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FFD IM - Freudenberg Forschungsdienste SE & Co. KG

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Ausgabe 2_2013<br />

<strong>FFD</strong> <strong>IM</strong><br />

DIALOG<br />

Mehr Informationen unter www.forschungsdienste.de<br />

Purtex® WR<br />

u Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung<br />

<strong>Freudenberg</strong><br />

<strong>Forschungsdienste</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Durchströmte Elastomermembran. Links Ruhezustand, rechts ausgelenkter Zustand<br />

1. Vorwort S. 3<br />

2. Purtex ® WR – fluorcarbonfreie, wasserabweisende<br />

Textilausrüstung S. 4<br />

3. Fluid-Struktur-Interaktion FSI S. 11<br />

4. Vergleich unterschiedlicher Optimierungsmethoden S. 16<br />

5. MULLINS oder PAYNE? S. 23<br />

6. Chemietechnikum S. 29<br />

7. Neues von den Senior Scientists S. 31<br />

8. Vorsicht Erfindung S. 34<br />

9. Gewinner des Preisrätsels aus Dialog 4/2012 S. 35<br />

10. Seminare S. 36<br />

2 Inhalt


Liebe Geschäftsfreunde,<br />

das Thema Umweltschutz gewinnt in vielen Bereichen des Lebens<br />

eine immer größere Bedeutung. Offensichtliche Dinge wie die<br />

Mülltrennung und die Rückführung von Rohstoffen in den Kreislauf,<br />

die sparsame Verwendung von Wasser oder der bedachte<br />

Umgang mit Energie werden zunehmend ergänzt durch vorausschauende<br />

und nachhaltige Maßnahmen bei der Entwicklung<br />

neuer Produkte und Prozesse. Auch als Argument für den Kauf<br />

eines Produktes spielt die Nachhaltigkeit bei den Endabnehmern<br />

eine wichtige Rolle. Ein Umweltschutz-Label oder ein positives Abschneiden<br />

in der Bewertung durch ein Prüfinstitut kann den Käufer<br />

bei seiner Entscheidung beeinflussen.<br />

Vorwort<br />

In dieser Ausgabe des „Dialogs“ finden Sie zwei Beispiele, wie<br />

<strong>FFD</strong> einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leistet, sei es bei der<br />

Entwicklung umweltfreundlicher Dispersionen zur Textilausrüstung<br />

(Seite 4) oder auch bei der intelligenten Prüfung reibungsoptimierter<br />

Elastomere (Seite 31).<br />

Drei Artikel haben wir der Steigerung der Effizienz von Entwicklungen<br />

gewidmet. Strömungssimulationen sind heute bereits für viele Fragestellungen<br />

etabliert. Lassen Sie sich überraschen, welch komplexe<br />

Aufgaben mit den neuen Programmen heute schon bearbeitet werden<br />

können (Seite 11). Und bevor Sie bei der Entwicklung umfangreiche<br />

Versuchsreihen einplanen, lohnt es sich auf jeden Fall, über<br />

den Einsatz der statistischen Versuchsmethodik nachzudenken. Einen<br />

Vergleich gängiger Optimierungsverfahren finden Sie auf Seite 16.<br />

Falls Sie bei der Prüfung von Elastomerbauteilen mitunter überraschende<br />

Ergebnisse finden, geben Ihnen unsere Darstellung zweier<br />

wichtiger Effekte eventuell Hinweise zur Erklärung (Seite 23). Die<br />

Nutzung dieser Effekte bei Materialentwicklung und Konstruktion<br />

kann helfen, zeit- und kostenaufwändige Irrwege zu vermeiden.<br />

Die hierfür vorteilhafte Expertise im Umgang mit der “schwarzen<br />

Kunst“ bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der <strong>FFD</strong>.<br />

Ich wünsche Ihnen spannende und anregende Lektüre.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Gerd Eßwein<br />

Vorwort<br />

3


Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung<br />

Purtex ® WR<br />

In der Textilindustrie wird bis heute eine Vielzahl von schädlichen<br />

Chemikalien eingesetzt, die auch in den hierzulande verkauften<br />

Produkten der Markenhersteller nachzuweisen sind. Vor zwei<br />

Jahren hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace daher die<br />

sogenannte „Detox Kampagne“ gestartet, um die Textilhersteller<br />

dazu zu bewegen, auf die Verwendung von giftigen Chemikalien<br />

bei der Produktion ihrer Textilien zu verzichten. Eines der Kernthemen<br />

dieser Kampagne sind per- und polyfluorierte Chemikalien<br />

(PFCs), die zur dauerhaft wasserabweisenden Ausrüstung (DWR,<br />

durable water repellents) von Textilien eingesetzt werden und von<br />

denen einige als krebserregend und reproduktionstoxisch eingestuft<br />

sind. Das Risiko dieser Substanzgruppe liegt vor allem darin,<br />

dass es während des Herstellungsprozesses durch verschmutztes<br />

Abwasser zur Emission der PFCs in den Wasserkreislauf kommt.<br />

Aufgrund ihrer extremen Stabilität, ihrer mangelnden biologischen<br />

Abbaubarkeit sowie der damit verbundenen Anreicherung (Akkumulation)<br />

in der Umwelt ist die weltweit messbare Belastung mit<br />

PFCs mittlerweile enorm. Die Chemikalien lassen sich sowohl in<br />

der Luft, im Trinkwasser, in unserer Nahrung als auch im menschlichen<br />

Blut nachweisen. Ihr dramatischer Verbreitungsgrad wird daran<br />

deutlich, dass per- und polyfluorierte Chemikalien inzwischen<br />

4<br />

Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung


selbst im Schnee der Arktis und Antarktis nachgewiesen werden<br />

können. Aufgrund des stetig steigenden öffentlichen Drucks haben<br />

sich mittlerweile viele große Hersteller wie beispielsweise Puma,<br />

Nike, adidas, H&M, C&A, etc. dazu verpflichtet bis 2016 auf<br />

PFCs zu verzichten und suchen daher aktuell nach alternativen<br />

Technologien.<br />

Der Wechsel von per- und polyfluorierten Chemikalien hin zu umweltfreundlichen,<br />

fluorcarbonfreien Substituenten wurde bereits<br />

2008 bei den <strong>Freudenberg</strong> New Technologies als möglicher Zukunftstrend<br />

diskutiert und so wurde im Bereich New Business Development<br />

im selben Jahr mit Bearbeitung dieses für <strong>Freudenberg</strong><br />

neuen Geschäftsfeldes begonnen. In Zusammenarbeit mit der<br />

Polyurethan-Abteilung der <strong>Freudenberg</strong> <strong>Forschungsdienste</strong>, die für<br />

die F&E-Tätigkeiten im Rahmen des Purtex ® -Projekts verantwortlich<br />

war, wurde eine neuartige, 100 % lösemittel- und fluorcarbonfreie<br />

DWR-Ausrüstung entwickelt.<br />

Purtex ® WR basiert auf einer Polyurethanprepolymer-Emulsion,<br />

die reaktiv auf Textilien appliziert und anschließend durch thermische<br />

Vernetzung fixiert wird. Hierdurch wird das hydrophob modifizierte<br />

Polyurethan sowohl physikalisch als auch chemisch an die<br />

Fasern angebunden, wodurch herausragende Wasch- und Scheuerfestigkeiten<br />

erreicht werden. Die Vernetzung des Polyurethans<br />

führt weiterhin zu einer ausgesprochen weichen Imprägnierung,<br />

die den Textilien einen voluminösen Griff und eine geschmeidige<br />

Haptik verleiht.<br />

Chemischer Hintergrund<br />

Die chemische Basis der Purtex ® WR-Emulsion ist eine Alkoholterminierte<br />

Polymervorstufe, das sogenannte Polyurethanprepolymer.<br />

Der hydrophobe Charakter der späteren DWR-Ausrüstung wird<br />

durch den kovalenten Einbau von OH-funktionalisierten, fluorcarbonfreien<br />

Hydrophobierungsmitteln in die Polymerkette bewirkt<br />

(Abbildung 1). Durch die chemische Einbindung dieser Additive<br />

wird deren spätere Wasch- und Abriebbeständigkeit garantiert.<br />

Abb. 1: Herstellung von Purtex ®<br />

WR-Emulsionen<br />

Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung<br />

5


Purtex® WR<br />

Nach der Herstellung des Polyurethanprepolymers wird dieses anschließend<br />

in Wasser emulgiert. Durch die Verwendung von biologisch<br />

leicht abbaubaren Emulgatoren, werden die Emulsionen<br />

stabilisiert. Organische Lösungsmittel, wie sie bei der Herstellung<br />

von herkömmlichen Polyurethan-Dispersionen (Aceton-Verfahren)<br />

verwendet werden, finden hierbei keine Verwendung und auch<br />

zur Stabilisierung der erhaltenen Polyurethanprepolymer-Emulsionen<br />

in Wasser sind keine organischen <strong>Co</strong>löser wie beispielsweise<br />

