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Regensburger - FilmGalerie

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31.<br />

<strong>Regensburger</strong><br />

2013<br />

Stummfilme<br />

mit Live-Musik<br />

im Museumscafé – Klosterhof des<br />

Historischen Museums


Die 31. <strong>Regensburger</strong> Stummfilmwoche:<br />

Eine Reise vom Mittelmeer bis in die<br />

Berge, aus der deutschen Kleinstadt in<br />

den Orient, vom Antiquariat auf den<br />

Jahrmarkt – begleitet von Trautonium<br />

und Zither, von Live Electronic und Piano,<br />

von Violine und Blasinstrumenten.<br />

Wir vom Arbeitskreis Film Regensburg e.V. laden Sie auch in diesem Sommer herzlich zu Stummfilmen mit Live-<br />

Musik ein. Bereisen Sie mitten in der Urlaubszeit mit uns die verschiedensten Teile der Welt. Aber beginnen<br />

wir vor der Haustür, auf der Dult: Schausteller kommen von weit her und präsentieren ihre Sensationen. So<br />

auch im CABINET DES DR. CALIGARI, von wo aus am 8. August der Horror in die Welt geschickt wird. Diese<br />

Situation wird auch im Marionettenkurzfilm DAS KABINETT DES DR. LARIFARI aufgegriffen – der am<br />

14. August gemeinsam mit dem Scherenschnittfilm DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED die Animation<br />

hochleben lässt. Prinz Achmed entführt uns mit seinen Abenteuern in einen farbenprächtigen Orient.<br />

Luftig und mediterran geht es am 9. August trotz Schuldenkrise in DIE FINANZEN DES GROßHERZOGS<br />

zu – F.W. Murnau spickt seine einzige Komödie mit einer Menge an komischen Verwicklungen und kleinen<br />

Skurrilitäten. Weltberühmt ist der Regisseur ja durch seine alptraumhaften Werke, diesmal vertreten durch<br />

FAUST (17. August). Eindrucksvolle Licht-und-Schatten-Effekte machen die beschauliche deutsche Kleinstadt<br />

zur düsteren Welt, in die Mephisto seinen Pesthauch bläst. Gruslig sind ebenfalls die fünf Episoden u.a. von<br />

E. A. Poe und R. L. Stevenson, die im nächtlichen Antiquariat gelesen UNHEIMLICHE GESCHICHTEN ergeben<br />

(10. August). Hier ist neben der Skandaltänzerin Anita Berber auch Conrad Veidt zu sehen, der kurz darauf<br />

als Medium Cesare in Dr. Caligari zum Star wird. Und schließlich gibt es noch zwei Ausflüge in die Berge: am<br />

15. August treffen wir DIE BERGKATZE in einer sehr rasanten Militärkomödie vom Meister Ernst Lubitsch,<br />

der eine Räuberhauptmannstochter, einen Schürzenjäger, eine Kommandeuse und viele Banditen aufbietet<br />

– nicht zu vergessen die phantasievoll verschnörkelt-expressionistische Architektur. Melodramatisch dagegen<br />

ist DER BERG DES SCHICKSALS angelegt (16. August). Hier ist weniger die Handlung eindrucksvoll, sondern<br />

die unglaubliche Kameratechnik von Arnold Fanck und Sepp Allgeier. Gedreht an Originalschauplätzen sind<br />

sie in Augenhöhe, wenn die Bergsteiger(innen) in Wänden hängen und mit Naturgewalten kämpfen.<br />

Jede Vorstellung wird von hochkarätigen Musikern live begleitet, die eigens für diesen Anlass neue Partituren<br />

schaffen und uns Zuschauern einmalige Filmkonzerte schenken. Nach vielen Jahren Pause dürfen<br />

wir heuer wieder die Gebrüder Teichmann & Leopold Hurt begrüßen, die mit Live Electronic und Zither<br />

den Orient zum Flirren bringen. Ebenfalls elektronisch ist die Eröffnungsvorstellung: passend zu Dr. Caligari<br />

bringen Klaus Reichardt & Jan Kahlert eines der ersten elektronischen Instrumente mit: ein Trautonium!<br />

Auch Stammmusiker sind zu unserer Freude wieder mit dabei: Rainer J. Hofmann nimmt uns mit<br />

seinem großen Instrumentarium und ebensolchem Einfühlungsvermögen mit auf den Schicksalsberg und an<br />

die Adria. Das international renommierte Aljoscha-Zimmermann-Ensemble zeigt uns mit seinen beiden<br />

Vorstellungen seine große Bandbreite: Sabrina Zimmermann an der Geige und Mark Pogolski am Klavier<br />

oszillieren zwischen Lubitsch-Komödie und „Faust“. Für den frühen Horror sind auch heuer Bertl Wenzl &<br />

Markus Stark zuständig, die Experten für furiose „Gruselmusik“.<br />

Auch in ihrem vierten Lebensjahrzehnt bietet die <strong>Regensburger</strong> Stummfilmwoche Neues. Verbringen Sie<br />

doch einen Teil Ihres Urlaubs im Museumscafé, dem romantischen Klosterhof des Historischen Museums im<br />

Schatten der hochaufragenden gotischen Minoritenkirche und lassen Sie sich von dort um die halbe Welt und<br />

in neue Klangwelten mitnehmen. Gute Reise!<br />

Ihr Arbeitskreis Film Regensburg e. V.<br />

Der Arbeitskreis Film dankt dem Museumscafé und den Museen der Stadt Regensburg für allseitige<br />

Unterstützung.


