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<strong>spiel</strong> <strong>raum</strong><br />

Mitarbeiterinnen Mitarbeiter 2/2013<br />

Bilingualität<br />

It’s worth it!


2<br />

2<br />

4<br />

6<br />

9<br />

11<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Inhalt<br />

Neues aus der Geschäftsstelle<br />

Wir lernen von Ihnen!<br />

Mitarbeiter- und Elternbefragung 2013<br />

Fachkräftetreffen<br />

„I am not an island anymore“<br />

Bilingual arbeitende Fachkräfte tauschen sich aus<br />

Pädagogischer Alltag<br />

Mehr als Spracherwerb<br />

Bilinguale Erziehung fördert soziale Kompetenzen,<br />

Toleranz und Kreativität<br />

It’s worth it!<br />

Erfahrungen englischsprachiger Fachkräfte<br />

„Deutsch ist ja komisch!“<br />

Sprachförderung in Kitas im multikulturellem Umfeld<br />

Liebe Mitarbeiter,<br />

Wir<br />

lernen<br />

v o n<br />

Ihnen!<br />

ich bin stolz darauf, Mitarbeiter in unserem Unternehmen zu<br />

wissen, die in der Lage sind, konstruktive Kritik zu äussern,<br />

Lob und Anerkennung dort auszusprechen, wo es angebracht<br />

ist und die eine Vision für ihre Arbeit entwickeln können und<br />

wollen.<br />

14<br />

15<br />

Fortbildung<br />

5. QFK-Lehrgang erfolgreich beendet<br />

Geschäftsführung gratuliert 15 angehenden<br />

Leitungskräften<br />

Unterwegs<br />

Vorschule ab 3 Jahren<br />

Mein Praktikum in Newcastle<br />

Wie es ist, wenn man die Sprache nicht versteht<br />

Praktikum in Vilnius<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf<br />

den folgenden Seiten in der Regel die männliche Schreibweise.<br />

Selbstverständlich beziehen sich die Aussagen in<br />

gleicher Weise auf Frauen und Männer.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Impuls</strong> <strong>Soziales</strong> <strong>Management</strong><br />

vertreten durch Alfons Scheitz<br />

Weserstraße 2a, 34125 Kassel, Tel.: (0561) 781 84-0,<br />

www.e-impuls.de<br />

Redaktion: Katrin Kronitz, kkronitz@e-impuls.de<br />

Gundula Zeitz, info@gundula-zeitz.de<br />

Gestaltung: e-bildwerke + andere<br />

Fotos: aus den Einrichtungen<br />

Mit welchen Problemstellungen sind Sie im Alltag konfrontiert?<br />

Welche Lösungsstrategien schlagen Sie vor? Wo sehen<br />

Sie Optimierungs- und Weiterentwicklungspotenzial für Ihre<br />

Arbeit in der Einrichtung, aber auch für das gesamte Unternehmen?<br />

Wir wollen ein Gespür dafür bekommen, was bei Ihnen<br />

„vor Ort“ läuft. Um in Erfahrung zu bringen, welche Themen Sie<br />

und die Eltern als unsere Kunden beschäftigen, befragen wir<br />

einmal im Jahr alle Mitarbeiter von <strong>Impuls</strong> und auch die Eltern<br />

der Kinder, die unsere Einrichtungen besuchen.<br />

Die Befragungen sind für uns ein wichtiges Steuerungsinstrument.<br />

Unser Ziel ist dabei immer, die hohe Qualität unserer<br />

gemeinsamen Arbeit zu halten und möglichst noch weiter zu<br />

steigern. Für Ihre Teilnahme an der Mitarbeiterbefragung und<br />

für Ihr Engagement und Ihre Kreativität vor und während der<br />

Elternbefragung möchte ich, auch stellvertretend für Frau<br />

Lüthje und Herrn Schwarzer, Ihnen ganz herzlich danken!<br />

Ergebnisse – kurz und knackig<br />

Der Rücklauf der Mitarbeiterbefragung war so hoch wie noch<br />

nie! Die Beteiligungsquote liegt im Jahr 2013 bei 85%. Ich<br />

freue mich, dass sich über 92% der <strong>Impuls</strong>-Mitarbeiter in ihrer<br />

Einrichtung wohlfühlen und 236 von 312 Mitarbeitern, die<br />

diese Frage beantwortet haben, wieder anfangen würden, in<br />

ihrer Einrichtung zu arbeiten. Besonders gut haben Sie die<br />

Fragen zur Elternarbeit und die Zufriedenheit der Eltern mit<br />

Ihrer Arbeit eingeschätzt: Die Ergebnisse der parallel durchgeführten<br />

Elternbefragung spiegeln genau das wider.<br />

Der Wohlfühlfaktor für die Kinder konnte im Vergleich <strong>zum</strong><br />

vergangenen Jahr nochmals gesteigert werden. Sagenhafte<br />

99,2 % der Kinder in den <strong>Impuls</strong>-Kindertagesstätten fühlen


<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Neues aus der Geschäftsstelle<br />

3<br />

Mitarbeiter- und<br />

Elternbefragung 2013<br />

bei <strong>Impuls</strong> <strong>Soziales</strong> <strong>Management</strong><br />

sich laut Einschätzung ihrer Eltern wohl. Dazu tragen unter<br />

anderem Ihre Freundlichkeit sowie Ihr Umgang mit den Kindern<br />

bei, beide Aspekte wurden besonders positiv von den<br />

Eltern bewertet. Deswegen noch einmal einen herzlichen<br />

Dank für Ihre tolle Arbeit!<br />

Folgende Themen für die Weiterentwicklung unserer gemeinsamen<br />

Arbeit haben sich in den diesjährigen Befragungsergebnissen<br />

herauskristallisiert:<br />

Fort- und Weiterbildungen<br />

Aufgrund des bisherigen Wachstums von <strong>Impuls</strong> haben wir<br />

uns dazu entschlossen, die Regionalisierung voranzutreiben.<br />

Das bedeutet für den Bereich der Fort- und Weiterbildungen,<br />

dass diese künftig in Ihrer Region stattfinden. Lange Anfahrtswege<br />

bleiben Ihnen von nun an erspart.<br />

• Es ist unseren Einrichtungsleitungen künftig freigestellt,<br />

wie sie mit dem „SIE“ verfahren. Passt zu ihrer Kultur ein<br />

„DU“ viel besser, sollten sie das auch leben dürfen.<br />

• Die Mitarbeiterbefragung wird künftig mehr offene Kommentare/Antworten<br />

zulassen und auch „Ich weiß nicht“-<br />

Antwortmöglichkeiten vorsehen.<br />

Ich bin froh, Sie als unsere Mitarbeiter in unseren Einrichtungen<br />

zu haben und baue weiterhin auf Ihr Engagement, Ihre<br />

Leidenschaft, Ihre Ideen und Ihre Kritik.<br />

Denn: Wir lernen von Ihnen!<br />

Gratifikationen<br />

Wir geben denjenigen recht, die das Optimierungspotenzial<br />

des Gratifikationstools erwähnen. Seit einiger Zeit arbeiten wir<br />

an einem Leistungsbeurteilungssystem, das möglichst objektive<br />

Einschätzungen gewährleistet, reale Leistungen erfasst und<br />

honoriert und damit möglichst gerecht ist. Noch in diesem Jahr<br />

möchten wir Ihnen ein Instrument vorstellen, das ein höheres<br />

Maß an Transparenz und Vergleichbarkeit erlaubt.<br />

Personalführung<br />

Ihre<br />

Monika Stier<br />

Unsere Führungskräfte verstehen sich als Dienstleister ihres<br />

Teams, begleiten, coachen, fördern und entwickeln. In diesem<br />

Kontext möchten wir sie weiter unterstützen und legen<br />

dazu dieses Jahr erstmals ein – speziell für <strong>Impuls</strong> konzipiertes<br />

– Führungskräfteprogramm auf.<br />

Weitere Rückmeldungen von Ihnen haben uns dazu bewogen,<br />

nachzudenken – mit den folgenden Ergebnissen:<br />

• Springer bzw. gruppenübergreifend arbeitende Mitarbeiter<br />

können künftig gelegentlich an Teamsupervision,<br />

-sitzungen und Elternabenden teilnehmen.


