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Künstlich Ausgezeichnet Tanzschritte - Ensuite

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Fragen Sie den Hund!<br />

Mario Sala, Hotel Zentrum 4 (Hund), 2010, UV-Druck, Epoxydharz,<br />

Alublech, 41 x 50 cm<br />

■ In der aktuellen Ausstellung in<br />

der Galerie Nicola von Senger erzählt<br />

uns Mario Sala wie schon des öfteren<br />

eine wortlose «Kunst-Novelle». Diesmal<br />

handelt es sich um das Ereignis<br />

eines Auftragsmordes.<br />

Auch wenn hier und da eindeutig<br />

cineastische Anleihen gemacht<br />

worden sind, sieht es keineswegs<br />

nach einem Fall aus dem Lehrbuch<br />

aus. Alles in dieser Geschichte – die<br />

Struktur und Aufmachung – wirkt<br />

diffus, sogar zeitweise surreal. Die<br />

Szenerie führt uns an die Peripherie<br />

der Stadt, hinter und vor die Kulissen<br />

eines schäbigen Drei-Sterne-Hotels,<br />

das in einem feuchten 1970er-Jahre-<br />

Betonbau in Winterthur-Töss untergebracht<br />

ist. Die Umgebung ist trist,<br />

fast schon «ghettoesque», jedoch<br />

nicht bezugslos. Denn wie sooft in<br />

seiner Arbeit hat der aus Winterthur<br />

stammende Künstler eine persönliche<br />

Verbindung zum porträtierten<br />

Gebäude: Wir befinden uns vis-à-vis<br />

von Mario Salas Atelier. Wieder einmal<br />

fungiert der Künstler als eine<br />

Art Romancier und Beobachter seiner<br />

alltäglichen Umgebung, die er<br />

mithilfe der Bilder und Skulpturen,<br />

welche aus verschiedensten Materialien<br />

bestehen, für die Rezipienten<br />

katalysiert und in ein weites Assoziationsfeld<br />

transformiert.<br />

Das Herzstück, der Servierboy<br />

oder der vermeintliche Täter der<br />

Episode, liegt wie ein hilfloser zappelnder<br />

Käfer auf dem Rücken in<br />

der Mitte des Raumes. Auf der nun<br />

sichtbaren Unterseite hat sich ein<br />

Cthulhu-artiges Wesen, bestehend<br />

aus unzähligen Lehmkugeln und Pistolengeschossen,<br />

an ihm festgesaugt.<br />

Seine Tentakel aus Ton bahnen sich<br />

ihren Weg aus dem Rumpf in die verschiedenen<br />

assoziativen Richtungen<br />

der Erzählung. Hier, in Salas Universum,<br />

ist alles miteinander verknüpft,<br />

inhaltlich wie auch formal. Die Ausstellung<br />

gliedert sich in Malerei und<br />

Fotografie, gepaart mit dreidimensionalen<br />

Bildern aus Leder und installativen<br />

Objekten. Gekonnt, wie ein versierter Alchemist,<br />

jongliert der Künstler mit diesen verschiedenen Medien<br />

und diversen anderen Zutaten.<br />

In seinen traumartigen Einzelwerken macht er uns<br />

mit einer reichen Unbekannten mit grossem Hut und<br />

mit Elvis bekannt. Er führt uns in die Wüste durch Las<br />

Vegas, und auf eine Weise, die an die Nouvelle Vague<br />

erinnert, durch ein Hotelzimmer zu einer verängstigten<br />

Gesellschaft in Abendkleidern und Dinnerjacketts. Gemeinsam,<br />

versteckt hinter den Vorhängen, spähen sie auf<br />

eine Terrasse, auf der ein Hund steht. Die schemenhaften<br />

Umrisse am Fenster der Hotelfassade, dies könnte doch<br />

Norman Bates Mutter sein? Und immer wieder dieser<br />

merkwürdige Hund! Ist er ein Zeuge? Befinden wir uns<br />

wirklich in Winterthur-Töss? Derartige Fragen lassen<br />

den Betrachter nicht mehr los, sie setzen sich in seinem<br />

Kopf fest: Wer ist der Mörder? Wo ist das Opfer? Gab es<br />

überhaupt einen Mord? Fragen Sie den Hund, suchen Sie<br />

die Mordwaffe und tauchen Sie ein in Mario Salas Welt,<br />

vielleicht werden Sie es herausfinden. (jv)<br />

Mario Sala<br />

Galerie Nicola von Senger, Limmatstrasse 275, 8005 Zürich<br />

www.nicolavonsenger.com<br />

Geöffnet Dienstag bis Freitag 11:00–18:00 h, Samstag 11:00–17:00 h<br />

Bis 5. März<br />

artensuite Schweizer Kunstmagazin Februar 2011 | 19

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