Kooperation mit<br />

Kulturreferat der Stadt Regensburg<br />

Museumscafé im Historischen Museum<br />

Museen der Stadt Regensburg<br />

Piano Metz, Regensburg<br />

DIF Deutsches Filminstitut - Filmarchiv, Wiesbaden<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

G7. P.A. Service – Veranstaltungstechnik Martin Pesold, Regensburg<br />

Nina Goslar, ARTE-Filmredaktion im ZDF, Mainz<br />

Christel Strobel, Agentur für Primrose Film Productions, München<br />

Transit Film, München<br />

Dank an<br />

Sven Himmelreich<br />

Petra Huber<br />

Emil Kauth<br />

Anne Litzel<br />

Theresa Litzel<br />

Viktor Rotthaler<br />

Insa Wiese, Internationale Kurzfilmwoche Regensburg<br />

die Mitglieder des AKF Arbeitskreis Film Regensburg e.V.<br />

Zum 50. Jubiläum der Deutschen Kinemathek:<br />

Edition Gerhard Lamprecht<br />

Rolf Aurich<br />

MOSAIKARBEIT<br />

Gerhard Lamprecht und die Welt<br />

der Filmarchive<br />

212 Seiten, € 25,80<br />

ISBN 978-3-86916-311-6<br />

Wolfgang Jacobsen<br />

ZEIT UND WELT<br />

Gerhard Lamprecht und seine Filme<br />

152 Seiten, ca. € 23,–<br />

ISBN 978-3-86916-317-8<br />

Eva Orbanz<br />

MITEINANDER UND GEGENÜBER<br />

Gerhard Lamprecht und<br />

seine Zeitzeugengespräche<br />

206 Seiten, ca. € 26,–<br />

ISBN 978-3-86916-318-5<br />

Alle 3 Bände zum Paketpreis von ca. € 63,–<br />

Levelingstraße 6 a 81673 München info@etk-muenchen.de www.etk-muenchen.de


Donnerstag, 8. August, 20.30 Uhr<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari<br />

Robert Wiene, D 1919, 74 Minuten, viragiert, 35 mm<br />

Drehbuch: Carl Mayer, Hans Janowitz, Kamera: Willy Hameister, Bauten:<br />

Hermann Warm, Walter Reimann, Walter Röhrig, Kostüme/Grafik: Walter<br />

Reimann, DarstellerInnen: Werner Krauß, Conrad Veidt, Lil Dagover, Friedrich<br />

Feher, Hans Heinrich von Twardowski u.a.<br />

Photos: Deutsches Filminstitut<br />

Kopie: Deutsches Filminstitut, Wiesbaden<br />

Dieser Film ist ein früher Meilenstein des Horrorkinos.<br />

Dr. Caligari ist ein Schausteller auf einem Jahrmarkt.<br />

Sein „Ausstellungsstück“ ist Cesare, ein schlafendes<br />

Medium, das in die Zukunft sehen kann. Ein Student<br />

stellt die schrecklichste aller Fragen: „Wie lange werde<br />

ich leben?“ Die Voraussage – „Bis zum Morgengrauen“<br />

– bewahrheitet sich. Es zeigt sich, dass Dr. Caligari<br />

seinen willenlosen Somnambulen des Nachts mobilisiert<br />

und ihn im Ort Morde begehen lässt. Der sich schnell<br />

formierende Mob jagt den Verbrecher, dessen Spur in<br />

ein Irrenhaus führt. Zu<br />

aller Überraschung ist<br />

Dr. Caligari der Leiter<br />

dieser Nervenheilanstalt<br />

und der Erzähler der<br />

ganzen Rahmenhandlung<br />

ein Insasse. Wer ist<br />

nun wahnsinnig? Wem<br />

kann man trauen? Ist<br />

die Auflösung wirklich<br />

eine Erlösung oder fehlt<br />

nicht noch eine letzte<br />

Volte, die alles wieder<br />

relativiert?<br />

Stil wird zum Synonym für eine zerrissene Zeit“ (Deutsche<br />

Kinemathek). Gedreht 1919 macht Caligari die Unsicherheit<br />

und Instabilität kurz nach dem Ersten Weltkrieg<br />

sichtbar. Man beachte – neben dem willenlosen Cesare<br />

– nur die Beamten auf ihren überhohen Stühlen, die<br />

auf die Bittsteller hinabblicken. Die machtausübenden<br />

Autoritäten sind der Quell dieses Horrors. Nicht umsonst<br />

nennt der Filmsoziologe Siegried Kracauer sein Buch<br />

über die Anfänge des deutschen Kinos „From Caligari<br />

to Hitler. A Psychological History of the German Film“<br />

(1947). Conrad Veidt begründet mit dieser Rolle seinen<br />

Ruhm. Er spielt den Schlafenden bedrohlich und grauenhaft:<br />

„nervenschwache Personen können Alpdrücken<br />

davon bekommen“ (Der Kinematograph 1920).<br />

Musikalisch gibt es dazu ein Schmankerl: Jan Kahlert<br />

bringt sein Trautonium mit. Als eines der ersten elektronischen<br />

Instrumente, entwickelt um 1930, produziert<br />

es eine enorme Bandbreite an interessanten Klängen,<br />

die dem expressionistischen Film mit Sicherheit eine<br />

passende Note geben.<br />

LIVE-MUSIK:<br />

KLAUS REICHARDT & JAN KAHLERT<br />

Regisseur Robert Wiene setzt seine Figuren in eine<br />

expressionistische Welt: Nichts ist natürlich, alle<br />

gebauten Räume und Landschaften sind mit dem Pinsel<br />

skizziert und tragen „den Charakter der Unwirklichkeit“<br />

(S. König). Die Kulissen sind verzerrt und angsteinflößend<br />

wie das Innenleben der Protagonisten. Ein<br />

Alptraum, dem nicht zu entrinnen ist. „Sein grafischer<br />

KLAVIERE · FLÜGEL · CEMBALI<br />

Piano Metz<br />

Dr.-Gessler-Str. 10<br />

93051 Regensburg<br />

Telefon: (09 41) 57 57 5<br />

Telefax: (09 41) 56 55 93<br />

www.pianometz.com<br />

info@pianometz.com


Freitag, 9. August, 20.30 Uhr<br />

SCHATZKÄSTCHEN – eine Kooperation mit ARTE<br />

Die Finanzen des Großherzogs<br />

Friedrich Wilhelm Murnau, D 1924, 80 Minuten, viragierte und restaurierte Fassung, DVD<br />

Buch: Thea von Harbou (nach einem Roman von Frank Heller), Produktion: Erich Pommer,<br />

