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Leseprobe PDF - Deutscher Theater-Verlag

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Die Schulreihe - 538<br />

Margarete Jansen<br />

Aschenputtel<br />

ISBN 3-7695-0177-2<br />

Bestimmungen über das Aufführungsrecht<br />

Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes<br />

wird durch den Kauf der vom <strong>Verlag</strong> vorgeschriebenen<br />

Bücher erworben. Für jede Wiederholung bzw. weitere<br />

Aufführung des Stückes muss eine vom <strong>Verlag</strong><br />

festgesetzte Gebühr vor der Aufführung an den<br />

Deutschen <strong>Theater</strong>verlag Pf 20 02 63, D-69459<br />

Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der dann die<br />

Aufführungsgenehmigung erteilt.<br />

Für jede Aufführung in Räumen mit mehr als 300 Plätzen<br />

ist außer dem Kaufpreis für die vorgeschriebenen<br />

Rollenbücher eine Tantieme an den <strong>Verlag</strong> zu<br />

entrichten.<br />

Diese Bestimmungen gelten auch für<br />

Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in<br />

geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen.<br />

Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben,<br />

Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als<br />

Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den<br />

Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt.<br />

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung,<br />

Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten.<br />

Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der<br />

Deutsche <strong>Theater</strong>verlag Pf 20 02 63, D-69459<br />

Weinheim/Bergstraße.<br />

Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf<br />

von 10 Textbüchern vorgeschrieben. Zusätzliche<br />

Textbücher können zum Katalogpreis nachbezogen<br />

werden.<br />

Kurzinformation<br />

Das Spiel folgt im Wesentlichen dem bekannten<br />

Grimm'schen Märchen. Es werden alle Sprechverse<br />

wortgetreu übernommen. Das vorliegende Stück eignet<br />

sich für eine (evtl. klassenübergreifende) <strong>Theater</strong>-<br />

Spielgruppe der Grundschule für Kinder zwischen 9 und<br />

12 Jahren.<br />

Die Rolle des Hanswurst erfüllt mehrere Zwecke. Zum<br />

einen hilft sie, das technisch schwierige Problem der<br />

sprechenden Täubchen zu lösen. Außerdem ist der<br />

Hanswurst eine bei Kindern und Erwachsenen beliebte<br />

Figur, welche die beim Aschenputtel oft sehr harten<br />

Szenen immer wieder auflockert. Vor allem aber aktiviert<br />

er die Zuschauer gleich am Anfang, verbindet die<br />

einzelnen Szenen miteinander und führt das Spiel zu<br />

einem lockeren Ende. Daher sollte der Hanswurst eher<br />

von einem Erwachsenen gespielt werden (evtl. vom<br />

Regisseur/Lehrer); auch für die Figur des Hofmeisters als<br />

Gegenspieler des Hanswurst kommt ein Erwachsener in<br />

Betracht. Erfahrungsgemäß ist aber in fast jeder Klasse<br />

ein geeigneter Junge, der eine dieser Rollen mit Geschick<br />

und Begeisterung spielen kann.<br />

Aschenputtel ist ein Spiel, das zeigt, wie verletzlich und<br />

ausgeliefert Wehrlose sein können. Wie in jedem<br />

Märchen siegen aber doch am Ende der Schwächere und<br />

die Gerechtigkeit.<br />

Spieltyp: Heiteres Spiel mit ernstem Hintergrund<br />

Spielanlass: Abschied von der Grundschule, Elternabend,<br />

Schul -und Sommerfest<br />

Spielraum: Podium oder einfache Bühne<br />

Spieler: Kinder von 9 bis 12 Jahren, evtl. 2 Erw.,<br />

4 männl. und 5 weibl. Rollen<br />

Spieldauer: 40 Minuten<br />

Aufführungsrecht: Bezug von 10 Textheften<br />

PERSONEN<br />

VATER<br />

TOCHTER HEIDI, Aschenputtel<br />

TANTE LUISE<br />

FRAU DOROTHEA, Stiefmutter<br />

YVONNE und<br />

CLEMENTINE, deren Töchter<br />

PRINZ JAROMIR<br />

sein HOFMEISTER<br />

HANSWURST, der Hofnarr<br />

VORSPIEL<br />

HANSWURST:<br />

(kommt auf die Bühne und setzt sich schweigend hin,<br />

schaut neugierig in den Zuschauerraum; nach einer<br />

Weile)<br />

Was starrt ihr mich denn so an? Was wollt ihr denn von<br />

mir? Seid ihr überhaupt schon alle da? Wirklich alle? Ihr<br />

lügt! Ich sehe dort hinten einen, der nicht da ist! Was<br />

gafft ihr denn nach hinten? Ich sagte doch, dass er nicht<br />

1


da ist. Also warten wir auf ihn. - Soll ich euch derweil ein Das wirst du gleich hören. Meine Damen und Herren!<br />

