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April 1/2004 - EJPD - admin.ch

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info bulletin info<br />

Informationen zum Straf- und<br />

Massnahmenvollzug<br />

Bundesamt für Justiz<br />

Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />

3003 Bern<br />

Nr. 1 <strong>April</strong> <strong>2004</strong>


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis Nr. 1 - <strong>April</strong> <strong>2004</strong><br />

IN EIGENER SACHE<br />

„Minderheiten sollen ni<strong>ch</strong>t unter die Räder geraten“ 3<br />

Blick zurück mit Dank 8<br />

BERICHTE<br />

Katalanis<strong>ch</strong>e Anstalten kamen den Reisenden ni<strong>ch</strong>t „spanis<strong>ch</strong>“ vor 10<br />

Auf vielen Ebenen die Qualität des Strafvollzugs si<strong>ch</strong>ern und steigern 14<br />

Kluger Umgang mit knappen Krediten 18<br />

GESETZGEBUNG<br />

Balanceakt über einem Minenfeld 24<br />

Au<strong>ch</strong> Gefängnisse und Heime müssen behindertengere<strong>ch</strong>t sein 26<br />

Überstellungen zwis<strong>ch</strong>en der S<strong>ch</strong>weiz und Barbados bald mögli<strong>ch</strong> 28<br />

Zusatzprotokoll zum Überstellungsübereinkommen genehmigt 28<br />

KURZINFORMATIONEN<br />

Gemeinnützige Arbeit nun au<strong>ch</strong> im Tessin 29<br />

Hohe Auszei<strong>ch</strong>nung für Modellversu<strong>ch</strong> 29<br />

Neue Aufgabe für André Vallotton 29<br />

FORUM<br />

Na<strong>ch</strong>diplomstudium „Kir<strong>ch</strong>e im Straf- und Massnahmenvollzug“ 30<br />

Immer mehr Jugendli<strong>ch</strong>e wegen Cannabis-Konsums verzeigt 30<br />

„Kampf gegen die Straflosigkeit“ 30<br />

Abs<strong>ch</strong>ied<br />

Katalonien<br />

30 Jahre wirkte Dr. Priska ist ni<strong>ch</strong>t nur lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>ürmann in der Sektion reizvoll. Auf einer Studienreise<br />

Straf- und Masssnahmenvollzug,<br />

davon gut 15 Jahre als leiter au<strong>ch</strong> erfahren, wie ihre<br />

konnten S<strong>ch</strong>weizer Gefängnis-<br />

deren Chefin. Ende <strong>April</strong> zieht Kollegen in der autonomen<br />

sie si<strong>ch</strong> aus dem Berufsleben spanis<strong>ch</strong>en Region um Barcelona<br />

die Probleme im Strafvoll-<br />

zurück. In einem Interview<br />

zieht sie Bilanz und s<strong>ch</strong>aut zug meistern.<br />

na<strong>ch</strong> vorne.<br />

Seite 3<br />

Seite 10<br />

Lebenslange Verwahrung<br />

Na<strong>ch</strong> ihrer Annahme am 8. Februar<br />

muss die Verwahrungsinitiative<br />

jetzt umgesetzt werden.<br />

Das info bulletin spra<strong>ch</strong><br />

mit Heinz Sutter vom BJ über<br />

die damit verbundenen Probleme<br />

und mögli<strong>ch</strong>e Folgen für<br />

die Strafgesezgebung.<br />

Seite 24


IN EIGENER SACHE<br />

„MINDERHEITEN SOLLEN NICHT UNTER DIE RÄDER GERATEN“<br />

Priska S<strong>ch</strong>ürmann zieht si<strong>ch</strong> aus dem Berufsleben zurück<br />

Mehr als 30 Jahre lang hat Dr. Priska<br />

S<strong>ch</strong>ürmann in der Sektion Straf- und<br />

Massnahmenvollzug des Bundesamts<br />

für Justiz (BJ) gewirkt, davon gut 15<br />

Jahre als deren Chefin. Auf ihrem Arbeitsgebiet<br />

hat sie in dieser Zeit viele<br />

Entwicklungen miterlebt und mitgeprägt.<br />

Am 1. Mai <strong>2004</strong> übergibt sie den<br />

Stab ihrem Na<strong>ch</strong>folger, Walter Troxler.<br />

Wir fragten Priska S<strong>ch</strong>ürmann na<strong>ch</strong> Erfolgen,<br />

Erfahrungen und Einsi<strong>ch</strong>ten.<br />

Peter Ullri<strong>ch</strong> *<br />

Priska S<strong>ch</strong>ürmann - ganz kurz<br />

1944 in Olten geboren<br />

S<strong>ch</strong>ulen in Olten, Handelsmatura<br />

Studium der Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften,<br />

Soziologie (Hauptfa<strong>ch</strong>) und Psy<strong>ch</strong>ologie<br />

an der Universität Bern; Abs<strong>ch</strong>luss<br />

als Dr.rer.pol.<br />

Ab 1973 Sa<strong>ch</strong>bearbeiterin in der Sektion<br />

Straf- und Massnahmenvollzug des<br />

BJ<br />

Ab 1977 Stellvertreterin des Sektions<strong>ch</strong>efs<br />

Ab 1987 bzw. 1989 Chefin der Sektion<br />

Straf- und Massnahmenvollzug<br />

Vorsitzende des Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>usses für<br />

Modellversu<strong>ch</strong>e<br />

Mitglied der Expertenkommission Kriminalstatistik<br />

des Bundesamts für Statistik<br />

Mitglied des Stiftungsrates des<br />

S<strong>ch</strong>weiz. Ausbildungszentrums für das<br />

Strafvollzugspersonal<br />

Mitglied des Europaratskomitees der<br />

Leiter der Strafvollzugs-Verwaltungen<br />

* Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong> ist Redaktor des info bulletin. Er<br />

führte das Interview mit Dr. Priska S<strong>ch</strong>ürmann.<br />

info bulletin: Frau S<strong>ch</strong>ürmann, Sie haben<br />

si<strong>ch</strong> fast Ihr ganzes Berufsleben lang<br />

mit Fragen des Straf- und Massnahmenvollzugs<br />

befasst. Woher kommt die Faszination<br />

für dieses Thema?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Während meines Studiums der<br />

Volkswirts<strong>ch</strong>aft und der Sozialwissens<strong>ch</strong>aften<br />

habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit Hitlers Rassengesetzen<br />

im Dritten Rei<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>äftigt, also jenen<br />

„Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen“, wel<strong>ch</strong>e die Verni<strong>ch</strong>tung<br />

der jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung in Europa<br />

zum Ziele hatten. Die Juden waren damals<br />

eine Minderheit, wie es in jeder Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

deren vers<strong>ch</strong>iedene gibt. Straffällige und<br />

s<strong>ch</strong>wer erziehbare Kinder – wie gewisse<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e vor dreissig Jahren no<strong>ch</strong> genannt<br />

wurden – gehören ebenfalls zu den<br />

Minderheiten und stehen oft auf der S<strong>ch</strong>attenseite<br />

des Lebens. Meine Diplomarbeit<br />

s<strong>ch</strong>rieb i<strong>ch</strong> über die Resozialisierung von<br />

Strafgefangenen. Dazu habe i<strong>ch</strong> ein Dutzend<br />

Männer zu ihrem Erleben im Strafvollzug<br />

befragt.<br />

Das Studium hat mir gezeigt, wie der Staat<br />

mit s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Mitgliedern seiner Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

zum Teil verni<strong>ch</strong>tend umgehen kann.<br />

Mein berufli<strong>ch</strong>es Ziel war, auf staatli<strong>ch</strong>er<br />

Ebene dazu beizutragen, dass Minderheiten<br />

ni<strong>ch</strong>t unter die Räder geraten.<br />

Bessere Stellung der Gefangenen<br />

Als Sie 1973 ins Bundesamt für Justiz<br />

eintraten, sah die Welt no<strong>ch</strong> anders aus,<br />

au<strong>ch</strong> im Justizvollzug. Wo erkennen Sie die<br />

Hauptunters<strong>ch</strong>iede zu heute?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Die Re<strong>ch</strong>te der Eingewiesenen waren<br />

damals eher kleinges<strong>ch</strong>rieben, Strafvollzug<br />

bedeutete teilweise au<strong>ch</strong> Entmündigung.<br />

Der Aufbru<strong>ch</strong> in den Jahren um 1968<br />

hatte no<strong>ch</strong> wenig Nieders<strong>ch</strong>lag im Vollzug<br />

gefunden. In den Erziehungsheimen war die<br />

Entwicklung jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on voll im Gange,<br />

und die Forderungen der damaligen Kritiker<br />

(„Heimkampagne“) zum Teil umgesetzt. In<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 3


diesem Berei<strong>ch</strong> haben die Entwicklungen<br />

seither mit der Zeit S<strong>ch</strong>ritt halten können.<br />

Im Erwa<strong>ch</strong>senenvollzug<br />

s<strong>ch</strong>lug das Pendel eher auf<br />

die andere Seite: Der Delinquierende<br />

wurde zum<br />

Opfer seiner Umwelt und<br />

der Gesells<strong>ch</strong>aft erklärt,<br />

oder er wurde als Kranker qualifiziert; damit<br />

wurde ihm ein grosser Teil der Verantwortung<br />

für seine Taten entzogen. Besonders<br />

die A<strong>ch</strong>tzigerjahre waren von relativ<br />

milden Freiheitsstrafen für s<strong>ch</strong>were Verbre<strong>ch</strong>en<br />

geprägt. Heute s<strong>ch</strong>lägt das Pendel<br />

wieder zurück: Sti<strong>ch</strong>wort Verwahrungsinitiative.<br />

Insgesamt hat si<strong>ch</strong> aber die<br />

Re<strong>ch</strong>tsstellung der Inhaftierten verbessert.<br />

Qualitätsförderung und -kontrolle<br />

Qualität und Qualitätssi<strong>ch</strong>erung ist Ihnen<br />

ein wi<strong>ch</strong>tiges Anliegen. Auf wel<strong>ch</strong>en Gebieten<br />

der Subventionstätigkeit konnten Sie<br />

diesen Anspru<strong>ch</strong> besonders gut verwirkli<strong>ch</strong>en?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Die Qualität der Heimerziehung zu<br />

erhöhen, ist ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> mein persönli<strong>ch</strong>es<br />

Anliegen, sondern Auftrag des Gesetzgebers.<br />

Beim ersten Paket der Aufgaben-<br />

Neuverteilung zwis<strong>ch</strong>en Bund und Kantonen<br />

beabsi<strong>ch</strong>tigte der Bundesrat, si<strong>ch</strong> aus der<br />

stationären Jugendhilfe zurückzuziehen.<br />

Das Parlament ents<strong>ch</strong>ied jedo<strong>ch</strong> anders und<br />

beauftragte den Bund, mit seinen Subventionen<br />

die Koordination im Heimberei<strong>ch</strong> zu<br />

übernehmen und die Qualität der Heime zu<br />

erhöhen. Indem die Sektion Straf- und<br />

Massnahmenvollzug Qualität fordert, fördert<br />

und si<strong>ch</strong>ern will, erfüllt sie den gesetzli<strong>ch</strong>en<br />

Auftrag.<br />

«Die Re<strong>ch</strong>tsstellung der<br />

Inhaftierten hat si<strong>ch</strong><br />

verbessert.»<br />

einfa<strong>ch</strong>e Kontrollme<strong>ch</strong>anismen in die Überprüfung<br />

einbauen. Vor allem aber wollen<br />

wir das Verfahren neu gestalten: Wir werden<br />

den operativen Berei<strong>ch</strong><br />

vermehrt den kantonalen<br />

Verbindungsstellen<br />

überlassen und uns stärker<br />

auf der strategis<strong>ch</strong>en<br />

Ebene engagieren. Ob dies<br />

konkrete Auswirkungen über den Heimberei<strong>ch</strong><br />

hinaus haben wird, ist s<strong>ch</strong>wer vorauszusagen,<br />

jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />

„Jugendknast“ ist die fals<strong>ch</strong>e Antwort<br />

Im Zusammenhang mit der Jugendgewalt<br />

ist oft der Ruf na<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossenen Unterbringungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

zu hören. Werden<br />

aus Heimen zunehmend „Jugendknäste“?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Dies ist eine der Antworten auf Jugendgewalt<br />

und Jugendkriminalität, die<br />

Jugendri<strong>ch</strong>terinnen und Jugendri<strong>ch</strong>ter sowie<br />

einweisende Stellen heute geben wollen.<br />

Für mi<strong>ch</strong> ist es die fals<strong>ch</strong>e. Das heisst ni<strong>ch</strong>t,<br />

dass i<strong>ch</strong> eine Unterbringung im ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Rahmen ablehne. I<strong>ch</strong> selbst wurde vor<br />

bald zwanzig Jahren im „Blick“ angegriffen,<br />

weil i<strong>ch</strong> bei der Eröffnung einer ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Anstalt für Na<strong>ch</strong>erziehung Freude darüber<br />

geäussert hatte.<br />

„Ges<strong>ch</strong>lossen“ darf ni<strong>ch</strong>t Eins<strong>ch</strong>luss in einer<br />

Zelle, sondern muss Offenheit im Innern<br />

der Einri<strong>ch</strong>tung bedeuten. Ein Weglaufen<br />

aus der Institution soll verhindert werden,<br />

damit si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en dem Betreuungsangebot<br />

der sozialpädagogis<strong>ch</strong> Tätigen<br />

ni<strong>ch</strong>t entziehen können. Dies ist die heutige<br />

Anforderung an eine ges<strong>ch</strong>lossene Erziehungseinri<strong>ch</strong>tung,<br />

wenn diese subventioniert<br />

werden soll.<br />

Sie haben in den letzten Monaten ein<br />

Projekt „Neue Subventionspraxis“ (NSP)<br />

aufgegleist. Was ist daran neu, und wird<br />

si<strong>ch</strong> diese Neuausri<strong>ch</strong>tung über den Heimberei<strong>ch</strong><br />

hinaus auswirken?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Wir mussten feststellen, dass die<br />

zur Zeit der Anerkennung eines Heimes<br />

geforderte Qualität ni<strong>ch</strong>t immer beibehalten<br />

wird. Das Projekt NSP will nun die Qualitätssi<strong>ch</strong>erung<br />

institutionalisieren. Mit vermehrten<br />

Kontrollen wäre das zwar am besten<br />

mögli<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> fehlen uns dafür die<br />

personellen Ressourcen. Daher werden wir<br />

Im Übrigen bleibe i<strong>ch</strong> davon überzeugt,<br />

dass Jugendkriminalität primär mit fals<strong>ch</strong>er<br />

Erziehung und gestörter Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung<br />

zu tun hat. Das Jugendstrafre<strong>ch</strong>t<br />

stellt denn au<strong>ch</strong> den Täter in den<br />

Mittelpunkt und ni<strong>ch</strong>t die Tat. Mit der neu<br />

ins Jugendstrafgesetz aufgenommenen<br />

vierjährigen Freiheitsstrafe gerät diese Maxime<br />

allerdings ins Wanken. Unnötig zu<br />

betonen, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in der damaligen<br />

Expertenkommission gegen diese Strafe<br />

ausgespro<strong>ch</strong>en habe.<br />

Seite 4 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Dafür zu sorgen, dass aus den heutigen<br />

Erziehungsheimen keine „Jugendknäste“<br />

werden, gehört zu den Aufgaben der Sektion<br />

Straf- und Massnahmenvollzug: Wir<br />

subventonieren Erziehungsheime, na<strong>ch</strong>dem<br />

diese in einem anspru<strong>ch</strong>svollen Anerkennungsverfahren<br />

auf Herz und Nieren geprüft<br />

worden sind – und<br />

bewiesen haben, dass sie<br />

au<strong>ch</strong> für s<strong>ch</strong>wer delinquente<br />

und gewalttätige<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e eine andere<br />

Antwort haben als den Eins<strong>ch</strong>luss.<br />

Si<strong>ch</strong>erheit: ein Kriterium unter vielen<br />

Von aussen meint man oft, Gefängnisse<br />

müssten vor allem si<strong>ch</strong>er sein. Ist Si<strong>ch</strong>erheit<br />

au<strong>ch</strong> für Sie das Hauptkriterium für<br />

einen guten Neu- oder Umbau?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Grundlage jeder bauli<strong>ch</strong>en und<br />

konzeptionellen Überlegung ist die Frage,<br />

für wel<strong>ch</strong>e Klientel ein Bauwerk erstellt<br />

wird. Dabei ist Si<strong>ch</strong>erheit ein Kriterium,<br />

aber bei weitem ni<strong>ch</strong>t das wi<strong>ch</strong>tigste. Gute<br />

Bauten zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> aus dur<strong>ch</strong> ein auf die<br />

Bedürfnisse der Klientel abgestimmtes<br />

Raumkonzept (inkl. Si<strong>ch</strong>erheitsanforderungen),<br />

ausserdem dur<strong>ch</strong> hohe Funktionalität,<br />

flexibel verwendbare Räumli<strong>ch</strong>keiten und<br />

ein gutes Betriebskonzept. Ni<strong>ch</strong>t zu vergessen<br />

sind eine gewisse Wohnli<strong>ch</strong>keit für die<br />

Insassen und Behagli<strong>ch</strong>keit vermittelnde<br />

Räumli<strong>ch</strong>keiten für das Personal.<br />

Das massgebli<strong>ch</strong> von Ihrer Sektion verantwortete<br />

„Handbu<strong>ch</strong> für Bauten des Strafund<br />

Massnahmenvollzuges“ wurde zu einem<br />

eigentli<strong>ch</strong>en Bestseller. Liess si<strong>ch</strong> damit<br />

eine gewisse „unité de doctrine“ im Anstalts-<br />

und Heimbau verwirkli<strong>ch</strong>en?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Ja. Das Handbu<strong>ch</strong><br />

legt Norm- und Ri<strong>ch</strong>tgrössen<br />

für Räume fest, die bei<br />

einem Anstaltsbau zu berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />

sind. Damit<br />

werden au<strong>ch</strong> die Erstellungskosten<br />

kanalisiert. Das Handbu<strong>ch</strong> ist<br />

für die Bauherrs<strong>ch</strong>aft und die Ar<strong>ch</strong>itekten,<br />

die einen Anstaltsbau planen, eine gute<br />

Orienterungsgrundlage. Darin sind au<strong>ch</strong><br />

Normen quantifiziert, die aus internationalen<br />

Konventionen stammen, dort aber nur<br />

allgemein ums<strong>ch</strong>rieben sind.<br />

Einfa<strong>ch</strong> genial!<br />

«Die Idee der Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />

ist überras<strong>ch</strong>end<br />

einfa<strong>ch</strong>.»<br />

«Jeder Modellversu<strong>ch</strong> ist<br />

innovativ, sonst ist er kein<br />

Modellversu<strong>ch</strong>.»<br />

Sie haben im Bauberei<strong>ch</strong> die sog. „Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale“<br />

eingeführt. Was ist ihr<br />

Vorteil, namentli<strong>ch</strong> gegenüber anderen im<br />

Bund verwendeten Bemessungsmethoden?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Die Idee ist genial<br />

und überras<strong>ch</strong>end einfa<strong>ch</strong><br />

zuglei<strong>ch</strong>, denn ihr liegt der<br />

Platzbedarf eines Eingewiesenen<br />

zu Grunde. Ein<br />

Insasse brau<strong>ch</strong>t ja ni<strong>ch</strong>t<br />

nur eine Zelle von 10 m 2 plus Nassberei<strong>ch</strong>,<br />

sondern au<strong>ch</strong> einen Arbeitsplatz, einen Anteil<br />

an Freizeiträumli<strong>ch</strong>keiten, am Effektenlager,<br />

an Besu<strong>ch</strong>s-, Arzt- und Zahnarztzimmern.<br />

Dieser Bedarf wurde ermittelt,<br />

a<strong>ch</strong>t vers<strong>ch</strong>iedenen Berei<strong>ch</strong>en zugeteilt und<br />

bildet die Basis für die drei Modellanstalten.<br />

Die Methode wirkt kostensenkend; denn wir<br />

subventionieren nur die Modellflä<strong>ch</strong>e eines<br />

jeden Berei<strong>ch</strong>es. Will ein Bauherr flä<strong>ch</strong>enmässig<br />

grösser bauen, kann er das zwar<br />

tun, bekommt jedo<strong>ch</strong> nur einen Beitrag für<br />

die modellhaft ermittelte Flä<strong>ch</strong>e eines jeden<br />

Berei<strong>ch</strong>es.<br />

Modellversu<strong>ch</strong>e mit na<strong>ch</strong>haltiger Wirkung<br />

2003 veröffentli<strong>ch</strong>te Ihre Sektion einen<br />

Überblick über die in den letzten 15 Jahren<br />

dur<strong>ch</strong>geführten rund 30 Modellversu<strong>ch</strong>e 1 .<br />