4<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Fachkräftetreffen<br />

„I am not an island anymore“<br />

Fachkräftetreffen bei <strong>Impuls</strong>: Bilingual arbeitende Fachkräfte tauschen sich aus<br />

In neun der 30 Einrichtungen von <strong>Impuls</strong> <strong>Soziales</strong> <strong>Management</strong> arbeiten rund 40 Erzieher als bilinguale<br />

Kräfte. Für sie sieht der Alltag etwas anders aus als für ihre Kollegen: Sie sprechen vor den Kindern englisch,<br />

egal ob mit Eltern, Kindern oder Kollegen – und alle Welt antwortet auf Deutsch. Auf Englisch angesprochen<br />

zu werden, das führt bei Kindern, Eltern und auch Kollegen teils zunächst zu einem Befremden,<br />

manchmal zu Scham, <strong>zum</strong>indest erst einmal zu Distanz. Wie damit umgehen, das war eine der Fragen, zu<br />

denen sich die Kollegen bei zwei Fachkräftetreffen in Kassel und Rastatt austauschten.<br />

Von Dr. Katharina Peters<br />

I’m not an island anymore. I learned Zugehörigkeit“, fasste<br />

ein Teilnehmer seine Eindrücke am Ende des Treffens zusammen.<br />

Eine Teilnehmerin sagte, es tue gut, mal einen<br />

ganzen Tag lang Englisch reden zu können und auch Englisch<br />

zu hören. Englisch mit kleinen Kindern zu reden, das ist eine<br />

ganz besondere Art der Sprache. <strong>Hier</strong> werden viele Drei- bis<br />

Fünf-Wort-Sätze gebildet, das ist für viele Erzieher erst einmal<br />

ungewohnt. Aber auch der Gebrauch von Kosewörtern,<br />

Tiernamen und Begriffen aus der Pflege sind denjenigen, die<br />

keine native speaker sind, also nicht mit Englisch als Muttersprache<br />

aufwachsen, oft fremd. So dienten die Fachkräftetage<br />

dazu, sich über Instrumente, Materialien und Strategien der<br />

Sprachförderung auszutauschen – und das eigene Englisch zu<br />

verbessern.<br />

Auch das Prinzip „eine Erzieherin – eine Sprache“ war Thema:<br />

„Wie haltet ihr es, wenn euch ein Kind ein deutsches Buch<br />

bringt und sagt ‚lesen‘? Übersetzt ihr frei ins Englische, lest ihr<br />

auf Deutsch oder schickt ihr das Kind, ein englisches Buch zu<br />

bringen? Wenn ihr englische Lieder mit den Kindern singt,<br />

singen die Kollegen dann auf Englisch mit und ihr singt die<br />

deutschen Lieder auch auf Deutsch?“ Antworten, die die<br />

Gruppe auf diese Fragen gemeinsam fand: Ja, deutsche Bücher<br />

kann man sich auch angucken und auf Englisch kommentieren<br />

oder in Teilen frei übersetzen. Es wäre ja schade,<br />

wenn man nicht mit dem Interesse des Kindes geht und das<br />

Buch deswegen ablehnt, weil es die „falsche“ Sprache hat.<br />

Aber das Prinzip „ein Erzieher eine Sprache“ sollte beachtet<br />

werden. Beim gemeinsamen Liedersingen beteiligen sich<br />

alle Erzieher – egal ob die Lieder auf Englisch, Deutsch oder in<br />

anderer Sprache sind. Dass die Erzieher zwei Sprachen beherrschen<br />

und bei Gemeinschaftsritualen, wie dem gemeinsamen<br />

Singen einsetzen, ist bereichernd.<br />

Wo sind die Grenzen der Immersionsmethode (siehe Infokasten),<br />

insbesondere in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjäh-


<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Fachkräftetreffen<br />

5<br />

rigen – <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong> beim Konfliktelösen, wo es ein deutlich<br />

größeres Vokabular braucht, um gerecht einen Streit zu<br />

schlichten, oder in Situationen, in denen die englischsprachige<br />

Kraft alleine in der Gruppe ist. Oder auch, wenn das Telefon<br />

klingelt …?<br />

Weniger Berührungsängste<br />

Einig waren sich die Teilnehmer beider Treffen: Je kleiner die<br />

Kinder sind, desto einfacher ist es, Eingewöhnungen zu gestalten<br />

und Beziehungen aufzubauen. <strong>Hier</strong> sind Berührungsängste<br />

schnell abgebaut. Körpersprache, Mimik und Intonation<br />

sowie sprachliche Rituale beim Wickeln bauen gute Brücken<br />

für den Fremdsprachenerwerb und auch für eine gute<br />

Beziehung zwischen Erzieher und Krippenkind. Toll ist es<br />

dann natürlich, wenn die bilingualen Kräfte die Kinder in ihre<br />

Gruppe bekommen, für die die Immersion schon <strong>zum</strong> Alltag<br />

gehört.<br />

Wie kreativ die bilingualen Mitarbeiter in den Einrichtungen<br />

von <strong>Impuls</strong> ihre Herausforderungen gestalten, das wurde<br />

klar, als Materialien, Tipps und Tricks vorgestellt wurden. So<br />

gab es viel selbst gebasteltes Material: z. B. große Tür-Bilder,<br />

die geöffnet werden können – und zu Tage kommt … ein Elefantenbaby<br />

oder Ähnliches, wozu dann eine Geschichte erzählt<br />

oder ein Lied gesungen wird, Lieder, die durch Bilder<br />

ergänzt und durch Töne wie Rülpsen oder Schmatzen unterbrochen<br />

werden, oder Angebote wie Tanzen oder Experimentieren,<br />

bei denen nur Englisch gesprochen wird und die<br />

eine bestimmte Gruppe Kinder so interessieren, dass sie sich<br />

auch auf das Englische einlassen.<br />

Wunsch nach regelmäßigem Austausch<br />

Neben vielen Gesprächen in Kleingruppen gab es große Diskussionsrunden,<br />

in denen von so manchem Highlight berichtet<br />

wurde: Das Kind, das den Erzieher an die Hand nimmt, um<br />

ihn in der neuen Gruppe auf Englisch einzugewöhnen „come,<br />

I show you“. Das Durchblitzen des aktiven Wortschatzes,<br />

wenn die Antwort auf „today we eat spinach“ lautet: „Ih,<br />

Spinnen essen wir“. Dann ist die Ernte da für die bilingual arbeitende<br />

Kraft. Denn neugierig sind sie ja schon, was so hängenbleibt<br />

und welches Kind eigentlich alles versteht und<br />

auch sprechen könnte, wenn es das nur wollte …<br />

Was sich die bilingualen Kräfte bei <strong>Impuls</strong> wünschen, ist neben<br />

dem regelmäßigen Austausch die Möglichkeit, das eigene<br />

Englisch zu pflegen und weiterzuentwickeln und zu einzelnen<br />

Fachthemen zu arbeiten. Wir machen uns auf den Weg<br />

… gemeinsam. Es war ein großer Schatz an Motivation und<br />

Erfahrung, der auf den beiden Treffen zu erleben war. Danke<br />

an dieser Stelle an alle, die sich der Aufgabe stellen, in unseren<br />

Kitas eine Fremdsprache zu vermitteln und zu leben!<br />

Welche vielfältigen Materialien genutzt werden können, um Bilingualität<br />

im Kita-Alltag zu leben, zeigte ein Info-Tisch.<br />

Immersionsmethode<br />

Immersion ist das Eintauchen in eine Sprache. Die Immersionsmethode<br />

folgt der Prämisse „eine Person – eine<br />

Sprache“: Eine Fachkraft der Gruppe spricht durchgehend<br />

Deutsch, die andere Fachkraft die andere Sprache, <strong>zum</strong><br />

Bei<strong>spiel</strong> Englisch – den ganzen Tag lang und mit allen<br />

Personen, die im Beisein der Kinder auftreten, also auch<br />

mit Eltern und Kollegen.<br />

Alles, was die fremdsprachliche Lehrkraft sagt, verstärkt<br />

sie allein durch Mimik, Gestik oder Zeigen, aber nicht<br />

durch Übersetzung. Das Kind erschließt sich damit die<br />

Sprache eigenständig Stück für Stück aus dem Zusammenhang<br />

der Situation.<br />

Dies bildet die natürlichste Art nach, wie Kinder Sprachen<br />

lernen, egal, ob die erste oder zweite Sprache. Immersion<br />

ist kindgerechter als jede andere Methode, denn sie<br />

motiviert und kommt ohne Zwang und ohne Leistungsdruck<br />

aus.


