Schreibworkshop Kreatives Schreiben an der EUV
Schreibworkshop Kreatives Schreiben an der EUV Schreibworkshop Kreatives Schreiben an der EUV
Projektbericht zum Workshop „Kreatives Schreiben“ im Rahmen des Seminars Schreibdidaktik / Katrin Girgensohn 06.07.2007-07.07.2007 von Sebastian Schönbeck und Anja Voigt Inhalt: 5. Idee und Konzept 6. Vorbereitung, Planung, Organisatorisches 7. Programmpunkte und Durchführung 8. Evaluation der Teilnehmer und persöliche Auswertung 9. Schlussgedanken und Ausweitung
- Seite 2 und 3: 1. Idee und Konzept Die Schreibgrup
- Seite 4 und 5: Semesters laufen zu lassen, da wir
- Seite 6 und 7: nächsten Tag) 17.30 - 19Uhr Abende
- Seite 8 und 9: zw. dass die Wege sich ähneln. Die
- Seite 10 und 11: 1.Aufgabe Den eigentlichen theoreti
- Seite 12 und 13: gelockerte Stimmung notwendig, da s
- Seite 14 und 15: Der Bogen laugt aus zerrt es aus de
Projektbericht zum Workshop<br />
„<strong>Kreatives</strong> <strong>Schreiben</strong>“<br />
im Rahmen des Seminars Schreibdidaktik / Katrin Girgensohn<br />
06.07.2007-07.07.2007<br />
von<br />
Sebasti<strong>an</strong> Schönbeck und Anja Voigt<br />
Inhalt:<br />
5. Idee und Konzept<br />
6. Vorbereitung, Pl<strong>an</strong>ung, Org<strong>an</strong>isatorisches<br />
7. Programmpunkte und Durchführung<br />
8. Evaluation <strong>der</strong> Teilnehmer und persöliche Auswertung<br />
9. Schlussged<strong>an</strong>ken und Ausweitung
1. Idee und Konzept<br />
Die Schreibgruppenarbeit im Rahmen des Seminars „Schreibdidaktik“ sollte ein<br />
Workshop sein, <strong>der</strong> sich <strong>an</strong> zwei Tagen mit den Schreibgewohnheiten <strong>der</strong><br />
Teilnehmer beschäftigt. Dieses Treffen sollte die Möglichkeit bieten, sich mit<br />
Menschen auszutauschen, die ebenfalls schreiben und sollte den Teilnehmern durch<br />
kreatives Arbeiten neue und alternative Schreibprozesse aufzeigen, die ihnen die<br />
eigene Schreibarbeit facettenreicher gestalten k<strong>an</strong>n.<br />
Die Idee <strong>der</strong> Schreibprozessvari<strong>an</strong>ten schöpfte sich aus unseren eigenen<br />
Schreiberfahrungen. Oft stellten wir beim <strong>Schreiben</strong> fest, dass wir <strong>an</strong>haltend um den<br />
gleichen Themenbereich kreisten, dass wir immer die gleichen Worte zu bestimmten<br />
Sachverhalten f<strong>an</strong>den und <strong>der</strong> eigene Fokus oftmals stark eingeschränkt scheint.<br />
Deswegen erachteten wir es als sinnvoll, zu versuchen, diese Strukturen<br />
aufzubrechen. Wir strebten dabei keine Stilverän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Stilfindungsprozesse<br />
bei den Autoren <strong>an</strong>, son<strong>der</strong>n wollten durch verschiedene Schreibübungen zum<br />
Nachdenken über den eigenen Schreibprozess <strong>an</strong>regen. Unser Ziel war es,<br />
Variationen innerhalb <strong>der</strong> Textarbeit <strong>an</strong>zubieten, die für das <strong>Schreiben</strong> <strong>an</strong>wendbar<br />
sind. Dabei war es uns wichtig, Übungen zu wählen, die die jeweiligen<br />
Schreibgewohnheiten auf die Probe stellen, in dem sich je<strong>der</strong> Teilnehmer mit<br />
sprachlich-rhythmischer Gestaltung genauso wie Form- o<strong>der</strong> Themenvorgaben<br />
beschäftigen sollte. Das Hauptaugenmerk lag jedoch nicht auf <strong>der</strong> Produktion von<br />
Texten, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Selbstüberprüfung <strong>der</strong> Teilnehmer. Unser Anliegen war es,<br />
den Schreibern immer die Wahl zu lassen, inwieweit sie sich auf die jeweiligen<br />
Aufgaben einlassen wollen und ihnen zu vermitteln, dass es in diesem Workshop kein<br />
„Muss“, son<strong>der</strong>n immer nur ein „K<strong>an</strong>n“ gibt.<br />
Des Weiteren sollte sich dieser Workshop etwa mit dem <strong>Schreiben</strong> über das<br />
<strong>Schreiben</strong> und mit Feedback-Situationen beschäftigen. Wir wollten über Probleme<br />
sprechen, die sich beim <strong>Schreiben</strong> ergeben und versuchen, die Strukturen <strong>der</strong><br />
einzelnen Texte zu lokalisieren und zu bearbeiten.<br />
Die Thematik des <strong>Schreiben</strong>s bildete den Anlass und somit den Mittelpunkt dieser<br />
Ver<strong>an</strong>staltung.<br />
Zur Konzeptidee gehörte außerdem die gemeinsame Unterbringung <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
in einer Unterkunft, um den Prozess <strong>der</strong> Reflektion nicht durch Alltagsbegebenheiten<br />
zu unterbrechen und um den Austausch auch im Anschluss <strong>an</strong> die eigentliche<br />
Schreibarbeit zu ermöglichen.<br />
Dieser Workshop sollte eine intensive Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung mit dem Gegenst<strong>an</strong>d des<br />
<strong>Schreiben</strong>s gewährleisten.
