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Heckler & Koch, Sig Sauer und die NRA - Deutsche Schützenhilfe für d...<br />

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/2.220/heckler-koch-sig-sauer-u...<br />

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Wirtschaft<br />

5. Dezember 2013 09:46 Heckler & Koch, Sig Sauer und die NRA<br />

Deutsche Schützenhilfe für die<br />

US-Waffenlobby<br />

Von Jannis Brühl, New York<br />

Geld, Sturmgewehre und Lobbyisten: In den USA sterben mehr Menschen<br />

durch private Schusswaffen als in Amerikas Kriegen. Auf dem lukrativen<br />

US-Markt mischen deutsche Hersteller wie Heckler & Koch oder Walther mit.<br />

Die Unternehmen, denen sie gehören, finanzieren die mächtige<br />

US-Waffenlobby mit.<br />

Gib einem Mann eine Waffe, und er denkt, er sei Superman. Gib ihm zwei, und er<br />

denkt, er sei Gott. Diese Zeilen aus Hard-Boiled, dem Hongkong-Filmklassiker,<br />

werden am 16. April 2007 im amerikanischen Blacksburg schreckliche Realität. Auf<br />

dem Campus der Universität Virginia Tech hält Seung-Hui Cho eine Pistole in jeder<br />

Hand und entscheidet über Leben und Tod. Wieder und wieder, bis 32 Menschen tot<br />

sind und er sich selbst in den Kopf schießt. Es ist der blutigste Amoklauf in<br />

Amerikas Geschichte (Untersuchungsbericht als PDF). Neben der Leiche des<br />

23-jährigen Cho finden Polizisten die zwei Pistolen. Eine kommt aus Deutschland:<br />

eine Walther P22, die der Hersteller auf seiner US-Webseite als "stylische<br />

Fun-Waffe" anpreist.<br />

Der Waffenbauer Carl Walther aus Ulm gehört der westfälischen PW Group, deren<br />

US-Tochter Zehntausende Dollar an die National Rifle Association (NRA) gespendet<br />

hat - jene Lobbygruppe, die hauptverantwortlich ist für die schwachen<br />

Waffengesetze in den USA. Ohne diese Gesetze wäre der psychisch kranke Cho<br />

wohl nicht legal an seine Pistole gekommen. Ob Produzenten halbautomatischer<br />

Waffen - Walther, Heckler & Koch, Sig Sauer - oder Hersteller von Jagdgewehren<br />

wie Blaser: Deutsche Firmen sind Teil des Netzes aus Geld, Waffen und Lobby-<br />

Anwälten, das in den USA strengere Gesetze blockiert. Die Eigentümer der<br />

Mittelständler aus dem Allgäu und der Schwäbischen Alb rüsten deutsche Polizisten<br />

und Soldaten aus. Von ihren US-Tochterfirmen sind Hunderttausende Euro und<br />

Sachspenden an Lobbygruppen wie die NRA oder die National Shooting Sports<br />

Foundation (NSSF) geflossen. Die SZ hat die Spuren dieser Allianz nachgezeichnet.<br />

Die Lobby betreibt einen Kulturkampf, heizt die Gefühle von Waffenbesitzern mit<br />

überdrehter Rhetorik an. Angeführt wird sie von NRA-Chef Wayne LaPierre, der<br />

behauptet, Beschränkungen beim Besitz seien der erste Schritt zu einem Holocaust.<br />

Scharfmacher in rechten Medien unterstellen Waffengegnern regelmäßig geistige<br />

Nähe zu Nazis. Einflussnahme auf Politiker gehört überall zum Geschäft, in dieser<br />

Branche hat sie tödliche Folgen. Sie ist dafür verantwortlich, dass auch Vorbestrafte


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und nachweislich Verwirrte bei Privatkäufen ohne Überprüfung an Waffen kommen,<br />

die meisten Bürger problemlos Sturmgewehre kaufen können und Hersteller<br />

Immunität gegen Klagen genießen. Seit 1968 sind innerhalb des Landes mehr als<br />

eine Million Amerikaner durch Schusswaffen gestorben - mehr als in allen Kriegen<br />

