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Sehr geehrte Frau Professor Baer,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Seite 1<br />

Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Herzliche Grüße überbringe ich im Namen des<br />

Bundesministeriums für Familie und Senioren, Frauen und<br />

Jugend.<br />

Im Vorjahr haben wir uns an dieser Stelle intensiv über<br />

Datenquellen und Ursachendimensionen der Lohnlücke<br />

zwischen Frauen und Männern ausgetauscht.<br />

Denn: Nur wenn wir über die Zusammenhänge Genaueres<br />

wissen, können wir mögliche und notwendige Maßnahmen<br />

ursachenadäquat anpacken: Jeder Akteur in seinem<br />

Einflussbereich.<br />

In der Zwischenzeit hat das Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend ein Dossier zur<br />

Entgeltungleichheit erarbeitet, in dem wir umfassend die<br />

Gründe für die Lohnunterschiede darstellen,<br />

Interdependenzen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.<br />

Damit haben wir eine solide Grundlage geschaffen, auf der<br />

wir die nächsten Schritte gehen können. Zugleich haben<br />

wir mehr Klarheit darüber erhalten, wie und mit welchen<br />

Partnern oder Kooperationen die Lohnlücke in Deutschland<br />

wirkungsvoll reduziert werden kann.


Seite 2<br />

Inzwischen steht das Thema Entgeltgleichheit<br />

Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

erfreulicherweise weit <strong>oben</strong> auf der politischen Agenda.<br />

Darum kommt auch diese Fachtagung zum richtigen<br />

Zeitpunkt.<br />

23 % Prozent Lohnlücke – damit liegt Deutschland im EU-<br />

Vergleich auf dem siebtletzten Platz.<br />

Die Lohnlücke ist ein Kernindikator fortbestehender<br />

gesellschaftlicher Ungleichbehandlungen von Frauen im<br />

Erwerbsleben.<br />

In dieser einen Messgröße – dem Verhältnis der<br />

Bruttostundenlöhne von Frauen und Männern – verdichten<br />

sich (fast) alle Facetten der Probleme, mit denen Frauen<br />

im Erwerbsleben weiter konfrontiert werden:<br />

Diese sind zugleich die Hauptursachen der<br />

Entgeltungleichheit:<br />

1. Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den<br />

höheren Stufen der Karriereleiter.<br />

2. Frauen unterbrechen häufiger und länger als Männer<br />

familienbedingt ihre Erwerbstätigkeit und reduzieren deutlich<br />

häufiger ihren Beschäftigungsumfang.<br />

3. Individuelle und kollektive Lohnverhandlungen haben die traditionell<br />

schlechtere Bewertung typischer Frauenberufe bislang nicht<br />

<strong>nach</strong>haltig überwinden können.


Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Welche Möglichkeiten, diese Ursachen anzugehen, liegen<br />

nun bei der Politik?<br />

Seite 3<br />

Die größte Bedeutung für die Lohnlücke – das zeigen alle<br />

Untersuchungen – haben die langen<br />

Erwerbsunterbrechungen von Frauen.<br />

Und: je länger diese dauern, desto größer wird die<br />

Lohnlücke.<br />

Der Effekt verstärkt sich zusätzlich – und das gilt<br />

besonders für Westdeutschland – durch die daran häufig<br />

anschließende Teilzeitarbeit von Frauen.<br />

Der Blick in andere Länder zeigt, wo bei uns noch der<br />

Schuh drückt: Dort, wo es eine bessere Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf gibt<br />