Rätsel aufgeben? Ja? Also passt auf: Warum macht der Wir zeigen Ihnen jetzt das ergreifende Spiel vom<br />

Gockelhahn beim Krähen die Augen zu? - Na, wer weiß Aschenputtel. Damit Sie nicht gar zu sehr weinen<br />

es?<br />

müssen, wird Ihnen zwischendurch der Hofnarr Seiner<br />

HOFMEISTER:<br />

Majestät ...<br />

Jokel! Jokel! Wo steckst du denn?<br />

HANSWURST:<br />

HANSWURST:<br />

Hanswurst!<br />

Ich bin beschäftigt!<br />

HOFMEISTER:<br />

HOFMEISTER:<br />

Was erlaubst du dir?<br />

Du?<br />

HANSWURST:<br />

HANSWURST:<br />

So ist nun mal mein Name!<br />

Ja!<br />

HOFMEISTER:<br />

HOFMEISTER:<br />

Ach so, ja. - Am besten fangen wir gleich an. Fort mit<br />

Beschäftigt?<br />

dir! Den verehrten Zuschauern wünsche ich viel<br />

HANSWURST:<br />

Vergnügen! Es geht los im Wohnzimmer der Familie<br />

Ja, sehr beschäftigt!<br />

Gernegroß.<br />

HOFMEISTER:<br />

1. SZENE<br />

Was tust du denn? Ich sehe nichts.<br />

Trauer um die Mutter<br />

HANSWURST:<br />

Du siehst ja nie was! Die Zuschauer wollen ein Rätsel (Wohnzimmereinrichtung, Heidi sitzt am Tisch und<br />

haben.<br />

stickt)<br />

HOFMEISTER:<br />

VATER:<br />

Was ist das für ein Rätsel?<br />

(eintretend)<br />

HANSWURST:<br />

Da bist du ja, mein Mädchen! Was treibst du denn?<br />

Warum macht der Gockelhahn beim Krähen die Augen HEIDI:<br />

zu? Weißt du es?<br />

Ach Vater, ich sticke an einem Taschentuch, weil ich<br />

HOFMEISTER:<br />

dabei an die Mutter denken kann.<br />

Weil - weil - ich weiß es nicht.<br />

VATER:<br />

HANSWURST:<br />

(streichelt ihr übers Haar)<br />

(springt auf)<br />

Sei nicht mehr so traurig. - Ich fahre jetzt in die Stadt,<br />

Ha ha ha! Er weiß es nicht! Soll ich dir's sagen?<br />

wünsche dir doch etwas Schönes, das ich dir mitbringen<br />

HOFMEISTER:<br />

kann!<br />

Ja, bitte!<br />

HEIDI:<br />

HANSWURST:<br />

Vater, ich wünsche mir nur, dass die Mutter wieder da<br />

Warum der Gockelhahn beim Krähen die Augen<br />

wäre!<br />

zumacht?<br />

VATER:<br />

HOFMEISTER:<br />

Aber liebe Heidi, diesen Wunsch kann ich dir doch nicht<br />

Sag es mir augenblicklich!<br />

erfüllen! Die Mutter ist schon ein Jahr tot, das weißt du<br />

HANSWURST:<br />

doch! Soll ich dir nicht ein schönes Kleid mitbringen?<br />

Weil er es auswendig kann!<br />

Oder ein hübsches Armband?<br />

HOFMEISTER:<br />

HEIDI:<br />

Du bist doch ein Hanswurst! Komm jetzt von der Bühne, Ach nein, Vater ... Wenn du mir etwas mitbringen willst,<br />