Amerikas zusammen (eine dramatische Visualisierung findet sich hier).<br />

"German engineering" - das gilt in den USA nicht nur als Gütesiegel für Autos. "Ich<br />

bin süchtig nach Uhren, nach Heckler, nach Koch", verherrlicht Rapper Jay-Z die<br />

Firma aus Oberndorf am Neckar. Die Amerikaner mögen Waffen aus dem Land der<br />

Ingenieure. Auch auf der Waffenmesse in Saratoga Springs. Hier treffen sich ältere<br />

Männer und verkaufen anderen älteren Männern Flinten, Honig von der eigenen<br />

Farm und SS-Uniformen mit Totenkopfaufnäher. Deutsche Waffen genießen in der<br />

Mehrzweckhalle nördlich von New York einen guten Ruf. Dan Fangboner trägt eine<br />

Tarn-Hose, schwere Stiefel und sagt: "Die deutschen Waffen haben einfach den Ruf,<br />

dass bei ihnen alles stimmt." An dieser Leidenschaft verdienen Firmen, denen in der<br />

Heimat deutsche Gesetze zivile Verkäufe erschweren. Dagegen garantiert der<br />

zweite Verfassungszusatz Amerikanern Waffenbesitz - und Firmen Umsatz auf dem<br />

größten Waffenmarkt der Welt. Allein von 2010 bis 2012 wurden Zahlen der<br />

Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen zufolge mehr als eine Million<br />

Schusswaffen aus Deutschland in die USA importiert. 454 Tonnen Revolver und<br />

Pistolen verschifften deutsche Firmen Daten der UN zufolge 2012 nach Amerika.<br />

Es war ein PR-Coup, wie ihn sich eine Firma nur wünschen kann: Als ein Navy Seal<br />

in Pakistan Osama bin Laden erschoss, tanzten Amerikaner auf den Straßen. Bald<br />

wurden Gerüchte laut, der Al-Qaida-Chef sei mit deutscher Technik umgebracht<br />

worden: dem Heckler-&-Koch (H&K)-Sturmgewehr 416. Das dürfte dem Geschäft in<br />

den USA nicht geschadet haben. Schließlich verkauft das Unternehmen an Zivilisten<br />

leicht entschärfte Versionen der Armeewaffe, das MR556 und das MR762<br />

(unverbindliche Preisempfehlung: 3995 Dollar). In Deutschland können diese laut<br />

BKA nur Jäger und Sportschützen kaufen - unter strengen Auflagen.<br />

H&K Defense produziert für das Militär, H&K USA kümmert sich um den zivilen<br />

Markt. Sie gehören zu 100 Prozent dem deutschen Konzern. In einem Dokument,<br />

mit dem H&K 2011 Kreditgeber gewinnen wollte, gab es den zivilen US-Umsatz<br />

2010 mit 14,9 Millionen Euro an - 20-mal so viel wie auf dem stark regulierten<br />

deutschen Markt. In deutschen Mitteilungen betont das Unternehmen seine enge<br />

Zusammenarbeit mit Regierungen: "Heckler & Koch versteht sich als Teil der<br />

Sicherheitsinfrastruktur der westlichen Welt." Als Ziele nennt die Firma: "Freiheit,<br />

Friedenssicherung und Aufrechterhaltung ziviler Sicherheit". In den USA klingt das<br />

Marketing anders. In einem offiziellen Facebook-Post von 2012 macht die<br />

PR-Abteilung klar, wo H&K in der Waffendebatte steht: "Heckler & Koch ist schon<br />

lange auf dem US-Zivilmarkt präsent und glühender und leidenschaftlicher<br />

Verfechter des Zweiten Verfassungszusatzes sowie des zivilen<br />

amerikanischen Schützen."<br />

"Cash oder in Produkten"


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Seit 2009 ist H&K wahlberechtigtes Mitglied der NSSF. Der Branchenverband der<br />