2. Vorbereitung, Pl<strong>an</strong>ung, Org<strong>an</strong>isatorisches<br />
Im Folgenden soll auf die Vorbereitungsphase des Workshops eingeg<strong>an</strong>gen werden,<br />
wobei sich die Hinweise und Tipps meist spezifisch auf das vor<strong>an</strong>gestellte Konzept<br />
beziehen werden.<br />
Die Räumlichkeit<br />
Zunächst war es unser Anliegen, Fr<strong>an</strong>kfurt (O<strong>der</strong>) als Ort unserer Ver<strong>an</strong>staltung zu<br />
wählen, da wir den Teilnehmerkreis vor allem aus Studierenden <strong>der</strong> Viadrina<br />
gewinnen wollten und mit dem Schreibzentrum ein geeigneter Ort vorh<strong>an</strong>den ist.<br />
Die Belegung des Schreibzentrums für <strong>der</strong>artige Zwecke ist äußerst erwünscht und<br />
trägt nach unserem Ermessen sehr zur Belebung dieser Einrichtung bei. Das<br />
Schreibzentrum bietet eine <strong>an</strong>genehme Schreibatmosphäre und ist als Einrichtung<br />
innerhalb des Sprachenzentrums vielen Studenten bek<strong>an</strong>nt. Die Reservierung des<br />
Schreibzentrums ist unkompliziert und sollte bei <strong>der</strong> Leiterin o<strong>der</strong> den studentischen<br />
Hilfskräften vorgenommen werden. Weiterhin ist bei <strong>der</strong> Nutzung zu beachten, dass<br />
m<strong>an</strong> die Sicherheitskräfte des Sprachenzentrums frühzeitig über die Dauer des<br />
Aufenthalts informiert, da diese immer <strong>an</strong>wesend sein müssen, wenn sich Leute im<br />
Sprachenzentrum aufhalten, das gilt vor allem für außer reguläre Zeiten, also am<br />
Wochenende und Abends. Wenn <strong>der</strong> Workshop eine Verpflegung <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
vorsieht, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zu gewöhnlichen Öffnungszeiten die Cafeteria nutzen und<br />
<strong>an</strong>sonsten gegen eine geringe Gebühr Geschirr dort ausleihen. Wir hatten uns dazu<br />
entschlossen ein wenig Verpflegungsgeld von den Teilnehmern zu verl<strong>an</strong>gen, um<br />
davon Lebensmittel zu kaufen, die m<strong>an</strong> in <strong>der</strong> Teeküche auf <strong>der</strong> Etage lagern k<strong>an</strong>n.<br />
Die Unterkunft<br />
Für die Unterbringung <strong>der</strong> Teilnehmer hatten wir das Wohnheim in Slubice<br />
reserviert. Zu diesem Zweck wendet m<strong>an</strong> sich am Besten <strong>an</strong> das Collogium<br />
Polonicum, die den Kontakt zum Wohnheim herstellen. Lei<strong>der</strong> sprechen die<br />
Angestellten des Wohnheims nur polnisch, so dass einem auch die ausgefallensten<br />
Sprachkünste nicht weiterhelfen. Die Angestellten des CP sind jedoch sehr freundlich<br />
und hilfsbereit und übernehmen gern die Reservierung. Eine Kontaktadresse zum CP<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> bei Katrin Girgensohn erfragen. Es ist ausreichend sich eine Woche vor <strong>der</strong><br />
Ankunft im CP <strong>an</strong>zumelden. Die Übernachtung, ohne Frühstück, kostet ca. 10 Euro<br />
und die Zimmer sind sauber und ausreichend ausgestattet. Das Wohnheim kommt<br />
also für eine kostengünstige und <strong>an</strong>sprechende Unterkunft allemal in Frage.<br />
Der Termin<br />
Die Terminfindung des Workshops ist sehr von persönlichen Dingen und dem<br />
Konzept abhängig. Wir hatten uns entschlossen, den Workshop gegen Ende des
Semesters laufen zu lassen, da wir sehr viel Wert auf einen ausgefeilten<br />
Programmpl<strong>an</strong> legten, <strong>der</strong> relativ zeitaufwendig war. M<strong>an</strong> muss bedenken, dass die<br />
Motivation <strong>der</strong> Studenten gegen Ende des Semesters schon nachlassen k<strong>an</strong>n bzw.<br />
Klausur-und Hausarbeitendruck den Zeitpl<strong>an</strong> vieler potentieller Teilnehmer<br />
einschränkt. Da wir uns wirklich intensives Arbeiten mit wenigen Teilnehmern<br />
(höchstens 10) vorgestellt hatten, war es nicht problematisch diese Wenigen zu<br />
finden. Wichtig ist, dass m<strong>an</strong> den Termin frühzeitig findet, um genügend Zeit für die<br />
Vorbereitung zu haben und um ausreichend Werbung machen zu können. Eine<br />
mindestens zweimonatige Vorbereitungsphase sollte für diesen Workshops eingepl<strong>an</strong>t<br />
werden.<br />
Die Werbung<br />
Einleitend ist zu erwähnen, dass die Werbung immer möglichst am Anf<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
Projektphase wichtig ist, da eine gewisse „Buschfunkverbreitung“ gewährleistet sein<br />
sollte. Sinnvoll ist es zunächst, immer den Workshop mit einem Plakat o<strong>der</strong> mit<br />
Flyern direkt im Schreibzentrum <strong>an</strong>zukündigen. Am <strong>Schreiben</strong> Interessierte können<br />
dort <strong>an</strong> einer Pinnw<strong>an</strong>d alle wichtigen Termine rund ums <strong>Schreiben</strong> einsehen.<br />
Außerdem sollte m<strong>an</strong> bereits vorh<strong>an</strong>dene Verteiler nutzen. Katrin Girgensohn<br />
verfügt über einen großen email-Verteiler von Leuten, die schon einmal <strong>an</strong> einem<br />
ihrer Seminare teilgenommen haben und potentielle Teilnehmer sein könnten. Es<br />
macht Sinn, eine nett formulierte, interess<strong>an</strong>te Email über diesen Verteiler heraus zu<br />
schicken. Wir haben die meisten Teilnehmer darüber gewonnen. Außerdem haben<br />
wir Plakate <strong>an</strong> allen maßgeblichen Punkten <strong>der</strong> Universität aufgehängt (Pinnw<strong>an</strong>d<br />
im Gräfin-Dönhoff-Gebäude, Bibliothek, Sprachenzentrum usw.). M<strong>an</strong> sollte jedoch<br />
ein wenig darauf achten, dass die Plakate immer gut sichtbar sind, da diese<br />
Pinnwände gut und gern genutzt werden und m<strong>an</strong> schnell einmal „überh<strong>an</strong>gen“ wird.<br />
Wir haben auch die Möglichkeit des Internet-Posting genutzt, für das die Uni eine<br />
Homepage zur Verfügung stellt. Auf <strong>der</strong> „Calendrina-Seite“ k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> alle<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen finden, die <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni stattfinden. Nach unkompliziertem Anmelden<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> dort in <strong>der</strong> entsprechenden Rubrik seinen Eintrag machen.<br />
An unserem Workshop haben am ersten Tag neun Leute teilgenommen und am<br />
zweiten sechs.
