter kümmert sich um Haushalt<br />
und Kinder – längst nicht mehr die<br />
Regel ist, herrschen traditionelle Erziehungsmuster<br />
in vielen Familien immer<br />
noch. Ist Mama zu Hause, ist es für die<br />
Mädchen leicht: Sie können sich mit ihr<br />
identifizieren. Puppenspiele sind anfangs<br />
immer Mutterspiele. Arbeitet der Vater,<br />
fehlt den Jungen oft die männliche Alltagsrolle.<br />
Puppenspiel fördert soziales,<br />
emotionales und kommunikatives Verhalten.<br />
Vielleicht hat der Junge auch eine<br />
größere Schwester, die er anhimmelt und<br />
deshalb ihre Puppenliebe nachahmt. In<br />
der Erziehungswissenschaft sind keine<br />
Fälle bekannt, dass das Puppenspiel bei<br />
Jungs zu Homosexualität führt. Sehr<br />
entspannte Pädagogen behaupten gar,<br />
solche seien frühreif und gucken schon<br />
mal, was sie da später erwartet.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
23
DIE ZUKUNFT<br />
Die Familie war für Fritz Sieber, den<br />
Begründer der heutigen Simba Dickie<br />
Group, immer das Wichtigste. Er sorgte<br />
dafür, dass einmal im Jahr alle zusammen<br />
in Urlaub fuhren. Sein Sohn übernahm<br />
die Reisetradition ebenso wie später das<br />
Unternehmen. Michael Sieber und seine<br />
Schwester Monika haben jeweils drei<br />
Kinder, seine Schwester Marion hat eine<br />
Tochter. Vermutlich muss er sich nicht<br />
um seine spätere Nachfolge sorgen.<br />
Trotzdem ist es ihm eine große Freude,<br />
dass die ersten potenziellen Nachfolger<br />
auf dem Weg in sein Familienunternehmen<br />
sind: Tochter Christina Sieber (21) hat<br />
bereits Puppen-Kollektionen designt und<br />
ihr ältester Cousin Maximilian Stork (26)<br />
ist seit Dezember 2009 Executive Assistant<br />
an der Seite des COO Uwe Weiler.<br />
YO-YO: Wie wächst man als Kind und<br />
Neffe eines Spielwarenunternehmers auf?<br />
Christina Sieber: Als ich klein war, war<br />
die Firma ja noch nicht so groß. Aber<br />
24<br />
Happy family: Florian Sieber, Felix Stork, Gisela, Michael<br />
und Christina Sieber sowie Maximilian Stork (v.l.).<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
IST SChON DA!<br />
Wie wohl jeder Unternehmer, träumt Michael Sieber davon,<br />
eines Tages seine Simba Dickie Group in die Hände eines<br />
Familienmitglieds zu legen. Er ist der Erfüllung seines Traumes<br />
einen Schritt näher gekommen: Tochter Christina und Neffe<br />
Maximilian Stork sind auf dem Weg.<br />
mein Vater brachte ständig Spielzeug<br />
zum Testen mit nach Hause.<br />
Maximilian Stork: Es gab immer Spielwaren<br />
im Überfluss. Das war etwas ganz Besonderes.<br />
Stark war, dass Opa und Onkel<br />
immer das Allerneueste von den Messen<br />
aus aller Welt mitbrachten. Wir hatten als<br />
Erste den Gameboy, Nintendo-Spiele und<br />
waren immer up-to-date.<br />
Christina, wollten Sie denn nicht all die<br />
schönen Puppen und Plüschtiere haben?<br />
Christina Sieber: Ich war kein sehr typisches<br />
Mädchen. Ich hatte einen älteren Bruder<br />
und zwei ältere Cousins, mit denen habe<br />
ich gespielt, mit Autos und Actionfiguren.<br />
Und ich war sehr tierlieb. Meistens waren<br />
wir draußen, ich bin überall heraufgeklettert,<br />
war immer schmutzig, wenn ich<br />
nach Hause kam.<br />
Maximilian Stork: Wir waren schon eine<br />
wilde Bande, ständig im Wald, in unserem<br />
Baumhaus. Bobby-Car-Rennen gehörten<br />
natürlich auch dazu.<br />
Aber die Mitschüler und Freunde waren<br />
doch bestimmt neidisch …<br />
Christina Sieber: Ach, nein. Wenn wir unsere<br />
Geburtstagsparty im Showroom feiern<br />
durften, herrschte große Begeisterung.<br />
Sind Sie heute noch so eng befreundet?<br />
Maximilian Stork: Unbedingt. Wir haben<br />
unsere ganze Kindheit zusammen verbracht,<br />
wir sind wie Geschwister. Mittler-<br />
weile haben sich unsere Freundeskreise<br />
verbunden, das ist eine Riesenclique,<br />
wenn wir am Wochenende ausgehen. Den<br />
gemeinsamen Urlaub gibt es nach wie<br />
vor jedes Jahr. Und ab und zu gehe ich<br />
mit meinem Onkel ins Fußballstadion.<br />
Christina, Sie haben offensichtlich künst-<br />
lerisches Talent …<br />
Christina Sieber: Im Kindergarten habe<br />
ich viel gemalt und gebastelt. Auch mit<br />
meiner Oma. Ich durfte meine kleinen<br />
