April 1/2004 - EJPD - admin.ch
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info bulletin info<br />
Informationen zum Straf- und<br />
Massnahmenvollzug<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />
3003 Bern<br />
Nr. 1 <strong>April</strong> <strong>2004</strong>
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis Nr. 1 - <strong>April</strong> <strong>2004</strong><br />
IN EIGENER SACHE<br />
„Minderheiten sollen ni<strong>ch</strong>t unter die Räder geraten“ 3<br />
Blick zurück mit Dank 8<br />
BERICHTE<br />
Katalanis<strong>ch</strong>e Anstalten kamen den Reisenden ni<strong>ch</strong>t „spanis<strong>ch</strong>“ vor 10<br />
Auf vielen Ebenen die Qualität des Strafvollzugs si<strong>ch</strong>ern und steigern 14<br />
Kluger Umgang mit knappen Krediten 18<br />
GESETZGEBUNG<br />
Balanceakt über einem Minenfeld 24<br />
Au<strong>ch</strong> Gefängnisse und Heime müssen behindertengere<strong>ch</strong>t sein 26<br />
Überstellungen zwis<strong>ch</strong>en der S<strong>ch</strong>weiz und Barbados bald mögli<strong>ch</strong> 28<br />
Zusatzprotokoll zum Überstellungsübereinkommen genehmigt 28<br />
KURZINFORMATIONEN<br />
Gemeinnützige Arbeit nun au<strong>ch</strong> im Tessin 29<br />
Hohe Auszei<strong>ch</strong>nung für Modellversu<strong>ch</strong> 29<br />
Neue Aufgabe für André Vallotton 29<br />
FORUM<br />
Na<strong>ch</strong>diplomstudium „Kir<strong>ch</strong>e im Straf- und Massnahmenvollzug“ 30<br />
Immer mehr Jugendli<strong>ch</strong>e wegen Cannabis-Konsums verzeigt 30<br />
„Kampf gegen die Straflosigkeit“ 30<br />
Abs<strong>ch</strong>ied<br />
Katalonien<br />
30 Jahre wirkte Dr. Priska ist ni<strong>ch</strong>t nur lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>ürmann in der Sektion reizvoll. Auf einer Studienreise<br />
Straf- und Masssnahmenvollzug,<br />
davon gut 15 Jahre als leiter au<strong>ch</strong> erfahren, wie ihre<br />
konnten S<strong>ch</strong>weizer Gefängnis-<br />
deren Chefin. Ende <strong>April</strong> zieht Kollegen in der autonomen<br />
sie si<strong>ch</strong> aus dem Berufsleben spanis<strong>ch</strong>en Region um Barcelona<br />
die Probleme im Strafvoll-<br />
zurück. In einem Interview<br />
zieht sie Bilanz und s<strong>ch</strong>aut zug meistern.<br />
na<strong>ch</strong> vorne.<br />
Seite 3<br />
Seite 10<br />
Lebenslange Verwahrung<br />
Na<strong>ch</strong> ihrer Annahme am 8. Februar<br />
muss die Verwahrungsinitiative<br />
jetzt umgesetzt werden.<br />
Das info bulletin spra<strong>ch</strong><br />
mit Heinz Sutter vom BJ über<br />
die damit verbundenen Probleme<br />
und mögli<strong>ch</strong>e Folgen für<br />
die Strafgesezgebung.<br />
Seite 24
IN EIGENER SACHE<br />
„MINDERHEITEN SOLLEN NICHT UNTER DIE RÄDER GERATEN“<br />
Priska S<strong>ch</strong>ürmann zieht si<strong>ch</strong> aus dem Berufsleben zurück<br />
Mehr als 30 Jahre lang hat Dr. Priska<br />
S<strong>ch</strong>ürmann in der Sektion Straf- und<br />
Massnahmenvollzug des Bundesamts<br />
für Justiz (BJ) gewirkt, davon gut 15<br />
Jahre als deren Chefin. Auf ihrem Arbeitsgebiet<br />
hat sie in dieser Zeit viele<br />
Entwicklungen miterlebt und mitgeprägt.<br />
Am 1. Mai <strong>2004</strong> übergibt sie den<br />
Stab ihrem Na<strong>ch</strong>folger, Walter Troxler.<br />
Wir fragten Priska S<strong>ch</strong>ürmann na<strong>ch</strong> Erfolgen,<br />
Erfahrungen und Einsi<strong>ch</strong>ten.<br />
Peter Ullri<strong>ch</strong> *<br />
Priska S<strong>ch</strong>ürmann - ganz kurz<br />
1944 in Olten geboren<br />
S<strong>ch</strong>ulen in Olten, Handelsmatura<br />
Studium der Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften,<br />
Soziologie (Hauptfa<strong>ch</strong>) und Psy<strong>ch</strong>ologie<br />
an der Universität Bern; Abs<strong>ch</strong>luss<br />
als Dr.rer.pol.<br />
Ab 1973 Sa<strong>ch</strong>bearbeiterin in der Sektion<br />
Straf- und Massnahmenvollzug des<br />
BJ<br />
Ab 1977 Stellvertreterin des Sektions<strong>ch</strong>efs<br />
Ab 1987 bzw. 1989 Chefin der Sektion<br />
Straf- und Massnahmenvollzug<br />
Vorsitzende des Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>usses für<br />
Modellversu<strong>ch</strong>e<br />
Mitglied der Expertenkommission Kriminalstatistik<br />
des Bundesamts für Statistik<br />
Mitglied des Stiftungsrates des<br />
S<strong>ch</strong>weiz. Ausbildungszentrums für das<br />
Strafvollzugspersonal<br />
Mitglied des Europaratskomitees der<br />
Leiter der Strafvollzugs-Verwaltungen<br />
* Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong> ist Redaktor des info bulletin. Er<br />
führte das Interview mit Dr. Priska S<strong>ch</strong>ürmann.<br />
info bulletin: Frau S<strong>ch</strong>ürmann, Sie haben<br />
si<strong>ch</strong> fast Ihr ganzes Berufsleben lang<br />
mit Fragen des Straf- und Massnahmenvollzugs<br />
befasst. Woher kommt die Faszination<br />
für dieses Thema?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Während meines Studiums der<br />
Volkswirts<strong>ch</strong>aft und der Sozialwissens<strong>ch</strong>aften<br />
habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit Hitlers Rassengesetzen<br />
im Dritten Rei<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>äftigt, also jenen<br />
„Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen“, wel<strong>ch</strong>e die Verni<strong>ch</strong>tung<br />
der jüdis<strong>ch</strong>en Bevölkerung in Europa<br />
zum Ziele hatten. Die Juden waren damals<br />
eine Minderheit, wie es in jeder Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
deren vers<strong>ch</strong>iedene gibt. Straffällige und<br />
s<strong>ch</strong>wer erziehbare Kinder – wie gewisse<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e vor dreissig Jahren no<strong>ch</strong> genannt<br />
wurden – gehören ebenfalls zu den<br />
Minderheiten und stehen oft auf der S<strong>ch</strong>attenseite<br />
des Lebens. Meine Diplomarbeit<br />
s<strong>ch</strong>rieb i<strong>ch</strong> über die Resozialisierung von<br />
Strafgefangenen. Dazu habe i<strong>ch</strong> ein Dutzend<br />
Männer zu ihrem Erleben im Strafvollzug<br />
befragt.<br />
Das Studium hat mir gezeigt, wie der Staat<br />
mit s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Mitgliedern seiner Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
zum Teil verni<strong>ch</strong>tend umgehen kann.<br />
Mein berufli<strong>ch</strong>es Ziel war, auf staatli<strong>ch</strong>er<br />
Ebene dazu beizutragen, dass Minderheiten<br />
ni<strong>ch</strong>t unter die Räder geraten.<br />
Bessere Stellung der Gefangenen<br />
Als Sie 1973 ins Bundesamt für Justiz<br />
eintraten, sah die Welt no<strong>ch</strong> anders aus,<br />
au<strong>ch</strong> im Justizvollzug. Wo erkennen Sie die<br />
Hauptunters<strong>ch</strong>iede zu heute?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Die Re<strong>ch</strong>te der Eingewiesenen waren<br />
damals eher kleinges<strong>ch</strong>rieben, Strafvollzug<br />
bedeutete teilweise au<strong>ch</strong> Entmündigung.<br />
Der Aufbru<strong>ch</strong> in den Jahren um 1968<br />
hatte no<strong>ch</strong> wenig Nieders<strong>ch</strong>lag im Vollzug<br />
gefunden. In den Erziehungsheimen war die<br />
Entwicklung jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on voll im Gange,<br />
und die Forderungen der damaligen Kritiker<br />
(„Heimkampagne“) zum Teil umgesetzt. In<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 3
diesem Berei<strong>ch</strong> haben die Entwicklungen<br />
seither mit der Zeit S<strong>ch</strong>ritt halten können.<br />
Im Erwa<strong>ch</strong>senenvollzug<br />
s<strong>ch</strong>lug das Pendel eher auf<br />
die andere Seite: Der Delinquierende<br />
wurde zum<br />
Opfer seiner Umwelt und<br />
der Gesells<strong>ch</strong>aft erklärt,<br />
oder er wurde als Kranker qualifiziert; damit<br />
wurde ihm ein grosser Teil der Verantwortung<br />
für seine Taten entzogen. Besonders<br />
die A<strong>ch</strong>tzigerjahre waren von relativ<br />
milden Freiheitsstrafen für s<strong>ch</strong>were Verbre<strong>ch</strong>en<br />
geprägt. Heute s<strong>ch</strong>lägt das Pendel<br />
wieder zurück: Sti<strong>ch</strong>wort Verwahrungsinitiative.<br />
Insgesamt hat si<strong>ch</strong> aber die<br />
Re<strong>ch</strong>tsstellung der Inhaftierten verbessert.<br />
Qualitätsförderung und -kontrolle<br />
Qualität und Qualitätssi<strong>ch</strong>erung ist Ihnen<br />
ein wi<strong>ch</strong>tiges Anliegen. Auf wel<strong>ch</strong>en Gebieten<br />
der Subventionstätigkeit konnten Sie<br />
diesen Anspru<strong>ch</strong> besonders gut verwirkli<strong>ch</strong>en?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Die Qualität der Heimerziehung zu<br />
erhöhen, ist ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> mein persönli<strong>ch</strong>es<br />
Anliegen, sondern Auftrag des Gesetzgebers.<br />
Beim ersten Paket der Aufgaben-<br />
Neuverteilung zwis<strong>ch</strong>en Bund und Kantonen<br />
beabsi<strong>ch</strong>tigte der Bundesrat, si<strong>ch</strong> aus der<br />
stationären Jugendhilfe zurückzuziehen.<br />
Das Parlament ents<strong>ch</strong>ied jedo<strong>ch</strong> anders und<br />
beauftragte den Bund, mit seinen Subventionen<br />
die Koordination im Heimberei<strong>ch</strong> zu<br />
übernehmen und die Qualität der Heime zu<br />
erhöhen. Indem die Sektion Straf- und<br />
Massnahmenvollzug Qualität fordert, fördert<br />
und si<strong>ch</strong>ern will, erfüllt sie den gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Auftrag.<br />
«Die Re<strong>ch</strong>tsstellung der<br />
Inhaftierten hat si<strong>ch</strong><br />
verbessert.»<br />
einfa<strong>ch</strong>e Kontrollme<strong>ch</strong>anismen in die Überprüfung<br />
einbauen. Vor allem aber wollen<br />
wir das Verfahren neu gestalten: Wir werden<br />
den operativen Berei<strong>ch</strong><br />
vermehrt den kantonalen<br />
Verbindungsstellen<br />
überlassen und uns stärker<br />
auf der strategis<strong>ch</strong>en<br />
Ebene engagieren. Ob dies<br />
konkrete Auswirkungen über den Heimberei<strong>ch</strong><br />
hinaus haben wird, ist s<strong>ch</strong>wer vorauszusagen,<br />
jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />
„Jugendknast“ ist die fals<strong>ch</strong>e Antwort<br />
Im Zusammenhang mit der Jugendgewalt<br />
ist oft der Ruf na<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossenen Unterbringungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
zu hören. Werden<br />
aus Heimen zunehmend „Jugendknäste“?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Dies ist eine der Antworten auf Jugendgewalt<br />
und Jugendkriminalität, die<br />
Jugendri<strong>ch</strong>terinnen und Jugendri<strong>ch</strong>ter sowie<br />
einweisende Stellen heute geben wollen.<br />
Für mi<strong>ch</strong> ist es die fals<strong>ch</strong>e. Das heisst ni<strong>ch</strong>t,<br />
dass i<strong>ch</strong> eine Unterbringung im ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Rahmen ablehne. I<strong>ch</strong> selbst wurde vor<br />
bald zwanzig Jahren im „Blick“ angegriffen,<br />
weil i<strong>ch</strong> bei der Eröffnung einer ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Anstalt für Na<strong>ch</strong>erziehung Freude darüber<br />
geäussert hatte.<br />
„Ges<strong>ch</strong>lossen“ darf ni<strong>ch</strong>t Eins<strong>ch</strong>luss in einer<br />
Zelle, sondern muss Offenheit im Innern<br />
der Einri<strong>ch</strong>tung bedeuten. Ein Weglaufen<br />
aus der Institution soll verhindert werden,<br />
damit si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en dem Betreuungsangebot<br />
der sozialpädagogis<strong>ch</strong> Tätigen<br />
ni<strong>ch</strong>t entziehen können. Dies ist die heutige<br />
Anforderung an eine ges<strong>ch</strong>lossene Erziehungseinri<strong>ch</strong>tung,<br />
wenn diese subventioniert<br />
werden soll.<br />
Sie haben in den letzten Monaten ein<br />
Projekt „Neue Subventionspraxis“ (NSP)<br />
aufgegleist. Was ist daran neu, und wird<br />
si<strong>ch</strong> diese Neuausri<strong>ch</strong>tung über den Heimberei<strong>ch</strong><br />
hinaus auswirken?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Wir mussten feststellen, dass die<br />
zur Zeit der Anerkennung eines Heimes<br />
geforderte Qualität ni<strong>ch</strong>t immer beibehalten<br />
wird. Das Projekt NSP will nun die Qualitätssi<strong>ch</strong>erung<br />
institutionalisieren. Mit vermehrten<br />
Kontrollen wäre das zwar am besten<br />
mögli<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> fehlen uns dafür die<br />
personellen Ressourcen. Daher werden wir<br />
Im Übrigen bleibe i<strong>ch</strong> davon überzeugt,<br />
dass Jugendkriminalität primär mit fals<strong>ch</strong>er<br />
Erziehung und gestörter Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung<br />
zu tun hat. Das Jugendstrafre<strong>ch</strong>t<br />
stellt denn au<strong>ch</strong> den Täter in den<br />
Mittelpunkt und ni<strong>ch</strong>t die Tat. Mit der neu<br />
ins Jugendstrafgesetz aufgenommenen<br />
vierjährigen Freiheitsstrafe gerät diese Maxime<br />
allerdings ins Wanken. Unnötig zu<br />
betonen, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in der damaligen<br />
Expertenkommission gegen diese Strafe<br />
ausgespro<strong>ch</strong>en habe.<br />
Seite 4 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Dafür zu sorgen, dass aus den heutigen<br />
Erziehungsheimen keine „Jugendknäste“<br />
werden, gehört zu den Aufgaben der Sektion<br />
Straf- und Massnahmenvollzug: Wir<br />
subventonieren Erziehungsheime, na<strong>ch</strong>dem<br />
diese in einem anspru<strong>ch</strong>svollen Anerkennungsverfahren<br />
auf Herz und Nieren geprüft<br />
worden sind – und<br />
bewiesen haben, dass sie<br />
au<strong>ch</strong> für s<strong>ch</strong>wer delinquente<br />
und gewalttätige<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e eine andere<br />
Antwort haben als den Eins<strong>ch</strong>luss.<br />
Si<strong>ch</strong>erheit: ein Kriterium unter vielen<br />
Von aussen meint man oft, Gefängnisse<br />
müssten vor allem si<strong>ch</strong>er sein. Ist Si<strong>ch</strong>erheit<br />
au<strong>ch</strong> für Sie das Hauptkriterium für<br />
einen guten Neu- oder Umbau?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Grundlage jeder bauli<strong>ch</strong>en und<br />
konzeptionellen Überlegung ist die Frage,<br />
für wel<strong>ch</strong>e Klientel ein Bauwerk erstellt<br />
wird. Dabei ist Si<strong>ch</strong>erheit ein Kriterium,<br />
aber bei weitem ni<strong>ch</strong>t das wi<strong>ch</strong>tigste. Gute<br />
Bauten zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> aus dur<strong>ch</strong> ein auf die<br />
Bedürfnisse der Klientel abgestimmtes<br />
Raumkonzept (inkl. Si<strong>ch</strong>erheitsanforderungen),<br />
ausserdem dur<strong>ch</strong> hohe Funktionalität,<br />
flexibel verwendbare Räumli<strong>ch</strong>keiten und<br />
ein gutes Betriebskonzept. Ni<strong>ch</strong>t zu vergessen<br />
sind eine gewisse Wohnli<strong>ch</strong>keit für die<br />
Insassen und Behagli<strong>ch</strong>keit vermittelnde<br />
Räumli<strong>ch</strong>keiten für das Personal.<br />
Das massgebli<strong>ch</strong> von Ihrer Sektion verantwortete<br />
„Handbu<strong>ch</strong> für Bauten des Strafund<br />
Massnahmenvollzuges“ wurde zu einem<br />
eigentli<strong>ch</strong>en Bestseller. Liess si<strong>ch</strong> damit<br />
eine gewisse „unité de doctrine“ im Anstalts-<br />
und Heimbau verwirkli<strong>ch</strong>en?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Ja. Das Handbu<strong>ch</strong><br />
legt Norm- und Ri<strong>ch</strong>tgrössen<br />
für Räume fest, die bei<br />
einem Anstaltsbau zu berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />
sind. Damit<br />
werden au<strong>ch</strong> die Erstellungskosten<br />
kanalisiert. Das Handbu<strong>ch</strong> ist<br />
für die Bauherrs<strong>ch</strong>aft und die Ar<strong>ch</strong>itekten,<br />
die einen Anstaltsbau planen, eine gute<br />
Orienterungsgrundlage. Darin sind au<strong>ch</strong><br />
Normen quantifiziert, die aus internationalen<br />
Konventionen stammen, dort aber nur<br />
allgemein ums<strong>ch</strong>rieben sind.<br />
Einfa<strong>ch</strong> genial!<br />
«Die Idee der Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />
ist überras<strong>ch</strong>end<br />
einfa<strong>ch</strong>.»<br />
«Jeder Modellversu<strong>ch</strong> ist<br />
innovativ, sonst ist er kein<br />
Modellversu<strong>ch</strong>.»<br />
Sie haben im Bauberei<strong>ch</strong> die sog. „Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale“<br />
eingeführt. Was ist ihr<br />
Vorteil, namentli<strong>ch</strong> gegenüber anderen im<br />
Bund verwendeten Bemessungsmethoden?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Die Idee ist genial<br />
und überras<strong>ch</strong>end einfa<strong>ch</strong><br />
zuglei<strong>ch</strong>, denn ihr liegt der<br />
Platzbedarf eines Eingewiesenen<br />
zu Grunde. Ein<br />
Insasse brau<strong>ch</strong>t ja ni<strong>ch</strong>t<br />
nur eine Zelle von 10 m 2 plus Nassberei<strong>ch</strong>,<br />
sondern au<strong>ch</strong> einen Arbeitsplatz, einen Anteil<br />
an Freizeiträumli<strong>ch</strong>keiten, am Effektenlager,<br />
an Besu<strong>ch</strong>s-, Arzt- und Zahnarztzimmern.<br />
Dieser Bedarf wurde ermittelt,<br />