3. Programmpunkte und Durchführung<br />
Hier wollen wir zunächst den von uns festgelegten Programmpl<strong>an</strong> in seiner zeitlichen<br />
Abfolge darstellen um d<strong>an</strong>n die einzelnen Aufgabenstellungen zu erläutern.<br />
Freitag, 06.07.2007<br />
10 - 11Uhr Ankunft, Erläuterungen zum Workshop (inkl. Feedback-<br />
Vorstellungen erläutern) Warm-Up in Verbindung mit<br />
Vorstellung<br />
11 – 13Uhr 1. Schreibaufgabe: „Ein Treffen mit…“<br />
(Wie sieht ein solches Zusammentreffen aus? Was wird<br />
besprochen? Ist die Person real <strong>an</strong>wesend? Welche Stellung<br />
nehme ich zu ihr ein? Was will ich wissen? usw., Form und<br />
Inhalt egal, soll die Schreibgewohnheiten noch mal aufzeigen,<br />
dient als Arbeitsgrundlage)<br />
1Stunde <strong>Schreiben</strong> + 1 Stunde Feedback<br />
Personen: Günther Jauch, Jürgen Klinsm<strong>an</strong>n, J<strong>an</strong> Ullrich,<br />
Steven King, Fr<strong>an</strong>z Kafka, Bob Marley, Super Mario, Alf, Bibi<br />
Blocksberg, The Beatles, Lady Di, Thomas Gottschalk, Klaus<br />
Kinski, Michel Friedm<strong>an</strong>n<br />
13 – 14.30Uhr Mittagspause (Essen in <strong>der</strong> Mensa)<br />
14.30 – 16.30Uhr 2. Schreibaufgabe: „Lost in Tr<strong>an</strong>slation“<br />
Bei dieser Aufgabe wird nachein<strong>an</strong><strong>der</strong> Bild und Ton in Text<br />
übersetzt. Den Teilnehmern steht es frei, welche Form sie für<br />
Ihre Übersetzung wählen. Ziel ist es, auditive und visuelle<br />
Eindrücke in Worte zu fassen, zu einer „<strong>an</strong><strong>der</strong>en“ Sprache, als<br />
<strong>der</strong> vorgefundenen zu finden. Inhaltlich wird hier schon die<br />
Verbindung zum „Negativ“ <strong>an</strong>gedeutet. Gut wäre es, <strong>der</strong><br />
Stimmung nach sehr unterschiedliche Vorlagen zu verwenden.<br />
30 min. für Bild + 30 min. für Musik + 1 Stunde Feedback<br />
16.30 – 17.30Uhr 3. Schreibaufgabe: „Marcel Proust Fragebogen”<br />
Es gibt dabei keine Vorgabe, „wer“ den Fragebogen ausfüllt.<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n seine eigene Person darstellen, eine fiktive Person<br />
erfinden o<strong>der</strong> seine Lieblingsrom<strong>an</strong>figur sprechen lassen.<br />
(Ausfüllen des Fragebogens als Grundlage für Warm-Up am
nächsten Tag)<br />
17.30 – 19Uhr Abendessen ( Brotzeit)<br />
19 – 21Uhr 4. Schreibaufgabe: „Ursonate“<br />
(Anmo<strong>der</strong>ation, Anspielen <strong>der</strong> Ursonate ca. 5min.)<br />
M<strong>an</strong> soll zu einem Gefühl (Bsp. Hunger, Trauer, Wut,<br />
Leidenschaft) selbst Töne erfinden. Die Aufgabe zielt auf die<br />
sprachlich-rhythmische Gestaltung von Texten ab, weniger<br />
abhängig vom Inhalt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> einzelne Wörter, die dieses<br />
Gefühl beschreiben rhythmisch <strong>an</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong> reihen, o<strong>der</strong> selbst<br />
eine Ursonate gestalten, die das Gefühl beschreibt. Am besten in<br />
Kleingruppen.<br />
1Stunde Bearbeitung + 1 Stunde Vorstellung<br />
21 – 22Uhr Diskussion <strong>der</strong> Aufgaben, Feedback (Blitzlicht)<br />
Samstag, 07.07.2007<br />
10 – 10.30Uhr Begrüßung, Warm-Up (Gedicht zum Fragebogen) entwe<strong>der</strong><br />
zum Gesamteindruck des Fragebogens o<strong>der</strong> zu Teilfragen o<strong>der</strong><br />
zu einer Frage, 30 min Bearbeitung<br />
10.30 – 13 Uhr 1. Schreibaufgabe „ Sinne schärfen“ + „Negativ“<br />
Je<strong>der</strong> Teilnehmer zieht nachein<strong>an</strong><strong>der</strong> einen Sinn und ein<br />
Thema. Das Thema (z.B. Zeit) wird d<strong>an</strong>n mit dem gezogenen<br />
Sinn, o<strong>der</strong> in Verbindung zum Sinn, beschrieben. Wie die<br />
Verbindung von Sinn und Thema aussieht, bleibt freigestellt.<br />
Nach 30min rotieren die Sinne und die Teilnehmer sollen ihr<br />
Thema mit dem neuen Sinn beschreiben. Nach <strong>der</strong> Auswertung<br />
soll das „Negativ“ eines <strong>der</strong> beiden Texte entstehen. Ob m<strong>an</strong><br />
unter „Negativ“ eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Form o<strong>der</strong> ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es Thema o<strong>der</strong><br />
einem <strong>an</strong><strong>der</strong>en Stil versteht, bleibt frei.<br />
Themen: Heimat, Disko, Zeit, Müdigkeit, Kälte, Nacht,<br />
Ph<strong>an</strong>tasie, L<strong>an</strong>geweile, Einsamkeit, Geschichte, Muse, Melodie,<br />
Grenze, Warten, Blume.<br />
15 min für 1. Sinn, 15 min für 2. Sinn, 30 min Auswertung, 45<br />