Acrylbilder auf der Spielwarenmesse aus-<br />
stellen. Mein Abitur habe ich mit Kunst-<br />
Leistungskurs und Englisch absolviert.<br />
Das war aber viel anstrengender, als ich<br />
dachte, weil ich viel Theorie und viele<br />
handwerkliche Techniken lernen musste.<br />
Was sind Ihre Zukunftspläne?<br />
Christina Sieber: Jetzt werde ich erst einmal<br />
studieren, Design, irgendwo in Europa.<br />
Mein Traum ist es, Modedesignerin zu<br />
werden. Oder auch Produktdesignerin in<br />
der Firma meines Vaters.<br />
Da haben Sie ja schon etwas Erfahrung …<br />
Christina Sieber: Mir gefiel vor ein paar<br />
Jahren, wie die Hotelerbin Paris Hilton<br />
immer ihren Chihuahua herumtrug, und<br />
hatte die Idee, einen kleinen Plüschhund<br />
mit Tasche und Accessoires zu entwerfen.<br />
Daraus ist die Linie Chi Chi Love von<br />
Simba entstanden.<br />
Das ist doch großartig für einen Teenager …<br />
Christina Sieber: Klar war ich stolz. Mein<br />
Vater brachte oft die neuen Steffi-Love-<br />
Puppen mit nach Hause und wollte meine<br />
Meinung hören. Ich habe immer gemault,<br />
das sei nicht modern genug, das könnte ich<br />
besser. Irgendwann sagte er: Dann mach<br />
mal. Noch während der Schulzeit habe<br />
ich vier Outfits entworfen, das Make-up<br />
dazu. Nach meinem Abitur bin ich dann<br />
einen Monat in Hongkong gewesen, um<br />
dort meine ersten Modelle für „Steffi<br />
Love Supermodel“ zu gestalten.<br />
Wie war das?<br />
Christina Sieber: Tagelang bin ich mit der<br />
Chefdesignerin auf Märkten herum-<br />
gelaufen auf der Suche nach Stoffen und<br />
Applikationen. Aber das ist kompliziert,<br />
weil alles die Sicherheitsprüfung bestehen<br />
muss. Glitzerstoffe sind zum Beispiel<br />
schwierig, weil sie Metalle enthalten.<br />
Und es geht immer auch um Kosten. Bei<br />
den Mengen, die Simba produziert, liegen<br />
preislich Welten zwischen einem Mini-<br />
und einem langen Abendkleid. Ich konnte<br />
viele Ideen nicht umsetzen, das hatte ich<br />
mir einfacher vorgestellt.<br />
Maximilian, Sie sind fertig mit der Uni?<br />
Maximilian Stork: Ja, ich habe einen<br />
Bachelor of Arts in Business Management<br />
und ein Diplom in International<br />
Business Administration.<br />
Wollten Sie stets zur Simba Dickie Group?<br />
Maximilian Stork: Ich wusste lange nicht,<br />
was ich wollte. Daher absolvierte<br />
ich nach dem Abitur ein einjähriges<br />
Praktikum in der Firma, in Madrid, in<br />
Fürth und Hongkong, habe alle Abteilungen<br />
durchlaufen. Ich musste erst<br />
herausfinden, ob die Branche wirklich<br />
etwas für mich ist.<br />
Wie war dann ihr Einstieg?<br />
Maximilian Stork: Ich bekomme nichts<br />
geschenkt, muss mir das erarbeiten<br />
wie jeder andere auch. Das war ein<br />
kompletter Neustart, mit den Unibüchern<br />
hat das wenig zu tun. Noch ist jeder Tag<br />
für mich ein Abenteuer. Aber ich habe die<br />
besten Lehrmeister, die es gibt.<br />
Wie schmeckt das Berufsleben?<br />
Maximilian Stork: Es ist weit anstrengender<br />
als das Unileben. Bemerkenswert<br />
ist die Geschwindigkeit, die die Führungs-<br />
crew vorgibt.<br />
INSIDE<br />
Die nächste Generation ist auf dem<br />
besten Weg: Christina Sieber und ihr<br />
Cousin Maximilian Stork.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
25
1<br />
3<br />
26<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
1: Publikumsmagnet – der Smoby-Stand bietet noch<br />
mehr Platz für Messebesucher. 2: Alles nach Plan –<br />
Messebauer Peter Auernhammer hat jeden Zentimeter<br />
exakt skizziert. 3: Vorher in Halle 6 – gähnende<br />
Leere. 4: Anmutig – die Freitreppe aus Ahornholz.<br />
5: Tonnenweise – das Material für den neuen Stand.<br />
6: Schritt für Schritt – die Spielzimmer für Messegäste<br />
entstehen. 7: Nachher in Halle 6 – nur noch die<br />
Produkte drapieren und die Gäste können kommen.<br />
2<br />
4<br />
5 6<br />
IMMER höhER,<br />
SChNELLER, WEITER …<br />
Der neue Smoby-Messestand ist ein schönes Symbol für die Simba Dickie Group:<br />
Es geht hoch hinaus. Wir haben den spektakulären Aufbau begleitet.<br />
Der Simba Dickie Group geht es<br />
gut. Von Wirtschaftskrise ist<br />
bislang wenig zu spüren. Weltweit<br />