Schusswaffenhersteller tritt im Ton gemäßigter auf als die NRA, bekämpft aber<br />

dieselben Gesetze und gibt dafür Millionen aus. Anhand der Tabelle für<br />

Mitgliedsbeiträge (PDF) lässt sich schätzen, wie viel H&K seit 2009 an die NSSF<br />

überwiesen haben dürfte, Beiträge orientieren sich am Umsatz. Ausgehend davon<br />

dürften es in der konservativsten Schätzung der SZ mehrere zehntausend Dollar<br />

sein. H&K nahm auf Anfragen keine Stellung zum Thema und verwies auf<br />

Zeitgründe: "Der Jahresausklang ist extrem hektisch." Die NRA wird von H&K mit<br />

Geschenken unterstützt: Das Unternehmen sponserte Schießwettbewerbe der<br />

Gruppe, einen für Polizisten und den NRA Bianchi Cup für Sportschützen. Für den<br />

stellte das Unternehmen allein 2011 laut offizieller Broschüre 4999 Dollar "cash oder<br />

in Produkten" zur Verfügung.<br />

Noch näher sind der NRA offenbar Firmen der L&O Holding. Ihr gehört der Gewehrund<br />

Pistolenhersteller Sig Sauer USA, Pendant zur deutsch-schweizerischen Sig<br />

Sauer. Beide sind Teil des Holding-Geflechts, das die Deutschen Michael Lüke und<br />

Thomas Ortmeier vom westfälischen Emsdetten aus lenken. 2011 machte Sig Sauer<br />

USA 12,7 Millionen Dollar Gewinn. Neben Zivilisten stattet das Unternehmen<br />

Armee, Navy und Geheimdienst aus. L&O war gut zur NRA: Sig Sauer USA<br />

überwies ihr zwischen 25.000 und 49.999 Dollar möglicherweise mehr. Das geht<br />

aus internen NRA-Unterlagen hervor, die dem Violence Policy Center in die Hände<br />

fielen, das sich für härtere Waffengesetze einsetzt. Der Jagdwaffenbauer Blaser<br />

USA, der ebenfalls L&O gehört, überwies gleich zwischen 250.000 und 499.999<br />

Dollar. 2011 schenkte er der NRA 100 Jagdgewehre, Typ R93. Sie kamen einem<br />

Programm zugute, in dem die Organisation unter anderem Schießtraining speziell<br />

für Frauen und Kinder anbietet. Auch Sig Sauer USA ist NSSF-Mitglied. Aus der<br />

L&O heißt es dazu nur: "Seitens der Holding möchten wir keine Stellung zu den<br />

Fragen beziehen." Eine Assistentin verweist auf die US-Tochter. Die reagiert nicht<br />

auf Anfragen.<br />

H&K pflegte auch zu mindestens einem Abgeordneten aus der Region gute<br />

Kontakte. Als die Firma 2003 den Grundstein für ihr Werk in Georgia legte, sprach<br />

der republikanische Senator Saxby Chambliss bei der Zeremonie. Den Flug zurück<br />

nach Washington zahlte H&K, Senatsunterlagen zufolge 801 Dollar. Chambliss<br />

gehört zu den Lieblingen der NRA, sie hat ihm die Bestnote "A+" verliehen. Seit<br />

1998 hat sie ihn mit mehr als 42.000 Dollar unterstützt. Die Abgeordneten retteten<br />

den Firmen schon einmal ihr Geschäft.<br />

"Wie läuft der Krieg?"<br />

Die Waffenschrauber wollten von Rodd Walton Geschichten von der Front hören, an<br />

der er ihre Arbeitsplätze verteidigte. 2005 sagte der Chefjustitiar von Sig Sauer USA<br />

in einer Kongressanhörung: "Wenn ich durch die Fabrik lief, fragten mich<br />

Angestellte: 'Wie läuft der Krieg?' Sie meinten nicht den Irakkrieg." Es ging um<br />