6<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

Mehr als Spracherwerb<br />

Bilinguale Erziehung fördert soziale Kompetenzen, Toleranz und Kreativität<br />

Bei bilingualer Erziehung in Kindertagesstätten geht es um mehr als um den Spracherwerb:<br />

Kinder, die eine zweite oder auch dritte Fremdsprache lernen, werden nicht nur toleranter<br />

und offener im Umgang mit anderen Kulturen, sondern auch findiger im Umgang mit Sprache<br />

und Kommunikation insgesamt, sagt Dr. Anja Steinlen. Die Sprachwissenschaftlerin war<br />

mehrfach für <strong>Impuls</strong> als Referentin tätig. Für den <strong>spiel</strong>/<strong>raum</strong> sprach <strong>Impuls</strong>-Geschäftsführerin<br />

Dr. Katharina Peters mit der Expertin darüber, wie der Spracherwerbsprozess gelingen kann.<br />

<strong>spiel</strong>/<strong>raum</strong>: Frau Dr. Steinlen, wie viele bilinguale Kitas gibt<br />

es in Deutschland?<br />

Dr. Anja Steinlen: Rund 780 Kindertagesstätten – das ist nur<br />

etwa ein Prozent aller Einrichtungen in Deutschland – arbeiten<br />

derzeit bilingual nach der Immersionsmethode. Vor drei<br />

Jahren waren es noch 500 Kitas, bis Ende dieses Jahres werden<br />

es etwa 1.000 sein. Es tut sich also etwas, das ist eine<br />

gute Entwicklung. Die meisten bilingualen Einrichtungen<br />

gibt es im Saarland, hier <strong>spiel</strong>t Französisch eine große Rolle.<br />

Ansonsten wird eher mit Englisch gearbeitet, aber auch andere<br />

Sprachen sind vertreten, so etwa Italienisch, Spanisch,<br />

Griechisch, Türkisch und sogar Chinesisch.<br />

Was ist der Nutzen von Bilingualität in der Kita?<br />

Nun, ein Nutzen ist der Fremdsprachenerwerb: Die Kinder hören<br />

sich dank der Immersionsmethode in die Sprache ein und<br />

fangen irgendwann an, sie selbst zu sprechen. Die Methode<br />

fördert die Kreativität: Die Kinder jonglieren eher mit Sprache<br />

– übrigens auch mit der Muttersprache – als Kinder, die nicht<br />

bilingual gefördert werden. Es gibt weitere Aspekte: Die Kinder<br />

werden offener im Umgang mit anderen Kulturen. Sie erwerben<br />

soziale Kompetenzen und kommunikative Fähigkeiten.<br />

Ein Bei<strong>spiel</strong>: Was mache ich, wenn ich einen anderen<br />

Menschen nicht verstehe? Ich kann weggehen – oder ich kann<br />

nachfragen. Diese zweite Möglichkeit fällt Kindern, die früh<br />

eine zweite Sprache lernen, leichter. Insgesamt unterstützt


sach mal was -<br />

sprich mit mir<br />

- mach ich doch<br />

auch!<br />

Ping-<br />

Pong!<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

7<br />

eine frühe bilinguale Erziehung die geistige Regsamkeit,<br />

Wachsamkeit und Selbstsicherheit der Kinder.<br />

Ab welcher Altersstufe hat eine bilinguale Erziehung Sinn?<br />

Im Gegensatz zu den bilingualen Kitas sind Krippen noch nicht<br />

so gut erforscht, aber es arbeiten immer mehr Krippen bilingual<br />

und machen dabei gute Erfahrungen. Wenn die emotionale<br />

Bindung stimmt, geschieht das Lernen von selbst. Spracherwerb<br />

– egal, ob es um die Muttersprache oder um eine weitere<br />

Sprache geht – ist immer auch Beziehungsarbeit.<br />

Lässt sich eine sichere Bindung eines Kindes an einen Erzieher<br />

nicht leichter herstellen, wenn in der Muttersprache des<br />

Kindes gesprochen wird?<br />

Bindung wird weniger über Sprache hergestellt als über<br />

Emotionalität. Wenn ein trauriges Kind umarmt und getröstet<br />

wird, so versteht es das in jeder Sprache, auch ein „nein“ ist in<br />

jeder Sprache zu verstehen. Kleine Kinder sind ja ohnehin im<br />

Spracherwerbsprozess, sie verstehen auch auf Deutsch nicht<br />

alles. Etwas nicht sofort zu verstehen ist für sie ganz normal.<br />

Gibt es Grenzen der fremden Sprache, <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong>, wenn es<br />

um Konfliktlösung geht oder um den Tod eines Familienmitglieds?<br />

Im Umgang mit Konflikten sind Routinen wichtig. Zwei streitende<br />

Kinder werden zunächst getrennt, jedes Kind wird in<br />

den Arm genommen, darf seine Sicht der Dinge erzählen, am<br />

Ende verträgt man sich irgendwie wieder – wenn das nach<br />

einem gewissen Schema und auf Deutsch genauso wie auf<br />

Englisch verläuft, verstehen Kinder das. Fragen wie Scheidung<br />

oder Tod brauchen eine gute Vorbereitung, damit sie in<br />

der zweiten Sprache ebenso kindgerecht bearbeitet werden<br />

können wie auf Deutsch. Man sollte sich in beiden Sprachen<br />

gut auf solche Themen vorbereiten – ausklammern sollte<br />

man sie nicht.<br />

Was müssen Erzieher mitbringen, die bilingual arbeiten?<br />

Die Fachkraft muss in der Lage sein, alles, was im Kita-Alltag<br />

vorkommen kann, versprachlichen zu können, sie muss gut<br />

und gerne erzählen können, auf die Kinder zugehen und sich<br />

Nun gibt es aber auch Kinder, die sagen „Englisch ist doof“…<br />

Man muss genau hinschauen, warum das so ist. Manchmal<br />

lehnen die Eltern die Sprache ab und das Kind spürt diese Haltung<br />

unbewusst. Oder ein Kind mag eigentlich die Erzieherin<br />

nicht und blockt deshalb. Der Grund kann aber auch eine allgemeine<br />

Sprachverzögerung sein. In solchen Fällen meinen<br />

manche Eltern, eine zweite Sprache sei eine Überforderung<br />

– aber es ist immer die Frage, was man von dem Kind erwartet.<br />

Das Kind profitiert in jedem Fall, wenn es zusätzlichen<br />

Input erhält.<br />

Also ist eine bilinguale Erziehung tatsächlich für alle Kinder<br />

geeignet?<br />

Ja. Das Immersionskonzept scheint auch sehr gut geeignet zu<br />

sein für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder geistigen<br />

Beeinträchtigungen, weil die Vermittlung der Fremdsprache<br />

sehr anschaulich erfolgt. Jedes Kind lernt so viel, wie<br />

es in seinem Rahmen möglich ist.<br />

Was ist, wenn Kinder zweisprachige Eltern haben, wenn in<br />

den Familien <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong> Deutsch und Türkisch gesprochen<br />

wird und das Kind nun auf Englisch eingewöhnt wird?<br />

Auch damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Das Gehirn<br />

blockt nicht bei Sprache drei und vier. Es ist wichtig, den Eltern<br />

zu vermitteln, dass sie ihr Kind zu Hause nicht zwingen<br />

sollten, die Fremdsprache zu sprechen. Sie sollten die Familiensprache<br />

pflegen, egal, welche das ist. Auch Vorlesen ist<br />

wichtig – egal, in welcher Sprache. Kinder kommen später<br />

mit der Schriftsprache besser zurecht, wenn vorgelesen wird.<br />

Dr. Anja Steinlen ist seit 2011 Akademische Rätin am<br />

Lehrstuhl der Fremdsprachendidaktik der Friedrich-<br />

Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Sprachwissenschaftlerin<br />

forscht u.a. zur sprachlichen Entwicklung<br />

von Kindern mit Migrationshintergrund in bilingualen<br />

Schulen. Zuvor war sie an verschiedenen<br />

Universitäten im In- und Ausland tätig und u.a. als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an einem EU-geförderten<br />

Comenius-Projekt namens ELIAS (Early Language and<br />

Intercultural Acquisition Studies) beteiligt, das sich<br />

dem frühen Fremdsprachenerwerb in Kindertagesstätten<br />

in vier europäischen Ländern widmete.