Wel<strong>ch</strong>er dieser „neuen Wege“ hat für Sie<br />

die na<strong>ch</strong>haltigsten Verbesserungen im Vollzug<br />

bewirkt?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gesehen und<br />

au<strong>ch</strong> punkto betroffener Verurteilter ist die<br />

Erprobung der alternativen Vollzugsformen<br />

wie gemeinnützige Arbeit, Halbgefangens<strong>ch</strong>aft<br />

und Electronic Monitoring<br />

am erfolgrei<strong>ch</strong>sten.<br />

Auf die einzelne Person<br />

bezogen, haben aber meines<br />

Era<strong>ch</strong>tens jene Modellversu<strong>ch</strong>e<br />

die na<strong>ch</strong>haltigsten Wirkungen<br />

erbra<strong>ch</strong>t, bei denen die individuelle Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung<br />

im Vordergrund stand:<br />

Das betrifft die Arbeitsprogression in einer<br />

1 „Neue Wege im Straf- und Massnahmenvollzug“,<br />

herausgegeben vom Bundesamt für Justiz, Bern 2003.<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 5


Massnahmenanstalt, die Arbeitsprogramme<br />

für leistungss<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Insassen oder die<br />

umweltbezogene Ausbildung für arbeitslose<br />

weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e. In diesem letzteren<br />

Versu<strong>ch</strong> konnte bewiesen werden, wel<strong>ch</strong><br />

grosses kreatives Potenzial in jungen Frauen<br />

steckt.<br />

Von besonderer Bedeutung ist natürli<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> die Erprobung des Gruppenkonzeptes<br />

in der alten Strafanstalt Regensdorf. Mit<br />

diesem Modellversu<strong>ch</strong> konnte gezeigt werden,<br />

dass Gruppenvollzug<br />

au<strong>ch</strong> in einer ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Institution mögli<strong>ch</strong> ist,<br />

die vor allem rückfällige Insassen<br />

beherbergt. Insgesamt<br />

kann man sagen:<br />

Jeder Modellversu<strong>ch</strong> hat seine innovative<br />

Seite – sonst wäre er kein Modellversu<strong>ch</strong>.<br />

Auf wel<strong>ch</strong>en Gebieten halten Sie die<br />

Dur<strong>ch</strong>führung von Modellversu<strong>ch</strong>en für besonders<br />

nötig?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Da in den letzten Jahren Modellversu<strong>ch</strong>e<br />

im Erwa<strong>ch</strong>senenberei<strong>ch</strong> im Vordergrund<br />

standen, würde i<strong>ch</strong> es begrüssen,<br />

wenn vermehrt Versu<strong>ch</strong>e unterstützt werden<br />

könnten, die neue Behandlungsmodelle<br />

für besondere Klientelen in der Jugendhilfe<br />

entwickeln, beispielsweise für die häufiger<br />

auftretenden Jugendli<strong>ch</strong>en, die Sexualdelikte<br />

verüben. Die Unterbringung und Behandlung<br />

dieser Klientel muss in Zukunft<br />

verbessert werden.<br />

Der Bund als Geburtshelfer<br />

Sind Modellversu<strong>ch</strong>e ohne Unterstützung<br />

des Bundes überhaupt dur<strong>ch</strong>führbar?<br />

«Im weltweiten Verglei<strong>ch</strong><br />

kann si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>weizer Vollzug<br />

sehen lassen.»<br />

Leiter der Strafvollzugsverwaltungen), immer<br />

für die internationalen Entwicklungen<br />

im Straf- und Massnahmenvolllzug interessiert.<br />

Was könnte die S<strong>ch</strong>weiz vom Ausland<br />

lernen?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Grundsätzli<strong>ch</strong> verfügt fast jedes<br />

Land über eine Besonderheit, die in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz adaptiert werden könnte. Wi<strong>ch</strong>tig<br />

ist vor allem hinzus<strong>ch</strong>auen und für Neues<br />

offen zu sein. Im weltweiten Verglei<strong>ch</strong> kann<br />

si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz sehen lassen; besonders<br />

im Straf- und Massnahmenvollzug<br />

sind in den<br />

letzten dreissig Jahren<br />

massive Forts<strong>ch</strong>ritte erzielt<br />

worden. Das geht ni<strong>ch</strong>t<br />

nur auf das Konto unserer<br />

konsequenten Subventionspolitik, sondern<br />

ist au<strong>ch</strong> der Kritik des Antifolterauss<strong>ch</strong>usses<br />

(CPT) zuzus<strong>ch</strong>reiben. Na<strong>ch</strong>holbedarf besteht<br />

zum Teil no<strong>ch</strong> bei der Untersu<strong>ch</strong>ungshaft.<br />

Erst im Kommen ist in der S<strong>ch</strong>weiz die bessere<br />

Abklärung der Indikation, das heisst<br />

die verfahrensmässige Feststellung, wel<strong>ch</strong>es<br />

Programm und damit wel<strong>ch</strong>e Einri<strong>ch</strong>tung<br />

für den einzelnen Insassen geeignet<br />

sind. In England und – ausserhalb Europas<br />

– Kanada ist man in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t viel<br />

weiter.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Sie haben si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Hilfe der<br />

S<strong>ch</strong>weiz an die ehemaligen Ostblock-<br />

Staaten engagiert. Wel<strong>ch</strong>es war, hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

des Straf- und Massnahmenvollzugs,<br />

Ihre hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e „Bots<strong>ch</strong>aft“ an Ihre<br />

Kollegen im Osten?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Theoretis<strong>ch</strong> ja, praktis<strong>ch</strong> nein.<br />

Denn der Bund kann bis zu 80 Prozent der<br />

anerkannten Projektkosten übernehmen,<br />

und er hat ganz klar die Rolle eines „Geburtshelfers“,<br />

oft au<strong>ch</strong> in konzeptioneller<br />

Hinsi<strong>ch</strong>t. Die Kantone wählen den Weg über<br />

den Modellversu<strong>ch</strong>, weil dessen Resultate<br />

gute Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlagen für eine allfällige<br />

Überführung ins ordentli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t<br />

liefern.<br />

Internationaler Austaus<strong>ch</strong> berei<strong>ch</strong>ert<br />

Sie haben si<strong>ch</strong>, unter anderem als Mitglied<br />

des CDAP (Europarats-Auss<strong>ch</strong>uss der<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Vor allem: Wir im Westen ma<strong>ch</strong>en<br />

ni<strong>ch</strong>t grundsätzli<strong>ch</strong> alles besser! Der westli<strong>ch</strong>e<br />

Vollzug unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> vom östli<strong>ch</strong>en<br />

primär dur<strong>ch</strong> die Mentalität, wie Gefangene<br />

zu behandeln sind. Einstellungen<br />

kann man ni<strong>ch</strong>t von heute auf morgen ändern.<br />

Die Verantwortli<strong>ch</strong>en im Osten brau<strong>ch</strong>en<br />

deshalb primär Geduld und Mut, in<br />

kleinen S<strong>ch</strong>ritten Veränderungen denno<strong>ch</strong><br />

umzusetzen. Hilfrei<strong>ch</strong> sind ni<strong>ch</strong>t Besserwisser<br />

aus dem Westen, sondern Experten, die<br />

sie befähigen, Erfahrungen auf ihre Verhältnisse<br />

zu übertragen – na<strong>ch</strong> dem Motto:<br />

Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Seite 6 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Highlights<br />

Wel<strong>ch</strong>e Entwicklungen der letzten Jahrzehnte<br />

im Straf- und Massnahmenvollzug<br />

haben Sie besonders beeindruckt oder gefreut?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Der Straf- und Massnahmenvollzug<br />

ist mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er geworden! Das bedeutet<br />

allerdings keinen na<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>tigeren<br />

Umgang mit den Verurteilten.<br />

Im Gegenteil: Dem<br />

inhaftierten Mens<strong>ch</strong>en wird<br />

heute mehr Verantwortung<br />

für sein Handeln übertragen,<br />

seine Defizite werden thematisiert<br />

und er wird mit seinen Delikten<br />

konfrontiert. I<strong>ch</strong> denke, dies ist der ri<strong>ch</strong>tige<br />

Weg, um Mens<strong>ch</strong>en wieder in die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

zu integrieren.<br />

Bei der stationären Jugendhilfe beeindruckt<br />

mi<strong>ch</strong> am meisten die Qualitätsentwicklung,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Anerkennungsvoraussetzung der<br />

2/3-Quote beim erzieheris<strong>ch</strong> tätigen Personal<br />

ausgelöst hat.<br />

„Je ne regrette rien“, sang einst Edith<br />

Piaf. Können Sie das bezogen auf Ihre<br />

Amtszeit au<strong>ch</strong> sagen?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Ja – mit zwei Ausnahmen: Einerseits<br />

hätte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on früher aus dem<br />

S<strong>ch</strong>atten meines früheren Chefs lösen und<br />

anderseits mi<strong>ch</strong> mehr im Lobbyieren üben<br />

müssen. Mit Lobbyarbeit<br />

hätte i<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t einige<br />

Mitglieder kantonaler Regierungen<br />

für ein S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es<br />

Strafvollzugsgesetz<br />

– wie es der Bundesrat<br />

in seiner Bots<strong>ch</strong>aft zum Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong><br />

NFA vorsah – gewinnen können.<br />

Do<strong>ch</strong> meine Stärke liegt mehr im Überzeugen<br />

mit sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Argumenten.<br />

Das Interesse bleibt wa<strong>ch</strong><br />

Man hat den Eindruck, dass in Ihnen<br />

au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> über 30 Berufsjahren ein „feu<br />

sacré“ für den Straf- und Massnahmenvollzug<br />

brennt. Werden Sie si<strong>ch</strong> künftig wirkli<strong>ch</strong><br />

auf die Rolle der Zus<strong>ch</strong>auerin bes<strong>ch</strong>ränken?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: I<strong>ch</strong> kann mir vorstellen, dass mir<br />

die Arbeit fehlen wird – insbesondere die<br />

Projektarbeit, wie i<strong>ch</strong> sie in den letzten<br />

«Der Straf- und Massnahmenvollzug<br />

ist mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />

geworden.»<br />

«Der Inhaftierte muss mehr<br />

Verantwortung übernehmen.»<br />

Jahren habe leisten können. I<strong>ch</strong> hatte die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, meine intellektuelle Kreativität<br />

einzubringen und in den Projekten umzusetzen.<br />

Si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t fehlen werden mir dagegen<br />

die <strong>admin</strong>istrativen Abläufe und die<br />

Führungsaufgaben, die mit meiner Funktion<br />

als Sektionss<strong>ch</strong>efin verbunden sind. Für die<br />

Belange des Straf- und Massnahmenvollzuges<br />

und insbesondere der stationären Jugendhilfe<br />

werde i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />

Viele Pläne<br />

na<strong>ch</strong> wie vor interessieren<br />

und, wenn mein<br />

Know-how gefragt ist, in<br />

der einen oder andern<br />

Form in diesem Berei<strong>ch</strong><br />

tätig sein.<br />

Über Ihre ausserberufli<strong>ch</strong>en Interessen<br />

weiss man ni<strong>ch</strong>t viel. Womit wird die als<br />

„S<strong>ch</strong>afferin" bekannte Priska S<strong>ch</strong>ürmann<br />

künftig ihre Tage füllen?<br />

P.S<strong>ch</strong>.: Ein so völlig unbes<strong>ch</strong>riebenes Blatt<br />

bin i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> wieder ni<strong>ch</strong>t! Viele wissen,<br />

dass i<strong>ch</strong> windige Tage auf dem See verbringe.<br />

Das Segeln wird si<strong>ch</strong> von diesem Sommer<br />

an ni<strong>ch</strong>t mehr nur auf das Wo<strong>ch</strong>enende<br />

und die Ferien bes<strong>ch</strong>ränken. I<strong>ch</strong> bin ornithologis<strong>ch</strong><br />

und generell an der Natur interessiert<br />

und unternehme au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Reisen. Mein 100-jähriges Haus brau<strong>ch</strong>t<br />

ab und zu eine Renovation, und da i<strong>ch</strong> gerne<br />

handwerkli<strong>ch</strong> arbeite, wird mir immer<br />

etwas einfallen.<br />

Eine Tätigkeit, die i<strong>ch</strong><br />

zeitweise s<strong>ch</strong>on in den<br />

Neunzigerjahren pflegte,<br />

beabsi<strong>ch</strong>tige i<strong>ch</strong> wieder<br />

aufzunehmen: I<strong>ch</strong> werde wieder Videofilme<br />

produzieren oder zumindest bei der Produktion<br />

mithelfen; anders als damals werden<br />

aber wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> keine Porträts von<br />

Kunstmalern entstehen.<br />

Und dann werde i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, was alle sagen,<br />

die in den (Un)Ruhestand treten,<br />

nämli<strong>ch</strong> all das, was i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on immer gerne<br />

tun wollte: Musik hören, lesen, Ausstellungen<br />

besu<strong>ch</strong>en und mi<strong>ch</strong> oft und ausgiebig<br />

an der fris<strong>ch</strong>en Luft bewegen.<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 7


BLICK ZURÜCK MIT DANK<br />

Im Laufe ihrer Tätigkeit hat Priska S<strong>ch</strong>ürmann mit vielen Leuten aus unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Berei<strong>ch</strong>en zu tun gehabt. Wir baten drei von ihnen um eine kurze Würdigung<br />

Priska S<strong>ch</strong>ürmanns von ihrer ganz persönli<strong>ch</strong>en Warte aus.<br />

Dank an die „teuerste Mitarbeiterin des BJ“<br />

Als i<strong>ch</strong> 1988 ins BJ kam, wirkte Frau Dr.<br />

Priska S<strong>ch</strong>ürmann bereits seit 15 Jahren in<br />

der Sektion Straf- und Massnahmenvollzug.<br />

Als Chefin einer Sektion, die pro Jahr rund<br />

100 Mio. Franken an Subventionen zuspri<strong>ch</strong>t<br />

- das sind fast zwei Drittel des Gesamtbudgets<br />

des Amtes -, war Frau S<strong>ch</strong>ürmann<br />

automatis<strong>ch</strong> eine wi<strong>ch</strong>tige Gesprä<strong>ch</strong>spartnerin<br />

für mi<strong>ch</strong>. Sie wusste die<br />

Interessen ihres Aufgabenberei<strong>ch</strong>es ebenso<br />

engagiert wie sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> und sa<strong>ch</strong>kundig zu<br />

vertreten. Dabei spürte i<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong>, dass sie<br />

die ihr anvertrauten Bundesgelder ni<strong>ch</strong>t<br />

einfa<strong>ch</strong> korrekt verteilen wollte. Es ging ihr<br />

vielmehr darum, mit diesen Mitteln optimale<br />

Verbesserungen im Straf- und Massnahmenvollzug<br />

zu ermögli<strong>ch</strong>en. Vor Augen<br />

hatte Frau S<strong>ch</strong>ürmann letztli<strong>ch</strong> stets die<br />

gestrau<strong>ch</strong>elten Mens<strong>ch</strong>en, denen es im<br />

Vollzug aufzuhelfen gilt. Aus ihrer Sektion<br />

sind immer wieder Vors<strong>ch</strong>läge mit dieser<br />

Zielsetzung gekommen; einige von ihnen<br />

sind Gesetz geworden und gelten heute als<br />

selbstverständli<strong>ch</strong>er Standard.<br />

Dass ein moderner, mens<strong>ch</strong>engere<strong>ch</strong>ter<br />

Justizvollzug ni<strong>ch</strong>t umsonst zu haben ist,<br />

konnte i<strong>ch</strong> jedesmal feststellen, wenn i<strong>ch</strong><br />

Beitragsverfügungen unterzei<strong>ch</strong>nete. Frau<br />

Dr. S<strong>ch</strong>ürmann war insofern meine „teuerste“<br />

Mitarbeiterin. Aber sie hat die ihr<br />

anvertrauten Pfunde klug eingesetzt und<br />

damit viel Gutes bewirkt, das weit über ihre<br />

Amtszeit hinaus Bestand haben wird.<br />

Danke für alles, liebe Frau S<strong>ch</strong>ürmann, und<br />

Gottes Segen für Ihren neuen Lebensabs<strong>ch</strong>nitt!<br />

Prof. Dr. Heinri<strong>ch</strong> Koller, Direktor des Bundesamtes<br />

für Justiz<br />

Kapitänin eines „s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Strafvollzuges“<br />

Man<strong>ch</strong>e Aufgaben kommen einer Gratwanderung<br />

glei<strong>ch</strong>! Der Föderalismus begünstigt<br />

zwar das Keimen s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>er Ideen weit<br />

mehr als die enge Hierar<strong>ch</strong>ie eines Zentralstaates.<br />

Gilt es aber, ohne zwingende Gesetze<br />

im Rücken eine gemeinsame Praxis zu<br />

koordinieren, zu harmonisieren, zu fördern<br />

und dabei weder die Empfindli<strong>ch</strong>keiten der<br />

kleinen Strafvollzugs-Königrei<strong>ch</strong>e zu ritzen<br />

no<strong>ch</strong> die spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Eigentümli<strong>ch</strong>keiten zu<br />

missa<strong>ch</strong>ten, dann ist das keine blosse Arbeit<br />

mehr, sondern eine Kunst. Kommt<br />

dann no<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>arnierfunktion gegenüber<br />

internationalen Gremien hinzu, für die ja<br />

alles Gute von oben kommt, muss wohl<br />

eine Migräneattacke die nä<strong>ch</strong>ste jagen und<br />

müssen Verstimmungen si<strong>ch</strong> abwe<strong>ch</strong>seln<br />

mit Träumen von einem wolkenlosen Arbeitshimmel.<br />

Die Beitragsverteilungsmas<strong>ch</strong>ine ers<strong>ch</strong>eint<br />

unendli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> angesi<strong>ch</strong>ts der Notwendigkeit<br />

eines den kantonalen Rahmen überragenen<br />

Strafvollzugsinstrumentariums.<br />

Und denno<strong>ch</strong>: das Ganze läuft und läuft und<br />

läuft! Die Unters<strong>ch</strong>iede haben si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

vertieft, die Protagonisten reden immer<br />

no<strong>ch</strong> miteinander, es wurden Projekte verwirkli<strong>ch</strong>t<br />

– einige sogar gemeinsam –, Informationen<br />

fliessen in vielen Kanälen, und<br />

man kann sogar von einem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Strafvollzug reden! Offizielle und informelle<br />