a<strong>ch</strong>t vers<strong>ch</strong>iedenen Berei<strong>ch</strong>en zugeteilt und<br />
bildet die Basis für die drei Modellanstalten.<br />
Die Methode wirkt kostensenkend; denn wir<br />
subventionieren nur die Modellflä<strong>ch</strong>e eines<br />
jeden Berei<strong>ch</strong>es. Will ein Bauherr flä<strong>ch</strong>enmässig<br />
grösser bauen, kann er das zwar<br />
tun, bekommt jedo<strong>ch</strong> nur einen Beitrag für<br />
die modellhaft ermittelte Flä<strong>ch</strong>e eines jeden<br />
Berei<strong>ch</strong>es.<br />
Modellversu<strong>ch</strong>e mit na<strong>ch</strong>haltiger Wirkung<br />
2003 veröffentli<strong>ch</strong>te Ihre Sektion einen<br />
Überblick über die in den letzten 15 Jahren<br />
dur<strong>ch</strong>geführten rund 30 Modellversu<strong>ch</strong>e 1 .<br />
Wel<strong>ch</strong>er dieser „neuen Wege“ hat für Sie<br />
die na<strong>ch</strong>haltigsten Verbesserungen im Vollzug<br />
bewirkt?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gesehen und<br />
au<strong>ch</strong> punkto betroffener Verurteilter ist die<br />
Erprobung der alternativen Vollzugsformen<br />
wie gemeinnützige Arbeit, Halbgefangens<strong>ch</strong>aft<br />
und Electronic Monitoring<br />
am erfolgrei<strong>ch</strong>sten.<br />
Auf die einzelne Person<br />
bezogen, haben aber meines<br />
Era<strong>ch</strong>tens jene Modellversu<strong>ch</strong>e<br />
die na<strong>ch</strong>haltigsten Wirkungen<br />
erbra<strong>ch</strong>t, bei denen die individuelle Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung<br />
im Vordergrund stand:<br />
Das betrifft die Arbeitsprogression in einer<br />
1 „Neue Wege im Straf- und Massnahmenvollzug“,<br />
herausgegeben vom Bundesamt für Justiz, Bern 2003.<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 5
Massnahmenanstalt, die Arbeitsprogramme<br />
für leistungss<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Insassen oder die<br />
umweltbezogene Ausbildung für arbeitslose<br />
weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e. In diesem letzteren<br />
Versu<strong>ch</strong> konnte bewiesen werden, wel<strong>ch</strong><br />
grosses kreatives Potenzial in jungen Frauen<br />
steckt.<br />
Von besonderer Bedeutung ist natürli<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> die Erprobung des Gruppenkonzeptes<br />
in der alten Strafanstalt Regensdorf. Mit<br />
diesem Modellversu<strong>ch</strong> konnte gezeigt werden,<br />
dass Gruppenvollzug<br />
au<strong>ch</strong> in einer ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Institution mögli<strong>ch</strong> ist,<br />
die vor allem rückfällige Insassen<br />
beherbergt. Insgesamt<br />
kann man sagen:<br />
Jeder Modellversu<strong>ch</strong> hat seine innovative<br />
Seite – sonst wäre er kein Modellversu<strong>ch</strong>.<br />
Auf wel<strong>ch</strong>en Gebieten halten Sie die<br />
Dur<strong>ch</strong>führung von Modellversu<strong>ch</strong>en für besonders<br />
nötig?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Da in den letzten Jahren Modellversu<strong>ch</strong>e<br />
im Erwa<strong>ch</strong>senenberei<strong>ch</strong> im Vordergrund<br />
standen, würde i<strong>ch</strong> es begrüssen,<br />
wenn vermehrt Versu<strong>ch</strong>e unterstützt werden<br />
könnten, die neue Behandlungsmodelle<br />
für besondere Klientelen in der Jugendhilfe<br />
entwickeln, beispielsweise für die häufiger<br />
auftretenden Jugendli<strong>ch</strong>en, die Sexualdelikte<br />
verüben. Die Unterbringung und Behandlung<br />
dieser Klientel muss in Zukunft<br />
verbessert werden.<br />
Der Bund als Geburtshelfer<br />
Sind Modellversu<strong>ch</strong>e ohne Unterstützung<br />
des Bundes überhaupt dur<strong>ch</strong>führbar?<br />
«Im weltweiten Verglei<strong>ch</strong><br />
kann si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>weizer Vollzug<br />
sehen lassen.»<br />
Leiter der Strafvollzugsverwaltungen), immer<br />
für die internationalen Entwicklungen<br />
im Straf- und Massnahmenvolllzug interessiert.<br />
Was könnte die S<strong>ch</strong>weiz vom Ausland<br />
lernen?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Grundsätzli<strong>ch</strong> verfügt fast jedes<br />
Land über eine Besonderheit, die in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz adaptiert werden könnte. Wi<strong>ch</strong>tig<br />
ist vor allem hinzus<strong>ch</strong>auen und für Neues<br />
offen zu sein. Im weltweiten Verglei<strong>ch</strong> kann<br />
si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz sehen lassen; besonders<br />
im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
sind in den<br />
letzten dreissig Jahren<br />
massive Forts<strong>ch</strong>ritte erzielt<br />
worden. Das geht ni<strong>ch</strong>t<br />
nur auf das Konto unserer<br />
konsequenten Subventionspolitik, sondern<br />
ist au<strong>ch</strong> der Kritik des Antifolterauss<strong>ch</strong>usses<br />
(CPT) zuzus<strong>ch</strong>reiben. Na<strong>ch</strong>holbedarf besteht<br />
zum Teil no<strong>ch</strong> bei der Untersu<strong>ch</strong>ungshaft.<br />
Erst im Kommen ist in der S<strong>ch</strong>weiz die bessere<br />
Abklärung der Indikation, das heisst<br />
die verfahrensmässige Feststellung, wel<strong>ch</strong>es<br />
Programm und damit wel<strong>ch</strong>e Einri<strong>ch</strong>tung<br />
für den einzelnen Insassen geeignet<br />
sind. In England und – ausserhalb Europas<br />
– Kanada ist man in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t viel<br />
weiter.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Sie haben si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Hilfe der<br />
S<strong>ch</strong>weiz an die ehemaligen Ostblock-<br />
Staaten engagiert. Wel<strong>ch</strong>es war, hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
des Straf- und Massnahmenvollzugs,<br />
Ihre hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e „Bots<strong>ch</strong>aft“ an Ihre<br />
Kollegen im Osten?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Theoretis<strong>ch</strong> ja, praktis<strong>ch</strong> nein.<br />
Denn der Bund kann bis zu 80 Prozent der<br />
anerkannten Projektkosten übernehmen,<br />
und er hat ganz klar die Rolle eines „Geburtshelfers“,<br />
oft au<strong>ch</strong> in konzeptioneller<br />
Hinsi<strong>ch</strong>t. Die Kantone wählen den Weg über<br />
den Modellversu<strong>ch</strong>, weil dessen Resultate<br />
gute Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlagen für eine allfällige<br />
Überführung ins ordentli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t<br />
liefern.<br />
Internationaler Austaus<strong>ch</strong> berei<strong>ch</strong>ert<br />
Sie haben si<strong>ch</strong>, unter anderem als Mitglied<br />
des CDAP (Europarats-Auss<strong>ch</strong>uss der<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Vor allem: Wir im Westen ma<strong>ch</strong>en<br />
ni<strong>ch</strong>t grundsätzli<strong>ch</strong> alles besser! Der westli<strong>ch</strong>e<br />
Vollzug unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> vom östli<strong>ch</strong>en<br />
primär dur<strong>ch</strong> die Mentalität, wie Gefangene<br />
zu behandeln sind. Einstellungen<br />
kann man ni<strong>ch</strong>t von heute auf morgen ändern.<br />
Die Verantwortli<strong>ch</strong>en im Osten brau<strong>ch</strong>en<br />
deshalb primär Geduld und Mut, in<br />
kleinen S<strong>ch</strong>ritten Veränderungen denno<strong>ch</strong><br />
umzusetzen. Hilfrei<strong>ch</strong> sind ni<strong>ch</strong>t Besserwisser<br />
aus dem Westen, sondern Experten, die<br />
sie befähigen, Erfahrungen auf ihre Verhältnisse<br />
zu übertragen – na<strong>ch</strong> dem Motto:<br />
Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Seite 6 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Highlights<br />
Wel<strong>ch</strong>e Entwicklungen der letzten Jahrzehnte<br />
im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
haben Sie besonders beeindruckt oder gefreut?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Der Straf- und Massnahmenvollzug<br />
ist mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er geworden! Das bedeutet<br />
allerdings keinen na<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>tigeren<br />
Umgang mit den Verurteilten.<br />
Im Gegenteil: Dem<br />
inhaftierten Mens<strong>ch</strong>en wird<br />
heute mehr Verantwortung<br />
für sein Handeln übertragen,<br />
seine Defizite werden thematisiert<br />
und er wird mit seinen Delikten<br />
konfrontiert. I<strong>ch</strong> denke, dies ist der ri<strong>ch</strong>tige<br />
Weg, um Mens<strong>ch</strong>en wieder in die Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
zu integrieren.<br />
Bei der stationären Jugendhilfe beeindruckt<br />
mi<strong>ch</strong> am meisten die Qualitätsentwicklung,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Anerkennungsvoraussetzung der<br />
2/3-Quote beim erzieheris<strong>ch</strong> tätigen Personal<br />
ausgelöst hat.<br />
„Je ne regrette rien“, sang einst Edith<br />
Piaf. Können Sie das bezogen auf Ihre<br />
Amtszeit au<strong>ch</strong> sagen?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Ja – mit zwei Ausnahmen: Einerseits<br />
hätte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on früher aus dem<br />
S<strong>ch</strong>atten meines früheren Chefs lösen und<br />
anderseits mi<strong>ch</strong> mehr im Lobbyieren üben<br />
müssen. Mit Lobbyarbeit<br />
hätte i<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t einige<br />
Mitglieder kantonaler Regierungen<br />
für ein S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es<br />
Strafvollzugsgesetz<br />
– wie es der Bundesrat<br />
in seiner Bots<strong>ch</strong>aft zum Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong><br />
NFA vorsah – gewinnen können.<br />
Do<strong>ch</strong> meine Stärke liegt mehr im Überzeugen<br />
mit sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Argumenten.<br />
Das Interesse bleibt wa<strong>ch</strong><br />
Man hat den Eindruck, dass in Ihnen<br />
au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> über 30 Berufsjahren ein „feu<br />
sacré“ für den Straf- und Massnahmenvollzug<br />
brennt. Werden Sie si<strong>ch</strong> künftig wirkli<strong>ch</strong><br />
auf die Rolle der Zus<strong>ch</strong>auerin bes<strong>ch</strong>ränken?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: I<strong>ch</strong> kann mir vorstellen, dass mir<br />
die Arbeit fehlen wird – insbesondere die<br />
Projektarbeit, wie i<strong>ch</strong> sie in den letzten<br />
«Der Straf- und Massnahmenvollzug<br />
ist mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />
geworden.»<br />
«Der Inhaftierte muss mehr<br />
Verantwortung übernehmen.»<br />
Jahren habe leisten können. I<strong>ch</strong> hatte die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, meine intellektuelle Kreativität<br />
einzubringen und in den Projekten umzusetzen.<br />
Si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t fehlen werden mir dagegen<br />
die <strong>admin</strong>istrativen Abläufe und die<br />
Führungsaufgaben, die mit meiner Funktion<br />
als Sektionss<strong>ch</strong>efin verbunden sind. Für die<br />
Belange des Straf- und Massnahmenvollzuges<br />
und insbesondere der stationären Jugendhilfe<br />
werde i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
Viele Pläne<br />
na<strong>ch</strong> wie vor interessieren<br />
und, wenn mein<br />
Know-how gefragt ist, in<br />
der einen oder andern<br />
Form in diesem Berei<strong>ch</strong><br />
tätig sein.<br />
Über Ihre ausserberufli<strong>ch</strong>en Interessen<br />
weiss man ni<strong>ch</strong>t viel. Womit wird die als<br />
„S<strong>ch</strong>afferin" bekannte Priska S<strong>ch</strong>ürmann<br />
künftig ihre Tage füllen?<br />
P.S<strong>ch</strong>.: Ein so völlig unbes<strong>ch</strong>riebenes Blatt<br />
bin i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> wieder ni<strong>ch</strong>t! Viele wissen,<br />
dass i<strong>ch</strong> windige Tage auf dem See verbringe.<br />
Das Segeln wird si<strong>ch</strong> von diesem Sommer<br />
an ni<strong>ch</strong>t mehr nur auf das Wo<strong>ch</strong>enende<br />
und die Ferien bes<strong>ch</strong>ränken. I<strong>ch</strong> bin ornithologis<strong>ch</strong><br />
und generell an der Natur interessiert<br />
und unternehme au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Reisen. Mein 100-jähriges Haus brau<strong>ch</strong>t<br />
ab und zu eine Renovation, und da i<strong>ch</strong> gerne<br />
handwerkli<strong>ch</strong> arbeite, wird mir immer<br />
etwas einfallen.<br />
Eine Tätigkeit, die i<strong>ch</strong><br />
zeitweise s<strong>ch</strong>on in den<br />
Neunzigerjahren pflegte,<br />
beabsi<strong>ch</strong>tige i<strong>ch</strong> wieder<br />
aufzunehmen: I<strong>ch</strong> werde wieder Videofilme<br />
produzieren oder zumindest bei der Produktion<br />
mithelfen; anders als damals werden<br />
aber wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> keine Porträts von<br />
Kunstmalern entstehen.<br />
Und dann werde i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, was alle sagen,<br />
die in den (Un)Ruhestand treten,<br />
nämli<strong>ch</strong> all das, was i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on immer gerne<br />
tun wollte: Musik hören, lesen, Ausstellungen<br />
besu<strong>ch</strong>en und mi<strong>ch</strong> oft und ausgiebig<br />
an der fris<strong>ch</strong>en Luft bewegen.<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 7
BLICK ZURÜCK MIT DANK<br />
Im Laufe ihrer Tätigkeit hat Priska S<strong>ch</strong>ürmann mit vielen Leuten aus unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Berei<strong>ch</strong>en zu tun gehabt. Wir baten drei von ihnen um eine kurze Würdigung<br />
Priska S<strong>ch</strong>ürmanns von ihrer ganz persönli<strong>ch</strong>en Warte aus.<br />
Dank an die „teuerste Mitarbeiterin des BJ“<br />
Als i<strong>ch</strong> 1988 ins BJ kam, wirkte Frau Dr.<br />
Priska S<strong>ch</strong>ürmann bereits seit 15 Jahren in<br />
der Sektion Straf- und Massnahmenvollzug.<br />
Als Chefin einer Sektion, die pro Jahr rund<br />
100 Mio. Franken an Subventionen zuspri<strong>ch</strong>t<br />
- das sind fast zwei Drittel des Gesamtbudgets<br />
des Amtes -, war Frau S<strong>ch</strong>ürmann<br />
automatis<strong>ch</strong> eine wi<strong>ch</strong>tige Gesprä<strong>ch</strong>spartnerin<br />
für mi<strong>ch</strong>. Sie wusste die<br />
Interessen ihres Aufgabenberei<strong>ch</strong>es ebenso<br />
engagiert wie sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> und sa<strong>ch</strong>kundig zu<br />
vertreten. Dabei spürte i<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong>, dass sie<br />
die ihr anvertrauten Bundesgelder ni<strong>ch</strong>t<br />
einfa<strong>ch</strong> korrekt verteilen wollte. Es ging ihr<br />
vielmehr darum, mit diesen Mitteln optimale<br />
Verbesserungen im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
zu ermögli<strong>ch</strong>en. Vor Augen<br />
hatte Frau S<strong>ch</strong>ürmann letztli<strong>ch</strong> stets die<br />
gestrau<strong>ch</strong>elten Mens<strong>ch</strong>en, denen es im<br />
Vollzug aufzuhelfen gilt. Aus ihrer Sektion<br />
sind immer wieder Vors<strong>ch</strong>läge mit dieser<br />
Zielsetzung gekommen; einige von ihnen<br />
sind Gesetz geworden und gelten heute als<br />
selbstverständli<strong>ch</strong>er Standard.<br />
Dass ein moderner, mens<strong>ch</strong>engere<strong>ch</strong>ter<br />
Justizvollzug ni<strong>ch</strong>t umsonst zu haben ist,<br />
konnte i<strong>ch</strong> jedesmal feststellen, wenn i<strong>ch</strong><br />
Beitragsverfügungen unterzei<strong>ch</strong>nete. Frau<br />
Dr. S<strong>ch</strong>ürmann war insofern meine „teuerste“<br />
Mitarbeiterin. Aber sie hat die ihr<br />
anvertrauten Pfunde klug eingesetzt und<br />
damit viel Gutes bewirkt, das weit über ihre<br />
Amtszeit hinaus Bestand haben wird.<br />
Danke für alles, liebe Frau S<strong>ch</strong>ürmann, und<br />
Gottes Segen für Ihren neuen Lebensabs<strong>ch</strong>nitt!<br />
Prof. Dr. Heinri<strong>ch</strong> Koller, Direktor des Bundesamtes<br />
für Justiz<br />
Kapitänin eines „s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Strafvollzuges“<br />
Man<strong>ch</strong>e Aufgaben kommen einer Gratwanderung<br />
glei<strong>ch</strong>! Der Föderalismus begünstigt<br />
zwar das Keimen s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>er Ideen weit<br />
mehr als die enge Hierar<strong>ch</strong>ie eines Zentralstaates.<br />
Gilt es aber, ohne zwingende Gesetze<br />
im Rücken eine gemeinsame Praxis zu<br />
koordinieren, zu harmonisieren, zu fördern<br />
und dabei weder die Empfindli<strong>ch</strong>keiten der<br />
kleinen Strafvollzugs-Königrei<strong>ch</strong>e zu ritzen<br />
no<strong>ch</strong> die spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Eigentümli<strong>ch</strong>keiten zu<br />
missa<strong>ch</strong>ten, dann ist das keine blosse Arbeit<br />
mehr, sondern eine Kunst. Kommt<br />
dann no<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>arnierfunktion gegenüber<br />
internationalen Gremien hinzu, für die ja<br />
alles Gute von oben kommt, muss wohl<br />
eine Migräneattacke die nä<strong>ch</strong>ste jagen und<br />