min „Negativ“ + 45 min Vorlesen<br />
13 – 14Uhr Mittagspause
14 – 15Uhr 2. Schreibaufgabe „Rotationsaufgabe“<br />
Je<strong>der</strong> TN nimmt ein Stück Papier zur H<strong>an</strong>d und schreibt zu zwei<br />
vorgegebenen Themen in 5 Minuten einen Anf<strong>an</strong>g, d<strong>an</strong>ach<br />
rotieren die Texte und es soll versucht werden, den Anf<strong>an</strong>g des<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>en weiter zu schreiben und dabei dessen Stil bestmöglich<br />
zu übernehmen. Am Ende soll je<strong>der</strong> Teilnehmer den Text<br />
vorlesen, dessen Anf<strong>an</strong>g er geschrieben hat.<br />
Ziel <strong>der</strong> Aufgabe ist es, sich <strong>an</strong> verschiedenste Stile innerhalb<br />
kürzester Zeit <strong>an</strong>zupassen und im Sinne <strong>der</strong> Qualität des Textes<br />
zu schreiben. Die eigenen Schreibgewohnheiten sollen dabei<br />
außen vor bleiben.<br />
Thema: Ausblick<br />
Je nach Teilnehmerzahl 5-10 min Schreibzeit<br />
15 – 16Uhr Vorlesen <strong>der</strong> Rotationsaufgabe (kurz)<br />
Ausfüllen des Evaluationsbogens 10 min.<br />
Abschlussdiskussion - je<strong>der</strong> darf etwas zum Workshop sagen<br />
und sein Gedicht vortragen<br />
16 Uhr ENDE<br />
Es folgen detaillierte Erläuterungen zu den Zielstellungen und <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong><br />
einzelnen Aufgaben, die <strong>an</strong> dieser Stelle noch keine Wertung finden sollen.<br />
1.Tag<br />
Aufgabe 1<br />
Das Problem des Kennenlernens und das Umschiffen bek<strong>an</strong>nter Spiele stellte sich in<br />
<strong>der</strong> Vorbereitung des Programms als Schwierigkeit heraus. Um diese Schwierigkeit zu<br />
umgehen, sollte dem Kennenlernen keine herausragende Bedeutung beigemessen<br />
werden, sollte je<strong>der</strong> Teilnehmer kurz erläutern, weshalb er einen Workshop zum<br />
Thema <strong>Kreatives</strong> <strong>Schreiben</strong> besucht, um im folgenden ohne Umwege zum <strong>Schreiben</strong><br />
selbst zu kommen.<br />
Die erste Aufgabe h<strong>an</strong>delte von einem Treffen mit einer prominenten Persönlichkeit.<br />
Diese wurden von uns bewusst so gewählt, dass sie mit bestimmten Klischees behaftet<br />
sind. Die Idee dahinter war, sich nicht von großen Themen bedrücken zu lassen,<br />
son<strong>der</strong>n ohne Umwege in das eigene Schreibmuster zu fallen und in relativ kurzer<br />
Zeit einen Text zu schreiben, <strong>der</strong> den Autor darauf aufmerksam (wenn auch<br />
unterbewusst) machen sollte, auf welchen Wegen er sich beim <strong>Schreiben</strong> bewegt
zw. dass die Wege sich ähneln. Die dabei <strong>an</strong>gesprochenen Klischees sind selbst<br />
schon ein Muster, in das Ged<strong>an</strong>ken fallen. Als Analogie zum Schreibprozess, sollte die<br />
Aufgabe ein spielerischer Stoß in bereits bestehende Muster sein. Außerdem sollten<br />
die kontroversen Persönlichkeiten eine entsp<strong>an</strong>nte Atmosphäre schaffen, in <strong>der</strong> alle<br />
Teilnehmer sich wohl fühlen. In welcher Form das Treffen mit <strong>der</strong> jeweiligen Person<br />
dargestellt wird, wurde den Teilnehmern überlassen.<br />
Aufgabe 2<br />
Lost in Tr<strong>an</strong>slation – Mit <strong>der</strong> Ankündigung, dass jetzt nachein<strong>an</strong><strong>der</strong> Ton und Bild in<br />
Text übersetzt werden sollen, ließen wir ein Lied <strong>der</strong> isländischen B<strong>an</strong>d Sigur Ros<br />
laufen, in welchem orchestrale, l<strong>an</strong>ggezogene Töne sich mit einer von <strong>der</strong> B<strong>an</strong>d selbst<br />
erfundenen Sprache paaren. Höchstens einige Fetzen dieser neuen Sprache erinnern<br />
noch <strong>an</strong> bek<strong>an</strong>nte Worte. Der Titel wurde deshalb gewählt da er durch das Fehlen<br />
von Inhalt (nicht von Sprache) die Imagination des Hörers for<strong>der</strong>t, in diesem Falle<br />
sogar mit <strong>der</strong> Vorgabe, aufzuschreiben, was m<strong>an</strong> als Hörer empfindet, bzw. auf eine<br />
bestimmte Art eine Übersetzungsarbeit leistet. Wie die Übersetzung aussehen sollte,<br />
ließen wir offen. Der Titel vermittelt eine g<strong>an</strong>z beson<strong>der</strong>e Atmosphäre, diese auch<br />
mittels <strong>der</strong> Sprache zu erzeugen, war die Aufgabe.<br />
Im zweiten Teil wurde den Teilnehmenden eine Malerei gezeigt, dabei wurde <strong>der</strong><br />
Schwierigkeitsgrad erhöht, da nun die Sprache vollständig abwesend war und die<br />
Teilnehmenden sie trotzdem finden sollten.<br />