N-Methylpyrrolidon (NMP) notwendig. Purtex ® -Emulsionen sind<br />

vollständig lösemittelfreie, wasserbasierte Systeme. Die Aushärtung<br />

von Purtex ® WR erfolgt, wie in Abbildung 2 gezeigt, durch<br />

Zusatz einer multifunktionellen Härterkomponente und anschließendem<br />

Verdampfen des Wassers bei gleichzeitiger Vernetzung<br />

des Polyurethans. Üblicherweise läuft dieser Vorgang nach Applikation<br />

der reaktiv eingestellten Emulsion beim Trocknen in einer<br />

Heizstrecke bei Temperaturen im Bereich von 120 °C bis 150 °C<br />

ab.<br />

Abb. 2: Vernetzung von Purtex ® WR-Emulsionen<br />

Parallel zur Aushärtung des Polyurethans kann auch eine chemische<br />

Anbindung der Textilausrüstung an das Fasermaterial erfolgen.<br />

Diese Anbindung ist bei allen Fasertypen möglich, die über<br />

funktionelle Gruppen mit zerewitinoffaktiven Wasserstoffatomen<br />

verfügen. In Abbildung 3 ist exemplarisch die Anbindung von<br />

Purtex® WR an ein Polyamid-Fasermaterial gezeigt.<br />

Abb. 3:<br />

Linke Strukturformel: Ausschnitt einer<br />

Polyamid 6-Kette;<br />

rechte Strukturformel: Anbindung der<br />

Purtex ® WR-Polyurethanmatrix an<br />

die Polyamid 6-Kette über einen<br />

isocyanathaltigen Vernetzer<br />

6 Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung


Die Kombination aus physikalischer und chemischer Anbindung<br />

der Imprägnierung an das Fasermaterial verbessert die spätere<br />

Scheuerfestigkeit und Waschbeständigkeit der Textilausrüstung<br />

deutlich.<br />

Eigenschaften<br />

Atmungsaktivität<br />

Die Atmungsaktivität ist eine Bezeichnung für den Feuchtigkeitstransport<br />

aus dem Inneren eines Textils nach außen und stellt damit<br />

eine wichtige bekleidungsphysiologische Komponente zur Bewertung<br />

des Tragekomforts von Bekleidung dar. Um Aussagen zur<br />

Atmungsaktivität zu machen, wird der Wasserdampfdurchgangswiderstand<br />

R et [m²Pa/W] bestimmt. Dieser ist ein Maß für den<br />

Widerstand, den ein Textil dem Transport von (dampfförmigem)<br />

Schweiß entgegensetzt: je geringer der R et -Wert, desto größer die<br />

Atmungsaktivität eines Textils.<br />

Üblicherweise wird der Wasserdampfdurchgangswiderstand R et<br />

mit Hilfe des Thermoregulationsmodells der menschlichen Haut<br />

(Hautmodell) unter Prüfbedingungen nach DIN EN 31092 A : 1994-<br />

02 bzw. ISO 11092 A : 1993-10 bestimmt. Der Prüfstandaufbau besteht<br />

üblicherweise aus einer porösen, beheizbaren Metallplatte,<br />

über die eine wasserdampfdurchlässige Membran und darauf die<br />

zu untersuchende Textilprobe gespannt wird. Anschließend wird<br />

die poröse Metallplatte auf 35 °C erhitzt und Wasser zugeführt.<br />

Die aufgespannte Membran gewährleistet hierbei, dass aus der<br />

Messfläche ein konstanter Wasserdampfstrom und kein flüssiges<br />

Wasser austritt. Im stationären Zustand wird die der Meßfläche<br />

zugeführte Heizleistung als Maß für die verdampfte Wassermenge<br />

und damit für den Wasserdampfdurchgangswiderstand der Probe<br />

bestimmt. Die Messung erfolgt in einem Prüfklima bei 35 °C und<br />

40 % relativer Luftfeuchte.<br />

Laut einer für Berufsbekleidung etablierten Klassifikation nach Hohenstein,<br />

werden Textilien mit einem Wasserdampfdurchgangswiderstand<br />

zwischen 0 bis 6 m ² Pa/W als extrem atmungsaktiv<br />

bezeichnet, während Textilien mit Werten größer 20 m ² Pa/W<br />

als nicht mehr atmungsaktiv gelten. Im Falle aller mit Purtex ® WR<br />

ausgerüsteten Prüfgewebe wurden Wasserdampfdurchgangswiderstände<br />

kleiner 5 m ² Pa/W gemessen, wodurch alle getesteten<br />

Textilproben das Prädikat „extrem atmungsaktiv“ erhielten.<br />

Scheuerfestigkeit – Abriebbeständigkeit und Pilling<br />

Die Scheuerfestigkeit von Textilien wird üblicherweise mittels der<br />

Martindale-Methode (DIN EN ISO 12947-2 A : 2007-04) bestimmt.<br />

Dieses Verfahren simuliert eine natürliche Abnutzung, indem die<br />

Prüftextilien mit einer vorgegebenen Gewichtsbelastung kontinuierlich<br />

gegen ein wollendes Scheuergewebe gerieben werden<br />

(Abbildung 4). Gemessen wird die Anzahl an Scheuertouren<br />

(Schleißzahl), die zum Verschleiß von zwei Fäden führen.<br />

Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung<br />

7


Abb. 4: Martindale-Scheuergerät<br />

Bei allen getesteten Prüfgeweben<br />

führte eine Ausrüstung mit Purtex<br />

® WR zu einer Verbesserung<br />

der Schleißzahl um einen Faktor<br />

von 3 bis 4. Die Ursachen für<br />

diese deutliche Verbesserung der<br />

Scheuerfestigkeit lassen sich mittels<br />

der Rasterelektronenmikroskopie<br />

(REM) visualisieren. Abbildung<br />

5 zeigt die REM-Aufnahme<br />

eines Polyestermaterials, das mit<br />

einer 20 %igen Purtex ® WR-<br />

Emulsion ausgerüstet wurde.<br />

Purtex® WR<br />

Abb. 5: REM-Aufnahmen eines mit 20 %iger Purtex ® WR-Emulsion ausgerüsteten<br />

Polyestermaterials. Linke Aufnahme: 500fache Vergrößerung; rechte Aufnahme:<br />

2000fache Vergrößerung. Die Verklebung einzelner Fasern oder Faserbündel, die<br />

eine signifikante Verbesserung der Scheuerfestigkeit des Textils zur Folge hat, ist<br />

deutlich zu erkennen. Die Atmungsaktivität des ausgerüsteten Textils wird durch das<br />

Finish nur minimal reduziert.<br />

Neben einer Imprägnierung der einzelnen Faserstränge lassen<br />

sich Anlagerungen von Polyurethanmaterial sowohl an Faserkreuzungspunkten<br />

als auch innerhalb von Faserbündeln erkennen.<br />

Diese „Verklebungen“ haben zur Folge, dass sich einzelne Fasern<br />

schwieriger aus dem Verbund herauslösen lassen, was sich<br />

makroskopisch in einem verbesserten Pillingverhalten und einer<br />

verbesserten Abriebbeständigkeit äußert.<br />

8 Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung


Hydrophobie – Waschbeständigkeit und Lebensdauer nach mechanischer<br />

Beanspruchung<br />

Die Prüfung der wasserabweisenden Eigenschaften einer Textilprobe<br />

erfolgt in der Praxis nach dem sogenannten Spraytest (ISO<br />

4920, AATCC 22-2010). Dabei wird die Probe mit destilliertem<br />

Wasser künstlich beregnet (Abbildung 6).<br />

Abb. 6: Spraytest nach ISO 4920 / AATCC 22-2010<br />

Der Abperleffekt des Wassers sowie Benetzungsgrad<br />

der Oberfläche werden<br />

anschließend visuell beurteilt und gemäß<br />

eines Bewertungsmaßstabs mit Noten von<br />

1 bis 5 bewertet, wobei die Note 5 das<br />

bestmögliche Ergebnis darstellt. Je nach<br />

Textil erreicht Purtex ® WR hierbei Abperlnoten<br />

im Bereich von 2 bis 4 und Benetzungsnoten<br />

im Bereich von 4 bis 5, die<br />

aufgrund der guten Wasch- und Abrasionsbeständigkeit<br />

über 20 Waschzyklen<br />

stabil sind. Laut einer Greenpeace-Studie<br />

ist Purtex ® WR damit aktuell die einzige<br />

waschbeständige, fluorcarbonfreie DWR-<br />

Ausrüstung [1] .<br />

Fogging-Verhalten<br />

Bei Purtex ® wurde im Hinblick auf mögliche<br />

Anwendungen im Automobilinnenbereich<br />

von Anfang an das Konzept<br />

verfolgt, dass alle Additive entweder kovalent<br />

in die Polymerkette eingebunden<br />

oder im Falle des externen Emulgators<br />

nach der Veredlung aus dem Textil entfernt werden. Zur Bewertung<br />

des resultierenden Fogging-Verhaltens wurden Textilien mit<br />

20 %iger Purtex-Emulsion veredelt und im Anschluss daran mittels<br />

Headspace-GC/MS und Extraktions-GC/MS untersucht. Hierbei<br />

waren auf dem ausgerüsteten Textil weder freie Isocyanate,<br />

noch andere flüchtige organische Bestandteile detektierbar und<br />

es wurde bestätigt, dass es sich bei Purtex ® WR um ein extrem<br />

emissionsarmes System handelt.<br />

Untersuchung in Bezug auf chemische Schadstoffe<br />

Im Rahmen von Untersuchungen der Umweltorganisation Greenpeace<br />

wurden alle kommerziell erhältlichen, fluorcarbonfreien<br />

DWR-Ausrüstungen einer umfassenden Schadstoffprüfung unterzogen,<br />

mit dem Ziel, das human- und ökotoxikologische Gefährdungspotential<br />

der fluorcarbonfrei ausgerüsteten Textilien zu<br />

bewerten. Neben dem Nachweis der Fluorfreiheit mittels energiedispersiver<br />

Röntgenspekroskopie (EDX) wurden die Proben auf<br />

Phthalate (Weichmacher), polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />

Alkylphenole und Alkylphenolethoxylate (nichtionische<br />

Tenside), Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen, Organozinnverbindungen<br />

(Katalysatoren) sowie allergisierende und<br />

Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung<br />

9


krebserregende Dispersionsfarbstoffe hin analysiert. Im Hinblick<br />

auf die ökologische und gesundheitliche Unbedenklichkeit erzielte<br />

Purtex ® WR von allen getesteten Phobierungsmitteln die beste<br />

Bewertung: „[…] Purtex ® und […] sind nachweislich fluorfrei und<br />

liefern bei der Schadstoffanalyse keine auffälligen Ergebnisse.<br />

Besonders die mit Purtex ® ausgerüstete Probe enthält keinerlei<br />

Substanzen, die als kritisch oder bedenklich für den Menschen<br />

eingestuft sind“ [1] .<br />

Zusammenfassung<br />

Purtex ® WR bietet als DWR-Ausrüstung Funktionalität und höchsten<br />

Komfort, ohne eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt darzustellen.<br />

Die Emulsion ist vollkommen frei von jeglichen bedenkli-<br />

Purtex® WR<br />

chen Chemikalien. Purtex ® findet überall da Anwendung, wo es<br />

auf Komfort, Funktionalität oder besondere Widerstandsfähigkeit<br />

gegenüber Abrieb und Alterung ankommt: Outdoor- und Sportkleidung,<br />

Arbeits- und Schutzkleidung, Heimtextilien und Textilien im<br />

Gesundheitswesen.<br />

Literatur<br />

[1]<br />

Masterarbeit, M. Schoettmer, 2013.<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Dr. Björn Hellbach<br />