dass wir anfangen können mit dem Spiel!<br />

dann bring mir einen kleinen Baum mit, den möchte ich<br />

HANSWURST:<br />

der Mutter auf das Grab setzen.<br />

Was für ein Spiel wollt ihr denn spielen?<br />

VATER:<br />

HOFMEISTER:<br />

Wie du willst, mein Kind.<br />

2


(bleibt am Ausgang stehen)<br />

Aber ich werde dir noch etwas mitbringen!<br />

HEIDI:<br />

(mehr höflich als neugierig)<br />

Was denn?<br />

VATER:<br />

Eine neue Mutter!<br />

HEIDI:<br />

(schlägt erschrocken die Hände vors Gesicht)<br />

Eine Stiefmutter!<br />

VATER:<br />

Aber nicht doch! Du kennst sie ja bereits, sie hat uns<br />

schon mehrmals besucht, Frau Dorothea von<br />

Reitzenstein mit ihren zwei Töchtern.<br />

HEIDI:<br />

Ach so, die meinst du. Sie war aber nicht besonders<br />

freundlich zu mir.<br />

VATER:<br />

Warte doch, bis ihr euch besser kennt. Yvonne und<br />

Clementine werden dir zwei liebe Schwestern sein, dann<br />

bist du nicht mehr so allein. Ihr werdet dann zusammen<br />

spielen können und viel Spaß haben. Aber jetzt muss ich<br />

los. Auf Wiedersehen, mein Kind, bis heute Abend. Den<br />

gewünschten Baum bringe ich dir mit, ich werde ihn<br />

nicht vergessen.<br />

HEIDI:<br />

Auf Wiedersehen, Vater.<br />

(Sie stickt an ihrem Tuch weiter, wischt sich eine Träne<br />

ab)<br />

TANTE LUISE:<br />

(tritt ein und streichelt Heidi)<br />

Was möchtest du denn heute zu Mittag essen, Heidi?<br />

Was soll ich bloß für dich kochen, dass du wieder ein<br />

wenig Farbe in die Wangen bekommst?<br />

HEIDI:<br />

(umarmt die Tante)<br />

Ach Tante Luise, ich mag gar nichts essen!<br />

LUISE:<br />

Aber Kindchen, wer wird denn schon wieder weinen!<br />

Weinst dir ja noch die Augen aus! Deine Mutter möchte<br />

dich gewiss lieber lachen sehen.<br />

HEIDI:<br />

Denk dir nur, Tante Luise, jetzt bekomme ich auch noch<br />

eine Stiefmutter!<br />

LUISE:<br />

Was sagst du da?<br />

HEIDI:<br />

Vater will die Frau von Reitzenstein heiraten und sie<br />

heute mitbringen. Und ihre Töchter auch!<br />

LUISE:<br />

Aber - freu dich doch, dass wieder eine Mutter ins Haus<br />

kommt, die sich um dich kümmert.<br />

HEIDI:<br />

Ach, Tante Luise, du kümmerst dich doch gut um mich,<br />

wir brauchen keine andere Mutter.<br />

LUISE:<br />

Aber vielleicht möchte dein Vater auch gerne wieder<br />

eine Frau haben? Sie ist sehr nett - sonst würde sie dein<br />

Vater doch nicht heiraten.<br />

HEIDI:<br />

Meinst du - dass sie auch mich mag?<br />

LUISE:<br />

Ganz sicher! Du wirst sehen, es wird alles wieder gut.<br />

HEIDI:<br />

Dann decken wir doch gleich den Tisch, dass sie sich<br />

freut! Und du könntest vielleicht noch einen Kuchen<br />

backen!<br />

LUISE:<br />

Ja, das mache ich gern!<br />

HEIDI:<br />

Und ich will noch einen Blumenstrauß holen ...<br />

(ab)<br />

LUISE:<br />

Das gute Kind! Hoffen wir das Beste!<br />

(Sie legt eine Tischdecke auf, räumt Heidis Stickerei weg<br />

und stellt eine Vase bereit)<br />

HEIDI:<br />

Schau, Tante Luise, was ich gefunden habe!<br />

LUISE:<br />

Ein schöner Strauß! Stelle ihn dort in die Vase, dass er<br />

frisch bleibt! Ich habe noch in der Küche zu tun.<br />

(ab)<br />

HEIDI:<br />

(ordnet die Blumen in die Vase und holt ihre große<br />

Puppe)<br />

Hör zu, Lilli, wir bekommen jetzt zwei Schwestern!<br />

Freust du dich auch darauf? Vielleicht bringen sie auch<br />

ihre Puppen mit - dann können wir richtig spielen. Sicher<br />

kennen sie viele Spiele, ich werde sie gleich danach<br />

fragen.<br />

Vorhang<br />

2. SZENE<br />

3


Die Stiefmutter<br />

CLEMENTINE:<br />

TANTE LUISE:<br />

(wie Yvonne)<br />

Heidi, ein Auto hat angehalten, ich glaube, dein Vater ist Ach - guten Tag!<br />

