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Beispiele von kognitiv aktivierenden Einstiegen in die Lektion

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VIER BEISPIELE FÜR KOGNITIV AKTIVIERENDE EINSTIEGE<br />

-LERNZENTRUM, ETH ZÜRICH<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Lektion</strong>en mit <strong>kognitiv</strong> <strong>aktivierenden</strong> Phänomenen<br />

Am Anfang des Lernens steht <strong>die</strong> E<strong>in</strong>sicht, dass es wichtige Phänomene gibt, <strong>die</strong> man mit se<strong>in</strong>en<br />

bisherigen Annahmen und Begriffen nicht erklären kann. Denn nur wer erkennt, dass se<strong>in</strong>e<br />

Vorstellungen nicht ausreichen, um <strong>die</strong> Wirklichkeit zu verstehen, wird bereit se<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Begriffe und<br />

se<strong>in</strong> Wissen neu zu strukturieren. Um bei den Lernenden <strong>die</strong>se Bereitschaft herzustellen, werden <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sen Unterrichtse<strong>in</strong>heiten als E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Lektion</strong>en stets Phänomene präsentiert, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong>teressant, zudem aber so anspruchsvoll s<strong>in</strong>d, dass es für sie ohne<br />

zusätzliche Information nicht möglich ist, den Verlauf <strong>von</strong> Experimenten richtig vorherzusagen oder<br />

korrekt zu erklären. Für e<strong>in</strong>en geistig anregenden E<strong>in</strong>stieg eignen sich Experimente ebenso wie<br />

Gedankenexperimente. Wichtig ist nur, dass den Lernenden etwas präsentiert wird, was sie mit<br />

ihrem bisherigen Wissen nicht vorhersagen und erklären können. Am Ende der jeweiligen <strong>Lektion</strong>en<br />

sollten <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler natürlich über das Wissen verfügen, um <strong>die</strong>se E<strong>in</strong>stiegsfragen<br />

beantworten zu können.<br />

(1) Wärmestrahlung: Absorption und Emission<br />

Dieses Beispiel stammt aus der Unterrichtse<strong>in</strong>heit „Energie <strong>in</strong> der Thermodynamik“: Zwei Hohlspiegel<br />

werden zue<strong>in</strong>ander ausgerichtet. In den Brennpunkt des e<strong>in</strong>en Spiegels legt man e<strong>in</strong> Stück Eis oder<br />

e<strong>in</strong>en Behälter mit Eiswürfeln, <strong>in</strong> den Brennpunkt des anderen platziert man <strong>die</strong> Quecksilberkugel<br />

(oder e<strong>in</strong>en analogen Sensor) e<strong>in</strong>es Thermometers.<br />

Formulieren Sie Ihre Vermutung, was passieren wird. Wird sich <strong>die</strong> Anzeige des Thermometers<br />

verändern? Wenn ja, wie?<br />

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VIER BEISPIELE FÜR KOGNITIV AKTIVIERENDE EINSTIEGE<br />

-LERNZENTRUM, ETH ZÜRICH<br />

(2) Energie <strong>in</strong> der Mechanik<br />

E<strong>in</strong>e <strong>Lektion</strong> zum Thema „Energie <strong>in</strong> der Mechanik“ kann beispielsweise mit dem Auftrag e<strong>in</strong>geleitet<br />

werden, bei der folgenden Versuchsanordnung vorherzusagen, welche der drei Kugeln zuerst <strong>in</strong>s Ziel<br />

kommt – oder ob alle drei Kugeln zur gleichen Zeit im Ziel ankommen werden.<br />

Kommen <strong>die</strong> drei Kugeln gleichzeitig <strong>in</strong>s Ziel?<br />

Es ist zu erwarten, dass <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf der Grundlage ihres Alltagswissens den<br />

Ausgang <strong>die</strong>ses Experiments noch nicht richtig vorhersagen und erklären können – und dass sie nach<br />

der Bearbeitung <strong>die</strong>ses Auftrags gut verstehen, wie ihnen das Konzept der k<strong>in</strong>etischen Energie helfen<br />

kann, <strong>die</strong>ses Phänomen zu verstehen.<br />

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VIER BEISPIELE FÜR KOGNITIV AKTIVIERENDE EINSTIEGE<br />

-LERNZENTRUM, ETH ZÜRICH<br />

(3) Funktionen<br />

F<strong>in</strong>de den Unterschied!<br />

In der folgenden Übersicht s<strong>in</strong>d acht Funktionen beschrieben, vier <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken und vier <strong>in</strong> der<br />

rechten Spalte. Es geht darum, e<strong>in</strong>e ganz wichtige Eigenschaft <strong>von</strong> Funktionen zu entdecken. Die<br />

Funktionen <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Spalte besitzen alle <strong>die</strong>se Eigenschaft, <strong>die</strong> Funktionen <strong>in</strong> der rechten Spalte<br />

dagegen alle nicht.<br />

In der<br />

Theatergarderobe<br />

wird<br />

jedem Mantel<br />

e<strong>in</strong>e Nummer<br />

zugeordnet.<br />

Auf dem<br />

Gemüsemarkt<br />

wird jedem<br />

Gemüse der<br />

Kilopreis<br />

zugeordnet.<br />

Im Parkhaus<br />

wird jedem<br />

Auto e<strong>in</strong>e<br />

Platznummer<br />

zugeordnet.<br />

In der Schweiz<br />

wird jedem Tag<br />

der an <strong>die</strong>sem<br />

Tag gültige<br />

Eurokurs<br />

zugeordnet.<br />

Im Flugzeug<br />

wird jedem<br />

Passagier <strong>die</strong><br />

Platznummer<br />

zugeordnet.<br />

In e<strong>in</strong>er<br />

Wurzeltabelle<br />

wird jeder<br />

natürlichen<br />

Zahl ihre<br />

Quadratwurzel<br />

zugeordnet.<br />

Jedem Buch<br />

e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten<br />

Bücherauswahl<br />

wird <strong>die</strong> Anzahl<br />

Seiten<br />

zugeordnet.<br />

In e<strong>in</strong>er<br />

Quadrattabelle<br />

wird jeder<br />

positiven oder<br />

negativen<br />

ganzen Zahl<br />

deren Quadrat<br />

zugeordnet.<br />

Wor<strong>in</strong> unterscheiden sich <strong>die</strong> Funktionen der l<strong>in</strong>ken Spalte <strong>von</strong> den Funktionen der rechten Spalte?<br />

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VIER BEISPIELE FÜR KOGNITIV AKTIVIERENDE EINSTIEGE<br />

-LERNZENTRUM, ETH ZÜRICH<br />

(4) Luft und Luftdruck<br />

E<strong>in</strong>e <strong>Lektion</strong> zum Thema „Luft und Luftdruck“ kann man zum Beispiel mit der Frage e<strong>in</strong>leiten, was mit<br />

e<strong>in</strong>em mit Wasser gefüllten und mit e<strong>in</strong>er Pappe abgedeckten Glas passieren wird, wenn man es<br />

umdreht.<br />

Auch hier ist zu erwarten, dass <strong>die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf der Grundlage ihres Alltagswissens<br />

weder den Ausgang des Experiments richtig vorhersagen noch das Beobachtete wissenschaftlich<br />

korrekt erklären können. Neben der <strong>kognitiv</strong>en Aktivierung hat <strong>die</strong>se Art des E<strong>in</strong>stiegs den weiteren<br />

Vorteil, dass sie sich auch auf das Interesse sowie auf <strong>die</strong> Lernmotivation positiv auswirkt.<br />

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