Projektleiter Polyurethane<br />

Tel.: 06201 - 80 32 40<br />

Fax: 06201 - 88 30 63<br />

bjoern.hellbach@<br />

freudenberg.de<br />

Dr. Birgit Severich<br />

Purtex Business Manager<br />

Tel.: 06201 - 80 25 24<br />

Fax: 06201 - 88 25 24<br />

birgit.severich@<br />

freudenberg.de<br />

10 Purtex ® WR – Fluorcarbonfreie, wasserabweisende Textilausrüstung


Erweiterte Simulationsmöglichkeiten bei <strong>FFD</strong>-CAE<br />

Fluid-Struktur-<br />

Interaktion FSI<br />

<strong>Co</strong>-Simulation zur Berechnung von Strömungsproblemen mit<br />

Fluid-Struktur-Interaktion<br />

Gleich, ob zur Auslegung und Optimierung fluidtechnischer Komponenten,<br />

zur Beantwortung prozesstechnischer Fragestellungen<br />

oder zur Beschreibung komplexer Herstellungsverfahren: Numerische<br />

Strömungssimulationen sind heute ein fest etabliertes und oftmals<br />

unentbehrliches Hilfsmittel für einen effizienten Entwicklungsprozess.<br />

Die permanente Weiterentwicklung der bestehenden<br />

Simulationswerkzeuge hin zu multiphysikalischen „Alleskönnern“<br />

gepaart mit kontinuierlich steigender Rechenleistung erlaubt es dabei,<br />

immer komplexere technische Fragestellungen in immer kürzerer<br />

Zeit zu lösen. Sie stellt damit eine wesentliche Triebfeder für<br />

eine weitere Reduzierung von Entwicklungszeit und -kosten dar.<br />

Bislang konnten Strömungsprobleme mit Fluid-Struktur-Interaktion<br />

(FSI) bei <strong>FFD</strong>/CAE nur in Ausnahmefällen berechnet werden. So<br />

besaßen die numerischen Werkzeuge zur Durchführung von FSI-<br />

Berechnungen entweder noch nicht den erforderlichen Reifegrad,<br />

oder sie ließen sich nicht in die bereits vorhandene Berechnungsarchitektur<br />

integrieren. Mit der seit kurzem bestehenden Möglichkeit,<br />

Strömungssimulationen in der Umgebung von Abaqus, unserem<br />

„Arbeitspferd“, zur Lösung strukturmechanischer Fragestellungen,<br />

Fluid-Struktur-Interaktion FSI 11


durchführen zu können, hat sich diese Situation nunmehr geändert.<br />

Dies soll zum Anlass genommen werden, hier einen kurzen Überblick<br />

über die Anwendung von „FSI“ zu geben und die <strong>FFD</strong>/CAE<br />

diesbezüglich zur Verfügung stehenden Ressourcen vorzustellen.<br />

Was ist FSI?<br />

Sehr häufig wird bei der Berechnung von Durch- oder Umströmungsproblemen<br />

davon ausgegangen, dass die Berandung, also<br />

die Struktur, welche die Strömung führt, stationär d.h. starr und unbeweglich<br />

ist. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die von der<br />

Strömung übertragenen Druck- und Scherkräfte keine nennenswerte<br />

Verformung in der Struktur hervorrufen. In Fällen, in denen die<br />

strömungsführenden Strukturen aus steifen Werkstoffen wie z. B.<br />

Stahl oder Kunststoff bestehen, ist diese Annahme häufig zulässig.<br />

Erweiterte Simulationsmöglichkeiten bei <strong>FFD</strong>-CAE<br />

Gleichzeitig existiert jedoch eine Vielzahl von Strömungsproblemen<br />

in Natur und Technik, bei denen flexible bzw. bewegliche<br />

Strukturen die Umrandung des Strömungsgebietes bilden. In diesen<br />

Fällen sind die mit den Strömungskräften einhergehenden Verformungen<br />

in der Struktur häufig nicht mehr vernachlässigbar und<br />

es kommt zu einer Wechselwirkung zwischen der Strömung auf<br />

der einen Seite und der angrenzenden Struktur auf der anderen.<br />

Solche Problemfälle werden als Fluid-Struktur-Interaktionen (FSI)<br />

bezeichnet. Ihre Berechnung muss neben der eigentlichen Strömung<br />

auch die Antwort der Struktur und ggf. deren Rückwirkung<br />

auf die Strömung einbeziehen.<br />

12 Fluid-Struktur-Interaktion FSI<br />

Gerade bei einer so breit aufgestellten Unternehmensgruppe wie<br />

<strong>Freudenberg</strong> braucht man nach technischen Beispielen für Fluid-<br />

Struktur-Interaktionen nicht lange zu suchen. Gleich, ob Motorlager,<br />

Hydrobuchsen, hydraulische Achslenklager, Faltenbälge,<br />

Pumpmembranen, Simmerringe, Elastomerventile, medizinische<br />

Stimmprothesen etc.: Bauteile, bei denen flexible Elastomerstrukturen<br />

umströmt werden oder mit fluidgefüllten Räumen interagieren,<br />

finden sich zu Hauf.<br />

Charakterisierung von FSI-Problemen<br />

Ein wesentliches Merkmal zur Einordnung von Fluid-Struktur-Interaktionen,<br />

ist der vorhandene Grad der Kopplung. Von schwacher<br />

Kopplung spricht man, wenn nur eine geringe Rückwirkung<br />

zwischen strukturmechanischem und fluiddynamischem Problem<br />

besteht. Den Extremfall einer schwachen Kopplung stellt die unidirektionale<br />

Kopplung dar. Als Beispiel hierfür kann die Umströ-


mung eines Tragflügels angeführt werden. Die durch die Strömung<br />

hervorgerufene Druckverteilung um das Profil führt zu strukturmechanischen<br />

Beanspruchungen im Flügel. Die damit verbundenen<br />

Verformungen sind indes so gering, dass eine Rückwirkung auf die<br />

Strömung in der Regel vernachlässigt werden kann. Die Lösung<br />

unidirektionaler FSI-Probleme kann getrennt voneinander erfolgen,<br />

indem die aus der Strömungssimulation berechnete Druckverteilung<br />

einmalig als Randbedingung einer nachfolgenden strukturmechanischen<br />

Berechnung dient. Insofern stellen unidirektionale<br />

FSI-Probleme keine zusätzliche Herausforderung gegenüber der<br />

Berechnung der beiden Einzelprobleme dar. Ganz anders sieht<br />

dies im Falle einer starken oder auch bidirektionalen Kopplung<br />

(vgl. Abb. 1) aus. Die Deformation der Struktur ist in diesen Fällen<br />

bzgl. ihrer Rückwirkung auf die Strömung nicht mehr vernachlässigbar<br />

und eine getrennte Betrachtungsweise der Teilprobleme damit<br />

nicht mehr möglich.<br />

<strong>Co</strong>-Simulation mit Abaqus<br />

Mit der Einführung von<br />

Abaqus/CFD im Jahre 2010<br />

war es erstmals möglich, Strömungssimulationen<br />

in der<br />

Umgebung von Abaqus<br />

durchzuführen. Da es sich bei<br />

Abaqus/CFD um eine vollständige<br />

Neuentwicklung handelt,<br />

ist der Funktionsumfang im<br />

Vergleich zu unserem zur Strömungssimulation<br />

eingesetzten Hauptwerkzeug, Ansys-CFX, derzeit<br />

stellenweise noch eingeschränkt. So ist der Einsatz von Abaqus/<br />

CFD aktuell auf inkompressible Strömungen beschränkt. Auch hinsichtlich<br />

der verfügbaren Modelle, z. B. zur Turbulenzbeschreibung,<br />

oder bei der Vorgabe von Randbedingungen besteht noch an der<br />

einen oder anderen Stelle Weiterentwicklungspotential. Seitens des<br />

Softwareherstellers wird hieran jedoch mit Nachdruck gearbeitet.<br />

Abb1: Schematische Darstellung eines FSI-Problems mit bidirektionaler<br />

Kopplung<br />

Über eine Kopplungsschnittstelle zu Abaqus/Standard bzw.<br />

Abaqus/Explizit, den beiden strukturmechanischen Lösern, lassen<br />

sich mit Abaqus/CFD bereits heute komplexe FSI-Probleme berechnen.<br />

Dieser als <strong>Co</strong>-Simulation bezeichnete partitionierte Ansatz<br />

besitzt für uns den entscheidenden Vorteil, dass er sich nahtlos in<br />

den vorhandenen „Workflow“ von <strong>FFD</strong>/CAE integrieren lässt. So<br />

können beispielsweise unsere eigenen Materialmodelle zur mechanischen<br />

Beschreibung der bei <strong>Freudenberg</strong> eingesetzten Elastomere<br />

in vollem Umfang weiter genutzt werden. Weiterhin ist durch die<br />

vorhandene programminterne Koppelungsschnittstelle keine zusätzliche<br />

(kostenplichtige) Kopplungssoftware erforderlich.<br />

Berechnungsbeispiel Motorlager<br />

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde zunächst das in<br />

Abb. 2 dargestellte vereinfachte achsensymmetrische Motorlager<br />

betrachtet. Statt des üblicherweise verwendeten umlaufenden<br />

Ringkanals ist der Fluidraum unter der Tragfeder hier durch eine<br />

Bodenplatte mit zentraler Lochblende abgeschlossen.<br />

Fluid-Struktur-Interaktion FSI 13


Abb. 2: Berechnungsmodell eines vereinfachten Motorlagers<br />

Erweiterte Simulationsmöglichkeiten bei <strong>FFD</strong>-CAE<br />

Simuliert wurde das Verhalten des Motorlagers in einem Frequenzbereich<br />

zwischen 5 und 150 Hz bei einer konstanten Anregungsamplitude<br />

von 1 mm. In Abb. 3 ist für zwei unterschiedliche Frequenzen<br />

die verformte Tragfeder im oberen (OT) und unteren Totpunkt (UT)<br />

sowie der Frequenzgang (dynamische Steifigkeit und Phasenwinkel)<br />

des Motorlagers dargestellt. Die Unterschiede im Verformungsverhalten<br />

der Tragfeder bei 5 und 100 Hz sind bei überhöhter Darstellung<br />

klar erkennbar. Deutlich geht aus der Abbildung das Blähfederverhal-<br />

Abb. 3: Simulationsergebnisse (Verformungen der Tragfeder 5fach überhöht dargestellt)<br />

14 Fluid-Struktur-Interaktion FSI


ten der Tragfeder bei 100 Hz hervor. Der damit verbundene Sprung<br />

in der dynamischen Steifigkeit und der Verlauf des Phasenwinkels<br />

liegen in einem für Motorlager typischen Bereich. Das Ergebnis der<br />

Machbarkeitsstudie zeigt, dass sich die hier beschriebene Vorgehensweise<br />

prinzipiell zur Berechnung von Motorlagern eignet.<br />

Berechnungsbeispiel Elastomermembran<br />

Als weiteres Beispiel einer Fluid-Struktur-Kopplung sei hier eine<br />

wasserdurchströmte Elastomermembran betrachtet. Abb. 4 zeigt<br />

den Übergang von der Ruhelage (links) hin zum ausgelenkten Zustand<br />

(rechts). Farblich dargestellt sind die Geschwindigkeitsvektoren.<br />

Die maximale Strömungsgeschwindigkeit wird im Bereich der<br />

zurückfedernden Lamellen erreicht. Als zusätzlicher Strömungswiderstand<br />

sorgen die Lamellen für einen angepassten Druck-Volumenstrom-Zusammenhang<br />

und beeinflussen auf diese Weise die<br />

Auslenkung der Elastomermembran.<br />

Abb. 4: Durchströmte Elastomermembran. Links Ruhezustand, rechts ausgelenkter Zustand<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass es mit der beschriebenen<br />