Kamera: Karl Freund, Franz Planer, DarstellerInnen: Harry Liedtke, Mady Christians, Alfred<br />

Abel, Robert Scholz, Julius Falkenstein, Hermann Vallentin, Max Schreck u.a.<br />

Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung<br />

Kopie: ARTE, Mainz; Rechte: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.<br />

Der mediterrane Inselstaat Abacco steht kurz vor dem Bankrott.<br />

Großherzog Don Ramon lässt trotzdem den Finanzminister mit<br />

seinen Rettungsplänen abblitzen und in seinem luftigen Palast<br />

den Herrgott einen guten Mann sein. Er unternimmt dann doch<br />

einen Versuch, die Staatskasse aufzubessern, und plant eine Heirat mit der reichen Olga. Aber, wie Helma Sanders-<br />

Brahms zur Handlung schreibt: „Hauptsache, der Großherzog (Harry Liedtke) ist jung und attraktiv, und bei Gott,<br />

das ist er! Und die Frau (Mady Christians), die seine Rettung bedeutet, eine russische Großfürstin mit all dem Geld,<br />

das er nicht hat, ist es auch.“ Derweil tauchen die ersten Spekulanten auf. Der eine will einen Teil der Insel kaufen<br />

und eine Schwefelmine in Betrieb nehmen – Don Ramon lehnt ab, weil er seine Untertanen nicht diesem Dreck<br />

aussetzen will. Der zweite bekommt Wind von der anvisierten Heirat und möchte einen Börsencoup mit den derzeit<br />

wertlosen Staatspapieren landen. Außerdem soll eine Revolution angezettelt werden.<br />

Es geht rund auf Abacco, Verkleidungen und Namenswechsel<br />

eingeschlossen. „Die Finanzen des Großherzogs“ ist die einzige<br />

Komödie von F.W. Murnau. Sein Ruhm als einer der besten deutschen<br />

Regisseure aller Zeiten kommt aus einer ganz anderen Ecke<br />

– er gilt als der Meister des Unheimlichen mit Werken wie „Nosferatu“<br />

oder „Faust“ (siehe 17. August). Er beherrscht aber auch<br />

die so schwierige leichte Muse, US-Kritiker verleihen diesem Werk<br />

gar das Qualitätssiegel „Lubitsch-Touch“. Evtl. auch wegen Harry<br />

Liedtke, der auch in diversen seiner Komödien auftaucht?<br />

Die Liste der anderen Beteiligten liest sich wie das Wer-ist-wer des<br />

Weimarer Kinos: Thea von Harbou ist nicht nur hier die Drehbuchautorin,<br />

sondern auch bei Klassikern Fritz Langs wie „Metropolis“<br />

oder „Frau im Mond“. Karl Freund hat die entfesselte Kamera<br />

entwickelt und die grandiose Erstfassung des Klassikers „Die<br />

Mumie“ verantwortet. Und wer genau hinschaut, erkennt Nosferatu<br />

Max Schreck als einen der drei Verschwörer – natürlich „den<br />

Unheimlichen“. Dieser Film ist einer der verborgenen Schätze des<br />

deutschen Kinos.<br />

Mit Dank an die ZDF/ARTE-Filmredaktion für die Bereitstellung<br />

der DVD aus dem Stummfilmprogramm von ARTE, wo seit über 20<br />

Jahren einmal monatlich ein restaurierter Stummfilm zu sehen ist.<br />

Wir dürfen in Form dieser Kooperation davon profitieren: Unter<br />

der Überschrift„Schatzkästchen“ zeigen wir ein Werk auf DVD,<br />

das derzeit nicht auf 35mm verfügbar ist und bisher noch nicht<br />

auf der <strong>Regensburger</strong> Stummfilmwoche zu sehen war.<br />

LIVE-MUSIK: RAINER J. HOFMANN


Samstag, 10. August, 20.30 Uhr<br />

Unheimliche Geschichten<br />

Richard Oswald, D 1919, 99 Minuten, sw, 35 mm<br />

Buch: Richard Oswald, nach den Geschichten „Die Erscheinung“ von Anselma<br />

Heine, „Die Hand“ von Robert Liebmann, „Die schwarze Katze“ von Edgar<br />

Allen Poe und „The Suicide Club“ von Robert Louis Stevenson, Produktion:<br />

Richard Oswald, Kamera: Carl Hoffmann, DarstellerInnen: Anita Berber (div.<br />

Rollen), Conrad Veidt (div. Rollen), Reinhold Schünzel (div. Rollen), Richard<br />

