Wasser ist leben - Österreichische Entwicklungszusammenarbeit

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31.12.2013 Aufrufe

P a N o R a M a leuchtfeuer der entwicklungszusammenarbeit Das Fairtrade-Gütesiegel feiert heuer einen runden Geburtstag. Geschäftsführer hartwig Kirner zieht im Gespräch mit den Weltnachrichten Bilanz über 20 erfolgreiche Jahre. Der handel muss armut bekämpfen, ist Kirner überzeugt. Weltnachrichten: Rund 1,2 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in 66 Ländern profitieren mittlerweile von Fairtrade. Das Gütesiegel ist, seit es 1993 in Österreich eingeführt wurde, eine Erfolgsgeschichte. Wie stolz sind Sie auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre? hartwig Kirner: Natürlich kann man stolz darauf sein, dass im letzten Jahr in Österreich 100 Millionen Euro mit Fairtrade-Produkten umgesetzt wurden. Diese Entwicklung ist allerdings das Verdienst vieler Menschen. Der faire Handel ist eine Bewegung, für die sich viele Individuen und Organisationen eingesetzt haben. Fairtrade ist nur ein Teil davon, wenn auch ein sehr erfolgreicher. Die Bekanntheit des Gütesiegels liegt bei 85 Prozent, und das ist unsere Chance. Weltnachrichten: Alles begann 1993, als in Österreich Kaffee mit dem Fairtrade-Gütesiegel eingeführt wurde. Es folgten Bananen, Fruchtsäfte und andere Produkte. Heute umfasst das Sortiment 750 Artikel und längst nicht mehr nur Lebensmittel. Aber Fairtrade ist mehr als nur ein Gütesiegel. 1998 hat das Europäische Parlament Fairtrade als die effizienteste Art von Entwicklungszusammenarbeit gelobt. hartwig Kirner: Fairtrade agiert im Rahmen der Marktwirtschaft genau dort, wo der Markt nicht frei ist. Denn wenn Millionen von Kakaobauern nur fünf großen Schokoladeproduzenten auf der Abnehmerseite gegenüberstehen, muss Fairtrade eingreifen. Wir wollen dieses Ungleichgewicht ausbalancieren und eine Leuchtfeuerfunktion in der Entwicklungszusammenarbeit übernehmen. Uns geht es nicht nur darum, Umsätze zu machen, sondern wir wollen auf unfaire Handelsstrukturen in der Welt aufmerksam machen. Dazu gehört natürlich auch Öffentlichkeitsarbeit in Österreich. Weltnachrichten: Worin liegt der Vorteil für die Kaffeebäuerinnen und -bauern, wenn der Mindestpreis, den Fairtrade zahlt, wie so oft in letzter Zeit unter dem Weltmarktpreis liegt? hartwig Kirner: Fairtrade gewährleistet den Bäuerinnen und Bauern einen Mindestpreis und eine Prämie. Liegt der Weltmarktpreis über dem Mindestpreis, wird natürlich dieser bezahlt. Die Prämie dient den Genossenschaften dazu, strukturelle Verbesserungen vorzunehmen und zum Beispiel Kredite zu vergeben. Pro Sack Kaffee – das sind gute 45 Kilo – gibt es 20 US-Dollar Prämie. Wenn der Kaffee aus biologischem Anbau kommt, gibt es einen weiteren Zuschlag. 16 weltnachrichten 1/13 | www.entwicklung.at

P a N o R a M a Weltnachrichten: In Österreich liegt der Marktanteil von Fairtrade-Kaffee erst bei 4 Prozent, bei Bananen sind es 20 Prozent, bei Rosen 30 Prozent. Warum steigt der Anteil an Fairtrade-Kaffee nur so langsam, obwohl das Produkt so bekannt ist? hartwig Kirner: Ein kleiner Marktanteil von etwas Großem kann ja auch sehr erfreulich sein. Bei Bananen gibt es in den Geschäften drei oder vier Wahlmöglichkeiten für die Konsumentinnen und Konsumenten. Im Gegensatz dazu finden sie an die 150 verschiedene Kaffee-Sorten im Handel. Aber Sie haben schon recht: Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. In einigen skandinavischen Ländern liegt der Fairtrade-Marktanteil bei Kaffee bei 10 Prozent. In der Schweiz wird jede zweite verkaufte Banane fair gehandelt. Wir haben also noch Potenzial. Weltnachrichten: Es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten, obwohl in den letzten 20 Jahren allein aus dem Verkauf von Fairtrade-Produkten in Österreich über 140 Millionen US-Dollar Direkteinnahmen in 66 Länder gingen. Was macht Fairtrade so erfolgreich? hartwig Kirner: Fairtrade deckt die wirtschaftliche Seite der Entwicklung ab. Entwicklung durch Handel ist ein Konzept, das den Konsumentinnen und Konsumenten einleuchtet. Darüber hinaus kann man über die Produkte und das Gütesiegel viel Information mittransportieren. Die Armut im „Süden“ und die ungleichen Chancen auf den Märkten werden mit den Konsumgütern in die österreichischen Wohnzimmer getragen. Jedem, der Fairtrade kennt, ist klar, dass er mit seiner Kaufentscheidung etwas beitragen kann. Ich glaube, das macht Fairtrade so attraktiv für die Österreicherinnen und Österreicher. Weltnachrichten: Fairtrade-Produkte sind mittlerweile in den meisten österreichischen Supermärkten zu finden. Auch in den großen – passt das zusammen? © ADA „für kaffee aus biologischem anbau zahlen wir einen Zuschlag“, so fairtrade-Geschäftsführer hartwig kirner. hartwig Kirner: Die Kooperation mit den Großen ist sozusagen Fairtrade-immanent. Wenn es fair gehandelte Produkte nur in den Weltläden gäbe, hätte Fairtrade keinen Sinn. Für die Qualität und die Herkunft der Waren steht der Weltladen selbst gerade. Sobald diese Produkte aber auch in großen Supermärkten verkauft werden, braucht es Kontrolle, und das passiert über das Gütesiegel. Die Weltläden, EZA, Südwind und andere haben den Boden für den fairen Handel aufbereitet, dann kam die Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten – so wurde das Segment attraktiv. In den letzten Jahren sind Nachhaltigkeit und soziale Fairness verstärkt im Gespräch. Die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst wollen Verantwortung übernehmen. Und das ist gut so. ■ Mittlerweile umfasst das fairtrade-sortiment 750 artikel. manuela Gutenbrunner Information und Öffentlichkeitsarbeit in der ADA weltnachrichten 1/13 | www.entwicklung.at 17

