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Grüne Gentechnik - EU-Koordination

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<br />

Problemfeld Haftung<br />

Unklar ist, inwieweit dem Verursacherprinzip<br />

im Umweltrecht Rechnung getragen<br />

werden kann: Wer zahlt dem Bauern die<br />

Verunreinigung seiner Produkte mit GVO,<br />

die über den Wind erfolgt ist? Wer kann<br />

beweisen, von wessen Feld der Nachbarschaft<br />

der Pollen stammte? Und wie werden<br />

sich die multinationalen Konzerne in<br />

dieser Frage verhalten?<br />

Um ein Wahlfreiheit garantieren zu können,<br />

bedarf es klarer Haftungsbestimmungen,<br />

vollständiger Transparenz (Register<br />

aller GVO-Anbauflächen) und verbindlicher<br />

sorten- und standortspezifischer<br />

Anbau-Vorschriften für GVO, die<br />

eine Verunreinigung der benachbarten<br />

Flächen und gemeinsam genutzter Maschinen<br />

und Lager unterbinden. Zur Zeit<br />

sind die Haftungsfragen aber ungeklärt<br />

und die <strong>EU</strong> überlässt es den einzelnen<br />

Ländern, hier Regelungen zu treffen.<br />

Gleichzeitig wurde aber der Versuch Österreichs,<br />

gentechnik-freie Zonen einzurichten,<br />

von der <strong>EU</strong>-Kommission abgelehnt<br />

(<strong>EU</strong>R 09.03, S. 36).<br />

Kritiker und Befürworter<br />

Kritiker/innen bemängeln, dass die Risiken,<br />

die mit transgenen Pflanzen verbunden<br />

sind, nach wie vor ungeklärt sind,<br />

dass aber unerwünschte Wechselwirkungen<br />

schon jetzt auftauchen. Sie argumentieren,<br />

dass die wirtschaftliche Nutzung<br />

von <strong>Gentechnik</strong> aus ökonomischen Gründen<br />

zwangsläufig zur Patentierung von<br />

Leben führt. Im Zusammenhang mit den<br />

so genannten Entwicklungsländern gibt es<br />

deshalb Debatten um "Biopiraterie" und<br />

eine neue Form von Kolonialismus und<br />

dem Ausverkauf von genetischer Vielfalt<br />

und indigenem Wissen. Ein Nebeneinanderher<br />

von <strong>Gentechnik</strong>-Kulturen und<br />

Ackerbau oder Naturschutzgebieten ist<br />

nach der Auswertung von etwa 600 Studien<br />

über die Risiken der <strong>Grüne</strong>n <strong>Gentechnik</strong><br />

aber unmöglich (<strong>EU</strong>R 09.03,<br />

S. 37).<br />

<br />

Befürworter/innen verweisen auf Einsparung<br />

von Herbiziden beim so genannten<br />

Bt-Mais in Spanien sowie beim Einsatz<br />

von GV-Baumwolle in China und Argentinien.<br />

Sie plädieren dafür, der jungen<br />

Technologie eine Chance zu geben, die<br />

Kritik zu widerlegen, hoffen auf ein Zusammenspiel<br />

von Ökolandbau und <strong>Gentechnik</strong><br />

im Zuge einer Entwicklung von<br />

Getreidesorten, die sich selbst düngen<br />

und sich ohne chemische Gifte selbst<br />

gegen Schädlinge wehren. Sie berichten<br />

von mehrjährigen Reissorten, die ein<br />

Pflügen unnötig machen würden und<br />

somit einen Beitrag zur Verminderung von<br />

Bodenerosion leisten könnten. Sie glauben<br />

zu wissen, dass mehr Nahrung auf<br />

weniger Fläche produziert, und so mehr<br />

Land unter Naturschutz gestellt werden<br />

kann.<br />

Warum keine Förderung von<br />

Alternativen?<br />

Tatsache ist, dass die großen Hoffnungen<br />

bisher nicht erfüllt worden sind. Die Erfolgsbilanzen<br />

sind eher mager und nicht<br />

einmal lukrativ: Jährlich werden etwa 4,4<br />

Mrd. Dollar in die <strong>Gentechnik</strong> investiert,<br />

das ist mehr als der Marktwert landwirtschaftlicher<br />

Genprodukte. Würde dieses<br />

Geld in die bereits vorhandenen und gut<br />

funktionierenden Techniken des ökologischen<br />

Anbaus investiert, könnten viele<br />

bisher unterfinanzierte, an die Standorte<br />

optimal angepasste und naturnahe Wirtschaftsweisen<br />

unterstützt werden.<br />

Beispielsweise wenden Bauern und Bäuerinnen<br />

in Vietnam und Bangladesh ein<br />

kombiniertes Fisch-Reis-Gemüsesystem<br />

an, das die Erträge allein beim Reis um<br />

5-7 Prozent ansteigen ließ - ganz ohne<br />

<strong>Gentechnik</strong> und Chemieeinsatz. Solange<br />

die Risiken nicht ausreichend bekannt<br />

sind und solange es weiterhin nur darum<br />

geht, mit der neuen Technologie möglichst<br />

viel Geld zu verdienen, kann es dem<br />

Umweltschutz nur darum gehen, ein unkontrolliertes<br />

Ausbreiten von GVO zu<br />

verhindern. Koalitionen mit der Landwirtschaft,<br />

dem Verbraucherschutz und<br />

Globalisierungsgegner/innen können<br />

dabei nur helfen. <br />

Autorin: Juliane Grüning,<br />

DNR-Geschäftsstelle Berlin<br />

• Vom "Goldenen Reis" zur<br />

Gentech-Kontamination<br />

Deutscher Naturschutzring, Juliane<br />

Grüning, Prenzlauer Allee 230, 10405<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-81, Fax -80<br />

eMail: juliane.gruening@dnr.de<br />

Internet: www.dnr.de<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Genopoly. Das Wagnis <strong>Grüne</strong> <strong>Gentechnik</strong>.<br />

Politische Ökologie 81-82,<br />

März/April 2003, ökom-Verlag<br />

Internet:<br />

www.gruene-gentechnik.de<br />

www.attac.de/gentechnik<br />

Konfliktfeld <strong>Grüne</strong> <strong>Gentechnik</strong> - <strong>EU</strong>,<br />

Deutschland, Schweiz:<br />

www.transgen.de/?link=/Aktuell/<br />

chronik1_2003.html<br />

Konfliktfeld <strong>Grüne</strong> <strong>Gentechnik</strong> - International:<br />

www.transgen.de/?link=/Aktuell/<br />

chronik_2003_international.html<br />

weiterlesen Textende siehe Kontakt aktiv werden DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben Sonderteil 10.03 5

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