müssen Verstimmungen si<strong>ch</strong> abwe<strong>ch</strong>seln<br />
mit Träumen von einem wolkenlosen Arbeitshimmel.<br />
Die Beitragsverteilungsmas<strong>ch</strong>ine ers<strong>ch</strong>eint<br />
unendli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> angesi<strong>ch</strong>ts der Notwendigkeit<br />
eines den kantonalen Rahmen überragenen<br />
Strafvollzugsinstrumentariums.<br />
Und denno<strong>ch</strong>: das Ganze läuft und läuft und<br />
läuft! Die Unters<strong>ch</strong>iede haben si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
vertieft, die Protagonisten reden immer<br />
no<strong>ch</strong> miteinander, es wurden Projekte verwirkli<strong>ch</strong>t<br />
– einige sogar gemeinsam –, Informationen<br />
fliessen in vielen Kanälen, und<br />
man kann sogar von einem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Strafvollzug reden! Offizielle und informelle<br />
Treffen haben stattgefunden, Gesprä<strong>ch</strong>e<br />
zwis<strong>ch</strong>en Tür und Angel und die Arbeit in<br />
Kommissionen haben es mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t,<br />
das Steuer wenn nötig immer wieder in die<br />
ri<strong>ch</strong>tige Ri<strong>ch</strong>tung zu drehen.<br />
Die Küstens<strong>ch</strong>iffahrt ist bei weitem am anspru<strong>ch</strong>svollsten.<br />
Man muss auf die Strömungen<br />
aufpassen, die Klippen und Untie-<br />
Seite 8 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
fen bea<strong>ch</strong>ten, die im Rhythmus der Gezeiten<br />
auftau<strong>ch</strong>en und vers<strong>ch</strong>winden, und man<br />
muss si<strong>ch</strong> im Küstennebel auskennen. Das<br />
S<strong>ch</strong>iff errei<strong>ch</strong>t nun seinen Ankerplatz, um<br />
si<strong>ch</strong> mit Proviant zu versorgen. Die Besatzung<br />
ist heil angekommen, und das Gesprä<strong>ch</strong><br />
zwis<strong>ch</strong>en ihren Mitgliedern geht<br />
weiter. Sie hat na<strong>ch</strong> Überwindung anfängli<strong>ch</strong>er<br />
Distanz die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Wärme und<br />
den Humor ihrer Bundes-Kapitänin s<strong>ch</strong>ätzen<br />
gelernt und mit ihr eine e<strong>ch</strong>te Beziehung<br />
geknüpft, und sie ist stolz, auf Kurs geblieben<br />
zu sein, trotz Wetterums<strong>ch</strong>lägen.<br />
Danke, Priska, und gute Fahrt!<br />
André Vallotton, Delegierter für den Justizvollzug<br />
im Kanton Waadt<br />
„Sanft und na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>, aber do<strong>ch</strong> sehr deutli<strong>ch</strong>“<br />
Liebe Priska S<strong>ch</strong>ürmann, i<strong>ch</strong> gönne dir deinen<br />
zukünftigen Ruhestand sehr, aber i<strong>ch</strong><br />
kann mir no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorstellen, di<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr beim Bundesamt für Justiz zu wissen.<br />
Vor vielen Jahren habe i<strong>ch</strong> als Neuling in<br />
der Heimerziehung gelernt, dass da jemand<br />
im für uns zuständigen Bundesamt ist, die<br />
uns fordert, die etwas von uns will und der<br />
eine gute Heimerziehung wi<strong>ch</strong>tig ist. Bei<br />
den ni<strong>ch</strong>t sehr häufigen Begegnungen mit<br />
dir war i<strong>ch</strong> immer wieder beeindruckt von<br />
deinem breiten Fa<strong>ch</strong>wissen, deiner Klarheit<br />
und Zielgeri<strong>ch</strong>tetheit sowie deinem Willen,<br />
gute Rahmenbedingungen für die in Heimen<br />
platzierten Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>en zu unterstützen.<br />
Du hast immer sehr aufmerksam zugehört<br />
und warst neugierig, wie die Praxis der<br />
Heimerziehung mit euren Rahmenbedingungen<br />
zure<strong>ch</strong>t kommt und wo si<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten ergeben. Sanft und na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>,<br />
aber do<strong>ch</strong> sehr deutli<strong>ch</strong> konntest<br />
du auf ni<strong>ch</strong>t stimmige Punkte hinweisen<br />
und deine oft pointierten Meinungen kommunizieren.<br />
An Sitzungen und Tagungen<br />
der stationären Kinder- und Jugendhilfe<br />
hast du mit grosser Selbstverständli<strong>ch</strong>keit<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig einer gewissen Distanz dazu<br />
gehört. Es war immer klar, dass du eine<br />
andere Rolle hast und au<strong>ch</strong> die Seite der<br />
Geldgebenden und der Aufsi<strong>ch</strong>t vertrittst.<br />
Die Heimerziehung, die si<strong>ch</strong> ja inhaltli<strong>ch</strong> zur<br />
stationären Kinder- und Jugendhilfe entwickelt<br />
hat, wäre ohne deine Überzeugungen<br />
und deine kämpferis<strong>ch</strong>e Art inhaltli<strong>ch</strong> und<br />
qualitativ ni<strong>ch</strong>t da, wo sie heute ist. Herzli<strong>ch</strong>en<br />
Dank dafür, si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> im Namen<br />
vieler Betroffener und in der stationären<br />
Arbeit Tätiger.<br />
Roland Stübi, Direktor Kant. BEOba<strong>ch</strong>tungsstation<br />
Bolligen BE<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 9
BERICHTE<br />
KATALANISCHE ANSTALTEN KAMEN DEN REISENDEN NICHT „SPANISCH“ VOR<br />
Na<strong>ch</strong>haltige Eindrücke einer Studienreise<br />
Im <strong>April</strong> 2003 reisten 22 Führungskräfte<br />
deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
für den Straf- und Massnahmenvollzug<br />
na<strong>ch</strong> Barcelona. Von<br />
dort aus bereisten sie während einer<br />
knappen Wo<strong>ch</strong>e die spanis<strong>ch</strong>e Region<br />
Katalonien und lernten die dort geltenden<br />
Vollzugsgrundsätze sowie die gelebte<br />
Praxis kennen. Wir veröffentli<strong>ch</strong>en<br />
eine gekürzte und redaktionell<br />
bearbeitete Fassung des Reiseberi<strong>ch</strong>ts.<br />
Heinz Brunner *<br />
Die Reise na<strong>ch</strong> Katalonien war die vorläufig<br />
letzte einer Reihe von Studienreisen, die<br />
das S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ausbildungszentrum für<br />
das Strafvollzugspersonal für die Direktoren<br />
der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Vollzugsanstalten alle<br />
zwei Jahre organisiert. Frühere Reiseziele<br />
waren Frankrei<strong>ch</strong>, Luxemburg, Österrei<strong>ch</strong>,<br />
England und, im Jahre 2001, Kanada (Québec).<br />
Die Katalonienreise kam dur<strong>ch</strong> Vermittlung<br />
von Denis Pieren, dem ehemaligen<br />
Direktor der Etablissements de la Plaine de<br />
l’Orbe (EPO) zustande, der si<strong>ch</strong> unlängst in<br />
Barcelona niedergelassen hat und beste<br />
Beziehungen zu den dortigen Behörden<br />
unterhält.<br />
Katalonien ist autonome Region<br />
Na<strong>ch</strong> der spanis<strong>ch</strong>en Verfassung von 1978<br />
ist Spanien in 17 Regionen eingeteilt. Einzig<br />
die Region Katalonien hat dabei die Autonomie<br />
errei<strong>ch</strong>t. Mit Stolz wurde uns verkündet,<br />
dass der Strafvollzug in Spanien<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> zentral von Madrid aus gesteuert<br />
werde; einzig in Katalonien bestehe<br />
dafür ein autonomes Regime. Eine gewisse<br />
Zentralisierung sei freili<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier not-<br />
wendig; die Steuerung komme aber nur<br />
von Barcelona (Katalonien) und nie von<br />
Madrid (Spanien) aus.<br />
Katalonien in Zahlen<br />
- 6 Millionen Einwohner<br />
- 7'000 Strafgefangene (wovon 1'800 in<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungshaft)<br />
- 1'200 Jugendli<strong>ch</strong>e sind strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
registriert, davon 25% davon inhaftiert.<br />
- 9 ges<strong>ch</strong>lossene und 2 offene Justizvollzugsanstalten<br />
für Erwa<strong>ch</strong>sene<br />
- In diesen 11 Anstalten arbeiten 3'500<br />
Beamte.<br />
- 29% der Insassen stammen ni<strong>ch</strong>t aus<br />
EU-Ländern und werden als „Ausländer“<br />
bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Strafvollzugskonzept in Katalonien<br />
Ziel des Strafvollzugs ist Rehabilitation und<br />
Integration. Es lässt si<strong>ch</strong> aber nur errei<strong>ch</strong>en,<br />
wenn der Staat bzw. der Strafvollzug<br />
den Willen zur Rehabilitation und Integration<br />
bekundet.<br />
Wie ernsthaft dieser Wille ist, ma<strong>ch</strong>t das<br />
Beispiel der Strafvollzugsanstalt in Brians<br />
deutli<strong>ch</strong>: Die 1'300 Insassen werden hier,<br />
ausser vom ordentli<strong>ch</strong>en Vollzugspersonal,<br />
von 15 Psy<strong>ch</strong>ologen, 14 Lehrern, 14 Erziehern,<br />
10 Sozialarbeitern und 15 Animatoren<br />
für Sport und Freizeit betreut. Na<strong>ch</strong> Aussagen<br />
des zuständigen Generaldirektors im<br />
katalanis<strong>ch</strong>en Justizministerium sind in<br />
Brians dreimal mehr Spezialisten angestellt<br />
als in anderen spanis<strong>ch</strong>en Gefängnissen.<br />
Mehrere Vollzugskategorien<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden die katalanis<strong>ch</strong>en<br />
Gefängnisse drei Vollzugskategorien:<br />
* Heinz Brunner ist Leiter des Therapiezentrums „Im<br />
S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>e“, Deitingen SO. Der ungekürzte Originalberi<strong>ch</strong>t<br />
kann gratis beim Therapiezentrum bezogen werden:<br />
mailto:adm.TZ@ddi.so.<strong>ch</strong><br />
Seite 10 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
A: Gefährli<strong>ch</strong>e Gefangene ges<strong>ch</strong>lossenes Regime ca. 4%<br />
B: Allgemeine Gefangene ordentli<strong>ch</strong>es Vollzugsregime 71%<br />
C: Allgemeine Strafgefangene offenes Regime 25%<br />
Der Ri<strong>ch</strong>ter bestimmt im Urteil, in wel<strong>ch</strong>em<br />
Regime der Verurteilte den Vollzug beginnen<br />
muss. Während des Vollzugs ist ein<br />
Stufenwe<strong>ch</strong>sel mögli<strong>ch</strong>, ebenso ist der direkte<br />
Einstieg im offenen Regime denkbar.<br />
Alle se<strong>ch</strong>s Monate wird der Vollzugsplan von<br />
einer interdisziplinären Gruppe geprüft. Ein<br />
Antrag auf Stufenwe<strong>ch</strong>sel muss an die Justizdirektion<br />
in Barcelona geri<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Über den Stufenwe<strong>ch</strong>sel ents<strong>ch</strong>eidet ein<br />
Ri<strong>ch</strong>ter. Als Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlagen dienen<br />
das Verhalten des Insassen sowie seine<br />
Forts<strong>ch</strong>ritte in den Therapieprogrammen.<br />
Alternativer Strafvollzug<br />
600-700 Plätze stehen in Katalonien für<br />
„alternative“ Massnahmen zur Verfügung.<br />
Diese sind verglei<strong>ch</strong>bar mit dem Massnahmenvollzug<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz. Primär sind es<br />
Si<strong>ch</strong>erheitsmassnahmen (Verwahrung).<br />
Rund die Hälfte dieser Massnahmen werden<br />
in ges<strong>ch</strong>lossenen Strafanstalten vollzogen.<br />
Aber au<strong>ch</strong> die psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Kliniken betreiben<br />
ges<strong>ch</strong>lossene Abteilungen. Insbesondere<br />
für verurteilte Drogenabhängige<br />
stehen Spezialabteilungen zur Verfügung.<br />
Überbelegung wegen langer Strafen<br />
Als grösstes Problem wird uns die Überbelegung<br />
der Institutionen im Strafvollzug<br />
genannt. Ursa<strong>ch</strong>e dafür sei ni<strong>ch</strong>t eine Zunahme<br />
der Urteile, sondern die Praxis der<br />
langen Strafen. Ein weiteres Problem seien<br />
Konsum und S<strong>ch</strong>muggel von Drogen. Ausserdem<br />
wird beklagt, dass heute immer<br />
mehr psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranke und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> auffällige<br />
Gefangene in den Strafanstalten anzutreffen<br />
sind.<br />
Brians: Modernste Anstalt in<br />
Katalonien<br />
Die 15 km westli<strong>ch</strong> von Barcelona liegende<br />
Anstalt wurde 1984 erstellt.<br />
Das dur<strong>ch</strong> Mauer und Si<strong>ch</strong>erheitszaun gesi<strong>ch</strong>erte<br />
Areal von 6'000 m 2 umfasst total<br />
1'300 Insassenplätze, wovon 230 Plätze für<br />
Frauen. Der Personalbestand beträgt gesamthaft<br />
580 Stellen, davon rund 300 Aufseher.<br />
Die Organisation von Brians ist beispielhaft<br />
für die katalanis<strong>ch</strong>en Gefängnisse<br />
im Allgemeinen.<br />
Versu<strong>ch</strong>sprojekt „Internet“<br />
In der Strafanstalt Brians wird ein Versu<strong>ch</strong>sprojekt<br />
„Internet“ betrieben. Mit<br />
überwa<strong>ch</strong>ten Computern können Insassen<br />
mit vorgegebener Internetadresse<br />
unter Kontrolle mit ihren Angehörigen<br />
korrespondieren. Eine Auswertung dieses<br />
Versu<strong>ch</strong>s lag zur Zeit des Besu<strong>ch</strong>es<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vor. Missbräu<strong>ch</strong>e seien aber<br />
bisher ni<strong>ch</strong>t festgestellt worden.<br />
Aufteilung in Module<br />
Der Strafvollzug für Männer gliedert si<strong>ch</strong> in<br />
Brians in fünf Module:<br />
Modul<br />
Anzahl<br />
Plätze<br />
Eingewiesene<br />
Spezialangebote<br />
1 16 Gemeingefährli<strong>ch</strong>e und Langstrafen (mehr als 3 interne Progression<br />
Jahre)<br />
2 190 Normalvollzug interne Progression<br />
3 190 Normalvollzug interne Progression<br />
4 250 Spezialgruppe, vor allem Drogenabhängige Psy<strong>ch</strong>otherapie, Methadonprogramme<br />
5 250 Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> Auffällige, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranke Täter<br />
(das sind vor allem Sexualdelinquenten, therapiefähige<br />
Gemeingefährli<strong>ch</strong>e)<br />
Psy<strong>ch</strong>otherapien, Gruppentherapien,<br />
psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 11
Die Zuordnung der Insassen zu den Modulen<br />
1-3 erfolgt auf Grund ihres Verhaltens<br />
und der Deliktsart. Die „interne Progression“<br />
verrät, dass innerhalb der Module<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Vollzugsregimes vorgegeben<br />
sind.<br />
Die Vollzugsplanung wird den so genannten<br />
„Betreuungsteams“ überlassen. Diese setzen<br />
si<strong>ch</strong> zusammen aus Kriminologen,<br />
Lehrern, Psy<strong>ch</strong>ologen und Ausbildnern. Die<br />
Mitglieder der Teams sorgen für die individuelle<br />
Betreuung und Förderung der Insassen.<br />
Dazu werden diverse S<strong>ch</strong>ulungsund<br />
Förderprogramme angeboten.<br />
Stark verbreitete Infektionskrankheiten<br />
Die Insassenpopulation von Brians ist na<strong>ch</strong><br />
statistis<strong>ch</strong>en Angaben zu 27 Prozent HIVpositiv<br />
und zu 20 Prozent mit Hepatitis C<br />
angesteckt. Im Verglei<strong>ch</strong> zu unseren Verhältnissen<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz sind das enorme<br />
Grössen. Daraus ergibt si<strong>ch</strong> ein grosses<br />
Bedürfnis na<strong>ch</strong> medizinis<strong>ch</strong>er Versorgung.<br />
Brians bes<strong>ch</strong>äftigt denn au<strong>ch</strong> 12 Ärzte in<br />
fester Anstellung!<br />
Hohe Entlöhnung<br />
In Katalonien ist die Bes<strong>ch</strong>äftigung der<br />
Häftlinge speziell organisiert: Ein öffentli<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es<br />
Unternehmen besorgt Aufträge<br />
für die vers<strong>ch</strong>iedenen Strafanstalten. In<br />
Brians stehen 250 Arbeitsplätze zur Verfügung.<br />
Es wird grundsätzli<strong>ch</strong> in zwei S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
zu 4 Stunden gearbeitet. Daraus ergibt<br />
si<strong>ch</strong>, dass von den 1'300 Eingewiesenen<br />
500 arbeiten können. Das Ziel des katalanis<strong>ch</strong>en<br />
Strafvollzugs wäre, dass z.B. in<br />
Brians 800 Insassen tägli<strong>ch</strong> eine Arbeit<br />
verri<strong>ch</strong>ten könnten. Es fehlt allerdings an<br />
Aufträgen Privater.<br />
Bemerkenswert ist die Entlöhnung der arbeitenden<br />
Insassen: 250 Euro pro Monat.<br />
Dies entspri<strong>ch</strong>t 375 Franken für 4 Stunden<br />
Arbeit tägli<strong>ch</strong>. In der S<strong>ch</strong>weiz liegt das Pekulium<br />
im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt bei monatli<strong>ch</strong> etwa<br />
300 Franken für 4 Stunden Arbeit.<br />
Zwei Ausbrü<strong>ch</strong>e in zehn Jahren<br />
Brians wurde uns als forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Strafanstalt<br />
vorgestellt. Wir hatten während der<br />
ganzen Führung nie den Eindruck, dass Etikettens<strong>ch</strong>windel<br />
betrieben wird. Dass hinter<br />
den Mauern solide Arbeit geleistet wird,<br />
Förderungsprogramme angeboten werden<br />
und eine erfolgrei<strong>ch</strong>e Integration angestrebt<br />
wird, belegt ni<strong>ch</strong>t zuletzt die fast unglaubli<strong>ch</strong>e<br />
Statistik der Entwei<strong>ch</strong>ungen: In<br />
den letzten zehn Jahren sind nur gerade<br />
deren zwei geglückt.<br />
Einziges Gefängnisspital Kataloniens<br />
Das etwa 20 km von Barcelona entfernte<br />
Gefängniskrankenhaus Tarrasa wurde 1993<br />
als so genanntes Anhängsel des regionalen<br />
Spitals (1'100 Betten) gebaut. Es ist dies<br />
das einzige Gefängniskrankenhaus von Katalonien<br />
und dient allen Gefängnissen der<br />
Provinz.<br />
Es werden 40 Pflegebetten angeboten, 7<br />
Zimmer sind für Frauen reserviert. Das<br />
Gefängniskrankenhaus hat keine Gitter vor<br />
den Fenstern, diese sind jedo<strong>ch</strong> mit Panzerglas<br />
ausgerüstet. Dem Chefarzt stehen 4<br />
