Künstlich Ausgezeichnet Tanzschritte - Ensuite

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GALERIE HENZE & KETTERER WICHTRACH/BERN RIEHEN/BASEL www.henze-ketterer.ch www.henze-ketterer-triebold.ch Expressionisten II in Wichtrach vom 15.1. bis 16.4.2011 gleichzeitig: Giovanni Manfredini - Opera al nero HODLERSTRASSE 8 – 12 CH-3000 BERN 7 WWW.KUNSTMUSEUMBERN.CH DI 10H – 21H MI-SO 10H – 17H Ins museum franz gertsch in Burgdorf für CHF 5.- ensuite offeriert Ihnen einen vergünstigten Eintritt ins museum franz gertsch für CHF 5.- anstelle von CHF 12.-. Gutschein gültig bis: 20.2.2011 Aktuelle Ausstellungen: · Claudia und Julia Müller · Franz Gertsch: Drei Gemälde aus dem Vier Jahreszeiten-Zyklus und weitere Gemälde/Holzschnitte aus der Gertsch-Sammlung Bitte Inserat ausschneiden und an der Museumskasse vorweisen. Bildlegende: Winter 2008/09 | Acryl auf ungrundierter Baumwolle | 325 x 490 cm | Besitz des Künstlers © Franz Gertsch Moshekwa Langa 5.2. - 27.3.2011 Kunsthalle Bern - Helvetiaplatz 1 CH-3005 Bern www.kunsthalle-bern.ch
Fatale Tänze und verhängnisvolle Beinschwünge Von Marianne Wagner Pauline Boudry und Renate Lorenz, Contagious!, 2010, Installation mit HD-Film, 12 Min. Loop und 11 Fotografien. Courtesy die Künstler und Ellen de Bruijne Projects, Amsterdam ■ Als «ansteckend» gelten gemeinhin Krankheiten oder Gemütsverfassungen wie gute oder schlechte Laune. Diese Eigenschaft wählten Pauline Boudry und Renate Lorenz als Titel für ihre Installation «Contagious!» (Ansteckend!), die im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne gezeigt wird. An der Jahresausstellung «AC- CROCHAGE [VAUD 2010]» gewann die 1972 geborene Lausannerin Pauline Boudry den Preis der Jury und erhielt damit die Gelegenheit, in der diesjährigen Jahresausstellung einen Raum zu bespielen. Zwischen einer grossartigen Installation von Laurent Kropf und der Gruppenausstellung mit 24 Positionen aus dem Kanton Waadt betritt man den abgedunkelten Raum der Preisträgerinnen. Die Bildsprache ist anziehend, sehr eigen und fordert Aufmerksamkeit über einen flüchtigen Blick hinaus. Eine Sitzbank steht bereit. «Contagious!» besteht aus einer Videoarbeit und einer Serie von Fotografien, die vor dunkelgrau gestrichenen Wänden gezeigt werden. Beide Werkteile beziehen sich auf Schauplätze und Begebenheiten, die im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt sind: Boudry und Lorenz stiessen auf Archivmaterial der damals angesehenen psychiatrischen Anstalt «La Salpêtrière». Ausgehend von den Aufzeichnungen «Iconographie Photographique de la Salpêtrière» (1877–1880) des Hysteriespezialisten Jean-Martin Charcot (heute werden diese den Ärzten Désiré-Magloire Bourneville und Paul Regnard zugesprochen) inszenierten die Künstlerinnen für ihr Video eine Wiederaufführung sogenannter «epileptischer Tanzsequenzen». Die von Boudry und Lorenz bereits mehrfach engagierte Tänzerin Arantxa Martinez und der Travestie-Performer Vaginal Davis treten hierfür als burleske Varietétänzerinnen auf einer Berliner Clubbühne auf. Die Zeitebene des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts und der Gegenwart verschmelzen im Video: Wechselnde Schnitte zeigen ein auf Gegenwart gestyltes Publikum des 21. Jahrhunderts, das