Treffen haben stattgefunden, Gesprä<strong>ch</strong>e<br />

zwis<strong>ch</strong>en Tür und Angel und die Arbeit in<br />

Kommissionen haben es mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t,<br />

das Steuer wenn nötig immer wieder in die<br />

ri<strong>ch</strong>tige Ri<strong>ch</strong>tung zu drehen.<br />

Die Küstens<strong>ch</strong>iffahrt ist bei weitem am anspru<strong>ch</strong>svollsten.<br />

Man muss auf die Strömungen<br />

aufpassen, die Klippen und Untie-<br />

Seite 8 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


fen bea<strong>ch</strong>ten, die im Rhythmus der Gezeiten<br />

auftau<strong>ch</strong>en und vers<strong>ch</strong>winden, und man<br />

muss si<strong>ch</strong> im Küstennebel auskennen. Das<br />

S<strong>ch</strong>iff errei<strong>ch</strong>t nun seinen Ankerplatz, um<br />

si<strong>ch</strong> mit Proviant zu versorgen. Die Besatzung<br />

ist heil angekommen, und das Gesprä<strong>ch</strong><br />

zwis<strong>ch</strong>en ihren Mitgliedern geht<br />

weiter. Sie hat na<strong>ch</strong> Überwindung anfängli<strong>ch</strong>er<br />

Distanz die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Wärme und<br />

den Humor ihrer Bundes-Kapitänin s<strong>ch</strong>ätzen<br />

gelernt und mit ihr eine e<strong>ch</strong>te Beziehung<br />

geknüpft, und sie ist stolz, auf Kurs geblieben<br />

zu sein, trotz Wetterums<strong>ch</strong>lägen.<br />

Danke, Priska, und gute Fahrt!<br />

André Vallotton, Delegierter für den Justizvollzug<br />

im Kanton Waadt<br />

„Sanft und na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>, aber do<strong>ch</strong> sehr deutli<strong>ch</strong>“<br />

Liebe Priska S<strong>ch</strong>ürmann, i<strong>ch</strong> gönne dir deinen<br />

zukünftigen Ruhestand sehr, aber i<strong>ch</strong><br />

kann mir no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorstellen, di<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr beim Bundesamt für Justiz zu wissen.<br />

Vor vielen Jahren habe i<strong>ch</strong> als Neuling in<br />

der Heimerziehung gelernt, dass da jemand<br />

im für uns zuständigen Bundesamt ist, die<br />

uns fordert, die etwas von uns will und der<br />

eine gute Heimerziehung wi<strong>ch</strong>tig ist. Bei<br />

den ni<strong>ch</strong>t sehr häufigen Begegnungen mit<br />

dir war i<strong>ch</strong> immer wieder beeindruckt von<br />

deinem breiten Fa<strong>ch</strong>wissen, deiner Klarheit<br />

und Zielgeri<strong>ch</strong>tetheit sowie deinem Willen,<br />

gute Rahmenbedingungen für die in Heimen<br />

platzierten Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>en zu unterstützen.<br />

Du hast immer sehr aufmerksam zugehört<br />

und warst neugierig, wie die Praxis der<br />

Heimerziehung mit euren Rahmenbedingungen<br />

zure<strong>ch</strong>t kommt und wo si<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten ergeben. Sanft und na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>,<br />

aber do<strong>ch</strong> sehr deutli<strong>ch</strong> konntest<br />

du auf ni<strong>ch</strong>t stimmige Punkte hinweisen<br />

und deine oft pointierten Meinungen kommunizieren.<br />

An Sitzungen und Tagungen<br />

der stationären Kinder- und Jugendhilfe<br />

hast du mit grosser Selbstverständli<strong>ch</strong>keit<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig einer gewissen Distanz dazu<br />

gehört. Es war immer klar, dass du eine<br />

andere Rolle hast und au<strong>ch</strong> die Seite der<br />

Geldgebenden und der Aufsi<strong>ch</strong>t vertrittst.<br />

Die Heimerziehung, die si<strong>ch</strong> ja inhaltli<strong>ch</strong> zur<br />

stationären Kinder- und Jugendhilfe entwickelt<br />

hat, wäre ohne deine Überzeugungen<br />

und deine kämpferis<strong>ch</strong>e Art inhaltli<strong>ch</strong> und<br />

qualitativ ni<strong>ch</strong>t da, wo sie heute ist. Herzli<strong>ch</strong>en<br />

Dank dafür, si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> im Namen<br />

vieler Betroffener und in der stationären<br />

Arbeit Tätiger.<br />

Roland Stübi, Direktor Kant. BEOba<strong>ch</strong>tungsstation<br />

Bolligen BE<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 9


BERICHTE<br />

KATALANISCHE ANSTALTEN KAMEN DEN REISENDEN NICHT „SPANISCH“ VOR<br />

Na<strong>ch</strong>haltige Eindrücke einer Studienreise<br />

Im <strong>April</strong> 2003 reisten 22 Führungskräfte<br />

deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

für den Straf- und Massnahmenvollzug<br />

na<strong>ch</strong> Barcelona. Von<br />

dort aus bereisten sie während einer<br />

knappen Wo<strong>ch</strong>e die spanis<strong>ch</strong>e Region<br />

Katalonien und lernten die dort geltenden<br />

Vollzugsgrundsätze sowie die gelebte<br />

Praxis kennen. Wir veröffentli<strong>ch</strong>en<br />

eine gekürzte und redaktionell<br />

bearbeitete Fassung des Reiseberi<strong>ch</strong>ts.<br />

Heinz Brunner *<br />

Die Reise na<strong>ch</strong> Katalonien war die vorläufig<br />

letzte einer Reihe von Studienreisen, die<br />

das S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ausbildungszentrum für<br />

das Strafvollzugspersonal für die Direktoren<br />

der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Vollzugsanstalten alle<br />

zwei Jahre organisiert. Frühere Reiseziele<br />

waren Frankrei<strong>ch</strong>, Luxemburg, Österrei<strong>ch</strong>,<br />

England und, im Jahre 2001, Kanada (Québec).<br />

Die Katalonienreise kam dur<strong>ch</strong> Vermittlung<br />

von Denis Pieren, dem ehemaligen<br />

Direktor der Etablissements de la Plaine de<br />

l’Orbe (EPO) zustande, der si<strong>ch</strong> unlängst in<br />

Barcelona niedergelassen hat und beste<br />

Beziehungen zu den dortigen Behörden<br />

unterhält.<br />

Katalonien ist autonome Region<br />

Na<strong>ch</strong> der spanis<strong>ch</strong>en Verfassung von 1978<br />

ist Spanien in 17 Regionen eingeteilt. Einzig<br />

die Region Katalonien hat dabei die Autonomie<br />

errei<strong>ch</strong>t. Mit Stolz wurde uns verkündet,<br />

dass der Strafvollzug in Spanien<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> zentral von Madrid aus gesteuert<br />

werde; einzig in Katalonien bestehe<br />

dafür ein autonomes Regime. Eine gewisse<br />

Zentralisierung sei freili<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier not-<br />

wendig; die Steuerung komme aber nur<br />

von Barcelona (Katalonien) und nie von<br />

Madrid (Spanien) aus.<br />

Katalonien in Zahlen<br />

- 6 Millionen Einwohner<br />

- 7'000 Strafgefangene (wovon 1'800 in<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungshaft)<br />

- 1'200 Jugendli<strong>ch</strong>e sind strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

registriert, davon 25% davon inhaftiert.<br />

- 9 ges<strong>ch</strong>lossene und 2 offene Justizvollzugsanstalten<br />

für Erwa<strong>ch</strong>sene<br />

- In diesen 11 Anstalten arbeiten 3'500<br />

Beamte.<br />

- 29% der Insassen stammen ni<strong>ch</strong>t aus<br />

EU-Ländern und werden als „Ausländer“<br />

bezei<strong>ch</strong>net.<br />

Strafvollzugskonzept in Katalonien<br />

Ziel des Strafvollzugs ist Rehabilitation und<br />

Integration. Es lässt si<strong>ch</strong> aber nur errei<strong>ch</strong>en,<br />

wenn der Staat bzw. der Strafvollzug<br />

den Willen zur Rehabilitation und Integration<br />

bekundet.<br />

Wie ernsthaft dieser Wille ist, ma<strong>ch</strong>t das<br />

Beispiel der Strafvollzugsanstalt in Brians<br />

deutli<strong>ch</strong>: Die 1'300 Insassen werden hier,<br />

ausser vom ordentli<strong>ch</strong>en Vollzugspersonal,<br />

von 15 Psy<strong>ch</strong>ologen, 14 Lehrern, 14 Erziehern,<br />

10 Sozialarbeitern und 15 Animatoren<br />

für Sport und Freizeit betreut. Na<strong>ch</strong> Aussagen<br />

des zuständigen Generaldirektors im<br />

katalanis<strong>ch</strong>en Justizministerium sind in<br />

Brians dreimal mehr Spezialisten angestellt<br />

als in anderen spanis<strong>ch</strong>en Gefängnissen.<br />

Mehrere Vollzugskategorien<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden die katalanis<strong>ch</strong>en<br />

Gefängnisse drei Vollzugskategorien:<br />

* Heinz Brunner ist Leiter des Therapiezentrums „Im<br />

S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>e“, Deitingen SO. Der ungekürzte Originalberi<strong>ch</strong>t<br />

kann gratis beim Therapiezentrum bezogen werden:<br />

mailto:adm.TZ@ddi.so.<strong>ch</strong><br />

Seite 10 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


A: Gefährli<strong>ch</strong>e Gefangene ges<strong>ch</strong>lossenes Regime ca. 4%<br />

B: Allgemeine Gefangene ordentli<strong>ch</strong>es Vollzugsregime 71%<br />

C: Allgemeine Strafgefangene offenes Regime 25%<br />

Der Ri<strong>ch</strong>ter bestimmt im Urteil, in wel<strong>ch</strong>em<br />

Regime der Verurteilte den Vollzug beginnen<br />

muss. Während des Vollzugs ist ein<br />

Stufenwe<strong>ch</strong>sel mögli<strong>ch</strong>, ebenso ist der direkte<br />

Einstieg im offenen Regime denkbar.<br />

Alle se<strong>ch</strong>s Monate wird der Vollzugsplan von<br />

einer interdisziplinären Gruppe geprüft. Ein<br />

Antrag auf Stufenwe<strong>ch</strong>sel muss an die Justizdirektion<br />

in Barcelona geri<strong>ch</strong>tet werden.<br />

Über den Stufenwe<strong>ch</strong>sel ents<strong>ch</strong>eidet ein<br />

Ri<strong>ch</strong>ter. Als Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlagen dienen<br />

das Verhalten des Insassen sowie seine<br />

Forts<strong>ch</strong>ritte in den Therapieprogrammen.<br />

Alternativer Strafvollzug<br />

600-700 Plätze stehen in Katalonien für<br />

„alternative“ Massnahmen zur Verfügung.<br />

Diese sind verglei<strong>ch</strong>bar mit dem Massnahmenvollzug<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz. Primär sind es<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsmassnahmen (Verwahrung).<br />

Rund die Hälfte dieser Massnahmen werden<br />

in ges<strong>ch</strong>lossenen Strafanstalten vollzogen.<br />

Aber au<strong>ch</strong> die psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Kliniken betreiben<br />

ges<strong>ch</strong>lossene Abteilungen. Insbesondere<br />

für verurteilte Drogenabhängige<br />

stehen Spezialabteilungen zur Verfügung.<br />

Überbelegung wegen langer Strafen<br />

Als grösstes Problem wird uns die Überbelegung<br />

der Institutionen im Strafvollzug<br />

genannt. Ursa<strong>ch</strong>e dafür sei ni<strong>ch</strong>t eine Zunahme<br />

der Urteile, sondern die Praxis der<br />

langen Strafen. Ein weiteres Problem seien<br />

Konsum und S<strong>ch</strong>muggel von Drogen. Ausserdem<br />

wird beklagt, dass heute immer<br />

mehr psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranke und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> auffällige<br />

Gefangene in den Strafanstalten anzutreffen<br />

sind.<br />

Brians: Modernste Anstalt in<br />

Katalonien<br />

Die 15 km westli<strong>ch</strong> von Barcelona liegende<br />

Anstalt wurde 1984 erstellt.<br />

Das dur<strong>ch</strong> Mauer und Si<strong>ch</strong>erheitszaun gesi<strong>ch</strong>erte<br />

Areal von 6'000 m 2 umfasst total<br />

1'300 Insassenplätze, wovon 230 Plätze für<br />

Frauen. Der Personalbestand beträgt gesamthaft<br />

580 Stellen, davon rund 300 Aufseher.<br />

Die Organisation von Brians ist beispielhaft<br />

für die katalanis<strong>ch</strong>en Gefängnisse<br />

im Allgemeinen.<br />

Versu<strong>ch</strong>sprojekt „Internet“<br />

In der Strafanstalt Brians wird ein Versu<strong>ch</strong>sprojekt<br />

„Internet“ betrieben. Mit<br />

überwa<strong>ch</strong>ten Computern können Insassen<br />

mit vorgegebener Internetadresse<br />

unter Kontrolle mit ihren Angehörigen<br />

korrespondieren. Eine Auswertung dieses<br />

Versu<strong>ch</strong>s lag zur Zeit des Besu<strong>ch</strong>es<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vor. Missbräu<strong>ch</strong>e seien aber<br />

bisher ni<strong>ch</strong>t festgestellt worden.<br />

Aufteilung in Module<br />

Der Strafvollzug für Männer gliedert si<strong>ch</strong> in<br />

Brians in fünf Module:<br />

Modul<br />

Anzahl<br />

Plätze<br />

Eingewiesene<br />

Spezialangebote<br />

1 16 Gemeingefährli<strong>ch</strong>e und Langstrafen (mehr als 3 interne Progression<br />

Jahre)<br />

2 190 Normalvollzug interne Progression<br />

3 190 Normalvollzug interne Progression<br />

4 250 Spezialgruppe, vor allem Drogenabhängige Psy<strong>ch</strong>otherapie, Methadonprogramme<br />

5 250 Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> Auffällige, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranke Täter<br />

(das sind vor allem Sexualdelinquenten, therapiefähige<br />

Gemeingefährli<strong>ch</strong>e)<br />

Psy<strong>ch</strong>otherapien, Gruppentherapien,<br />

psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e<br />

Überwa<strong>ch</strong>ung<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 11


Die Zuordnung der Insassen zu den Modulen<br />

1-3 erfolgt auf Grund ihres Verhaltens<br />

und der Deliktsart. Die „interne Progression“<br />

verrät, dass innerhalb der Module<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Vollzugsregimes vorgegeben<br />

sind.<br />

Die Vollzugsplanung wird den so genannten<br />

„Betreuungsteams“ überlassen. Diese setzen<br />

si<strong>ch</strong> zusammen aus Kriminologen,<br />

Lehrern, Psy<strong>ch</strong>ologen und Ausbildnern. Die<br />

Mitglieder der Teams sorgen für die individuelle<br />

Betreuung und Förderung der Insassen.<br />

Dazu werden diverse S<strong>ch</strong>ulungsund<br />

Förderprogramme angeboten.<br />

Stark verbreitete Infektionskrankheiten<br />

Die Insassenpopulation von Brians ist na<strong>ch</strong><br />

statistis<strong>ch</strong>en Angaben zu 27 Prozent HIVpositiv<br />

und zu 20 Prozent mit Hepatitis C<br />

angesteckt. Im Verglei<strong>ch</strong> zu unseren Verhältnissen<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz sind das enorme<br />

Grössen. Daraus ergibt si<strong>ch</strong> ein grosses<br />

Bedürfnis na<strong>ch</strong> medizinis<strong>ch</strong>er Versorgung.<br />

Brians bes<strong>ch</strong>äftigt denn au<strong>ch</strong> 12 Ärzte in<br />

fester Anstellung!<br />

Hohe Entlöhnung<br />

In Katalonien ist die Bes<strong>ch</strong>äftigung der<br />

Häftlinge speziell organisiert: Ein öffentli<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es<br />

Unternehmen besorgt Aufträge<br />

für die vers<strong>ch</strong>iedenen Strafanstalten. In<br />

Brians stehen 250 Arbeitsplätze zur Verfügung.<br />

Es wird grundsätzli<strong>ch</strong> in zwei S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

zu 4 Stunden gearbeitet. Daraus ergibt<br />

si<strong>ch</strong>, dass von den 1'300 Eingewiesenen<br />

500 arbeiten können. Das Ziel des katalanis<strong>ch</strong>en<br />

Strafvollzugs wäre, dass z.B. in<br />

Brians 800 Insassen tägli<strong>ch</strong> eine Arbeit<br />

verri<strong>ch</strong>ten könnten. Es fehlt allerdings an<br />

Aufträgen Privater.<br />

Bemerkenswert ist die Entlöhnung der arbeitenden<br />

Insassen: 250 Euro pro Monat.<br />

Dies entspri<strong>ch</strong>t 375 Franken für 4 Stunden<br />

Arbeit tägli<strong>ch</strong>. In der S<strong>ch</strong>weiz liegt das Pekulium<br />

im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt bei monatli<strong>ch</strong> etwa<br />

300 Franken für 4 Stunden Arbeit.<br />

Zwei Ausbrü<strong>ch</strong>e in zehn Jahren<br />

Brians wurde uns als forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Strafanstalt<br />

vorgestellt. Wir hatten während der<br />

ganzen Führung nie den Eindruck, dass Etikettens<strong>ch</strong>windel<br />

betrieben wird. Dass hinter<br />

den Mauern solide Arbeit geleistet wird,<br />

Förderungsprogramme angeboten werden<br />

und eine erfolgrei<strong>ch</strong>e Integration angestrebt<br />

wird, belegt ni<strong>ch</strong>t zuletzt die fast unglaubli<strong>ch</strong>e<br />

Statistik der Entwei<strong>ch</strong>ungen: In<br />

den letzten zehn Jahren sind nur gerade<br />

deren zwei geglückt.<br />

Einziges Gefängnisspital Kataloniens<br />

Das etwa 20 km von Barcelona entfernte<br />

Gefängniskrankenhaus Tarrasa wurde 1993<br />

als so genanntes Anhängsel des regionalen<br />

Spitals (1'100 Betten) gebaut. Es ist dies<br />

das einzige Gefängniskrankenhaus von Katalonien<br />

und dient allen Gefängnissen der<br />

Provinz.<br />

Es werden 40 Pflegebetten angeboten, 7<br />

Zimmer sind für Frauen reserviert. Das<br />

Gefängniskrankenhaus hat keine Gitter vor<br />

den Fenstern, diese sind jedo<strong>ch</strong> mit Panzerglas<br />

ausgerüstet. Dem Chefarzt stehen 4<br />

Ärzte, 22 Pfleger im Dreis<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenbetrieb,<br />

42 Si<strong>ch</strong>erheitsangestellte, ebenfalls im<br />

Dreis<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenbetrieb, zur Verfügung.<br />

Wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> werden gegen 100 Insassen<br />

ambulant behandelt und davon 7-8 für eine<br />

kurzfristige stationäre Behandlung aufgenommen.<br />

Diese Massnahme drängt si<strong>ch</strong> vor<br />

allem na<strong>ch</strong> Operationen auf, die im angegliederten<br />

Grossspital vorgenommen werden.<br />

Jugenderziehungsanstalt L’Alzina<br />

L’Alzina, eine Busstunde von Barcelona<br />

entfernt, wurde 1986 erbaut und bietet 55<br />

Plätze an. Eingewiesen werden Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

im Alter von 14-23 Jahren; das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter<br />

betrug zur Zeit des Besu<strong>ch</strong>es<br />

19 Jahre. Die Anstalt ist ständig voll belegt.<br />

Es werden nur s<strong>ch</strong>were Fälle aufgenommen.<br />

Das pädagogis<strong>ch</strong>e Konzept ist jedo<strong>ch</strong> darauf<br />

ausgeri<strong>ch</strong>tet, dass die Person und ni<strong>ch</strong>t das<br />