− sind mehr Frauen erwerbstätig,<br />

− bekommen sie mehr Kinder,<br />

− und ist dennoch die Lohnlücke kleiner.<br />

Vorrangiges Ziel muss es also sein, dafür zu sorgen, dass<br />

Frauen in die Lage versetzt werden, auch mit Familie im<br />

Beruf „am Ball“ zu bleiben.<br />

Hier sehen wir unsere Hauptaufgabe und darum haben wir<br />

in den letzten drei Jahren gewaltige Anstrengungen


Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

unternommen, um in diesem Punkt endlich deutlich voran<br />

zu kommen:<br />

Seite 4<br />

• Mit dem Elterngeld und den Partnermonaten:<br />

Familienbedingte Erwerbsunterbrechungen gehören<br />

inzwischen auch zum Alltag viele Väter: Die Zahl der<br />

Väter, die Elternzeit in Anspruch genommen haben,<br />

hat sich bereits von 3,5 auf über 16 % vervielfacht.<br />

• Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung: 500.000<br />

zusätzliche Plätze bis 2013 - das schafft Wahlfreiheit<br />

für junge Eltern anstatt der Alternative „Kind oder<br />

Karriere“,<br />

• Und mit dem Aktionsprogramm Perspektive<br />

Wiedereinstieg setzen wir uns zusammen mit der<br />

Bundesanstalt für Arbeit dafür ein, dass Frauen <strong>nach</strong><br />

einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung<br />

erfolgreich wieder einsteigen und noch einmal richtig<br />

durchstarten können.<br />

Natürlich brauchen wir dabei auch die Unterstützung der<br />

Wirtschaft: Frauengerechte und familienfreundliche<br />

Arbeitsbedingungen liegen schließlich im unmittelbaren<br />

Einflussbereich der Unternehmen.<br />

Weitere Ursachen für die Lohnlücke sind für die Politik<br />

schwerer zugänglich:


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Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

• Dazu gehören zum Beispiel die Tatsache, dass<br />

Frauen aus einem zu kleinen, oft geringer bezahlten<br />

Berufsspektrum auswählen, aber auch die<br />

schlechteren Aufstiegschancen von Frauen;<br />

Gerade morgen wird zum 9. Mal der von uns zusammen<br />

mit der Wirtschaft und weiteren Partnern durchgeführte<br />

Girls’Day in ganz Deutschland stattfinden, und die jährlich<br />

zunehmende Beteiligung macht das große Interesse nicht<br />

nur der Mädchen, sondern gerade auch der Unternehmen<br />

deutlich.<br />

Wirtschaftsbetriebe haben letztlich ein ureigenes Interesse<br />

an der Schließung der Lohnlücke, denn:<br />

Mehr Frauen in Führungspositionen und mehr Frauen in<br />

zukunftsorientierten Berufen sind eine unschätzbare<br />

Personalressource. Frauen sind heute hervorragend<br />

ausgebildet und schon heute fehlen 400.000 Fachkräfte!<br />

Und mehr Frauen in Führungspositionen heißt zugleich<br />

mehr Frauen mit besseren Einkommen.<br />

• Für die Politik kaum zu beeinflussen ist aber auch<br />

das Zustandekommen von Arbeitsentgelten in<br />

Tarifverträgen und Gehaltsverhandlungen; dies liegt<br />

im Einflussbereich der Tarifparteien und der<br />

einzelnen Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen.


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Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Natürlich können wir Frauen ermutigen, bei der Frage der<br />

Lohnverhandlungen mehr Geld einzufordern. Studien zeigen, dass<br />

die Erfolgsbilanz von Männern bei Beförderung und bei<br />

Gehaltserhöhungen eine deutlich bessere ist.<br />

In unserer letzten Sinusstudie haben wir herausgefunden, dass<br />

Frauen oft „ein Paket“ verhandeln, in dem die Gehaltshöhe nicht<br />

immer im Mittelpunkt steht. Aspekte wie Arbeitsbedingungen und<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für viele Frauen von<br />

größter Relevanz und nicht selten wichtiger als das Gehalt. Mit<br />

letztlich fatalen Wirkungen. Eine Frau, die ein geringes Gehalt<br />

verhandelt, wird vom Chef nicht selten als eine Frau<br />

wahrgenommen, der Familie wichtiger ist als Leistung… und damit<br />

ist ihre berufliche Perspektive manchmal schon vorgezeichnet.<br />

Viele Arbeitgeber sind sich allerdings der Lohnunterschiede in<br />

ihrem Betrieb gar nicht bewusst.<br />

Daher wollen wir als Bundesregierung hier Unterstützung anbieten.<br />

Schon seit einiger Zeit stellen wir einen Leitfaden – „Fair P(l)ay“ -<br />

zur Verfügung, der allen an der Lohnfindung Beteiligten geeignete<br />

Hinweise gibt, wie das Prinzip „Gleicher Lohn für gleichwertige<br />

Arbeit“ eingehalten werden kann.<br />

In den letzten Jahren haben wir nun verstärkt die Strategien<br />

unserer Nachbarn beobachtet und sind dabei in der Schweiz auf<br />

das Instrument Logib gestoßen. Ich begrüße mit Freude Frau


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Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Schmid aus der Schweiz, die Ihnen über Logib und ihre<br />