8 <strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität My house - min hus<br />

und Gestik für Aufforderungen – wie „Frühstücken“ – anzugleichen.<br />

Dabei <strong>spiel</strong>t die deutsche Fachkraft eine wesentliche<br />

Rolle, denn sie ist für die deutsche Sprache verantwortlich.<br />

Bei <strong>Impuls</strong> sind es eher die betrieblichen Kitas, die bilingual<br />

ausgerichtet sind. Ist das repräsentativ?<br />

Nein, überhaupt nicht. Es gibt viele kirchliche und öffentliche<br />

Träger, die bilingual arbeiten – übrigens entscheiden<br />

sich gerade auch Einrichtungen, in denen eher benachteiligte<br />

Kinder überwiegen, für diesen Weg. Gerade hier funktioniert<br />

das Konzept der Immersion besonders gut.<br />

für sie interessieren. Sie muss auch extrovertiert sein, denn es<br />

ist wichtig, das Gesagte mit Gesten zu begleiten und eine<br />

ausgeprägte Körpersprache zu entwickeln. Das fällt nicht allen<br />

Menschen leicht. Idealerweise ist die Fachkraft, die eine<br />

zweite Sprache in den Kita-Alltag einbringt, Muttersprachler.<br />

Wie schwer ist es für diese Einrichtungen, die Eltern zu<br />

überzeugen?<br />

Allen Eltern liegt die Zukunft ihrer Kinder am Herzen – man<br />

kann ihnen klarmachen, wie wichtig es heutzutage ist,<br />

<strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong> Englisch zu lernen. Bei manchen Eltern, die<br />

sich zunächst nicht begeistert von bilingualen Konzepten<br />

zeigen, steckt die Sorge dahinter, dass sie selbst mit den<br />

Kindern dann Englisch sprechen oder Französisch üben<br />

müssen. Wenn man diese Sorge ausräumt, kann man die<br />

Eltern in der Regel mitziehen. Wichtig ist dann aber auch,<br />

ihnen klar<strong>zum</strong>achen, dass sie keine zu hohen Erwartungen<br />

haben sollten. Kinder erwerben gutes Hörverständnis,<br />

sprechen aber erst einmal weniger. Ideal ist es, wenn auf<br />

die bilinguale Krippe und die bilinguale Kita eine bilinguale<br />

Grundschule folgt – aber auch, wenn lediglich eine bilinguale<br />

Einrichtung besucht werden kann, ist das trotzdem<br />

ein Gewinn für das Kind.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Es ist für Träger nicht immer einfach, Muttersprachler zu finden<br />

…<br />

Es kommen durchaus auch Personen infrage, die eine längere<br />

Zeit im Ausland gelebt haben. Mein Tipp für Kita-Leitungen<br />

ist, bei Deutschen die Fremdsprachenkenntnisse durch einen<br />

native speaker abklären zu lassen, denn einen geeigneten<br />

Sprachtest gibt es nicht, die Sprache muss ja dem Kindergartenalltag<br />

angepasst sein. Wichtig ist – und das ist der Kern der<br />

Immersionsmethode –, dass die bilinguale Fachkraft immer<br />

in einer Sprache bleibt und in keiner Situation ins Deutsche<br />

wechselt. Die Kinder strengen sich nicht an, wenn sie merken,<br />

dass die bilinguale Fachkraft manches auch auf Deutsch übersetzt.<br />

Was bedeutet eine bilinguale Ausrichtung für das Team?<br />

Bilingualität ist immer Teamarbeit. Das ganze Team muss mitziehen,<br />

denn die bilingualen Fachkräfte sollten <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong><br />

zusätzliche Vorbereitungszeit erhalten. Wichtig sind auch regelmäßige<br />

Besprechungen, um sich über den Sprachstand<br />

auszutauschen. Die deutsche und die bilinguale Fachkraft<br />

müssen sich untereinander absprechen, etwa, um die Mimik<br />

- mi casa - 我 的 房 子<br />

Aufgezeichnet von Gundula Zeitz<br />

我 的 房 子<br />

你 的 房 子<br />

ist<br />

doch<br />

egal!


<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

9<br />

It’s worth it!<br />

Erfahrungen englischsprachiger Fachkräfte<br />

Kinderhaus „Frech Daxe“<br />

Von Linda Schimmel und Martin Woile<br />

In diesem Jahr wird das Kinderhaus „Frech Daxe“ fünf Jahre<br />

alt. Einer der Schwerpunkte unseres Konzepts ist die<br />

Sprachförderung, die sowohl die deutsche Sprache als<br />

auch die Bilingualität umfasst. Den ersten Kontakt mit der<br />

englischen Sprache haben die Kinder in den sechs kindergarten-<br />

und altersübergreifenden Gruppen bei uns durch die Immersionsmethode<br />

(siehe Infokasten S.5).<br />

Über den ganzen Tag hinweg werden Sprachanlässe geschaffen,<br />

die es sowohl dem Team als auch den Kindern ermöglichen,<br />

die englische Sprache zu erleben und zu erfahren. Dies<br />

beginnt bereits morgens, wenn die Kinder gebracht werden,<br />

setzt sich über das Frühstück, den Morgenkreis und<br />

das allgegenwärtige Spiel bis hin zur Abhol-Situation fort.<br />

Alle pädagogischen Angebote und Projekte, an denen ein bilingualer<br />

Mitarbeiter teilnimmt, werden ebenfalls mehrsprachig<br />

gestaltet.<br />

Unsere Aufgabe sehen wir dabei weniger im Fordern als vielmehr<br />

im Fördern des Sprachinteresses der Kinder und im Näherbringen<br />

der Kulturen englischsprachiger Länder.<br />

Dies geschieht, indem wir alltägliche Situationen wie das Zähneputzen<br />

durch Lieder und Reime begleiten, aber auch englische<br />

Bewegungs<strong>spiel</strong>e veranstalten und komplette Feste<br />

mehrsprachig planen und ausführen. Die bilinguale Arbeit<br />

ist sowohl für die bilingualen Mitarbeiter als auch für die<br />

deutschsprachigen Kollegen häufig fordernd. Anhand der<br />

Entwicklung der Kinder und durch das durchweg positive<br />

Feedback der Eltern erfahren wir jeden Tag, wie wichtig die<br />

Förderung früher Mehrsprachigkeit ist. It’s worth it!<br />

Kinderkrippe„sternchen“<br />

Von Stephanie Kaiser<br />

Eine andere Sprache verstehen, sich mit dieser verständlich<br />

machen können: diese Fähigkeit bildet einen immer<br />

wichtiger werdenden Baustein, um sich von klein<br />

auf die Welt zu erobern. Bilinguale Erziehung schafft Kindern<br />

einen <strong>spiel</strong>erischen Zugang zu neuen Sprachen und anderen<br />

Kulturen. In unserem „sternchen“ in Kassel arbeiten wir nach<br />

der Immersionsmethode (siehe Infokasten S.5).<br />

Für unsere Arbeit bedienen wir uns ganz unterschiedlicher<br />

Hilfsmittel. So sind bei den Kindern in erster Linie englische<br />

Lieder, Finger<strong>spiel</strong>e und Bücher sehr beliebt. Geschichten<br />

vom „Gruffelo“, von „Elmar“, dem bunten Elefanten, oder Finger<strong>spiel</strong>e<br />

von der kleinen Spinne „Incy Wincy“ und den „Five<br />

little monkeys“ stehen derzeit bei den Kassler „sternchen“


10<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

ganz oben, ebenso der Klassiker „Old MacDonald“. Mit deren<br />

Hilfe gelingt es <strong>spiel</strong>end, den Kindern eine neue Sprache zu<br />