Ärzte, 22 Pfleger im Dreis<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenbetrieb,<br />
42 Si<strong>ch</strong>erheitsangestellte, ebenfalls im<br />
Dreis<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenbetrieb, zur Verfügung.<br />
Wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> werden gegen 100 Insassen<br />
ambulant behandelt und davon 7-8 für eine<br />
kurzfristige stationäre Behandlung aufgenommen.<br />
Diese Massnahme drängt si<strong>ch</strong> vor<br />
allem na<strong>ch</strong> Operationen auf, die im angegliederten<br />
Grossspital vorgenommen werden.<br />
Jugenderziehungsanstalt L’Alzina<br />
L’Alzina, eine Busstunde von Barcelona<br />
entfernt, wurde 1986 erbaut und bietet 55<br />
Plätze an. Eingewiesen werden Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
im Alter von 14-23 Jahren; das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter<br />
betrug zur Zeit des Besu<strong>ch</strong>es<br />
19 Jahre. Die Anstalt ist ständig voll belegt.<br />
Es werden nur s<strong>ch</strong>were Fälle aufgenommen.<br />
Das pädagogis<strong>ch</strong>e Konzept ist jedo<strong>ch</strong> darauf<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet, dass die Person und ni<strong>ch</strong>t das<br />
Delikt im Vordergrund stehen soll. Die Entwicklung<br />
der Persönli<strong>ch</strong>keit, die Führung<br />
und die Qualifikation innerhalb der Programme<br />
bestimmen die Aufenthaltsdauer.<br />
Vollzugsplan vom Ri<strong>ch</strong>ter genehmigt<br />
Für die Berufsausbildung stehen diverse<br />
Werkstätten zur Verfügung sowie eine interne<br />
Berufss<strong>ch</strong>ule. Im Unters<strong>ch</strong>ied zur<br />
Seite 12 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
S<strong>ch</strong>weiz muss der individuelle Vollzugsplan,<br />
der ausser von den Betreuern au<strong>ch</strong> von<br />
Psy<strong>ch</strong>ologen, Pädagogen und Medizinern<br />
erstellt wird, vom Ri<strong>ch</strong>ter genehmigt werden.<br />
Alle drei Monate wird dieser Vollzugsplan<br />
überprüft. Familienangehörige werden<br />
in den Therapieprozess einbezogen. Es stehen<br />
ganz individuelle, persönli<strong>ch</strong>e Therapieprogramme<br />
für bestimmte Probleme zur<br />
Verfügung, wie beispielsweise Drogen, Gewalt,<br />
Sozialisierung.<br />
Vollzugskonzept in L'Alzina<br />
Das Vollzugskonzept zeigt einen progressiven<br />
Aufbau:<br />
1. Eintrittsabteilung (ges<strong>ch</strong>lossene<br />
Wohngruppe)<br />
2. Autonome Wohngruppe (Therapie,<br />
Ausbildung)<br />
3. Wohngruppe „Finalisten“ (Austrittsvorbereitung,<br />
externes Arbeiten)<br />
4. Offene Wohngruppe (externes Wohnen,<br />
externes Arbeiten)<br />
Differenzierte Ausgestaltung der<br />
Wohngruppen<br />
Dem Besu<strong>ch</strong>er von L’Alzina fällt auf, dass<br />
die ges<strong>ch</strong>lossene Wohngruppe spartanis<strong>ch</strong><br />
eingeri<strong>ch</strong>tet ist und nahezu „steril“ geführt<br />
wird. Um so mehr ist der Besu<strong>ch</strong>er überras<strong>ch</strong>t,<br />
wenn er in die autonomen Wohngruppen<br />
eintritt: Häusli<strong>ch</strong>e Atmosphäre,<br />
individuelle Einri<strong>ch</strong>tungen, eine Bibliothek,<br />
die au<strong>ch</strong> benützt wird, offene Türen und<br />
freie Arealnutzung bis Mitterna<strong>ch</strong>t! Wel<strong>ch</strong><br />
si<strong>ch</strong>tbarer Beleg für eine mindestens sozialtherapeutis<strong>ch</strong>e<br />
Entwicklung der Eingewiesenen.<br />
Madres y niños 1<br />
Die einzige Mutter-Kind-Abteilung in einer<br />
katalanis<strong>ch</strong>en Vollzugseinri<strong>ch</strong>tung befindet<br />
si<strong>ch</strong> in einem 1'000-Betten-Bau an der Calle<br />
Dr. Trueta 46-98 in Barcelona: in einer<br />
Vollzugsanstalt, in der es, wie überall in<br />
Katalonien, voneinander getrennte Abteilungen<br />
für Männer und Frauen gibt.<br />
Die Abteilung umfasst 15 Betten für Mütter<br />
in Untersu<strong>ch</strong>ungshaft oder im Strafvollzug<br />
und weitere fünf Betten für Mütter im halboffenen<br />
Regime. Sie wird vom Anstaltsdirektor<br />
persönli<strong>ch</strong> geleitet, zusammen mit<br />
einem Psy<strong>ch</strong>ologen, einem Lehrer und einem<br />
Sozialarbeiter. Der Umgang des Direktors<br />
mit „seinen“ Madres ist - dem südli<strong>ch</strong>en<br />
Temperament entspre<strong>ch</strong>end - ausgespro<strong>ch</strong>en<br />
herzli<strong>ch</strong>.<br />
Pädagogis<strong>ch</strong>e Aufgabe im Vordergrund<br />
Das Vollzugskonzept bedingt die aktive Mitarbeit<br />
der Mütter. Die Mutter-und-Kind-<br />
Abteilung in Barcelona hat nämli<strong>ch</strong> keinen<br />
Sanktionsauftrag (der Aufenthalt wird den<br />
Müttern aber selbstverständli<strong>ch</strong> an die Strafe<br />
angere<strong>ch</strong>net), sondern erfüllt eine pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Aufgabe, die das Wohl der Kinder<br />
an die erste Stelle setzt.<br />
Theoretis<strong>ch</strong> können Mutter und Kind - wie<br />
bei uns in Hindelbank - bis zum dritten Lebensjahr<br />
zusammen bleiben. Do<strong>ch</strong> befinden<br />
si<strong>ch</strong> alle Kinder in einem Stufenprogramm,<br />
das die gemeinsam mit der Mutter verbra<strong>ch</strong>te<br />
Zeit gemäss dem Alter des Kindes<br />
zunehmend eins<strong>ch</strong>ränkt. Dazu kommt, dass<br />
die Mütter ihr Kind in der Praxis nur so lange<br />
bei si<strong>ch</strong> behalten dürfen, bis die Familie<br />
der Insassin bzw. deren Partner die Erziehung<br />
des Kindes übernehmen kann.<br />
Vorbereitung auf die Zeit „dana<strong>ch</strong>“<br />
Während der Zeit, in der sie ni<strong>ch</strong>t mit ihren<br />
Kindern zusammen sind, werden die Mütter<br />
von so genannten Tutoren betreut, mit denen<br />
sie auf die Zeit na<strong>ch</strong> dem Vollzug hin<br />
arbeiten bzw. mit denen die Übergabe des<br />
Kindes an Familienangehörige vorbereitet<br />
wird. Zudem arbeiten sie oder besu<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ulungs- und Sportkurse.<br />
Einen hohen Stellenwert haben die Kontakte<br />
zu den Familienangehörigen (vgl.<br />
Käst<strong>ch</strong>en S. 14).<br />
1 Dieser Abs<strong>ch</strong>nitt stützt si<strong>ch</strong> auf einen Text von Marianne<br />
Heimoz, Hindelbank BE.<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 13
Familienfreundli<strong>ch</strong>e Besu<strong>ch</strong>sregelung<br />
Der Aufre<strong>ch</strong>terhaltung des Kontakts zwis<strong>ch</strong>en<br />
Mutter und Kind au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem<br />
We<strong>ch</strong>sel einer Insassin in die Frauenabteilung<br />
dient ein spezielles Besu<strong>ch</strong>ssystem:<br />
Zwis<strong>ch</strong>en 17.00 und 19.00 Uhr<br />
können Kinder bis zum 10. Lebensjahr<br />
ihre Mama tägli<strong>ch</strong> ohne Voranmeldung<br />
besu<strong>ch</strong>en. Falls der Vater mitkommt, hat<br />
au<strong>ch</strong> er Besu<strong>ch</strong>sre<strong>ch</strong>t.<br />
Reise mit na<strong>ch</strong>haltiger Wirkung<br />
Reisen in ferne Länder kosten Geld, und die<br />
Investition sollte daher amortisiert werden<br />
können. I<strong>ch</strong> bin überzeugt, dass si<strong>ch</strong> diese<br />
Investition auszahlen wird. Das Ziel unserer<br />
Reise haben wir si<strong>ch</strong>er errei<strong>ch</strong>t. Die Erkenntnisse,<br />
Vernetzungen, Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />
und Verglei<strong>ch</strong>e mit dem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Strafvollzug sind na<strong>ch</strong>haltig und werden<br />
unsere Entwicklung und Dispositionen im<br />
Straf- bzw. Massnahmenvollzug bestimmt<br />
beeinflussen.<br />
AUF VIELEN EBENEN DIE QUALITÄT DES STRAFVOLLZUGS<br />
SICHERN UND STEIGERN<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 2003 des Strafvollzugskonkordats der Nordwest- und Inners<strong>ch</strong>weiz<br />
Die starke Belegung der Vollzugseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
des Konkordats, die Su<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> einem angemessenen Kostgeld,<br />
eine bessere Personalauswahl und die<br />
Umsetzung des neuen Allgemeinen<br />
Teils des StGB bes<strong>ch</strong>äftigten, neben<br />
anderen Themen, die Gremien des<br />
Nordwest- und Inners<strong>ch</strong>weizer Konkordats<br />
im Jahr 2003. In seinem Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />
weist der neue Präsident,<br />
Regierungsrat Kurt Wernli, au<strong>ch</strong> auf<br />
eine Reihe personeller Veränderungen<br />
hin.<br />
Kurt Wernli *<br />
renz verabs<strong>ch</strong>iedet werden: Regierungsrat<br />
Andreas Koellreuter hat na<strong>ch</strong> drei Amtsperioden<br />
als Justiz-, Polizei- und Militärdirektor<br />
des Kantons Basel-Lands<strong>ch</strong>aft demissioniert.<br />
Seine Na<strong>ch</strong>folge hat Frau Regierungsrätin<br />
Sabine Pegoraro-Meier angetreten.<br />
Frau Regierungsrätin Margrit Fis<strong>ch</strong>er ist<br />
2001, na<strong>ch</strong> einer Umorganisation der Regierungsdepartemente<br />
im Kanton Luzern,<br />
Mitglied der Konferenz geworden. Im Zuge<br />
der Gesamterneuerungswahlen 2003 wurde<br />
der Regierungsrat des Kantons Luzern von<br />
sieben auf fünf Mitglieder verkleinert. Frau<br />
Regierungsrätin Fis<strong>ch</strong>er musste deshalb aus<br />
dem Amt auss<strong>ch</strong>eiden. Ihre Aufgaben hat<br />
Regierungsrätin Yvonne S<strong>ch</strong>ärli übernommen.<br />
1. ...<br />
2. Mutationen<br />
Das abgelaufene Jahr ist<br />
dur<strong>ch</strong> einen starken Wandel<br />
in der Zusammensetzung<br />
der Konferenz gekennzei<strong>ch</strong>net.<br />
An der Frühjahrskonferenz in Zug mussten<br />
zwei Mitglieder aus dem Kreise der Konfe-<br />
* Regierungsrat Kurt Wernli ist Vorsteher des Departements<br />
des Innern des Kantons Aargau. Er präsidiert<br />
das Strafvollzugskonkordat der Nordwest- und Inners<strong>ch</strong>weiz.<br />
Der Titel des Beitrags und die Hervorhebungen<br />
stammen von der Redaktion.<br />
«Die Belegung der Konkordats-Institutionen<br />
lag bei<br />
etwa 90%.»<br />
Das Beri<strong>ch</strong>tsjahr hat au<strong>ch</strong> einen We<strong>ch</strong>sel im<br />
Präsidium der Konferenz<br />
gebra<strong>ch</strong>t. Regierungsrat<br />
Hanspeter Uster, wel<strong>ch</strong>er<br />
die Konferenz seit 1997<br />
mit viel Umsi<strong>ch</strong>t, grossem<br />
Sa<strong>ch</strong>wissen und starkem<br />
Engagement leitete, hat den Stab an der<br />
Frühjahrskonferenz an den Aargauer Regierungsrat<br />
Kurt Wernli weitergegeben.<br />
Allen aus der Konferenz oder aus ihrer<br />
Funktion ausges<strong>ch</strong>iedenen Mitgliedern sei<br />
au<strong>ch</strong> an dieser Stelle für ihren Einsatz zu<br />
Gunsten eines qualitativ ho<strong>ch</strong>stehenden<br />
Straf- und Massnahmenvollzugs und für<br />
ihre Kollegialität gedankt.<br />
Seite 14 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
3. S<strong>ch</strong>werpunkte der Konkordatstätigkeit<br />
Bestandessituation und Bestandesentwicklung<br />
in den Konkordatsinstitutionen<br />
Institutionen des Straf- und Massnahmenvollzugs<br />
ausgeht, weiter Bestand hat.<br />
Leistungsstandards/Mindestanforderungen<br />
für Konkordatsinstitutionen<br />
In allen zwölf Konkordatsinstitutionen<br />
standen im abgelaufenen Jahr 1'065<br />
Plätze zur Verfügung. Die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e<br />
Belegung (Mittel aus zwölf Monatserhebungen)<br />
lag bei 951 Insassinnen und<br />
Insassen bzw. bei rund 90%. Gegenüber<br />
dem Vorjahr ist eine Zunahme<br />
von rund zwei Prozentpunkten<br />
zu verzei<strong>ch</strong>nen.<br />
Dabei kann die Lage<br />
im halboffenen Berei<strong>ch</strong> als<br />
entspannt bezei<strong>ch</strong>net werden,<br />
während vor allem die ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Anstalten stark ausgelastet waren.<br />
Im Hinblick auf den bevorstehenden Abbau<br />
von weiteren 36 ges<strong>ch</strong>lossenen Plätzen<br />
dur<strong>ch</strong> die Stillegung der Strafanstalt<br />
Basel-Stadt („S<strong>ch</strong>ällemätteli“) ist für die<br />
Zukunft in diesem Berei<strong>ch</strong> ein gewisser<br />
Engpass ni<strong>ch</strong>t auszus<strong>ch</strong>liessen, zumal die<br />
Belegungszahlen in diesem Segment<br />
au<strong>ch</strong> in den beiden anderen Konkordaten<br />
sehr ho<strong>ch</strong> sind und in der Untersu<strong>ch</strong>ungshaft<br />
ebenfalls ein markanter Anstieg<br />
der Zahlen festzustellen ist. Allenfalls<br />
wird zu prüfen sein, ob gewisse Anpassungen<br />
der Einweisungskriterien in<br />
den halboffenen Vollzug mögli<strong>ch</strong> sind.<br />
Kostensituation<br />
Die Festlegung eines ausgewogenen<br />
Kostgeldes, das sowohl den Interessen<br />
der Standortkantone als au<strong>ch</strong> denjenigen<br />
der Einweisungskantone Re<strong>ch</strong>nung trägt,<br />
ist ein zentrales Anliegen aller Konkordatsgremien.<br />
In der heutigen angespannten<br />
Finanzsituation gewinnt dieses<br />
Thema naturgemäss no<strong>ch</strong> an Aktualität.<br />
Au<strong>ch</strong> der Neue Finanzausglei<strong>ch</strong> (NFA)<br />
zwis<strong>ch</strong>en Bund und Kantonen wirft hier<br />
Fragen auf.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong>e Diskussionen sind im verflossenen<br />
Jahr eingeleitet worden und<br />
werden an der Frühjahrskonferenz <strong>2004</strong><br />
weitergeführt. Es wird si<strong>ch</strong> zeigen müssen,<br />
ob das bisher angewendete Kostgeldmodell,<br />
wel<strong>ch</strong>es von einem gewissen<br />
Standortvorteil der Betreiberkantone von<br />
«Ein ausgewogenes Kostgeld<br />
ist ein zentrales Anliegen aller<br />
Konkordatsgremien.»<br />
Die in den letzten Jahren eingeleiteten<br />
und vorangetriebenen Bestrebungen,<br />
Mindestanforderungen an Konkordatsinstitutionen<br />
zu definieren, stehen in engem<br />
Zusammenhang mit dem Versu<strong>ch</strong>,<br />
ein mögli<strong>ch</strong>st „gere<strong>ch</strong>tes“ Kostgeld festzulegen,<br />
indem die angebotene<br />
Leistung soweit<br />
als mögli<strong>ch</strong> messbar gema<strong>ch</strong>t<br />
wird. Im Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />
wurden die bis<br />
anhin no<strong>ch</strong> fehlenden<br />
Mindestanforderungen für das Therapiezentrum<br />
„im S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>e“ und die Arbeitserziehungsanstalt<br />
Arxhof neu ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Ferner wurden in der Arbeitsgruppe Koordination<br />
und Planung (AKP) die bestehenden<br />
Papiere überarbeitet. Es ist vorgesehen,<br />
auf dieser Basis die Mindestanforderungen<br />
weiter zu konkretisieren<br />
und zu verfeinern. Dabei handelt es si<strong>ch</strong><br />
um einen aufwändigen Prozess, der aufgrund<br />
der vorhandenen Kapazitäten nur<br />
in einzelnen S<strong>ch</strong>ritten erfolgen kann.<br />
Beiträge aus dem Baufonds<br />
Der Baufonds wurde per 1. Januar 2002<br />
eingeri<strong>ch</strong>tet. Er hat zum Ziel, die dur<strong>ch</strong><br />
Subventionskürzungen des Bundes von<br />
50% auf 35% entstandene Finanzierungslücke<br />
zu s<strong>ch</strong>liessen. Bei dem zur<br />
Zeit geltenden Beitragssatz von Fr. 3.--<br />
pro Belegungstag ist mit einem jährli<strong>ch</strong>en<br />
Mittelzufluss von gut 1 Mio. Franken zu<br />
re<strong>ch</strong>nen. Im vergangenen Jahr sind erste<br />
Beiträge an den Kanton Aargau (Strafanstalt<br />
Lenzburg, Fr. 248'391.--) und den<br />
Kanton Bern (Massnahmenzentrum St.<br />
Johannsen, Fr. 216'749.--) geflossen.<br />
Per Ende 2003 dürfte si<strong>ch</strong> der Bestand<br />
des Fonds auf rund 1,3 Mio. Franken belaufen.<br />
Dem stehen zugesi<strong>ch</strong>erte Beiträge<br />
in Höhe von rund 5,3 Mio. Franken gegenüber,<br />
wobei man si<strong>ch</strong> aber bewusst<br />
sein muss, dass viele dieser Projekte<br />
no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t in Ausführung sind bzw.<br />
si<strong>ch</strong> deren Ausführung no<strong>ch</strong> über Jahre<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 15
hinziehen wird. Zur Zeit liegen keine Auszahlungsgesu<strong>ch</strong>e<br />
vor.<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinien betreffend Auswahl und Anstellung<br />
sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
von Vollzugspersonal<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigste Voraussetzung für die Si<strong>ch</strong>erstellung<br />
eines qualitativ ho<strong>ch</strong>stehenden<br />
Straf- und Massnahmenvollzugs ist<br />
zweifellos geeignetes, motiviertes und<br />
gut ausgebildetes Personal. In den vergangenen<br />
zwei Jahren wurden deshalb<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinien für die Auswahl und Anstellung<br />
sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
von Personal erarbeitet. Dabei wurde<br />
erstmals von Anfang an<br />
die Zusammenarbeit mit<br />
dem Osts<strong>ch</strong>weizer Konkordat<br />
gesu<strong>ch</strong>t.<br />
Die nun vorliegenden<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinien sollen inhaltli<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
von unserem Na<strong>ch</strong>barkonkordat in Kraft<br />
gesetzt werden. Au<strong>ch</strong> das Wests<strong>ch</strong>weizer<br />
Konkordat zeigt Interesse an der Übernahme.<br />
