Grüne Gentechnik - EU-Koordination
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Greenpeace vermutet, dass das dann<br />
gefällte Urteil zum Präzedenzfall wird und<br />
die Richtung angibt, wie in Zukunft mit<br />
patentgeschützten Pflanzen umgegangen<br />
wird. In Kanada wird seit 1996 genmanipulierter<br />
Raps großflächig angebaut, der<br />
sich über Pollenflug und verunreinigtes<br />
Saatgut unkontrolliert ausbreitet, wie<br />
Greenpeace berichtet. Für kanadische<br />
Bauern ist es danach fast unmöglich<br />
geworden, ihre Ernte gentechnikfrei zu<br />
halten.<br />
Neuseeland: 30.000 protestieren für<br />
Moratoriums-Verlängerung<br />
Neuseeland unterstützt die WTO-Klage<br />
der USA gegen das Moratorium der <strong>EU</strong>,<br />
obwohl in dem Land selbst ebenfalls ein<br />
Moratorium (deutsch: Aufschub) für GVO-<br />
Pflanzen verhängt worden ist. Allerdings<br />
sollte diese Vorschrift am 29. Oktober<br />
auslaufen. Im Gegensatz zur Regierung ist<br />
ein Großteil der Bevölkerung für eine<br />
Verlängerung des Moratoriums zu kommerziellem<br />
Anbau von genmanipuliertem<br />
Saatgut. Premierministerin Helen Clark will<br />
das Moratorium trotzdem aufheben. Am<br />
11. Oktober fand deshalb im neuseeländischen<br />
Auckland die größte Demonstration<br />
seit mehr als 25 Jahren statt. Nach Zeitungsberichten<br />
gingen rund 30.000 Menschen<br />
auf die Straße, um gegen die Aufhebung<br />
des Moratoriums zu protestieren.<br />
Auch in anderen Städten gab es an diesem<br />
Tag Protestmärsche. In den letzten<br />
zwei Jahren hat sich die Anti-GVO-Kampagne<br />
in Neuseeland zu einer Massenbewegung<br />
entwickelt, die von zwei Dritteln<br />
der Bevölkerung unterstützt wird.<br />
Sambia: Kein Gen-Mais als Hungerhilfe<br />
Im Oktober 2002 hat die Regierung von<br />
Sambia im südlichen Afrika beschlossen,<br />
genmanipulierten Mais als Hungerhilfe<br />
zurückzuweisen (<strong>EU</strong>R 11/12.02, S. 15).<br />
Wissenschaftler hatten im Auftrag der<br />
Regierung weltweit nach den Auswirkungen<br />
von gentechnisch veränderten Lebensmitteln<br />
auf den Menschen geforscht.<br />
"Niemand kann derzeit garantieren, dass<br />
genmanipulierter Mais gesundheitlich<br />
unbedenklich ist", folgerte Landwirtschaftsminister<br />
Mundia Sikatana aus dem<br />
Bericht des Forscherteams. Sambias<br />
Präsident Levy Mwanawasa bezeichnete<br />
den Gen-Mais als "Gift", während Tony<br />
Hall, US-Botschafter bei den Vereinten<br />
Nationen, die Entscheidung der Regierung<br />
als "Verbrechen gegen die Menschheit"<br />
verurteilte. <br />
Diese Auseinandersetzung um GVO-freie<br />
Hungerhilfe spiegelt Afrikas Dilemma<br />
zwischen Abhängigkeit und eigenständiger<br />
Existenz wider. Sambia wurde im<br />
vergangenen Jahr von einer Dürre heimgesucht,<br />
von der mehr als 2,5 Millionen<br />
Menschen betroffen waren, knapp zwei<br />
Drittel der Bevölkerung. Um sie mit Nahrung<br />
zu versorgen, brauchte das Land 21<br />
Tonnen Lebensmittel im Monat. Die Hilfslieferung<br />
kam aus den USA. Neben Sambia<br />
erhielten noch vier weitere südafrikanische<br />
Länder GVO-Mais von den USA als<br />
Hungerhilfe.<br />
Die Regierung von Sambia ging es nicht<br />
nur um die gesundheitlichen Auswirkungen<br />
des genmanipulierten Maises. Sie<br />
befürchtete auch, dass Maiskörner ausgesät<br />
werden würden. Dann wäre nicht mehr<br />
zu kontrollieren, auf welchen Feldern sich<br />
Gen-Mais ausgebreitet hat. Verunreinigte<br />
Lebensmittel würden den Export in die<br />
Europäische Union erschweren, der nach<br />
Ende der Dürre wieder aufgenommen<br />
werden sollte. Das UN-Welternährungsprogramm<br />
WFP lenkte ein und lieferte<br />
gentechnik-freie Lebensmittel als Soforthilfe.<br />
Inzwischen ist Sambia dabei, einen<br />
Fünf-Jahres-Plan für eine nationale Biosafety-<br />
und Biotechnologie-Strategie zu<br />
entwickelen. Ziel des Regelwerkes ist<br />
neben dem Naturschutz auch der Schutz<br />
der sambischen Nutzpflanzenvielfalt.<br />
US-Präsident George W. Bush hatte im<br />
Juni argumentiert, dass der Hunger in<br />
Afrika bekämpft werden könne, wenn die<br />
<strong>EU</strong> den Import gentechnisch veränderter<br />
Nahrungsmittel zulassen würde. Das <strong>EU</strong>-<br />
Moratorium hindere afrikanische Bauern<br />
daran, die Vorteile genmanipulierter Anbauprodukte<br />
zu nutzen, da sie Angst<br />
hätten, Europa als Exportmarkt zu verlieren.<br />
Mit dieser Äußerung löste Bush<br />
weltweite Proteste aus. Der Hunger in<br />
Afrika und in anderen Teilen der Welt sei<br />
keine Folge des <strong>EU</strong>-Moratoriums, sondern<br />
ein Folgeproblem der Armut und der<br />
sozialen Verhältnisse, erklärten internationale<br />
Entwicklungshilfeorganisationen.<br />
Der Präsident der USA instrumentalisiere<br />
den Hunger in Afrika, um die Interessen<br />
der eigenen <strong>Gentechnik</strong>-Unternehmen<br />
durchzusetzen. <br />
Autorin: Victoria Liesche,<br />
DNR Redaktionsbüro Berlin<br />
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