vermitteln. Im alltäglichen Miteinander, etwa am Frühstückstisch<br />

oder im Bad, begleiten wir das Sprechen stark durch Mimik<br />

und Gestik. Dies ermöglicht es den Kindern, sich eine fremde<br />

Sprache Stück für Stück zu erschließen. Immer in ihrem eigenen<br />

Tempo, ohne Druck und hohe Erwartungen.<br />

Als englischsprachige Fachkraft zu arbeiten, ist oftmals eine<br />

große Herausforderung, aber eine sehr schöne. Es ist nicht<br />

immer einfach zu akzeptieren, dass auch scheinbar einfache<br />

Situationen oft gar nicht so einfach zu lösen sind, wenn man<br />

nur eine fremde Sprache nutzen kann. Man stößt hier zwangsläufig<br />

an seine Grenzen und sieht sehr deutlich, wo die Sprache<br />

eine Barriere bildet. Doch die vielen schönen Momente,<br />

etwa, wenn die Kleinen anfangen, die ersten Wörter und Sätze<br />

im Englischen nachzusprechen, stehen dem gegenüber.<br />

Kinderkrippe „sternchen“ in Rastatt<br />

Von Hsing-Fen Tu und Manuela Eberle<br />

Beim Frühstück fragt Ms. Tu Moritz: „Do you like some<br />

apple or some banana?“ Moritz antwortet: „Ja, apple.“<br />

Diese und viele andere englische Worte sind bei uns im<br />

„sternchen“ zu hören. Wir praktizieren die Bilingualität in unserer<br />

Einrichtung durch die Immersionsmethode (siehe Infokasten<br />

S.5). Dabei ergeben sich im Alltag schöne Situationen, die<br />

wir gerne teilen möchten.<br />

Beim Nachmittagssnack gab es einen Obstteller. Unter anderem<br />

lag eine Kiwi darauf. Ms. Eberle nahm zuerst eine Banane,<br />

öffnete diese und begleitete ihr Tun mit Worten. Dann nahm<br />

sie die Kiwi und sagte: „I am gonna cut off the skin of the Kiwi<br />

now.“ Jonas beobachtete das Geschehen und meinte, nachdem<br />

die Kiwi zur Hälfte geschält war, zu Ms. Eberle: „Open<br />

fruit.“ Ms. Eberle antwortete: „Yes, I am peeling the fruit, Jonas.<br />

That is a Kiwi.“ Jonas, ganz trocken: „ Ach so, Kiwi.“<br />

Beim Frühstück, der Obstteller steht am anderen Ende des Tisches.<br />

Darauf liegen Bananen und Äpfel. Seymen zeigt auf den<br />

Obstteller und sagt „apple“. Ein anderes Kind reicht ihm einen<br />

Apfel, den er dann genüsslich isst. Seymens Mutter erzählt:<br />

Wenn sie mit ihrem Sohn einkaufen geht und die beiden im Laden<br />

an Äpfeln vorbeikommen, zeigt er immer darauf und sagt:<br />

„Apple.“<br />

Ms. Eberle hat Jonas nach dem Schlafen aus dem Schlafzimmer<br />

geholt, nun sitzt er zusammen mit Zamuel auf dem Wickeltisch.<br />

Ms. Eberle hat Zamuels Windel gewechselt. Er hatte Pipi in der<br />

Windel. Auf einmal wendet Jonas den Blick Ms. Eberle zu, zeigt<br />

auf die Windel von Zamuel und sagt: „Zamuel no poo, Jonas<br />

stinky poo“, dabei zeigt er auf seine eigene Windel .<br />

Zamuel sitzt am Frühstückstisch und zeigt auf etwas und sagt<br />

„Schiff“ – jedenfalls ist es das, was wir verstehen. Louis hatte<br />

einen Adidas-Pullover an und wir erklären Zamuel, dass es<br />

eine „Adidasblume“ ist und kein Schiff. Er zeigt weiter auf etwas<br />

und wiederholt „Schiff“. Wir bitten Zamuel aufzustehen<br />

und uns das „Schiff“ zu zeigen. Er steht auf und geht zur Wand,<br />

zeigt auf das Poster, auf dem gebastelte Schafe hängen, und<br />

sagt „sheep“.<br />

Wenn Lea mit dem Wickeln fertig ist, liebt sie es, in den Armen<br />

von Ms. Tu vom Wickeltisch zu „fliegen“. Ms. Tu begleitete ihr<br />

Tun anfangs jedes Mal mit Zählen: „One, two, three“. Nach einer<br />

Weile begann Lea mitzuzählen – inzwischen genießt sie es,<br />

mit selbst gesprochenem „one, two, three“ vom Wickeltisch zu<br />

„fliegen“.<br />

Es ist schön, Momente wie diese mit unseren Kindern haben zu<br />

dürfen, und wir freuen uns, dass die Kinder die englische Sprache<br />

für ganz selbstverständlich annehmen und im Alltag damit<br />

sehr gut zurechtkommen.


<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

11<br />

„Deutsch ist<br />

ja komisch!“<br />

Sprachförderung<br />

in Kitas<br />

im multikulturellen Umfeld<br />

Die Politik hat die sprachliche Bildung in Kindertagesstätten in den Blick genommen: Mit 400 Millionen<br />

Euro fördert der Bund die Sprachförderung in Kindertagesstätten mit hoher kultureller Diversität, wenn<br />

Kinder unter drei Jahren betreut werden. Insgesamt profitieren davon 4.000 Kitas. Auch die Bundesländer<br />

legen vorschulische Sprachförderprogramme auf. Über die Ziele und Konzepte von Sprachförderung<br />

sprachen für den <strong>spiel</strong>/<strong>raum</strong> Katrin Kronitz und Dr. Katharina Peters mit Dorothea Brode, Gründerin des<br />

Institutes für Elementarbildung in Kassel, und mit Esther Schröder, Sprachförderkraft im Montessori-Kinderhaus<br />

Wunderland. Die <strong>Impuls</strong>-Kita ist eine der ausgewählten Kitas, die durch das Bundesprogramm<br />

„Frühe Chancen“ Unterstützung für die Weiterbildung des Teams erhält.<br />

<strong>spiel</strong>/<strong>raum</strong>: Frau Brode, Sie unterstützen unser „Wun derland“-<br />

Team derzeit bei der Qualifizierung „Sprachliche Bildung und<br />

Förderung“. Welches übergeordnete Ziel ist mit der Sprachförderung<br />

in der Kita verbunden?<br />

Dorothea Brode: Bildungsziel der Sprachförderung in der Kita ist<br />

es, dass die Kinder gegenüber Sprachen aufgeschlossen sind.<br />

Aus der pädagogischen Perspektive geht es darum, wie wir es<br />

schaffen, die Kinder in eine ihnen noch nicht vertraute Kultur<br />

einzuladen.<br />

Was ist die erste Lektion, die die Erzieher in der Beschäftigung<br />

mit dem Thema in der Regel lernen?<br />

Dorothea Brode: Ganz wichtig ist, dass ich keinem Kind die<br />

Sprache verbiete, in der es sich äußern kann und will. Wir beobachten<br />

und motivieren, wir gestalten die Umgebung, um<br />

dem Kind gute Lernbedingungen zu ermöglichen. Aber den<br />

Weg des Lernens bestimmt das Kind selber, den können wir<br />

nicht steuern.<br />

Ein Teil der Kitas bei <strong>Impuls</strong> arbeitet im multinationalen Umfeld<br />