sind 3.500 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Ertrags- und Finanzsituation<br />
sind unverändert solide. Dabei wächst<br />
und gedeiht die Firmengruppe weiter.<br />
Symbol für den Wachstumskurs war der<br />
neue Smoby-Stand auf der diesjährigen<br />
Spielwarenmesse International Toy Fair<br />
Nürnberg.<br />
Die Übernahme des französischen Spielwarenherstellers<br />
war ein Meilenstein in<br />
der Geschichte des Fürther Unternehmens.<br />
2008 wurde das neue Familienmitglied<br />
erstmals den Messegästen vorgestellt.<br />
Doch das Areal hielt dem Andrang der<br />
Besucher nicht stand. Es ging zu wie im<br />
Taubenschlag, zeitweise verstand man<br />
sein eigenes Wort nicht mehr, es war alles<br />
viel zu eng. Da die Messeleitung den<br />
Fürther Lokalmatadoren, die ohnehin<br />
über eine der größten Ausstellungsflächen<br />
verfügen, nicht noch mehr Platz anbieten<br />
konnte, gab es nur eine Lösung – Smoby<br />
in den Himmel wachsen zu lassen.<br />
Licht und Leichtigkeit<br />
Sehr schnell hatte Eric Peupion, Designchef<br />
von Smoby Toys SAS, konkrete Vorstellungen.<br />
In der zweiten Etage sollten<br />
drei Kabinen entstehen, um in Ruhe die<br />
Kundengespräche führen zu können. Es<br />
7<br />
musste auch eine Küche Platz finden. Vor<br />
allem aber sollte der Hochstand nicht<br />
dem unteren Spielwaren-Parcours das<br />
Licht nehmen. Alles müsse luftig, leicht<br />
und elegant aussehen, so Peupions<br />
Wunsch.<br />
Der Fürther Messe- und Ladenbauer Peter<br />
Auernhammer ist seit zwölf Jahren der<br />
Lieferant für die Simba Dickie Group. Er<br />
baut fast alle Messestände und auch den<br />
Showroom des Spielwarenherstellers auf<br />
und immer wieder um. „Da ist ständig<br />
etwas los“, freut sich Auernhammer.<br />
„Wir sind dankbar für diesen Auftrag und<br />
haben auch als Eltern sehr viel Spaß<br />
daran.“ Das Wichtigste an seiner Arbeit<br />
sei neben Einfallsreichtum die Flexibilität.<br />
„Bei Simba Dickie ist immer alles in<br />
Bewegung“, erzählt Auernhammer. In<br />
diesem Jahr erfuhr er erst zwei Tage vor<br />
Eröffnung der Spielwarenmesse vom<br />
Neuzugang Majorette, dessen Produkte in<br />
Windeseile in den Gesamtauftritt integriert<br />
werden sollten. Hat geklappt.<br />
Beim neuen Smoby-Stand baute er ein<br />
Stahl-Podest von 14,5 mal 4,15 Metern<br />
Größe, das über eine elegante Freitreppe<br />
aus Ahornholz erreicht wird. „Für die<br />
Simba Dickie Group verwenden wir<br />
nur hochwertiges Material“, so der<br />
Fachmann. Zusammen mit Designchef<br />
Peupion schuf er eine neue Miniwelt für<br />
REPORT<br />
Smoby-Produkte. Besucher können im<br />
Parterre durch verschiedene kleine Spielzimmer<br />
lustwandeln und im ersten Stock<br />
dann ganz entspannt ordern.<br />
Mit Smoby gen Himmel<br />
Insgesamt besteht der 2.500 Quadratmeter<br />
große Messestand der Gruppe aus<br />
rund 280 Tonnen Material, die in zehn<br />
Lastwagenladungen herangekarrt werden.<br />
16 Mitarbeiter arbeiten knapp drei<br />
Wochen lang zwölf Stunden am Tag, um<br />
aus einer leeren Messehalle eine Spielzeuglandschaft<br />
zu zaubern.<br />
Die neue Smoby-Etage ist schon etwas<br />
ganz Besonderes auf dem Nürnberger<br />
Messegelände, denn Doppelstände sind<br />
selten. Und äußerst aufwändig. Allein<br />
das Gutachten des Statikers umfasste<br />
46 Seiten. Das kleine architektonische<br />
Meisterwerk wurde nach dem Aufbau<br />
von einer zehnköpfigen Expertenkommission<br />
unter die Lupe genommen, ehe<br />
es jemand betreten durfte. Die TÜV<br />
Rheinland LGA Beteiligungs GmbH in<br />
Nürnberg, Polizei, Feuerwehr und<br />
die Messeleitung kontrollierten jeden<br />
Zentimeter, waren zufrieden und lobten<br />
den überaus gelungenen Etagenbau in<br />
den höchsten Tönen.<br />
Peter Auernhammer freute sich über das<br />
Kompliment. Schließlich ist seine Firma<br />
stets mit der Simba Dickie Group mitgewachsen.<br />
Drei Viertel des Jahres ist er<br />
mit dem gigantischen Projekt beschäftigt,<br />
kennt jedes Produkt, viele Mitarbeiter<br />
und fühlt sich immer „wie in meinem<br />
Wohnzimmer“. Ohne sich selbst loben zu<br />
wollen, weiß er, dass es wenig Vergleichbares<br />
auf der Spielwarenmesse gibt.<br />
Wenn er sich dann im Laufe der Messe<br />