Delikt im Vordergrund stehen soll. Die Entwicklung<br />

der Persönli<strong>ch</strong>keit, die Führung<br />

und die Qualifikation innerhalb der Programme<br />

bestimmen die Aufenthaltsdauer.<br />

Vollzugsplan vom Ri<strong>ch</strong>ter genehmigt<br />

Für die Berufsausbildung stehen diverse<br />

Werkstätten zur Verfügung sowie eine interne<br />

Berufss<strong>ch</strong>ule. Im Unters<strong>ch</strong>ied zur<br />

Seite 12 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


S<strong>ch</strong>weiz muss der individuelle Vollzugsplan,<br />

der ausser von den Betreuern au<strong>ch</strong> von<br />

Psy<strong>ch</strong>ologen, Pädagogen und Medizinern<br />

erstellt wird, vom Ri<strong>ch</strong>ter genehmigt werden.<br />

Alle drei Monate wird dieser Vollzugsplan<br />

überprüft. Familienangehörige werden<br />

in den Therapieprozess einbezogen. Es stehen<br />

ganz individuelle, persönli<strong>ch</strong>e Therapieprogramme<br />

für bestimmte Probleme zur<br />

Verfügung, wie beispielsweise Drogen, Gewalt,<br />

Sozialisierung.<br />

Vollzugskonzept in L'Alzina<br />

Das Vollzugskonzept zeigt einen progressiven<br />

Aufbau:<br />

1. Eintrittsabteilung (ges<strong>ch</strong>lossene<br />

Wohngruppe)<br />

2. Autonome Wohngruppe (Therapie,<br />

Ausbildung)<br />

3. Wohngruppe „Finalisten“ (Austrittsvorbereitung,<br />

externes Arbeiten)<br />

4. Offene Wohngruppe (externes Wohnen,<br />

externes Arbeiten)<br />

Differenzierte Ausgestaltung der<br />

Wohngruppen<br />

Dem Besu<strong>ch</strong>er von L’Alzina fällt auf, dass<br />

die ges<strong>ch</strong>lossene Wohngruppe spartanis<strong>ch</strong><br />

eingeri<strong>ch</strong>tet ist und nahezu „steril“ geführt<br />

wird. Um so mehr ist der Besu<strong>ch</strong>er überras<strong>ch</strong>t,<br />

wenn er in die autonomen Wohngruppen<br />

eintritt: Häusli<strong>ch</strong>e Atmosphäre,<br />

individuelle Einri<strong>ch</strong>tungen, eine Bibliothek,<br />

die au<strong>ch</strong> benützt wird, offene Türen und<br />

freie Arealnutzung bis Mitterna<strong>ch</strong>t! Wel<strong>ch</strong><br />

si<strong>ch</strong>tbarer Beleg für eine mindestens sozialtherapeutis<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklung der Eingewiesenen.<br />

Madres y niños 1<br />

Die einzige Mutter-Kind-Abteilung in einer<br />

katalanis<strong>ch</strong>en Vollzugseinri<strong>ch</strong>tung befindet<br />

si<strong>ch</strong> in einem 1'000-Betten-Bau an der Calle<br />

Dr. Trueta 46-98 in Barcelona: in einer<br />

Vollzugsanstalt, in der es, wie überall in<br />

Katalonien, voneinander getrennte Abteilungen<br />

für Männer und Frauen gibt.<br />

Die Abteilung umfasst 15 Betten für Mütter<br />

in Untersu<strong>ch</strong>ungshaft oder im Strafvollzug<br />

und weitere fünf Betten für Mütter im halboffenen<br />

Regime. Sie wird vom Anstaltsdirektor<br />

persönli<strong>ch</strong> geleitet, zusammen mit<br />

einem Psy<strong>ch</strong>ologen, einem Lehrer und einem<br />

Sozialarbeiter. Der Umgang des Direktors<br />

mit „seinen“ Madres ist - dem südli<strong>ch</strong>en<br />

Temperament entspre<strong>ch</strong>end - ausgespro<strong>ch</strong>en<br />

herzli<strong>ch</strong>.<br />

Pädagogis<strong>ch</strong>e Aufgabe im Vordergrund<br />

Das Vollzugskonzept bedingt die aktive Mitarbeit<br />

der Mütter. Die Mutter-und-Kind-<br />

Abteilung in Barcelona hat nämli<strong>ch</strong> keinen<br />

Sanktionsauftrag (der Aufenthalt wird den<br />

Müttern aber selbstverständli<strong>ch</strong> an die Strafe<br />

angere<strong>ch</strong>net), sondern erfüllt eine pädagogis<strong>ch</strong>e<br />

Aufgabe, die das Wohl der Kinder<br />

an die erste Stelle setzt.<br />

Theoretis<strong>ch</strong> können Mutter und Kind - wie<br />

bei uns in Hindelbank - bis zum dritten Lebensjahr<br />

zusammen bleiben. Do<strong>ch</strong> befinden<br />

si<strong>ch</strong> alle Kinder in einem Stufenprogramm,<br />

das die gemeinsam mit der Mutter verbra<strong>ch</strong>te<br />

Zeit gemäss dem Alter des Kindes<br />

zunehmend eins<strong>ch</strong>ränkt. Dazu kommt, dass<br />

die Mütter ihr Kind in der Praxis nur so lange<br />

bei si<strong>ch</strong> behalten dürfen, bis die Familie<br />

der Insassin bzw. deren Partner die Erziehung<br />

des Kindes übernehmen kann.<br />

Vorbereitung auf die Zeit „dana<strong>ch</strong>“<br />

Während der Zeit, in der sie ni<strong>ch</strong>t mit ihren<br />

Kindern zusammen sind, werden die Mütter<br />

von so genannten Tutoren betreut, mit denen<br />

sie auf die Zeit na<strong>ch</strong> dem Vollzug hin<br />

arbeiten bzw. mit denen die Übergabe des<br />

Kindes an Familienangehörige vorbereitet<br />

wird. Zudem arbeiten sie oder besu<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>ulungs- und Sportkurse.<br />

Einen hohen Stellenwert haben die Kontakte<br />

zu den Familienangehörigen (vgl.<br />

Käst<strong>ch</strong>en S. 14).<br />

1 Dieser Abs<strong>ch</strong>nitt stützt si<strong>ch</strong> auf einen Text von Marianne<br />

Heimoz, Hindelbank BE.<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 13


Familienfreundli<strong>ch</strong>e Besu<strong>ch</strong>sregelung<br />

Der Aufre<strong>ch</strong>terhaltung des Kontakts zwis<strong>ch</strong>en<br />

Mutter und Kind au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem<br />

We<strong>ch</strong>sel einer Insassin in die Frauenabteilung<br />

dient ein spezielles Besu<strong>ch</strong>ssystem:<br />

Zwis<strong>ch</strong>en 17.00 und 19.00 Uhr<br />

können Kinder bis zum 10. Lebensjahr<br />

ihre Mama tägli<strong>ch</strong> ohne Voranmeldung<br />

besu<strong>ch</strong>en. Falls der Vater mitkommt, hat<br />

au<strong>ch</strong> er Besu<strong>ch</strong>sre<strong>ch</strong>t.<br />

Reise mit na<strong>ch</strong>haltiger Wirkung<br />

Reisen in ferne Länder kosten Geld, und die<br />

Investition sollte daher amortisiert werden<br />

können. I<strong>ch</strong> bin überzeugt, dass si<strong>ch</strong> diese<br />

Investition auszahlen wird. Das Ziel unserer<br />

Reise haben wir si<strong>ch</strong>er errei<strong>ch</strong>t. Die Erkenntnisse,<br />

Vernetzungen, Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />

und Verglei<strong>ch</strong>e mit dem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Strafvollzug sind na<strong>ch</strong>haltig und werden<br />

unsere Entwicklung und Dispositionen im<br />

Straf- bzw. Massnahmenvollzug bestimmt<br />

beeinflussen.<br />

AUF VIELEN EBENEN DIE QUALITÄT DES STRAFVOLLZUGS<br />

SICHERN UND STEIGERN<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 2003 des Strafvollzugskonkordats der Nordwest- und Inners<strong>ch</strong>weiz<br />

Die starke Belegung der Vollzugseinri<strong>ch</strong>tungen<br />

des Konkordats, die Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> einem angemessenen Kostgeld,<br />

eine bessere Personalauswahl und die<br />

Umsetzung des neuen Allgemeinen<br />

Teils des StGB bes<strong>ch</strong>äftigten, neben<br />

anderen Themen, die Gremien des<br />

Nordwest- und Inners<strong>ch</strong>weizer Konkordats<br />

im Jahr 2003. In seinem Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />

weist der neue Präsident,<br />

Regierungsrat Kurt Wernli, au<strong>ch</strong> auf<br />

eine Reihe personeller Veränderungen<br />

hin.<br />

Kurt Wernli *<br />

renz verabs<strong>ch</strong>iedet werden: Regierungsrat<br />

Andreas Koellreuter hat na<strong>ch</strong> drei Amtsperioden<br />

als Justiz-, Polizei- und Militärdirektor<br />

des Kantons Basel-Lands<strong>ch</strong>aft demissioniert.<br />

Seine Na<strong>ch</strong>folge hat Frau Regierungsrätin<br />

Sabine Pegoraro-Meier angetreten.<br />

Frau Regierungsrätin Margrit Fis<strong>ch</strong>er ist<br />

2001, na<strong>ch</strong> einer Umorganisation der Regierungsdepartemente<br />

im Kanton Luzern,<br />

Mitglied der Konferenz geworden. Im Zuge<br />

der Gesamterneuerungswahlen 2003 wurde<br />

der Regierungsrat des Kantons Luzern von<br />

sieben auf fünf Mitglieder verkleinert. Frau<br />

Regierungsrätin Fis<strong>ch</strong>er musste deshalb aus<br />

dem Amt auss<strong>ch</strong>eiden. Ihre Aufgaben hat<br />

Regierungsrätin Yvonne S<strong>ch</strong>ärli übernommen.<br />

1. ...<br />

2. Mutationen<br />

Das abgelaufene Jahr ist<br />

dur<strong>ch</strong> einen starken Wandel<br />

in der Zusammensetzung<br />

der Konferenz gekennzei<strong>ch</strong>net.<br />

An der Frühjahrskonferenz in Zug mussten<br />

zwei Mitglieder aus dem Kreise der Konfe-<br />

* Regierungsrat Kurt Wernli ist Vorsteher des Departements<br />

des Innern des Kantons Aargau. Er präsidiert<br />

das Strafvollzugskonkordat der Nordwest- und Inners<strong>ch</strong>weiz.<br />

Der Titel des Beitrags und die Hervorhebungen<br />

stammen von der Redaktion.<br />

«Die Belegung der Konkordats-Institutionen<br />

lag bei<br />

etwa 90%.»<br />

Das Beri<strong>ch</strong>tsjahr hat au<strong>ch</strong> einen We<strong>ch</strong>sel im<br />

Präsidium der Konferenz<br />

gebra<strong>ch</strong>t. Regierungsrat<br />

Hanspeter Uster, wel<strong>ch</strong>er<br />

die Konferenz seit 1997<br />

mit viel Umsi<strong>ch</strong>t, grossem<br />

Sa<strong>ch</strong>wissen und starkem<br />

Engagement leitete, hat den Stab an der<br />

Frühjahrskonferenz an den Aargauer Regierungsrat<br />

Kurt Wernli weitergegeben.<br />

Allen aus der Konferenz oder aus ihrer<br />

Funktion ausges<strong>ch</strong>iedenen Mitgliedern sei<br />

au<strong>ch</strong> an dieser Stelle für ihren Einsatz zu<br />

Gunsten eines qualitativ ho<strong>ch</strong>stehenden<br />

Straf- und Massnahmenvollzugs und für<br />

ihre Kollegialität gedankt.<br />

Seite 14 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


3. S<strong>ch</strong>werpunkte der Konkordatstätigkeit<br />

Bestandessituation und Bestandesentwicklung<br />

in den Konkordatsinstitutionen<br />

Institutionen des Straf- und Massnahmenvollzugs<br />

ausgeht, weiter Bestand hat.<br />

Leistungsstandards/Mindestanforderungen<br />

für Konkordatsinstitutionen<br />

In allen zwölf Konkordatsinstitutionen<br />

standen im abgelaufenen Jahr 1'065<br />

Plätze zur Verfügung. Die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e<br />

Belegung (Mittel aus zwölf Monatserhebungen)<br />

lag bei 951 Insassinnen und<br />

Insassen bzw. bei rund 90%. Gegenüber<br />

dem Vorjahr ist eine Zunahme<br />

von rund zwei Prozentpunkten<br />

zu verzei<strong>ch</strong>nen.<br />

Dabei kann die Lage<br />

im halboffenen Berei<strong>ch</strong> als<br />

entspannt bezei<strong>ch</strong>net werden,<br />

während vor allem die ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Anstalten stark ausgelastet waren.<br />

Im Hinblick auf den bevorstehenden Abbau<br />

von weiteren 36 ges<strong>ch</strong>lossenen Plätzen<br />

dur<strong>ch</strong> die Stillegung der Strafanstalt<br />

Basel-Stadt („S<strong>ch</strong>ällemätteli“) ist für die<br />

Zukunft in diesem Berei<strong>ch</strong> ein gewisser<br />

Engpass ni<strong>ch</strong>t auszus<strong>ch</strong>liessen, zumal die<br />

Belegungszahlen in diesem Segment<br />

au<strong>ch</strong> in den beiden anderen Konkordaten<br />

sehr ho<strong>ch</strong> sind und in der Untersu<strong>ch</strong>ungshaft<br />

ebenfalls ein markanter Anstieg<br />

der Zahlen festzustellen ist. Allenfalls<br />

wird zu prüfen sein, ob gewisse Anpassungen<br />

der Einweisungskriterien in<br />

den halboffenen Vollzug mögli<strong>ch</strong> sind.<br />

Kostensituation<br />

Die Festlegung eines ausgewogenen<br />

Kostgeldes, das sowohl den Interessen<br />

der Standortkantone als au<strong>ch</strong> denjenigen<br />

der Einweisungskantone Re<strong>ch</strong>nung trägt,<br />

ist ein zentrales Anliegen aller Konkordatsgremien.<br />

In der heutigen angespannten<br />

Finanzsituation gewinnt dieses<br />

Thema naturgemäss no<strong>ch</strong> an Aktualität.<br />

Au<strong>ch</strong> der Neue Finanzausglei<strong>ch</strong> (NFA)<br />

zwis<strong>ch</strong>en Bund und Kantonen wirft hier<br />

Fragen auf.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong>e Diskussionen sind im verflossenen<br />

Jahr eingeleitet worden und<br />

werden an der Frühjahrskonferenz <strong>2004</strong><br />

weitergeführt. Es wird si<strong>ch</strong> zeigen müssen,<br />

ob das bisher angewendete Kostgeldmodell,<br />

wel<strong>ch</strong>es von einem gewissen<br />

Standortvorteil der Betreiberkantone von<br />

«Ein ausgewogenes Kostgeld<br />

ist ein zentrales Anliegen aller<br />

Konkordatsgremien.»<br />

Die in den letzten Jahren eingeleiteten<br />

und vorangetriebenen Bestrebungen,<br />

Mindestanforderungen an Konkordatsinstitutionen<br />

zu definieren, stehen in engem<br />

Zusammenhang mit dem Versu<strong>ch</strong>,<br />

ein mögli<strong>ch</strong>st „gere<strong>ch</strong>tes“ Kostgeld festzulegen,<br />

indem die angebotene<br />

Leistung soweit<br />

als mögli<strong>ch</strong> messbar gema<strong>ch</strong>t<br />

wird. Im Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />

wurden die bis<br />

anhin no<strong>ch</strong> fehlenden<br />

Mindestanforderungen für das Therapiezentrum<br />

„im S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>e“ und die Arbeitserziehungsanstalt<br />

Arxhof neu ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Ferner wurden in der Arbeitsgruppe Koordination<br />

und Planung (AKP) die bestehenden<br />

Papiere überarbeitet. Es ist vorgesehen,<br />

auf dieser Basis die Mindestanforderungen<br />

weiter zu konkretisieren<br />

und zu verfeinern. Dabei handelt es si<strong>ch</strong><br />

um einen aufwändigen Prozess, der aufgrund<br />

der vorhandenen Kapazitäten nur<br />

in einzelnen S<strong>ch</strong>ritten erfolgen kann.<br />

Beiträge aus dem Baufonds<br />

Der Baufonds wurde per 1. Januar 2002<br />

eingeri<strong>ch</strong>tet. Er hat zum Ziel, die dur<strong>ch</strong><br />

Subventionskürzungen des Bundes von<br />

50% auf 35% entstandene Finanzierungslücke<br />

zu s<strong>ch</strong>liessen. Bei dem zur<br />

Zeit geltenden Beitragssatz von Fr. 3.--<br />

pro Belegungstag ist mit einem jährli<strong>ch</strong>en<br />

Mittelzufluss von gut 1 Mio. Franken zu<br />

re<strong>ch</strong>nen. Im vergangenen Jahr sind erste<br />

Beiträge an den Kanton Aargau (Strafanstalt<br />

Lenzburg, Fr. 248'391.--) und den<br />

Kanton Bern (Massnahmenzentrum St.<br />

Johannsen, Fr. 216'749.--) geflossen.<br />

Per Ende 2003 dürfte si<strong>ch</strong> der Bestand<br />

des Fonds auf rund 1,3 Mio. Franken belaufen.<br />

Dem stehen zugesi<strong>ch</strong>erte Beiträge<br />

in Höhe von rund 5,3 Mio. Franken gegenüber,<br />

wobei man si<strong>ch</strong> aber bewusst<br />

sein muss, dass viele dieser Projekte<br />

no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t in Ausführung sind bzw.<br />

si<strong>ch</strong> deren Ausführung no<strong>ch</strong> über Jahre<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 15


hinziehen wird. Zur Zeit liegen keine Auszahlungsgesu<strong>ch</strong>e<br />

vor.<br />

Ri<strong>ch</strong>tlinien betreffend Auswahl und Anstellung<br />

sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

von Vollzugspersonal<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigste Voraussetzung für die Si<strong>ch</strong>erstellung<br />

eines qualitativ ho<strong>ch</strong>stehenden<br />

Straf- und Massnahmenvollzugs ist<br />

zweifellos geeignetes, motiviertes und<br />

gut ausgebildetes Personal. In den vergangenen<br />

zwei Jahren wurden deshalb<br />

Ri<strong>ch</strong>tlinien für die Auswahl und Anstellung<br />

sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

von Personal erarbeitet. Dabei wurde<br />

erstmals von Anfang an<br />

die Zusammenarbeit mit<br />

dem Osts<strong>ch</strong>weizer Konkordat<br />

gesu<strong>ch</strong>t.<br />

Die nun vorliegenden<br />

Ri<strong>ch</strong>tlinien sollen inhaltli<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

von unserem Na<strong>ch</strong>barkonkordat in Kraft<br />

gesetzt werden. Au<strong>ch</strong> das Wests<strong>ch</strong>weizer<br />

Konkordat zeigt Interesse an der Übernahme.<br />

Die Bestrebungen für eine engere<br />

Zusammenarbeit aller drei Konkordate<br />

haben hier Frü<strong>ch</strong>te getragen und sollen in<br />

Zukunft weiter intensiviert werden.<br />

Umsetzung des revidierten Allgemeinen<br />

Teils des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es / Neues Jugendstrafre<strong>ch</strong>t<br />

Der revidierte Allgemeine Teil des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />

ist von den Eidg. Räten<br />

verabs<strong>ch</strong>iedet worden, und die Referendumsfrist<br />

ist abgelaufen. Das Datum der<br />

Inkraftsetzung steht no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fest. Als<br />

frühester Termin steht der 1. Juli 2005 im<br />

Raum (Anm. der Red.: wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>es<br />