Oswald, Hugo Döblin, Paul Morgan, Georg John u.a.<br />

Photos: Deutsches Filminstitut<br />

Kopie: Deutsches Filminstitut, Wiesbaden<br />

Zur Geisterstunde steigen in einem Antiquariat drei<br />

unheimliche Gestalten aus ihren Gemälden: Teufel, Tod<br />

und Dirne. Sie greifen sich staubige Folianten und lesen<br />

sich gegenseitig fünf Geschichten in einer solchen Intensität<br />

vor, dass sie selbst die Rollen in diesen Erzählungen<br />

übernehmen.<br />

– und starb mit 29 Jahren. Reinhold Schünzel ist ebenfalls<br />

ein Filmgesicht, das im Gedächtnis bleibt. Er taucht<br />

oft als Verführer oder Zuhälter, als Erpresser oder Lebemann<br />

auf. Später hat er sich aufs Regieführen verlegt<br />

und u.a. „Viktor Viktoria“ und „Amphytrion“ gedreht.<br />

Nach seiner Emigration in die USA war es mit seiner<br />

Karriere so gut wie vorbei. Conrad Veidt schließlich<br />

(siehe auch „Dr. Caligari“ am 8. August sowie die Titelseite)<br />

wurde mit seinen oft dämonischen und düsteren<br />

Rollen und seinem elegant-extravaganten Äußeren zu<br />

einem der prägenden Schauspieler des Weimarer Kinos<br />

und des frühen Hollywood. Einer seiner letzten Auftritte<br />

war Major Strasser, der Nazi-Offizier in „Casablanca“.<br />

In diesem frühen Horrorfilm zeigen sie sich in je sechs<br />

verschiedenen Rollen, und Bertl Wenzl & Markus<br />

Stark machen eine unheimliche Musik zu ebendiesen<br />

Geschichten.<br />

LIVE-MUSIK:<br />

BERTL WENZL & MARKUS STARK<br />

Die drei Hauptdarsteller der „Grausigen Nächte“ (so<br />

der alte Titel) Anita Berber, Reinhold Schünzel und<br />

Conrad Veidt haben in der frühen Zeit des Kinos oft<br />

zusammen gearbeitet. Richard Oswald entdeckte sie in<br />

kleinen Rollen am Theater und im Film und begründete<br />

mit diesem Ensemble den Sitten- bzw. Aufklärungsfilm.<br />

Unter wissenschaftlicher Mitarbeit des Sexualforschers<br />

Magnus Hirschfeld schrieb und drehte Oswald Filme zu<br />

Abtreibung, Prostitution, Homosexualität – und trat so<br />

die Diskussion zur Einführung der Zensur im Kino los.<br />

Zur Frau im Ensemble: “Sie war die schamloseste Frau<br />

der Weimarer Republik – als solche jedenfalls die<br />

berühmteste: die Nackttänzerin<br />

Anita Berber.“<br />

(FAZ 2006). Ist das ein<br />

Wunder bei Tanzprogrammen<br />

wie „Tänze des<br />

Lasters, des Grauens und<br />

der Extase“? „Die Berber<br />

zog Skandale förmlich<br />

an, sie nahm Morphium<br />

und Kokain, trank pro<br />

Tag eine Flasche Cognac<br />

und prügelte sich mit<br />

jedem, der ihr quer<br />

kam.“ (R.D. Herbrand)


Die Musiker<br />

Photo: Peter Burkes, www.regensburger-tagebuch.de<br />

Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (München)<br />

Sabrina Zimmermann an der Geige und Mark Pogolski am Klavier – jedes ihrer Filmkonzerte ist eine fulminante<br />

Vorstellung. Wir freuen uns sehr, dass uns das international renommierte Ensemble auch in diesem Jahr mit zwei<br />

Vorstellungen beehrt.<br />

Beide Musiker bauen auf langjährige professionelle Erfahrung<br />

in Musik und Stummfilm. Zudem dürfen sie das Erbe von Aljoscha<br />

Zimmermann fortführen, Sabrinas Vater und weltweit anerkannter<br />

Stummfilmmusiker. Er wurde berühmt für die Fähigkeit, dem Stummfilm<br />

vitale Ausdruckskraft zu geben und den Bildern Gefühle und<br />

Geschichten für den modernen Menschen zu entlocken. Nach seinem<br />

Tod im Dezember 2009 hinterließ er über 400 Partituren und musikalische<br />

Themen, die er seiner Tochter und seinem erwählten Nachfolger<br />

Mark Pogolski zur Weiterführung in die Hände legte. Das<br />

Ensemble konzertiert somit weiterhin auf wichtigen internationalen<br />

Filmfestivals und hat bereits eine Fernseh- und DVD-Produktion von<br />

Fritz Langs Stummfilm „Harakiri“ erfolgreich aufgenommen.<br />

Sabrina Zimmermann ist seit 1992 Teil des Aljoscha-Zimmermann-Ensembles. Ihr virtuoses Spiel der Geige brachte<br />

ihr bereits zahlreiche Auszeichnungen und sie ist auf internationalen Bühnen zuhause. Nun arrangiert und bearbeitet<br />

sie zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Mark Pogolski die Partituren von Aljoscha Zimmermann.<br />

Mark ist ebenfalls seit 20 Jahren aktiv, Musikalischer Leiter der Ballett-Abteilung der Hochschule für Musik und<br />