Die Bestrebungen für eine engere<br />
Zusammenarbeit aller drei Konkordate<br />
haben hier Frü<strong>ch</strong>te getragen und sollen in<br />
Zukunft weiter intensiviert werden.<br />
Umsetzung des revidierten Allgemeinen<br />
Teils des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es / Neues Jugendstrafre<strong>ch</strong>t<br />
Der revidierte Allgemeine Teil des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />
ist von den Eidg. Räten<br />
verabs<strong>ch</strong>iedet worden, und die Referendumsfrist<br />
ist abgelaufen. Das Datum der<br />
Inkraftsetzung steht no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fest. Als<br />
frühester Termin steht der 1. Juli 2005 im<br />
Raum (Anm. der Red.: wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>es<br />
Datum ist der 1. Januar 2006). Zum glei<strong>ch</strong>en<br />
Zeitpunkt wird au<strong>ch</strong> das neue Jugendstrafre<strong>ch</strong>t<br />
in Kraft treten.<br />
«Gut ausgebildetes Personal<br />
ist für einen ho<strong>ch</strong>stehenden<br />
Vollzug am wi<strong>ch</strong>tigsten.»<br />
Die Frühjahrskonferenz hat ein Vorgehenskonzept<br />
für die Umsetzung im Konkordat<br />
bzw. in den Mitgliedskantonen<br />
gutgeheissen und der Einsetzung eines<br />
Koordinationsorgans, in wel<strong>ch</strong>em alle elf<br />
Mitgliedskantone vertreten sind, zugestimmt.<br />
Bis zur Herbstkonferenz sind die<br />
Handlungsberei<strong>ch</strong>e den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Ebenen zugeordnet und es sind die Prioritäten<br />
festgelegt worden. Bis zur Frühjahrskonferenz<br />
<strong>2004</strong> wird es darum gehen,<br />
konkrete Lösungsvors<strong>ch</strong>läge auszuarbeiten,<br />
wel<strong>ch</strong>e den Kantonen als<br />
Grundlage für ihre eigene Gesetzgebung<br />
dienen können. Ebenso wird ein Grundsatzents<strong>ch</strong>eid<br />
zu fällen sein, wieweit si<strong>ch</strong><br />
das Konkordat künftig mit dem Vollzug<br />
von Jugendstrafre<strong>ch</strong>t befassen soll.<br />
4. Konkordatskonferenzen<br />
Die Konkordatskonferenz trat im Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />
wiederum zweimal zusammen. Die<br />
ordentli<strong>ch</strong>e Herbsttagung vom 22. November<br />
2002 fand in Grafenort OW, die Frühjahrskonferenz<br />
vom 16. Mai 2003 in der<br />
Strafanstalt Zug statt. Im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />
wurden die unter Ziff. 3<br />
hievor erwähnten Themen<br />
behandelt. Die Herbsttagung<br />
berei<strong>ch</strong>erte Pfarrer<br />
Patrice de Mestral mit einem<br />
Vortrag über sein<br />
Wiedereingliederungsprojekt „Kape te ardhem“<br />
in Albanien.<br />
5. Fa<strong>ch</strong>konferenz der Vollzugsinstitutionen<br />
(FKI)<br />
Die Anstaltsleiter und -leiterinnen haben<br />
si<strong>ch</strong> auf der Konkordatsebene im Jahre<br />
2003 zweimal getroffen: am 19. Februar in<br />
der Arbeitserziehungsanstalt Arxhof BL und<br />
am 30. September in der Strafanstalt Zug.<br />
Die weiterhin von Peter Fäh, Direktor der<br />
Strafanstalt S<strong>ch</strong>öngrün SO, geleitete Fa<strong>ch</strong>konferenz<br />
hat si<strong>ch</strong> vornehmli<strong>ch</strong> ebenfalls<br />
mit den unter Ziff. 3 erwähnten Themen<br />
befasst. Im Weiteren dient au<strong>ch</strong> diese, wie<br />
die beiden anderen Fa<strong>ch</strong>konferenzen, dem<br />
kontinuierli<strong>ch</strong>en Erfahrungsaustaus<strong>ch</strong>. Diese<br />
Gremien gewährleisten, dass, neben den<br />
formellen Regelungen, im Alltag viele Probleme<br />
dur<strong>ch</strong> informelle Abspra<strong>ch</strong>en einvernehmli<strong>ch</strong><br />
geregelt werden können.<br />
An der Sitzung vom 30. September musste<br />
Urs Eisenring, Direktor der Strafanstalt Basel-Stadt,<br />
verabs<strong>ch</strong>iedet werden. Er wendet<br />
si<strong>ch</strong> im Hinblick auf die bevorstehende<br />
S<strong>ch</strong>liessung dieser Anstalt einer neuen Herausforderung<br />
zu.<br />
Seite 16 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
6. Fa<strong>ch</strong>konferenz der Einweisungsund<br />
Vollzugsbeamten/-beamtinnen<br />
(FKE)<br />
Au<strong>ch</strong> die FKE konnte weiterhin auf die seit<br />
vielen Jahren bewährte Leitung dur<strong>ch</strong> Roland<br />
Hengartner, Aarau, zählen. Sie hat im<br />
Jahr 2003 ebenfalls zweimal getagt. Am<br />
26. März fand in Zug die halbtägige Frühjahrssitzung<br />
statt. Für die zweitägige<br />
Herbstsitzung am 15. und 16. September<br />
war der Kanton Aargau in Wildegg Gastgeber.<br />
Neben den bekannten Themen der Konkordatskonferenz<br />
waren etwa die Krankenund<br />
Unfallversi<strong>ch</strong>erung von ni<strong>ch</strong>t KVGpfli<strong>ch</strong>tigen<br />
Insassinnen und Insassen, der<br />
Re<strong>ch</strong>tshilfevollzug und Vollzugsabtretungen<br />
für kurze Freiheitsstrafen, die Praxis bei<br />
Ni<strong>ch</strong>tbewährung na<strong>ch</strong> einer bedingten Entlassung<br />
aus einer Massnahme na<strong>ch</strong> Art. 44<br />
StGB, der Vollzugsplan na<strong>ch</strong> revidiertem<br />
StGB oder die Haft- und Straferstehungsfähigkeit<br />
weitere Konferenzthemen.<br />
7. Fa<strong>ch</strong>konferenz der Bewährungshilfe<br />
(FKB)<br />
Die Fa<strong>ch</strong>konferenz der Bewährungshilfe tagt<br />
in einem ungefähr zweimonatigen Turnus.<br />
Sie wird von Hanspeter Zihlmann, Vorsteher<br />
des S<strong>ch</strong>utzaufsi<strong>ch</strong>ts- und Fürsorgeamts<br />
des Kantons Luzern, geleitet. Au<strong>ch</strong> hier<br />
nimmt die Koordination mit den übrigen am<br />
Vollzug beteiligten Stellen, namentli<strong>ch</strong> mit<br />
den Einweisungs- und Vollzugsbehörden<br />
sowie den Vollzugsinstitutionen, einen wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Platz ein.<br />
Die AKP hat weiterhin ihre Rolle als Arbeitsinstrument<br />
des Präsidiums und Koordinationsstelle<br />
zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Konkordatsgremien erfolgrei<strong>ch</strong> wahrgenommen.<br />
Sie hat ihre Ges<strong>ch</strong>äfte im Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />
an a<strong>ch</strong>t Sitzungen erledigt.<br />
9. Konkordatssekretariat<br />
Das Konkordatssekretariat führt weiterhin<br />
Robert Frau<strong>ch</strong>iger im Rahmen eines 50%-<br />
Pensums in Wohlen AG. Er wird dabei von<br />
seiner Sekretärin Lisa S<strong>ch</strong>errer unterstützt.<br />
Die Protokollführung der AKP besorgt seit<br />
2001 Emanuela Fadini, Sa<strong>ch</strong>bearbeiterin für<br />
Straf- und Massnahmenvollzug im kantonalen<br />
Amt für Freiheitsentzug und Betreuung,<br />
Bern.<br />
Neben der Betreuung der Ges<strong>ch</strong>äfte der<br />
Konkordatskonferenzen bestanden die<br />
Hauptaufgaben des Sekretariates in der<br />
Vorbereitung und Verarbeitung der Sitzungen<br />
der AKP und vers<strong>ch</strong>iedener themenbezogener<br />
Arbeitsgruppen (z.B. Kostgelder<br />
Massnahmenvollzug; Ri<strong>ch</strong>tlinien Personal;<br />
Umsetzung des revidierten Allgemeinen<br />
Teils StGB; Auswirkungen des Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong>s<br />
[NFA] auf die Konkordate;<br />
Auftrag und Finanzierung des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Ausbildungszentrums) sowie in der<br />
Erledigung aller laufenden Ges<strong>ch</strong>äfte. Hinzu<br />
kamen die Vertretung des Konkordates in<br />
den Fa<strong>ch</strong>konferenzen, beim S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Ausbildungszentrum, an der Konferenz<br />
der Konkordatssekretäre, bei den<br />
Kontakten mit den anderen Konkordaten<br />
usw.<br />
10. S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Konkordatssekretärenkonferenz<br />
Die Konferenz behandelt aber neben den<br />
für das Konkordat relevanten<br />
Ges<strong>ch</strong>äften au<strong>ch</strong><br />
regelmässig weitergehende<br />
spezifis<strong>ch</strong>e Probleme aus<br />
ihrem Fa<strong>ch</strong>gebiet. Zu erwähnen<br />
sind etwa der Umgang<br />
mit Gewalt auf den<br />
Dienststellen oder die Ausarbeitung von<br />
gemeinsamen Arbeitshilfen, wie Merkblättern<br />
usw.<br />
8. Arbeitsgruppe Koordination und<br />
Planung (AKP)<br />
«Die Bestrebungen für eine<br />
engere Zusammenarbeit der<br />
Konkordate tragen Frü<strong>ch</strong>te.»<br />
Die Sekretäre der drei Konkordate und der<br />
Sekretär bzw. die Sekretärin<br />
des Neunerauss<strong>ch</strong>usses<br />
haben si<strong>ch</strong> untereinander<br />
und mit dem Bundesamt<br />
für Justiz im Februar,<br />
im Juni und im<br />
September 2003 zur Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
gemeinsamer Probleme getroffen.<br />
Seit der Juni-Sitzung nimmt an diesen<br />
Treffen au<strong>ch</strong> der Generalsekretär der<br />
KKJPD, Fürspre<strong>ch</strong>er Beat Hegg, teil.<br />
Eine wesentli<strong>ch</strong>e Verstärkung hat die Konferenz<br />
im abgelaufenen Jahr dadur<strong>ch</strong> erhalten,<br />
dass das Wests<strong>ch</strong>weizer Konkordat<br />
mit dem früheren Anstaltsdirektor Henri<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 17
Nuoffer einen vollamtli<strong>ch</strong>en Sekretär angestellt<br />
hat. Damit wird eine längere Phase<br />
mangelnder Stabilität und Disponibilität des<br />
Sekretariats im Konkordat der lateinis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>weiz abges<strong>ch</strong>lossen. Die positiven Auswirkungen<br />
haben si<strong>ch</strong> bereits in den ersten<br />
Monaten dur<strong>ch</strong> eine vermehrte Zusammenarbeit<br />
au<strong>ch</strong> über die Spra<strong>ch</strong>grenzen hinweg<br />
bemerkbar gema<strong>ch</strong>t. Diese Entwicklung soll<br />
au<strong>ch</strong> in Zukunft anhalten.<br />
Die strukturellen Verbesserungen auf der<br />
Ebene der Konkordate und der KKJPD sowie<br />
des Neunerauss<strong>ch</strong>usses s<strong>ch</strong>affen die Grundlagen,<br />
um die immer umfangrei<strong>ch</strong>er und<br />
komplexer werdenden Aufgaben zu bewältigen.<br />
11. Neunerauss<strong>ch</strong>uss der KKJPD<br />
Regierungsrat Werner Niederer, Appenzell<br />
Ausserrhoden, hat im Frühjahr 2003 das<br />
Präsidium des Neunerauss<strong>ch</strong>usses der<br />
KKJPD abgegeben. Ebenfalls war das bisher<br />
dur<strong>ch</strong> den Departementssekretär von Regierungsrat<br />
Niederer betreute Sekretariat<br />
neu zu besetzen. Diese We<strong>ch</strong>sel wurden<br />
zum Anlass genommen, die Struktur und<br />
die Arbeitsweise des Neunerauss<strong>ch</strong>usses zu<br />
überprüfen.<br />
Der KKJPD wird beantragt, den Auss<strong>ch</strong>uss<br />
statt mit je drei Regierungsmitgliedern der<br />
drei Konkordate, künftig mit je zwei Regierungsmitgliedern<br />
und den drei Konkordatssekretären<br />
zu besetzen. Von den bisherigen<br />
drei Mitgliedern unseres Konkordates, Regierungsrätin<br />
Dora Andres, Bern, Regierungsrat<br />
Hans-Martin Ts<strong>ch</strong>udi, Basel-Stadt,<br />
und Regierungsrat Hanspeter Uster, Zug,<br />
haben die beiden Letzteren an der Frühjahrskonferenz<br />
2003 ihren Rücktritt erklärt.<br />
Neu wird Regierungsrat Kurt Wernli, Aargau,<br />
als Konkordatspräsident neben Regierungsrätin<br />
Dora Andres im Neunerauss<strong>ch</strong>uss<br />
Einsitz nehmen. Das Sekretariat<br />
wurde neu beim Generalsekretariat der<br />
KKJPD in Bern angesiedelt und wird von<br />
Frau Käthi Engel Pignolo geführt.<br />
KLUGER UMGANG MIT KNAPPEN KREDITEN<br />
Die Sektion Straf- und Massnahmenvollzug im Jahr 2003 *<br />
2003 war für die Sektion Straf- und<br />
Massnahmenvollzug ein sehr arbeitsrei<strong>ch</strong>es<br />
und ni<strong>ch</strong>t ganz einfa<strong>ch</strong>es Jahr.<br />
Die im Zuge der Sparmassnahmen des<br />
Bundes verfügten Budgetrestriktionen<br />
beeinflussten die Arbeit der Sektion in<br />
nahezu allen Berei<strong>ch</strong>en. Dank kluger<br />
Bewirts<strong>ch</strong>aftung der knapper gewordenen<br />
Mittel konnte ihr gesetzli<strong>ch</strong>er<br />
Auftrag denno<strong>ch</strong> weitgehend erfüllt<br />
werden.<br />
1. Anerkennungen und kantonale Planung<br />
(Cornelia Rumo und Beatrice Kalbermatter)<br />
Zu den Anfang 2003 hängigen sieben Anerkennungsgesu<strong>ch</strong>en<br />
kamen im Laufe des<br />
Jahres sieben neue hinzu. Neu anerkannt<br />
wurden neun Institutionen (vgl. Käst<strong>ch</strong>en).<br />
Ein Gesu<strong>ch</strong> musste abgelehnt werden. Aus<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Gründen konnte auf vier<br />
Gesu<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t eingetreten werden. Somit<br />
waren Ende 2003 197 Institutionen vom<br />
<strong>EJPD</strong> anerkannt.<br />
Neu anerkannte Heime<br />
- Wohnheim S<strong>ch</strong>lössli Basel, BS;<br />
- Kinder- und Jugendheim Laufen, BL;<br />
- Dur<strong>ch</strong>gangswohngruppen Sennwald,<br />
SG;<br />
- Jugendstation Alltag, GR;<br />
- Aufnahmeheim Safenwil, AG;<br />
- Jugendwohnheim Betreutes Wohnen,<br />
SZ;<br />
- Kinderheim Heimelig, FR;<br />
- Transit, FR;<br />
- Kinderheim Auf Berg, BL<br />
* Gekürzte Fassung des zuhanden der Amtsdirektion verfassten Jahresberi<strong>ch</strong>ts. Die Beiträge stammen von den Berei<strong>ch</strong>sleiterinnen<br />
und -leitern sowie von der Sektions<strong>ch</strong>efin. Die Namen der jeweiligen Autorinnen und Autoren sind im<br />
Titel der Beiträge vermerkt.<br />
Seite 18 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Überprüfung der Angebote<br />
Von rund 50 hängigen Gesu<strong>ch</strong>en um Konzeptänderungen<br />
konnten 27 abges<strong>ch</strong>lossen<br />
werden. Dabei handelte es si<strong>ch</strong> vor allem<br />
um Veränderungen der Platzzahl und Erweiterungen<br />
der Angebotsstruktur der Institutionen.<br />
Viele Konzeptänderungen waren<br />
bedingt dur<strong>ch</strong> die Überprüfung der teilbetreuten<br />
Angebote. 2003 gingen 59 Gesu<strong>ch</strong>e<br />
um Anerkennung eines teilbetreuten Angebots<br />
ein; davon wurden 17 gutgeheissen<br />
und 21 abgelehnt. 21 Gesu<strong>ch</strong>e gingen erst<br />
Ende Dezember 2003 ein; sie werden bis<br />
Ende Februar <strong>2004</strong> abges<strong>ch</strong>lossen sein.<br />
<strong>2004</strong> werden die Öffnungszeiten der Institutionen<br />
überprüft. Bei einigen Institutionen<br />
und Kantonen warf dies im Voraus Fragen<br />
auf. Während des Beitragsjahres kam es<br />
deshalb im Vorfeld der Überprüfung bereits<br />
zu mehreren Sitzungen mit betroffenen<br />
Institutionen, Kantonen und Heimorganisationen.<br />
Neue Subverntionspraxis wird vorbereitet<br />
Im Rahmen des Projekts „Neue Subventionspraxis“<br />
(NSP) galt es, in Zusammenarbeit<br />
mit einem externen Organisationsberater,<br />
Verbesserungen in den regelmässigen<br />
quantitativen und qualitativen Überprüfungen<br />
der Institutionen zu erarbeiten.<br />
Einbezogen waren au<strong>ch</strong> ausgewählte Vertreterinnen<br />
und Vertreter von Institutionen<br />
und kantonalen Verbindungsstellen, die uns<br />
bei einem Workshop mit ihrem Know-how<br />
unterstützten. Ausserdem wurde das Merkblatt<br />
der kantonalen Planung mit Unterstützung<br />
betroffener Kantone grundlegend<br />
überarbeitet. Im Jahre <strong>2004</strong> wird das Projekt<br />
abges<strong>ch</strong>lossen sein, so dass ab 2005<br />
die neuen Verfahrensweisen im Anerkennungsberei<strong>ch</strong><br />
zur Anwendung kommen.<br />
2. Betriebsbeiträge (Barbara Leuthold)<br />
Im Jahr 2003 erhielten 192 Institutionen<br />
Betriebsbeiträge, eine mehr als im Jahr<br />
zuvor. Der ordentli<strong>ch</strong>e Kredit von rund 65,6<br />
Mio. Franken rei<strong>ch</strong>te dafür ni<strong>ch</strong>t aus, so<br />
unter Anderem weil einzelne Heime angesi<strong>ch</strong>ts<br />
der s<strong>ch</strong>wierigeren Klientel ihren Personaletat<br />
erhöhen mussten. Der Fehlbetrag<br />
wurde namentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen Na<strong>ch</strong>tragskredit<br />
gedeckt.<br />
Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en Budget und Bedarf<br />
Die Kreditbewirts<strong>ch</strong>aftung der letzten Jahre<br />
liess keine bedarfsgere<strong>ch</strong>te Budgetierung<br />
mehr zu. Au<strong>ch</strong> wurde das auf Grund der<br />
Vorgaben eingerei<strong>ch</strong>te Budget in den Folgejahren<br />
der Budgetplanung mehrmals gekürzt.<br />
Erziehungseinri<strong>ch</strong>tungen, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Anerkennungsvoraussetzungen erfüllen, haben<br />
aber na<strong>ch</strong> einem Bundesgeri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eid<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Bundesbeiträge.<br />
Dur<strong>ch</strong> dieses Verfahren entsteht eine si<strong>ch</strong><br />
immer weiter öffnende S<strong>ch</strong>ere zwis<strong>ch</strong>en<br />
bewilligtem und benötigtem Kredit.<br />
S<strong>ch</strong>on Anfang 2003 zeigte si<strong>ch</strong>, dass der<br />
ordentli<strong>ch</strong>e Kredit ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>en würde<br />
und dass die 192 Beitragsgesu<strong>ch</strong>e namentli<strong>ch</strong><br />
wegen der knappen Ressourcen ni<strong>ch</strong>t<br />
bis zum Abgabetermin des Na<strong>ch</strong>tragskreditbegehrens<br />
bearbeitet werden könnten.<br />
Dank interner Massnahmen konnte aber<br />
re<strong>ch</strong>tzeitig eine provisoris<strong>ch</strong>e Bere<strong>ch</strong>nung<br />