Datum ist der 1. Januar 2006). Zum glei<strong>ch</strong>en<br />

Zeitpunkt wird au<strong>ch</strong> das neue Jugendstrafre<strong>ch</strong>t<br />

in Kraft treten.<br />

«Gut ausgebildetes Personal<br />

ist für einen ho<strong>ch</strong>stehenden<br />

Vollzug am wi<strong>ch</strong>tigsten.»<br />

Die Frühjahrskonferenz hat ein Vorgehenskonzept<br />

für die Umsetzung im Konkordat<br />

bzw. in den Mitgliedskantonen<br />

gutgeheissen und der Einsetzung eines<br />

Koordinationsorgans, in wel<strong>ch</strong>em alle elf<br />

Mitgliedskantone vertreten sind, zugestimmt.<br />

Bis zur Herbstkonferenz sind die<br />

Handlungsberei<strong>ch</strong>e den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ebenen zugeordnet und es sind die Prioritäten<br />

festgelegt worden. Bis zur Frühjahrskonferenz<br />

<strong>2004</strong> wird es darum gehen,<br />

konkrete Lösungsvors<strong>ch</strong>läge auszuarbeiten,<br />

wel<strong>ch</strong>e den Kantonen als<br />

Grundlage für ihre eigene Gesetzgebung<br />

dienen können. Ebenso wird ein Grundsatzents<strong>ch</strong>eid<br />

zu fällen sein, wieweit si<strong>ch</strong><br />

das Konkordat künftig mit dem Vollzug<br />

von Jugendstrafre<strong>ch</strong>t befassen soll.<br />

4. Konkordatskonferenzen<br />

Die Konkordatskonferenz trat im Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />

wiederum zweimal zusammen. Die<br />

ordentli<strong>ch</strong>e Herbsttagung vom 22. November<br />

2002 fand in Grafenort OW, die Frühjahrskonferenz<br />

vom 16. Mai 2003 in der<br />

Strafanstalt Zug statt. Im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />

wurden die unter Ziff. 3<br />

hievor erwähnten Themen<br />

behandelt. Die Herbsttagung<br />

berei<strong>ch</strong>erte Pfarrer<br />

Patrice de Mestral mit einem<br />

Vortrag über sein<br />

Wiedereingliederungsprojekt „Kape te ardhem“<br />

in Albanien.<br />

5. Fa<strong>ch</strong>konferenz der Vollzugsinstitutionen<br />

(FKI)<br />

Die Anstaltsleiter und -leiterinnen haben<br />

si<strong>ch</strong> auf der Konkordatsebene im Jahre<br />

2003 zweimal getroffen: am 19. Februar in<br />

der Arbeitserziehungsanstalt Arxhof BL und<br />

am 30. September in der Strafanstalt Zug.<br />

Die weiterhin von Peter Fäh, Direktor der<br />

Strafanstalt S<strong>ch</strong>öngrün SO, geleitete Fa<strong>ch</strong>konferenz<br />

hat si<strong>ch</strong> vornehmli<strong>ch</strong> ebenfalls<br />

mit den unter Ziff. 3 erwähnten Themen<br />

befasst. Im Weiteren dient au<strong>ch</strong> diese, wie<br />

die beiden anderen Fa<strong>ch</strong>konferenzen, dem<br />

kontinuierli<strong>ch</strong>en Erfahrungsaustaus<strong>ch</strong>. Diese<br />

Gremien gewährleisten, dass, neben den<br />

formellen Regelungen, im Alltag viele Probleme<br />

dur<strong>ch</strong> informelle Abspra<strong>ch</strong>en einvernehmli<strong>ch</strong><br />

geregelt werden können.<br />

An der Sitzung vom 30. September musste<br />

Urs Eisenring, Direktor der Strafanstalt Basel-Stadt,<br />

verabs<strong>ch</strong>iedet werden. Er wendet<br />

si<strong>ch</strong> im Hinblick auf die bevorstehende<br />

S<strong>ch</strong>liessung dieser Anstalt einer neuen Herausforderung<br />

zu.<br />

Seite 16 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


6. Fa<strong>ch</strong>konferenz der Einweisungsund<br />

Vollzugsbeamten/-beamtinnen<br />

(FKE)<br />

Au<strong>ch</strong> die FKE konnte weiterhin auf die seit<br />

vielen Jahren bewährte Leitung dur<strong>ch</strong> Roland<br />

Hengartner, Aarau, zählen. Sie hat im<br />

Jahr 2003 ebenfalls zweimal getagt. Am<br />

26. März fand in Zug die halbtägige Frühjahrssitzung<br />

statt. Für die zweitägige<br />

Herbstsitzung am 15. und 16. September<br />

war der Kanton Aargau in Wildegg Gastgeber.<br />

Neben den bekannten Themen der Konkordatskonferenz<br />

waren etwa die Krankenund<br />

Unfallversi<strong>ch</strong>erung von ni<strong>ch</strong>t KVGpfli<strong>ch</strong>tigen<br />

Insassinnen und Insassen, der<br />

Re<strong>ch</strong>tshilfevollzug und Vollzugsabtretungen<br />

für kurze Freiheitsstrafen, die Praxis bei<br />

Ni<strong>ch</strong>tbewährung na<strong>ch</strong> einer bedingten Entlassung<br />

aus einer Massnahme na<strong>ch</strong> Art. 44<br />

StGB, der Vollzugsplan na<strong>ch</strong> revidiertem<br />

StGB oder die Haft- und Straferstehungsfähigkeit<br />

weitere Konferenzthemen.<br />

7. Fa<strong>ch</strong>konferenz der Bewährungshilfe<br />

(FKB)<br />

Die Fa<strong>ch</strong>konferenz der Bewährungshilfe tagt<br />

in einem ungefähr zweimonatigen Turnus.<br />

Sie wird von Hanspeter Zihlmann, Vorsteher<br />

des S<strong>ch</strong>utzaufsi<strong>ch</strong>ts- und Fürsorgeamts<br />

des Kantons Luzern, geleitet. Au<strong>ch</strong> hier<br />

nimmt die Koordination mit den übrigen am<br />

Vollzug beteiligten Stellen, namentli<strong>ch</strong> mit<br />

den Einweisungs- und Vollzugsbehörden<br />

sowie den Vollzugsinstitutionen, einen wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Platz ein.<br />

Die AKP hat weiterhin ihre Rolle als Arbeitsinstrument<br />

des Präsidiums und Koordinationsstelle<br />

zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Konkordatsgremien erfolgrei<strong>ch</strong> wahrgenommen.<br />

Sie hat ihre Ges<strong>ch</strong>äfte im Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />

an a<strong>ch</strong>t Sitzungen erledigt.<br />

9. Konkordatssekretariat<br />

Das Konkordatssekretariat führt weiterhin<br />

Robert Frau<strong>ch</strong>iger im Rahmen eines 50%-<br />

Pensums in Wohlen AG. Er wird dabei von<br />

seiner Sekretärin Lisa S<strong>ch</strong>errer unterstützt.<br />

Die Protokollführung der AKP besorgt seit<br />

2001 Emanuela Fadini, Sa<strong>ch</strong>bearbeiterin für<br />

Straf- und Massnahmenvollzug im kantonalen<br />

Amt für Freiheitsentzug und Betreuung,<br />

Bern.<br />

Neben der Betreuung der Ges<strong>ch</strong>äfte der<br />

Konkordatskonferenzen bestanden die<br />

Hauptaufgaben des Sekretariates in der<br />

Vorbereitung und Verarbeitung der Sitzungen<br />

der AKP und vers<strong>ch</strong>iedener themenbezogener<br />

Arbeitsgruppen (z.B. Kostgelder<br />

Massnahmenvollzug; Ri<strong>ch</strong>tlinien Personal;<br />

Umsetzung des revidierten Allgemeinen<br />

Teils StGB; Auswirkungen des Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong>s<br />

[NFA] auf die Konkordate;<br />

Auftrag und Finanzierung des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildungszentrums) sowie in der<br />

Erledigung aller laufenden Ges<strong>ch</strong>äfte. Hinzu<br />

kamen die Vertretung des Konkordates in<br />

den Fa<strong>ch</strong>konferenzen, beim S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildungszentrum, an der Konferenz<br />

der Konkordatssekretäre, bei den<br />

Kontakten mit den anderen Konkordaten<br />

usw.<br />

10. S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Konkordatssekretärenkonferenz<br />

Die Konferenz behandelt aber neben den<br />

für das Konkordat relevanten<br />

Ges<strong>ch</strong>äften au<strong>ch</strong><br />

regelmässig weitergehende<br />

spezifis<strong>ch</strong>e Probleme aus<br />

ihrem Fa<strong>ch</strong>gebiet. Zu erwähnen<br />

sind etwa der Umgang<br />

mit Gewalt auf den<br />

Dienststellen oder die Ausarbeitung von<br />

gemeinsamen Arbeitshilfen, wie Merkblättern<br />

usw.<br />

8. Arbeitsgruppe Koordination und<br />

Planung (AKP)<br />

«Die Bestrebungen für eine<br />

engere Zusammenarbeit der<br />

Konkordate tragen Frü<strong>ch</strong>te.»<br />

Die Sekretäre der drei Konkordate und der<br />

Sekretär bzw. die Sekretärin<br />

des Neunerauss<strong>ch</strong>usses<br />

haben si<strong>ch</strong> untereinander<br />

und mit dem Bundesamt<br />

für Justiz im Februar,<br />

im Juni und im<br />

September 2003 zur Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

gemeinsamer Probleme getroffen.<br />

Seit der Juni-Sitzung nimmt an diesen<br />

Treffen au<strong>ch</strong> der Generalsekretär der<br />

KKJPD, Fürspre<strong>ch</strong>er Beat Hegg, teil.<br />

Eine wesentli<strong>ch</strong>e Verstärkung hat die Konferenz<br />

im abgelaufenen Jahr dadur<strong>ch</strong> erhalten,<br />

dass das Wests<strong>ch</strong>weizer Konkordat<br />

mit dem früheren Anstaltsdirektor Henri<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 17


Nuoffer einen vollamtli<strong>ch</strong>en Sekretär angestellt<br />

hat. Damit wird eine längere Phase<br />

mangelnder Stabilität und Disponibilität des<br />

Sekretariats im Konkordat der lateinis<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>weiz abges<strong>ch</strong>lossen. Die positiven Auswirkungen<br />

haben si<strong>ch</strong> bereits in den ersten<br />

Monaten dur<strong>ch</strong> eine vermehrte Zusammenarbeit<br />

au<strong>ch</strong> über die Spra<strong>ch</strong>grenzen hinweg<br />

bemerkbar gema<strong>ch</strong>t. Diese Entwicklung soll<br />

au<strong>ch</strong> in Zukunft anhalten.<br />

Die strukturellen Verbesserungen auf der<br />

Ebene der Konkordate und der KKJPD sowie<br />

des Neunerauss<strong>ch</strong>usses s<strong>ch</strong>affen die Grundlagen,<br />

um die immer umfangrei<strong>ch</strong>er und<br />

komplexer werdenden Aufgaben zu bewältigen.<br />

11. Neunerauss<strong>ch</strong>uss der KKJPD<br />

Regierungsrat Werner Niederer, Appenzell<br />

Ausserrhoden, hat im Frühjahr 2003 das<br />

Präsidium des Neunerauss<strong>ch</strong>usses der<br />

KKJPD abgegeben. Ebenfalls war das bisher<br />

dur<strong>ch</strong> den Departementssekretär von Regierungsrat<br />

Niederer betreute Sekretariat<br />

neu zu besetzen. Diese We<strong>ch</strong>sel wurden<br />

zum Anlass genommen, die Struktur und<br />

die Arbeitsweise des Neunerauss<strong>ch</strong>usses zu<br />

überprüfen.<br />

Der KKJPD wird beantragt, den Auss<strong>ch</strong>uss<br />

statt mit je drei Regierungsmitgliedern der<br />

drei Konkordate, künftig mit je zwei Regierungsmitgliedern<br />

und den drei Konkordatssekretären<br />

zu besetzen. Von den bisherigen<br />

drei Mitgliedern unseres Konkordates, Regierungsrätin<br />

Dora Andres, Bern, Regierungsrat<br />

Hans-Martin Ts<strong>ch</strong>udi, Basel-Stadt,<br />

und Regierungsrat Hanspeter Uster, Zug,<br />

haben die beiden Letzteren an der Frühjahrskonferenz<br />

2003 ihren Rücktritt erklärt.<br />

Neu wird Regierungsrat Kurt Wernli, Aargau,<br />

als Konkordatspräsident neben Regierungsrätin<br />

Dora Andres im Neunerauss<strong>ch</strong>uss<br />

Einsitz nehmen. Das Sekretariat<br />

wurde neu beim Generalsekretariat der<br />

KKJPD in Bern angesiedelt und wird von<br />

Frau Käthi Engel Pignolo geführt.<br />

KLUGER UMGANG MIT KNAPPEN KREDITEN<br />

Die Sektion Straf- und Massnahmenvollzug im Jahr 2003 *<br />

2003 war für die Sektion Straf- und<br />

Massnahmenvollzug ein sehr arbeitsrei<strong>ch</strong>es<br />

und ni<strong>ch</strong>t ganz einfa<strong>ch</strong>es Jahr.<br />

Die im Zuge der Sparmassnahmen des<br />

Bundes verfügten Budgetrestriktionen<br />

beeinflussten die Arbeit der Sektion in<br />

nahezu allen Berei<strong>ch</strong>en. Dank kluger<br />

Bewirts<strong>ch</strong>aftung der knapper gewordenen<br />

Mittel konnte ihr gesetzli<strong>ch</strong>er<br />

Auftrag denno<strong>ch</strong> weitgehend erfüllt<br />

werden.<br />

1. Anerkennungen und kantonale Planung<br />

(Cornelia Rumo und Beatrice Kalbermatter)<br />

Zu den Anfang 2003 hängigen sieben Anerkennungsgesu<strong>ch</strong>en<br />

kamen im Laufe des<br />

Jahres sieben neue hinzu. Neu anerkannt<br />

wurden neun Institutionen (vgl. Käst<strong>ch</strong>en).<br />

Ein Gesu<strong>ch</strong> musste abgelehnt werden. Aus<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Gründen konnte auf vier<br />

Gesu<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t eingetreten werden. Somit<br />

waren Ende 2003 197 Institutionen vom<br />

<strong>EJPD</strong> anerkannt.<br />

Neu anerkannte Heime<br />

- Wohnheim S<strong>ch</strong>lössli Basel, BS;<br />

- Kinder- und Jugendheim Laufen, BL;<br />

- Dur<strong>ch</strong>gangswohngruppen Sennwald,<br />

SG;<br />

- Jugendstation Alltag, GR;<br />

- Aufnahmeheim Safenwil, AG;<br />

- Jugendwohnheim Betreutes Wohnen,<br />

SZ;<br />

- Kinderheim Heimelig, FR;<br />

- Transit, FR;<br />

- Kinderheim Auf Berg, BL<br />

* Gekürzte Fassung des zuhanden der Amtsdirektion verfassten Jahresberi<strong>ch</strong>ts. Die Beiträge stammen von den Berei<strong>ch</strong>sleiterinnen<br />

und -leitern sowie von der Sektions<strong>ch</strong>efin. Die Namen der jeweiligen Autorinnen und Autoren sind im<br />

Titel der Beiträge vermerkt.<br />

Seite 18 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Überprüfung der Angebote<br />

Von rund 50 hängigen Gesu<strong>ch</strong>en um Konzeptänderungen<br />

konnten 27 abges<strong>ch</strong>lossen<br />

werden. Dabei handelte es si<strong>ch</strong> vor allem<br />

um Veränderungen der Platzzahl und Erweiterungen<br />

der Angebotsstruktur der Institutionen.<br />

Viele Konzeptänderungen waren<br />

bedingt dur<strong>ch</strong> die Überprüfung der teilbetreuten<br />

Angebote. 2003 gingen 59 Gesu<strong>ch</strong>e<br />

um Anerkennung eines teilbetreuten Angebots<br />

ein; davon wurden 17 gutgeheissen<br />

und 21 abgelehnt. 21 Gesu<strong>ch</strong>e gingen erst<br />

Ende Dezember 2003 ein; sie werden bis<br />

Ende Februar <strong>2004</strong> abges<strong>ch</strong>lossen sein.<br />

<strong>2004</strong> werden die Öffnungszeiten der Institutionen<br />

überprüft. Bei einigen Institutionen<br />

und Kantonen warf dies im Voraus Fragen<br />

auf. Während des Beitragsjahres kam es<br />

deshalb im Vorfeld der Überprüfung bereits<br />

zu mehreren Sitzungen mit betroffenen<br />

Institutionen, Kantonen und Heimorganisationen.<br />

Neue Subverntionspraxis wird vorbereitet<br />

Im Rahmen des Projekts „Neue Subventionspraxis“<br />

(NSP) galt es, in Zusammenarbeit<br />

mit einem externen Organisationsberater,<br />

Verbesserungen in den regelmässigen<br />

quantitativen und qualitativen Überprüfungen<br />

der Institutionen zu erarbeiten.<br />

Einbezogen waren au<strong>ch</strong> ausgewählte Vertreterinnen<br />

und Vertreter von Institutionen<br />

und kantonalen Verbindungsstellen, die uns<br />

bei einem Workshop mit ihrem Know-how<br />

unterstützten. Ausserdem wurde das Merkblatt<br />

der kantonalen Planung mit Unterstützung<br />

betroffener Kantone grundlegend<br />

überarbeitet. Im Jahre <strong>2004</strong> wird das Projekt<br />

abges<strong>ch</strong>lossen sein, so dass ab 2005<br />

die neuen Verfahrensweisen im Anerkennungsberei<strong>ch</strong><br />

zur Anwendung kommen.<br />

2. Betriebsbeiträge (Barbara Leuthold)<br />

Im Jahr 2003 erhielten 192 Institutionen<br />

Betriebsbeiträge, eine mehr als im Jahr<br />

zuvor. Der ordentli<strong>ch</strong>e Kredit von rund 65,6<br />

Mio. Franken rei<strong>ch</strong>te dafür ni<strong>ch</strong>t aus, so<br />

unter Anderem weil einzelne Heime angesi<strong>ch</strong>ts<br />

der s<strong>ch</strong>wierigeren Klientel ihren Personaletat<br />

erhöhen mussten. Der Fehlbetrag<br />

wurde namentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen Na<strong>ch</strong>tragskredit<br />

gedeckt.<br />

Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en Budget und Bedarf<br />

Die Kreditbewirts<strong>ch</strong>aftung der letzten Jahre<br />

liess keine bedarfsgere<strong>ch</strong>te Budgetierung<br />

mehr zu. Au<strong>ch</strong> wurde das auf Grund der<br />

Vorgaben eingerei<strong>ch</strong>te Budget in den Folgejahren<br />

der Budgetplanung mehrmals gekürzt.<br />

Erziehungseinri<strong>ch</strong>tungen, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Anerkennungsvoraussetzungen erfüllen, haben<br />

aber na<strong>ch</strong> einem Bundesgeri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eid<br />