Theater München und mehrfacher Preisträger für Komposition und Piano.<br />

PARFÜMERIE MILLER<br />

NEUPFARRPLATZ REGENSBURG<br />

WWW.FXMILLER.DE<br />

HUMIECKI & GRAEF<br />

„ASKEW“


jekt, nach Indien, Afghanistan und Südasien. Auch in<br />

Regensburg werden sie – nicht nur von ihrem Publikum<br />

– gewürdigt und erhalten 2002 den Kulturförderpreis<br />

der Stadt.<br />

Photo: http://gebruederteichmann.net<br />

Die Gebrüder Teichmann & Leopold<br />

Hurt (Berlin, Hamburg, Regensburg)<br />

Vor genau zehn Jahren trat dieses Dreiergestirn aus<br />

gebürtigen <strong>Regensburger</strong>n mit DER HEILIGE BERG<br />

bei der 21. Stummfilmwoche auf und begeisterte das<br />

Publikum. Höchste Zeit also für die nächste Vorstellung<br />

mit Live Electronic und Zither.<br />

Die Gebrüder Teichmann sind bereits seit 1989 musikalisch<br />

unterwegs. In einem Alter, in denen andere mit<br />

dem Übergang von der Grund- in eine weiterführende<br />

Schule kämpfen, gründen sie „Totalschaden“. Weiter<br />

geht’s als DJs zunächst in <strong>Regensburger</strong> Clubs und mit<br />

der erfolgreichen Band „BeigeGT“. Sie gründen 1999<br />

ihr eigenes Label „Festplatten Records“ und werden als<br />

DJs, Remixer und Produzenten zu wichtigen Aushängeschildern<br />

der deutschen Elektro-Kultur. Sie ziehen nach<br />

Berlin, sind unterwegs in Europa, Russland, Südamerika,<br />

die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut führt<br />

sie nach Kenia zu einem interkulturellen Musikpro-<br />

Leopold Hurt ist ebenfalls<br />

gebürtiger <strong>Regensburger</strong>.<br />

Sein Studium<br />

der Zither, Viola da<br />

Gamba, Historische<br />

Aufführungspraxis und<br />

Komposition führt ihn<br />

bald ans Konservatorium<br />

nach München<br />

sowie an Hochschulen<br />

in Hamburg und Paris. Photo: www.leopoldhurt.de<br />

Er lebt und arbeitet in Hamburg. In seinen Kompositionen,<br />

die das gesamte Spektrum der Instrumental- und<br />

Vokalmusik abdecken, spielt die Zither eine Hauptrolle.<br />

Als Instrumentalist war und ist er in diversen Orchestern<br />

engagiert, u.a. beim Sinfonieorchester des Bayerischen<br />

Rundfunks und dem Orchestra di Roma, zudem<br />

ist er in verschiedenen Ensembles für aktuelle Musik<br />

aktiv. Auch er unternahm mit dem Goethe-Institut<br />

Konzertreisen nach China, Irland und in den Libanon.<br />

Leopold Hurt erhielt Stipendien für Aufenthalte in Paris<br />

und Bamberg, zahlreiche Kompositionspreise und nicht<br />

zuletzt 2010 den Kunstpreis der <strong>Regensburger</strong> Kulturstiftung<br />

der REWAG.<br />

Zuletzt vertonten Teichmann Hurt den chinesischen<br />

Stummfilm „Die rote Heldin“ (1929), der 2008 auch in<br />

Guangzhou aufgeführt wurde.<br />

Rainer J. Hofmann (Regensburg)<br />

Ob Komödien von Buster<br />

Keaton oder Schauriges<br />

wie DER FUHRMANN DES<br />

TODES, ob Klassiker wie<br />

HAMLET oder auch Dokumentarisches<br />

wie DER<br />

MANN MIT DER KAMERA<br />

– der vielseitige <strong>Regensburger</strong><br />

Musiker Rainer J.<br />

Hofmann versteht es seit<br />

Jahren, ‚seinen‘ Stummfilmabend<br />

zu einem<br />

wunderbaren Konzert<br />

zu machen und sein<br />

Publikum zu begeistern. Er setzt dabei zahlreiche – zum<br />

Teil selbstgebaute – Instrumente ein und schafft ungewöhnliche<br />

und zugleich faszinierende Klangwelten.<br />

Seine Filmkonzerte sind jedes Mal wieder ein spannendes<br />

Erlebnis: Rainer Hofmann hat breite Erfahrung<br />

als Begleiter von Liedern und Chansons aller Epochen<br />

(auch aus der großen Zeit der Stummfilme!), als Komponist<br />

und Musiker bei Film und Theater, Band, Orchester<br />

und Improvisationsprojekten. Sein Name ist eng<br />

verbunden mit den Chansons des „Trio Trikolore“, der<br />

paneuropäischen Folkmusik des Ensembles „Lawaschkiri“,<br />

der „Roten Landschaft“, dem „Theater im Hesperidengarten“<br />

von Joseph Berlinger („Der Damenherr“)<br />

und dem „RostMondOrchestra“.<br />

Heuer kann er uns seine große Bandbreite zeigen, er<br />

gestaltet zwei Filme mit ganz unterschiedlicher Atmosphäre:<br />

die sonnendurchflutete mediterrane Komödie<br />

DIE FINANZEN DES GROßHERZOGS sowie das eisige<br />

Bergdrama DER BERG DES SCHICKSALS. Wie hört sich<br />

bei ihm wohl Hitze und Kälte an?