Berechnungsmethode erstmals innerhalb der <strong>FFD</strong>/CAE<br />

möglich ist, auch komplexe Strömungsprobleme mit Fluid-Struktur-<br />

Interaktion zu behandeln. Die hier dargestellten Beispiele stehen<br />

dabei exemplarisch für eine große Vielzahl von technischen Fragestellungen<br />

im <strong>Freudenberg</strong>-Konzern, bei denen der Einsatz von<br />

<strong>Co</strong>-Simulationen zur Berechnung der Fluid-Struktur-Kopplung wertvolle<br />

Erkenntnisse im Entwicklungsprozess liefern kann und damit<br />

zu einer Verkürzung von Entwicklungszeit und -kosten beiträgt.<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Dr. Patrick Martini<br />

CAE<br />

Tel.: 06201 - 80 70 69<br />

Fax: 06201 - 88 30 84<br />

patrick.martini@<br />

freudenberg.de<br />

Fluid-Struktur-Interaktion FSI 15


Statistische Versuchsmethodik<br />

„Vergleich unterschiedlicher<br />

Optimierungsmethoden“<br />

Als Entwickler stehen wir häufig vor Optimierungsproblemen. Mit<br />

Hilfe von Experimenten versuchen wir einen Prozess hinsichtlich verschiedener<br />

Eigenschaften zu optimieren. Dabei können wir an einigen<br />

Stellschrauben drehen (Faktoren) wie z. B. Druck, Temperatur<br />

oder der Konzentration eines Additivs. Anschließend messen wir die<br />

Eigenschaften des Produkts, das unser Prozess liefert (Zielgrößen).<br />

Das können beispielsweise die Zugfestigkeit eines Vliesstoffes oder<br />

die Härte eines Elastomerbauteils sein. Zur Optimierung der Zielgrößen<br />

können wir dabei auf unterschiedliche Arten und Weisen vorgehen.<br />

In diesem Artikel möchten wir drei gängige Verfahren miteinander<br />

vergleichen:<br />

16 Statistische Versuchsmethodik


1. One Factor at a Time (OFAT) ...<br />

… ist eine weit verbreitete Methode,<br />

bei der nacheinander alle<br />

Faktoren einzeln variiert werden,<br />

während die anderen konstant<br />

gehalten werden (Detaillierte Beschreibung<br />

z. B. „Taschenbuch<br />

Versuchsplanung“ – Kleppmann).<br />

Abb. 1: Versuchsanordnung OFAT Methode<br />

2. Zentral zusammengesetzter Versuchsplan<br />

(Central <strong>Co</strong>mposite Design)<br />

...<br />

…ist ein Versuchsplan, bei dem<br />

alle Faktoren gleichzeitig variiert<br />

werden und anschließend ein<br />

Prozessmodell entwickelt werden<br />

kann, das zur Optimierung genutzt<br />

wird (Detaillierte Beschreibung<br />

z. B. „Taschenbuch Versuchsplanung“<br />

– Kleppmann).<br />

Abb. 2: Versuchsanordnung CCD Methode<br />

Abb. 3: Versuchsanordnung Simplex Methode<br />

3. Downhill-Simplexoptimierung ...<br />

... ist ein Vorgehen, bei dem<br />

ausgehend von einem Simplex<br />

(im zweidimensionalen Raum<br />

entspricht das einem Dreieck)<br />

im Raum der Faktoren durch<br />

Spiegelung des schlechtesten<br />

Versuchspunktes schrittweise versucht<br />

wird, sich dem Optimum<br />

zu nähern (Detaillierte Beschreibung<br />

z. B. http://de.wikipedia.<br />

org/wiki/Downhill-Simplex-Verfahren).<br />

Der in diesem Artikel verwendete Algorithmus kann als Excel Addin<br />

von der Seite http://digilander.libero.it/foxes/SoftwareDownload.htm<br />

als „Optimiz_tool.zip“ runtergeladen werden.<br />

Statistische Versuchsmethodik 17


Um die Effektivität der einzelnen Verfahren<br />

zu bewerten, vergleichen wir<br />

den Aufwand n (d.h. die Anzahl der Experimente),<br />

die Differenz d 1<br />

zwischen berechnetem und<br />

tatsächlichem Optimum<br />

und den Abstand d 2<br />

zwischen berechneter<br />

optimaler Faktorenkombination und tatsächlicher<br />

optimaler Faktorenkombination<br />

anhand dreier unterschiedlicher<br />

praxisrelevanter Szenarien.<br />

Statistische Versuchsmethodik<br />

Abb. 4: Skizze zur Erklärung von d 1<br />

und d 2<br />

Die Szenarien werden mit Hilfe analytischer Funktionen simuliert,<br />

die das „Experiment“ beschreiben. Nur durch eine Simulation lassen<br />

sich die Verfahren objektiv bewerten, da nur in diesem Fall<br />

das tatsächliche Optimum bekannt ist.<br />

Der Einfachheit halber gehen wir von zwei Faktoren und einer<br />

Zielgröße aus. Mehrere Zielgrößen lassen sich gleichzeitig dadurch<br />

optimieren, dass man eine Bewertungsfunktion konstruiert,<br />

die einer Kombination der Zielgrößen einen Wert zuordnet.<br />

Szenario 1 (lokales Optimum)<br />

Abb. 5: Funktion lokales<br />

Optimum<br />

18 Statistische Versuchsmethodik


Szenario 2 (Optimum am Rand)<br />

Abb. 6: Funktion Optimum am Rand<br />

Szenario 3 (Wechselwirkung)<br />

Abb. 7: Funktion Wechselwirkung<br />

Die Suche des Optimums beschränken wir auf einen Bereich von<br />

.<br />

Das OFAT Verfahren und das Simplexverfahren haben einige Freiheitsgrade.<br />

Beim OFAT Verfahren können Anzahl der Stufen pro<br />

Statistische Versuchsmethodik 19


Faktor und die Reihenfolge der Faktoren variiert werden. Beim<br />

Simplexverfahren kann das Startsimplex völlig frei gewählt werden.<br />

In unserem Fall bedeutet das, dass wir drei Punkte frei wählen<br />

können. Um dem Rechnung zu tragen, werden wir das OFAT<br />

Verfahren mit unterschiedlicher Anzahl von Faktorstufen durchführen.<br />

Beim Simplexverfahren starten wir jeweils in der Mitte mit den<br />

Punkten (0|0), (0|0,1) und (0,1|0). Den Simplexalgorithmus betrachten<br />

wir als abgeschlossen, wenn die Differenz zum Optimum<br />

< 0,1 ist. Außerdem betrachten wir die Ergebnisse des Simplexalgorithmus<br />

nach 9 Versuchen (Anzahl Versuche des Versuchsplans)<br />

und nach 18 Versuchen (doppelte Anzahl Versuche des Versuchsplans).<br />

Der zentral zusammengesetzte Versuchsplan hat für zwei<br />

Faktoren neun Versuche.<br />

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt tabellarisch darstellen:<br />

Verfahren Szenario Anzahl Stufen Reihenfolge Differenz zw.<br />

Optima d1<br />

Abstand zu<br />

opt. Stelle d2<br />

OFAT 1 3 x1x2 0,10 1,41 5<br />

OFAT 1 3 x2x1 0,10 1,41 5<br />

OFAT 1 5 x1x2 0,10 1,41 9<br />

OFAT 1 5 x2x1 0,10 1,41 9<br />

OFAT 1 9 x1x2 0,01 0,35 17<br />

OFAT 1 9 x2x1 0,01 0,35 17<br />

OFAT 2 3 x1x2 0,00 0,00 5<br />

OFAT 2 3 x2x1 0,00 0,00 5<br />

OFAT 2 5 x1x2 0,00 0,00 9<br />

OFAT 2 5 x2x1 0,00 0,00 9<br />

OFAT 2 9 x1x2 0,00 0,00 17<br />

OFAT 2 9 x2x1 0,00 0,00 17<br />

OFAT 3 3 x1x2 1,50 8,49 5<br />

OFAT 3 3 x2x1 0,00 0,00 5<br />

OFAT 3 5 x1x2 1,50 8,49 9<br />

OFAT 3 5 x2x1 0,00 0,00 9<br />

OFAT 3 9 x1x2 1,50 8,49 17<br />

OFAT 3 9 x2x1 0,00 0,00 17<br />

Simplex 1 0,09 0,87 23<br />

Simplex 2 0,02 0,10 51<br />

Simplex 3 0,00 0,00 40<br />

Simplex 1 0,25 1,37 9<br />

Simplex 2 0,82 4,20 9<br />

Simplex 3 2,29 4,14 9<br />

Simplex 1 0,19 1,18 18<br />

Simplex 2 0,78 3,98 18<br />

Simplex 3 2,09 3,50 18<br />

CCD 1 5 0,01 0,20 9<br />

CCD 2 5 0,00 0,00 9<br />

CCD 3 5 0,00 0,00 9<br />

Anzahl<br />

Versuche n<br />

Zum besseren Verständnis: Die in der Tabelle rot gekennzeichneten<br />

Simplexversuche werden in den beiden folgenden Graphen<br />

als rote Quadrate dargestellt. Im linken Graph ist die Spalte d 1<br />

dargestellt über der Spalte „Anzahl Versuche n“, im rechten Graph<br />

analog die Spalte d 2<br />

über der „Anzahl der Versuche n“.<br />

Szenario 1 (lokales Optimum)<br />

Es zeigt sich deutlich, dass die CCD Methode mit vergleichsweise<br />

geringem Aufwand die besten Ergebnisse liefert. OFAT funktioniert<br />

in diesem Szenario, benötigt für vergleichbare Ergebnisse aber<br />

etwa doppelt so viele Versuche. Noch höher ist der Aufwand mit<br />

der Simplex Methode.<br />

20 Statistische Versuchsmethodik


Abb. 8: Vergleich der Optimierungsmethoden bzgl. Szenario 1 (lokales Optimum)<br />

Szenario 2 (Optimum am Rand)<br />

Abb. 9: Vergleich der Optimierungsmethoden bzgl. Szenario 3 (Wechselwirkung)<br />