Ziel <strong>der</strong> Aufgaben war, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich ähnliche<br />
Wirkungen unterschiedlich herstellen lassen. Dass Empfindungen und Gefühle<br />
unterschiedlich hergestellt werden können, und dabei g<strong>an</strong>z offen bleibt, welche Form<br />
für welche Wirkung am geeignetsten erscheint.<br />
Aufgabe 3<br />
Vorbild für die 33 Fragen des ist <strong>der</strong> berühmteste Fragebogen <strong>der</strong> Welt, <strong>der</strong> den<br />
Namen des fr<strong>an</strong>zösischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) trägt. Dieser hat<br />
ihn aber nicht entworfen, son<strong>der</strong>n nur ausgefüllt, das heißt, genau genommen sogar<br />
zwei Mal: Um die Jahrhun<strong>der</strong>t-Wende war es ein beliebtes Gesellschaftsspiel, Gäste<br />
<strong>an</strong> einer gehobenen Party einen persönlichen „Questionnaire“ ausfüllen zu lassen. So<br />
auch den 13-jährigen Proust <strong>an</strong> einer Geburtstagsparty von Antoinette Faure, Tochter<br />
des späteren fr<strong>an</strong>zösischen Präsidenten Felix Faure. Einer ihrer Söhne veröffentlichte<br />
die Antworten 1924 zum ersten Mal. Im Alter von etwa 20 Jahren hatte Proust einen<br />
ähnlichen Fragebogen ausgefüllt, dem er selber den Titel „Marcel Proust par luimême“<br />
(„Marcel Proust über sich selbst“) gab. Die Teilnehmer sollte den Fragebogen<br />
ausfüllen, wobei wir offen ließen, zu welchem Zweck. Einerseits konnte <strong>der</strong><br />
Fragebogen eine Her<strong>an</strong>gehensweise, <strong>an</strong> das schwierige Feld des persönlichen<br />
<strong>Schreiben</strong>s sein und <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits zum Entwurf einer fiktiven Person beitragen.
Aufgabe 4<br />
Die Aufgabe zur Ursonate stellte den Rhythmus, den Wortkl<strong>an</strong>g, die Akzentuierung<br />
eines Textes in den Mittelpunkt. Zu Beginn wurde die „Ursonate“ von Kurt<br />
Schwitters <strong>an</strong>gespielt, die in ihrer Gestaltung <strong>der</strong> von Schwitters kreierten Merzkunst<br />
(gleichzeitig dem Dadaismus), Sprache zerlegt, neue Laute erfindet und dies alles in<br />
die Form einer streng formellen Sonate projiziert. Schwitters selbst hat diese Ursonate<br />
seinen Freunden <strong>der</strong> Künstlerkreise vorgetragen, was oft mit einem Lächeln<br />
hingenommen wurde. Kurt Schwitters wurde hier gewählt, weil <strong>der</strong> Umg<strong>an</strong>g mit den<br />
Lauten intensiv hörbar ist, weil Inhaltliches scheinbar in den Hintergrund gerät und<br />
die Einstimmung auf rhythmisches <strong>Schreiben</strong> nahe liegt. Den Teilnehmern wurde<br />
vorgeschlagen, selbst einmal nach den Rhythmen in ihren Texten zu suchen, nach<br />
den Rhythmen, die sie beim <strong>Schreiben</strong> im Kopf haben. Es wurde ihnen freigestellt, ob<br />
sie ihre eigene Ursonate mit den Lauten, die sie verwenden schreiben o<strong>der</strong> ob sie eine<br />
Ph<strong>an</strong>tasiesprache erfinden wollen o<strong>der</strong> Wörter einfach nur umdrehen o<strong>der</strong> neu<br />
zusammenfügen. Als Vorgabe haben wir verschiedene Gefühle <strong>an</strong>geben, die mit Hilfe<br />
von Lauten und Wörtern skizziert werden sollen. So konnte m<strong>an</strong> zum Beispiel zum<br />
Thema Hunger schreiben o<strong>der</strong> über Traurigkeit o<strong>der</strong> L<strong>an</strong>geweile. Wichtig war, dass<br />
m<strong>an</strong> versucht, ein Gefühl für die Vorgänge zu bekommen, die sich beim Moment des<br />
Fühlens ergeben und diese daraufhin in Laute zu übersetzen. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dabei ist, tief in sich selbst hineinzuhören und herauszufinden, welches Geräusch die<br />
eigene Traurigkeit zum Beispiel macht. Die Aufgabe sollte darauf abzielen in einer<br />
Extrembetrachtung des eigenen Sprachgefühls die Natürlichkeit und<br />
Selbstverständlichkeit von Worten auf die Probe zu stellen, Einblicke geben,<br />
inwieweit unser <strong>Schreiben</strong> von den Laut-und Wortfindungsprozessen in uns<br />
abhängig ist um beim <strong>Schreiben</strong> gezielt damit arbeiten zu können.<br />
2.Tag<br />
Warm-Up<br />
Aus den Anregungen, die <strong>der</strong> Fragebogen in <strong>der</strong> dritten Aufgabe des letzten Tages<br />
liefern sollte bzw. aus den Antworten des Fragebogens sollte <strong>an</strong> diesem Morgen ein<br />
Gedicht geschrieben werden. Wir haben uns als Einstieg in den Tag bewusst diese<br />
Aufgabe gewählt, da die Teilnehmer das Material schon am Vortag kreiert hatten, sie<br />
mussten ihm also nur noch eine Form geben.