um jedes noch so kleine technische<br />
Detail kümmert, weil die Spülmaschine<br />
zickt oder elektronische Probleme<br />
auftreten, begleitet ihn fortwährend ein<br />
glückliches Gefühl: „Es ist eine Ehre, für<br />
dieses Unternehmen zu arbeiten.“<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
27
Unter vier Augen:<br />
die Geschäftsführer<br />
Tom Gerigk (l.) und<br />
Andreas Melchhart<br />
im Gespräch.<br />
VOM ALTEN Hasen<br />
UND JUNGEN Fuchs<br />
Die Büros in Hongkong sind – neben dem Headquarter in Fürth – die Schaltzentrale der<br />
Simba Dickie Group. Von dort aus spannt sich das Netzwerk über den Globus. Zu Beginn<br />
dieses Jahres kehrte Managing Director Simba Toys HK Andreas Schmitt nach Deutschland<br />
zurück. Nachfolger ist Andreas Melchhart. Ihm steht sein Dickie-Toys-Kollege Tom Gerigk<br />
zur Seite. Zwei Männer, die sich viel zu sagen haben, im Interview.<br />
Vier Jahre lang lenkte Andreas Schmitt<br />
die Geschäfte in Hongkong. Da die Simba<br />
Dickie Group ihre Führungsspitze weiter<br />
ausbaut, wird der 39-jährige Managing<br />
Director der HK Ltd. nun in der Fürther<br />
Firmenzentrale zusätzlich Geschäftsführer<br />
der deutschen Gesellschaft Simba Toys<br />
GmbH & Co. KG. Seine operativen<br />
Aufgaben in Hongkong übernimmt<br />
Andreas Melchhart. Dem 33-jährigen<br />
China-Newcomer steht ein „alter Hase“<br />
mit Rat und Tat zur Seite: Tom Gerigk,<br />
Managing Director der Dickie Toys HK<br />
Ltd., der mittlerweile seit elf Jahren in<br />
Hongkong lebt.<br />
28<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
YO-YO: Herr Melchhart, wie gefällt Ihnen<br />
Ihr neues Leben?<br />
Andreas Melchhart: Sehr gut, aber ich<br />
fühle mich noch etwas als Anfänger.<br />
Bezogen auf was?<br />
Andreas Melchhart: Auf alles. Die Simba<br />
Dickie Group ist schon ein großes Unternehmen,<br />
alle Zusammenhänge zu verstehen,<br />
das geht nicht von heute auf morgen.<br />
Und in Hongkong laufen die Uhren anders.<br />
Was meinen Sie damit?<br />
Die Arbeitstage sind lang, weil Kundentermine<br />
oft abends stattfinden.<br />
Herr Gerigk, kommt Ihnen das bekannt vor?<br />
Ja, klar, die langen Abende mit Kunden<br />
sind üblich im chinesischen Geschäfts-<br />
leben, das gehört dazu. Daran wird sich<br />
mein Kollege aber gewöhnen und er<br />
kann viel dabei lernen.<br />
Was denn zum Beispiel?<br />
Wenn man in Hongkong erfolgreich sein<br />
will, muss man offen und neugierig sein<br />
und vieles ausprobieren. Im wahrsten<br />
Sinne des Wortes. Es ist zum Beispiel ein<br />
Zeichen des Respekts gegenüber dem<br />
Gastgeber, alles im Restaurant anzunehmen,<br />
was gereicht wird.<br />
Herr Melchhart, fühlen Sie sich willkommen<br />
in Hongkong?<br />
Absolut. Ich stehe in engem Kontakt zu<br />
Andreas Schmitt und die anderen Kollegen<br />
sind auch jederzeit für mich da, es herrscht<br />
gutes ein Betriebsklima. Obwohl ich jetzt<br />
für einen Weltkonzern arbeite, spürt man,<br />
dass es ein Familienunternehmen ist.<br />
Woran spürt man das denn?<br />
An den kurzen Entscheidungswegen. Man<br />
kann jederzeit beim Chef anklopfen und<br />
ein Anliegen besprechen. Ein tolles Erlebnis<br />
hatte ich auf der Spielwarenmesse.<br />
Kurz zuvor wurde ja die französische Firma<br />
Majorette übernommen und die neuen<br />
Mitarbeiter waren sofort eingeladen. Sie<br />
kamen als Fremde und fuhren als enge<br />
Kollegen. Das hat mich tief beeindruckt.<br />
Wenn Sie mal einen Abend frei haben,<br />
was tun Sie dann?<br />
Andreas Melchhart: Ich sehe zu, dass ich<br />
zwei- bis dreimal pro Woche zum Sporttreiben<br />
komme, am liebsten sind mir<br />
Mountainbike, Fitness-Studio, Fußball.<br />
Tom Gerigk: Ich habe ihn sofort in unser<br />
Fußballteam geholt. Wir haben eine<br />
Hobby-Fußball-Liga, die Hongkong-<br />
Crowds, die am Wochenende multikulturelle<br />
Länderspiele austragen. Das ist<br />
ein wichtiges Netzwerk.<br />
Andreas Melchhart: Wenn am Wochenende<br />
kein Länderspiel stattfindet, erkunde<br />
ich die Umgebung. Ich möchte unbedingt<br />
diese Kultur kennenlernen. Mittags gehe<br />
ich gern auf die Food Markets, da bin ich<br />
dann meistens die einzige Langnase.<br />
Gibt es schon etwas, das Ihnen fehlt?<br />
Andreas Melchhart: Deutsches Essen<br />