erstellt werden. Erneute Überprüfungen<br />
führten s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zu einigen Neubere<strong>ch</strong>nungen,<br />
zwei Wiedererwägungen und zwei<br />
Rückforderungen. Au<strong>ch</strong> wenn am Ende ein<br />
Kreditrest von 2'027 Franken resultierte,<br />
ers<strong>ch</strong>eint dieses Verfahren na<strong>ch</strong>teilig, denn<br />
rund die Hälfte aller Dossiers mussten in<br />
zwei Umgängen bearbeitet werden. Wir<br />
stellen uns daher die Frage, ob es ni<strong>ch</strong>t<br />
effizienter wäre, das Budget künftig der<br />
Realität anzupassen.<br />
3. Baubeiträge (John Zwick)<br />
Im Jahre 2003 wurden gegen 100 vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Bauprojekte in den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten<br />
Phasen bearbeitet. Der s<strong>ch</strong>on im Vorjahr<br />
erkennbare Na<strong>ch</strong>holbedarf bei den Erziehungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
setzte si<strong>ch</strong> fort.<br />
Erfolgrei<strong>ch</strong>e Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />
Die positiven Erfahrungen mit der Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />
im Erwa<strong>ch</strong>senenberei<strong>ch</strong> haben<br />
si<strong>ch</strong> weiter bestätigt. So konnte diese<br />
Bemessungsmethode bei praktis<strong>ch</strong> allen<br />
neuen Bauvorhaben angewendet werden,<br />
obwohl diese Objekte no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf der<br />
Basis der Flä<strong>ch</strong>en geplant worden sind, die<br />
den Modellwerten zu Grunde liegen.<br />
2003 wurde mit der Ausdehnung der Platzkostenpaus<strong>ch</strong>ale<br />
auf die Erziehungsheime<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 19
egonnen. In einem ersten S<strong>ch</strong>ritt wurden<br />
dafür rund 18 Objekte erfasst. Ende 2003<br />
konnte diese erste Phase planmässig abges<strong>ch</strong>lossen<br />
werden. Die zweite Phase umfasst<br />
unter anderem die Ausarbeitung des<br />
S<strong>ch</strong>lussberi<strong>ch</strong>ts (bis Ende August <strong>2004</strong>) und<br />
eine ans<strong>ch</strong>liessende Vernehmlassung bei<br />
Kantonen und Heimverantwortli<strong>ch</strong>en<br />
(Herbst <strong>2004</strong>).<br />
Keine „einfa<strong>ch</strong>en“ Ges<strong>ch</strong>äfte mehr<br />
Die gesteckten Ziele konnten nur dank dem<br />
vollen Einsatz aller Beteiligten errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
Heute s<strong>ch</strong>eint es auf diesem Gebiet<br />
keine „einfa<strong>ch</strong>en“ Ges<strong>ch</strong>äfte mehr zu geben;<br />
die Verfahren sind deshalb entspre<strong>ch</strong>end<br />
komplizierter und damit aufwändiger<br />
geworden. Dank verdienen ni<strong>ch</strong>t nur die<br />
internen Mitarbeitenden, sondern au<strong>ch</strong> das<br />
Team des Bundesamtes für Bauten und<br />
Logistik (BBL), das uns wiederum kompetent<br />
und zuvorkommend unterstützt hat.<br />
Baubeiträge na<strong>ch</strong> LSMG<br />
Die im Jahr 2003 zur Verfügung stehenden<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tungs- und Zahlungskredite wurden<br />
vollständig beanspru<strong>ch</strong>t. So wurden<br />
insgesamt 19,8 Mio. Franken an 26 vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Bauvorhaben zugesi<strong>ch</strong>ert. Davon<br />
entfiel der grösste Teil auf Neu- und Umbauprojekte<br />
im Heimberei<strong>ch</strong> sowie auf einige<br />
Erwa<strong>ch</strong>senenanstalten (vgl. Käst<strong>ch</strong>en).<br />
Der Nettoverpfli<strong>ch</strong>tungsstand betrug per<br />
Ende 2003 rund 53,6 Mio. Franken.<br />
Der grösste Teil des zur Verfügung stehenden<br />
Zahlungskredites in der Höhe von ledigli<strong>ch</strong><br />
8,3 Mio. Franken wurde für die<br />
S<strong>ch</strong>lusszahlungen einiger grösserer Bauvorhaben<br />
beanspru<strong>ch</strong>t. Auf die Ausri<strong>ch</strong>tung<br />
von Vors<strong>ch</strong>usszahlungen musste mangels<br />
genügender Kredite im Jahre 2003 verzi<strong>ch</strong>tet<br />
werden.<br />
Zwangsmassnahmen im Ausländerre<strong>ch</strong>t<br />
Der im Jahre 2003 zur Verfügung stehende<br />
Zahlungskredit in der Höhe von gut 3,1 Mio.<br />
Franken wurde vollständig für Vors<strong>ch</strong>ussund<br />
S<strong>ch</strong>lusszahlungen zu Gunsten von<br />
Projekten der Kantone Wallis, Graubünden,<br />
Solothurn und Genf beanspru<strong>ch</strong>t.<br />
Wi<strong>ch</strong>tigste Bauprojekte<br />
Heime<br />
- Sonders<strong>ch</strong>ulheim Friedheim, Bubikon<br />
ZH<br />
- Jugendheim Lory in Münsingen BE<br />
- Jugendheim Platanenhof in Oberuzwil<br />
SG<br />
- Arbeitserziehungsanstalt Kal<strong>ch</strong>rain,<br />
Hüttwilen TG,<br />
- Wohngruppe Karpfenweg, Basel<br />
- Jugendwohnheim S<strong>ch</strong>osshalde, Bern<br />
- Internat de Serix, Palézieux VD<br />
Anstalten für Erwa<strong>ch</strong>sene<br />
- Massnahmenanstalt Bitzi, Mosnang SG<br />
- Kantonalgefängnis Frauenfeld TG<br />
- Strafanstalten Belle<strong>ch</strong>asse, Sugiez FR<br />
Von dem für Zwangsmassnahmen zur Verfügung<br />
stehenden Verpfli<strong>ch</strong>tungskredit von<br />
51 Mio. Franken wurden bis Ende 2003<br />
rund 49,8 Mio. Franken verpfli<strong>ch</strong>tet und<br />
46,5 Mio. Franken ausbezahlt. Die no<strong>ch</strong><br />
offenen Verpfli<strong>ch</strong>tungen beliefen si<strong>ch</strong> auf<br />
3,4 Mio. Franken. Bei a<strong>ch</strong>t von den 13 Bauvorhaben,<br />
die 1996 von den Kantonen angemeldet<br />
wurden, konnte das Beitragsverfahren<br />
abges<strong>ch</strong>lossen werden (ZH, LU, AG,<br />
SG,OW, TI, BS, SO).<br />
4. Modellversu<strong>ch</strong>e (Renate Clémençon)<br />
Während des Beri<strong>ch</strong>tsjahres waren vers<strong>ch</strong>iedene<br />
früher bewilligte, in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Stadien befindli<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>e, aber<br />
au<strong>ch</strong> hängige Gesu<strong>ch</strong>e zu überwa<strong>ch</strong>en und<br />
zu begleiten.<br />
Von drei im Jahre 2002 abges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Projekten wurden die teilweise überarbeiteten<br />
und ergänzten Projekt- und Auswertungss<strong>ch</strong>lussberi<strong>ch</strong>te<br />
geprüft („Umweltbezogene<br />
Ausbildung für arbeitslose weibli<strong>ch</strong>e<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e“; „Tataufarbeitung und Wiedergutma<strong>ch</strong>ung<br />
TaWi“; „Electronic Monitoring<br />
EM“).<br />
Neue Gesu<strong>ch</strong>e<br />
Zwei neu eingerei<strong>ch</strong>te Gesu<strong>ch</strong>e („Stationäre<br />
Behandlung von psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranken Straftätern<br />
mit Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen“; „Flexible<br />
Therapie für Patienten mit einer geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
angeordneten stationären Therapie<br />
na<strong>ch</strong> Art. 44 StGB“) mussten aus vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Gründen abgelehnt werden. Dagegen<br />
Seite 20 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
konnte für den neuen, dreijährigen Modellversu<strong>ch</strong><br />
„Programme de prise en <strong>ch</strong>arge<br />
des adolescents auteurs d'abus sexuels<br />
dans un groupe de parole à visée thérapeutique“<br />
der Association CTAS (Centre de<br />
consultation pour les victimes d'abus<br />
sexuels) in Genf die Zusi<strong>ch</strong>erung verfügt<br />
werden.<br />
An Modellversu<strong>ch</strong>en interessierte<br />
Medien<br />
Unsere Publikation „Neue Wege im Strafund<br />
Massnahmenvollzug“ über die abges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Modellversu<strong>ch</strong>e der letzten 15<br />
Jahre ist Ende <strong>April</strong> planmässig fertiggestellt<br />
und den Bundeshausmedien präsentiert<br />
worden (vgl. info bulletin Nr. 2/2003,<br />
S. 32/33). Auf grosses Medieninteresse<br />
stiess au<strong>ch</strong> die Vorstellung der ersten Ergebnisse<br />
des interkantonalen Modellversu<strong>ch</strong>s<br />
„Electronic Monitoring“ am 24. November<br />
2003 in Basel.<br />
Neu zusammengesetzter Fa<strong>ch</strong>aus<strong>ch</strong>uss<br />
Ein weiterer S<strong>ch</strong>werpunkt lag Anfang Jahr<br />
in der Vorbereitung der Wahl der Mitglieder<br />
des Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>usses, der die Modellversu<strong>ch</strong>e<br />
beguta<strong>ch</strong>tet (vgl. Käst<strong>ch</strong>en). In seiner<br />
neuen Zusammensetzung tagte der Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>uss<br />
zweimal, im Mai und Oktober. An<br />
der Oktobersitzung verabs<strong>ch</strong>iedete er si<strong>ch</strong><br />
von Dr. Priska S<strong>ch</strong>ürmann als seiner Vorsitzenden.<br />
Diese letzte Sitzung war zuglei<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> die vierzigste unter ihrem Vorsitz.<br />
1 Million Kreditrest<br />
Der bewilligte Jahreskredit von 2,475 Mio.<br />
Franken konnte bis auf knapp 1 Mio. Franken<br />
ausges<strong>ch</strong>öpft werden. Davon entfiel<br />
knapp die Hälfte auf drei Versu<strong>ch</strong>e in der<br />
Jugendhilfe, darunter eine S<strong>ch</strong>lusszahlung.<br />
Die andere Hälfte wurde an vier Projekte im<br />
Erwa<strong>ch</strong>senenvollzug ausgeri<strong>ch</strong>tet. Der Kreditrest<br />
ist grösstenteils auf Verzögerungen<br />
oder Zurückweisungen von Gesu<strong>ch</strong>en zurückzuführen.<br />
Mitglieder des Fa<strong>ch</strong>auss<strong>ch</strong>usses für<br />
Modellversu<strong>ch</strong>e (2003-2007)<br />
- Linard Arquint, Direktor der Interkantonalen<br />
Strafanstalt Bostadel, Menzingen<br />
(neu)<br />
- Dr. Dieter Bongers, Consulting & Psy<strong>ch</strong>otherapie,<br />
Liestal<br />
- Luisella DeMartini, Capo Ufficio di Patronato,<br />
Lugano<br />
- Marianne Heimoz, Direktorin der Anstalten<br />
Hindelbank, Hindelbank<br />
- Esther Mattle-Beyeler, Ges<strong>ch</strong>äftsleiterin<br />
der Jugendanwalts<strong>ch</strong>aft für die Bezirke<br />
Unter-, Oberrheintal, Werdenberg und<br />
Sargans, Bu<strong>ch</strong>s (neu)<br />
- Dr. Bernadette Roos, Oberärztin, Forensis<strong>ch</strong>er<br />
Dienst der Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Klinik<br />
Königsfelden, Brugg (neu)<br />
- Philippe de Sinner, Direktor des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Ausbildungszentrums für das<br />
Strafvollzugspersonal, Freiburg<br />
- Anne Siegenthaler, Directrice du Foyer<br />
St-Etienne, Fribourg (neu)<br />
- Walter Troxler, Direktor des Jugenddorfes,<br />
Knutwil (neu, bis <strong>April</strong> <strong>2004</strong>)<br />
- Martin Vinzens, Direktor der Kantonalen<br />
Strafanstalt Saxerriet, Salez<br />
5. Information und Dokumentation<br />
Seit dem 1. Januar 2003 wird das info<br />
bulletin, Informationen zum Straf- und<br />
Massnahmenvollzug, von Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong><br />
redigiert. Damit konnte si<strong>ch</strong>ergestellt werden,<br />
dass im Jahre 2003 alle vier Nummern<br />
unserer Vierteljahress<strong>ch</strong>rift au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
ers<strong>ch</strong>einen.<br />
Der neue Redaktor führte ein leserfreundli<strong>ch</strong>eres<br />
Layout ein und gestaltete das Heft<br />
allgemein „journalistis<strong>ch</strong>er“, beispielsweise<br />
dur<strong>ch</strong> eine Reihe eigener Artikel. Neben den<br />
traditionell ers<strong>ch</strong>einenden Beiträgen (z.B.<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>te von Konkordaten, Beri<strong>ch</strong>te<br />
über internationale Konferenzen) enthielten<br />
die vier Ausgaben des info bulletin unter<br />
anderem Interviews und Artikel zum neuen<br />
Allgemeinen Teil des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es und<br />
zum Jugendstrafgesetz sowie zu den internationalen<br />
Überstellungsübereinkommen<br />
und deren Anwendung in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Das E<strong>ch</strong>o auf die neue Präsentation des info<br />
bulletin ist dur<strong>ch</strong>wegs positiv, und die<br />
neugestaltete Fa<strong>ch</strong>publikation kommt bei<br />
den Leserinnen und Lesern sehr gut an.<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 21
6. Grundsätzli<strong>ch</strong>es (Priska S<strong>ch</strong>ürmann)<br />
2003 gehört aus der Si<strong>ch</strong>t der Sektionsleitung<br />
zu den arbeitsintensivsten Jahren seit<br />
1986, als innerhalb von nur drei Monaten<br />
die Verordnung zum damaligen neuen<br />
LSMG revidiert werden musste. Das Beri<strong>ch</strong>tsjahr<br />
verlangte einen ähnli<strong>ch</strong>en Einsatz.<br />
Strafvollzugsgesetz erneut ges<strong>ch</strong>eitert<br />
So wurde im Rahmen des Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong>s<br />
NFA die kurzfristige Erarbeitung<br />
eines s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Strafvollzugsgesetzes<br />
verlangt. Eine Arbeitsgruppe aus Angehörigen<br />
des BJ, der Kantone und Konkordate<br />
sowie weiteren Experten sollte bis zum November<br />
2003 einen Entwurf vorlegen. Die<br />
Arbeiten wurden mit grossem Engagement<br />
vorangetrieben, und der Zwis<strong>ch</strong>enberi<strong>ch</strong>t<br />
vom 3. Juli enthielt bereits ein Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
des neuen Gesetzes.<br />
Indessen formierte si<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong> eine Gegners<strong>ch</strong>aft,<br />
und die Kantone forderten die alleinige<br />
Vollzugshoheit. Damit wurde das Projekt<br />
eines umfassenden Regelwerks, das die<br />
heute überall zerstreuten Normen zusammenführen<br />
sollte, einmal mehr begraben.<br />
Immerhin entstand aus den abgebro<strong>ch</strong>enen<br />
Arbeiten ein sehr erfreuli<strong>ch</strong>es Nebenprodukt:<br />
ein Sti<strong>ch</strong>wortverzei<strong>ch</strong>nis zur bundesgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung über materielle<br />
Fragen des Freiheitsentzuges (vgl. info<br />
bulletin Nr. 4/2003, S. 18).<br />
Neues in der Zusammenarbeit<br />
Bund/Kantone?<br />
Übrig blieb die Behandlung der NFArelevanten<br />
Fragen zur Finanzierung von<br />
kantonalen Leistungen dur<strong>ch</strong> den Bund. Der<br />
S<strong>ch</strong>lussberi<strong>ch</strong>t der Arbeitsgruppe zuhanden<br />
des Leitorgans enthält einige Marksteine,<br />
die – falls sie umgesetzt werden – die Zusammenarbeit<br />
zwis<strong>ch</strong>en Bund und Kantonen<br />
massiv beeinflussen. So könnte beispielsweise<br />
das BJ mit den jeweiligen kantonalen<br />
Verbindungsstellen Leistungsvereinbarungen<br />
abs<strong>ch</strong>liessen. Eine Verordnung<br />
soll die Erprobung dieser Zusammenarbeit<br />
s<strong>ch</strong>on ab 2005 ermögli<strong>ch</strong>en. Bereits vier<br />
Kantone haben ihre Bereits<strong>ch</strong>aft zur Zusammenarbeit<br />
in einem Pilotversu<strong>ch</strong> zugesi<strong>ch</strong>ert.<br />
Gezielte Sparmassnahmen<br />
Der Anfang 2003 erteilte massive Sparauftrag<br />
traf uns ni<strong>ch</strong>t unvorbereitet, so dass<br />
wir ras<strong>ch</strong> vier Massnahmen vors<strong>ch</strong>lagen<br />
konnten, deren Zielri<strong>ch</strong>tung die Reduktion<br />
auf unsere Kernklientel ist:<br />
Ganzjährig offene Einri<strong>ch</strong>tungen;<br />
Reduktion der pädagogis<strong>ch</strong>en Zusatzangebote;<br />
Erhöhung des Anteils der LSMG-Klientel<br />
und damit Aufhebung der Glei<strong>ch</strong>stellung<br />
der verhaltensgestörten IV-Klientel;<br />
Vierjähriges Moratorium für Gesu<strong>ch</strong>e um<br />
Anerkennung der Beitragsbere<strong>ch</strong>tigung<br />
von Erziehungsheimen (Ausnahme: Heime<br />
für den Vollzug der 4-jährigen Freiheitsstrafe<br />
na<strong>ch</strong> neuem Jugendstrafgesetz).<br />
Mit diesen Massnahmen sollen <strong>2004</strong> eine<br />
halbe Million, in den Folgejahren 2005-2007<br />
je 6 Millionen Franken eingespart werden.<br />
Die entspre<strong>ch</strong>enden revidierten Gesetzesgrundlagen<br />
werden rückwirkend auf den<br />
1. Januar <strong>2004</strong> in Kraft gesetzt.<br />
Gute Na<strong>ch</strong>folgeregelung<br />
Besonders wi<strong>ch</strong>tig war die Regelung der<br />
Na<strong>ch</strong>folge in der Sektionsleitung: Mit Walter<br />
Troxler, ehemals Stellvertretender Direktor<br />
der Strafanstalt Wauwilermoos und no<strong>ch</strong><br />
Leiter des Jugenddorfes Knutwil, konnte ein<br />
Na<strong>ch</strong>folger gefunden werden, der Gewähr<br />
bietet, dass die gute Arbeit der Sektion<br />
Straf- und Massnahmenvollzug au<strong>ch</strong> in Zukunft<br />
geleistet wird.<br />
Persönli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>lusswort<br />
Mit dieser Zuversi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>liesse i<strong>ch</strong> den<br />
letzten Jahresberi<strong>ch</strong>t als Chefin der Sektion<br />
Straf- und Massnahmenvollzug und danke<br />
allen Mitarbeitenden ganz herzli<strong>ch</strong> für die<br />
qualitativ gute, vereinzelt hervorragende<br />
und quantitativ grosse Leistung. Das Jahr<br />
2003 hat bewiesen, dass im Team viel Engagement<br />
und Kreativität vorhanden sind,<br />
die erlauben, neue Wege zu su<strong>ch</strong>en und<br />
au<strong>ch</strong> zu bes<strong>ch</strong>reiten. Au<strong>ch</strong> der Direktion des<br />