Dutzende Klagen, mit denen von Gewalt geplagte Städte wie New Orleans die<br />

Hersteller seit einem Jahrzehnt überzogen. Für die Morde auf ihren Straßen wollten<br />

sie die Industrie haftbar machen. Vorbild waren erfolgreiche Klagen gegen


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Tabakfirmen, an denen diese fast zugrunde gingen. Zu den Beklagten zählten auch<br />

immer wieder: Sigarms (so hieß Sig Sauer früher), H&K, Walther. Die NRA musste<br />

sich kümmern.<br />

Ihr Engagement und Waltons Aussage vor den Abgeordneten führten dazu, dass<br />

der Kongress ein Gesetz erließ, das Waffenhersteller pauschal vor diesen Klagen<br />

schützte. Präsident George W. Bush unterzeichnete es am 26. Oktober 2005. Mit<br />

einem Federstrich waren die Firmen juristisch immunisiert. Der Protection of Lawful<br />

Commerce in Arms Act war der größte gemeinsame Erfolg von Unternehmen und<br />

NRA. Er festigte ihr Bündnis. Denn die NRA hat längst einen doppelten Charakter<br />

angenommen. Sie gibt vor, nur Interessen privater Waffenbesitzer zu verteidigen.<br />

Tatsächlich ist sie immer mehr zum politischen Helfer der Hersteller geworden.<br />

Die NRA ist aber keineswegs von der Industrie abhängig, sondern umgekehrt.<br />

Smith & Wesson bekam das im Jahr 2000 zu spüren. Damals scherte sie aus der<br />

geschlossenen Front der Firmen aus und kam der Regierung von Bill Clinton<br />

entgegen. Sie wollte unter anderem Magazingrößen beschränken. Die NRA rief zum<br />

Boykott der Firma auf, Waffenfans folgten ihr, und Smith & Wesson ging fast pleite.<br />

Bald schwenkte die Firma wieder auf Lobby-Linie ein.<br />

Wie sehr das Immunitätsgesetz von 2005 den Unternehmen nützt, zeigt die<br />

Firmengeschichte von Heckler. Ohne NRA und ihre Verbündeten im Kongress hätte<br />

das Unternehmen gar keine zivile US-Sparte mehr. Denn die Klagen der<br />

Bürgermeister verschreckten die Manager. Wegen möglicher<br />

Schadenersatzzahlungen wurde H&K dem Rüstungskonzern BAE 2002 zu heiß.<br />

Nach 12 Jahren wollten die Briten die Firma loswerden. Investoren um den<br />

Deutschen Andreas Heeschen schlugen zu. Auch die neuen Besitzer trieb die<br />

Furcht vor Klagen um. Sie änderten die Unternehmensstruktur. 2003 trennte die<br />

Gruppe das amerikanische Zivilwaffengeschäft vom militärischen Teil. Der Grund<br />

steht im Geschäftsbericht: "Minderung des Haftungsrisikos aus Zivilklagen in den<br />

USA." Nachdem die NRA das Immunitätsgesetz durchgedrückt hatte, traute sich<br />

Heeschen wieder, das Unternehmen zusammenzusetzen: "Seither sind in den USA<br />

neue Gesetze erlassen worden, welche die Haftungswahrscheinlichkeit reduzieren,<br />

wodurch der Hauptgrund der Trennung entfallen ist."<br />

Die US-Ableger der Deutschen betreiben auch direkt im Zentrum der Macht<br />

Lobbyarbeit. Seit 2004 sind für Sig Sauer USA Ausgaben in Höhe von mehr als<br />

einer Million Dollar im Register des Kongresses vermerkt. Als Themen nannten die<br />

Lobbyisten neben Regierungsaufträgen explizit den Kampf gegen den Assault<br />

Weapons Ban. Das Lieblingsprojekt der Waffengegner sollte den Verkauf<br />

halbautomatischer Sturmgewehre verbieten. Die feuern und feuern: jeder<br />

Fingerabzug eine Kugel, ohne Pause, um wieder schussbereit zu werden. Mit ihnen<br />

können Täter während Schulmassakern oder Gang-Schießereien in wenigen<br />

Minuten Dutzende Menschen töten. Das Gesetz war 2004 ausgelaufen. Nachdem<br />

der 20-Jährige Adam Lanza vor einem Jahr an einer Grundschule in Newtown 20<br />