schon aus der Stadt zurück.<br />

VATER:<br />

HEIDI:<br />

(begütigend)<br />

Das wäre schön! Hat er - hat er Frau von Reitzenstein Nun, sie sind sich noch fremd, aber sie werden sicher<br />

mitgebracht?<br />

bald gute Freundinnen ... Luise!<br />

LUISE:<br />

LUISE:<br />

Ich glaube schon. Es sind drei Damen ausgestiegen. Ja, bitte?<br />

VATER:<br />

VATER:<br />

(tritt ein)<br />

Dies ist Luise, die Schwester meiner verstorbenen Frau.<br />

Guten Abend, Luise! Guten Abend, Heidi!<br />

Sie kümmerte sich bis jetzt um Heidi und um das Haus.<br />

HEIDI:<br />

DOROTHEA:<br />

Vater!<br />

(sie betrachtend, ohne ihr die Hand zu geben)<br />

(sie läuft ihm entgegen, er fängt sie auf)<br />

Ach wie interessant!<br />

VATER:<br />

VATER:<br />

Guten Abend, mein Schatz! Hier ist der kleine Baum, den Luise, darf ich dir Frau von Reitzenstein vorstellen?<br />

du dir gewünscht hast.<br />

LUISE:<br />

HEIDI:<br />

Herzlich willkommen, Frau von Reitzenstein! Wir freuen<br />

Oh, der ist aber hübsch, danke, Vater! Ich will damit uns, dass ...<br />

gleich zum Grab der Mutter.<br />

DOROTHEA:<br />

VATER:<br />

Schon gut, meine Liebe, schon gut!<br />

Warte doch! Schau zuerst, wen ich mitgebracht habe! VATER:<br />

Bitte, Dorothea, komm herein! Du kennst ja meine Heidi Luise, bringst du Yvonne und Clementine in ihr Zimmer?<br />

schon. Heidi, mein Kind, begrüße deine neue Mutter! Sie bekommen das große Balkonzimmer neben dem von<br />

HEIDI:<br />

Heidi, dann können die Mädchen zusammen bleiben.<br />

(stellt das Bäumchen zur Seite und holt die Blumen, LUISE:<br />

macht vor Frau Dorothea einen Knicks und hält ihr Gerne! Kommt ihr gleich mit?<br />

wortlos, ein wenig scheu, die Blumen hin)<br />

YVONNE:<br />

DOROTHEA:<br />

Ich brauche aber gleich meinen großen Koffer!<br />

So, so, das ist also Heidi.<br />

CLEMENTINE:<br />

(betrachtet sie durch die Brille)<br />

Ja natürlich, ich brauche auch sogleich meinen Koffer!<br />

Ach ja, die Blumen. Stelle sie nur dort in die Vase!<br />

LUISE:<br />

(Heidi bleibt ratlos mit den Blumen in der Hand stehen) Na gut, ich helfe euch tragen.<br />

VATER:<br />

(Sie schleppt beide Koffer, die Mädchen tänzeln<br />

Yvonne und Clementine, - das ist Heidi, eure neue hinterdrein)<br />

Schwester!<br />

HEIDI:<br />

HEIDI:<br />

Vater, darf ich jetzt auf den Friedhof gehen?<br />

(streckt Yvonne die Hand hin)<br />

VATER:<br />

Grüß dich, Yvonne!<br />

Ja, geh nur, mein Kind.<br />

YVONNE:<br />

(Heidi geht im großen Bogen um Dorothea ab mit dem<br />

(hochmütig die Hand übersehend)<br />

Baum)<br />

Ach - guten Tag!<br />

Ja, liebe Dorothea, dies ist nun euer neues Heim. Ich<br />

HEIDI:<br />

hoffe, ihr werdet euch hier bald wohlfühlen.<br />

(will Clementine die Hand geben)<br />

DOROTHEA:<br />

Grüß dich, Clementine!<br />

(nachdem sie den Tisch durch ihre Brille genau geprüft<br />

4


hat)<br />

war ja immer nur das Teuerste gut genug!<br />

Gewiss, gewiss! - Aber - muss das Gerede von deiner CLEMENTINE:<br />

verstorbenen Frau immer sein?<br />

Sprich nicht so schlecht über Papa! Schließlich hat er uns<br />

VATER:<br />

nur verwöhnen wollen, vor allem Mama. Nun ist er tot,<br />

Natürlich nicht! Verzeih mir, ich dachte nicht daran, dass das Gut ist verkauft, und uns geht es hier gut.<br />

es dich kränken könnte.<br />

YVONNE:<br />

DOROTHEA:<br />

Zum Glück hat Mama noch rechtzeitig einen anderen<br />

Kränken? - Es ärgert mich! Ich bin doch jetzt hier die Mann gefunden. Aber nun sitzen wir hier in diesem Kaff<br />