muss man suchen. Nachdem ich die erste<br />
Zeit ein Appartement hatte, bin ich nun<br />
in eine größere Wohnung gezogen und<br />
habe die Brotbackmaschine von Andreas<br />
Schmitt geerbt. Jetzt muss ich nur Nachschub<br />
an Backmischungen organisieren.<br />
Herr Gerigk, wie ist das bei Ihnen mit<br />
dem lieb gewonnenen Essen?<br />
Tom Gerigk: In Hongkong gibt es alles,<br />
was man sich wünschen kann. Meine<br />
Kinder frühstücken Nutella-Brötchen<br />
und Müsli, meine Frau kocht aber auch<br />
chinesisch.<br />
Sie leben außerhalb Hongkongs …<br />
Tom Gerigk: Ja, je nach Verkehr brauche<br />
ich zwischen 25 Minuten und einer<br />
Stunde ins Büro. Dort ist es für die Kinder<br />
angenehmer, fast ländlich, mit viel Grün.<br />
Ich sehe nicht so einen großen Unterschied<br />
zu einem Leben in Europa.<br />
Abends spiele ich mit den Kindern, wir<br />
haben oft asiatische Freunde zu Gast,<br />
grillen, gehen wandern. Das ginge in der<br />
City nicht so gut.<br />
Andreas Melchhart: An diese vielen<br />
Menschen, den chaotischen Straßen-<br />
verkehr, die U-Bahn-Enge, die schlechte<br />
Luft muss man sich erst gewöhnen. Und<br />
das tropisch feuchte Klima ist eine<br />
Herausforderung. Wir haben alle Anzüge<br />
zum Wechseln im Büro.<br />
Apropos, wie groß ist ihr Team?<br />
Andreas Melchhart: Es sind hier 59<br />
chinesische und ein deutscher Mitarbeiter.<br />
Die Chinesen haben sich vor Jahren alle<br />
selbst einen englischen Vornamen ge-<br />
geben, mittlerweile kenne ich jeden.<br />
Andreas Melchhart<br />
REPORT<br />
Und bei Ihnen, Herr Gerigk?<br />
Tom Gerigk: Ich habe 49 Mitarbeiter.<br />
Was sind die wichtigsten ersten Schritte<br />
eines neuen Managing Directors?<br />
Andreas Melchhart: Das Sortiment kennenlernen,<br />
das sind ja fast 1.500 Produkte.<br />
Ich muss mir natürlich die Arbeitsabläufe<br />
bei Einkauf, Controlling, Kundenbetreuung<br />
aneignen. Vertriebsseitig bin ich für die<br />
Märkte in Nord- und Südamerika, Kanada<br />
und Australien zuständig.<br />
Managing Director Simba Toys hK<br />
Der gebürtige Münchener lebte ab<br />
seinem 16. Lebensjahr in Regensburg.<br />
Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann<br />
arbeitete er als Kundenberater. Danach<br />
war er Einkäufer bei einer Werbeartikelfirma,<br />
die bei der Simba Dickie Group<br />
Modell-Trucks für Brauereien bezog. Da<br />
Andreas Melchhart gern reiste, wechselte<br />
er zunächst für vier Jahre zu Europas<br />
größtem Kunstverlag. 2006 stieg er bei<br />
einer Firma nahe Wien ein, die handelswaren<br />
wie Deko- und haushaltsartikel<br />
sowie Spielzeug aus Asien importierte.<br />
Immer wieder kreuzten Simba-Dickie-<br />
Produkte seinen Weg. 2008 traf er sich<br />
dann mit Michael Sieber in einer hotellobby<br />
in hongkong und bot diesem seine<br />
internationale Vertriebserfahrung an. Das<br />
entscheidende Gespräch fand Anfang<br />
2009 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg<br />
statt. Von Mai bis August durchlief<br />
Andreas Melchhart dann sämtliche<br />
Abteilungen in der Fürther Firmenzentrale.<br />
Anschließend zog er mit Sack und Pack<br />
nach hongkong.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
29
INSIDE<br />
Das klingt doch sehr komplex …<br />
Andreas Melchhart: Ist es auch, aber es<br />
bereitet mir ausgesprochen viel Freude.<br />
Für mich läuft jetzt alles zusammen,<br />
was ich jemals gelernt und gemacht<br />
habe. Ich hoffe aber auch, durch meine<br />
eigene Erfahrung etwas frischen Wind in<br />
die Firma bringen zu können.<br />
Tom Gerigk: Ich denke, das wird ihm auch<br />
gelingen. Das ist für mich das Faszinie-<br />
rende hier: Man kann etwas bewegen, es<br />
30<br />
Für den einen die alte, für den<br />
anderen die neue Heimat: Hongkong City.<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
herrscht eine äußerst große Offenheit gegen-<br />
über neuen Ideen. Und vor allem sind die<br />
Hongkonger schnell. Wer heute etwas will,<br />
hat morgen das Ergebnis auf dem Tisch.<br />
Was möchten Sie Ihrem neuen Kollegen<br />
gern mit auf seinen Weg geben?<br />
Dass er sich einlässt auf dieses Leben. Er<br />
sollte viel beobachten und erst einmal<br />
vorwiegend zuhören, anstatt selbst zu<br />