Mit der OFAT Methode werden mit dem geringsten Aufwand die besten<br />

Ergebnisse erzielt. Dies ist der Grund dafür, dass die OFAT Methode<br />

sehr beliebt ist. Die CCD Methode liefert mit vergleichsweise<br />

geringem Aufwand ebenfalls sehr gute Ergebnisse. Mit dem Simplex<br />

Verfahren benötigt man etwa fünfmal mehr Versuche, um zu einem<br />

vergleichbar guten Ergebnis zu gelangen als mit der CCD Methode.<br />

Szenario 3 (Wechselwirkung)<br />

Abb. 10: Vergleich der Optimierungsmethoden bzgl. Szenario 3 (Wechselwirkung)<br />

Beim Vorhandensein einer Wechselwirkung kann die OFAT Methode<br />

scheitern. Hier hängt das Finden des Optimums von der Reihenfolge,<br />

in der die Faktoren variiert werden ab. Auch in diesem Fall<br />

benötigt die Simplexmethode ein Vielfaches an Versuchen gegenüber<br />

der CCD Methode, um eine gute Einstellung der Faktoren zu finden.<br />

Insgesamt zeigt sich, dass sich sowohl mit dem CCD- als auch mit<br />

dem Simplexverfahren zuverlässig die Optima finden lassen. Das<br />

Simplexverfahren benötigt dabei ein Vielfaches an Versuchen gegenüber<br />

dem CCD Verfahren. Das OFAT Verfahren scheidet für die Praxis<br />

aus, wenn Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden können.<br />

Statistische Versuchsmethodik 21


Das Simplexverfahren hat gegenüber den anderen beiden Verfahren<br />

den Vorteil, dass der Versuchsraum nicht a priori beschränkt<br />

werden muss. Das CCD Verfahren hat den Vorteil, dass nach der<br />

Realsierung der Versuche ein Modell generiert werden kann, welches<br />

ein wirkliches Prozessverständnis liefert. Mit diesem Prozessverständnis<br />

können auch andere Fragestellungen als die bloße<br />

Optimierung beantwortet werden.<br />

Beim folgenden Aufwandsvergleich wurde für OFAT eine Variation<br />

auf 5 Stufen angenommen und beim Simplexverfahren der mittlere<br />

Aufwand aus den drei in diesem Artikel durchgeführten Szenarien<br />

als Grundlage genommen.<br />

Statistische Versuchsmethodik<br />

Bei steigenden Faktorenzahlen ist damit zu<br />

rechnen, dass das Simplexverfahren linear<br />

im Aufwand steigt, da lediglich der Aufwand<br />

für das Startsimplex (n+1 Versuche) steigt.<br />

Ab etwa 7 Faktoren dürfte das Simplexverfahren<br />

mit weniger Aufwand verbunden sein<br />

als das CCD Verfahren. Auch die OFAT-Methode<br />

steigt nur linear im Aufwand mit steigender<br />

Anzahl Versuche, was ein weiterer<br />

Grund für die Beliebtheit der Methode ist. Allerdings<br />

steigt natürlich mit wachsender Zahl<br />

Abb.11: Aufwandsvergleich der Optimierungsmethoden<br />

von Faktoren auch die Wahrscheinlichkeit für<br />

das Auftreten von Wechselwirkungen, so dass die OFAT-Methode<br />

keine befriedigenden Ergebnisse mehr liefern kann.<br />

Auf den Punkt gebracht:<br />

Können Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden, dann<br />

ist OFAT nicht zielführend<br />

Wenn die Anzahl der Faktoren < 7 und sinnvolle Grenzen bekannt<br />

sind, dann ist ein Statistischer Versuchsplan die beste Wahl<br />

Simplex ist sinnvoll, wenn die Faktoren nicht eingegrenzt werden<br />

können<br />

Gerne stehen wir Ihnen bei Ihren Optimierungsaufgaben beratend<br />

zur Seite, um mit Ihnen das für Ihren Fall geeignetste Optimierungsverfahren<br />

auszuwählen.<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Karsten May<br />

Angewandte Physik<br />

Tel: 06201 - 80 34 39<br />

Fax: 06201 - 88 30 63<br />

karsten.may@freudenberg.de<br />

22 Statistische Versuchsmethodik


MULLINS oder PAYNE?<br />

Zwei „starke“ Effekte<br />

der Gummielastizität<br />

In der Kautschukfachwelt werden oft die Begriffe Mullins und<br />

Payne Effekt verwendet. Nicht immer sind für den Anwender die<br />

Effekte klar, die sich dahinter verstecken. Im folgenden Artikel versuchen<br />

wir Unterschiede und Gemeinsamkeiten und ihre Wirkung<br />

auf die Eigenschaften unserer Vulkanisate darzustellen.<br />

Sowohl der MULLINS- als auch der PAYNE-Effekt beschreiben<br />

Phänomene, die Veränderungen in den Eigenschaften eines Elastomerbauteils<br />

in Abhängigkeit von der aufgebrachten Beanspruchung<br />

zur Folge haben. Führt man mit einer Gummiprobe einen<br />

Zugversuch durch, so zeigt das Material bei hohen Dehnungen<br />

und hohen Füllungsgraden eine zunehmende Nichtlinearität.<br />

Wird ein Bauteil mehrfach bis zu hohen Dehnungen belastet, so<br />

liegen alle nachfolgenden Spannungs-Dehnungs-Kurven deutlich<br />

unterhalb der ersten Kurve. Wiederholt man die Be- und Entlastungszyklen<br />

mit jeweils ansteigender Dehnung, so mündet die Belastungskurve<br />

nach Überschreiten der Dehnung des vorangegangenen<br />

Belastungszyklus in den Kurvenverlauf der Erstdehnung ein.<br />

Dieser Effekt der Spannungserweichung wird als MULLINS-Effekt<br />

bezeichnet. Die Steigung der „erweichten“ Spannungs-Dehnungs-<br />

Kurven ist bei kleinen Dehnungen zunächst kleiner, dann aber<br />

größer als die Steigung der „jungfräulichen“ Kurve. Die Steifigkeit<br />

MULLINS oder PAYNE? 23


eines Körpers ist durch die Sekantensteifigkeit DF/Ds zwischen<br />

zwei Messpunkten gegeben. Daher ergibt sich je nachdem, ob<br />

man im steilen oder flachen Bereich der „erweichten“ Spannungs-<br />

Dehnungs-Kurve misst, eine höhere oder niedrigere Steifigkeit<br />

gegenüber der „jungfräulichen“ Kurve (Mullins Paradoxon). Ursachen<br />

für den MULLINS-Effekt sind reversible als auch irreversible<br />

Veränderungen in der Polymer-Füllstoff-Matrix und der Vernetzungsstruktur,<br />

die durch die eingebrachte Last induziert werden:<br />

MULLINS oder PAYNE?<br />

<br />

Reißen von kurzen Netzbögen (irreversibel)<br />

Brechen mechanisch instabiler Vernetzungsstellen (irreversibel)<br />

Verschiebung von Knotenpunkten des Netzwerkes durch kurze,<br />

stark gespannte Netzbögen, die nicht reißen<br />

Gleiten von Verhakungen entlang der Kettenenden bzw.<br />

zwischen Vernetzungsstellen<br />

Diffusion von adsorbierten Polymermolekülen entlang der<br />

Rußoberfläche<br />

Desorption adsorbierter Kettenabschnitte von der Füllstoffoberfläche<br />

und Readsorption im spannungsarmen Zustand<br />

Zusammenbruch lokal vorhandener Agglomerate,<br />

Verschiebung oder Orientierung von Füllstoffpartikeln in Verstreckrichtung<br />

Abb. 1: Prinzip-Diagramm bei ausgeprägtem Mullins-Effekt; die gestrichelte<br />

Linie stellt einen gedachten Zugversuch mit jungfräulichem Material dar<br />

24 MULLINS oder PAYNE?


Der MULLINS-Effekt tritt bei hochgefüllten Vulkanisaten und bei<br />

Kautschuken mit Dehnungskristallisation auf. Die Kristallite verhalten<br />

sich hier wie Füllstoffpartikel (Selbstverstärkung). Die reversiblen<br />

Konformationsänderungen des Netzwerkes ermöglichen eine<br />

Erholung vom spannungserweichten Zustand, der jedoch nur sehr<br />

langsam erfolgt.<br />

Bei den Bauteilprüfungen muss daher unbedingt darauf geachtet<br />

werden, dass zur Ermittlung der Federsteifigkeit in der Prüfvorschrift<br />

mehrere Vorbelastungszyklen definiert werden. Damit reproduzierbare<br />

Ergebnisse erhalten werden, muss die Vorgeschichte<br />

der Proben vor der eigentlichen Messung definiert und gleich<br />

sein. Ein weiteres Problem sind die zu messenden kleinen Wege<br />

bei gleichzeitig hohen Kräften bei der Kennlinienaufnahme von<br />

Buchsen. Hier geht die Steifigkeit des Messaufnehmers mit in die<br />

Messung ein. Die Nachgiebigkeiten addieren sich und müssen<br />

rausgerechnet werden. Besser ist die direkte Messung des Weges<br />

durch z. B. optische Wegmesser.<br />

Während der MULLINS-Effekt bei statischen Prüfungen mit hohen<br />

Verformungsamplituden auftritt, zeigen sich bei dynamischen Prüfungen<br />

mit kleinen Verformungen Füllstoffeffekte, die von PAYNE<br />

untersucht wurden.<br />

Abb. 2: Beide Abbildungen zeigen den Mullinseffekt, konzentrationsabhängig für Füllstoffe in einer EPDM-Mischung. Deutlich Zeigt sich der unterschied<br />

zwischen einem hochverstärkenden Füllstoff (N121) und einem „toten Hund“ (Kreide)<br />