1.Aufgabe<br />
Den eigentlichen theoretischen Kern bildet diese Aufgabe in unserem Konzept. In <strong>der</strong><br />
Mitte des Tisches liegen zwei Berge Zettel, von denen die Autoren jeweils einen<br />
ziehen müssen. Die Zettel beinhalten zum einen Sinne und zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en Begriffe.<br />
Bei <strong>der</strong> Aufgabe werden die Sinne geschärft, indem m<strong>an</strong> sie mit dem jeweiligen<br />
Begriff verschachtelt. Wie genau <strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Sinn und Begriff<br />
aussieht, bleibt unben<strong>an</strong>nt. Die Begriffe haben wir allgemein gewählt, obwohl die<br />
Beschaffenheit <strong>der</strong> Begriffe auch eine Überlegung wert ist, deshalb haben wir neben<br />
Begriffen wie z.B. Zeit und Einsamkeit einen konkreten Begriff, nämlich Disko<br />
gewählt. Die Zeit für das Lösen <strong>der</strong> Aufgabe wird auf fünfzehn Minuten beschränkt.<br />
Nachdem diese Zeit abgelaufen ist, wird <strong>der</strong> zweite Teil <strong>der</strong> Aufgabe erläutert,<br />
nämlich, dass die Sinne rotieren, dass je<strong>der</strong> also den Sinn seines Nachbarn erhält, mit<br />
dem er jetzt in erneuten fünfzehn Minuten seinen Begriff bearbeitet. Diese<br />
Teilaufgabe bereitet unterbewusst schon den nächsten Teil <strong>der</strong> Aufgabe vor. Im<br />
nächsten Schritt wird verl<strong>an</strong>gt, ein Negativ von einem <strong>der</strong> beiden vorigen Texte zu<br />
schreiben. Einige Erläuterungen zum Begriff Negativ sind sinnvoll, wie jedoch das<br />
jeweilige Negativ aussehen soll, bleibt wie<strong>der</strong> unbestimmt, um den <strong>Schreiben</strong>den<br />
genug Freiheit zu lassen. Formal betrachtet könnte das Negativ eines Gedichts ein<br />
Prosatext sein, könnte ein klassisches Sonett in ein fragmentarisches postmo<strong>der</strong>nes<br />
Konstrukt verw<strong>an</strong>delt werde, und eigentlich könnte das Negativ eines Gedichts alles<br />
sein. Nun lässt sich das Negativ auch sem<strong>an</strong>tisch begreifen, dem individuellen<br />
Verfahren sind keine Grenzen gesetzt. In <strong>der</strong> Feedback-Situation sollte das<br />
Auditorium <strong>an</strong>alysieren, um welche Art Negativ es sich h<strong>an</strong>delt. Ziel <strong>der</strong> Aufgabe war<br />
es, sich des Facettenreichtums bewusst zu werden, um sich <strong>der</strong> Vielzahl von<br />
Möglichkeiten eines Textes vor Augen zu führen.<br />
2. Aufgabe<br />
Die Schlussaufgabe zielt auf die beson<strong>der</strong>e Situation, in <strong>der</strong> m<strong>an</strong> sich in einer<br />
Schreibgruppe befindet. <strong>Schreiben</strong>, als ein Akt, bei dem m<strong>an</strong> gewöhnlich allein ist,<br />
gewinnt in <strong>der</strong> Schreibgruppe <strong>an</strong> gesellschaftlicher Qualität. Um diese Situation nicht<br />
ungenutzt zu lassen, sollte die letzte Aufgabe, die Möglichkeit eines Mitein<strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />
benutzen, um gemeinsam <strong>an</strong> <strong>an</strong> einem, in diesem Falle <strong>an</strong> mehreren Texten zu<br />
arbeiten. Dabei wurde von den Teilnehmern verl<strong>an</strong>gt, einen Text zu einem von ihnen<br />
gewählten Thema in kurzer Zeit zu erstellen. Als Thema wählten die Teilnehmer den<br />
Begriff „Ausblick“. Nach fünf Minuten rotieren die Zettel mit den Texten, sodass<br />
je<strong>der</strong> den Text seines Nachbarn weiter schreiben musste. Das g<strong>an</strong>ze wurde fünf Mal<br />
durchgeführt, sodass je<strong>der</strong> Teilnehmer am Ende den Text zurück erhält, mit dem er<br />
<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen hatte. Bei <strong>der</strong> Fortsetzung eines Textes sollten sich die Autoren vor allem<br />
die Stil-Fragen stellen. Um den Text nicht disparat werden zu lassen, um die Poetik
des Textes nicht zu zerstören, konnte je<strong>der</strong> Teilnehmer von jedem Teilnehmer<br />
profitieren, indem ihm <strong>an</strong>geboten wurde, im Sinne des Textes, sich vom eigenen Stil<br />
zu lösen. So sollte <strong>der</strong> Abst<strong>an</strong>d zur eigenen Gewohnheit vergrößert werden. Zudem<br />
wussten wir aus eigener Erfahrung, dass dabei ungeheuer lustige Texte entstehen<br />
können, die die Autoren mit einem guten Gefühl aus den zwei Tagen Schreibarbeit<br />
entlassen sollte.<br />
4. Evaluation <strong>der</strong> Teilnehmer und persönliche Auswertung<br />
Eigene Ansätze: In den Feedback-Situationen fiel es den Teilnehmenden meist<br />
schwer, zu den Texten <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Stellung zu beziehen, bzw. fehlte bei den<br />
Ratschlägen d<strong>an</strong>n im Laufe des Workshops die Zeit, weiterführend am jeweiligen<br />
Text zu arbeiten. Hilfreich wäre etwa ein Modus, über die Texte zu sprechen, für den<br />
Fall, dass es nicht <strong>an</strong><strong>der</strong>s funktioniert. Zum Beispiel die Festlegung, dass je<strong>der</strong> reihum<br />
einen Satz über den Text sagen darf. Vielleicht könnten die Teilnehmer die<br />
Gesichtspunkte, die sie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Textarbeit beson<strong>der</strong>s interessieren, am Anf<strong>an</strong>g des<br />