Hausfrau!<br />

-<br />

VATER:<br />

CLEMENTINE:<br />

Selbstverständlich, liebe Dorothea! Darf ich dich jetzt in Reg dich nicht auf, Yvonne! Da hast du was zu lesen!<br />

dein Zimmer führen?<br />

(Sie reicht ihr das Modeheft)<br />

(reicht ihr den Arm, ab)<br />

YVONNE:<br />

Lesen? Das ist mir viel zu anstrengend. Außerdem<br />

Vorhang<br />

bekommt man davon Falten im Gesicht.<br />

ZWISCHENSPIEL<br />

CLEMENTINE:<br />

HANSWURST:<br />

Du, Yvonne, hier steht eine tolle Geschichte! Da hat ein<br />

(stolziert über die Bühne, wie ein Marabu den Kopf Prinz ein bürgerliches Mädchen geheiratet.<br />

ruckweise vorstreckend, ahmt er die Damen nach)<br />

YVONNE:<br />

Ach! Ach! Guten Tag, Fräulein Yvonne! Ach! Ach! Guten Schmarren! Sowas gibt es nur im Märchen!<br />

Tag, Fräulein Clementine! Ich brauche sofort meinen CLEMENTINE:<br />

großen Koffer! Sofort! Sofort! Ach! Ach! Guten Tag, Nein, schau, da sind sogar Bilder dabei!<br />

Frau Dorothea! Ich bin sofort die große Hausfrau!<br />

YVONNE:<br />

Selbstverständlich, Frau Dorothea! Selbstverständlich Und - was nützt uns das? Hier gibt es weit und breit<br />

sofort!<br />

keinen heiratsfähigen Mann, schon gar nicht einen<br />

3. SZENE<br />

Prinzen!<br />

Heidi wird zum Aschenputtel<br />

CLEMENTINE:<br />

Woher willst du das wissen? Warte doch, bis wir einmal<br />

(im Zimmer der Mädchen. Yvonne sitzt vor einem<br />

zu einer Gesellschaft eingeladen werden!<br />

Spiegel und schminkt sich, Clementine blättert in einem YVONNE:<br />

Modeheft)<br />

Was in den Zeitungen steht, brauchst du nicht zu<br />

YVONNE:<br />

glauben. Darauf falle ich nicht herein! Heidi! Heidi!<br />

Clementine, findest du nicht auch, dass es hier<br />

Komm her und kämme mir die Haare!<br />

stinklangweilig ist?<br />

HEIDI:<br />

CLEMENTINE:<br />

(tritt auf)<br />

(gähnt)<br />

Ich komme schon! -<br />

Na ja, schon. Aber wenigstens haben wir ein sicheres (Sie kämmt Yvonne vorsichtig durch das Haar)<br />

Dach über dem Kopf.<br />

Was für schöne Haare du hast!<br />

YVONNE:<br />

YVONNE:<br />

Auf Gut Reitzenstein konnte man Golf spielen oder Lass das Geschwätz! Fasse fester an! Au, du reißt mich<br />

ausreiten -<br />

ja!<br />

CLEMENTINE:<br />

(Sie schlägt nach Heidi)<br />

Ja, solange uns die Pferde noch gehörten!<br />

HEIDI:<br />

YVONNE:<br />

Oh bitte, Entschuldige, das wollte ich nicht!<br />

Zu dumm von unserem Papa, dass er so viele Schulden CLEMENTINE:<br />

gemacht hat. Aber für den Herrn Baron von Reitzenstein Wenn sie zum Kämmen zu dumm ist, soll sie mir die<br />