– dies bringt Herausforderungen im Alltag mit sich. Frau Schröder,<br />

was finden Sie wichtig im Umgang mit sprachlicher Diversität<br />

in der Kita?<br />

Esther Schröder: Wichtig ist schon das Aufnahmegespräch.<br />

Wenn Eltern ihr Kind bei uns anmelden, dann befragen wir sie<br />

ausführlich dazu, wie es mit der Sprachbiografie in der Familie<br />

aussieht: Wir fragen, aus welcher Kultur die einzelnen Familienmitglieder<br />

kommen, wer in der Familie welche Sprachen<br />

spricht und mit wem und seit wann. Jeder Mensch hat eine individuelle<br />

„Sprachgeschichte“, egal, wie klein er ist. Daher ist<br />

dieser Erstkontakt zu den Familien so wichtig, damit später die<br />

Sprachförderung darauf aufbauen kann.<br />

Haben Eltern, die nach Deutschland kommen, die Sorge, dass<br />

sie es ihren Kindern schwer machen, die neue Sprache zu lernen,<br />

wenn sie mit ihnen weiter die Herkunftssprache sprechen?<br />

Dorothea Brode ist Diplom Supervisorin (DGSv), Pädagogin,<br />

Referentin des Deutschen Jugendinstituts (dji) und zertifizierte<br />

Kon-Lab Multiplikatorin. Sie leitet das Institut für<br />

Elementarbildung (ife) in Kassel und bietet praxisorientierte<br />

Fortbildungen, Supervision und Beratung für pädagogische<br />

Fachkräfte in Kindertagesstätte, Hort und Grundschule an.<br />

Die von ihr entwickelte Schulungsreihe „Das Sprachnetz“<br />

verbindet gezielte Sprachförderung mit Kon-Lab und Flink<br />

mit alltagsorientierter Sprachbildungsarbeit.<br />

Esther Schröder: Ja, diese Sorge gibt es! Eine Kollegin gewöhnt<br />

derzeit ein Kind ein, dessen Mutter aus Ägypten kommt. Sie erzählte,<br />

dass die Mutter, die das Kind in den ersten Tagen begleitete,<br />

mit ihm in der Kita Deutsch sprach. Meine Kollegin fragte<br />

sie daraufhin, ob sie das zu Hause auch tue. Das war glücklicherweise<br />

nicht der Fall. Wir vermitteln den Eltern, dass es gut<br />

ist, wenn sie in der Sprache, in der sie selber zu Hause sind, mit<br />

den Kindern reden. Ein Kind, das sich in einer Sprache zu Hause<br />

und damit wohlfühlt, lernt auch andere Sprachen leicht.


12<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

Dorothea Brode: Was unterschätzt wird: Ein Kind, das die Regeln<br />

einer Sprache – und zwar egal, welcher Sprache – beherrscht,<br />

hat etwas Wichtiges gelernt. Nämlich, dass es ein<br />

Konzept gibt, nach dem die Sprache aufgebaut ist und angewandt<br />

wird, ein Sprachkonzept. Diese Erkenntnis ist ein<br />

Grundstein, auf dem das Kind in jedem weiteren Spracherwerb<br />

aufbauen kann.<br />

Wir sprechen in der Förderung ja über eine Altersspanne zwischen<br />

null und sechs Jahren. Wie gestaltet sich die Sprachförderung<br />

bei Kindern unter Drei?<br />

Dorothea Brode: Mit Kindern unter drei Jahren arbeiten wir<br />

ausschließlich integrativ. Die Kinder dieser Altersgruppe sind<br />

alle in der gleichen Situation, egal, ob sie ein- oder mehrsprachig<br />

aufwachsen: Sie lernen die Sprache erst kennen. Wo<br />

gezielte Sprachförderung in der Krippe stattfindet, <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong><br />

mit den Materialien „Lernen mit Flink“, merken wir, dass<br />

ein großer Teil des Sprachförderbedarfes in der Altersgruppe<br />

drei bis sechs gar nicht mehr auftritt.<br />

Dorothea Brode: Aber auch schon in der Krippe ist es für Erzieher<br />

hilfreich, wenn sie nicht nur intuitiv sondern auch explizit<br />

verstanden haben, nach welchen Regeln unsere Sprache<br />

aufgebaut ist. Denn das hilft bei der Entscheidung, an<br />

welchem Punkt wir welche Materialien – Bilderbücher und<br />

Spiele – einsetzen. <strong>Hier</strong> reden wir natürlich eher von einem<br />

Wunschbild, als von der Realität: Einem großen Teil der Pädagogen<br />

in den Kitas ermöglichen weder die Ausbildung noch<br />

die Rahmenbedingungen, ein solches Wissen zu erwerben<br />

und umzusetzen.<br />

Da kann man nur hoffen, dass wir am Anfang einer Entwicklung<br />

stehen. Lassen Sie uns über die Sprachförderung zwischen<br />

drei und sechs Jahren reden …<br />

Dorothea Brode: Bezüglich der Altersgruppe zwischen drei und<br />

sechs Jahren streiten sich die Wissenschaftler über die Methoden<br />

der Sprachförderung und Sprachbildung. Heute wird vielerorts<br />

ein integrativer Ansatz verfolgt: Lernen findet in der Gesamtgruppe<br />

am sprachlichen Vorbild statt. Erzieher verstehen sich als<br />

Sprachvorbilder, die ihr Tun mit Sprache untermalen und ständig<br />

Anlässe für das Sprechen schaffen. Das ist ein wichtiger Teil der<br />

Sprachbildung. Angesichts dessen, dass heute bis zu 20 % der Kinder,<br />

egal, ob sie bilingual oder monolingual aufwachsen, Sprachverzögerungen<br />

aufweisen, greift das bei vielen, aber nicht bei<br />

allen Kindern. Es gibt Kinder, die Teile des Konzeptes hinter der<br />

Sprache nicht verstehen und die brauchen gezielte Förderung, damit<br />

sie die Begeisterung für die Sprache entwickeln können.<br />

Können Sie uns ein Bei<strong>spiel</strong> nennen, wo Kinder beim Sprachkonzept<br />

der deutschen Sprache stolpern können?<br />

Esther Schröder ist Erzieherin sowie Ergo- und Lerntherapeutin.<br />

Sie hat ein Montessori-Diplom und wendet die<br />

Kon-Lab-Materialien an. Sie hat zunächst mit gezielten<br />

Sprachfördermaßnahmen in der Kita begonnen und baut<br />

derzeit gemeinsam mit dem Team im Wunderland die<br />

Sprachförderung als Bestandteil des Alltags aus.<br />

Was ist für Erzieher in der Sprachbildung der Altersgruppe<br />

null bis drei Jahre wichtig?<br />

Esther Schröder: In der Krippe gilt noch viel mehr als in der<br />

Kita: Kinder kommunizieren ständig – und manchmal sprechen<br />

sie auch. Bei den ganz Kleinen sind die nonverbalen Anteile<br />

noch so hoch, dass die Erzieher vor allem in der Lage<br />

sein müssen, sich einzufühlen und Zeichen zu deuten. Was<br />

bedeutet das Weinen? Was bedeutet diese oder jene Körperbewegung?<br />

Esther Schröder: Die deutsche Sprache bildet <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong><br />

den Singular und Plural, indem sich das Hauptwort verändert:<br />

der Fuchs, die Füchse. Andere Sprachen, <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong> Russisch<br />

oder Türkisch, bilden den Plural so, dass es übersetzt ins Deutsche<br />

„mehrere Fuchs“ heißen würde. Durch die Kon-Lab-Materialien,<br />

die ich in der Arbeit einsetze – das sind Bildkarten,<br />

die den Kindern einen praktischen Zugang zu der neuen Sprache<br />

ebnen –, hat ein vierjähriger türkischer Junge plötzlich<br />

verstanden, dass Füchse und Fuchs zwei Worte für das Gleiche<br />

sind, nur die Anzahl sich unterscheidet. Da war er fassungslos,<br />

dass das so geht! „Deutsch ist ja komisch, Frau Schröder“,<br />

sagte er aus tiefstem Herzen und mir wurde einmal mehr<br />

klar: Was ich für selbstverständlich nehme, erkläre ich nicht.<br />

Wer die Regel nicht intuitiv versteht, muss in jeder Situation<br />

aus dem Kontext heraus raten, worum es geht. Diesem Jungen<br />

genügte die eine Erklärung, er kann jetzt den Plural verstehen.<br />

Wie arbeiten Sie mit Kindern, denen sich der konzeptuelle<br />

Zugang zur Sprache nicht ohne Weiteres erschließt?<br />

Esther Schröder: Wir sprechen gezielt einzelne Kinder an und<br />

fragen, ob sie Lust haben, in einer kleinen Gruppe mit<strong>zum</strong>a-


<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Pädagogischer Alltag / Bilingualität<br />

13<br />

chen, die sich unter der Woche täglich für zehn Minuten trifft,<br />

um Sprach<strong>spiel</strong>e zu machen. Dort setzen die Erzieher die Kon-<br />