Anspru<strong>ch</strong> auf Bundesbeiträge.<br />

Dur<strong>ch</strong> dieses Verfahren entsteht eine si<strong>ch</strong><br />

immer weiter öffnende S<strong>ch</strong>ere zwis<strong>ch</strong>en<br />

bewilligtem und benötigtem Kredit.<br />

S<strong>ch</strong>on Anfang 2003 zeigte si<strong>ch</strong>, dass der<br />

ordentli<strong>ch</strong>e Kredit ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>en würde<br />

und dass die 192 Beitragsgesu<strong>ch</strong>e namentli<strong>ch</strong><br />

wegen der knappen Ressourcen ni<strong>ch</strong>t<br />

bis zum Abgabetermin des Na<strong>ch</strong>tragskreditbegehrens<br />

bearbeitet werden könnten.<br />

Dank interner Massnahmen konnte aber<br />

re<strong>ch</strong>tzeitig eine provisoris<strong>ch</strong>e Bere<strong>ch</strong>nung<br />

erstellt werden. Erneute Überprüfungen<br />

führten s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zu einigen Neubere<strong>ch</strong>nungen,<br />

zwei Wiedererwägungen und zwei<br />

Rückforderungen. Au<strong>ch</strong> wenn am Ende ein<br />

Kreditrest von 2'027 Franken resultierte,<br />

ers<strong>ch</strong>eint dieses Verfahren na<strong>ch</strong>teilig, denn<br />

rund die Hälfte aller Dossiers mussten in<br />

zwei Umgängen bearbeitet werden. Wir<br />

stellen uns daher die Frage, ob es ni<strong>ch</strong>t<br />

effizienter wäre, das Budget künftig der<br />

Realität anzupassen.<br />

3. Baubeiträge (John Zwick)<br />

Im Jahre 2003 wurden gegen 100 vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Bauprojekte in den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten<br />

Phasen bearbeitet. Der s<strong>ch</strong>on im Vorjahr<br />

erkennbare Na<strong>ch</strong>holbedarf bei den Erziehungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />

setzte si<strong>ch</strong> fort.<br />

Erfolgrei<strong>ch</strong>e Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />

Die positiven Erfahrungen mit der Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />

im Erwa<strong>ch</strong>senenberei<strong>ch</strong> haben<br />

si<strong>ch</strong> weiter bestätigt. So konnte diese<br />

Bemessungsmethode bei praktis<strong>ch</strong> allen<br />

neuen Bauvorhaben angewendet werden,<br />

obwohl diese Objekte no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf der<br />

Basis der Flä<strong>ch</strong>en geplant worden sind, die<br />

den Modellwerten zu Grunde liegen.<br />

2003 wurde mit der Ausdehnung der Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />

auf die Erziehungsheime<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 19


egonnen. In einem ersten S<strong>ch</strong>ritt wurden<br />

dafür rund 18 Objekte erfasst. Ende 2003<br />

konnte diese erste Phase planmässig abges<strong>ch</strong>lossen<br />

werden. Die zweite Phase umfasst<br />

unter anderem die Ausarbeitung des<br />

S<strong>ch</strong>lussberi<strong>ch</strong>ts (bis Ende August <strong>2004</strong>) und<br />

eine ans<strong>ch</strong>liessende Vernehmlassung bei<br />

Kantonen und Heimverantwortli<strong>ch</strong>en<br />

(Herbst <strong>2004</strong>).<br />

Keine „einfa<strong>ch</strong>en“ Ges<strong>ch</strong>äfte mehr<br />

Die gesteckten Ziele konnten nur dank dem<br />

vollen Einsatz aller Beteiligten errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

Heute s<strong>ch</strong>eint es auf diesem Gebiet<br />

keine „einfa<strong>ch</strong>en“ Ges<strong>ch</strong>äfte mehr zu geben;<br />

die Verfahren sind deshalb entspre<strong>ch</strong>end<br />

komplizierter und damit aufwändiger<br />

geworden. Dank verdienen ni<strong>ch</strong>t nur die<br />

internen Mitarbeitenden, sondern au<strong>ch</strong> das<br />

Team des Bundesamtes für Bauten und<br />

Logistik (BBL), das uns wiederum kompetent<br />

und zuvorkommend unterstützt hat.<br />

Baubeiträge na<strong>ch</strong> LSMG<br />

Die im Jahr 2003 zur Verfügung stehenden<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tungs- und Zahlungskredite wurden<br />

vollständig beanspru<strong>ch</strong>t. So wurden<br />

insgesamt 19,8 Mio. Franken an 26 vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Bauvorhaben zugesi<strong>ch</strong>ert. Davon<br />

entfiel der grösste Teil auf Neu- und Umbauprojekte<br />

im Heimberei<strong>ch</strong> sowie auf einige<br />

Erwa<strong>ch</strong>senenanstalten (vgl. Käst<strong>ch</strong>en).<br />

Der Nettoverpfli<strong>ch</strong>tungsstand betrug per<br />

Ende 2003 rund 53,6 Mio. Franken.<br />

Der grösste Teil des zur Verfügung stehenden<br />

Zahlungskredites in der Höhe von ledigli<strong>ch</strong><br />

8,3 Mio. Franken wurde für die<br />

S<strong>ch</strong>lusszahlungen einiger grösserer Bauvorhaben<br />

beanspru<strong>ch</strong>t. Auf die Ausri<strong>ch</strong>tung<br />

von Vors<strong>ch</strong>usszahlungen musste mangels<br />

genügender Kredite im Jahre 2003 verzi<strong>ch</strong>tet<br />

werden.<br />

Zwangsmassnahmen im Ausländerre<strong>ch</strong>t<br />

Der im Jahre 2003 zur Verfügung stehende<br />

Zahlungskredit in der Höhe von gut 3,1 Mio.<br />

Franken wurde vollständig für Vors<strong>ch</strong>ussund<br />

S<strong>ch</strong>lusszahlungen zu Gunsten von<br />

Projekten der Kantone Wallis, Graubünden,<br />

Solothurn und Genf beanspru<strong>ch</strong>t.<br />

Wi<strong>ch</strong>tigste Bauprojekte<br />

Heime<br />

- Sonders<strong>ch</strong>ulheim Friedheim, Bubikon<br />

ZH<br />

- Jugendheim Lory in Münsingen BE<br />

- Jugendheim Platanenhof in Oberuzwil<br />

SG<br />

- Arbeitserziehungsanstalt Kal<strong>ch</strong>rain,<br />

Hüttwilen TG,<br />

- Wohngruppe Karpfenweg, Basel<br />

- Jugendwohnheim S<strong>ch</strong>osshalde, Bern<br />

- Internat de Serix, Palézieux VD<br />

Anstalten für Erwa<strong>ch</strong>sene<br />

- Massnahmenanstalt Bitzi, Mosnang SG<br />

- Kantonalgefängnis Frauenfeld TG<br />

- Strafanstalten Belle<strong>ch</strong>asse, Sugiez FR<br />

Von dem für Zwangsmassnahmen zur Verfügung<br />

stehenden Verpfli<strong>ch</strong>tungskredit von<br />

51 Mio. Franken wurden bis Ende 2003<br />

rund 49,8 Mio. Franken verpfli<strong>ch</strong>tet und<br />

46,5 Mio. Franken ausbezahlt. Die no<strong>ch</strong><br />

offenen Verpfli<strong>ch</strong>tungen beliefen si<strong>ch</strong> auf<br />

3,4 Mio. Franken. Bei a<strong>ch</strong>t von den 13 Bauvorhaben,<br />

die 1996 von den Kantonen angemeldet<br />

wurden, konnte das Beitragsverfahren<br />

abges<strong>ch</strong>lossen werden (ZH, LU, AG,<br />

SG,OW, TI, BS, SO).<br />

4. Modellversu<strong>ch</strong>e (Renate Clémençon)<br />

Während des Beri<strong>ch</strong>tsjahres waren vers<strong>ch</strong>iedene<br />

früher bewilligte, in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Stadien befindli<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>e, aber<br />

au<strong>ch</strong> hängige Gesu<strong>ch</strong>e zu überwa<strong>ch</strong>en und<br />

zu begleiten.<br />

Von drei im Jahre 2002 abges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Projekten wurden die teilweise überarbeiteten<br />

und ergänzten Projekt- und Auswertungss<strong>ch</strong>lussberi<strong>ch</strong>te<br />

geprüft („Umweltbezogene<br />

Ausbildung für arbeitslose weibli<strong>ch</strong>e<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e“; „Tataufarbeitung und Wiedergutma<strong>ch</strong>ung<br />

TaWi“; „Electronic Monitoring<br />

EM“).<br />

Neue Gesu<strong>ch</strong>e<br />

Zwei neu eingerei<strong>ch</strong>te Gesu<strong>ch</strong>e („Stationäre<br />

Behandlung von psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranken Straftätern<br />

mit Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen“; „Flexible<br />

Therapie für Patienten mit einer geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

angeordneten stationären Therapie<br />

na<strong>ch</strong> Art. 44 StGB“) mussten aus vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Gründen abgelehnt werden. Dagegen<br />

Seite 20 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


konnte für den neuen, dreijährigen Modellversu<strong>ch</strong><br />

„Programme de prise en <strong>ch</strong>arge<br />

des adolescents auteurs d'abus sexuels<br />

dans un groupe de parole à visée thérapeutique“<br />

der Association CTAS (Centre de<br />

consultation pour les victimes d'abus<br />

sexuels) in Genf die Zusi<strong>ch</strong>erung verfügt<br />

werden.<br />

An Modellversu<strong>ch</strong>en interessierte<br />

Medien<br />

Unsere Publikation „Neue Wege im Strafund<br />

Massnahmenvollzug“ über die abges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Modellversu<strong>ch</strong>e der letzten 15<br />

Jahre ist Ende <strong>April</strong> planmässig fertiggestellt<br />

und den Bundeshausmedien präsentiert<br />

worden (vgl. info bulletin Nr. 2/2003,<br />

S. 32/33). Auf grosses Medieninteresse<br />

stiess au<strong>ch</strong> die Vorstellung der ersten Ergebnisse<br />

des interkantonalen Modellversu<strong>ch</strong>s<br />

„Electronic Monitoring“ am 24. November<br />

2003 in Basel.<br />

Neu zusammengesetzter Fa<strong>ch</strong>aus<strong>ch</strong>uss<br />

Ein weiterer S<strong>ch</strong>werpunkt lag Anfang Jahr<br />

in der Vorbereitung der Wahl der Mitglieder<br />

des Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>usses, der die Modellversu<strong>ch</strong>e<br />

beguta<strong>ch</strong>tet (vgl. Käst<strong>ch</strong>en). In seiner<br />

neuen Zusammensetzung tagte der Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>uss<br />

zweimal, im Mai und Oktober. An<br />

der Oktobersitzung verabs<strong>ch</strong>iedete er si<strong>ch</strong><br />

von Dr. Priska S<strong>ch</strong>ürmann als seiner Vorsitzenden.<br />

Diese letzte Sitzung war zuglei<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> die vierzigste unter ihrem Vorsitz.<br />

1 Million Kreditrest<br />

Der bewilligte Jahreskredit von 2,475 Mio.<br />

Franken konnte bis auf knapp 1 Mio. Franken<br />

ausges<strong>ch</strong>öpft werden. Davon entfiel<br />

knapp die Hälfte auf drei Versu<strong>ch</strong>e in der<br />

Jugendhilfe, darunter eine S<strong>ch</strong>lusszahlung.<br />

Die andere Hälfte wurde an vier Projekte im<br />

Erwa<strong>ch</strong>senenvollzug ausgeri<strong>ch</strong>tet. Der Kreditrest<br />

ist grösstenteils auf Verzögerungen<br />

oder Zurückweisungen von Gesu<strong>ch</strong>en zurückzuführen.<br />

Mitglieder des Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>usses für<br />

Modellversu<strong>ch</strong>e (2003-2007)<br />

- Linard Arquint, Direktor der Interkantonalen<br />

Strafanstalt Bostadel, Menzingen<br />

(neu)<br />

- Dr. Dieter Bongers, Consulting & Psy<strong>ch</strong>otherapie,<br />

Liestal<br />

- Luisella DeMartini, Capo Ufficio di Patronato,<br />

Lugano<br />

- Marianne Heimoz, Direktorin der Anstalten<br />

Hindelbank, Hindelbank<br />

- Esther Mattle-Beyeler, Ges<strong>ch</strong>äftsleiterin<br />

der Jugendanwalts<strong>ch</strong>aft für die Bezirke<br />

Unter-, Oberrheintal, Werdenberg und<br />

Sargans, Bu<strong>ch</strong>s (neu)<br />

- Dr. Bernadette Roos, Oberärztin, Forensis<strong>ch</strong>er<br />

Dienst der Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Klinik<br />

Königsfelden, Brugg (neu)<br />

- Philippe de Sinner, Direktor des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildungszentrums für das<br />

Strafvollzugspersonal, Freiburg<br />

- Anne Siegenthaler, Directrice du Foyer<br />

St-Etienne, Fribourg (neu)<br />

- Walter Troxler, Direktor des Jugenddorfes,<br />

Knutwil (neu, bis <strong>April</strong> <strong>2004</strong>)<br />

- Martin Vinzens, Direktor der Kantonalen<br />

Strafanstalt Saxerriet, Salez<br />

5. Information und Dokumentation<br />

Seit dem 1. Januar 2003 wird das info<br />

bulletin, Informationen zum Straf- und<br />

Massnahmenvollzug, von Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong><br />

redigiert. Damit konnte si<strong>ch</strong>ergestellt werden,<br />

dass im Jahre 2003 alle vier Nummern<br />

unserer Vierteljahress<strong>ch</strong>rift au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

ers<strong>ch</strong>einen.<br />

Der neue Redaktor führte ein leserfreundli<strong>ch</strong>eres<br />

Layout ein und gestaltete das Heft<br />

allgemein „journalistis<strong>ch</strong>er“, beispielsweise<br />

dur<strong>ch</strong> eine Reihe eigener Artikel. Neben den<br />

traditionell ers<strong>ch</strong>einenden Beiträgen (z.B.<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>te von Konkordaten, Beri<strong>ch</strong>te<br />

über internationale Konferenzen) enthielten<br />

die vier Ausgaben des info bulletin unter<br />

anderem Interviews und Artikel zum neuen<br />

Allgemeinen Teil des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es und<br />

zum Jugendstrafgesetz sowie zu den internationalen<br />

Überstellungsübereinkommen<br />

und deren Anwendung in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Das E<strong>ch</strong>o auf die neue Präsentation des info<br />

bulletin ist dur<strong>ch</strong>wegs positiv, und die<br />

neugestaltete Fa<strong>ch</strong>publikation kommt bei<br />

den Leserinnen und Lesern sehr gut an.<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 21


6. Grundsätzli<strong>ch</strong>es (Priska S<strong>ch</strong>ürmann)<br />

2003 gehört aus der Si<strong>ch</strong>t der Sektionsleitung<br />

zu den arbeitsintensivsten Jahren seit<br />

1986, als innerhalb von nur drei Monaten<br />

die Verordnung zum damaligen neuen<br />

LSMG revidiert werden musste. Das Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />

verlangte einen ähnli<strong>ch</strong>en Einsatz.<br />

Strafvollzugsgesetz erneut ges<strong>ch</strong>eitert<br />

So wurde im Rahmen des Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong>s<br />

NFA die kurzfristige Erarbeitung<br />

eines s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Strafvollzugsgesetzes<br />

verlangt. Eine Arbeitsgruppe aus Angehörigen<br />

des BJ, der Kantone und Konkordate<br />

sowie weiteren Experten sollte bis zum November<br />

2003 einen Entwurf vorlegen. Die<br />

Arbeiten wurden mit grossem Engagement<br />

vorangetrieben, und der Zwis<strong>ch</strong>enberi<strong>ch</strong>t<br />

vom 3. Juli enthielt bereits ein Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

des neuen Gesetzes.<br />

Indessen formierte si<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong> eine Gegners<strong>ch</strong>aft,<br />

und die Kantone forderten die alleinige<br />

Vollzugshoheit. Damit wurde das Projekt<br />

eines umfassenden Regelwerks, das die<br />

heute überall zerstreuten Normen zusammenführen<br />

sollte, einmal mehr begraben.<br />

Immerhin entstand aus den abgebro<strong>ch</strong>enen<br />

Arbeiten ein sehr erfreuli<strong>ch</strong>es Nebenprodukt:<br />

ein Sti<strong>ch</strong>wortverzei<strong>ch</strong>nis zur bundesgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung über materielle<br />

Fragen des Freiheitsentzuges (vgl. info<br />

bulletin Nr. 4/2003, S. 18).<br />

Neues in der Zusammenarbeit<br />

Bund/Kantone?<br />

Übrig blieb die Behandlung der NFArelevanten<br />

Fragen zur Finanzierung von<br />

kantonalen Leistungen dur<strong>ch</strong> den Bund. Der<br />

S<strong>ch</strong>lussberi<strong>ch</strong>t der Arbeitsgruppe zuhanden<br />

des Leitorgans enthält einige Marksteine,<br />

die – falls sie umgesetzt werden – die Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en Bund und Kantonen<br />

massiv beeinflussen. So könnte beispielsweise<br />

das BJ mit den jeweiligen kantonalen<br />

Verbindungsstellen Leistungsvereinbarungen<br />

abs<strong>ch</strong>liessen. Eine Verordnung<br />

soll die Erprobung dieser Zusammenarbeit<br />

s<strong>ch</strong>on ab 2005 ermögli<strong>ch</strong>en. Bereits vier<br />

Kantone haben ihre Bereits<strong>ch</strong>aft zur Zusammenarbeit<br />

in einem Pilotversu<strong>ch</strong> zugesi<strong>ch</strong>ert.<br />

Gezielte Sparmassnahmen<br />

Der Anfang 2003 erteilte massive Sparauftrag<br />

traf uns ni<strong>ch</strong>t unvorbereitet, so dass<br />

wir ras<strong>ch</strong> vier Massnahmen vors<strong>ch</strong>lagen<br />

konnten, deren Zielri<strong>ch</strong>tung die Reduktion<br />

auf unsere Kernklientel ist:<br />

Ganzjährig offene Einri<strong>ch</strong>tungen;<br />

Reduktion der pädagogis<strong>ch</strong>en Zusatzangebote;<br />

Erhöhung des Anteils der LSMG-Klientel<br />

und damit Aufhebung der Glei<strong>ch</strong>stellung<br />

der verhaltensgestörten IV-Klientel;<br />

Vierjähriges Moratorium für Gesu<strong>ch</strong>e um<br />

Anerkennung der Beitragsbere<strong>ch</strong>tigung<br />

von Erziehungsheimen (Ausnahme: Heime<br />

für den Vollzug der 4-jährigen Freiheitsstrafe<br />

na<strong>ch</strong> neuem Jugendstrafgesetz).<br />

Mit diesen Massnahmen sollen <strong>2004</strong> eine<br />

halbe Million, in den Folgejahren 2005-2007<br />

je 6 Millionen Franken eingespart werden.<br />

Die entspre<strong>ch</strong>enden revidierten Gesetzesgrundlagen<br />

werden rückwirkend auf den<br />

1. Januar <strong>2004</strong> in Kraft gesetzt.<br />

Gute Na<strong>ch</strong>folgeregelung<br />

Besonders wi<strong>ch</strong>tig war die Regelung der<br />

Na<strong>ch</strong>folge in der Sektionsleitung: Mit Walter<br />

Troxler, ehemals Stellvertretender Direktor<br />

der Strafanstalt Wauwilermoos und no<strong>ch</strong><br />

Leiter des Jugenddorfes Knutwil, konnte ein<br />

Na<strong>ch</strong>folger gefunden werden, der Gewähr<br />

bietet, dass die gute Arbeit der Sektion<br />

Straf- und Massnahmenvollzug au<strong>ch</strong> in Zukunft<br />

geleistet wird.<br />

Persönli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>lusswort<br />

Mit dieser Zuversi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>liesse i<strong>ch</strong> den<br />

letzten Jahresberi<strong>ch</strong>t als Chefin der Sektion<br />

Straf- und Massnahmenvollzug und danke<br />

allen Mitarbeitenden ganz herzli<strong>ch</strong> für die<br />

qualitativ gute, vereinzelt hervorragende<br />

und quantitativ grosse Leistung. Das Jahr<br />

2003 hat bewiesen, dass im Team viel Engagement<br />

und Kreativität vorhanden sind,<br />

die erlauben, neue Wege zu su<strong>ch</strong>en und<br />

au<strong>ch</strong> zu bes<strong>ch</strong>reiten. Au<strong>ch</strong> der Direktion des<br />