5


Schuhe putzen! Dort im Kasten sind Bürste und<br />

Schuhcreme, fang an!<br />

(Sie streckt ihr die Füße hin, Heidi holt Bürste und Creme<br />

und fängt an zu putzen)<br />

Pass doch auf, du beschmierst mir ja die Strümpfe!<br />

(Sie tritt nach Heidi und holt zum Schlag aus)<br />

HEIDI:<br />

Aua! Bitte, nicht schlagen! Ich tat es doch nicht<br />

absichtlich!<br />

YVONNE:<br />

Ha, das fehlt noch, dass du uns absichtlich beschmierst!<br />

Es reicht schon, wie dumm du dich anstellst.<br />

HEIDI:<br />

Aber ich habe doch noch nie Schuhe geputzt!<br />

YVONNE:<br />

Dann wird es Zeit, dass du es lernst!<br />

HEIDI:<br />

Als meine Mutter noch lebte ...<br />

YVONNE und CLEMENTINE:<br />

Hör auf mit dem Geschwätz!<br />

CLEMENTINE:<br />

Räum lieber unsere Sachen auf!<br />

HEIDI:<br />

(steht auf und sagt entschieden)<br />

Nein!<br />

YVONNE und CLEMENTINE:<br />

Waaaas hast du gesagt?!<br />

HEIDI:<br />

Nein! Ich bin doch nicht euer Dienstmädchen!<br />

YVONNE:<br />

Nun will sie auch noch frech werden!<br />

CLEMENTINE:<br />

Das werden wir ihr gleich austreiben.<br />

(Sie schlagen zu zweit auf Heidi ein)<br />

HEIDI:<br />

Au! Bitte, hört doch auf! Was habe ich euch denn<br />

getan? Warum seid ihr so hässlich zu mir? Ich bin doch<br />

jetzt eure Schwester!<br />

YVONNE und CLEMENTINE:<br />

Duuu? Unsere Schwester? Hahahahaha!<br />

YVONNE:<br />

Du kannst froh sein, dass du unsere Sachen aufräumen<br />

darfst!<br />

DOROTHEA:<br />

(eintretend)<br />

Was geht hier vor? Was soll der Streit?<br />

YVONNE:<br />

(mit dem Finger auf Heidi losfahrend)<br />

Sie hat mich an den Haaren gerissen!<br />

CLEMENTINE:<br />

(zeigt ebenfalls auf Heidi)<br />

Sie hat mich mit Schuhcreme beschmiert!<br />

DOROTHEA:<br />

Zeige deine Hände her! - Pfui, wie schmutzig du bist!<br />

Nicht einmal die Hände gewaschen!<br />

HEIDI:<br />

Das ist doch Schuhcreme ...<br />

DOROTHEA:<br />

Meine armen Kinder! Wie konntet ihr nur diesen<br />

Schmutzfink in euer Zimmer lassen!<br />

YVONNE:<br />

Sie hat ein viel schöneres Zimmer für sich allein, das ist<br />

sowieso ungerecht.<br />

CLEMENTINE:<br />

Es ist eine Schande, dass wir zu zweit nur dieses eine<br />

Zimmer bewohnen sollen. Auf Gut Reitzenstein hatten<br />

wir sogar ein eigenes Badezimmer.<br />

YVONNE:<br />

Und das Dienstmädchen hat jeden Tag unsere Zimmer<br />

aufgeräumt. Aber die alte Tante hier denkt doch gar<br />

nicht daran!<br />

HEIDI:<br />

Tante Luise hat sehr viel Arbeit in der Küche.<br />

DOROTHEA:<br />

In der Küche? Das trifft sich gut! Dann geh zu ihr in die<br />

Küche und bleibe dort. In der Abstellkammer neben der<br />

Küche kannst du wohnen. Dein Zimmer hier oben<br />

bekommt Yvonne. Das werde ich deinem Vater schon<br />

beibringen. Und denke ja nicht daran, dich bei ihm zu<br />

beschweren, sonst knallt's!<br />

(entsprechende Geste)<br />

HEIDI:<br />

Ich soll in der alten Abstellkammer wohnen? Aber - da<br />

ist doch gar kein Bett!<br />

DOROTHEA:<br />

Man wird eins hineinstellen. Neben der Küche ist es<br />

warm. Es wird gut genug für dich sein.<br />

HEIDI:<br />

Aber - wo soll ich meine Kleider aufhängen?<br />

DOROTHEA:<br />

Deine Kleider? Die lässt du natürlich hier. In der Küche<br />

brauchst du keine schönen Kleider. Du bekommst eine<br />

6


Schürze - und damit basta!<br />