Lab-Materialien ein und machen damit gute Erfahrungen. Die<br />

Kinder können mithilfe der Spiele die Strukturen der Sprache<br />

intuitiv verstehen und einüben, bei<strong>spiel</strong>sweise Verben ableiten<br />

oder den richtigen Artikel verwenden.<br />

fördermaterial gerne in der Freiarbeit – und alle „Sprachkinder“<br />

wirken „aufgetauter“.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Und welche Erfahrungen machen Sie im Hinblick auf den<br />

Lern erfolg?<br />

Esther Schröder: Besonders deutlich wurde mir der Lernerfolg<br />

durch die Äußerung einer Kollegin, die seit zehn Jahren in der<br />

Kita arbeitet. Sie sagt, dass sie noch niemals in der zehnjährigen<br />

Tätigkeit einen so drastischen Wechsel erlebt habe: Man<br />

habe mit dem Voranschreiten des Sprachförderprogramms sehen<br />

können, wie die Kinder sich in ihrer Kommunikation nach<br />

außen geöffnet hätten. Vorher entstanden Gruppen innerhalb<br />

der Gruppe, wenn mehrere Kinder eine andere Sprache sprachen.<br />

Jetzt treten diese Kinder in die Gesamtgruppe ein. Wir<br />

haben auch beobachtet, dass ein stark sprachentwicklungsverzögertes<br />

Kind sich inzwischen traut, sich mitzuteilen – sowohl<br />

im Einzelkontakt als auch im Sitzkreis mit den anderen. Bei anderen<br />

Kindern konnten wir feststellen, dass sie die deutsche<br />

Sprache viel stärker benutzen. Alle Kinder nutzen das Sprach-<br />

Das Fachgespräch mit Frau Brode<br />

und Frau Schröder führten<br />

Dr. Katharina Peters (oben) und<br />

Katrin Kronitz<br />

Sprachfördermethode Kon-Lab<br />

Das Kon-Lab-Sprachförderprogramm wurde vom Babyforscher<br />

und Sprachwissenschaftler Dr. Zvi Penner an der Universität Konstanz<br />

entwickelt. Es eignet sich für die Arbeit mit allen Kindern von<br />

drei bis sechs Jahren und orientiert sich an den Bildungs- und Orientierungsplänen.<br />

Die Spiele und Materialien – bunte Bildkarten,<br />

Puzzles, Lernsoftware, Bilder- und Hörgeschichten – können nach<br />

einer mehrtägigen Schulung zur Förderung sprachauffälliger Kinder<br />

und für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eingesetzt werden.<br />

Ziel ist der Erwerb sprachlicher Regeln, komplexer Wortbedeutungen<br />

und situationsunabhängiges Sprachverstehen.<br />

Lernen mit Flink<br />

Das Material „Lernen mit Flink“ wurde von Dr. Zvi Penner für Kinder<br />

unter drei Jahren entwickelt und umfasst vier Pakete mit Lesebuch<br />

und Bildkarten für Förder<strong>spiel</strong>e, die den Sprachentwicklungsprozess<br />

unterstützen.<br />

Weitere Informationen zur Schulungsreihe „Das Sprachnetz“ finden<br />

Sie unter www.ife-kassel.de<br />

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14<br />

<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Neues aus der Geschäftsstelle<br />

5. QFK-Lehrgang erfolgreich beendet<br />

Geschäftsführung gratuliert 15 angehenden Leitungskräften<br />

Es war bereits die fünfte Qualifizierung für den Führungsnachwuchs:<br />

14 Erzieherinnen und ein Erzieher haben<br />

diesmal an dem 16-monatigen <strong>Impuls</strong>-Lehrgang teilgenommen.<br />

Als Abschlussarbeiten präsentierten sie <strong>Management</strong>-Projekte,<br />

die sie in ihren Einrichtungen realisiert<br />

hatten.<br />

Die Teilnehmenden des<br />

5. QFK-Lehrgangs und ihre Projekte<br />

Natalie Ayasse, sternchen Sindelfingen: Musikzimmer<br />

Iris Bächt, Casa Bambini Kassel: Fest der Kulturen<br />

Svenja Becker, T-Pünktchen Darmstadt: Sommerfest der Kita<br />

T-Pünktchen<br />

Jens Beckers, Lumiland Grillostraße Essen: Leitfaden für die Bewegungseinheiten<br />

Melanie Bornhage, Kiwi Kassel: Spielzeugfreier Kindergarten<br />

Daniela Damm • Kiwi Kassel: Kinder unter 3 - Ein Handbuch zur<br />

Entwicklungsdokumentation<br />

Sara Frey • Mitarbeiterin einer öffentlichen Einrichtung der<br />

Stadt Kassel: Basiskompetenzen bei Kindern fördern<br />

Sara Gilde • Mitarbeiterin einer öffentlichen Kita in Bremen:<br />

Themenelternabende<br />

Anja Hamann • sternchen Sindelfingen: Stressreduzierung im<br />

Alltag<br />

Cornelia Ibrahim • sternchen Sindelfingen: Bewegungsangebote<br />

für Kinder im U3-Bereich<br />

Isabel Kauth • sternchen Wörth: Überarbeitung und Neustrukturierung<br />

des pädagogischen Alltags<br />

Larissa Kurz • Wilde Hummeln Darmstadt : Erstellung eines Intranets<br />

Constanze Lofink • Mitarbeiterin einer öffentlichen Kita der<br />

Stadt Langenselbold: Teamleitfaden<br />

Katja Wahlhäuser • Mitarbeiterin einer öffentlichen Kita der<br />

Stadt Kassel: Erstellung einer Elterninformationsbroschüre<br />

Marike van der Werf • Kleine Hüpfer Kassel: Umzug mit den<br />

Kindern und pädagogischer Alltag<br />

Ein Leitfaden für Bewegungseinheiten in der Kita, die<br />

Konzeption und Realisierung einer Elterninformationsbroschüre,<br />

die Neustrukturierung des pädagogischen<br />

Alltags, Möglichkeiten der Stressreduzierung: Die Teilnehmenden<br />

des QFK-Lehrgangs haben ganz unterschiedliche Themen<br />

aufgegriffen. „Es ist immer wieder faszinierend, welche spannenden<br />

Projekte da zusammenkommen“, sagt Fleur Lüthje,<br />

Unternehmensentwicklung bei <strong>Impuls</strong> <strong>Soziales</strong> Man agement.<br />

„Wir freuen uns mit den Teilnehmenden, dass sie ihre Entwicklungschancen<br />

so vielfältig nutzen und gratulieren von Seiten<br />

der Geschäftsführung zu den erfolgreichen Abschlüssen!“<br />

Teilgenommen hatten pädagogische Mitarbeiter, die sich für<br />

die Leitung, Stellvertretung oder Projektleitung einer Kindertagesstätte<br />

qualifizieren möchten – wie Marike van der Werf,<br />

seit 2009 Gruppenleiterin bei den Kleinen Hüpfern in Kassel:<br />

„Mein Ziel war, mehr Einblicke in die administrativen Vorgänge<br />

einer Kita zu erlangen. Da ich schon als Vertretung eingesetzt<br />

war, wollte ich meine Kompetenzen festigen und sicherer<br />

in meinem Handeln werden“, sagt die 29-Jährige. „Der<br />

Kurs hat mir sehr viel gebracht, vor allem die Themen Selbstund<br />

Konfliktmanagement empfand ich als sehr hilfreich, auch<br />

im Zusammenhang mit Motivation und Delegation. Außerdem<br />

reiften meine ‚social abilities’ durch den intensiven Austausch<br />

mit den Anderen und durch die themenbezogenen<br />

Rollen<strong>spiel</strong>e.“ Gut gefallen habe ihr, dass Themen wie Kundenorientierung,<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Öffentlichkeitsarbeit<br />

vermittelt worden seien, „das lernt man in der Regel<br />

nicht während der Berufsausbildung“. Mehr Raum hätte sie<br />

sich für die Themen Budgetierung und Arbeitsrecht gewünscht.<br />

Auch Isabel Kauth, die seit Januar 2012 das sternchen in Wörth<br />

leitet, hat am Lehrgang teilgenommen: „Frau Stier hat mir<br />

von dem Lehrgang erzählt, ich fand die Inhalte sehr interessant<br />

und sinnvoll und habe mich beworben. Dann kam das<br />

Angebot, in Wörth die Leitung zu übernehmen, das hat mich<br />

zusätzlich motiviert“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. „Im<br />