Bertl Wenzl & Markus Stark<br />

(Regensburg)<br />

Die beiden versierten <strong>Regensburger</strong> Musiker mausern<br />

sich inzwischen zu Experten in Sachen „Gruselmusik“.<br />

Nach ihren sehr atmosphärischen Vorstellungen<br />

PHANTOM DER OPER und ORLAC‘S HÄNDE bescheren<br />

sie der Stummfilmwoche einen weiteren „unheimlichen“<br />

Abend. Als Duo gibt es die beiden schon seit<br />

über zehn Jahren: Sie arbeiten in so verschiedenen<br />

Bands wie „Rostmond Orchestra“, „Transplant4“ oder<br />

„handish“ zusammen, ebenso wie bei einer Reihe von<br />

Film- und Theatermusikprojekten (z. B. der Musik zur<br />

Inszenierung von Oskar Panizzas „Liebeskonzil“ oder<br />

für das Stummfilmprojekt Filmhochschule).<br />

Bertl Wenzl ist ein erfahrener Stummfilmmusiker, der<br />

schon oft mit den „Negerländern“, solo oder in kleinen<br />

Besetzungen unser Festival mit seinen Blasinstrumenten<br />

bereichert hat. Mit außergewöhnlichen Klängen hat er<br />

bereits Buster Keatons DER GENERAL, Karl Valentins<br />

MYSTERIEN EINES FRISIERSALONS bzw. die abstrakteren<br />

Werke PARIS QUI DORT oder POLIZEIBERICHT ÜBERFALL<br />

veredelt.<br />

Markus Stark ist seit nunmehr 20 Jahren Bandmusiker,<br />

Komponist und Musikschaffender. Aufgewachsen in<br />

Rock-, Pop- und Metalbands, begann er sich als Jugendlicher<br />

für Jazz, Elektronik, neue Musik und Avantgarde<br />

zu interessieren und arbeitet seither genreübergreifend.<br />

Als Bassist und Komponist widmet er sich derzeit<br />

seiner Band „handish“ und wirkt beim <strong>Regensburger</strong><br />

Kollektiv „containerhead“ als Gitarrist und Keyboarder<br />

mit. Neben seiner Bandtätigkeit bestimmen Soundtracks<br />

für Theaterstücke und Filme in den letzten Jahren<br />

seine Solo- und Duoarbeiten. Außerdem produziert<br />

er Alben befreundeter Bands und Projekte im labeleigenen<br />

Tonstudio. Eine komplette Werkschau und<br />

weitere Informationen bietet www.funnelcat.de<br />

Klaus Reichardt & Jan Kahlert<br />

(München)<br />

Die beiden routinierten Münchner Musiker bringen zu<br />

ihren Tasteninstrumenten und Schlagwerken heuer ein<br />

ganz besonderes Gerät mit: ein Trautonium! Als eines<br />

der ersten elektronischen Instrumente, entwickelt um<br />

1930 von Friedrich Trautwein, Oskar Sala und Paul<br />

Hindemith, gilt es mit seiner Bandbreite an (schrägen)<br />

Tönen als Wegbereiter des Techno.<br />

Jan Kahlert spielt nicht nur dieses seltene Instrument,<br />

das für die musikalische Schau „Wiedersehen in Trautonien“<br />

rekonstruiert wurde. Er beschäftigt sich seit<br />

über 30 Jahren mit Percussion und ist so im Bereich des<br />

Schlagwerks zum Multiinstrumentalisten geworden:<br />

in seiner – auch selbst komponierten Musik – bringt<br />

er bayerische, afrikanische und amerikanische Klänge<br />

zusammen. Jan spielt in Formationen wie „Amon Düül<br />

II“, „Voodoo Gang“ oder „No Goods“, als Produzent<br />

konnte er mit „Trude & Gerd“ den „Wahren Grand<br />

Prix 1994“ gewinnen. Seit 20 Jahren hat er sein eigenes<br />

Studio und auch Stücke der Münchner Kammerspiele<br />

werden von ihm begleitet.<br />

Klaus Reichardt ist seit fast 40 Jahren mit verschiedenen<br />

Jazzrock- und Bluesformationen unterwegs, heute<br />

begleitet er auch Gospels und improvisiert zu Predigten.<br />

Nach seinem Studium der Musikwissenschaften startete<br />

er seine professionelle Laufbahn als Pianist/Keyboarder/<br />

Pedal-Steeler, Komponist, Arrangeur und Produzent.<br />

Durch Auftritte mit Georg Ringsgwandl, Nick Woodland<br />

oder der Spider Murphy Gang war er schon öfter auch<br />

in Regensburg zu hören. Klaus hat zahlreiche Preise<br />

gewonnen, z.B. mit Meilhamer & Schlenger oder den<br />

„Gospelsternen“.


MIttwoch, 14. August, 20.30 Uhr<br />

Die Abenteuer des Prinzen Achmed<br />

Lotte Reiniger, D 1923-1926, 66 Minuten, viragiert, 35 mm<br />

Buch: Lotte Reiniger, nach Motiven des orientalischen Märchens 1001 Nacht, Animation: Lotte<br />

Reiniger, Mitarbeit: Walter Ruttmann, Berthold Bartosch, Alexander Kardan, Walter Türck,<br />

Aufnahmeleitung und Kamera: Carl Koch, Produzent: Louis Hagen.<br />

Vorfilm: Die große Liebe einer kleinen Tänzerin<br />

Alfred Zeisler, D 1924, 16 Minuten, viragiert, 35 mm<br />

Buch: Victor Abel, Kamera: Franz Meinecke, Marionettenspieler: Powell-Schwiegerling-Co.<br />

Photos: Christel Strobel und Deutsches Filminstitut<br />

Kopien: Deutsches Filminstitut, Wiesbaden, Rechte Prinz Achmed: Christel Strobel, Agentur für<br />

Primrose Film Productions<br />

Magisch und verwunschen sind die<br />

Geschichten aus 1001 Nacht, und ebenso<br />

phantastisch sind die bewegten Bilder,<br />

die die Scherenschnittmeisterin Lotte<br />

Reiniger geschaffen hat. Drei Jahre Handarbeit<br />

stecken im ersten animierten Langfilm<br />

der Geschichte. Aus Butterbrotpapier<br />

werden fast dreidimensional anmutende<br />

Landschaften, die feingliedrigen Figuren<br />

aus schwarzem Photokarton sind mit Draht<br />

beweglich gemacht. Knapp 100.000 Einzelbilder,<br />

photographiert vom Ehemann Reinigers,<br />

bringen die Abenteuer auf die Leinwand,<br />

die Prinz Achmed auf dem fliegenden<br />

Pferd des bösen Zauberers bestehen muss –<br />

inklusive Feen, Dämonen, gute Hexen und<br />

Aladin mit seiner Wunderlampe. Bei den<br />

besonders phantastischen Szenen arbeiteten<br />

zwei Größen der Avantgarde mit: der Trickfilmer<br />

Berthold Bartosch und der Maler Walter Ruttmann, der als Regisseur auch den rhythmischen „Berlin – Sinfonie<br />

der Großstadt“ geschaffen hat. Bei der schwierigen Restaurierung des Prinzen Achmed konnte auch die Viragierung<br />

wiederhergestellt werden, so erleben wir auch heute diesen Silhouettenfilm als orientalischen Farbenrausch.<br />

Als Vorfilm zeigen wir einen Marionettentrickfilm mit dem wunderbaren<br />

Arbeitstitel „Das Kabinett des Dr. Larifari“, der die Inspiration<br />

zu diesem Kurzfilm viel deutlicher zum Ausdruck bringt als der<br />

schließlich verwendete „Die große Liebe einer kleinen Tänzerin“<br />

– nicht nur, weil er ebenso auf einem Jahrmarkt mit expressionistisch<br />

gestalteten Bauten angesiedelt ist. Warum sich der Marionettenfilm<br />

in dieser frühen Zeit nicht mehr durchgesetzt hat ist beim<br />

Ansehen dieser liebevollen Animation kaum nachzuvollziehen.<br />

Welche Möglichkeiten bieten sich hier für die kleine Tänzerin, zwei<br />

Männern den Kopf zu verdrehen! Ob sich nicht Tim Burton hier<br />

eine Portion Inspiration geholt hat?<br />

LIVE-MUSIK:<br />

Gebrüder Teichmann & Leopold Hurt


Donnerstag, 15. August, 20.30 Uhr<br />

Die Bergkatze<br />

Ernst Lubitsch, D 1921, 82 Minuten, sw, 35 mm<br />

Buch: Hanns Kräly, Ernst Lubitsch, Produktion: Paul Davidson, Kamera: Theodor Sparkuhl<br />

Bauten: Max Gronau, Ernst Stern, DarstellerInnen: Pola Negri, Victor Janson, Paul Graetz, Marga Köhler, Hermann Thimig u.a.<br />

Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung<br />

Kopie: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Pola Negri, eigentlich gebucht auf mondäne Damen und Vamps, ist „die Bergkatze“ – eine wilde Räuberhauptmannstochter<br />

in den verschneiten Bergen. Sie fängt den Schürzenjäger Alexis ab, der in das entlegene Fort strafversetzt<br />

wurde, um von der Damenwelt ferngehalten zu werden. Aber es gibt dort nicht nur besagte Bergkatze,<br />

sondern auch die heiratswütige Tochter des Kommandeurs und der Kommandeuse. Welche der Damen wird wohl –<br />

unterstützt durch die Banditen bzw. das Militär – den Kampf um Alexis gewinnen?<br />

Rasanz und Raffinement zeichnen dieses Werk aus, es ist<br />

ein typischer Lubitsch. Er selbst bezeichnete „Die Bergkatze“<br />

als seinen Film mit dem meisten Witz, trotzdem<br />

war er ein Flop an der Kinokasse. Vielleicht war die<br />

Zeit so kurz nach dem Ersten Weltkrieg noch nicht reif<br />

für subversive Militärkomödien – eine der ersten der<br />

Filmgeschichte. Außergewöhnlich sind die unglaublich<br />

verschnörkelt-expressionistischen Bauten und die<br />

sehr phantasievollen Passepartouts, die die einzelnen<br />

Einstellungen mit Wellen und Ecken und Rauten und<br />

Fransen einrahmen. „Die Bergkatze“ ist „eine Monty-<br />

Python-artige Parodie des deutschen Expressionismus<br />

und des deutschen Militärs“ (www.polanegri.com). Auf<br />

dieser Fanseite über die exzentrische Diva Pola Negri,<br />

die schon 1923 bei der Paramount zu einer der frühen<br />

Stummfilmdiven aufstieg, findet sich auch der schöne<br />

Satz: „born in Poland, made in Germany, stolen by<br />

Hollywood“.<br />

LIVE-MUSIK:<br />

ALJOSCHA-ZIMMERMANN-ENSEMBLE


Freitag, 16. August, 20.30 Uhr<br />

Der Berg des Schicksals<br />

Arnold Fanck, D 1924, 89 Minuten, sw, 35 mm<br />

Buch: Arnold Fanck, Produktion: Arnold Fanck (Berg- und Sportfilm GmbH, Freiburg i. Br.), Kamera:<br />

Sepp Allgeier, Arnold Fanck, Eugen Hamm, Herbert Oettel, Hans Schneeberger, DarstellerInnen:<br />

Hannes Schneider, Hertha von Walther, Erna Morena, Luis Trenker, Frida Richard, Gustav Oberg u.a.<br />

Photo: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung<br />

Kopie: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Der „Berg des Schicksals“ hat schon viele Menschenleben gefordert, so<br />

ist auch der Vater des jungen Bergsteigers an der bislang unbezwungenen<br />

Guglia del Diavolo verunglückt. Es selbst scheitert mehrfach, bis<br />

ihm seine sorgenvolle Mutter das Versprechen abringt, keinen Versuch<br />

der Besteigung mehr zu unternehmen. Seine Jugendfreundin, seit jeher fasziniert von der Wand, lässt sich allerdings<br />

nicht abhalten…<br />

Dieses Bergdrama markiert den Start großer Karrieren: Bergsteiger Luis Trenker gibt hier in einer Nebenrolle sein<br />

Debut. Tänzerin Leni Riefenstahl fand den Film so faszinierend, dass sie umgehend in die Berge reiste, Luis Trenker<br />

einen Brief an Regisseur Arnold Fanck in die Hand drückte und schließlich in dessen nächstem Werk ihre erste Hauptrolle<br />

spielte – Grund genug für sie, ebenfalls Bergsteigen, Skifahren und Filmemachen zu lernen.<br />

Fanck hatte seit den Zehnerjahren schon einige Spiel- und Dokumentarfilme über Bergsport realisiert und als Kameramann,<br />

gemeinsam mit Sepp Allgeier und Hans Schneeberger, revolutionäre neue Bilder der Bergwelt geschaffen.<br />

Was für Bergfexe müssen das sein, die nicht nur mit den Bergsteigern vor der Kamera mithalten, sondern dabei auch<br />

die ganze Technik auf dem Rücken tragen? „Da es damals noch keine anderen Kameramänner gab, die klettern<br />

oder im schweren alpinen Gelände auch nur gehen konnten, musste ich nolens volens den Film selbst drehen. Und<br />

gleichzeitig die Regie führen. Holte mir aber natürlich junge Bergsteiger, um das Stativ zu tragen und aufzustellen.“<br />

Durch das Einfangen in Filmbilder wird die Erstbesteigung der Guglia del Diavolo noch spektakulärer. Die visuellen<br />

Qualitäten der Außenaufnahmen sind noch heute unbestritten – Skifahrer im Gegenlicht, die in Parallelschwüngen<br />

durch den Tiefschnee stauben, heftige Lawinen, Schneestürme, Wolkengebirge. Fanck drehte immer an Originalschauplätzen<br />

– hier den Tiroler Alpen. So sind diese „nicht nur Schauplatz der Handlung, sondern auch aktiver<br />

Mitspieler.“ (Jürgen Dittrich).<br />

LIVE-MUSIK: RAINER J. HOFMANN


Samstag, 17. August, 20.30 Uhr<br />

Faust – eine deutsche Volkssage<br />

Friedrich Wilhelm Murnau, D 1925, 89 Minuten, sw, 35 mm<br />

Buch: Hans Kyser nach Motiven von Johann Wolfgang von Goethe und Christopher Marlowe, Produktion: Erich<br />

Pommer, Kamera: Carl Hoffmann, Bauten: Robert Herlth, Walter Röhrig, DarstellerInnen: Emil Jannings, Camilla Horn,<br />

Gösta Ekman, Wilhelm Dieterle, Hertha von Walther, Frida Richard u.a.<br />

Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung<br />

Kopie: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Mephisto wettet mit dem Erzengel Gabriel, er könne jeden Menschen vom Weg<br />

