31.12.2013 Aufrufe

Download

Download

Download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ke Nako Afrika – Kooperation mit „Die Presse“<br />

8 Face of Africa – Die Wahl zum afrikanischen Supermodel<br />

Von Elvis Mboya/Susanne Gutsche<br />

Eine der größten afrikanischen Realityshows hat Lukando Nalungwe aus<br />

Sambia am 6. Februar in Lagos zum ‚Face of Africa‘ gewählt. Ein halbes<br />

Jahr lang wetteiferten sechzehn junge Mädchen im Fernsehen und Online um den<br />

heißbegehrten Titel. Während Lena Gercke das zweite österreichischen Topmodels ernannt<br />

hat, wurde in der Realityshow „Face of Africa“ bereits zum achten Mal ein afrikanisches<br />

Supermodel gecastet. Drei Teilnehmerinnen aus Uganda und Äthiopien, Nardos Abebe und<br />

Selam Negash (Äthiopien) sowie Sandra Kabangoyi (Uganda) versuchten dieses Mal ihr<br />

Glück. Jedes afrikanische Mädchen zwischen 17 und 28 und den berühmten 90-60-90<br />

Maßen konnten sich für Face of Africa bewerben.<br />

Die ursprüngliche Idee von Face of Africa stammt von dem Modelagenten Jan Malan. Mit<br />

seiner Firma Umzingeli Productions entdeckte er in der Castingshow 1999 Oluchi Onweagba<br />

aus Lagos und machte sie zum ersten Face of Africa. Oluchi’s Karriere ist wohl das Vorbild<br />

aller nachfolgenden Teilnehmerinnen. Innerhalb eines Jahres eroberte Oluchi die New<br />

Yorker Laufstege und läuft heute unter anderem für Victoria Secret. Oluchi gründete ihre<br />

eigene Modelagentur OModel Africa und nimmt nun die Gewinnerinnen der Show unter<br />

Vertrag. So auch Kaone Kario. Sie hat es geschafft. 2005 gewann die Botswanerin den<br />

heißbegehrten Titel von Face of Africa. Nun ist sie die Moderatorin der Show. Kaone: „Es ist<br />

mir ein Vergnügen, den Mädchen mit meiner Erfahrung zur Seite zu stehen und ihnen zu<br />

helfen, sich in der Modebranche zu behaupten“. Unterstützt wird Kario von einer dreiköpfigen<br />

Jury, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. 2009 wurden in vierzehn Staaten südlich der<br />

Sahara die Vorentscheidungen abgehalten. Die sechzehn ausgewählten Teilnehmerinnen<br />

kamen danach in ein Boot Camp in Nigeria. Die Abläufe der Show scheinen international<br />

gleich abzulaufen. Fotoshootings mit Schlangen oder die Challenge, nackt fotografiert zu<br />

werden, stellen alle Modelanwärterinnen auf eine innerliche Zerreisprobe und lassen die<br />

Einschaltquoten durch Zickenkriege rasant ansteigen. „Unser Publikum liebt die Geschichte<br />

von Face of Africa“, sagt M-Net Africa Direktor Biola Adekanbi. M-Net Africa, der größte Pay-<br />

TV Anbieter in Afrika, ist neben Endemol South Africa der Hauptsponsor der Show. Somit<br />

ergibt sich auch das wohl größte Problem an der Show. Nicht jede/r AfrikanerIn kann sich<br />

einen Fernseher, geschweige denn Pay-TV leisten. Somit ist Face of Africa an die Ober- und<br />

Mittelschicht der afrikanischen Bevölkerung gerichtet. Vor allem in den urbanen Gebieten<br />

erfreut sich die Show größter Beliebtheit. Neben Face of Africa geht die Realityshow Big<br />

Brother Africa in die vierte Runde. Anders als bei uns ist Big Brother in den meisten<br />

afrikanischen Ländern sehr beliebt. Die Shows hängen – nicht zuletzt wegen ein und<br />

demselben Produzenten - eng zusammen. So geben die Modelanwärterinnen öffentlich ihre<br />

Sympathien zu den einzelnen Hausbewohnern kund und im Big Brother Haus werden die<br />

Sendungen von Face of Africa mit verfolgt.<br />

Sympathien über Realityshows und vor allem über Face of Africa werden nicht von allen<br />

AfrikanerInnen geteilt. Genauso wie in Österreich wird in den Teilnehmerländern in Afrika der<br />

schlanke Schönheitswahn kritisiert. Junge Mädchen hungern sich halbtot, um in der<br />

internationalen Modebranche Fuß zu fassen. Auf der Swahili Fashion Week war das<br />

Publikum von den Teilnehmerinnen von Face of Africa hellauf begeistert - trotz ihrer<br />

schlanken Körper. Hauptsächlich in den ländlichen Gebieten ist es aber doch<br />

erstrebenswerter, ein paar Kilo mehr auf den Hüften zu haben, meint Liese Priem,<br />

Redakteurin des Magazins ‚African Woman‘ in Uganda. Sie hofft, dass in Afrika das<br />

Gleichgewicht zwischen Gesundheit und runden Kurven hergestellt werden kann. „So sind<br />

z.b. auch die Models auf und im African Woman Magazin immer wieder sehr kurvig, viel, viel<br />

kurviger als bei uns“, betont Liese Priem. Kritiker von Face of Africa beschweren sich, dass<br />

der Westen hierbei entscheidet, was Schön ist. Sie meinen, dass die westlich dominierte<br />

Modewelt bestimmt, welche der Teilnehmerinnen von Face of Africa als schön gelten. Somit<br />

handelt es sich hierbei um eine westliche Interpretation von afrikanischer Schönheit. Es wäre<br />

eine Konstruktion, die mit der Realität und den traditionellen afrikanischen Schönheitsidealen<br />

nichts gemein hat. Auch das Prinzip der Sendung, eine einzige Afrikanerin zu wählen, lässt


Ke Nako Afrika – Kooperation mit „Die Presse“<br />

die Gemüter erhitzen. Die Schönheitsideale variieren zwischen den<br />

einzelnen Ländern. Deshalb ist es schwer, eine Kandidatin für den<br />

ganzen Kontinent fest zu legen. Somit kommt es zu einem Konflikt<br />

zwischen den internationalen Trend der schlanken Models und dem<br />

traditionellen Verständnis von Schönheit. Heute ist ein Preisgeld in der<br />

Höhe von 50.000 US Dollar, ein Auftritt bei der New York Fashion Week<br />

und ein Vertrag von der afrikanischen Modelagentur O Model Africa wohl Grund genug, sich<br />

gegen die Tradition durchzusetzen und neue Maßstäbe zu setzen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!