BJ danke i<strong>ch</strong> für die gute Zusammenarbeit<br />
und das mir in den letzten fünfzehn Jahren<br />
entgegengebra<strong>ch</strong>te Vertrauen.<br />
Seite 22 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Der Auftrag, den die Sektion zu erfüllen<br />
hat, ist gesetzli<strong>ch</strong> - im LSMG - vorgegeben:<br />
Der Bund soll mit finanzieller Unterstützung<br />
die Rahmenbedingungen verbessern<br />
helfen, die es straffälligen oder in ihrem<br />
Sozialverhalten erhebli<strong>ch</strong> gestörten<br />
Minderjährigen und Erwa<strong>ch</strong>senen ermögli<strong>ch</strong>en,<br />
in der Gesells<strong>ch</strong>aft wieder Fuss zu<br />
fassen. Ziel ist die Integration und/oder die<br />
Resozialisierung dieser Mens<strong>ch</strong>en, damit sie<br />
verantwortli<strong>ch</strong>e Mitglieder der Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
werden. Deshalb sind der Tätigkeit der Mitarbeitenden<br />
der Sektion folgende Maximen<br />
zu Grunde zu legen:<br />
Die Würde des Mens<strong>ch</strong>en ist zu a<strong>ch</strong>ten<br />
und zu s<strong>ch</strong>ützen.<br />
Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e haben Anspru<strong>ch</strong><br />
auf besonderen S<strong>ch</strong>utz ihrer Unversehrtheit<br />
und auf Förderung ihrer Entwicklung.<br />
(Bundesverfassung Art. 7 und 11, Abs. 1)<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 23
GESETZGEBUNG<br />
BALANCEAKT ÜBER EINEM MINENFELD<br />
Fragen zur Strafgesetzgebung na<strong>ch</strong> dem Erfolg der Verwahrungsinitiative<br />
Am 8. Februar hat das S<strong>ch</strong>weizervolk<br />
mit einer Ja-Mehrheit von 56,1 Prozent<br />
der Verwahrungsinitiative zugestimmt;<br />
diese ist nun umzusetzen. Heinz Sutter,<br />
der zuständige Sektions<strong>ch</strong>ef im<br />
Bundesamt für Justiz, äussert si<strong>ch</strong> im<br />
folgenden Interview zu dieser diffizilen<br />
Aufgabe und zu mögli<strong>ch</strong>en Folgen des<br />
Abstimmungsergebnisses auf die aktuelle<br />
Strafgesetzgebung.<br />
Peter Ullri<strong>ch</strong> *<br />
Die Ende 2002 im Rahmen des revidierten<br />
Allgemeinen Teils des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />
(AT StGB) vom Parlament gutgeheissene<br />
Verwahrungsregelung hat andere<br />
Grundsätze als die Initiative. Muss jetzt das<br />
Verwahrungsre<strong>ch</strong>t neu ges<strong>ch</strong>rieben werden?<br />
Heinz Sutter: Nein, das ni<strong>ch</strong>t gerade. Aber<br />
in einzelnen Punkten muss das Verwahrungsre<strong>ch</strong>t<br />
wohl ergänzt werden. Das gilt<br />
insbesondere für die Bestimmungen über<br />
die Entlassung aus der Verwahrung und<br />
deren Aufhebung.<br />
Heikle Umsetzung der Initative<br />
Für die EMRK-konforme Umsetzung der<br />
Initiative, die im Zentrum der Diskussion<br />
steht, werden häufig Lösungen genannt, die<br />
bei den „neuen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnissen“<br />
ansetzen. Wie sieht das konkret<br />
aus?<br />
H.S.: I<strong>ch</strong> will den Beratungen in der Arbeitsgruppe,<br />
wel<strong>ch</strong>e diese Frage beraten<br />
wird, ni<strong>ch</strong>t vorgreifen. Deshalb muss i<strong>ch</strong><br />
heute offen lassen, wie die Lösung im Ein-<br />
* Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong> ist Redaktor des info bulletin. Er<br />
führte das Gesprä<strong>ch</strong> mit Heinz Sutter, Chef der Sektion<br />
Strafre<strong>ch</strong>t im Bundesamt für Justiz. Siehe au<strong>ch</strong> das<br />
frühere Interview mit Heinz Sutter im info bulletin<br />
Nr. 2/03, S. 18 ff.<br />
zelnen aussehen könnte. Dass unter Anderem<br />
beim zentralen Absatz 2 des Initiativtextes<br />
(vgl. Käst<strong>ch</strong>en) anzusetzen ist,<br />
liegt jedo<strong>ch</strong> auf der Hand. Konkret wird<br />
namentli<strong>ch</strong> zu klären sein, was unter neuen<br />
wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntissen zu verstehen<br />
ist und ob das Vorliegen sol<strong>ch</strong>er neuer<br />
Erkenntnisse regelmässig soll geprüft werden<br />
können.<br />
„neue wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erkenntnisse“<br />
Der für die Umsetzung zentrale Absatz<br />
2. Satz 1 der angenommenen Verwahrungsinitiative<br />
lautet wörtli<strong>ch</strong>:<br />
„ 2 Nur wenn dur<strong>ch</strong> neue, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Erkenntnisse erwiesen wird, dass<br />
der Täter geheilt werden kann und somit<br />
keine Gefahr mehr für die Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />
darstellt, können neue Guta<strong>ch</strong>ten erstellt<br />
werden.“<br />
Pragmatis<strong>ch</strong>er Lösungsvors<strong>ch</strong>lag<br />
Prof. Günter Stratenwerth empfahl unlängst<br />
in einer Radiosendung, die Initiative<br />
mögli<strong>ch</strong>st textgetreu umzusetzen und darauf<br />
zu vertrauen, dass die Praktiker ihre<br />
Verantwortung wahrnehmen, d.h. keine a<br />
priori lebenslange Verwahrung anordnen.<br />
Was halten Sie von dieser pragmatis<strong>ch</strong>en<br />
Lösung?<br />
H.S.: Die Frage ist zunä<strong>ch</strong>st, wel<strong>ch</strong>e „Praktiker“<br />
gemeint sind. Prof. Stratenwerth<br />
da<strong>ch</strong>te meines Wissens in erster Linie an<br />
die Geri<strong>ch</strong>tspsy<strong>ch</strong>iater: Er hofft, dass sie<br />
mögli<strong>ch</strong>st keine Guta<strong>ch</strong>ten erstellen, in denen<br />
gefährli<strong>ch</strong>e Täter als völlig untherapierbar<br />
bezei<strong>ch</strong>net werden. Lägen allerdings in<br />
einem konkreten Fall einmal zwei sol<strong>ch</strong>e<br />
Guta<strong>ch</strong>ten vor, käme das Geri<strong>ch</strong>t kaum um<br />
die Anordnung der Verwahrung herum, und<br />
die Vollzugsbehörden hätten si<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong><br />
hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Überprüfung der Verwahrung an<br />
den Initiativtext zu halten.<br />
Seite 24 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Im Übrigen kann i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei dieser Frage<br />
den Beratungen der Arbeitsgruppe ni<strong>ch</strong>t<br />
vorgreifen. Im StGB mögli<strong>ch</strong>st wenig neue<br />
Zusatzregelungen vorzusehen und weitgehend<br />
auf den Verfassungstext zu verweisen,<br />
könnte allerdings eine der Lösungsvarianten<br />
sein, die zu diskutieren sind.<br />
Misstrauen abbauen<br />
Setzt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t jede dieser Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
der Kritik aus, ein blosser juristis<strong>ch</strong>er Kniff<br />
zu sein?<br />
H.S.: Es wird eine unserer Aufgaben sein,<br />
diesen Eindruck namentli<strong>ch</strong> bei den Befürwortern<br />
der Initiative zu zerstreuen. Deshalb<br />
sollen au<strong>ch</strong> Mitglieder des Initiativkomitees<br />
in der Arbeitsgruppe mitwirken, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Umsetzungsbestimmungen erarbeiten<br />
wird.<br />
Die Fronten und das gegenseitige Misstrauen,<br />
die si<strong>ch</strong> während des Abstimmungskampfes<br />
gebildet haben, müssen jetzt hüben<br />
wie drüben abgebaut werden. Andernfalls<br />
wird es s<strong>ch</strong>wierig sein, für die Ausführungsgesetzgebung<br />
eine mehrheitsfähige<br />
Lösung zu finden.<br />
Ehrgeiziger Terminplan<br />
Bundesrat Blo<strong>ch</strong>er sieht vor, dass die<br />
neue Verwahrungsregelung zusammen mit<br />
dem revidierten AT StGB Anfang 2006 in<br />
Kraft tritt. Ist angesi<strong>ch</strong>ts der sehr kontroversen<br />
Meinungen von Experten und Politikern<br />
ni<strong>ch</strong>t mit Verspätung zu re<strong>ch</strong>nen?<br />
H.S.: Der vorgegebene Zeitplan (vgl. Käst<strong>ch</strong>en)<br />
ist si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> sehr ehrgeizig. Wir werden<br />
alles daran setzen, dass der Bundesrat<br />
in gut einem Jahr über einen Gesetzesentwurf<br />
und die entspre<strong>ch</strong>ende Bots<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>liessen<br />
kann. Auf den Fahrplan der parlamentaris<strong>ch</strong>en<br />
Beratungen haben wir aber<br />
keinen ents<strong>ch</strong>eidenden Einfluss.<br />
Sollte si<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> eine Verzögerung in<br />
der Verwahrungsfrage abzei<strong>ch</strong>nen: Wäre es<br />
mögli<strong>ch</strong>, den restli<strong>ch</strong>en AT StGB, also ohne<br />
Verwahrung, zeitgere<strong>ch</strong>t in Kraft zu setzen?<br />
H.S.: Der revidierte AT StGB, so wie er vom<br />
Parlament am 13. Dezember 2002 bes<strong>ch</strong>lossen<br />
worden ist, wird voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
Anfang 2006, in Kraft treten, mit oder ohne<br />
die Ergänzungen, wel<strong>ch</strong>e die Verwahrungsinitiaitve<br />
erfordert.<br />
Umsetzung der Verwahrungsinitiative<br />
Die momentane Planung sieht folgenden<br />
„Fahrplan“ vor:<br />
- Bis Sommer <strong>2004</strong>: Ausarbeitung eines<br />
Regelungsentwurfs dur<strong>ch</strong> eine Arbeitsgruppe<br />
unter der Leitung von Prof. Dr.<br />
Heinri<strong>ch</strong> Koller, Direktor des BJ.<br />
- Ans<strong>ch</strong>liessend: Vernehmlassungsverfahren<br />
- Frühling 2005: Bots<strong>ch</strong>aft an das Parlament<br />
- Ans<strong>ch</strong>liessend: Parlamentaris<strong>ch</strong>e Beratung<br />
- Anfang 2006 Inkrafttreten der neuen<br />
Regelung zusammen mit dem restli<strong>ch</strong>en<br />
AT StGB<br />
Kritik aus anderen Kreisen<br />
Die Verwahrungsregelung des revidierten<br />
AT StGB wird au<strong>ch</strong> aus Kreisen der Strafverfolgung<br />
kritisiert. Diese mö<strong>ch</strong>ten eine<br />
Ausdehnung des Katalogs der Straftaten,<br />
die Anlass zur Verwahrung sein können<br />
(neu Art. 64 Abs. 1 StGB). Was sagen Sie<br />
als Jurist dazu?<br />
H.S.: Vorweg erinnere i<strong>ch</strong> daran, dass die<br />
neue Verwahrungsregelung des AT StGB<br />
das Ergebnis eines langen und sorgfältigen<br />
Gesetzgebungsverfahrens ist. In dessen<br />
Verlauf konnten au<strong>ch</strong> die Strafverfolgungsbehörden<br />
ihre Meinung einbringen. Das<br />
Parlament hat si<strong>ch</strong> intensiv mit dem Thema<br />
auseinandergesetzt und dazu vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Experten angehört. Wie fast jedes Gesetz<br />
ist au<strong>ch</strong> diese neue Regelung letztli<strong>ch</strong> ein<br />
politis<strong>ch</strong>er Kompromiss, der den einen zu<br />
weit und den andern zu wenig weit geht.<br />
Zur Sa<strong>ch</strong>e selbst sage i<strong>ch</strong> nur soviel: Die<br />
Verwahrung auf unbestimmte Zeit ist ein<br />
sehr eins<strong>ch</strong>neidender Eingriff in die Freiheit<br />
der betroffenen Täter. Eine Grundfrage ist<br />
daher, wie s<strong>ch</strong>wer die Straftat sein muss,<br />
damit die Verwahrung no<strong>ch</strong> verhältnismässig<br />
ist. Der revidierte AT StGB knüpft die<br />
Bejahung der Gefährli<strong>ch</strong>keit des Täters und<br />
damit dessen Verwahrung an zwei Voraussetzungen:<br />
Er muss eine wirkli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>were<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 25
Straftat begangen haben und zudem muss<br />
die ernsthafte Gefahr drohen, dass er wieder<br />
eine sol<strong>ch</strong>e Tat begehen wird.<br />
Vergessen wir au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t,<br />
dass die Verwahrungsregelung<br />
des revidierten StGB<br />
au<strong>ch</strong> auf Ersttäter anwendbar<br />
ist, die an keiner<br />
psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Störung leiden.<br />
Damit haben wir eine der strengsten<br />
Verwahrungsformen in Europa.<br />
Befür<strong>ch</strong>ten Sie, dass no<strong>ch</strong> andere Interessengruppen,<br />
die mit Teilen der AT-StGB-<br />
Revision ni<strong>ch</strong>t zufrieden sind, die Gelegenheit<br />
ergreifen, na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong>e Änderungen zu<br />
verlangen?<br />
H.S.: Diese Mögli<strong>ch</strong>keit kann man ni<strong>ch</strong>t<br />
auss<strong>ch</strong>liessen. Dafür gibt es im Moment<br />
aber keine Anhaltspunkte.<br />
Nehmen Emotionen zu?<br />
Die erfolgrei<strong>ch</strong>e Verwahrungsinitiative<br />
hat starke Emotionen geweckt. Ist künftig<br />
in der Strafgesetzgebung<br />
mit emotionaleren Positionen<br />
zu re<strong>ch</strong>nen?<br />
H.S.: Eine sol<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />
wüns<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mir ni<strong>ch</strong>t,<br />
aber eine Prognose mö<strong>ch</strong>te<br />
i<strong>ch</strong> da ni<strong>ch</strong>t wagen! Das hängt wesentli<strong>ch</strong><br />
davon ab, wie si<strong>ch</strong> künftig die Medien und<br />
die Politik in strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Fragen verhalten.<br />
Jedenfalls sollte man si<strong>ch</strong> mit Vorteil<br />
wieder darauf besinnen, dass die S<strong>ch</strong>weiz in<br />
den letzten Jahrzehnten mit ihrer Zurückhaltung<br />
gegenüber rein repressiven Massnahmen<br />
gut gefahren ist. Im weltweiten<br />
Verglei<strong>ch</strong> hat die S<strong>ch</strong>weiz immer no<strong>ch</strong><br />
«Im weltweiten Verglei<strong>ch</strong> hat<br />
die S<strong>ch</strong>weiz immer no<strong>ch</strong><br />
niedrige Gefangenenzahlen.»<br />
«Die erfolgrei<strong>ch</strong>e Resozialisierung<br />
ist für alle Seiten das<br />
Beste.»<br />
niedrige Gefangenenzahlen und glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
eine tiefe Kriminalitätsrate. Das heisst aber<br />
selbstverständli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, dass bei gefährli<strong>ch</strong>en<br />
Tätern die Zügel wieder gelockert<br />
werden sollen. Gewaltdelikte<br />
von Wiederholungstätern<br />
wie den Mord von<br />
Zollikerberg darf es ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr geben!<br />
Opfers<strong>ch</strong>utz wird gross ges<strong>ch</strong>rieben<br />
In der Diskussion um die Verwahrungsinitiative<br />
war die Opfersi<strong>ch</strong>t vorherrs<strong>ch</strong>end.<br />
Kann das Abstimmungsergebnis au<strong>ch</strong> als<br />
späte Abre<strong>ch</strong>nung mit einer lange Zeit sehr<br />
auf den Täter zentrierten Strafgesetzgebung<br />
gedeutet werden?<br />
H.S.: Zumindest lässt das Ergebnis darauf<br />
s<strong>ch</strong>liessen, dass viele Leute den Eindruck<br />
hatten, die Strafgesetzgebung sei zu stark<br />
auf den Täter konzentriert − au<strong>ch</strong> wenn<br />
das, genau betra<strong>ch</strong>tet, oft ni<strong>ch</strong>t der Fall<br />
war. Aber man hat beispielsweise bei der<br />
Resozialisierung des Täters wohl zu wenig<br />
deutli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, dass sie ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong><br />
dem persönli<strong>ch</strong>en Wohl<br />
des Täters dient, sondern<br />
dass die erfolgrei<strong>ch</strong>e Resozialisierung<br />
für alle Seiten<br />
das Beste ist.<br />
Im Übrigen dienten in den<br />
letzten Jahren mehrere Revisionen des<br />
Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es eindeutig der Verstärkung<br />
des Opfers<strong>ch</strong>utzes. I<strong>ch</strong> erinnere vor<br />
allem an die Revisionen des Sexualstrafre<strong>ch</strong>ts,<br />
die unter Anderem eine Verlängerung<br />
der Verjährungsfristen und, etwa bei<br />
der häusli<strong>ch</strong>en Gewalt, die Umwandlung<br />
von Antrags- in Offizialdelikte bra<strong>ch</strong>ten.<br />
AUCH GEFÄNGNISSE UND HEIME MÜSSEN BEHINDERTENGERECHT SEIN<br />
Seit 1.1.<strong>2004</strong> gelten neue gesetzli<strong>ch</strong>e Regeln für öffentli<strong>ch</strong>e Bauten<br />
Am 1. Januar <strong>2004</strong> sind das Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsgesetz<br />
(BehiG) und<br />
die dazugehörige Verordnung in Kraft<br />
getreten. Diese Erlasse gelten au<strong>ch</strong> für<br />
den Bau von Strafanstalten und Erziehungsheimen.<br />
Na<strong>ch</strong> Auffassung des<br />
Bundesamts für Justiz (BJ) wird si<strong>ch</strong><br />
aber an den s<strong>ch</strong>on bisher zu beoba<strong>ch</strong>tenden<br />
Regeln ni<strong>ch</strong>ts Grundlegendes<br />
ändern.<br />
(Red.) Seit rund 15 Jahren gelten für die<br />
vom Bund erstellten oder subventionierten<br />
Seite 26 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Bauten die Weisungen des Bundesrates<br />
„über bauli<strong>ch</strong>e Vorkehren für Behinderte“<br />
vom 6. März 1989. Dana<strong>ch</strong> ist bei der Projektierung<br />
und Ausführung von Bauten den<br />
Bedürfnissen der Behinderten Re<strong>ch</strong>nung zu<br />
tragen, sofern daraus ni<strong>ch</strong>t unverhältnismässig<br />
hohe Kosten oder andere erhebli<strong>ch</strong>e<br />
Na<strong>ch</strong>teile entstehen. Das gilt namentli<strong>ch</strong> für<br />
den Bau oder Umbau von Einri<strong>ch</strong>tungen für<br />
den Straf- und Massnahmenvollzug. Das<br />
u.a. vom Bundesamt für Justiz herausgegebene<br />
Handbu<strong>ch</strong> für Bauten des Straf- und<br />
Massnahmenvollzugs hält dies ausdrückli<strong>ch</strong><br />
fest.<br />
Neues Gesetz bringt allgemeinere<br />
Regeln<br />
Mit dem neuen Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsgesetz<br />
und der entspre<strong>ch</strong>en Verordnung hat<br />