Kinder und sechs Erwachsene erschoss (er trug auch eine Pistole von Sig Sauer bei


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sich), versuchten Demokraten, es neu aufzulegen. Auf ihrer schwarzen Liste<br />

standen auch fünf Sig-Gewehre, halbautomatische Versionen von Armeewaffen für<br />

den Zivilmarkt und Modelle von H&K. Eine Senatsmehrheit lehnte den Entwurf ab.<br />

NRA und NSSF hatten mehr als zwei Millionen Dollar in den Kampf gegen neue<br />

Waffengesetze gesteckt.<br />

Nach dem Massenmord in einem Kino in Colorado schrieb Kolumnist Charles Lane<br />

2012 in der Washington Post: "Die amerikanische Waffenkultur existiert in Symbiose<br />

mit Europas eigener Kultur der Präzisionsfertigung. Für amerikanische Waffen-<br />

Junkies ist Deutschland die Nummer zwei der europäischen Dealer." Nur aus<br />

Österreich importieren die USA mehr Schusswaffen, hauptsächlich Pistolen der<br />

Firma Glock. Kommende Woche reist eine Gruppe amerikanischer<br />

Friedensaktivisten nach Europa. Sie wollen den Verantwortlichen von Glock und Sig<br />

Sauer ins Gewissen reden, "Waffenrechts-Extremisten" nicht mehr zu unterstützen.<br />

Die Firma Carl Walther baut seit mehr als hundert Jahren Pistolen. Heute gehört sie<br />

der PW Group aus dem Sauerland. Vier Fünftel des Umsatzes macht Walther im<br />

Ausland, Amerika wird immer wichtiger. So wichtig, dass die Firma vergangenes<br />

Jahr eine eigene Tochter in Arkansas gründete. Vorher wurden ihre Waffen in den<br />

USA von Smith & Wesson importiert oder in Lizenz gebaut. Walther unterstützte die<br />

NRA in mindestens einem Fall mit einer Sachspende. Für die Jahresversammlung<br />

im Frühjahr in Houston schenkte Walther der Organisation eine Waffe. Unter der<br />

Auktionsnummer 124 wurde die Pistole, Model PPS, versteigert. Auch H&K<br />

spendete eine Waffe. Die Erlöse finanzieren das Institute for Legislative Action mit,<br />

den wichtigsten Wahlkampfarm der NRA. Er gab 2012 fast 4,6 Millionen Dollar für<br />

Stimmungsmache gegen demokratische Kandidaten aus. Republikaner unterstützte<br />

er mit 2,7 Millionen.<br />

Geld von der PW Group an die NRA floss direkt von Umarex USA, Schwester der<br />

deutschen Sportwaffenfirma Umarex, die ebenfalls PW gehört. Umarex spendete<br />

den NRA-Unterlagen zufolge zwischen 25.000 und 49.999 Dollar an die Lobby. Bis<br />

zu diesem Sommer warb ein Button auf der Umarex-USA-Homepage: "Werden Sie<br />

NRA-Mitglied!" Dass die PW Group eine notorische Lobbygruppe bezahlt hat, soll<br />

die Öffentlichkeit nichts angehen. Ein PW-Sprecher schreibt per E-Mail: "Sorry, die<br />

Geschäftsleitung möchte der Süddeutschen auf diese Fragen generell keine<br />

Antworten geben." Sie beträfen "fast ausschließlich firmeninterne Finanzauskünfte".<br />

Auf der Messe in Saratoga Springs steht Dan Fangboner vor einem Tisch voller<br />

Gewehre und schwärmt von Deutschland. Er tippt auf sein nacktes Handgelenk und<br />

sagt: "Walther, Heckler & Koch: Das sind Namen wie Rolex." Neben ihm baut die<br />

National Rifle Association ihren Stand auf.<br />

URL: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/heckler-koch-sig-sauer-und-die-nra-deutscheschuetzenhilfe-fuer-die-us-waffenlobby-1.1835902<br />

Copyright: Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH<br />

Quelle: SZ vom 05.12.2013/jab<br />

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