reden, und nicht den Chef raushängen<br />
lassen, offene Augen haben. Der Umgang<br />
mit Asiaten ist gar nicht so fremd, wie<br />
man glaubt. Allerdings muss man die<br />
Familien- und Feiertage beachten, die<br />
sind hier sehr viel wichtiger als in<br />
Europa. Rituale sollte man niemals<br />
belächeln, sondern akzeptieren. Und<br />
ganz wichtig: Die Ideen und Hinweise<br />
der Mitarbeiter ernst nehmen, denn sie<br />
haben sehr viel Ahnung, sind seit vielen<br />
Jahren dabei und große Experten in der<br />
Spielwarenbranche. Und er soll wissen:<br />
Ich helfe ihm, wo ich kann.<br />
Tom Gerigk<br />
Managing Director Dickie Toys hK<br />
Die Klischees über seine heimatstadt<br />
hannover langweilen ihn. Tom Gerigk<br />
kommt gern nach Niedersachsen, wenn<br />
auch selten. Denn er zählt zu den wenigen<br />
Führungskräften der Simba Dickie Group,<br />
die hongkong nicht nach einigen Jahren<br />
wieder verließen. Der Vater einer achtjährigen<br />
Tochter und eines sechsjährigen<br />
Sohnes lebt seit elf Jahren in der chinesischen<br />
Metropole, seit sieben Jahren im<br />
Dienste der Fürther. 1994 hatte Gerigk<br />
erstmals Asien als Rucksacktourist besucht<br />
und wusste sofort: Da möchte ich leben.<br />
Der Diplom-Volkswirt und Soziologe hätte<br />
fast bei einer indonesischen Firma angeheuert,<br />
als das Angebot einer Spielwarenfirma<br />
in hongkong kam. Für die baute er<br />
das internationale Einkaufsbüro auf. Da<br />
man sich in der Branche kennt, hatte er<br />
eines Tages Michael Sieber am Telefon.<br />
heute lebt der 39-Jährige mit seiner chinesischen<br />
Frau und den Kids 22 Kilometer<br />
vom Büro entfernt. Zu Gerigk passt<br />
das geflügelte Wort: Wer fünf Jahre in<br />
hongkong bleibt, der bleibt.<br />
Jenseits von<br />
Südafrika<br />
Wird am 11. Juni die FIFA Fußball-<br />
Weltmeisterschaft angepfiffen, sind viele<br />
Businessreisende und Touristen das erste<br />
Mal in Südafrika zu Gast. Gut, wenn sie<br />
diese Stil-Regeln kennen.<br />
MORGENSTUND. Meetings am Mittag<br />
sind am beliebtesten oder auch zum Früh-<br />
stück. Südafrikaner gehen früh schlafen.<br />
Termine sollten von langer Hand vereinbart<br />
werden. In der Zeit der christlichen Feste<br />
zwischen Mitte Dezember bis Mitte Januar<br />
und Ostern sind Treffen unerwünscht.<br />
GEDULDSSPIEL. Planen Sie bei Vertragsverhandlungen<br />
reichlich Wartezeit<br />
ein. Südafrikaner sind leicht zu begeistern.<br />
Bis sie ein Geschäft abschließen,<br />
kann es aber dauern. Nicht drängen.<br />
KöRPERKONTAKT. Frauen werden<br />
oft nur mit freundlichem Kopfnicken<br />
begrüßt, Männer mit kurzem Händedruck.<br />
Manchmal werden Partner nach<br />
Geschäftsabschluss umarmt. Und man<br />
hört gern den eigenen Titel.<br />
SPRAChTALENT. Die Städter sprechen<br />
fast alle Englisch und Afrikaans. Die<br />
Schriftsprache ist Englisch. Wer mit Dolmetscher<br />
zum Geschäftstermin kommt<br />
oder in brüchigem Schulenglisch verhandeln<br />
will, wird nicht ernst genommen.<br />
SMALLTALK. Vermeiden Sie Gespräche<br />
über Rassismus, die afrikanische Politik,<br />
Kriminalität und Aids. Zurückhaltung<br />
ist eine Zier, Besserwissen nicht. Über<br />
Sport, die schöne Landschaft oder Autos<br />
spricht man gern. Südafrikaner sind stolz<br />
auf das Erreichte seit Ende der Apartheid,<br />
auf ihr Rugby-Nationalteam. Wer<br />
sich mit Rugby auskennt, findet schnell<br />
Freunde. Man erwartet, dass Sie sich für<br />
Südafrika wirklich interessieren.<br />
SChLEMMERLAND. Die südafrikanische<br />
Küche ist köstlich und vielseitig.<br />
Traditionell wird Fleisch gegessen: Lamm,<br />
Rind, Huhn, Truthahn und Strauß, aber<br />
auch Krokodil, Antilope, Büffel. Eine<br />
verbreitete Leidenschaft ist das Grillen<br />
unter freiem Himmel, „Braai“ (sprich:<br />
Brei) genannt. Fleischportionen sind für<br />
europäische Verhältnisse extrem groß.<br />
TISChSITTEN. Im Restaurant sollte<br />
man den Tisch frühzeitig reservieren. Es<br />
wird platziert. Zehn Prozent Trinkgeld<br />
sind Usus. Genießen und loben Sie den<br />
vorzüglichen Wein. Den darf man in<br />
Südafrika in fast allen Restaurants selbst<br />
mitbringen (BYO: Bring your own). Dafür<br />
wird eine „Corkage-Gebühr“ berechnet.<br />