HEIDI:<br />

Aber -<br />

DOROTHEA:<br />

Kein Aber! Fort mit dir, in die Küche!<br />

YVONNE und CLEMENTINE:<br />

Raus jetzt, in die Küche!<br />

(schubsen sie lachend hinaus)<br />

YVONNE:<br />

Endlich einmal etwas Abwechslung in diesem öden<br />

Einerlei!<br />

Vorhang<br />

4. SZENE<br />

Einladung zum Ball<br />

(Auf der leeren Vorbühne bzw. bei abgedunkelter<br />

Kulisse. Der Hofmeister des Königs stolziert auf die<br />

Bühne, in der Hand ein zusammengerolltes Plakat. Der<br />

Hanswurst hinter ihm macht seinen Gang nach. Mitten<br />

auf der Bühne bleibt der Hofmeister plötzlich stehen, der<br />

Hanswurst läuft auf)<br />

HANSWURST:<br />

Öha!<br />

HOFMEISTER:<br />

Wenn du mich schon anrempelst, kannst du dich nicht<br />

wenigstens entschuldigen?<br />

HANSWURST:<br />

Hab ja eben "öha" gesagt!<br />

HOFMEISTER:<br />

(rollt sein Plakat auf und liest den Zuschauern vor)<br />

Im Namen Seiner Majestät, König Kasimir des 15., wird<br />

dem Volk kund und zu wissen gegeben:<br />

Bekanntmachung!<br />

Weil Seiner Majestät Sohn, Prinz Jaromir, in das Alter<br />

gekommen ist, da er heiraten soll, wird heute Abend im<br />

Schloss ein großer Ball veranstaltet.<br />

HANSWURST:<br />

(guckt dem Hofmeister über die Schulter und liest die<br />

letzten zwei Worte laut nach)<br />

... Ball verunstaltet ...<br />

HOFMEISTER:<br />

(ärgerlich)<br />

Was fällt dir ein!<br />

HANSWURST:<br />

Mir? Dem Herrn König ist doch was eingefallen! Komm,<br />

lesen wir weiter!<br />

HOFMEISTER:<br />

Scher dich weg!<br />

HANSWURST:<br />

(kreuzt die Beine und springt dabei in die Luft, schüttelt<br />

den Kopf, legt sich dann auf den Rücken, kreuzt wieder<br />

die Beine)<br />

HOFMEISTER:<br />

(der ihm staunend zuschaut)<br />

Was treibst du denn da?<br />

HANSWURST:<br />

Ich versuche, mich wegzuscheren, aber es geht nicht.<br />

HOFMEISTER:<br />

Verschwinde, oder ich lasse dich einsperren!<br />

HANSWURST:<br />

Geh ja schon!<br />

(geht kopfschüttelnd in die Bühnenecke und setzt sich<br />

hin)<br />

HOFMEISTER:<br />

(schaut wieder in sein Plakat und liest weiter)<br />

... ein großer Ball verunstaltet - äh - veranstaltet. Dazu<br />

sind alle Mädchen, welche jung, schön und gescheit<br />

sind, eingeladen. Prinz Jaromir wird sich auf dem Ball<br />

seine Braut auswählen.<br />

Kund und zu wissen gegeben von König Kasimir dem 15.<br />

(rollt sein Plakat zusammen und redet mit den<br />

Zuschauern)<br />

Also, Leute, ihr habt es gehört! Holt eure Töchter aus<br />

dem Schrank - ich meine natürlich: eure Kleider aus dem<br />

Schrank und bringt sie frischgewaschen in das<br />

königliche Schloss - die Töchter natürlich!<br />

HANSWURST:<br />

(kräht aus seiner Ecke)<br />

Nicht nur sauber, sondern rein sollen eure Töchter sein!<br />

HOFMEISTER:<br />

Bist du noch immer da! Verschwinde, oder ich lasse dich<br />

köpfen!<br />

HANSWURST:<br />

Ohne Kopf kann ich aber nicht zum Hofball kommen!<br />

HOFMEISTER:<br />

Dort lass du dich nur ja nicht blicken!<br />

(beide ab)<br />

5. SZENE<br />

Wir gehen auf den Ball!<br />

(Im Zimmer der Mädchen; Dorothea blättert im Mode-<br />

Journal, Clementine lümmelt herum und nascht<br />

Kartoffelchips; Yvonne probiert vor dem Spiegel Kleider)<br />

7

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