Seminar selber erarbeiten, als Seil <strong>an</strong> dem sie sich während ihrer Kritik<br />
entl<strong>an</strong>gh<strong>an</strong>geln können. Die Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>an</strong> diesem Workshop<br />
variierte zwischenzeitlich stark, sodass einige gerne weiter <strong>an</strong> bestimmten Texten<br />
gearbeitet hätten und deswegen Aufgaben wie die zum „Negativ“ als sehr sinnvoll<br />
erachteten, <strong>an</strong><strong>der</strong>e jedoch das „Sich-Inspirierenlassen“ bevorzugten und deshalb<br />
Übungen zur Wahrnehmung als beson<strong>der</strong>s positiv empf<strong>an</strong>den. Das bedeutet für das<br />
Workshopkonzept, dass es klarer und detaillierter Mittelpunkte suchen und setzen<br />
muss, die in <strong>der</strong> Ankündigung beschreibend erläutert werden müssen. Die<br />
Schwerpunkte müssen genauer festgelegt werden, in dem m<strong>an</strong> den Workshop klar<br />
„feedbacklastig“ o<strong>der</strong> klar „inspirierend“ konzipiert, um dem Teilnehmerkreis gerecht<br />
werden zu können. Möchte m<strong>an</strong> diese Einschränkungen nicht vornehmen, erachten<br />
wir es als sinnvoll, den Teilnehmern zu einem gewissen Zeitpunkt innerhalb des<br />
Workshops die Wahl zu lassen, in welche Richtung sie weiter mit ihren Texten<br />
arbeiten wollen und dementsprechend Übungen (vor)auszuwählen, die den<br />
Wünschen entsprechen könnten.<br />
Aufgabenspezifisch gilt es, die „Ursonate“ in ihrer Ausführung noch einmal zu<br />
überdenken. Es fiel fast allen Teilnehmern schwer sich darauf einzulassen, was am<br />
wahrscheinlichsten durch die Vielschichtigkeit <strong>der</strong> Aufgabenstellung hervorgerufen<br />
wurde. Am vorstellbarsten ist, dass die klare Vorgabe des Themas durch das<br />
Anspielen <strong>der</strong> Ursonate vielleicht schon eine bestimmte Form von<br />
„Erwartungserfüllungsdr<strong>an</strong>g“ impliziert, was eher blockierend als inspirierend<br />
gewirkt haben könnte. Außerdem ist für das Vortragen <strong>der</strong> Ergebnisse eine wirklich
gelockerte Stimmung notwendig, da sich bei den Teilnehmern schnell ein<br />
Schamgefühl einstellt, wenn sie „komische“ Laute von sich geben, was auch wie<strong>der</strong><br />
durch die Einstimmung mit <strong>der</strong> Ursonate in beson<strong>der</strong>er Weise vorgegeben wurde. Die<br />
Erläuterungen unsererseits, dass dies nur als ein Beispiel des Umg<strong>an</strong>gs mit Rhythmik<br />
<strong>an</strong>zusehen ist, halfen nicht weiter und auch die weiteren Vorschläge zur<br />
rhythmischen Gestaltung eines Textes, die wir den Teilnehmern unterbreitet haben,<br />
wurden augenscheinlich von dem stärkeren Eindruck des Schwitterschen Werkes<br />
überlagert. Vielleicht wäre es sinnvoll noch weitere Audiobeispiele zur Einstimmung<br />
<strong>an</strong>zuführen, damit m<strong>an</strong> nicht das Gefühl bekommt auf einen Weg gebracht zu<br />
werden o<strong>der</strong> die Aufgabe in mehrere Teilaufgaben aufzuspalten, um das Gefühl <strong>der</strong><br />
Überstrapaziertheit zu vermeiden.<br />
Die Stimmung während des Workshops wurde als <strong>an</strong>genehm und kreativ bewertet.<br />
Der ernsthafte Umg<strong>an</strong>g mit den Texten <strong>der</strong> Teilnehmern wurde von den<br />
Teilnehmern gut aufgenommen. Größtenteils empf<strong>an</strong>den sie die Aufgabenstellungen<br />
als geeignet, wurden wie <strong>an</strong>gedacht, auf Formfragen einerseits und auf Möglichkeiten<br />
bei <strong>der</strong> Gestaltung von Texten aufmerksam.<br />
Es folgen einige Textbeispiele von den Ergebnissen, die bei den einzelnen Aufgaben<br />
entst<strong>an</strong>den sind. Die Ergebnisse dokumentieren am besten, wie die einzelnen<br />
Aufgaben funktioniert haben.
Beschreibung eines Bildes von Kathleen Schum<strong>an</strong>n<br />
Kopfsache / Herzscheiße<br />
Der Vogel pfeift dir ins Hirn<br />
und hörnt deine geblümten Ged<strong>an</strong>ken<br />
rosa – rot<br />
tschitscherin – grün<br />
blut – or<strong>an</strong>ge<br />
und neigt deinen schweren Kopf<br />
ins Wirrwarr aus<br />
rosa – rot<br />
tschitscherin – grün<br />
blut – or<strong>an</strong>ge.<br />
Der Hase schweigt dir ins Herz<br />
und härtet deine gefalteten Hände<br />
gegen<br />
rosa – rot<br />
tschitscherin – grün<br />
blut – or<strong>an</strong>ge<br />
und greift beim Griff nach dem Herz<br />
ins Leere aus<br />
rosa – rot<br />
tschitscherin – grün<br />
blut – or<strong>an</strong>ge.<br />
Übung: Musik übersetzen von Je<strong>an</strong>-Paul Olivier<br />
Geworfen sein, ist es nicht. Es ist ein geschossen werden o<strong>der</strong> ein heraus geschleu<strong>der</strong>t sein.<br />
Gewehrkugelgleich. Peng, Peng ich durchbohre die Luft Überschallflugzeugartig – nein, es ist eher<br />
ein schiuung. Jem<strong>an</strong>d muss eine Schwarzpulverzündung unter meinen Fersen vorgenommen<br />
haben.<br />
Meine Augen streifen L<strong>an</strong>dstriche – hinstraffiert wie Kohleskizzen. Linien liegen kreuz und quer.<br />
Oben ein blauer Faden – das muss <strong>der</strong> Himmel sein und unten ein grünes Merzb<strong>an</strong>d mit weißen<br />