Gottes abbringen. Einsatz ist die Herrschaft über die Welt. Der alte Gelehrte Faust<br />

soll das Exempel sein. Mephisto zieht alle Register seiner Kunst und bringt die Pest<br />

über dessen Heimat. Faust kann den Sterbenden, die zu ihm kommen, nur sagen:<br />

„Wir sind verloren. Es hilft kein Glaube, es hilft kein Wissen!“ Nachdem er von Gott<br />

keinen Beistand bekommt, beschwört er mit Hilfe des althergebrachten Wissens in<br />

seiner Bibliothek den Teufel und schließt einen tödlichen Pakt mit ihm. Mephisto<br />

muss Faust alle Wünsche erfüllen und schenkt ihm zudem ewige Jugend. Faust führt<br />

ein ausschweifendes Leben, sehnt sich aber nach der kleinbürgerlichen Unschuld<br />

und findet sie in Gretchen. Diese reine Liebe ist eine Bedrohung für die Ziele des<br />

Teufels…<br />

FAUST von F.W. Murnau ist ein expressionistischer Klassiker, der die „entfesselte<br />

Kamera“ und modernste Tricktechnik der Zeit beeindruckend einsetzt. Wuchtige<br />

Licht-und-Schatten-Effekte machen die Räume extrem plastisch, ja fast dreidimensional.<br />

„Die schöne deutsche Bezeichnung von Kino als ‚Lichtspiel‘ findet hier ihre<br />

tiefste Dimension.“ (Helma Sanders-Brahms). „Der Film beschwört in magischen<br />

Bildern die Mythen der Schrecken des Mittelalters herauf. Er hat nichts zu tun mit<br />

Zivilisation. Die Welt ist groß und dunkel und von Schicksalsmächten beherrscht. Gut<br />

und Böse liefern sich ihren ewigen Kampf. Und der Mensch ist ganz klein, und die<br />

Modelldörfer liegen in riesigen, schneebedeckten Studiowüsten, über die Windmaschinen<br />

den schwarzen Rauch der Pest treiben.“ (Oskar Roehler).<br />

Der feiste Emil Jannings, erster Oscar-Preisträger, ist ein herausragender Mephisto,<br />

stilbildend in seiner Maske bis heute. „Jannings, der wie aus Lehm geknetete Kobold<br />

und Wandermönch, ist plötzlich federnd geschmeidig, glänzend wie schwarzes Fett<br />

oder Schlangenhaut, anziehend und abstoßend zugleich, ein Fürst der Banalität des<br />

Bösen.“ (nochmals H.S.B.)<br />

LIVE-MUSIK: ALJOSCHA-ZIMMERMANN-ENSEMBLE<br />

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31. <strong>Regensburger</strong> 8. - 17. August 2013<br />

STUMMFILMWOCHE<br />

Stummfilme mit Live-Musik<br />

Im Museumscafé – Klosterhof des Historischen Museums (Dachauplatz 4, 93047 Regensburg)<br />

Beginn 20.30 Uhr Einlass 19.30 Uhr<br />

Donnerstag,<br />

8. August<br />

Freitag,<br />

9. August<br />

Samstag,<br />

10. August<br />

Mittwoch,<br />

14. August<br />

Donnerstag,<br />

15. August<br />

Freitag,<br />

16. August<br />

Samstag,<br />

17. August<br />

DAS CABINET DES DR. CALIGARI<br />

Live-Musik: Klaus Reichardt & Jan Kahlert<br />

(Piano, Percussion & Trautonium • München)<br />

In Kooperation mit ZDF/ARTE<br />

DIE FINANZEN DES GROßHERZOGS<br />

Live-Musik: Rainer J. Hofmann<br />

(Multiinstrumentalist • Regensburg)<br />

UNHEIMLICHE GESCHICHTEN<br />

Live-Musik: Bertl Wenzl & Markus Stark<br />

(Multiinstrumentalisten • Regensburg)<br />

DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED (+ Vorfilm)<br />

Live-Musik: Gebrüder Teichmann & Leopold Hurt<br />

(Live Electronic & Zither • Berlin, Hamburg, Regensburg)<br />

DIE BERGKATZE<br />

Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (München)<br />

Sabrina Zimmermann (Violine) • Mark Pogolski (Piano)<br />

DER BERG DES SCHICKSALS<br />

Live-Musik: Rainer J. Hofmann<br />

(Multiinstrumentalist • Regensburg)<br />

FAUST<br />

Live-Musik: Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (München)<br />

Sabrina Zimmermann (Violine) • Mark Pogolski (Piano)<br />

Bei schlechtem Wetter finden die Veranstaltungen im Leeren Beutel, Bertoldstr. 9, statt.<br />

Veranstalter:<br />

Arbeitskreis Film Regensburg e.V.<br />

Bertoldstr. 9, 93047 Regensburg<br />

Tel.: 0941 – 298 4563<br />

www.filmgalerie.de<br />

Eintrittspreise:<br />

Infotelefon und<br />

Kartenvorverkauf<br />

ab 22. Juli:<br />

Organisation & Programm:<br />

Nicole Litzel, Harald Berghoff<br />

10 Euro | 9 Euro (für AKF-Mitglieder, Schüler, Studenten, Senioren)<br />

am 14. August:<br />

15 Euro | 13 Euro (für AKF-Mitglieder, Schüler, Studenten, Senioren)<br />

Arbeitskreis Film Regensburg e.V.,<br />

Bertoldstr. 9<br />

Tel. 0941 298 4563<br />

Technik:<br />

Stephan Huber, Benno Nierer<br />

Tourist-Information im Alten Rathaus,<br />

Rathausplatz 4 Tel. 0941 507 4410<br />

(zzgl. Vorverkaufsgebühren)<br />

AKF-Mitgliedsausweis: 5 Euro | gilt 1 Jahr in der Filmgalerie und allen AKF-Veranstaltungen<br />

+++ Alle Eintrittspreise verstehen sich incl. 5 EURO Musikerzuschlag +++

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