BJ danke i<strong>ch</strong> für die gute Zusammenarbeit<br />

und das mir in den letzten fünfzehn Jahren<br />

entgegengebra<strong>ch</strong>te Vertrauen.<br />

Seite 22 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Der Auftrag, den die Sektion zu erfüllen<br />

hat, ist gesetzli<strong>ch</strong> - im LSMG - vorgegeben:<br />

Der Bund soll mit finanzieller Unterstützung<br />

die Rahmenbedingungen verbessern<br />

helfen, die es straffälligen oder in ihrem<br />

Sozialverhalten erhebli<strong>ch</strong> gestörten<br />

Minderjährigen und Erwa<strong>ch</strong>senen ermögli<strong>ch</strong>en,<br />

in der Gesells<strong>ch</strong>aft wieder Fuss zu<br />

fassen. Ziel ist die Integration und/oder die<br />

Resozialisierung dieser Mens<strong>ch</strong>en, damit sie<br />

verantwortli<strong>ch</strong>e Mitglieder der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

werden. Deshalb sind der Tätigkeit der Mitarbeitenden<br />

der Sektion folgende Maximen<br />

zu Grunde zu legen:<br />

Die Würde des Mens<strong>ch</strong>en ist zu a<strong>ch</strong>ten<br />

und zu s<strong>ch</strong>ützen.<br />

Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e haben Anspru<strong>ch</strong><br />

auf besonderen S<strong>ch</strong>utz ihrer Unversehrtheit<br />

und auf Förderung ihrer Entwicklung.<br />

(Bundesverfassung Art. 7 und 11, Abs. 1)<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 23


GESETZGEBUNG<br />

BALANCEAKT ÜBER EINEM MINENFELD<br />

Fragen zur Strafgesetzgebung na<strong>ch</strong> dem Erfolg der Verwahrungsinitiative<br />

Am 8. Februar hat das S<strong>ch</strong>weizervolk<br />

mit einer Ja-Mehrheit von 56,1 Prozent<br />

der Verwahrungsinitiative zugestimmt;<br />

diese ist nun umzusetzen. Heinz Sutter,<br />

der zuständige Sektions<strong>ch</strong>ef im<br />

Bundesamt für Justiz, äussert si<strong>ch</strong> im<br />

folgenden Interview zu dieser diffizilen<br />

Aufgabe und zu mögli<strong>ch</strong>en Folgen des<br />

Abstimmungsergebnisses auf die aktuelle<br />

Strafgesetzgebung.<br />

Peter Ullri<strong>ch</strong> *<br />

Die Ende 2002 im Rahmen des revidierten<br />

Allgemeinen Teils des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />

(AT StGB) vom Parlament gutgeheissene<br />

Verwahrungsregelung hat andere<br />

Grundsätze als die Initiative. Muss jetzt das<br />

Verwahrungsre<strong>ch</strong>t neu ges<strong>ch</strong>rieben werden?<br />

Heinz Sutter: Nein, das ni<strong>ch</strong>t gerade. Aber<br />

in einzelnen Punkten muss das Verwahrungsre<strong>ch</strong>t<br />

wohl ergänzt werden. Das gilt<br />

insbesondere für die Bestimmungen über<br />

die Entlassung aus der Verwahrung und<br />

deren Aufhebung.<br />

Heikle Umsetzung der Initative<br />

Für die EMRK-konforme Umsetzung der<br />

Initiative, die im Zentrum der Diskussion<br />

steht, werden häufig Lösungen genannt, die<br />

bei den „neuen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnissen“<br />

ansetzen. Wie sieht das konkret<br />

aus?<br />

H.S.: I<strong>ch</strong> will den Beratungen in der Arbeitsgruppe,<br />

wel<strong>ch</strong>e diese Frage beraten<br />

wird, ni<strong>ch</strong>t vorgreifen. Deshalb muss i<strong>ch</strong><br />

heute offen lassen, wie die Lösung im Ein-<br />

* Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong> ist Redaktor des info bulletin. Er<br />

führte das Gesprä<strong>ch</strong> mit Heinz Sutter, Chef der Sektion<br />

Strafre<strong>ch</strong>t im Bundesamt für Justiz. Siehe au<strong>ch</strong> das<br />

frühere Interview mit Heinz Sutter im info bulletin<br />

Nr. 2/03, S. 18 ff.<br />

zelnen aussehen könnte. Dass unter Anderem<br />

beim zentralen Absatz 2 des Initiativtextes<br />

(vgl. Käst<strong>ch</strong>en) anzusetzen ist,<br />

liegt jedo<strong>ch</strong> auf der Hand. Konkret wird<br />

namentli<strong>ch</strong> zu klären sein, was unter neuen<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntissen zu verstehen<br />

ist und ob das Vorliegen sol<strong>ch</strong>er neuer<br />

Erkenntnisse regelmässig soll geprüft werden<br />

können.<br />

„neue wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erkenntnisse“<br />

Der für die Umsetzung zentrale Absatz<br />

2. Satz 1 der angenommenen Verwahrungsinitiative<br />

lautet wörtli<strong>ch</strong>:<br />

„ 2 Nur wenn dur<strong>ch</strong> neue, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Erkenntnisse erwiesen wird, dass<br />

der Täter geheilt werden kann und somit<br />

keine Gefahr mehr für die Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

darstellt, können neue Guta<strong>ch</strong>ten erstellt<br />

werden.“<br />

Pragmatis<strong>ch</strong>er Lösungsvors<strong>ch</strong>lag<br />

Prof. Günter Stratenwerth empfahl unlängst<br />

in einer Radiosendung, die Initiative<br />

mögli<strong>ch</strong>st textgetreu umzusetzen und darauf<br />

zu vertrauen, dass die Praktiker ihre<br />

Verantwortung wahrnehmen, d.h. keine a<br />

priori lebenslange Verwahrung anordnen.<br />

Was halten Sie von dieser pragmatis<strong>ch</strong>en<br />

Lösung?<br />

H.S.: Die Frage ist zunä<strong>ch</strong>st, wel<strong>ch</strong>e „Praktiker“<br />

gemeint sind. Prof. Stratenwerth<br />

da<strong>ch</strong>te meines Wissens in erster Linie an<br />

die Geri<strong>ch</strong>tspsy<strong>ch</strong>iater: Er hofft, dass sie<br />

mögli<strong>ch</strong>st keine Guta<strong>ch</strong>ten erstellen, in denen<br />

gefährli<strong>ch</strong>e Täter als völlig untherapierbar<br />

bezei<strong>ch</strong>net werden. Lägen allerdings in<br />

einem konkreten Fall einmal zwei sol<strong>ch</strong>e<br />

Guta<strong>ch</strong>ten vor, käme das Geri<strong>ch</strong>t kaum um<br />

die Anordnung der Verwahrung herum, und<br />

die Vollzugsbehörden hätten si<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong><br />

hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Überprüfung der Verwahrung an<br />

den Initiativtext zu halten.<br />

Seite 24 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Im Übrigen kann i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei dieser Frage<br />

den Beratungen der Arbeitsgruppe ni<strong>ch</strong>t<br />

vorgreifen. Im StGB mögli<strong>ch</strong>st wenig neue<br />

Zusatzregelungen vorzusehen und weitgehend<br />

auf den Verfassungstext zu verweisen,<br />

könnte allerdings eine der Lösungsvarianten<br />

sein, die zu diskutieren sind.<br />

Misstrauen abbauen<br />

Setzt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t jede dieser Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

der Kritik aus, ein blosser juristis<strong>ch</strong>er Kniff<br />

zu sein?<br />

H.S.: Es wird eine unserer Aufgaben sein,<br />

diesen Eindruck namentli<strong>ch</strong> bei den Befürwortern<br />

der Initiative zu zerstreuen. Deshalb<br />

sollen au<strong>ch</strong> Mitglieder des Initiativkomitees<br />

in der Arbeitsgruppe mitwirken, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Umsetzungsbestimmungen erarbeiten<br />

wird.<br />

Die Fronten und das gegenseitige Misstrauen,<br />

die si<strong>ch</strong> während des Abstimmungskampfes<br />

gebildet haben, müssen jetzt hüben<br />

wie drüben abgebaut werden. Andernfalls<br />

wird es s<strong>ch</strong>wierig sein, für die Ausführungsgesetzgebung<br />

eine mehrheitsfähige<br />

Lösung zu finden.<br />

Ehrgeiziger Terminplan<br />

Bundesrat Blo<strong>ch</strong>er sieht vor, dass die<br />

neue Verwahrungsregelung zusammen mit<br />

dem revidierten AT StGB Anfang 2006 in<br />

Kraft tritt. Ist angesi<strong>ch</strong>ts der sehr kontroversen<br />

Meinungen von Experten und Politikern<br />

ni<strong>ch</strong>t mit Verspätung zu re<strong>ch</strong>nen?<br />

H.S.: Der vorgegebene Zeitplan (vgl. Käst<strong>ch</strong>en)<br />

ist si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> sehr ehrgeizig. Wir werden<br />

alles daran setzen, dass der Bundesrat<br />

in gut einem Jahr über einen Gesetzesentwurf<br />

und die entspre<strong>ch</strong>ende Bots<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>liessen<br />

kann. Auf den Fahrplan der parlamentaris<strong>ch</strong>en<br />

Beratungen haben wir aber<br />

keinen ents<strong>ch</strong>eidenden Einfluss.<br />

Sollte si<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> eine Verzögerung in<br />

der Verwahrungsfrage abzei<strong>ch</strong>nen: Wäre es<br />

mögli<strong>ch</strong>, den restli<strong>ch</strong>en AT StGB, also ohne<br />

Verwahrung, zeitgere<strong>ch</strong>t in Kraft zu setzen?<br />

H.S.: Der revidierte AT StGB, so wie er vom<br />

Parlament am 13. Dezember 2002 bes<strong>ch</strong>lossen<br />

worden ist, wird voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

Anfang 2006, in Kraft treten, mit oder ohne<br />

die Ergänzungen, wel<strong>ch</strong>e die Verwahrungsinitiaitve<br />

erfordert.<br />

Umsetzung der Verwahrungsinitiative<br />

Die momentane Planung sieht folgenden<br />

„Fahrplan“ vor:<br />

- Bis Sommer <strong>2004</strong>: Ausarbeitung eines<br />

Regelungsentwurfs dur<strong>ch</strong> eine Arbeitsgruppe<br />

unter der Leitung von Prof. Dr.<br />

Heinri<strong>ch</strong> Koller, Direktor des BJ.<br />

- Ans<strong>ch</strong>liessend: Vernehmlassungsverfahren<br />

- Frühling 2005: Bots<strong>ch</strong>aft an das Parlament<br />

- Ans<strong>ch</strong>liessend: Parlamentaris<strong>ch</strong>e Beratung<br />

- Anfang 2006 Inkrafttreten der neuen<br />

Regelung zusammen mit dem restli<strong>ch</strong>en<br />

AT StGB<br />

Kritik aus anderen Kreisen<br />

Die Verwahrungsregelung des revidierten<br />

AT StGB wird au<strong>ch</strong> aus Kreisen der Strafverfolgung<br />

kritisiert. Diese mö<strong>ch</strong>ten eine<br />

Ausdehnung des Katalogs der Straftaten,<br />

die Anlass zur Verwahrung sein können<br />

(neu Art. 64 Abs. 1 StGB). Was sagen Sie<br />

als Jurist dazu?<br />

H.S.: Vorweg erinnere i<strong>ch</strong> daran, dass die<br />

neue Verwahrungsregelung des AT StGB<br />

das Ergebnis eines langen und sorgfältigen<br />

Gesetzgebungsverfahrens ist. In dessen<br />

Verlauf konnten au<strong>ch</strong> die Strafverfolgungsbehörden<br />

ihre Meinung einbringen. Das<br />

Parlament hat si<strong>ch</strong> intensiv mit dem Thema<br />

auseinandergesetzt und dazu vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Experten angehört. Wie fast jedes Gesetz<br />

ist au<strong>ch</strong> diese neue Regelung letztli<strong>ch</strong> ein<br />

politis<strong>ch</strong>er Kompromiss, der den einen zu<br />

weit und den andern zu wenig weit geht.<br />

Zur Sa<strong>ch</strong>e selbst sage i<strong>ch</strong> nur soviel: Die<br />

Verwahrung auf unbestimmte Zeit ist ein<br />

sehr eins<strong>ch</strong>neidender Eingriff in die Freiheit<br />

der betroffenen Täter. Eine Grundfrage ist<br />

daher, wie s<strong>ch</strong>wer die Straftat sein muss,<br />

damit die Verwahrung no<strong>ch</strong> verhältnismässig<br />

ist. Der revidierte AT StGB knüpft die<br />

Bejahung der Gefährli<strong>ch</strong>keit des Täters und<br />

damit dessen Verwahrung an zwei Voraussetzungen:<br />

Er muss eine wirkli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>were<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 25


Straftat begangen haben und zudem muss<br />

die ernsthafte Gefahr drohen, dass er wieder<br />

eine sol<strong>ch</strong>e Tat begehen wird.<br />

Vergessen wir au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t,<br />

dass die Verwahrungsregelung<br />

des revidierten StGB<br />

au<strong>ch</strong> auf Ersttäter anwendbar<br />

ist, die an keiner<br />

psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Störung leiden.<br />

Damit haben wir eine der strengsten<br />

Verwahrungsformen in Europa.<br />

Befür<strong>ch</strong>ten Sie, dass no<strong>ch</strong> andere Interessengruppen,<br />

die mit Teilen der AT-StGB-<br />

Revision ni<strong>ch</strong>t zufrieden sind, die Gelegenheit<br />

ergreifen, na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong>e Änderungen zu<br />

verlangen?<br />

H.S.: Diese Mögli<strong>ch</strong>keit kann man ni<strong>ch</strong>t<br />

auss<strong>ch</strong>liessen. Dafür gibt es im Moment<br />

aber keine Anhaltspunkte.<br />

Nehmen Emotionen zu?<br />

Die erfolgrei<strong>ch</strong>e Verwahrungsinitiative<br />

hat starke Emotionen geweckt. Ist künftig<br />

in der Strafgesetzgebung<br />

mit emotionaleren Positionen<br />

zu re<strong>ch</strong>nen?<br />

H.S.: Eine sol<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />

wüns<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mir ni<strong>ch</strong>t,<br />

aber eine Prognose mö<strong>ch</strong>te<br />

i<strong>ch</strong> da ni<strong>ch</strong>t wagen! Das hängt wesentli<strong>ch</strong><br />

davon ab, wie si<strong>ch</strong> künftig die Medien und<br />

die Politik in strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fragen verhalten.<br />

Jedenfalls sollte man si<strong>ch</strong> mit Vorteil<br />

wieder darauf besinnen, dass die S<strong>ch</strong>weiz in<br />

den letzten Jahrzehnten mit ihrer Zurückhaltung<br />

gegenüber rein repressiven Massnahmen<br />

gut gefahren ist. Im weltweiten<br />

Verglei<strong>ch</strong> hat die S<strong>ch</strong>weiz immer no<strong>ch</strong><br />

«Im weltweiten Verglei<strong>ch</strong> hat<br />

die S<strong>ch</strong>weiz immer no<strong>ch</strong><br />

niedrige Gefangenenzahlen.»<br />

«Die erfolgrei<strong>ch</strong>e Resozialisierung<br />

ist für alle Seiten das<br />

Beste.»<br />

niedrige Gefangenenzahlen und glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

eine tiefe Kriminalitätsrate. Das heisst aber<br />

selbstverständli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, dass bei gefährli<strong>ch</strong>en<br />

Tätern die Zügel wieder gelockert<br />

werden sollen. Gewaltdelikte<br />

von Wiederholungstätern<br />

wie den Mord von<br />

Zollikerberg darf es ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr geben!<br />

Opfers<strong>ch</strong>utz wird gross ges<strong>ch</strong>rieben<br />

In der Diskussion um die Verwahrungsinitiative<br />

war die Opfersi<strong>ch</strong>t vorherrs<strong>ch</strong>end.<br />

Kann das Abstimmungsergebnis au<strong>ch</strong> als<br />

späte Abre<strong>ch</strong>nung mit einer lange Zeit sehr<br />

auf den Täter zentrierten Strafgesetzgebung<br />

gedeutet werden?<br />

H.S.: Zumindest lässt das Ergebnis darauf<br />

s<strong>ch</strong>liessen, dass viele Leute den Eindruck<br />

hatten, die Strafgesetzgebung sei zu stark<br />

auf den Täter konzentriert − au<strong>ch</strong> wenn<br />

das, genau betra<strong>ch</strong>tet, oft ni<strong>ch</strong>t der Fall<br />

war. Aber man hat beispielsweise bei der<br />

Resozialisierung des Täters wohl zu wenig<br />

deutli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, dass sie ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong><br />

dem persönli<strong>ch</strong>en Wohl<br />

des Täters dient, sondern<br />

dass die erfolgrei<strong>ch</strong>e Resozialisierung<br />

für alle Seiten<br />

das Beste ist.<br />

Im Übrigen dienten in den<br />

letzten Jahren mehrere Revisionen des<br />

Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es eindeutig der Verstärkung<br />

des Opfers<strong>ch</strong>utzes. I<strong>ch</strong> erinnere vor<br />

allem an die Revisionen des Sexualstrafre<strong>ch</strong>ts,<br />

die unter Anderem eine Verlängerung<br />

der Verjährungsfristen und, etwa bei<br />

der häusli<strong>ch</strong>en Gewalt, die Umwandlung<br />

von Antrags- in Offizialdelikte bra<strong>ch</strong>ten.<br />

AUCH GEFÄNGNISSE UND HEIME MÜSSEN BEHINDERTENGERECHT SEIN<br />

Seit 1.1.<strong>2004</strong> gelten neue gesetzli<strong>ch</strong>e Regeln für öffentli<strong>ch</strong>e Bauten<br />

Am 1. Januar <strong>2004</strong> sind das Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsgesetz<br />

(BehiG) und<br />

die dazugehörige Verordnung in Kraft<br />

getreten. Diese Erlasse gelten au<strong>ch</strong> für<br />

den Bau von Strafanstalten und Erziehungsheimen.<br />

Na<strong>ch</strong> Auffassung des<br />

Bundesamts für Justiz (BJ) wird si<strong>ch</strong><br />

aber an den s<strong>ch</strong>on bisher zu beoba<strong>ch</strong>tenden<br />

Regeln ni<strong>ch</strong>ts Grundlegendes<br />

ändern.<br />

(Red.) Seit rund 15 Jahren gelten für die<br />

vom Bund erstellten oder subventionierten<br />

Seite 26 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Bauten die Weisungen des Bundesrates<br />

„über bauli<strong>ch</strong>e Vorkehren für Behinderte“<br />

vom 6. März 1989. Dana<strong>ch</strong> ist bei der Projektierung<br />

und Ausführung von Bauten den<br />

Bedürfnissen der Behinderten Re<strong>ch</strong>nung zu<br />

tragen, sofern daraus ni<strong>ch</strong>t unverhältnismässig<br />

hohe Kosten oder andere erhebli<strong>ch</strong>e<br />

Na<strong>ch</strong>teile entstehen. Das gilt namentli<strong>ch</strong> für<br />

den Bau oder Umbau von Einri<strong>ch</strong>tungen für<br />

den Straf- und Massnahmenvollzug. Das<br />

u.a. vom Bundesamt für Justiz herausgegebene<br />

Handbu<strong>ch</strong> für Bauten des Straf- und<br />

Massnahmenvollzugs hält dies ausdrückli<strong>ch</strong><br />

fest.<br />

Neues Gesetz bringt allgemeinere<br />

Regeln<br />

Mit dem neuen Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsgesetz<br />

und der entspre<strong>ch</strong>en Verordnung hat<br />

der Bund allgemeine Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen für<br />

diesen Berei<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>affen. Dem neuen Gesetz<br />

unterstehen namentli<strong>ch</strong> „öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>e<br />