Butterblumensprenklern: ist Natur. Nur normalerweise ziehen Häuser, Bäume, Fel<strong>der</strong>, Wege,<br />
Windmühlen, Kühe, Schafe, Katzen nicht so ein Gesicht: schmal wie ein Puppenmund. Strich um<br />
Strich verdecken und verzerren sie sich im Angesicht einer schier unfassbaren Geschwindigkeit.<br />
Gedicht zum Fragebogen von Kai Lachm<strong>an</strong>n<br />
Vielleicht<br />
Mir bewusst machen,<br />
was vorher nicht bewusst war<br />
Die Schwere des<br />
Nicht-Konstruierens<br />
natürlicher Gebilde
Der Bogen laugt aus<br />
zerrt es aus <strong>der</strong> Nase,<br />
rupft es aus dem Bauch,<br />
wringt mein Herz<br />
um jedes Satzes willen<br />
Schütt hin, Dein Ge<strong>an</strong>tworte!<br />
Wenn nicht hierzu, d<strong>an</strong>n aber<br />
dazu und dazu auch<br />
und dazu auch<br />
Los, Offenbarung bitte!<br />
Nacht fühlen von Kathleen Schum<strong>an</strong>n<br />
Sacht, g<strong>an</strong>z sacht<br />
g<strong>an</strong>z flach legt sich die Nacht auf uns<br />
g<strong>an</strong>z leicht, g<strong>an</strong>z weich<br />
bedeckt sie unsre bleiche Haut<br />
g<strong>an</strong>z nackt, g<strong>an</strong>z wach<br />
fühlen wir die Nacht<br />
sol<strong>an</strong>g <strong>der</strong> gesichtelte Mond hier wacht<br />
und g<strong>an</strong>z bedacht<br />
fühlen wir die Nacht<br />
und fühlen wie weich, g<strong>an</strong>z seicht<br />
sie über uns streicht -<br />
die Nacht.<br />
Das Negativ<br />
Das eine stellte sich ab, das <strong>an</strong><strong>der</strong>e stellte sich ein und unterwegs trafen sich beide <strong>an</strong> <strong>der</strong> Ecke und<br />
stießen umhüllt vom Dunkel <strong>an</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong>, ohne es zu merken. Bis sie es bemerkten.<br />
Und d<strong>an</strong>n br<strong>an</strong>nte die Dunkelheit in ihren Augen, br<strong>an</strong>nte sich ihnen in die Poren, machte sie rasend,<br />
hetzte sie gegenein<strong>an</strong><strong>der</strong> auf.<br />
Sich selbst des Schmerzes entledigend den An<strong>der</strong>n zu schmerzen, unter dem stechenden Licht des<br />
Mondes, reißt das eine die Sichel vom Himmel und rammt sie ins Herz des <strong>an</strong><strong>der</strong>n, den Wi<strong>der</strong>haken<br />
wi<strong>der</strong>hakend.<br />
Und reibt sich ein mit dem Blut, das fließt, um die brennende Haut zu beruhigen.<br />
Und das <strong>an</strong><strong>der</strong>e sammelt seine letzte Kraft, das letzte Bewusstsein um Rache zu nehmen und greift<br />
nach den Sternen mit den scharf stechenden Zacken, kratzt damit das Gesicht des einen, <strong>der</strong> das<br />
fließende Blut verschmiert, um die brennende Haut zu beruhigen.<br />
D<strong>an</strong>n prasselt <strong>der</strong> schwarzblaue Himmel schneidend auf sie hernie<strong>der</strong> und wo sich das eine abstellt,<br />
stellt sich das <strong>an</strong><strong>der</strong>e ein, ohne, dass sie es bemerken.
Ausblick: von <strong>der</strong> Schreibgruppe<br />
Oben auf dem Dach sitze ich und blicke aus. Am Himmel ein Streifen und noch einer und noch einer,<br />
in weiß, in hellblau, in hellgrau und ein Kondensstreifen vom Flugzeug gen Süden.<br />
„Gute Reise“, rufe ich, mir dessen bewusst, dass es niem<strong>an</strong>d hört, dass mich niem<strong>an</strong>d hört.<br />
Ich frage mich, wohin das Flugzeug geht, wer drin sitzt und warum sie wohl wegfliegen? Und ich<br />
denke darüber nach, ob ich auch gern weg wäre und ob es im Reise<strong>an</strong>kunftsl<strong>an</strong>d besser wäre?<br />
K<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> im Warmen schlechter denken als im Kalten?<br />
Oben auf dem Dach sitze ich und bleiche aus. Wer deckt eigentlich so ein Dach? Mich zu?<br />
Von hier bis zum Himmel ist keine, während von hier bis auf die Straße eine Entfernung ist.<br />
Sein Tattrich hat sich auch nicht gerade gut entwickelt in den letzten Tagen. Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong> den<br />
Wolken ablesen.<br />
Was sind das für Aussichten. Die Boings fliegen tief und es sieht so jämmerlich nach Regen aus. Bei<br />
gutem Mittwochswetter könnte m<strong>an</strong> Parkinson noch mal aus seiner Stube locken, aber bei Regen ist<br />
ihm die Entfernung zu weit. Der Tattrich macht ihn ja nicht gerade schneller, im Regen.<br />
Ich versuche, zu sortieren, mich zu pl<strong>an</strong>en. Nein, hat keinen Zweck. Ich bleibe lieber hier sitzen.<br />
Vögel komponieren geschickte Flugformationen über meinem Kopf und wissen nicht, wie sehr sie<br />
mich beeindrucken und mit Sehnsucht erfüllen. Vögel können sich so verhalten, in Formation, ohne<br />
zu sprechen. Sie wissen auch immer, wo's l<strong>an</strong>ggeht. Menschen müssen sich dafür <strong>an</strong>schreien, damit es<br />
wenigstens ein bisschen klappt. Menschen sind echte Versager!<br />
Menschen sind richtige Pisser, Hosenscheißer, Kontrarevolutionäre, Teppichhändler und FDP-<br />
Wähler! Sie können we<strong>der</strong> fliegen, noch die Klappe halten. Sie müssen sich ständig über alle stellen.<br />
Hosenscheißerarsch, du bist ein Niem<strong>an</strong>d! Die Kategorien könnten in die Unendlichkeit weitergeführt<br />
werden.<br />
Ich entscheide mich aber für Tee und meditieren. Später werde ich Fisch zubereiten.