Die Steifigkeit bzw. der Modul fällt bei einem dynamischen Experiment<br />

mit zunehmender Amplitude sehr stark ab. Der PAYNE-Effekt ist<br />

definiert als Differenz des komplexen Moduls bei kleinen und großen<br />

Deformationsamplituden. Mit sinkendem Füllungsgrad des Elastomers<br />

verschwindet dieser Amplitudeneffekt, um bei ungefüllten Materialien<br />

wieder in lineares Verhalten überzugehen. Beim PAYNE-Effekt handelt<br />

es sich also auch um eine materialbedingte Nichtlinearität. Nach<br />

PAYNE setzt sich der gesamte Verformungswiderstand bei dynamischer<br />

Beanspruchung aus vier Einflüssen zusammen:<br />

MULLINS oder PAYNE? 25


Modul des (ungefüllten) Kautschuknetzwerkes: amplitudenunabhängiger<br />

Beitrag der vernetzten Gummimatrix zur Steifigkeit<br />

hydrodynamischer Effekt der Füllstoffteilchen: die inelastischen<br />

Füllstoffteilchen nehmen nicht an der Dehnung teil und bewirken<br />

eine höhere intrinsische Polymerdehnung als die aufgebrachte<br />

makroskopische Dehnung. Dieser Effekt ist abhängig vom Volumenfüllgrad<br />

und unabhängig von der Amplitude.<br />

Füllstoff/Matrix-Wechselwirkungen: Teile des Gummis werden<br />

in der Füllstoffstruktur immobilisiert. Diese Immobilisierung trägt<br />

ebenfalls amplitudenunabhängig zur Steifigkeit bei.<br />

MULLINS oder PAYNE?<br />

Füllstoff/Füllstoff-Wechselwirkungen: Aktive Ruße oder Kieselsäuren<br />

können innerhalb der Polymermatrix ein Füllstoff/Füllstoff-<br />

Netzwerk bilden, das kleinen Amplituden einen großen<br />

Widerstand entgegensetzt. Wird die Amplitude zu groß, bricht<br />

dieses Netzwerk zusammen und als Folge nimmt der Modul<br />

drastisch ab. Bei großen Verformungen verschwindet der Beitrag<br />

des Füllstoff/Füllstoff-Netzwerkes zum komplexen Modul praktisch<br />

vollständig. Der Abfall des Moduls ist nicht linear. Diese<br />

Nichtlinearität ist begründet durch Hystereseverluste, die beim<br />

Abbau des Füllstoffnetzwerkes auftreten sowie durch die Freisetzung<br />

von im Füllstoffnetzwerk eingeschlossenem Polymer,<br />

das dann wieder an der Dehnung teilnehmen kann.<br />

Beim PAYNE-Effekt lässt sich ähnlich wie beim MULLINS-Effekt eine<br />

dehnungsabhängige Adsorption/Desorption von Kettenabschnitten<br />

des Polymers am Füllstoff diskutieren. Der Verlauf der ersten<br />

PAYNE-Kurve, die an einem jungfräulichen Prüfkörper gemessen<br />

wird, unterscheidet sich von den folgenden Messungen, da das<br />

zerstörte Füllstoffnetzwerk erst nach einiger Zeit wieder aufgebaut<br />

ist. Bei einer Wiederholungsmessung nach nur kurzer Erholungszeit<br />

ist der PAYNE-Effekt im Vergleich zur ersten Messung deutlich<br />

reduziert.<br />

Gemeinsamkeiten zwischen PAYNE- und MULLINS-Effekt sind vergleichbare<br />

Relaxationsmechanismen bei zunehmender mechanischer<br />

Belastung wie z. B. das Aufbrechen von Füllstoff-Agglomeraten<br />

oder Desorption und Readsorption von Kettensegmenten, die<br />

26 MULLINS oder PAYNE?


am Füllstoff adsorbiert sind. Beide Effekte sind von der Dehnungshistorie<br />

abhängig. Die PAYNE-Kurve mündet wie beim MULLINS-<br />

Effekt in die jungfräuliche Kurve, wenn die vorher angelegte maximale<br />

Dehnung überschritten wird.<br />

Im Unterschied zum MULLINS-Effekt, bei dem reversible Füllstoff-Effekte<br />

und irreversible Matrixeffekte auftreten, ist der ausschließlich auf<br />

Füllstoffeffekten beruhende PAYNE-Effekt vollständig reversibel. Die<br />

Reversibilität beim PAYNE-Effekt ist im Gegensatz zum MULLINS-Effekt<br />

mit Energiegewinn verbunden (Füllstoff-Wechselwirkungen). Daher<br />

kann das Füllstoffnetzwerk bei entsprechend niedriger Viskosität<br />

der Polymermatrix relativ schnell wieder aufgebaut werden, je nach<br />

Viskosität und Vorverformung in Zeiträumen von Stunden bis Tagen.<br />

Abb. 3: Prinzipielle Darstellung der Füllstoffverstärkung:Mit zunehmender<br />

Scherungsamplitude nimmt der Payne Effekt ab<br />

Abb. 4: Unterschiedliche stark ausgeprägte Payne Effekte im Gummi<br />

durch unterschiedlich verstärkende Ruße. Bei anschließender Zweitmessung<br />

zeigt sich der Effekt deutlich geringer, das Füllstoffnetzwerk ist geschädigt.<br />

Weitere Unterschiede zwischen beiden Effekten sind:<br />

Die Art der zugrunde liegenden Prüfung: der MULLINS-Effekt misst<br />

das Erweichen von Gummi bei quasistatischer Belastung mit großen<br />

Spannungs- und Dehnungsamplituden, beim PAYNE-Effekt<br />

wird in dynamischen Messungen ausgehend von kleinen Dehnungsamplituden<br />

der Modulabfall gemessen.<br />

Der MULLINS-Effekt tritt im Gegensatz zum PAYNE-Effekt auch bei<br />

ungefüllten Systemen auf, allerdings weniger stark ausgeprägt<br />

als bei füllstoffhaltigen Systemen. Polymere, die zur Dehnungskristallisation<br />

neigen, zeigen einen ausgeprägten MULLINS-Effekt,<br />

da die Kristallite sich hier ähnlich wie Füllstoffpartikel verhalten.<br />

MULLINS oder PAYNE? 27


Bei Bauteilprüfungen ist unbedingt darauf zu achten, dass die Bauteile<br />

die gleiche Vorgeschichte haben (mechanische Vorbelastung,<br />

identische Lagerzeiten und Lagerbedingungen, vor allem Lagertemperatur).<br />

Das Bauteil kann einmal oder mehrfach mit großen Verformungsamplituden<br />

beansprucht werden, um einen definierten Zustand<br />

einzustellen. Unterschiedliche Vordehnungen lassen keine reproduzierbaren<br />

Messungen zu. Insbesondere wenn der PAYNE-Effekt mehrfach<br />

direkt hintereinander gemessen wird, unterscheiden sich die ersten<br />

beiden Messungen (der PAYNE-Effekt ist bei der ersten Messung<br />

größer als bei der folgenden), während weitere Folgemessungen sich<br />

kaum noch unterscheiden (sofern die Lagerung zwischen den Messungen<br />

gleich bleibt). Zur Gewährleistung der Reproduzierbarkeit ist<br />

auf eine gleichmäßige Dispersion der Füllstoffpartikel in der Gummimischung<br />

zu achten, da sonst die füllstoffabhängigen Beiträge zu<br />

MULLINS oder PAYNE?<br />

den Steifigkeiten, bei Bauteilen, die aus der selben Mischung hergestellt<br />

wurden, unterschiedlich ausfallen können. Die Reproduzierbarkeit<br />

der Messung des PAYNE-Effekts kann durch eine höhere Zahl von<br />

Messzyklen verbessert werden. Ebenso liefern Messungen in reiner<br />

Scherung exaktere und damit auch reproduzierbarere Messergebnisse<br />

als Zug-Dehnungs-Messungen (bei Zug-Dehnung kommt es zu<br />

tonnenförmigen, ungeregelten Ausbauchungen der Probekörper, die<br />

in reiner Scherung nicht auftreten).<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Rainer Kreiselmaier<br />

Physikalische Prüfungen<br />

Tel: 06201 - 80 46 45<br />

Fax: 06201 - 88 51 91<br />

rainer.kreiselmaier@<br />

freudenberg.de<br />

28 MULLINS oder PAYNE?


Chemietechnikum - Partner für Entwicklung, Upscaling und<br />

Produktion<br />

Das Chemietechnikum stellt sich in seiner Hauptaufgabe der Herausforderung,<br />

Entwicklungen vom Labor in die Produktionsreife<br />

zu führen.<br />

Themen zum Upscaling kommen hierbei sowohl von den <strong>FFD</strong>-Entwicklungsabteilungen<br />

als Ergebnis erfolgreicher Projektarbeit mit<br />

den Geschäftsbereichen <strong>Freudenberg</strong>s, mit externen Kunden oder<br />

aber direkt als Lohnfertigungsanfrage.<br />

Chemietechnikum<br />

Produktion<br />

Mit unserem umfangreichen Maschinenangebot<br />

vom Kleinmaßstab weniger kg bis zu Produktionsgrößen<br />

von bis zu einer Tonne sind wir<br />

in der Lage, Bedarfsmengen bereit zu stellen,<br />

welche Großanbieter am Markt strukturell häufig<br />

nicht anbieten können.<br />

Wir sehen unsere Stärken in der Herstellung von<br />

Wässrigen Mikroemulsionen<br />

Dispersionen aller Art<br />

Lösungsmittelhaltigen Zubereitungen<br />

Chemietechnikum 29


Anwendungsbeispiele<br />

Fadengleitmittel, Textilbindemittel, Haftmittel, Trennmittel, funktionale<br />

Textilimprägnierungen und Beschichtungsmittel, Montagehilfsmittel<br />

für Gummiteile wie Dichtungen oder Elastomerlager im<br />

Maschinenbau. Vormischung verschiedener Rohstoffe zum Masterbatch<br />

(Flüssigkeiten, Pulver, Granulat).<br />

Nutzen für den Kunden<br />

Individuelle Produktformulierungen können in der gewünschten Bedarfsmenge<br />

hergestellt werden.<br />

Wahrung des Firmen Know-hows<br />

Entwicklungsunterstützung bei chemischen und technischen Aufgabenstellungen.<br />

Entlastung bei Mischvorgängen mit brennbaren Stoffen.<br />

Chemietechnikum<br />

Erweiterte Dienstleistungen<br />

Vermahlung von Kunststoffen<br />

Das Chemietechnikum ist Ansprechpartner für die Vermahlungen<br />

von Harzen, Kunststoffen und Elastomeren aller Art im Labormaßstab.<br />

Erstellung, Aktualisierung oder Umschreibung von Sicherheitsdatenblättern<br />

nach CLP<br />

Geschulte Mitarbeiter erstellen Sicherheitsdatenblätter nach der<br />

neuen CLP-Verordnung („Classification, Labelling and Packaging“,<br />

(EG) Nr. 1272/2008) die am 20. Januar 2009 in den EU-Staaten<br />

in Kraft getreten ist, in 15 verschieden Sprachen. Dies betrifft die<br />

Neuerstellung von Sicherheitsdatenblättern auf Basis vorgelegter<br />

Rezepte, wie auch das Umgestalten von Sicherheitsdatenblättern<br />

mit eigenen Firmenlogos. Fehlende Stoffdaten für die Erstellung<br />

werden recherchiert. Damit ist sichergestellt, dass Einstufungen<br />

von Stoffgemischen auf dem aktuellen Stand des Gesetzgebers<br />

sind.<br />

Nutzen für den Kunden<br />

Vertrauliche Behandlung der Produktrezepte bei der Erstellung der<br />

Sicherheitsdatenblätter. Kontinuierliche Überwachung des Legal<br />

Status in Bezug auf Einstufung und internationales Transportrecht.<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Achim Gruber<br />