PROST. Trinksprüche und Tischreden<br />
sind selten. Bei formellen Essen fordert<br />
der Gastgeber die Gäste zum Essen auf,<br />
indem er selbst beginnt. Beim Lunch hält<br />
man sich mit Alkohol zurück, beim<br />
Abendessen wird mitunter tüchtig getrunken.<br />
Biergenuss ist unter schwarzen<br />
Christen verpönt.<br />
äLTESTENRAT. In Südafrika ist es normal,<br />
dass der Chef einer Auszubildenden die<br />
Tür aufhält. Das unternehmerische Hierarchiegefüge<br />
ist von Zuvorkommenheit<br />
geprägt. Wie in der alten Stammestradition,<br />
spricht man den Häuptling oder Älteren nie<br />
zuerst an. Alter ist wichtiger als Status.<br />
KLEIDERORDNUNG. Je nach Branche<br />
oder Rang kleiden sich Geschäftsleute<br />
unterschiedlich, von Freizeitkleidung bis<br />
zum schwarzen Anzug, aber eher konservativ.<br />
Von europäischen Geschäfts<strong>partner</strong>n<br />
erwartet man beim ersten Meeting oder<br />
bei Vertragsunterzeichnung auch bei<br />
größter Hitze Anzug und Krawatte.<br />
NICE-TO-KNOW<br />
LORBEEREN. Da die Deutschen den<br />
Ruf haben, pünktlich und zuverlässig zu<br />
sein, wird das auch von ihnen erwartet.<br />
ZEITFENSTER. Wer einen Termin mit<br />
hochrangigen Persönlichkeiten wie Ministern<br />
hat, muss viel Zeit mitbringen.<br />
Mehrere Stunden zu warten oder sogar am<br />
nächsten Tag wiederkommen zu müssen,<br />
ist gängig. Aus afrikanischer Sicht gewinnt<br />
ein Funktionär dadurch an Bedeutung,<br />
dass er Besucher warten lässt.<br />
GLAUBENSBEKENNTNIS. Seien Sie<br />
nicht überrascht, wenn ein afrikanischer<br />
Unternehmer Sie nach Ihrer Konfession<br />
fragt. Das ist unter afrikanischen Christen<br />
kein Tabuthema.<br />
höFLIChKEIT. Geschliffene Umgangsformen<br />
beeindrucken. Kleine höfliche<br />
Gesten wie Tür aufhalten, Stuhl anbieten,<br />
Mantel abnehmen mag man sehr.<br />
REISELUST. Seien Sie darauf vorbereitet,<br />
dass man Sie spontan auf die „Farm“,<br />
das Landhaus eines Geschäfts<strong>partner</strong>s,<br />
einlädt. Der Ausflug kann Wasserski,<br />
Jagd und Grillen bieten. Europäer sind<br />
oft irritiert über diese große Nähe. Sie<br />
ist aber unverbindlicher, als man meint.<br />
Jedenfalls empfiehlt es sich Geschäftsreisenden,<br />
Jeans im Gepäck zu haben.<br />
ENGAGEMENT. Vorteilhaft ist, sich<br />
neben dem Geschäft sozial zu engagieren.<br />
Fortbildungs- oder Trainingsprogramme,<br />
medizinische Versorgungsmodelle oder<br />
die Eröffnung eines neuen Kindergartens<br />
werden von der Regierung gefördert und<br />
sind oft fester Bestandteil der Geschäftsvereinbarung.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
31
Es fühlt sich einfach gut an. So gut,<br />
dass man ständig darüber streichen<br />
möchte. Warm und weich ist das<br />
Holz des Gummibaums, aus dem<br />
das neue Holzspielzeug der Marke<br />
Eichhorn geschnitzt ist. Seine zarte<br />
Maserung schimmert sanft durch die<br />
matten Wasserfarben. Die neue Holzspielzeug-Kollektion<br />
ist so schön, dass<br />
Erwachsene sie sich als Dekorationsartikel<br />
vorstellen könnten.<br />
32<br />
Diese Holzklasse ist der reinste Luxus<br />
Die neue Firmenstrategie, sich stärker auf den Fachhandel<br />
zu fokussieren, geht auf. Jetzt bringt die Simba Dickie Group<br />
erstmals exklusiv eine ganze Linie auf den Markt: „Eichhorn –<br />
The Collection“ ist die Königsklasse des Kinderspielzeugs.<br />
Senior Product Manager<br />
Stefan Häusinger mit Nachzieh-Entchen.<br />
Aber „Eichhorn – The Collection“ ist<br />
natürlich für Kinder gemacht. Die Eltern<br />
der kleinen Racker können sich sicher<br />
sein, ein Produkt von höchster Qualität<br />
zu erwerben, das auch ihrem ökologischen<br />
Bewusstsein entspricht. Denn<br />
die neue Linie der Traditionsmarke, die<br />
seit 1998 zur Simba Dickie Group<br />
gehört, erfüllt alle Wünsche anspruchsvoller<br />
Erwachsener: Das edle Holz des<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
„rubber tree“ aus Thailand und Neuseeland<br />
ist ein nachwachsender Rohstoff und<br />
zu hundert Prozent FSC-zertifiziert, also<br />
aus nachhaltiger Forstwirtschaft, und<br />
außerdem umweltschonend, CO2-neutral<br />
verarbeitet. Alle Produkte – zum Start<br />
sind es 60 – werden vom TÜV geprüft und<br />