sich von den Gesten der Tänzer animieren lässt. Ebenso verschwimmen das bipolare Geschlechtersystem sowie die Einordnungen von Klasse und Ethnie. Die Beweglichkeit dieser gemachten Ordnungen und die Auseinandersetzung mit Queer-Fragen wird besonders in der Interpretation von Aida Overton Walkers «Cakewalk» durch den Performer Vaginal Davis deutlich. Mit dieser Rekonstruktion thematisiert das Künstlerinnenduo folglich auch die Zuordnung von Verhalten in die Kategorien «Normal» oder «Abnormal» jenseits abgeschlossener Zeitepochen. Die als primär krank eingestuften Bewegungen kippen in erotisch-tänzerische, die mitunter sexuelle Vorlieben zitieren. Die Reize blitzen nicht nur in der künstlerischen Videoinszenierung auf. Diagonal gegenüber dem Videopanel statuieren Boudry und Lorenz mit Bildern in 11 Kastenrahmen einen fotografischen Vergleich. Abfotografierte Doppelseiten aus den drei Bänden «Iconographie Photographique de la Salpêtrière» zeigen Schwarzweissaufnahmen von Frauen, bei denen Hysterie diagnostiziert wurde. Als wären es Buchzeichen, collagierten die Künstlerinnen auf die aufgeschlagenen Buchseiten Postkarten von Tanzveranstaltungen sowie Fotos halbbekleideter posierender Tänzerinnen der 1870–90er Jahre. Die fliessende Grenze zwischen wissenschaftlicher Abbildung und pornografischer Schaulust wird damit deutlich vor Augen geführt. Das Verschwinden von Eindeutigkeit und die flexible Grenze zwischen Spiel und Ernsthaftigkeit spiegelt sich auch in der Paradoxie des Werktitels: Die Gefahr und Angst vor der Infizierung mit körperlichen Krankheiten ist damit ebenso angekündigt wie die gewollte Ansteckung mit einer anregenden Stimmung. Arantxa Martinez interpretiert im Video die exzentrischen <strong>Tanzschritte</strong> der historischen Figur Polaire. Wie Polaire war auch Jane Avril wegen angeblicher Hysterie in der Pariser Salpêtrière, wo sie ihre Freude am Tanzen entdeckt haben soll. Ihre teilweise grotesk wirkenden Beinschwünge und Körperverrenkungen sind bald darauf durch die Bilder ihres Liebhabers Henri Toulouse-Lautrec regelrecht populär und «salonfähig» geworden. Oder war es Avrils wilder Beinschwung, der Toulouse-Lautrec so bekanntmachte? ACCROCHAGE [VAUD 2011]. Der Preis der Jury 2010 Pauline Boudry und Renate Lorenz, Contagious! Musée cantonal des Beaux-Arts, Palais de Rumine, Place de la Riponne 6, 1014 Lausanne www.mcba.ch Geöffnet Dienstag bis Mittwoch 11:00–18:00 h, Donnerstag 11:00–20:00 h, Freitag bis Sonntag 11:00–17:00 h Bis 20. Februar artensuite Schweizer Kunstmagazin Februar 2011 | 9
Seite 1 und 2: ISSN 1663-652X Schweiz SFr. 4.00, D
Seite 3 und 4: Titelseite und Bild rechts: Yves Ne
Seite 5 und 6: artensuite Schweizer Kunstmagazin F
Seite 7: nur wüsste, worum es dem Künstler
Seite 15 und 16: der Stichwortsuche «Guernica» ver
Seite 19 und 20: Fragen Sie den Hund! Mario Sala, Ho
Seite 21 und 22: Michelangelo. Zeichnungen eines Gen
Seite 23 und 24: Lust und Laster, Daniela Rossell, K
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Seite 27 und 28: Johannes Nagel, Kunstforum Solothur
Seite 29 und 30: Irene Suhr, Galerie Elten & Elten G
Seite 31 und 32: Stephan Schmitz, R57 KunstRaum Edit

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