Chemietechnikum<br />

Tel: 06201 - 80 44 64<br />

Fax: 06201 - 88 35 05<br />

achim.gruber@freudenberg.de<br />

David Peter<br />

Chemietechnikum<br />

Tel: 06201 - 80 68 19<br />

Fax: 06201 - 88 35 05<br />

david.peter@freudenberg.de<br />

30 Chemietechnikum


Warum Autoreifen haften – und warum Gummidichtungen<br />

gleiten können<br />

Abb. 1: EU-Label für Autoreifen<br />

Seit November 2012 gilt in der<br />

EU eine Kennzeichnungspflicht<br />

für alle Autoreifen, die nach dem<br />

30. Juni 2012 produziert wurden.<br />

Ähnlich wie bei Kühlschränken<br />

oder Waschmaschinen<br />

müssen jetzt der Rollwiderstand,<br />

die Nasshaftung und das Rollgeräusch<br />

der Reifen in einem Label<br />

ausgewiesen werden (Abb. 1).<br />

Dr. Michael Ballhorn<br />

Senior Scientist: Haften und<br />

Trennen<br />

Tel.: 06201 - 80 35 00<br />

Fax: 06201 - 88 35 00<br />

michael.ballhorn@<br />

freudenberg.de<br />

Neues von den Senior Scientists<br />

Das Kriterium Rollwiderstand informiert über den Einfluss des Reifens<br />

auf den Kraftstoffverbrauch. Reifen der Klasse A können den<br />

Verbrauch gegenüber Klasse G bis 7,5 Prozent senken. Das macht<br />

bei einem Verbrauch von 7,5 Liter auf 100 Kilometer immerhin<br />

einen halben Liter aus.<br />

Die Nasshaftung sagt etwas über die Fahrsicherheit aus: sie bewertet<br />

den Bremsweg, den ein Reifen auf nasser Fahrbahn bis<br />

zum Stillstand benötigt. Die Bremswegdifferenz zwischen einem<br />

Reifen der Klasse A und einem Reifen der Klasse F beträgt etwa<br />

18 Meter.<br />

Abb. 2: Prüfstand zur Bestimmung<br />

der Reibung von Reifen<br />

Das Rollgeräusch gibt die Lautstärke beim Vorbeifahren an. Durch<br />

dieses Label soll in der EU der Spritverbrauch und der Verkehrslärm<br />

gesenkt werden [1].<br />

Kann der Käufer jetzt also einfach einen Reifen aussuchen, der in allen<br />

drei Kategorien top ist?<br />

Leider nein: Nicht nur in der Formel 1 entpuppen sich die Reifen<br />

als die große Unbekannte. Haftung, Kraftstoffverbrauch und Rollgeräusch<br />

werden durch die Lauffläche eines Reifens beeinflusst.<br />

Die Lauffläche besteht aus Gummi und Gummi ist bekanntlich ein<br />

Material mit komplexen Eigenschaften. Wie gut ein Autoreifen auf<br />

der Straßendecke haftet, hängt von unterschiedlichen Faktoren<br />

ab. Diese Faktoren wirken zudem in verschiedenen Größenordnungen:<br />

von der molekularen Ebene bis hin zur Verformung des<br />

gesamten Reifens. Das macht eine Berechnung oder eine Vorhersage<br />

bisher nicht möglich.<br />

Neues von den Senior Scientists 31


Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich haben die Reibung<br />

von Gummireifen auf Straßenasphalt untersucht. Die Messergebnisse<br />

legen nahe, dass je nach Geschwindigkeit unterschiedliche<br />

Aspekte für die Reifenhaftung eine Rolle spielen. [Literatur 2]<br />

Unterhalb einer Geschwindigkeit von einem Zentimeter pro Sekunde<br />

(0,0036 km/h) wird die Reifenhaftung anscheinend vorrangig<br />

durch die sogenannte wahre Kontaktfläche bestimmt (Abb. 3).<br />

Die wahre Kontaktfläche zwischen Reifen und Asphalt ist deutlich<br />

niedriger als die geometrisch abgedeckte Fläche – typischerweise<br />

liegt sie bei nur etwa 1 Prozent. Der raue Asphalt weist über<br />

verschiedene Größenordnungen hinweg kleine Erhöhungen und<br />

Spitzen auf, auf denen der Reifen aufliegt. Erst auf der kleinsten,<br />

mikroskopischen Ebene kommt es zum direkten, physikalischen<br />

Abb. 3: Kontaktfläche in mehrfacher<br />

Vergrößerung<br />

Neues von den Senior Scientists<br />

Kontakt. Die Jülicher Forscher gehen davon aus, dass sich an den<br />

Berührungsstellen eine Art Schmierfilm ausbildet. Diese Zwischenschicht<br />

bestimmt maßgeblich die Gummireibung bei niedrigen Geschwindigkeiten.<br />

Bei schnelleren und damit für Autofahrer relevanten Geschwindigkeiten<br />

ist offensichtlich eher eine Materialeigenschaft des Gummis<br />

ausschlaggebend: die Viskoelastizität (Materialdämpfung).<br />

Beim Gleiten über die raue Straßendecke ist der Reifen durch die<br />

kleinen Unebenheiten und Erhöhungen des Asphalts Stößen ausgesetzt.<br />

Diese führen dazu, dass der Reifen nachgibt und sich<br />

eindellt, wodurch sich die Moleküle im Gummi gegeneinander bewegen<br />

und den Stoß abdämpfen. Dadurch nimmt die Lauffläche<br />

des Reifens kurzzeitig Energie auf, was die Reibung und damit<br />

auch die Bodenhaftung erhöhen soll.<br />

Solche Messungen sind natürlich auch für Gummidichtungen ganz<br />

allgemein interessant und damit für viele andere Anwendungsfelder:<br />

beispielsweise für die Entwicklung von Scheibenwischern<br />

oder fein dosierbaren Spritzen mit speziellen, reibungsarmen<br />

Gummidichtungen.<br />

Daher verfügen auch die <strong>FFD</strong> über eine selbstgebaute Apparatur<br />

zur Reibungsmessung speziell für Gummidichtungen (Abb. 4).<br />

Alle Laborprüfmethoden zur Beurteilung des Reibungsverhaltens<br />

im Zusammenspiel der Reibpartner Gummibauteil – Gegenlaufstelle<br />

– und möglicherweise auch Schmiermedium erfolgen nach dem<br />

32 Neues von den Senior Scientists


gleichen Prinzip:<br />

in einer standardisierten<br />

Apparatur<br />

wird ein Prüfkörper<br />

mit vorgegebener<br />

Normalkraft<br />

F N<br />

gegen eine<br />

Platte mit definierter<br />

Oberflächenrauheit<br />

gepresst<br />

und mit einer variabel<br />

einstellbaren<br />

Geschwindigkeit<br />

Abb. 4: Prüfstand zur Bestimmung der Reibung von Gummidichtungen<br />

v bewegt. Dabei<br />

orientieren sich<br />

die Beanspruchungsparameter an den gegebenen praktischen<br />

Einsatzbedingungen der Bauteile. Die Bewegung kann oszillierend<br />

sein oder gleichförmig in eine Richtung erfolgen, die Untersuchung<br />

kann im geschmierten Zustand durchgeführt werden<br />

aber auch als Trockenreibungsexperiment. Aus der zur Durchführung<br />

der Bewegung notwendigen Reibungskraft F R<br />

lässt sich der<br />

Reibungskoeffizient µ = F R<br />

/F N<br />

berechnen. Der zeitliche Verlauf<br />

von µ unter konstanten Beanspruchungsbedingungen ist beispielsweise<br />

gut geeignet, die Abriebfestigkeit von modifizierten Elastomeroberflächen<br />

vergleichend zu bewerten.<br />

Diese Laborprüfungen können eine Bauteilprüfung im endgültigen<br />

Einbauzustand in der Regel jedoch nicht ersetzen. Wegen der<br />

Komplexität des tribologischen Systems Elastomerbauteil – Gegenlaufstelle<br />

– Schmiermedium gibt es in der Regel nicht „die“<br />

Lösung des Reibungsproblems. Es gilt, in enger Zusammenarbeit<br />

der Fachabteilungen des Elastomerherstellers und des Kunden für<br />

den jeweiligen Anwendungsfall maßgeschneiderte Lösungen zu<br />

entwickeln und diese sorgfältig und möglichst praxisnah zu testen.<br />

Im Übrigen wird die Qualität eines Reifens neben den drei Kriterien<br />

des neuen EU-Labels noch durch zahlreiche weitere Kriterien<br />

bestimmt. Diese Kriterien werden in unabhängigen Reifentests (z.<br />

B. Automobilclubs, Stiftung Warentest oder den Autozeitschriften)<br />

berücksichtigt. Der Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats<br />

Dr. Walter Eichendorf empfiehlt: „Besser den Reifen mit dem kürzeren<br />

Bremsweg wählen und Kraftstoff durch vorausschauendes<br />

Fahren, regelmäßige Luftdruckprüfungen und frühes Hochschalten<br />

einsparen.“<br />

Quellenangabe:<br />

[Literatur 1]: DVR – Deutscher Verkehrssicherheitsrat; Die Welt – 19.04.2013<br />

[Literatur 2]: Mitteilung Forschungszentrum Jülich – 16.04.2013<br />

Abb. 1: focus.de<br />

Abb. 2: Forschungszentrum Jülich<br />

Abb. 3: automotive-technology.de<br />

Abb. 4: <strong>Freudenberg</strong> <strong>Forschungsdienste</strong><br />

Neues von den Senior Scientists 33


Vorsicht Erfindung (R. Teichgräber)<br />

34 Rubrik: Vorsicht Erfindung


Gewinner des Preisrätsels aus Dialog 4/2012<br />

Was ist es und wer war es?<br />

Bei der gesuchten Person haneldt es sich um Dr. Clara Immerwahr.<br />

Sie wurde 1901 die Frau von Prof. Dr. Fritz Haber.<br />

1. Preis ein Gutschein für ein Essen im Restaurant Ihrer Wahl im Wert<br />

von 150,- Euro<br />

Dr. Thomas Kromminga<br />

Rhein Chemie Rheinau GmbH<br />

Gewinner des Preisrätsels aus Dialog 4/2012<br />

2-5. Preis je 1 Flasche Spätburgunder<br />

Ralf Heldmann<br />

<strong>Freudenberg</strong> Spezialdichtungsprodukte GmbH & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Claudia Steidle<br />