Lehrgang konnte ich mir theoretisches Wissen, aber auch<br />

praktisches Handwerkszeug aneignen, dadurch bin ich in<br />

meiner Position sicherer geworden. Die Gespräche in der<br />

Gruppe waren ebenfalls sehr bereichernd, für diesen Austausch<br />

hätte ich mir aber noch mehr Raum gewünscht“, so die<br />

31-Jährige. „Auch die Themen Konfliktmanagement und<br />

Recht hätten inhaltlich und zeitlich einen größeren Umfang<br />

haben können. Insgesamt hat sich die Mühe für mich aber auf<br />

jeden Fall gelohnt und ich habe von der Teilnahme am QFK<br />

nur profitiert“, sagt Isabel Kauth.<br />

Mit dem QFK-Lehrgang reagiert <strong>Impuls</strong> <strong>Soziales</strong> <strong>Management</strong><br />

auf die gestiegenen Anforderungen: Wer eine Kindertagesstätte<br />

professionell gestalten will, muss heutzutage <strong>Management</strong>qualitäten<br />

haben – und gut ausgebildete Führungskräfte,<br />

die ressourcen- und kundenorientiert handeln und mit<br />

Projektmanagement, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung<br />

und Qualitätsmanagement sicher umgehen<br />

können, sind sehr gefragt. Die nächste Qualifizierung (QFK VI)<br />

startet voraussichtlich im Frühjahr 2014.<br />

guz


<strong>spiel</strong> | <strong>raum</strong> Unterwegs<br />

15<br />

Vorschule<br />

ab 3 Jahren<br />

Mein Praktikum in Newcastle<br />

Von Anna-Lena Meier<br />

Da ich im Kinderhaus „Frech Daxe“ als bilinguale Fachkraft<br />

einmal wöchentlich die Vorschulgruppe „Schlau Daxe“<br />

begleite, wollte ich gern ein Praktikum an einer Schule<br />

in einem englischsprachigen Land absolvieren. Unterstützung<br />

für eine Hospitation im europäischen Ausland bietet das Projekt<br />

„Frühpädagogisches Fachpersonal unterwegs in Europa“ des<br />

Europahauses Aurich (siehe Infokasten).<br />

Frau Dr. Peters und Frau Kronitz vermittelten mir einen Kontakt<br />

zur Emmaville Primary School in Crawcrook, ganz in der Nähe<br />

von Newcastle (England). Nach einer kurzen Bewerbung und<br />

einigen Telefonaten bekam ich im November die Zusage. Zunächst<br />

lernte ich mit anderen Programmteilnehmern an einem<br />

Vorbereitungswochenende im Europahaus Aurich Bildungsund<br />

Betreuungssysteme anderer europäischer Länder kennen.<br />

Am 17.3. startete ich dann endlich in mein zweiwöchiges Praktikum.<br />

In der Foundation Stage, in der ich die meiste Zeit tätig war, werden<br />

in der Nursery Class und der Reception Class insgesamt 52<br />

Kinder betreut. Der größte Unterschied zu unserem Schulsystem<br />

ist die Altersstruktur. Kinder ab dem 3. Lebensjahr besuchen hier<br />

den Vorschulzweig der Grundschule. Sie werden von zwei Lehrerinnen,<br />

zwei Assistentinnen und einigen Praktikanten ab 8.45<br />

Uhr beim Frei<strong>spiel</strong> begleitet und in Fächern wie reading, handwriting<br />

und mental math unterrichtet. Auch wenn ich mich anfangs<br />

an den sehr schulischen Tagesablauf gewöhnen musste,<br />

konnte ich mich gut einbringen, machte viele tolle Erfahrungen,<br />

lernte nette Kollegen kennen und konnte viele neue Materialien<br />

für meine Arbeit im Kinderhaus mitnehmen.<br />

Mit den „Schlau Daxen“ hatte ich vor Beginn der Reise eine Bildermappe<br />

vorbereitet, in der sie den englischen Kindern unseren<br />

Kindergarten, Braunschweig und die Besonderheiten<br />

Deutschlands vorstellten und außerdem bildlich viele Fragen<br />

stellten. Die Kinder der Emmaville School waren sehr begeistert!<br />

So konnte ich eine „Englandmappe“ mit nach Hause nehmen, in<br />

der die „Frech Daxe“ nun viele Bilder, Rezepte, englische Liedtexte<br />

und Besonderheiten der Grundschule finden können.<br />

Wie es ist, wenn man die<br />

Sprache nicht versteht<br />

sternchen-Mitarbeiterin hospitert in Vilnius<br />

Weil die Fluggesellschaft ihren Koffer am Flughafen<br />

Stuttgart hatte stehen lassen, stand Peggy Christina<br />

Glaser kurz vor Mitternacht ohne Kontaktadressen<br />

in Vilnius. Doch das ist nicht der Grund, weshalb die Erzieherin<br />

ihren Aufenthalt in der Hauptstadt Litauens nicht vergessen<br />

wird: „Es war sehr spannend, in der Kita „Saules gojus“ zu<br />

hospitieren, in der die Kinder neben ihrer Muttersprache Litauisch<br />

auch Deutsch und Englisch lernen – und dabei viel<br />

über ein wunderschönes Land zu erfahren, das ich sonst vielleicht<br />

nie besucht hätte“, sagt Peggy Christina Glaser, die bei<br />

den sternchen in Gaggenau als englischsprechende Erzieherin<br />

arbeitet. Auch ihr Aufenthalt wurde über das Projekt „Frühpädagogisches<br />

Fachpersonal unterwegs in Europa“ des Europahauses<br />

Aurich gefördert. „Es ging mir nicht nur darum, meine<br />

Englisch-Kenntnisse aufzufrischen, sondern auch darum,<br />

ein anderes Land und eine andere Kultur kennenzulernen“, so<br />

die 26-Jährige. Sie erfuhr <strong>zum</strong> Bei<strong>spiel</strong>, dass die Erzieher-Ausbildung<br />

vier Jahre dauert und mit einem Hochschulabschluss<br />

beendet wird. „Dadurch, dass ich selbst kein Litauisch spreche,<br />

war es für mich auch eine interessante Erfahrung zu erleben,<br />

wie es ist, wenn man etwas wirklich nicht versteht“, sagt<br />

sie. „Ich kann mich jetzt besser in die Kinder, die eine Sprache<br />

lernen, hineinversetzen.“ Den ausführlichen Reisebericht mit<br />

vielen Fotos sowie weitere Berichte von <strong>Impuls</strong>-Mitarbeitern<br />

„unterwegs“ finden Sie unter „Aktuelles“ auf unserer Homepage<br />

www.e-impuls.de.<br />

guz<br />

Fachpersonal unterwegs in Europa<br />

Gefördert durch das EU-Programm Leonardo Mobilität<br />

bietet das Europahaus Aurich seit August 2011 Fachkräften<br />

aus der Frühpädagogik die Möglichkeit, eine zweibis<br />

vierwöchige Hospitation im europäischen Ausland<br />

zu absolvieren. Die Reise- und Unterkunftskosten werden<br />

mit Pauschalsätzen zwischen 620 Euro und 1.000<br />

Euro gefördert.<br />

Informationen: Katrin Kronitz, Tel.: (0561) 7 81 84-38,<br />

E-Mail: kkronitz@e-impuls.de,<br />

www.europahaus-aurich.de/fruehpaedagogik.html


2003<br />

solkids<br />

Kleine<br />

03<br />

2013<br />

201<br />

3 x<br />

10. Geburtstag!<br />

Drei <strong>Impuls</strong>-Einrichtungen feiern in diesem Jahr<br />

ihr zehnjähriges Bestehen: In Hannover die<br />

Solkids, eine betriebliche Kindertagesstätte der<br />

Abbott Laboratories GmbH, in Kassel die<br />

öffentliche Kindertagesstätte Kleine Hüpfer<br />

und ebenfalls in Kassel der Hort Calluna in der<br />

Grundschule am Heideweg.<br />

Wir gratulieren herzlich<br />

zu diesem Jubiläum!<br />

Hüpfer<br />

Hort<br />

Calluna

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