in Europa produziert, im kleinen tschechischen<br />
Ort Netvo ice. Die Verpackung<br />
besteht aus Recyclingkarton und verzichtet<br />
auf ein Kunststoff-Display.<br />
Kleine Gesamtkunstwerke<br />
Da diese neue Holzklasse exklusiv für<br />
den Fachhandel erfunden wurde, ist auch<br />
das Verpackungskonzept etwas ganz<br />
Besonderes. Die Farbgestaltung spricht<br />
nämlich Bände. Erstens sieht der Karton<br />
edel und nach „Natur pur“ aus. Zweitens<br />
weist die Farbgebung auf das inhaltliche<br />
Konzept hin. Alle braunen Schachteln<br />
beinhalten Preschool-Spielzeug, also<br />
Nachziehfiguren, Werkzeug- und Spielkästen,<br />
Klötzchen und Puzzles für<br />
Kleinkinder. Die Schienenbahnen, Züge,<br />
Autos und Zubehörteile in den grünen<br />
Boxen sind allesamt miteinander kombinierbar.<br />
So lässt sich das Basis-Spielzeug<br />
ständig ergänzen. Da es nur drei verschiedene,<br />
wenig ausladende Packungsgrößen<br />
gibt, kann der Ladenbesitzer sein<br />
Regal flexibel und effizient bestücken.<br />
Spielwelt von höchster Qualität:<br />
„Eichhorn – The Collection“ ist ein<br />
kleines Gesamtkunstwerk.<br />
UP-TO-DATE<br />
Ein Jahr lang hat Senior Product Manager<br />
Stefan Häusinger mit seinem Team<br />
an dem Gesamtkonzept gearbeitet. Im<br />
Februar wurde es erstmals auf der Spielwarenmesse<br />
in Nürnberg vorgestellt.<br />
„Die Resonanz war sensationell positiv“,<br />
„Wir sind davon<br />
überzeugt, dass der<br />
Fachhandel vor<br />
einer Renaissance<br />
steht, wenn es ihm<br />
gelingt, sich von den<br />
Großvertriebsformen<br />
klar abzuheben. “<br />
Uwe Weiler,<br />
COO der Simba Dickie Group<br />
freut sich Stefan Häusinger, der sich<br />
seit der ersten Stunde um die Marke<br />
Eichhorn kümmert. Er kann es gar nicht<br />
abwarten, dass die neue Kollektion<br />
endlich in den Regalen steht. Das wird<br />
im Sommer sein. „Ich hoffe sehr, dass die<br />
hohe Produktqualität, der deutlich<br />
gesteigerte Spielwert, das optimale Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis und das speziell für<br />
den Fachhandel konzipierte Verpackungs-<br />
design gut ankommen“, so Stefan<br />
Häusinger, der für jedes Detail verantwortlich<br />
ist, von der Rohstoffbeschaffung<br />
bis zum fertigen Produkt.<br />
Zurück zu den Wurzeln<br />
Eichhorn war schon immer eine hochwertige<br />
Marke. Zumal der respektvolle<br />
Umgang mit Ressourcen der Simba<br />
Dickie Group ein zentrales Anliegen ist.<br />
Sie war einer der ersten<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
33
34<br />
Quak, quak, quak …<br />
Spielzeughersteller, die ihre Produkte<br />
FSC-zertifizieren ließen. Im wahrsten<br />
Sinne des Wortes bewegt sich das Fürther<br />
Familienunternehmen auf dem Weg in<br />
die Zukunft zurück zu seinen Wurzeln.<br />
Mit Holzprodukten hatte einst alles<br />
angefangen.<br />
Ehe man sich lange mit der Frage aufhielt,<br />
ob der Fachhandel das günstigere<br />
Buchenholz-Sortiment akzeptieren werde,<br />
das gleichzeitig bei Großanbietern zu<br />
haben ist, wurde eben die exklusive Linie<br />
„Eichhorn – The Collection“ entwickelt,<br />
die nur im Fachhandel zu haben sein<br />
wird. Diese Spielzeuge können und sollen<br />
mehrere Generationen innerhalb einer<br />
Familie begleiten.<br />
Happy auf dem Holzweg<br />
In Konkurrenz zur bisherigen Eichhorn-<br />
Welt tritt die neue Linie trotzdem nicht.<br />
„Es gibt keinerlei Überschneidungen,<br />
kein Produktdesign ist doppelt“, erklärt<br />
Stefan Häusinger. Auf seinem Holz-Weg<br />
will er auch das Ausland erobern. In<br />
Österreich, der Schweiz und Norditalien<br />
hat das natürliche Spielzeug eine lange<br />
Tradition. Doch in Frankreich und Großbritannien<br />
beispielsweise gibt es Holz<br />
bislang nur in ausgewählten Geschäften.<br />
Als europäischer Anbieter für dieses<br />
Produkt rechnet man sich auch auf dem<br />
osteuropäischen Markt gute Chancen<br />
aus. Nun kann die Simba Dickie Group<br />
auch den internationalen Fachhandel mit<br />
einer Premium-Holzmarke beglücken.<br />
YO-YO JUNI 2010<br />
UP-TO-DATE<br />
Der neue Holz-Weg: So wird<br />
die Kollektion in den Regalen<br />
des Fachhandels stehen.<br />
JUNI 2010 YO-YO<br />
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