Metabowerke GmbH<br />

Dr. Michael Frank<br />

Siemens AG<br />

Uwe Dingert<br />

<strong>Freudenberg</strong> Haushaltsprodukte <strong>SE</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Gewinner des Preisrätsels aus Dialog 4/2012 35


Schadensanalyse an Kunststoffbauteilen<br />

Seminarleitung: Dr. Thomas Brümmer, <strong>FFD</strong> / Dr.-Ing. habil. Sonja<br />

Pongratz, VW<br />

Ort: <strong>FFD</strong>,<br />

Höhnerweg 2–4,<br />

69465 Weinheim<br />

Gebühr: Euro 1.350,–<br />

zuzügl. MwSt.<br />

Termin: 08./09.10.2013<br />

Das Seminar richtet sich an Ingenieure und Techniker, die ein<br />

grundlegendes Verständnis der Schadensmechanismen bei Kunststoffbauteilen<br />

erwerben und Methoden für eine systematische Ursachenanalyse<br />

kennen lernen möchten. Im Rahmen des Seminars<br />

werden mögliche Ursachen für Schäden an Formteilen und die<br />

bei Schadensanalysen eingesetzten Untersuchungsmethoden vorgestellt.<br />

Die systematische Bearbeitung von Schadensfällen wird<br />

anhand eines Leitfadens aufgezeigt.<br />

Anmeldungen bitte an:<br />

Frau S. Heinzelbecker, Tel. 06201 80-5563, Fax 06201 88-3063,<br />

sonja.heinzelbecker@freudenberg.de<br />

Seminare der <strong>Freudenberg</strong> <strong>Forschungsdienste</strong><br />

Seminarreihe „Elastomerverarbeitung bei <strong>Freudenberg</strong>“<br />

Seminarleitung: Dr.-Ing. Andreas Kammann<br />

Die Seminare wenden sich an technisch oder naturwissenschaftlich<br />

vorgebildete Teilnehmer, insbesondere an neue Mitarbeiter in<br />

Produktion, Entwicklung, Produktmarketing etc. Sie sollen sich mit<br />

Hilfe dieser Seminare schnell und gezielt in das für die meisten<br />

bis dahin unbekannte Gebiet der Elastomere einarbeiten können.<br />

Ort: FST-Academy<br />

Bau 75<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termin: 08./09.10.2013<br />

Ort: FST-Academy<br />

Bau 141<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termin: 22./23.10.2013<br />

Modul 1: Werkstoffe 1<br />

Grundlagen der Kunststoffchemie; Was ist „Gummi“?; Alterungsschutz<br />

& Füllstoffe; Weichmacher & Verarbeitungshilfen; General<br />

Purpose Rubber; Hochleistungskautschuke & Spezialitäten; Vulkanisation;<br />

Werkstoffauswahl an einem Beispiel.<br />

In Kooperation mit der FST-Academy.<br />

Modul 2: Werkstoffe 2<br />

Dynamisch-mechanisches Verhalten von Kunststoffen; Haftung von<br />

Gummi; praktische Vorführung; Cabot Analyse zur Bestimmung<br />

der Füllstoffverteilung; Oberflächenmodifizierung & Tribologie;<br />

Flüssig-Silikonkautschuk (LSR); Chancen & Risiken der Nanotechnik;<br />

Technische Thermoplaste als Metallersatz; Polyurethane; Thermoplastische<br />

Elastomere (TPE); Rheologie von Elastomeren.<br />

In Kooperation mit der FST-Academy.<br />

36 Seminare


Ort: FST-Academy<br />

Bau 141<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termin: 05./06.11.2013<br />

Ort: FST-Academy<br />

Bau 141<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termin: 19./20.11.2013<br />

Modul 3: Verfahren 1<br />

Technologie des Mischens und Aufbau einer Mischerlinie; Besichtigung<br />

Rohmischwerk; die Prozesskette in der Elastomerverarbeitung;<br />

Vom Rezept zur Mischanweisung; Verfahrenstechnik des<br />

Mischprozesses im Innenmischer; Grundlagen der Vulkanisation;<br />

die Vulkanisationsverfahren; Sonderverfahren; TPE-Verarbeitung;<br />

Rohlingsvorbereitung; Prozessdatenerfassung; Heizzeitrechner.<br />

In Kooperation mit der FST-Academy.<br />

Modul 4: Verfahren 2<br />

Weiterverarbeitung nach dem Mischen im Innenmischer; Alternative<br />

Mischverfahren; Ansätze zur Mischprozessoptimierung; Herstellung<br />

von Kautschuk-Bodenbelägen; Prozessoptimierung in der<br />

Elastomerverarbeitung; Endbearbeitung von Gummi-Formteilen;<br />

Energetische Betrachtung der Verarbeitungsprozesse; Rapid Prototyping;<br />

Typische Verarbeitungsfehler; Statistische Versuchsmethodik,<br />

Betriebsdatenerfassung.<br />

In Kooperation mit der FST-Academy.<br />

Seminare der <strong>Freudenberg</strong> <strong>Forschungsdienste</strong><br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termine: 03./04.12.2013<br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termin: 12./13.11.2013<br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 690,–<br />

Termin: 15./16.10.2013<br />

Modul 5: Produkte<br />

In diesem Seminarmodul werden vorzugsweise von den Entwicklern<br />

der einzelnen Produktbereiche die physikalischen Grund lagen ihrer<br />

Produktgruppen behandelt. Die Teil nehmer erhalten einen breiten<br />

Überblick über die Produktpalette von <strong>Freudenberg</strong> Dichtungs- und<br />

Schwingungstechnik und von TrelleborgVibracoustic.<br />

Modul 6: Werkzeugtechnik & Werkzeugreinigung<br />

Werkzeugstähle, Kaltkanaltechnik, Werkzeugbeschichtungen, Physikalisch-technische<br />

Grundlagen der Werkzeugreinigung, Mikrostrahlen,<br />

Reinigung mit Trockeneis (inkl. praktischer Vorführung),<br />

Reinigung mit Laser (inkl. praktischer Vorführung), Reinigung mit<br />

Ultraschall; Trennmittel für die Elastomerverarbeitung, Grundlagen<br />

der Werkzeugtechnik, Rapid Tooling, Auslegung von Spritzgießwerkzeugen,<br />

Laserstrukturieren.<br />

Modul 7: Prüfmethoden & Analytik<br />

Statische Prüfmethoden, Dynamische Prüfmethoden, Lebensdauerabschätzung,<br />

Beständigkeitsprüfungen, Kalorische Eigenschaften,<br />

Lichtmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie, Elastomeranalytik,<br />

Schadensanalyse.<br />

Seminare 37


Seminare zu anderen Themen<br />

Seminarleitung: Dr.-Ing. Andreas Kammann<br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 450,–<br />

Termin: 07.10.2013<br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 950,–<br />

Termin: 14/15.11.2013<br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 950,–<br />

Termin: 26./27.11.2013<br />

Ort: <strong>FFD</strong> Bau 32<br />

Gebühr: Euro 450,–<br />

Termin: 18.10.2013<br />

Vom Kautschuk zum Gummi – ein Einsteigerseminar<br />

Dieses Seminar beantwortet grundsätzliche Fragen zur Elastomerchemie.<br />

Was ist überhaupt Gummi, was ist Kautschuk? Wie wird<br />

aus Kautschuk Gummi? Wieso kommen in eine Gummimischung<br />

so viele unterschiedliche Komponenten rein? Was passiert eigentlich<br />

während der Formgebung und der Vulkanisation? Warum gibt<br />

es so viele unterschiedliche Kautschuke?<br />

Polyurethane – Materialien & Verarbeitung<br />

Grundlagen der Polymerchemie, Rohstoffe für Polyurethane, Verarbeitungstechniken<br />

(Gießen, R<strong>IM</strong>, Spritzguss, Extrusion, Schäumen,<br />

Imprägnieren, …), mechanische und chemische Eigenschaften,<br />

Analytische Untersuchungen.<br />

Praxisseminar: Einrichtung einer Spritzgießmaschine & Fehlersuche<br />

Das Seminar wendet sich an alle Maschinenbediener, die bereits<br />

erste Erfahrungen in der Elastomerverarbeitung gesammelt haben<br />

und zukünftig durch weitergehendes Prozessverständnis selbstständiger<br />

arbeiten sollen bzw. Einrichteraufgaben übernehmen. Inhalt:<br />

Grundlagen des Elastomerspritzgießens, Praktische Einrichtung einer<br />

Spritzgießmaschine, Fehlererkennung und Abhilfemaßnahmen.<br />

Gewerbliche Schutzrechte – Patente, Marken und Geschmacksmuster<br />

Das Seminar wendet sich an alle, die mit Entwicklung und Vertrieb<br />

von technischen Produkten befasst sind (Chemieingenieure,<br />

Chemiker, Ingenieure, technische Fachkräfte, Materialentwickler,<br />

Einkäufer, Verkäufer und Kaufleute). Inhalt: Patente, Gebrauchsmuster,<br />

Marken, Geschmacksmuster, Schutzbereich eines Patents<br />

oder Gebrauchsmusters, Patentstrategie.<br />

Weitere Informationen<br />

zu unseren Seminarangeboten finden Sie jederzeit unter:<br />

www.forschungsdienste.de<br />

Anmeldungen bitte an:<br />

Frau Simone Horn, Tel. 06201 80-4880, Fax 06201 88-3063,<br />

simone.horn@freudenberg.de<br />

Wir behalten uns vor, Anmeldungen von Wettbewerbern der <strong>Freudenberg</strong><br />

Unternehmensgruppe zurückzuweisen.<br />

38 Seminare


<strong>Freudenberg</strong><br />

<strong>Forschungsdienste</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Freudenberg</strong> <strong>Forschungsdienste</strong> <strong>SE</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>,<br />

D-69465 Weinheim<br />

Redaktionsleitung: Martin Gramlich<br />

Redaktion: Dr. Katharina Müller, Ulrike Kast, Sabrina Lemke,<br />

Dr. Friederike von Fragstein<br />

Gestaltung: Ehret Design, www.ehretdesign.de<br />

<strong>Freudenberg</strong> <strong>Forschungsdienste</strong> <strong>SE</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

69465 Weinheim (an der Bergstraße)<br />

Telefon +49(0)6201 80-5123<br />

E-Mail ffd@freudenberg.de<br />

www.forschungsdienste.de<br />

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