der Bund allgemeine Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen für<br />
diesen Berei<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>affen. Dem neuen Gesetz<br />
unterstehen namentli<strong>ch</strong> „öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>e<br />
Bauten und Anlagen, für wel<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> Inkrafttreten dieses Gesetzes eine<br />
Bewilligung für den Bau oder für die Erneuerung<br />
... erteilt wird“ (Art. 3 lit. a). Betroffenen<br />
Personen und teilweise au<strong>ch</strong> Behindertenorganisationen<br />
gewährt das Gesetz<br />
Einspru<strong>ch</strong>s- und Klagere<strong>ch</strong>te gegen<br />
ni<strong>ch</strong>t konforme Bauten (Art. 7 ff. BehiG).<br />
Für den Ents<strong>ch</strong>eid der Behörden und Geri<strong>ch</strong>te<br />
ist vor allem das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en<br />
dem Nutzen für den Behinderten und dem<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufwand massgebend (Art.<br />
11 BehiG).<br />
Das neue Re<strong>ch</strong>t<br />
Bundesgesetz über die Beseitigung von<br />
Bena<strong>ch</strong>teiligungen von Mens<strong>ch</strong>en mit<br />
Behinderungen (Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsgesetz,<br />
BehiG) vom 13. Dezember<br />
2002; SR 151.3.<br />
http://www.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/<strong>ch</strong>/d/sr/c151_3.html<br />
Verordnung über die Beseitigung von<br />
Bena<strong>ch</strong>teiligungen von Mens<strong>ch</strong>en mit<br />
Behinderungen (Behindertenglei<strong>ch</strong>stellungsverordnung,<br />
BehiV) vom 19. November<br />
2003; SR 151.31<br />
http://www.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/<strong>ch</strong>/d/sr/c151_31.html<br />
Vors<strong>ch</strong>riften für subventionierte<br />
Bauten<br />
Art. 15 Abs. 2 BehiG beauftragt den Bundesrat,<br />
für Bauten und Anlagen, die der<br />
Bund erstellt oder mitfinanziert, Vors<strong>ch</strong>riften<br />
über Vorkehren zu Gunsten Behinderter<br />
zu erlassen. Dementspre<strong>ch</strong>end hat der<br />
Bundesrat in Art. 8 seiner Verordnung<br />
(BehiV) namentli<strong>ch</strong> für Ämter, die Finanzhilfen<br />
na<strong>ch</strong> dem Subventionsgesetz ausri<strong>ch</strong>ten,<br />
die Norm SN 521 500/1988 „Behindertengere<strong>ch</strong>tes<br />
Bauen“ für massgebli<strong>ch</strong><br />
erklärt. Darunter fallen au<strong>ch</strong> die vom BJ<br />
gewährten Baubeiträge. Diese Norm über<br />
behindertengere<strong>ch</strong>tes Bauen war allerdings<br />
s<strong>ch</strong>on bisher zu bea<strong>ch</strong>ten, wie si<strong>ch</strong> aus dem<br />
Handbu<strong>ch</strong> für Bauten des Straf- und Massnahmenvollzuges<br />
ergibt.<br />
Kaum Praxisänderungen<br />
Ein Merkblatt des Bundesamts für Justiz<br />
informiert über die neue Gesetzgebung und<br />
deren Auswirkungen auf den Bau von Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
für den Straf- und Massnahmenvollzug.<br />
Im Grundsatz ändere si<strong>ch</strong> –<br />
dies das Fazit des Merkblatts – in diesem<br />
Berei<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts grundlegend. Massgebend<br />
seien weiterhin die s<strong>ch</strong>on bisher angewendeten<br />
Regeln über das behindertengere<strong>ch</strong>te<br />
Bauen.<br />
Neues Merkblatt<br />
Es kann auf der Internetseite des Bundesamts<br />
für Justiz, www.ofj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>,<br />
Rubrik Dienste – Straf- und Massnahmenvollzug<br />
– Baubeiträge abgerufen<br />
oder bei der Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />
bestellt werden (Adressen<br />
siehe 3. Ums<strong>ch</strong>lagseite).<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 27
ÜBERSTELLUNGEN ZWISCHEN DER<br />
SCHWEIZ UND BARBADOS BALD<br />
MÖGLICH<br />
Bundesrat genehmigt die Überstellungsvereinbarung<br />
zwis<strong>ch</strong>en<br />
der S<strong>ch</strong>weiz und Barbados<br />
Mit der Vereinbarung zwis<strong>ch</strong>en der<br />
S<strong>ch</strong>weiz und Barbados, bei Überstellungen<br />
Gegenre<strong>ch</strong>t zu halten, s<strong>ch</strong>afft<br />
der Bundesrat die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage,<br />
damit verurteilte Personen zur<br />
Strafverbüssung in ihren Heimatstaat<br />
zurückkehren können. Anstoss für<br />
diese bilaterale Vereinbarung gab der<br />
Fall einer S<strong>ch</strong>weizerin, die 1997 in<br />
Barbados wegen Drogendelikten zu<br />
einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren<br />
verurteilt worden ist.<br />
Da Barbados ni<strong>ch</strong>t Mitglied des Übereinkommens<br />
des Europarats über die Überstellung<br />
verurteilter Personen ist, hat si<strong>ch</strong><br />
eine bilaterale Lösung der Gegenre<strong>ch</strong>tsvereinbarung<br />
aufgedrängt 1 . Der Vorteil dieses<br />
Instrumentes liegt darin, dass es in einem<br />
vereinfa<strong>ch</strong>ten und in der Regel ras<strong>ch</strong>en<br />
Verfahren abges<strong>ch</strong>lossen werden kann. Zudem<br />
s<strong>ch</strong>afft es eine re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Basis für<br />
künftige Überstellungsfälle zwis<strong>ch</strong>en den<br />
beiden Ländern.<br />
Quelle: Medienmitteilung des Eidg. Justizund<br />
Polizeidepartements vom 11. Februar<br />
<strong>2004</strong><br />
ZUSATZPROTOKOLL ZUM ÜBER-<br />
STELLUNGSÜBEREINKOMMEN<br />
GENEHMIGT<br />
Die Eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte haben am<br />
19. Dezember 2003 das Zusatzprotokoll<br />
zum Übereinkommen des Europarats über<br />
die Überstellung verurteilter Personen genehmigt<br />
und den Bundesrat ermä<strong>ch</strong>tigt, das<br />
Zusatzprotokoll zu ratifizieren. Die Referendumsfrist<br />
für diesen Parlamentsbes<strong>ch</strong>luss<br />
läuft – voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unbenutzt – am<br />
8. <strong>April</strong> <strong>2004</strong> ab.<br />
Das Zusatzprotokoll erlaubt namentli<strong>ch</strong> die<br />
Überstellung eines Verurteilten in seinen<br />
Heimatstaat au<strong>ch</strong> ohne seine Zustimmung<br />
(vgl. dazu info bulletin Nr. 3/03, S. 3. ff.)<br />
Text des Bundesbes<strong>ch</strong>lusses mit den Änderungen<br />
des Re<strong>ch</strong>tshilfegesetzes:<br />
Bundesblatt 2003 S. 8247<br />
http://www.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/<strong>ch</strong>/d/ff/2003/8247.pdf<br />
Die S<strong>ch</strong>weiz liess Barbados im August 1998<br />
den Entwurf einer Gegenre<strong>ch</strong>tsvereinbarung<br />
zukommen. Im Januar <strong>2004</strong> konnte der<br />
Text na<strong>ch</strong> diversen Änderungswüns<strong>ch</strong>en der<br />
Barbader bereinigt werden. Na<strong>ch</strong> dem Ents<strong>ch</strong>eid<br />
des Bundesrates vom 11. Februar<br />
<strong>2004</strong> wird die Vereinbarung mit einem Notenaustaus<strong>ch</strong><br />
in Kraft gesetzt. Die Vereinbarung<br />
tritt mit der Antwortnote der barbadis<strong>ch</strong>en<br />
Behörden auf die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Note in Kraft. Ans<strong>ch</strong>liessend kann das Bundesamt<br />
für Justiz ein Überstellungsersu<strong>ch</strong>en<br />
in Barbados einrei<strong>ch</strong>en. Sobald diesem zugestimmt<br />
ist, kann die Überstellung der in<br />
Barbados inhaftierten S<strong>ch</strong>weizerin in die<br />
Wege geleitet werden.<br />
1 Verglei<strong>ch</strong>e dazu den Beri<strong>ch</strong>t “Ni<strong>ch</strong>t nur im Dienste<br />
der Resozialisierung” im info bulletin Nr. 3/03, S. 1 ff.<br />
Seite 28 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
KURZINFORMATIONEN<br />
GEMEINNÜTZIGE ARBEIT NUN AUCH<br />
IM TESSIN<br />
Gemeinnützige Arbeit bis zu drei Monaten<br />
kann nunmehr au<strong>ch</strong> im Kanton Tessin angeordnet<br />
werden. Das Eidg. Justiz- und<br />
Polizeidepartement hat am 9. Dezember<br />
2003 die entspre<strong>ch</strong>ende Bewilligung erteilt.<br />
No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eingeführt ist diese Alternativsanktion<br />
damit nur in den Kantonen Nidwalden<br />
und Jura.<br />
Statistis<strong>ch</strong>e Hinweise zur gemeinnützigen<br />
Arbeit:<br />
http://www.statistik.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/stat_<strong>ch</strong>/ber19/tig<br />
/dtfr19_tig.htm<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen S<strong>ch</strong>werpunkten angeboten,<br />
beispielsweise „Partners<strong>ch</strong>aft ohne Gewalt“.<br />
Der Modellversu<strong>ch</strong> wurde zwis<strong>ch</strong>en 1999<br />
und 2003 dur<strong>ch</strong>geführt und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
begleitet. Bis zum Herbst 2005 soll seine<br />
Evaluation abges<strong>ch</strong>lossen sein.<br />
Konataktperson für weitere Auskünfte:<br />
Heidi Hollenweger<br />
Bewährungsdienst Züri<strong>ch</strong> II<br />
Lernprogramme<br />
Feldeggstr. 42<br />
8090 Züri<strong>ch</strong><br />
Tel. 043 259 83 06<br />
E-Mail: heidi.hollenweger@ji.zh.<strong>ch</strong><br />
HOHE AUSZEICHNUNG FÜR<br />
MODELLVERSUCH<br />
Der Modellversu<strong>ch</strong> „Lernprogramme als<br />
neue Interventionsform der Strafjustiz“ der<br />
Bewährungs- und Vollzugsdienste Züri<strong>ch</strong><br />
wurde mit dem International Community<br />
Justice Award als bestes Projekt der Kategorie<br />
„Neuland ers<strong>ch</strong>liessen“ ausgezei<strong>ch</strong>net.<br />
Die britis<strong>ch</strong>e Prinzessin Anne gratulierte der<br />
Projektleiterin, Heidi Hollenweger, persönli<strong>ch</strong><br />
anlässli<strong>ch</strong> einer internationalen Konferenz,<br />
die Ende Januar <strong>2004</strong> in London<br />
stattfand.<br />
Der Modellversu<strong>ch</strong> wurde vom Bundesamt<br />
für Justiz in mehrfa<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t stark unterstützt,<br />
so namentli<strong>ch</strong> mit einem Beitrag<br />
von insgesamt rund 2 Millionen Franken.<br />
Die „Lernprogramme“ sind Gruppentrainigs<br />
für Straffällige mit dem Ziel, das Risiko erneuter<br />
Straffälligkeit zu vermindern. Sie<br />
werden in der Regel bei Verurteilungen zu<br />
bedingten Freiheitsstrafen angeboten. Die<br />
Gruppentrainings, an denen 6-12 Personen<br />
teilnehmen, umfassen 10-14 zweistündige<br />
wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>e Gruppensitzungen; in Na<strong>ch</strong>gesprä<strong>ch</strong>en<br />
vertiefen die Teilnehmenden das<br />
Gelernte. Es werden Lernprogramme mit<br />
NEUE AUFGABE FÜR ANDRÉ<br />
VALLOTTON<br />
Der Waadtländer Regierungsrat hat den<br />
langjährigen Leiter des Strafvollzugsdienstes<br />
des Kantons Waadt, André Vallotton,<br />
zum Delegierten für Strafvollzugsangelegenheiten<br />
ernannt. Als sol<strong>ch</strong>er wird si<strong>ch</strong><br />
Vallotton insbesondere der Fragen annehmen,<br />
die si<strong>ch</strong> für den Kanton aus dem revidierten<br />
Allgemeinen Teil des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es<br />
und dem neuen Jugendstrafgesetz<br />
ergeben. André Vallotton hat seine neue<br />
Tätigkeit Ende Februar <strong>2004</strong> aufgenommen.<br />
Er wird aber seine bisherigen Funktionen<br />
beim Europarat sowie als Berater und Experte<br />
beibehalten. Er verlasse die Front,<br />
erklärte André Vallotton gegenüber dem<br />
info bulletin, um si<strong>ch</strong> nunmehr hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
der Grundlagen- und der Konzeptarbeit<br />
zu widmen.<br />
André Vallotton leitete den Waadtländer<br />
Strafvollzugsdienst während 13 Jahren.<br />
Seine Na<strong>ch</strong>folge übernimmt Olivier Dugnat,<br />
bisher Leiter des Dienstes für Zivils<strong>ch</strong>utz<br />
und Militär im Kanton Waadt.<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 29
FORUM<br />
NACHDIPLOMSTUDIUM „KIRCHE IM<br />
STRAF- UND MASSNAHMEN-<br />
VOLLZUG“<br />
Theologen, die in der Praxis stehen und in<br />
ihrer seelsorgerli<strong>ch</strong>en Tätigkeit Mens<strong>ch</strong>en in<br />
einer Strafanstalt betreuen, können in einem<br />
Lehrgang die spezifis<strong>ch</strong>en Kenntnisse<br />
dafür erwerben. Im Februar 2005 beginnt<br />
das vierte Na<strong>ch</strong>diplomstudium der Universität<br />
Bern unter dem Titel „Kir<strong>ch</strong>e im Strafund<br />
Massnahmenvollzug“. Dazu können<br />
au<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-Theologen mit akademis<strong>ch</strong>em<br />
Abs<strong>ch</strong>luss und Erfahrung im Straf- und<br />
Massnahmenvollzug zugelassen werden.<br />
Der von der Christkatholis<strong>ch</strong>en und Evangelis<strong>ch</strong>en<br />
Theologis<strong>ch</strong>en Fakultät auf ökumenis<strong>ch</strong>er<br />
Basis dur<strong>ch</strong>geführte Lehrgang ist<br />
in Module gegliedert, in wel<strong>ch</strong>en die Teilnehmenden<br />
neben der theologis<strong>ch</strong>en und<br />
sozialen Dimension au<strong>ch</strong> Fragen des Re<strong>ch</strong>ts<br />
und des Straf- und Massnahmenvollzuges<br />
kennen lernen.<br />
Anmeldefrist für dieses Studium ist der<br />
30. <strong>April</strong> <strong>2004</strong>.<br />
Der Kursprospekt ist erhältli<strong>ch</strong> bei folgender<br />
Adresse:<br />
Universität Bern<br />
Koordinationsstelle für Weiterbildung<br />
NDS Kir<strong>ch</strong>e im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
Falkenplatz 16<br />
3012 Bern<br />
Tel. 031 631 39 28<br />
kwb@kwb.unibe.<strong>ch</strong><br />
Auskünfte erteilt:<br />
Pfarrer Willi Nafzger<br />
Hubelmattstrasse 7<br />
3007 Bern<br />
Tel. 031 371 14 68<br />
w.nafzger@tiscali.<strong>ch</strong><br />
IMMER MEHR JUGENDLICHE WEGEN<br />
CANNABIS-KONSUMS VERZEIGT<br />
Ein Grossteil der polizeili<strong>ch</strong>en Verzeigungen<br />
wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />
(BetmG) betrifft den Konsum<br />
von Cannabis. Im vergangenen Jahrzehnt<br />
hat die Zahl sol<strong>ch</strong>er Verzeigungen laufend<br />
zugenommen. Von diesem Anstieg sind vor<br />
allem Jugendli<strong>ch</strong>e betroffen.<br />
Diese Feststellungen trifft das Bundesamt<br />
für Statistik (BFS) in seiner Anfang <strong>2004</strong><br />
ers<strong>ch</strong>ienenen Studie „Drogen und Strafre<strong>ch</strong>t<br />
– Anzeigen und Verurteilungen wegen<br />
Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz,<br />
1990-2001“. Die Untersu<strong>ch</strong>ung enthält<br />
viele weitere, mit Grafiken illustrierte<br />
Angaben zu diesem Thema.<br />
Die Publikation kann zum Preis von Fr. 9.--<br />
unter der Artikelnummer 132-0100 beim<br />
BFS bestellt werden:<br />
order@bfs.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> oder Tel. 032 713 60<br />
60; Fax 032 713 60 61<br />
„KAMPF GEGEN DIE STRAFLOSIG-<br />
KEIT“<br />
Bernard Bertossa, der frühere Generalstaatsanwalt<br />
des Kantons Genf, hat gemeinsam<br />
mit vier weiteren Genfer Juristen<br />
unter dem Titel „Der Kampf gegen die<br />
Straflosigkeit im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t“ ein<br />
gut 130 starkes Handbu<strong>ch</strong> verfasst über die<br />
juristis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten, die für internationale<br />
Verbre<strong>ch</strong>en verantwortli<strong>ch</strong>en Personen<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zu verfolgen.<br />
Die Originalausgabe des Handbu<strong>ch</strong>es<br />
ers<strong>ch</strong>ien 2003 in französis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e.<br />
Herausgeberin ist die „S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
gegen Straflosigkeit – TRIAL<br />
(track impunity always)“, die si<strong>ch</strong> im Kampf<br />
gegen die Straflosigkeit der Urheber von<br />
Völkermord, von Folterern und Kriegsverbre<strong>ch</strong>ern<br />
engagiert.<br />
Seite 30 info bulletin info 1/<strong>2004</strong>
Das Bu<strong>ch</strong> wird kostenlos abgegeben und<br />
kann bei folgender Adresse bestellt werden:<br />
TRIAL, Case postale 5116, 1211 Genève 11<br />
info@trial-<strong>ch</strong>.org<br />
www.trial-<strong>ch</strong>.org<br />
info bulletin info 1/<strong>2004</strong> Seite 31
IMPRESSUM<br />
Herausgeberin<br />
Bundesamt für Justiz, Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />
Dr. Priska S<strong>ch</strong>ürmann<br />
Redaktion<br />
Redaktor:<br />
Übersetzer:<br />
Dr. Peter Ullri<strong>ch</strong><br />
Tel. +41 31 322 40 12; peter.ullri<strong>ch</strong>@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Pierre Greiner<br />
Tel. +41 31 322 41 48; pierre.greiner@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Produzentin: Andrea Stämpfli<br />
Tel. +41 31 322 41 28; andrea.staempfli@bj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Bestellung, Anfragen, Adressänderungen und andere Mitteilungen<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Sektion Straf- und Massnahmenvollzug<br />
3003 Bern<br />
Tel. +41 31 / 322 41 28, Sekretariat<br />
Fax +41 31 / 322 78 73<br />
Internet: http://www.ofj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/themen/bullsmv/intro-d.htm<br />
http://www.ofj.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> (Homepage des Bundesamts für Justiz)<br />
Copyright / Abdruck<br />
Bundesamt für Justiz<br />
Abdruck unter Quellenangabe erwüns<strong>ch</strong>t mit der Bitte um Zustellung eines Belegexemplars.<br />
29. Jahrgang, <strong>2004</strong> / ISSN 1420-2638