Bauten und Anlagen, für wel<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> Inkrafttreten dieses Gesetzes eine<br />

Bewilligung für den Bau oder für die Erneuerung<br />

... erteilt wird“ (Art. 3 lit. a). Betroffenen<br />

Personen und teilweise au<strong>ch</strong> Behindertenorganisationen<br />

gewährt das Gesetz<br />

Einspru<strong>ch</strong>s- und Klagere<strong>ch</strong>te gegen<br />

ni<strong>ch</strong>t konforme Bauten (Art. 7 ff. BehiG).<br />

Für den Ents<strong>ch</strong>eid der Behörden und Geri<strong>ch</strong>te<br />

ist vor allem das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en<br />

dem Nutzen für den Behinderten und dem<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufwand massgebend (Art.<br />

11 BehiG).<br />

Das neue Re<strong>ch</strong>t<br />

Bundesgesetz über die Beseitigung von<br />

Bena<strong>ch</strong>teiligungen von Mens<strong>ch</strong>en mit<br />

Behinderungen (Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsgesetz,<br />

BehiG) vom 13. Dezember<br />

2002; SR 151.3.<br />

http://www.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/<strong>ch</strong>/d/sr/c151_3.html<br />

Verordnung über die Beseitigung von<br />

Bena<strong>ch</strong>teiligungen von Mens<strong>ch</strong>en mit<br />

Behinderungen (Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsverordnung,<br />

BehiV) vom 19. November<br />

2003; SR 151.31<br />

http://www.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/<strong>ch</strong>/d/sr/c151_31.html<br />

Vors<strong>ch</strong>riften für subventionierte<br />

Bauten<br />

Art. 15 Abs. 2 BehiG beauftragt den Bundesrat,<br />

für Bauten und Anlagen, die der<br />

Bund erstellt oder mitfinanziert, Vors<strong>ch</strong>riften<br />

über Vorkehren zu Gunsten Behinderter<br />

zu erlassen. Dementspre<strong>ch</strong>end hat der<br />

Bundesrat in Art. 8 seiner Verordnung<br />

(BehiV) namentli<strong>ch</strong> für Ämter, die Finanzhilfen<br />

na<strong>ch</strong> dem Subventionsgesetz ausri<strong>ch</strong>ten,<br />

die Norm SN 521 500/1988 „Behindertengere<strong>ch</strong>tes<br />

Bauen“ für massgebli<strong>ch</strong><br />

erklärt. Darunter fallen au<strong>ch</strong> die vom BJ<br />

gewährten Baubeiträge. Diese Norm über<br />

behindertengere<strong>ch</strong>tes Bauen war allerdings<br />

s<strong>ch</strong>on bisher zu bea<strong>ch</strong>ten, wie si<strong>ch</strong> aus dem<br />

Handbu<strong>ch</strong> für Bauten des Straf- und Massnahmenvollzuges<br />

ergibt.<br />

Kaum Praxisänderungen<br />

Ein Merkblatt des Bundesamts für Justiz<br />

informiert über die neue Gesetzgebung und<br />

deren Auswirkungen auf den Bau von Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

für den Straf- und Massnahmenvollzug.<br />

Im Grundsatz ändere si<strong>ch</strong> –<br />

dies das Fazit des Merkblatts – in diesem<br />

Berei<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts grundlegend. Massgebend<br />

seien weiterhin die s<strong>ch</strong>on bisher angewendeten<br />

Regeln über das behindertengere<strong>ch</strong>te<br />

Bauen.<br />

Neues Merkblatt<br />

Es kann auf der Internetseite des Bundesamts<br />

für Justiz, www.ofj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>,<br />

Rubrik Dienste – Straf- und Massnahmenvollzug<br />

– Baubeiträge abgerufen<br />

oder bei der Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />

bestellt werden (Adressen<br />

siehe 3. Ums<strong>ch</strong>lagseite).<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 27


ÜBERSTELLUNGEN ZWISCHEN DER<br />

SCHWEIZ UND BARBADOS BALD<br />

MÖGLICH<br />

Bundesrat genehmigt die Überstellungsvereinbarung<br />

zwis<strong>ch</strong>en<br />

der S<strong>ch</strong>weiz und Barbados<br />

Mit der Vereinbarung zwis<strong>ch</strong>en der<br />

S<strong>ch</strong>weiz und Barbados, bei Überstellungen<br />

Gegenre<strong>ch</strong>t zu halten, s<strong>ch</strong>afft<br />

der Bundesrat die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage,<br />

damit verurteilte Personen zur<br />

Strafverbüssung in ihren Heimatstaat<br />

zurückkehren können. Anstoss für<br />

diese bilaterale Vereinbarung gab der<br />

Fall einer S<strong>ch</strong>weizerin, die 1997 in<br />

Barbados wegen Drogendelikten zu<br />

einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren<br />

verurteilt worden ist.<br />

Da Barbados ni<strong>ch</strong>t Mitglied des Übereinkommens<br />

des Europarats über die Überstellung<br />

verurteilter Personen ist, hat si<strong>ch</strong><br />

eine bilaterale Lösung der Gegenre<strong>ch</strong>tsvereinbarung<br />

aufgedrängt 1 . Der Vorteil dieses<br />

Instrumentes liegt darin, dass es in einem<br />

vereinfa<strong>ch</strong>ten und in der Regel ras<strong>ch</strong>en<br />

Verfahren abges<strong>ch</strong>lossen werden kann. Zudem<br />

s<strong>ch</strong>afft es eine re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Basis für<br />

künftige Überstellungsfälle zwis<strong>ch</strong>en den<br />

beiden Ländern.<br />

Quelle: Medienmitteilung des Eidg. Justizund<br />

Polizeidepartements vom 11. Februar<br />

<strong>2004</strong><br />

ZUSATZPROTOKOLL ZUM ÜBER-<br />

STELLUNGSÜBEREINKOMMEN<br />

GENEHMIGT<br />

Die Eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte haben am<br />

19. Dezember 2003 das Zusatzprotokoll<br />

zum Übereinkommen des Europarats über<br />

die Überstellung verurteilter Personen genehmigt<br />

und den Bundesrat ermä<strong>ch</strong>tigt, das<br />

Zusatzprotokoll zu ratifizieren. Die Referendumsfrist<br />

für diesen Parlamentsbes<strong>ch</strong>luss<br />

läuft – voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unbenutzt – am<br />

8. <strong>April</strong> <strong>2004</strong> ab.<br />

Das Zusatzprotokoll erlaubt namentli<strong>ch</strong> die<br />

Überstellung eines Verurteilten in seinen<br />

Heimatstaat au<strong>ch</strong> ohne seine Zustimmung<br />

(vgl. dazu info bulletin Nr. 3/03, S. 3. ff.)<br />

Text des Bundesbes<strong>ch</strong>lusses mit den Änderungen<br />

des Re<strong>ch</strong>tshilfegesetzes:<br />

Bundesblatt 2003 S. 8247<br />

http://www.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/<strong>ch</strong>/d/ff/2003/8247.pdf<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz liess Barbados im August 1998<br />

den Entwurf einer Gegenre<strong>ch</strong>tsvereinbarung<br />

zukommen. Im Januar <strong>2004</strong> konnte der<br />

Text na<strong>ch</strong> diversen Änderungswüns<strong>ch</strong>en der<br />

Barbader bereinigt werden. Na<strong>ch</strong> dem Ents<strong>ch</strong>eid<br />

des Bundesrates vom 11. Februar<br />

<strong>2004</strong> wird die Vereinbarung mit einem Notenaustaus<strong>ch</strong><br />

in Kraft gesetzt. Die Vereinbarung<br />

tritt mit der Antwortnote der barbadis<strong>ch</strong>en<br />

Behörden auf die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Note in Kraft. Ans<strong>ch</strong>liessend kann das Bundesamt<br />

für Justiz ein Überstellungsersu<strong>ch</strong>en<br />

in Barbados einrei<strong>ch</strong>en. Sobald diesem zugestimmt<br />

ist, kann die Überstellung der in<br />

Barbados inhaftierten S<strong>ch</strong>weizerin in die<br />

Wege geleitet werden.<br />

1 Verglei<strong>ch</strong>e dazu den Beri<strong>ch</strong>t “Ni<strong>ch</strong>t nur im Dienste<br />

der Resozialisierung” im info bulletin Nr. 3/03, S. 1 ff.<br />

Seite 28 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


KURZINFORMATIONEN<br />

GEMEINNÜTZIGE ARBEIT NUN AUCH<br />

IM TESSIN<br />

Gemeinnützige Arbeit bis zu drei Monaten<br />

kann nunmehr au<strong>ch</strong> im Kanton Tessin angeordnet<br />

werden. Das Eidg. Justiz- und<br />

Polizeidepartement hat am 9. Dezember<br />

2003 die entspre<strong>ch</strong>ende Bewilligung erteilt.<br />

No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eingeführt ist diese Alternativsanktion<br />

damit nur in den Kantonen Nidwalden<br />

und Jura.<br />

Statistis<strong>ch</strong>e Hinweise zur gemeinnützigen<br />

Arbeit:<br />

http://www.statistik.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/stat_<strong>ch</strong>/ber19/tig<br />

/dtfr19_tig.htm<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen S<strong>ch</strong>werpunkten angeboten,<br />

beispielsweise „Partners<strong>ch</strong>aft ohne Gewalt“.<br />

Der Modellversu<strong>ch</strong> wurde zwis<strong>ch</strong>en 1999<br />

und 2003 dur<strong>ch</strong>geführt und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

begleitet. Bis zum Herbst 2005 soll seine<br />

Evaluation abges<strong>ch</strong>lossen sein.<br />

Konataktperson für weitere Auskünfte:<br />

Heidi Hollenweger<br />

Bewährungsdienst Züri<strong>ch</strong> II<br />

Lernprogramme<br />

Feldeggstr. 42<br />

8090 Züri<strong>ch</strong><br />

Tel. 043 259 83 06<br />

E-Mail: heidi.hollenweger@ji.zh.<strong>ch</strong><br />

HOHE AUSZEICHNUNG FÜR<br />

MODELLVERSUCH<br />

Der Modellversu<strong>ch</strong> „Lernprogramme als<br />

neue Interventionsform der Strafjustiz“ der<br />

Bewährungs- und Vollzugsdienste Züri<strong>ch</strong><br />

wurde mit dem International Community<br />

Justice Award als bestes Projekt der Kategorie<br />

„Neuland ers<strong>ch</strong>liessen“ ausgezei<strong>ch</strong>net.<br />

Die britis<strong>ch</strong>e Prinzessin Anne gratulierte der<br />

Projektleiterin, Heidi Hollenweger, persönli<strong>ch</strong><br />

anlässli<strong>ch</strong> einer internationalen Konferenz,<br />

die Ende Januar <strong>2004</strong> in London<br />

stattfand.<br />

Der Modellversu<strong>ch</strong> wurde vom Bundesamt<br />

für Justiz in mehrfa<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t stark unterstützt,<br />

so namentli<strong>ch</strong> mit einem Beitrag<br />

von insgesamt rund 2 Millionen Franken.<br />

Die „Lernprogramme“ sind Gruppentrainigs<br />

für Straffällige mit dem Ziel, das Risiko erneuter<br />

Straffälligkeit zu vermindern. Sie<br />

werden in der Regel bei Verurteilungen zu<br />

bedingten Freiheitsstrafen angeboten. Die<br />

Gruppentrainings, an denen 6-12 Personen<br />

teilnehmen, umfassen 10-14 zweistündige<br />

wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>e Gruppensitzungen; in Na<strong>ch</strong>gesprä<strong>ch</strong>en<br />

vertiefen die Teilnehmenden das<br />

Gelernte. Es werden Lernprogramme mit<br />

NEUE AUFGABE FÜR ANDRÉ<br />

VALLOTTON<br />

Der Waadtländer Regierungsrat hat den<br />

langjährigen Leiter des Strafvollzugsdienstes<br />

des Kantons Waadt, André Vallotton,<br />

zum Delegierten für Strafvollzugsangelegenheiten<br />

ernannt. Als sol<strong>ch</strong>er wird si<strong>ch</strong><br />

Vallotton insbesondere der Fragen annehmen,<br />

die si<strong>ch</strong> für den Kanton aus dem revidierten<br />

Allgemeinen Teil des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />

und dem neuen Jugendstrafgesetz<br />

ergeben. André Vallotton hat seine neue<br />

Tätigkeit Ende Februar <strong>2004</strong> aufgenommen.<br />

Er wird aber seine bisherigen Funktionen<br />

beim Europarat sowie als Berater und Experte<br />

beibehalten. Er verlasse die Front,<br />

erklärte André Vallotton gegenüber dem<br />

info bulletin, um si<strong>ch</strong> nunmehr hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

der Grundlagen- und der Konzeptarbeit<br />

zu widmen.<br />

André Vallotton leitete den Waadtländer<br />

Strafvollzugsdienst während 13 Jahren.<br />

Seine Na<strong>ch</strong>folge übernimmt Olivier Dugnat,<br />

bisher Leiter des Dienstes für Zivils<strong>ch</strong>utz<br />

und Militär im Kanton Waadt.<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 29


FORUM<br />

NACHDIPLOMSTUDIUM „KIRCHE IM<br />

STRAF- UND MASSNAHMEN-<br />

VOLLZUG“<br />

Theologen, die in der Praxis stehen und in<br />

ihrer seelsorgerli<strong>ch</strong>en Tätigkeit Mens<strong>ch</strong>en in<br />

einer Strafanstalt betreuen, können in einem<br />

Lehrgang die spezifis<strong>ch</strong>en Kenntnisse<br />

dafür erwerben. Im Februar 2005 beginnt<br />

das vierte Na<strong>ch</strong>diplomstudium der Universität<br />

Bern unter dem Titel „Kir<strong>ch</strong>e im Strafund<br />

Massnahmenvollzug“. Dazu können<br />

au<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-Theologen mit akademis<strong>ch</strong>em<br />

Abs<strong>ch</strong>luss und Erfahrung im Straf- und<br />

Massnahmenvollzug zugelassen werden.<br />

Der von der Christkatholis<strong>ch</strong>en und Evangelis<strong>ch</strong>en<br />

Theologis<strong>ch</strong>en Fakultät auf ökumenis<strong>ch</strong>er<br />

Basis dur<strong>ch</strong>geführte Lehrgang ist<br />

in Module gegliedert, in wel<strong>ch</strong>en die Teilnehmenden<br />

neben der theologis<strong>ch</strong>en und<br />

sozialen Dimension au<strong>ch</strong> Fragen des Re<strong>ch</strong>ts<br />

und des Straf- und Massnahmenvollzuges<br />

kennen lernen.<br />

Anmeldefrist für dieses Studium ist der<br />

30. <strong>April</strong> <strong>2004</strong>.<br />

Der Kursprospekt ist erhältli<strong>ch</strong> bei folgender<br />

Adresse:<br />

Universität Bern<br />

Koordinationsstelle für Weiterbildung<br />

NDS Kir<strong>ch</strong>e im Straf- und Massnahmenvollzug<br />

Falkenplatz 16<br />

3012 Bern<br />

Tel. 031 631 39 28<br />

kwb@kwb.unibe.<strong>ch</strong><br />

Auskünfte erteilt:<br />

Pfarrer Willi Nafzger<br />

Hubelmattstrasse 7<br />

3007 Bern<br />

Tel. 031 371 14 68<br />

w.nafzger@tiscali.<strong>ch</strong><br />

IMMER MEHR JUGENDLICHE WEGEN<br />

CANNABIS-KONSUMS VERZEIGT<br />

Ein Grossteil der polizeili<strong>ch</strong>en Verzeigungen<br />

wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />

(BetmG) betrifft den Konsum<br />

von Cannabis. Im vergangenen Jahrzehnt<br />

hat die Zahl sol<strong>ch</strong>er Verzeigungen laufend<br />

zugenommen. Von diesem Anstieg sind vor<br />

allem Jugendli<strong>ch</strong>e betroffen.<br />

Diese Feststellungen trifft das Bundesamt<br />

für Statistik (BFS) in seiner Anfang <strong>2004</strong><br />

ers<strong>ch</strong>ienenen Studie „Drogen und Strafre<strong>ch</strong>t<br />

– Anzeigen und Verurteilungen wegen<br />

Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz,<br />

1990-2001“. Die Untersu<strong>ch</strong>ung enthält<br />

viele weitere, mit Grafiken illustrierte<br />

Angaben zu diesem Thema.<br />

Die Publikation kann zum Preis von Fr. 9.--<br />

unter der Artikelnummer 132-0100 beim<br />

BFS bestellt werden:<br />

order@bfs.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> oder Tel. 032 713 60<br />

60; Fax 032 713 60 61<br />

„KAMPF GEGEN DIE STRAFLOSIG-<br />

KEIT“<br />

Bernard Bertossa, der frühere Generalstaatsanwalt<br />

des Kantons Genf, hat gemeinsam<br />

mit vier weiteren Genfer Juristen<br />

unter dem Titel „Der Kampf gegen die<br />

Straflosigkeit im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t“ ein<br />

gut 130 starkes Handbu<strong>ch</strong> verfasst über die<br />

juristis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten, die für internationale<br />

Verbre<strong>ch</strong>en verantwortli<strong>ch</strong>en Personen<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zu verfolgen.<br />

Die Originalausgabe des Handbu<strong>ch</strong>es<br />

ers<strong>ch</strong>ien 2003 in französis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e.<br />

Herausgeberin ist die „S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

gegen Straflosigkeit – TRIAL<br />

(track impunity always)“, die si<strong>ch</strong> im Kampf<br />

gegen die Straflosigkeit der Urheber von<br />

Völkermord, von Folterern und Kriegsverbre<strong>ch</strong>ern<br />

engagiert.<br />

Seite 30 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>


Das Bu<strong>ch</strong> wird kostenlos abgegeben und<br />

kann bei folgender Adresse bestellt werden:<br />

TRIAL, Case postale 5116, 1211 Genève 11<br />

info@trial-<strong>ch</strong>.org<br />

www.trial-<strong>ch</strong>.org<br />

info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 31


IMPRESSUM<br />

Herausgeberin<br />

Bundesamt für Justiz, Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />

Dr. Priska S<strong>ch</strong>ürmann<br />

Redaktion<br />

Redaktor:<br />

Übersetzer:<br />

Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong><br />

Tel. +41 31 322 40 12; peter.ullri<strong>ch</strong>@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Pierre Greiner<br />

Tel. +41 31 322 41 48; pierre.greiner@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Produzentin: Andrea Stämpfli<br />

Tel. +41 31 322 41 28; andrea.staempfli@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Bestellung, Anfragen, Adressänderungen und andere Mitteilungen<br />

Bundesamt für Justiz<br />

Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />

3003 Bern<br />

Tel. +41 31 / 322 41 28, Sekretariat<br />

Fax +41 31 / 322 78 73<br />

Internet: http://www.ofj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/themen/bullsmv/intro-d.htm<br />

http://www.ofj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> (Homepage des Bundesamts für Justiz)<br />

Copyright / Abdruck<br />

Bundesamt für Justiz<br />

Abdruck unter Quellenangabe erwüns<strong>ch</strong>t mit der Bitte um Zustellung eines Belegexemplars.<br />

29. Jahrgang, <strong>2004</strong> / ISSN 1420-2638

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