Erfahrungen damit heute noch Genaueres erzählen wird.<br />

Hier nur soweit: Logib ist ein Tool, mit dem Unternehmen im<br />

Selbsttest untersuchen können, ob sie das Prinzip „Gleicher Lohn<br />

für gleiche Arbeit“ umsetzen.<br />

Die Analysen geben zudem Hinweise, was die Gründe für die<br />

Lohnunterschiede sind und wie diese Unterschiede beseitigt<br />

werden können.<br />

Wir haben Logib für Deutschland auf Logib-D<br />

umprogrammiert und stellen das Tool nun in einer<br />

Pilotphase deutschen Unternehmen zur Verfügung.<br />

Mehrere Unternehmen haben sich zu einem solchen<br />

Testlauf bereit erklärt. Noch im Laufe dieses Jahres ist<br />

beabsichtigt, ein Beratungsangebot aufzubauen, das<br />

Logib-D-Unternehmen Unterstützung bei der Realisierung<br />

einer geschlechtergerechten Vergütungsstruktur anbietet.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Schlechtere Einkommensaussichten führen zu geringerer<br />

Erwerbsneigung, längere Erwerbsunterbrechungen führen zu mehr<br />

Entgeltungleichheit – ein Teufelskreis.<br />

Diesen Kreislauf müssen wir durchbrechen, denn er führt nicht nur<br />

zu Ungerechtigkeit, sondern auch zu erheblichen Armutsrisiken bei


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Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Arbeitslosigkeit oder Tod des Partners oder Scheidung, in der<br />

Folge auch durch zu niedrige Renten im Alter.<br />

Fortschritte können wir nur erzielen - und da sind wir uns<br />

mit der Wirtschaft und den Sozialpartnern einig -,wenn wir<br />

alle an einem Strang ziehen: Politik, Unternehmen und<br />

Sozialpartner.<br />

Unser Ziel ist es daher,<br />

die verschiedenen Akteure zusammen zu bringen, damit<br />

jeder dort aktiv wird, wo er Veränderungen bewirken kann.<br />

Wir haben dazu bereits zukunftsgerichtete, strategische<br />

Partnerschaften geschlossen:<br />

• Im Rahmen der Vereinbarung der Bundesregierung<br />

mit der Wirtschaft zur Chancengleichheit in der<br />

Privatwirtschaft,<br />

• Und mit dem nationalen Aktionsbündnis zum Equal<br />

Pay Day, in dem Frauen- und Wirtschaftsverbände in<br />

einer breiten Allianz zusammen arbeiten. Ich begrüße<br />

Frau Bischof, die als Präsidentin des BPW darüber<br />

berichten wird.<br />

Zugleich werden wir weiter die Augen offen halten für<br />

erfolgreiche Strategien in unseren Nachbarländern:


Begrüßung anlässlich der<br />

Fachtagung desGKZ<br />

„Entgeltgleichheit herstellen<br />

– Strategien, Instrumente, gute Beispiele“<br />

am 22. April 2009 in Berlin<br />

Heike Claessen<br />

Bundesministerium für Familie und Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Daher arbeiten wir mit in einer Arbeitsgruppe, die die<br />

Europäische Kommission zum Thema Gender Pay Gap<br />

eingerichtet hat. Ferner werden wir noch in diesem Jahr ein<br />

gemeinsames Seminar mit Frankreich durchführen, das<br />

dem Erfahrungsaustausch zum Thema Entgeltgleichheit<br />

dienen soll.<br />

Seite 9<br />

Sehr gespannt bin ich auch auf die Ausführungen von<br />

Herrn Mizon aus Großbritannien und Frau Rijmenams aus<br />

Belgien.<br />

Ich wünsche uns allen einen erfolgreichen Verlauf dieser<br />

interessanten Tagung!

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