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leuchtfeuer der<br />

entwicklungszusammenarbeit<br />

Das Fairtrade-Gütesiegel feiert heuer einen runden Geburtstag. Geschäftsführer<br />

hartwig Kirner zieht im Gespräch mit den Weltnachrichten Bilanz über 20 erfolgreiche<br />

Jahre. Der handel muss armut bekämpfen, <strong>ist</strong> Kirner überzeugt.<br />

Weltnachrichten: Rund 1,2 Millionen Kleinbäuerinnen<br />

und Kleinbauern in 66 Ländern profitieren mittlerweile<br />

von Fairtrade. Das Gütesiegel <strong>ist</strong>, seit es 1993 in Österreich<br />

eingeführt wurde, eine Erfolgsgeschichte. Wie stolz<br />

sind Sie auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre?<br />

hartwig Kirner: Natürlich kann man stolz darauf sein, dass<br />

im letzten Jahr in Österreich 100 Millionen Euro mit Fairtrade-Produkten<br />

umgesetzt wurden. Diese Entwicklung <strong>ist</strong><br />

allerdings das Verdienst vieler Menschen. Der faire Handel<br />

<strong>ist</strong> eine Bewegung, für die sich viele Individuen und Organisationen<br />

eingesetzt haben. Fairtrade <strong>ist</strong> nur ein Teil davon,<br />

wenn auch ein sehr erfolgreicher. Die Bekanntheit des Gütesiegels<br />

liegt bei 85 Prozent, und das <strong>ist</strong> unsere Chance.<br />

Weltnachrichten: Alles begann 1993, als in Österreich<br />

Kaffee mit dem Fairtrade-Gütesiegel eingeführt wurde.<br />

Es folgten Bananen, Fruchtsäfte und andere Produkte.<br />

Heute umfasst das Sortiment 750 Artikel und längst<br />

nicht mehr nur Lebensmittel. Aber Fairtrade <strong>ist</strong> mehr als<br />

nur ein Gütesiegel. 1998 hat das Europäische Parlament<br />

Fairtrade als die effizienteste Art von <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong><br />

gelobt.<br />

hartwig Kirner: Fairtrade agiert im Rahmen der<br />

Marktwirtschaft genau dort, wo der Markt nicht frei<br />

<strong>ist</strong>. Denn wenn Millionen von Kakaobauern nur fünf<br />

großen Schokoladeproduzenten auf der Abnehmerseite<br />

gegenüberstehen, muss Fairtrade eingreifen. Wir<br />

wollen dieses Ungleichgewicht ausbalancieren und<br />

eine Leuchtfeuerfunktion in der <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong><br />

übernehmen. Uns geht es nicht nur darum,<br />

Umsätze zu machen, sondern wir wollen auf unfaire<br />

Handelsstrukturen in der Welt aufmerksam machen.<br />

Dazu gehört natürlich auch Öffentlichkeitsarbeit in<br />

Österreich.<br />

Weltnachrichten: Worin liegt der Vorteil für die Kaffeebäuerinnen<br />

und -bauern, wenn der Mindestpreis,<br />

den Fairtrade zahlt, wie so oft in letzter Zeit unter dem<br />

Weltmarktpreis liegt?<br />

hartwig Kirner: Fairtrade gewährle<strong>ist</strong>et den Bäuerinnen<br />

und Bauern einen Mindestpreis und eine Prämie.<br />

Liegt der Weltmarktpreis über dem Mindestpreis,<br />

wird natürlich dieser bezahlt. Die Prämie dient<br />

den Genossenschaften dazu, strukturelle Verbesserungen<br />

vorzunehmen und zum Beispiel Kredite zu<br />

vergeben. Pro Sack Kaffee – das sind gute 45 Kilo<br />

– gibt es 20 US-Dollar Prämie. Wenn der Kaffee aus<br />

biologischem Anbau kommt, gibt es einen weiteren<br />

Zuschlag.<br />

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